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    Deutscher Bundestag 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Krammig und von Eckardt . . . . 9693 A Die Abg. Blachstein und Stingl legen ihr Mandat nieder , . 9693 A Abg. Dr. Arndt (Hamburg) tritt in den Bundestag ein 9693 A Überweisung des Jahresberichts 1967 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages an den Verteidigungsausschuß 9693 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an die zuständigen Ausschüsse 9693 B Amtliche Mitteilungen 9693 C Fragestunde (Drucksache V/3012) Frage des Abg. Moersch: Sonderbriefmarke „Bauhaus" Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 9725 D Moersch (FDP) 9726 A Frage des Abg. Strohmayr: Architektenwettbewerb für den deutschen Ausstellungspavillon in Osaka 1970 Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9726 B Strohmayr (SPD) . . . . . . . 9726 D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 9727 A Frage des Abg. Weigl: Schleuderpreisangebote von Betrieben der Bauwirtschaft Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9727 B Frage des Abg. Borm: Rückgang des innerdeutschen Handels Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9727 C Dorn (FDP) 9727 D Fragen des Abg. Ziegler: Kartellrechtliche Untersuchung des Wirtschaftszweiges Margarine in der Europäischen Gemeinschaft — Verbraucherpreise — Preisbildung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9728 A Ziegler (CDU/CSU) 9728 C Fragen des Abg. Junghans: Strukturprogramme für Ruhr, Saar und Zonenrandgebiete Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 9728 D Junghans (SPD) 9728 D Porsch (FDP) 9728 D Weigl (CDU/CSU) . . . . . . 9729 A Strohmayr (SPD) 9730 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Fragen des Abg. Strohmayr: Weltausstellungen als Forum zur Werbung für die Bundesrepublik Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9731 A Strohmayr (SPD) . . . . . . 9731 A Jung (FDP) 9731 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 9731 C Dorn (FDP) 9731 D Frage des Abg. Ollesch: Bau von Steinkohlekraftwerken und Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 A Ramms (FDP) 9732 B Frage des Abg. Ollesch: Kohlestrom aus Großkraftwerken preiswerter als Atomstrom? Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9732 B Fragen des Abg. Weiland: Folgen der geplanten Änderung der Kundensatzverordnung für den Spediteursammelgutverkehr Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 C Weiland (CDU/CSU) 9732 D Ramms (FDP) 9733 B Frage des Abg. Moersch: Meinung des stellv. Sprechers der Bundesregierung über die Zusammenarbeit Bund-Länder und den Bedeutungsverlust des Bundestages Diehl, Staatssekretär . . . . . . 9733 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 9733 D Frage des Abg. Dorn: Aufenthalt "des französischen Staatspräsidenten de Gaulle in Baden-Baden Diehl, Staatssekretär 9734 B Dorn (FDP) 9734 B Moersch (FDP) 9734 C Frage des Abg. Jung: Situation der freischaffenden Architekten Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär . 9735 A Frage des Abg. Jung: Wunsch der Architekten und Ingenieure nach einem zentralen Gesprächspartner — Frage einer Umorganisation des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 9735 B Dorn (FDP) 9735 C Fragen des Abg. Walter: Niederländische Ausfuhrerstattung für Schlachtgeflügel Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9736 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 9736 B Dr. Ritz (CDU/CSU) 9736 D Reichmann (FDP) . . . . . . 9737 A Fragen des Abg. Dr. Stammberger: Erstattung einzeln nachgewiesener Kfz-Kosten des Arbeitnehmers . . . 9737 B Frage des Abg. Rollmann: Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission für eine Harmonisierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über Freizonen . . . . . . . 9737 B Frage des Abg. Dröscher: Nachteilige Wirkung der Mehrwertsteuer für Gebrauchtwagen auch auf den Fiskus Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 9737 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 9737 D Ott (CDU/CSU) 9738 A Müller (Worms) (SPD) 9738 C Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/3019) — Erste Beratung — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abg. Burgemeister, Gewandt, Illerhaus Lampersbach, Müller (Berlin) u. Gen. betr. Lage und Erwartungen der Berliner Wirtschaft (Drucksache V/2970) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 9694 C Franke (Hannover) (SPD) . . . . 9696 A Borm (FDP) 9696 D Schütz, Regierender Bürgermeister von Berlin 9698 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 III Burgemeister (CDU/CSU) . . . . 9701 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 9701 D, 9702 B Rasner (CDU/CSU) . . . . . . . 9702 A Große Anfrage der Abg. Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik (Drucksachen V/2978, V/3016) Brandt, Bundesminister . 9702 C, 9764 C Dr. Gradl (CDU/CSU) 9706 B Dr. Eppler (SPD) . . . . . . 9709 A Mischnick (FDP) . . . . 9713 B, 9749 C Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 9718 D Genscher (FDP) 9720 C Wehner, Bundesminister 9738 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 9744 C Mattick (SPD) 9750 B Dr. Jaeger, Vizepräsident . 9753 D Petersen (CDU/CSU) 9753 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 9755 B, 9766 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 9757 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 9758 D Freiherr von Gemmingen (FDP) . . 9761 A Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . . 9761 D Prinz von Bayern (CDU/CSU) . . 9763 A Majonica (CDU/CSU) 9767 A Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Richterwahlausschusses (Drucksache V/884) ; Schriftlicher Bericht des Vorstandes des Deutschen Bundestages (Drucksache V/2926) — Zweite und dritte Beratung — . . . 9767 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zolltarifgesetzes (Drucksache V/2923) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 19. Mai 1967 mit der Republik Ghana über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2924) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gasöl-Verwendungsgesetzes — Landwirtschaft (FDP) (Drucksache V/2814) — Erste Beratung — 9767 D Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, II. Teil — Finanzänderungsgesetz 1967 (Umdruck 330, Drucksache V/2903) . . 9767 D Nächste Sitzung 9768 Berichtigungen 9768 Anlagen 9769 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9693 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 174. Sitzung, Seite 9367 C, Zeile 6 statt wollte: mußte 178. Sitzung, Seite 9603 D, Zeile 7 statt bedenklich: unbedenklich Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Abelein 21. 6. Dr. Achenbach * 20. 6. Adorno 20. 6. Dr. Aigner * 20. 6. Frau Albertz 21. 6. Dr. Apel * 21.6. Arendt (Wattenscheid) * 20.6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 21. 6. Dr. Artzinger * 21. 6. Bading * 20. 6. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 20.6. Bauer (Würzburg) ** 20. 6. Behrendt * 20.6. Bergmann * 20. 6. Dr. Burgbacher * 20.6. Corterier * 21. 6. Deringer * 21. 6. Dichgans * 20. 6. Diekmann 21. 6. Dr. Dittrich * 21. 6. Dröscher * 20. 6. Frau Dr. Elsner * 21. 6. Faller * 20. 6. Fellermaier * 20. 6. Dr. Frey 30. 6. Frieler 21.6. Dr. Furler * 20. 6. Frau Geisendörfer 21.6. Geldner 20. 6. Gerlach * 20. 6. Gscheidle 21. 6. Haar (Stuttgart) 21. 6. Haase (Kellinghusen) 21. 6. Hahn (Bielefeld) * 20. 6. Hamacher 1. 7. Frau Dr. Hubert 1. 7. Illerhaus * 20. 6. Dr. Imle 20. 6. Kiep 22. 6. Klinker * 20. 6. Kriedemann * 21. 6. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20. 6. Kulawig * 21. 6. Kunze 1. 7. Kurlbaum 21. 6. Frau Kurlbaum-Beyer 22. 6. Lautenschlager * 21. 6. Lenz (Brühl) * 20. 6. Dr. Lindenberg 21. 6. Dr. Löhr * 20. 6. Lücker (München) * 20. 6. Mauk * 20. 6. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Westeuropäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Memmel * 20. 6. Metzger * 20. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 20. 6. Dr. Müller-Hermann 21. 6. Riedel (Frankfurt) * 20. 6. Rösing 21.6. Dr. Rutschke ** 20. 6. Springorum* 20. 6. Dr. Starke (Franken) * 20. 6. Dr. Stecker 21.6. Steinhoff 1. 7. Stooß 21.6. Unertl 22. 6. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell** 21. 6. Dr. Wahl ** 20. 6. Welke 21.6. Wienand 20. 6. Dr. Zimmermann 22. 6. b) Urlaubsanträge Frau Kleinert 28. 6. Koenen (Lippstadt) 30. 6. Dr. Sinn 30. 6. Anlage 2 Umdruck 496 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und der Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik - Drucksachen V/2978, V/3016 - Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Friedenspolitik der Bundesregierung ist undenkbar ohne die Unterstützung durch Freunde und Verbündete. Daher fordert der Bundestag die Bundesregierung auf, sich weiterhin um die Festigung der westlichen Zusammenschlüsse auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zu bemühen. 