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    Deutscher Bundestag 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Krammig und von Eckardt . . . . 9693 A Die Abg. Blachstein und Stingl legen ihr Mandat nieder , . 9693 A Abg. Dr. Arndt (Hamburg) tritt in den Bundestag ein 9693 A Überweisung des Jahresberichts 1967 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages an den Verteidigungsausschuß 9693 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an die zuständigen Ausschüsse 9693 B Amtliche Mitteilungen 9693 C Fragestunde (Drucksache V/3012) Frage des Abg. Moersch: Sonderbriefmarke „Bauhaus" Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 9725 D Moersch (FDP) 9726 A Frage des Abg. Strohmayr: Architektenwettbewerb für den deutschen Ausstellungspavillon in Osaka 1970 Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9726 B Strohmayr (SPD) . . . . . . . 9726 D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 9727 A Frage des Abg. Weigl: Schleuderpreisangebote von Betrieben der Bauwirtschaft Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9727 B Frage des Abg. Borm: Rückgang des innerdeutschen Handels Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9727 C Dorn (FDP) 9727 D Fragen des Abg. Ziegler: Kartellrechtliche Untersuchung des Wirtschaftszweiges Margarine in der Europäischen Gemeinschaft — Verbraucherpreise — Preisbildung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9728 A Ziegler (CDU/CSU) 9728 C Fragen des Abg. Junghans: Strukturprogramme für Ruhr, Saar und Zonenrandgebiete Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 9728 D Junghans (SPD) 9728 D Porsch (FDP) 9728 D Weigl (CDU/CSU) . . . . . . 9729 A Strohmayr (SPD) 9730 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Fragen des Abg. Strohmayr: Weltausstellungen als Forum zur Werbung für die Bundesrepublik Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9731 A Strohmayr (SPD) . . . . . . 9731 A Jung (FDP) 9731 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 9731 C Dorn (FDP) 9731 D Frage des Abg. Ollesch: Bau von Steinkohlekraftwerken und Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 A Ramms (FDP) 9732 B Frage des Abg. Ollesch: Kohlestrom aus Großkraftwerken preiswerter als Atomstrom? Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9732 B Fragen des Abg. Weiland: Folgen der geplanten Änderung der Kundensatzverordnung für den Spediteursammelgutverkehr Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 C Weiland (CDU/CSU) 9732 D Ramms (FDP) 9733 B Frage des Abg. Moersch: Meinung des stellv. Sprechers der Bundesregierung über die Zusammenarbeit Bund-Länder und den Bedeutungsverlust des Bundestages Diehl, Staatssekretär . . . . . . 9733 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 9733 D Frage des Abg. Dorn: Aufenthalt "des französischen Staatspräsidenten de Gaulle in Baden-Baden Diehl, Staatssekretär 9734 B Dorn (FDP) 9734 B Moersch (FDP) 9734 C Frage des Abg. Jung: Situation der freischaffenden Architekten Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär . 9735 A Frage des Abg. Jung: Wunsch der Architekten und Ingenieure nach einem zentralen Gesprächspartner — Frage einer Umorganisation des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 9735 B Dorn (FDP) 9735 C Fragen des Abg. Walter: Niederländische Ausfuhrerstattung für Schlachtgeflügel Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9736 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 9736 B Dr. Ritz (CDU/CSU) 9736 D Reichmann (FDP) . . . . . . 9737 A Fragen des Abg. Dr. Stammberger: Erstattung einzeln nachgewiesener Kfz-Kosten des Arbeitnehmers . . . 9737 B Frage des Abg. Rollmann: Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission für eine Harmonisierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über Freizonen . . . . . . . 9737 B Frage des Abg. Dröscher: Nachteilige Wirkung der Mehrwertsteuer für Gebrauchtwagen auch auf den Fiskus Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 9737 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 9737 D Ott (CDU/CSU) 9738 A Müller (Worms) (SPD) 9738 C Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/3019) — Erste Beratung — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abg. Burgemeister, Gewandt, Illerhaus Lampersbach, Müller (Berlin) u. Gen. betr. Lage und Erwartungen der Berliner Wirtschaft (Drucksache V/2970) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 9694 C Franke (Hannover) (SPD) . . . . 9696 A Borm (FDP) 9696 D Schütz, Regierender Bürgermeister von Berlin 9698 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 III Burgemeister (CDU/CSU) . . . . 9701 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 9701 D, 9702 B Rasner (CDU/CSU) . . . . . . . 9702 A Große Anfrage der Abg. Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik (Drucksachen V/2978, V/3016) Brandt, Bundesminister . 9702 C, 9764 C Dr. Gradl (CDU/CSU) 9706 B Dr. Eppler (SPD) . . . . . . 9709 A Mischnick (FDP) . . . . 9713 B, 9749 C Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 9718 D Genscher (FDP) 9720 C Wehner, Bundesminister 9738 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 9744 C Mattick (SPD) 9750 B Dr. Jaeger, Vizepräsident . 9753 D Petersen (CDU/CSU) 9753 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 9755 B, 9766 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 9757 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 9758 D Freiherr von Gemmingen (FDP) . . 9761 A Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . . 9761 D Prinz von Bayern (CDU/CSU) . . 9763 A Majonica (CDU/CSU) 9767 A Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Richterwahlausschusses (Drucksache V/884) ; Schriftlicher Bericht des Vorstandes des Deutschen Bundestages (Drucksache V/2926) — Zweite und dritte Beratung — . . . 