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    Deutscher Bundestag 131. Sitzung Bonn, den 8. November 1967 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Conring 6615 A Abg. Dr. Bayerl tritt in den Bundestag ein Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung an Ausschüsse 6615 A Wahl des Abg. Dr. Bucher als ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusses . . 6615 B Absetzung des Punktes 3 von der Tagesordnung 6615 B Amtliche Mitteilungen 6615 C Fragestunde (Drucksache V/2236) Frage des Abg. Burger: Besetzung der Strafvollzugskommission Dr. Ehmke, Staatssekretär . . . 6617 A Burger (CDU/CSU) 6617 B Frage des Abg. Strohmayr: Ermittlungen über das Abhandenkommen eines Flugkörpers vom Typ Sidewinder auf dem Flugplatz Neuburg (Donau) 6617 B Fragen des Abg. Borm: Ermittlungen gegen Bundesbürger wegen Beleidigung des Schahs Dr. Ehmke, Staatssekretär . . . 6617 C Borm (FDP) 6617 D Frage des Abg. Rollmann: Öffnungseiten des Benutzersaals des Bundesarchivs in Koblenz Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6618 B Frage des Abg. Rollmann: Änderung der Bundeslaufbahnordnung Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6618 C Rollmann (CDU/CSU) 6618 D Frage des Abg. Dorn: Offizielle Polizeikonzeption Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6619 A Dorn (FDP) 6619 A Frage des Abg. Dorn: Frage einer Herauslösung des Bundesgrenzschutzes aus der Polizei Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6619 C Dorn (FDP) 6619 D Hübner (SPD) 6620 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 Frage der Abg. Frau Funcke: Frage einer evtl. Verfassungswidrigkeit einer Teilzeitbeschäftigung für Beamte mit besonderen Familienpflichten Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6620 C Frau Funcke (FDP) . . . . . . 6620 D Moersch (FDP) 6621 A Frau Freyh (SPD) . . . . . . 6621 C Spitzmüller (FDP) . . . . . . 6621 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 6622 A Fragen des Abg. Raffert: Erlaß des Bundesinnenministers vom 1. 9. 1967 betr. Förderung künstlerischer Nachwuchskräfte für den deutschen Film Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 6622 B Raffert (SPD) 6622 C Dr. Meinecke (SPD) 6623 A Dr. Huys (CDU/CSU) 6623 C Moersch (FDP) . . . . . . . 6624 A Dr. Lohmar (SPD) 6624 B Frage des Abg. Moersch: Unterschrift in der Bundestagsdrucksache V/2166 „Die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder" Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 6625 C Moersch (FDP) 6625 C Fragen der Abg. Frau Kurlbaum-Beyer: Spendenaktion Vietnam des Gründers der SOS-Kinderdörfer 6626 A Fragen des Abg. Dr. Müller-Emmert: Öffentliche Münzfernsprecher in den Landgemeinden 6626 B Fragen des Abg. Baron von Wrangel: Anschluß im Zonengrenzgebiet liegender Städte und Gemeinden an das Hamburger bzw. Lübecker Fernsprechnetz — Gebührenstaffelung . . . . . . 6626 C Frage des Abg. Dichgans: Entschädigung der Deutschen Lufthansa durch die Bundespost bei mit höheren Kosten verbundenem Einsatz lärmschwacher Flugzeuge . . . . . . . 6626 C Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Postreisedienst Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 6626 D Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 6627 A Josten (CDU/CSU) 6627 B Frage des Abg. Jung: Zahlen über die qualitative Struktur des Althausbesitzes Dr. Schornstein, Staatssekretär . 6627 D Jung (FDP) 6628 B Frage des Abg. Dr. Hudak: Schnellere Eingliederung von Spätaussiedlern von Hassel, Bundesminister . . . . 6628 D Dr. Hudak (CDU/CSU) 6629 B Frage des Abg. Richter: Ratifizierung des Protokolls zur Rechtsstellung von 1951 über den Status der Flüchtlinge 6629 C Fragen des Abg. Dr. Mühlhan: Beteiligung des Bundes an deutschen Wochenschauen Schmücker, Bundesminister . . . . 6629 C Dr. Mühlhan (FDP) 6629 D Frage des Abg. Dr. Serres: Empfehlung des Europarates betr. Gewährleistung einer wirksameren Entwicklungshilfe Wischnewski, Bundesminister . . . 6630 B Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete (Drucksache V/2078) — Erste Beratung — in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über Bergmannsprämien (Drucksache V/2014) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksache V/2232) — Erste Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes über das Zollkontingent für feste Brennstoffe 1968, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 III 1969 und 1970 (Drucksache V/2233) — Erste Beratung — Dr. Schiller, Bundesminister . . . 6631 A Brand (CDU/CSU) 6637 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 6640 B Dr. h. c. Menne (Frankfurt) (FDP) . 6646 D Kühn, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen 6650 C Dr. Röder, Ministerpräsident des Saarlandes 6655 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 6658 C Sackmann, Staatssekretär, Vertreter des Landes Bayern 6665 B Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . 6668 A Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 6673 A Zoglmann (FDP) . . . . . . . 6675 A Dr. Friderichs (FDP) 6680 B Ollesch (FDP) 6694 D Schmidhuber (CDU/CSU) 6700 C Entwurf eines Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksache V/352) ; Schriftliche Berichte des Rechtsausschusses und des Verkehrsausschusses (Drucksachen V/1469, V/2215) — Zweite und dritte Beratung — Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 7601 A Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 6701 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. Dezember 1966 mit der Republik Sambia über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2006) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksachen V/2204, zu V/2204) — Zweite und dritte Beratung — 6701 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Oktober 1966 mit der Republik Elfenbeinküste über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/2028) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksachen V/2205, zu V/2205) — Zweite und dritte Beratung — 6702 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 5. Dezember 1966 mit dem Spanischen Staat zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung bei den Steuern vom Einkommen und Vermögen (Drucksache V/ 1782); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/2213) — Zweite und dritte Beratung — 6702 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksache V/2076); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen (Drucksache V/2216) — Zurückverweisung an den Ausschuß — . 6702 C Entwurf eines Gesetzes über die ertragsteuerlichen und vermögensteuerlichen Auswirkungen des Umsatzsteuergesetzes vom 29. Mai 1967 und zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Drittes Steueränderungsgesetz 1967) (Drucksache V/2185) — Erste Beratung — 6702 D Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes (Drucksache V/2237) — Erste Beratung — 6703 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung kleingartenrechtlicher Vorschriften (Drucksache V/2221) — Erste Beratung - 6703 A Antrag der Fraktion der SPD betr. Einsetzung einer Eherechtskommission (Drucksache V/2162) Hirsch (SPD) . . . . . . . . 6703 B Busse (Herford) (FDP) 6703 D Nächste Sitzung 6704 C Anlagen 6705 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6615 131. Sitzung Bonn, den 8. November 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 9. 11. Deringer 8. 11. Dr. Dittrich* 8. 11. Dr. Effertz 10.11. Dr. Erhard 10. 11. Frieler 11. 11. Gerlach * 8. 11. Graaff 9. 11. Hörmann (Freiburg) 10. 11. Kohlberger 10. 11. Dr. Kübler 17. 11. Kunze 30. 11. Lenz (Brühl) 31. 12. Lücker (München) * 8. 11. Dr. Mende 9. 11. Merten 30. 11. Müller (Aachen-Land) * 10. 11. Paul 31. 12. Petersen 10. 11. Scheel 10. 11. Dr. Schulz (Berlin) 30. 11. b) Urlaubsanträge Frau Dr. Elsner 18. 11. Gibbert 16. 12. Hanz (Dahlen) 18. 11. Hösl 28. 11. Hussong 17. 11. Steinhoff 31. 12. Stücklen 18. 11. Anlage 2 Der Bundesminister für Wirtschaft Bonn, den 8. November 1967 Energiepolitische Daten des Jahres 1967 1. 23./24. Januar 1967 Erste Kohlegespräche mit IG Bergbau und Energie und Unternehmensverbänden 2. 27. Januar 1967 Nach Klärung der .gemeinsamen Finanzierung zwischen dem Bund unid den Bergbauländern (2/3 ,1/3% : Inkraftsetzung des 2. Kohleverstromungsgesetzes durch Erlaß der Ausführungsbestimmungen * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht 3. 15. Februar 1967 Bundestag verabschiedet das Gesetz über steuerliche Maßnahmen bei der Stillegung von Bergwerken (unter anderem Steuerbefreiungsvorschriften für ,die Aktionsgemeinschaft Deutsche Steinkohlenreviere GmbH und Regelung der Lastenausgleichsverpflichtungen der Bergwerke bei Stillegungen) 3. März 1967 Bundesrat stimmt dem Gesetz zu 11. April 1967 Verkündung des Gesetzes 4. 16. Februar 1967 Kokskohlesubvention vom Ministerrat der Montanunion beschlossen (6,80 DM Beihilfe je Tonne Kokskohle) Bundeshaushalt 1967: 140 Mio DM, Länderhaushalte Nordrhein-Westfalen und Saarland 70 Mio DM 2. Juni 1967 Vorläufige Richtlinien für die Kokskohlenbeihilfe nach Entscheidung der Hohen Behörde 5. 7. März 1967 Exportfinanzierungshilfe Krupp (300 Mio DM Bundesbürgschaft) 3. August 1967 (150 Mio DM Landesbürgschaft Nordrhein-Westfalen) 6. 13. März 1967 21. März 1967 3. Mai 1967 Gemeinsame Kohlegespräche mit Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Saarland, IG Bergbau 'und Energie, Unternehmensverbände Ruhr und Saar 7. 20. März 1967 Dreiphasenplan des Bundesministers für Wirtschaft zur Anpassung und Gesundung des Steinkohlenbergbaus und der Steinkohlenbergbaugebiete 8. 26. April 1967 Übereinkunft mit Elektrizitätswirtschaft über Kohlemehreinsatz und Heizölmindereinsatz in Kraftwerken (kurzfristiger Mehrverbrauch bis zu 2,5 Mio t Kohle jährlich) 9. 2. Mai 1967 Verschärfung der Heizölselbstbeschränkung (1967 Zuwachs bei schwerem Heizöl und Mitteldestillaten auf 3 und 4 % vereinbart; bis 30. 9. 1967 effektiv 0,2 und 3,0 %). 7. Juni 1967 Verschärfte Überprüfung .der Mineralöleinfuhr gemäß § 10 Außenwirtschaftsgesetz durch Anordnung vom 7. Juni 1967 10. 