2. Der Bundestag billigt die von der Bundesregierung auf der Grundlage ihrer Regierungserklärung vom 13. Dezember 1966 geführte Politik des Friedens und damit auch der Verständigung mit allen Mitgliedern des Warschauer Paktes. 3. Eine europäische Friedensordnung ist nur zu erreichen, wenn alle Beteiligten bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. Der Bundestag bedauert daher, daß die Friedenspolitik der Bundesregierung in einigen Hauptstädten Mittel- und Osteuropas nach wie vor mißverstanden, verzerrt dargestellt oder durch provokatorische Gegenmaßnahmen gestört wird. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich dadurch nicht beirren zu lassen. Bonn, den 19. Juni 1968 Dr. Barzel und Fraktion Schmidt (Hamburg) und Fraktion 9770 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung der Abgeordneten Frau Dr. Wolf (CDU/CSU) zu Punkt 3 der Tagesordnung. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Frage, ob die Entwicklungshilfe fortgeführt oder sogar erweitert werden muß, erkennen lassen, daß sie der Entwicklungshilfe eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft zuerkennt und ihr damit auch einen Vorrang in bezug auf finanzielle Fragen zuweist. Zur Begründung hat sie darauf hingewiesen, daß die Entwicklungshilfe ein Beitrag zur Sicherung des Weltfriedens sein soll, ein Mittel, um den großen Unterschied zwischen Armen und Reichen zu verringern, und ein Zeichen der Zusammenarbeit zwischen den Geberländern. Gleichzeitig wird die Entwicklungshilfe verstanden als Grundlage einer Partnerschaft zwischen Industrieland und Entwicklungsland, einer Partnerschaft, bei der in den Entwicklungsländern das Verständnis auch für unsere nationalen Probleme und Ziele geweckt und eine Unterstützung bei ihrer Durchsetzung vorbereitet wird. Diese Erklärung ist zu begrüßen, wenn sie auch auf die Gegenüberstellung der Notwendigkeit, Hilfe für die armen Länder zu geben und den dringenden Aufgaben im eigenen Land zu entsprechen, nicht eingeht. Dieser Gegensatz, den die Fragestellung andeutet und der in unserer Gesellschaft bis vor kurzem eine so große Rolle gespielt hat, besteht in Wirklichkeit nicht. Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, daß eigene wirtschaftliche Schwierigkeiten in unserem Lande durch die Unterstützung an die Entwicklungsländer überwunden werden konnten. Aus dem Bericht der Bundesregierung über die deutsche Entwicklungshilfe im Jahre 1967, der der OECD für die Jahresprüfung in der vorigen Woche vorgelegt wurde, ergab sich, daß sich die deutschen Leistungen im Jahre 1967 so vermehrt hatten, daß sie das von der Welthandelskonferenz 1964 empfohlene Ziel, 1 % des Volkseinkommens jährlich für die Entwicklungshilfe zu verwenden, erheblich überschritten haben. Die öffentlichen Leistungen in Kapitalhilfe und technischer Hilfe haben zugenommen, aber die außerordentliche Steigerung liegt im Bereich der Privatwirtschaft, deren Nettoleistungen um 1,3 Milliarden DM zugenommen haben. Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, daß bei der Prüfung in Paris in Gesprächen zu hören war, die Zeiten seien vorüber, in denen Notstandsarbeiten im eigenen Land über wirtschaftliche Krisen hinweghülfen, weil es jetzt Möglichkeiten eines weltweiten Ausgleichs gebe. Eine solche Verbindung zwischen eigenen Problemen und Bedürfnissen der Entwicklungsländer läßt sich vielleicht auch bei einer anderen dringenden Aufgabe in unserem Land herstellen. Ich denke an die Lage der Landwirtschaft, mit der wir uns in der nächsten Woche beschäftigen werden. In den letzten Monaten hat sich mehr und mehr die Ansicht durchgesetzt, daß die Hilfe für die Landwirtschaft heute Priorität in der Entwicklungshilfe hat. Diese Feststellung wird verständlich, wenn man daran denkt, daß in fast allen Entwicklungsländern mehr als 70 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind und die Entwicklung sicher auch bei ihnen ansetzen muß. Es besteht auch Übereinstimmung, daß unsere Unterstützung Hilfe zur Selbsthilfe sein muß. Die Menschen müssen lernen, wie sie ihre Landwirtschaft entwickeln und wie Fehler, die vor allem in der falschen Ernährung liegen, vermieden werden. Bisher hat man gemeint, daß eine unmittelbare Nahrungsmittelhilfe sich auf Katastrophenfälle beschränken sollte. Nach Gesprächen mit dem neuen Generaldirektor der FAO ist auch hier ein Umdenken notwendig. Die Nahrungsmittelhilfe muß darüber hinaus eingesetzt werden, um eine große Anzahl von Entwicklungshilfeprojekten überhaupt erst zu ermöglichen und die Menschen in den Stand zu setzen, die Neuerungen durchzuführen. Die Ansicht, daß diese Hilfe die Untätigkeit vermehren könnte, die jetzt weitgehend auf dem schlechten Gesundheitszustand beruht, ist wohl überholt. Es wird deshalb richtig sein, auch diese Frage im Blick auf die Interessen der Entwicklungsländer und unserer eigenen zu prüfen. In der Antwort der Regierung wird festgestellt, daß „unsere Entwicklungshilfe über unsere wirtschaftlichen und politischen Entfaltungsmöglichkeiten entscheidet" . Mir scheint, daß auch hier wieder die gesellschaftspolitischen Entfaltungsmöglichkeiten gleichwertig neben diesen anderen stehen. Wenn gesagt wird, „Entwicklungshilfe hat in den vergangenen Jahren das Bild entscheidend mitgeprägt, nach dem wir in der Welt beurteilt werden", so bedeutet das doch wohl an erster Stelle, daß dieses Bild abhängt von dem Verhalten der Menschen, die sich in den Entwicklungsländern oder auch bei uns begegnen. Das Geld oder auch die Produktionsmittel, die wir liefern, können nicht entscheidender sein als die Menschen, die nicht als Touristen, sondern als Berater, Gutachter und Entwicklungshelfer hinausgehen. Die Aufnahme des Fremden in unsere Gesellschaft wird das Bild prägen, das er später in seine Heimat zurücknimmt. Dieser menschlichen Begegnung, die sonderbarerweise unter dem Stichwort „technische Hilfe" in der Entwicklungshilfe erscheint, sollte von der Regierung weiter besondere Sorgfalt zugewandt werden, sie sollte mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft finden; denn im Rahmen der Außenpolitik liegt hier ein besonderes Gewicht zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Es genügt nicht, jungen deutschen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, in einem Entwicklungsland zu arbeiten, wie es in dem Entwicklungshelfergesetz vorgesehen ist, das Entwicklungsdienst an die Stelle von Wehrdienst setzt. Es ist notwendig, daß die Phasen, Vorbereitung, Aufenthalt und Rückkehr, so sorgfältig beachtet werden, daß eine echte Partnerschaft entstehen kann. Ich möchte hier anmerken, daß heute unter den jungen Menschen, die sich für die Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen, besonders viele aus Vertriebenen- und Flüchtlingsfamilien sind. Während wir uns große Sorgen, um die Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge gerade im gesellschaftspolitischen Bereich machen, haben Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9771 diese jungen Menschen den Schritt in eine neue gemeinsame Zukunft gewagt. Entwicklungspolitik ist mehr als der Versuch eines Ausgleichs zwischen Reichen und Armen, auch wenn es manchmal bei uns so scheint, als ob sie auf diese wirtschaftlichen Fragen verengt werden sollte. Sie bedeutet auch sehr viel mehr, als Diskussionen unserer Studenten erscheinen lassen. Der Appell an die deutsche Jugend, von dem heute bereits gesprochen wurde, um ihr ein neues Ziel zu geben, ist in Wirklichkeit die Aufforderung zu einem Wettbewerb auf vielen Ebenen, einem Wettbewerb auch — im Sinne des Beginns dieser Diskussion — zwischen den Industrieländern mit unterschiedlichen Regierungs- und Wirtschaftsformen. Ich bin überzeugt, daß dieser Wettbewerb über unsere nationalen Aufgaben mitentscheiden wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Neef vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Budde (Drucksache V/2936, Fragen 48, 49 und 50) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen des von der EWG-Kommission ausgearbeiteten „Vorschlags einer Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation für Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse" auf die Verbraucherpreise, namentlich bei Produkten, deren Nachfrage die EWG-Länder nur zu einem kleinen Teil aus eigener Produktion decken konnen? Trifft die Befürchtung zu, daß bei solchen in Frage 48 erwähnten Konserven — etwa Champignons, US-Pfirsische und Ananas — mit einer Preissteigerung von 50 % bis 100 % gerechnet werden muß? Ist der extreme Außanschulz, den der in Frage 48 erwähnte Vorschlag der EWG-Kommission gegenüber Drittländern vorsieht, nach Auflassung der Bundesregierung mit den Bestimmungen des EWG-Vertrages vereinbar, der sowohl die preisgünstige Versorgung der Verbraucher mit Nahrungsmitteln als auch die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen zu den bisherigen Lieferländern verlangt? Die Bundesregierung, wie übrigens auch die Regierungen anderer Mitgliedsländer, haben ihre Delegationen beauftragt, bei der Beratung in Brüssel für jedes einzelne Erzeugnis die Eigenerzeugung, die jährlichen Einfuhren und die Preisentwicklung feststellen zu lassen, weil sonst eine zuverlässige Beurteilung der Auswirkungen des Kommissionsvorschlages nicht möglich ist. Die positiven Erfahrungen mit der bereits am 1. 