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    Deutscher Bundestag 141. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1967 Inhalt: Amtliche Mitteilungen 7177 A Entwurf eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, I. Teil, Zweites Steueränderungsgesetz 1967 (Drucksache V/2087) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2320) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Müthling (SPD) 7177 D Dr. Pohle (CDU/CSU) . . 7178 D, 7204 A Frau Kurlbaum-Beyer (SPD) 7179 A, 7188 B Genscher (FDP) 7179 B Dichgans (CDU/CSU) 7184 C Junghans (SPD) 7186 A Mischnick (FDP) 7190 C Dr. h. c. Strauß, Bundesminister . 7191 C Dr. Dahlgrün (FDP) 7200 C Schoettle, Vizepräsident . 7201 B, 7203 D Dorn (FDP) 7201 B, Zoglmann (FDP) 7203 A Dr. Koch (SPD) . . . . . . . 7205 D Frau Funcke (FDP) . . . . . . 7206 D Entwurf eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Umsatzsteuergesetzes' vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (DrittesSteueränderungsgesetz 1967) (Drucksache V/2185) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2321), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2307) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Schwörer (CDU/CSU) 7210 C Entwurf eines Zehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung (Zehntes Rentenanpassungsgesetz) (Drucksache V/2182) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2302), Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache V/2301) — Zweite und dritte Beratung — Winkelheide (CDU/CSU) 7212 B Riegel (SPD) 7212 B Geldner (FDP) 7212 D Entwurf eines Gesetzes über die Verbilligung von Gasöl für Betriebe der Landwirtschaft (Gasöl-Verbilligungsgesetz — Landwirtschaft) (Drucksache V/2194); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2334), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2322) — Zweite und dritte Beratung — Stooß (CDU/CSU) 7213 A Ertl (FDP) 7214 B Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7214 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141, Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Fragestunde (Drucksachen V/2333, V/2347) Frage des Abg. Dr. Imle: Einfügung eines § 12 a in das Kohle-Anpassungsgesetz . . . . . . . . 7215 D Frage des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Absicht der Auflösung von Nebenstellen der Deutschen Bundesbank Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7216 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7216 B Köppler (CDU/CSU) 7216 C Frage des Abg. Weigl: Förderung von Orten zentraler Bedeutung . 7216 D Frage des Abg. Weigl: Berücksichtigung der bayerischen Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern bei der Schaffung neuer Bundesausbauorte 7216 D Frage des Abg. Junghans: Gründung einer Gesamtgesellschaft für die Steinkohle im Ruhrgebiet auf freiwilliger Basis 7217 A Frage des Abg. Junghans: Schaffung der Grundlagen für einen gesetzlichen Zusammenschluß der Bergbauunternehmen an der Ruhr . . . . 7217 A Frage der Abg. Frau Funcke: Erhöhung der Verbraucherpreise für Wasser, Strom und Gas Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 7217 B Frau Funcke (FDP) . . . . . . 7217 C Frage des Abg. Dröscher: Rechtsverhältnisse der deutschen Zivilbediensteten der alliierten Streitkräfte Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7217 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 7218 A Fragen des Abg. Matthöfer: Sendungen des Bayerischen Rundfunks für ausländische Arbeiter Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7218 C Matthöfer (SPD) . . . . . . . 7219 A Picard (CDU/CSU) 7219 D Ott (CDU/CSU) 7220 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7220 B Frage des Abg. Strohmayr: Etwaige steuerliche Auswirkungen einer Erhöhung der Einheitswerte Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7220 D Strohmayr (SPD) . . . . . . . 7220 D Fragen des Abg. Krammig: Steuerliche Belastung der deutschen Obstverschlußbrennereien 7221 A Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Beurteilungsrichtlinien in der Bundesfinanzverwaltung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7221 A Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 7221 A Fragen des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Neues Brennbuch für Abfindungsbrennereien Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7221 C Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7222 A Scheel, Vizepräsident 7222 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7223 A Frage des Abg. Berberich: Auflage zur Brennbuchführung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7223 C Berberich (CDU/CSU) 7223 C Fragen des Abg. Wolf: Bundeswehrgarnisonen — Finanzausgleich Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7223 D Wolf (SPD) 7224 A Scheel, Vizepräsident 7224 A Fragen des Abg. Strohmayr: Sanierung des Gebäudes des Hauptzollamtes Köln Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7224 C Strohmayr (SPD) . . . . . . . . 7224 D Fellermaier (SPD) . . . . . . . 7225 C Fragen des Abg. Böhm: Meldungen betr. Errichtung eines Korps-Depots in der Gemarkung der Gemeinde Gaimersheim (Lkr. Ingolstadt) Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 III Fragen der Abg. Spitzmüller, Kubitza und Schultz (Gau-Bischofsheim) : Fehlerhafte Munition Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 7226 A Spitzmüller (FDP) 7226 C Kubitza (FDP) . . . . . . . . 7227 A Ollesch (FDP) . . . . . . . . 7227 A Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7227 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 7227 C Borm (FDP) 7228 B Dr. Enders (SPD) 7228 C Jung (FDP) 7228 D Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2016) in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache V/2025), mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2041), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes (FDP) (Drucksache V/1741) — Erste Beratung — und mit Antrag betr. Ausrüstung der Bundeswehr (FDP) (Drucksache V/1990) Fortsetzung der Beratung Brandt, Bundesminister 7229 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 7233 C, 7242 B Borm (FDP) 7233 C Dr. Jaeger (CDU/CSU) 7238 C Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 7243 A Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7247 D Herold (SPD) 7251 A Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 7253 A Dr. Mommer, Vizepräsident . . . 7255 B Stahlberg (CDU/CSU) 7255 C Jung (FDP) 7256 D Dr. Schröder, Bundesminister . . 7257 B Nächste Sitzung 7261 C Anlagen 7263 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7177 141. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    *) Siehe Anlage 7 **) Siehe Anlage 8 ***) Siehe Anlage 9 Anlage i Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 8. 12. Dr. Aigner * 8. 12. Frau Albertz 7. 12. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 7. 12. Dr. Artzinger * 8. 12. Bading * 8. 12. Dr. Barzel 8. 12. Bäuerle 7. 12. Bauer (Wasserburg) 9. 12. Berlin 15. 12. Blachstein 16. 12. Blumenfeld** 8. 12. Börner 7. 12. Brück (Holz) ** 8. 12. Dr. Burgbacher 8. 12. Cramer 17. 12. Dr. Dittrich 8. 12. Dröscher * 8. 12. Frau Dr. Elsner 15. 12. Dr. Eppler 7. 12. Flämig ** 8. 12. Frieler 8. 12. Dr. Furler * 8. 12. Gerlach * 8. 12. Gibbert 16. 12. Graaf 8. 12. Dr. Güde 11. 12. Haage (München) 15. 12. Haar (Stuttgart) 8. 12. Hahn (Bielefeld) * 8. 12. Dr. Hammans 8. 12. Dr. Hellige ** 8. 12. Frau Herklotz ** 8. 12. Hilbert 8. 12. Hussong 15. 12. Kahn-Ackermann ** 8. 12. Dr. Kempfler ** 7. 12. Frau Klee ** 8. 12. Dr. Kliesing (Honnef) ** 8. 12. Koenen (Lippstadt) 7. 12. Dr. Kopf ** 8. 12. Frau Korspeter 23. 12. Dr. Kübler 31. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 8. 12. Kühn (Hildesheim) 9. 12. Kulawig * 8. 12. Kunze 31. 12. Lenz (Brühl) 31. 12. Lenze (Attendorn) ** 8. 12, Dr. Lindenberg 15. 12. Lücker (München) * 8. 12. Mauk * 8. 12. Frau Dr. Maxsein ** 8. 12. *) Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an einer Versammlung der WEU Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. von Merkatz ** 8. 12. Merten 31. 12. Metzger * 8. 12. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15. 12. Frau Mönikes 15. 12. Müller (Aachen-Land) * 8. 12. Paul 31. 12. Pöhler ** 8. 12. Richarts * 8. 12. Richter ** 8. 12. Riedel (Frankfurt) * 8. 12. Dr. Rinderspacher ** 8. 12. Rollmann 15. 