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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 111. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1967 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des ceylonesischen Parlaments 5249 D Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dichgans, Frau Geisendörfer, Dr. Balke, Koenen (Lippstadt) und Bergmann 5249 A Abg. Eisenmann legt sein Mandat nieder 5249 B Abg. Dr. Imle tritt in den Bundestag ein . . 5249 B Wiederwahl des Abg. Leukert als Mitglied des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . . . . . . . . . . 5249 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung 5249 C Erweiterung der Tagesordnung . . . . 5249 D Amtliche Mitteilungen 5250 A Fragestunde (Drucksache V/1818) Fragen des Abg. Ollesch: Dienst- oder Auftragsverhältnis sowie Aufgabenbereich des Alexander von Hase von Hase, Staatssekretär . . . . 5252 A Mertes (FDP) . . . . . . . . . 5252 A Frage des Abg. Mischnick: Ausgleichszahlungen im innerdeutschen Postverkehr Dr. Dollinger, Bundesminister . . 5252 B Mischnick (FDP) 5252 B Biechele (CDU/CSU) . . . . . 5252 D Frage des Abg. Burger: Fernmeldedienstgebäude in Emmendingen 5253 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Haltungsschäden von Schulkindern Frau Strobel, Bundesminister . . . 5253 B Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 5253 C Frau Meermann (SPD) . . . . . 5254 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Schuljugend Frau Strobel, Bundesminister . . . 5254 B Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 5254 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Fragen des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Schutzmaßnahmen für die Tuch- und Kleiderstoffindustrie gegenüber Einfuhren aus Prato Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 5254 D, 5255 A Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 5255 B Frage des Abg. Franke (Osnabrück):: Ansiedlung neuer Industrien im Zonenrandgebiet und in Bundesausbaugebieten Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5255 B Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . 5255 C Fragen des Abg. Dr. Giulini: Finanzielle Hilfe und Absicherung für deutsche Anbieter bei Ausschreibungen der Strojexport, Prag, auf Baumaschinen 5256 A Frage des Abg. Büttner: Urteil des Amtsgerichts München betr. Rechtsschutzversicherung rückständiger Erst- und Folgeprämien 5256 B Frage des Abg. Büttner: Rechtliche Position der Versicherungsnehmer hinsichtlich der Verjährung von Zahlungsverpflichtungen . . . . . 5256 B Frage des Abg. Büttner: Möglichkeit einer Schließung der Gesetzeslücke 5256 B Fragen des Abg. Richarts: Bestimmung von Bundesausbauorten 5256 C Frage des Abg. Kohlberger: Beseitigung der Wettbewerbsverzerrungen auf dem Textilmarkt Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5256 D Kohlberger (SPD) 5256 D Ott (CDU/CSU) . . . .. . . . 5257 A Frage des Abg. Kohlberger: Maßnahmen gegen den passiven Veredelungsverkehr mit den Ostblockländern Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5257 B Frage des Abg. Kohlberger: Interesse der Bundesregierung an einer modernen und international wettbewerbsfähigen Textilwirtschaft Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5257 C Fragen des Abg. Blumenfeld: Forderungen deutscher Firmen gegenüber iranischen Staatsstellen im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe 5257 C Fragen des Abg. Diebäcker: Zonenrandfrachthilfen . . . . . . 5257 C Frage des Abg. Brück (Holz) : Abnahmeverpflichtungen Frankreichs für Saarkohle Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5257 D Brück (Holz) (SPD) . . . . . . 5257 D Frage des Abg. Haehser: Frage einer Anwendung des Vibrationsverfahrens für die Beseitigung des ehemaligen Westwalls Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5258 B Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Einrichtung von Sitzgelegenheiten für Angestellte in offenen Verkaufsstellen 5258 C Fragen des Abg. Burger: Erhöhung der Freibeträge für die Anrechnung der Leistungen von Kindern auf Grund von Unterhaltsansprüchen als Einkommen bei der Berechnung der Elternrente Kattenstroth, Staatssekretär . . 