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ID0518000700

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    Deutscher Bundestag 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Krammig und von Eckardt . . . . 9693 A Die Abg. Blachstein und Stingl legen ihr Mandat nieder , . 9693 A Abg. Dr. Arndt (Hamburg) tritt in den Bundestag ein 9693 A Überweisung des Jahresberichts 1967 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages an den Verteidigungsausschuß 9693 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an die zuständigen Ausschüsse 9693 B Amtliche Mitteilungen 9693 C Fragestunde (Drucksache V/3012) Frage des Abg. Moersch: Sonderbriefmarke „Bauhaus" Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 9725 D Moersch (FDP) 9726 A Frage des Abg. Strohmayr: Architektenwettbewerb für den deutschen Ausstellungspavillon in Osaka 1970 Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9726 B Strohmayr (SPD) . . . . . . . 9726 D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 9727 A Frage des Abg. Weigl: Schleuderpreisangebote von Betrieben der Bauwirtschaft Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 9727 B Frage des Abg. Borm: Rückgang des innerdeutschen Handels Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9727 C Dorn (FDP) 9727 D Fragen des Abg. Ziegler: Kartellrechtliche Untersuchung des Wirtschaftszweiges Margarine in der Europäischen Gemeinschaft — Verbraucherpreise — Preisbildung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9728 A Ziegler (CDU/CSU) 9728 C Fragen des Abg. Junghans: Strukturprogramme für Ruhr, Saar und Zonenrandgebiete Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 9728 D Junghans (SPD) 9728 D Porsch (FDP) 9728 D Weigl (CDU/CSU) . . . . . . 9729 A Strohmayr (SPD) 9730 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Fragen des Abg. Strohmayr: Weltausstellungen als Forum zur Werbung für die Bundesrepublik Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9731 A Strohmayr (SPD) . . . . . . 9731 A Jung (FDP) 9731 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 9731 C Dorn (FDP) 9731 D Frage des Abg. Ollesch: Bau von Steinkohlekraftwerken und Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 A Ramms (FDP) 9732 B Frage des Abg. Ollesch: Kohlestrom aus Großkraftwerken preiswerter als Atomstrom? Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9732 B Fragen des Abg. Weiland: Folgen der geplanten Änderung der Kundensatzverordnung für den Spediteursammelgutverkehr Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 9732 C Weiland (CDU/CSU) 9732 D Ramms (FDP) 9733 B Frage des Abg. Moersch: Meinung des stellv. Sprechers der Bundesregierung über die Zusammenarbeit Bund-Länder und den Bedeutungsverlust des Bundestages Diehl, Staatssekretär . . . . . . 9733 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 9733 D Frage des Abg. Dorn: Aufenthalt "des französischen Staatspräsidenten de Gaulle in Baden-Baden Diehl, Staatssekretär 9734 B Dorn (FDP) 9734 B Moersch (FDP) 9734 C Frage des Abg. Jung: Situation der freischaffenden Architekten Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär . 9735 A Frage des Abg. Jung: Wunsch der Architekten und Ingenieure nach einem zentralen Gesprächspartner — Frage einer Umorganisation des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung Freiherr von und zu Guttenberg, Parlamentarischer Staatssekretär 9735 B Dorn (FDP) 9735 C Fragen des Abg. Walter: Niederländische Ausfuhrerstattung für Schlachtgeflügel Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 9736 A Wächter (FDP) . . . . . . . . 9736 B Dr. Ritz (CDU/CSU) 9736 D Reichmann (FDP) . . . . . . 9737 A Fragen des Abg. Dr. Stammberger: Erstattung einzeln nachgewiesener Kfz-Kosten des Arbeitnehmers . . . 9737 B Frage des Abg. Rollmann: Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission für eine Harmonisierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über Freizonen . . . . . . . 9737 B Frage des Abg. Dröscher: Nachteilige Wirkung der Mehrwertsteuer für Gebrauchtwagen auch auf den Fiskus Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 9737 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 9737 D Ott (CDU/CSU) 9738 A Müller (Worms) (SPD) 9738 C Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/3019) — Erste Beratung — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abg. Burgemeister, Gewandt, Illerhaus Lampersbach, Müller (Berlin) u. Gen. betr. Lage und Erwartungen der Berliner Wirtschaft (Drucksache V/2970) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 9694 C Franke (Hannover) (SPD) . . . . 9696 A Borm (FDP) 9696 D Schütz, Regierender Bürgermeister von Berlin 9698 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 III Burgemeister (CDU/CSU) . . . . 9701 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 9701 D, 9702 B Rasner (CDU/CSU) . . . . . . . 9702 A Große Anfrage der Abg. Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik (Drucksachen V/2978, V/3016) Brandt, Bundesminister . 9702 C, 9764 C Dr. Gradl (CDU/CSU) 9706 B Dr. Eppler (SPD) . . . . . . 9709 A Mischnick (FDP) . . . . 9713 B, 9749 C Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 9718 D Genscher (FDP) 9720 C Wehner, Bundesminister 9738 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 9744 C Mattick (SPD) 9750 B Dr. Jaeger, Vizepräsident . 9753 D Petersen (CDU/CSU) 9753 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 9755 B, 9766 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 9757 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 9758 D Freiherr von Gemmingen (FDP) . . 