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ID0511417100

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    Deutscher Bundestag 114. Sitzung Bonn, den 13. Juni 1967 Inhalt: Überweisung des Berichts des Sprechers der deutschen Delegation bei der Beratenden Versammlung des Europarats über die Tagung vom April 1967 an den Auswärtigen Ausschuß . . . . . . . . . . 5581 A Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 5581 A Fragestunde (Drucksachen V/1842, zu V/1842) Frage des Abg Ertl: Gründung der olympischen Baugesellschaft für München Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 5582 A Ertl (FDP) 5582 A Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Lage der deutschen Ortskräfte bei den Auslandsvertretungen Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 5582 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 5582 D Fragen des Abg. Haase (Kassel) : Einheitliches Vorgehen bei Höherstufungen von A 16 nach B 3, A 12 nach A 13 und A 8 nach A 9 Benda, Parlamentarischer Staatssekretär 5583 A Fragen des Abg. Biermann: Übertretungen des Bäckereiarbeitszeitgesetzes . . . . . . . . . . . 5583 B Fragen der Abg. Frau Korspeter: Ausfüllen der Anträge auf Gewährung von Kindergeld Kattenstroth, Staatssekretär . . 5583 C Frau Korspeter (SPD) 5584 A Frage des Abg. Paul: Entwurf des Ratifikationsgesetzes zum deutsch-österreichischen Sozialversicherungsabkommen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5584 C Fragen des Abg. Dr. Abelein: Lärmbelästigung durch militärische Tiefflieger 5584 D Frage des Abg. Dr. Imle: Spezifikationen für die Lieferung von Schmieröl an die Bundeswehr Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5585 A Dr. Imle (FDP) . . . . . . . 5585 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 Frage des Abg. Dröscher: Mietanhebungen bei den Bundesdarlehenswohnungen im Standort Birkenleid Dr. Schornstein, Staatssekretär . 5585 B Dröscher (SPD) 5585 D Mertes (FDP) 5586 A Ott (CDU/CSU) 5586 B Fragen des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Zeitpunkt der Herstellung der Ferngespräche durch Selbstwahl in den Ortsnetzen Rastatt, Baden-Baden, Bühl und Achern Bornemann, Staatssekretär . . . . 5586 C Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . . 5586 D Fragen des Abg. Berlin: Bewertung der Zuschüsse für Studienfahrten in Nachbarländer als steuerpflichtigen Arbeitslohn Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5587 A Frage des Abg. Lenders: Aufklärungsaktion über die Auswirkungen des Nettoumsatzsteuersystems Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5587 C Lenders (SPD) 5587 D Ertl (FDP) 5588 B Unertl (CDU/CSU) 5588 C Frau Meermann (SPD) 5588 D Dr. Imle (FDP) 5589 A Frage des Abg. Geldner: Kritik an 'der angeblich schwankenden Investitionspolitik der Bundesregierung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 5589 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . . 5589 C Spitzmüller (FDP) 5589 D Ertl (FDP) 5590 B Frage des Abg. Geldner: Schwierigkeiten der Gemeinden bei Finanzierung neuer Projekte Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 5590 C Ott (CDU/CSU) 5591 A Fragen des Abg. Dr. Wahl: Einheitliches Entschädigungsverfahren für durch den Knall der Überschallflugzeuge an Personen und Sachen entstandenen Schaden Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5591 B Frage des Abg. Röhner: Frage der Finanzierung des Neubaues eines Hauptzollamtes in Coburg aus Mitteln des Eventualhaushalts Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 5591 C Röhner (CDU/CSU) . . . . . . 5591 D Hofmann (Kronach) (SPD) . . . 5592 A Fragen des Abg. Dr. Hammans: Begriff „Konzertierte Aktion" — Verstoß gegen die deutsche Grammatik? 5592 B Frage des Abg. Prochazka: Kurzarbeit in der Decken- und Tuchindustrie Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5592 C Frage des Abg. Prochazka: Absinken der Wollpreise auf dem Weltwollmarkt Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5592 D Schlager (CDU/CSU) . . . . . 5592 D Frage des Abg. Prochazka: Deckenaufträge an die Woll- und Deckenindustrie .im Eilverfahren Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . 5593 C Prochazka (CDU/CSU) 5593 C Schlager (CDU/CSU) 5593 D Dr. Staratzke (FDP) 5594 A Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 5594 B Fragen des Abg. Dr. Imle: Preisstellung bei Lieferungen von Treibstoffen an Mineralölgroßhandelsfirmen — Bindung von Tankstellen an den an ihnen beteiligten Lieferanten von Motoröl Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5594 C Dr. Imle (FDP) . . . . . . . . 