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    Deutscher Bundestag 131. Sitzung Bonn, den 8. November 1967 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Conring 6615 A Abg. Dr. Bayerl tritt in den Bundestag ein Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an Ausschüsse 6615 A Wahl des Abg. Dr. Bucher als ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusses . . 6615 B Absetzung des Punktes 3 von der Tagesordnung 6615 B Amtliche Mitteilungen 6615 C Fragestunde (Drucksache V/2236) Frage des Abg. Burger: Besetzung der Strafvollzugskommission Dr. Ehmke, Staatssekretär . . . 6617 A Burger (CDU/CSU) 6617 B Frage des Abg. Strohmayr: Ermittlungen über das Abhandenkommen eines Flugkörpers vom Typ Sidewinder auf dem Flugplatz Neuburg (Donau) 6617 B Fragen des Abg. Borm: Ermittlungen gegen Bundesbürger wegen Beleidigung des Schahs Dr. Ehmke, Staatssekretär . . . 6617 C Borm (FDP) 6617 D Frage des Abg. Rollmann: Öffnungseiten des Benutzersaals des Bundesarchivs in Koblenz Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6618 B Frage des Abg. Rollmann: Änderung der Bundeslaufbahnordnung Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6618 C Rollmann (CDU/CSU) 6618 D Frage des Abg. Dorn: Offizielle Polizeikonzeption Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6619 A Dorn (FDP) 6619 A Frage des Abg. Dorn: Frage einer Herauslösung des Bundesgrenzschutzes aus der Polizei Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6619 C Dorn (FDP) 6619 D Hübner (SPD) 6620 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 Frage der Abg. Frau Funcke: Frage einer evtl. Verfassungswidrigkeit einer Teilzeitbeschäftigung für Beamte mit besonderen Familienpflichten Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6620 C Frau Funcke (FDP) . . . . . . 6620 D Moersch (FDP) 6621 A Frau Freyh (SPD) . . . . . . 6621 C Spitzmüller (FDP) . . . . . . 6621 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 6622 A Fragen des Abg. Raffert: Erlaß des Bundesinnenministers vom 1. 9. 1967 betr. Förderung künstlerischer Nachwuchskräfte für den deutschen Film Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 6622 B Raffert (SPD) 6622 C Dr. Meinecke (SPD) 6623 A Dr. Huys (CDU/CSU) 6623 C Moersch (FDP) . . . . . . . 6624 A Dr. Lohmar (SPD) 6624 B Frage des Abg. Moersch: Unterschrift in der Bundestagsdrucksache V/2166 „Die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder" Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6625 C Moersch (FDP) 6625 C Fragen der Abg. Frau Kurlbaum-Beyer: Spendenaktion Vietnam des Gründers der SOS-Kinderdörfer 6626 A Fragen des Abg. Dr. Müller-Emmert: Öffentliche Münzfernsprecher in den Landgemeinden 6626 B Fragen des Abg. Baron von Wrangel: Anschluß im Zonengrenzgebiet liegender Städte und Gemeinden an das Hamburger bzw. Lübecker Fernsprechnetz — Gebührenstaffelung . . . . . . 6626 C Frage des Abg. Dichgans: Entschädigung der Deutschen Lufthansa durch die Bundespost bei mit höheren Kosten verbundenem Einsatz lärmschwacher Flugzeuge . . . . . . . 6626 C Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Postreisedienst Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 6626 D Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 6627 A Josten (CDU/CSU) 6627 B Frage des Abg. Jung: Zahlen über die qualitative Struktur des Althausbesitzes Dr. Schornstein, Staatssekretär . 6627 D Jung (FDP) 6628 B Frage des Abg. Dr. Hudak: Schnellere Eingliederung von Spätaussiedlern von Hassel, Bundesminister . . . . 6628 D Dr. Hudak (CDU/CSU) 6629 B Frage des Abg. Richter: Ratifizierung des Protokolls zur Rechtsstellung von 1951 über den Status der Flüchtlinge 6629 C Fragen des Abg. Dr. Mühlhan: Beteiligung des Bundes an deutschen Wochenschauen Schmücker, Bundesminister . . . . 6629 C Dr. Mühlhan (FDP) 6629 D Frage des Abg. Dr. Serres: Empfehlung des Europarates betr. Gewährleistung einer wirksameren Entwicklungshilfe Wischnewski, Bundesminister . . . 6630 B Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete (Drucksache V/2078) — Erste Beratung — in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über Bergmannsprämien (Drucksache V/2014) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksache V/2232) — Erste Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes über das Zollkontingent für feste Brennstoffe 1968, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 III 1969 und 1970 (Drucksache V/2233) — Erste Beratung — Dr. Schiller, Bundesminister . . . 6631 A Brand (CDU/CSU) 6637 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 6640 B Dr. h. c. Menne (Frankfurt) (FDP) . 6646 D Kühn, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen 6650 C Dr. Röder, Ministerpräsident des Saarlandes 6655 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 6658 C Sackmann, Staatssekretär, Vertreter des Landes Bayern 6665 B Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . 6668 A Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 6673 A Zoglmann (FDP) . . . . . . . 6675 A Dr. Friderichs (FDP) 6680 B Ollesch (FDP) 6694 D Schmidhuber (CDU/CSU) 6700 C Entwurf eines Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksache V/352) ; Schriftliche Berichte des Rechtsausschusses und des Verkehrsausschusses (Drucksachen V/1469, V/2215) — Zweite und dritte Beratung — Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 7601 A Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 6701 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. Dezember 1966 mit der Republik Sambia über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2006) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksachen V/2204, zu V/2204) — Zweite und dritte Beratung — 6701 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Oktober 1966 mit der Republik Elfenbeinküste über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2028) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksachen V/2205, zu V/2205) — Zweite und dritte Beratung — 6702 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 5. Dezember 1966 mit dem Spanischen Staat zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung bei den Steuern vom Einkommen und Vermögen (Drucksache V/ 1782); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2213) — Zweite und dritte Beratung — 6702 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksache V/2076); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen (Drucksache V/2216) — Zurückverweisung an den Ausschuß — . 6702 C Entwurf eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Umsatzsteuergesetzes vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Drittes Steueränderungsgesetz 1967) (Drucksache V/2185) — Erste Beratung — 6702 D Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (Drucksache V/2237) — Erste Beratung — 6703 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung kleingartenrechtlicher Vorschriften (Drucksache V/2221) — Erste Beratung - 6703 A Antrag der Fraktion der SPD betr. Einsetzung einer Eherechtskommission (Drucksache V/2162) Hirsch (SPD) . . . . . . . . 6703 B Busse (Herford) (FDP) 6703 D Nächste Sitzung 6704 C Anlagen 6705 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6615 131. Sitzung Bonn, den 8. November 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 9. 11. Deringer 8. 11. Dr. Dittrich* 8. 11. Dr. Effertz 10.11. Dr. Erhard 10. 11. Frieler 11. 11. Gerlach * 8. 11. Graaff 9. 11. Hörmann (Freiburg) 10. 11. Kohlberger 10. 11. Dr. Kübler 17. 11. Kunze 30. 11. Lenz (Brühl) 31. 12. Lücker (München) * 8. 11. Dr. Mende 9. 11. Merten 30. 11. Müller (Aachen-Land) * 10. 11. Paul 31. 12. Petersen 10. 11. Scheel 10. 11. Dr. Schulz (Berlin) 30. 11. b) Urlaubsanträge Frau Dr. Elsner 18. 11. Gibbert 16. 12. Hanz (Dahlen) 18. 11. Hösl 28. 11. Hussong 17. 11. Steinhoff 31. 12. Stücklen 18. 11. Anlage 2 Der Bundesminister für Wirtschaft Bonn, den 8. November 1967 Energiepolitische Daten des Jahres 1967 1. 23./24. Januar 1967 Erste Kohlegespräche mit IG Bergbau und Energie und Unternehmensverbänden 2. 27. Januar 1967 Nach Klärung der .gemeinsamen Finanzierung zwischen dem Bund unid den Bergbauländern (2/3 ,1/3% : Inkraftsetzung des 2. Kohleverstromungsgesetzes durch Erlaß der Ausführungsbestimmungen * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht 3. 15. Februar 1967 Bundestag verabschiedet das Gesetz über steuerliche Maßnahmen bei der Stillegung von Bergwerken (unter anderem Steuerbefreiungsvorschriften für ,die Aktionsgemeinschaft Deutsche Steinkohlenreviere GmbH und Regelung der Lastenausgleichsverpflichtungen der Bergwerke bei Stillegungen) 3. März 1967 Bundesrat stimmt dem Gesetz zu 11. April 1967 Verkündung des Gesetzes 4. 16. Februar 1967 Kokskohlesubvention vom Ministerrat der Montanunion beschlossen (6,80 DM Beihilfe je Tonne Kokskohle) Bundeshaushalt 1967: 140 Mio DM, Länderhaushalte Nordrhein-Westfalen und Saarland 70 Mio DM 2. Juni 1967 Vorläufige Richtlinien für die Kokskohlenbeihilfe nach Entscheidung der Hohen Behörde 5. 7. März 1967 Exportfinanzierungshilfe Krupp (300 Mio DM Bundesbürgschaft) 3. August 1967 (150 Mio DM Landesbürgschaft Nordrhein-Westfalen) 6. 13. März 1967 21. März 1967 3. Mai 1967 Gemeinsame Kohlegespräche mit Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Saarland, IG Bergbau 'und Energie, Unternehmensverbände Ruhr und Saar 7. 20. März 1967 Dreiphasenplan des Bundesministers für Wirtschaft zur Anpassung und Gesundung des Steinkohlenbergbaus und der Steinkohlenbergbaugebiete 8. 