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    Deutscher Bundestag 141. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1967 Inhalt: Amtliche Mitteilungen 7177 A Entwurf eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, I. Teil, Zweites Steueränderungsgesetz 1967 (Drucksache V/2087) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2320) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Müthling (SPD) 7177 D Dr. Pohle (CDU/CSU) . . 7178 D, 7204 A Frau Kurlbaum-Beyer (SPD) 7179 A, 7188 B Genscher (FDP) 7179 B Dichgans (CDU/CSU) 7184 C Junghans (SPD) 7186 A Mischnick (FDP) 7190 C Dr. h. c. Strauß, Bundesminister . 7191 C Dr. Dahlgrün (FDP) 7200 C Schoettle, Vizepräsident . 7201 B, 7203 D Dorn (FDP) 7201 B, Zoglmann (FDP) 7203 A Dr. Koch (SPD) . . . . . . . 7205 D Frau Funcke (FDP) . . . . . . 7206 D Entwurf eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Umsatzsteuergesetzes' vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (DrittesSteueränderungsgesetz 1967) (Drucksache V/2185) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2321), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2307) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Schwörer (CDU/CSU) 7210 C Entwurf eines Zehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung (Zehntes Rentenanpassungsgesetz) (Drucksache V/2182) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2302), Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache V/2301) — Zweite und dritte Beratung — Winkelheide (CDU/CSU) 7212 B Riegel (SPD) 7212 B Geldner (FDP) 7212 D Entwurf eines Gesetzes über die Verbilligung von Gasöl für Betriebe der Landwirtschaft (Gasöl-Verbilligungsgesetz — Landwirtschaft) (Drucksache V/2194); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/2334), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2322) — Zweite und dritte Beratung — Stooß (CDU/CSU) 7213 A Ertl (FDP) 7214 B Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7214 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141, Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Fragestunde (Drucksachen V/2333, V/2347) Frage des Abg. Dr. Imle: Einfügung eines § 12 a in das Kohle-Anpassungsgesetz . . . . . . . . 7215 D Frage des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Absicht der Auflösung von Nebenstellen der Deutschen Bundesbank Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7216 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7216 B Köppler (CDU/CSU) 7216 C Frage des Abg. Weigl: Förderung von Orten zentraler Bedeutung . 7216 D Frage des Abg. Weigl: Berücksichtigung der bayerischen Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern bei der Schaffung neuer Bundesausbauorte 7216 D Frage des Abg. Junghans: Gründung einer Gesamtgesellschaft für die Steinkohle im Ruhrgebiet auf freiwilliger Basis 7217 A Frage des Abg. Junghans: Schaffung der Grundlagen für einen gesetzlichen Zusammenschluß der Bergbauunternehmen an der Ruhr . . . . 7217 A Frage der Abg. Frau Funcke: Erhöhung der Verbraucherpreise für Wasser, Strom und Gas Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 7217 B Frau Funcke (FDP) . . . . . . 7217 C Frage des Abg. Dröscher: Rechtsverhältnisse der deutschen Zivilbediensteten der alliierten Streitkräfte Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7217 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 7218 A Fragen des Abg. Matthöfer: Sendungen des Bayerischen Rundfunks für ausländische Arbeiter Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7218 C Matthöfer (SPD) . . . . . . . 7219 A Picard (CDU/CSU) 7219 D Ott (CDU/CSU) 7220 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7220 B Frage des Abg. Strohmayr: Etwaige steuerliche Auswirkungen einer Erhöhung der Einheitswerte Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7220 D Strohmayr (SPD) . . . . . . . 7220 D Fragen des Abg. Krammig: Steuerliche Belastung der deutschen Obstverschlußbrennereien 7221 A Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Beurteilungsrichtlinien in der Bundesfinanzverwaltung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7221 A Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 7221 A Fragen des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Neues Brennbuch für Abfindungsbrennereien Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7221 C Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7222 A Scheel, Vizepräsident 7222 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7223 A Frage des Abg. Berberich: Auflage zur Brennbuchführung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7223 C Berberich (CDU/CSU) 7223 C Fragen des Abg. Wolf: Bundeswehrgarnisonen — Finanzausgleich Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7223 D Wolf (SPD) 7224 A Scheel, Vizepräsident 7224 A Fragen des Abg. Strohmayr: Sanierung des Gebäudes des Hauptzollamtes Köln Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7224 C Strohmayr (SPD) . . . . . . . . 