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    Deutscher Bundestag 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Krammig und von Eckardt . . . . 9693 A Die Abg. Blachstein und Stingl legen ihr Mandat nieder , . 9693 A Abg. Dr. Arndt (Hamburg) tritt in den Bundestag ein 9693 A Überweisung des Jahresberichts 1967 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages an den Verteidigungsausschuß 9693 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an die zuständigen Ausschüsse 9693 B Amtliche Mitteilungen 9693 C Fragestunde (Drucksache V/3012) Frage des Abg. Moersch: Sonderbriefmarke „Bauhaus" Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 9725 D Moersch (FDP) 9726 A Frage des Abg. Strohmayr: Architektenwettbewerb für den deutschen Ausstellungspavillon in Osaka 1970 Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9726 B Strohmayr (SPD) . . . . . . . 9726 D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 9727 A Frage des Abg. Weigl: Schleuderpreisangebote von Betrieben der Bauwirtschaft Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9727 B Frage des Abg. Borm: Rückgang des innerdeutschen Handels Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9727 C Dorn (FDP) 9727 D Fragen des Abg. Ziegler: Kartellrechtliche Untersuchung des Wirtschaftszweiges Margarine in der Europäischen Gemeinschaft — Verbraucherpreise — Preisbildung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9728 A Ziegler (CDU/CSU) 9728 C Fragen des Abg. Junghans: Strukturprogramme für Ruhr, Saar und Zonenrandgebiete Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 9728 D Junghans (SPD) 9728 D Porsch (FDP) 9728 D Weigl (CDU/CSU) . . . . . . 9729 A Strohmayr (SPD) 9730 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Fragen des Abg. Strohmayr: Weltausstellungen als Forum zur Werbung für die Bundesrepublik Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9731 A Strohmayr (SPD) . . . . . . 9731 A Jung (FDP) 9731 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 9731 C Dorn (FDP) 9731 D Frage des Abg. Ollesch: Bau von Steinkohlekraftwerken und Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 A Ramms (FDP) 9732 B Frage des Abg. Ollesch: Kohlestrom aus Großkraftwerken preiswerter als Atomstrom? Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9732 B Fragen des Abg. Weiland: Folgen der geplanten Änderung der Kundensatzverordnung für den Spediteursammelgutverkehr Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 C Weiland (CDU/CSU) 9732 D Ramms (FDP) 9733 B Frage des Abg. Moersch: Meinung des stellv. Sprechers der Bundesregierung über die Zusammenarbeit Bund-Länder und den Bedeutungsverlust des Bundestages Diehl, Staatssekretär . . . . . . 9733 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 9733 D Frage des Abg. Dorn: Aufenthalt "des französischen Staatspräsidenten de Gaulle in Baden-Baden Diehl, Staatssekretär 9734 B Dorn (FDP) 9734 B Moersch (FDP) 9734 C Frage des Abg. Jung: Situation der freischaffenden Architekten Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär . 9735 A Frage des Abg. Jung: Wunsch der Architekten und Ingenieure nach einem zentralen Gesprächspartner — Frage einer Umorganisation des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 9735 B Dorn (FDP) 9735 C Fragen des Abg. Walter: Niederländische Ausfuhrerstattung für Schlachtgeflügel Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9736 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 9736 B Dr. Ritz (CDU/CSU) 9736 D Reichmann (FDP) . . . . . . 9737 A Fragen des Abg. Dr. Stammberger: Erstattung einzeln nachgewiesener Kfz-Kosten des Arbeitnehmers . . . 9737 B Frage des Abg. Rollmann: Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission für eine Harmonisierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über Freizonen . . . . . . . 9737 B Frage des Abg. Dröscher: Nachteilige Wirkung der Mehrwertsteuer für Gebrauchtwagen auch auf den Fiskus Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 9737 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 9737 D Ott (CDU/CSU) 9738 A Müller (Worms) (SPD) 9738 C Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/3019) — Erste Beratung — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abg. Burgemeister, Gewandt, Illerhaus Lampersbach, Müller (Berlin) u. Gen. betr. Lage und Erwartungen der Berliner Wirtschaft (Drucksache V/2970) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 9694 C Franke (Hannover) (SPD) . . . . 9696 A Borm (FDP) 9696 D Schütz, Regierender Bürgermeister von Berlin 9698 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 III Burgemeister (CDU/CSU) . . . . 9701 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 9701 D, 9702 B Rasner (CDU/CSU) . . . . . . . 9702 A Große Anfrage der Abg. Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik (Drucksachen V/2978, V/3016) Brandt, Bundesminister . 9702 C, 9764 C Dr. Gradl (CDU/CSU) 9706 B Dr. Eppler (SPD) . . . . . . 9709 A Mischnick (FDP) . . . . 9713 B, 9749 C Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 9718 D Genscher (FDP) 9720 C Wehner, Bundesminister 9738 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 9744 C Mattick (SPD) 9750 B Dr. Jaeger, Vizepräsident . 9753 D Petersen (CDU/CSU) 9753 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 9755 B, 9766 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 9757 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 9758 D Freiherr von Gemmingen (FDP) . . 9761 A Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . . 9761 D Prinz von Bayern (CDU/CSU) . . 9763 A Majonica (CDU/CSU) 9767 A Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Richterwahlausschusses (Drucksache V/884) ; Schriftlicher Bericht des Vorstandes des Deutschen Bundestages (Drucksache V/2926) — Zweite und dritte Beratung — . . . 9767 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zolltarifgesetzes (Drucksache V/2923) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 19. Mai 1967 mit der Republik Ghana über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2924) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gasöl-Verwendungsgesetzes — Landwirtschaft (FDP) (Drucksache V/2814) — Erste Beratung — 9767 D Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, II. Teil — Finanzänderungsgesetz 1967 (Umdruck 330, Drucksache V/2903) . . 9767 D Nächste Sitzung 9768 Berichtigungen 9768 Anlagen 9769 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9693 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 174. Sitzung, Seite 9367 C, Zeile 6 statt wollte: mußte 178. Sitzung, Seite 9603 D, Zeile 7 statt bedenklich: unbedenklich Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Abelein 21. 6. Dr. Achenbach * 20. 6. Adorno 20. 6. Dr. Aigner * 20. 6. Frau Albertz 21. 6. Dr. Apel * 21.6. Arendt (Wattenscheid) * 20.6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 21. 6. Dr. Artzinger * 21. 6. Bading * 20. 6. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 20.6. Bauer (Würzburg) ** 20. 6. Behrendt * 20.6. Bergmann * 20. 6. Dr. Burgbacher * 20.6. Corterier * 21. 6. Deringer * 21. 6. Dichgans * 20. 6. Diekmann 21. 6. Dr. Dittrich * 21. 6. Dröscher * 20. 6. Frau Dr. Elsner * 21. 6. Faller * 20. 6. Fellermaier * 20. 6. Dr. Frey 30. 6. Frieler 21.6. Dr. Furler * 20. 6. Frau Geisendörfer 21.6. Geldner 20. 6. Gerlach * 20. 6. Gscheidle 21. 6. Haar (Stuttgart) 21. 6. Haase (Kellinghusen) 21. 6. Hahn (Bielefeld) * 20. 6. Hamacher 1. 7. Frau Dr. Hubert 1. 7. Illerhaus * 20. 6. Dr. Imle 20. 6. Kiep 22. 6. Klinker * 20. 6. Kriedemann * 21. 6. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20. 6. Kulawig * 21. 6. Kunze 1. 7. Kurlbaum 21. 6. Frau Kurlbaum-Beyer 22. 6. Lautenschlager * 21. 6. Lenz (Brühl) * 20. 6. Dr. Lindenberg 21. 6. Dr. Löhr * 20. 6. Lücker (München) * 20. 6. Mauk * 20. 6. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Westeuropäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Memmel * 20. 6. Metzger * 20. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 20. 6. Dr. Müller-Hermann 21. 6. Riedel (Frankfurt) * 20. 6. Rösing 21.6. Dr. Rutschke ** 20. 6. Springorum* 20. 6. Dr. Starke (Franken) * 20. 6. Dr. Stecker 21.6. Steinhoff 1. 7. Stooß 21.6. Unertl 22. 6. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell** 21. 