17. Mai 1967 Zusätzliche soziale Sicherungen für Bergarbeiter von Bundesregierung beschlossen: Gleichstellung der Bergmannsprämie, Abfindungsgeld (Vorwegnahme des Kohlegesundungsgesetzes, s. u. Punkt 11), Nachholschichtenregelung, Feierschichtenregelung 14. Juli 1967 Durchführungsbestimmungen für Feierschichten-. und Nachholschichtenregelung und Abfindungsgeld vom Bundesminister für Wirtschaft unterzeichnet 11. 24. Mai 1967 Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete (Kohlegesundungsgesetz) von Bundesregierung verabschiedet: a) geordnete Anpassung der Förderkapazität b) Rationalisierungseffekt durch optimale Unternehmensform, c) Abfindungsgeld für Bergarbeiter, d) 10 % Investitionsprämie für Industrieinvestitionen, e) Enteignungsmöglichkeiten für Industrielandbeschaffung 30. Juni 1967 Positive Stellungnahme des Bundesrates zum Kohlegesundungsgesetz 12. 5. Juni 1967 Antrag des Bundesministers für Wirtschaft an Hohe Behörde der Montanunion, die manifeste Krise dm Steinkohlenbergbau zu erklären 13. 15. Juli 1967 Positive Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesminister für Wirtschaft zum Kohlegesundungsgesetz 14. 19. Juli 1967 'Erste Besprechung des Bundesministers für Wirtschaft mit Fünfer-Gruppe „Rheinstahlplan". Beauftragung von Experten 'zur Prüfung von Einzelfragen 15. 10. August 1967 2. Konjunktur- und Strukturprogramm von Bundesregierung beschlossen (doppelter Bevölkerungsschlüssel für Steinkohlenreviere) 1. September 1967 Zustimmung des Bundesrates 8. September 1967 Zustimmung des Bundestages 16. 13. September 1967 Entwurf des Bundeshaushaltsplans 1968 vom Kabinett verabschiedet mit 1051 Mio DM für den Steinkohlenbergbau (gegenüber 916 Mio DM Haushaltssoll 1967 und 460 Mio DM Ist 1966) (außer dem Zuschuß des Bundes zur Knappschaftlichen 'Rentenversicherung: Haushaltsansatz 1967: 2,750 Mrd. DM; 1971 gemäß mittelfristiger Finanzplanung: 3,194 Mrd. DM) 17. 27. September 1967 Kohlezollgesetz 1968, 1969 und 1970 vom Kabinett verabschiedet (Kontingent 6 Mio t jährlich, Kürzungsmöglichkeit um 20 %) 27. Oktober 1967 Stellungnahme des 'Bundesrates zum Kohlezollgesetz (fordert Streichung der Kürzungsmöglichkeit durch Bundesregierung) 2. November 1967 Bundesregierung plädiert in Gegenäußerung zur Stellungnahme des 'Bundesrates für Wiederherstellung der Regierungsvorlage 18. 29. September 1967 Bundesregierung beschließt Gesetzentwurf zur Verlängerung der Abwicklungszeit für das Darlehens- und Bürgschaftsprogramm des Rationalisierungsverbandes des Steinkohlenbergbaus 27. Oktober 1967 Positive Stellungnahme des Bundesrates 19. seit September 1967 Bemühungen um verstärkte Lieferungen deis Steinkohlenbergbaus im innerdeutschen Handel 20. 2. Oktober 1967 Positive Stellungnahme ,des Ministerrates und der Kommission der Europäischen Gemeinschaften zum Kohlegesundungsgesetz 21. 20. Oktober 1967 Der Bundesminister für Wirtschaft erklärt den Betriebsräten der Zechen Hansa und Pluto, daß keine Stillegungsprämie .an die Zecheneigentümer gezahlt werden würde 23. Oktober 1967 Unter Vorsitz 'des Bundeskanzlers 'wird in Ministergespräch beschlossen, Hansa und Pluto keine Stillegungsprämie zu gewähren 24. Oktober 1967 Stillegungsaufschub bei den Zechen Hansa und Pluto vom Vorstand ,der GBAB und Verwaltungsrat der Aktionsgemeinschaft Deutsche Steinkohlenreviere GmbH beschlossen 22. 31.Oktober 1967 Besprechungen über Neuordnung des Steinkohlenbergbaus mit IG Bergbau und Energie: „Einheitsgesellschaft" und Fünfer-Gruppe der Eigentümer: „Rheinstahlplan" Daran anschließend Erarbeitung einer Synthese der wesentlichen Neuordnungspläne Ziel: Neuordnung der Unternehmensform des Steinkohlenbergbaus möglichst schon ab 1. Januar 1968 Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Schmidhuber (CDU/CSU) zu Punkt 2 der Tagesordung. In dieser Debatte geht ,es um eine dauerhafte Lösung der Probleme der deutschen Steinkohle. Dieses Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6707 Ziel hat die Bundesregierung durch Erklärung des Bun'desk'anzlers und es Bundeswirtschaftsministers proklamiert. Es ist in (dieser Debatte von den Sprechern aller Fraktionen bestätigt worden. Eine solche definitive Lösung ist weder gegen die Kräfte des Marktes noch gegen die technologische Entwicklung möglich, will man nicht unabsehbare Wachstumsverluste hinnehmen. Die Sanierung des deutschen Steinkohlenbergbaus ist nur (ein — wenn auch sehr wichtiger — Teil der uns gestellten energiepolitischen Aufgabe. Dies könnte man beinahe vergessen, wenn man die Begleitmusik hört, die vor 'Energiedebatten von Seiten der Betroffenen regelmäßig intoniert wird. Energiepolitik darf sich eben nicht in einer Kette von Hilfsaktionen für den Steinkohlenbergbau erschöpfen. Sie darf nicht zurückschauen auf das, was war — auf die großen industriellen Leistungen, die in diesem Wirtschaftszweig vollbracht worden ,sind , sondern sie muß auf (das gerichtet werden, was vor uns liegt — auf eine im Wandel begriffene Wirtschaft. Es hat wenig Sinn, in der Wissenschaftsdebatte 'die großen technologischen Perspektiven aufzuzeigen, wenn man (sie dann in der Energiedebatte ignoriert.. Diese Bundesregierung der Großen Koalition hat sich in der Regierungserklärung einer" Wirtschaftspolitik der Stabilität und des Wachstums verpflichtet. Diese Zielsetzung muß auch für die Energiepolitik gelten. Wirtschaftspolitische Eingriffe in bestimmte Teilbereiche der Wirtschaft müssen so erfolgen, daß sie auf lange Sicht gesehen wachstumsfördernd wirken. Die Erhaltung überholter Strukturen ist nur für eine kurze Übergangsfrist möglich. Die Umschichtungen bei der Energieverwendung sind nicht die Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik — wie es heute wieder behauptet wurde —, sondern nur ein Ausdruck der modernen technisch-wirtschaftlichen Entwicklung. Diesen Wandel können wir auch in anderen Industrieländern beobachten. Dieser Prozeß ist heute noch keineswegs abgeschlossen. Es kann durchaus sein, daß das Mineralöl in absehbarer Zeit von der Atomenergie in seiner Stellung als dominierender Wachstumsfaktor auf dem Gebiet der Energiedarbietung abgelöst wird. Diese strukturellen Veränderungen auf dem ,Energiemarkt haben nicht nur Schwierigkeiten mit sich gebracht, sondern sie sind gleichzeitig mit einem allgemeinen Aufschwung der Wirtschaft einhergegangen. Sie haben zu einer Veränderung der Standortbedingungen geführt, was sich positiv für die revierfernen Gebiete ausgewirkt hat. Man muß daher die Kohlekrise .als das sehen, was sie ist, nämlich als ein Umschichtungsvorgang in einer expansiven Wirtschaft. Wenn man aber eine expansive Wirtschaft will, dann darf man 'derartige Umschichtungsvorgänge nicht aufzuhalten versuchen und überholte Strukturen konservieren wollen. Aufgabe der Wirtschaftspolitik kann es nursein, für einen möglichst reibungslosen Verlauf dieses Umschichtungsprozesses zu sorgen. In der Debatte um den möglichen Umfang einer künftigen Kohleförderung spielt der Begriff der Versorgungssicherheit, d. h. der Eigenversorgung aus heimischen Energiequellen, eine große Rolle. Man sollte dieses Argument auf seinen rationalen Kern zurückführen. Hier ist zunächst einmal festzustellen, daß die 'deutsche Volkswirtschaft nun einmal in den Gemeinsamen Markt integriert und die Weltwirtschaft verflochten ist und daß jede Störung der internationalen Wirtschaftbeziehungen zu erheblichen Rückwirkungen auf unser Wirtschaftsleben führen würde. Es ist außerdem unbestritten, daß die Kohle den Energieverbrauch der deutschen Volkswirtschaft nicht mehr annähernd decken kann, so daß die Einfuhrabhängigkeit nicht mehr beseitigt werden kann. Ich möchte damit nicht sagen, daß man das Problem der Versorgungssicherheit völlig außer acht lassen soll. Im Gegenteil! Diese ist nur durch eine Fülle von Maßnahmen sicherzustellen. Sie liegt mindestens ebenso stark in (einer Diversifikation der Öleinfuhren und in einem gesteigerten Tempo des Ausbaus der Kernenergieerzeugung wie in der Erhaltung .einer bestimmten Kapazität des deutschen Steinkohlenbergbaus. Das Ziel der Hilfsmaßnahmen für die Kohle — oft versprochen, aber bisher noch nicht verwirklicht — muß daher sein die Anpassung des Steinkohlenbergbaus an die veränderten und sich verändernden Verhältnisse. Dies kann nicht geschehen durch die Garantie einer Quote am Gesamtenergieverbrauch oder die Setzung neuer Orientierungdaten, die nur allzu rasch durch die wirtschaftliche Entwicklung üiberhol.t werden können und dann weniger zur Orientierung der unternehmerischen Entscheidungen als zur Deroutierung des Marktes beitragen. Es darf daher keine starre Förderungsgrenze gesetzt werden, sondern es muß ein flexibles Anpassungsmodell gewählt werden, in dem die Veränderung der Nachfrage, die Kostensituation der Zechen, die für die Stützung des Kohleabsatzes verfügbaren Finanzmittel der öffentlichen Hand und die Möglichkeit der Beschaffung von Ersatzarbeitsplätzen entsprechend berücksichtigt werden. In der letzten Zeit ist hin und wieder die Behauptung aufgestellt worden — so u. a. vom früheren Vorsitzenden des Unternehmensverbands Ruhrbergbau Dr. Burckhardt —, es sei eine Illusion, an eine Wettbewerbsfähigkeit der Kohle gegenüber den anderen Energieträgern zu glauben. Ob diese Behauptung zutrifft, kann heute nicht gesagt werden. Es wird eine der ersten Aufgaben des Kohlebeauftragten oder einer Kohlebehörde sein, Klarheit in die Kostenverhältnisse des Bergbaus zu bringen und die daraus erforderlichen Schlüsse zu ziehen. Wenn es sich (aber herausstellen sollte, daß kein wettbewerbsfähiger Kern vorhanden ist — woran ich nicht glauben kann —, dann würde dies wohl bedeuten, daß ein Ende der Zechenstillegungen nicht absehbar wäre, denn keine Volkswirtschaft kann es sich leisten, für einen ganzen Wirtschaftszweig auf unbegrenzte Zeit Erhaltungssubventionen zu zahlen. Lassen Sie mich — nach diesen Vorbemerkungen einiges zu den Vorlagen sagen, die wir heute in erster Lesung beraten. Das Kernstück der von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwürfe ist das Gesetz zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlenbergbaus und der deutschen Steinkohlenbergbaugebiete. De. Entwurf zielt konsequent auf die Beseitigung der Ursachen der Kohle- 6708 Deutscher Bundestau — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 krise ab, .einerseits durch Anpassungshilfen für den Kohlenbergbau, andereseits durch Schaffung der Instrumente für eine aktive Umstellungspolitik in den Steinkohlenbergbaugebieten. Es ist ein Gesetz für die Kohle, aber auch unter voller Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Aspekte der Energie- und Strukturpolitik. Es hält sich bewußt im ordnungspolitischen Rahmen der sozialen Marktwirtschaft. Es zielt auf die Sache ab, nämlich auf eine rasche und erfolgreiche Umstrukturierung an Ruhr und Saar. Es verspricht eine wirksame, aber für die Betroffenen möglicherweise bittere Medizin. Das mag für diejenigen enttäuschend sein, die ein Trostpflaster in Gestalt eines warmen Regens neuer Subventionen erwartet haben, ohne die Verpflichtung, im eigenen Haus Ordnung zu machen. Wir bejahen die fortschrittliche Konzeption dieses Gesetzes. Wir verfolgen daher auch mit Sorge die Absichten derjenigen, die den Entwurf des Kohleanpassungsgesetzes auf den Status einer Diskussionsgrundlage hinunterspielen wollen. Sicher wird in der Ausschußberatung einiges geändert werden 'können oder müssen. Wir werden aber darauf achten, daß der Entwurf nur verbessert und nicht verwässert wird. In der vorparlamentarischen Diskussion wurde 'die Forderung erhoben, daß der Entwurf durch eine unternehmenspolitische Lösung, d. h. durch eine Neuordnung der Unternehmensstruktur an der Ruhr ergänzt werden müsse. Dazu ist zunächst festzustellen, daß eine Neuordnung der Unternehmensstruktur durchaus mit dem Kohleanpassungsgesetz vereinbar ist. Es dürfte auch unbestreitbar sein, daß eine Zusammenfassung .der etwa 30 im Steinkohlenberbau tätigen Gesellschaften in leistungsfähigeren Unternehmenseinheiten oder in einer Einheitsgesellschaft nützlich ist. Man sollte die Formel von 'der Ergänzungsbedürftigkeit des Gesetzes in Klartext übersetzen. Es werden nämlich von seiten der Zecheneigentümer Fordederungen an die öffentliche Hand herangetragen, den an sich wünschenswerten Zusammenschluß durch öffentliche Garantien und steuerliche Maßnahmen zu erleichtern bzw. zu ermöglichen. Ob eine derartige Hilfestellung vertretbar und geboten ist, kann erst entschieden werden, wenn alle Einzelheiten und Modalitäten kritisch geprüft sind. Bei der Prüfung dieser Frage ist folgendes zu berücksichtigen: 1. Das Ziel muß die Schaffung einer leistungsfähigen Gesellschaft sein, die auf erwerbswirtschaftlicher Grundlage arbeiten, d. h. längerfristig eine Rendite abwerfen kann. Die Wirtschaftlichkeit der Einheitsgesellschaft wind davon abhängen, wie die eingebrachten Vermögensteile bewertet und in welcher Weise die Liefervorrechte der Altgesellschaften übernommen werden. 2. Nicht nur 'bei der Produktion, sondern auch beim Absatz muß der höchstmögliche Rationalisierungseffekt erzielt werden; d. h. die Absatzorganisation muß gestrafft und die Verkaufspolitik beweglicher gestaltet werden. 3. Es müssen institutionelle Sicherungen eingebaut werden, daß die Geschäftspolitik der Einheitsgesellschaft auch zu einer raschen Sanierung des Kohlenbergbaus führt. Die Einheitsgesellschaft darf kein Massengrab für vom Staat getragene Riesenverluste werden. 4. Die dem Bund aus den Hilfsmaßnahmen für die Kohle entstehende finanzielle Gesamtbelastung muß in irgendeiner Form begrenzt werden. Die Übernahme von Verpflichtungen auf einen Zeitraum von 20 Jahren erscheint in diesem Zusammenhang äußerst bedenklich. 5. Die öffentliche Hand kann nur die Kompensation von Nachteilen übernehmen, die durch politische Entscheidungen, etwa durch eine Verzögerung von Stillegungen aus strukturpolitischen Gründen, entstehen. Eine Garantie gegen die Entwertung von Realkapital durch die wirtschaftliche Entwicklung kann die öffentliche Hand auf keinen Fall übernehmen. Die Hinnahme einer Entwertung von Produktionsanlagen ist ein wesentlicher Bestandteil des unternehmerischen Risikos. Würde die öffentliche Hand den Unternehmern dieses Risiko abnehmen, so würde das Schlagwort von der Sozialisierung der Verluste eine fatale Bestätigung finden. Wenn man die Marktwirtschaft bejaht, dann muß man auch die Risiken des Marktes auf sich nehmen und tragen. Der Zusammenschluß der Bergwerksgesellschaften des Ruhrgebiets zu größeren Einheiten oder zu einer einzigen Betriebsführungsgesellschaft allein kann die Ertragslage des Bergbaus noch nicht bessern. Er kann aber den Rahmen für eine Rationalisierung der Förderung und damit für ein e entscheidende Kostensenkung bieten. Es sollte noch geprüft werden, ob nicht der Grundgedanke des Walsum-Planes in diese Überlegungen mit eingebaut werden könnte, nämlich daß ein interner Wettbewerb um die Einlieferungsmengen für den gemeinsamen Verkaufsapparat entsteht. Das zentrale politische und wirtschaftliche Problem ist die Verzahnung der geplanten Stillegungsmaßnahmen mit der Beschaffung neuer Arbeitsplätze. Die schlagartige Freisetzung einer großen Zahl von Arbeitskräften dürfte weder sozial zu vertreten noch regionalwirtschaftlich zu verkraften sein. Dies darf aber nicht dazu führen, daß der Plan, in den nächsten drei Jahren eine technische. Kapazität von mindestens 30 Millionen Jahrestonnen stillzulegen, fallengelassen oder in die Länge gezogen wird. Wenn es nicht gelingt, durch eine schnelle Stillegung der überschüssigen Kapazität die absinkende Nachfrage einzuholen, dann ist die Sanierung des Steinkohlenbergbaus gescheitert, dann sind die Milliarden an Steuermitteln vergeudet, und die Enttäuschung der Menschen an der Ruhr wird gefährliche Ausmaße annehmen. Die Verlangsamung des Stillegungsprozesses wäre daher eine ökonomische und politische Torheit. Aus dieser Situation gibt es nur einen Ausweg, nämlich die Beschleunigung der Anstrengungen zur Schaffung neuer Arbeitskräfte durch Erweiterung bestehender oder durch Errichtung neuer Anlagen in einer gemeinsamen Anstrengung von Wirtschaft, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 6709 Bund und Land. Wir hoffen, daß der für das nächste Jahr erwartete Konjunkturaufschwung diese Aufgabe erleichtern wird. Ich kann mir allerdings in diesem Zusammenhang den Hinweis nicht versagen, daß sich heute rächt, daß man man in der Vergangenheit einige Großprojekte der Industrieansiedlung an Grundstücksschwierigkeiten scheitern ließ. Die Umstellung des Ruhr- und Saargebietes von einer Monostruktur zu einer ausgewogenen Industrielandschaft mit einem angemessenen Anteil an Wachstumsindustrien rechtfertigt ein großzügiges Engagement der öffentlichen Hand in Form von speziellen Investitionsanreizen. Angesichts des steigenden Kapitalbedarfs pro Arbeitsplatz handelt es sich um die Umschichtung bzw. den Neueinsatz großer Kapitalien. Man sollte aber das Ausmaß der Freisetzungen nicht dramatisieren. Nach 1945 sind schon Umschichtungsprozesse weit größeren Umfangs unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen gemeistert worden. Bei dieser Umstrukturierungsaktion kann allerdings nicht völlig außer acht gelassen werden, daß. es auch in anderen Teilen der Bundesrepublik regionale und sektorale Strukturprobleme gibt, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Ich darf daran erinnern, daß die höchsten relativen Arbeitslosenzahlen nicht im Ruhrgebiet, sondern in den strukturschwachen Gebieten des Bayerischen Waldes und der Oberpfalz zu verzeichnen sind. Unser Ziel ist eine ausgewogene und flexible Industriestruktur in allen Teilen der Bundesrepublik. Neben positiven Maßnahmen der Strukturpolitik hat sich die Abwanderung immer wieder als ein gewisses Regulativ erwiesen. Wenn die Bevölkerungszahl des Ruhrgebiets in der letzten Zeit leicht zurückgegangen ist, so kann ich darin noch kein nationales Unglück oder ein Alarmzeichen sehen, sondern dies ist eine Erscheinung, die in gewissen Grenzen durchaus geeignet ist, zur Lösung der Strukturprobleme beizutragen. Die Fragen der Strukturpolitik können nicht losgelöst von sozialpolitischen Fragen behandelt werden. Ich möchte hierzu nur noch wenige Bemerkungen machen. Der Beruf des Bergarbeiters ist hoch spezialisiert. Der Übergang in einen anderen Beruf begegnet einer Reihe von psychologischen und technischen Hindernissen. Er ist oft mit Einkommensminderung verbunden. Die Hilfe der Gemeinschaft sollte in erster Linie darauf ausgerichtet werden, die Eingliederung des freigesetzten Bergarbeiters in einen neuen Industriezweig derart zu fördern, daß mit dem Berufswechsel kein sozialer Abstieg verbunden ist. Deshalb sollten die Hilfen für die Umschulung vermehrt und verbessert werden. Die Verwendung öffentlicher Mittel für eine situationsgerechte Umschulungshilfe hat m. E. Vorrang vor der Zahlung eines Abfindungsgeldes. In der jetzt vorgesehenen Konstruktion stellt das Abfindungsgeld eine Kompensation für den verlorenen Arbeitsplatz dar. Dem Arbeiter wäre wohl besser gedient, wenn diese öffentlichen Mittel dazu verwandt werden würden, seine beruflichen Chancen in der Zukunft zu verbessern. Die Freisetzung von Arbeitskräften ist übrigens kein spezielles Problem des Bergbaus. Die vielen 100 000 Landarbeiter und Kleinbauern, die ihre Heimat wegen Mangels an auskömmlichen Arbeitsgelegenheiten verlassen mußten, werden sich fragen, warum sie keine Abfindung bekommen haben. Dieselben Fragen werden z. B. die Arbeiter stellen, die durch die Strukturwandlungen der Textilindustrie ihren Arbeitsplatz verloren haben. Im Zuge der technologischen Entwicklung der nächsten Jahrzehnte müssen wir mit einer Kette solcher Freisetzungen rechnen. Damit gewinnt aber dieses Problem eine unübersehbare finanzielle und gesellschaftspolitische Dimension. Beim Abfindungsgeld wie bei einer eventuellen Pachtgarantie für die Zecheneigentümer müssen wir an die möglichen Konsequenzen und Berufungsfälle denken. Der Bundeswirtschaftsminister hat angekündigt, daß der Rückzug der Kohle durch zeitlich begrenzte flankierende Maßnahmen abgesichert