7. 1967 in Kraft getretenen Teilregelung für zukkerhaltige Zubereitungen aus Obst und Gemüse berechtigten zu der Annahme, daß mit einer Steigerung der Verbraucherpreise bei den übrigen Verarbeitungserzeugnissen, als Folge etwa einer umfassenden Handelsregelung, überhaupt nicht gerechnet zu werden braucht. Die Bestimmungen des vorliegenden Verordnungsentwurfes enthalten keinerlei Anhaltspunkte für die oft zu hörende Befürchtung, daß Preissteigerungen von 50 % oder gar 100 % eintreten könnten oder gar beabsichtigt seien. Im übrigen ist die Bundesregierung angesichts der unablässig sich ausweitenden Produktion von Obst- und Gemüsekonserven innerhalb und außerhalb der EWG-Gemeinschaft der Auffassung, daß der seit über 10 Jahren festzustellende Preisdruck auf diese Waren auch in Zukunft anhalten wird und daß daran auch irgendwelche Gemeinschaftsregelungen nichts ändern dürften. Immer wird das Angebot die Nachfrage bei weitem übertreffen. Außerdem enthält der Verordnungsentwurf der Kommission auch wesentliche liberale Bestimmungen, z. B. die Liberalisierung der Einfuhren aus Drittländern und den Verzicht auf jegliche Kontingentierung, so daß eine preisgünstige Versorgung der Verbraucher sowie die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen durchaus gesichert blieben. Preise für einige wichtige Obst- und GemüseKonservenarten 1/1-Dosen Durchschnittliche Durchschnittliche Einstandspreise Einzelhandelsverkaufs-Preise für Importware Champignons 2,80 / 4,20 DM 3,50 / 6,50 DM Pfirsiche 0,84 / 1,05 DM 1,18 / 1,85 DM Ananas 0,92 / 1,08 DM 1,30 / 1,80 DM Erbsen 0,72 / 1,28 DM 0,85 / 1,60 DM Bohnen 0,78 / 0,92 DM 0,95 / 1,30 DM Spargel 2,20 / 4,40 DM 3,75 / 7,25 DM Die Preisschwankungen beruhen auf unterschiedlichen Qualitäten, Art der Zubereitung (z. B. bei Ananas, Pfirsichen, Pilzen und Spargel: Scheiben, ganze / halbe Frucht, Stücke) und bei Erbsen auf der „Siebung", die von „extra fein" bis „Gemüseerbsen" reicht. Außerdem werden die Preise in den Einzelhandelsgeschäften maßgeblich von der Art des Geschäftes und seiner Lage bestimmt. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Leicht vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Tamblé (Drucksache zu V/2936, Fragen 118 und 119) : Welche Auswirkungen für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein erwartet die Bundesregierung, wenn die dänische Regierung den Zollfreibetrag bei der Einfuhr von Waren aus der Bundesrepublik Deutschland kürzt? Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die von der dänischen Regierung angekündigte Kürzung des Zollfreibetrages zu verhindern? Eine Kürzung des dänischen Zollfreibetrages würde sicherlich ungünstige Auswirkungen für die Wirtschaft Schleswig-Holsteins haben. Die dänischen Einkäufe im deutschen Grenzgebiet haben einen nicht geringen Umfang. Sie würden bei einer Kürzung des dänischen Zollfreibetrages sicherlich 9772 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 zurückgehen, was zu Umsatzeinbußen insbesondere des grenznahen Einzelhandels führen würde. Dänemark ist vertraglich nicht verpflichtet, an seinen gegenwärtigen nationalen Zollregelungen für Reisende festzuhalten. Im Jahre 1966 ist aber abgesprochen worden, daß sich die deutsche und die dänische Regierung vor etwaigen Einschränkungen der Zollvergünstigungen für den Reiseverkehr konsultieren. Solche Konsultationen sind für Juni in Aussicht genommen. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich mit Rücksicht auf diese Gespräche davon absehe, auf Einzelheiten einzugehen.
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    Rede von Dr. Johann Baptist Gradl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Thema Berlin ist in der außenpolitischen Anfrage meiner Fraktion in Punkt 9 angesprochen. Als wir diese Anfrage formulierten, gingen in und um Berlin auch schon ernste Dinge vor sich. Inzwischen hat sich das ereignet, was man nicht anders als eine neue Aggression gegen Berlin nennen kann.
    So ist es dazu gekommen, daß man sich verständigt hat, diese Frage 9 und die Erörterung der Antwort der Bundesregierung an den Anfang dieser Aussprache zu setzen. Ich habe die Absicht, im Bereich dieser Frage ein Wort insbesondere zu den Vorgängen in und um Berlin zu sagen. Was weiterhin dazu zu bemerken ist, wird mein Freund Olaf von Wrangel nachher sagen.
    Zunächst darf ich feststellen: Der Antwort, die die Bundesregierung auf diese Frage 9 gegeben hat, ist, glaube ich, nichts kritisch hinzuzufügen, wenn ich einmal davon absehe, daß in dieser Antwort von einem Paß- und Visumzwang für Reisen von Deutschen nach Deutschland und nach Berlin die Rede ist. Ich nehme an, das ist ein Lapsus linguae. Wir sind uns einig: Deutschland schließt ja wohl Berlin ein.
    Aber ich glaube, man sollte in dieser Sache etwas anderes hinzufügen, wie ich hoffe, hilfreich hinzufügen, um zu erkennen, welche Bedeutung das Thema der Anerkennung auch in Verbindung mit der Wahrung der Position des freien Berlin hat. Wir sind uns darüber klar — und in der Antwort der Regierung ist das in anderen Worten, aber dem Sinn nach zum Ausdruck gebracht —: eine Anerkennung
    würde im Grunde darauf hinauslaufen, daß wir sel: ber die Teilung Deutschlands völkerrechtlich besiegeln. Wenn wir das täten, füge ich hinzu, würden wir in besonderer Weise auch die völkerrechtliche und politische Existenz des freien Berlin gefährden.
    Meine Damen und Herren, ich darf einen Hinweis auf Ausführungen, die Ulbricht vor gar nicht langer Zeit zu diesem Thema gemacht hat, geben. Man kann das im „Neuen Deutschland" vom 16. Februar dieses Jahres nachlesen. Dort sagt er:
    Der Westberliner Senat erklärte erst kürzlich, es bestehe ein Vier-Mächte-Status für ganz Berlin. Aber das stimmt nicht.
    So Ulbricht.
    Dann holt er — und dies ist ganz interessant für seine Denkweise und für die Einschätzung dessen, was in ihm in Wirklichkeit vorgeht — eine Note der Sowjetregierung hervor, die diese am 3. Oktober 1948 an die Vereinigten Staaten gerichtet hat. Aus dieser sowjetischen Note zitiert er folgenden Satz:
    Das Recht, Berlin, das sich im Zentrum der sowjetischen Zone befindet, durch die vier Regierungen zu verwalten, hat nur dann Sinn, wenn Deutschland als einheitlicher Staat und Berlin als seine Hauptstadt anerkannt wird.
    Dies war eine Äußerung der Sowjetregierung schon 1948, von Herrn Ulbricht im Februar 1968 zur Charakterisierung seines eigenen Standpunktes hervorgeholt. Ich finde, darin kommt sehr deutlich die östliche Position zum Ausdruck: wenn Deutschland nämlich geteilt ist, wenn dies völkerrechtlich von uns durch Anerkennung bestätigt wird, dann ist — so die Überlegung von Herrn Ulbricht und so offenbar auch Überlegungen im sowjetischen Bereich — die Basis für die Anwesenheit der westlichen Mächte in Berlin hinfällig geworden. Dies also steht auch auf dem Spiele, wenn man darüber nachdenkt, welche Verbindung zwischen der Frage der Anerkennung und der Existenz des freien Berlin besteht.
    Meine Damen und Herren, nun gibt es Leute, die sagen nicht einfach, man soll anerkennen, sondern sie umschreiben das. Ende der letzten Woche, also der Woche, in der sich diese besonderen Ereignisse um Berlin vollzogen haben, konnten Sie und konnten Millionen im Deutschen Fernsehen einen Fernsehkommentator hören, der sein Fazit aus den Berlin-Aktionen Ulbrichts am Schluß so zusammenfaßte: „Kein Weg geht an Pankow vorbei". Anders ausgedrückt besagt seine Meinung offenbar: Also nach Pankow gehen.
    Ich weiß nicht, ob er sich gründlich überlegt hat, was das heißt, was er da meinte feststellen zu sollen. Ich möchte es hier jedenfalls in Kürze deutlich machen, was das in Wirklichkeit heißt. Das ist gar nicht so schwer, weil die andere Seite ihre Erwartungen und Bedingungen, die sie mit einem solchen — von ihr aus gesehen — Nach-Pankow-Kommen verbinden würde oder verbindet, sehr deutlich ausgesprochen hat, gerade auch in den letzten Wochen der sich zuspitzenden Auseinandersetzung um Berlin.



