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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 114. Sitzung Bonn, den 13. Juni 1967 Inhalt: Überweisung des Berichts des Sprechers der deutschen Delegation bei der Beratenden Versammlung des Europarats über die Tagung vom April 1967 an den Auswärtigen Ausschuß . . . . . . . . . . 5581 A Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 5581 A Fragestunde (Drucksachen V/1842, zu V/1842) Frage des Abg Ertl: Gründung der olympischen Baugesellschaft für München Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 5582 A Ertl (FDP) 5582 A Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Lage der deutschen Ortskräfte bei den Auslandsvertretungen Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 5582 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 5582 D Fragen des Abg. Haase (Kassel) : Einheitliches Vorgehen bei Höherstufungen von A 16 nach B 3, A 12 nach A 13 und A 8 nach A 9 Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 5583 A Fragen des Abg. Biermann: Übertretungen des Bäckereiarbeitszeitgesetzes . . . . . . . . . . . 5583 B Fragen der Abg. Frau Korspeter: Ausfüllen der Anträge auf Gewährung von Kindergeld Kattenstroth, Staatssekretär . . 5583 C Frau Korspeter (SPD) 5584 A Frage des Abg. Paul: Entwurf des Ratifikationsgesetzes zum deutsch-österreichischen Sozialversicherungsabkommen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5584 C Fragen des Abg. Dr. Abelein: Lärmbelästigung durch militärische Tiefflieger 5584 D Frage des Abg. Dr. Imle: Spezifikationen für die Lieferung von Schmieröl an die Bundeswehr Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5585 A Dr. Imle (FDP) . . . . . . . 5585 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 Frage des Abg. Dröscher: Mietanhebungen bei den Bundesdarlehenswohnungen im Standort Birkenleid Dr. Schornstein, Staatssekretär . 5585 B Dröscher (SPD) 5585 D Mertes (FDP) 5586 A Ott (CDU/CSU) 5586 B Fragen des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Zeitpunkt der Herstellung der Ferngespräche durch Selbstwahl in den Ortsnetzen Rastatt, Baden-Baden, Bühl und Achern Bornemann, Staatssekretär . . . . 5586 C Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . . 5586 D Fragen des Abg. Berlin: Bewertung der Zuschüsse für Studienfahrten in Nachbarländer als steuerpflichtigen Arbeitslohn Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5587 A Frage des Abg. Lenders: Aufklärungsaktion über die Auswirkungen des Nettoumsatzsteuersystems Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5587 C Lenders (SPD) 5587 D Ertl (FDP) 5588 B Unertl (CDU/CSU) 5588 C Frau Meermann (SPD) 5588 D Dr. Imle (FDP) 5589 A Frage des Abg. Geldner: Kritik an 'der angeblich schwankenden Investitionspolitik der Bundesregierung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 5589 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . . 5589 C Spitzmüller (FDP) 5589 D Ertl (FDP) 5590 B Frage des Abg. Geldner: Schwierigkeiten der Gemeinden bei Finanzierung neuer Projekte Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 5590 C Ott (CDU/CSU) 5591 A Fragen des Abg. Dr. Wahl: Einheitliches Entschädigungsverfahren für durch den Knall der Überschallflugzeuge an Personen und Sachen entstandenen Schaden Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5591 B Frage des Abg. Röhner: Frage der Finanzierung des Neubaues eines Hauptzollamtes in Coburg aus Mitteln des Eventualhaushalts Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 5591 C Röhner (CDU/CSU) . . . . . . 5591 D Hofmann (Kronach) (SPD) . . . 5592 A Fragen des Abg. Dr. Hammans: Begriff „Konzertierte Aktion" — Verstoß gegen die deutsche Grammatik? 5592 B Frage des Abg. Prochazka: Kurzarbeit in der Decken- und Tuchindustrie Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5592 C Frage des Abg. Prochazka: Absinken der Wollpreise auf dem Weltwollmarkt Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5592 D Schlager (CDU/CSU) . . . . . 5592 D Frage des Abg. Prochazka: Deckenaufträge an die Woll- und Deckenindustrie .im Eilverfahren Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . 5593 C Prochazka (CDU/CSU) 5593 C Schlager (CDU/CSU) 5593 D Dr. Staratzke (FDP) 5594 A Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 5594 B Fragen des Abg. Dr. Imle: Preisstellung bei Lieferungen von Treibstoffen an Mineralölgroßhandelsfirmen — Bindung von Tankstellen an den an ihnen beteiligten Lieferanten von Motoröl Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5594 C Dr. Imle (FDP) . . . . . . . . 5595 A Frage des Abg. Dröscher: Beeinträchtigung der Bemühungen um eine aktive Konjunkturpolitik durch Länder- und kommunale Aufsichtsbehörden Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5595 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 III Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1967 (Haushaltsgesetz 1967) (Drucksachen V/1000, V/1235); Berichte des Haushaltsausschusses — Fortsetzung der zweiten Beratung — Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen V/1764, zu V/1764) Gierenstein (CDU/CSU) . 5595 D Dr. Schröder, Bundesminister 5597 C, 5634 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5601 A, 5630 C Petersen (CDU/CSU) 5607 D Berkhan (SPD) . . . . . . . 5610 B Dr. Dehler, Vizepräsident . . . 5616 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 5616 C Ollesch (FDP) 5618 B Kiep (CDU/CSU) 5623 C Herold (SPD) 5625 B Jung (FDP) 5626 C Stahlberg (CDU/CSU) 5627 D Damm (CDU/CSU) 5628 D Josten (CDU/CSU) 5632 C Dichgans (CDU/CSU) 5633 A Haushaltsgesetz 1967 (Drucksachen V/1800, zu V/1800) Dr. Götz (CDU/CSU) 5638 B Spitzmüller (FDP) 5638 D Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 5639 A Sammelübersicht 19 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksache V/1794) . . . . . . . . 5641 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Patentgesetzes, des Warenzeichengesetzes und weiterer Gesetze (Drucksache V/714). Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksachen V/1631, zu V/1631) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Reischl (SPD) . . . 5641 A, 5642 A Deringer (CDU/CSU) . . . . . . 5643 D Busse (Herford) (FDP) . . . . . 5644 B Frau Dr. Kuchtner (CDU/CSU) . . 5645 B Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister 5645 D Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD betr. betrieblicher Selbstschutz (Drucksache V/1834) Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 5646 B Dorn (FDP) . . . . . . . . . 5646 C Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Aufhebung der Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit auf dem Gebiet der Direktversicherung außer Lebensversicherung (Drucksachen V/1411, V/1847) . . . 5646 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . 5647 C Anlagen 5649 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 5581 114. Sitzung Bonn, den 13. Juni 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 14.31 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Aigner ** 16.6. Arendt (Wattenscheid) 14.6. Dr. Arndt (Berlin) 13.6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 14.6. Bading ** 14.6. Bauer (Würzburg) * 16.6. Bazille 30.6. Frau Berger-Heise 16. 6. Berkhan * 16.6. Blachstein * 16. 6. Blumenfeld* 16.6. Brünen 16.6. Bühling 14.6. Cramer 30.6. Dr. Dittrich ** 15. 6. Flämig * 16. 6. Folger 16.6. Dr. Frey 14.6. Dr. Geißler 16.6. Geldner 13.6. Gerlach ** 14. 6. Gibbert 15.6. Gscheidle 15.6. Haar (Stuttgart) 14. 6. Hahn (Bielefeld) 17. 6. Hamacher 30.6. Dr. Hellige * 16. 6. Frau Herklotz * 16. 6. Hörmann (Freiburg) 14.6. Hösl' 16.6. Holkenbrink 14.6. Kahn-Ackermann * 16.6. Dr. Kempfler * 16.6. Frau Klee * 16.6. Dr. Klepsch 15.6. Dr. Kliesing (Honnef) * 16.6. Klinker ** 16.6. Dr. Kopf * 16. 6. Kriedemann ** 13.6. Kunze 30.6. Lemmer 14.6. Lemmrich * 16.6. Lenz (Trossingen) 30.6. Lenze (Attendorn) * 16.6. Dr. Lohmar 30.6. Lücker (München) ** 16.6. Mauk ** 16.6. Frau Dr. Maxsein 30.6. Dr. von Merkatz * 16.6. Müller (Aachen-Land) ** 15.6. Peters (Norden) 30.6. Frau Pitz-Savelsberg 30. 6. Porten 13. 6. Dr. Rinderspacher * 16.6. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Westeuropäischen Union ** Für die Teilnahme an Ausstußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rutschke * 16. 6. Schmidt (Kempten) 15. 6. Schröder (Sellstedt) 1. 7. Schulte 30. 6. Dr. Schulz (Berlin) * 16. 6. Seibert 14. 6. Dr. Serres * 16. 6. Dr. Starke (Franken) 14.6. Struve 30.6. Varelmann 15. 6. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell * 16. 6. Dr. Vogel (Speyer) 14. 6. Vogt 30.6. Dr. Wahl * 16.6. Wienand * 16.6. Wolf 16. 6. Anlage 2 Umdruck 257 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Schellenberg, Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Rohde und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1967 hier: Haushaltsgesetz 1967 - Drucksachen V/1000, V/1800 - Der Bundestag wolle beschließen: 1. In § 28 a wird Absatz 1 gestrichen. 2. In § 28 a Abs. 2 Satz 1 werden die Worte „nach Absatz 1 verbleibenden" gestrichen und die Worte „730 000 000" durch „847 000 000" und die Worte „520 000 000" durch „603 000 000" ersetzt. Bonn, den 8. Juni 1967 Schellenberg Dr. h. c. Dr.-Ing. e. h. Möller Rohde Barche Bartsch Berkhan Börner Büttner Buschfort Collet Eckerland Dr. Eppler Faller Felder Feuring Frehsee Fritz (Wiesbaden) Geiger Gerlach Herold Hörmann (Freiburg) Frau Dr. Hubert Hübner Hussong Kaffka Kahn-Ackermann Killat Kohlberger Frau Korspeter Dr. Kreutzmann Frau Kurlbaum-Beyer Langebeck Lemper Lenders Löbbert Frau Lösche Maibaum Matthöfer Müller (Worms) Porzner Raffert Frau Renger Riegel (Göppingen) Roß Sänger Frau Schimschok Schmidt (Hamburg) Schmitt-Vockenhausen Schulte Stephan Strohmayr Vit Welslau Westphal Wuwer 5650 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 Anlage 3 Umdruck 264 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Reischl, Deringer, Busse (Herford) zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Patentgesetzes, des Warenzeichengesetzes und weiterer Gesetze — Drucksachen V/714, V/1631 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel 1 Nr. 6 erhält § 24 Abs. 4 Satz 2 folgende Fassung: „Das Patentamt kann auch den Inhalt der nach Absatz 3 Nr. 2 jedermann zur Einsicht freistehenden Akten veröffentlichen." 2. Artikel 1 Nr. 6 c wird gestrichen. 3. Artikel 3 Nr. 2 erhält folgende, Fassung: ,2. § 3 Abs. 5 erhält folgende Fassung:- „ (5) Die Einsicht in die Rolle sowie in die Akten eingetragener Gebrauchsmuster einschließlich der Akten von Löschungsverfahren steht jedermann frei. Im übrigen gewährt das Patentamt jedermann' auf Antrag Einsicht in die Akten, wenn und soweit ein berechtigtes Interesse glaubhaft gemacht wird."' 4. Artikel 6 § 6 erhält folgende Fassung: „§ 6 Inkrafttreten (1) Artikel 2 Nr. 21 und 22 sowie Artikel 5 a treten am Tage nach der Verkündung dieses Gesetzes in Kraft. (2) Artikel 1 Nr. 001, Artikel 2 Nr. 1 bis 20 sowie Artikel 6 § 1 Abs. 2 Nr. 1, Abs. 5, §§ 2 und 4 treten am 1. Januar 1968 in Kraft. (3) Im übrigen tritt dieses Gesetz am 1. Oktober 1968 in Kraft. Bonn, den 6. Juni 1967 Dr. Reischl Deringer Busse (Herford) Anlage 4 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Josten (CDU/CSU) zu Punkt 3 a der Tagesordnung. In der politischen Debatte zum Einzelplan 30 — Geschäftsbereich des Bundesministers für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates — hatte unser Fraktionsvorsitzender Dr. Barzel bereits ein ganz klares Nein zu dem Antrag der FDP gesagt, jetzt die Wehrpflicht zu kürzen. Dieses klare Nein möchte ich näher erläutern. Es liegt im Interesse unseres Volkes, wenn der Deutsche Bundestag diese Haltung einnimmt. Die jetzigen Ausführungen des Kollegen Schultz zeigen unsere Meinungsverschiedenheiten. Der Antrag der FDP, die Wehrpflicht von 18 auf 12 Monate zu kürzen, hat zu lebhaften Diskussionen geführt. Leider ist hierdurch auch bei vielen Bürgern eine Verkennung unserer politischen Situation im geteilten Deutschland entstanden. In der Tageszeitung „Die Welt" wurde am 7. Juni dieses Jahres ein Beitrag zu dem Thema „Bürger in Uniform — zwölf oder achtzehn Monate?" geleistet. Die Kollegen unseres Hauses Berkhan und Schultz sowie Herr General Juergens nahmen hier zu diesem hochaktuellen Thema Stellung. Während ich zu dem Beitrag von Kollegen Berkhan und auch zu den klaren Darlegungen von General Juergens positiv Stellung nehmen kann, möchte ich aber auf einige falsche Darlegungen des Kollegen Schultz hinweisen. So schreibt Kollege Schultz wörtlich: „Die Bundestagsfraktion der FDP hat vor zwei Wochen einen Antrag im Bundestag eingebracht, mit dem sie eine Herabsetzung der Dauer des Grundwehrdienstes von 18 auf 12 Monate anstrebt. Die FDP möchte damit den Zustand wiederherstellen, der bis zum Frühjahr 1962 bestanden hat. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, daß in der Anfangsphase der Bundeswehr die Rekruten im großen und ganzen in 12 Monaten zufriedenstellend ausgebildet werden konnten." Hier liegt der erste Irrtum. Ich darf als Berichterstatter des Verteidigungsausschusses auf die 176. Sitzung des 2. Bundestages am 5. Dezember 1956 hinweisen. Schon damals wurde uns von den militärischen Sachverständigen bezüglich der Dienstzeitdauer dargelegt, daß eine ausreichende und gründliche Ausbildung auch unter den veränderten technischen Umständen eine Mindestzeit von 18 Monaten erfordere. Hierzu kommt, daß wir auch damals bereits in unserem Verteidigungsausschuß das Problem der Länge der Dienstzeit unter zwei Gesichtspunkten sahen. Es handelt sich hier um Ausbildungsstand und Präsenzstärke. Bundesregierung und Parlament haben der gesamten politischen Situation Rechnung getragen. Am 22. März 1962 hatte der Deutsche Bundestag einer Verlängerung des Grundwehrdienstes von 12 auf 18 Monate zugestimmt. Hierbei möchte ich wieder auf die Ausführungen unseres Kollegen Schultz hinweisen, der betonte, daß dieser Beschluß in einer Zeit starker Spannungen in Mitteleuropa gefaßt wurde. Tatsache ist, daß alle Fachleute sich lange darüber im klaren waren, daß wir zu einer 18monatigen Dienstzeit kommen mußten. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 5651 Die damalige Bundesregierung unter Konrad Adenauer hatte bei der Vorlage des Entwurfes eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes eine gute Begründung gegeben. Die entscheidenden Gründe gelten leider auch heute noch. Die gewünschte Abrüstung und Entspannung in der Welt ist nicht erfolgt. Die Bundesrepublik ist nach wie vor verpflichtet, als Mitglied der NATO ihren militärischen Beitrag zu leisten. In der damaligen Begründung hieß es u. a. wörtlich: „Darüber hinaus sind die aufgestellten Verbände nicht in dem notwendigen Maße einsatzbereit, da die für die Ausbildung der Wehrpflichtigen zur Verfügung stehende Zeit von zwölf Monaten den steigenden Anforderungen auf technischem Gebiet und besonders den Notwendigkeiten der Verbandsausbildung nicht gerecht wird." An dieser Situation hat sich nichts geändert. Hierbei muß man wissen, daß ein Vergleich hinsichtlich der Dauer des Grundwehrdienstes in den NATO-Staaten und erst recht in den Ländern des Warschauer Paktes auch heute noch zeigt, daß wir mit 18 Monaten nicht an der oberen Grenze liegen. Lassen Sie mich aber, bevor ich Ihnen einige Zahlen nenne, noch einen wichtigen Hinweis geben. Es geht hier um die sogenannten dienstfreien Tage, die unsere Soldaten während ihrer Dienstzeit haben. Es ist kein Geheimnis, daß von den 546 Kalendertagen, welche unsere jungen Staatsbürger aktiven Wehrdienst leisten, mindestens 220 dienstfreie Tage sind. Wer sich die Mühe macht, die Samstage, Sonntage, gesetzliche Feiertage, den Jahresurlaub zu addieren, der wird bald feststellen, daß zur Ausbildung bei einer 18monatigen Dienstzeit nur gut 300 Tage zur Verfügung stehen. Um auf einen Angriff unverzüglich und wirkungsvoll reagieren zu können, braucht die Bundeswehr Verbände, die sofort einsatzbereit und voll kampffähig sind. Soldaten in der Einzelausbildung haben an der Einsatzbereitschaft und Schlagkraft noch wenig Anteil. Daher können Einsatzbereitschaft und Schlagkraft nur dann erreicht und gehalten werden, wenn in den Verbänden noch für eine bestimmte Zeit voll ausgebildete Soldaten zur Verfügung stehen. Dies ist jedoch frühestens nach dem 12. Ausbildungsmonat der Fall. Die Ausbildung hat zwei Ziele: 1. den im Kriege voll verwendungsfähigen Kämpfer, 2. den im beweglich geführten Gefecht verbundener Waffen geübten Verband. Unsere Einzelausbildung dauert neun Monate. Frühestens nach dieser Zeit kann ein Soldat seine Aufgabe in einer kleinen Kampfgemeinschaft beherrschen. Seine Tätigkeit in einer Doppelverwendung und die für einen Einsatz sonst noch wichtigen Ausbildungsgebiete erfordern weitere Ausbildungszeit. Hier nenne ich zum Beispiel: die Möglichkeit einer Doppelverwendung für einen Soldaten der Panzerbesatzung, eine Geschützbedienung, den Kraftfahrer, der Sanitätssoldaten oder den Funker. Die der Einzelausbildung folgende Gemeinschaftsausbildung erfordert ebenfalls neun Monate. Wenn auch in der vom 10. bis 12. Monat dauernden ersten Phase mit der Ausbildung der Teileinheiten — Gruppe, Zug — angefangen wird, so beginnt der wichtigste Teil dieser Ausbildung im Rahmen der Kompanie und des Bataillons frühestens mit dem 13. Monat. Für die sofortige Einsatzbereitschaft und Schlagkraft ist aber gerade das vom 13. bis 18. Ausbildungsmonat zu übende Zusammenwirken innerhalb der Einheiten, Verbände und Großverbände von ausschlaggebender Bedeutung. Während der Einzelausbildung und in der ersten Phase der Gemeinschaftsausbildung wird der Wehrpflichtige ständig ganz persönlich, während der Verbandsausbildung dagegen fast nur im Rahmen seiner Kampfgemeinschaft gefordert. Hieraus resultiert wohl auch die Feststellung einiger Wehrpflichtiger, daß die folgenden sechs Monate wenig für ihre weitere Ausbildung bedeuten. Die operative Präsenz der Bundeswehr wird jedoch überwiegend von den Soldaten getragen, die im 13. bis 18. Monat ihrer Dienstzeit stehen. Die derzeitige personelle Stärke der Bundeswehr wird dem Auftrag gerade noch gerecht. Sie muß also gehalten werden. Der Anteil der Wehrpflichtigen an der personellen Stärke — zur Zeit, wie Minister Schröder darlegte, 47 % — wird bei einem Grundwehrdienst von 18 Monaten jeweils nach sechs Quartalen voll ersetzt. Bei einer Verkürzung des Grundwehrdienstes auf 12 Monate muß dieser Anteil bereits nach vier Quartalen erneuert werden. Dadurch steigt der Bedarf an Wehrpflichtigen um 50 %. Diese Einstellungsquoten stehen jedoch in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung. Die Geburtsjahrgänge 1944-1946 sind zahlenmäßig so schwach, daß aus ihnen nicht einmal bei 18monatigem Grundwehrdienst der Bedarf an Wehrpflichtigen gedeckt werden konnte. Hierbei ist zu bedenken, daß durchschnittlich nur jeweils 45 % eines Geburtsjahrganges einberufen werden. Mehr als die Hälfte der Wehrpflichtigen sind gesetzliche Wehrdienstausnahmen oder Untaugliche. Vom Geburtsjahrgang 1948 sind 337 000 Wehrpflichtige erfaßt, aber nur 151 600 können einberufen werden, von denen je 360 000 statistisch Erfaßten der Jahrgänge 1949 und 1950 nur je 162 000. Der Fehlbedarf bei 18 Monaten Grundwehrdienst konnte durch Rückgriff auf ältere, bisher nicht restlos zum Wehrdienst herangezogene Jahrgänge überbrückt werden, obwohl dies erhebliche Mehrkosten verursachte, weil viele dieser älteren Wehrpflichtigen verheiratet sind und ihren Familien Leistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz zustehen. Der hohe personelle Fehlbedarf bei einem 12monatigen Grundwehrdienst kann überhaupt nicht ausgeglichen werden. Die derzeitige personelle Stärke der Bundeswehr ließe sich also nicht halten. 5652 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 Ein Vergleich der Dauer des Grundwehrdienstes im Heer in den NATO-Staaten und in den Ländern des Warschauer Paktes ergibt folgendes Bild: Land Dauer des Länge der Grundwehrdienstes Demarkationslinie bzw. in Monaten Landgrenze zum Warschauer Pakt in km NATO a) Staaten mit einer Demarkationslinie bzw. Land- grenze zum Warschauer Pakt Norwegen 12 180 Bundesrepublik Deutschland 18 1 250 Griechenland 24 400 Türkei 24 1 040 b) Staaten, die keine Landgrenze zum Warschauer Pakt haben USA 24 Dänemark 14 Niederlande 18 Belgien 15 Frankreich 16 Italien 15 Portugal 18-24 Großbritannien Berufsarmee Kanada Berufsarmee Warschauer Pakt a) Staaten mit einer Demarkationslinie bzw. Land- grenze zur NATO UdSSR 36 SBZ 18 CSSR 24 Bulgarien 24 b) Staaten, die nicht an NATO-Länder grenzen Polen 24 Ungarn 24 Rumänien 16 Ich möchte nun nicht die Folgen aufzeigen, welche für das Material der Bundeswehr entstehen, wenn wir zur Kürzung des Grundwehrdienstes kämen. Auch hier gibt es wichtige Gesichtspunkte, die anzusprechen sind. In einer modernen, voll mechanisierten Streitkraft muß ein großer Teil der zur Verfügung stehenden Zeit für Pflege und Wartung des Materials eingesetzt werden. Pflege und Wartung sind um so besser gewährleistet, je länger das Material in der Hand ein und desselben Soldaten bleibt. Die materielle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ist seit Verlängerung des Grundwehrdienstes auf 18 Monate daher auch erheblich gestiegen. Durch eine weitere Technisierung können weder Soldaten noch Zeit eingespart werden. Schon jetzt ist die Kluft zwischen dem Material und dem durch die Stellenpläne zahlenmäßig knapp gehaltenen militärischen Personal so groß, daß sie nur noch durch Doppelfunktionen überbrückt werden kann. Doppelfunktionen erschweren aber nicht nur Führung und Ausbildung der Truppe, sondern auch Pflege und Wartung des Materials. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusammenfassen: Unsere heutige politische Lage verlangt Präzenzstärke und Höchstmaß sofortiger Einsatzbereitschaft der Truppe. Wir müssen daher unserm Volk die Wahrheit sagen. Große menschliche und finanzielle Opfer wird die Zukunft von uns weiter verlangen, wenn wir die Freiheit behalten wollen. Die CDU/CSU wird den Antrag der FDP auf Verkürzung der Wehrdienstzeit ablehnen. Wir wollen bei unseren Vertragspartnern glaubwürdig bleiben. Mit unserer jetzigen Regelung von 18 Monaten Dienstpflicht wird zur Zeit von uns der Grundforderung entsprochen, den Schutz unserer Bundesrepublik sicherzustellen.
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    Rede von Karl Wilhelm Berkhan


