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    Deutscher Bundestag 131. Sitzung Bonn, den 8. November 1967 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Conring 6615 A Abg. Dr. Bayerl tritt in den Bundestag ein Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an Ausschüsse 6615 A Wahl des Abg. Dr. Bucher als ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusses . . 6615 B Absetzung des Punktes 3 von der Tagesordnung 6615 B Amtliche Mitteilungen 6615 C Fragestunde (Drucksache V/2236) Frage des Abg. Burger: Besetzung der Strafvollzugskommission Dr. Ehmke, Staatssekretär . . . 6617 A Burger (CDU/CSU) 6617 B Frage des Abg. Strohmayr: Ermittlungen über das Abhandenkommen eines Flugkörpers vom Typ Sidewinder auf dem Flugplatz Neuburg (Donau) 6617 B Fragen des Abg. Borm: Ermittlungen gegen Bundesbürger wegen Beleidigung des Schahs Dr. Ehmke, Staatssekretär . . . 6617 C Borm (FDP) 6617 D Frage des Abg. Rollmann: Öffnungseiten des Benutzersaals des Bundesarchivs in Koblenz Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6618 B Frage des Abg. Rollmann: Änderung der Bundeslaufbahnordnung Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6618 C Rollmann (CDU/CSU) 6618 D Frage des Abg. Dorn: Offizielle Polizeikonzeption Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6619 A Dorn (FDP) 6619 A Frage des Abg. Dorn: Frage einer Herauslösung des Bundesgrenzschutzes aus der Polizei Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6619 C Dorn (FDP) 6619 D Hübner (SPD) 6620 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 Frage der Abg. Frau Funcke: Frage einer evtl. Verfassungswidrigkeit einer Teilzeitbeschäftigung für Beamte mit besonderen Familienpflichten Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6620 C Frau Funcke (FDP) . . . . . . 6620 D Moersch (FDP) 6621 A Frau Freyh (SPD) . . . . . . 6621 C Spitzmüller (FDP) . . . . . . 6621 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 6622 A Fragen des Abg. Raffert: Erlaß des Bundesinnenministers vom 1. 9. 1967 betr. Förderung künstlerischer Nachwuchskräfte für den deutschen Film Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 6622 B Raffert (SPD) 6622 C Dr. Meinecke (SPD) 6623 A Dr. Huys (CDU/CSU) 6623 C Moersch (FDP) . . . . . . . 6624 A Dr. Lohmar (SPD) 6624 B Frage des Abg. Moersch: Unterschrift in der Bundestagsdrucksache V/2166 „Die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder" Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6625 C Moersch (FDP) 6625 C Fragen der Abg. Frau Kurlbaum-Beyer: Spendenaktion Vietnam des Gründers der SOS-Kinderdörfer 6626 A Fragen des Abg. Dr. Müller-Emmert: Öffentliche Münzfernsprecher in den Landgemeinden 6626 B Fragen des Abg. Baron von Wrangel: Anschluß im Zonengrenzgebiet liegender Städte und Gemeinden an das Hamburger bzw. Lübecker Fernsprechnetz — Gebührenstaffelung . . . . . . 6626 C Frage des Abg. Dichgans: Entschädigung der Deutschen Lufthansa durch die Bundespost bei mit höheren Kosten verbundenem Einsatz lärmschwacher Flugzeuge . . . . . . . 6626 C Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Postreisedienst Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 6626 D Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 6627 A Josten (CDU/CSU) 6627 B Frage des Abg. Jung: Zahlen über die qualitative Struktur des Althausbesitzes Dr. Schornstein, Staatssekretär . 6627 D Jung (FDP) 6628 B Frage des Abg. Dr. Hudak: Schnellere Eingliederung von Spätaussiedlern von Hassel, Bundesminister . . . . 6628 D Dr. Hudak (CDU/CSU) 6629 B Frage des Abg. Richter: Ratifizierung des Protokolls zur Rechtsstellung von 1951 über den Status der Flüchtlinge 6629 C Fragen des Abg. Dr. Mühlhan: Beteiligung des Bundes an deutschen Wochenschauen Schmücker, Bundesminister . . . . 6629 C Dr. Mühlhan (FDP) 6629 D Frage des Abg. Dr. Serres: Empfehlung des Europarates betr. Gewährleistung einer wirksameren Entwicklungshilfe Wischnewski, Bundesminister . . . 6630 B Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete (Drucksache V/2078) — Erste Beratung — in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über Bergmannsprämien (Drucksache V/2014) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksache V/2232) — Erste Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes über das Zollkontingent für feste Brennstoffe 1968, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 III 1969 und 1970 (Drucksache V/2233) — Erste Beratung — Dr. Schiller, Bundesminister . . . 6631 A Brand (CDU/CSU) 6637 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 6640 B Dr. h. c. Menne (Frankfurt) (FDP) . 6646 D Kühn, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen 6650 C Dr. Röder, Ministerpräsident des Saarlandes 6655 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 6658 C Sackmann, Staatssekretär, Vertreter des Landes Bayern 6665 B Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . 6668 A Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 6673 A Zoglmann (FDP) . . . . . . . 6675 A Dr. Friderichs (FDP) 6680 B Ollesch (FDP) 6694 D Schmidhuber (CDU/CSU) 6700 C Entwurf eines Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksache V/352) ; Schriftliche Berichte des Rechtsausschusses und des Verkehrsausschusses (Drucksachen V/1469, V/2215) — Zweite und dritte Beratung — Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 7601 A Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 6701 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. Dezember 1966 mit der Republik Sambia über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2006) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksachen V/2204, zu V/2204) — Zweite und dritte Beratung — 6701 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Oktober 1966 mit der Republik Elfenbeinküste über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2028) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksachen V/2205, zu V/2205) — Zweite und dritte Beratung — 6702 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 5. Dezember 1966 mit dem Spanischen Staat zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung bei den Steuern vom Einkommen und Vermögen (Drucksache V/ 1782); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2213) — Zweite und dritte Beratung — 6702 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksache V/2076); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen (Drucksache V/2216) — Zurückverweisung an den Ausschuß — . 6702 C Entwurf eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Umsatzsteuergesetzes vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Drittes Steueränderungsgesetz 1967) (Drucksache V/2185) — Erste Beratung — 6702 D Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (Drucksache V/2237) — Erste Beratung — 6703 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung kleingartenrechtlicher Vorschriften (Drucksache V/2221) — Erste Beratung - 6703 A Antrag der Fraktion der SPD betr. Einsetzung einer Eherechtskommission (Drucksache V/2162) Hirsch (SPD) . . . . . . . . 6703 B Busse (Herford) (FDP) 6703 D Nächste Sitzung 6704 C Anlagen 6705 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6615 131. Sitzung Bonn, den 8. November 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 9. 11. Deringer 8. 11. Dr. Dittrich* 8. 11. Dr. Effertz 10.11. Dr. Erhard 10. 11. Frieler 11. 11. Gerlach * 8. 11. Graaff 9. 11. Hörmann (Freiburg) 10. 11. Kohlberger 10. 11. Dr. Kübler 17. 11. Kunze 30. 11. Lenz (Brühl) 31. 12. Lücker (München) * 8. 11. Dr. Mende 9. 11. Merten 30. 11. Müller (Aachen-Land) * 10. 11. Paul 31. 12. Petersen 10. 11. Scheel 10. 11. Dr. Schulz (Berlin) 30. 