26. April 1967 Übereinkunft mit Elektrizitätswirtschaft über Kohlemehreinsatz und Heizölmindereinsatz in Kraftwerken (kurzfristiger Mehrverbrauch bis zu 2,5 Mio t Kohle jährlich) 9. 2. Mai 1967 Verschärfung der Heizölselbstbeschränkung (1967 Zuwachs bei schwerem Heizöl und Mitteldestillaten auf 3 und 4 % vereinbart; bis 30. 9. 1967 effektiv 0,2 und 3,0 %). 7. Juni 1967 Verschärfte Überprüfung .der Mineralöleinfuhr gemäß § 10 Außenwirtschaftsgesetz durch Anordnung vom 7. Juni 1967 10. 17. Mai 1967 Zusätzliche soziale Sicherungen für Bergarbeiter von Bundesregierung beschlossen: Gleichstellung der Bergmannsprämie, Abfindungsgeld (Vorwegnahme des Kohlegesundungsgesetzes, s. u. Punkt 11), Nachholschichtenregelung, Feierschichtenregelung 14. Juli 1967 Durchführungsbestimmungen für Feierschichten-. und Nachholschichtenregelung und Abfindungsgeld vom Bundesminister für Wirtschaft unterzeichnet 11. 24. Mai 1967 Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete (Kohlegesundungsgesetz) von Bundesregierung verabschiedet: a) geordnete Anpassung der Förderkapazität b) Rationalisierungseffekt durch optimale Unternehmensform, c) Abfindungsgeld für Bergarbeiter, d) 10 % Investitionsprämie für Industrieinvestitionen, e) Enteignungsmöglichkeiten für Industrielandbeschaffung 30. Juni 1967 Positive Stellungnahme des Bundesrates zum Kohlegesundungsgesetz 12. 5. Juni 1967 Antrag des Bundesministers für Wirtschaft an Hohe Behörde der Montanunion, die manifeste Krise dm Steinkohlenbergbau zu erklären 13. 15. Juli 1967 Positive Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesminister für Wirtschaft zum Kohlegesundungsgesetz 14. 19. Juli 1967 'Erste Besprechung des Bundesministers für Wirtschaft mit Fünfer-Gruppe „Rheinstahlplan". Beauftragung von Experten 'zur Prüfung von Einzelfragen 15. 10. August 1967 2. Konjunktur- und Strukturprogramm von Bundesregierung beschlossen (doppelter Bevölkerungsschlüssel für Steinkohlenreviere) 1. September 1967 Zustimmung des Bundesrates 8. September 1967 Zustimmung des Bundestages 16. 13. September 1967 Entwurf des Bundeshaushaltsplans 1968 vom Kabinett verabschiedet mit 1051 Mio DM für den Steinkohlenbergbau (gegenüber 916 Mio DM Haushaltssoll 1967 und 460 Mio DM Ist 1966) (außer dem Zuschuß des Bundes zur Knappschaftlichen 'Rentenversicherung: Haushaltsansatz 1967: 2,750 Mrd. DM; 1971 gemäß mittelfristiger Finanzplanung: 3,194 Mrd. DM) 17. 27. September 1967 Kohlezollgesetz 1968, 1969 und 1970 vom Kabinett verabschiedet (Kontingent 6 Mio t jährlich, Kürzungsmöglichkeit um 20 %) 27. Oktober 1967 Stellungnahme des 'Bundesrates zum Kohlezollgesetz (fordert Streichung der Kürzungsmöglichkeit durch Bundesregierung) 2. November 1967 Bundesregierung plädiert in Gegenäußerung zur Stellungnahme des 'Bundesrates für Wiederherstellung der Regierungsvorlage 18. 29. September 1967 Bundesregierung beschließt Gesetzentwurf zur Verlängerung der Abwicklungszeit für das Darlehens- und Bürgschaftsprogramm des Rationalisierungsverbandes des Steinkohlenbergbaus 27. Oktober 1967 Positive Stellungnahme des Bundesrates 19. seit September 1967 Bemühungen um verstärkte Lieferungen deis Steinkohlenbergbaus im innerdeutschen Handel 20. 2. Oktober 1967 Positive Stellungnahme ,des Ministerrates und der Kommission der Europäischen Gemeinschaften zum Kohlegesundungsgesetz 21. 20. Oktober 1967 Der Bundesminister für Wirtschaft erklärt den Betriebsräten der Zechen Hansa und Pluto, daß keine Stillegungsprämie .an die Zecheneigentümer gezahlt werden würde 23. Oktober 1967 Unter Vorsitz 'des Bundeskanzlers 'wird in Ministergespräch beschlossen, Hansa und Pluto keine Stillegungsprämie zu gewähren 24. Oktober 1967 Stillegungsaufschub bei den Zechen Hansa und Pluto vom Vorstand ,der GBAB und Verwaltungsrat der Aktionsgemeinschaft Deutsche Steinkohlenreviere GmbH beschlossen 22. 31.Oktober 1967 Besprechungen über Neuordnung des Steinkohlenbergbaus mit IG Bergbau und Energie: „Einheitsgesellschaft" und Fünfer-Gruppe der Eigentümer: „Rheinstahlplan" Daran anschließend Erarbeitung einer Synthese der wesentlichen Neuordnungspläne Ziel: Neuordnung der Unternehmensform des Steinkohlenbergbaus möglichst schon ab 1. Januar 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Schmidhuber (CDU/CSU) zu Punkt 2 der Tagesordung. In dieser Debatte geht ,es um eine dauerhafte Lösung der Probleme der deutschen Steinkohle. Dieses Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6707 Ziel hat die Bundesregierung durch Erklärung des Bun'desk'anzlers und es Bundeswirtschaftsministers proklamiert. Es ist in (dieser Debatte von den Sprechern aller Fraktionen bestätigt worden. Eine solche definitive Lösung ist weder gegen die Kräfte des Marktes noch gegen die technologische Entwicklung möglich, will man nicht unabsehbare Wachstumsverluste hinnehmen. Die Sanierung des deutschen Steinkohlenbergbaus ist nur (ein — wenn auch sehr wichtiger — Teil der uns gestellten energiepolitischen Aufgabe. Dies könnte man beinahe vergessen, wenn man die Begleitmusik hört, die vor 'Energiedebatten von Seiten der Betroffenen regelmäßig intoniert wird. Energiepolitik darf sich eben nicht in einer Kette von Hilfsaktionen für den Steinkohlenbergbau erschöpfen. Sie darf nicht zurückschauen auf das, was war — auf die großen industriellen Leistungen, die in diesem Wirtschaftszweig vollbracht worden ,sind , sondern sie muß auf (das gerichtet werden, was vor uns liegt — auf eine im Wandel begriffene Wirtschaft. Es hat wenig Sinn, in der Wissenschaftsdebatte 'die großen technologischen Perspektiven aufzuzeigen, wenn man (sie dann in der Energiedebatte ignoriert.. Diese Bundesregierung der Großen Koalition hat sich in der Regierungserklärung einer" Wirtschaftspolitik der Stabilität und des Wachstums verpflichtet. Diese Zielsetzung muß auch für die Energiepolitik gelten. Wirtschaftspolitische Eingriffe in bestimmte Teilbereiche der Wirtschaft müssen so erfolgen, daß sie auf lange Sicht gesehen wachstumsfördernd wirken. Die Erhaltung überholter Strukturen ist nur für eine kurze Übergangsfrist möglich. Die Umschichtungen bei der Energieverwendung sind nicht die Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik — wie es heute wieder behauptet wurde —, sondern nur ein Ausdruck der modernen technisch-wirtschaftlichen Entwicklung. Diesen Wandel können wir auch in anderen Industrieländern beobachten. Dieser Prozeß ist heute noch keineswegs abgeschlossen. Es kann durchaus sein, daß das Mineralöl in absehbarer Zeit von der Atomenergie in seiner Stellung als dominierender Wachstumsfaktor auf dem Gebiet der Energiedarbietung abgelöst wird. Diese strukturellen Veränderungen auf dem ,Energiemarkt haben nicht nur Schwierigkeiten mit sich gebracht, sondern sie sind gleichzeitig mit einem allgemeinen Aufschwung der Wirtschaft einhergegangen. Sie haben zu einer Veränderung der Standortbedingungen geführt, was sich positiv für die revierfernen Gebiete ausgewirkt hat. Man muß daher die Kohlekrise .als das sehen, was sie ist, nämlich als ein Umschichtungsvorgang in einer expansiven Wirtschaft. Wenn man aber eine expansive Wirtschaft will, dann darf man 'derartige Umschichtungsvorgänge nicht aufzuhalten versuchen und überholte Strukturen konservieren wollen. Aufgabe der Wirtschaftspolitik kann es nursein, für einen möglichst reibungslosen Verlauf dieses Umschichtungsprozesses zu sorgen. In der Debatte um den möglichen Umfang einer künftigen Kohleförderung spielt der Begriff der Versorgungssicherheit, d. h. der Eigenversorgung aus heimischen Energiequellen, eine große Rolle. Man sollte dieses Argument auf seinen rationalen Kern zurückführen. Hier ist zunächst einmal festzustellen, daß die 'deutsche Volkswirtschaft nun einmal in den Gemeinsamen Markt integriert und die Weltwirtschaft verflochten ist und daß jede Störung der internationalen Wirtschaftbeziehungen zu erheblichen Rückwirkungen auf unser Wirtschaftsleben führen würde. Es ist außerdem unbestritten, daß die Kohle den Energieverbrauch der deutschen Volkswirtschaft nicht mehr annähernd decken kann, so daß die Einfuhrabhängigkeit nicht mehr beseitigt werden kann. Ich möchte damit nicht sagen, daß man das Problem der Versorgungssicherheit völlig außer acht lassen soll. Im Gegenteil! Diese ist nur durch eine Fülle von Maßnahmen sicherzustellen. Sie liegt mindestens ebenso stark in (einer Diversifikation der Öleinfuhren und in einem gesteigerten Tempo des Ausbaus der Kernenergieerzeugung wie in der Erhaltung .einer bestimmten Kapazität des deutschen Steinkohlenbergbaus. Das Ziel der Hilfsmaßnahmen für die Kohle — oft versprochen, aber bisher noch nicht verwirklicht — muß daher sein die Anpassung des Steinkohlenbergbaus an die veränderten und sich verändernden Verhältnisse. Dies kann nicht geschehen durch die Garantie einer Quote am Gesamtenergieverbrauch oder die Setzung neuer Orientierungdaten, die nur allzu rasch durch die wirtschaftliche Entwicklung üiberhol.t werden können und dann weniger zur Orientierung der unternehmerischen Entscheidungen als zur Deroutierung des Marktes beitragen. Es darf daher keine starre Förderungsgrenze gesetzt werden, sondern es muß ein flexibles Anpassungsmodell gewählt werden, in dem die Veränderung der Nachfrage, die Kostensituation der Zechen, die für die Stützung des Kohleabsatzes verfügbaren Finanzmittel der öffentlichen Hand und die Möglichkeit der Beschaffung von Ersatzarbeitsplätzen entsprechend berücksichtigt werden. In der letzten Zeit ist hin und wieder die Behauptung aufgestellt worden — so u. a. vom früheren Vorsitzenden des Unternehmensverbands Ruhrbergbau Dr. Burckhardt —, es sei eine Illusion, an eine