6. Dr. Wahl ** 20. 6. Welke 21.6. Wienand 20. 6. Dr. Zimmermann 22. 6. b) Urlaubsanträge Frau Kleinert 28. 6. Koenen (Lippstadt) 30. 6. Dr. Sinn 30. 6. Anlage 2 Umdruck 496 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und der Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik - Drucksachen V/2978, V/3016 - Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Friedenspolitik der Bundesregierung ist undenkbar ohne die Unterstützung durch Freunde und Verbündete. Daher fordert der Bundestag die Bundesregierung auf, sich weiterhin um die Festigung der westlichen Zusammenschlüsse auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zu bemühen. 2. Der Bundestag billigt die von der Bundesregierung auf der Grundlage ihrer Regierungserklärung vom 13. Dezember 1966 geführte Politik des Friedens und damit auch der Verständigung mit allen Mitgliedern des Warschauer Paktes. 3. Eine europäische Friedensordnung ist nur zu erreichen, wenn alle Beteiligten bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. Der Bundestag bedauert daher, daß die Friedenspolitik der Bundesregierung in einigen Hauptstädten Mittel- und Osteuropas nach wie vor mißverstanden, verzerrt dargestellt oder durch provokatorische Gegenmaßnahmen gestört wird. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich dadurch nicht beirren zu lassen. Bonn, den 19. Juni 1968 Dr. Barzel und Fraktion Schmidt (Hamburg) und Fraktion 9770 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung der Abgeordneten Frau Dr. Wolf (CDU/CSU) zu Punkt 3 der Tagesordnung. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Frage, ob die Entwicklungshilfe fortgeführt oder sogar erweitert werden muß, erkennen lassen, daß sie der Entwicklungshilfe eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft zuerkennt und ihr damit auch einen Vorrang in bezug auf finanzielle Fragen zuweist. Zur Begründung hat sie darauf hingewiesen, daß die Entwicklungshilfe ein Beitrag zur Sicherung des Weltfriedens sein soll, ein Mittel, um den großen Unterschied zwischen Armen und Reichen zu verringern, und ein Zeichen der Zusammenarbeit zwischen den Geberländern. Gleichzeitig wird die Entwicklungshilfe verstanden als Grundlage einer Partnerschaft zwischen Industrieland und Entwicklungsland, einer Partnerschaft, bei der in den Entwicklungsländern das Verständnis auch für unsere nationalen Probleme und Ziele geweckt und eine Unterstützung bei ihrer Durchsetzung vorbereitet wird. Diese Erklärung ist zu begrüßen, wenn sie auch auf die Gegenüberstellung der Notwendigkeit, Hilfe für die armen Länder zu geben und den dringenden Aufgaben im eigenen Land zu entsprechen, nicht eingeht. Dieser Gegensatz, den die Fragestellung andeutet und der in unserer Gesellschaft bis vor kurzem eine so große Rolle gespielt hat, besteht in Wirklichkeit nicht. Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, daß eigene wirtschaftliche Schwierigkeiten in unserem Lande durch die Unterstützung an die Entwicklungsländer überwunden werden konnten. Aus dem Bericht der Bundesregierung über die deutsche Entwicklungshilfe im Jahre 1967, der der OECD für die Jahresprüfung in der vorigen Woche vorgelegt wurde, ergab sich, daß sich die deutschen Leistungen im Jahre 1967 so vermehrt hatten, daß sie das von der Welthandelskonferenz 1964 empfohlene Ziel, 1 % des Volkseinkommens jährlich für die Entwicklungshilfe zu verwenden, erheblich überschritten haben. Die öffentlichen Leistungen in Kapitalhilfe und technischer Hilfe haben zugenommen, aber die außerordentliche Steigerung liegt im Bereich der Privatwirtschaft, deren Nettoleistungen um 1,3 Milliarden DM zugenommen haben. Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, daß bei der Prüfung in Paris in Gesprächen zu hören war, die Zeiten seien vorüber, in denen Notstandsarbeiten im eigenen Land über wirtschaftliche Krisen hinweghülfen, weil es jetzt Möglichkeiten eines weltweiten Ausgleichs gebe. Eine solche Verbindung zwischen eigenen Problemen und Bedürfnissen der Entwicklungsländer läßt sich vielleicht auch bei einer anderen dringenden Aufgabe in unserem Land herstellen. Ich denke an die Lage der Landwirtschaft, mit der wir uns in der nächsten Woche beschäftigen werden. In den letzten Monaten hat sich mehr und mehr die Ansicht durchgesetzt, daß die Hilfe für die Landwirtschaft heute Priorität in der Entwicklungshilfe hat. Diese Feststellung wird verständlich, wenn man daran denkt, daß in fast allen Entwicklungsländern mehr als 70 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind und die Entwicklung sicher auch bei ihnen ansetzen muß. Es besteht auch Übereinstimmung, daß unsere Unterstützung Hilfe zur Selbsthilfe sein muß. Die Menschen müssen lernen, wie sie ihre Landwirtschaft entwickeln und wie Fehler, die vor allem in der falschen Ernährung liegen, vermieden werden. Bisher hat man gemeint, daß eine unmittelbare Nahrungsmittelhilfe sich auf Katastrophenfälle beschränken sollte. Nach Gesprächen mit dem neuen Generaldirektor der FAO ist auch hier ein Umdenken notwendig. Die Nahrungsmittelhilfe muß darüber hinaus eingesetzt werden, um eine große Anzahl von Entwicklungshilfeprojekten überhaupt erst zu ermöglichen und die Menschen in den Stand zu setzen, die Neuerungen durchzuführen. Die Ansicht, daß diese Hilfe die Untätigkeit vermehren könnte, die jetzt weitgehend auf dem schlechten Gesundheitszustand beruht, ist wohl überholt. Es wird deshalb richtig sein, auch diese Frage im Blick auf die Interessen der Entwicklungsländer und unserer eigenen zu prüfen. In der Antwort der Regierung wird festgestellt, daß „unsere Entwicklungshilfe über unsere wirtschaftlichen und politischen Entfaltungsmöglichkeiten entscheidet" . Mir scheint, daß auch hier wieder die gesellschaftspolitischen Entfaltungsmöglichkeiten gleichwertig neben diesen anderen stehen. Wenn gesagt wird, „Entwicklungshilfe hat in den vergangenen Jahren das Bild entscheidend mitgeprägt, nach dem wir in der Welt beurteilt werden", so bedeutet das doch wohl an erster Stelle, daß dieses Bild abhängt von dem Verhalten der Menschen, die sich in den Entwicklungsländern oder auch bei uns begegnen. Das Geld oder auch die Produktionsmittel, die wir liefern, können nicht entscheidender sein als die Menschen, die nicht als Touristen, sondern als Berater, Gutachter und Entwicklungshelfer hinausgehen. Die Aufnahme des Fremden in unsere Gesellschaft wird das Bild prägen, das er später in seine Heimat zurücknimmt. Dieser menschlichen Begegnung, die sonderbarerweise unter dem Stichwort „technische Hilfe" in der Entwicklungshilfe erscheint, sollte von der Regierung weiter besondere Sorgfalt zugewandt werden, sie sollte mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft finden; denn im Rahmen der Außenpolitik liegt hier ein besonderes Gewicht zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Es genügt nicht, jungen deutschen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, in einem Entwicklungsland zu arbeiten, wie es in dem Entwicklungshelfergesetz vorgesehen ist, das Entwicklungsdienst an die Stelle von Wehrdienst setzt. Es ist notwendig, daß die Phasen, Vorbereitung, Aufenthalt und Rückkehr, so sorgfältig beachtet werden, daß eine echte Partnerschaft entstehen kann. Ich möchte hier anmerken, daß heute unter den jungen Menschen, die sich für die Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen, besonders viele aus Vertriebenen- und Flüchtlingsfamilien sind. Während wir uns große Sorgen, um die Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge gerade im gesellschaftspolitischen Bereich machen, haben Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9771 diese jungen Menschen den Schritt in eine neue gemeinsame Zukunft gewagt. Entwicklungspolitik ist mehr als der Versuch eines Ausgleichs zwischen Reichen und Armen, auch wenn es manchmal bei uns so scheint, als ob sie auf diese wirtschaftlichen Fragen verengt werden sollte. Sie bedeutet auch sehr viel mehr, als Diskussionen unserer Studenten erscheinen lassen. Der Appell an die deutsche Jugend, von dem heute bereits gesprochen wurde, um ihr ein neues Ziel zu geben, ist in Wirklichkeit die Aufforderung zu einem Wettbewerb auf vielen Ebenen, einem Wettbewerb auch — im Sinne des Beginns dieser Diskussion — zwischen den Industrieländern mit unterschiedlichen Regierungs- und