9761 A Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . . 9761 D Prinz von Bayern (CDU/CSU) . . 9763 A Majonica (CDU/CSU) 9767 A Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Richterwahlausschusses (Drucksache V/884) ; Schriftlicher Bericht des Vorstandes des Deutschen Bundestages (Drucksache V/2926) — Zweite und dritte Beratung — . . . 9767 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zolltarifgesetzes (Drucksache V/2923) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 19. Mai 1967 mit der Republik Ghana über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2924) — Erste Beratung — 9767 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gasöl-Verwendungsgesetzes — Landwirtschaft (FDP) (Drucksache V/2814) — Erste Beratung — 9767 D Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, II. Teil — Finanzänderungsgesetz 1967 (Umdruck 330, Drucksache V/2903) . . 9767 D Nächste Sitzung 9768 Berichtigungen 9768 Anlagen 9769 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9693 180. Sitzung Bonn, den 20. Juni 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 174. Sitzung, Seite 9367 C, Zeile 6 statt wollte: mußte 178. Sitzung, Seite 9603 D, Zeile 7 statt bedenklich: unbedenklich Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Abelein 21. 6. Dr. Achenbach * 20. 6. Adorno 20. 6. Dr. Aigner * 20. 6. Frau Albertz 21. 6. Dr. Apel * 21.6. Arendt (Wattenscheid) * 20.6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 21. 6. Dr. Artzinger * 21. 6. Bading * 20. 6. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 20.6. Bauer (Würzburg) ** 20. 6. Behrendt * 20.6. Bergmann * 20. 6. Dr. Burgbacher * 20.6. Corterier * 21. 6. Deringer * 21. 6. Dichgans * 20. 6. Diekmann 21. 6. Dr. Dittrich * 21. 6. Dröscher * 20. 6. Frau Dr. Elsner * 21. 6. Faller * 20. 6. Fellermaier * 20. 6. Dr. Frey 30. 6. Frieler 21.6. Dr. Furler * 20. 6. Frau Geisendörfer 21.6. Geldner 20. 6. Gerlach * 20. 6. Gscheidle 21. 6. Haar (Stuttgart) 21. 6. Haase (Kellinghusen) 21. 6. Hahn (Bielefeld) * 20. 6. Hamacher 1. 7. Frau Dr. Hubert 1. 7. Illerhaus * 20. 6. Dr. Imle 20. 6. Kiep 22. 6. Klinker * 20. 6. Kriedemann * 21. 6. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20. 6. Kulawig * 21. 6. Kunze 1. 7. Kurlbaum 21. 6. Frau Kurlbaum-Beyer 22. 6. Lautenschlager * 21. 6. Lenz (Brühl) * 20. 6. Dr. Lindenberg 21. 6. Dr. Löhr * 20. 6. Lücker (München) * 20. 6. Mauk * 20. 6. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Westeuropäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Memmel * 20. 6. Metzger * 20. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 20. 6. Dr. Müller-Hermann 21. 6. Riedel (Frankfurt) * 20. 6. Rösing 21.6. Dr. Rutschke ** 20. 6. Springorum* 20. 6. Dr. Starke (Franken) * 20. 6. Dr. Stecker 21.6. Steinhoff 1. 7. Stooß 21.6. Unertl 22. 6. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell** 21. 6. Dr. Wahl ** 20. 6. Welke 21.6. Wienand 20. 6. Dr. Zimmermann 22. 6. b) Urlaubsanträge Frau Kleinert 28. 6. Koenen (Lippstadt) 30. 6. Dr. Sinn 30. 6. Anlage 2 Umdruck 496 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Majonica, Dr. Marx (Kaiserslautern), Kiep, Baron von Wrangel und der Fraktion der CDU/CSU betr. Außenpolitik - Drucksachen V/2978, V/3016 - Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Friedenspolitik der Bundesregierung ist undenkbar ohne die Unterstützung durch Freunde und Verbündete. Daher fordert der Bundestag die Bundesregierung auf, sich weiterhin um die Festigung der westlichen Zusammenschlüsse auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zu bemühen. 2. Der Bundestag billigt die von der Bundesregierung auf der Grundlage ihrer Regierungserklärung vom 13. Dezember 1966 geführte Politik des Friedens und damit auch der Verständigung mit allen Mitgliedern des Warschauer Paktes. 3. Eine europäische Friedensordnung ist nur zu erreichen, wenn alle Beteiligten bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. Der Bundestag bedauert daher, daß die Friedenspolitik der Bundesregierung in einigen Hauptstädten Mittel- und Osteuropas nach wie vor mißverstanden, verzerrt dargestellt oder durch provokatorische Gegenmaßnahmen gestört wird. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich dadurch nicht beirren zu lassen. Bonn, den 19. Juni 1968 Dr. Barzel und Fraktion Schmidt (Hamburg) und Fraktion 9770 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung der Abgeordneten Frau Dr. Wolf (CDU/CSU) zu Punkt 3 der Tagesordnung. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Frage, ob die Entwicklungshilfe fortgeführt oder sogar erweitert werden muß, erkennen lassen, daß sie der Entwicklungshilfe eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft zuerkennt und ihr damit auch einen Vorrang in bezug auf finanzielle Fragen zuweist. Zur Begründung hat sie darauf hingewiesen, daß die Entwicklungshilfe ein Beitrag zur Sicherung des Weltfriedens sein soll, ein Mittel, um den großen Unterschied zwischen Armen und Reichen zu verringern, und ein Zeichen der Zusammenarbeit zwischen den Geberländern. Gleichzeitig wird die Entwicklungshilfe verstanden als Grundlage einer Partnerschaft zwischen Industrieland und Entwicklungsland, einer Partnerschaft, bei der in den Entwicklungsländern das Verständnis auch für unsere nationalen Probleme und Ziele geweckt und eine Unterstützung bei ihrer Durchsetzung vorbereitet wird. Diese Erklärung ist zu begrüßen, wenn sie auch auf die Gegenüberstellung der Notwendigkeit, Hilfe für die armen Länder zu geben und den dringenden Aufgaben im eigenen Land zu entsprechen, nicht eingeht. Dieser Gegensatz, den die Fragestellung andeutet und der in unserer Gesellschaft bis vor kurzem eine so große Rolle gespielt hat, besteht in Wirklichkeit nicht. Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, daß eigene wirtschaftliche Schwierigkeiten in unserem Lande durch die Unterstützung an die Entwicklungsländer überwunden werden konnten. Aus dem Bericht der Bundesregierung über die deutsche Entwicklungshilfe im Jahre 1967, der der OECD für die Jahresprüfung in der vorigen Woche vorgelegt wurde, ergab sich, daß sich die deutschen Leistungen im Jahre 1967 so vermehrt hatten, daß sie das von der Welthandelskonferenz 1964 empfohlene Ziel, 1 % des Volkseinkommens jährlich für die Entwicklungshilfe zu verwenden, erheblich überschritten haben. Die öffentlichen Leistungen in Kapitalhilfe und technischer Hilfe haben zugenommen, aber die außerordentliche Steigerung liegt im Bereich der Privatwirtschaft, deren Nettoleistungen um 1,3 Milliarden DM zugenommen haben. Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, daß bei der Prüfung in Paris in Gesprächen zu hören war, die Zeiten seien vorüber, in denen Notstandsarbeiten im eigenen Land über wirtschaftliche Krisen hinweghülfen, weil es jetzt Möglichkeiten eines weltweiten Ausgleichs gebe. Eine solche Verbindung zwischen eigenen Problemen und Bedürfnissen der Entwicklungsländer läßt sich vielleicht auch bei einer anderen dringenden Aufgabe in unserem Land herstellen. Ich denke an die Lage der Landwirtschaft, mit der wir uns in der nächsten Woche beschäftigen werden. In den letzten Monaten hat sich mehr und mehr die Ansicht durchgesetzt, daß die Hilfe für die Landwirtschaft heute Priorität in der Entwicklungshilfe hat. Diese Feststellung wird verständlich, wenn man daran denkt, daß in fast allen Entwicklungsländern mehr als 70 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind und die Entwicklung sicher auch bei ihnen ansetzen muß. Es besteht auch Übereinstimmung, daß unsere Unterstützung Hilfe zur Selbsthilfe sein muß. Die Menschen müssen lernen, wie sie ihre Landwirtschaft entwickeln und wie Fehler, die vor allem in der falschen Ernährung liegen, vermieden werden. Bisher hat man gemeint, daß eine unmittelbare Nahrungsmittelhilfe sich auf Katastrophenfälle beschränken sollte. Nach Gesprächen mit dem neuen Generaldirektor der FAO ist auch hier ein Umdenken notwendig. Die Nahrungsmittelhilfe muß darüber hinaus eingesetzt werden, um eine große Anzahl von Entwicklungshilfeprojekten überhaupt erst zu ermöglichen und die Menschen in den Stand zu setzen, die Neuerungen durchzuführen. Die Ansicht, daß diese Hilfe die Untätigkeit vermehren könnte, die jetzt weitgehend auf dem schlechten Gesundheitszustand beruht, ist wohl überholt. Es wird deshalb richtig sein, auch diese Frage im Blick auf die Interessen der Entwicklungsländer und unserer eigenen zu prüfen. In der Antwort der Regierung wird festgestellt, daß „unsere Entwicklungshilfe über unsere wirtschaftlichen und politischen Entfaltungsmöglichkeiten entscheidet" . Mir scheint, daß auch hier wieder die gesellschaftspolitischen Entfaltungsmöglichkeiten gleichwertig neben diesen anderen stehen. Wenn gesagt wird, „Entwicklungshilfe hat in den vergangenen Jahren das Bild entscheidend mitgeprägt, nach dem wir in der Welt beurteilt werden", so bedeutet das doch wohl an erster Stelle, daß dieses Bild abhängt von dem Verhalten der Menschen, die sich in den Entwicklungsländern oder auch bei uns begegnen. Das Geld oder auch die Produktionsmittel, die wir liefern, können nicht entscheidender sein als die Menschen, die nicht als Touristen, sondern als Berater, Gutachter und Entwicklungshelfer hinausgehen. Die Aufnahme des Fremden in unsere Gesellschaft wird das Bild prägen, das er später in seine Heimat zurücknimmt. Dieser menschlichen Begegnung, die sonderbarerweise unter dem Stichwort „technische Hilfe" in der Entwicklungshilfe erscheint, sollte von der Regierung weiter besondere Sorgfalt zugewandt werden, sie sollte mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft finden; denn im Rahmen der Außenpolitik liegt hier ein besonderes Gewicht zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Es genügt nicht, jungen deutschen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, in einem Entwicklungsland zu arbeiten, wie es in dem Entwicklungshelfergesetz vorgesehen ist, das Entwicklungsdienst an die Stelle von Wehrdienst setzt. Es ist notwendig, daß die Phasen, Vorbereitung, Aufenthalt und Rückkehr, so sorgfältig beachtet werden, daß eine echte Partnerschaft entstehen kann. Ich möchte hier anmerken, daß heute unter den jungen Menschen, die sich für die Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen, besonders viele aus Vertriebenen- und Flüchtlingsfamilien sind. Während wir uns große Sorgen, um die Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge gerade im gesellschaftspolitischen Bereich machen, haben Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 9771 diese jungen Menschen den Schritt in eine neue gemeinsame Zukunft gewagt. Entwicklungspolitik ist mehr als der Versuch eines Ausgleichs zwischen Reichen und Armen, auch wenn es manchmal bei uns so scheint, als ob sie auf diese wirtschaftlichen Fragen verengt werden sollte. Sie bedeutet auch sehr viel mehr, als Diskussionen unserer Studenten erscheinen lassen. Der Appell an die deutsche Jugend, von dem heute bereits gesprochen wurde, um ihr ein neues Ziel zu geben, ist in Wirklichkeit