Wettbewerbsfähigkeit der Kohle gegenüber den anderen Energieträgern zu glauben. Ob diese Behauptung zutrifft, kann heute nicht gesagt werden. Es wird eine der ersten Aufgaben des Kohlebeauftragten oder einer Kohlebehörde sein, Klarheit in die Kostenverhältnisse des Bergbaus zu bringen und die daraus erforderlichen Schlüsse zu ziehen. Wenn es sich (aber herausstellen sollte, daß kein wettbewerbsfähiger Kern vorhanden ist — woran ich nicht glauben kann —, dann würde dies wohl bedeuten, daß ein Ende der Zechenstillegungen nicht absehbar wäre, denn keine Volkswirtschaft kann es sich leisten, für einen ganzen Wirtschaftszweig auf unbegrenzte Zeit Erhaltungssubventionen zu zahlen. Lassen Sie mich — nach diesen Vorbemerkungen einiges zu den Vorlagen sagen, die wir heute in erster Lesung beraten. Das Kernstück der von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwürfe ist das Gesetz zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete. De. Entwurf zielt konsequent auf die Beseitigung der Ursachen der Kohle- 6708 Deutscher Bundestau — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 krise ab, .einerseits durch Anpassungshilfen für den Kohlenbergbau, andereseits durch Schaffung der Instrumente für eine aktive Umstellungspolitik in den Steinkohlenbergbaugebieten. Es ist ein Gesetz für die Kohle, aber auch unter voller Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Aspekte der Energie- und Strukturpolitik. Es hält sich bewußt im ordnungspolitischen Rahmen der sozialen Marktwirtschaft. Es zielt auf die Sache ab, nämlich auf eine rasche und erfolgreiche Umstrukturierung an Ruhr und Saar. Es verspricht eine wirksame, aber für die Betroffenen möglicherweise bittere Medizin. Das mag für diejenigen enttäuschend sein, die ein Trostpflaster in Gestalt eines warmen Regens neuer Subventionen erwartet haben, ohne die Verpflichtung, im eigenen Haus Ordnung zu machen. Wir bejahen die fortschrittliche Konzeption dieses Gesetzes. Wir verfolgen daher auch mit Sorge die Absichten derjenigen, die den Entwurf des Kohleanpassungsgesetzes auf den Status einer Diskussionsgrundlage hinunterspielen wollen. Sicher wird in der Ausschußberatung einiges geändert werden 'können oder müssen. Wir werden aber darauf achten, daß der Entwurf nur verbessert und nicht verwässert wird. In der vorparlamentarischen Diskussion wurde 'die Forderung erhoben, daß der Entwurf durch eine unternehmenspolitische Lösung, d. h. durch eine Neuordnung der Unternehmensstruktur an der Ruhr ergänzt werden müsse. Dazu ist zunächst festzustellen, daß eine Neuordnung der Unternehmensstruktur durchaus mit dem Kohleanpassungsgesetz vereinbar ist. Es dürfte auch unbestreitbar sein, daß eine Zusammenfassung .der etwa 30 im Steinkohlenberbau tätigen Gesellschaften in leistungsfähigeren Unternehmenseinheiten oder in einer Einheitsgesellschaft nützlich ist. Man sollte die Formel von 'der Ergänzungsbedürftigkeit des Gesetzes in Klartext übersetzen. Es werden nämlich von seiten der Zecheneigentümer Fordederungen an die öffentliche Hand herangetragen, den an sich wünschenswerten Zusammenschluß durch öffentliche Garantien und steuerliche Maßnahmen zu erleichtern bzw. zu ermöglichen. Ob eine derartige Hilfestellung vertretbar und geboten ist, kann erst entschieden werden, wenn alle Einzelheiten und Modalitäten kritisch geprüft sind. Bei der Prüfung dieser Frage ist folgendes zu berücksichtigen: 1. Das Ziel muß die Schaffung einer leistungsfähigen Gesellschaft sein, die auf erwerbswirtschaftlicher Grundlage arbeiten, d. h. längerfristig eine Rendite abwerfen kann. Die Wirtschaftlichkeit der Einheitsgesellschaft wind davon abhängen, wie die eingebrachten Vermögensteile bewertet und in welcher Weise die Liefervorrechte der Altgesellschaften übernommen werden. 2. Nicht nur 'bei der Produktion, sondern auch beim Absatz muß der höchstmögliche Rationalisierungseffekt erzielt werden; d. h. die Absatzorganisation muß gestrafft und die Verkaufspolitik beweglicher gestaltet werden. 3. Es müssen institutionelle Sicherungen eingebaut werden, daß die Geschäftspolitik der Einheitsgesellschaft auch zu einer raschen Sanierung des Kohlenbergbaus führt. Die Einheitsgesellschaft darf kein Massengrab für vom Staat getragene Riesenverluste werden. 4. Die dem Bund aus den Hilfsmaßnahmen für die Kohle entstehende finanzielle Gesamtbelastung muß in irgendeiner Form begrenzt werden. Die Übernahme von Verpflichtungen auf einen Zeitraum von 20 Jahren erscheint in diesem Zusammenhang äußerst bedenklich. 5. Die öffentliche Hand kann nur die Kompensation von Nachteilen übernehmen, die durch politische Entscheidungen, etwa durch eine Verzögerung von Stillegungen aus strukturpolitischen Gründen, entstehen. Eine Garantie gegen die Entwertung von Realkapital durch die wirtschaftliche Entwicklung kann die öffentliche Hand auf keinen Fall übernehmen. Die Hinnahme einer Entwertung von Produktionsanlagen ist ein wesentlicher Bestandteil des unternehmerischen Risikos. Würde die öffentliche Hand den Unternehmern dieses Risiko abnehmen, so würde das Schlagwort von der Sozialisierung der Verluste eine fatale Bestätigung finden. Wenn man die Marktwirtschaft bejaht, dann muß man auch die Risiken des Marktes auf sich nehmen und tragen. Der Zusammenschluß der Bergwerksgesellschaften des Ruhrgebiets zu größeren Einheiten oder zu einer einzigen Betriebsführungsgesellschaft allein kann die Ertragslage des Bergbaus noch nicht bessern. Er kann aber den Rahmen für eine Rationalisierung der Förderung und damit für ein e entscheidende Kostensenkung bieten. Es sollte noch geprüft werden, ob nicht der Grundgedanke des Walsum-Planes in diese Überlegungen mit eingebaut werden könnte, nämlich daß ein interner Wettbewerb um die Einlieferungsmengen für den gemeinsamen Verkaufsapparat entsteht. Das zentrale politische und wirtschaftliche Problem ist die Verzahnung der geplanten Stillegungsmaßnahmen mit der Beschaffung neuer Arbeitsplätze. Die schlagartige Freisetzung einer großen Zahl von Arbeitskräften dürfte weder sozial zu vertreten noch regionalwirtschaftlich zu verkraften sein. Dies darf aber nicht dazu führen, daß der Plan, in den nächsten drei Jahren eine technische. Kapazität von mindestens 30 Millionen Jahrestonnen stillzulegen, fallengelassen oder in die Länge gezogen wird. Wenn es nicht gelingt, durch eine schnelle Stillegung der überschüssigen Kapazität die absinkende Nachfrage einzuholen, dann ist die Sanierung des Steinkohlenbergbaus gescheitert, dann sind die Milliarden an Steuermitteln vergeudet, und die Enttäuschung der Menschen an der Ruhr wird gefährliche Ausmaße annehmen. Die Verlangsamung des Stillegungsprozesses wäre daher eine ökonomische und politische Torheit. Aus dieser Situation gibt es nur einen Ausweg, nämlich die Beschleunigung der Anstrengungen zur Schaffung neuer Arbeitskräfte durch Erweiterung bestehender oder durch Errichtung neuer Anlagen in einer gemeinsamen Anstrengung von Wirtschaft, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6709 Bund und Land. Wir hoffen, daß der für das nächste Jahr erwartete Konjunkturaufschwung diese Aufgabe erleichtern wird. Ich kann mir allerdings in diesem Zusammenhang den Hinweis nicht versagen, daß sich heute rächt, daß man man in der Vergangenheit einige Großprojekte der Industrieansiedlung an Grundstücksschwierigkeiten scheitern ließ. Die Umstellung des Ruhr- und Saargebietes von einer Monostruktur zu einer ausgewogenen Industrielandschaft mit einem angemessenen Anteil an Wachstumsindustrien rechtfertigt ein großzügiges Engagement der öffentlichen Hand in Form von speziellen Investitionsanreizen. Angesichts des steigenden Kapitalbedarfs pro Arbeitsplatz handelt es sich um die Umschichtung bzw. den Neueinsatz großer Kapitalien. Man sollte aber das Ausmaß der Freisetzungen nicht dramatisieren. Nach 1945 sind schon Umschichtungsprozesse weit größeren Umfangs unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen gemeistert worden. Bei dieser Umstrukturierungsaktion kann allerdings nicht völlig außer acht gelassen werden, daß. es auch in anderen Teilen der Bundesrepublik regionale und sektorale Strukturprobleme gibt, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Ich darf daran erinnern, daß die höchsten relativen Arbeitslosenzahlen nicht im Ruhrgebiet, sondern in den strukturschwachen Gebieten des Bayerischen Waldes und der Oberpfalz zu verzeichnen sind. Unser Ziel ist eine ausgewogene und flexible Industriestruktur in allen Teilen der Bundesrepublik. Neben positiven Maßnahmen der Strukturpolitik hat sich die Abwanderung immer wieder als ein gewisses Regulativ erwiesen. Wenn die Bevölkerungszahl des Ruhrgebiets in der letzten Zeit leicht zurückgegangen ist, so kann ich darin noch kein nationales Unglück oder ein Alarmzeichen sehen, sondern dies ist eine Erscheinung, die in gewissen Grenzen durchaus geeignet ist, zur Lösung der Strukturprobleme beizutragen. Die Fragen der Strukturpolitik können nicht losgelöst von sozialpolitischen Fragen behandelt werden. Ich möchte hierzu nur noch wenige Bemerkungen machen. Der Beruf des Bergarbeiters ist hoch spezialisiert. Der Übergang in einen anderen Beruf begegnet einer Reihe von psychologischen und technischen Hindernissen. Er ist oft mit Einkommensminderung verbunden. Die Hilfe der Gemeinschaft sollte in erster Linie darauf ausgerichtet werden, die Eingliederung des freigesetzten Bergarbeiters in einen neuen Industriezweig derart zu fördern, daß mit dem Berufswechsel kein sozialer Abstieg verbunden ist. Deshalb sollten die Hilfen für die