Wirtschaftsformen. Ich bin überzeugt, daß dieser Wettbewerb über unsere nationalen Aufgaben mitentscheiden wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Neef vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Budde (Drucksache V/2936, Fragen 48, 49 und 50) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen des von der EWG-Kommission ausgearbeiteten „Vorschlags einer Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation für Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse" auf die Verbraucherpreise, namentlich bei Produkten, deren Nachfrage die EWG-Länder nur zu einem kleinen Teil aus eigener Produktion decken konnen? Trifft die Befürchtung zu, daß bei solchen in Frage 48 erwähnten Konserven — etwa Champignons, US-Pfirsische und Ananas — mit einer Preissteigerung von 50 % bis 100 % gerechnet werden muß? Ist der extreme Außanschulz, den der in Frage 48 erwähnte Vorschlag der EWG-Kommission gegenüber Drittländern vorsieht, nach Auflassung der Bundesregierung mit den Bestimmungen des EWG-Vertrages vereinbar, der sowohl die preisgünstige Versorgung der Verbraucher mit Nahrungsmitteln als auch die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen zu den bisherigen Lieferländern verlangt? Die Bundesregierung, wie übrigens auch die Regierungen anderer Mitgliedsländer, haben ihre Delegationen beauftragt, bei der Beratung in Brüssel für jedes einzelne Erzeugnis die Eigenerzeugung, die jährlichen Einfuhren und die Preisentwicklung feststellen zu lassen, weil sonst eine zuverlässige Beurteilung der Auswirkungen des Kommissionsvorschlages nicht möglich ist. Die positiven Erfahrungen mit der bereits am 1. 7. 1967 in Kraft getretenen Teilregelung für zukkerhaltige Zubereitungen aus Obst und Gemüse berechtigten zu der Annahme, daß mit einer Steigerung der Verbraucherpreise bei den übrigen Verarbeitungserzeugnissen, als Folge etwa einer umfassenden Handelsregelung, überhaupt nicht gerechnet zu werden braucht. Die Bestimmungen des vorliegenden Verordnungsentwurfes enthalten keinerlei Anhaltspunkte für die oft zu hörende Befürchtung, daß Preissteigerungen von 50 % oder gar 100 % eintreten könnten oder gar beabsichtigt seien. Im übrigen ist die Bundesregierung angesichts der unablässig sich ausweitenden Produktion von Obst- und Gemüsekonserven innerhalb und außerhalb der EWG-Gemeinschaft der Auffassung, daß der seit über 10 Jahren festzustellende Preisdruck auf diese Waren auch in Zukunft anhalten wird und daß daran auch irgendwelche Gemeinschaftsregelungen nichts ändern dürften. Immer wird das Angebot die Nachfrage bei weitem übertreffen. Außerdem enthält der Verordnungsentwurf der Kommission auch wesentliche liberale Bestimmungen, z. B. die Liberalisierung der Einfuhren aus Drittländern und den Verzicht auf jegliche Kontingentierung, so daß eine preisgünstige Versorgung der Verbraucher sowie die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen durchaus gesichert blieben. Preise für einige wichtige Obst- und GemüseKonservenarten 1/1-Dosen Durchschnittliche Durchschnittliche Einstandspreise Einzelhandelsverkaufs-Preise für Importware Champignons 2,80 / 4,20 DM 3,50 / 6,50 DM Pfirsiche 0,84 / 1,05 DM 1,18 / 1,85 DM Ananas 0,92 / 1,08 DM 1,30 / 1,80 DM Erbsen 0,72 / 1,28 DM 0,85 / 1,60 DM Bohnen 0,78 / 0,92 DM 0,95 / 1,30 DM Spargel 2,20 / 4,40 DM 3,75 / 7,25 DM Die Preisschwankungen beruhen auf unterschiedlichen Qualitäten, Art der Zubereitung (z. B. bei Ananas, Pfirsichen, Pilzen und Spargel: Scheiben, ganze / halbe Frucht, Stücke) und bei Erbsen auf der „Siebung", die von „extra fein" bis „Gemüseerbsen" reicht. Außerdem werden die Preise in den Einzelhandelsgeschäften maßgeblich von der Art des Geschäftes und seiner Lage bestimmt. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Leicht vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Tamblé (Drucksache zu V/2936, Fragen 118 und 119) : Welche Auswirkungen für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein erwartet die Bundesregierung, wenn die dänische Regierung den Zollfreibetrag bei der Einfuhr von Waren aus der Bundesrepublik Deutschland kürzt? Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die von der dänischen Regierung angekündigte Kürzung des Zollfreibetrages zu verhindern? Eine Kürzung des dänischen Zollfreibetrages würde sicherlich ungünstige Auswirkungen für die Wirtschaft Schleswig-Holsteins haben. Die dänischen Einkäufe im deutschen Grenzgebiet haben einen nicht geringen Umfang. Sie würden bei einer Kürzung des dänischen Zollfreibetrages sicherlich 9772 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 zurückgehen, was zu Umsatzeinbußen insbesondere des grenznahen Einzelhandels führen würde. Dänemark ist vertraglich nicht verpflichtet, an seinen gegenwärtigen nationalen Zollregelungen für Reisende festzuhalten. Im Jahre 1966 ist aber abgesprochen worden, daß sich die deutsche und die dänische Regierung vor etwaigen Einschränkungen der Zollvergünstigungen für den Reiseverkehr konsultieren. Solche Konsultationen sind für Juni in Aussicht genommen. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich mit Rücksicht auf diese Gespräche davon absehe, auf Einzelheiten einzugehen.
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    Rede von Dr. Erhard Eppler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion bittet Sie um Verständnis dafür, daß wir diese Debatte heute methodisch etwas anders führen, als dies von der anderen großen Fraktion offenbar vorgesehen ist. Wir haben großes Verständnis dafür, daß dieses Parlament lebendiger wird durch viele kurze Reden zu bestimmten Einzelpunkten. Wir glauben aber, daß dies nicht die Stunde ist, hier Einzelbeiträge, und seien sie noch so klug, über Entwicklungshilfe, einzelne EWG-Fragen und ähnliches vorzutragen. Deshalb hat sich unsere Fraktion entschlossen, ihre Beiträge auf wenige Punkte und damit auch auf wenige Reden zu konzentrieren. Es ist meine Aufgabe, hier vor allem zu dem zu sprechen, was in den Punkten 1 bis 4 und 9 der Großen Anfrage der CDU/CSU angesprochen ist.
    Meine Damen und Herren, Europa ist ein unruhiger Kontinent geworden, möglicherweise deshalb, weil das Bewußtsein der Menschen — vor allem der jungen Menschen, aber nicht nur der jungen — und die politischen Strukturen auf diesem Kontinent, und zwar innerhalb der Nationen genauso wie zwischen den Nationen, immer weiter auseinanderklaffen. Anders gesagt: Es scheint so zu sein, als ob sich die Menschen auf diesem Kontinent in Ost und West immer weniger dazu bereit finden könnten, eine starre Konfrontation zwischen den Teilen Europas hinzunehmen. Es könnte sein, daß die einzelnen Nationen Europas, in Ost vielleicht noch mehr als in West, auf dem Wege zu sich selbst und insgesamt auf dem Wege zueinander sind — zueinander, weil sie es ökonomisch nötig haben, wenn sie sich behaupten wollen, weil sie es kulturell wünschen und weil sie nicht einsehen, warum dies politisch nicht möglich sein soll.
    Dieser Prozeß der Unruhe — ein sehr schmerzhafter Prozeß — scheint mir so elementar zu sein, daß man ihn zwar immer wieder bremsen, aber mit Sicherheit nicht aufhalten kann. Natürlich gibt es viele, die Anlaß haben zu bremsen, vielleicht auch die Supermächte und insbesondere die Sowjetunion, denn es war ja in der Tat durch diese Konfrontation
    leichter, Einflußsphären zu erhalten. Noch viel mehr aber gilt dies für diejenigen Regimes in Europa, die ihre Existenz dieser Konfrontation verdanken, anders gesagt: die im Kalten Krieg, durch den Kalten Krieg, ja sogar für den Kalten Krieg geschaffen worden sind.
    Nun hat man ja auch dieser Bundesrepublik vorgeworfen, sie sei, zumindest was ihre Verbündeten und den Willen ihrer Verbündeten angehe, auch im Kalten Krieg und durch den Kalten Krieg und sogar für den Kalten Krieg entstanden. Ich will jetzt darüber nicht philosophieren. Nur: von dieser Basis hat sich diese Republik gelöst, sie ist heute lebensfähig ohne den Kitt eines ideologischen Antikommunismus. Ausdruck dafür, daß sich diese Republik heute ohne dauernden Hinweis auf den bösen Mann auf der anderen Seite lebensfähig fühlt, ist das, was der Herr Bundesaußenminister heute als die Friedens-und damit auch die Ostpolitik dieser Regierung erläutert hat. Das Schlimme ist aber, daß dies auf der anderen Seite nicht so ist.