12. Dr. Rutschke ** 8. 12. Prinz zu Sayn-Wittgenstein- Hohenstein 20. 12. Schmidt (Würgendorf) 9. 12. Dr. Schulz (Berlin) ** 8. 12. Dr. Serres ** 8. 12. Steinhoff 31. 12. Tallert 12. 1. 1968 Vogt ** 8. 12. Dr. Wahl 15. 12. Weimer 7. 12. Wienand ** 8. 12. Baron von Wrangel 7. 12. Anlage 2 Umdruck 311 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, I. Teil, Zweites Steueränderungsgesetz 1967 - Drucksachen V/2087, V/2320 -. Der Bundestag wolle beschließen: Artikel 1 wird gestrichen. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 3 Umdruck 317 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Schmidt (Wuppertal), Schulhoff, Dr. Schwörer, Regling, Feuring, Frau Funcke und Genossen zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Mehrwertsteuergesetzes vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Drittes Steueränderungsgesetz 1967) - Drucksachen V/2185, V/2307 -. Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel 1 wird vor der bisherigen Nummer 1 die folgende Nummer 01 eingefügt: „01. In § 6 Abs. 2 erhält der letzte Halbsatz die folgende Fassung: 7264 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 ,wenn die Anschaffungs- oder Herstellungskosten, vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1), für das einzelne Wirtschaftsgut 800 Deutsche Mark nicht übersteigen.' " 2. In Artikel 4 erhält Nummer 2 die folgende Fassung: ,2. In § 19 Abs. 2 Satz 3 werden die Worte „deren Anschaffungs- oder Herstellungskosten 600 Deutsche Mark nicht übersteigen" durch die Worte „deren Anschaffungsoder Herstellungskosten, vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes), 800 Deutsche Mark nicht übersteigen" ersetzt.' 3. In Artikel 4 Nr. 3 Buchstabe a erhält die Nummer 1 die folgende Fassung: ,1. hinsichtlich der Worte in Absatz 2 Satz 3 „vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes), 800 Deutsche Mark" erstmals für Wirtschaftsgüter, die nach dem 31. Dezember 1967 angeschafft oder hergestellt werden,".' Bonn, den 6. Dezember 1967 Dr. Schmidt (Wuppertal) Genscher Schulhoff Logemann Dr. Schwörer Dr. Mühlhan Regling Opitz Feuring Ott Frau Funcke Peters (Poppenbüll) Frau Dr. Diemer-Nicolaus Porsch Dorn Schlee Dr. Eckhardt Dr. Schmid-Burgk Dr. Emde Spitzmüller Ertl Stooß Geldner Zoglmann Freiherr von Gemmingen Anlage 4 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Krammig (CDU/CSU) zu Punkt 4 der Tagesordnung (zur Abstimmung über Umdruck 311). Ich stimme dem Antrag auf Umdruck 311 zu, weil mir dieser Antrag die Möglichkeit gibt, gegen die unbefristete Einführung der Ergänzungsabgabe zu stimmen. Im Finanzausschuß hatte ich den Antrag gestellt, die Ergänzungsabgabe auf vier Jahre als Deckungsmittel im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung zu beschränken. Dieser Antrag wurde angenommen, 'später aber auf Grund des Votums .des Haushaltsausschusses wieder aufgehoben. Die Ergänzungsabgabe soll den vorübergehenden Spitzenausgleich im Bundeshaushalt bewirken. Ihre Aufrechterhaltung auf Dauer, jedenfalls auf eine Dauer, die über die mittelfristige Finanzplanung hinausgeht, halte ich für bedenklich. Ich stimme also dem Antrag der FDP zu, da ein Befristungsantrag nicht vorliegt. Anlage 5 Schriftliche Erklärung .des Abgeordneten Winkelheide (CDU/CSU) zu Punkt 6 der Tagesordnung. Im Namen der Fraktion der CDU/CSU gebe ich folgende Erklärung zur Verabschiedung des 10. Rentenanpassungs-Gesetzes ab. Der vorliegende Bericht stellt noch einmal die Daten des Gesetzes fest: 8,1 % Anpassung in der Rentenversicherung, 7,2 % in der Unfallversicherung. Rund 2,3 Milliarden DM ergibt diese Anpassung an Mehraufwendungen, das heißt also, daß die Rentner in allen Sparten insgesamt 2,3 Milliarden DM im Jahre 1968 mehr erhalten. Dieses Gesetz verwirklicht zum 10. Male die Rentenanpassung, wie sie 1957 in den Rentenversicherungs-Neuordnungsgesetzen festgelegt worden ist. Mit Genugtuung schauen wir auf die 10 Jahre der Neuordnung der Rentenversicherungsgesetze zurück. Rund 98 % an Rentenerhöhungen sind in den letzten 10 Jahren vollzogen worden. Das ist eine beachtliche Leistung. Über 8,5 Millionen Rentner vertrauen auf dieses Kernstück der Rentenversicherung. Durch dieses Gesetz rechtfertigen wir das Vertrauen der Rentner. Trotzdem kann man dieses Anpassungsgesetz nicht abseits sehen von den Maßnahmen, die am Freitag im Finanzplanungsgesetz zur Verabschiedung anstehen. Gerade dieser Anlaß bietet bei der Verabschiedung des 10. Rentenanpassungsgesetzes noch einmal Gelegenheit, auf das tragende Grundelement der Rentenversicherung hinzuweisen: der Solidarität der Generationen einerseits und auch auf die Wechselwirkung der Solidarität andererseits. Diese Leistungen erfordern eine Beitragserhöhung auf der Seite der Aktiven und einen Beitrag zur Krankenversicherung der Rentner auf der Seite der Inaktiven. Das bedeutet sicherlich ein Opfer. Die Gründe dafür hat Kollege Stingl am 26. Oktober in diesem Hohen Hause eingehend dargelegt. Wir sind sicher, daß die erhöhte Anforderung an die Solidarität auf ein notwendiges Verständnis draußen im Lande stoßen wird. Andererseits sind wir auch davon überzeugt, daß die Belastung der Inaktiven zur Rentnerkrankenversicherung als die wechselseitige Solidarität gegenüber den Aktiven gesehen wird. Der tiefere Sinn der Anpassung ist doch der, alle Rentner teilnehmen zu lassen an der Fortentwicklung des Ertrages unseres Wirtschaftslebens. Die Rentner sollen sich nicht außerhalb der Gesellschaft fühlen — sondern innerhalb. Zusammenfassend möchte ich erklären, daß die CDU/CSU-Fraktion die Sorge um die Sicherung des Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7265 Alters als eine gesellschaftspolitische Aufgabe von hohem Range ansieht, die Priorität hat. Dabei sind wir uns der wirtschaftlichen, finanziellen, sozialpolitischen Realitäten und Wechselwirkungen stets bewußt. Die Sorge um die älteren Mitmenschen und den Wert des Alters wird uns nicht verlassen, und deshalb wird unser Bemühen nicht erlahmen, uns dafür einzusetzen, daß das Kernstück der Rentenversicherung auch über die 10. Anpassung hinaus erhalten bleibt — auch wenn es Opfer kostet. Die CDU/CSU stimmt dem Gesetz zu. Anlage 6 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Geldner (FDP) zu Punkt 6 der Tagesordnung. Der Entwurf eines 10. Rentenanpassungsgesetzes sieht ebenso wie der Ausschußbericht — Drucksachen V/2301, V/2302 — eine Verbesserung der Leistungen an die Rentner der gesetzlichen Rentenversicherung und der gesetzlichen Unfallversicherung in Höhe von 2,32 Milliarden DM vor. Normalerweise wäre dies ein doppelter Anlaß, diesen Gesetzentwurf besonders zu würdigen: Einmal wegen der Jubiläumszahl 10, in der die 10. Anpassung in ununterbrochener Reihenfolge zum Ausdruck kommt, und zum anderen, weil es sich auch um die absolut höchste Anpassung handelt. Nimmt man die Dinge im Zusammenhang mit der sogenannten mittelfristigen Finanzplanung, sehen sie allerdings etwas anders aus. Diese 10. Rentenanpassung 'ist gleichzeitig 'der Beginn kontinuierlich wachsender Steigerungen der Beitragssätze der versicherten Arbeiter, Angestellten und Selbständigen. Diese 10. Rentenanpassung wird außerdem den Rentnern nicht das bringen, was der unbewanderte Betrachter dieser Zahlen vermuten könnte. Von den ausgewiesenen 2,19 Milliarden DM für die Anhebung der Bestandsrenten aus der gesetzlichen Altersversicherung werden nur etwa 1,7 Milliarden DM tatsächlich an die Renter bezahlt werden. Rund 25 % der Leistungsverbesserungen sind Leistungsverbesserungen theoretischer Art. Dies ist allerdings nicht aus diesem Gesetzentwurf, sondern erst aus dem Finanzänderungsgesetz, II. Teil, zu entnehmen. Hier wird zunächst eine schöne Optik betrieben, der der Pferdefuß einen Tag später folgt. Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen tun zwar, als bliebe alles beim Alten, in der Tat aber wird in das soziale Leistungsrecht beträchtlich eingegriffen. Wir Freien Demokraten halten von solch einem Verfahren um der Optik willen nichts. Für den Rentner ist nicht entscheidend, was er theoretisch bekommt, sondern was ihm zum Leben zur Verfügung bleibt. Sie werden ihm daher auch nicht einreden können, daß die Leistungen in den Rentenversicherungen der Arbeiter und Angestellten „nicht angetastet werden", wie es in einem Flugblatt zur Rechtfertigung der CDU/SPD-Koalition gegenüber Millionen Haushalten versucht wird. Die Millionen Betroffenen sind über das soziale Leistungsrecht besser unterrichtet, als es dieser Koalition lieb sein kann, von den Versprechungen der CDU und der SPD in der Vergangenheit für die weitere Zukunft ganz zu schweigen. Sie werden die Stunde der Wahrheit über den möglichen sozialen Leistungsrahmen unter den jeweils gegebenen Wirtschaftsverhältnissen nicht vermeiden können; auch wenn mit diesem und anderen Gesetzen versucht werden sollte, mit finanziellen Manipulationen und Tricks den Zeiger etwas aufzuhalten. Es gehörte zu den Gepflogenheiten der Sozialdemokratischen Partei vor (ihrer Beteiligung an der Regierung, im Rahmen der Beratung der Anpassungsgesetze besonders kritisch darauf hinzuweisen, daß der Anteil des Bundeszuschusses an den Gesamtausgaben der Rentenversicherung 'ständig sinkt. Wir Freien Demokraten stellen nach einjähriger Tätigkeit der SPD im Regierungslager dazu nüchtern fest, daß sich an dieser 'in ihrer Oppositionszeit kritisierten Entwicklung gar nichts ändert; im Gegenteil: der von der SPD kritisierte Prozeß setzt sich unter ihrer Regierungsverantwortung in verstärktem Maße fort. Wenn es sich in der Vergangenheit nicht um Kritik um der Kritik willen gehandelt hat, dann ist heute festzustellen, daß es damals entweder an der nötigen Einsicht oder heute am entsprechenden Durchsetzungsvermögen in der Regierung gefehlt hat. Hatte das Absinken der Bundeszuschüsse an den Gesamtausgaben bisher keine Konsequenzen im Hinblick auf Beitragserhöhungen, so ist dies ab 1.Januar 1968 anders. Durch die Beitragserhöhung infolge des Steigerungssatzes von 14 auf 15 % sollen rund 1,9 Milliarden DM an zusätzlichen Einnahmen erzielt werden, also ungefähr das, was die Rentenanpassung bei echter Anpassung kosten würde. Damit sind erstmalig die verbesserten Leistungen für die Rentner nicht mehr aus dem volkswirtschaftlichen Wachstumsprozeß zu finanzieren. Das verfügbare Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Selbständigen muß gekürzt werden, um die wachsenden Leistungen für die Rentner zu finanzieren. Das gilt in allen Sektoren, in denen vom 1. Januar 1968 an nicht automatisch Lohn- und Gehaltserhöhungen wirksam werden. In diesem Zusammenhang scheint ein Wort zur konjunkturellen Situation von Bedeutung. Vertreter der Koalitionsfraktionen haben es als ein besonderes Ereignis gefeiert, daß die Empfänger von Sozialeinkommen sich als Stabilisierungsfaktor in den letzten Monaten erwiesen hätten. Offensichtlich war ihnen die Erkenntnis neu, daß die Bedarfsstruktur der Rentner im wesentlichen von Gütern des in-elastischen Bedarfs bestimmt ist, und daß daher z. B. die Nachfrage nach Automobilen von anderen Faktoren als die nach Brot, Kartoffeln, Fleisch und Gemüse abhängt. Ich verweise in diesem Zusmmenhang auch auf das Jahresgutachten der Sachverständigenkommission, damit keiner dem Irrtum unterliegt, als könne durch eine Verlagerung von Einkommen aus den Arbeitnehmerhaushalten in die der Rentner die konjunkturelle Situation in einem positiven Sinne belebt werden. 7266 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Eine ganz andere Frage sind die sozialen Gründe, die eine Anhebung der Bestandsrenten rechtfertigen. Hier war es bisher üblich, die Rentenanpassung mit einer Phasenverzögerung entsprechend der Lohn- und Gehaltsentwicklung vorzunehmen. Man hat dies so getan, obwohl die Rentenversicherungsgesetze als Kriterien für die Anpassung a) die Entwicklung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, b) die Produktivität sowie c) das Volkseinkommen je Erwerbstätigen (§ 1272 Abs. 2 RVO) vorschreiben. Ein Abgehen von der verzögerten Lohnbezogenheit hätte allerdings eine weitere Öffnung der sogenannten Rentenschere bedeutet. Wir Freien Demokraten sind der Auffassung, daß es bei dem mit viel Gehirnakrobatik betriebenen Eingriffen in das Leistungsrecht — die nach Angaben der Großen Koalition gar keine sind — nicht bleiben wird. Die Rentenwechsel, die vor der Bundestagswahl 1957 ausgeteilt worden sind, müssen nunmehr eingelöst werden. Das soll allerdings nach Auffassung der FDP nicht dazu führen, daß es in Zukunft Gruppen von Rentnern gibt, die einseitig von der Erhöhung der allgemeinen Bemessungsgrundlage profitieren, und andere, die unter einseitigen Maßnahmen leiden. Wir bedauern sehr, daß die Koalition nicht in der Lage ist, Perspektiven aufzuzeigen, die von Wahlspekulationen frei sind, und eine langfristig solide Entwicklung für Rentner und Beitragszahler versprechen. Diese 10. Rentenanpassung ist keine echte Anpassung mehr im Sinne der bisherigen Regelungen. Wir glauben aber, daß trotz des fragwürdigen Zahlenmaterials der Bundesregierung die Dinge soweit überschaubar sind, daß eine Finanzierung der echten Leistungsverbesserungen für das Jahr 1968 gewährleistet erscheint. Wir werden daher der Anpassung zustimmen. Anlage 7 Umdruck 312 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf ein europäisches Sicherheitssystem hinzuwirken; dabei ist auch die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Mitteleuropa anzustreben. Dem Bundestag ist über diese Bemühungen fortlaufend zu berichten. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, unter den nuklearen und nichtnuklearen Partnerstaaten in der NATO eine Aufgabenteilung zwischen der konventionellen und atomaren Verteidigung gemäß dem Prinzip der „flexiblen Antwort" zu verwirklichen. Dadurch würden die vorhandenen Finanzmittel so sinnvoll wie möglich eingesetzt werden. 3. Darum wird die Bundesregierung aufgefordert, die Ausstattung der Bundeswehr mit atomaren Trägerwaffen aufzugeben und sich um eine Verstärkung der konventionellen Kampfkraft zu bemühen. 4. Die Bundesregierung wird aufgefordert, über den Briefwechsel zwischen den Außenministern Frankreichs und der Bundesrepublik hinaus Vereinbarungen zu suchen, die den Kampfauftrag der französischen Truppen in der Bundesrepublik, die Nutzung französischen Territoriums und die Unterstützung der Bundesrepublik durch sonstige Hilfsmittel Frankreichs im Falle einer Aggression festlegen. 5. Die Bundesregierung wird aufgefordert, baldmöglichst den Entwurf eines Gesetzes zur Organisation der Landesverteidigung vorzulegen, das die militärischen und zivilen Verteidigungsmaßnahmen koordiniert. Darüber hinaus ist sicherzustellen, daß in der Bundeswehr klare Kommandoverhältnisse vom Generalinspekteur abwärts geschaffen werden. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 8 Umdruck 313 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, baldmöglichst einen Gesetzentwurf zur Neuordnung der Laufbahn der Unteroffiziere und Feldwebel (3. Laufbahn) vorzulegen. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 9 Umdruck 314 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland —Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Beschaffung der kostspieligen und schwer zu wartenden Phantom-Maschinen weder als Übergangsflugzeuge noch endgültig als Nachfolgemuster der Starfighter für die Bundesluftwaffe in Erwägung zu ziehen. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die finanziellen und technischen Kräfte auf die Ent- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7267 wicklung eines senkrechtstartenden Flugzeuges anstelle eines Nachfolgemusters für den .Starfighter zu konzentrieren. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 10 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 1. Dezember 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache zu V/2299 Frage 118) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob die zur Durchführung der sogenannten Schubladengesetze an die Länder und deren nachgeordneten Behörden ergangenen Verordnungsentwürfe, Einzelanweisungen und dergleichen inzwischen aufgehoben worden sind? Zur Beantwortung der von Ihnen gestellten Frage darf ich zunächst bemerken, daß es zwar die von Ihnen genannten Verordnungs-Entwürfe, daneben aber keine „Schubladengesetze" gegeben hat. Die Verordnungs-Entwürfe betrafen Materien, die nach Auffassung der Bundesregierung im Falle eines äußeren Notstandes möglicherweise einer raschen Regelung bedurften. Sie sollten weder automatisch noch global in Kraft treten, sondern erst nach einem an den konkreten Erfordernissen orientierten Beschluß des zur Gesetzgebung berufenen Verfassungsorgans. Die Entwürfe waren allerdings bereits vorsorglich ausgelagert, weil sie den durchführenden Verwaltungsbehörden sofort zur Verfügung stehen sollten, falls der Gesetzgeber die eine oder andere von ihnen als Gesetz oder Verordnung verabschiedet hätte. Die Verordnungs-Entwürfe, deren Zusammenfassung unter dem Namen „Verteidigungsbuch" bekanntgeworden ist, sind bereits Mitte Oktober dieses Jahres zurückgezogen worden. Die Bundesregierung hat dies am 20. Oktober 1967 nochmals ausdrücklich und öffentlich bestätigt. Die Bundesressorts und die Länder sind aufgefordert worden, die Vernichtung aller Entwürfe unverzüglich durchzuführen und bei den nachgeordneten Behörden zu veranlassen. Die Vernichtungsaktion ist noch im Gange; die ersten Vollzugsmeldungen liegen jedoch bereits vor. Einzelanweisungen oder sonstige Unterlagen zur Vorbereitung einer etwaigen Anwendung der ausgelagerten Entwürfe haben ebensowenig existiert wie „Schubladengesetze". Die Auflösung des Verteidigungsbuches ist also mit der Vernichtung der Entwürfe vollständig bewirkt. Eine formelle Aufhebung kam daneben nicht in Frage, weil die Entwürfe — wie ausgeführt — niemals Rechtsqualität erlangt hatten. Anlage 11 Wortlaut des Briefes des Bundesministers Dahlgrün vom 15. Juni 1965 an den Bundeskanzler (Veröffentlichung in der „WELT" vom 18. November 1966) Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Angesichts der sich zusehends verschlechternden Haushaltslage habe ich bereits im Finanzbericht 1965 eine mehrjährige Haushaltsdarstellung gegeben, in der ich die politisch Verantwortlichen eindringlich auf den steigenden Anteil der rechtlich festliegenden, insbesondere der gesetzlich begründeten Ausgaben hingewiesen und die Gefahren für die künftige Haushalts- und Finanzpolitik des Bundes deutlich. gemacht habe. Damit wollte ich auch weitere zwangsläufige Belastungen, die die Gestaltungsmöglichkeiten des Bundeshaushalts noch mehr einengen und die Grenzen des finanziell Vertretbaren und Möglichen überschreiten, verhindern. Schon die vom Bundestag noch bei der Verabschiedung des Bundeshaushalts 1965 über den Regierungsentwurf hinaus beschlossenen Mehrausgaben von 2,5 Mrd. DM (insbesondere Landwirtschaft! Vorfeldbereinigung 770 Mill. D-Mark; Änderung des Kindergeldgesetzes 617 Mill. DM; Deutsche Bundesbahn 400 Mill. DM; Straßenbau 120 Mill. D-Mark) stellen den Ausgleich des Bundeshaushalts 1965 in der Durchführung ernstlich in Frage. Inzwischen sind — gerade in der letzten Zeit — weitere Gesetze beschlossen worden, die die kommenden Jahre in besorgniserregender Weise belasten. Die Ausgaben steigen in einem Umfang, daß sie auch bei gleichbleibendem Wachstum unserer Wirtschaft im Rahmen der verfügbaren Einnahmen nicht gedeckt werden können, geschweige denn eine konjunkturgerechte Haushalts- und Finanzpolitik zulassen. Danach ist schon jetzt der Haushaltsausgleich, wie ihn Art. 110 Abs. 2 GG fordert, in größter Gefahr. Nicht nur im Bundestag — auch in den Ressorts und leider auch von Kollegen im Kabinett werden diese Tatsachen zur Kenntnis genommen, häufig ohne daß daraus Schlüsse gezogen werden. Man weist auf Steuermehreinnahmen hin, die zwar kommen werden, aber längst verbraucht sind, gibt mir den Rat, den Verteidigungshaushalt in Milliardenhöhe zu kürzen, oder bezweifelt ohne Begründung unsere Haushaltszahlen mit dem Hinweis, so schlimm werde es schon nicht kommen. Jeder hält seine Forderung für wahlentscheidend und dringt rücksichtslos auf Erfüllung. Daß zusätzliche Staatsausgaben in diesem Ausmaß ihre Wirkung auf Konjunktur und Stabilität haben müssen, wird häufig einfach aus dem Bewußtsein gestrichen, ebenso wie unsere Verpflichtungen aus dem EWG-Vertrag in dieser Richtung. Als Beispiele, die in der beigefügten Darstellung noch fehlen, erwähne ich din folgenden Fälle aus den letzten Tagen: a) Drucksache IV/3470 vom 24. Mai 1965 der Abgeordneten Varelmann, Winkelheide u. a. „Rentenbeihilfen für Rentenbezieher". Volumen nicht unter 200 Mill. DM bis zu 1 Mrd. DM. b) Im Innenausschuß will die FDP für 1965 doch noch in Höhe von 8 Prozent oder 9 Prozent eine lineare Erhöhung der Beamtenbesoldung mit einem 7268 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Volumen von jährlich 1 Mrd. DM bis 1,2 Mrd. DM durchsetzen. Belastung für 1965 rund 250 bis 300 Mill. DM. c) Im Verteidigungsausschuß soll die Wehrsolderhöhung auf den 1. Juli 1965 vorgezogen werden (+ 31,5 Mill. DM), soll ein 13. Wehrsold eingeführt werden (+ 12,5 Mill. DM), soll ein Einrückungszuschuß von 20 DM für Putzmaterial jedem Rekruten zugebilligt werden (2,5 Mill. DM), und die Verpflichtungsprämien sollen um 150 Mill. DM erhöht werden. Dabei soll der Haushalt „gespart" haben, weil man eigentlich noch weitere Verbesserungen für notwendig gehalten hätte, zum Beispiel Übernahme der Kosten der Heilfürsorge für die Familienangehörigen und so weiter. d) Die Stadt Bonn drängt immer mehr auf Bundeshilfen und versucht mit Nachdruck alle Probleme zu einem Paket zusammenzuschnüren und dadurch einen Druck auszuüben, daß sie seit langem fast fertige Verhandlungsgegenstände jetzt mit neuen Forderungen koppelt. e) Zum 312-DM-Gesetz beschließen Bundestag und auch der Bundesrat flugs mit einem Volumen von etwa 90 Mill. D-Mark neue Verbesserungen über die Fassung des Regierungsentwurfs hinaus, wohl wissend, daß der Bundesregierung die Hände gebunden sind, weil sie das Gesetz jetzt nicht mehr scheitern lassen kann. Aus der Verantwortung für eine geordnete Finanz- und Haushaltswirtschaft habe ich die Haushaltslage des Bundes und ihre Entwicklung in den kommenden drei Jahren kritisch geprüft. Die beigefügte Darstellung kommt zu folgenden Ergebnissen: 1. Das laufende Rechnungsjahr 1965 wird voraussichtlich mit einem echten Fehlbetrag von etwa 2 Mrd. DM abschließen, der nur aus Kassenkrediten, das heißt, durch Geldschöpfung kurzfristig finanziert werden kann. 2. Für das Rechnungsjahr 1966 liegen die derzeitigen Anforderungen der Ressorts mit 77 Mrd. DM um 13 Mrd. DM (rund 20 Prozent) über dem Haushalt 1965. Davon sind bei Anlegung eines scharfen Maßstabes etwa 9 Mrd. DM als unabweisbarer gesetzlich oder politisch begründeter Bedarf anzuerkennen. Bei Mehreinnahmen von rund 4,6 Mrd. D-Mark verbleibt danach für 1966 ein ungedeckter Bedarf von etwa 5 Mrd. D-Mark. 3. Auch die Rechnungsjahre 1967 und 1968 sind in einem Maße vorbelastet, daß ein ungedeckter Bedarf von 5,9 Mrd. D-Mark für 1967 verbleibt, der sich durch die Notwendigkeit, das voraussichtliche Defizit 1965 abzudecken, auf über 8 Mrd. DM erhöhen kann. Für das Rechnungsjahr 1968 muß auch mit einem ungedeckten Bedarf von 5,5 Mrd. D-Mark gerechnet werden, der sich um einen sicher unvermeidbaren Kassenfehlbetrag aus 1966 wesentlich steigern wird. Diese Gesamtentwicklung bedeutet nicht nur den Verzicht auf eine konjunkturgerechte Haushaltspolitik, was heftige Kritik sowohl innenpolitisch wie innerhalb der EWG hervorrufen wird. Schlimmer noch: Sie trägt den Keim einer schweren Finanzkrise in sich, wenn nicht mit aller Entschiedenheit wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die folgenden Maßnahmen sind dabei zu prüfen: a) Sperrung aller vermeidbaren Ausgaben, b) Zurückweisung aller neuen Anforderungen, c) Prüfung, ob und inwieweit bestehende gesetzliche Verpflichtungen abgebaut oder zumindest ausgesetzt werden können, d) Erschließung zusätzlicher Einnahmen. Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, daß Sie mir für den 17. Juni 1965 um 11 Uhr einen Termin für das erbotene Gespräch gegeben haben. Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr Rolf Dahlgrün
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestern ist in der Debatte der Zusammenhang zwischen Sicherheitspolitik und allgemeiner Außenpolitik mehrfach angesprochen und, wie ich meine, angemessen gewürdigt worden. Das gilt auch für die Sicherheitspolitik mit ihren beiden Aspekten oder, wie gestern wieder gesagt wurde, die beiden Seiten der Medaille, nämlich die Fähigkeit zur Verteidigung und die Bereitschaft zur Abrüstung. Ich möchte gern in meinem Beitrag zur Debatte versuchen, zwei Fragen zu beantworten. Die erste Frage lautet: Was hat die Bundesregierung getan, um Vorschläge zur Rüstungskontrolle, zur Rüstungsminderung zu fördern? Und zweitens: Was tut sie, um einer europäischen Friedensordnung näherzukommen oder ihr den Weg zu ebnen?