11. b) Urlaubsanträge Frau Dr. Elsner 18. 11. Gibbert 16. 12. Hanz (Dahlen) 18. 11. Hösl 28. 11. Hussong 17. 11. Steinhoff 31. 12. Stücklen 18. 11. Anlage 2 Der Bundesminister für Wirtschaft Bonn, den 8. November 1967 Energiepolitische Daten des Jahres 1967 1. 23./24. Januar 1967 Erste Kohlegespräche mit IG Bergbau und Energie und Unternehmensverbänden 2. 27. Januar 1967 Nach Klärung der .gemeinsamen Finanzierung zwischen dem Bund unid den Bergbauländern (2/3 ,1/3% : Inkraftsetzung des 2. Kohleverstromungsgesetzes durch Erlaß der Ausführungsbestimmungen * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht 3. 15. Februar 1967 Bundestag verabschiedet das Gesetz über steuerliche Maßnahmen bei der Stillegung von Bergwerken (unter anderem Steuerbefreiungsvorschriften für ,die Aktionsgemeinschaft Deutsche Steinkohlenreviere GmbH und Regelung der Lastenausgleichsverpflichtungen der Bergwerke bei Stillegungen) 3. März 1967 Bundesrat stimmt dem Gesetz zu 11. April 1967 Verkündung des Gesetzes 4. 16. Februar 1967 Kokskohlesubvention vom Ministerrat der Montanunion beschlossen (6,80 DM Beihilfe je Tonne Kokskohle) Bundeshaushalt 1967: 140 Mio DM, Länderhaushalte Nordrhein-Westfalen und Saarland 70 Mio DM 2. Juni 1967 Vorläufige Richtlinien für die Kokskohlenbeihilfe nach Entscheidung der Hohen Behörde 5. 7. März 1967 Exportfinanzierungshilfe Krupp (300 Mio DM Bundesbürgschaft) 3. August 1967 (150 Mio DM Landesbürgschaft Nordrhein-Westfalen) 6. 13. März 1967 21. März 1967 3. Mai 1967 Gemeinsame Kohlegespräche mit Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Saarland, IG Bergbau 'und Energie, Unternehmensverbände Ruhr und Saar 7. 20. März 1967 Dreiphasenplan des Bundesministers für Wirtschaft zur Anpassung und Gesundung des Steinkohlenbergbaus und der Steinkohlenbergbaugebiete 8. 26. April 1967 Übereinkunft mit Elektrizitätswirtschaft über Kohlemehreinsatz und Heizölmindereinsatz in Kraftwerken (kurzfristiger Mehrverbrauch bis zu 2,5 Mio t Kohle jährlich) 9. 2. Mai 1967 Verschärfung der Heizölselbstbeschränkung (1967 Zuwachs bei schwerem Heizöl und Mitteldestillaten auf 3 und 4 % vereinbart; bis 30. 9. 1967 effektiv 0,2 und 3,0 %). 7. Juni 1967 Verschärfte Überprüfung .der Mineralöleinfuhr gemäß § 10 Außenwirtschaftsgesetz durch Anordnung vom 7. Juni 1967 10. 17. Mai 1967 Zusätzliche soziale Sicherungen für Bergarbeiter von Bundesregierung beschlossen: Gleichstellung der Bergmannsprämie, Abfindungsgeld (Vorwegnahme des Kohlegesundungsgesetzes, s. u. Punkt 11), Nachholschichtenregelung, Feierschichtenregelung 14. Juli 1967 Durchführungsbestimmungen für Feierschichten-. und Nachholschichtenregelung und Abfindungsgeld vom Bundesminister für Wirtschaft unterzeichnet 11. 24. Mai 1967 Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete (Kohlegesundungsgesetz) von Bundesregierung verabschiedet: a) geordnete Anpassung der Förderkapazität b) Rationalisierungseffekt durch optimale Unternehmensform, c) Abfindungsgeld für Bergarbeiter, d) 10 % Investitionsprämie für Industrieinvestitionen, e) Enteignungsmöglichkeiten für Industrielandbeschaffung 30. Juni 1967 Positive Stellungnahme des Bundesrates zum Kohlegesundungsgesetz 12. 5. Juni 1967 Antrag des Bundesministers für Wirtschaft an Hohe Behörde der Montanunion, die manifeste Krise dm Steinkohlenbergbau zu erklären 13. 15. Juli 1967 Positive Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesminister für Wirtschaft zum Kohlegesundungsgesetz 14. 19. Juli 1967 'Erste Besprechung des Bundesministers für Wirtschaft mit Fünfer-Gruppe „Rheinstahlplan". Beauftragung von Experten 'zur Prüfung von Einzelfragen 15. 10. August 1967 2. Konjunktur- und Strukturprogramm von Bundesregierung beschlossen (doppelter Bevölkerungsschlüssel für Steinkohlenreviere) 1. September 1967 Zustimmung des Bundesrates 8. September 1967 Zustimmung des Bundestages 16. 13. September 1967 Entwurf des Bundeshaushaltsplans 1968 vom Kabinett verabschiedet mit 1051 Mio DM für den Steinkohlenbergbau (gegenüber 916 Mio DM Haushaltssoll 1967 und 460 Mio DM Ist 1966) (außer dem Zuschuß des Bundes zur Knappschaftlichen 'Rentenversicherung: Haushaltsansatz 1967: 2,750 Mrd. DM; 1971 gemäß mittelfristiger Finanzplanung: 3,194 Mrd. DM) 17. 27. September 1967 Kohlezollgesetz 1968, 1969 und 1970 vom Kabinett verabschiedet (Kontingent 6 Mio t jährlich, Kürzungsmöglichkeit um 20 %) 27. Oktober 1967 Stellungnahme des 'Bundesrates zum Kohlezollgesetz (fordert Streichung der Kürzungsmöglichkeit durch Bundesregierung) 2. November 1967 Bundesregierung plädiert in Gegenäußerung zur Stellungnahme des 'Bundesrates für Wiederherstellung der Regierungsvorlage 18. 29. September 1967 Bundesregierung beschließt Gesetzentwurf zur Verlängerung der Abwicklungszeit für das Darlehens- und Bürgschaftsprogramm des Rationalisierungsverbandes des Steinkohlenbergbaus 27. Oktober 1967 Positive Stellungnahme des Bundesrates 19. seit September 1967 Bemühungen um verstärkte Lieferungen deis Steinkohlenbergbaus im innerdeutschen Handel 20. 2. Oktober 1967 Positive Stellungnahme ,des Ministerrates und der Kommission der Europäischen Gemeinschaften zum Kohlegesundungsgesetz 21. 20. Oktober 1967 Der Bundesminister für Wirtschaft erklärt den Betriebsräten der Zechen Hansa und Pluto, daß keine Stillegungsprämie .an die Zecheneigentümer gezahlt werden würde 23. Oktober 1967 Unter Vorsitz 'des Bundeskanzlers 'wird in Ministergespräch beschlossen, Hansa und Pluto keine Stillegungsprämie zu gewähren 24. Oktober 1967 Stillegungsaufschub bei den Zechen Hansa und Pluto vom Vorstand ,der GBAB und Verwaltungsrat der Aktionsgemeinschaft Deutsche Steinkohlenreviere GmbH beschlossen 22. 31.Oktober 1967 Besprechungen über Neuordnung des Steinkohlenbergbaus mit IG Bergbau und Energie: „Einheitsgesellschaft" und Fünfer-Gruppe der Eigentümer: „Rheinstahlplan" Daran anschließend Erarbeitung einer Synthese der wesentlichen Neuordnungspläne Ziel: Neuordnung der Unternehmensform des Steinkohlenbergbaus möglichst schon ab 1. Januar 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Schmidhuber (CDU/CSU) zu Punkt 2 der Tagesordung. In dieser Debatte geht ,es um eine dauerhafte Lösung der Probleme der deutschen Steinkohle. Dieses Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6707 Ziel hat die Bundesregierung durch Erklärung des Bun'desk'anzlers und es Bundeswirtschaftsministers proklamiert. Es ist in (dieser Debatte von den Sprechern aller Fraktionen bestätigt worden. Eine solche definitive Lösung ist weder gegen die Kräfte des Marktes noch gegen die technologische Entwicklung möglich, will man nicht unabsehbare Wachstumsverluste hinnehmen. Die Sanierung des deutschen Steinkohlenbergbaus ist nur (ein — wenn auch sehr wichtiger — Teil der uns gestellten energiepolitischen Aufgabe. Dies könnte man beinahe vergessen, wenn man die Begleitmusik hört, die vor 'Energiedebatten von Seiten der Betroffenen regelmäßig intoniert wird. Energiepolitik darf sich eben nicht in einer Kette von Hilfsaktionen für den Steinkohlenbergbau erschöpfen. Sie darf nicht zurückschauen auf das, was war — auf die großen industriellen Leistungen, die in diesem Wirtschaftszweig vollbracht worden ,sind , sondern sie muß auf (das gerichtet werden, was vor uns liegt — auf eine im Wandel begriffene Wirtschaft. Es hat wenig Sinn, in der Wissenschaftsdebatte 'die großen technologischen Perspektiven aufzuzeigen, wenn man (sie dann in der Energiedebatte ignoriert.. Diese Bundesregierung der Großen Koalition hat sich in der Regierungserklärung einer" Wirtschaftspolitik der Stabilität und des Wachstums verpflichtet. Diese Zielsetzung muß auch für die Energiepolitik gelten. Wirtschaftspolitische