7224 D Fellermaier (SPD) . . . . . . . 7225 C Fragen des Abg. Böhm: Meldungen betr. Errichtung eines Korps-Depots in der Gemarkung der Gemeinde Gaimersheim (Lkr. Ingolstadt) Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 III Fragen der Abg. Spitzmüller, Kubitza und Schultz (Gau-Bischofsheim) : Fehlerhafte Munition Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 7226 A Spitzmüller (FDP) 7226 C Kubitza (FDP) . . . . . . . . 7227 A Ollesch (FDP) . . . . . . . . 7227 A Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7227 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 7227 C Borm (FDP) 7228 B Dr. Enders (SPD) 7228 C Jung (FDP) 7228 D Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2016) in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache V/2025), mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Verteidigungspolitik (Drucksache V/2041), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes (FDP) (Drucksache V/1741) — Erste Beratung — und mit Antrag betr. Ausrüstung der Bundeswehr (FDP) (Drucksache V/1990) Fortsetzung der Beratung Brandt, Bundesminister 7229 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 7233 C, 7242 B Borm (FDP) 7233 C Dr. Jaeger (CDU/CSU) 7238 C Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 7243 A Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7247 D Herold (SPD) 7251 A Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 7253 A Dr. Mommer, Vizepräsident . . . 7255 B Stahlberg (CDU/CSU) 7255 C Jung (FDP) 7256 D Dr. Schröder, Bundesminister . . 7257 B Nächste Sitzung 7261 C Anlagen 7263 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7177 141. Sitzung Bonn, den 7. Dezember 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    *) Siehe Anlage 7 **) Siehe Anlage 8 ***) Siehe Anlage 9 Anlage i Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 8. 12. Dr. Aigner * 8. 12. Frau Albertz 7. 12. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 7. 12. Dr. Artzinger * 8. 12. Bading * 8. 12. Dr. Barzel 8. 12. Bäuerle 7. 12. Bauer (Wasserburg) 9. 12. Berlin 15. 12. Blachstein 16. 12. Blumenfeld** 8. 12. Börner 7. 12. Brück (Holz) ** 8. 12. Dr. Burgbacher 8. 12. Cramer 17. 12. Dr. Dittrich 8. 12. Dröscher * 8. 12. Frau Dr. Elsner 15. 12. Dr. Eppler 7. 12. Flämig ** 8. 12. Frieler 8. 12. Dr. Furler * 8. 12. Gerlach * 8. 12. Gibbert 16. 12. Graaf 8. 12. Dr. Güde 11. 12. Haage (München) 15. 12. Haar (Stuttgart) 8. 12. Hahn (Bielefeld) * 8. 12. Dr. Hammans 8. 12. Dr. Hellige ** 8. 12. Frau Herklotz ** 8. 12. Hilbert 8. 12. Hussong 15. 12. Kahn-Ackermann ** 8. 12. Dr. Kempfler ** 7. 12. Frau Klee ** 8. 12. Dr. Kliesing (Honnef) ** 8. 12. Koenen (Lippstadt) 7. 12. Dr. Kopf ** 8. 12. Frau Korspeter 23. 12. Dr. Kübler 31. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 8. 12. Kühn (Hildesheim) 9. 12. Kulawig * 8. 12. Kunze 31. 12. Lenz (Brühl) 31. 12. Lenze (Attendorn) ** 8. 12, Dr. Lindenberg 15. 12. Lücker (München) * 8. 12. Mauk * 8. 12. Frau Dr. Maxsein ** 8. 12. *) Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an einer Versammlung der WEU Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. von Merkatz ** 8. 12. Merten 31. 12. Metzger * 8. 12. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15. 12. Frau Mönikes 15. 12. Müller (Aachen-Land) * 8. 12. Paul 31. 12. Pöhler ** 8. 12. Richarts * 8. 12. Richter ** 8. 12. Riedel (Frankfurt) * 8. 12. Dr. Rinderspacher ** 8. 12. Rollmann 15. 12. Dr. Rutschke ** 8. 12. Prinz zu Sayn-Wittgenstein- Hohenstein 20. 12. Schmidt (Würgendorf) 9. 12. Dr. Schulz (Berlin) ** 8. 12. Dr. Serres ** 8. 12. Steinhoff 31. 12. Tallert 12. 1. 1968 Vogt ** 8. 12. Dr. Wahl 15. 12. Weimer 7. 12. Wienand ** 8. 12. Baron von Wrangel 7. 12. Anlage 2 Umdruck 311 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verwirklichung der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, I. Teil, Zweites Steueränderungsgesetz 1967 - Drucksachen V/2087, V/2320 -. Der Bundestag wolle beschließen: Artikel 1 wird gestrichen. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 3 Umdruck 317 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Schmidt (Wuppertal), Schulhoff, Dr. Schwörer, Regling, Feuring, Frau Funcke und Genossen zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Mehrwertsteuergesetzes vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Drittes Steueränderungsgesetz 1967) - Drucksachen V/2185, V/2307 -. Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel 1 wird vor der bisherigen Nummer 1 die folgende Nummer 01 eingefügt: „01. In § 6 Abs. 2 erhält der letzte Halbsatz die folgende Fassung: 7264 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 ,wenn die Anschaffungs- oder Herstellungskosten, vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1), für das einzelne Wirtschaftsgut 800 Deutsche Mark nicht übersteigen.' " 2. In Artikel 4 erhält Nummer 2 die folgende Fassung: ,2. In § 19 Abs. 2 Satz 3 werden die Worte „deren Anschaffungs- oder Herstellungskosten 600 Deutsche Mark nicht übersteigen" durch die Worte „deren Anschaffungsoder Herstellungskosten, vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes), 800 Deutsche Mark nicht übersteigen" ersetzt.' 