    Dr. Gradl
    Was sind denn die Bedingungen, abgelesen an den eigenen Aussagen und Handlungen der Gegenseite? Die eine ist: West-Berlin, das freie Berlin, soll sich der Ostberliner Zensur unterwerfen. Oder was bedeutet es anderes, wenn sich Herr Ulbricht anmaßt, darüber zu befinden, welches Schrifttum z. B. zwischen Berlin und Westdeutschland über die Verbindungswege transportiert werden darf? Oder was bedeutet es eigentlich, wenn, wie wir gestern erfahren haben, Korrespondenten westdeutscher Zeitungen in Berlin und Korrespondenten Westberliner Zeitungen die Reise auf dem Verbindungsweg zwischen Berlin und Westdeutschland verboten wird? Was anderes kann das eigentlich bedeuten als einen Versuch der Einschüchterung und des Druckes auf Pressefreiheit und freie Presse?

    (Zustimmung in der Mitte.) Dies ist eine der Bedingungen.

    Die zweite — auch aus den eigenen Worten abzulesen — ist: Ostberlin verlangt, daß West-Berlin auf sich selbst gestellt wird, sich selber auf sich selbst stellt. Nichts anderes bedeutet die Formel von der selbständigen politischen Einheit Westberlin.
    Was würde dies heißen? Es würde bedeuten, daß die politische Verbundenheit zwischen der Bundesrepublik und Berlin aufgegeben wird. Und jedermann von uns weiß, daß, wenn die politische Verbundenheit aufgegeben würde, damit auf die Dauer auch die Basis für die rechtliche, die wirtschaftliche, die finanzielle, die währungsmäßige Verbundenheit zwischen Berlin, dem freien Berlin, und der Bundesrepublik unterhöhlt und untergraben wäre. Und ohne diese Verbundenheit läßt sich die Position Berlin natürlich nicht durchhalten. Aber dies ist eben eine Bedingung aus Ostberlin für den Fall, daß man nach Pankow gehen würde.
    Die dritte und letzte Bedingung, die mir dabei wesentlich erscheint, ist diese — man kann es in allen Reden nachlesen —: Der Senat, so heißt es aus Ostberlin, solle, statt sich als Lakai Bonns zu verhalten, um gute Beziehungen zu Ostberlin bemüht sein; der Senat solle seine Position des revanchistischen Vorpostens aufgeben. Was besagt das denn eigentlich genau? Es ist in Wirklichkeit das Verlangen, daß Berlin, das freie Berlin, seine Politik in die Politik Ostberlins einfügen solle.
    Dies sind die Bedingungen, dies sind die Erwartungen, mit denen der rechnen, die der wissen muß, der sagt, es führe kein Weg an Pankow vorbei, nach Pankow solle man also gehen.
    Ich fasse zusammen. Die Bedingungen bedeuten, daß die andere Seite in Wahrheit die Unterwerfung des freien Berlin fordert, hoffend, wünschend, wissend, daß der Weg, wenn er gegangen würde, eben zum Ende des freien Berlin führen würde. Anders ausgedrückt, Berlin soll sich dem freien Willen Ulbrichts ausliefern. Meine Damen und Herren, ohne jedes Pathos will ich dazu ganz schlicht feststellen und weiß mich mit meinen engeren Freunden — und sicher nicht nur mit ihnen — in Übereinstimmung: Dieser Weg nach Pankow kommt überhaupt nicht in Frage.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist unser Standpunkt, das sollen die Berliner wissen. Wir sehen diese Situation und wissen, in dieser Situation gibt es nur eins: dieser aggressiven Aktivität Ostberlins widerstehen, genauso widerstehen, wir wir ihr in den vergangenen 20 Jahren widerstanden haben. Ich habe keinen Zweifel, daß wir mit den Berlinern auch diese Herausforderung bestehen werden.
    Die Aufgaben und auch Lasten, die uns damit aufgegeben sind, sind denn auch nicht das eigentliche Problem in dieser gegenwärtigen Auseinandersetzung um Berlin. Das eigentliche Problem ist, daß sich Ulbricht in seinem Machtbereich die Grundlage für weitere Verschärfungen der Situation geschaffen hat. Dies ist das eigentliche Problem: das, was sich da ankündigt, womit möglicherweise gerechnet werden muß.
    Dies ist das Problem: daß sich Ostberlin ein Instrumentarium für permanente Spannungspolitik geschaffen hat, daß es sich in seinem eigenen Rechtssystem die Grundlagen geschaffen hat, die Paragraphen und damit die Werkzeuge geschaffen hat, um mit den Verbindungswegen nach Berlin und allem anderem beliebig manipulieren zu können, im Reiseverkehr, im Warenverkehr usw., und daß es sich die Möglichkeit geschaffen hat, an einer Spirale zu drehen und also zu eskalieren. Das ist das Problem. Das müssen wir sehen, und das muß abgewehrt werden.
    Dabei ist es kein Trost, wenn uns gesagt wird, daß die Sowjets schon dafür sorgen werden — hoffentlich, kann ich nur sagen —, daß diese Spirale nicht überdreht wird. Ich muß sagen, daß ich mir in diesem Augenblick diese unbeschränkte Zuversicht, die ich lange geteilt habe — daß man sicher sein könne, die Sowjetunion werde eine Überdrehung nicht zulassen —, nicht zu eigen zu machen vermag. Ich bin nicht ganz sicher, ob eine Fehleinschätzung der westlichen Situation, der westlichen Abwehrbereitschaft, durch die östliche Seite so ganz und gar ausgeschlossen ist.
    Ich bedauere es außerordentlich, daß es auf unserer Seite, in unserem Teil Deutschlands Stimmen gibt — gar nicht so wenige —, die meinen, an der Garantie der westlichen Mächte für Berlin zweifeln zu sollen.

    (Zuruf rechts.)

    Wer das tut — Herr .Kollege, um den Zwischenruf aufzufangen: ganz egal, wo er politisch steht —, der soll wissen, daß er damit etwas Gefährliches tut, daß er nämlich damit einen Beitrag zu der Gefahr leistet, daß die östliche Seite die Situation Berlins und das damit verbundene Risiko fehleinschätzen könnte.
    Man darf sich auch nicht darüber täuschen, mit welchem Mann man es auf der anderen Seite zu tun hat. Ich bin weit davon entfernt, eine primitive Gleichstellung zwischen Hitler und Ulbricht vorzunehmen. Aber eines ist doch wohl richtig: totalitäre Machthaber sind immer in einer besonderen Gefahr,