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Petersen, ich habe Sie durchaus richtig verstanden, aber es gilt, dieses Bild der Welt zurechtzurücken, und zwar sowohl in den Fragen der Sozialpolitik als auch in einigen anderen Fragen der Politik. Nichtsdestoweniger: Ich bleibe bei meinem Glückwunsch, insbesondere deshalb, weil die FDP von der Regel des Hauses abgewichen ist und einem Redner, der zum ersten Mal sprach, Zwischenfragen gestellt hat. Das ist an sich nicht üblich. Das zeigt aber, daß die FDP Sie für einen alten, routinierten Parlamentarier gehalten hat.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich weiß nämlich, daß die Zwischenfrager der FDP gut erzogene Herren sind. Ich meine, sowohl Herr Schultz als auch Herr Genscher und auch die Kollegen, die sonst gefragt haben, hätten andernfalls darauf verzichtet.
    Ich möchte dennoch sagen: Herr Borm, es ist gefährlich, hier immer wieder dieses Gefühlsargument zu benutzen, als würde irgend jemand in diesem Hause oder irgend jemand, der politische Verantwortung trägt, wünschen, oder gar betreiben, daß die Bundeswehr bei irgendeinem militärischen Angriff, der hoffentlich nicht kommt, atomar zurückschlägt. Das ist nicht Sache der Bundeswehr, sondern daß ist eine Angelegenheit des Bündnisses. Es muß also im gesamten Bündnis klar sein, mit welcher Antwort wir aufwarten würden. Denken Sie, Herr Borm, insbesondere daran, daß das Bündnis auch nicht antworten kann, ohne daß der erklärte Wille des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in dieser Frage gegeben ist.