3. In Artikel 4 Nr. 3 Buchstabe a erhält die Nummer 1 die folgende Fassung: ,1. hinsichtlich der Worte in Absatz 2 Satz 3 „vermindert um einen darin enthaltenen Vorsteuerbetrag (§ 9 b Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes), 800 Deutsche Mark" erstmals für Wirtschaftsgüter, die nach dem 31. Dezember 1967 angeschafft oder hergestellt werden,".' Bonn, den 6. Dezember 1967 Dr. Schmidt (Wuppertal) Genscher Schulhoff Logemann Dr. Schwörer Dr. Mühlhan Regling Opitz Feuring Ott Frau Funcke Peters (Poppenbüll) Frau Dr. Diemer-Nicolaus Porsch Dorn Schlee Dr. Eckhardt Dr. Schmid-Burgk Dr. Emde Spitzmüller Ertl Stooß Geldner Zoglmann Freiherr von Gemmingen Anlage 4 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Krammig (CDU/CSU) zu Punkt 4 der Tagesordnung (zur Abstimmung über Umdruck 311). Ich stimme dem Antrag auf Umdruck 311 zu, weil mir dieser Antrag die Möglichkeit gibt, gegen die unbefristete Einführung der Ergänzungsabgabe zu stimmen. Im Finanzausschuß hatte ich den Antrag gestellt, die Ergänzungsabgabe auf vier Jahre als Deckungsmittel im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung zu beschränken. Dieser Antrag wurde angenommen, 'später aber auf Grund des Votums .des Haushaltsausschusses wieder aufgehoben. Die Ergänzungsabgabe soll den vorübergehenden Spitzenausgleich im Bundeshaushalt bewirken. Ihre Aufrechterhaltung auf Dauer, jedenfalls auf eine Dauer, die über die mittelfristige Finanzplanung hinausgeht, halte ich für bedenklich. Ich stimme also dem Antrag der FDP zu, da ein Befristungsantrag nicht vorliegt. Anlage 5 Schriftliche Erklärung .des Abgeordneten Winkelheide (CDU/CSU) zu Punkt 6 der Tagesordnung. Im Namen der Fraktion der CDU/CSU gebe ich folgende Erklärung zur Verabschiedung des 10. Rentenanpassungs-Gesetzes ab. Der vorliegende Bericht stellt noch einmal die Daten des Gesetzes fest: 8,1 % Anpassung in der Rentenversicherung, 7,2 % in der Unfallversicherung. Rund 2,3 Milliarden DM ergibt diese Anpassung an Mehraufwendungen, das heißt also, daß die Rentner in allen Sparten insgesamt 2,3 Milliarden DM im Jahre 1968 mehr erhalten. Dieses Gesetz verwirklicht zum 10. Male die Rentenanpassung, wie sie 1957 in den Rentenversicherungs-Neuordnungsgesetzen festgelegt worden ist. Mit Genugtuung schauen wir auf die 10 Jahre der Neuordnung der Rentenversicherungsgesetze zurück. Rund 98 % an Rentenerhöhungen sind in den letzten 10 Jahren vollzogen worden. Das ist eine beachtliche Leistung. Über 8,5 Millionen Rentner vertrauen auf dieses Kernstück der Rentenversicherung. Durch dieses Gesetz rechtfertigen wir das Vertrauen der Rentner. Trotzdem kann man dieses Anpassungsgesetz nicht abseits sehen von den Maßnahmen, die am Freitag im Finanzplanungsgesetz zur Verabschiedung anstehen. Gerade dieser Anlaß bietet bei der Verabschiedung des 10. Rentenanpassungsgesetzes noch einmal Gelegenheit, auf das tragende Grundelement der Rentenversicherung hinzuweisen: der Solidarität der Generationen einerseits und auch auf die Wechselwirkung der Solidarität andererseits. Diese Leistungen erfordern eine Beitragserhöhung auf der Seite der Aktiven und einen Beitrag zur Krankenversicherung der Rentner auf der Seite der Inaktiven. Das bedeutet sicherlich ein Opfer. Die Gründe dafür hat Kollege Stingl am 26. Oktober in diesem Hohen Hause eingehend dargelegt. Wir sind sicher, daß die erhöhte Anforderung an die Solidarität auf ein notwendiges Verständnis draußen im Lande stoßen wird. Andererseits sind wir auch davon überzeugt, daß die Belastung der Inaktiven zur Rentnerkrankenversicherung als die wechselseitige Solidarität gegenüber den Aktiven gesehen wird. Der tiefere Sinn der Anpassung ist doch der, alle Rentner teilnehmen zu lassen an der Fortentwicklung des Ertrages unseres Wirtschaftslebens. Die Rentner sollen sich nicht außerhalb der Gesellschaft fühlen — sondern innerhalb. Zusammenfassend möchte ich erklären, daß die CDU/CSU-Fraktion die Sorge um die Sicherung des Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7265 Alters als eine gesellschaftspolitische Aufgabe von hohem Range ansieht, die Priorität hat. Dabei sind wir uns der wirtschaftlichen, finanziellen, sozialpolitischen Realitäten und Wechselwirkungen stets bewußt. Die Sorge um die älteren Mitmenschen und den Wert des Alters wird uns nicht verlassen, und deshalb wird unser Bemühen nicht erlahmen, uns dafür einzusetzen, daß das Kernstück der Rentenversicherung auch über die 10. Anpassung hinaus erhalten bleibt — auch wenn es Opfer kostet. Die CDU/CSU stimmt dem Gesetz zu. Anlage 6 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Geldner (FDP) zu Punkt 6 der Tagesordnung. Der Entwurf eines 10. Rentenanpassungsgesetzes sieht ebenso wie der Ausschußbericht — Drucksachen V/2301, V/2302 — eine Verbesserung der Leistungen an die Rentner der gesetzlichen Rentenversicherung und der gesetzlichen Unfallversicherung in Höhe von 2,32 Milliarden DM vor. Normalerweise wäre dies ein doppelter Anlaß, diesen Gesetzentwurf besonders zu würdigen: Einmal wegen der Jubiläumszahl 10, in der die 10. Anpassung in ununterbrochener Reihenfolge zum Ausdruck kommt, und zum anderen, weil es sich auch um die absolut höchste Anpassung handelt. Nimmt man die Dinge im Zusammenhang mit der sogenannten mittelfristigen Finanzplanung, sehen sie allerdings etwas anders aus. Diese 10. Rentenanpassung 'ist gleichzeitig 'der Beginn kontinuierlich wachsender Steigerungen der Beitragssätze der versicherten Arbeiter, Angestellten und Selbständigen. Diese 10. Rentenanpassung wird außerdem den Rentnern nicht das bringen, was der unbewanderte Betrachter dieser Zahlen vermuten könnte. Von den ausgewiesenen 2,19 Milliarden DM für die Anhebung der Bestandsrenten aus der gesetzlichen Altersversicherung werden nur etwa 1,7 Milliarden DM tatsächlich an die Renter bezahlt werden. Rund 25 % der Leistungsverbesserungen sind Leistungsverbesserungen theoretischer Art. Dies ist allerdings nicht aus diesem Gesetzentwurf, sondern erst aus dem Finanzänderungsgesetz, II. Teil, zu entnehmen. Hier wird zunächst eine schöne Optik betrieben, der der Pferdefuß einen Tag später folgt. Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen tun zwar, als bliebe alles beim Alten, in der Tat aber wird in das soziale Leistungsrecht beträchtlich eingegriffen. Wir Freien Demokraten halten von solch einem Verfahren um der Optik willen nichts. Für den Rentner ist nicht entscheidend, was er theoretisch bekommt, sondern was ihm zum Leben zur Verfügung bleibt. Sie werden ihm daher auch nicht einreden können, daß die Leistungen in den Rentenversicherungen der Arbeiter und Angestellten „nicht angetastet werden", wie es in einem Flugblatt zur Rechtfertigung der CDU/SPD-Koalition gegenüber Millionen Haushalten versucht wird. Die Millionen Betroffenen sind über das soziale Leistungsrecht besser unterrichtet, als es dieser Koalition lieb sein kann, von den Versprechungen der CDU und der SPD in der Vergangenheit für die weitere Zukunft ganz zu schweigen. Sie werden die Stunde der Wahrheit über den möglichen sozialen Leistungsrahmen unter den jeweils gegebenen Wirtschaftsverhältnissen nicht vermeiden können; auch wenn mit diesem und anderen Gesetzen versucht werden sollte, mit finanziellen Manipulationen und Tricks den Zeiger etwas aufzuhalten. Es gehörte zu den Gepflogenheiten der Sozialdemokratischen Partei vor (ihrer Beteiligung an der Regierung, im Rahmen der Beratung der Anpassungsgesetze besonders kritisch darauf hinzuweisen, daß der Anteil des Bundeszuschusses an den Gesamtausgaben der Rentenversicherung 'ständig sinkt. Wir Freien Demokraten stellen nach einjähriger Tätigkeit der SPD im Regierungslager dazu nüchtern fest, daß sich an dieser 'in ihrer Oppositionszeit kritisierten Entwicklung gar nichts ändert; im Gegenteil: der von der SPD kritisierte Prozeß setzt sich unter ihrer Regierungsverantwortung in verstärktem Maße fort. Wenn es sich in der Vergangenheit nicht um Kritik um der Kritik willen gehandelt hat, dann ist heute festzustellen, daß es damals entweder an der nötigen Einsicht oder heute am entsprechenden Durchsetzungsvermögen in der Regierung gefehlt hat. Hatte das Absinken der Bundeszuschüsse an den Gesamtausgaben bisher keine Konsequenzen im Hinblick auf Beitragserhöhungen, so ist dies ab 1.Januar 1968 anders. Durch die Beitragserhöhung infolge des Steigerungssatzes von 14 auf 15 % sollen rund 1,9 Milliarden DM an zusätzlichen Einnahmen erzielt werden, also ungefähr das, was die Rentenanpassung bei echter Anpassung kosten würde. Damit sind erstmalig die verbesserten Leistungen für die Rentner nicht mehr aus dem volkswirtschaftlichen Wachstumsprozeß zu finanzieren. Das verfügbare Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Selbständigen muß gekürzt werden, um die wachsenden Leistungen für die Rentner zu finanzieren. Das gilt in allen Sektoren, in denen vom 1. Januar 1968 an nicht automatisch Lohn- und Gehaltserhöhungen wirksam werden. In diesem Zusammenhang scheint ein Wort zur konjunkturellen Situation von Bedeutung. Vertreter der Koalitionsfraktionen haben es als ein besonderes Ereignis gefeiert, daß die Empfänger von Sozialeinkommen sich als Stabilisierungsfaktor in den letzten Monaten erwiesen hätten. Offensichtlich war ihnen die Erkenntnis neu, daß die Bedarfsstruktur der Rentner im wesentlichen von Gütern des in-elastischen Bedarfs bestimmt ist, und daß daher z. B. die Nachfrage nach Automobilen von anderen Faktoren als die nach Brot, Kartoffeln, Fleisch und Gemüse abhängt. Ich verweise in diesem Zusmmenhang auch auf das Jahresgutachten der Sachverständigenkommission, damit keiner dem Irrtum unterliegt, als könne durch eine Verlagerung von Einkommen aus den Arbeitnehmerhaushalten in die der Rentner die konjunkturelle Situation in einem positiven Sinne belebt werden. 