5595 A Frage des Abg. Dröscher: Beeinträchtigung der Bemühungen um eine aktive Konjunkturpolitik durch Länder- und kommunale Aufsichtsbehörden Dr. Schöllhorn, Staatssekretär . . . 5595 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 III Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1967 (Haushaltsgesetz 1967) (Drucksachen V/1000, V/1235); Berichte des Haushaltsausschusses — Fortsetzung der zweiten Beratung — Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen V/1764, zu V/1764) Gierenstein (CDU/CSU) . 5595 D Dr. Schröder, Bundesminister 5597 C, 5634 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5601 A, 5630 C Petersen (CDU/CSU) 5607 D Berkhan (SPD) . . . . . . . 5610 B Dr. Dehler, Vizepräsident . . . 5616 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 5616 C Ollesch (FDP) 5618 B Kiep (CDU/CSU) 5623 C Herold (SPD) 5625 B Jung (FDP) 5626 C Stahlberg (CDU/CSU) 5627 D Damm (CDU/CSU) 5628 D Josten (CDU/CSU) 5632 C Dichgans (CDU/CSU) 5633 A Haushaltsgesetz 1967 (Drucksachen V/1800, zu V/1800) Dr. Götz (CDU/CSU) 5638 B Spitzmüller (FDP) 5638 D Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 5639 A Sammelübersicht 19 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksache V/1794) . . . . . . . . 5641 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Patentgesetzes, des Warenzeichengesetzes und weiterer Gesetze (Drucksache V/714). Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksachen V/1631, zu V/1631) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Reischl (SPD) . . . 5641 A, 5642 A Deringer (CDU/CSU) . . . . . . 5643 D Busse (Herford) (FDP) . . . . . 5644 B Frau Dr. Kuchtner (CDU/CSU) . . 5645 B Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister 5645 D Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD betr. betrieblicher Selbstschutz (Drucksache V/1834) Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 5646 B Dorn (FDP) . . . . . . . . . 5646 C Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Aufhebung der Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit auf dem Gebiet der Direktversicherung außer Lebensversicherung (Drucksachen V/1411, V/1847) . . . 5646 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . 5647 C Anlagen 5649 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 5581 114. Sitzung Bonn, den 13. Juni 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 14.31 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Aigner ** 16.6. Arendt (Wattenscheid) 14.6. Dr. Arndt (Berlin) 13.6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 14.6. Bading ** 14.6. Bauer (Würzburg) * 16.6. Bazille 30.6. Frau Berger-Heise 16. 6. Berkhan * 16.6. Blachstein * 16. 6. Blumenfeld* 16.6. Brünen 16.6. Bühling 14.6. Cramer 30.6. Dr. Dittrich ** 15. 6. Flämig * 16. 6. Folger 16.6. Dr. Frey 14.6. Dr. Geißler 16.6. Geldner 13.6. Gerlach ** 14. 6. Gibbert 15.6. Gscheidle 15.6. Haar (Stuttgart) 14. 6. Hahn (Bielefeld) 17. 6. Hamacher 30.6. Dr. Hellige * 16. 6. Frau Herklotz * 16. 6. Hörmann (Freiburg) 14.6. Hösl' 16.6. Holkenbrink 14.6. Kahn-Ackermann * 16.6. Dr. Kempfler * 16.6. Frau Klee * 16.6. Dr. Klepsch 15.6. Dr. Kliesing (Honnef) * 16.6. Klinker ** 16.6. Dr. Kopf * 16. 6. Kriedemann ** 13.6. Kunze 30.6. Lemmer 14.6. Lemmrich * 16.6. Lenz (Trossingen) 30.6. Lenze (Attendorn) * 16.6. Dr. Lohmar 30.6. Lücker (München) ** 16.6. Mauk ** 16.6. Frau Dr. Maxsein 30.6. Dr. von Merkatz * 16.6. Müller (Aachen-Land) ** 15.6. Peters (Norden) 30.6. Frau Pitz-Savelsberg 30. 6. Porten 13. 6. Dr. Rinderspacher * 16.6. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Westeuropäischen Union ** Für die Teilnahme an Ausstußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rutschke * 16. 6. Schmidt (Kempten) 15. 6. Schröder (Sellstedt) 1. 7. Schulte 30. 6. Dr. Schulz (Berlin) * 16. 6. Seibert 14. 6. Dr. Serres * 16. 6. Dr. Starke (Franken) 14.6. Struve 30.6. Varelmann 15. 6. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell * 16. 6. Dr. Vogel (Speyer) 14. 6. Vogt 30.6. Dr. Wahl * 16.6. Wienand * 16.6. Wolf 16. 6. Anlage 2 Umdruck 257 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Schellenberg, Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Rohde und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1967 hier: Haushaltsgesetz 1967 - Drucksachen V/1000, V/1800 - Der Bundestag wolle beschließen: 1. In § 28 a wird Absatz 1 gestrichen. 2. In § 28 a Abs. 2 Satz 1 werden die Worte „nach Absatz 1 verbleibenden" gestrichen und die Worte „730 000 000" durch „847 000 000" und die Worte „520 000 000" durch „603 000 000" ersetzt. Bonn, den 8. Juni 1967 Schellenberg Dr. h. c. Dr.