9767 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zolltarifgesetzes (Drucksache V/2923) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 19. Mai 1967 mit der Republik Ghana über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2924) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gasöl-Verwendungsgesetzes — Landwirtschaft (FDP) (Drucksache V/2814) — Erste Beratung — 9767 D Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, II. Teil — Finanzänderungsgesetz 1967 (Umdruck 330, Drucksache V/2903) . . 9767 D Nächste Sitzung 9768 Berichtigungen 9768 Anlagen 9769 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9693 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 174. Sitzung, Seite 9367 C, Zeile 6 statt wollte: mußte 178. Sitzung, Seite 9603 D, Zeile 7 statt bedenklich: unbedenklich Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Abelein 21. 6. Dr. Achenbach * 20. 6. Adorno 20. 6. Dr. Aigner * 20. 6. Frau Albertz 21. 6. Dr. Apel * 21.6. Arendt (Wattenscheid) * 20.6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 21. 6. Dr. Artzinger * 21. 6. Bading * 20. 6. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 20.6. Bauer (Würzburg) ** 20. 6. Behrendt * 20.6. Bergmann * 20. 6. Dr. Burgbacher * 20.6. Corterier * 21. 6. Deringer * 21. 6. Dichgans * 20. 6. Diekmann 21. 6. Dr. Dittrich * 21. 6. Dröscher * 20. 6. Frau Dr. Elsner * 21. 6. Faller * 20. 6. Fellermaier * 20. 6. Dr. Frey 30. 6. Frieler 21.6. Dr. Furler * 20. 6. Frau Geisendörfer 21.6. Geldner 20. 6. Gerlach * 20. 6. Gscheidle 21. 6. Haar (Stuttgart) 21. 6. Haase (Kellinghusen) 21. 6. Hahn (Bielefeld) * 20. 6. Hamacher 1. 7. Frau Dr. Hubert 1. 7. Illerhaus * 20. 6. Dr. Imle 20. 6. Kiep 22. 6. Klinker * 20. 6. Kriedemann * 21. 6. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20. 6. Kulawig * 21. 6. Kunze 1. 7. Kurlbaum 21. 6. Frau Kurlbaum-Beyer 22. 6. Lautenschlager * 21. 6. Lenz (Brühl) * 20. 6. Dr. Lindenberg 21. 6. Dr. Löhr * 20. 6. Lücker (München) * 20. 6. Mauk * 20. 6. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Westeuropäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Memmel * 20. 6. Metzger * 20. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 20. 6. Dr. Müller-Hermann 21. 6. Riedel (Frankfurt) * 20. 6. Rösing 21.6. Dr. Rutschke ** 20. 6. Springorum* 20. 6. Dr. Starke (Franken) * 20. 6. Dr. Stecker 21.6. Steinhoff 1. 7. Stooß 21.6. Unertl 22. 6. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell** 21. 6. Dr. Wahl ** 20. 6. Welke 21.6. Wienand 20. 6. Dr. Zimmermann 22. 6. b) Urlaubsanträge Frau Kleinert 28. 6. Koenen (Lippstadt) 30. 6. Dr. Sinn 30. 6. Anlage 2 Umdruck 496 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und der Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik - Drucksachen V/2978, V/3016 - Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Friedenspolitik der Bundesregierung ist undenkbar ohne die Unterstützung durch Freunde und Verbündete. Daher fordert der Bundestag die Bundesregierung auf, sich weiterhin um die Festigung der westlichen Zusammenschlüsse auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zu bemühen. 2. Der Bundestag billigt die von der Bundesregierung auf der Grundlage ihrer Regierungserklärung vom 13. Dezember 1966 geführte Politik des Friedens und damit auch der Verständigung mit allen Mitgliedern des Warschauer Paktes. 3. Eine europäische Friedensordnung ist nur zu erreichen, wenn alle Beteiligten bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. Der Bundestag bedauert daher, daß die Friedenspolitik der Bundesregierung in einigen Hauptstädten Mittel- und Osteuropas nach wie vor mißverstanden, verzerrt dargestellt oder durch provokatorische Gegenmaßnahmen gestört wird. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich dadurch nicht beirren zu lassen. Bonn, den 19. Juni 1968 Dr. Barzel und Fraktion Schmidt (Hamburg) und Fraktion 9770 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung der Abgeordneten Frau Dr. Wolf (CDU/CSU) zu Punkt 3 der Tagesordnung. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Frage, ob die Entwicklungshilfe fortgeführt oder sogar erweitert werden muß, erkennen lassen, daß sie der Entwicklungshilfe eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft zuerkennt und ihr damit auch einen Vorrang in bezug auf finanzielle Fragen zuweist. Zur Begründung hat sie darauf hingewiesen, daß die Entwicklungshilfe ein Beitrag zur Sicherung des Weltfriedens sein soll, ein Mittel, um den großen Unterschied zwischen Armen und Reichen zu verringern, und ein Zeichen der Zusammenarbeit zwischen den Geberländern. Gleichzeitig wird die Entwicklungshilfe verstanden als Grundlage einer Partnerschaft zwischen Industrieland und Entwicklungsland, einer Partnerschaft, bei der in den Entwicklungsländern das Verständnis auch für unsere nationalen Probleme und Ziele geweckt und eine Unterstützung bei ihrer Durchsetzung vorbereitet wird. Diese Erklärung ist zu begrüßen, wenn sie auch auf die Gegenüberstellung der Notwendigkeit, Hilfe für die armen Länder zu geben und den dringenden Aufgaben im eigenen Land zu entsprechen, nicht eingeht. Dieser Gegensatz, den die Fragestellung andeutet und der in unserer Gesellschaft bis vor kurzem eine so große Rolle gespielt hat, besteht in Wirklichkeit nicht. Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, daß eigene wirtschaftliche Schwierigkeiten in unserem Lande durch die Unterstützung an die Entwicklungsländer überwunden werden konnten. Aus dem Bericht der Bundesregierung über die deutsche Entwicklungshilfe im Jahre 1967, der der OECD für die Jahresprüfung in der vorigen Woche vorgelegt wurde, ergab sich, daß sich die deutschen Leistungen im Jahre 1967 so vermehrt hatten, daß sie das von der Welthandelskonferenz 1964 empfohlene Ziel, 1 % des Volkseinkommens jährlich für die Entwicklungshilfe zu verwenden, erheblich überschritten haben. Die öffentlichen Leistungen in Kapitalhilfe und technischer Hilfe haben zugenommen, aber die außerordentliche Steigerung liegt im Bereich der Privatwirtschaft, deren Nettoleistungen um 1,3 Milliarden DM zugenommen haben. Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, daß bei der Prüfung in Paris in Gesprächen zu hören war, die Zeiten seien vorüber, in denen Notstandsarbeiten im eigenen Land über wirtschaftliche Krisen hinweghülfen, weil es jetzt Möglichkeiten eines weltweiten Ausgleichs gebe. Eine solche Verbindung zwischen eigenen Problemen und Bedürfnissen der Entwicklungsländer läßt sich vielleicht auch bei einer anderen dringenden Aufgabe in unserem Land herstellen. Ich denke an die Lage der Landwirtschaft, mit der wir uns in der nächsten Woche beschäftigen werden. In den letzten Monaten hat sich mehr und mehr die Ansicht durchgesetzt, daß die Hilfe für die Landwirtschaft heute Priorität in der Entwicklungshilfe hat. Diese Feststellung wird verständlich, wenn man daran denkt, daß in fast allen Entwicklungsländern mehr als 70 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind und die Entwicklung sicher auch bei ihnen ansetzen muß. Es besteht auch Übereinstimmung, daß unsere Unterstützung Hilfe zur Selbsthilfe sein muß. Die Menschen müssen lernen, wie sie ihre Landwirtschaft entwickeln und wie Fehler, die vor allem in der falschen Ernährung liegen, vermieden werden. Bisher hat man gemeint, daß eine unmittelbare Nahrungsmittelhilfe sich auf Katastrophenfälle beschränken sollte. Nach Gesprächen mit dem neuen Generaldirektor der FAO ist auch hier ein Umdenken notwendig. Die Nahrungsmittelhilfe muß darüber hinaus eingesetzt werden, um eine große Anzahl von Entwicklungshilfeprojekten überhaupt erst zu ermöglichen und die Menschen in den Stand zu setzen, die Neuerungen durchzuführen. Die Ansicht, daß diese Hilfe die Untätigkeit vermehren könnte, die jetzt weitgehend auf dem schlechten Gesundheitszustand beruht, ist wohl überholt. Es wird deshalb richtig sein, auch diese Frage im Blick auf die Interessen der Entwicklungsländer und unserer eigenen zu prüfen. In der Antwort der Regierung wird festgestellt, daß „unsere Entwicklungshilfe über unsere wirtschaftlichen und politischen Entfaltungsmöglichkeiten entscheidet" . Mir scheint, daß auch hier wieder die gesellschaftspolitischen Entfaltungsmöglichkeiten gleichwertig neben diesen anderen stehen. Wenn gesagt wird, „Entwicklungshilfe hat in den vergangenen Jahren das Bild entscheidend mitgeprägt, nach dem wir in der Welt beurteilt werden", so bedeutet das doch wohl an erster Stelle, daß dieses Bild abhängt von dem Verhalten der Menschen, die sich in den Entwicklungsländern oder auch bei uns begegnen. Das Geld oder auch die Produktionsmittel, die wir liefern, können nicht entscheidender sein als die Menschen, die nicht als Touristen, sondern als Berater, Gutachter und Entwicklungshelfer hinausgehen. Die Aufnahme des Fremden in unsere Gesellschaft wird das Bild prägen, das er später in seine Heimat zurücknimmt. Dieser menschlichen Begegnung, die sonderbarerweise unter dem Stichwort „technische Hilfe" in der Entwicklungshilfe erscheint, sollte von der Regierung weiter besondere Sorgfalt zugewandt werden, sie sollte mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft finden; denn im Rahmen der Außenpolitik liegt hier ein besonderes Gewicht zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Es genügt nicht, jungen deutschen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, in einem Entwicklungsland zu arbeiten, wie es in dem Entwicklungshelfergesetz vorgesehen ist, das Entwicklungsdienst an die Stelle von Wehrdienst setzt. Es ist notwendig, daß die Phasen, Vorbereitung, Aufenthalt und Rückkehr, so sorgfältig beachtet werden, daß eine echte Partnerschaft entstehen kann. Ich möchte hier anmerken, daß heute unter den jungen Menschen, die sich für die Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen, besonders viele aus Vertriebenen- und Flüchtlingsfamilien sind. Während wir uns große Sorgen, um die Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge gerade im gesellschaftspolitischen Bereich machen, haben Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9771 diese jungen Menschen den Schritt in eine neue gemeinsame Zukunft gewagt. Entwicklungspolitik ist mehr als der Versuch eines Ausgleichs zwischen Reichen und Armen, auch wenn es manchmal bei uns so scheint, als ob sie auf diese wirtschaftlichen Fragen verengt werden sollte. Sie bedeutet auch sehr viel mehr, als Diskussionen unserer Studenten erscheinen lassen. Der Appell an die deutsche Jugend, von dem heute bereits gesprochen wurde, um ihr ein neues Ziel zu geben, ist in Wirklichkeit die Aufforderung zu einem Wettbewerb auf vielen Ebenen, einem Wettbewerb auch — im Sinne des Beginns dieser Diskussion — zwischen den Industrieländern mit unterschiedlichen Regierungs- und Wirtschaftsformen. Ich bin überzeugt, daß dieser Wettbewerb über unsere nationalen Aufgaben mitentscheiden wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Neef vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Budde (Drucksache V/2936, Fragen 48, 49 und 50) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen des von der EWG-Kommission ausgearbeiteten „Vorschlags einer Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation für Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse" auf die Verbraucherpreise, namentlich bei Produkten, deren Nachfrage die EWG-Länder nur zu einem kleinen Teil aus eigener Produktion decken konnen? Trifft die Befürchtung zu, daß bei solchen in Frage 48 erwähnten Konserven — etwa Champignons, US-Pfirsische und Ananas — mit einer Preissteigerung von 50 % bis 100 % gerechnet werden muß? Ist der extreme Außanschulz, den der in Frage 48 erwähnte Vorschlag der EWG-Kommission gegenüber Drittländern vorsieht, nach Auflassung der Bundesregierung mit den Bestimmungen des EWG-Vertrages vereinbar, der sowohl die preisgünstige Versorgung der Verbraucher mit Nahrungsmitteln als auch die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen zu den bisherigen Lieferländern verlangt? Die Bundesregierung, wie übrigens auch die Regierungen anderer Mitgliedsländer, haben ihre Delegationen beauftragt, bei der Beratung in Brüssel für jedes einzelne Erzeugnis die Eigenerzeugung, die jährlichen Einfuhren und die Preisentwicklung feststellen zu lassen, weil sonst eine zuverlässige Beurteilung der Auswirkungen des Kommissionsvorschlages nicht möglich ist. Die positiven Erfahrungen mit der bereits am 1. 