7266 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Eine ganz andere Frage sind die sozialen Gründe, die eine Anhebung der Bestandsrenten rechtfertigen. Hier war es bisher üblich, die Rentenanpassung mit einer Phasenverzögerung entsprechend der Lohn- und Gehaltsentwicklung vorzunehmen. Man hat dies so getan, obwohl die Rentenversicherungsgesetze als Kriterien für die Anpassung a) die Entwicklung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, b) die Produktivität sowie c) das Volkseinkommen je Erwerbstätigen (§ 1272 Abs. 2 RVO) vorschreiben. Ein Abgehen von der verzögerten Lohnbezogenheit hätte allerdings eine weitere Öffnung der sogenannten Rentenschere bedeutet. Wir Freien Demokraten sind der Auffassung, daß es bei dem mit viel Gehirnakrobatik betriebenen Eingriffen in das Leistungsrecht — die nach Angaben der Großen Koalition gar keine sind — nicht bleiben wird. Die Rentenwechsel, die vor der Bundestagswahl 1957 ausgeteilt worden sind, müssen nunmehr eingelöst werden. Das soll allerdings nach Auffassung der FDP nicht dazu führen, daß es in Zukunft Gruppen von Rentnern gibt, die einseitig von der Erhöhung der allgemeinen Bemessungsgrundlage profitieren, und andere, die unter einseitigen Maßnahmen leiden. Wir bedauern sehr, daß die Koalition nicht in der Lage ist, Perspektiven aufzuzeigen, die von Wahlspekulationen frei sind, und eine langfristig solide Entwicklung für Rentner und Beitragszahler versprechen. Diese 10. Rentenanpassung ist keine echte Anpassung mehr im Sinne der bisherigen Regelungen. Wir glauben aber, daß trotz des fragwürdigen Zahlenmaterials der Bundesregierung die Dinge soweit überschaubar sind, daß eine Finanzierung der echten Leistungsverbesserungen für das Jahr 1968 gewährleistet erscheint. Wir werden daher der Anpassung zustimmen. Anlage 7 Umdruck 312 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, auf ein europäisches Sicherheitssystem hinzuwirken; dabei ist auch die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Mitteleuropa anzustreben. Dem Bundestag ist über diese Bemühungen fortlaufend zu berichten. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, unter den nuklearen und nichtnuklearen Partnerstaaten in der NATO eine Aufgabenteilung zwischen der konventionellen und atomaren Verteidigung gemäß dem Prinzip der „flexiblen Antwort" zu verwirklichen. Dadurch würden die vorhandenen Finanzmittel so sinnvoll wie möglich eingesetzt werden. 3. Darum wird die Bundesregierung aufgefordert, die Ausstattung der Bundeswehr mit atomaren Trägerwaffen aufzugeben und sich um eine Verstärkung der konventionellen Kampfkraft zu bemühen. 4. Die Bundesregierung wird aufgefordert, über den Briefwechsel zwischen den Außenministern Frankreichs und der Bundesrepublik hinaus Vereinbarungen zu suchen, die den Kampfauftrag der französischen Truppen in der Bundesrepublik, die Nutzung französischen Territoriums und die Unterstützung der Bundesrepublik durch sonstige Hilfsmittel Frankreichs im Falle einer Aggression festlegen. 5. Die Bundesregierung wird aufgefordert, baldmöglichst den Entwurf eines Gesetzes zur Organisation der Landesverteidigung vorzulegen, das die militärischen und zivilen Verteidigungsmaßnahmen koordiniert. Darüber hinaus ist sicherzustellen, daß in der Bundeswehr klare Kommandoverhältnisse vom Generalinspekteur abwärts geschaffen werden. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 8 Umdruck 313 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, baldmöglichst einen Gesetzentwurf zur Neuordnung der Laufbahn der Unteroffiziere und Feldwebel (3. Laufbahn) vorzulegen. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 9 Umdruck 314 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betr. Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland —Drucksache V/2025 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Beschaffung der kostspieligen und schwer zu wartenden Phantom-Maschinen weder als Übergangsflugzeuge noch endgültig als Nachfolgemuster der Starfighter für die Bundesluftwaffe in Erwägung zu ziehen. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die finanziellen und technischen Kräfte auf die Ent- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7267 wicklung eines senkrechtstartenden Flugzeuges anstelle eines Nachfolgemusters für den .Starfighter zu konzentrieren. Bonn, den 5. Dezember 1967 Mischnick und Fraktion Anlage 10 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 1. Dezember 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache zu V/2299 Frage 118) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob die zur Durchführung der sogenannten Schubladengesetze an die Länder und deren nachgeordneten Behörden ergangenen Verordnungsentwürfe, Einzelanweisungen und dergleichen inzwischen aufgehoben worden sind? Zur Beantwortung der von Ihnen gestellten Frage darf ich zunächst bemerken, daß es zwar die von Ihnen genannten Verordnungs-Entwürfe, daneben aber keine „Schubladengesetze" gegeben hat. Die Verordnungs-Entwürfe betrafen Materien, die nach Auffassung der Bundesregierung im Falle eines äußeren Notstandes möglicherweise einer raschen Regelung bedurften. Sie sollten weder automatisch noch global in Kraft treten, sondern erst nach einem an den konkreten Erfordernissen orientierten Beschluß des zur Gesetzgebung berufenen Verfassungsorgans. Die Entwürfe waren allerdings bereits vorsorglich ausgelagert, weil sie den durchführenden Verwaltungsbehörden sofort zur Verfügung stehen sollten, falls der Gesetzgeber die eine oder andere von ihnen als Gesetz oder Verordnung verabschiedet hätte. Die Verordnungs-Entwürfe, deren Zusammenfassung unter dem Namen „Verteidigungsbuch" bekanntgeworden ist, sind bereits Mitte Oktober dieses Jahres zurückgezogen worden. Die Bundesregierung hat dies am 20. Oktober 1967 nochmals ausdrücklich und öffentlich bestätigt. Die Bundesressorts und die Länder sind aufgefordert worden, die Vernichtung aller Entwürfe unverzüglich durchzuführen und bei den nachgeordneten Behörden zu veranlassen. Die Vernichtungsaktion ist noch im Gange; die ersten Vollzugsmeldungen liegen jedoch bereits vor. Einzelanweisungen oder sonstige Unterlagen zur Vorbereitung einer etwaigen Anwendung der ausgelagerten Entwürfe haben ebensowenig existiert wie „Schubladengesetze". Die Auflösung des Verteidigungsbuches ist also mit der Vernichtung der Entwürfe vollständig bewirkt. Eine formelle Aufhebung kam daneben nicht in Frage, weil die Entwürfe — wie ausgeführt — niemals Rechtsqualität erlangt hatten. Anlage 11 Wortlaut des Briefes des Bundesministers Dahlgrün vom 15. Juni 1965 an den Bundeskanzler (Veröffentlichung in der „WELT" vom 18. November 1966) Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Angesichts der sich zusehends verschlechternden Haushaltslage habe ich bereits im Finanzbericht 1965 eine mehrjährige Haushaltsdarstellung gegeben, in der ich die politisch Verantwortlichen eindringlich auf den steigenden Anteil der rechtlich festliegenden, insbesondere der gesetzlich begründeten Ausgaben hingewiesen und die Gefahren für die künftige Haushalts- und Finanzpolitik des Bundes deutlich. gemacht habe. Damit wollte ich auch weitere zwangsläufige Belastungen, die die Gestaltungsmöglichkeiten des Bundeshaushalts noch mehr einengen und die Grenzen des finanziell Vertretbaren und Möglichen überschreiten, verhindern. Schon die vom Bundestag noch bei der Verabschiedung des Bundeshaushalts 1965 über den Regierungsentwurf hinaus beschlossenen Mehrausgaben von 2,5 Mrd. DM (insbesondere Landwirtschaft! Vorfeldbereinigung 770 Mill. D-Mark; Änderung des Kindergeldgesetzes 617 Mill. DM; Deutsche Bundesbahn 400 Mill. DM; Straßenbau 120 Mill. D-Mark) stellen den Ausgleich des Bundeshaushalts 1965 in der Durchführung ernstlich in Frage. Inzwischen sind — gerade in der letzten Zeit — weitere Gesetze beschlossen worden, die die kommenden Jahre in besorgniserregender Weise belasten. Die Ausgaben steigen in einem Umfang, daß sie auch bei gleichbleibendem Wachstum unserer Wirtschaft im Rahmen der verfügbaren Einnahmen nicht gedeckt werden können, geschweige denn eine konjunkturgerechte Haushalts- und Finanzpolitik zulassen. Danach ist schon jetzt der Haushaltsausgleich, wie ihn Art. 110 Abs. 2 GG fordert, in größter Gefahr. Nicht nur im Bundestag — auch in den Ressorts und leider auch von Kollegen im Kabinett werden diese Tatsachen zur Kenntnis genommen, häufig ohne daß daraus Schlüsse gezogen werden. Man weist auf Steuermehreinnahmen hin, die zwar kommen werden, aber längst verbraucht sind, gibt mir den Rat, den Verteidigungshaushalt in Milliardenhöhe zu kürzen, oder bezweifelt ohne Begründung unsere Haushaltszahlen mit dem Hinweis, so schlimm werde es schon nicht kommen. Jeder hält seine Forderung für wahlentscheidend und dringt rücksichtslos auf Erfüllung. Daß zusätzliche Staatsausgaben in diesem Ausmaß ihre Wirkung auf Konjunktur und Stabilität haben müssen, wird häufig einfach aus dem Bewußtsein gestrichen, ebenso wie unsere Verpflichtungen aus dem EWG-Vertrag in dieser Richtung. Als Beispiele, die in der beigefügten Darstellung noch fehlen, erwähne ich din folgenden Fälle aus den letzten Tagen: a) Drucksache IV/3470 vom 24. Mai 1965 der Abgeordneten Varelmann, Winkelheide u. a. „Rentenbeihilfen für Rentenbezieher". Volumen nicht unter 200 Mill. DM bis zu 1 Mrd. DM. b) Im Innenausschuß will die FDP für 1965 doch noch in Höhe von 8 Prozent oder 9 Prozent eine lineare Erhöhung der Beamtenbesoldung mit einem 7268 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 Volumen von jährlich 1 Mrd. DM bis 1,2 Mrd. DM