    In der Regierungserklärung vom Dezember vergangenen Jahres wurde, wie Sie sich erinnern werden, unsere gesamte Außenpolitik als konsequente und wirksame Friedenspolitik dargestellt, durch die wir mithelfen wollen, politische Spannungen zu beseitigen und das Wettrüsten einzudämmen. Wir haben in jener Regierungserklärung vom 13. Dezember vergangenen Jahres versprochen, wir würden an Vorschlägen zur Rüstungskontrolle, Rüstungsminderung und Abrüstung mitarbeiten. Gestern abend ist in der Debatte zu Recht vermutet worden, daß wohl auf diesem Gebiet mehr geschehen sei, als bisher sichtbar gemacht werden konnte oder, wie ich hinzufügen möchte, als hier heute im einzelnen genau dargelegt werden kann. Aber es ist durchaus möglich, im Rahmen dieser Debatte einen ersten Überblick zu geben, den ich gern von Zeit zu Zeit ergänzen möchte und dann hoffentlich auch anreichern kann.
    Zunächst zur Thematik des Gewaltverzichts. Sie werden sich daran erinnern, daß die Regierungserklärung vor einem Jahr den deutschen Vorschlag vom März 1966 an die Adresse der Sowjetunion und der anderen osteuropäischen Staaten aktualisierte und diesen Vorschlag zum Austausch von Gewaltverzichtserklärungen ausdrücklich auch auf die deutsche Frage bezog. Hieraus ist inzwischen ein Eckstein unserer Europa- und Ostpolitik geworden. Wir haben die Bereitschaft präzisiert, den Verzicht auf Gewaltanwendung und Gewaltandrohung gegenüber allen osteuropäischen Partnern verbindlich zu formulieren. Wir haben als Regierung vielfach den Willen bekundet, diesen Verzicht so zu vollziehen, daß er ohne jeden Vorbehalt auch für den anderen Teil Deutschlands und diesem gegenüber gilt.
    Wir sind in diesen Monaten nicht nur Mißtrauen und polemischen Unterstellungen begegnet, sondern wir haben auch an mehr als einer Stelle ein sachliches Interesse feststellen können. Dabei haben — das werden wir alle verstehen — Stellungnahmen der Regierung der Sowjetunion und Erörterungen mit ihr selbstverständlich ein besonderes Gewicht. Solche Erörterungen werden sich nach der Absicht beider Seiten in vertraulicher Form zu vollziehen haben. Schnelle Ergebnisse sind dabei nicht zu erwarten. Aber jeder soll wissen, daß es an unserem guten Willen nicht fehlen wird.
    Was nun die Fragen der regionalen, d. h. europäischen Rüstungskontrolle und Rüstungsminderung angeht, so hat es im Laufe dieses Jahres Beratungen im Kreise der Verbündeten — konkret: im Rahmen der WEU und der NATO — gegeben. Es hat auch den Beginn eines Meinungsaustausches mit anderen befreundeten Regierungen gegeben. Wir sehen für uns nicht eine passive, sondern eine aktive Rolle im Prozeß bilateraler und multilateraler Konsultationen im Kreise der Verbündeten mit dem Ziel, konkrete Vorstellungen über ein Angebot an die Staaten des Warschauer Paktes zu entwickeln. Um eine aktive Rolle spielen zu können, brauchen wir und verfügen wir, wenn auch sicher noch nicht ausreichend, über eigene Vorarbeiten und Studien für einen Abbau der militärischen Konfrontation durch schrittweise und ausgewogene Verminderung der Streitkräfte in Ost und West, insbesondere der ausländischen Truppen in beiden Teilen Deutschlands. Ich gebe allerdings freimütig zu, daß wir meiner Meinung nach den Problemen, von denen hier die Rede ist, und darüber
    7230 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967
    Bundesminister Brandt
    hinaus viel von dem, was man „Friedensforschung" zu nennen begonnen hat, noch mehr Aufmerksamkeit widmen, noch mehr Gewicht geben und daß wir darin geistig, personell und organisatorisch noch mehr investieren müssen.
    Bei unserer Politik der Entspannung und Friedenssicherung haben wir uns auf ein hohes Maß an Übereinstimmung mit den Verbündeten stützen können. Dies kam auch in den Kommuniqués zum Abschluß der NATO-Ministerratstagungen im Dezember vergangenen Jahres in Paris und im Mai dieses Jahres in Brüssel zum Ausdruck.
    Die auf die Ostpolitik bezogene Übereinstimmung ist dann auch sehr stark bei den laufenden Beratungen mit unseren französischen Nachbarn zutage getreten. Gleiches gilt für Konsultationen mit den Regierungen Großbritanniens und Italiens und anderer
    europäischer Staaten.

    Allerdings läßt, so dankbar wir sind und so dankbar ich gerade auch als Bundesaußenminister für die vielfache politische und moralische Unterstützung bin, die wir in diesen Monaten zumal auf dem Feld der Ostpolitik gefunden haben, die konkrete politische Abstimmung unter den westlichen Verbündeten und in der atlantischen Allianz manches — um nicht zu sagen: viel — zu wünschen übrig.
    In der Erklärung, die der Bundesverteidigungsminister gestern für die Regierung vorgetragen hat, wird zutreffend ausgeführt, daß unsere Politik der Entspannung und der Friedenssicherung der festen Verankerung in der Allianz bedarf. Wir haben bei früheren Gelegenheiten gesagt — wir werden es nächste Woche im NATO-Rat in Brüssel wieder sagen —: Wir setzen sehr viel darauf, daß es zu einem engen Zusammenwirken unter den Verbündeten und in den westlichen Gemeinschaften als entscheidender Voraussetzung für eine erfolgreiche Politik der Entspannung und der Friedenssicherung kommt. Diese Politik steht nicht nur nicht im Gegensatz zu den Zielen der Allianz, sondern sie ist logischer Bestandteil der Zielsetzung, die sich auf die Bewahrung und die Festigung des Friedens richtet.