Umschulung vermehrt und verbessert werden. Die Verwendung öffentlicher Mittel für eine situationsgerechte Umschulungshilfe hat m. E. Vorrang vor der Zahlung eines Abfindungsgeldes. In der jetzt vorgesehenen Konstruktion stellt das Abfindungsgeld eine Kompensation für den verlorenen Arbeitsplatz dar. Dem Arbeiter wäre wohl besser gedient, wenn diese öffentlichen Mittel dazu verwandt werden würden, seine beruflichen Chancen in der Zukunft zu verbessern. Die Freisetzung von Arbeitskräften ist übrigens kein spezielles Problem des Bergbaus. Die vielen 100 000 Landarbeiter und Kleinbauern, die ihre Heimat wegen Mangels an auskömmlichen Arbeitsgelegenheiten verlassen mußten, werden sich fragen, warum sie keine Abfindung bekommen haben. Dieselben Fragen werden z. B. die Arbeiter stellen, die durch die Strukturwandlungen der Textilindustrie ihren Arbeitsplatz verloren haben. Im Zuge der technologischen Entwicklung der nächsten Jahrzehnte müssen wir mit einer Kette solcher Freisetzungen rechnen. Damit gewinnt aber dieses Problem eine unübersehbare finanzielle und gesellschaftspolitische Dimension. Beim Abfindungsgeld wie bei einer eventuellen Pachtgarantie für die Zecheneigentümer müssen wir an die möglichen Konsequenzen und Berufungsfälle denken. Der Bundeswirtschaftsminister hat angekündigt, daß der Rückzug der Kohle durch zeitlich begrenzte flankierende Maßnahmen abgesichert werden soll. Bis jetzt sind wir noch nicht davon überzeugt, daß eine Absicherung durch zusätzliche restriktive Maßnahmen auf dem Mineralölsektor notwendig ist. U. E. könnte höchstenfalls für eine eng begrenzte Übergangszeit eine Verschärfung der Selbstbeschränkung der Mineralölgesellschaften ins Auge gefaßt werden. Eine Erhöhung der Heizölsteuer — wie sie die SPD gestern gefordert hat — wird von uns unter keinen Umständen hingenommen werden. Sie würde nur dem Verbraucher neue Belastungen aufbürden, ohne die Absatzmöglichkeiten des Bergbaus zu verbessern. Trotz aller Unkenrufe von seiten des Bergbaus können wir mit Befriedigung feststellen, daß die Selbstbeschränkung in den letzten Jahren sich als ein funktionsfähiges Instrument erwiesen hat. Wie das Beispiel der Heizölsteuer zeigt, haben derartige Übergangsregelungen ein zähes Leben. Den Versicherungen, daß es sich um befristete Maßnahmen handelt, muß man mit einer gewissen Skepsis begegnen. Schließlich sollte man nicht übersehen, daß in den letzten Jahren eine breite Palette von Schutzmaßnahmen für die Kohle geschaffen worden ist, von der Einführung des Kohlezolls angefangen bis zur Lizenzierung der Ölimporte. Einschließlich der Zuwendungen an die Knappschaftsversicherung und des Gegenwerts der Steuervergünstigungen machen sie im Jahre 1967 eine Hauhaltsbelastung von ca. 4 Milliarden DM aus. Die Ausgaben haben steigende Tendenz. Die Energiepolitik des Bundes wird somit zu einer schwerwiegenden finanziellen Dauerbelastung. Wir begrüßen es, daß in der Zwischenzeit die Bedeutung der Energiekosten für die Wirtschaft, insbesondere für die internationale Wettbewerbsfähigkeit, besser anerkannt worden ist. Zur Verbreitung dieser Erkenntnisse dürfte wohl auch die Abwanderung großer Betriebe der Grundstoffchemie und der Stahlindustrie nach Belgien und Holland beigetragen haben. Die Bedeutung der Energiekosten kann man allerdings nicht an der Durchschnittszahl von 4,2 % der Energiekosten am gesamtwirtschaftlichen Bruttoproduktionswert ermessen. Der Anteil in den einzelnen Industrie- 6710 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 zweigen ist nämlich sehr unterschiedlich. So beträgt er nach den Unterlagen der EWG-Statistik in der Petrochemie 17,0 %, in der Industrie der Steine und Erden 14,4 %; in der Stahlindustrie ist der Anteil der Energiekosten mit 20,9 % höher als der der Personalkosten mit 16,9 %. Im Hinblick auf die Automation kommt den Energiekosten in allen Industriezweigen steigende Bedeutung zu. Das Beispiel Bayern zeigt, wie durch die Heranführung neuer Primärenergien, durch den Aufbau des Ölzentrums Ingolstadt die wirtschaftliche Entwicklung günstig beeinflußt werden konnte. Dies war allerdings nicht ein Ergebnis der Wirtschaftspolitik auf Bundesebene, sondern im wesentlichen das Verdienst des bayerischen Wirtschaftsministers Dr. Otto Schedl, der heute wegen einer Erkrankung nicht von der Bundesratsbank aus diese Debatte verfolgen kann. Allein dieses Beispiel zeigt, wie fruchtbar die Betätigung der Länder auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik sein kann. Diese positiven Auswirkungen der Bereitstellung neuer Primärenergiequellen für die revierfernen Gebiete dürfen durch die Hilfsmaßnahmen für die Kohle nicht aufs Spiel gesetzt werden. Am 4. November 1959 — vor genau 8 Jahren — hat der damalige Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard von dieser Stelle aus erklärt: „Die Heizölsteuer und der Kohlezoll haben nur dann einen Sinn und können wirtschaftspolitisch verantwortet werden, wenn der Bergbau die ihm zugestandene Anpassungsfrist voll nutzt." Heute müssen wir uns im wesentlichen mit den gleichen Problemen auseinandersetzen wie damals; mit einem Unterschied: sie sind noch wesentlich schwieriger, und ihre definitive Lösung ist noch teurer geworden. Weil man an der Ruhr auf die jahrzehntelange Routine im Umgang mit der politischen Macht, die Wirkung der Pression auf Parlament und Regierung vertraute, unterließ man die rechtzeitige Anpassung an die veränderten Marktverhältnisse. Im Interesse einer weiteren gesunden Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft wird dem Steinkohlenbergbau heute noch einmal eine Chance geboten. Wir hoffen, daß sie dieses Mal wahrgenommen wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesministers Lücke vom 26. Oktober 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/2188 Frage 15) : Welches ist der gegenwärtige Stand in der Frage der Grenzöffnungen zur CSSR bei Bayerisch Eisenstein und an anderen Stellen der bayerisch-tschechoslowakischen Grenze? Wie sich bei den zwischen dem Bundesminister der Finanzen und dem Außenhandelsministerium der CSSR geführten Zollgesprächen ergeben hat, beabsichtigt die tschechoslowakische Seite, den Straßenübergang Bayerisch-Eisenstein im Sommer 1969 wieder zu öffnen. Bei weiterem Ansteigen des grenzüberschreitenden Verkehrs kann zu einem späteren Zeitpunkt, jedoch frühestens im Jahre 1970 auch mit der Öffnung der Straßenübergänge bei Mähring und Philippsreuth gerechnet werden. Darüber hinaus hat die tschechoslowakische Seite ihr grundsätzliches Einverständnis für die Wiederaufnahme des Reisezugverkehrs über Bayerisch-Eisenstein oder Furth i. W. zu erkennen gegeben, sofern die beiderseitigen Eisenbahnverwaltungen die Rentabilität der Bahnlinien bejahen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers Lücke vom 31. Oktober 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/2188 Frage 19) : Ist die Bundesregierung bereit, den Erlaß des Bundesinnenministeriums vom 31. Juli 1967 betreffend die Auslagenerstattung für den Erwerb von Führerscheinen durch Beamte, die an ausländischen Dienstorten tätig sind, so zu ändern, daß diesbezügliche Ausgaben, die in der Zeit vom 3. Juli 1964 bis 31. Juli 1966 entstanden sind, erstattet werden können? Nach der Verordnung über die Umzugskostenvergütung bei Auslandsumzügen vom 20. Juli 1966 können die Auslagen für den Erwerb eines am ausländischen Dienstort vorgeschriebenen ausländischen Führerscheines unter bestimmten Voraussetzungen erstattet werden. Mit dem Rundschreiben vom 31. Juli 1967 habe ich zugelassen, daß diese Regelung auch bei Umzügen nach grenznahen Auslandsdienstorten angewandt wird, obwohl die Verordnung für sie nicht gilt. Da die genannte Verordnung am .1. August 1966 in Kraft getreten ist, habe ich im Interesse einer gleichmäßigen Behandlung bestimmt, daß das Rundschreiben von demselben Zeitpunkt an gilt. Für eine weiter rückwirkende Anwendung der Regelung sehe ich keine Möglichkeit. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Bundesministers von Hassel vom 8. November 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Richter (Drucksache V/2236 Frage 12) : Ist die Bundesregierung bereit, entsprechend der Empfehlung 505 (1967) der Beratenden Versammlung des Europarates das Protokoll zur Rechtsstellung von 1951 über den Status der Flüchtlinge zu ratifizieren? Der Entwurf eines Vertragsgesetzes hat bereits dem Auswärtigen Amt zur Stellungnahme vorgelegen und wird demnächst dem Bundeskabinett zugeleitet werden. Zur materiellen Seite darf ich bemerken, daß die durch das Protokoll neu erfaßten Personen in der Bundesrepublik Deutschland bereits auf Grund des § 28 des Ausländergesetzes vom 28. 4. 1965 (BGBl. I S. 353) asylberechtigt sind. Da es aber erwünscht ist, daß das Protokoll von möglichst vielen Staaten in der Welt angenommen wird, ist die Bundesregierung der Auffassung, daß ihm auch die Bundesrepublik Deutschland beitritt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Friderichs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Wir sollten uns einmal überlegen, ob ,die Amerikaner nicht mit ihrem Öl Politik machen, und dann sollten wir uns einmal überlegen, ob wir nicht mit uns als Verbrauchern auch Politik machen können, etwa beim Devisenausgleich oder bei Rüstungsaufträgen. Es gibt eine Fülle von Kompensationsgeschäften, wo man auch politische Kompensationen machen kann. Man kann nur eines nicht: gleichzeitig in Paris und in Washington freundlich reden und glauben, man habe dann beide gewonnen. In Wahrheit hat man beide von sich entfernt.