-Ing. e. h. Möller Rohde Barche Bartsch Berkhan Börner Büttner Buschfort Collet Eckerland Dr. Eppler Faller Felder Feuring Frehsee Fritz (Wiesbaden) Geiger Gerlach Herold Hörmann (Freiburg) Frau Dr. Hubert Hübner Hussong Kaffka Kahn-Ackermann Killat Kohlberger Frau Korspeter Dr. Kreutzmann Frau Kurlbaum-Beyer Langebeck Lemper Lenders Löbbert Frau Lösche Maibaum Matthöfer Müller (Worms) Porzner Raffert Frau Renger Riegel (Göppingen) Roß Sänger Frau Schimschok Schmidt (Hamburg) Schmitt-Vockenhausen Schulte Stephan Strohmayr Vit Welslau Westphal Wuwer 5650 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 Anlage 3 Umdruck 264 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Reischl, Deringer, Busse (Herford) zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Patentgesetzes, des Warenzeichengesetzes und weiterer Gesetze — Drucksachen V/714, V/1631 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel 1 Nr. 6 erhält § 24 Abs. 4 Satz 2 folgende Fassung: „Das Patentamt kann auch den Inhalt der nach Absatz 3 Nr. 2 jedermann zur Einsicht freistehenden Akten veröffentlichen." 2. Artikel 1 Nr. 6 c wird gestrichen. 3. Artikel 3 Nr. 2 erhält folgende, Fassung: ,2. § 3 Abs. 5 erhält folgende Fassung:- „ (5) Die Einsicht in die Rolle sowie in die Akten eingetragener Gebrauchsmuster einschließlich der Akten von Löschungsverfahren steht jedermann frei. Im übrigen gewährt das Patentamt jedermann' auf Antrag Einsicht in die Akten, wenn und soweit ein berechtigtes Interesse glaubhaft gemacht wird."' 4. Artikel 6 § 6 erhält folgende Fassung: „§ 6 Inkrafttreten (1) Artikel 2 Nr. 21 und 22 sowie Artikel 5 a treten am Tage nach der Verkündung dieses Gesetzes in Kraft. (2) Artikel 1 Nr. 001, Artikel 2 Nr. 1 bis 20 sowie Artikel 6 § 1 Abs. 2 Nr. 1, Abs. 5, §§ 2 und 4 treten am 1. Januar 1968 in Kraft. (3) Im übrigen tritt dieses Gesetz am 1. Oktober 1968 in Kraft. Bonn, den 6. Juni 1967 Dr. Reischl Deringer Busse (Herford) Anlage 4 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Josten (CDU/CSU) zu Punkt 3 a der Tagesordnung. In der politischen Debatte zum Einzelplan 30 — Geschäftsbereich des Bundesministers für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates — hatte unser Fraktionsvorsitzender Dr. Barzel bereits ein ganz klares Nein zu dem Antrag der FDP gesagt, jetzt die Wehrpflicht zu kürzen. Dieses klare Nein möchte ich näher erläutern. Es liegt im Interesse unseres Volkes, wenn der Deutsche Bundestag diese Haltung einnimmt. Die jetzigen Ausführungen des Kollegen Schultz zeigen unsere Meinungsverschiedenheiten. Der Antrag der FDP, die Wehrpflicht von 18 auf 12 Monate zu kürzen, hat zu lebhaften Diskussionen geführt. Leider ist hierdurch auch bei vielen Bürgern eine Verkennung unserer politischen Situation im geteilten Deutschland entstanden. In der Tageszeitung „Die Welt" wurde am 7. Juni dieses Jahres ein Beitrag zu dem Thema „Bürger in Uniform — zwölf oder achtzehn Monate?" geleistet. Die Kollegen unseres Hauses Berkhan und Schultz sowie Herr General Juergens nahmen hier zu diesem hochaktuellen Thema Stellung. Während ich zu dem Beitrag von Kollegen Berkhan und auch zu den klaren Darlegungen von General Juergens positiv Stellung nehmen kann, möchte ich aber auf einige falsche Darlegungen des Kollegen Schultz hinweisen. So schreibt Kollege Schultz wörtlich: „Die Bundestagsfraktion der FDP hat vor zwei Wochen einen Antrag im Bundestag eingebracht, mit dem sie eine Herabsetzung der Dauer des Grundwehrdienstes von 18 auf 12 Monate anstrebt. Die FDP möchte damit den Zustand wiederherstellen, der bis zum Frühjahr 1962 bestanden hat. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, daß in der Anfangsphase der Bundeswehr die Rekruten im großen und ganzen in 12 Monaten zufriedenstellend ausgebildet werden konnten." Hier liegt der erste Irrtum. Ich darf als Berichterstatter des Verteidigungsausschusses auf die 176. Sitzung des 2. Bundestages am 5. Dezember 1956 hinweisen. Schon damals wurde uns von den militärischen Sachverständigen bezüglich der Dienstzeitdauer dargelegt, daß eine ausreichende und gründliche Ausbildung auch unter den veränderten technischen Umständen eine Mindestzeit von 18 Monaten erfordere. Hierzu kommt, daß wir auch damals bereits in unserem Verteidigungsausschuß das Problem der Länge der Dienstzeit unter zwei Gesichtspunkten sahen. Es handelt sich hier um Ausbildungsstand und Präsenzstärke. Bundesregierung und Parlament haben der gesamten politischen Situation Rechnung getragen. Am 22. März 1962 hatte der Deutsche Bundestag einer Verlängerung des Grundwehrdienstes von 12 auf 18 Monate zugestimmt. Hierbei möchte ich wieder auf die Ausführungen unseres Kollegen Schultz hinweisen, der betonte, daß dieser Beschluß in einer Zeit starker Spannungen in Mitteleuropa gefaßt wurde. Tatsache ist, daß alle Fachleute sich lange darüber im klaren waren, daß wir zu einer 18monatigen Dienstzeit kommen mußten. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 5651 Die damalige Bundesregierung unter Konrad Adenauer hatte bei der Vorlage des Entwurfes eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes eine gute Begründung gegeben. Die entscheidenden Gründe gelten leider auch heute noch. Die gewünschte Abrüstung und Entspannung in der Welt ist nicht erfolgt. Die Bundesrepublik ist nach wie vor verpflichtet, als Mitglied der NATO ihren militärischen Beitrag zu leisten. In der damaligen Begründung hieß es u. a. wörtlich: „Darüber hinaus sind die aufgestellten Verbände nicht in dem notwendigen Maße einsatzbereit, da die für die Ausbildung der Wehrpflichtigen zur Verfügung stehende Zeit von zwölf Monaten den steigenden Anforderungen auf technischem Gebiet und besonders den Notwendigkeiten der Verbandsausbildung nicht gerecht wird." An dieser Situation hat sich nichts geändert. Hierbei muß man wissen, daß ein Vergleich hinsichtlich der Dauer des Grundwehrdienstes in den NATO-Staaten und erst recht in den Ländern des Warschauer Paktes auch heute noch zeigt, daß wir mit 18 Monaten nicht an der oberen Grenze liegen. Lassen Sie mich aber, bevor ich Ihnen einige Zahlen nenne, noch einen wichtigen Hinweis geben. Es geht hier um die sogenannten dienstfreien Tage, die unsere Soldaten während ihrer Dienstzeit haben. Es ist kein Geheimnis, daß von den 546 Kalendertagen, welche unsere jungen Staatsbürger aktiven Wehrdienst leisten, mindestens 220 dienstfreie Tage sind. Wer sich die Mühe macht, die Samstage, Sonntage, gesetzliche Feiertage, den Jahresurlaub zu addieren, der wird bald feststellen, daß zur Ausbildung bei einer 18monatigen Dienstzeit nur gut 300 Tage zur Verfügung stehen. Um auf einen Angriff unverzüglich und wirkungsvoll reagieren zu können, braucht die Bundeswehr Verbände, die sofort einsatzbereit und voll kampffähig sind. Soldaten in der Einzelausbildung haben an der Einsatzbereitschaft und Schlagkraft noch wenig Anteil. Daher können Einsatzbereitschaft und Schlagkraft nur dann erreicht und gehalten werden, wenn in den Verbänden noch für eine bestimmte Zeit voll ausgebildete Soldaten zur Verfügung stehen. Dies ist jedoch frühestens nach dem 12. Ausbildungsmonat der Fall. Die Ausbildung hat zwei Ziele: 1. den im Kriege voll verwendungsfähigen Kämpfer, 2. den im beweglich geführten Gefecht verbundener Waffen geübten Verband. Unsere Einzelausbildung dauert neun Monate. Frühestens nach dieser Zeit kann ein Soldat seine Aufgabe in einer kleinen Kampfgemeinschaft beherrschen. Seine Tätigkeit in einer Doppelverwendung und die für einen Einsatz sonst noch wichtigen Ausbildungsgebiete erfordern weitere Ausbildungszeit. Hier nenne ich zum Beispiel: die Möglichkeit einer Doppelverwendung für einen Soldaten der Panzerbesatzung, eine Geschützbedienung, den Kraftfahrer, der Sanitätssoldaten oder den Funker. Die der Einzelausbildung folgende Gemeinschaftsausbildung erfordert ebenfalls neun Monate. Wenn auch in der vom 10. bis 12. Monat dauernden ersten Phase mit der Ausbildung der Teileinheiten — Gruppe, Zug — angefangen wird, so beginnt der wichtigste Teil dieser Ausbildung im Rahmen der Kompanie und des Bataillons frühestens mit dem 13. Monat. Für die sofortige Einsatzbereitschaft und Schlagkraft ist aber gerade das vom 13. bis 18. Ausbildungsmonat zu übende Zusammenwirken innerhalb der Einheiten, Verbände und Großverbände von ausschlaggebender Bedeutung. Während der Einzelausbildung und in der ersten Phase der Gemeinschaftsausbildung wird der Wehrpflichtige ständig ganz persönlich, während der Verbandsausbildung dagegen fast nur im Rahmen seiner Kampfgemeinschaft gefordert. Hieraus resultiert wohl auch die Feststellung einiger Wehrpflichtiger, daß die folgenden sechs Monate wenig für ihre weitere Ausbildung bedeuten. Die operative Präsenz der Bundeswehr wird jedoch überwiegend von den Soldaten getragen, die im 13. bis 18. Monat ihrer Dienstzeit stehen. Die derzeitige personelle Stärke der Bundeswehr wird dem Auftrag gerade noch gerecht. Sie muß also gehalten werden. Der Anteil der Wehrpflichtigen an der personellen Stärke — zur Zeit, wie Minister Schröder darlegte, 47 % — wird bei einem Grundwehrdienst von 18 Monaten jeweils nach sechs Quartalen voll ersetzt. Bei einer Verkürzung des Grundwehrdienstes auf 12 Monate muß dieser Anteil bereits nach vier Quartalen erneuert werden. Dadurch steigt der Bedarf an Wehrpflichtigen um 50 %. Diese Einstellungsquoten stehen jedoch in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung. Die Geburtsjahrgänge 1944-1946 sind zahlenmäßig so schwach, daß aus