Eingriffe in bestimmte Teilbereiche der Wirtschaft müssen so erfolgen, daß sie auf lange Sicht gesehen wachstumsfördernd wirken. Die Erhaltung überholter Strukturen ist nur für eine kurze Übergangsfrist möglich. Die Umschichtungen bei der Energieverwendung sind nicht die Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik — wie es heute wieder behauptet wurde —, sondern nur ein Ausdruck der modernen technisch-wirtschaftlichen Entwicklung. Diesen Wandel können wir auch in anderen Industrieländern beobachten. Dieser Prozeß ist heute noch keineswegs abgeschlossen. Es kann durchaus sein, daß das Mineralöl in absehbarer Zeit von der Atomenergie in seiner Stellung als dominierender Wachstumsfaktor auf dem Gebiet der Energiedarbietung abgelöst wird. Diese strukturellen Veränderungen auf dem ,Energiemarkt haben nicht nur Schwierigkeiten mit sich gebracht, sondern sie sind gleichzeitig mit einem allgemeinen Aufschwung der Wirtschaft einhergegangen. Sie haben zu einer Veränderung der Standortbedingungen geführt, was sich positiv für die revierfernen Gebiete ausgewirkt hat. Man muß daher die Kohlekrise .als das sehen, was sie ist, nämlich als ein Umschichtungsvorgang in einer expansiven Wirtschaft. Wenn man aber eine expansive Wirtschaft will, dann darf man 'derartige Umschichtungsvorgänge nicht aufzuhalten versuchen und überholte Strukturen konservieren wollen. Aufgabe der Wirtschaftspolitik kann es nursein, für einen möglichst reibungslosen Verlauf dieses Umschichtungsprozesses zu sorgen. In der Debatte um den möglichen Umfang einer künftigen Kohleförderung spielt der Begriff der Versorgungssicherheit, d. h. der Eigenversorgung aus heimischen Energiequellen, eine große Rolle. Man sollte dieses Argument auf seinen rationalen Kern zurückführen. Hier ist zunächst einmal festzustellen, daß die 'deutsche Volkswirtschaft nun einmal in den Gemeinsamen Markt integriert und die Weltwirtschaft verflochten ist und daß jede Störung der internationalen Wirtschaftbeziehungen zu erheblichen Rückwirkungen auf unser Wirtschaftsleben führen würde. Es ist außerdem unbestritten, daß die Kohle den Energieverbrauch der deutschen Volkswirtschaft nicht mehr annähernd decken kann, so daß die Einfuhrabhängigkeit nicht mehr beseitigt werden kann. Ich möchte damit nicht sagen, daß man das Problem der Versorgungssicherheit völlig außer acht lassen soll. Im Gegenteil! Diese ist nur durch eine Fülle von Maßnahmen sicherzustellen. Sie liegt mindestens ebenso stark in (einer Diversifikation der Öleinfuhren und in einem gesteigerten Tempo des Ausbaus der Kernenergieerzeugung wie in der Erhaltung .einer bestimmten Kapazität des deutschen Steinkohlenbergbaus. Das Ziel der Hilfsmaßnahmen für die Kohle — oft versprochen, aber bisher noch nicht verwirklicht — muß daher sein die Anpassung des Steinkohlenbergbaus an die veränderten und sich verändernden Verhältnisse. Dies kann nicht geschehen durch die Garantie einer Quote am Gesamtenergieverbrauch oder die Setzung neuer Orientierungdaten, die nur allzu rasch durch die wirtschaftliche Entwicklung üiberhol.t werden können und dann weniger zur Orientierung der unternehmerischen Entscheidungen als zur Deroutierung des Marktes beitragen. Es darf daher keine starre Förderungsgrenze gesetzt werden, sondern es muß ein flexibles Anpassungsmodell gewählt werden, in dem die Veränderung der Nachfrage, die Kostensituation der Zechen, die für die Stützung des Kohleabsatzes verfügbaren Finanzmittel der öffentlichen Hand und die Möglichkeit der Beschaffung von Ersatzarbeitsplätzen entsprechend berücksichtigt werden. In der letzten Zeit ist hin und wieder die Behauptung aufgestellt worden — so u. a. vom früheren Vorsitzenden des Unternehmensverbands Ruhrbergbau Dr. Burckhardt —, es sei eine Illusion, an eine Wettbewerbsfähigkeit der Kohle gegenüber den anderen Energieträgern zu glauben. Ob diese Behauptung zutrifft, kann heute nicht gesagt werden. Es wird eine der ersten Aufgaben des Kohlebeauftragten oder einer Kohlebehörde sein, Klarheit in die Kostenverhältnisse des Bergbaus zu bringen und die daraus erforderlichen Schlüsse zu ziehen. Wenn es sich (aber herausstellen sollte, daß kein wettbewerbsfähiger Kern vorhanden ist — woran ich nicht glauben kann —, dann würde dies wohl bedeuten, daß ein Ende der Zechenstillegungen nicht absehbar wäre, denn keine Volkswirtschaft kann es sich leisten, für einen ganzen Wirtschaftszweig auf unbegrenzte Zeit Erhaltungssubventionen zu zahlen. Lassen Sie mich — nach diesen Vorbemerkungen einiges zu den Vorlagen sagen, die wir heute in erster Lesung beraten. Das Kernstück der von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwürfe ist das Gesetz zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete. De. Entwurf zielt konsequent auf die Beseitigung der Ursachen der Kohle- 6708 Deutscher Bundestau — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 krise ab, .einerseits durch Anpassungshilfen für den Kohlenbergbau, andereseits durch Schaffung der Instrumente für eine aktive Umstellungspolitik in den Steinkohlenbergbaugebieten. Es ist ein Gesetz für die Kohle, aber auch unter voller Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Aspekte der Energie- und Strukturpolitik. Es hält sich bewußt im ordnungspolitischen Rahmen der sozialen Marktwirtschaft. Es zielt auf die Sache ab, nämlich auf eine rasche und erfolgreiche Umstrukturierung an Ruhr und Saar. Es verspricht eine wirksame, aber für die Betroffenen möglicherweise bittere Medizin. Das mag für diejenigen enttäuschend sein, die ein Trostpflaster in Gestalt eines warmen Regens neuer Subventionen erwartet haben, ohne die Verpflichtung, im eigenen Haus Ordnung zu machen. Wir bejahen die fortschrittliche Konzeption dieses Gesetzes. Wir verfolgen daher auch mit Sorge die Absichten derjenigen, die den Entwurf des Kohleanpassungsgesetzes auf den Status einer Diskussionsgrundlage hinunterspielen wollen. Sicher wird in der Ausschußberatung einiges geändert werden 'können oder müssen. Wir werden aber darauf achten, daß der Entwurf nur verbessert und nicht verwässert wird. In der vorparlamentarischen Diskussion wurde 'die Forderung erhoben, daß der Entwurf durch eine unternehmenspolitische Lösung, d. h. durch eine Neuordnung der Unternehmensstruktur an der Ruhr ergänzt werden müsse. Dazu ist zunächst festzustellen, daß eine Neuordnung der Unternehmensstruktur durchaus mit dem Kohleanpassungsgesetz vereinbar ist. Es dürfte auch unbestreitbar sein, daß eine Zusammenfassung .der etwa 30 im Steinkohlenberbau tätigen Gesellschaften in leistungsfähigeren Unternehmenseinheiten oder in einer Einheitsgesellschaft nützlich ist. Man sollte die Formel von 'der Ergänzungsbedürftigkeit des Gesetzes in Klartext übersetzen. Es werden nämlich von seiten der Zecheneigentümer Fordederungen an die öffentliche Hand herangetragen, den an sich wünschenswerten Zusammenschluß durch öffentliche Garantien und steuerliche Maßnahmen zu erleichtern bzw. zu ermöglichen. Ob eine derartige Hilfestellung vertretbar und geboten ist, kann erst entschieden werden, wenn alle Einzelheiten und Modalitäten kritisch geprüft sind. Bei der Prüfung dieser Frage ist folgendes zu berücksichtigen: 1. Das Ziel muß die Schaffung einer leistungsfähigen Gesellschaft sein, die auf erwerbswirtschaftlicher Grundlage arbeiten, d. h. längerfristig eine Rendite abwerfen kann. Die Wirtschaftlichkeit der Einheitsgesellschaft wind davon abhängen, wie die eingebrachten Vermögensteile bewertet und in welcher Weise die Liefervorrechte der Altgesellschaften übernommen werden. 