werden soll. Bis jetzt sind wir noch nicht davon überzeugt, daß eine Absicherung durch zusätzliche restriktive Maßnahmen auf dem Mineralölsektor notwendig ist. U. E. könnte höchstenfalls für eine eng begrenzte Übergangszeit eine Verschärfung der Selbstbeschränkung der Mineralölgesellschaften ins Auge gefaßt werden. Eine Erhöhung der Heizölsteuer — wie sie die SPD gestern gefordert hat — wird von uns unter keinen Umständen hingenommen werden. Sie würde nur dem Verbraucher neue Belastungen aufbürden, ohne die Absatzmöglichkeiten des Bergbaus zu verbessern. Trotz aller Unkenrufe von seiten des Bergbaus können wir mit Befriedigung feststellen, daß die Selbstbeschränkung in den letzten Jahren sich als ein funktionsfähiges Instrument erwiesen hat. Wie das Beispiel der Heizölsteuer zeigt, haben derartige Übergangsregelungen ein zähes Leben. Den Versicherungen, daß es sich um befristete Maßnahmen handelt, muß man mit einer gewissen Skepsis begegnen. Schließlich sollte man nicht übersehen, daß in den letzten Jahren eine breite Palette von Schutzmaßnahmen für die Kohle geschaffen worden ist, von der Einführung des Kohlezolls angefangen bis zur Lizenzierung der Ölimporte. Einschließlich der Zuwendungen an die Knappschaftsversicherung und des Gegenwerts der Steuervergünstigungen machen sie im Jahre 1967 eine Hauhaltsbelastung von ca. 4 Milliarden DM aus. Die Ausgaben haben steigende Tendenz. Die Energiepolitik des Bundes wird somit zu einer schwerwiegenden finanziellen Dauerbelastung. Wir begrüßen es, daß in der Zwischenzeit die Bedeutung der Energiekosten für die Wirtschaft, insbesondere für die internationale Wettbewerbsfähigkeit, besser anerkannt worden ist. Zur Verbreitung dieser Erkenntnisse dürfte wohl auch die Abwanderung großer Betriebe der Grundstoffchemie und der Stahlindustrie nach Belgien und Holland beigetragen haben. Die Bedeutung der Energiekosten kann man allerdings nicht an der Durchschnittszahl von 4,2 % der Energiekosten am gesamtwirtschaftlichen Bruttoproduktionswert ermessen. Der Anteil in den einzelnen Industrie- 6710 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1967 zweigen ist nämlich sehr unterschiedlich. So beträgt er nach den Unterlagen der EWG-Statistik in der Petrochemie 17,0 %, in der Industrie der Steine und Erden 14,4 %; in der Stahlindustrie ist der Anteil der Energiekosten mit 20,9 % höher als der der Personalkosten mit 16,9 %. Im Hinblick auf die Automation kommt den Energiekosten in allen Industriezweigen steigende Bedeutung zu. Das Beispiel Bayern zeigt, wie durch die Heranführung neuer Primärenergien, durch den Aufbau des Ölzentrums Ingolstadt die wirtschaftliche Entwicklung günstig beeinflußt werden konnte. Dies war allerdings nicht ein Ergebnis der Wirtschaftspolitik auf Bundesebene, sondern im wesentlichen das Verdienst des bayerischen Wirtschaftsministers Dr. Otto Schedl, der heute wegen einer Erkrankung nicht von der Bundesratsbank aus diese Debatte verfolgen kann. Allein dieses Beispiel zeigt, wie fruchtbar die Betätigung der Länder auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik sein kann. Diese positiven Auswirkungen der Bereitstellung neuer Primärenergiequellen für die revierfernen Gebiete dürfen durch die Hilfsmaßnahmen für die Kohle nicht aufs Spiel gesetzt werden. Am 4. November 1959 — vor genau 8 Jahren — hat der damalige Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard von dieser Stelle aus erklärt: „Die Heizölsteuer und der Kohlezoll haben nur dann einen Sinn und können wirtschaftspolitisch verantwortet werden, wenn der Bergbau die ihm zugestandene Anpassungsfrist voll nutzt." Heute müssen wir uns im wesentlichen mit den gleichen Problemen auseinandersetzen wie damals; mit einem Unterschied: sie sind noch wesentlich schwieriger, und ihre definitive Lösung ist noch teurer geworden. Weil man an der Ruhr auf die jahrzehntelange Routine im Umgang mit der politischen Macht, die Wirkung der Pression auf Parlament und Regierung vertraute, unterließ man die rechtzeitige Anpassung an die veränderten Marktverhältnisse. Im Interesse einer weiteren gesunden Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft wird dem Steinkohlenbergbau heute noch einmal eine Chance geboten. Wir hoffen, daß sie dieses Mal wahrgenommen wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesministers Lücke vom 26. Oktober 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/2188 Frage 15) : Welches ist der gegenwärtige Stand in der Frage der Grenzöffnungen zur CSSR bei Bayerisch Eisenstein und an anderen Stellen der bayerisch-tschechoslowakischen Grenze? Wie sich bei den zwischen dem Bundesminister der Finanzen und dem Außenhandelsministerium der CSSR geführten Zollgesprächen ergeben hat, beabsichtigt die tschechoslowakische Seite, den Straßenübergang Bayerisch-Eisenstein im Sommer 1969 wieder zu öffnen. Bei weiterem Ansteigen des grenzüberschreitenden Verkehrs kann zu einem späteren Zeitpunkt, jedoch frühestens im Jahre 1970 auch mit der Öffnung der Straßenübergänge bei Mähring und Philippsreuth gerechnet werden. Darüber hinaus hat die tschechoslowakische Seite ihr grundsätzliches Einverständnis für die Wiederaufnahme des Reisezugverkehrs über Bayerisch-Eisenstein oder Furth i. W. zu erkennen gegeben, sofern die beiderseitigen Eisenbahnverwaltungen die Rentabilität der Bahnlinien bejahen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers Lücke vom 31. Oktober 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/2188 Frage 19) : Ist die Bundesregierung bereit, den Erlaß des Bundesinnenministeriums vom 31. Juli 1967 betreffend die Auslagenerstattung für den Erwerb von Führerscheinen durch Beamte, die an ausländischen Dienstorten tätig sind, so zu ändern, daß diesbezügliche Ausgaben, die in der Zeit vom 3. Juli 1964 bis 31. Juli 1966 entstanden sind, erstattet werden können? Nach der Verordnung über die Umzugskostenvergütung bei Auslandsumzügen vom 20. Juli 1966 können die Auslagen für den Erwerb eines am ausländischen Dienstort vorgeschriebenen ausländischen Führerscheines unter bestimmten Voraussetzungen erstattet werden. Mit dem Rundschreiben vom 31. Juli 1967 habe ich zugelassen, daß diese Regelung auch bei Umzügen nach grenznahen Auslandsdienstorten angewandt wird, obwohl die Verordnung für sie nicht gilt. Da die genannte Verordnung am .1. August 1966 in Kraft getreten ist, habe ich im Interesse einer gleichmäßigen Behandlung bestimmt, daß das Rundschreiben von demselben Zeitpunkt an gilt. Für eine weiter rückwirkende Anwendung der Regelung sehe ich keine Möglichkeit. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Bundesministers von Hassel vom 8. November 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Richter (Drucksache V/2236 Frage 12) : Ist die Bundesregierung bereit, entsprechend der Empfehlung 505 (1967) der Beratenden Versammlung des Europarates das Protokoll zur Rechtsstellung von 1951 über den Status der Flüchtlinge zu ratifizieren? Der Entwurf eines Vertragsgesetzes hat bereits dem Auswärtigen Amt zur Stellungnahme vorgelegen und wird demnächst dem Bundeskabinett zugeleitet werden. Zur materiellen Seite darf ich bemerken, daß die durch das Protokoll neu erfaßten Personen in der Bundesrepublik Deutschland bereits auf Grund des § 28 des Ausländergesetzes vom 28. 4. 1965 (BGBl. I S. 353) asylberechtigt sind. Da es aber erwünscht ist, daß das Protokoll von möglichst vielen Staaten in der Welt angenommen wird, ist die Bundesregierung der Auffassung, daß ihm auch die Bundesrepublik Deutschland beitritt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst im Namen der sozialdemokratischen Fraktion der Bundesregierung den Glückwunsch aussprechen zu den Beschlüssen, die das Kabinett gestern in dem Gesamtzusammenhang, über den wir heute debattieren, gefaßt hat. Die Beschlüsse kamen noch nicht zu spät. Ich möchte auch einen Glückwunsch aussprechen zu der Rede, die der Bundeswirtschaftsminister soeben gehalten hat und die doch, wie ich hoffe, die Sorgen sehr deutlich gemacht hat, die die Bundesregierung um die Menschen an der Emscher, an der Ruhr und an der Saar empfindet.
    Lassen Sie mich über die Menschen zunächst etwas sagen. Wenn man sich mit den Seelsorgern in den Steinkohlegebieten, mit den Seelsorgern der evangelischen Kirche oder den Seelsorgern der katholischen Kirche, unterhält oder wenn man sich mit Menschen wie unserem Kollegen Walter Arendt oder anderen Funktionären der Bergbaugewerkschaft unterhält, die in gewisser Weise heutzutage eine ähnliche Funktion ausüben müssen, dann wird einem klar, wie sehr die Situation der Bergbaubevölkerung durch Unsicherheit und durch Angst gekennzeichnet ist. Mein Kollege Walter Arendt wird aus seiner Kenntnis dieser Lage heraus nachher noch sprechen, und ich hoffe, er wird es sehr deutlich tun.
    Angst resultiert aus der Erwartung eines im einzelnen nicht erkennbaren, ungewissen, aber mit Gewißheit üblen Schicksals. Das psychologisch gegenwärtig Wichtigste ist deshalb, daß die Bundesregierung und daß dieses Parlament für die betroffenen Menschen Klarheit über die zu erwartende Entwicklung schaffen. Selbst bittere Wahrheit ist unendlich viel besser zu ertragen und zu bewältigen als dumpfe Angst, wenn einem nicht gesagt wird, was kommt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Es war nicht nötig, und es ist auch in Zukunft keineswegs nötig, diese Viertelmillion Bergbauarbeitnehmer und die ihnen zugehörigen Familien in Ungewißheit und in Angst zu lassen. Ich meine, daß dem Bundeswirtschaftsminister — ich spreche das für meine Fraktion aus — Dank dafür gebührt, daß er als erster seit dem Erkennbarwerden der Strukturkrise ein klares Wort gesprochen hat. Herr Kollege Brand hat soeben darauf hingewiesen, daß die Schlagworte früher ganz anders waren — ich denke hier an die „Energielücke" —, aber seit sieben, acht Jahren war die Strukturkrise des Steinkohlenbergbaus doch erkennbar, fing sie an, deutlich erkennbar zu werden. Es ist in diesen letzten sieben, acht Jahren eben eine Politik gemacht worden, die, entschuldigen Sie,