    ( unsere Versuche, gerade mit der DDR ins Gespräch zu kommen, mit zusätzlicher Polemik beantwortet wurden, die manchmal bis zur Hysterie gegangen ist. Das wird um so schlimmer, je mehr wir auf sie zugehen. Die DDR empfindet sich mindestens in den Köpfen der im Augenblick Führenden nach wie vor als Gegenwurf, als Gegenstaat zu dieser Republik. Aber wir hier verstehen uns nicht als Gegenwurf oder Gegenstaat zur DDR. Das ist der entscheidende Unterschied. Wir hier in diesem Lande können doch, ohne daß irgend jemand sich aufregt, ohne daß das an die Wurzeln dieses Staates geht, sagen: Nun ja, so schlimm ist die DDR auch nicht. Aber was würde geschehen, wenn einmal die DDR-Führung drüben sagen müßte: So schlimm ist die Bundesrepublik auch nicht. Das ginge an die Wurzeln dieses Staates, weil dann die Frage aufkäme: Wozu denn dann noch einen anderen Staat? Anders gesagt: Die DDR kann sich vorläufig noch nicht anders als vom Kalten Krieg her verstehen, und sie fühlt sich dadurch bedroht, daß der Kalte Krieg abflaut. Die DDR versteht sich nach wie vor von einer einzigen Ideologie her, und sie fühlt sich bedroht in einem Europa, wo die ideologischen Bindekräfte nachlassen und die nationalen Bindekräfte wieder zunehmen. Die DDR weiß, daß sie ihre Existenz nach wie vor dem Eisernen Vorhang verdankt, und sie fühlt sich bedroht in dem AugenDr. Eppler blick, wo dieser Eiserne Vorhang in Europa langsam durchrostet. Weil die DDR sich dadurch bedroht fühlt, daß das Klima in Europa umgeschlagen hat und daß die Völker in Europa auf dem Wege zueinander und zu sich selbst sind, hat sie in letzter Zeit auch ihre eigene Deutschlandpolitik entwickelt, vielleicht die konsequenteste, die es gibt, eine Politik, der man die Methode nicht absprechen kann. Sie läuft darauf hinaus, diese Republik immer mehr dem Bild anzupassen, das die DDR gern von uns malen möchte. Anders gesagt: man möchte gerne dadurch, daß man das, was diese Regierung nach Osten versucht, frustriert, hindert, blockiert, hier in diesem Teil Deutschlands den Radikalismus hochzüchten. Man möchte uns in eine Spirale hineintreiben, die ungefähr so aussieht: je mehr Frustration hier, desto mehr Radikalismus, der in diesem Lande ja zahlenmäßig immer mehr rechts als links auftritt, je mehr Radikalismus hier, desto mehr Isolierung nach außen, je mehr Isolierung nach außen, desto mehr Radikalismus hier. Das ist die Spirale, die man übrigens auch so ausdrücken könnte: je mehr Frustration hier, desto mehr NPD, je mehr NPD, desto mehr Isolierung und je mehr Isolierung, desto mehr NPD. Das scheint das Konzept zu sein, mit dem man drüben jetzt Deutschlandpolitik betreibt. Man betreibt diese Politik wiederum nicht aus Stärke, sondern aus der Schwäche heraus, weil man sich ja dauernd selbst legitimieren muß aus dem „Faschismus" in diesem Lande. Meine Damen und Herren, ein Aspekt dieser Politik ist auch das, was im Augenblick auf den Zugangswegen nach Berlin geschieht. Das ist für uns auf eine Weise bedrückend, es hat aber auch einen Vorteil, daß dadurch das Konzept, von dem ich im Augenblick spreche, klarer wird, keineswegs nur klarer in diesem Lande und keineswegs nur in Westeuropa, sondern auch in vielen Teilen Osteuropas: Man weiß, daß hier jemand mit dem Feuer spielt, um seine eigene Legitimation aufrechtzuerhalten. Deshalb gibt es im Augenblick in Osteuropa eine ausgeprägte harte Diskussion darüber, ob man denn nun. diesen Prozeß der Polarisierung und Radikalisierung hier in der Bundesrepublik fördern sollte oder nicht. Ich habe festgestellt, daß in allen Hauptstädten von Prag nach Süden und Südosten dieses Thema im Grunde schon ausgestanden ist. Man will es nicht, man will in Deutschland nicht mit dem Feuer spielen. Es gibt zwei andere Hauptstädte, wo die Diskussion ganz offenkundig noch im Gange ist, das ist Warschau, und das ist Moskau. Es gibt sogar gewisse Hinweise, wie die Fronten im Augenblick stehen. Vielleicht stehen sie in Warschau einigermaßen fifty-fifty. Ich will in diese Diskussion nicht eingreifen, ich möchte nur einen einzigen Gesichtspunkt beisteuern. Erstens: Ihrer immer mit außenpolitischen Mitteln mit der Radikalisierung und Polarisierung hier spielt, soll wissen, daß in diesem Lande die äußerste Rechte normalerweise zweibis dreimal so stark sein wird wie die äußerste Linke. Als Zweites muß er wissen: Sollte es hier wirklich einmal zu einer ernst zu nehmenden äußersten Linken kommen, die vielleicht sogar einmal über die 5 °/o-Klausel käme, dann mag es wahr sein, daß diese äußerste Linke kommunistisch wäre; ob sie prosowjetisch wäre, daran habe ich meine Zweifel. Es ist doch eigentümlich, daß die Extreme in diesem Lande beide eine Vorliebe für China haben, die einen mehr ideologisch, die anderen mehr realpolitisch — in fünf Anführungszeichen. Aber die Vorliebe ist dieselbe, und man sollte sich einmal überlegen, ob man das will. Deshalb, meine Damen und Herren, bin ich nicht dafür, daß wir jetzt das, was von der DDR her geschieht, als eine Art von umgekehrter Auflage einer Politik der Stärke ansehen. Meine Damen und Herren von der Mitte, ich habe immer meine Zweifel gehabt — so in den 50er Jahren —, ob denn das, was man Politik der Stärke genannt hat, nicht eher Angstlichkeit und Mangel an Selbstbewußtsein war. Wie das damals auch gewesen sein mag: jetzt ist es ganz offenkundig drüben so. Was sich als Stärke gibt, ist eine Politik, geboren r aus der verzweifelten Angst, die Basis des Kalten Krieges könne unter diesem Staat, der DDR, weggezogen werden. Es ist weiterhin der verzweifelte Versuch, uns nun im letzten Moment dazu zu provozieren, daß wir uns so verhalten, wie es dem Bild entspricht, das diese Leute gerne von uns malen möchten. Ob das gelingt, hängt von uns ab. Es hängt ab von unserem Selbstbewußtsein. Meine Damen und Herren, ich glaube nicht, daß wir es nötig haben, mit derselben Münze heimzuzahlen. Diese Republik hat es nicht nötig, nachzuweisen, daß sie auch wer sei, indem sie wahllos Leute der eigenen Nation schikaniert. Uns glaubt man unsere Souveränität auch so, sogar ohne Visa. Deshalb freuen wir uns, daß die Visa-Pflicht mit Jugoslawien nun zu Ende ist, daß sie vielleicht mit anderen Ländern auch bald zu Ende kommt, und wenn der Herr Bundesinnenminister hier wäre, würde ich noch deutlicher sagen — — — Herr Staatssekretär, das freut mich. Die Fraktion, für die ich hier spreche, ist der Meinung, daß wir den Abbau des Visum-Zwangs, wo er zweiseitig Schwierigkeiten macht, ruhig auch einseitig vollziehen sollten. Ich weiß, Herr Köppler, daß einige Beamte Ihres Ministeriums dagegen die Einwände vorbringen, die wir seit Jahrzehnten gewohnt sind und die übrigens, wenn man sie genau nimmt, für eine zweiseitige Abschaffung der Visa ebenso gelten wie für eine einseitige. Aber Sie, Herr Köppler, und Ihr Chef sind mir so sympathisch, daß ich ganz sicher bin, daß Sie darüber hinwegkommen werden, weil klargemacht werden muß, daß sich diese Republik das leisten kann. Wir können