5258 D Burger (CDU/CSU) 5259 A Büttner (SPD) 5259 C Maucher (CDU/CSU) 5259 D Frau Meermann (SPD) 5260 B Dröscher (SPD) 5260 C Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Technische Überprüfung von Straßentankwagen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5261 A Riegel (Göppingen) (SPD) . . . 5261 B Fellermaier (SPD) 5261 C Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 III Frage des Abg. Dröscher: Gesicherte gleichwertige Beschäftigung von bei alliierten Streitkräften freiwerdenden deutschen Arbeitnehmern Kattenstroth, Staatssekretär . . 5261 D Dröscher (SPD) 5262 A Fragen des Abg. Dr. Enders: Badekuren — Heilbehandlung Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5262 C Dr. Enders (SPD) 5262 D Maucher (CDU/CSU) 5263 A Fragen des Abg. Exner: Benachteiligung von Arbeitnehmern öffentlich-rechtlicher Dienstherren durch die Heranziehung zum Grundwehrdienst 5263 B Fragen des Abg. Wächter: Kürzung des „Transall"-Programms Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5263 B Wächter (FDP) . . . . . . . 5263 C Fragen des Abg. Faller: Stationierung von Verbänden der Bundeswehr auf dem NATO-Flugplatz Bremgarten — Übernahme der dortigen deutschen Zivilangestellten Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5264 A Faller (SPD) 5264 A Frage des Abg. Spitzmüller: Zunahme der Lärmbelästigung durch kanadische Düsenjäger in Lahr Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5264 B Spitzmüller (FDP) 5264 C Frage des Abg. Spitzmüller: Beachtung der Vorschriften über die einzuhaltenden Flughöhen Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5264 D Frage des Abg. Spitzmüller: Tiefstflug zweier kanadischer Düsenjäger längs der Autobahn Karlsruhe—Basel Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5265 A Mertes (FDP) 5265 B Fragen des Abg. Hübner: Ausgabe lebender Hühner als Verpflegung an Soldaten bei einer Alarmübung Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5265 C Hübner (SPD) . . . . . . . . 5265 C Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5265 D Frage des Abg. Hübner: Beachtung der Bestimmungen über das Schlachten von Vieh Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5266 A Hübner (SPD) . 5266 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5266 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1967 (Haushaltsgesetz 1967) (Drucksachen V/1000, V/1235); Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache V/1751) Schoettle, Vizepräsident 5266 C Baier (CDU/CSU) . . . . . . 5266 D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache V/1752) 5267 B Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache V/1753) 5267 C Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und Bundeskanzleramtes (Drucksache V/1754) in Verbindung mit Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates (Drucksache V/1775) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 5267 D, 5283 D Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 5270 A Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 5272 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 5276 B Raffert (SPD) 5278 C Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 5280 B Scheel (FDP) 5280 D Mischnick (FDP) . . . . . . . 5286 A D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 5288 D Stücklen (CDU/CSU) 5288 D Genscher (FDP) 5291 C Moersch (FDP) 5293 C IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes (Drucksache V/1755) Dr. Abelein (CDU/CSU) 5296 B Dr. Mende (FDP) 5297 B Dr. Eppler (SPD) 5300 D Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 5302 A Brandt, Bundesminister 5303 B Zoglmann (FDP) . . . . . . . 5308 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 5313 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 5315 B Sänger (SPD) 5316 B Dr. Kopf (CDU/CSU) 5317 D Metzger (SPD) . . . . . . . 5318 C Dr. Furler (CDU/CSU) 5322 B Stein (Honrath) (CDU/CSU) . 5324 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . 5325 D Moersch (FDP) 5327 C Dr. Martin (CDU/CSU) 5328 D Mischnick (FDP) . . . . . . . 