7. 1967 in Kraft getretenen Teilregelung für zukkerhaltige Zubereitungen aus Obst und Gemüse berechtigten zu der Annahme, daß mit einer Steigerung der Verbraucherpreise bei den übrigen Verarbeitungserzeugnissen, als Folge etwa einer umfassenden Handelsregelung, überhaupt nicht gerechnet zu werden braucht. Die Bestimmungen des vorliegenden Verordnungsentwurfes enthalten keinerlei Anhaltspunkte für die oft zu hörende Befürchtung, daß Preissteigerungen von 50 % oder gar 100 % eintreten könnten oder gar beabsichtigt seien. Im übrigen ist die Bundesregierung angesichts der unablässig sich ausweitenden Produktion von Obst- und Gemüsekonserven innerhalb und außerhalb der EWG-Gemeinschaft der Auffassung, daß der seit über 10 Jahren festzustellende Preisdruck auf diese Waren auch in Zukunft anhalten wird und daß daran auch irgendwelche Gemeinschaftsregelungen nichts ändern dürften. Immer wird das Angebot die Nachfrage bei weitem übertreffen. Außerdem enthält der Verordnungsentwurf der Kommission auch wesentliche liberale Bestimmungen, z. B. die Liberalisierung der Einfuhren aus Drittländern und den Verzicht auf jegliche Kontingentierung, so daß eine preisgünstige Versorgung der Verbraucher sowie die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen durchaus gesichert blieben. Preise für einige wichtige Obst- und GemüseKonservenarten 1/1-Dosen Durchschnittliche Durchschnittliche Einstandspreise Einzelhandelsverkaufs-Preise für Importware Champignons 2,80 / 4,20 DM 3,50 / 6,50 DM Pfirsiche 0,84 / 1,05 DM 1,18 / 1,85 DM Ananas 0,92 / 1,08 DM 1,30 / 1,80 DM Erbsen 0,72 / 1,28 DM 0,85 / 1,60 DM Bohnen 0,78 / 0,92 DM 0,95 / 1,30 DM Spargel 2,20 / 4,40 DM 3,75 / 7,25 DM Die Preisschwankungen beruhen auf unterschiedlichen Qualitäten, Art der Zubereitung (z. B. bei Ananas, Pfirsichen, Pilzen und Spargel: Scheiben, ganze / halbe Frucht, Stücke) und bei Erbsen auf der „Siebung", die von „extra fein" bis „Gemüseerbsen" reicht. Außerdem werden die Preise in den Einzelhandelsgeschäften maßgeblich von der Art des Geschäftes und seiner Lage bestimmt. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Leicht vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Tamblé (Drucksache zu V/2936, Fragen 118 und 119) : Welche Auswirkungen für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein erwartet die Bundesregierung, wenn die dänische Regierung den Zollfreibetrag bei der Einfuhr von Waren aus der Bundesrepublik Deutschland kürzt? Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die von der dänischen Regierung angekündigte Kürzung des Zollfreibetrages zu verhindern? Eine Kürzung des dänischen Zollfreibetrages würde sicherlich ungünstige Auswirkungen für die Wirtschaft Schleswig-Holsteins haben. Die dänischen Einkäufe im deutschen Grenzgebiet haben einen nicht geringen Umfang. Sie würden bei einer Kürzung des dänischen Zollfreibetrages sicherlich 9772 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 zurückgehen, was zu Umsatzeinbußen insbesondere des grenznahen Einzelhandels führen würde. Dänemark ist vertraglich nicht verpflichtet, an seinen gegenwärtigen nationalen Zollregelungen für Reisende festzuhalten. Im Jahre 1966 ist aber abgesprochen worden, daß sich die deutsche und die dänische Regierung vor etwaigen Einschränkungen der Zollvergünstigungen für den Reiseverkehr konsultieren. Solche Konsultationen sind für Juni in Aussicht genommen. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich mit Rücksicht auf diese Gespräche davon absehe, auf Einzelheiten einzugehen.
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    Rede von Kurt Mattick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt in Europa viele offene, ungelöste Probleme. Es gibt nach meiner Auffassung nur einen gefährlichen geographischen, politischen Punkt des Widerstreits in Europa. Das ist Berlin. Hier spielt sich seit 23 Jahren unmittelbar auf dem Rücken der Bevölkerung ein entscheidender Interessenkonflikt ab zwischen Moskau und Bonn, zwischen Bonn und Pankow, zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion und in taktischen Fragen auch noch zwischen Moskau und Pankow selbst.
    Für die Sowjetunion wurde Berlin ein Trauma der Nachkriegszeit. Ich erinnere an die Auseinandersetzungen in den Jahren 1945 bis 1948, 1949 bis zu dem Punkt, wo die Sowjets die Auseinandersetzung um diese Stadt, die mit Zwangsvereinigung und Blockade zur unmittelbaren Eroberung geführt werden sollte, zunächst auf ein anderes Gleis schieben mußten. Das geschah mit der Vorstellung, eines Tages den Punkt zu erreichen, wo diese Stadt als reife Frucht in den Schoß fällt. Dazu gehört die Entwicklung von der Blockade über das ChruschtschowUltimatum und der Mauer bis zum heutigen Tage. Es hat eigentlich doch kaum Phasen gegeben, von denen man sagen kann: es gab keine echte Auseinandersetzung um Berlin. Wenn es irgendwo einen einseitigen Kalten Krieg bis zum heutigen Tage — immer einseitig bis zum heutigen Tage — gegeben hat, dann war das auf dem Rücken der Berliner Bevölkerung.