    (Abg. Dr. Stammberger: die keine Politik war)

    eine Politik des Herauszögerns, des Umgehens war,

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: mit kräftiger Unterstützung der SPD!)

    wenn ich mich deutlich ausdrücken darf: eine Politik der Dummheit und der Illusion. Ich rede hier nicht nur von der Bundesregierung und vom Bundestag, ich schließe hier die Herren Bergassessoren und vielerlei andere durchaus ein.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)

    Dem gegenwärtigen Bundeswirtschaftsminister ist Dank zu sagen dafür, daß er zum erstenmal seit sieben, seit acht Jahren das Problem bis zum Ende durchdacht und aufgeschrieben und auf diese Weise



    Schmidt (Hamburg)

    auch andere gezwungen hat, ihrerseits zu Ende zu denken und aufzuschreiben. Er hat doch eigentlich die Unternehmer, die Arbeitgeber des deutschen Steinkohlenbergbaus, erst reif gemacht für den Gedanken des Zusammenschlusses zu einer einheitlichen Gesellschaft.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es gab übrigens auch noch in einer anderen Ecke Leute, die diesen Gedanken schon sehr lange und sehr eindeutig kultiviert haben. Das darf man bei dieser Gelegenheit nicht vergessen. Es war dies die Bergbaugewerkschaft. Aber wenn nun inzwischen unter der tatkräftigen Führung von Herrn Sohl und Herrn Abs und anderen schließlich und endlich die Bergbauunternehmen sich diesem Gedanken öffnen, dann sollte es überflüssig sein, noch allzuviele alte Vorwürfe zu erheben. In diesem Punkt hat sich die heutige Rede des Bundeswirtschaftsministers auch etwas unterschieden von Text und Begründung des Gesetzentwurfs, über den wir heute reden.
    Ich begrüße es ausdrücklich, daß sich der Bundeswirtschaftsminister hier so nachdrücklich zu dem Gedanken eines freiwilligen Zusammenschlusses zu einer Gesamtgesellschaft bekannt hat, und zwar nicht nur für seine Person, sondern auch für die Bundesregierung. So verstehe ich das. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung, über den wir hier debattieren, ist so angelegt, daß er das ohne weiteres ermöglicht. Es stehen auch noch ein paar andere Bestimmungen darin, die vielleicht für andere Lösungen einen Sinn haben würden. Herr Schiller hat das angedeutet, und ich will es nicht noch einmal aufnehmen, was den Kohlebeauftragten und dergleichen Regelungen angeht. Ich will aber auch nicht verschweigen, daß bisher in Teilen der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen mußte, als sei der aus dem Frühjahr stammende Gesetzentwurf so angelegt, daß schon in relativ wenigen Monaten ein neuer Höhepunkt der menschlichen und sozialen Belastungen eintreten würde. Die sogenannten flankierenden Maßnahmen erscheinen relativ vorsichtig konzipiert und formuliert. Deswegen sagte ich: ich war sehr froh darüber, daß die Regierung gestern und heute durch den Mund ihres Wirtschaftsministers die Sache etwas schärfer akzentuiert hat, als sie bisher schien. Wir glauben nicht, die die noch im Frühjahr geäußerte Vorstellung, man könne das alles in 24 Monaten hinter sich bringen, richtig war. Wir glauben, daß das, was Herr Schiller heute gesagt hat, viel richtiger ist, daß nämlich der Zeitablauf natürlich von der Entwicklung der Konjunktur abhängig sein wird. Das scheint uns eine wichtige Akzentuierung, eine Verbesserung der bisherigen Einlassungen der Bundesregierung, zu sein.
    Wenn ich den Entwurf richtig verstanden habe, dann besagt er folgendes. Ich bin allerdings genauso wenig wie Herr Brand Energiepolitiker; ich maße mir auch nicht an, einer zu sein. Ich hätte allerdings Lust, es dennoch zu tun, wenn ich die süffisanten Bemerkungen eines Teils der Wirtschaftspresse über uns Politiker lese, die wir angeblich gar nichts verstehen, sondern alles falsch im Kopfe haben. Aber ich lasse mich gleichwohl nicht verleiten, meine Herren, und bekenne gern, daß ich mich nur für einen Politiker halte und nicht für einen Energiepolitiker. Aber auch ein Nur-Politiker muß erkennen, daß der Gesetzentwurf von einer Prämisse ausgeht, nämlich von der Prämisse, daß die Gesamtenergiekosten unserer Volkswirtschaft so gering gehalten werden müssen, daß das Niveau so niedrig gehalten werden muß, wie das technologisch möglich ist. Daraus folgt eine im Grunde und auf die Dauer wettbewerbspolitisch konzipierte Energiepolitik. Das ist die Prämisse dieses Gesetzentwurfs, und die ist à la longue auf jeden Fall zu billigen. Modifikationen dieser Prämisse, sind, wie wir denken, von vornherein nur für einen begrenzten Anpassungszeitraum von sehr wenigen Jahren vertretbar.
    Wer aber die menschlichen und die politischen Konsequenzen in den Steinkohlenrevieren sieht, der muß allerdings den früher geäußerten zeitlichen Vorstellungen über die Dauer des Anpassungszeitraumes mit großer Skepsis begegnen. Man kann die Ergebnisse von zehnjähriger struktureller Fehlentwicklung, von falscher Energiepolitik und falscher Unternehmenspolitik nicht innerhalb von 18 oder 24 Monaten korrigieren wollen. Um es noch deutlicher zu sagen: wir — jedenfalls wir auf dieser Seite des Hauses — werden nichts mitmachen, was in der Konsequenz eines Jahrzehnts falscher Energiepolitik den kleinen Mann die Zeche bezahlen läßt, dem großen Mann aber seine Zeche durch andere bezahlt; das werden wir nicht machen.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. MüllerHermann: Wer will denn das?)

    — Lieber Herr Müller-Hermann, Sie müssen sich nicht getroffen fühlen. Aber ich erinnere in dem Zusammenhang, in dem ich eben sprach, an gewisse finanzpolitische Vorstellungen seitens jener Herren, die den — im übrigen von mir begrüßten — Rheinstahlplan konzipiert haben. Wenn ich richtig rechne, dann ist in dem Plan, wie er jetzt von der Unternehmerseite vorgelegt wird, vorgesehen —

    (Abg. Dr. Barzel: Sie polemisieren nicht gegen uns!)

    — gar nicht; ich verstehe gar nicht, warum sich Herr Müller-Hermann getroffen fühlt —, daß der Bund über 20 Jahre eine jährliche Pachtgarantie bis zu 360 Millionen DM geben soll. Rechnen Sie sich mal aus, was das im äußersten Falle die Bundeskasse — das heißt den Steuerzahler — kosten könnte. Wenn ich rechnen kann, sind das 7,2 Milliarden DM. Ich glaube nicht, daß die Regierung sich auf so etwas einläßt; das kann ich mir nicht vorstellen.

    (Zuruf von der Mitte: Wir auch nicht!)

    — Sie auch nicht, wie ich mit Freuden sehe; auch nicht Herr Burgbacher, wie ich mit Freuden sehe.

    (Heiterkeit.)

    Aber Sie werden mir erlauben, meine Damen und Herren, daß wir in einer energiepolitischen Debatte, in der es viele Beteiligte gibt — der Rheinstahlkreis ist genannt, ein wichtiger Beteiligter, dem in diesem Zusammenhang auch Anerkennung gebührt; ferner der Walsumkreis und viele andere —, uns mit den



    Schmidt (Hamburg)

    Argumenten auch jener Partner auseinandersetzen, die in diesem Augenblick in diesem Hause nicht selber sprechen können. Jene Partner allerdings meinte ich, Herr Müller-Hermann, wenn ich sagte, wir machen es nicht mit, daß ihnen ihre Zeche bezahlt wird und der kleine Mann derjenige ist, der sie zahlt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich möchte in ähnlicher Weise wie Herr Schiller auf vier verschiedene Punkte hinweisen, die uns am Herzen liegen. Aber ehe ich mich diesen einzelnen sachlichen Punkten zuwende, möchte ich ausdrücklich ein Zitat unterstreichen, das der Wirtschaftsminister aus der Einlassung des bei seinem Ministerium gebildeten Wissenschaftlichen Beirats gebracht hat. Ich hatte mir dasselbe Zitat aufgeschrieben; ich finde, es sollte hier noch einmal hervorgehoben werden. Der Beirat sagt, daß die Sanierung des Steinkohlenbergbaus mit dem Ziel betrieben werden muß, daß er am Ende als ein marktwirtschaftlich lebensfähiger Wirtschaftszweig in die deutsche Volkswirtschaft eingegliedert ist. Unter der Voraussetzung dieses Ziels, das man in einem konkret begrenzten Zeitraum erreichen muß, erscheinen mir alle unvermeidlichen behelfsmäßigen Zwischenlösungen um so besser, je weniger sie das endgültige Ziel außer acht lassen. Aber wir sind uns darüber klar, daß es eine unter a 11 e n Gesichtspunkten richtige Lösung nicht gibt. Jeder muß wissen, daß wir uns hier um einen Kompromiß, um eine Vielfalt von Kompromissen in einem Geflecht von verschiedenerlei großen Konflikten bemühen müssen.
    Allerdings lese ich nun — ich muß noch einmal darauf zurückkommen — in den Zeitungen von den klugen Wirtschaftsjournalisten, in deren Sicht wir Politiker uns in den Niederungen befinden, etwas Bemerkenswertes. In den letzten Tagen schrieb z. B. eine Zeitung:
    Der Bundeskanzler und der SPD-Fraktionschef Schmidt spielen auf dem Klavier der menschlichen Seite der Stillegungen.
    In einer anderen Zeitung, die sehr seriös und konservativ ist, steht heute morgen etwas, was sich dem lückenlos anschließt:
    Wieder einmal ist diesen Politikern das Herz in die Hose gerutscht.
    Ich will Ihnen einmal etwas sagen, meine Herren: Wir bilden uns etwas darauf ein, daß wir in dieser Sache ein Herz haben!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich zitiere in dieser Sache einen Zeugen, der nicht vor sechs oder sieben Jahren in diesem Haus gesprochen hat, der auch kein Gewerkschaftsführer, kein Politiker, kein Bergassessor und kein Kumpel ist. Er hat am 18. Mai 1966 in einer bemerkenswerten Rede, in einer ausführlichen, sorgfältigen Darlegung, die das Herz, aber auch die ökonomische Vernunft erkennen ließ, gesagt — —

    (Zuruf von der Mitte: Wer?)

    — Ich mache es wie Herr Schiller, ich sage hinterher,
    wer es war. Bei ihm konnte man es allerdings
    vorher wissen, wenn man damals aufgepaßt hatte. Wenn man die Energiepolitik seiner eigenen Partei so gut im Kopf hat wie wir, dann konnte man wissen, wer es war.
    Aber jetzt hören Sie sich den Mann an. Ich fasse die Sätze, die ich in seinem Vortrag vom 18. Mai vorigen Jahres als Kernsätze empfunden habe, zusammen und zitiere:
    Die Energiewirtschaft, die langfristig investiert und auf lange Sicht planen muß, entzieht sich ihrer Natur nach einem kurzfristigen Opportunismus und entzieht sich einer totalen Liberalisierung .. .

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Wir können nicht einem kalten Liberalismus das Wort reden, einem Liberalismus, der offen posaunt: Wir lassen den Bergbau fallen, weil die Energie aus der Kohle zu teuer ist, und die entlassenen Bergleute kommen schon irgendwie unter.
    Das Zitat fährt fort:
    Ich habe die Sorge, daß im Augenblick im Bergbau sehr viel moralischer Kredit, Vertrauen, Kameradschaft, Kollegialität, betriebliche Verbundenheit und Einsatzbereitschaft verwirtschaftet werden könnte.... Es besteht die Gefahr, daß die verderbliche Aussaat der Angst und Unsicherheit alles das überwuchert, was in den letzten Jahren zur Verbesserung der mitmenschlichen Beziehungen in der Wirtschaft kultiviert worden ist. ... Die Situation verpflichtet uns alle zu solidarischer Zusammenarbeit.
    Ich lasse einmal weg, was der Autor zur Energiepolitik im ökonomischen Sinne gesagt hat; dazu habe ich meine eigene Meinung. Ich will Ihnen sagen, wer das war. Das war Franz Hengsbach, Bischof zu Essen, vor anderthalb Jahren. Der Mann hat recht. Das ist genau der Aspekt, den ich manchen unserer wirtschaftstheoretisch schreibenden Journalisten in der Wirtschaftspresse wünschen möchte. Dieser Mann hat recht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir Sozialdemokraten jedenfalls schämen uns keineswegs, an das Verantwortungsbewußtsein jedermanns im Land zu appellieren — wir brauchen nicht an den Deutschen Bundestag zu appellieren, wir sind uns der verdammten Verantwortung für das Bergbauproblem ziemlich bewußt und gewiß —, an Verantwortungsbewußtsein und Solidarität der Menschen draußen zu appellieren, jener Menschen, die in ihrem persönlichen Schicksal vom Niedergang der Kohle selbst nicht direkt betroffen sind. In den letzten Generationen hat der Selbstbehauptungswille unseres Volkes, meine Damen und Herren, zum Teil um überaus fragwürdiger Ziele willen unerhörte Opfer und Leistungen zustande gebracht. Das Bergbauproblem ist, was die moralische Seite angeht, wirklich nicht so problematisch. Die ökonomische Seite ist problematisch, die sozialpolitische Seite ist problematisch. Aber wir können auch dies Bergbauproblem nur lösen, wenn wir einer großen



    Schmidt (Hamburg)

    gemeinsamen nationalen Kraftanstrengung Ziel und Weg weisen. Ganz gewiß darf dabei die ökonomische Vernunft nicht vernachlässigt werden, aber für einen begrenzten Zeitraum müssen wir gemeinsame Hilfe verfügbar machen. Auf die Dauer brauchen Konsumenten wie Industrie die technologisch niedrigstmöglichen Energiepreise. Ein Übergang, ein Anpassungsvorgang ist aber über eine Reihe von Jahren hinweg notwendig, ein umfassendes Anpassungsprogramm, wenn wir die Bergbaubevölkerung an Lippe, Emscher, Ruhr und Saar nicht in die Verzweiflung treiben wollen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es kann mich keiner davon abbringen, daß die menschliche und allgemeinpolitische Seite der Sache ganz genauso wichtig ist wie die wirtschaftspolitischen Aspekte und die wirtschaftspolitischen Instrumente, die man braucht, um des politischen Problems Herr zu werden.
    Ich komme zu den vier Punkten. Zum ersten Punkt: Es ist eine in einem Jahrzehnt etablierte Politik der sozialdemokratischen Fraktion, an die wir in diesem Augenblick erinnern möchten, ohne es näher auszuführen, daß isolierte Kohlepolitik — etwa unter Außerachtlassung der Entwicklungen auf den Märkten der Energieträger Öl, Braunkohle, Erdgas und Kernbrennstoff — wegen des gegenseitigen Verdrängungswettbewerbs nicht möglich ist. Wir begrüßen in diesem Zusammenhang ausdrücklich, daß der Bundeswirtschaftsminister heute morgen so betont die Notwendigkeit eines gesamtenergiepolitischen Konzepts unterstrichen hat. Ganz abgesehen davon, daß wir ja alle wissen, inwieweit das Öl bei der Kohlekalamität eine Rolle gespielt hat, sollten wir vielleicht wissen, daß z. B. Hilfsmaßnahmen, die wir in diesem Parlament zugunsten der Steinkohle beschlossen haben, anfangen, der Braunkohle Sorge zu machen.