5330 C Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen V/1756, zu V/1756) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache V/1780) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 5331 B Kubitza (FDP) 5331 C Frau Renger (SPD) 5334 B Eckerland (SPD) 5334 D Spitzmüller (FDP) 5337 A Nächste Sitzung 5338 A Anlagen 5339 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5249 111. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 8. 6. Bäuerle 9. 6. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) 9. 6. Bergmann * 8. 6. Blumenfeld 7. 6. Dr. Burgbacher 7. 6. Buschfort 7. 6. Corterier 10. 6. Cramer 10. 6. Ertl 9. 6. Eschmann 9. 6. Flämig ** 10. 6. Graaff 9. 6. Haage (München) 9. 6. Hösl ** 10. 6. Frau Klee 7. 6. Dr. Klepsch 15. 6. Kunze 30. 6. Kuntscher 7. 6. Frau Dr. Maxsein 30. 6. Lemper 7. 6. Lenz (Trossingen) 30. 6. Lenze (Attendorn) ** 8. 6. Michels 9. 6. Dr. Miessner 9. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 7. 6. Peters (Norden) 30. 6. Picard 8. 6. Frau Pitz-Savelsberg 30. 6. Dr. Prassler 9. 6. Saam 9. 6. Sander 9. 6. Seibert 9. 6. Dr. Sinn 12. 6. Dr. Starke (Franken) 9. 6. Stein (Mainz) 7. 6. Struve 30. 6. Dr. Vogel (Speyer) 9. 6. Vogt 30. 6. Weimer 7. 6. Wurbs 9. 6. b) Urlaubsanträge Brünen 14. 6. Folger 16. 6. Gibbert 30. 6. Gscheidle 15. 6. Hamacher 30. 6. Lemmer 14. 6. Dr. Lohmar 30. 6. Schröder (Sellstedt) 1. 7. Frau Wessel 13. 6. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Der Präsident des Bundesrats Abschrift Bonn, 12. Mai 1967 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 309. Sitzung am 12. Mai 1967 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestag am 26. April 1967 verbschiedeten Umsatzsteuergesetzes (Mehrwertsteuer) einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtlichen Entschließungen angenommen. 1 Anlage Dr. h. c. Altmeier Vizepräsident Bonn, 12. Mai 1967 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 26. April 1967 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. h. c. Altmeier Vizepräsident Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 12. Mai 1967 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Umsatzsteuergesetz (Mehrwertsteuer) I. Der Bundesrat hat gegen die Einbeziehung der Rundfunkanstalten in den Kreis der Steuerpflichtigen gemäß § 2 Abs. 3 des Gesetzes verfassungsrechtliche, zumindest verfassungspolitische Bedenken, weil die Länder in den Rundfunkgesetzen die Rundfunkversorgung als öffentlich-rechtliche Aufgabe geregelt haben und der Bund durch den Verfassungsgrundsatz der Bundestreue gehalten ist, diese Qualifikation auch für seinen Bereich zu respektieren. Auf der anderen Seite würde die verfassungsrechtlich oder verfassungpolitisch notwendige 5340 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Steuerbefreiung der Rundfunkanstalten möglicherweise Wettbewerbsverzerrungen im Verhältnis zu den Tageszeitungen begründen oder verstärken. Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung zu prüfen, ob und inwieweit auch eine Befreiung der Vertriebserlöse der Tageszeitungen von der Umsatzsteuer gerechtfertigt ist. II. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, 1. die in dem Umsatzsteuergesetz vorgesehenen Durchführungsbestimmungen unverzüglich bekanntzugeben, damit sich die Steuerpflichtigen möglichst frühzeitig auf die Umstellung vorbereiten können; 2. bei der Festlegung der Aufzeichnungspflichten die Wahl des Buchungssystems in möglichst weitem Umfange den Steuerpflichtigen zu überlassen und nur Rahmenbestimmungen für die ordnungsmäßige Aufzeichnungspflicht zu geben; 3. durch weitgehende Anwendung angemessener Pauschalierungen bei den Bestimmungen über den Vorsteuerabzug — insbesondere für freie Journalisten und Schriftsteller (siehe BT-Umdruck 214 in zu Drucksache 216/67) —, die Änderung von Bemessungsgrundlagen, die Abgrenzung von steuerfreien und steuerpflichtigen Umsätzen sowie der Besteuerung nach allgemeinen Durchschnittssätzen die technische Durchführung bei den Steuerpflichtigen zu erleichtern; 4. von der Ermächtigung des § 26 Abs. 1 in dem Sinne Gebrauch zu machen, daß sich die zeitlichen