2. Nicht nur 'bei der Produktion, sondern auch beim Absatz muß der höchstmögliche Rationalisierungseffekt erzielt werden; d. h. die Absatzorganisation muß gestrafft und die Verkaufspolitik beweglicher gestaltet werden. 3. Es müssen institutionelle Sicherungen eingebaut werden, daß die Geschäftspolitik der Einheitsgesellschaft auch zu einer raschen Sanierung des Kohlenbergbaus führt. Die Einheitsgesellschaft darf kein Massengrab für vom Staat getragene Riesenverluste werden. 4. Die dem Bund aus den Hilfsmaßnahmen für die Kohle entstehende finanzielle Gesamtbelastung muß in irgendeiner Form begrenzt werden. Die Übernahme von Verpflichtungen auf einen Zeitraum von 20 Jahren erscheint in diesem Zusammenhang äußerst bedenklich. 5. Die öffentliche Hand kann nur die Kompensation von Nachteilen übernehmen, die durch politische Entscheidungen, etwa durch eine Verzögerung von Stillegungen aus strukturpolitischen Gründen, entstehen. Eine Garantie gegen die Entwertung von Realkapital durch die wirtschaftliche Entwicklung kann die öffentliche Hand auf keinen Fall übernehmen. Die Hinnahme einer Entwertung von Produktionsanlagen ist ein wesentlicher Bestandteil des unternehmerischen Risikos. Würde die öffentliche Hand den Unternehmern dieses Risiko abnehmen, so würde das Schlagwort von der Sozialisierung der Verluste eine fatale Bestätigung finden. Wenn man die Marktwirtschaft bejaht, dann muß man auch die Risiken des Marktes auf sich nehmen und tragen. Der Zusammenschluß der Bergwerksgesellschaften des Ruhrgebiets zu größeren Einheiten oder zu einer einzigen Betriebsführungsgesellschaft allein kann die Ertragslage des Bergbaus noch nicht bessern. Er kann aber den Rahmen für eine Rationalisierung der Förderung und damit für ein e entscheidende Kostensenkung bieten. Es sollte noch geprüft werden, ob nicht der Grundgedanke des Walsum-Planes in diese Überlegungen mit eingebaut werden könnte, nämlich daß ein interner Wettbewerb um die Einlieferungsmengen für den gemeinsamen Verkaufsapparat entsteht. Das zentrale politische und wirtschaftliche Problem ist die Verzahnung der geplanten Stillegungsmaßnahmen mit der Beschaffung neuer Arbeitsplätze. Die schlagartige Freisetzung einer großen Zahl von Arbeitskräften dürfte weder sozial zu vertreten noch regionalwirtschaftlich zu verkraften sein. Dies darf aber nicht dazu führen, daß der Plan, in den nächsten drei Jahren eine technische. Kapazität von mindestens 30 Millionen Jahrestonnen stillzulegen, fallengelassen oder in die Länge gezogen wird. Wenn es nicht gelingt, durch eine schnelle Stillegung der überschüssigen Kapazität die absinkende Nachfrage einzuholen, dann ist die Sanierung des Steinkohlenbergbaus gescheitert, dann sind die Milliarden an Steuermitteln vergeudet, und die Enttäuschung der Menschen an der Ruhr wird gefährliche Ausmaße annehmen. Die Verlangsamung des Stillegungsprozesses wäre daher eine ökonomische und politische Torheit. Aus dieser Situation gibt es nur einen Ausweg, nämlich die Beschleunigung der Anstrengungen zur Schaffung neuer Arbeitskräfte durch Erweiterung bestehender oder durch Errichtung neuer Anlagen in einer gemeinsamen Anstrengung von Wirtschaft, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6709 Bund und Land. Wir hoffen, daß der für das nächste Jahr erwartete Konjunkturaufschwung diese Aufgabe erleichtern wird. Ich kann mir allerdings in diesem Zusammenhang den Hinweis nicht versagen, daß sich heute rächt, daß man man in der Vergangenheit einige Großprojekte der Industrieansiedlung an Grundstücksschwierigkeiten scheitern ließ. Die Umstellung des Ruhr- und Saargebietes von einer Monostruktur zu einer ausgewogenen Industrielandschaft mit einem angemessenen Anteil an Wachstumsindustrien rechtfertigt ein großzügiges Engagement der öffentlichen Hand in Form von speziellen Investitionsanreizen. Angesichts des steigenden Kapitalbedarfs pro Arbeitsplatz handelt es sich um die Umschichtung bzw. den Neueinsatz großer Kapitalien. Man sollte aber das Ausmaß der Freisetzungen nicht dramatisieren. Nach 1945 sind schon Umschichtungsprozesse weit größeren Umfangs unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen gemeistert worden. Bei dieser Umstrukturierungsaktion kann allerdings nicht völlig außer acht gelassen werden, daß. es auch in anderen Teilen der Bundesrepublik regionale und sektorale Strukturprobleme gibt, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Ich darf daran erinnern, daß die höchsten relativen Arbeitslosenzahlen nicht im Ruhrgebiet, sondern in den strukturschwachen Gebieten des Bayerischen Waldes und der Oberpfalz zu verzeichnen sind. Unser Ziel ist eine ausgewogene und flexible Industriestruktur in allen Teilen der Bundesrepublik. Neben positiven Maßnahmen der Strukturpolitik hat sich die Abwanderung immer wieder als ein gewisses Regulativ erwiesen. Wenn die Bevölkerungszahl des Ruhrgebiets in der letzten Zeit leicht zurückgegangen ist, so kann ich darin noch kein nationales Unglück oder ein Alarmzeichen sehen, sondern dies ist eine Erscheinung, die in gewissen Grenzen durchaus geeignet ist, zur Lösung der Strukturprobleme beizutragen. Die Fragen der Strukturpolitik können nicht losgelöst von sozialpolitischen Fragen behandelt werden. Ich möchte hierzu nur noch wenige Bemerkungen machen. Der Beruf des Bergarbeiters ist hoch spezialisiert. Der Übergang in einen anderen Beruf begegnet einer Reihe von psychologischen und technischen Hindernissen. Er ist oft mit Einkommensminderung verbunden. Die Hilfe der Gemeinschaft sollte in erster Linie darauf ausgerichtet werden, die Eingliederung des freigesetzten Bergarbeiters in einen neuen Industriezweig derart zu fördern, daß mit dem Berufswechsel kein sozialer Abstieg verbunden ist. Deshalb sollten die Hilfen für die Umschulung vermehrt und verbessert werden. Die Verwendung öffentlicher Mittel für eine situationsgerechte Umschulungshilfe hat m. E. Vorrang vor der Zahlung eines Abfindungsgeldes. In der jetzt vorgesehenen Konstruktion stellt das Abfindungsgeld eine Kompensation für den verlorenen Arbeitsplatz dar. Dem Arbeiter wäre wohl besser gedient, wenn diese öffentlichen Mittel dazu verwandt werden würden, seine beruflichen Chancen in der Zukunft zu verbessern. Die Freisetzung von Arbeitskräften ist übrigens kein spezielles Problem des Bergbaus. Die vielen 100 000 Landarbeiter und Kleinbauern, die ihre Heimat wegen Mangels an auskömmlichen Arbeitsgelegenheiten verlassen mußten, werden sich fragen, warum sie keine Abfindung bekommen haben. Dieselben Fragen werden z. B. die Arbeiter stellen, die durch die Strukturwandlungen der Textilindustrie ihren Arbeitsplatz verloren haben. Im Zuge der technologischen Entwicklung der nächsten Jahrzehnte müssen wir mit einer Kette solcher Freisetzungen rechnen. Damit gewinnt aber dieses Problem eine unübersehbare finanzielle und gesellschaftspolitische Dimension. Beim Abfindungsgeld wie bei einer eventuellen Pachtgarantie für die Zecheneigentümer müssen wir an die möglichen Konsequenzen und Berufungsfälle denken. Der Bundeswirtschaftsminister hat angekündigt, daß der Rückzug der Kohle durch zeitlich begrenzte flankierende Maßnahmen abgesichert werden soll. Bis jetzt sind wir noch nicht davon überzeugt, daß eine Absicherung durch zusätzliche restriktive Maßnahmen auf dem Mineralölsektor notwendig ist. U. E. könnte höchstenfalls für eine eng begrenzte Übergangszeit eine Verschärfung der Selbstbeschränkung der Mineralölgesellschaften ins Auge gefaßt werden. Eine Erhöhung der Heizölsteuer — wie sie die SPD gestern gefordert hat — wird von uns unter keinen Umständen hingenommen werden. Sie würde nur dem Verbraucher neue Belastungen aufbürden, ohne die Absatzmöglichkeiten des Bergbaus zu verbessern. Trotz aller Unkenrufe von seiten des Bergbaus