    Dr. Gradl
    in der Gefahr, versucht zu sein durch die Schwäche ihrer Gegner, durch die wirkliche oder vermeintliche Schwäche ihrer Gegner. Das waren doch die Stationen des Unglücksganges von 1936 bis 1939. Man soll nicht zu gewiß sein, daß Herr Ulbricht und seine Hintermänner gegenüber solcher Versuchung gefeit seien. Er ist immerhin der Mann, der schon einmal offen ausgesprochen hat, daß er bereit ist, das Risiko eines Konflikts in Kauf zu nehmen. Auch das kann man nachlesen. Das war 1960 auf einem der Höhepunkte der damaligen Berlin-Krise im Zusammenhang mit dem Chruschtschow-Ultimatum. Als er sich für eine einseitige Lösung der Berlin-Frage einsetzte, sagte er wörtlich, eine Lösung der Berlin-Frage nach seinen Vorstellungen „kann die Entstehung eines Konflikts bedeuten. Aber dieser Konflikt bringt weniger Gefahren als das Weiterbestehen der Herde des Krieges".
    Meine Damen und Herren, dies muß man auch wissen, um die jetzige Situation richtig einzuschätzen. Wenn man dies alles weiß, dann wird man auch verstehen, warum meine Freunde sehr Wert darauf legen, daß unsere Verbündeten in sehr klarer und deutlicher Weise in Moskau auf die Risiken hinweisen, die da offenbar ausgelöst werden können.
    Wenn man die Vorgänge richtig beurteilen will, muß man doch wohl sehen, daß Ostberlin in seinen Gesetzen den alliierten Rechtsstatus behandelt, als ob es ihn gar nicht mehr gebe. Da ist keine Rede mehr von Viermächtestatus, von originären Rechten. Dies alles glaubt Ostberlin mit den Fünften Durchführungsbestimmungen zum Paßgesetz wegwischen zu können. Das soll man nicht verharmlosen dadurch, daß man meint, die alliierten Bewegungen seien ja nicht berührt durch das, was geschehen ist. Es ist wahr, real sind sie nicht berührt, aber politisch sind sie außerordentlich berührt. Dies, möchte ich hoffen, muß doch wohl seine Konsequenzen haben. Es kann uns nicht gleichgültig sein, was aus diesen Verabredungen, Vereinbarungen, Regelungen, von 1944, 1945, 1949 — um nur einige zu nennen — wird. Es kann uns nicht gleichgültig sein, denn einmal geht es um deutsche Dinge. Dann geht es auch um das Ansehen unserer Verbündeten, um das, was man ihnen zutraut — und ihr Ansehen ist auch unser Ansehen —. Und dann geht es natürlich auch um die Rechte und damit, meine ich, auch um die Pflichten, die sich die Alliierten, unsere Verbündeten, nicht gegenüber einem besetzten Land, sondern gegenüber dem Verbündeten Bundesrepublik 1954/ 55 z. B. in bezug auf den Schutz und die Sicherung der Verbindungslinien Berlins vorbehalten haben.
    Meine Damen und Herren, noch einen letzten Gedankengang zu diesem Thema, einen Gedankengang, der sich in der Hauptsache mit Moskau beschäftigt. Von Regierungsseite ist heute morgen hier gesagt worden, daß die aggressive Aktivität Ostberlins nicht ohne oder gegen Moskau hätte entwickelt werden können. Ich meine, diese Tatsache gibt dem Ganzen eine besonders ernste Perspektive. Da ist nichts zu beschönigen. Weil es so ist, haben wir, meine Freunde und ich, in diesen Tagen, als wir überlegten, wie dieses Geschehen um Berlin zu bewerten ist, auch dies gedacht und gesagt: daß man nicht umhin kann, aus diesen Vorgängen, insbesondere auch aus dem Verhalten der Sowjetunion Rückschlüsse auch in den größeren Zusammenhängen der Politik zu ziehen.
    Um falschen Deutungen vorzubeugen, spreche ich es hier offen aus: Wir haben bei dieser Gelegenheit auch auf das Thema „Atomsperrvertrag" hingewiesen. Ich möchte klarstellen: wenn jetzt jemand in Ostberlin oder in Moskau oder anderswo meint, daraus ablesen zu können, daß wir nichts anderes im Sinne haben, als einen billigen Vorwand zu suchen, um Abneigung und Widerwillen gegen den Atomsperrvertrag wirksam zu machen, so täuscht er sich sehr. Dies ist nicht unsere Überlegung. Wir sind heute wie gestern und wie morgen an diesen ernsten Bemühungen um die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen interessiert. Wir stehen heute wie gestern und morgen zu den Versicherungen, die wir unseren Alliierten in bezug auf die Nichtherstellung von Atomwaffen gegeben haben. Was uns bewegt, ist etwas ganz anderes: Ein solcher internationaler Vertrag hat außerordentliches Gewicht. In ihm muß den Großmächten ein besonderes Vertrauen durch die Nichtatommächte ausgesprochen werden, nämlich das Vertrauen, daß man davon ausgehen kann, daß die Atommächte die Macht, die ihnen bestätigt wird, nicht mißbrauchen. Diese grundlegende Voraussetzung ist eine wesentliche Bedingung für die endgültige Beurteilung eines solchen Vertragswerks. Da kann man nicht über die Tatsache hinwegsehen, daß allein die Sowjetunion mit ihrer vollen militärischen Präsenz es Herrn Ulbricht ermöglicht hat, seine aggressiven Aktionen gegen Deutsche jetzt durchzuführen. Dies ist die Situation, und über diese Situation werden wir nachzudenken haben. Wir werden sie. ernst in Rechnung zu stellen haben, und ich glaube, nicht nur wir werden das tun.
    Der Herr Bundesaußenminister hat soeben davon gesprochen, daß wir nach wie vor bereit sind, auch den anderen Teil Deutschlands in den Gewaltverzicht einzubeziehen. Ich habe hier von dieser Stelle aus bei der Diskussion über den Bericht zur Lage der Nation gesagt: jawohl, dazu sind wir bereit, und ich sage heute: jawohl, dazu sind wir auch heute und morgen bereit. Aber wenn man sich dazu entschließt, Gewalt auszuschließen in den Beziehungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands, im Umgang zwischen den beiden Teilen Deutschlands, dann muß man auch dafür sein, daß sich die andere Seite nun endlich dazu entschließt, von Gewalt abzulassen. Wenn Herr Ulbricht in der vergangenen Woche, zwei Tage nach seiner Aktion, auf einem Bauernkongreß — im Fernsehen übertragen — sagt, er sei dafür, daß ein Gewaltverzichtsvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten, wie er sich ausdrückt, abgeschlossen werde, dann ist das Hohn, solange in bezug auf Berlin von ihm und unter seinem Antrieb Gewalt tatsächlich angewendet wird. Denn Gewalt ist nicht nur real praktizierte Gewalt, auch Drohung ist Gewalt. Gewalt ist eine Blockade nicht nur dann, wenn sie militärisch vollzogen wird, sondern auch dann, wenn sie administrativ vollzogen wird, und eine Blockade ist ein Gewaltakt nicht nur dann, wenn sie in einem Akt vollzogen



    Dr. Gradl
    wird, sondern auch dann, wenn diese Blockade in Raten versucht wird. Dies ist die Situation, und deshalb muß man diese Dinge so ernst sehen.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich schließen mit der Feststellung: zwischen Berlin und der Bundesrepublik ist in 20 Jahren eine feste, solide Verbundenheit gewachsen, politisch, rechtlich, wirtschaftlich, überhaupt. An dieser Verbundenheit halten wir fest, und ich sage ohne jede Lautstärke: an dieser Verbundenheit halten wir fest unter allen Umständen. Wir tun das aus vielen Gründen. Wir tun das insbesondere auch deshalb, weil wir wissen, daß mit Berlin die Hoffnung auf Überwindung der Spaltung Deutschlands lebt, steht und fällt — die Hoffnung aller Deutschen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Eppler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Erhard Eppler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion bittet Sie um Verständnis dafür, daß wir diese Debatte heute methodisch etwas anders führen, als dies von der anderen großen Fraktion offenbar vorgesehen ist. Wir haben großes Verständnis dafür, daß dieses Parlament lebendiger wird durch viele kurze Reden zu bestimmten Einzelpunkten. Wir glauben aber, daß dies nicht die Stunde ist, hier Einzelbeiträge, und seien sie noch so klug, über Entwicklungshilfe, einzelne EWG-Fragen und ähnliches vorzutragen. Deshalb hat sich unsere Fraktion entschlossen, ihre Beiträge auf wenige Punkte und damit auch auf wenige Reden zu konzentrieren. Es ist meine Aufgabe, hier vor allem zu dem zu sprechen, was in den Punkten 1 bis 4 und 9 der Großen Anfrage der CDU/CSU angesprochen ist.
    Meine Damen und Herren, Europa ist ein unruhiger Kontinent geworden, möglicherweise deshalb, weil das Bewußtsein der Menschen — vor allem der jungen Menschen, aber nicht nur der jungen — und die politischen Strukturen auf diesem Kontinent, und zwar innerhalb der Nationen genauso wie zwischen den Nationen, immer weiter auseinanderklaffen. Anders gesagt: Es scheint so zu sein, als ob sich die Menschen auf diesem Kontinent in Ost und West immer weniger dazu bereit finden könnten, eine starre Konfrontation zwischen den Teilen Europas hinzunehmen. Es könnte sein, daß die einzelnen Nationen Europas, in Ost vielleicht noch mehr als in West, auf dem Wege zu sich selbst und insgesamt auf dem Wege zueinander sind — zueinander, weil sie es ökonomisch nötig haben, wenn sie sich behaupten wollen, weil sie es kulturell wünschen und weil sie nicht einsehen, warum dies politisch nicht möglich sein soll.
    Dieser Prozeß der Unruhe — ein sehr schmerzhafter Prozeß — scheint mir so elementar zu sein, daß man ihn zwar immer wieder bremsen, aber mit Sicherheit nicht aufhalten kann. Natürlich gibt es viele, die Anlaß haben zu bremsen, vielleicht auch die Supermächte und insbesondere die Sowjetunion, denn es war ja in der Tat durch diese Konfrontation
    leichter, Einflußsphären zu erhalten. Noch viel mehr aber gilt dies für diejenigen Regimes in Europa, die ihre Existenz dieser Konfrontation verdanken, anders gesagt: die im Kalten Krieg, durch den Kalten Krieg, ja sogar für den Kalten Krieg geschaffen worden sind.
    Nun hat man ja auch dieser Bundesrepublik vorgeworfen, sie sei, zumindest was ihre Verbündeten und den Willen ihrer Verbündeten angehe, auch im Kalten Krieg und durch den Kalten Krieg und sogar für den Kalten Krieg entstanden. Ich will jetzt darüber nicht philosophieren. Nur: von dieser Basis hat sich diese Republik gelöst, sie ist heute lebensfähig ohne den Kitt eines ideologischen Antikommunismus. Ausdruck dafür, daß sich diese Republik heute ohne dauernden Hinweis auf den bösen Mann auf der anderen Seite lebensfähig fühlt, ist das, was der Herr Bundesaußenminister heute als die Friedens-und damit auch die Ostpolitik dieser Regierung erläutert hat. Das Schlimme ist aber, daß dies auf der anderen Seite nicht so ist.