die Aufforderung zu einem Wettbewerb auf vielen Ebenen, einem Wettbewerb auch — im Sinne des Beginns dieser Diskussion — zwischen den Industrieländern mit unterschiedlichen Regierungs- und Wirtschaftsformen. Ich bin überzeugt, daß dieser Wettbewerb über unsere nationalen Aufgaben mitentscheiden wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Neef vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Budde (Drucksache V/2936, Fragen 48, 49 und 50) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen des von der EWG-Kommission ausgearbeiteten „Vorschlags einer Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation für Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse" auf die Verbraucherpreise, namentlich bei Produkten, deren Nachfrage die EWG-Länder nur zu einem kleinen Teil aus eigener Produktion decken konnen? Trifft die Befürchtung zu, daß bei solchen in Frage 48 erwähnten Konserven — etwa Champignons, US-Pfirsische und Ananas — mit einer Preissteigerung von 50 % bis 100 % gerechnet werden muß? Ist der extreme Außanschulz, den der in Frage 48 erwähnte Vorschlag der EWG-Kommission gegenüber Drittländern vorsieht, nach Auflassung der Bundesregierung mit den Bestimmungen des EWG-Vertrages vereinbar, der sowohl die preisgünstige Versorgung der Verbraucher mit Nahrungsmitteln als auch die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen zu den bisherigen Lieferländern verlangt? Die Bundesregierung, wie übrigens auch die Regierungen anderer Mitgliedsländer, haben ihre Delegationen beauftragt, bei der Beratung in Brüssel für jedes einzelne Erzeugnis die Eigenerzeugung, die jährlichen Einfuhren und die Preisentwicklung feststellen zu lassen, weil sonst eine zuverlässige Beurteilung der Auswirkungen des Kommissionsvorschlages nicht möglich ist. Die positiven Erfahrungen mit der bereits am 1. 7. 1967 in Kraft getretenen Teilregelung für zukkerhaltige Zubereitungen aus Obst und Gemüse berechtigten zu der Annahme, daß mit einer Steigerung der Verbraucherpreise bei den übrigen Verarbeitungserzeugnissen, als Folge etwa einer umfassenden Handelsregelung, überhaupt nicht gerechnet zu werden braucht. Die Bestimmungen des vorliegenden Verordnungsentwurfes enthalten keinerlei Anhaltspunkte für die oft zu hörende Befürchtung, daß Preissteigerungen von 50 % oder gar 100 % eintreten könnten oder gar beabsichtigt seien. Im übrigen ist die Bundesregierung angesichts der unablässig sich ausweitenden Produktion von Obst- und Gemüsekonserven innerhalb und außerhalb der EWG-Gemeinschaft der Auffassung, daß der seit über 10 Jahren festzustellende Preisdruck auf diese Waren auch in Zukunft anhalten wird und daß daran auch irgendwelche Gemeinschaftsregelungen nichts ändern dürften. Immer wird das Angebot die Nachfrage bei weitem übertreffen. Außerdem enthält der Verordnungsentwurf der Kommission auch wesentliche liberale Bestimmungen, z. B. die Liberalisierung der Einfuhren aus Drittländern und den Verzicht auf jegliche Kontingentierung, so daß eine preisgünstige Versorgung der Verbraucher sowie die Pflege der traditionellen Handelsbeziehungen durchaus gesichert blieben. Preise für einige wichtige Obst- und GemüseKonservenarten 1/1-Dosen Durchschnittliche Durchschnittliche Einstandspreise Einzelhandelsverkaufs-Preise für Importware Champignons 2,80 / 4,20 DM 3,50 / 6,50 DM Pfirsiche 0,84 / 1,05 DM 1,18 / 1,85 DM Ananas 0,92 / 1,08 DM 1,30 / 1,80 DM Erbsen 0,72 / 1,28 DM 0,85 / 1,60 DM Bohnen 0,78 / 0,92 DM 0,95 / 1,30 DM Spargel 2,20 / 4,40 DM 3,75 / 7,25 DM Die Preisschwankungen beruhen auf unterschiedlichen Qualitäten, Art der Zubereitung (z. B. bei Ananas, Pfirsichen, Pilzen und Spargel: Scheiben, ganze / halbe Frucht, Stücke) und bei Erbsen auf der „Siebung", die von „extra fein" bis „Gemüseerbsen" reicht. Außerdem werden die Preise in den Einzelhandelsgeschäften maßgeblich von der Art des Geschäftes und seiner Lage bestimmt. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Leicht vom 31. Mai 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Tamblé (Drucksache zu V/2936, Fragen 118 und 119) : Welche Auswirkungen für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein erwartet die Bundesregierung, wenn die dänische Regierung den Zollfreibetrag bei der Einfuhr von Waren aus der Bundesrepublik Deutschland kürzt? Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die von der dänischen Regierung angekündigte Kürzung des Zollfreibetrages zu verhindern? Eine Kürzung des dänischen Zollfreibetrages würde sicherlich ungünstige Auswirkungen für die Wirtschaft Schleswig-Holsteins haben. Die dänischen Einkäufe im deutschen Grenzgebiet haben einen nicht geringen Umfang. Sie würden bei einer Kürzung des dänischen Zollfreibetrages sicherlich 9772 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 180. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Juni 1968 zurückgehen, was zu Umsatzeinbußen insbesondere des grenznahen Einzelhandels führen würde. Dänemark ist vertraglich nicht verpflichtet, an seinen gegenwärtigen nationalen Zollregelungen für Reisende festzuhalten. Im Jahre 1966 ist aber abgesprochen worden, daß sich die deutsche und die dänische Regierung vor etwaigen Einschränkungen der Zollvergünstigungen für den Reiseverkehr konsultieren. Solche Konsultationen sind für Juni in Aussicht genommen. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich mit Rücksicht auf diese Gespräche davon absehe, auf Einzelheiten einzugehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Das Wort hat der Herr Regierende Bürgermeister von Berlin.