    (Zuruf aus der Mitte: Sehr richtig!)

    Hier handelt es sich um ein verbundenes System von Märkten. Man darf und kann sie nicht isoliert betrachten wollen. Ich will mich hier nicht zum Braunkohlenexperten aufwerfen, aber ich will wohl darauf hinweisen, daß da jetzt die Sorgen anfangen, die wir durch unsere Maßnahmen zugunsten der Steinkohle erst heraufbeschworen haben.
    Dem Wirtschaftsminister ist von unserer Seite aus recht zu geben: Er hat sich gegen eine planification en détail gewandt. Das war sicherlich Partnern außerhalb dieses Hauses gegenüber gesagt. Wir möchten ihm aber eben auch dann ausdrücklich recht geben, wenn er sagt, er gehe von Absatzvorausschätzungen aus. Ich glaube, diese sollten auch regelmäßig und öffentlich erfolgen, nicht isoliert für die Kohle, sondern für alle Energieträger. Wir begrüßen auch ausdrücklich, daß er hier angekündigt hat, daß es ein energiewirtschaftliches Kapitel in dem jährlichen Wirtschaftsbericht der Bundesregierung nach dem Stabilitätsgesetz geben wird. Wir meinen, daß es ohne mittelfristige, quantifizierte Absatzvorausschauen oder Verbrauchsvorausschauen keineswegs gehen wird.
    Wir glauben dm übrigen, ,daß .die Bundesregierung prüfen muß, ob ihr Instrumentenkasten für eine Gesamtenergiepolitik vollständig ist. Wir sind durchaus bereit, diesen Instrumentenkasten zu vervollständigen. Wir wissen, daß ,es bereits einige Instrumente gibt. Wir möchten darauf hinweisen, daß z. B. in der Schublade 'der Regierung de lege lata — nach geltendem Recht — die Ermächtigung liegt, ,die Heizölsteuer heraufzusetzen, für 'das eine auf das Dreifache, für das andere auf das Eineinhalbfache.

    (Zuruf des Abg. Dr. Burgbacher.)

    — Ich sage nicht, Herr Burgbacher, Sie sollen das Instrument aus dem Kasten nehmen und sofort anwenden. Ich sage nur in einer bestimmten Himmelsrichtung — ich kenne sie aus meiner Heimatstadt —, daß das Instrument da ist.

    (Zuruf: Fleet in being!)

    — D'accord. Ich weiß nicht, 'ob die Instrumente alle vollständig sind.

    (Zurufe von der Mitte: Es gibt andere! — Einfetten!)

    — Einfetten?

    (Zuruf von der Mitte: Einmotten!)

    Was nun die :Mineralölseite angeht, so darf ich darauf hinweisen, daß ich schon vor 10 oder 12 Jahren in ,diesem Hause Mineralöldebatten geführt habe. Die älteren Kollegen werden sich erinnern. Für jemanden, der von der Küste kommt, der aus einer Seehandelsstadt, aus einer exportorientierten Schiffahrtsstadt kommt und nicht von vornherein die Sympathie für die Steinkohle mit der Muttermilch in sich aufgesogen hat, liegt es nahe, sich mit Mineralöl zu beschäftigen. Aber ich will Ihnen etwas sagen: ich sehe mit Sorge, was auf dem Mineralölmarkt in Deutschland los ist. Ich ‘finde das, was die Franzosen und die Italiener machen, sehr viel sicherer und eindrucksvoller als das, was wir hier machen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesrepublik Deutschland ist, wenn ich einmal von ,der Sowjetunion absehe, der drittgrößte Mineralölmarkt der Welt, ein unerhört expansiver, dynamischer Markt. Wie groß ist eigentlich die Marktmacht deutscher Unternehmer auf diesem Markt bei der heillosen Zersplitterung, in der sich die deutschen Unternehmer hier befinden?

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich bitte mich nicht mißzuverstehen: ich rede nicht darüber, daß ,der Staat den Zusammenschluß der einen Gesellschaft mit der anderen mit einer Viertelmilliarde finanzieren soll. Ich rede nicht davon, daß der Staat eine große Gesamtenergiegesellschaft bilden soll. Das mag interessant sein; ich weiß es nicht, ich bin kein Fachmann. Aber ich rede davon, daß ein Land wie .die Bundesrepublik, so exportstrukturiert, so abhängig verflochten in die Weltwirtschaft, sich selber nicht gestatten darf, auf diesem wichtigen Markt vollständig in die Abhängigkeit riesenhafter ausländischer Konzerne zu geraten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)




    Schmidt (Hamburg)

    Es mag überraschen, das im Rahmen einer Kohledebatte zu hören.

    (Zuruf von der Mitte: Gerade richtig!)

    Aber wir sehen die Kohle in einem Zusammenhang mit der Energiewirtschaftspolitik insgesamt.

    (Erneuter Zuruf von der Mitte: Der entscheidende Punkt!)

    — Ich bin Ihnen dankbar für die Zustimmung.

    (Abg. van Delden: Eines einzelnen Herrn! — Abg. Dr. Müller-Hermann: Sagen Sie, wie man es machen muß!)

    — Wie man das machen muß? Da gibt es allerhand subtile Möglichkeiten. Ich will nicht zuviel darüber sagen. Aber es gibt z. B. den Weg, Herr MüllerHermann, auf dem die Bundesregierung jetzt die Steinkohlebergbauunternehmen dazu bringt, sich zum Zusammenschluß zu bereiten, ohne daß etwa ein Gesetz sie dazu zwingen würde. Das Gesetz wäre ja nur der Knüppel hinter der Tür; ich will ihn nicht vergessen. Aber dieser Weg, auf dem man den Steinkohlenbergbau zur Räson einer modernen Volkswirtschaft bringt, ist eine der Möglichkeiten. Auf diesem möglichen Wege könnten Sie auch auf anderen Märkten der Räson zum Durchbruch verhelfen.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Dadurch schaffen Sie aber nicht mehr deutsches Öl!)

    Lassen Sie mich etwas zur Kohle sagen. Wir freuen uns, daß der Bundeswirtschaftsminister der Erwartung Ausdruck gegeben hat, daß diese Einheitsgesellschaft quasi rückwirkend — wenn ich es richtig verstanden habe — vom 1. Januar nächsten Jahres an wirksam werden soll. Der Herr Bundeswirtschaftsminister oder sagen wir genauer: die Bundesregierung insgesamt hat ja einige Möglichkeiten, das zu beschleunigen. Jedenfalls wären wir bereit, noch in der Ausschußberatung in das Gesetz Möglichkeiten hineinzuschreiben, um das zu beschleunigen. Ich könnte mir denken, daß es in Zukunft gewisse Subventionen nicht geben wird für solche Firmen, die sich dem vertraglichen Zusammenschluß nicht anschließen wollen. Das könnte ich mir sehr gut denken, und ich bin durchaus bereit, das sehr deutlich in den Gesetzentwurf während der Ausschußberatung hineinzuschreiben.

    (Zuruf von der Mitte: Das ist notwendig!)

    — Sehr schön; wir sind uns offensichtlich einig. (Abg. Russe [Bochum] : Völlig einig!)

    Wir haben auch dieselbe Vorstellung, wie sie hier die Regierung geäußert hat, nämlich daß eine der zeitlich wichtigsten, der im Augenblick — nicht auf die Dauer — vordringlichsten Aufgaben der Stillegungsplan ist, den diese Gesamtgesellschaft dann entwickeln muß. Ich weiß nicht, ob es nicht besser wäre, ganz dem englischen Beispiel zu folgen und von A-, B- und C-Zechen zu sprechen, damit man einerseits weiß, welche ganz gewiß dichtgemacht werden, andererseits weiß, welche ganz gewiß aufrechterhalten werden, und dazwischen dann die eigentlich problematischen eingegrenzt werden.

    (Abg. van Delden: Dafür muß man aber erst die Kriterien haben!)

    — Ja, sicher, unter anderem, dazu wird die Gesellschaft ja gegründet, um die Kriterien zu erarbeiten.
    — Aber ich hoffe doch, daß die klugen Leute, die diesen Plan im Rheinstahlkreis erarbeitet haben, noch mehr im Kopf haben, als bisher aufgeschrieben worden ist. Die haben ganz gewiß, Herr van Delden, schon etwas mehr nachgedacht, auch über den Stilllegungsplan. Soviel Vertrauen habe ich auf jeden Fall.

    (Abg. van Delden: Meinen Sie?)

    — Vertrauensvorschuß, ja.
    Ob das aber Zeit hat bis zum April, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall möchten wir, daß die Grundstücke einbezogen werden, daß die Grundstückspolitik einbezogen wird. Darauf sollte die Bundesregierung drücken und ihre Pressionsmöglichkeiten, wenn das nötig wird, auch durchaus anwenden, damit die Grundstücke einbezogen werden. Herr Schiller hat etwas über die Bodensperre an der Ruhr gesagt. Fahren Sie mal in die einzelnen Kommunen und Städte und lassen Sie sich erzählen, warum sich Ford nicht an der Ruhr ansiedeln durfte, warum diese, warum jene Industrie-Ansiedlung schiefgegangen ist. Das ist in vielen Fällen wirklich eine mittelalterliche Monopolbodenpolitik gewesen.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)

    In vielen anderen Fällen haben sich die Zechen sehr kooperativ und vernünftig verhalten; auch das will ich durchaus dazu sagen.

    (Abg. van Delden: Es lag zum Teil auch an der Steuer!)

    — Es lag an vielerlei Unzuträglichkeiten.
    Wir möchten im übrigen auch die Zechenkraftwerke einbeschlossen haben. Ich folge dem, was der Wirtschaftsminister gesagt hat. Ich füge hinzu: wir möchten auch die Bergarbeiterwohnungen einbeschlossen haben. Das ist nämlich ein dickes Problem für die Betroffenen. Wir möchten nicht, daß sie zusätzlich zu der Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren, in einen ganz anderen Beruf zu müssen, noch mit der Sorge belastet sind, daß sie ihre Wohnungen loswerden oder daß ihnen demnächst, wenn sie nicht mehr Bergarbeiter sind, die Miete heraufgesetzt wird.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir sind überzeugt, daß die Einheitsgesellschaft in wenigen Jahren unerhörte Rationalisierungseffekte erzielen kann, daß sie in wenigen Jahren die Schichtleistung pro Mann wesentlich heben wird und daß sie die Produktionskosten und damit auch die Absatzpreise für die Kohle wird senken können.
    Lassen Sie mich über einen dritten Hauptpunkt sprechen. Der erste war die Energiepolitik insgesamt, der zweite die Kohlepolitik. Der dritte Hauptpunkt ist das Entwicklungsprogramm oder Strukturprogramm für Ruhr und Saar.