ihnen nicht einmal bei 18monatigem Grundwehrdienst der Bedarf an Wehrpflichtigen gedeckt werden konnte. Hierbei ist zu bedenken, daß durchschnittlich nur jeweils 45 % eines Geburtsjahrganges einberufen werden. Mehr als die Hälfte der Wehrpflichtigen sind gesetzliche Wehrdienstausnahmen oder Untaugliche. Vom Geburtsjahrgang 1948 sind 337 000 Wehrpflichtige erfaßt, aber nur 151 600 können einberufen werden, von denen je 360 000 statistisch Erfaßten der Jahrgänge 1949 und 1950 nur je 162 000. Der Fehlbedarf bei 18 Monaten Grundwehrdienst konnte durch Rückgriff auf ältere, bisher nicht restlos zum Wehrdienst herangezogene Jahrgänge überbrückt werden, obwohl dies erhebliche Mehrkosten verursachte, weil viele dieser älteren Wehrpflichtigen verheiratet sind und ihren Familien Leistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz zustehen. Der hohe personelle Fehlbedarf bei einem 12monatigen Grundwehrdienst kann überhaupt nicht ausgeglichen werden. Die derzeitige personelle Stärke der Bundeswehr ließe sich also nicht halten. 5652 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 114. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 13. Juni 1967 Ein Vergleich der Dauer des Grundwehrdienstes im Heer in den NATO-Staaten und in den Ländern des Warschauer Paktes ergibt folgendes Bild: Land Dauer des Länge der Grundwehrdienstes Demarkationslinie bzw. in Monaten Landgrenze zum Warschauer Pakt in km NATO a) Staaten mit einer Demarkationslinie bzw. Land- grenze zum Warschauer Pakt Norwegen 12 180 Bundesrepublik Deutschland 18 1 250 Griechenland 24 400 Türkei 24 1 040 b) Staaten, die keine Landgrenze zum Warschauer Pakt haben USA 24 Dänemark 14 Niederlande 18 Belgien 15 Frankreich 16 Italien 15 Portugal 18-24 Großbritannien Berufsarmee Kanada Berufsarmee Warschauer Pakt a) Staaten mit einer Demarkationslinie bzw. Land- grenze zur NATO UdSSR 36 SBZ 18 CSSR 24 Bulgarien 24 b) Staaten, die nicht an NATO-Länder grenzen Polen 24 Ungarn 24 Rumänien 16 Ich möchte nun nicht die Folgen aufzeigen, welche für das Material der Bundeswehr entstehen, wenn wir zur Kürzung des Grundwehrdienstes kämen. Auch hier gibt es wichtige Gesichtspunkte, die anzusprechen sind. In einer modernen, voll mechanisierten Streitkraft muß ein großer Teil der zur Verfügung stehenden Zeit für Pflege und Wartung des Materials eingesetzt werden. Pflege und Wartung sind um so besser gewährleistet, je länger das Material in der Hand ein und desselben Soldaten bleibt. Die materielle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ist seit Verlängerung des Grundwehrdienstes auf 18 Monate daher auch erheblich gestiegen. Durch eine weitere Technisierung können weder Soldaten noch Zeit eingespart werden. Schon jetzt ist die Kluft zwischen dem Material und dem durch die Stellenpläne zahlenmäßig knapp gehaltenen militärischen Personal so groß, daß sie nur noch durch Doppelfunktionen überbrückt werden kann. Doppelfunktionen erschweren aber nicht nur Führung und Ausbildung der Truppe, sondern auch Pflege und Wartung des Materials. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusammenfassen: Unsere heutige politische Lage verlangt Präzenzstärke und Höchstmaß sofortiger Einsatzbereitschaft der Truppe. Wir müssen daher unserm Volk die Wahrheit sagen. Große menschliche und finanzielle Opfer wird die Zukunft von uns weiter verlangen, wenn wir die Freiheit behalten wollen. Die CDU/CSU wird den Antrag der FDP auf Verkürzung der Wehrdienstzeit ablehnen. Wir wollen bei unseren Vertragspartnern glaubwürdig bleiben. Mit unserer jetzigen Regelung von 18 Monaten Dienstpflicht wird zur Zeit von uns der Grundforderung entsprochen, den Schutz unserer Bundesrepublik sicherzustellen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Fritz-Rudolf Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe den Auftrag und die Ehre, im Namen der Bundestagsfraktion der Freien Demokratischen Partei zu dem Haushalt des Verteidigungsministeriums zu sprechen. Ich möchte meiner Rede eine Bemerkung zu dem voranstellen, was der Herr Bundesverteidigungsminister eben gesagt hat. Ich glaube, wir sind uns alle darüber im klaren, daß Sicherheit und die dazu notwendigerweise aufzuwendenden Mittel in einem richtigen Verhältnis zueinander stehen müssen. Uns von der Opposition unterscheidet in der Bewertung dieser Frage nichts von der Bundesregierung. Das bedeutet, wir sind uns einig über den Auftrag, den die Bundeswehr hat, und über das Ziel, welches mit ihr angestrebt wird, nämlich die Sicherheit der Bundesrepublik gewährleisten. Über den Weg dorthin, über die Frage, wie diese Sicherheit am besten erreicht werden kann, sind wir allerdings verschiedener Meinung.
    Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen das ,auseinandersetze. Der Herr Bundesverteidigungsminister hat ja schon heute früh bei der Tagung des Bundeswehrverbandes gesprochen, und die Meldungen über das, was er dort gesagt hat, sind inzwischen über die Agenturen gelaufen. Wenn ich mir das hier zusammensuche, stelle ich fest, daß diese Äußerungen in etwa darauf hinauslaufen, daß das, was ich Ihnen jetzt vortragen werde, von der Bundesregierung abgelehnt wird. Das verwundert mich an sich nicht weiter.
    Ich glaube aber, daß die Fragen der Verteidigung im Jahre 1967 neu überdacht und überprüft werden müssen, wie wir Freie Demokraten das schon seit längerer Zeit fordern.
    Ich möchte sagen, daß sich die Rede, die Herr Dr. Schröder eben. gehalten hat, nicht viel von der Rede unterscheidet, die im Jahre 1963 von dem damaligen neuen Bundesverteidigungsminister von Hassel gehalten worden ist. Es ist etwa dasselbe Konzept, das wir heute wieder neu gehört haben. Ich frage mich, ob dieses Konzept noch so unverändert sein kann, wenn man nach draußen sieht, insbesondere auch wenn man nach dem Nahen Osten sieht.
    Für die Kollegen von der CDU/CSU darf ich vielleicht noch eine etwas scherzhaft gemeinte Bemerkung machen. 1963 sprach der Kollege Benda als erster, nachdem unser verehrter Kollege Erler für die SPD das Wort ergriffen hatte. Herr Kollege Benda sagte damals: Die gute alte Politik wird mit einem neuen Mann -fortgesetzt. Er sprach dann den Dank an den vorhergehenden Minister für Verteidigung aus. Ich wollte Sie nur daran erinnern, daß Sie das diesmal nicht vergessen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP.)

    Nunmehr zu dem, was — wie ich glaube — uns alle doch sehr stark bewegt, nämlich zu der Frage der Verteidigungskonzeption schlechthin, die meiner Meinung nach bei der Beratung dieses Haushalts sehr nützlich und gut erörtert werden kann. Wir Freien Demokraten hatten ja schon anläßlich der Beratung unseres Antrags betreffend die atomare Rüstung und friedliche Nutzung der Kernenergie am 27. April dieses Jahres Gelegenheit genommen, grundlegende Ausführungen über den Wert oder besser: Unwert der gegenwärtigen Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik zu machen. In der anschließenden Aussprache haben Sie sich, meine sehr verehrten Damen und Herren von den Koalitionsfraktionen, beharrlich geweigert, auf unsere Argumente, Überlegungen und Vorschläge einzugehen. Die Debatte damals am 27. April wurde von Ihnen auf das sicherlich auch sehr wichtige Problem eines Atomsperrvertrages eingeschränkt, obwohl es sich um eine verbundene Debatte handelte, nämlich über unseren Antrag und Ihre Große Anfrage. Sie hatten damals in Aussicht gestellt, daß man mit einer Großen Anfrage zur Verteidigungspolitik noch vor der Sommerpause die Fragen, die wir am 27. April angeschnitten hatten, hier diskutieren wollte. Ich muß feststellen, daß diese Große Anfrage — aus welchen Gründen, weiß ich nicht — bisher noch nicht eingegangen ist. Ich glaube allerdings, daß Sie sich bei der Behandlung des Verteidigungshaushalts heute kaum wieder so billig um eine Diskussion der brennenden Fragen herumdrücken können.
    Inzwischen fand nämlich die denkwürdige Konferenz der NATO-Verteidigungsminister in Paris statt. Ihre Ergebnisse sind für aufmerksame Beobachter der Entwicklung im NATO-Bündnis sicherlich nicht überraschend. „Überrascht und entsetzt" konnten nur Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion sein, deren Unbeweglichkeit und starrsinniges Festhalten an einmal eingenommenen Positionen ich mit wenigen Ausnahmen im Verteidigungsausschuß immer wieder feststellen muß.
    Die Bundesregierung wird jetzt kaum mehr an dem Eingeständnis vorbeikommen, daß sie für die doch für unsere Volkswirtschaft äußerst belastende Summe von rund 18 bis 19 Milliarden DM jährliche Verteidigungskosten kein angemessenes Äquivalent an militärischer Sicherheit zur Verfügung stellen kann. Die sowieso nicht sehr glaubhafte Drohung, beim geringsten Angriff auf den Osten werde mit dem großen Atomschlag geantwortet werden, ist nunmehr auch offiziell begraben worden. Die NATO-Verteidigungsminister haben sich eindeutig dazu bekannt, im Ernstfall nicht aus Angst



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    vor dem Tod Selbstmord begehen zu wollen. Wir von der FDP können das nur begrüßen. Wir können allerdings nicht umhin, festzustellen, daß die Bundeswehr mit ihrer gegenwärtigen Ausstattung alles andere als in der Lage ist, auf militärische Pressionen abgestuft zu reagieren und Übergriffen eine abgewogene Antwort zu erteilen. Der Grund dafür ist bekannt. Ich verweise auf das, was ich an diesem soeben genannten 27. April gesagt habe.