    Schütz, Regierender Bürgermeister von Berlin: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am 11. Juni haben die Machtträger im anderen Teil Deutschlands Anordnungen und Bestimmungen erlassen, die das Zusammenleben der Deutschen erschweren und die geeignet sind, den freien Zugang von und nach Berlin zu behindern. Insbesondere die „Fünfte Durchführungsbestimmung zum Paßgesetz der DDR" und die „Erhebung einer Steuerausgleichsabgabe für Beförderungsleistungen westdeutscher und Westberliner Unternehmen auf Straßen und Wasserstraßen der DDR" bedeuten einen schweren Eingriff in bestehende Vereinbarungen.
    Als Vorwand für ihre Maßnahmen benutzte die Ostberliner Regierung die Gesetze zum Schutz der Demokratie in Notzeiten und die, wie sie sagt, „völkerrechtswidrige, aggressive Alleinvertretungsanmaßung" der Bundesregierung. Diese Vorwände sind herbeigezerrt worden, sind heuchlerisch und können deshalb völlig außerhalb unserer weiteren Überlegungen bleiben.
    Dagegen darf in dieser unserer Diskussion keinesfalls das übergangen werden, was zu diesem Thema am 1. Dezember letzten Jahres vom Vorsitzenden des Staatsrates, Walter Ulbricht, ausgesprochen
    wurde. In seiner damaligen Rede heißt es — ich darf
    mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Für den Status West-Berlins, das auf dem Territorium der Deutschen Demokratischen Republik liegt und rechtlich zu ihr gehört, aber zur Zeit noch einem Besatzungsregime unterworfen ist, sowie für einige damit zusammenhängende Fragen, die Vereinbarungen zwischen den Vier Mächten betreffen, gilt bis auf weiteres
    immer noch das Zitat —
    die Regelung des Art. 6 des Vertrages über Freundschaft, gegenseitigen Beistand und Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vom 12. Juni 1964. Die Volkskammer und die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik werden sich unablässig dafür einsetzen, daß Schritt um Schritt auch die letzten Überreste des zweiten Weltkrieges beseitigt werden, die von den imperialistischen Westmächten dazu benutzt werden, die Deutsche Demokratische Republik und ihre Bürger zu schädigen.
    Meine Damen und Herren! Die Maßnahmen vom 11. Juni sind e i n Schritt in dieser Richtung und dürfen deshalb weder heruntergespielt oder verniedlicht noch isoliert betrachtet werden. Es ist eine ernste Lage entstanden, und in diesem Sinne war dieser Tag ein schwarzer Tag für alle Deutschen. Jetzt stellt sich uns allen, Alliierten, Bund, Bundestag und Senat von Berlin, die Aufgabe, mit der neuen Situation fertig zu werden und ihr entschlossen, nüchtern und verantwortungsbewußt gegenüber den Menschen im geteilten Land zu begegnen.
    Die erste und sehr wichtige Antwort wurde von der Bundesregierung gegeben. Die beschlossenen Maßnahmen sind eine wertvolle finanzielle, wirtschaftliche, aber auch psychologische Hilfe für Berlin und für die Berliner. Wir sind dankbar für das Tempo, mit dem die Bundesregierung ihre erste Antwort gegeben hat, und haben die begründete Hoffnung, daß dieses Hohe Haus im gleichen Sinn wie die Bundesregierung handeln wird. Dafür unseren herzlichen Dank.
    Ich will keinen Wermutstropfen in den Becher fallen lassen. Das wäre in der gegenwärtigen Lage nicht hilfreich, und es wäre vor allem ungerecht. Nur diese Anmerkung sei gestattet: Die neuen Maßnahmen des Bundes für Berlin wären im wesentlichen schon bei normaler Entwicklung in diesem Ausmaß notwendig gewesen. Es wird uns, wie wir alle hoffen, sicherlich gelingen, auch die neuen Belastungen damit voll abzufangen. Aber darüber gibt es natürlich heute noch keinen umfassenden Überblick, denn neben den meßbaren Mehrkosten für Steuerausgleichsabgabe und Visagebühren können zusätzliche Belastungen entstehen, die erst mit der Zeit sichtbar werden.
    Dies ist also alles andere als Kritik, und es ist alles andere als die aufgehaltene Hand eines kleinmütigen Interessenvertreters. Ich wollte und muß nur auf die Möglichkeit längerfristig wirkender Ge-



    Regierender Bürgermeister Schütz
    fahren hinweisen, die in den neuen Maßnahmen OstBerlins verborgen sein können. Berlin war und ist in einer schwierigen Situation. Es gibt zwar keine Sorgen vor der unmittelbaren Zukunft. Heute herrscht bei uns Vollbeschäftigung, und das unmittelbare Morgen ist in den meisten Branchen unserer Wirtschaft durch Aufträge gesichert. Aber mit dieser kurzfristigen Sicherung ist es nicht getan, und mit ihr dürfen wir uns auch nicht zufriedengeben. Berlin hatte im letzten Jahr einen Wanderungsverlust von mehr als 5000 Erwerbspersonen. Die Altersstruktur ist besorgniserregend und wird nicht besser. Auch die Arbeitnehmerschaft unserer Stadt ist überaltert. Da ist es ein Trost, daß die Zahl der jungen Menschen seit 1959 von Jahr zu Jahr zugenommen hat. Aber es ist nur ein schwacher Trost, denn dieser Zuwachs hat nicht ausgereicht, Sterbeüberschuß und Wanderungsverlust auszugleichen. Aber Berlin ist trotz seiner wenig günstigen Altersstruktur und trotz Abnahme seiner Gesamtbevölkerung alles andere als eine sterbende Stadt. Hier leben, arbeiten und studieren mehr junge Menschen als in jedem anderen deutschen Gemeinwesen, selbst wenn man die großen Einzugsgebiete anderer deutscher Großstädte in Rechnung stellt.