uns ja noch viel mehr leisten. Wir können es uns leisten, Zeitungen der DDR in dem Augenblick hereinzulassen, wo die drüben die einzige deutschsprachige Zeitung der kommunistischen Dr. Eppler Tschechoslowakei für ihr Staatsgebiet verbieten müssen. Wir können es uns hier leisten, Demonstrationen jeder Art laufen zu lassen. Das ist nicht ein Zeichen der Schwäche. Ein Zeichen der Schwäche ist es, wenn man sich das nicht leisten kann. Wir können es uns hier leisten, alle Arten von Opposition zu haben, von der parlamentarischen, Herr Mischnick, über die außerparlamentarische biss zur antiparlamentarischen. Wir haben es nicht nötig, wie etwa Herr von Schnitzler, im Rundfunk zu sagen, bei uns beschäftige man sich mit der Opposition nur im Gerichtssaal. Diese Republik kann sich einiges leisten, auch die Abschaffung der Visa, weil sie es nicht nötig hat, sich auf solch dürftige Weise ihre Souveränität bestätigen zu lassen. Etwas Zweites, Herr Gradl, was wir vielleicht auch nicht nötig haben. Herr Gradl, wir sind uns darüber einig, daß das, was die DDR jetzt getan hat, mit den Notstandsgesetzen so viel zu tun hat wie etwa ein Fußballer mit Boxhandschuhen. Wir sollten uns aber gerade deshalb nicht dazu verleiten lassen, nun selbst Dinge, die nicht zusammengehören, in einen Zusammenhang zu bringen. Damit meine ich das, was Sie über den Sperrvertrag gesagt haben. Herr Gradl, Sie wissen doch, daß wir, was die militärische Seite angeht — und das haben Sie selber ausgesprochen —, hier auf nichts verzichten, worauf wir nicht längst verzichtet hätten. Es ist übrigens interessant, daß es der amerikanische Außenminister gewesen ist, der einem sowjetischen Gesprächspartner gesagt hat: Könnte es denn nicht sein, daß die DDR mit dem, was sie hier tut, gerade einen Schuß gegen diesen Sperrvertrag im Auge hat, um nämlich die Bundesrepublik zu provozieren? Herr Gradl, wir sind uns darüber einig, daß die Sowjetunion einigen Wert auf unsere Unterschrift unter diesen Vertrag legt. Aber könnte es nicht so sein, daß gerade die härtesten Leute in Ostberlin und in Moskau es für die beste aller möglichen Welten hielten, wenn die Bundesrepublik möglichst spät und möglichst zähneknirschend diesen Vertrag unterschriebe? Wenn sich Ulbricht selbst isolieren will von all den Strömungen, die heute in Europa vor sich gehen, ist das sein Privatvergnügen. Ich glaube, wir sollten ihm auf diesem Weg nicht folgen. Die Politik dieser Republik wird hier gemacht. Ich habe — Herr Gradl, vielleicht erinnern Sie sich — im Oktober von diesem Platz aus gesagt, wir sollten es uns abgewöhnen, immer nur die Knochen abzunagen, die andere uns hinwerfen. Das galt damals für die Fragestellungen in der Deutschlandpolitik, es gilt aber auch jetzt für das, was in bezug auf Berlin geschehen ist. Die Weichen unserer Politik werden hier gestellt und nicht anderswo. Wir haben uns an den Interessen dieser Nation und an den Interessen dieses gesamten Kontinents zu orientieren. Dann wollen wir mal sehen, wer das länger aushält, diejenigen, die sich manchmal wie ein Sechzehnjähriger benehmen, der seine Erwachsenheit dadurch beweisen muß, daß er um Mitternacht auf seinem Moped mit ungeheurem Krach durch die Straßen braust, oder aber diejenigen, die beharrlich an einer Friedensordnung für dieses Land und diesen Kontinent arbeiten. Natürlich, Herr Gradl, hat das, was hier geschehen ist, auch noch einen anderen Aspekt. Natürlich will man uns, auf längere Sicht gesehen, von Berlin trennen; man will auf längere Sicht Berlin austrocknen lassen. Dazu wird mein Kollege Mattick noch einiges zu sagen haben. Lassen Sie mich aber als einer der Abgeordneten, deren Heimat von Berlin ungefähr so weit entfernt ist, wie sie in Deutschland nun eben entfernt sein kann, eines sagen: wer auch immer innerhalb oder außerhalb Deutschlands darauf spekulieren sollte, daß wir Berlin im Stich lassen, spekuliert darauf, daß wir unsere Selbstachtung aufgeben. Und ich weiß, daß es sehrwenige Menschen in Europa gibt, die das von uns letztlich erwarten, weder in Westnoch in Osteuropa, daß es auch wenige Nationen gibt, die das letztlich von uns erwarten, weil man nämlich weiß — wie immer man draußen die Rechtslage einschätzt —: politisch liegen die Dinge sehr einfach; politisch entscheidend ist der Wille der Berliner, ihr Leben in Formen zu führen, wie wir das hier tun. Und wenn wir auf diesen Willen nicht mehr mit der Solidarität antworten könnten und wollten, die diese Nation ausmacht, dann könnten wir nicht mehr in den Spiegel sehen, und auch die anderen Völker in West und Ost wollen nichts mit einer Nation zu tun haben, die nicht mehr in den Spiegel sehen kann. Vielleicht noch etwas anderes. Diese Bundesrepublik ist in der Tat keine Großmacht. Aber ökonomisch hat sie doch einiges zu bieten, und das soll man draußen auch wissen. Ich hätte jetzt beinahe Herrn Schiller ein Kompliment gemacht, aber wenn er nicht da ist, kriegt er auch keins. Die ökonomische Kraft dieser Republik reicht aus, nicht nur ein, sondern zwei und drei Berlin zu subventionieren, wenn es nötig ist. Und hier noch ein Wort an die Sowjetunion. Herr Gradl, Sie haben völlig recht: die Sowjetunion steht hinter dem, was hier geschehen ist. Wir haben Verständnis dafür, daß die Sowjetunion Sorgen hat, vielleicht im Augenblick mehr um ihren eigenen Bereich als um die Bundesrepublik, aber vielleicht auch um die Bundesrepublik. Wir haben sogar Verständnis dafür, daß die Sowjetunion etwa das Aufkommen des Rechtsradikalismus hier in diesem Lande mit anderen Augen ansieht als jemand, der mit dem Zweiten Weltkrieg nichts zu tun gehabt hat. Ich habe übrigens auch Verständnis dafür, daß eine Weltmacht ihre Außenpolitik nicht an unseren innenpolitischen Erfordernissen orientiert. Aber wofür ich kein Verständnis habe, ist, daß man uns auf der einen Seite unentwegt an dieser rechtsradikalen Gruppe mißt und auf der anderen Seite eine Politik führt, die gerade diese rechtsradikale Gruppe hochspielt. Dr. Eppler Anders gesagt: die Chancen der NPD — das sollte man doch auch draußen wissen — werden um so geringer, je rascher es zu einem vernünftigen Gespräch zwischen uns und der Sowjetunion kommt, und sie werden um so größer, je länger die Sowjetunion mit der Politik fortfährt, die sie im Augenblick für richtig hält. Das nimmt uns unsere Verantwortung natürlich nicht ab, aber wenn schon diese Verbindungslinie gezogen wird, wollen wir sie auch einmal auf diese Weise ziehen. In diesem Hause gibt es heute eine kompakte Mehrheit aus allen Fraktionen, die zu einem Ausgleich mit der Sowjetunion bereit ist. Wie weit diese Bereitschaft übrigens geht, wird man erst ganz sehen können, wenn die Sowjetunion durch eigene positive Gesten diese Bereitschaft auf die Probe stellt, was sie in den letzten drei Jahren nicht getan hat. Wie immer der nächste Bundestag aussieht, ob die Mehrheit, die zu einem solchen Ausgleich bereit ist, dann größer ist, wage ich zu bezweifeln. Deshalb fürchte ich, daß wir wieder