    Schmidt (Hamburg)

    Wir begrüßen sehr, was wir heute morgen hierüber gehört haben. Wir wünschten, daß die Bundesregierung einen Teil der Mittel, die immer noch mit unserer Billigung und mit Genehmigung des Bundestages für Zwecke der politischen Werbung der Bundesregierung verfügbar sind, verwendete, um nicht so sehr für einzelne Minister in den Tageszeitungen Reklame zu machen, sondern für die Betroffenen an der Saar und an der Ruhr deutlich zu machen, was die Absichten der Regierung wirklich sind,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    was ihre Absichten in bezug auf das Entwicklungsprogramm für die Steinkohlengebiete wirklich sind.
    Es wird sich zum Teil darum handeln, daß zunächst, solange die allgemeine deutsche Investitionskonjunktur erst langsam anläuft — und die Investitionskonjunktur an der Ruhr und an der Saar vorhersehbar langsamer anlaufen wird —, im Jahr 1968 der Schwerpunkt bei einem solchen Entwicklungsprogramm auf den von der öffentlichen Hand als Auftraggeber in Gang zu setzenden infrastrukturellen Verbesserungen liegen muß, die auf der einen Seite Arbeitsplätze schaffen, wenn auch nur für eine Reihe von Jahren, auf der anderen Seite aber die infrastrukturellen Voraussetzungen schaffen, damit eine moderne Industrie auch wirklich da hingeht und sich da neu ansiedelt.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Völlige Übereinstimmung!)

    Wir glauben, daß das nicht dem Land allein, weder dem Saarland noch Nordrhein-Westfalen allein, aufgebürdet werden kann. Wir glauben auf der anderen Seite, daß beide Landesregierungen Wesentliches zu leisten haben, was die Konzipierung dessen angeht, was da gebaut werden muß. Die Aufgabenstellung reicht vom Verkehr bis zur Abwässerbeseitigung, von der äußeren Erschließung von zukünftigten Industriegrundstücken bis zur inneren Erschließung. Wir glauben, daß der Bund dabei mithelfen muß.
    Wir benutzen die Gelegenheit, um der heute gut besetzten Tribüne des Bundesrates zu sagen, daß wir hier ein Paradebeispiel haben, meine Herren Ministerpräsidenten, ein Paradebeispiel für die von der Bundesregierung nach unserer Meinung mit Recht behauptete Notwendigkeit, in die zukünftige Finanzverfassung bei der Finanzreform die Gemeinschaftsaufgabe hineinzuschreiben, daß große regionale Strukturprobleme eben nur gemeinsam von Ländern und vom Bund gelöst werden können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sehen gern, daß in Zeiten der Not, wenn Probleme der Not behandelt werden, der Bundesrat hier sehr vollständig ist. Wir würden bei anderen Gelegenheiten den Bundesrat auch ganz gern hier sehen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Um es noch einmal mit anderen Worten zu sagen: das Entwicklungs-, das Strukturproblem der zukünftigen, der neuen industriellen Landschaft an Saar und Ruhr ist nicht nur ein Paradebeispiel, es ist auch zeitlich das erste und quantitativ das dickste aller Strukturprobleme, das im Rahmen unserer Entwicklungspolitik über ,die nächsten Jahrzehnte überhaupt auf uns zukommt. Es ist vielleicht nicht sehr günstig, daß wir gerade mit dem dicksten Problem zuerst konfrontiert werden. Aber hier wird sich das bewähren müssen, was mit einem neuhochdeutschen Schlagwort „kooperativer Föderalismus" genannt wird.

    (Zuruf von der Mitte: Ist das Hochdeutsch?)

    Der Gesetzentwurf der Bundesregierung — wir anerkennen das und unterstreichen das — enthält — Herr Schiller hat es genannt — an zwei Punkten wesentliche Instrumente für die Entwicklungspolitik, nämlich die Investitionsprämie einerseits, die wahrscheinlich noch ein bißchen entbürokratisiert und handhabbarer und übrigens auch attraktiver für den künftigen Investor gemacht werden muß, die vielleicht auch lokal ein bißchen noch differenzierter angewendet werden muß in bezug auf solche Gebiete, in denen es wirklich besonders not tut, und auf solche, bei denen es nicht so notwendig wäre. Das andere Instrument sehe ich darin, daß dem Bund, daß der hohen Hand die Möglichkeit verschafft werden soll, über den Grund und Boden zu verfügen.
    Eines fehlt in diesem Gesetz, das zunächst von der Kohle her konzipiert war, und fehlt in der Erklärung der Bundesregierung — es geht allerdings natürlich auch über die Kompetenz des Bundeswirtschaftsministers allein hinaus —: es fehlen die finanziellen Vorstellungen für das Entwicklungsprogramm an der Saar und an der Ruhr, von dem ,der Wirtschaftsminister hier gesprochen hat. Das ist eine Aufgabe, die die Bundesregierung noch vor sich hat, Herr Bundeskanzler.

    (Zuruf von der Mitte: Es gibt Vorschläge!)

    — Es gibt Vorschläge. Ich habe davon gehört, aber ich habe sie nicht auf dem Tisch des Hauses liegen, Herr Kollege. Das ist eine Aufgabe, die die Bundesregierung noch vor sich hat. Wir haben auch gewisse Vorstellungen. Aber es ist ein bißchen früh, die Diskussion ist hierin noch nicht sehr weit. Ich habe gehört, daß es eine Anstalt gibt, die der Gesetzgeber ins Leben gerufen hat, um allen Leuten, die arbeitslos werden, zu helfen und um sie möglichst davor zu bewahren. Ich habe gehört, daß diese Anstalt — vielleicht — in der Lage wäre, mitzuhelfen, aber sich wohl noch nicht ganz dazu durchgerungen hat. Das ist eine Aufgabe der Bundesregierung, nicht ides Gesetzgebers. Wenn Sie meinen, es sei schließlich notfalls auch eine Aufgabe des Gesetzgebers, bin ich bereit, darüber mit mir reden zu lassen.

    (Zuruf von der Mitte: Vielen Dank!)

    Zum Schluß der vierte Punkt! Die Vorstellung der Bundesregierung, daß neben das Kohleanpassungsprogramm selbstverständlich ein Gesamtsozialplan gelegt werden müsse, halten wir für gar nicht diskussionsfähig. Das ist einfach selbstverständlich, schlechthin selbstverständlich. Anders geht es überhaupt nicht. Ich will mich nicht auf die Diskussion über die zu erwartenden Zahlen der



    Schmidt (Hamburg)

    Menschen, die den Bergbau noch verlassen müssen, einlassen. Das mögen Kundigere tun. Das mögen Herr Röder oder Herr Kühn tun, die nachher hier reden werden, oder die Energieexperten. Ich will nur sagen, wenn man schon den Bergleuten und ihren Familien sagen muß: „Soundso viele von euch werden in dem und dem Zeitablauf 'in den und den Orten bei den und den C-Zechen — und vielleicht nach dem Plan dann später bei den und den B-Zechen auch — ihren jetzigen Arbeitsplatz verlassen", dann muß man ihnen das menschenmöglich äußerste Maß an sozialer Rahmensicherheit bieten, wenn man Idas verantworten will.

    (Beifall bei ,der SPD und Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Ich begrüße es, daß die Bundesregierung gestern Beschlüsse zur Regelung der Feierschichten für das zweite Halbjahr 1967 und für 1968 gefaßt hat. Ich begrüße die Beschlüsse über die Nachholschichten für das Jahr 1968. Die Bundesregierung hat hier aus sozialer Verantwortung gehandelt. Ich begrüße auch die Idee des Gesamtsozialplans — da müssen noch die beiden Ausschüsse dran, die das in diesem Hause angeht —, weil ich darunter verstehe, daß z. B. auch die Abfindungen, die in dem Gesetzentwurf vorgesehen sind, und andererseits die Anpassungsbeihilfen, der Knappschaftshärteausgleich, was zum Teil von der Montanunion, zum Teil von der Bundesregierung, zum Teil von den Landesregierungen gezahlt wird, sorgfältig aufeinander abgestimmt und harmonisiert werden müssen. Ich bin kein Sozialpolitiker. Wenn ich das alles lese und höre, was mir die Fachleute auf diesem Gebiet dazu sagen, habe ich immer das Gefühl, daß dies einstweilen noch nicht ganz harmonisch geordnet ist.
    Es wird sicherlich nicht so sein, daß alle Forderungen, die die Bergarbeiter erheben, befriedigt werden können. Sicherlich nicht, niemand kann alle seine Forderungen erfüllt bekommen. Mir scheint es aber doch wünschenswert zu sein, daß die Regierung hinsichtlich der Konzipierung dieses Sozialplans prüft, ob sie nicht ad hoc eine Kommission von Fachleuten einsetzen sollte, die einmal diese Thematik der Harmonisierung, die ich nur angedeutet habe, unter die Lupe nimmt, so daß hinterher alle Kraft darangesetzt werden kann, im Zuge der Anpassung einen sozialen Abstieg der Bergarbeiterbevölkerung zu verhindern.
    Im Rahmen des Sozialplans muß andererseits — das gehört zu den Opfern, die der Bergmann bringen muß, das muß er einsehen — dem Bergmann klargemacht werden, was für viele Menschen in unserer Gesellschaft ohnehin gilt, daß auch er nunmehr vor der Notwendigkeit eines Berufswechsels steht, vielleicht nicht nur ein einziges Mal, vielleicht sogar zweimal. Das kann ihm nicht erspart werden, das muß man ihm mit allem Einfühlungsvermögen in seine Situation klarmachen. Man kann ihm das aber nicht verheimlichen wollen.
    Der Einheitsgesellschaft muß wiederum auferlegt werden, daß sie bei jeder Stillegung nach dem Stilllegungsplan gemeinsam mit den lokal zuständigen Arbeitsämtern, den Bürgermeistern und Gemeinderäten und anderen Behörden lokale oder einzelbetriebliche Sozialpläne, wenn eine Stillegung in Frage steht, zusammen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft entwickelt. Das ist übrigens ein Grund dafür, daß natürlich auch bei der Einheitsgesellschaft in. jeder Zeche und in jedem Filialbetrieb ein Arbeitsdirektor sein muß. Das Einfühlungsvermögen in die soziale und psychologische Situation der Betreffenden ist das Wichtigste bei der ganzen Geschichte, wenn das Investitionsklima an der Ruhr in Ordnung kommen soll.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich komme zum Schluß, meine Damen und Herren. Der Bundeswirtschaftsminister hat in Nordrhein-Westfalen zweimal — einmal vor der sozialdemokratischen Landtagsfraktion, als deren Gast er zu diesem gleichen Thema sprach — gesagt: Wer im Bergbau seinen Arbeitsplatz verliert, muß einen anderen Arbeitsplatz für sich bereitstehend finden. Das ist ein stolzes, ein sehr stolzes Wort. Wir fühlen uns — das sage ich für meine Freunde auf dieser Seite des Hauses — für die Einhaltung dieses Wortes mit verantwortlich.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wer sich für die Einhaltung dieses stolzen Wortes mit verantwortlich fühlt, der weiß, daß der heutige Gesetzentwurf allein und daß Gesetze allein dieses Wort nicht einlösen können, sondern vielmehr noch sehr viel andere Arbeit und sehr viel Durchsetzungswille notwendig sind. Aber nicht nur Durchsetzungswille ist erforderlich, sondern ebenso sehr auch Wille zur Zusammenarbeit, zur Kooperation, mit den Gewerkschaften ganz genauso wie mit der Unternehmerschaft.
    Ich möchte am Schluß, damit der Gesamttenor dessen, was ich hier — mehr aus dem Stegreif als nach vorher Aufgeschriebenem — gesagt habe, nicht falsch verstanden wird, auch erklären, daß all das, was jetzt von der Unternehmerseite an der Ruhr an Plänen entwickelt wird, zwar sehr spät kommt, daß man andererseits aber darum denjenigen, die nun auf der Unternehmerseite endlich anfangen, Tacheles zu reden, den Respekt nicht versagen sollte.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten in der Mitte.)