    Nun, für die Sowjetunion bleibt Berlin in dieser Auseinandersetzung ein Trauma, für Deutschland eine Lebensfrage. Die Sowjetunion sieht in Berlin ihre Chance im Kampf um die mitteleuropäische Position. Die Bundesrepublik muß in Berlin die deutsche Hauptstadt sehen und darauf ihre Politik ausrichten. Berlin ist und bleibt für die Bundesrepublik, für alle Deutschen der Kristallisationspunkt der deutschen Frage.
    Nun die Sicherheit Berlins! Die Bundesrepublik ist im Wort gegenüber Berlin und den Berlinern. Die Bundesrepublik ist im Wort gegenüber den 17 Millionen im Ringen um die Selbstbestimmung in Deutschland. Das ist eine entscheidende Frage der Berliner Politik. Und ich sage hier mit voller Überzeugung — ich werde auch meine Schlußfolgerung daraus ziehen —: die westlichen Alliierten sind im Wort gegenüber Berlin. Die Sowjetunion steht mit ihren eigenen Interessen und hat diese durch einen Zwanzigjahresvertrag mit der DDR noch einmal festgelegt.
    Meine Damen und Herren, wenn man in solch einer Diskussion offene Worte aussprechen soll, dann fehlte mir ein Akzent in dieser Aussprache, zum Teil jedenfalls. Es ist doch nicht ein geographisch-politisch-wirtschaftlicher Konflikt um Gebiete, ähnlich dem Konflikt, um den es bei dem Saargebiet ging — weil dieses Beispiel ja so oft angeführt wird —, sondern in Berlin geht es doch um einen politisch-ideologischen Konflikt zwischen der Sowjetunion und der westlichen Position in Europa. Das macht doch die Sache in der weiteren Entwicklung ganz besonders schwer und schwierig. Ich bin überzeugt, in Berlin ist die mitteleuropäische Position der Sowjetunion in Fage gestellt, und so lange, wie die Sowjetunion diese Position glaubt halten zu müssen, bleibt Berlin in der Auseinandersetzung um Europa ein besonders schwerer Brocken für alle Beteiligten. Für mich ist eines logisch: die Politik der Bundesrepublik, die Friedenspolitik, das Bemühen um Auflockerung, das Bemühen um Kontakte und Verständnis für die Politik der Bundesrepublik, das in einigen Südostländern an Boden gewonnen hat, muß automatisch mindestens in der ersten Phase dieser Entwicklung zu einer Reaktion auf der Achse Moskau-Warschau-Pankow führen, nämlich zu einer Verhärtung dieser Achse. Denn in dem Ausmaß, wie es für die Sowjetunion deutlicher wird, daß — wahrscheinlich von der sowjetischen Position aus gesehen durch Versäumnisse in der Vergangenheit — die südosteuropäischen kommunistisch geführten Länder auf der Suche nach einem



    Mattick
    eigenen Weg sind und die Klammer der Sowjetunion nicht mehr ausreicht, sondern die Bewegungsfreiheit nicht mehr zu vermeiden ist, in dem Ausmaß muß sich zunächst die Sowjetunion bemühen, diese Achse Moskau-Warschau-Pankow zu verhärten und zu verstärken. Ich glaube, in diesem Zustand befinden wir uns im Augenblick, daß sich die Sowjetunion bemüht, im deutschen Raum ihr machtpolitisches Vorfeld in Europa zu verteidigen.
    Das sollte man einfach nüchtern und logisch feststellen. Dann kommt man, glaube ich, zu der Feststellung, daß zwischen der Sowjetunion und ihren Interessen in Berlin — mit der DDR — und dem deutschen Interesse an Berlin als einem Teil Deutschlands zur Zeit unüberbrückbare Gegensätze bestehen, weil eine Annäherung der Standpunkte zwischen der Sowjetunion und dem, was für uns die deutsche Politik in dieser Frage ist, aus der internationalen Situation und aus dem heraus, was die Sowjetunion in Europa zur Zeit noch an Vorstellungen hat, einfach nicht möglich ist. Für mich ist das eine nüchterne Feststellung, die für mich zu folgenden Schlußfolgerungen führt. Wenn das richtig ist und wir davon ausgehen, dann ist der Status quo, d. h. das Nicht-Rühren an den Bedingungen, die beiderseits jetzt bestehen; zur Zeit die einzige Form des Nebeneinander-Lebens, die die Eskalation ausschaltet. Wer den Status quo in dieser Phase verletzt, der verhindert das friedliche NebeneinanderEntwickeln, um das wir und viele Teile Europas jetzt bemüht sind. Wir und die Sowjetunion müssen diesen nicht überbrückbaren Gegensatz in der Auseinandersetzung um Berlin und den Teil Deutschlands aus der gegenwärtigen Politik in dem Sinne ausklammern, daß wir beide den Status quo erhalten und von keiner Seite an ihm rütteln lassen, weil daraus Schwierigkeiten entstehen, die gar nicht zu übersehen sind.
    Wir müssen uns bemühen, unsere Friedenspolitik, über die heute schon viel gesprochen worden ist, weiterzuführen und weiterzuentwickeln. Vielleicht kommt der Zeitpunkt — und das muß das Ziel dieser Friedenspolitik sein —, da die Sowjetunion erkennt, aus eigener Interessenlage erkennt, daß ein demokratisches Deutschland als Partner auch dann eine bessere Lösung in Europa und für den Frieden Europas ist, wenn es ganz Deutschland mit der Hauptstadt Berlin ist.