einmal an einem Punkt stehen, wo man später von verpaßten Gelegenheiten spricht. Ich glaube, daß das Verhältnis dieses Landes zu seinen östlichen Nachbarn mindestens in den letzten 80 Jahren immer wieder durch verpaßte Gelegenheiten gekennzeichnet ist. Ich will das jetzt hier im einzelnen nicht ausführen. Aber der Tatbestand, daß auch deutsche Politiker — wann auch immer — Gelegenheiten verpaßt haben, ist ja noch keine Legitimation dafür, daß man nun von der anderen Seite Gelegenheiten verpaßt. Wir wollen das doch einmal von dieser Stelle aus sagen: wenn sie jetzt verpaßt werden, wir haben das vorher gesagt! Meine Herren von der Regierung, wir sind mit Ihnen einig, daß wir uns um so mehr um Berlin scharen werden, je mehr man es mit Nadelstichen und Schlimmerem traktiert. Ich bin auch mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin einig, daß wir darauf drängen müssen, daß — zusammen mit unseren Verbündeten — der Punkt noch klarer gemacht wird, wo wir alle in Berlin gefordert sind. Was aber das Übrige angeht, meine Damen und Herren, so möchte ich die Regierung auffordern, sich nicht dadurch nervös machen zu lassen, daß im Augenblick offenbar einige Leute auf der anderen Seite nervös geworden sind. Meine Damen und Herren in der Mitte, der Erfolg jener Politik, nach dem Sie in Ihrer Anfrage gefragt haben, zeigt sich nicht nur in den diplomatischen Beziehungen mit dem einen oder anderen Land, auch nicht nur in der besseren Verankerung unserer Politik bei unseren Freunden und Verbündeten, sondern — das sage ich als jemand, der gelegentlich auch in diese Länder kommt — er zeigt sich an der Hoffnung derer in Osteuropa, die Frieden und Verständigung wollen, und er zeigt sich an der Nervosität derer, die Frieden und Verständigung fürchten. Wenn man den Erfolg daran mißt, möchte ich meinen, ist er nicht gering. Deshalb glauben wir und hoffen wir, daß die Regierung diese Politik mit einem langen Atem und einiger Phantasie fortführt. Ich bin sehr dankbar dafür, daß der Herr Bundesaußenminister hier das Thema der Abrüstung angesprochen hat. Ich kann ihm nur wünschen, daß er in Reykjavik Erfolg hat. Vielleicht sollten wir unsere Phantasie noch auf einem anderen Gebiet walten lassen. In diesem Jahr jährt sich der Tag des Münchener Abkommens zum dreißigsten Male. Wäre es nicht denkbar, daß wir uns, möglicherweise gemeinsam, mit unseren tschechischen und slowakischen Nachbarn um eine Formel bemühen könnten, die den Weg in die Zukunft für beide Völker frei macht, ohne die Rechte unserer Vertriebenen einzuengen und ohne jene unselige Diskussion über Schuld und Nichtschuld und Gegenschuld, die das Verhältnis dieser beiden Völker bisher belastet hat, neu zu provozieren. Ich habe diese Formel hier nicht. Ich frage mich nur, ob wir nicht gut daran tun, nach einer solchen Formel zu suchen. Herr Dr. Gradl, zum Schluß noch etwas, was auch an die Adresse der Regierung gesagt ist, wozu Sie mich aber provoziert haben. Ich glaube, daß wir hier gut daran tun, unsere Position der DDR gegenüber deutlicher zu machen als bisher. Der Herr Bundeskanzler hat Briefe an Herrn Stoph geschrieben. Der Herr Bundeskanzler hat Verhandlungen angeboten, auch Verhandlungen über Gewaltverzicht. Wir alle in diesem Hause haben das begrüßt. Aber, Herr Gradl — ich rede jetzt Sie an, da der Herr Bundeskanzler nicht da ist — — — Ja, nun, ich wollte mit dem Bundeskanzler direkt reden. Aber er hat auch seinen Terminkalender. Na, schön, mit dem einige ich mich auf diesen Punkt vielleicht leichter als mit dem Herrn Bundeskanzler; darum will ich ihn jetzt nicht anreden. Wenn man mit jemandem über Gewaltverzicht spricht, setzt man doch voraus, daß er auf Gewalt verzichten kann. Gewalt ist schließlich ein staatliches Attribut. Was will ich damit sagen? Wenn der Herr Bundeskanzler bereit war, über Gewaltverzicht mit den Vertretern der dortigen Regierung zu sprechen, und gleichzeitig, wie wir alle dies für richtig hielten, sagte: „Aber damit darf unser Verhältnis zu denen drüben nicht das zwischen Völkerrechtssubjekten werden", dann würde ich daraus schließen, daß die Diskussion in diesem Lande nicht darum gehen sollte, ob und wie viele Attribute eines Staates die DDR hat. Es geht nicht um die Frage: Ist dies ein Staat? Es geht auch nicht einmal darum — da könnten wir viel sagen —, was für ein Staat dies ist, sondern es geht darum, ob er für uns Ausland, ausländisches Völkerrechtssubjekt ist, und darum, wie Sie sagten, Herr Gradl, ob wir durch bine völkerrechtliche Anerkennung die Teilung Deutschlands selbst völkerrechtlich legitimieren und fixieren. Darum geht es. Natürlich geht es auch darum, daß bei allem, was gemeinsam oder in Richtung auf die DDR getan wird, die Sicherheit Berlins nicht angetastet wird. Das sind die Punkte. Um das deutlich zu machen, hat der Vorsitzende meiner Fraktion einmal den Austausch von Generalbevollmächtigten vorgeschlagen. Ich glaube, dieser Vorschlag sollte weiter durchdacht werden, weil er klarmacht, wie wir dieses Verhältnis ansehen, eben nicht wie das Verhältnis, sagen wir einmal, zwiDr. Eppler schen Japan und Bolivien. Die Position der DDR-Regierung ist auf diesem Gebiet absolut unlogisch. Sie will auf der einen Seite eine völkerrechtliche Anerkennung — ich möchte hinzufügen: dann wäre es für sie Schluß, das wäre für sie nicht ein Anfang, sondern ein Ende —, aber auf der anderen Seite redet sie von einer deutschen Nation. Als Herr Norden damals kurz vor Weihnachten von dem Austausch diplomatischer Vertreter sprach, wurde er selbst im „Neuen Deutschland" zurückgepfiffen, und es hieß: Nein, das Verhältnis kann nicht das von Ausländern sein. Das heißt zu deutsch, was die DDR auf diesem Gebiet tut, ist absolut unlogisch. Das gibt aber gerade uns eine Chance, wenn wir logisch verfahren. Unsere Position müßte sein: Wir kennen das Erbe, das dieses Volk aus einem heißen und einem kalten Krieg zu übernehmen hatte, nämlich das Erbe, das hier zwei Ordnungen mit Staatscharakter entstanden sind, aber wir wissen auch, daß eine Nation übriggeblieben ist, die die Augen nicht davor verschließt, was ist, die aber nicht die Teilung selbst unterschreibt und die sich den Weg zueinander offenhalten will. Herr Gradl, glauben Sie mir, diese Position wird nicht nur in Westeuropa begriffen. Sie wird auch in vielen Hauptstädten Osteuropas begriffen und verstanden. Diese Position können wir nicht nur einige Monate, sondern viele Jahre durchhalten. Deshalb, meine Damen und Herren, haben wir, wenn wir die Politik des Friedens, von der der Herr Außenminister sprach, mit langem Atem und gelegentlich auch etwas Phantasie fortsetzen, eine Chance; denn wir hier schwimmen mit dem Strom der europäischen Geschichte. Wir können niemanden hindern, gegen diesen Strom zu schwimmen, aber wir können abwarten, bis ihm der Atem ausgeht. Und dann ist der Augenblick da, wo unter Deutschen wieder vernünftig über Deutschland zu reden ist. (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)