    Aber nicht nur seit diesem Tage, sondern seit 1958 weisen wir auf diese weiche Stelle in unserer Verteidigungskonzeption hin. Die Bundeswehr ist mit Atomträgerwaffen ausgerüstet, ohne die geringste Chance zu haben, daß ihr im Ernstfall dafür die entsprechenden Sprengsätze zur Verfügung stehen. Sie muß zugunsten dieser atomaren die konventionelle Rüstung sträflich vernachlässigen. Die Bundeswehr ist damit weder in der Lage, sich konventionell wirksam zu verteidigen, noch in der Lage, sich mit atomaren Mitteln wirksam zu verteidigen, d. h. uns, uns alle gemeinsam zu verteidigen. Über diese mehr als bedrückende Erkenntnis konnte die Bundesregierung bisher hinwegtäuschen, indem sie die Öffentlichkeit glauben machte, im Ernstfall würden die nuklearen Sprengsätze von ihren Besitzern rechtzeitig freigegeben. Leider wurde diese Auffassung durch die von der Bundesregierung subventionierten militärpolitischen Pressedienste auch dann noch immer wieder vertreten, als schon ganz deutlich war, daß die Mehrzahl der NATO-Mitglieder das Anheben der Atomschwelle wünschten und auch mit realen militärischen Argumenten untermauerten.
    Außerdem wurde erst jüngst durch den Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Verteidigungsausschuß, den verehrten Kollegen Rommerskirchen, unter Hinweis auf den Vortrag des Flottillenadmirals Poser über die der Bundesrepublik gegenüberstehenden Verbände des Warschauer Paktes erklärt, daß die Verstärkung dieser Verbände in Ausrüstung und Ausbildung eine Änderung der Verteidigungskonzeption in der Bundesregierung in Richtung der von den Freien Demokraten vorgetragenen Vorschläge unmöglich machten. Man müsse die Dinge so sehen, wie sie seien, und nicht, wie man sie sich wünsche. Das riet uns Kollege Rommerskirchen. Nur meine ich, sollte man sich darüber klar sein, daß man auch im Bereich der NATO die Dinge so sehen muß, wie sie sind, und nicht, wie man sie gern haben möchte.

    (Beifall bei der FDP.)

    Jetzt nach den Pariser Beschlüssen bleibt der Regierung nichts weiter übrig, als den Konkurs ihrer auf atomare Waffen gegründeten Rüstungspolitik anzumelden und offen und ehrlich zu erklären, daß sie mit dieser Bundeswehr nicht in der Lage ist, abgestuft auf militärische Angriffe zu reagieren.

    (Beifall bei der FDP.)

    Was bedeutet denn das Prinzip einer flexiblen Antwort? Der Herr Bundesverteidigungsminister Dr. Schröder hat in seinem Dr. Wagner gewährten Interview, abgedruckt im Bulletin vom 2. Juni 1967, eine
    klare Definition gegeben — ich darf sie mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Die Doktrin der „flexiblen Reaktion" fordert
    die Abwehr eines Angriffs mit den jeweils der
    Angriffsart und -stärke angemessenen Mitteln.

    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Dehler.)

    Die Verteidigung so flexibel wie möglich zu machen bedeutet, daß nicht sofort und in jedem Fall nukleare Waffen eingesetzt werden müssen, sondern daß ein begrenzter konventioneller Angriff zunächst in einer konventionellen Kampfphase abgewehrt wird. Zu welchem Zeitpunkt diese in eine nukleare Kampfphase umschlägt, weiß der Aggressor nicht. Selbstverständlich löst ein nuklearer Angriff sofort den nuklearen Gegenschlag aus.
    Das bedeutet also, daß auch und gerade die Bundeswehr in der Lage sein muß, auf die in Mitteleuropa allein nicht auszuschließenden begrenzten Angriffskriege mit adäquaten Mitteln zu reagieren. Eine adäquate Antwort, meine Damen und Herren von der Koalition, können Sie aber bei einer etwaigen Besetzung Lübecks, Braunschweigs oder Hamburgs doch nicht mit Atomwaffen taktischer oder strategischer Art erteilen. Die Einwohner von Lübeck, Braunschweig und Hamburg werden Ihnen eine Befreiung mit atomaren Mitteln sicherlich nicht mehr danken können.
    Leider, Herr Bundesminister Dr. Schröder, haben Sie aber jeden Hinwies darauf vermissen lassen, auch in dem, was Sie eben gesagt haben, wie man sich im Verteidigungsministerium die Konsequenzen der Pariser Beschlüsse für die Bundeswehr vorstellt. Welche Maßnahmen werden für Ausrüstung, Bewaffnung und Ausbildung — ein sehr wichtiger Punkt — für die 70er Jahre erwogen? Welche Maßnahmen ergeben sich für Dislozierung und Infrastruktur, für Forschung, Entwicklung und Erprobung von Waffen und Munition? Es genügt nicht, meine Damen und Herren, die Mittel für Wehrtechnik und Forschung zu erhöhen — das ist wichtig und notwendig und findet unsere volle Zustimmung —, sondern man muß natürlich auch sagen, wozu diese Mittel verwandt werden sollen.