    (Zuruf von der FDP.)

    — Wenn wir uns einig sind, dann ist es ja gut. Dann sollte man durch Zwischenfragen solche Ressentiments nicht zu wecken versuchen.

    (Zuruf von .der FDP: Das ist doch unlogisch, Herr Kollege!)

    — Ich weiß, daß ich unlogisch bin. Die Logik vereinigt sich nur bei .den Freien Demokraten.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun darf ich auf den Schluß der Rede meines verehrten Kollegen Schultz eingehen, mit dem ich lange Jahre im Verteidigungsausschuß gemeinsam gearbeitet habe. Sie können sicher sein, Herr Schultz, wir werden Ihre Abstimmung in diesem Hause niemals so auslegen, daß wir sagen: Sie sind gegen diese oder jene Institution.
    Selbstverständlich ist es gut, daß Sie Bedenken angemeldet haben. Wir sind auch bereit — ich glaube, da stimme ich zumindest mit vielen Kolle-



    Berkhan
    gen der CDU/CSU überein —, Ihre Entschließungsanträge im Verteidigungsausschuß und im Auswärtigen Ausschuß zu beraten und sie als Grundlage einer breiteren Debatte zu benutzen. Haben Sie keine Sorge, Herr Schultz, ich glaube, die Zeit der großen Diffamierungen in diesem Hause ist sowieso zu Ende, und ich muß mich wohl einschließen.
    Nun darf ich zu dem eigentlichen Haushalt kommen. Der Schriftliche Bericht liegt uns vor, und der Herr Kollege Gierenstein war so freundlich, hier ein paar mündliche Bemerkungen hinzuzufügen. Ich darf daran erinnern, daß der Entwurf der alten Bundesregierung noch im Herbst des letzten Jahres zunächst mit einem Gesamtvolumen des Einzelplans 14 — Verteidigung — von 18,537 Milliarden DM vorlag. Anläßlich der ersten Lesung des Nachtragshaushalts 1966 am 23. November des vergangenen Jahres machte der Bundesfinanzminister, der damalige Bundesfinanzminister — — Herr Kollege Strauß, weil sie so böse in die Gegend gucken: Es geht nicht nur gegen Sie, sondern es gab auch bei Ihnen Vorgänger, und wahrscheinlich gibt es auch Nachfolger.

    (Heiterkeit.)