    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)





    (Beifall bei der SPD.)


    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Der Parlamentarische Staatssekretär ist hier!)


    (Beifall bei der SPD.)





    (Beifall bei der SPD.)


    (Beifall bei der SPD.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)





    (Zurufe.)


    (Abg. Rasner: Der Vizekanzler ist da!)






Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Mischnick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die FDP-Fraktion wird den Weg wählen, jetzt zu den Fragen des deutsch-sowjetischen Verhältnisses und der Deutschlandpolitik Stellung zu nehmen, und dann werden meine Kollegen zu den Einzelfragen, die in dieser Großen Anfrage behandelt worden sind, ihrerseits noch ergänzend Stellung nehmen. Ich will das im voraus sagen, damit wir uns vielleicht über den Ablauf dieser Debatte einigen können.
    Ich stelle mit Befriedigung fest, daß in der Beurteilung der Situation, die sich durch die Einführung von Visa ergeben hat, doch manche Übereinstimmung festzustellen ist, wenn ich auch nicht den Eindruck habe, daß in diesem Hause alle diesen Vorgang gleichermaßen werten. Es ist hochinteressant, daß der Bundeskanzler davon sprach, daß Ostberlin am 11. Juni Maßnahmen verkündet hat, — ich
    zitiere wörtlich — die es seit Jahren vorbereitet hatte. Diese Feststellung macht deutlich, daß man mit diesen Aktionen rechnen mußte. Wenn man die Erklärungen, die in den vergangenen Wochen und Monaten, als schon einmal deutlich wurde, daß hier wieder Gefahren bestehen, abgegeben worden sind, damit vergleicht, muß man allerdings zu dem Ergebnis kommen, daß das, was an Reaktionen geschah und vielleicht auch möglich war, in keinem Verhältnis zu Ankündigungen steht, die noch in letzter Zeit gemacht worden sind.
    Ich neige dazu, festzustellen, daß die Ankündigung von Maßnahmen falsch war, nicht, daß dann nicht etwa alles geschehen sei, was möglich ist. Das, was in unserer Hand liegt, ist leider nicht so umfangreich, wie es oft durch Erklärungen glauben gemacht wurde.
    Der Herr Bundesaußenminister hat heute gesagt, Walter Ulbricht wird uns nicht das Gesetz des Handelns aufzwingen. Wir wollen gern mit Ihnen dieser Meinung sein. Das bedingt aber doch, daß wir selbst handeln und nicht immer nur reagieren, wenn die andere Seite agiert hat. Das bedeutet, daß über den Tag hinaus die grundsätzliche Frage weiter behandelt werden muß: wie soll es in Zukunft weitergehen? Denn niemand in diesem Hause nimmt an, daß das die letzte Schikanemaßnahme war, sondern wir müssen im Gegenteil Sorge vor neuen Maßnahmen haben.
    Nachdem der Herr Bundeskanzler auf die Erklärung der Verbündeten, auf das Telegramm des amerikanischen Präsidenten verwiesen hat — und er hat auch aus der Stellungnahme der Westmächte von 1964 zitiert, die sich auf eine andere Erklärung von 1955 bezogen hat —, möchte ich mit Genehmigung des Herrn Präsidenten dieses Zitat aus der Erklärung vom 26. Juni 1964 ergängen. Die Westmächte haben damals gesagt:
    Was die Bestimmungen über die Grenzen dieses sogenannten Staates anbetrifft, wiederholen die drei Regierungen, daß es innerhalb Deutschlands und Berlins keine Staatsgrenzen, vielmehr nur eine „Demarkationslinie" und die „Sektorengrenzen" gibt und daß auf Grund eben der Abkommen, auf welche in dem Abkommen vom 12. Juni Bezug genommen wird, die endgültige Festlegung der Staatsgrenzen Deutschlands einer Friedensregelung für Gesamtdeutschland vorbehalten bleibt.
    Wenn ich diesen Text von 1964 mit dem vergleiche, was in den letzten Tagen tatsächlich geschehen ist, so scheint mir eine gewisse Diskrepanz sichtbar zu werden. Worauf es uns ankommen muß: das, was uns an Rechtsgarantien in der Vergangenheit gegeben worden ist, muß dann auch am konkreten Fall so praktiziert werden, wie es gegeben wurde. Geschieht das nicht, dann ist natürlich eine Basis für einen gewissen Vertrauensschwund auch in Berlin gegeben. Vielleicht sind die juristischen Auslegungen der zitierten Formulierungen unterschiedlich; aber dann muß es Aufgabe der Bundesregierung sein, das so — nicht nur jetzt und hier, sondern generell — auszulegen, wie es im Interesse der



    Mischnick
    Stellung und der Freiheit West-Berlins notwendig ist. Hier werden Sie unsere volle Unterstützung haben.
    Allerdings sollten wir uns auch bei einer solchen Gelegenheit vor Augen halten, ob wir selbst alle Möglichkeiten, die wir in der Vergangenheit hatten, wahrgenommen haben, in Berlin so in Erscheinung zu treten, wie wir es für richtig hielten.

    (Beifall bei der FDP.)

    Zeigt sich nicht, daß manches von dem, was wir vor zehn oder zwölf Jahren in diesem Haus für selbstverständlich hielten, dann so allmählich, ich möchte sagen, zu einem negativen Gewohnheitsrecht wurde und damit selbstverständlich den Eindruck erwekken mußte, als wären wir selbst nicht bereit, all das an Positionen, was wir früher wahrnahmen, auch heute noch wahrzunehmen?
    Wir Freien Demokraten haben oft darauf hingewiesen, daß wir es nicht für richtig hielten, nach der Bundestagssitzung vom 1./2. Oktober 1958 nur noch einmal eine Plenarsitzung Anfang 1965 in Berlin durchzuführen, in der Zwischenzeit und danach aber davon Abstand zu nehmen. Das sind natürlich alles Handlungen — oder, besser gesagt, Nicht-Handlungen —, die den Eindruck verstärken könnten, daß wir selbst die Verbindung lockern und nicht in der Form gefestigt halten wollten, wie es ursprünglich für uns selbstverständlich war.
    Es ist sehr gut, daß angekündigt wurde, daß die Gespräche oder die Memoranden oder Noten über das Verhältnis Berlins zur Bundesrepublik, die zwischen dem sowjetischen Botschafter und der Bundesregierung ausgetauscht wurden, jetzt veröffentlicht werden. Ich bin mir bewußt, daß da zwischen der Sowjetunion und uns tatsächlich schwierige Fragen sind. Aber gerade in dem Punkt West-Berlin ist es notwendig, unseren Standpunkt immer mit aller Deutlichkeit so zu vertreten, wie er in der Vergangenheit gewesen ist, und hier keinen Schritt nachzugeben. Wir sind in anderen Bereichen eher in der Lage, miteinander über gemeinsame Formeln zu sprechen. Aber in West-Berlin — darüber besteht doch Einigkeit — darf es eben keinen Schritt zurück hinter das, was heute ist, geben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wenn man die Große Anfrage und die Begründung zu den verschiedenen Punkten dieser Großen Anfrage liest, die die CDU/CSU-Fraktion gestellt hat, und die Antwort der Bundesregierung und manches, was an Diskussionsbeiträgen hier geleistet worden ist, gegenüberstellt, dann komme ich doch zu dem Ergebnis, daß ein Unterschied in der Wertung festzustellen ist zwischen dem, was die Bundesregierung als ihre Absicht erklärt, und dem, was ein Teil der Kollegen der CDU/CSU offensichtlich von dieser Politik halten. Die Worte, die der Kollege Eppler gerade zum Schluß über die Notwendigkeit der Normalisierung des Verhältnisses zwischen den beiden Teilen Deutschlands gesprochen hat — ich werde dazu auch noch einige Bemerkungen machen —, sind doch in manchen Punkten unterschiedlich gegenüber dem, was Kollege Gradl gesagt hat.
    Ich habe es sehr begrüßt, daß der Bundesaußenminister darauf hingewiesen hat und auch zitiert hat, was der jugoslawische Außenminister über die Möglichkeit einer Zusammenfassung von Bündnissystemen gesagt hat, daß es sich nämlich nicht nur um einen formalen Akt handeln kann, sondern daß ein solches Sicherheitssystem in der Zukunft entsprechende Bewegungsmöglichkeiten auch für die einzelnen Partner beinhalten muß. Das ist aber doch nur erreichbar — daß wir ein solches europäisches Sicherheitssystem gemeinsam wollen, ist mehrfach zum Ausdruck gebracht worden —, wenn ich an die möglichen Partner nicht nur mit Mißtrauen herangehe, sondern das Ziel habe, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Partnern trotz mancher schlechten Erfahrungen zu erreichen.

    (Beifall bei der FDP.)

    In der Begründung zu Frage 3, meine sehr verehrten Damen und Herren von der CDU/CSU, haben Sie Worte gewählt, die es auch dem wohlmeinendsten Beobachter kaum möglich machen, eine Bereitschaft zu erkennen, das deutsch-sowjetische Verhältnis sehr differenziert zu betrachten, weil wir hier offenbar doch noch nicht im ganzen Haus so weit sind, zwischen Spreu und Weizen sorgfältig zu unterscheiden. Ich bin mir bewußt, daß es gerade in diesen Tagen nicht sehr populär ist, Fragen des deutsch-sowjetischen Verhältnisses sehr nüchtern zu betrachten, und daß dabei sehr viel Emotionen hochkommen, verständlicherweise hochkommen, weil die Verärgerung und die Bitterkeit darüber, daß man im Miteinander der beiden Teile Deutschlands wieder Schwierigkeiten bereitet, mit Unterstützung der Sowjetunion bereitet, die natürlich die Gefahr in sich bergen, daß der Blick für die nüchterne Betrachtung der tatsächlichen Entwicklung getrübt wird.
    Aber wenn wir die Entwicklung in den osteuropäischen und südosteuropäischen Staaten in den letzten Jahren aufmerksam verfolgt haben, ist doch sichtbar geworden, was Kollege Eppler anklingen ließ: daß bestimmte Thesen der sowjetischen Propaganda — was natürlich auch ein Teil ihrer Politik ist — heute in diesen Ländern nicht mehr die gleiche Wirkung haben, die sie noch vor 10, 15 Jahren hatten. Die Verbesserung der kulturellen, der wirtschaftlichen, der sportlichen Beziehungen und auch die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und einzelnen dieser Länder haben unterstrichen, daß es hier möglich ist, das Klima entsprechend zu verbessern. Das beweist aber auch, wie wichtig es ist, wie wertvoll und wie wirkungsvoll es ist, daß Kontakte und Gesprächsbereitschaft nicht nur zum Absdruck gebracht, sondern auch praktiziert werden.
    Bedauerlich ist nur, daß Sie, meine sehr verehrten Kollegen von der CDU/CSU, überhaupt so lange Zeit ins Land gehen ließen, weil Sie sich so lange dagegen gesperrt haben, das Gespräch auch mit den Warschauer-Pakt-Staaten in dieser konkreten Form zu führen, wie es heute in Gang gekommen ist.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Stücklen: Sie waren ja lange genug in der Regierung!)