    (Beifall bei der FDP.)

    Lassen Sie mich noch ein letztes Wort zu di'es'em Bereich, Arbeitsplätze und Strukturverbesserung, an die Adresse des Herrn Kollegen Arendt sagen.

    (Abg. Illerhaus meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Vielleicht darf ich das gerade ausführen. — Ich glaube, wir sind dem Herrn Abgeordneten Arendt in seiner Eigenschaft als Führer dieser zuständigen Gewerkschaft zu offenem und echtem Dank verpflichtet, daß er einer Radikalisierung keinen Vorschub geleistet hat, ja, im Gegenteil dafür gesorgt hat, daß es nicht dazu gekommen ist.

    (Beifall bei 'der FDP.)

    Ich möchte das an dieser Stelle sagen. Verschlimmert haben diejenigen, die in verantwortungsloser Weise ständig von Radikalisierung reden.

    (Beifall bei der FDP.)

    Damit fördert man das allerings. Wir haben das im Herbst 1966 erlebt, als man von Ihnen (zur CDU/CSU) einen Offenbarungseid verlangte —„Bankrottunternehmen" etc. etc. —, um ein politisches Ziel zu 'erreichen. Die Politiker sollten sich hüten, von Radikalisierung und Panik zu sprechen.

    (Abg. Hermsdorf: Sie sollten sich hüten, von Inflation zu reden! Damit haben Sie angefangen! — Widerspruch bei 'der FDP.)

    — Herr Kollege Hermsdorf, ich glaube, Sie können meine Reden in diesem Hause nachlesen. Sie werden die Behauptung dann nicht aufrechterhalten.

    (Abg. Hermsdorf: Sie persönlich nicht, aber Ihr Parteivorsitzender im Fernsehen!)

    Ich betone noch einmal, daß wir die Probleme an Rhein und Ruhr nur lösen, wenn wir nicht durch verantwortungslose politische Äußerungen eine Radikalisierung, die nur vermeintlich 'besteht, tatsächlich herbeiführen. Wir wissen doch alle, daß man eine Konjunktur und auch eine vernünftige Struktur zerreden kann. Wir sollten uns davor hüten. Wir sollten eher das tun, was Herr Arendt getan hat, nämlich beruhigend einwirken, um diese Übergangsphase sauber und ordentlich zu überstehen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine verehrten Damen! Meine Herren! Ich hättte mir gewünscht, daß wir heute — vielleicht kommt es noch; es ist ja noch recht früh am Tage — etwas mehr über die gesamte Energiepolitik gesprochen hätten und diese Probleme in dieser Offenheit schon heute morgen von der Regierung gehört hätten, damit wir als Opposition in der Lage gewesen wären, unsere Vorstellungen dagegen zu entwickeln. Denn es ist nun einmal das Normale in einer parlamentarischen Demokratie, daß ,die Bundesregierung ein Gesetz 'einbringt und die Politik, die sie mit diesem Gesetz verficht, begründet und daß dann die Opposition sagt: Hurra, ausgezeichnet, wir stimmen zu, oder sagt: Aus diesen und jenen Gründen ist uns das nicht möglich. Das ist der normale Weg. Obwohl es anders geschehen ist, habe ich soeben versucht, darzulegen, wie eine ökonomisch sinnvolle, sozial gerechtfertigte und im allgemeinen Interesse liegende Lösung möglich wäre.

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Karl Mommer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Bundesminister für Wirtschaft.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Schiller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich muß als erstes dem ganzen Hohen Hause den Dank für diese Debatte sagen. Es ist, glaube ich, uns allen gelungen — ich meine, denjenigen, die in der Debatte gesprochen haben —, nach der Begründung des Gesetzentwurfs ein schweres soziales und ökonomisches Problem zugleich als ein Politikum ersten Ranges in einer Einheit darzustellen. Es war ein volles Haus und seit langem nicht ein so volles Haus.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Herr Zoglmann hat die Leute hinausgetrieben!)

    Erst die letzten Reden, bei denen ich den Eindruck hatte, mancher wußte nicht mehr ganz, wovon er redete, erst die letzten beiden Reden haben das Haus leider geleert.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Bis dahin hatte man wirklich den Eindruck: es geht um nationale Energie- und Kohlepolitik und nicht um Poujadismus, der dort vertreten wurde.

    (Beifall bei der SPD. — Gegenrufe von der FDP. — Abg. Genscher: Das ist aber ganz billig!)

    — Ich komme auf Sie im einzelnen sehr ausführlich zurück.

    (Abg. Genscher: Ich bitte darum!)

    Ich bin für Barauszahlung, das wissen Sie, kein Kredit, wenigstens nicht von jedem!

    (Zurufe von der FDP.)

    Es ist ein Tag sehr großer Übereinstimmung, ein Tag des Durchbruchs zu einem neuen Abschnitt in unserer Kohle- und Energiepolitik.

    (Zuruf rechts.)

    Wenn Herrn Menne nicht die kleine Geschichte — das war ein Lapsus linguae — mit dem Förderziel passiert wäre, — ich wage zu behaupten, auch Herr Menne gehörte in den Kreis jener großen Übereinstimmung, die wir heute haben feststellen können, bis auf die beiden anderen Ausnahmen; nun, darauf komme ich noch.