durchsetzen. Belastung für 1965 rund 250 bis 300 Mill. DM. c) Im Verteidigungsausschuß soll die Wehrsolderhöhung auf den 1. Juli 1965 vorgezogen werden (+ 31,5 Mill. DM), soll ein 13. Wehrsold eingeführt werden (+ 12,5 Mill. DM), soll ein Einrückungszuschuß von 20 DM für Putzmaterial jedem Rekruten zugebilligt werden (2,5 Mill. DM), und die Verpflichtungsprämien sollen um 150 Mill. DM erhöht werden. Dabei soll der Haushalt „gespart" haben, weil man eigentlich noch weitere Verbesserungen für notwendig gehalten hätte, zum Beispiel Übernahme der Kosten der Heilfürsorge für die Familienangehörigen und so weiter. d) Die Stadt Bonn drängt immer mehr auf Bundeshilfen und versucht mit Nachdruck alle Probleme zu einem Paket zusammenzuschnüren und dadurch einen Druck auszuüben, daß sie seit langem fast fertige Verhandlungsgegenstände jetzt mit neuen Forderungen koppelt. e) Zum 312-DM-Gesetz beschließen Bundestag und auch der Bundesrat flugs mit einem Volumen von etwa 90 Mill. D-Mark neue Verbesserungen über die Fassung des Regierungsentwurfs hinaus, wohl wissend, daß der Bundesregierung die Hände gebunden sind, weil sie das Gesetz jetzt nicht mehr scheitern lassen kann. Aus der Verantwortung für eine geordnete Finanz- und Haushaltswirtschaft habe ich die Haushaltslage des Bundes und ihre Entwicklung in den kommenden drei Jahren kritisch geprüft. Die beigefügte Darstellung kommt zu folgenden Ergebnissen: 1. Das laufende Rechnungsjahr 1965 wird voraussichtlich mit einem echten Fehlbetrag von etwa 2 Mrd. DM abschließen, der nur aus Kassenkrediten, das heißt, durch Geldschöpfung kurzfristig finanziert werden kann. 2. Für das Rechnungsjahr 1966 liegen die derzeitigen Anforderungen der Ressorts mit 77 Mrd. DM um 13 Mrd. DM (rund 20 Prozent) über dem Haushalt 1965. Davon sind bei Anlegung eines scharfen Maßstabes etwa 9 Mrd. DM als unabweisbarer gesetzlich oder politisch begründeter Bedarf anzuerkennen. Bei Mehreinnahmen von rund 4,6 Mrd. D-Mark verbleibt danach für 1966 ein ungedeckter Bedarf von etwa 5 Mrd. D-Mark. 3. Auch die Rechnungsjahre 1967 und 1968 sind in einem Maße vorbelastet, daß ein ungedeckter Bedarf von 5,9 Mrd. D-Mark für 1967 verbleibt, der sich durch die Notwendigkeit, das voraussichtliche Defizit 1965 abzudecken, auf über 8 Mrd. DM erhöhen kann. Für das Rechnungsjahr 1968 muß auch mit einem ungedeckten Bedarf von 5,5 Mrd. D-Mark gerechnet werden, der sich um einen sicher unvermeidbaren Kassenfehlbetrag aus 1966 wesentlich steigern wird. Diese Gesamtentwicklung bedeutet nicht nur den Verzicht auf eine konjunkturgerechte Haushaltspolitik, was heftige Kritik sowohl innenpolitisch wie innerhalb der EWG hervorrufen wird. Schlimmer noch: Sie trägt den Keim einer schweren Finanzkrise in sich, wenn nicht mit aller Entschiedenheit wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die folgenden Maßnahmen sind dabei zu prüfen: a) Sperrung aller vermeidbaren Ausgaben, b) Zurückweisung aller neuen Anforderungen, c) Prüfung, ob und inwieweit bestehende gesetzliche Verpflichtungen abgebaut oder zumindest ausgesetzt werden können, d) Erschließung zusätzlicher Einnahmen. Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, daß Sie mir für den 17. Juni 1965 um 11 Uhr einen Termin für das erbotene Gespräch gegeben haben. Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr Rolf Dahlgrün
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Erwin Schoettle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Zu einer Zwischenfrage, Herr Abgeordneter Schmidt (Wuppertal).


Rede von Dr. Otto Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Kollege Dorn, würden Sie bereit sein, den Wortlaut dieses Briefes des Kollegen Dahlgrün mit zu Protokoll zu geben, damit wir alle uns diesen Brief in Erinnerung bringen können?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfram Dorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Dr. Schmidt, ich bin sicher, daß wir den Brief als Ergänzung meiner Ausführungen ins Protokoll nehmen können. Ich darf aber sagen, Herr Dr. Schmidt, daß der Wortlaut dieses Briefes im Laufe des Sommers dieses Jahres in der „Welt" veröffentlicht worden ist, so daß jeder, der sich mit den Dingen befassen wollte, auch über den ganzen Wortlaut dieses Briefes informiert sein kann. Aber ich bin gern bereit, mit Einwilligung des Kollegen Dahlgrün, den Wortlaut des Briefes ins Protokoll aufnehmen zu lassen. *)
    Die Situation war doch auch im Jahre 1965 eindeutig. Frau Kurlbaum, Ihr Parteifreund Dr. Alex Möller hat am 23. November 1966 im Plenum des Deutschen Bundestages unter anderem ausgeführt — Herr Präsident, ich möchte drei kurze Zitate in meiner Rede verwenden —:
    Am 20. Dezember 1965 ist das Haushaltssicherungsgesetz im Bundesgesetzblatt verkündet worden. Spätestens an diesem Tage hätten der Bundeskanzler und der Bundesverteidigungsminister ... wissen müssen, wie die Haushaltswirtschaft des Bundes aussieht.