    So ist es halt im parlamentarischen Leben.
    Der damalige Bundesfinanzminister also machte bereits darauf aufmerksam, daß für den Verteidigungshaushalt 1967 ein Plafond von 18,5 Milliarden DM vorgesehen war, und daß man diesen Plafond um 0,84 Milliarden DM erhöhen müßte, anrechnungsfähig für Rüstungskäufe in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Herr Verteidigungsminister Schröder hat uns daran erinnert, daß weitere 500 Millionen DM zusätzlich im Außerordentlichen Haushalt eingestellt waren, die aber doch in den kommenden Jahren abzutragen sind. Wir haben da eigentlich nur Geld vorweggenommen, was wir noch einzunehmen haben. Daraus ergab sich dann ein Gesamtumfang des Verteidigungshaushalts für 1967 in Höhe von 19,837 Milliarden DM.
    Die neue Bundesregierung und der neue Finanzminister legten dann am 14. Dezember vergangenen Jahres den Entwurf eines Ergänzungshaushalts zum Rechnungsjahr 1967 vor, der zunächst durch Einsparungen von 200 Millionen DM mit 19,637 Milliarden DM im Einzelplan 14 abschloß. Heute in zweiter Lesung liegt uns nun ein Entwurf des Einzelplanes 14 vor, der eine Höhe von 19,593 Milliarden DM hat. Damit sind gegenüber der Regierungsvorlage Einsparungen von etwa 44 Millionen DM erzielt worden. Man muß allerdings noch Einnahmen von 67 Millionen DM hinzurechnen, die höher angesetzt sind als im ursprünglichen Plan.
    Dieses Zahlenwerk gibt aber eigentlich keine gebührende Antwort auf die fleißige Arbeit unserer Kollegen im Haushaltsausschuß, und es sei mir gestattet, dem Berichterstatter, Herrn Gierenstein, und dem Mitberichterstatter, Herrn Wellmann, für ihre mühselige Arbeit zu danken. Eigentlich müßte ich einen anderen Namen nennen, aber ich gehöre nicht zu denjenigen Abgeordneten, die der Regierung so gern Dank sagen, sondern ich bin der Auffassung, daß man hier die Regierung zu kritisieren hat —
    das ist das wesentliche Moment des Parlaments — und nicht nur „Danke schön" sagen soll. Ich bin da wieder bei meinem Kollegen Schultz, der am Ende seiner Rede gesagt hat, es müßte einmal der Zeitpunkt erreicht werden, wo die Bundeswehr so selbstverständlich wäre, daß wir in diesem Hause nur Anerkennendes über sie auszusprechen hätten. Ich glaube, das parlamentarische System besteht im wesentlichen darin, daß man der Regierung sagt, was sie falsch macht. Daß sie etwas richtig gemacht hat, ist so selbstverständlich, daß man es in diesem Hause nicht dauernd zu wiederholen braucht.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich danke also meinen Kollegen im Haushaltsausschuß, die sich wirklich redliche Mühe gegeben und die Vorarbeit für das heute vorliegende Zahlenwerk geleistet haben.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Ein Pädagoge!)

    — Ja, das ist so, Herr Schmitt: ein Pädagoge. Aber meine Erziehungsbemühungen sind an Ihnen abgeprallt.

    (Heiterkeit und Beifall. — Abg. SchmittVockenhausen: Das kann aber auch an Ihnen gelegen haben!)

    Der Haushaltsplan enthält also in seinen Bestandteilen ein Zahlenwerk, das einerseits der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland dient und die Erfüllung unserer Verpflichtungen im Bündnis gewährleistet. Andererseits müssen die Verteidigungsausgaben der finanziellen Leistungskraft angepaßt werden. Diese Anpassung an unsere finanzielle Leistungskraft war für den gesamten Haushalt 1967 entscheidend wichtig. Das Ziel war allerdings nur dadurch zu erreichen, daß der für 1967 geplante weitere personelle Ausbau der Bundeswehr von 461 000 Mann auf 473 000 Mann nicht erfolgte.
    Der Schriftliche Bericht des Haushaltsausschusses nennt noch ein drittes Ziel, das ich hier aufzeigen möchte. Mit dem vorliegenden Verteidigungshaushalt sollte die Begrenzung der laufenden Ausgaben für die Unterhaltung der Bundeswehr erreicht werden, um Investitionsmittel für die Modernisierung der Streitkräfte in größerem Ausmaß bereitstellen zu können. Der Herr Minister hat schon davon gesprochen. Ich verkenne nicht, daß dieses so dringend notwendige Streben nach einer Stabilisierung des Verhältnisses zwischen laufenden Ausgaben und Mitteln für Neuinvestitionen durch Umschichtung in Einzelplan 14 in gewissem Sinne erfolgreich gewesen ist. Aber es ist nur ein geringer Erfolg zu verzeichnen. Mit Ausnahme eines einzigen Titels, nämlich Tit. 309 a — Wehrtechnische Entwicklung und Erprobung —, ist leider eine durchgreifende Verbesserung der Situation bisher nicht erreicht und nicht eingeleitet worden.
    Zur Bedeutung der Aufstockung des Tit. 309 a von 690 Millionen DM auf 815 Millionen DM wollte in dieser Beratung mein Freund Klaus Richter eine Jungfernrede halten. Ich kann Ihnen die Mitteilung machen, die mancher von Ihnen sicher als eine erfreuliche Mitteilung ansieht, daß Klaus Richter durch



    Berkhan
    seine Verpflichtungen im Rahmen der Vollversammlung der WEU gehindert ist, an dieser Plenarsitzung teilzunehmen, und ich deshalb seine Rede zu Protokoll geben werde.
    Vergleicht man die Entwicklung der Ansätze in den Materialbeschaffungstiteln der letzten Jahre, so ist leider ein laufendes Absinken der verfügbaren Mittel festzustellen. 1963 standen noch 6,8 Milliarden DM zur Verfügung. Bis zum Jahre 1966 sank die Zahl auf 3,97 Milliarden DM, und auch der leichte Anstieg auf etwas über 4 Milliarden DM in diesem Jahr würde uns, wenn wir einen prozentualen Vergleich anstellten, sehr schnell belehren, daß prozentual die Sache immer noch rückläufig ist. Der Minister sagt, wir hätten heute 65 % unabweisbare Ausgaben und 35 % veränderliche Ausgaben. Ich komme zu dem Ergebnis, Herr Minister Schröder: 67 %. Aber streiten wir nicht über die letzten 2 %. Das liegt daran, daß Sie im Grunde genommen ein konservativer Mensch sind und ich ein fortschrittlicher bin.

    (Heiterkeit.)

    Denken wir aber daran, daß nach wie vor das Damokles-Schwert progressiv steigender Kosten für die Unterhaltung der Bundeswehr über uns hängt! Das wird sich wahrscheinlich nur ändern, wenn man sich entschließt, einschneidende Maßnahmen zu ergreifen.
    Die leichte absolute Erhöhung der Ansätze für Beschaffungen um etwa 200 Millionen DM konnte auch nur dadurch erreicht werden, daß die gleiche Summe aus dem ordentlichen Haushalt in den Eventualhaushalt übergeführt wurde. Auch der Haushaltsausschuß hat in seinem Schriftlichen Bericht darauf hingewiesen, daß die dadurch freiwerdenden Mittel für Beschaffung, Infrastruktur und wehrtechnische Entwicklung als konjunkturwirksame Mittel angewendet werden. Diese rein haushaltstechnischen Manipulationen können doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß solche Verlagerungen dem Sinn und dem Zweck des 2,5-Milliarden-Investitionshaushalts nicht angemessen sind. Ich möchte heute schon davor warnen, zukünftige Investitionshaushalte zur Konjunkturbelebung als Verschiebebahnhöfe für notwendig werdende Kürzungen im ordentlichen Haushalt in einzelnen Ressorts zu mißbrauchen. Ich führe das hier beim Einzelplan 14 aus. Aber das gilt auch für andere Einzelpläne.
    Der Verteidigungshaushalt 1967 steht in besonderem Maße unter dem Druck der unglückseligen, vielleicht darf man auch heute noch sagen: leichtgläubigen, besser: leichtfertigen Verpflichtungen, welche die frühere Bundesregierung und ihr Verteidigungsminister für die Devisenausgleichszahlungen eingegangen ist.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Diese bis zum 30. Juni dieses Jahres abzulösenden Verpflichtungen belasten den Einzelplan 14 zusätzlich mit 1,13 Milliarden DM, teils als Verstärkungsmittel für Ausgaben in den USA bezeichnet — sprich: zusätzliche Rüstungskäufe —, teils für Devisensonderzahlungen, sprich: Zwischenfinanzierung. Diese und frühere Zwischenfinanzierungen werden die kommenden Verteidigungshaushalte zusätzlich zu den neu abgeschlossenen Devisenausgleichsabkommen beanspruchen. Wir werden also noch einige Jahre an diesem harten Brocken zu kauen haben. Der frühere Finanzminister benannte in seiner von mir bereits erwähnten Rede vom November des vergangenen Jahres die Höhe der damals aufgelaufenen Verpflichtungen mit 5,6 Milliarden DM. Ich sage Ihnen hier ganz offen, daß ich mir bis heute nicht darüber im klaren bin, wie der endgültige Abbau dieses Berges erfolgen soll und zu welchen Konsequenzen dies in den kommenden Jahren führen muß.
    In der mittelfristigen Finanzvorschau hat die alte Bundesregierung unter „Zweckausgaben für die militärische Verteidigung" festgestellt — ich zitiere wörtlich mit Genehmigung des Präsidenten —:
    Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Ansätze steht für Neubeschaffungen, die zur Erhaltung der Schlagkraft der Truppe und zur Erfüllung des Devisenausgleichs mit den USA unumgänglich sind, zur Verfügung.
    Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch der Regierung alle großen Beschaffungsprogramme für die Umrüstung der Bundeswehr, für die in den nächsten Jahren im Verteidigungshaushalt die Mittel aufgebracht werden müssen, sehr wohl bekannt. Die alte Regierung mußte sich also im November des vergangenen Jahres darüber im klaren gewesen sein, daß ihre mittelfristige Finanzvorschau für die militärische Verteidigung zumindest auf unrealistischen Grundlagen beruhte.
    Welche Folgen derartige von einem Zweckoptimismus diktierten Finanzleitlinien, oder wie immer man das nennen mag, haben müssen, bekommen wir alle in diesen Wochen zu spüren. Erst jetzt stellt sich leider heraus, daß ein bereits in der Abwicklung weit fortgeschrittenes Beschaffungsprogramm — ich spreche jetzt von der deutsch-französischen Gemeinschaftsentwicklung eines Transportflugzeugs, welches unter dem Namen „Transall" in die Geschichte eingehen wird — in der vorgesehenen Stückzahl aus finanziellen Gründen wahrscheinlich nicht so, wie man es ursprünglich beabsichtigte, zu realisieren sein wird, vielleicht gar nicht zu realisieren sein wird.
    Der Verteidigungsminister hat zwar als hauptsächlichen Grund für seine Absicht, dieses Programm um fast die Hälfte zu kürzen, Personalknappheit bei der Bundesluftwaffe angegeben, also Personalknappheit bei der Bundeswehr. Aber diese Personalknappheit ist doch nur eine Folge des notwendigen Abstoppens jedes weiteren Aufbaus der Bundeswehr, das auf Grund der vorgegebenen finanziellen Situation erfolgt ist. Die Folgen, die das Verkürzen des Transall-Programms mit sich bringen würde, sind in vollem Umfang noch nicht zu übersehen.
    Die Diskussion um solche notwendig werdenden Kürzungen hat bereits zu einer Belastung, wenn auch nur einer schwachen Belastung der deutschfranzösischen Zusammenarbeit geführt. Aber sie wirft auch Schatten auf Programme, die wir als Gemeinschaftsprogramme mit anderen Staaten planen.