    (Oho-Rufe von der FDP.)




    Bundesminister Dr. Schiller
    Noch einmal, meine Damen und Herren: ich glaube, diese Debatte hat Fragen gestellt und Fragen beantwortet, die für die Ausschußberatungen wichtig sind. Sie hat uns auch unterstützt für die Verhandlungen mit der privaten Wirtschaft, um Herrn Friderichs gleich in einem Punkte eine Beruhigung zu geben. Wir sind völlig frei gegenüber den Vertretern des Rheinstahl-Planes, gegenüber denen des Walsum-Planes und gegenüber allen anderen Vertretern von Plänen. Im Worte sind wir einzig und allein hier gegenüber dem Gesetzgeber, indem wir als Bundesregierung einen Entwurf vorgelegt und diesen Entwurf vor dem Hause zu erläutern haben. Das ist unsere eigentliche und wirkliche Verpflichtung. Wir sind nicht gebunden durch irgendwelche Unterhaltungen draußen, die aber notwendig waren und die der Sache gedient haben.
    Hier ist von Herrn Zoglmann gesagt worden, wir müßten vermeiden, daß wieder einmal nur Nebel abgeblasen werde. Ich kann nur sehr ruhig feststellen: es geht hier um einen Gesetzentwurf, der bisher nicht war und bei dem es um sehr harte Tatsachen geht. Es geht darum, daß sich die Unternehmen der Zechenwirtschaft zu optimalen Einheiten zusammenschließen sollen. Wenn sie das in einem Jahr — so steht es im Gesetzentwurf —, bis zum 31. Dezember 1968, nicht getan haben, dann werden ihnen die Subsidien entzogen. Meine sehr verehrten Damen und Herren von der FDP, Sie sind doch diejenigen, die sonst immer reden: „Weg mit den Subventionen!" Hier wird in einem bestimmten Fall deutlich gesagt: laufende Subventionen werden bei einem bestimmten Verhalten — „wenn ihr euch nicht zusammenschließt" — gestrichen. Nun bitte, machen Sie mal mit! Nicht nur den Mund spitzen, sondern auch pfeifen!

    (Beifall bei der SPD. — Heiterkeit. — Unruhe rechts.)

    Es geht darum, daß den optimalen Unternehmenseinheiten die Auflage gegeben wird, einen in sich
    — durch zwischenbetrieblichen Vergleich — möglichen Anpassungsplan aufzustellen, den wir bisher
    — da wir in die einzelnen Firmen nicht hineinsehen können — nicht aufstellen konnten. Das ist die Auflage. Ob es ein, drei oder fünf Unternehmen gibt, auf jeden Fall wird dann der zwischenbetriebliche Vergleich möglich sein.
    Ferner geht es um die 10%ige Investitionsprämie. Das war übrigens, Herr Zoglmann, eine der Sachen, bei denen Sie jenseits gewisser Grenzen waren. Denn das ist eine Berliner Regelung, die kenne ich nun ganz genau; an der bin ich mal sehr beteiligt gewesen, und ich weiß, daß diese Berliner Regelung, die im übrigen in diesem Fall durch weitere 5 % aus verbilligten Kreditmitteln ergänzt wird
    — also 15 % —, im Aufschwung sehr greift. Genau das ist der marktwirtschaftliche Weg der Ansiedlung von neuen Industrien. Und dann geht es darum, daß Boden durch neue gesetzliche Mittel schnell beschafft werden kann. Das ist kein Nebel, Herr Zoglmann, das ist ein harter Gesetzentwurf, über den Sie in Bälde mit Ja oder Nein zu entscheiden haben werden, es sei denn, Sie können etwas
    Besseres liefern. Aber als Nebel können Sie das nicht bezeichnen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der FDP.)

    — Ich werde auf Ihre Fragen eingehen. Sie sind ja nun auch nicht die einzigen hier im Hause. Sie werden hier also noch Bargeld zurückbekommen.
    Ich muß doch die verschiedenen Fragen, die an mich gerichtet worden sind, beantworten. Herr Kollege Brand hat nach der Höhe des Investitionsanreizes gefragt. Meine Antwort ist: 15 %, 10 plus 5. Herr Kollege Brand hat gefragt, ob dieser Anreiz ausreiche. — Nach allen Erfahrungen, die wir gesammelt haben, können wir sagen, das reicht aus, das schlägt durch.
    Es wurde von dem zweiten Investitionshaushalt gesprochen. Ich werde über diesen zweiten und auch über den ersten Investitionshaushalt sowie die übrigen zusätzlichen Mittel in diesem Jahr für das Land Nordrhein-Westfalen und das Saarland später noch insgesamt berichten.
    Ich bin sehr dankbar, daß von Herrn Schmidt und von anderen Kollegen — ich glaube, auch von dem Herrn Abgeordneten Brand — die Frage der Beschaffung zusätzlicher Mittel durch die Nürnberger Anstalt angesprochen wurde. Das war eine gute Unterstützung; sie kam von mehreren Seiten. Ich danke dafür. Wir befinden uns nämlich in einer Welt der Autonomien der Selbstverwaltungsorganisationen, und es sind hier aus dem Hause ja harte Worte gegenüber den Selbstverwaltungsgremien gefallen. Wir sind dankbar dafür, denn ich glaube, das wird den Damen und Herren in dem Selbstverwaltungsgremium der Nürnberger Anstalt sehr zu denken geben, und ich nehme an, sie werden sehr bald zu zusätzlichen Hilfen für die Steinkohlenreviere bereit sein.
    Meine Damen und Herren, der Strukturplan — das wurde mehrfach angesprochen, sowohl von Herrn Brand wie von Herrn Schmidt — ist eine Aufgabe des Landes und des Bundes, und ich freue mich darüber, daß heute nicht nur von diesem Hause, sondern auch von den Vertretern des Bundesrates klar anerkannt wurde, daß die regionale Wirtschaftsförderung zu den unumstrittenen Gemeinschaftsaufgaben einer zukünftigen Finanzreform gehört. Ich kann nur sehr bitten, daß man in den Ländern und in den Gremien, die gemeinsam verhandeln, sehr schnell in dieser Richtung vorankommt. Wir brauchen das.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Herr Kollege Schmidt hat mit Recht darauf hingewiesen, daß unser Volk für die Bewältigung vieler schwerer Aufgaben in seiner Vergangenheit große Anstrengungen unternommen hat und daß hier wieder eine große Anstrengung zu unternehmen ist. Das kann alles unterschrieben werden. Er hat nach dem Zeitraum der Anpassung gefragt. Diese Frage ist auch von Herrn Ministerpräsidenten Kühn gestellt worden, auch von anderen Abgeordneten aus diesem Hause. Hierzu möchte ich eines sagen: In der Begründung steht: Diese Rückführung der För-



    Bundesminister Dr. Schiller
    derkapazität sollte so schnell wie möglich erfolgen. Und dann steht dort in der Begründung des Gesetzentwurfs als Leitlinie unter der Voraussetzung, daß die optimale Unternehmenseinheit geschaffen ist, generell: „zweckmäßige und geordnete Durchführung der Anpassung der Förderung". Damit ist klar: keine chaotischen, überstürzten Stillegungen, sondern planmäßige und geordnete. Man kann damit — das ist, glaube ich, in der Debatte deutlich geworden, und auch ich habe es am Anfang gesagt — sehr viel leichter in einer Zeit des Konjunkturaufschwungs, der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung fertig werden. Dann sind die Stillegungen und die Umstellung für die Gesellschaft, für die Menschen an der Ruhr und an der Saar sehr viel leichter durchzustehen.
    Von dem einen oder anderen wird nun gefragt, ob das „so schnell wie möglich" denn noch gilt. Darauf kann ich nur antworten: Wir wollen doch auch den wirtschaftlichen, den Konjunkturaufschwung „so schnell wie möglich" ! Oder ist hier jemand im Hause, der den Konjunkturaufschwung nicht so schnell wie möglich will? Insofern stimmt beides überein, das, was hier in der Begründung steht, und das, was heute als Leitlinie für den Zeitbedarf eines Anpassungsplans. gegeben wurde.
    Es wurde gesagt, der Instrumentenkasten der Bundesregierung sei nicht voll ausgenutzt. Der Kollege Schmidt hat das z. B. gesagt, und er hat, wie man es in Hamburg gern ausdrückt, gesagt, beispielsweise die Heizölsteuerermächtigung sei noch als „Fleet in being" vorhanden. Ich glaube, mein Freund und Kollege Helmut Schmidt wird es sehr gut begreifen, wenn ich ihm sage: eine „Fleet in being" — so war es nämlich bei der alten Navy — ist am besten, wenn sie nicht ausläuft. Die „Fleet in being" ist einmal ausgelaufen, und da hat sie ein Skagerrak erlebt. Die Historiker sind bis heute noch sehr darüber im Zweifel, wie die Sache eigentlich wirklich ausgegangen ist.
    Es ist daran erinnert worden, daß Stillegungen natürlich mit neuem Angebot an Arbeitsplätzen verbunden sein müßten, und hier wurde auch mehrfach eine Äußerung von mir in dieser Richtung zitiert. Meine Damen und Herren, ich habe immer gesagt: kein Mensch kann annehmen, daß ein Unternehmer justament in dem Augenblick eine Werkbank leer hinstellt, in dem ein Bergmann aus einer stillgelegten Zeche ankommt. Vielmehr wird es sich hier auch um temporäre Beschäftigungen handeln. Darüber ist doch gar kein Zweifel. Das Entscheidende ist — das habe ich immer gesagt und wiederhole es heute —, daß der Anpassungsprozeß und der Prozeß der Neuindustrialisierung parallel laufen.
    Es wurde auf Italien, Frankreich und zum Schluß sogar auf England Bezug genommen. Dazu will ich einiges darstellen. Diese Länder sind genannt worden in bezug auf ihre Energiepolitik und in bezug auf ihre Kohlepolitik. Ich kann Ihnen folgende Zahlen nennen. Das Haus weiß, glaube ich, seit langem, daß die französische Politik dahin geht, die Gesamtversorgung des Landes mit Öl so zu regulieren, daß 50 % aus nationaler französischer Raffineriekapazität kommen. In Italien ist der Anteil der nationalen Raffineriekapazität am Gesamtverbrauch 35 %