    ( unsere Versuche, gerade mit der DDR ins Gespräch zu kommen, mit zusätzlicher Polemik beantwortet wurden, die manchmal bis zur Hysterie gegangen ist. Das wird um so schlimmer, je mehr wir auf sie zugehen. Die DDR empfindet sich mindestens in den Köpfen der im Augenblick Führenden nach wie vor als Gegenwurf, als Gegenstaat zu dieser Republik. Aber wir hier verstehen uns nicht als Gegenwurf oder Gegenstaat zur DDR. Das ist der entscheidende Unterschied. Wir hier in diesem Lande können doch, ohne daß irgend jemand sich aufregt, ohne daß das an die Wurzeln dieses Staates geht, sagen: Nun ja, so schlimm ist die DDR auch nicht. Aber was würde geschehen, wenn einmal die DDR-Führung drüben sagen müßte: So schlimm ist die Bundesrepublik auch nicht. Das ginge an die Wurzeln dieses Staates, weil dann die Frage aufkäme: Wozu denn dann noch einen anderen Staat? Anders gesagt: Die DDR kann sich vorläufig noch nicht anders als vom Kalten Krieg her verstehen, und sie fühlt sich dadurch bedroht, daß der Kalte Krieg abflaut. Die DDR versteht sich nach wie vor von einer einzigen Ideologie her, und sie fühlt sich bedroht in einem Europa, wo die ideologischen Bindekräfte nachlassen und die nationalen Bindekräfte wieder zunehmen. Die DDR weiß, daß sie ihre Existenz nach wie vor dem Eisernen Vorhang verdankt, und sie fühlt sich bedroht in dem AugenDr. Eppler blick, wo dieser Eiserne Vorhang in Europa langsam durchrostet. Weil die DDR sich dadurch bedroht fühlt, daß das Klima in Europa umgeschlagen hat und daß die Völker in Europa auf dem Wege zueinander und zu sich selbst sind, hat sie in letzter Zeit auch ihre eigene Deutschlandpolitik entwickelt, vielleicht die konsequenteste, die es gibt, eine Politik, der man die Methode nicht absprechen kann. Sie läuft darauf hinaus, diese Republik immer mehr dem Bild anzupassen, das die DDR gern von uns malen möchte. Anders gesagt: man möchte gerne dadurch, daß man das, was diese Regierung nach Osten versucht, frustriert, hindert, blockiert, hier in diesem Teil Deutschlands den Radikalismus hochzüchten. Man möchte uns in eine Spirale hineintreiben, die ungefähr so aussieht: je mehr Frustration hier, desto mehr Radikalismus, der in diesem Lande ja zahlenmäßig immer mehr rechts als links auftritt, je mehr Radikalismus hier, desto mehr Isolierung nach außen, je mehr Isolierung nach außen, desto mehr Radikalismus hier. Das ist die Spirale, die man übrigens auch so ausdrücken könnte: je mehr Frustration hier, desto mehr NPD, je mehr NPD, desto mehr Isolierung und je mehr Isolierung, desto mehr NPD. Das scheint das Konzept zu sein, mit dem man drüben jetzt Deutschlandpolitik betreibt. Man betreibt diese Politik wiederum nicht aus Stärke, sondern aus der Schwäche heraus, weil man sich ja dauernd selbst legitimieren muß aus dem „Faschismus" in diesem Lande. Meine Damen und Herren, ein Aspekt dieser Politik ist auch das, was im Augenblick auf den Zugangswegen nach Berlin geschieht. Das ist für uns auf eine Weise bedrückend, es hat aber auch einen Vorteil, daß dadurch das Konzept, von dem ich im Augenblick spreche, klarer wird, keineswegs nur klarer in diesem Lande und keineswegs nur in Westeuropa, sondern auch in vielen Teilen Osteuropas: Man weiß, daß hier jemand mit dem Feuer spielt, um seine eigene Legitimation aufrechtzuerhalten. Deshalb gibt es im Augenblick in Osteuropa eine ausgeprägte harte Diskussion darüber, ob man denn nun. diesen Prozeß der Polarisierung und Radikalisierung hier in der Bundesrepublik fördern sollte oder nicht. Ich habe festgestellt, daß in allen Hauptstädten von Prag nach Süden und Südosten dieses Thema im Grunde schon ausgestanden ist. Man will es nicht, man will in Deutschland nicht mit dem Feuer spielen. Es gibt zwei andere Hauptstädte, wo die Diskussion ganz offenkundig noch im Gange ist, das ist Warschau, und das ist Moskau. Es gibt sogar gewisse Hinweise, wie die Fronten im Augenblick stehen. Vielleicht stehen sie in Warschau einigermaßen fifty-fifty. Ich will in diese Diskussion nicht eingreifen, ich möchte nur einen einzigen Gesichtspunkt beisteuern. Erstens: Ihrer immer mit außenpolitischen Mitteln mit der Radikalisierung und Polarisierung hier spielt, soll wissen, daß in diesem Lande die äußerste Rechte normalerweise zweibis dreimal so stark sein wird wie die äußerste Linke. Als Zweites muß er wissen: Sollte es hier wirklich einmal zu einer ernst zu nehmenden äußersten Linken kommen, die vielleicht sogar einmal über die 5 °/o-Klausel käme, dann mag es wahr sein, daß diese äußerste Linke kommunistisch wäre; ob sie prosowjetisch wäre, daran habe ich meine Zweifel. Es ist doch eigentümlich, daß die Extreme in diesem Lande beide eine Vorliebe für China haben, die einen mehr ideologisch, die anderen mehr realpolitisch — in fünf Anführungszeichen. Aber die Vorliebe ist dieselbe, und man sollte sich einmal überlegen, ob man das will. Deshalb, meine Damen und Herren, bin ich nicht dafür, daß wir jetzt das, was von der DDR her geschieht, als eine Art von umgekehrter Auflage einer Politik der Stärke ansehen. Meine Damen und Herren von der Mitte, ich habe immer meine Zweifel gehabt — so in den 50er Jahren —, ob denn das, was man Politik der Stärke genannt hat, nicht eher Angstlichkeit und Mangel an Selbstbewußtsein war. Wie das damals auch gewesen sein mag: jetzt ist es ganz offenkundig drüben so. Was sich als Stärke gibt, ist eine Politik, geboren r aus der verzweifelten Angst, die Basis des Kalten Krieges könne unter diesem Staat, der DDR, weggezogen werden. Es ist weiterhin der verzweifelte Versuch, uns nun im letzten Moment dazu zu provozieren, daß wir uns so verhalten, wie es dem Bild entspricht, das diese Leute gerne von uns malen möchten. Ob das gelingt, hängt von uns ab. Es hängt ab von unserem Selbstbewußtsein. Meine Damen und Herren, ich glaube nicht, daß wir es nötig haben, mit derselben Münze heimzuzahlen. Diese Republik hat es nicht nötig, nachzuweisen, daß sie auch wer sei, indem sie wahllos Leute der eigenen Nation schikaniert. Uns glaubt man unsere Souveränität auch so, sogar ohne Visa. Deshalb freuen wir uns, daß die Visa-Pflicht mit Jugoslawien nun zu Ende ist, daß sie vielleicht mit anderen Ländern auch bald zu Ende kommt, und wenn der Herr Bundesinnenminister hier wäre, würde ich noch deutlicher sagen — — — Herr Staatssekretär, das freut mich. Die Fraktion, für die ich hier spreche, ist der Meinung, daß wir den Abbau des Visum-Zwangs, wo er zweiseitig Schwierigkeiten macht, ruhig auch einseitig vollziehen sollten. Ich weiß, Herr Köppler, daß einige Beamte Ihres Ministeriums dagegen die Einwände vorbringen, die wir seit Jahrzehnten gewohnt sind und die übrigens, wenn man sie genau nimmt, für eine zweiseitige Abschaffung der Visa ebenso gelten wie für eine einseitige. Aber Sie, Herr Köppler, und Ihr Chef sind mir so sympathisch, daß ich ganz sicher bin, daß Sie darüber hinwegkommen werden, weil klargemacht werden muß, daß sich diese Republik das leisten kann. Wir können uns ja noch viel mehr leisten. Wir können es uns leisten, Zeitungen der DDR in dem Augenblick hereinzulassen, wo die drüben die einzige