können wir mit Befriedigung feststellen, daß die Selbstbeschränkung in den letzten Jahren sich als ein funktionsfähiges Instrument erwiesen hat. Wie das Beispiel der Heizölsteuer zeigt, haben derartige Übergangsregelungen ein zähes Leben. Den Versicherungen, daß es sich um befristete Maßnahmen handelt, muß man mit einer gewissen Skepsis begegnen. Schließlich sollte man nicht übersehen, daß in den letzten Jahren eine breite Palette von Schutzmaßnahmen für die Kohle geschaffen worden ist, von der Einführung des Kohlezolls angefangen bis zur Lizenzierung der Ölimporte. Einschließlich der Zuwendungen an die Knappschaftsversicherung und des Gegenwerts der Steuervergünstigungen machen sie im Jahre 1967 eine Hauhaltsbelastung von ca. 4 Milliarden DM aus. Die Ausgaben haben steigende Tendenz. Die Energiepolitik des Bundes wird somit zu einer schwerwiegenden finanziellen Dauerbelastung. Wir begrüßen es, daß in der Zwischenzeit die Bedeutung der Energiekosten für die Wirtschaft, insbesondere für die internationale Wettbewerbsfähigkeit, besser anerkannt worden ist. Zur Verbreitung dieser Erkenntnisse dürfte wohl auch die Abwanderung großer Betriebe der Grundstoffchemie und der Stahlindustrie nach Belgien und Holland beigetragen haben. Die Bedeutung der Energiekosten kann man allerdings nicht an der Durchschnittszahl von 4,2 % der Energiekosten am gesamtwirtschaftlichen Bruttoproduktionswert ermessen. Der Anteil in den einzelnen Industrie- 6710 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 zweigen ist nämlich sehr unterschiedlich. So beträgt er nach den Unterlagen der EWG-Statistik in der Petrochemie 17,0 %, in der Industrie der Steine und Erden 14,4 %; in der Stahlindustrie ist der Anteil der Energiekosten mit 20,9 % höher als der der Personalkosten mit 16,9 %. Im Hinblick auf die Automation kommt den Energiekosten in allen Industriezweigen steigende Bedeutung zu. Das Beispiel Bayern zeigt, wie durch die Heranführung neuer Primärenergien, durch den Aufbau des Ölzentrums Ingolstadt die wirtschaftliche Entwicklung günstig beeinflußt werden konnte. Dies war allerdings nicht ein Ergebnis der Wirtschaftspolitik auf Bundesebene, sondern im wesentlichen das Verdienst des bayerischen Wirtschaftsministers Dr. Otto Schedl, der heute wegen einer Erkrankung nicht von der Bundesratsbank aus diese Debatte verfolgen kann. Allein dieses Beispiel zeigt, wie fruchtbar die Betätigung der Länder auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik sein kann. Diese positiven Auswirkungen der Bereitstellung neuer Primärenergiequellen für die revierfernen Gebiete dürfen durch die Hilfsmaßnahmen für die Kohle nicht aufs Spiel gesetzt werden. Am 4. November 1959 — vor genau 8 Jahren — hat der damalige Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard von dieser Stelle aus erklärt: „Die Heizölsteuer und der Kohlezoll haben nur dann einen Sinn und können wirtschaftspolitisch verantwortet werden, wenn der Bergbau die ihm zugestandene Anpassungsfrist voll nutzt." Heute müssen wir uns im wesentlichen mit den gleichen Problemen auseinandersetzen wie damals; mit einem Unterschied: sie sind noch wesentlich schwieriger, und ihre definitive Lösung ist noch teurer geworden. Weil man an der Ruhr auf die jahrzehntelange Routine im Umgang mit der politischen Macht, die Wirkung der Pression auf Parlament und Regierung vertraute, unterließ man die rechtzeitige Anpassung an die veränderten Marktverhältnisse. Im Interesse einer weiteren gesunden Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft wird dem Steinkohlenbergbau heute noch einmal eine Chance geboten. Wir hoffen, daß sie dieses Mal wahrgenommen wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesministers Lücke vom 26. Oktober 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/2188 Frage 15) : Welches ist der gegenwärtige Stand in der Frage der Grenzöffnungen zur CSSR bei Bayerisch Eisenstein und an anderen Stellen der bayerisch-tschechoslowakischen Grenze? Wie sich bei den zwischen dem Bundesminister der Finanzen und dem Außenhandelsministerium der CSSR geführten Zollgesprächen ergeben hat, beabsichtigt die tschechoslowakische Seite, den Straßenübergang Bayerisch-Eisenstein im Sommer 1969 wieder zu öffnen. Bei weiterem Ansteigen des grenzüberschreitenden Verkehrs kann zu einem späteren Zeitpunkt, jedoch frühestens im Jahre 1970 auch mit der Öffnung der Straßenübergänge bei Mähring und Philippsreuth gerechnet werden. Darüber hinaus hat die tschechoslowakische Seite ihr grundsätzliches Einverständnis für die Wiederaufnahme des Reisezugverkehrs über Bayerisch-Eisenstein oder Furth i. W. zu erkennen gegeben, sofern die beiderseitigen Eisenbahnverwaltungen die Rentabilität der Bahnlinien bejahen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers Lücke vom 31. Oktober 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/2188 Frage 19) : Ist die Bundesregierung bereit, den Erlaß des Bundesinnenministeriums vom 31. Juli 1967 betreffend die Auslagenerstattung für den Erwerb von Führerscheinen durch Beamte, die an ausländischen Dienstorten tätig sind, so zu ändern, daß diesbezügliche Ausgaben, die in der Zeit vom 3. Juli 1964 bis 31. Juli 1966 entstanden sind, erstattet werden können? Nach der Verordnung über die Umzugskostenvergütung bei Auslandsumzügen vom 20. Juli 1966 können die Auslagen für den Erwerb eines am ausländischen Dienstort vorgeschriebenen ausländischen Führerscheines unter bestimmten Voraussetzungen erstattet werden. Mit dem Rundschreiben vom 31. Juli 1967 habe ich zugelassen, daß diese Regelung auch bei Umzügen nach grenznahen Auslandsdienstorten angewandt wird, obwohl die Verordnung für sie nicht gilt. Da die genannte Verordnung am .1. August 1966 in Kraft getreten ist, habe ich im Interesse einer gleichmäßigen Behandlung bestimmt, daß das Rundschreiben von demselben Zeitpunkt an gilt. Für eine weiter rückwirkende Anwendung der Regelung sehe ich keine Möglichkeit. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Bundesministers von Hassel vom 8. November 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Richter (Drucksache V/2236 Frage 12) : Ist die Bundesregierung bereit, entsprechend der Empfehlung 505 (1967) der Beratenden Versammlung des Europarates das Protokoll zur Rechtsstellung von 1951 über den Status der Flüchtlinge zu ratifizieren? Der Entwurf eines Vertragsgesetzes hat bereits dem Auswärtigen Amt zur Stellungnahme vorgelegen und wird demnächst dem Bundeskabinett zugeleitet werden. Zur materiellen Seite darf ich bemerken, daß die durch das Protokoll neu erfaßten Personen in der Bundesrepublik Deutschland bereits auf Grund des § 28 des Ausländergesetzes vom 28. 4. 1965 (BGBl. I S. 353) asylberechtigt sind. Da es aber erwünscht ist, daß das Protokoll von möglichst vielen Staaten in der Welt angenommen wird, ist die Bundesregierung der Auffassung, daß ihm auch die Bundesrepublik Deutschland beitritt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Walter Arendt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Memmel, sicherlich kann man aus Kohle Benzin machen. Wenn aber auf das Beispiel USA verwiesen wird, muß man einfach in die Erinnerung zurückrufen, daß die Schichtleistung in den Vereinigten Staaten auf Grund der geologischen Bedingungen wesentlich höher ist als in der Bundesrepublik und daß infolge höherer Schichtleistungen geringere Selbstkosten zu verzeichnen sind. Ich glaube nicht, daß zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohne Subventionen aus Kohle hydriertes Benzin gegenüber Benzin aus Rohöl konkurrenzfähig wäre. Dieser Frage muß man aber, davon bin ich überzeugt, eine gewisse Aufmerksamkeit schenken.