    Die Fortdauer des Bündnisses, seine Wirksamkeit und seine lebendige Fortentwicklung sind gerade mit dem Blick auf eine künftige europäische Friedensordnung notwendig. Vieles spricht meiner Überzeugung nach dafür, daß ein wirksames europäisches Sicherheitssystem auf absehbare Zeit, wenn es überhaupt zustande zu bringen ist, vernünftig durch Vereinbarungen begründet werden könnte, die sich auf die beiden weiterbestehenden Bündnisse beziehen.
    Hier ist gestern auch von den Harmel-Studien die Rede gewesen. Sie kennen jene Überlegungen in der Allianz, die durch den belgischen Außenminister Pierre Harmel angeregt wurden. Es sind Überlegungen über die zukünftige Rolle der Allianz und damit insbesondere auch zum Thema der Ost-West-Fragen und zu den Problemen der europäischen Sicherheit. Zu Recht ist vermutet worden, daß es sich hierbei um zunächst allianzinterne und außerdem vertrauliche Überlegungen handelt. Jedenfalls ist es heute noch nicht möglich, darüber zu berichten.
    Doch möchte ich so viel sagen: Auch diese Überlegungen im Rahmen der sogenannten HarmelStudien gingen und gehen davon aus, daß das Dach der Sicherheit auf zwei Säulen ruhen muß. Die eine besteht aus angemessenen einseitigen Vorkehrungen für eine Abschreckung und Verteidigung in der gegebenen Lage, und die andere besteht aus realistischen, illusionslosen Maßnahmen mit dem Blick auf eine beiderseitige Rüstungskontrolle und Abrüstung. Niemand, der uns zuhört oder der nachlesen sollte, was hier gesagt wird, sollte übersehen oder unterschätzen, was die Bundesregierung gesagt hat, als sie erklärte, daß sie — diese Bundesregierung — entschlossen sei, Schritte zu unternehmen und Vorschläge zu unterstützen, die zu einer militärisch ausgewogenen Rüstungsverminderung auf nuklearem und konventionellem Gebiet beitragen können.
    Darf ich hier vor dem Hohen Hause eine Bemerkung zu einem Vorgang machen, der sich in dem jetzt zu Ende gehenden Jahr abgespielt hat und der vielfach zu eng aufgefaßt worden war. Sie werden sich daran erinnern, daß wir uns bei den sogenannten Dreierverhandlungen mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien mit einigen Rückverlegungen und Truppenrotationen einverstanden erklärt hatten. Gewiß, wir hatten in der Überzeugung zugestimmt, daß unsere Sicherheit dadurch nicht gefährdet würde. Das versteht sich an sich von selbst, denn keiner ist bereit, zuzustimmen, wenn er weiß, daß 'dadurch seine Sicherheit gefährdet wird.
    Aber alle Kundigen wissen, daß auch unabhängig von dieser Zentralfrage, ob die Gesamtsicherheit gefährdet wird oder nicht, heutzutage die präsente Stärke der einen Seite und der anderen und die einzelnen Elemente diesere oder jener Seite ein wichtiger Faktor sind. Jedenfalls wirkt der im Osten immer noch zu hörende Vorwurf, die Aufrüstung gehe vom Westen nach Osten, besonders wenig glaubwürdig. Es wird nicht nur für uns interessant sein, ob die tatsächlichen, wenn auch begrenzten Veränderungen in Westeuropa, die sich auf die präsenten Stärken beziehen, eine Entsprechung im Raum des sowjetischen Interesses finden werden oder nicht. Durch ein adäquates Verhalten Wäre die Chance gegeben, die Entspannung, wenn auch nur durch einen bescheidenen Schritt, zu fördern. Durch Indifferenz oder Schwerhörigkeit kann man vom Zentrum der östlichen Macht aus, wenn man will, die Entspannungsbemühungen und die realen, wenn auch begrenzten Entspannungschancen behindern oder stoppen. Das ist die Lage.

    Damit nichts unklar bleibt, meine Damen und Herren: Für die Außenpolitik ist es von ganz großer Bedeutung, daß unser Verteidigungsbeitrag, das heißt die Stärke der Bundeswehr, den eingegangenen Verpflichtungen entspricht. Von dieser Basis aus ergibt sich dann hoffentlich in der weiteren Entwicklung die Möglichkeit, bei gleichmäßigen Schritten bei anderen wie auch bei uns verminderte Stärken ins Auge zu fassen. -
    Der Kollege Schmidt (Hamburg) hat gestern abend in seiner Rede ausdrücklich gesagt, er erwarte
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7231
    Bundesminister Brandt
    nicht, daß sich die Regierung zu dem äußere, was er als Entwicklungsmöglichkeiten für den Beginn der siebziger Jahre angedeutet hat. Ich bin ihm dafür dankbar. Dennoch möchte ich im Zusammenhang mit dieser Fragestellung zwei Bemerkungen machen dürfen.
    Erstens. Da gerade in diesen Tagen die vor Monaten vereinbarten deutsch-französischen Expertengespräche über Sicherheitsprobleme der siebziger Jahre beginnen, liegt mir daran, für die Bundesregierung festzustellen, daß diese deutsch-französischen Gespräche von unserer Seite aus nicht in der Annahme geführt werden, daß wir uns wegen eines Zerfalls der NATO in wenigen Jahren sicherheitsmäßig in der Isolierung befinden würden. Das ist gar kein Gegensatz. Das ist nur die Feststellung unserer Arbeitshypothesen und das Aneinanderreihen verschiedener Entwicklungsmöglichkeiten. Wir wollen, was die jetzt anlaufenden deutschfranzösischen Gespräche angeht, wirklich die beiderseitigen Auffassungen — die der französischen und die der deutschen Regierung — austauschen. Wir werden hoffentlich miteinander über den Tag hinaus denken und dabei das ganze Europa ins Auge fassen können.
    Aber ich sage noch einmal: die Vertreter der Bundesregierung gehen dabei vom Weiterbestehen, von der Weiterentwicklung der atlantischen Allianz aus, von ihrer Fähigkeit, sich im Prozeß der Friedenssicherung zu bewähren. Wir gehen auch davon aus, daß sich der Vertrag bewähren wird, den ich quasi als eine meiner ersten Amtshandlungen zu unterzeichnen hatte. Ich meine den Vertrag vom Dezember vergangenen Jahres über den Status der französischen Truppen in der Bundesrepublik Deutschland. Wir sehen diesen Vertrag im Zusammenhang mit den Abmachungen, die für den Verteidigungsfall zwischen dem französischen Generalstabschef und dem Oberkommandierenden der NATO in Europa getroffen worden sind.
    Die andere Bemerkung, die ich machen wollte, ist folgende. Ich stimme dem, was gesagt worden ist, insofern zu: es wäre auch meiner Meinung nach schwer erträglich, wenn es dazu käme, daß die Verbündeten ihre präsente Stärke auf dem Kontinent wesentlich verringerten, wodurch dann womöglich auch aus westlicher Sicht eines Tages die Bundeswehr für überdimensioniert gehalten werden könnte. Hieraus resultiert für mich, daß bei allen künftigen Überlegungen das westliche Bündnis und seine Ausgewogenheit als Einheit und als gemeinsames Interesse gesehen werden muß. Jedenfalls müssen wir uns mit Nachdruck darum bemühen.
    Was die weltweiten Maßnahmen in Richtung Rüstungsbegrenzung und Atomrüstung angeht, so stand, wie wir alle wissen, in diesem Jahr 1967 der Nichtverbreitungsvertrag — der Vertrag über die Nichtverbreitung nuklearer Waffen — im Mittelpunkt des internationalen Interesses. Andere Vorschläge waren überwiegend nicht erwünscht; manche hätten solche anderen Vorschläge sogar als eine Behinderung der Bemühungen um den Nichtverbreitungsvertrag angesehen, zumal es eine Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 7. November 1966 gibt, die solche Behinderung untersagt.
    Die Haltung der Bundesregierung zu einem Nichtverbreitungsvertrag ist dem Hohen Hause im April dargelegt worden. In einer voraufgegangenen Denkschrift vom 7. April dieses Jahres hatten wir auch einige eigene Vorstellungen für die Verbindung eines etwaigen Nichtverbreitungsvertrages mit weiterreichenden Maßnahmen der Rüstungsbegrenzung entwickelt. So haben wir z. B. wie andere den Gedanken des völligen Teststopps wieder aufgegriffen.
    Ich möchte hier übrigens, da ich von den nuklearen Dingen spreche, noch einmal ausdrücklich an den früheren deutschen Vorschlag erinnern, die atomaren, die nuklearen Waffen in ganz Europa unter Wahrung des Kräfteverhältnisses und unter Wirksamer Kontrolle stufenweise zu verringern.