    Nun hat der Herr Kollege Schmidt (Hamburg) in seinem Buch „Verteidigung oder Vergeltung" in sehr eindrucksvoller Weise die Argumente aufgezeichnet, die für und gegen die taktisch-nukleare Verteidigung sprechen. Seine Überlegungen müßten doch heute eigentlich Eingang in die Politik der Bundesregierung finden. Kollege Schmidt hat klargestellt, daß die Behauptung, taktische Nuklearwaffen begünstigten den Verteidiger, keine Gültigkeit hat, wenn beide Seiten über taktische Atomwaffen verfügen. — Wer das nachlesen will, findet das in dem Buch auf Seite 115. Es ist überhaupt sehr nützlich, dieses Buch zu lesen. — Es ist unbestritten, daß etwaige Angriffe auf die Bundesrepublik vor allem von Panzereinheiten getragen sein würden. Demgegenüber stellt der Kollege Schmidt völlig richtig heraus, daß taktische Nuklearwaffen gegenüber angreifenden Panzerverbänden nur von relativ geringer Wirkung sind. Wörtlich sagt er — ich



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    darf auch das mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Es muß im Gegenteil hervorgehoben werden, daß angreifende Panzerverbände nuklear-verseuchte Räume relativ rasch durchstoßen können und dabei weniger gefährdet sind als die an die Verteidigung bestimmter Abschnitte, Punkte oder Sperren örtlich gebundenen Infanterietruppen des Verteidigers.
    Auch das Argument, das Vorhandensein von Nuklearwaffen zwinge den Angreifer, seine Truppen stark zu zerstreuen und auf größere Angriffsbereitstellungen zu verzichten, wird vom Kollegen Schmidt mit dem Hinweis beantwortet, daß das natürlich auch für die verteidigenden Truppen gelte, so daß also für keine Seite ein Vorteil entstände. Durch taktische Atomwaffen ist also — das schließe ich daraus — die Bundesrepublik nicht zu verteidigen. Es müssen andere Mittel und Wege gefunden werden.
    Uns scheint, daß die Lösung dieses Problems gar nicht so schwer ist. Gerade wir Freie Demokraten haben seit vielen Jahren immer wieder, wenn auch leider vergeblich, Lösungsmittel angeboten. Die Bundeswehr muß modern, konventionell gerüstet werden. Sie muß die Entwicklungen auf dem Gebiet der konventionellen Waffentechnik stärker als bisher berücksichtigen und vorantreiben. Das Wünschenswerte ist hier nicht in dem Maße erreicht worden, wie das technisch möglich ist. Darüber hinaus muß die Bundeswehr insbesondere in den Stand versetzt werden, die ausgebildeten Reservisten unseren Verteidigungsanstrengungen besser als bisher nutzbar zu machen, d. h. unser Reservistenpotential besser als bisher nutzbar zu machen.
    Gelingt uns das, dann braucht auch der Herr Kollege Dr. Birrenbach nicht mehr auf das von ihm am 27. April beschworene Spektrum von konventionellen über taktische bis zu strategischen Atomwaffen zurückzugreifen, das die Bundesrepublik angeblich benötigt, um auch überlegene konventionelle Kräfte des Ostblocks abwehren zu können. Hier sind die taktischen Trägerwaffen im Besitz der Bundeswehr gemeint. Ich glaube nicht, daß Herr Kollege Birrenbach — wenn ich das sagen darf — die Strategie der flexiblen Antwort richtig verstanden hat. Sie bedeutet nämlich entgegen seiner Annahme nicht, daß auf überlegene konventionelle Kräfte mit taktischen oder strategischen Atomwaffen geantwortet werden muß. Gerade eine solche Antwort treibt uns in einen Zugzwang und in eine Eskalation hinein, die die Amerikaner und natürlich auch wir auf jeden Fall vermeiden wollen. Eine adäquate Antwort kann einem konventionellen Angriff, wie stark er auch immer sein möge, nur mit konventionellen Mitteln erteilt werden.

    (Zuruf aus der Mitte: Irrtum!)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Abgeordneter Birrenbach möchte gern eine Frage stellen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Birrenbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Wie sehen Sie die Situation in dem Fall, daß die konventionellen
    Kräfte auf westlicher Seite auf überlegene Kräfte auf östlicher Seite stoßen? Wie soll dann die Abwehr erfolgen?
    Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) : Im weiteren Verlauf der Diskussion ist auf dieses besondere Problem, was, Kollege Birrenbach, von meinen Kollegen von der CDU/CSU aus dem Verteidigungsausschuß nachher bestimmt angesprochen wird, sicher noch zu antworten: Es muß nur immer die Frage gestellt werden: Wie stark müssen denn die konventionellen Kräfte auf der anderen Seite sein, und wie stark müssen wir hier konventionell eintreten können, um das Pari zu erreichen bzw. einen solchen Angriff unmöglich zu machen? Das ist letzten Endes das Problem.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich meine, dieses Problem sollte besser im Verteidigungsausschuß vertieft werden. Aber wie Sie wollen!