    Ich darf noch hinzufügen, daß wir vielleicht heute eine andere Ausgangsposition hätten, wenn in der Vergangenheit größere Anstrengungen unternommen worden wären, um das technische Verfahren zu verbessern. Aber, meine Damen und Herren, lassen Sie mich hier sagen — und daran werden keine guten Reden etwas ändern können —: wenn die Effekte einer Einheitsgesellschaft, einer neuen Organisationsform im Bergbau ausgenützt werden und voll zur Wirkung kommen sollen, dann braucht das eine gewisse Zeit. Ich weiß nicht — Sie können sich das ausrechnen —, was es bedeuten würde, wenn die Anpassung in dieser kurzen Zeit vor sich gehen soll und 50 000 oder 60 000 Bergleute mit ihren Familienangehörigen und zahlreiche Angehörige aus den Bereichen der Zulieferindustrie Arbeitslosengeld empfangen, als Beitragszahler der Sozialversicherung, als Konsumenten und — indirekt — als Steuerzahler ausfallen. Man muß sich klarmachen, welche Belastung verschiedener Kassen zwar, aber öffentlicher Kassen das bedeutet.
    Ob es unter solchen Umständen nicht besser ist, für diesen Zeitraum der Anpassung, der sich mindestens über vier bis sechs Jahre erstrecken muß, in größerem Umfang „flankierende Maßnahmen" einzusetzen? Was ist darunter zu verstehen? Zwei Dinge sind schon gesagt worden: die Verstromung und die Kokskohlensubvention. Der eine Komplex wird in der nächsten Zeit, wenn er beibehalten wird, steigende Tendenz aufweisen. Aber wir werden erleben: das reicht nicht ganz.
    In diesem Zusammenhang sollte auch ein Wort zu den Einfuhren aus den USA gesagt werden. Ich will hier gar nicht auf die Einzelheiten eingehen. Aber, meine Damen und Herren, wissen Sie, was die Kumpels an Rhein und Ruhr, in Aachen oder an der Saar sagen? Sie sagen: Wenn man das Kontingent von 6 Million t, daß die Bundesrepublik zollfrei aus den USA einführt, um die Hälfte reduziert, macht das für den amerikanischen Kohlenbergbau überhaupt nichts aus; es macht auch für die amerikanische Wirtschaft nichts aus, denn allein im letzten Jahr ist die Förderung in den Vereinigten Staaten um 40 Millionen t angestiegen. Aber es bedeutet hier in der Bundesrepublik die Erhaltung von zwei kompletten Schachtanlagen und damit die Erhaltung von 10 000 oder 8000 Arbeitsplätzen allein in der deutschen Bergbauwirtschaft.

    (Abg. Schlager: Sie kennen aber die Auffassung Ihres Hamburger Freundes Weichmann!)

    — Verzeihen Sie, warum kann denn der Herr Weichmann nicht eine andere Auffassung haben als ich?

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Die Kumpels an der Ruhr fragen so, meine Damen und Herren, und Sie werden das, soweit Sie Ihre Wahlkreise dort haben, ja oft genug zu hören bekommen, wenn Sie Versammlungen abhalten.
    Wir glauben, daß eine Reduzierung dieser zollfreien Kontingente im Zusammenhang mit dem Einfuhrgesetz möglich ist. Denn wenn eine entsprechende Zeit gewonnen ist und wenn diese Rationalisierung und die Neuordnung erfolgt sind, wird der deutsche Bergbau ganz sicher in der Lage sein, dieser Einfuhrkohle vom Preis her Konkurrenz zu machen.
    Der wichtigste Punkt bei dieser Sache ist zweifellos die Ansiedlung neuer Industriezweige. Welche Schwierigkeiten dort im einzelnen bestehen, ist, glaube ich, jedermann aus der praktischen Arbeit zur Genüge bekannt. Ich habe vorhin die Beträge genannt, die notwendig sind, um solche Arbeitsplätze in der erforderlichen Zahl neu zu erstellen. Die Vergangenheit hat, so möchten wir meinen, recht nachdrücklich gezeigt, daß die Schaffung der erforderlichen neuen Arbeitsplätze nicht zu erreichen war. Stellen Sie sich eine Schachtanlage X mit 4000 Arbeitsplätzen vor. In vielen Fällen ist diese Schachtanlage das Synonym für die Gemeinde. Es gibt Orte, in denen 60 und mehr Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung ihre Existenz auf einer Schachtanlage gefunden haben. Wenn diese Schachtanlage verschwindet, bedeutet das, daß entsprechend große Betriebe angesiedelt werden müssen. Das ist in der Vergangenheit — mit einer Ausnahme in Bochum — nicht möglich gewesen. Es wird aber das, was in der Vergangenheit war, in einer nächsten Zeit übertroffen werden. Deshalb sollten wir, weil es einfach unmöglich ist, in dieser kurzen Zeit so viele neue Arbeitsplätze anzusiedeln, Maßnahmen ergreifen, die diesen Streckungsprozeß der Anpassung um entsprechende Zeiten verlängern.
    Das, meine Damen und Herren, muß in der nächsten Zeit geschehen. Denn sonst wird sich das, was sich am 21. Oktober in Dortmund-Huckarde ereignete, in vielfältiger Weise wiederholen. Das ist keine Drohung, das ist nur ein warnender Hinweis. Was sich in Dortmund-Huckarde am 21. Oktober abgespielt hat, das war keine geplante Aktion von langer Hand, sondern der spontane Aufschrei von Menschen, die effektiv nicht wissen, was morgen in ihrer beruflichen Existenz sein wird.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Wenn wir eine solche Entwicklung nicht haben
    wollen — und ich glaube, wir alle sind daran
    interessiert, daß wir Beiträge zur Stützung und zur



    Arendt (Wattenscheid)

    Festigung unserer Demokratie leisten —, dann haben wir nicht nur die Pflicht, sondern auch eine vordringliche Aufgabe darin zu sehen, durch geeignete Maßnahmen Ruhe und Kontinuität in der Entwicklung herbeizuführen.
    In dem Gesetzentwurf, lassen Sie mich auch das sagen, ist auch von einem Abfindungsgeld die Rede. Ich will dafür keine andere Bezeichnung wählen. Aber bei der Beratung muß man darauf hinweisen, daß diese Vorgänge ja nicht nur im Steinkohlenbergbau vor sich gehen, sondern daß das gleichermaßen für den Braunkohlenbergbau oder für den Pechkohlenbergbau in Bayern gilt. Und hier muß darüber gesprochen werden, daß dieser soziale Teil des Gesetzes eine entsprechende Veränderung erfährt, damit nicht diese an sich gute Sache zu einem neuen Streitpunkt in den Auseinandersetzungen der nächsten Zeit wird.
    Und man muß noch etwas sagen. Es ist sicherlich erfreulich — und dafür möchte ich meinen Dank an das Kabinett sagen —, daß in der Frage der Feierschichtenregelung, des Härteausgleichs für das Jahr 1967 und für das Jahr 1968 eine Regelung gefunden worden ist. Das wird sicherlich dazu beitragen, daß auf diesem Gebiet in der nächsten Zeit eine Beruhigung eintreten wird.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, wir haben in der Vergangenheit viel Zeit damit verbracht, von Zeit zu Zeit Energiedebatten zu führen, die dann auch zu gewissen Interventionen führten, ohne daß das Problem im Grundsatz gelöst worden wäre. Der Bundeskanzler hat am Donnerstag der vergangenen Woche erklärt — ich war ihm für dieses Wort sehr dankbar —, daß er mit seinem Ruf als Kanzler dieses Kabinetts dafür einsteht, daß das Energieproblem, und dabei insbesondere das Kohleproblem, einer endgültigen und dauerhaften Lösung zugeführt wird. Wir würden uns, und ich bin davon überzeugt, die Bergleute, die Arbeiter und Angestellten würden sich am meisten darüber freuen, wenn dieses Wort und diese Absicht in der nächsten Zeit durch entsprechende Maßnahmen verdeutlicht würden.