    Meine Damen und Herren, obwohl wir selbst nicht Mitglied der Genfer Abrüstungskonferenz sind, haben wir den jetzt vorliegenden Entwurf eines Nichtverbreitungsvertrages nicht ganz unwesentlich mit beeinflußt, gerade da, wo es darum ging und geht, den Zusammenhang mit weiteren Maßnahmen der Abrüstung und Friedenssicherung klar — oder jedenfalls klarer — zu machen. Wir haben uns — das muß auch einmal von dieser Stelle aus gesagt werden, weil es draußen vielfach falsche Vorstellungen gibt — weder quergelegt noch negative Kritik geübt, sondern wir haben konstruktiv mitgearbeitet und uns um drei vitale Interessen zu kümmern gehabt: Die Nichtbeeinträchtigung der friedlichen Nutzung — vital für einen Industriestaat wie die Bundesrepublik Deutschland —, die Wahrung eines einheitlichen Energiemarktes im wachsenden Europa — vital für dieses wachsende Europa — und unsere legitimen Sicherheitsinteressen innerhalb des Bündnisses.
    Die Arbeit am Nichtverbreitungsvertrag ist noch nicht abgeschlossen, und eine Gesamtbeurteilung wird erst dann möglich sein, wenn der Gesamttext vorliegt. Aber ich wollte doch auch vor dem Hohen Hause auf die bedeutsame Ankündigung hinweisen, die Präsident Johnson am vergangenen Sonnabend gemacht hat, die amerikanischen zivilen Einrichtungen im Rahmen des Nichtverbreitungsvertrages einer Kontrolle zu unterstellen. Die britische Regierung hat sich, wie sie uns im Frühjahr in Aussicht gestellt hatte, hierzu ebenfalls bereit erklärt.
    Dies sind aus unserer Sicht gute Schritte bei dem Bemühen um eine befriedigende Regelung der Kontrollfrage auf der Grundlage der Gleichbehandlung und der Gegenseitigkeit.
    Aus meiner Verantwortung als Bundesaußenminister und da wir es nicht nur in östlichen Ländern mit Mißtrauen zu tun haben — was häufig übersehen wird —, liegt mir sehr daran, die vierfache Selbstbeschränkung der Bundesrepublik Deutschland auf nuklearem Gebiet auch von mir aus noch einmal zu unterstreichen:

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    7232 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967
    Bundesminister Brandt
    Verzicht auf die Herstellung von Kernwaffen; Verzicht auf eigene Verfügungsgewalt über nukleare Waffen — oder genauer gesagt: atomare Sprengkörper —; Unterwerfung der zivilen Nutzung unter die Kontrolle von Euratom; Unterstützung des Prinzips der Nichtverbreitung von nuklearen Waffen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, die gestrige Erklärung des Bundesverteidigungsministers hat erneut deutlich gemacht, daß es das Ziel der deutschen Außenpolitik ist, eine Friedensordnung in und für Europa schaffen zu helfen, eine Friedensordnung, die allen europäischen Staaten ausreichende Stabilität sichert, und die auch eine gerechte und dauerhafte Lösung der deutschen Frage möglich macht. Dies will sagen: eine europäische Friedensordnung bedeutet mehr als ein Sicherheitssystem. Eine Friedensordnung muß daraufhin konzipiert werden, daß es nicht ausreicht, die Anhäufung militärischer Macht abzubauen, daß dies isoliert auch kaum möglich sein wird — jedenfalls nicht durchgreifend —, sondern daß es darüber hinaus auf den Abbau der politischen Spannungen, den Ausgleich der Interessen, die Verständigung der Völker, die Zusammenarbeit der Staaten ankommen wird, damit solide Grundlagen für eine gute europäische Zukunft geschaffen werden können.
    Eine solche Friedensordnung setzt aber voraus oder muß notwendigerweise einschließen, daß die militärische Konfrontation abgebaut und schließlich überwunden wird, daß den berechtigten Sicherheitsinteressen der europäischen Völker und Staaten Rechnung getragen wird, daß durch Vereinbarungen oder im Vorfeld von Vereinbarungen durch paralleles, adäquates Verhalten Rüstungen abgebaut und Kontrollvorkehrungen verstärkt werden. Ich erinnere hier beispielsweise an den deutschen Vorschlag über den Austausch von Manöverbeobachtern, vorüber bilaterale Vereinbarungen abgeschlossen werden könnten.
    Nun meine ich, meine Damen und Herren, daß es nicht realistisch wäre, heute oder in nächster Zukunft eine große Lösung der europäischen Probleme zu erwarten. Auch deshalb halten wir es nicht für sinnvoll, dem Gedanken an eine europäische Sicherheitskonferenz nachzujagen, einer Sicherheitskonferenz, die, zumal nach dem uns bisher bekannten Schema, ohnehin nur den besonderen Zielen einer Gruppe von europäischen Staaten dienen sollte oder würde.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Eines Tages wird es gewiß auch zu einer Konferenz über Fragen der europäischen Sicherheit und der Friedensordnung kommen. Aber sie muß gut vorbereitet sein. Die Zeit muß dann für sie reif sein.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Inzwischen werden wir uns dafür einsetzen und daran mitwirken, daß in der Allianz — und wenn ich Allianz sage, meine Damen und Herren, dann meine ich das Bündnis einschließlich seines amerikanischen Pfeilers — darüber beraten und daran gearbeitet wird, wie die Elemente der europäischen Sicherheit und einer europäischen Friedensordnung aussehen sollen. Das kann dann gewiß nicht mehr nur für die Schubladen und nur für die Expertenausschüsse geschehen; denn unser Volk möchte gewiß ebenso wie die Völker ganz Europas wissen, wie der Plan aussieht, nach dem das große gemeinsame europäische Haus gebaut werden kann.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Dieser Tage nahm man in einer Ostberliner Verlautbarung Anstoß daran, daß wir sagen, im Rahmen einer europäischen Friedensordnung müsse eine gerechte und dauerhafte Lösung auch der deutschen Frage gefunden werden, Man meinte in Ostberlin, dies beweise, daß wir etwas ändern wollten; das sei verwerflich, und das stehe im Gegensatz zum Interesse an der Sicherung des Friedens.
    Was heißt hier: ändern wollen? Alle, die es ernst meinen mit dem Frieden und mit Europa, wollen, müssen zum Besseren etwas ändern wollen in Europa.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir wollen — alle, die dieses Ziel wollen — eine zweifelhafte durch eine solide Sicherheit ersetzen. Damit fängt es erst einmal an. Wir wollen Mißtrauen durch Zusammenarbeit ersetzen. Wir wollen die Spaltung Europas überwinden.
    Gewaltverzicht einschließlich der Respektierung der Grenzen, der in Europa bestehenden Grenzen, bedeutet nicht, daß alles genauso bleiben kann, wie es heute ist. Nicht nur die übersteigerte militärische Konfrontation inmitten dieses Kontinents und auf deutschem Boden ist unvernünftig, auch die Mauer in Berlin und der Todesstreifen mitten durch Deutschland sind unvernünftig,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    widernatürlich und gegen den Strom der Geschichte.
    Niemand, dem die in der Charta der Vereinten Nationen verbrieften Rechte etwas bedeuten und dem die friedliche, gedeihliche Zukunft Europas am Herzen liegt, sollte sich darüber im unklaren sein, daß durch Übereinkünfte, durch den Ausgleich der Interessen manches geändert werden muß. Dies gilt für die Lage im anderen Teil Deutschlands, dies gilt für das Verhältnis zwischen den deutschen Gebieten und den in ihnen lebenden Menschen, dies gilt mit dem Blick auf eine Friedensordnung, die auch dem deutschen Volk, wenn es das will, die friedliche Perspektive der nationalen Einheit offenhalten muß. Dies heißt Friedensordnung, europäische Friedensordnung für das deutsche Volk.

    (Beifall.)

    Dies schwächt den innerdeutschen Gewaltverzicht nicht ab, sondern macht den innerdeutschen Gewaltverzicht überhaupt erst ehrlich, dies setzt ihn in den rechten Zusammenhang mit solchen Regelungen, wie sie der Bundeskanzler in seinen Briefen nach Ostberlin vorgeschlagen hat, um das Leben der Menschen und das Verhältnis zwischen den beiden Ordnungen auf deutschem Boden erträglicher und friedlicher zu gestalten.