    Der Schritt, den die SED, die DDR jetzt eingeleitet hat, kommt nicht von ungefähr. Ich möchte Herrn Barzel sagen: wir haben, wenn man es ganz ernst nimmt, einen vollen freien Zugang seit viel längerer Zeit nicht. Schon nach den letzten Verordnungen, wonach geschickt mit der Nichtzulassung der NPD-Mitglieder angefangen wurde, gab es Stockungen. Aber auch vorher gab es Kontrollen auf diesem Weg zwischen Berlin und dem westlichen Bundesgebiet, wo immer wieder mal einer zurückgeschickt wurde und wo jeder einzelne erst an Hand eines Fahndungsbuchs kontrolliert werden mußte, bevor er die Einreise und die Ausreise bekam. Wenn wir die Dinge nüchtern betrachten, müssen wir also zugeben, daß uns die westlichen Alliierten einen echten freien Zugang, wie wir ihn uns einmal vorgestellt
    haben und wie er nach der Blockade eigentlich gedacht war, nicht verschafft haben und wir uns damit abgefunden haben, daß wir Bedingungen unterliegen, die eben keinen wirklich freien Zugang bedeuten.
    Nun ist die Lage heute wesentlich verschärft. Die
    Frage, die wir uns stellen und über die in Deutschland debattiert wird, ist: Ist das ein weiterer Schritt,
    oder ist das ein Exempel, das mehr als ein weiterer
    Schritt ist?
    Ich möchte zunächst mir selbst die Frage beantworten: Warum gerade jetzt dieser Schritt? Mir stellt sich das so dar. Minister Wehner hat das hier festgestellt, und ich möche das hier für viele in diesem Hause bestätigen. Wir haben alle gewußt, daß es seit langem Schubladenvorlagen gab. Warum gerade jetzt?
    Wer gezwungen war, in den letzten Monaten oder in den letzten anderthalb Jahren „Neues Deutschland" zu lesen und zu hören, was über Fernsehen und Rundfunk auf der anderen Seite gesagt worden ist, dem war klar, daß man drüben damit gerechnet hat, daß in Berlin ein Prozeß möglich wird, der innere Erschütterungen mit sich bringt, die viel weiter führen, als es nun gekommen ist. Wir haben terlebt, daß sich die SED in die Auseinandersetzungen eingeschoben hat, die von den Studenten entwickelt worden sind. Das ist beinahe unvermeidbar, und diejenigen, die das entwickelt haben, sind da gar nicht in unmittelbarer Schuld, wenn sie es nicht übersehen konnten. Aber das es so ist, das wissen wir alle, und ich glaube, daß dieser Vorstoß jetzt unternommen worden ist, hängt damit zusammen, daß die SED-Führung begriffen hat: diese innere Zersetzung setzt sich nicht fort, sondern ist abgestoppt, abgestoppt wie in allen Gebieten der Bundesrepublik so auch in Berlin. Und da ist jetzt mit dieser neuen Maßnahme nachgestoßen worden, die seit langem in der Schublade lag.
    Meine Damen und Herren, ich glaube — und hier möchte ich an die Bemerkung anschließen, die der gesamtdeutsche Minister, Herr Wehner, gemacht hat —, dazu hat auch etwas beigetragen, was sich in der Bundesrepublik manchmal an Atmosphäre in der Publizistik und der sonstigen öffentlichen Auseinandersetzung entwickelt,

    (Sehr richtig! in der Mitte)

    daß im Zusammenhang mit den Komplikationen, die wir in Berlin und in anderen Teilen der Bundesrepublik gehabt haben, drüben auch die Auffassung entstand, hier vollziehe sich ein Prozeß, dem man nachhelfen müsse. Ich möchte zu der Klage von Herrn Minister Wehner, daß weder Rundfunk noch Presse sich die jetzigen Dinge richtig vorgenommen haben, sagen, das bedauere ich auch. Nach meinen Beobachtungen hat es aber der Deutschlandfunk getan, der Sender, der hier immer im finanziellen Streit liegt und jetzt wieder in diese schiefe Lage kommt. Ich wollte das bei dieser Gelegenheit nur einmal erwähnen.
    Meine Damen und Herren, wenn diese Debatte, die hoffentlich draußen mindestens ebensoviel In-



    Mattick
    teresse — oder mehr — finden wird wie hier im eigenen Hause,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    einen Sinn haben soll, müssen wir alle, die wir hier sitzen und hier an einem Strang ziehen, wie es sich doch ergibt, einmal überlegen, wie wir selber in Aktion treten und alle mit in Aktion ziehen können, die dazu bereit sind und greifbar sind, um dafür zu sorgen, daß in der Bundesrepublik die unhaltbaren Faseleien aufhören. Ich meine, wir alle wissen es doch; machen wir uns doch nichts vor. Es ist doch nicht Schwarzseherei, wenn ich sage, daß in der Bundesrepublik ganz besondere Strömungen gefördert werden, die dahin gehen: Nun macht doch Schluß! Die Debatte um die völkerrechtliche Anerkennung der DDR wird ganz breit geführt, und die Anerkennung wird uns als ein Schritt empfohlen, der zur Beruhigung führen kann. Jeder muß sich doch darüber im klaren sein — und ich möchte -das hier von mir aus noch einmal ganz klar wiederholen —, eine völkerrechtliche Anerkennung der DDR bringt zunächst einmal unvermeidbar die Aushöhlung der alliierten Rechte in Berlin.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist ein Prozeß, der damit eingeleitet würde und wahrscheinlich sehr kurzfristigen Charakter hätte. Aushöhlung der Rechte der Alliierten in Berlin heißt auf die Dauer — was Herr Ulbricht gerne möchte —, Berlin an den Punkt zu bringen, wo es sich mit der anderen Seite arrangieren muß, weil es an den Punkt gebracht worden ist, wo der Schutz der Alliierten eines Tages zusammenbrechen würde.