    Mischnick
    — Herr Kollege Stücklen, Sie weisen darauf hin, daß wir lange genug in der Koalition waren. Aber Sie wissen doch ganz genau, wie oft wir versucht haben und wie schwierig es für uns war, Sie in einem Koalitionsgespräch davon zu überzeugen, daß wir diese Politik und keine andere treiben sollten. Das lag doch nicht an uns, das lag an Ihnen.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Stücklen: Aber Sie haben es lange ausgehalten!)

    Ich möchte ausdrücklich begrüßen, daß der Bundesaußenminister die Gelegenheit wahrgenommen hat, das Gespräch mit dem sowjetischen Botschafter in Ostberlin zu führen. Es ist mir unbegreiflich, daß es jetzt schon wieder Stimmen gibt, die sagen — in einem Kommentar ist das zum Ausdruck gekommen —: Was soll diese Plauderei zu diesem Zeitpunkt? Wer immer noch nicht kapiert hat, daß wir nur weiterkommen können, wenn wir jede Möglichkeit des Gesprächs, der Information und der Darlegung des eigenen Standpunktes nutzen, dem ist leider nicht mehr zu helfen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich bin sehr froh darüber, daß aus diesem Hause keine solchen kritischen Stimmen zu diesem Besuch gekommen sind. Wir hoffen, daß es gelingt, auch diejenigen Teile der öffentlichen Meinung, die das nur mit Skepsis sehen, zu überzeugen, daß das ein Weg sein kann, um weiterzukommen. Eine Erfolgsgarantie kann niemand geben. Wir müssen aber auch sehen: wenn die. Aufnahme von diplomatischen Beziehungen, konsularischen Beziehungen usw. Nutzen haben soll, insbesondere um den anomalen innerdeutschen Zustand zu überwinden, dann ist es notwendig, daß wir diese Beziehungen, diese Verbindungen, diese Kontakte mit dem entsprechenden Inhalt erfüllen und insbesondere dafür sorgen, daß das nötige Vertrauen geweckt wird. Herr Bundesaußenminister, ich habe manchmal das Gefühl, daß unsere Botschafter — ich denke jetzt gar nicht in erster Linie an diejenigen in unseren verbündeten Nachbarländern, sondern insgesamt gesehen — so etwas dem Gespräch mit den sowjetsichen Botschaftern aus dem Wege gehen, daß man es nur führt, wenn eine Weisung vorliegt. Wäre es nicht richtig, gerade dafür zu sorgen, daß unsere Diplomaten nicht nur jede Gelegenheit nutzen, sondern auch jede Gelegenheit suchen, mit densowjetischen Diplomaten über den Inhalt unserer Politik zu sprechen, um damit deutlich zu machen, daß wir eben eine friedliche Politik, eine Politik des Gewaltverzichts, eine Politik des Ausgleichs wollen und alles andere falsch ist. Die Vielzahl der Unterrichtungen über die 95 Missionen — oder wieviel es sind —• an die sowjetische Adresse kann doch nur unterstützend wirken. Es wäre gut, wenn Sie in dieser Richtung auf unsere Auslandsmissionen einwirkten und, sollte es geschehen sein, dann vielleicht überprüften, ob es auch in der Pra dis durchgeführt wird und nicht nur als eine Meinung des Auswärtigen Amts nach draußen geht.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wenn man die Chance eines Erfolges haben will, muß man natürlich auch bereit sein, gewisse Klischees auszuräumen, und eines dieser Klischees ist doch immer wieder, daß behauptet wird, die Sowjetunion sei überhaupt nicht daran interessiert, zu einer Verständigung zu kommen, weil sie die Weltrevolution wolle. Nun kann man durchaus dieser Auffassung sein. Ich halte sie nicht für richtig. Wei aber dieser Auffassung ist, der müßte natürlich konsequenterweise zu dem Ergebnis kommen, daß es überhaupt keinen Sinn hat, hier in irgendeiner Weise zu versuchen, zur Entspannung auch mit der Sowjetunion zu kommen. Nach meiner Überzeugung beweist die Entwicklung der letzten Jahre, daß auch die Sowjetunion nicht nur den Frieden will, sondern ihn braucht, um ihre eigene innere Entwicklung, ihre wirtschaftliche Entwicklung, ihre technische Entwicklung usw. so vorantreiben zu können, wie es notwendig iist, um ihrem ideologischen Anspruch, das bessere Gesellschaftssystem zu haben, gerecht zu werden.
    Wenn ich also davon ausgehen darf — und ich glaube, diese Überlegung ist richtig —, daß die friedliche Entwicklung auch im Interesse der Sowjetunion liegt, wobei, um hier jeder Falschdeutung vorzubeugen, selbstverständlich einkalkuliert werden muß, daß sie in erster Linie oder besser ausschließlich ihre und nicht unsere Interessen wahrnimmt, aber wenn ich von diesem Willen zum Frieden ausgehe, dann muß es doch möglich sein, auch begreiflich zu machen, welchen eigenen Willen wir hier haben.
    Ein Weiteres kommt noch hinzu, nämlich das Klischee, daß die Vorstellung herrsche, auch die Sowjetunion und die Meinung in der Sowjetunion sei ein Einheitsblock. Auch das ist heute nicht mehr richtig. Die Gefahr, Kollektivurteile zu fällen, ist außerordentlich groß. Die gleichen Leute, die sich z. B. nach 1945 mit Recht dagegen verwahrt haben, daß man das ganze deutsche Volk kollektiv verurteilt, diese gleichen Leute sind heute leider oft sehr schnell geneigt, jeden Sowjetbürger als einen bösartigen unverbesserlichen Stalinisten zu verurteilen. Auch dieses Klischee muß aufhören.

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Wer praktiziert denn das? — Abg. Majonica: Sie kämpfen ja gegen Windmühlenflügel!)

    — Lieber Kollege Majonica, ich wäre froh, wenn es gegen Windmühlenflügel wäre. Aber wenn ich an so manche Fragestunde hier denke — ich habe jetzt die Daten nicht im Kopf —, wo man das Gefühl gewinnen mußte: hier wird nach wie vor ein Klischee gesetzt, so muß ich sagen: das macht doch deutlich, daß hier noch nicht generell die Bereitschaft vorhanden ist, die Dinge genauso nüchtern zu sehen, wie sie nun einmal sind.
    Meine Damen und Herren, wir sollten uns aber auch einen dritten Punkt vor Augen halten: Nicht alles, was von sowjetischer Seite gesagt wird, ist tatsächlich politische Zielsetzung. Es ist manches darunter, was verständlicherweise in der Auseinandersetzung aus der Hoffnung heraus benutzt wird, daß der andere auf diese Propagandaformeln so reagiert, wie man es sich im Interesse der eigenen Politik wünscht. Auch davor müssen wir uns hüten.



    Mischnick
    Ich bin sehr dankbar dafür, daß hier klargestellt worden ist, daß man z. B. nicht in die, wie ich meine, aufgestellte Falle hineinlaufen will, etwa den Atomsperrvertrag in einer Weise zu behandeln, die nur dazu führen könnte, daß die andere Seite, sei es die DDR, sei es die Sowjetunion, damit einen neuen Vorwand findet, uns Dinge zu unterstellen, die von der Sache her falsch sind. Das schließt nicht aus, daß wir den Inhalt, den Text sehr genau prüfen. Aber wir müssen uns davor hüten, auch nur den Anschein zu erwecken, als gebe es eine Möglichkeit, uns hier wieder in eine Ecke hineinzustellen, in die man uns gern gestellt hat, nämlich friedlichen Entwicklungen im Wege zu stehen.