deutschsprachige Zeitung der kommunistischen Dr. Eppler Tschechoslowakei für ihr Staatsgebiet verbieten müssen. Wir können es uns hier leisten, Demonstrationen jeder Art laufen zu lassen. Das ist nicht ein Zeichen der Schwäche. Ein Zeichen der Schwäche ist es, wenn man sich das nicht leisten kann. Wir können es uns hier leisten, alle Arten von Opposition zu haben, von der parlamentarischen, Herr Mischnick, über die außerparlamentarische biss zur antiparlamentarischen. Wir haben es nicht nötig, wie etwa Herr von Schnitzler, im Rundfunk zu sagen, bei uns beschäftige man sich mit der Opposition nur im Gerichtssaal. Diese Republik kann sich einiges leisten, auch die Abschaffung der Visa, weil sie es nicht nötig hat, sich auf solch dürftige Weise ihre Souveränität bestätigen zu lassen. Etwas Zweites, Herr Gradl, was wir vielleicht auch nicht nötig haben. Herr Gradl, wir sind uns darüber einig, daß das, was die DDR jetzt getan hat, mit den Notstandsgesetzen so viel zu tun hat wie etwa ein Fußballer mit Boxhandschuhen. Wir sollten uns aber gerade deshalb nicht dazu verleiten lassen, nun selbst Dinge, die nicht zusammengehören, in einen Zusammenhang zu bringen. Damit meine ich das, was Sie über den Sperrvertrag gesagt haben. Herr Gradl, Sie wissen doch, daß wir, was die militärische Seite angeht — und das haben Sie selber ausgesprochen —, hier auf nichts verzichten, worauf wir nicht längst verzichtet hätten. Es ist übrigens interessant, daß es der amerikanische Außenminister gewesen ist, der einem sowjetischen Gesprächspartner gesagt hat: Könnte es denn nicht sein, daß die DDR mit dem, was sie hier tut, gerade einen Schuß gegen diesen Sperrvertrag im Auge hat, um nämlich die Bundesrepublik zu provozieren? Herr Gradl, wir sind uns darüber einig, daß die Sowjetunion einigen Wert auf unsere Unterschrift unter diesen Vertrag legt. Aber könnte es nicht so sein, daß gerade die härtesten Leute in Ostberlin und in Moskau es für die beste aller möglichen Welten hielten, wenn die Bundesrepublik möglichst spät und möglichst zähneknirschend diesen Vertrag unterschriebe? Wenn sich Ulbricht selbst isolieren will von all den Strömungen, die heute in Europa vor sich gehen, ist das sein Privatvergnügen. Ich glaube, wir sollten ihm auf diesem Weg nicht folgen. Die Politik dieser Republik wird hier gemacht. Ich habe — Herr Gradl, vielleicht erinnern Sie sich — im Oktober von diesem Platz aus gesagt, wir sollten es uns abgewöhnen, immer nur die Knochen abzunagen, die andere uns hinwerfen. Das galt damals für die Fragestellungen in der Deutschlandpolitik, es gilt aber auch jetzt für das, was in bezug auf Berlin geschehen ist. Die Weichen unserer Politik werden hier gestellt und nicht anderswo. Wir haben uns an den Interessen dieser Nation und an den Interessen dieses gesamten Kontinents zu orientieren. Dann wollen wir mal sehen, wer das länger aushält, diejenigen, die sich manchmal wie ein Sechzehnjähriger benehmen, der seine Erwachsenheit dadurch beweisen muß, daß er um Mitternacht auf seinem Moped mit ungeheurem Krach durch die Straßen braust, oder aber diejenigen, die beharrlich an einer Friedensordnung für dieses Land und diesen Kontinent arbeiten. Natürlich, Herr Gradl, hat das, was hier geschehen ist, auch noch einen anderen Aspekt. Natürlich will man uns, auf längere Sicht gesehen, von Berlin trennen; man will auf längere Sicht Berlin austrocknen lassen. Dazu wird mein Kollege Mattick noch einiges zu sagen haben. Lassen Sie mich aber als einer der Abgeordneten, deren Heimat von Berlin ungefähr so weit entfernt ist, wie sie in Deutschland nun eben entfernt sein kann, eines sagen: wer auch immer innerhalb oder außerhalb Deutschlands darauf spekulieren sollte, daß wir Berlin im Stich lassen, spekuliert darauf, daß wir unsere Selbstachtung aufgeben. Und ich weiß, daß es sehrwenige Menschen in Europa gibt, die das von uns letztlich erwarten, weder in Westnoch in Osteuropa, daß es auch wenige Nationen gibt, die das letztlich von uns erwarten, weil man nämlich weiß — wie immer man draußen die Rechtslage einschätzt —: politisch liegen die Dinge sehr einfach; politisch entscheidend ist der Wille der Berliner, ihr Leben in Formen zu führen, wie wir das hier tun. Und wenn wir auf diesen Willen nicht mehr mit der Solidarität antworten könnten und wollten, die diese Nation ausmacht, dann könnten wir nicht mehr in den Spiegel sehen, und auch die anderen Völker in West und Ost wollen nichts mit einer Nation zu tun haben, die nicht mehr in den Spiegel sehen kann. Vielleicht noch etwas anderes. Diese Bundesrepublik ist in der Tat keine Großmacht. Aber ökonomisch hat sie doch einiges zu bieten, und das soll man draußen auch wissen. Ich hätte jetzt beinahe Herrn Schiller ein Kompliment gemacht, aber wenn er nicht da ist, kriegt er auch keins. Die ökonomische Kraft dieser Republik reicht aus, nicht nur ein, sondern zwei und drei Berlin zu subventionieren, wenn es nötig ist. Und hier noch ein Wort an die Sowjetunion. Herr Gradl, Sie haben völlig recht: die Sowjetunion steht hinter dem, was hier geschehen ist. Wir haben Verständnis dafür, daß die Sowjetunion Sorgen hat, vielleicht im Augenblick mehr um ihren eigenen Bereich als um die Bundesrepublik, aber vielleicht auch um die Bundesrepublik. Wir haben sogar Verständnis dafür, daß die Sowjetunion etwa das Aufkommen des Rechtsradikalismus hier in diesem Lande mit anderen Augen ansieht als jemand, der mit dem Zweiten Weltkrieg nichts zu tun gehabt hat. Ich habe übrigens auch Verständnis dafür, daß eine Weltmacht ihre Außenpolitik nicht an unseren innenpolitischen Erfordernissen orientiert. Aber wofür ich kein Verständnis habe, ist, daß man uns auf der einen Seite unentwegt an dieser rechtsradikalen Gruppe mißt und auf der anderen Seite eine Politik führt, die gerade diese rechtsradikale Gruppe hochspielt. Dr. Eppler Anders gesagt: die Chancen der NPD — das sollte man doch auch draußen wissen — werden um so geringer, je rascher es zu einem vernünftigen Gespräch zwischen uns und der Sowjetunion kommt, und sie werden um so größer, je länger die Sowjetunion mit der Politik fortfährt, die sie im Augenblick für richtig hält. Das nimmt uns unsere Verantwortung natürlich nicht ab, aber wenn schon diese Verbindungslinie gezogen wird, wollen wir sie auch einmal auf diese Weise ziehen. In diesem Hause gibt es heute eine kompakte Mehrheit aus allen Fraktionen, die zu einem Ausgleich mit der Sowjetunion bereit ist. Wie weit diese Bereitschaft übrigens geht, wird man erst ganz sehen können, wenn die Sowjetunion durch eigene positive Gesten diese Bereitschaft auf die Probe stellt, was sie in den letzten drei Jahren nicht getan hat. Wie immer der nächste Bundestag aussieht, ob die Mehrheit, die zu einem solchen Ausgleich bereit ist, dann größer ist, wage ich zu bezweifeln. Deshalb fürchte ich, daß wir wieder einmal an einem Punkt stehen, wo man später von verpaßten Gelegenheiten spricht. Ich glaube, daß das Verhältnis dieses Landes zu seinen östlichen Nachbarn mindestens in den letzten 80 Jahren immer wieder durch verpaßte Gelegenheiten gekennzeichnet ist. Ich will das