    Ich bleibe bei dem, was ich vorhin gesagt habe: die Bundesrepublik ist im Wort, die westlichen Alliierten sind im Wort. Eine Anerkennung der DDR als völkerrechtlich selbständiger Staat — darüber sollte man sich auch in der Bundesrepublik im klaren sein — würde doch folgendes bedeuten: Wenn ganz Berlin die Hauptstadt der DDR wird, mit völkerrechtlicher Anerkennung, dann — das sage ich hier denen in der Bundesrepublik — ist Berlin sehr bald die wirkliche Hauptstadt Deutschlands, und die Bundesrepublik würde in einer solchen Entwicklung in jeder Beziehung an einem sehr kurzen Hebel sitzen. Für die Deutschen, die heute jenseits der Mauer und des Stacheldrahtes leben, wäre das aber praktisch die Aufgabe ihrer Hoffnung, daß es noch einmal durch Selbstbestimmung eine Änderung der Verhältnisse geben könnte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich möchte denen, die es auch in der Bundesrepublik gibt, die glauben, daß die Anerkennung und eine veränderte Politik — es gibt da ja verschiedene Philosophien zu einer Auseinandersetzung in der Bundesrepublik über die Gesellschaftspolitik führen könnten, sagen: eine moderne Gesellschaftspolitik in der Bundesrepublik, in Deutschland, wird am besten in einem wirklich einheitlichen, demokratischen Deutschland mit den Voraussetzungen möglich sein, die wir dafür mitbringen.
    Meine Damen und Herren, ein paar Bemerkungen an -die Adresse der Führung der SED in diesem Zusammenhang. Es ist manchmal schön, wenn man ein paar Tage Pause macht und irgendwo in einer abgelegenen Gastwirtschaft in alten Illustrierten herumkramt. Ich fand da eine von 1963 mit einem Interview dieser Illustrierten mit Herrn Walter Ulbricht. Darf ich daraus drei Absätze zitieren und in ein Verhältnis zu dem bringen, was sich heute abspielt. Da sagte Walter Ulbricht:
    Nach allem, was in der Vergangenheit von Deutschland ausgegangen ist, sollte heute kein deutscher Staat den Ehrgeiz haben, die Rolle des internationalen Störenfrieds zu spielen.

    (Hört! Hört! in der Mitte.)

    Ich weiß nicht, was das im Augenblick ist, was dort von der SED-Führung ausgeht. In dieser Phase, glaube ich, sehen schon viele mehr als noch vor einigen Jahren, daß das im Augenblick wirklich eine internationale Störungsrolle ist, die Ulbricht hier übernimmt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Er sagte weiter:

    Wenn die Regierung der westdeutschen Bundesrepublik wenigstens 'ein Minimum an gutem Willen aufbringt, sollten Schritte in Richtung auf die Überwindung der Spaltung nicht unmöglich sein.
    Meine Damen und Herren, ich habe einmal darüber nachgedacht, was wir in den letzten zehn Jahren alles getan haben. Ich darf mit folgendem — einige kriegen jetzt wahrscheinlich einen Schock; ich bekomme ihn nicht — anfangen. 1959 hat die Sozialdemokratische Partei den Deutschland-Plan auf den Tisch gelegt. Die ersten, die ihn abgelehnt haben, waren Ulbricht und die SED-Führung; andere auch, auch bei uns selbst. Er ist begraben; aber das wollte ich doch noch einmal sagen.

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Das hat verschiedene Motive gehabt!)

    Dann haben wir im Auswärtigen Ausschuß, in dem Jaksch-Ausschuß, den Jaksch-Bericht erarbeitet, der dann hier im Bundestag 1961 'einstimmig angenommen wurde und der ein großes Angebot und eine große Bereitschaft der Bundesrepublik darstellte, zu Gesprächen zu kommen, um das Klima zu verändern, um Beziehungen anzuknüpfen, mit dem Angebot der Bundesrepublik, alles von der Bundesrepublik aus zu tun, um das Klima zu verbessern und dazu auch wirklich sachliche und materielle Leistungen zu erbringen.
    Es hat eine Reihe von anderen Dingen gegeben. Ich möchte noch das Bemühen der Sozialdemokratischen Partei um den Redneraustausch und die Tatsache hervorheben, wie dann die SED-Führung die Klappe fallenlassen mußte, als diese Dinge wirklich ins Gespräch kamen. Ferner darf ich noch feststellen, daß der Brief unseres Bundeskanzlers mit den Angeboten auf dem Tisch liegt, die heute hier eingehend diskutiert worden sind. Ich brauche sie



    Mattick
    nicht noch einmal zu zitieren. Wie sagte Ulbricht? - „Ein Minimum an gutem Willen"!
    Er sagte in diesem Interview von 1963 weiter:
    Es wäre an der Zeit, daß die Regierung in Bonn den von ihr errichteten Eisernen Vorhang abbaut und den Kalten Krieg gegen die DDR und ihre Bürger einstellt. Dann könnten manche Fragen leichter geregelt werden.
    So Herr Ulbricht im Jahre 1963. — Ich glaube, meine Damen und Herren, es ist gut, einmal daran zu erinnern und darauf hinzuweisen: von uns sind die Bedingungen, die Herr Ulbricht hier gestellt hat, seit langem erfüllt. Es ist an ihn die Frage gestellt, wieweit er nun bereit ist, seine eigenen Bedingungen zu akzeptieren und wenigstens den ersten Kanzlerbrief beantworten zu lassen, um eventuell doch ins Gespräch zu kommen.