    Doch nicht nur Altersstruktur und Bevölkerungsentwicklung machen uns Sorgen. Wir haben die guten Worte des Bundesverbandes der Deutschen Industrie gehört, und es gibt viele Unternehmer, die in Berlin investieren. Aber daneben ist leider auch festzustellen, daß zahlreiche Unternehmen sich schwertun, in Berlin neu zu investieren. 1967 hat es beträchtlich weniger Investitionen gegeben als im Jahr zuvor, und nach einer neuen Untersuchung, die ich vor wenigen Tagen gesehen habe, wird es 1968 wiederum weniger neue Investitionen geben als 1967. Berlin gilt offenbar nach wie vor als ein Ort mit Risiko, in dem man zwar auch investiert, der aber nicht zu den Orten gehört, die sich ein Investor wünscht, wenn er sein Geld anlegt. Denn Berlin liegt nun einmal dort, wo es liegt: kein natürliches Hinterland, große Entfernungen zu den Märkten, völlig umschlossen von feindseliger Umgebung, umständliche Transportwege und vieles andere mehr. Niemand kann diese psychologischen Belastungen von Berlin fortnehmen; niemand kann feste Garantien dafür übernehmen, daß es auf den Zufahrtswegen nicht hin und wieder auch zu Störungen kommt. Daher müssen wir neue und außergewöhnliche Anstrengungen machen, um Menschen und Kapital neu in die Stadt zu bekommen und zu halten.
    Meine Damen und Herren! Diese Anstrengungen werden Geld kosten, viel Geld. Aber mit Geld allein ist es nicht getan. Wir müssen uns allé zusammen etwas einfallen lassen und bereit sein, in Berlin Wege zu gehen, die bisher in unserem Lande noch nicht gegangen sind. Die Stadt muß noch attraktiver werden und noch stärker. Die wirtschaftlichen Förderungsmaßnahmen sind ein erster, ein wichtiger und ein guter Schritt. Der Berliner Senat wird Vorschläge erarbeiten, wie man noch zielbewußter das anstrebt, worum es uns allen geht: die Wirtschaft anzuspornen und mehr junge Menschen dazu zu bringen, ständig in Berlin zu bleiben,
    dort ihre Familien zu gründen und dort ihre Zukunft zu planen. Ich appelliere deshalb auch vor diesem Hohen Hause an die jungen Menschen in unserem Lande, sich der Herausforderung zu stellen, die Berlin heißt. Diese Stadt lohnt den Einsatz. Hier kann sich eine junge Generation bewähren, eine große Stadt unter außergewöhnlichen Umständen nicht nur zu halten, sondern nach vorn zu bringen. Die Zufahrtswege von und nach Berlin sind der Punkt, auf den die Machtträger drüben ihre ganzen politischen Zuneigungen und Abneigungen konzentrieren. Die Zugangswege sind der einzige Punkt, an dem sie den Bürgern anderer Länder zeigen wollen und jetzt zum Teil auch zeigen dürfen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Ihr kleinlicher Souveränitätsanspruch, den sie immer wieder erheben, der Glaube, daß man mit bürokratischen Formalismen Weltpolitik machen könne, hindert die Verantwortlichen in Ost-Berlin immer wieder an einem klaren Blick für das wirklich Erforderliche. Während überall in Europa ernsthaft versucht wird, das Reisen leichter zu machen, schiebt Ost-Berlin Riegel um Riegel vor seine Tür, nur um der Welt weiszumachen, daß es seine Türen sind und niemandes sonst.
    Die neuen Bestimmungen erinnern in ihrer geistigen Anlage und ihrer organisatorischen Durchführung an die kleinbürgerliche Philosophie, so viel Statussymbole einzusammeln wie möglich und dann zu meinen, man stelle etwas dar und habe es doch herrlich weit gebracht. Alle Bürger unseres Landes müssen deshalb wissen: jeder, der den Visumsantrag oder was auch immer unterschreiben muß, hat nicht das Unrecht anerkannt, das dort drüben herrscht. Wenn einem Lastwagenfahrer oder einem Binnenschiffer, wie es gestern und vorgestern geschehen ist, die eigenartigsten Erklärungen abverlangt werden, so hat das für uns keine Bedeutung. Das neue Spiel mit Stempel und Papier sollte keinen unserer Bürger in einen Gewissenskonflikt bringen.
    Die Antworten der drei Schutzmächte, der Bundesregierung und auch die Antworten aus Berlin dürfen nicht in die gleiche Richtung gehen wie die Maßnahmen der DDR-Regierung. Wir könnten zwar, in geringerem Umfang freilich, Schikanen der gleichen Art anwenden, wenn DDR- oder Ostblockinteressen in der Bundesrepublik berührt werden. Aber dies, meine Damen und Herren, scheinen mir keine angemessenen Mittel zu sein. Unsere Antwort sollte etwas anderes sein als rein bürokratische Erschwerungen des Austauschs von Personen und Gütern.
    Die Politik der Friedenssicherung und Entspannung, die diese unsere Bundesregierung begonnen hat und die sie nach den Worten des Bundeskanzlers und des Bundesministers des Auswärtigen fortzusetzen gewillt ist, darf — dies ist die Auffassung Berlins — wegen der neuen Maßnahmen durch keine andere Politik ersetzt werden. Diese Politik der Friedenssicherung und Entspannung, wie sie in der Regierungserklärung dieser Regierung formuliert wurde, ist unserer Meinung nach keine Technik für Schönwetterzeiten oder für Tage, an



    Regierender Bürgermeister Schütz
    denen die Sterne günstig stehen. Wer jetzt diese Politik ändern will, muß sich die Frage gefallen lassen, ob er es überhaupt je mit einer konstruktiven und aktiven Friedenspolitik ernst gemeint hat. Wer jetzt nach einer grundsätzlichen Änderung der Politik ruft, läuft Gefahr, daß man ihn einen Heuchler nennt. Friedenssicherung und Entspannung waren und sind keine Taktik, sondern müssen weiter unser Programm sein.