jetzt hier im einzelnen nicht ausführen. Aber der Tatbestand, daß auch deutsche Politiker — wann auch immer — Gelegenheiten verpaßt haben, ist ja noch keine Legitimation dafür, daß man nun von der anderen Seite Gelegenheiten verpaßt. Wir wollen das doch einmal von dieser Stelle aus sagen: wenn sie jetzt verpaßt werden, wir haben das vorher gesagt! Meine Herren von der Regierung, wir sind mit Ihnen einig, daß wir uns um so mehr um Berlin scharen werden, je mehr man es mit Nadelstichen und Schlimmerem traktiert. Ich bin auch mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin einig, daß wir darauf drängen müssen, daß — zusammen mit unseren Verbündeten — der Punkt noch klarer gemacht wird, wo wir alle in Berlin gefordert sind. Was aber das Übrige angeht, meine Damen und Herren, so möchte ich die Regierung auffordern, sich nicht dadurch nervös machen zu lassen, daß im Augenblick offenbar einige Leute auf der anderen Seite nervös geworden sind. Meine Damen und Herren in der Mitte, der Erfolg jener Politik, nach dem Sie in Ihrer Anfrage gefragt haben, zeigt sich nicht nur in den diplomatischen Beziehungen mit dem einen oder anderen Land, auch nicht nur in der besseren Verankerung unserer Politik bei unseren Freunden und Verbündeten, sondern — das sage ich als jemand, der gelegentlich auch in diese Länder kommt — er zeigt sich an der Hoffnung derer in Osteuropa, die Frieden und Verständigung wollen, und er zeigt sich an der Nervosität derer, die Frieden und Verständigung fürchten. Wenn man den Erfolg daran mißt, möchte ich meinen, ist er nicht gering. Deshalb glauben wir und hoffen wir, daß die Regierung diese Politik mit einem langen Atem und einiger Phantasie fortführt. Ich bin sehr dankbar dafür, daß der Herr Bundesaußenminister hier das Thema der Abrüstung angesprochen hat. Ich kann ihm nur wünschen, daß er in Reykjavik Erfolg hat. Vielleicht sollten wir unsere Phantasie noch auf einem anderen Gebiet walten lassen. In diesem Jahr jährt sich der Tag des Münchener Abkommens zum dreißigsten Male. Wäre es nicht denkbar, daß wir uns, möglicherweise gemeinsam, mit unseren tschechischen und slowakischen Nachbarn um eine Formel bemühen könnten, die den Weg in die Zukunft für beide Völker frei macht, ohne die Rechte unserer Vertriebenen einzuengen und ohne jene unselige Diskussion über Schuld und Nichtschuld und Gegenschuld, die das Verhältnis dieser beiden Völker bisher belastet hat, neu zu provozieren. Ich habe diese Formel hier nicht. Ich frage mich nur, ob wir nicht gut daran tun, nach einer solchen Formel zu suchen. Herr Dr. Gradl, zum Schluß noch etwas, was auch an die Adresse der Regierung gesagt ist, wozu Sie mich aber provoziert haben. Ich glaube, daß wir hier gut daran tun, unsere Position der DDR gegenüber deutlicher zu machen als bisher. Der Herr Bundeskanzler hat Briefe an Herrn Stoph geschrieben. Der Herr Bundeskanzler hat Verhandlungen angeboten, auch Verhandlungen über Gewaltverzicht. Wir alle in diesem Hause haben das begrüßt. Aber, Herr Gradl — ich rede jetzt Sie an, da der Herr Bundeskanzler nicht da ist — — — Ja, nun, ich wollte mit dem Bundeskanzler direkt reden. Aber er hat auch seinen Terminkalender. Na, schön, mit dem einige ich mich auf diesen Punkt vielleicht leichter als mit dem Herrn Bundeskanzler; darum will ich ihn jetzt nicht anreden. Wenn man mit jemandem über Gewaltverzicht spricht, setzt man doch voraus, daß er auf Gewalt verzichten kann. Gewalt ist schließlich ein staatliches Attribut. Was will ich damit sagen? Wenn der Herr Bundeskanzler bereit war, über Gewaltverzicht mit den Vertretern der dortigen Regierung zu sprechen, und gleichzeitig, wie wir alle dies für richtig hielten, sagte: „Aber damit darf unser Verhältnis zu denen drüben nicht das zwischen Völkerrechtssubjekten werden", dann würde ich daraus schließen, daß die Diskussion in diesem Lande nicht darum gehen sollte, ob und wie viele Attribute eines Staates die DDR hat. Es geht nicht um die Frage: Ist dies ein Staat? Es geht auch nicht einmal darum — da könnten wir viel sagen —, was für ein Staat dies ist, sondern es geht darum, ob er für uns Ausland, ausländisches Völkerrechtssubjekt ist, und darum, wie Sie sagten, Herr Gradl, ob wir durch bine völkerrechtliche Anerkennung die Teilung Deutschlands selbst völkerrechtlich legitimieren und fixieren. Darum geht es. Natürlich geht es auch darum, daß bei allem, was gemeinsam oder in Richtung auf die DDR getan wird, die Sicherheit Berlins nicht angetastet wird. Das sind die Punkte. Um das deutlich zu machen, hat der Vorsitzende meiner Fraktion einmal den Austausch von Generalbevollmächtigten vorgeschlagen. Ich glaube, dieser Vorschlag sollte weiter durchdacht werden, weil er klarmacht, wie wir dieses Verhältnis ansehen, eben nicht wie das Verhältnis, sagen wir einmal, zwiDr. Eppler schen Japan und Bolivien. Die Position der DDR-Regierung ist auf diesem Gebiet absolut unlogisch. Sie will auf der einen Seite eine völkerrechtliche Anerkennung — ich möchte hinzufügen: dann wäre es für sie Schluß, das wäre für sie nicht ein Anfang, sondern ein Ende —, aber auf der anderen Seite redet sie von einer deutschen Nation. Als Herr Norden damals kurz vor Weihnachten von dem Austausch diplomatischer Vertreter sprach, wurde er selbst im „Neuen Deutschland" zurückgepfiffen, und es hieß: Nein, das Verhältnis kann nicht das von Ausländern sein. Das heißt zu deutsch, was die DDR auf diesem Gebiet tut, ist absolut unlogisch. Das gibt aber gerade uns eine Chance, wenn wir logisch verfahren. Unsere Position müßte sein: Wir kennen das Erbe, das dieses Volk aus einem heißen und einem kalten Krieg zu übernehmen hatte, nämlich das Erbe, das hier zwei Ordnungen mit Staatscharakter entstanden sind, aber wir wissen auch, daß eine Nation übriggeblieben ist, die die Augen nicht davor verschließt, was ist, die aber nicht die Teilung selbst unterschreibt und die sich den Weg zueinander offenhalten will. Herr Gradl, glauben Sie mir, diese Position wird nicht nur in Westeuropa begriffen. Sie wird auch in vielen Hauptstädten Osteuropas begriffen und verstanden. Diese Position können wir nicht nur einige Monate, sondern viele Jahre durchhalten. Deshalb, meine Damen und Herren, haben wir, wenn wir die Politik des Friedens, von der der Herr Außenminister sprach, mit langem Atem und gelegentlich auch etwas Phantasie fortsetzen, eine Chance; denn wir hier schwimmen mit dem Strom der europäischen Geschichte. Wir können niemanden hindern, gegen diesen Strom zu schwimmen, aber wir können abwarten, bis ihm der Atem ausgeht. Und dann ist der Augenblick da, wo unter Deutschen wieder vernünftig über Deutschland zu reden ist. (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)


    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)





    (Beifall bei der SPD.)


    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Der Parlamentarische Staatssekretär ist hier!)


    (Beifall bei der SPD.)





    (Beifall bei der SPD.)


    (Beifall bei der SPD.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)





    (Zurufe.)


    (Abg. Rasner: Der Vizekanzler ist da!)