    Wir glauben, daß in der Sache eine ganze Menge zu sagen ist. Ich will es mir in dieser vorgerückten Stunde versagen, auf Einzelheiten einzugehen: auf den Devisenhaushalt im Energiebereich, auf die Notwendigkeit der freien Verfügungsgewalt — über Energieträger die Verfügungsgewalt zu haben — und so weiter und so weiter. Ich möchte nur eines sagen. Wenn schon in der Sache keine Argumente überzeugen, wenn wir schon in einer gewissen Euphorie dem Fortschritt, den technologischen Veränderungen das Wort reden — und niemand ist für Rückschritt —, dann sollten wir aber daran denken, daß es eine ganze Reihe von Argumenten in der Sache gibt, die es geboten erscheinen lassen, nicht dem raschen, dem Sturzflug ähnlichen Vorgehen der Anpassung, der Stillegung im Bergbau das Wort zu reden. Vielmehr sollten wir daran denken — und wir haben einschlägige Erfahrungen —, daß es auch Situationen gibt, wo jedermann, wo auch andere Teile in der Bundesrepublik dankbar und glücklich sind, wenn sie über heimische Bodenschätze verfügen. Das war etwa nach 1945 so. Das ist auch in Europa zum Teil so.
    Diese Punkte werden zum Teil auch im Europa der Sechs nicht gewürdigt. Kollege Burgbacher hat auf europäischer Ebene oft darüber gesprochen. Ich teile mit ihm die Auffassung, daß es auch ein Bestandteil unserer Politik auf europäischer Ebene sein muß, dafür zu sorgen, daß nach den Verträgen nicht nur die Bundesrepublik als der größte Produzent von festen Brennstoffen eine Lieferpflicht hat, sondern daß danach andere Partner dieses Europas auch eine Abnahmeverpflichtung haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das, was für Europa gilt, muß in gewissem Umfange auch für die Bundesrepublik gelten. Es gibt bedauerlicherweise, wenn Sie so wollen nur zwei Produzentenländer in der Bundesrepublik: das ist das Saarland und das ist Nordrhein-Westfalen. Alle anderen Länder sind Verbraucherländer. Lassen Sie es mich einmal sagen: Ich bin davon überzeugt, daß auch diese Länder für vorübergehende Maßnahmen Verständnis haben, weil es noch sehr viele Menschen gibt, die sich an die Zeit nach 1945 erinnern, als die Menschen in den Steinkohlenrevieren, die Arbeiter und die Angestellten, durch ihre Arbeit und ihre Leistung die Voraussetzungen dafür schufen, daß das geschehen konnte, was man hinterher deutsches Wirtschaftswunder und was man die Wiederherstellung der staatlichen Ordnung genannt hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Diesen Menschen, so möchte ich meinen, sind wir verpflichtet. Wenn nicht Sachargumente allein genügen, um zur Vorsicht zu mahnen und um uns und um insbesondere das Kabinett zu veranlassen, dieser Frage eine größere Bedeutung im Hinblick auf Strekkung und ordnungsgemäße Überführung in eine vernünftige Bahn beizumessen, dann sollten wir hier deutlich machen, daß wir diesen Menschen gegenüber eine solche Verpflichtung haben und daß diese Menschen, die ihre Arbeitskraft und ihre Gesundheit für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt haben, einen Anspruch darauf haben, daß in dieser Zeit, nachdem so viele Jahre vergangen sind, eine Lösung des Energieproblems gefunden wird, von der auch die Beschäftigten in den Steinkohlen- und den Braunkohlenrevieren, also dort, wo feste Brennstoffe gefördert werden, sagen können: Hier hat der Bundestag, hier hat die Politik, hier haben die politisch Verantwortlichen eine Entscheidung getroffen, die nicht dazu führt, daß die sozial Schwächsten, die Arbeitnehmer, zusätzlich belastet werden, sondern die dafür sorgt, daß sich technische Veränderungen so vollziehen, daß sie nicht darunter zu leiden haben.
    Diese Menschen möchten gar nicht, daß sich der Bundestag jede Woche mit ihrem Problem beschäftigt. Glauben Sie mir — ich sage das aus Erfahrung —, sie hätten nichts lieber, als daß sie in Ruhe und in Sicherheit ihrer Arbeit nachgehen könnten. Ich meine aber, solange Unsicherheit und Ungewißheit über der Zukunft ihres persönlichen Schicksals liegt, haben wir die Verpflichtung, solche Voraussetzungen zu schaffen, daß sie ihrer Arbeit in Ruhe



    Arendt (Wattenscheid)

    nachgehen können. Wir haben eine Chance dazu, und ich würde hinzufügen: wir haben eine letzte Chance, in dieser Zeit durch entsprechende Maßnahmen auf der politischen Ebene Vorsorge dafür zu treffen, daß den Menschen nicht zu viel zugemutet wird.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Bundeskanzler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich ergreife das Wort an dieser Stelle nicht, um mich im einzelnen mit den Argumenten auseinanderzusetzen, die soeben Herr Kollege Arendt vorgetragen hat, mit dem ich ja zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie vor kurzem ein ausführliches Gespräch hatte; das wird zweifellos der Herr Bundeswirtschaftsminister noch tun. Aber vielleicht ist es ganz gut, daß ich doch an dieser Stelle ein allgemeineres politisches Wort sage.
    Ich ergreife das Wort auch nicht, um mich mit den einzelnen Beiträgen !der Debatte, die mich im ganzen befriedigt — das geht sicher auch meinen Kabinettsmitgliedern so —, auseinanderzusetzpen, auch nicht mit den Argumenten, die der Vertreter der Oppositionspartei vorgebracht hat, obwohl es auch mich frappiert hat, daß er ,der einzige war, der von einem Förderziel gesprochen hat, obgleich doch er erfahren genug ist, zu wissen, wie gefährlich ein solches prognostisches Wagnis ist.
    Da ich schon einmal bei der Opposition bin, möchte ich gern einen Fehler gutmachen, den ich bei ,der letzten Debatte in diesem Hause unabsichtlich gemacht habe. Es traf sich, daß ich bei der letzten außenpolitischen Debatte die Ehre hatte, mich mit dem Vorsitzenden der freien demokratischen Fraktion, Herrn von Kühlmann-Stumm, auseinanderzusetzen. Mir war in ,dem Augenblick nicht bewußt, daß er nach langer Krankheit zum erstenmal wieder in diesem Hause das Wort genommen hatte. Hätte ich's gewußt, hätte ich natürlich meiner Freude darüber Ausdruck gegeben, daß wir ihn wieder gesund und wohl in unserer Mitte haben. Ich habe es inzwischen telefonisch getan, möchte es aber auch öffentlich heute noch nachholen.

    (Beifall.)

    Ich sprach davon, daß ich vor kurzem Vertreter der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie empfangen habe. Ich habe mit Erstaunen in einer Zeitung 'gelesen, daß das kein guter politischer Stil sei. Das sei wie zu Zeiten Adenauers, als damals die Interessengruppen vom zuständigen Wirtschaftsminister ,an Iden Kanzler appelliert hätten. Nun, meine Damen und Herren, so schlecht scheint mir das Vorbild Adenauer im großen und ganzen nicht zu sein.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich hoffe, daß er auch in .diesen Fällen entschieden
    hat als der bedeutende Staatsmann, als den wir
    alle ihn respektieren und sein Gedächtnis in Ehren halten. Ich meine, die Männer an 'der Spitze der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, die es wahrhaftig in dieser Situation, besonders in den vergangenen Wochen, nicht leicht haben, hatten das Recht, 'ihre Sorgen dem Kanzler vorzutragen, und der Kanzler hatte die Pflicht, diese Sorgen anzuhören.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe im übrigen nicht nur sie, sondern auch Vertreter der Arbeitgeber an 'der Ruhr gehört, und ich habe beiden 'gegenüber mit der gleichen Zunge gesprochen.