    Beide gehörten zum damaligen Zeitpunkt nicht unserer Fraktion an.
    Trotzdem haben sie nach Verabschiedung des Haushaltssicherungsgesetzes ein Devisenausgleichsabkommen in Höhe von 4,5 Milliarden DM mit den USA abgeschlossen.
    Das war die eine Seite.
    Ich wundere mich eigentlich sehr, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Christlich Demokratischen und Sozialen Union, daß alle die Vorwürfe, die auch heute wieder hier an dieser Stelle von Kollegen der SPD erhoben werden, von Ihnen so bedingungslos hingenommen werden. Sie tun, als ob Sie mit all den Dingen in der Vergangenheit gar
    *) Siehe Anlage 11
    nichts zu tun gehabt hätten. Darüber wundere ich mich sehr.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Rösing: Warten Sie mal ab!)

    Vor allen Dingen wundere ich mich, wenn ich daran denke, was der Kollege Dr. Althammer in sehr plastischer Form in der Sitzung vom 23. November 1966 vorgetragen hat. Er warf damals für seine Fraktion und Partei wenige Tage vor der Koalitionsbildung den Sozialdemokraten vor, daß sie Änderungsanträge zum Haushaltsplan und Gesetzentwürfe in diesem Hause vorgelegt hätten, die Mehrausgaben von 9,2 Milliarden DM zur Folge gehabt hätten.

    (Hört! Hört! bei der FDP.)

    So war die Lage im November des vergangenen Jahres. Der Kollege Althammer hat — nach meiner Auffassung nicht ganz zu Unrecht — darauf hingewiesen, daß die von der SPD in ihrem Wahlkampfprogramm 1965 verlangten Ausgaben eine Gesamtsumme von rund 18 bis 25 Milliarden DM — so Dr. Althammer — erfordert hätten.

    (Abg. Haase [Kassel] : Da hatte Dr. Althammer völlig recht!)

    In der heutigen Situation kann doch niemand ernsthaft behaupten, daß die Talfahrt im Jahre 1966 begonnen hätte, weil der von den Freien Demokraten gestellte Finanzminister eine Haushalts-, Haushaltssicherungs- und Stabilitätspolitik betrieben habe, die mit der Wirklichkeit nicht mehr übereingestimmt habe.

    (Zuruf des Abg. Berkhan.)

    Die Sozialdemokraten, Herr Berkhan, waren im Herbst des vergangenen Jahres derselben Meinung, die wir heute vortragen. Lassen Sie mich aus der Sitzung vom 23. November 1966 nur einen Satz aus der Rede verlesen, die der Kollege Wehner gehalten hat, damals an die Adresse der CDU/CSU gerichtet; er sagte: „Sie müssen den politischen Konkurs, den Sie erlitten haben, und seine Begleiterscheinungen selbst verantworten."
    Nun, ich sage hier eindeutig

    (Zuruf von der SPD)

    — haben Sie keine Sorge, Herr Hufnagel —: Wir Freien Demokraten bekennen runs zu der Verantwortung, die wir getragen haben, solange wir in dieser Regierung gesessen haben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir erinnern uns noch sehr genau, wie es war. Denn das ist der andere Teil der Legende, der heute auch vorgetragen wurde — von Finanzminister Strauß —, daß wir nämlich an der damaligen Situation schuldig seien. Das kann auch nicht hingenommen werden. Denn jeder, der sein Gedächtnis für die Zeit des vergangenen Herbstes nicht völlig beurlaubt hat, weiß doch, daß die total zerstrittene ChristlichDemokratische und -Soziale Union nicht mehr in der Lage war, ihrem eigenen Kanzler ein solches Ver-
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Dezember 1967 7203
    Dorn
    trauensvotum hier im Parlament zu geben, wie wir es in der damaligen Situation verlangt hatten.

    (Beifall bei der FDP.)

    So war doch die Lage im Herbst vergangenen Jahres.
    Es hat keinen Sinn, daß Sie glauben, heute wechselseitig uns allein die Entwicklung zur Talfahrt in die Schuhe schieben zu können. Sie haben sich auf Gedeih und Verderb — so hat es der Herr Bundeskanzler geäußert — miteinander verbunden. Sie müssen — auch das sollte in dieser Stunde eindeutig klargestellt werden — Ihren Anteil an dier Verantwortung in Regierung und Opposition des vergangenen Herbstes genauso zum Bestandteil Ihres Bekenntnisses machen, wie wir uns zur Aufgabenteilung — damals in der Regierung und heute in der Opposition — bekennen.

    (Beifall bei der FDP.)