    Berlin hat zwar bisher nicht zählbar von den Entspannungsbemühungen unserer Bundesregierung profitiert, aber mit kurzfristigen Erfolgen hat hoffentlich auch niemand gerechnet; denn dies war von Anfang an keine Politik der Illusionen, sondern eine Politik der Orientierung an Realitäten.
    Ich gehe einen Schritt weiter und sage in diesem Augenblick bewußt: Berlin und die Berliner sind bereit, ihren Teil der zeitweiligen Erschwerungen auf sich zu nehmen, wenn sie damit der Friedens-und Entspannungspolitik wirklich helfen könen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir wollen also die Bundesregierung nicht hindern, sondern anspornen, jeden Schritt zu tun, den sie in dieser Richtung für notwendig hält. Berlin kann und will nicht von der Krise und mit der Krise leben, sondern will bei einem vernünftigen Verhältnis zu seiner Umwelt in Frieden seine Zukunft gestalten.
    Die Zufahrtswege wurden und werden von den Siegermächten garantiert. Sie haben es übernommen, den tatsächlichen, den praktischen Zugang offenzuhalten.

    (Abg. Dr. Barzel: Auch für Herrn Conrad?)

    — Auch für den Präsidenten des Bundesrats übrigens. — Die Frage war und ist: Wann ist dieser praktische Zugang behindert? Ich glaube, daß wir jetzt an der viel besprochenen Entscheidungsschwelle stehen. Gerade deshalb darf man Visa-Pflicht und neue finanzielle Belastungen nicht leichtnehmen. Denn es kann sehr wohl der Tag kommen, an dem allein durch derartige Maßnahmen und allein durch hohe finanzielle Belastungen der freie oder vielmehr der ungehinderte Zugang nach Berlin tatsächlich nicht mehr existiert. Dies ist ein ernstes Problem, das Bundesregierung und Schutzmächte im Auge behalten müssen.
    Es war gut, daß der Bundeskanzler sofort nach Berlin gekommen ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    So etwas hilft, und es hat geholfen. Wir waren dankbar, daß der Bundesminister des Auswärtigen mit dem Beispiel Belgrad direkt nach Berlin kam, weil mit der geplanten Aufhebung des Sichtvermerkzwangs dort besonders unterstrichen wurde, wie Menschen zusammenleben können, wenn sie guten Willens sind.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Dabei hat Ost-Berlin die erstrebte Paßhoheit doch
    noch nicht voll, vielmehr nur zum Schein erreicht
    und ausgeübt. Ein Blick auf den Personenverkehr
    innerhalb Berlins beweist das anschaulich: WestBerliner dürfen auch jetzt noch nicht in den anderen Teil der Stadt zu ihren Verwandten und Freunden fahren. An der einzigen Stelle, wo die Machtträger drüben ein wenig Menschlichkeit auch mit diesen Maßnahmen hätten üben können, sind sie zurückgeschreckt.
    Meine Damen und Herren, die Existenz Berlins selbst ist durch die neuen Maßnahmen nicht direkt bedroht. Daß dies so ist, liegt zu einem großen und einem guten Teil an der Entschlußkraft des freien Deutschlands. Aber die zusätzlichen psychologischen Belastungen sind nicht zu unterschätzen, die psychologischen Belastungen nicht nur in Berlin, aber vor allem die in Berlin.
    Die Unvernunft vom 11. Juni trifft alle Deutschen, so wie ich überhaupt meine, daß es nur wenige spezifisch Berliner Probleme gibt. Die meisten Fragen, mit denen wir es zu tun haben, bleiben nicht auf unsere Stadt beschränkt und können dort auch nicht isoliert gelöst werden. Berlin gehört — und ich füge hinzu: muß gehören — zum größeren Teil des freien Deutschlands. Wir sind dabei nicht nur am Fortschritt, sondern auch an den Rückschlägen beteiligt. Aber weit bedeutender für uns alle sind die Chancen, die in einer engen Verzahnung und Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Berlin liegen.
    Was hilft in dieser Situation weiter? Hilft es, daß wir uns flach auf den Boden legen und erfüllen, was andere wollen? Hilft es, daß wir um „Vergünstigungen" betteln? Hilft es, daß wir nur an Gefühle appellieren und nach einer Politik der bloßen Vergeltung rufen? Dies alles hilft nicht. Dies würde nur noch weiter in die Irre führen.
    Geholfen wird der Stadt und geholfen wird uns allen durch das positive Engagement für Berlin. Geholfen wird dadurch, daß wir unsere Position stark erhalten, nicht nur stark im klassisch-militärischen Sinn, obwohl es auch wichtig ist, militärisch gesichert zu sein, sondern innerlich gefestigt und selbstbewußt. Militärische Lösungen wollen wir nicht, und niemand hat nach ihnen gerufen. Geholfen wird durch eine konsequente Politik der Entspannung und der der Sicherung des Friedens in Europa.