    Die Frage ist nun; meine Damen und Herren: Können wir reagieren? Ich sage hier in aller Offenheit, für mich sind die Alliierten in dieser Frage die Partner, die im Wort sind. Ich möchte allerdings folgendes sagen. Natürlich sind wir ganz so arm nicht, wenn wir es nicht wollen. Erstens glaube ich, daß unsere Position heute, die Position der Bundesrepublik bei ihren Partnern, nicht die Position der einseitigen Abhängigkeit ist. Wir sind auf Gegenseitigkeit angewiesen. Da wird man dann doch einmal fragen können, ob die Partner bereit sind, bei eventuell notwendig werdenden Schritten mitzuhelfen.
    Es gäbe eine Reihe von Dingen, mit denen wir antworten könnten, wenn wir das wollten. Ich denke daran, daß die DDR fast in allen Großstädten unserer Verbündeten Handelskontore unterhält. Ich denke an den Travel-Board. Ich denke daran, daß durch den Nord-Ostsee-Kanal im Schnitt jährlich 1500 Schiffe der DDR mit ungefähr 1,5 Millionen Nettoregistertonnen Ladung fahren. Ich will nur sagen, so arm sind wir nicht, wenn es darum ginge, auch Schikanen anzusetzen. Ich warne aber davor. Wir möchten das nicht, weil wir glauben, daß diese Revanchepolitik sich im Grunde genommen ähnlich auf die Bevölkerung drüben auswirken würde wie die ganze Politik Ulbrichts, die den kleinen Mann trifft, den kleinen Mann in Berlin und den kleinen Mann in der DDR.
    Ich sagte vorhin schon: die Berliner Bevölkerung, gerade die Bevölkerung, die in Berlin ihren Arbeitsplatz, ihren soliden Arbeitsplatz fand und dort immer lebt, hat nie aufgehört, im Kalten Krieg zu leben. Für uns hier sieht sich das leicht an. Ich spreche von mir persönlich. Ich spreche — um mal den Namen eines Mannes zu nennen, der das meiner Ansicht nach immer so falsch sieht — von Günter Graß, der heute in Berlin ist, morgen in München und übermorgen in Amerika und der dann sagt: Es ist alles in bester Ordnung. Der Arbeiter, der im Jahr einmal seinen Urlaub mit der Familie macht und ,auf dieser einmaligen Urlaubsfahrt — auch schon vor der Einführung des Visazwanges — durch die Sperrzone fahren mußte und erlebt, wie er ida behandelt wird, der Arbeiter, der einen großen Teil !seiner Angehörigen im anderen Teil der
    Stadt hat, der Arbeiter, der im Jahr nur einmal ausreisen kann und der an jedem Wochenende auf den Raum Berlin angewiesen ist, der spürt, was einseitiger Kalter Krieg ist. So möchte ich doch sagen: es ist eigentlich ein Trauerspiel, daß die Maßnahmen, die von seiten der SED-Führung angeblich gegen die Bundesrepublik gerichtet sind, im wesentlichen eine Belastung für den kleinen Mann in Berlin und natürlich auch für den kleinen Mann in der DDR sind, denn seine Reisemöglichkeiten werden auch verschlechtert. Uns wurde mal gesagt — ich glaube, von einer sowjetischen Zeitung —, wer auf einer Insel wohnt, muß sich mit dem Meer anfreunden. Meine Damen und Herren, das ist ein schönes Wort. Der Naturprozeß kann wohl viele Schwierigkeiten bringen, aber nie so böswillig sein wie die Politik. Daher ist das ein schlechtes Gleichnis.
    Aus alledem, was wir heute in der Diskussion erlebt haben, sollten wir gemeinsam zwei Schlüsse ziehen. Wir sollten erstens diese Politik, die wir heute debattiert haben und über die wir, glaube ich, uns einig sind, fortsetzen. Wir sollten sie mit einer klaren Konsequenz fortsetzen: Friedenspolitik mit der Voraussetzung, daß wir in Beharrlichkeit an dem festhalten, was unsere deutsche Position in bezug auf Berlin und das Selbstbestimmungsrecht ist. Ich sage: Beharrlichkeit. Die Sowjets zeigen uns, was Beharrlichkeit ist. Sie müssen sehen und erleben, daß unsere Beharrlichkeit dem entgegensteht und wir uns irgendwann über das deutsche Problem verständigen müssen. Das müssen wir mit der Voraussetzung fortsetzen, daß der ganze Bundestag auf dieser Linie agiert und sich mehr bemüht, draußen dafür zu sorgen, daß die Menschen unsere Politik begreifen und daß das Durcheinander aufhört, das der SED immer wieder die Hoffnung macht, sie könnte uns durcheinanderbringen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Meine Damen und Herren! Bevor ich das Wort weitergebe, darf ich zu einer Bemerkung des Herrn Abgeordneten Mattick sagen: Im Hinblick auf die Dringlichkeit des Berlinhilfegesetzes hat das Hohe Haus heute morgen ausnahmsweise beschlossen, vier Ausschüssen zu gestatten, während der Plenarsitzung zu tagen. Das erklärt die relativ schüttere Besetzung des Hauses.
Das Wort hat der Abgeordnete Petersen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Petersen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich meine, daß ein Sinn dieser Debatte, in der sehr viele, sehr gute und sehr wichtige Sachen gesagt worden sind, auch darin liegt, in der Welt Freunde zu gewinnen für den Standpunkt und die Lebensfragen unserer Nation.

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr gut!) Ich möchte darüber ein paar Worte sagen.

    Ich war etwas erschrocken, und ich würde anregen, Herr Kollege Genscher, daß wir uns vielleicht einmal privat darüber unterhalten, ob es nicht wichtig wäre, daß wir in diesen Fragen zu einer überparteilichen Plattform kommen und daß nicht hier



    Petersen
    vor der Welt Gedanken geäußert werden — Viermächte-Status, Einfließenlassen von deutschen Rechten, wenn die Alliierten irgendwo zurückgehen usw. —, wie sie geäußert worden sind. Ich möchte zu überlegen geben, ob es nicht um der Sache willen wichtig wäre, daß wir zu einer gemeinsamen Basis kommen, die wir dann auch überzeugender nach außen hin darstellen können.