    (Abg. Dr. Barzel: Hört! Hört!)

    und in Deutschland 30 %. Also ganz so arg ist es nicht: 50, 35 und 30 %.
    Nun zur Kohle selbst, speziell in Frankreich. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte Sie, da in den Behauptungen sehr vorsichtig zu sein. Die französische Kohle wird gestützt — wenn Sie so wollen — durch zwei Maßnahmen der Absatzstabilisierung, nämlich dadurch, daß die staatliche Kohlegesellschaft ihre französische Kohle einmal in der verstaatlichten Energiewirtschaft und zum anderen in der unter staatlichem Einfluß stehenden Stahlindustrie absetzen kann. Im übrigen Bereich, im Haushalt, im Kleingewerbe, in der privaten Verarbeitungsindustrie, ist die heimische Kohle in Frankreich — ich bitte das zur Kenntnis zu nehmen — dem völlig freien Wettbewerb mit dem Öl ausgesetzt. Deswegen ist es auch kein Zufall, daß—und dies hat vielleicht mancher nicht erwartet — die Reduktion der Förderkapazität von 1957 bis 1966 in Frankreich größer ist als in Deutschland. Es ist gar kein Zweifel, daß Frankreich einen härteren Schritt gemacht hat und im übrigen auch nicht zögert, weiter in dieser Beziehung die Kapazität anzupassen. Die Relationen sind so, daß die Abnahme des Kohleverbrauchs in Frankreich im gleichen Zeitraum etwa bei 28 % und in Deutschland bei 25 % liegt.
    Auch die Engländer — die etwas früher angefangen haben — mußten, wie wir alle wissen, einen sehr tiefen Schnitt machen.
    Meine Damen und Herren, nun komme ich auf die speziellen Probleme der 'beiden deutschen Bergbauländer. Die beiden Herren Ministerpräsidenten haben uns eine sehr anschauliche Darstellung der Lage ihrer Länder gegeben. Ich glaube, beiden Ministerpräsidenten sollten wir hier vom Hause danken, idaß sie die Krise 'dargestellt haben. Aber ich möchte doch hinzufügen: Wenn man von Vertrauenskrise spricht — und ich sehe das schwere Problem für die Bergleute —, dann ist das nicht gerade immer eine „Aktion Zukunft". Ich verstehe die Situation. Ich bin selber 4 Jahre lang Wirtschaftssenator inBerlin gewesen. Auch da gab es wirtschaftliche Belastungen erheblicher Art. In solchen Situationen ist dann immer die Frage, ob man dadurch Gelder anzieht, oder ob man nicht dadurch den Eindruck einer besonderen Misere erweckt und damit Investoren abstößt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.) Das ist das Problem; das muß man sehen.

    Ich glaube feststellen zu können, daß im ganzen Hause, was ein 'anderes Problem betrifft, außer dem lapsus linguae von Herrn Menne nur von einem der Herren Bundesratsvertreter eine wirkliche Förderrichtzahl oder „Auffanglinie" gefordert wurde. Sie hieß: 110 Millionen. Ich muß nur sagen: das wäre noch einmal der Irrtum, wie gehabt. Damals hat man die Förderrichtzahl genannt, da waren es 140 Millionen, und das hat die Vorstellung erweckt, als ob das linear bis ans Ende der Welt ginge. Herr



    Bundesminister Dr. Schiller
    Barzel hat völlig recht: wir können mit staatlichen Interventionen machen, was wir wollen — wenn in einer Gesellschaft der freien Konsumwahl der Absatz nicht unterzubringen ist, dann hilft die Förderrichtzahl nichts mehr. Deshalb warne ich dringend davor, daß nun der derzeitige Stand unseres Absatzes erneut ,als eine Förderrichtzahl oder als Auffanglinie genommen wird, die man dann viele Jahre mit Gewalt zu erreichen versucht, ,die man aber tatsächlich nicht erreicht. Ich freue mich, daß hier in der Mehrheit des Hauses deutlich auf eine solche Förderrichtzahl verzichtet wurde. Ich brauche die Gründe nicht noch einmal darzulegen, ich habe sie deutlich genug genannt. Ich wundere mich, daß die Freien Demokraten nun für eine Planification einer Branche eintreten, indem sie Energiezahlen auf mittlere Frist für die verschiedenen Energieträger wissen wollen. Sonst, das kann ich nur feststellen, wurde :das hier nicht gefordert.
    Herr Ministerpräsident Kühn — ich bin noch bei dem Lande Nordrhein-Westfalen — hat in einem Punkt, glaube ich, uns im Gesetzentwurf mißverstanden. Er hat ,die kurze Frist von gut zwei Jahren bei dem § 26 kritisiert. Ich muß mit aller Deutlichkeit ,darauf hinweisen, daß dieser § 26 die Investitionsprämie für neue Investitionen bringen soll. Wenn man also ganz hart fordern wollte: erst einmal neue Arbeitsplätze und dann Stillegung, dann müßte man gerade mit dem Druck eines sehr kurzen Zeitraumes im Sinne dieses § 26 mit Investitionsprämien vorgehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich darf hier auf ein Beispiel hinweisen: Wir haben in diesem Jahr am 19. Januar im Einkommensteuergesetz eine steuerliche Sonderabschreibung für Investitionen bis zu 10 % in diesem Hause beschlossen, und zwar mit Absicht bis zum 31. Oktober dieses Jahres — und ,das Haus hat es verstanden und es gebilligt —, weil wir Druck ausüben wollten, weil wir den Investoren sagen wollten: verschiebt nicht im Attentismus die Investitionen auf das nächste Jahr, sondern nehmt in diesem Jahr bis zum 31. Oktober die Gelegenheit wahr und greift ,dem Finanzamt in die Tasche.

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr!)

    Deswegen ist — natürlich geht das hier nicht so schnell — dieser Zweijahreszeitraum für den § 26 gesetzt. Ich glaube, Herr Ministerpräsident Kühn könnte der Sache folgen, wenn er sich das klarmacht. Das hat überhaupt nichts mit einer Terminierung eines Anpassungsplanes zu tun. Im übrigen kann man ja sagen — das läßt sich leicht machen —, daß auch Neuinvestoren, ,die zuerst Verluste haben und dann also die Prämie unmittelbar nicht gewinnen würden, weil sie als Abzug von der Steuerschuld konstruiert ist, durch eine bestimmte Berücksichtigung ides Verlustvortrages später in den Genuß der Prämie kommen.
    Ich freue mich auch darüber, ,daß in diesem Hause ein Energiebeauftragter nicht gefordert wurde. Ich bin der Meinung, daß mit dem Energiebeauftragten eine Institution für den gesamten Bereich der Energiepolitik geschaffen würde, die nicht unmittelbar parlamentarisch verantwortlich ist, und ich bin der Auffassung, für ,die gesamte Energiepolitik ist das Kabinett im ganzen und ist der Bundeswirtschaftsminister gegenüber diesem Hause verantwortlich.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Eines habe ich bei den Ausführungen eines unserer Ministerpräsidenten bedauert. Er sagte, Stillegungen wären jetzt — es wurde so angedeutet — etwa in Übereinstimmung mit dieser Begründung. Das stimmt nicht; denn in derselben Begründung steht: zweckmäßige und geordnete Durchführung der Anpassung der Förderung. Genau das war bei Hansa und Pluto nicht der Fall. Schon der Gesetzentwurf selber zeigt uns, daß wir im Rechte waren, wenn wir so reagiert haben.
    Es ist ebenfalls große Übereinstimmung in diesem Hause, daß der Maximalkatalog der Einfuhrbeschränkungen — § 10 AWG und ähnliches — nicht angewandt werden soll. Er ist von keinem Mitglied aufgenommen worden. Ich finde es gut, daß man in dem Bereich der Mittel geblieben ist, die unser Energiekostenniveau nicht nach oben drücken.
    Nun möchte ich ein Wort über die Aussichten der beiden Länder der Steinkohlenreviere sagen. Meine Damen und Herren, hier wurde sehr oft in einer düsteren Prognose für die kommende Investitionschance in diesen Gebieten, für die kommende Entwicklung so getan, als ob es völlig unmöglich wäre, etwa 40 000 Bergleute oder bisher im Steinkohlenbergbau Beschäftigte, in diesem Revier verteilt über eine gewisse Zeit, in anderen Bereichen unterzubringen. Man muß doch das Ganze sehen. Die gesamtwirtschaftlichen Daten sind so, daß allein durch technologische Veränderungen und Strukturwandlungen in der gesamten Bundesrepublik in jedem Jahr eine Million Menschen ihren Arbeitsplatz wechseln müssen.
    Wir haben uns eine Vorstellung über das Investitionsvolumen in den Steinkohlenrevieren verschafft, die eine sehr große Zahl für das Jahr 1966 ergibt. Wenn wir die Steinkohlenreviere im Jahre 1966 nehmen und die Investitionen im Unternehmensbereich ohne Kohle und Stahl berücksichtigen, dürften dies etwa 9 Milliarden DM gewesen sein. Man muß sich diese Größenordnung vorstellen, und zwar 9 Milliarden DM nur in den Steinkohlengebieten! Daß es im Jahre 1967 weniger war, wissen wir alle; da haben wir die Rezession gehabt. Daß wir das alte Niveau wiederhaben wollen, ja ein noch höheres brauchen, wissen Sie auch. Dafür haben wir unsere Konjunkturprogramme gemacht. Nur, diese 9 Milliarden DM, diese Investitionstätigkeit allein auf die Steinkohlenreviere bezogen, haben im Jahre 1966 150 000 neue Arbeitsplätze in den Steinkohlenrevieren geschaffen.
    Da sollte es nicht möglich sein, in einem kommenden Aufschwung Investitionsmittel zu mobilisieren, um auch die zusätzlich benötigten Arbeitsplätze zu produzieren? Ich bin der Meinung, beide Länder sollten den Mut haben, die neuen Strukturmaßnahmen einzuleiten. Wirtschaftlich ist das zu schaffen.
    Es ist gefragt worden, was wir denn im Konjunkturprogramm getan haben. Ich will Ihnen nur eine