    Es ist in diesen Tagen nach Maßnahmen, nach Gegenmaßnahmen gerufen worden. Für diesen Ruf habe ich Verständnis. Vielleicht stehen wir schon morgen vor der Notwendigkeit, einschneidende Maßnahmen zu ergreifen. Aber ich sage das ganz bewußt hier, wie ich es immer in diesen Tagen in Berlin gesagt habe: der unreflektierte Ruf nach Vergeltung hilft uns heute kein Stück weiter. Dabei darf man nicht nur an die Wirkung der nächsten Tage denken, sondern muß sich vor Augen halten, was in einem halben Jahr, in einem Jahr oder in fünf Jahren sein würde, wenn man unsererseits diese oder jene Maßnahme ergreift. Man muß die Lage der Menschen in beiden Teilen Deutschlands, die Wirtschaft, die Sicherheit und vieles andere mehr berücksichtigen. Jeder, der andere zu Gegenmaßnahmen veranlassen will, muß genau prüfen, ob

    Regierender Bürgermeister Schütz
    diese vorgesehenen Maßnahmen in den Rahmen der Gesamtpolitik hineinpassen oder nicht. Wenn sie nicht hineinpassen, soll man gar nicht erst mit falschen Karten spielen. Bei der Diskussion um Gegenmaßnahmen sind ernstes Nachdenken und Bereitschaft zum Handeln besser als bloße Effekthascherei.
    Sowenig uns die Politik des Alles oder Nichts bei den Fragen unserer inneren Ordnung weiterführen kann, so wenig wird uns diese Politik in den deutschen und in den internationalen Fragen weiterführen. Ich sage es ganz bewußt, radikale Formeln, wie wir sie immer wieder hören, sind hier so falsch wie überall. Wir müssen auch hier zwischen den Extremen hindurch unseren Weg suchen und ihn unbeirrt von Extremen gehen.
    Berlin ist trotz allem in einer besonderen politischen, geographischen und auch psychologischen Lage. Man könnte sich sicherlich noch weitere Maßnahmen gegen diese Stadt ausdenken, und das „Neue Deutschland" — das sollten wir nicht vergessen — hat vor wenigen Tagen zynisch von weiteren Überraschungen gesprochen. Die Sinnlosigkeit dieser Schikanen allerdings wird den Machtträgern in der DDR um so schneller bewußt, je glaubwürdiger unser aller Engagement in dieser Stadt und für diese Stadt ist und je mehr wir diese Stadt in die Zukunft hinein planen und bauen.
    Ich stehe trotz der neuen Maßnahmen weiter zu dem Angebot des Senats von Berlin, praktische Regelungen innerhalb Berlins zu vereinbaren; denn wir alle haben uns — wie ich hoffe — keine Illusionen gemacht über Ziele und Motive der Machtträger im anderen Teil des Landes. Unvernunft muß man mit Vernunft beantworten. Die Menschen in beiden Teilen Deutschlands und Berlins erwarten von uns Klarheit und Entschlossenheit. Die Aufgabe für uns ist die gleiche geblieben: es den Menschen im geteilten Land nicht schwerer zu machen, sondern leichter.
    In diesem Sinne danke ich der Bundesregierung und dem Bundestag, daß sie schnell gehandelt haben und zügig handeln werden. In diesem Geiste werden wir in Berlin unsere Arbeit weiter tun.

    (Beifall.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, ich frage, ob zu den beiden Vorlagen — Drucksache V/3019 und Drucksache V/2970 — noch das Wort gewünscht wird. — Herr Abgeordneter Burgemeister?

(Abg. Burgemeister: Zu V/2970!)

— Ja, das ist mit aufgerufen. — Das Wort hat der Herr Abgeordnete Burgemeister.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alfred Burgemeister


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Aus den Ausführungen des Herrn Regierenden Bürgermeisters ist deutlich geworden, welche Sorgen sich der Berliner Senat um die Entwicklung der Wirtschaft in Berlin macht. Es ist deutlich geworden, daß es Wanderungsverluste gibt. Er hat gesagt, es sei notwendig, daß mehr Menschen — vor allen Dingen junge Menschen — und daß mehr Kapital den Weg nach Berlin fänden und daß risikofreudige Unternehmer bereit seien, in Berlin neue Existenzen zu gründen. Die Berliner Wirtschaft ist die Voraussetzung dafür — so meinen wir —, daß der Wunsch verwirklicht werden kann, daß mehr Menschen den Weg nach Berlin finden. Das Rückgrat der Berliner Wirtschaft ist, wie überhaupt, die mittelständische Wirtschaft, der Teil der Wirtschaft, der sich immer als besonders krisenfest erwiesen hat. Wenn man jungen Unternehmern deutlich machen will, daß in Berlin für sie Chancen bestehen, muß man ihnen auch sagen, welche Lage sie dort vorfinden, welche Entwicklungsmöglichkeiten ihnen in Berlin gegeben sind.
    Aus diesem Grunde haben wir auf der Drucksache V/2970 den Antrag eingebracht, die Bundesregierung möge berichten, wie sie die Situation der Berliner Wirtschaft sieht, welche Chancen sie jungen mittelständischen Unternehmern einräumt, wenn sie bereit sind, in Berlin zu investieren. Wir wären also dankbar, wenn dieser Antrag bei der Bundesregierung entsprechende Berichte auslöste, die deutlich machen — vor allen Dingen den jungen Unternehmern —, daß es sich auch heute noch lohnt, in Berlin zu investieren, die deutlich machen, daß es notwendig ist, daß insbesondere junge Menschen sich bereit finden, bestehende ältere Betriebe in der mittelständischen Wirtschaft zu übernehmen oder neue Betriebe zu gründen.
    Weil es sich bei diesem Antrag in erster Linie um wirtschaftspolitische Maßnahmen handelt, sollte nicht so verfahren werden, wie es der Ältestenrat beschlossen hat, nämlich diesen Antrag dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen — federführend — zu überweisen. Ich stelle vielmehr den Antrag, daß gerade wegen der wirtschaftspolitischen Auswirkungen, die aus diesem Antrag zu erwarten sind, der Antrag zur Federführung an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen überwiesen wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU.)