Rede von Dr. Karl Mommer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Menne.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von W. Alexander Menne


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben alle die Ausführungen unseres Wirtschaftsministers gehört. Wir stimmen mit seiner Zielsetzung, den Bergbau an Ruhr und Saar zu ordnen und die Bergleute von ihrer täglichen Sorge zu befreien, durchaus überein. Wir von der FDP haben von der Bundesregierung immer eine klare Konzeption der Energiepolitik gefordert.

    (Lachen bei der SPD.)

    — Ich freue mich, daß hier eine so gute Stimmung herrscht.
    Manche unserer Fragen sind beantwortet worden, andere nicht. Wir vermissen z. B. die langfristige



    Dr. h. c. Menne
    Konzeption. Wir vermissen auch die Zahlen des langfristigen Kohlenförderziels. Wieviel Millionen Tonne Kohle stellt sich die Bundesregierung eigentlich als Dauerleistung des Ruhrgebiets und des Saargebiets vor?
    Ich bekam heute morgen einen Brief — wofür ich der sozialdemokritischen Fraktion in Düsseldorf danken möchte — und dazu einen großen Brocken schwarzer Steinkohle übersandt. In dem Brief heißt es:
    Sehr geehrter Herr Kollege Menne!
    Wohin Sie diesen Brocken bester Ruhrkohle auch legen werden, er kann den Siedepunkt markieren, den das Revier erreicht hat. Ich drohe nicht, ich scherze aber auch nicht. Mit der Kohle ist nicht mehr zu scherzen. So gewiß wie der nächste Winter wird der nächste Wahltag kommen. Dann wird sich zeigen, für wen die Kohlen stimmen. Noch haben Sie und Ihre Freunde es in der Hand, die radikale Hitze an-der Ruhr in demokratische Wärme zurückzuverwandeln.
    Meine Damen und Herren, ich habe das verlesen, weil ich nicht weiß, wieviele von Ihnen ebenfalls einen solchen Brief bekommen haben. Ich wollte damit erreichen, daß die Debatte mit dem nötigen Ernst geführt wird.
    Nun möchte ich Ihnen sagen, verehrter Herr Kollege Helmut Schmidt oder Schmidt (Hamburg) — ich weiß nicht, wie ich Sie anreden darf — —

    (Heiterkeit rechts. — Abg. Schmidt [Hamburg] : Was meinen Sie damit?)

    — Wie ich es gesagt habe. Ich kann auch sagen „Herr Schmidt", aber es gibt hier ja viele Schmidts, wenn Sie auch der bekannteste in diesem Hause sind. — Dem Glückwunsch, den Sie, Herr Kollege Schmidt, der Bundesregierung am Eingang Ihrer Ausführungen für den Kohleplan ausgesprochen haben, kann ich mich leider nicht ganz anschließen, weil ich nämlich wesentliche Dinge vermisse.
    Ich möchte auch noch auf etwas anderes zurückkommen, was Sie vorhin gesagt haben. Sie haben dafür plädiert — was sicher auch den Bergbau sehr erfreut —, daß die deutsche Erdölindustrie weiter ausgebaut wird. Ich stimme durchaus zu. Aber warum sind wir gegenüber den internationalen Ölkonzernen so schwach? Meine Damen und Herren, wir haben zwei Kriege verloren. Das „Tausendjährige Reich" hat uns vom Ausland abgeschlossen, so daß wir in eine bedauerliche Abhängigkeit gekommen sind. Wir sind als Opposition durchaus bereit, zusammen mit Ihnen — denn allein können wir es ja nicht — die Verhältnisse zu ändern. Aber ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß es die Große Koalition war, die die Hilfen an deutsche Firmen zum Bohren von Erdöl wesentlich verringert hat.

    (Sehr wahr! bei der FDP.)

    Wenn Sie da etwas tun wollen, werden Sie uns als bereitwillige Helfer finden.

    (Beifall bei der FDP.)

    Eine andere Sache, die ich vermisse, ist Aufschluß darüber, welche Pläne man für die Verlagerung von
    Industrien in das Ruhr- und das Saargebiet hat. Bei der heutigen Wirtschaftslage — die allerdings langsam besser wird —, bei der geplanten Ergänzungsabgabe, bei dem Durcheinander von Meinungen in Parteien, Regierung und den vielen Beiräten unserer Ministerien — wenn ich das alles lese: Wirtschaftlicher Beirat, Finanzbeirat, Sozialbeirat, frage ich mich manchmal, ob wir nicht den Ruhm in Anspruch nehmen könnten, daß wir eine Räterepublik eigener Prägung schaffen —,

    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP)

    habe ich den Eindruck, daß am wenigsten bei den berühmten Strukturmaßnahmen eine klare Konzeption in den Regierungsvorschlägen enthalten ist. Ich möchte aber nicht nur kritisieren — obwohl wir von der Opposition ja eigentlich nur kritisieren sollten —; ich möchte sagen: wir haben das Vertrauen, daß wir diese Maßnahmen in Bälde auch erfahren werden.
    Auf dem Finanzgebiet hat sich unsere Regierung — ich nenne nur die „Mifrifri", die mittelfristige Finanzplanung —, einen Zeitraum ausgedacht und geplant. Ich sähe gern etwas Entsprechendes auch für den Kohlebergbau.
    Die Maßnahmen kommen etwas spät, das wissen wir alle. Ich möchte aber auf etwas sehr Widersprüchliches hinweisen, obwohl mir die Gründe dafür nicht unbekannt sind. Man verlangt vom Bergbau, daß überflüssige Kapazitäten möglichst schnell stillgelegt werden. Wenn dann ein Unternehmen — ich will nicht sagen, daß es auf besonders geschickte Art und Weise geschehen ist — diesem Wunsche der Regierung folgt und stillegen will, dann protestiert die Bundesregierung. Ich weiß nicht, ob das eine Systemlosigkeit ist oder nicht. Ich bin der Meinung, daß man das klarstellen müßte.
    Wir fordern eine geschlossene Energiepolitik, nicht eine isolierte Kohlepolitik. Auch in Brüssel sollte die europäische Lösung, Herr Bundeswirtschaftsminister, vorangetrieben werden. Ich bin überzeugt, daß Sie das vorhaben.
    Das Ziel unserer Energiepolitik ist die preisgünstige Energieversorgung bei freier Wahl der Energieart.

    (Beifall bei der FDP.)

    Dabei nehme ich ausdrücklich die Fälle aus, wo von diesem Hause mit Rücksicht auf die Förderung des Kohleabsatzes bereits Maßnahmen getroffen worden sind; ich denke dabei an das Kohleverstromungsgesetz usw. Aber wenn wir noch mehr Steuergelder in die Bergbaugebiete hineinstecken wollen, dann sollten sie nicht dazu verwendet werden, die leider überholte Struktur künstlich aufrechtzuerhalten.

    (Zustimmung bei der FDP.) Ich glaube, da stimmen wir alle überein.

    Man sollte sich überlegen, ob man nicht trotz der Budgetschwierigkeiten — vielleicht kann man etwas aus dem Eventualhaushalt nehmen —

    (Zuruf: Welchem?)




    Dr. h. c. Menne
    — einem der Eventualhaushalte, die wir schon haben oder die wir vielleicht noch haben werden — größere Mittel zur Strukturverbesserung, d. h. zur Neuansiedlung von Industrie, bereitstellen will. Man könnte durch den Ankauf von Industriegrundstücken, die dann verbilligt abgegeben werden, meiner Meinung nach die Situation verbessern. Man sollte so schnell wie möglich ein Programm dafür entwickeln, wie ich vorhin schon gesagt habe. Ich meine auch, daß die große Unruhe, die bei den Bergleuten besteht und die das ganze Hohe Haus bekämpfen will, nur dadurch bekämpft werden kann, daß man möglichst rasch die Zechen festlegt, die ihren Betrieb schließen sollen oder umgekehrt, die weiterhin in Betrieb bleiben. Wir werden dann am schnellsten die von uns allen beklagte Unruhe an der Ruhr beseitigen.
    Die FDP-Energiepolitik bedeutet allerdings nicht -- darauf möchte ich aufmerksam machen —, daß wir die anderen Energieträger verteuern oder gar dirigistisch den gesamten Energiemarkt regeln wollten. Viele sprechen von der Notwendigkeit, die Kohlepolitik der Regierung durch energiepolitische Maßnahmen zu ergänzen. Diese energiepolitische Ergänzung besteht aber bisher in erster Linie darin, die mit der Kohle konkurrierenden Energieträger oder die Anbietung davon zu verteuern oder zu beschränken. Ich bin dagegen der Meinung, daß man darüber nachdenken sollte, den Absatz der Kohle zu fördern. Wir haben ja schon einiges getan. Es gibt aber sicher noch andere Möglichkeiten. Ich möchte an den Herrn Wirtschaftsminister die Frage richten, ob es nicht möglich wäre, die Exportkohle dadurch zu subventionieren und ihren Preis auf den Weltmarktpreis zu verringern, daß man einen Teil der Zechen in Betrieb hält, die geschlossen werden müßten und die Kosten für Stillegungsprämien und Sozialbeihilfen für die Subventionen verwendet. Das sollte mindestens einmal untersucht werden. Ich bin weiter der Meinung, daß Fernheizwerke für Wohnsiedlungen durch irgendwelche Zuschüsse oder Prämien gefördert werden könnten, damit in solchen Werken mehr Kohle verbraucht wird.

    (Abg. Büttner: Wissen Sie, daß Ihr Minister Kienbaum das Fernheizwerk in Hochdahl verhindert hat? Ihr FDP-Minister in Nordrhein-Westfalen!)

    — Ich darf vielleicht den Herrn Ministerpäsidenten von Nordrhein-Westfalen bitten, das zu beantworten.

    (Heiterkeit.)

    Jedenfalls darf nach unserer Auffassung die Bundesrepublik keine Insel großer Energiekosten innerhalb der EWG werden.
    Ich habe vorhin schon gesagt, wir kennen die Probleme, vor denen der deutsche Bergbau steht, und die Probleme für die im Bergbau Beschäftigten sehr gut. Wir werden alle heute genannten sozialen Maßnahmen uneingeschränkt unterstützen, welche die soziale Not bei den Betroffenen lindern und beseitigen. Es sollten alle sozialen Hilfen gewährt werden, die möglich sind. Denn wir haben nicht vergessen, daß gerade die Leistungen der Bergleute in den ersten Nachkriegsjahren die Voraussetzungen für den Wiederaufbau bei uns geschaffen haben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Nach unserer Meinung wird den Bergleuten jedoch nicht damit geholfen, daß man die notwendigen Stillegungen, die man beabsichtigt, zeitlich verzögert — sofern man nicht eine andere Lösung findet, von der ich vorhin gesprochen habe.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Ich will aber nicht weiter auf das soziale Programm eingehen; denn darüber wird ein Kollege von meiner Fraktion nachher noch sprechen.
    Obwohl der Regierungsentwurf die erhöhte Besteuerung von Heizöl nicht vorsieht — worüber wir sehr glücklich sind —, habe ich aber doch heute in der Presse gelesen, daß man in Kreisen der Koalition daran denkt, die bestehende Ermächtigung auszunutzen und die Mineralölsteuer zu erhöhen. Ich möchte deshalb darauf hinweisen, daß man dem deutschen Steinkohlenbergbau damit nicht hilft. Man soll seine Preise herunterschleusen und nicht die anderen Kochschleusen. Die jetzigen Preise sind eine absolute Grenze, sie sind schon das doppelte der Preise in den USA.