    Unsere Außenpolitik verbindet die überzeugte aktive Teilnahme am westeuropäischen Zusammen-
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7233
    Bundesminister Brandt
    schluß mit allen sinnvollen Bestrebungen, die die Zusammenarbeit mit den Völkern und Staaten Osteuropas fördern helfen. Gelegentlich höre ich jetzt aus Osteuropa — nicht immer in den Zeitungen, manchmal auch auf andere Weise —, dies sei wohl nur die Meinung des Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Mir liegt daran, hier vor dem Hohen Hause und für die, die sich sonst dafür interessieren, in aller Form festzustellen: dies ist nicht so, sondern das, wovon ich hier und anderswo spreche, ist die Überzeugung des Bundeskanzlers und des Bundesaußenministers, und es ist die Politik der Bundesregierung.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir stellen uns, um den Frieden organisieren zu helfen, der Verantwortung für die westeuropäischen Gemeinschaften ebenso wie der Verantwortung für Gesamteuropa. Wir wollen nach bitterer Erfahrung und aus ehrlicher Überzeugung dazu beitragen, daß auf unserem Kontinent Furcht und Mißtrauen überwunden werden, damit Europa in friedlicher, konstruktiver Zusammenarbeit so zusammenwächst, daß es nicht nur dem Wohl seiner Völker gerecht wird, sondern auch dem Frieden der Welt dienen kann. Denn es unterliegt doch keinem Zweifel, daß von einer europäischen Friedensordnung stabilisierende Einflüsse auf das Weltgeschehen ausgehen würden, daß Europa dem Fortschritt der Menschheit besser dienen und daß es denen besser beistehen könnte, die der Hilfe zur Selbsthilfe bedürfen.
    Meine Damen und Herren, die Verteidigungspolitik jedes Staates, gerade auch unseres Staates, muß übereinstimmen mit den allgemeinen Leitlinien der auswärtigen Politik. Von dieser Debatte hängt einiges für das Verständnis und die Glaubwürdigkeit unserer Politik in Ost und West ab. Für unsere Bündnispartner muß klarsein: Wir befinden uns in Übereinstimmung mit der in der Allianz durch uns mit formulierten Politik und stehen zu dieser Politik. Für die Regierung der Sowjetunion und unsere östlichen Nachbarn muß klarsein: Unsere Verteidigungspolitik steht nicht im Widerspruch zu unserem Bemühen um Entspannung, sondern ist ihm zugeordnet. Unsere engsten europäischen Partner müssen wissen: Wir meinen es ganz ernst mit unseren Vorschlägen, gemeinsame Antworten auf die Frage nach den langfristigen Möglichkeiten europäischer Kooperation zu finden. Und unser eigenes Volk muß wissen: Wir wollen nicht das Opfer blinder Zufälle sein, auch nicht ein Spielball von Interessen anderer, sondern wir wollen gemeinsam mit unseren Freunden und Verbündeten für die gemeinsame Sicherheit sorgen, aber auch mit ihnen und, in voller Offenheit ihnen gegenüber, auch mit anderen, ohne die es nicht geht, daran arbeiten, daß der Weg zum Abbau der Spannungen und der Rüstungen und zu einer dauerhaften europäischen Friedensordnung geöffnet wird.
    Meine Damen und Herren, ein Mann, der seit Kennedys Tagen mit der Verteidigung der Vereinigten Staaten befaßt war und dessen große Fähigkeiten jetzt als Präsident der Weltbank nicht zuletzt auch gegenüber den Entwicklungsländern zur Geltung kommen werden, — ich meine, wie Sie alle sicher schon verstanden haben, Robert McNamara — hat kürzlich gesagt: Die Welt braucht im Jahre 22 des Atomzeitalters keinen neuen Rüstungswettlauf; was die Welt in diesem Jahre 22 des Atomzeitalters braucht, — so sagte er und dem schließe ich mich an — ist ein neuer Wettlauf der Vernunft.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Borm.
Ehe er das Wort nimmt, bitte ich ihn, mir zu erlauben, folgendes zu sagen: Ich habe jetzt Wortmeldungen mit Zeitangaben von insgesamt 270 Minuten vorliegen. Das sind also 41/2 Stunden. Ich bitte das Haus, sich darauf einzurichten.
Das Wort hat nunmehr der Herr Abgeordnete Borm.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. William Borm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist zu begrüßen, daß in dieser Wehrdebatte, die nach langer Zeit wieder einmal stattfindet, der Herr Verteidigungsminister und der Herr Außenminister hier vor dem Hohen Hause ihre Meinungen dargelegt haben. Daraus wird die 'enge Verbundenheit, ja die Unlösbarkeit der beiden Probleme ersichtlich: Es kann keine richtige Konzeption für den Aufbau und die Aufgabenstellung einer Wehrmacht gefunden werden, die nicht mit der Außenpolitik in Einklang ist, und eine Außenpolitik ist unter den heutigen Umständen maßgebend davon mitbestimmt, ob sie sich auf die Schlagkraft und Einsatzfähigkeit der Truppe in ihrem Lande stützen kann.
    Es ist ebenfalls zu begrüßen, daß wir von der Freien Demokratischen Partei jetzt Gelegenheit haben, zu den Ausführungen des Herrn Bundesaußenministers sogleich einige Anmerkungen zu machen, so wie wir sie auch zu den Ausführungen des Herrn Verteidigungsministers zu machen haben.
    Wir begrüßen es rückhaltlos, daß der Herr Verteidigungsminister sich auf die damalige Regierungserklärung bezieht, in welcher steht — ich darf mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Darum ist der Wille zum Frieden und zur Verständigung der Völker das erste Wort und das Grundanliegen der Außenpolitik dieser Regierung.
    Herr Minister Schröder präzisierte dann:
    Das Ziel der deutschen Außenpolitik ist eine Friedensregelung Europas, die allen europäischen Staaten ausreichende Stabilität sichert und eine gerechte und dauerhafte Lösung der deutschen Frage vorsieht.
    In der Tat ist hier überzeugend dargetan, daß es auch die Meinung der Regierung ist, daß eine befriedigende Lösung unseres deutschen Anliegens nur dann gefunden werden kann, wenn der Friede in Europa und damit die Einigkeit unter den Völkern in den grundlegenden Fragen gesichert sind. Wem also an der Einheit unserer Nation gelegen ist, der
    7234 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967
    Borm
    sollte +ständig seine Aufgabe darin sehen, den Frieden in diesem geplagten Kontinent weiterhin zu sichern.
    Ein Drittes sagte der Herr Bundesverteidigungsminister :
    Bis eine gerechte europäische Friedensordnung da ist, kann die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland nur — ich wiederhole: nur! — durch ein politisch geschlossenes und militärisch starkes nordatlantisches Bündnis gewährleistet werden.
    Hier setzen wir einige Fragezeichen, meine Damen und Herren. Zunächst: „nur". Ich zitiere unseren Kollegen, den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktion, der gestern sagte: Nicht auf die ganze Dauer kann die NATO unser alleiniges Heil sein. Ich betone: Wir wollen durchaus nicht die Zugehörigkeit zur NATO und ihren Bestand in Frage stellen. Aber wir halten es für unsere Pflicht als Opposition, auf einige Probleme hinzuweisen, auf die die Regierung ihr Augenmerk richten sollte.
    Heute sagte z. B. der Herr Bundesminister, die Meinung, die er hier vortrage, sei die seine und sie sei 'die Politik der Bundesregierung. Dazu darf ich darauf aufmerksam machen, daß wahrscheinlich oder möglicherweise ein Prozeß einer gewissen Klärung innerhalb der Regierung stattzufinden hat. Denn der Herr Bundesfinanzminister hat in Madrid — ausgerechnet in Madrid! — eine dem völlig entgegenstehende Meinung zum Ausdruck gebracht. Er sagte: Überall ist die Entspannung nur Atmosphäre und noch nirgends hat sie Machtpolitik ersetzt; gerade das bekommt das deutsche Volk mit aller Deutlichkeit zu spüren. Er sagte weiter: Die Bundesrepublik schwimmt mit gefesselten Händen im Strom der Entspannung mit. Zum dritten spricht er von einer Erschütterung der NATO dergestalt, daß er sagte, diese NATO befinde sich in einer Krise, hervorgerufen durch die Vormacht in der NATO, der der Bilateralismus im Verhältnis zwischen den USA und der UdSSR sicherlich mehr wert sei als die Allianz im Nordatlantik. Meine Damen und Herren, hier klaffen Differenzen und die gilt es zu klären.