    Bundesminister Dr. Schiller
    Zahl geben. Wenn wir den ersten Eventualhaushalt, den zweiten Eventualhaushalt, das normale regionale Förderungsprogramm und die Leistungen der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung zusammenzählen, dann kommen wir an zusätzlichen Investitionsmitteln für Nordrhein-Westfalen und das Saarland zusammen auf eine Summe von 2,4 Milliarden DM. Diese sind in diesem Jahr mobilisiert bzw. werden — das reicht ja tief in das Jahr 1968 hinein — mobilisiert sein. Das scheint mir der erste Anstoß zu einer besonderen Strukturhilfe für jene Steinkohlengebiete zu sein.
    Im übrigen danke ich Herrn Ministerpräsidenten Röder dafür, daß er ausdrücklich gesagt hat: keine Wunschvorstellungen! Er hat gesagt, daß auch eine alte Industrie nur das halten könne, was unter modernen Gesichtspunkten bleiben könne, und er hat an den Ideenreichtum der Unternehmer appelliert.
    Meine Damen und Herren, Herr Kollege Barzel hat mich — ich will das gleich beantworten; das geht ganz kurz — nach dem nationalen Kohleamt gefragt. Ich sage Ihnen, Herr Kollege Barzel, ganz präzise: auf keinen Fall mehr Befugnisse als bisher im Entwurf für den Kohlebeauftragten, sehr wahrscheinlich weniger.

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr gut!)

    Denn in jedem der beiden Fälle, ob wir die Gesamtgesellschaft — freiwillig — oder die Einheitsgesellschaft — nicht freiwillig — haben, sind die Befugnisse des Kohleamtes geringer als in dem Entwurf für den Kohlebeauftragten. Ich glaube, damit ist die eindeutige Obergrenze der möglichen Vollmachten gegeben.
    Sie haben mit Recht auch die Frage nach den finanziellen Grenzen gestellt. Nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, welche Einheitsgesellschaft auch immer wir begründen, eine Gesamtgesellschaft — freiwillig — oder eine andere mit gesetzlichem Zwang, wir werden um eine Übergangshilfe für eine solche Gesellschaft über die bisherigen Mittel in jedem Fall nicht hinauskommen. In einem Land haben wir ja schon eine Einheitsgesellschaft. Der Herr Ministerpräsident des betreffenden Landes hat ja hier gesprochen. Ich will darüber nichts sagen, und ich will auch nicht unsere Verhandlungsposition unnötig strapazieren. Auf jeden Fall müssen wir die Realitäten sehen. Mit der einen Firma allein ist es auch noch nicht getan. Zuerst kommt der Anpassungsplan und dann kommen die Rationalisierungseffekte, da gebe ich Herrn Kollegen Arendt völlig recht.
    Ich bin nur etwas traurig darüber, daß Sie nicht zur Kenntnis genommen haben, daß ich selber gesagt habe: Bei der Bürgschaft stelle ich mir nicht die Multiplikation von 360 Millionen DM mit 20 Jahren, sondern eine maximale Obergrenze vor. Das ist, glaube ich, eine Verhandlungsposition, bei der ich sagen kann: bei Ihnen Herr Arendt, finde ich auf jeden Fall Beistand; dafür kann ich mich nur bedanken; das stärkt unsere Verhandlungsposition.
    Im übrigen sind wir uns, glaube ich, klar darüber, daß die Anpassungs-, Planungs- und Rationalisierungseffekte und ähnliches bei jeder Gesamtgesellschaft gegeben sind, wie immer sie entstanden sei. Ich bin nur der Meinung, daß man nach dem alten Prinzip der Subsidiarität erst einmal den Menschen, in diesem Fall den Unternehmern, die Chance geben sollte, es freiwillig zu tun. Wenn das nicht geht — ich habe ja selber einen Vorschlag angedeutet —, kann man nach einer gewissen Zeit den Zwang dahintersetzen.
    Meine Damen und Herren, ich komme nun zu den Fragen, die die Opposition hier an mich gestellt hat. Eine Reihe von Antworten gebe ich Ihnen gleich. Sie haben — dieses Thema wurde mehrfach aufgeworfen — die Frage nach der Kohlehydrierung gestellt. Ich kann Ihnen dazu nur sagen: Die billigste Subvention der Kohle ist die Kokskohlesubvention. Sie mobilisiert eine Tonne Kohle mit einer Subvention von 6,80 DM. Die nächst teure Subvention ist die der Verstromung. Sie kostet im Schnitt 10 DM pro Tonne. Die Kohlehydrierung würde eine Subventionierung von 40 DM pro Tonne — bei einem Preis von 60 DM pro Tonne Kohle — voraussetzen. Da sehen Sie also die Skala: 6,80 DM Kokskohle, 10 DM Verstromung, 40 DM für Kohlehydrierung nach den bisherigen Berechnungen. Wir haben uns um sehr genaue Rechnungen gekümmert. Das wäre die allerteuerste Subventionierung; darüber gibt es keinen Zweifel. Si wäre exorbitant teuer im Verhältnis zu den anderen. Ich kann wohl sagen: leider; denn ich habe in keiner Weise irgendwie ein dogmatisches Vorurteil für oder gegen Kohlehydrierung, obgleich wir alle das Verfahren aus früheren Zeiten nicht gerade in bester Erinnerung haben, was seine damaligen Produkte betrifft. Aber lassen wir das.
    Herr Zoglmann, ich habe Ihnen schon geantwortet, weshalb im Gesetz vorgesehen ist, daß, wenn die Unternehmungen sich nicht zusammenschließen, nach einem Jahr — das ist eine Einjahresgrenze — die Subventionen wegfallen. Ich kann Ihnen offen sagen: es gibt auch Überlegungen von Abgeordneten dieses Hauses, die Frist noch kürzer zu setzen, damit die Unternehmen sich schneller zusammenfinden.
    Der Entzug von Subventionen ist eine erlaubte Sache. Im übrigen hat dieses Haus ein Gesetz verabschiedet, nach dem die Bundesregierung jetzt alle zwei Jahre mit dem Haushalt einen Subventionsbericht vorlegen soll. Sie soll auch darlegen, wie man in Form eines Gleitplanes von den Subventionen herunterkommt. Hier ist so ein Versuch gemacht. Herr Zoglmann, ich bitte, das zur Kenntnis zu nehmen.
    Sie haben immer wieder — man mag es drehen und wenden — eine Förderrichtzahl verlangt. Es wurde von Ihnen gesagt: Woran sollen sich denn die Unternehmer ohne Förderrichtzahl orientieren? Hier möchte ich Sie etwas fragen, Herr Zoglmann, und auch Sie, Herr Friderichs; Sie sind ja, Herr Friderichs, etwas anders orientiert, mehr marktwirtschaftlich, weniger poujadistisch als Herr Zoglmann.

    (Heiterkeit bei den Regierungsparteien.) Das scheint mir Ihr Dilemma zu sein.


    (Beifall bei der SPD.)




    Bundesminister Dr. Schiller
    Ich möchte Sie fragen: In welcher anderen Industrie gibt es das eigentlich, daß wir eine Produktionsrichtzahl geben? Herr Menne, sollen wir das auch für die chemische Industrie in allen Sparten und in allen Produkten machen? Stellen Sie sich einmal vor, was das für Hoechst und Leverkusen bedeuten würde. Ich habe den Eindruck, die Unternehmer der chemischen Industrie können auch ohne Produktionsrichtzahl für ihre Branche auskommen. Es gibt auch andere Branchen — denken Sie an die Textilindustrie —, die in der Reduktion sind und die ohne Produktionsrichtzahl sich mühselig im marktwirtschaftlichen Prozeß anpassen, ohne daß die Forderung nach einer branchenmäßigen Produktionszielgröße erhoben wird.