    Berkhan
    Die Belegschaft einiger Betriebe der Luftfahrtindustrie schwebt in schwerer Sorge um ihre Arbeitsplätze. Die zuständige Gewerkschaft hat bereits den Finger auf diese Wunde gelegt — wie ich meine, zu Recht. Der Verteidigungsausschuß hat in seiner Sitzung am 16. Mai zwar den Bundesminister der Verteidigung ersucht, die Situation noch einmal gründlich zu prüfen und gegebenenfalls neue, bessere Vorschläge auszuarbeiten. Aber finanzielle, wirtschaftliche und auch psychologische Einbußen werden wohl nicht ganz zu vermeiden sein.
    So etwas darf uns in Zukunft nicht noch einmal passieren. Wir werden nach dieser bitteren Erfahrung sehr schnell und sehr gründlich eine Reihe anderer aufwendiger Beschaffungsvorhaben überprüfen müssen. Wir werden dafür zu sorgen haben, daß sie rechtzeitig auf ein vertretbares Maß zurückgeschraubt werden oder gar, wenn es sein muß, abgestoppt werden. Das muß auf jeden Fall geschehen, bevor wir durch internationale Verträge an feste Programme und an feste Abnahmeverpflichtungen gebunden sind oder uns binden und bevor die deutsche Industrie feste Auftragsverpflichtungen übernommen hat und sich materiell, aber auch personell auf diese Verpflichtungen einstellt.
    Ich will einige wichtige Beschaffungsprogramme nennen; z. B. den Kampfpanzer 70, ein Programm, welches alles in allem nach meiner Schätzung etwa vier Milliarden DM verlangt. Der Panzer soll gemeinsam mit den USA gebaut werden und soll den Panzer M 48 ersetzen. Ich glaube kaum, daß wir uns dieses neue und sehr viel teurere Waffensystem schon leisten können, auch nicht in den siebziger Jahren. Zweifel sind auch berechtigt, ob die Konzeption dieses Panzers für die zukünftigen Aufgaben der Bundeswehr noch zweckentsprechend ist. Man muß doch erst einmal das Konzept kennen, um zu wissen, welche Waffensysteme man einplant. Mir jedenfalls will es dringlicher erscheinen, daß die Bundeswehr bald über einen leistungsfähigen Schützenpanzer verfügt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ähnliches gilt für das Tatar-Zerstörerprogramm und das neue Beschaffungsvorhaben der Tatar-Korvetten bzw. bei der Ausstattung der S-Boote mit Raketen. Moderne Panzer- und Tieffliegerabwehr sind dagegen zwei Gebiete — Herr Schultz nannte sie schon —, die, soweit ich sehe, bis heute in gewissem Umfang vernachlässigt worden sind.
    In diesem Zusammenhang möchte ich heute bereits vor zu optimistischen Vorstellungen über Zeit, Umfang und Art der Umrüstung der Luftwaffe auf ein neues Nachfolgemuster für die F 104 G und die G 91 warnen. Wir dürfen an den harten Tatsachen nicht vorbeisehen, daß die finanzielle Lage des Bundes in den kommenden Jahren äußerst angespannt bleiben wird. Nur das, was tatsächlich finanziell und technisch, aber auch personell verkraftet werden kann, darf sich in festen Planungen, in festen Programmen niederschlagen.
    Wir werden auch kein Beschaffungsprogramm und kein Einzelvorhaben mehr gutheißen können, wenn wir nicht gleichzeitig darüber unterrichtet werden, welche Folgelasten bei der Einführung in die Truppe
    und für die Erhaltung der Einsatzbereitschaft in den kommenden Jahren mit der Einführung dieses Waffensystems verbunden sind. Jedes neue, moderne Waffensystem wird nicht nur in der Beschaffung Geld kosten; es wird auch in den Unterhaltungskosten anspruchsvoller und kostspieliger werden. Wir alle wissen nur zu gut, welche Mittel aufgewendet werden mußten und auch noch in den nächsten Jahren aufgewendet werden müssen, um das Waffensystem F 104 G einigermaßen flugsicher und einsatzbereit zu machen und zu erhalten. Diese Kosten waren damals, als wir zum Beschaffungsprogramm F 104 G gehört wurden, nicht errechnet und nicht vorausgesehen worden. Vielleicht war das damals nicht möglich. Aber wir müssen heute sagen, daß wir bei der Vorlage großer Programme immer noch erleben, daß unsere Fragen, was denn das Waffensystem während seiner Lebenszeit alles in allem an Kosten verursachen wird, nur sehr unzureichend und sehr dürftig beantwortet werden.
    Ich möchte hier keine alten Wunden aufreißen; aber wir haben in der Opposition gewarnt, und wir warnen auch als Regierungspartei. Wir sind bereit und entschlossen, das unsere dazu beizutragen, um solche in der Vergangenheit begangenen Fehler zu vermeiden. In diesem Zusammenhang bedarf eben die Beschaffungsapparatur, die für die Bundeswehr arbeitet, einer Durchleuchtung. Wirtschaftliches Denken, kaufmännisches Handeln muß in stärkerem Maße auch in den Prozeß der Beschaffung von Wehrmaterial und in die vorbereitende Planung hineingetragen werden. Ohne Zweifel werden fast alle unsere Ministerien, auch das Verteidigungsministerium, noch weitgehend vom traditionellen juristischkameralistischen Denken beherrscht. Die Erkenntnisse moderner Wirtschaftswissenschaften haben leider nicht genügend Eingang gefunden. Ich bin also ziemlich sicher, daß die Bundeswehrverwaltung darin keine Ausnahme macht. In der heutigen Verwaltung sollten Begriffe wie Wirtschaftlichkeit und Rechtmäßigkeit gleichwertig nebeneinanderstehen. Dabei muß gesehen werden, daß der Begriff Wirtschaftlichkeit das Kernstück der Wirtschaftswissenschaften und ihrer theoretischen und praktischen Bemühungen ist. Im Zentrum der Jurisprudenz steht der Begriff des Rechtes. Ich würde sagen, daß die Vertreter beider Wissenschaften jeweils entsprechend den Aufgabengebieten die gleichen Chancen haben sollten, auf dem Sektor das ihrige zu tun. Nur so kann die Wirtschaftlichkeit als Gegenkomponente gegen das reine Verwalten zum Tragen gebracht werden.
    Wenn wir uns einmal überlegen, daß man bisher bei den Laufbahnen weitgehend an überlieferten Formen wie nahezu an Schablonen festgehalten hat, so meine ich, brauchen wir uns nicht zu wundern. wenn wir alarmierende Meldungen über Rüstungsskandale in den vergangenen Jahren erleben mußten.
    Ich will damit diese Bemerkungen hierzu abschließen. Aber ich möchte den Minister auffordern, im Rahmen seiner Möglichkeiten zu prüfen, wieweit wir das Wirtschaftsreferendariat dazu nutzen und wieweit wir Ingenieure, auch Wirtschaftsingenieure, einspannen können, um zu besseren Ergebnissen bei der Planung und beim Kauf zu kommen.