    Sie haben, Herr Arendt, soeben erwähnt, was ich Ihnen gesagt habe. Ich habe das sehr ernst gemeint und werde es weiter ernst meinen. Ich habe Ihnen und meinen anderen Gesprächspartnern erklärt, daß ich und die gesamte Bundesregierung fest entschlossen seien, dieses Problem zu lösen und zu beweisen, daß die Große Koalition in der Lage ist, die schwärende Wunde an der Ruhr und an der Saar zu heilen. Ich sei mir über die menschliche und politische Problematik der Situation völlig im klaren und bereit, mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Interessenstandpunkte die Frage anzupacken. Das Ergebnis müsse eine gesunde strukturelle Neuordnung im Ruhr- und im Saargebiet sein, und bei dieser Neuordnung müsse man vor allem an das Schicksal der von der Strukturkrise betroffenen Menschen denken. Dieses ist unser Programm, und dieser unser Wille kommt in dem Gesetz zum Ausdruck, daß dieses Hohe Haus heute zu beraten hat, und kam in dem zum Ausdruck, was der Herr Bundeswirtschaftsminister heute vorgetragen hat. Ich kann zu all dem, was er ausführte, nur ein uneingeschränktes Ja sagen und Sie versichern, daß in den ganzen Beratungen über dieses schwierige Problem in den vergangenen Wochen zwischen uns keinerlei Meinungsverschiedenheit bestanden hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich sage das, meine Damen und Herren, weil wir es ja unter den Verhältnissen der Großen Koalition — je länger, je mehr — damit zu tun haben, gewisse Versuche abzuwehren, die außerhalb des parlamentarischen Raumes unternommen werden, um uns auseinanderzureden oder auseinanderzuschreiben.
    Aber auch ein anderer Grund zwingt mich, das Wort zu nehmen. Ich habe in den letzten Wochen so viele Appelle von den verschiedensten Menschen bekommen, nicht nur von den unmittelbar Betroffenen, also den Bergleuten oder den Arbeitgebern, sondern — jawohl! — auch von Bischöfen und Seelsorgern und anderen Menschen, die sich des menschlichen Problemes annehmen wollten, das, wie wir alle wissen, in diesem ökonomischen Problem eingeschlossen ist.
    Es konnte vielleicht der Eindruck entstanden sein — und so las ich es da und dort —, als ob sich die Bundesregierung plötzlich auf Grund der Demonstrationen an der Ruhr mit diesem Problem beschäftigt habe. Meine Damen und Herren, wir



    Bundeskanzler Dr. h. c. Kiesinger
    haben unser Programm in der Regierungserklärung formuliert. Ich habe mich im Februar eingehend in das Problem einzuarbeiten versucht. Ich habe am 10. März dem Herrn Bundeswirtschaftsminister einen Brief geschrieben, in welchem ich ihn bat, diese schwere Aufgabe anzupacken und uns bald entsprechende Vorschläge und Vorlagen zu machen. Er war mir fast ein bißchen böse damals; denn er sagte durchaus mit Recht, er brauche dazu eigentlich keine Mahnung. So war es auch gar nicht gemeint. Ich habe damals nur festgestellt, daß der Bundeskanzler wohl weiß, welch großes und schweres Problem wir hier zu lösen haben. Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat rasch gearbeitet. So konnte das Kabinett schon am 24. Mai die Gesetzesvorlage, die heute in diesem Hause beraten wird, verabschieden. Natürlich haben wir uns in der Zwischenzeit auch weitere Gedanken gemacht. Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat darüber das Nötige schon gesagt.
    Nun komme ich zum Kernpunkt der Auseinandersetzung. Mein verehrter früherer Kollege, Herr Ministerpräsident Kühn, hat mich — sicherlich nicht absichtlich — falsch zitiert. Herr Professor Schiller hat mich richtig zitiert, und ich muß Wert darauf legen, das richtigzustellen. Sie haben gemeint, ich hätte in Anlehnung an das Wort eines Amerikaners, was moralisch richtig sei, sei auch politisch richtig, gesagt: was ökonomisch richtig sei, sei auch politisch richtig. Beide Aussprüche sind falsch. Zunächst der erste: was moralisch richtig sei, sei auch politisch richtig. Lassen Sie mich an einem Beispiel demonstrieren, daß das nicht stimmt. Wenn einer von uns sich entschlösse, sich für den Rest seiner Tage zurückzuziehen und über die letzten und ewigen Dinge zu meditieren, dann wäre das zweifellos moralisch richtig. Ob es aber auch politisch richtig wäre, darüber werden seine politischen Freunde und Gegner verschiedener Meinung sein.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe gesagt: eine ökonomisch sinnlose Lösung könne auch keine gute politische Lösung sein. Das ist etwas anderes. Ich möchte es an einem geschichtlichen, uns allen wohlbekannten Beispiel klarmachen: Als die schlesischen Weber gegen die neuen Textilmaschinen aufstanden, handelten sie ökonomisch nicht sinnvoll. Die Regierungen, die damals den Siegeszug der modernen Maschinen unterstützten, handelten ökonomisch sinnvoll. Die Regierungen, denen aber angesichts ides Elends, in welches ,die schlesischen Weber versanken, nichts Besseres einfiel, als das Militär gegen sie aufzubieten, handelten, obwohl sie ökonomisch sinnvoll handelten, politisch falsch.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich erinnere mich, wie ich als junger Student zum erstenmal das Ruhrgebiet besuchte und dabei Bergarbeiter kennenlernte. Ich erlebte dabei, wie diese Menschen an ihrer grauen und rußigen Heimat hingen, wie sie sie liebten. Sie sagten mir .auch, warum sie sie liebten. Ich sah, wie auch in ihnen, nicht nur bei den Bergassessoren und den großen
    Zechenherren, der Stolz darüber lebte, daß sie im mächtigen Herzen der deutschen Industrie und der deutschen Wirtschaft tätig waren. Ich weiß, daß auch das Anteil hat an der Sorge, an der Unruhe und an dem Schmerz über die Situation, mit der wir es zu tun haben. Das sind nicht nur alltägliche materielle Sorgen. Es ist nicht leicht, einen Beruf aufzugeben, und es ist auch nicht leicht, eine Gemeinde, in der man aufgewachsen ist, in der vielleicht schon der Vater und der Großvater im selben Berufe tätig waren, zu verlassen und dem Gesetz der Mobilität, das das moderne Industriezeitalter uns aufzwingt, zu gehorchen. Das sind schwere Dinge. Es würde auch in meiner engeren Heimat nicht anders sein, wenn etwa in meiner Heimatstadt die Textilarbeiter eines Tages 'durch eine Textildauerkrise gezwungen wären, ihre Heimat zu verlassen. Ich weiß das alles, die Regierung weiß das alles.
    Aber, meine Damen und Herren, wenn davon die Rede war, daß nur geholfen werden kann, wenn die Bevölkerung an der Ruhr und auch die Bevölkerung an der Saar endlich weiß, woran sie ist, dann heißt es doch, daß wir ihr nichts vormachen dürfen, wofür wir nicht einstehen können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Deswegen müssen wir auch hinsichtlich der Prognosen, die wir wagen, sehr vorsichtig sein. Wir haben in der Vergangenheit zu viele falsche Prognosen gewagt, nicht nur wir einfachen Zeitgenossen, sondern auch ,die berühmten Drei Weisen — man erinnere sich —, die von der Energie- und Kohlenlücke in Europa sprachen. Ich habe sie, weil ich sie wirklich für weise hielt, in meinen eigenen Reden oft genug zitiert. Sicherlich waren es unterrichtete Männer. Die Entwicklung der Zeit hat ihnen aber unrecht gegeben. Wissen wir, wie diese Welt in fünf oder zehn Jahren aussehen wird? Wir wissen es nicht.
    Weil das so ist, meine Damen und Herren, müssen wir einen Weg gehen, bei dem wir weder uns noch den anderen etwas vormachen, einen Weg, der aber doch zu einer guten Lösung führt. Dazu gehören Anpassungsfähigkeit, Elastizität, vor allem aber der Mut zur Wahrheit. Jawohl! In diese Lösung, Herr Arendt, werfe ich meine Reputation. Diesem Kanzler wird man einmal nicht vorwerfen können, daß er auf diesem Gebiet ohne Mut versagt hat. Er kann keine Wunder wirken, diese Regierung kann es nicht, auch dieses Haus nicht. Aber wir können das tun, was uns Vernunft und Gewissen in dieser Situation vorschreiben.
    Ich bin der Überzeugung, mit dem, was wir heute in diesem Hause beraten, haben wir das uns jetzt und in dieser Stunde Mögliche getan. Wenn wir alle und nebenbei auch manche außerhalb dieses Hauses, die mitverantwortlich sind, so weiterhandeln, dann wird es auch zu einem guten Ende kommen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)