    Berkhan
    Beschaffungsvorgänge für große Waffensysteme gehören in die maßgebliche Mitbestimmung von Wirtschaftswissenschaftlern und Kaufleuten hinein. Das gilt selbstverständlich auch für Beschaffungsvorgänge, die durch freihändige Vergabe gelöst werden. Das gilt darüber hinaus in stärkerem Maße für Entwicklungsvorgänge, da hier für den Betriebswirtschaftler die ersten Ansätze sind, um spätere Beschaffungen wirtschaftlich gestalten zu können.
    Leider haben Sie sich nun, Herr Minister Schröder, auch noch nicht dazu durchringen können, die Organisation ihres Hauses einschneidend zu ändern, durchgreifend zu verbessern. Nach wie vor sind wir Sozialdemokraten der Auffassung, daß die derzeitige Organisationsform, die Arbeitsverfahren und die interne Geschäftsordnung des Bundesministeriums der Verteidigung den gestellten Aufgaben zur Führung und zur Erhaltung der Einsatzbereitschaft einer modernen Armee nicht mehr angemessen sind.
    Ich darf in diesem Zusammenhang auf die Schlußbemerkungen des Abschlußberichtes des Verteidigungsausschusses über die Beratung anläßlich der Rücktrittsgesuche des damaligen Generalinspekteurs, Herrn Trettner, und des Generals der Luftwaffe, Herrn Panitzki, hinweisen. Es heißt dort — ich zitiere wörtlich aus dem Bericht:
    Der Ausschuß war sich ferner darüber einig, daß das Problem der Organisation der gesamten Landesverteidigung einschließlich der Organisation des Ministeriums einer gesonderten gründlichen Erörterung im Verteidigungsausschuß bedarf, bei der die hier gewonnenen Kenntnisse ausgewertet werden müssen.
    Soweit das Zitat, und ich glaube — Herr Dr. Zimmermann, Sie haben damals präsidiert —, dieser Beschluß war einstimmig. Ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich sage, daß das die einhellige Meinung des Ausschusses war.
    Nach wie vor stehen wir Sozialdemokraten zu unserer Auffassung, die wir in unserer Entschließung zur Lage in der Bundeswehr bereits im Jahre 1964 festgelegt haben. Ich will das hier nicht ausführen; Sie, Herr Minister Schröder, können das nachlesen; diese kleine Schrift finden Sie in Ihrem Ministerium. Wir sind bereit, über unsere Vorschläge mit Ihnen zu diskutieren; sie sind kein Dogma. Aber lassen Sie mich von mir aus sagen, es reicht nicht aus, wenn der Minister jedes Jahr vor dieses Haus tritt und sagt: Es wird ja alles getan, was an Rationalisierung und dergleichen Dingen mehr notwendig und möglich ist.
    Sehen Sie, ich komme von Zeit zu Zeit in die Truppe, und ich schreibe Ihnen zu Ihrem Leidwesen auch von Zeit zu Zeit Briefe, die Sie dann immer sehr pünktlich und sehr freudlich beantworten. Ich darf Ihnen sagen, daß mir bei einem meiner letzten Besuche z. B. folgende Verwaltungsauswüchse aufgefallen sind: Da will eine Einheit aus einem Titel „für Freizeitbeschäftigung von Soldaten" einen Fußball kaufen. Aus irgendwelchen Gründen war der andere Titel, aus dem sie den Fußball sonst bezahlten, erschöpft. Ich weiß nicht den Wert eines Fußballes; er liegt wohl — die Sportler hier im Hause mögen
    mich belehren — bei 50, 60, vielleicht auch 70 DM.

    (Widerspruch.)

    — Es kommt darauf an, ob Uwe Seeler ihn vorher angefaßt hat oder nicht. Das spielt für den Preis eine große Rolle. — Mit dieser Angelegenheit befaßt sich nun ein Amtmann, ein altgedienter deutscher Amtmann, der also weiß, wie schwer das Geld des Steuerzahlers zusammenkommt. Der geht damit zum Oberstleutnant, und nun kakeln die beiden, ob das wohl angemessen ist. Sie kommen zu dem Ergebnis: sie wollen den Fußball kaufen. Die können das nicht! Die müssen zur Division. Dort beschäftigt sich ein Oberregierungsrat damit. Und ob Sie es glauben oder nicht, Herr Schröder: der General muß seine Unterschrift geben, damit diese Leute den Fußball kaufen können. Sie werden mir natürlich sagen: das gibt es auch bei anderen Behörden. Das mag sein. Das kann aber kein Grund sein, das hier nicht zu geißeln.
    Und überlegen Sie sich einmal, ,daß der Disziplinarvorgesetzte bei einem Disziplinarverstoß, bei einer disziplinarischen Bestrafung, je nach Lage .der Dinge 22- bis 26mal seinen Namen in die Akten schreiben muß! Ich meine, das ist des Guten zu viel.
    Ich will damit meine Liste hier abschließen. Sie werden sagen, das seien alles Kleinigkeiten. Wenn Sie das jedenfalls summieren bei einer Zahl von 600 Kompanien der Bundeswehr, und wenn Sie die große Zahl von Stäben und anderen Einrichtungen hinzunehmen, werden Sie zugeben, daß das zu einer großen Belastung für Truppe und Verwaltung wird.
    Ich weiß sehr wohl, daß die endgültige Beseitigung vermeidbarer Belastung durch Überorganisation, Kompetenzfragen und Perfektionismus in der Absicherung von und nach oben nicht nur eine Frage besserer Organisationsform und zweckmäßigerer Arbeitsmethoden ist, sondern auch eine Frage des Stils und der menschlichen Verhaltensweisen. Ob hier wirklich alles zum Besten steht? Ich würde Ihnen empfehlen, einmal das Protokoll über diese Beratungen nachzulesen; ich habe aus dem Bericht zum Rücktritt der Generale zitiert, und ich glaube, Herr Schultz hat in seiner Rede dazu auch einige Bemerkungen gemacht. Ich würde Ihnen einmal empfehlen, nachzulesen, was sich der Ausschuß bei diesen Beratungen angehört hat.
    Es gibt manches, was in den menschlichen Beziehungen im Ministerium verbesserungswürdig und verbesserungsfähig ist. Es bleibt dann immer noch, Herr Minister Schröder, genügend Reibungsfläche. Haben Sie keine Sorge! Ihr Apparat wird auch dann nicht so geölt und glatt laufen, wie Sie es sich wünschen, sondern Sie werden auch dann noch Sorgen genug haben, mit denen Sie sich beschäftigen können. Aber Sie können sich dann auf das Wesentliche konzentrieren. So, wie man manchmal mit einzelnen und mit ganzen Gruppen in der Bundeswehr umspringt, so darf es eben nicht mehr weitergehen.
    Ich will hier nur einen einzigen Punkt herausgreifen. Seit fast drei Jahren wird hier über eine dritte Laufbahn gesprochen, um u. a. auch die Probleme der Stellung und des Berufsbildes 'der Stabs- und



    Berkhan
    Oberstabsfeldwebel endgültig ausräumen zu können. Es wurden neue Vorschläge bekannt und neue Besprechungen durchgeführt. Vor 14 Tagen antwortete Ihr Staatssekretär in diesem Hause auf eine Kleine Anfrage der FDP, wegen der zahlreichen, das Dienstrecht .allgemein berührenden Probleme, wegen der laufbahnrechtlichen und finanziellen Auswirkungen und wegen des Umfangs des Gesetzgebungsvorhabens sei noch nicht einmal eine grundsätzliche Zustimmung der anderen Ressorts herbeigeführt. Also noch nicht einmal eine grundsätzliche! Wenn das nicht der Fall ist, dann hüte man sich davor, in Veröffentlichungen immer schon von einer Laufbahn zu sprechen und Dienstgrade zu- nennen, wenn man noch nicht einmal weiß, ob man sich im Innenministerium und im Finanzministerium mit diesen Vorstellungen durchsetzen wird. Das schafft nur Ärger bei den Soldaten. Ich habe mir von Freunden erzählen lassen, sie hätten heute morgen in Godesberg dazu Stellung genommen. Das war anderenorts, ich kann mich darauf nicht beziehen; ich muß Sie im Parlament fragen, und ich muß Sie also bitten, einmal zu prüfen, wie lange wir denn noch ,da stehenbleiben wollen, wo wir vor drei Jahren in dieser Frage angefangen haben. Ich möchte Sie im Namen meiner Fraktion auffordern, Herr Schröder, nunmehr beschleunigt die grundsätzliche Übereinstimmung mit dem Bundesminister des Innern und dem Bundesminister der Finanzen herbeizuführen, bevor etwa weitere Vorschläge und Vorstellungen auf den Tisch und an die Öffentlichkeit kommen. Ich erwarte aber auch, daß wir dann bald eine verabschiedungsreife Vorlage im Verteidigungsausschuß vorgelegt bekommen. Lesen Sie dazu noch einmal die Darstellung der schwierigen Lage bei den Unteroffizieren in der Drucksache V/1694. Das war 'zwar eine Drucksache, die sich mit Besoldungsfragen beschäftigt; ,aber da können Sie alles entnehmen, was ich eigentlich hier ausführen wollte.
    Ich habe versucht, einen weiten Bogen zu spannen, um einige Hinweise für 'die Zukunft zu geben. Sie mußten leider, dem schwierigen Thema „Verteidigungshaushalt" entsprechend, meist kritisch und oft auch warnend sein. Ich konnte dabei nur auf einige der mir besonders wichtig erscheinenden Fragen eingehen, deren Lösung finanzielle Auswirkungen haben wird. Sie werden uns bei den kommenden Haushaltsberatungen immer wieder zu beschäftigen haben.
    Wenn wir aber im kommenden Jahr und in den kommenden Jahren die Struktur des Verteidigungshaushalts stabilisieren und das Verhältnis der Unterhaltungs- zu den Investitionskosten auf die Dauer gesehen verbessern wollen, um die Bundeswehr voll einsatzbereit zu machen und auch voll einsatzbereit zu erhalten, also modern zu erhalten, so wird die Bundesregierung noch vor Ende dieses Jahres diesem Hause ihre Absichten und ihre Vorstellungen bekanntgeben müssen. Sie muß uns also sagen, welches Konzept ihrer Politik zugrunde liegt. Die Bundesregierung wird dem Deutschen Bundestag und der Öffentlichkeit sagen müssen, wie sie die Verteidigungspolitik in ihre auf Erhaltung des Friedens und Entspannung ausgerichtete Außenpolitik einbetten will. Sie wird sagen müssen, welche Aufgaben im Rahmen des atlantischen Bündnisses und unter Berücksichtigung der vom NATO-Rat am 9. Mai verabschiedeten Direktive der Bundeswehr in Zukunft zu stellen sind. Sie wird sagen müssen, wie die Bundeswehr zur optimalen Erfüllung dieser Aufgaben in Zukunft geführt, gegliedert, bewaffnet und ausgebildet werden soll. Sie wird schließlich wenigstens den Rahmen ihrer Vorstellungen über eine aktive Mitwirkung an der internationalen Diskussion zur Rüstungskontrolle und zur europäischen Sicherheitspolitik abstecken müssen.
    Ich weiß, das alles sind Fragen, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kollegen, dem Außenminister, klären müssen. Aber es wird Zeit, daß das Haus einmal die Vorstellungen der Regierung hierzu hört.
    Wir Sozialdemokraten sind der Auffassung, daß nicht nur die finanzielle Lage des Bundes in den nächsten Jahren, sondern auch die Glaubwürdigkeit unserer Friedens- und Entspannungspolitik eine über den jetzigen Stand hinausgehende Vergrößerung der Bundeswehr verbietet. Wir sind aber auch der Auffassung, daß eine wesentliche Verringerung der Zahl unserer Streitkräfte nur im Rahmen internationaler Verhandlungen über eine Rüstungsverminderung in West- und Osteuropa angesprochen werden kann. Die zu erwartende Verringerung der Präsenzstärken der Stationierungsstreitkräfte unserer amerikanischen und britischen Freunde im Laufe der nächsten Jahre sollte bereits Anlaß genug sein, der Sowjetunion und den Staaten Osteuropas ähnliche Maßnahmen nahezulegen. Einseitige Vorleistungen, Herr Schultz, einer Rüstungsminderung in Mitteleuropa könnten sehr leicht die heute erreichte politische Stabilität in Europa ins Wanken bringen und unsere auf stabile Friedensordnung in Europa ausgerichtete Politik zum Scheitern verurteilen.
    Wir Sozialdemokraten sind der Auffassung, daß eine stabile, dauerhafte Friedensordnung in Europa aber nur erreicht werden kann, wenn vor allem in Mitteleuropa die Truppenstärken und Rüstungsaufwendungen reduziert werden. Dies kann jedoch nur auf dem Wege internationaler Vereinbarungen geschehen. Solange solche Vereinbarungen nicht effektiv sind, werden wir jedenfalls nicht nachlassen, im Rahmen des atlantischen Bündnisses zusammenzustehen und die Verpflichtungen zu erfüllen, die alle Partner gemeinsam für die Sicherheit des Bündnisses für erforderlich halten. Dies darf aber andererseits die Bundesregierung nicht davon entbinden, eigene Vorschläge und eigene Vorstellungen zu einer Rüstungsverminderung in Europa und zu einem europäischen Sicherheitssystem zu entwickeln. Herr Minister Schröder, Sie sind aufgerufen, an dieser Arbeit mitzuwirken.
    Die Opposition, die FDP, hat bestimmte Maßnahmen vorgeschlagen: Verkürzung des Grundwehrdienstes, Herauslösung der nuklearen Waffenträger aus der Bundeswehr. Das sind aber isolierte Einzelschritte, und sie scheinen weder geeignet, die finanziellen Lasten für die Verteidigung zu verringern, noch geeignet, zu einem Gesamtkonzept in der rechten Weise beizutragen. Über beide Fragen kann man nur im Rahmen einer solchen Gesamt-



    Berkhan
    konzeption unserer zukünftigen Sicherheits- und Verteidigungspolitik diskutieren. Wir schlagen daher vor, die Anträge der FDP nicht nur im Verteidigungsausschuß, sondern gegebenenfalls auch im Außenpolitischen Ausschuß zu behandeln.
    Die Vorlage eines Gesamtkonzepts der Verteidigung muß aber gekoppelt sein mit der Bekanntgabe einer mehrjährigen Vorausschau über die im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des Bundes verfügbaren Mittel für die Verteidigung. Wir wissen sehr wohl, wie schwierig heute noch eine solche mittelfristige Finanzvorausschau ist; denn eine solche Vorausschau muß ja die ganze Breite der zukünftigen Aufgaben des Bundes umspannen und nicht nur die Fragen der Verteidigung, und sie muß Prioritäten setzen. Sie haben das hier gefordert, Herr Minister Schröder. Wir möchten der Bundesregierung aber empfehlen, sich jenen falschen Zweckoptimismus der früheren Regierung — ich sprach bereits davon — vor allem auf dem Gebiet der militärischen Verteidigung nicht wieder zu eigen zu machen. Harte Tatsachen müssen ausgesprochen werden. Hier darf auch der Verteidigungshaushalt kein Tabu sein, auch wenn dies den Verteidigungsminister, die Regierung und den Verteidigungsausschuß, den Haushaltsausschuß und am Ende das Plenum dieses Hauses zu schwerwiegenden Entscheidungen zwingen sollte. Im Interesse unserer Sicherheit, im Interesse der Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte und im Interesse der Menschen in der Bundeswehr scheint es mir besser zu sein, einem zu rosigen Optimismus abzusagen, der uns nur wieder Rückschläge und Enttäuschungen bringen würde. Das Erreichbare aber ist auch wirklich in Angriff zu nehmen und einem Ziel zuzuführen.
    Auf diesen beiden Grundlagen: Gesamtkonzept der Verteidigung und mittelfristige Finanzvorausschau wird der Bundesverteidigungsminister dann eine ebenso von jedem Zweckoptimismus befreite mehrjährige Bedarfsplanung der Bundeswehr aufzustellen haben. Eine solche Bedarfsplanung wird dann das Parlament in den verschiedenen Ausschüssen überhaupt erst in den Stand setzen, in Zukunft mit besserem Gewissen Beschaffungsvorhaben und -programme zur Kenntnis zu nehmen.
    Ich meine, daß in wenigen Wochen der neue Haushaltsentwurf, also der Haushaltsentwurf für das Jahr 1968, vor uns liegen wird. Es werden entscheidende Weichen zu stellen sein, um nun endlich in ein ruhigeres Fahrwasser für die Bundeswehr hineinzukommen. Wenn notwendig, sind wir Sozialdemokraten — und ich glaube, auch die Kollegen der anderen Fraktionen — bereit, gemeinsam mit Ihnen, Herr Schröder, vielleicht in einer kleinen besonderen Arbeitsgruppe gleich nach der Sommerpause Beratungen hierüber aufzunehmen.
    Im ganzen, meinen wir, war im Jahre 1967 im Einzelplan 14 nicht mehr zu erreichen. Wir stimmen 'ihm zu. Wir sind nicht ohne Kritik. Wir hoffen aber, daß Sie unsere Anregungen wägen und werten, und wir glauben, Herr Minister Schröder, unsere Anregungen haben ein starkes Gewicht, sie werden vielleicht die Waagschale etwas bewegen helfen. In dem Sinne, glaube ich, hatte Herr Schultz recht,
    als er sagte, Landesverteidigung und Bundeswehr sind keine Sache des Ministers und der Regierung allein, nicht einmal eine Sache des Parlaments allein, sondern Sache des ganzen Volkes. Es gilt, die großen Opfer, die unser Volk seit Jahren in finanzieller Hinsicht für die Bundeswehr getragen hat und tragen mußte, zweckentsprechend, wirtschaftlich, vernünftig einzusetzen. Das muß das Ziel der kommenden Jahre sein.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Kollege Berkhan, Ihre Absicht, die Rede des abwesenden Kollegen Richter zu Protokoll zu geben, läßt sich leider nicht verwirklichen. Nur Abgeordnete, die an den Beratungen teilnehmen, können ihre Rede — ersatzweise — zu Protokoll geben.
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Marx.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Marx


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Laufe der heutigen Debatte zum Einzelplan 14 gab es einige Bemerkungen, die darauf hindeuteten, daß das Thema: Wie sieht es eigentlich jenseits des Eisernen Vorhanges aus? von uns allen gründlich erörtert werden sollte. Ich möchte das in Kürze tun.
    Sie wissen alle, meine Damen und Herren, daß die Überlegungen für eine Verteidigungsorganisation. und für eine Verteidigungsplanung in Europa seit dem Ende des zweiten Weltkrieges von der Einsicht ausgegangen sind, daß aus dem kommunistisch beherrschten Raum heraus, d. h. also auch aus der Mitte Europas heraus, militärische Angriffe gegen das restliche, westliche Europa geführt werden können. Die permanente Bedrohung durch eine mächtige Militärmaschine, die sich ständig erneuert, die drohenden und einschüchternden Reden einer Reihe kommunistischer Führer und dazu eine revolutionäre Ideologie sind die Ursachen für die Verteidigungsbereitschaft der atlantischen Völker. Sie waren auch die Ursachen für den Beitritt unseres Landes zur NATO. Auch die politischen Weisungen der NATO-Minister und das jeweilige strategische Konzept sind immer von den Erkenntnissen ausgegangen, die über die Gegenseite vorlagen. So war es nicht nur bei den Dreiergesprächen zwischen den Beauftragten der Vereinigten Staaten, Großbritannien und der Bundesrepublik, sondern auch bei der letzten NATO-Ratstagung in Paris, wo man von der Frage ausgegangen ist: wie sieht es eigentlich mit der militärischen Kraft im Rahmen der Warschauer Pakt-Staaten aus?
    Dies heute hier anzusprechen, bedeutet natürlich zugleich, einen besonderen Akzent in eine Diskussion zu bringen, die zum großen Teil durch allgemeine Formeln gekennzeichnet ist, etwa den Wunsch nach einer weitgehenden, nach einer tiefwirkenden Entspannung innerhalb Europas. Es gab in den letzten Wochen und Monaten in der Presse, in den Tageszeitungen, in den Zeitschriften, bis in die Illustrierten hinein, eine Fülle von Diskussionen, eine große Literatur über das Thema: Ist es eigentlich noch zeitgerecht, heute in einem Zeitabschnitt, der allgemein als „Entspannung" be-



    Dr. Marx (Kaiserslautern)

    zeichnet wird, über das Phänomen Bedrohung zu sprechen? Ich glaube, daß wir es trotzdem tun sollten, weil die Auseinandersetzung — auch die politische und die geistige Auseinandersetzung — mit dem, was auf der anderen Seite steht, die Grundvoraussetzung für unsere Überlegungen im Rahmen der Verteidigungspolitik darstellt.
    Wenn wir von Verteidigung sprechen, dann bedeutet das Verteidigung gegen einen eventuellen Angriff. Wir müssen also unsere Verteidigungsüberlegungen, unsere Organisation und Planung nach dem ausrichten, was eventuell zu erwarten ist. Wir können dabei sagen, daß unser Verteidigungsbeitrag — das ist vorhin schon von dein Herrn Berichterstatter gesagt worden —, der ein Gegengewicht gegenüber der anderen Seite darstellen soll, ein Verteidigungsbeitrag inerhalb der NATO ist. Er muß bemessen werden erstens nach der Größe und Art der Bedrohung, zweitens nach der speziellen Situation, in der sich die Bundesrepublik Deutschland befindet, drittens nach der Bereitschaft unserer Verbündeten und nach den Forderungen, die das Bündnis uns allen auferlegt, und viertens nach den eigenen finanziellen Möglichkeiten, über die unser Land verfügt.
    Nun ist die Erkenntnis Gemeingut, daß die Bedrohung nicht nur definiert werden kann auf Grund vorgefundener und addierter Kanonen, Panzer und Flugzeuge, sondern daß die Bedrohung selbstverständlich auch fixiert werden muß auf Grund einer möglichst genauen Analyse des politischen Willens des eventuellen Gegners. Dabei ist es klar, daß die augenblickliche Situation in Europa uns nicht veranlaßt, an einen bevorstehenden Angriff, an eine direkte Bedrohung, etwa an einen unmittelbaren militärischen Angriff, zu denken. Trotzdem müssen wir uns danach richten, was an militärischen Kräften auf der anderen Seite besteht. Sie wissen, meine Damen und Herren, daß die Warschauer Pakt-Staaten, vor allen Dingen unter Führung der Sowjets, etwa seit dem Jahre 1961/62 begonnen haben, ein stärkeres Gewicht den Armeen im sowjetischen, osteuropäischen Vorraum zuzumessen. Das hat sich in den durchgeführten Manövern von Mal zu Mal stärker gezeigt. Trotzdem ist die Sowjetarmee das Rückgrat, sie ist immer der bestimmende Faktor geblieben. Die Sowjetunion blieb auch für alle Nachschubüberlegungen die tragende Basis. Die Normierung an Waffen und Gerät ist im Warschauer Pakt in einer außerordentlich tiefgebenden Weise durchgeführt. Man ist sogar dazu übergegangen, auch Raketen, die in der Lage sind, atomare Sprengkörper zu tragen, den Streitkräften des Warschauer Pakts, etwa der polnischen Armee, der Nationalen Volksarmee, der tschechoslowakischen Volksarmee zuzuordnen.
    Heute nun, da wir seit Ende des vergangenen Jahres und seit Beginn dieses Jahres beobachten, daß es eine Reihe von bilateralen neuen militärischen Pakten und Beistandsverpflichtungen gibt, scheint sich uns eine gewisse Veränderungsmöglichkeit insoweit anzudeuten, daß man vielleicht mit dem Blick auf das Jahr 1969 hin von seiten der Warschauer Pakt-Staaten bereit wäre, das Angebot zu machen,
    wenn auf der westlichen Seite die Nato aufgelöst würde, so sei man auf der östlichen Seite bereit, auch den Warschauer Pakt aufzulösen. Ich sage das deshalb, meine Damen und Herren, weil es hierzulande viele gibt, die bereit sind, einem solchen offenbar einleuchtenden Tauschgeschäft zuzustimmen, die aber zwei wesentliche Faktoren vergessen: Erstens den Faktor, daß in der Tat der freie Zusammenschluß der westlichen Völker in dem Verteidigungsbündnis der NATO nicht mit dem Zwangsbündnis des Warschauer Pakts verglichen werden kann. Und zweiten, daß die bilateralen Verträge, die im Augenblick zwischen den einzelnen Ostblockstaaten im Gespräch sind, dann ein Auffangsystem darstellen, so daß, selbst wenn die Paktorganisation in der gegenwärtigen Weise ausscheiden würde, ein funktionierendes, durch die sowjetische Armee überall zu kontrollierendes System weiterhin bestünde.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich bitte noch zweierlei sagen. Ich weise darauf hin, daß, während wir heute hier in Anlehnung an die Ministerweisung vom 9. Mai der NATO sprechen, die, wie vorhin gesagt wurde, das System der absoluten Abschreckung mit dem System der flexiblen Reaktion, der flexiblen Antwort vertauscht hat, zur gleichen Zeit auch eine mehr und mehr verspürbare Diskussion über eine gewisse Veränderung des Verteidigungskonzepts und der Verteidigungskonzeption innerhalb der Warschauer Pakt-Staaten eingesetzt hat. Aber unbeschadet der eventuellen Auswirkungen dieser gegenwärtigen Diskussion müssen wir festhalten, daß die militärische Zurüstung, das Trainig der Truppen, die Möglichkeiten eines recht komfortablen logistischen Systems aus der westlichen Sowjetunion heraus durch Polen und die Tschechoslowakei hindurch, im Rahmen des Ostblocks sich ständig weiter gesteigert haben. Es kann also auf unserer Seite gar nicht darauf ankommen, etwa weitere Abzüge, weitere Verdünnungen vorzunehmen, ohne daß eine adäquate Verdünnung, adäquate Abzüge auch auf der anderen Seite nicht nur nicht erwünscht sind, sondern auch in der Tat durchgeführt werden. Wenn ich adäquat sage, bedeutet das natürlich den Hinweis auf die geographische Situation. Wenn Truppen der westlichen Welt, die in Europa, in Deutschland stationiert sind, sich über den Atlantik zurückziehen, so ist das qualitativ und quantitativ etwas völlig anderes, als wenn sich eventuell die eine oder andere Einheit aus dem Bereiche des Warschauer Pakts hinter die sowjetische Westgrenze zurückzieht.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich bitte zum Abschluß kommen. Ich tue es, indem ich mich in diesem Fall noch einmal an Sie, verehrter Herr Kollege Schultz, wende, weil Sie hier eine Reihe von Überlegungen vorgetragen haben, von denen wir in der Tat wünschen, daß wir sie in freier Diskussion einer gewissen Klärung entgegenführen können. Lassen Sie mich nur eine Bemerkung dazu machen. Sie haben etwa — ich gebe es mit meinen Worten wider — dem Sinne nach gesagt, daß Maßnahmen, die auf unserer Seite, also auf der Seite der NATO-Staaten, getroffen würden, auch Maßnahmen auf der anderen Seite, auf der Seite der Staaten des



    Dr. Marx (Kaiserslautern)

    Warschauer Paktes, nach sich zögen. Nun, zunächst würde ich glauben, dies ist eine Binsenwahrheit; denn immer wird der eine auf das achten, was der andere macht, und wird dann versuchen, seine eigenen Kräfte entsprechend einzurichten und umzugruppieren. Eine solche Bemerkung sollte aber nicht den Eindruck erwecken, als ob Verteidigungsmaßnahmen in der westlichen Welt erst nach Anlaß und Voraussetzung der militärischen Planungen und der militärischen Aktion und Reaktion innerhalb des Warschauer Paktes gewesen wären.
    Man könnte allerdings, Herr Kollege Schultz, diese Frage auch noch einmal umdrehen und folgendes sagen. Sie haben das Wort „moderne Arbeitsteilung" gebraucht; Herr Kollege Petersen hat diesen Ausdruck auch schon verwendet. Einige Ihrer Vorschläge haben nachgerade spätmittelalterlichen Charakter; denken Sie etwa an die Arbeitsteilung beim Sacco di Roma. Das würde, glaube ich, doch bedeuten, daß die alliierten Streitkräfte weiterhin die Möglichkeit haben sollen, über atomare Materialien, atomare Geschütze und Raketen zu verfügen, die in der Lage sind, atomare Sprengmunition zu verschießen, die Bundeswehr aber nicht. Können Sie sich folgende Situation vorstellen, daß an einem vorderen Abschnitt ein britisches Korps mit atomaren Waffen eingesetzt ist, und zu beiden Seiten je ein deutsches Korps eingesetzt ist, ohne die gleichen Möglichkeiten zu haben? Wenn auf einem solchen Abschnitt der Gegner einen Angriff plante, so wäre er — erlauben Sie den Ausdruck — geradezu verrückt, wenn er dann nicht dort angriffe, wo er auf Grund seiner genauen Kenntnisse sicher sein kann, daß ihm keine adäquate Antwort zuteil werden kann.
    Aus diesem Grunde darf ich abschließend sagen, daß die ganzen Erörterungen, die wir hier im Rahmen der zweiten Lesung des Einzelplans 14 anstellen, immer auch von der Einsicht in Absicht, Willen und Kräfte geleitet sein sollten, über die der Gegner verfügt. Herr Kollege Berkhan, ich möchte gerne das aufnehmen, was Sie am Ende gesagt haben: Wir können in der Tat in Europa eine stabile Ordnung nur dann gewährleisten, wenn die Verteidigung dieses Europa in Ordnung ist, und wir können im Grunde genommen nur dann eine mit vielen Hoffnungen und mit vielen Erwartungen ausgestattete Entspannungspolitik in Europa treiben, wenn wir vorher wissen, daß die Verteidigung in Ordnung ist. Das eine bringt das andere hervor; das eine verlangt das andere.

    (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der SPD.)