Bindungen bei Optionen für die Mehrwertsteuer nach §§ 19 Abs. 4, 23 Abs. 4 und 24 Abs. 4 zunächst nur auf das Jahr 1968 erstrecken. Begründung: Die Umstellung der Unternehmen auf die Mehrwertsteuer erfordert nicht nur ein Umdenken in vieler Hinsicht, sondern auch einen gewissen Zeitraum für ihre technische Durchführung. Da die Mehrwertsteuer zu einer vielfach erheblichen Mehrarbeit in den Unternehmen führt, müssen alle Möglichkeiten der Verminderung der Verwaltungsarbeit ausgeschöpft werden. Eine weitgehende Anwendung von Pauschsätzen und eine möglichst nur globale Aufzeichnungspflicht würden die Umstellung nicht nur technisch erleichtern, sondern auch psychologische, sachlich vielfach unbegründete Widerstände leichter überwinden. Es sollten daher nur Rahmenbestimmungen über ordnungsmäßige Mindestaufzeichnungen festgelegt und ihre technische Durchführung in möglichst großem Umfange den Unternehmern überlassen werden. Auch weiterhin sollte die Pauschalierung der Umsatzsteuer nach den Rohaufschlägen auf den Wareneingang bei verschiedenen Steuersätzen zugelassen werden. Für die Übergangsbestimmungen müssen großzügige Billigkeitsregelungen für diejenigen Fälle vorgesehen werden, in denen Steuerpflichtige aus technischen Gründen Fehler bei den Erklärungen und Berechnungen zur Mehrwertsteuer einschließlich der für die Mehrwertsteuer notwendigen Buchführung machen. Durch die in den §§ 19 Abs. 4, 23 Abs. 4 und 24 Abs. 4 festgelegten Zeiträume für die Dauer der Option sind die Unternehmer gezwungen, schon im ersten Monat nach dem Übergang zur Mehrwertsteuer über eine evtl. Option für die Mehrwertsteuer für 5 bzw. 2 Jahre zu entscheiden. Es fehlen ihnen aber zu diesem Zeitpunkt noch die Erfahrungen für eine wirtschaftlich vernünftige Entscheidung. Die Bundesregierung sollte daher von der Ermächtigung des § 26 Abs. 1 Gebrauch machen und als Übergangsmaßnahme vorsehen, daß eine diesbezügliche Erklärung die Steuerpflichtigen erst nach Ablauf des ersten Voranmeldungszeitraums des Jahres 1969 an die vorgesehenen Fristen bindet. Anlage 3 Der Präsident des Bundesrates — Abschrift — Bonn, 2. Juni 1967 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 310. Sitzung am 2. Juni 1967 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 10. Mai 1967 verabschiedeten Gesetz für Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft gemäß Artikel 109 Abs. 3 und 4, 105 Abs. 3 und 84 Abs. 1 des Grundgesetzes zuzustimmen. Ferner hat der Bundesrat die sich aus der Anlage ergebende Entschließung gefaßt. Dr. Lemke Bonn, den 2. Juni 1967 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 12. Mai 1967 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Lemke Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 2. Juni 1967 an den Bundeskanzler Entschließung Der Bundesrat ist der Auffassung, daß die dringend notwendige Erweiterung des Kreditvolumens für kurzfristige Kredite der Bundesbank an die Länder nur durch die Aufnahme einer entsprechenden Be- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5341 stimmung zur Änderung des § 20 Abs. 1 Ziff. 1 Buchstabe f des Bundesbankgesetzes möglich ist. Da nach den Erklärungen der Vertreter der Bundesregierung eine Änderung des Bundesbankgesetzes, bei der auch diesem Wunsche Rechnung getragen wird, ohnehin für die nächste Zeit geplant ist, hat der Bundesrat von einer Weiterverfolgung dieses Anliegens im Rahmen dieses Gesetzes abgesehen. Er erwartet, daß die Bundesregierung deshalb den in Rede stehenden Entwurf zur Änderung des Bundesbankgesetzes in Kürze beschließt. Nach Auffassung des Bundesrates müßte der Betrag je Einwohner in § 20 Abs. 1 Ziff. 1 Buchst. f auf mindestens 40,— DM erhöht werden, weil die Entwicklung der Verhältnisse seit 1957, wie insbesondere die Ausweitung der Länderhaushalte bestätigt, eine derartige Verdoppelung gebieten. Ferner müßten anstelle der nach der gegenwärtigen Gesetzesfassung maßgeblichen letzten amtlichen Volkszählung die statistisch fortgeschriebenen Einwohnerzahlen per 1. 1. des betreffenden Jahres treten. Auf die Notwendigkeit der Erweiterung des Volumens von kurzfristigen Bundesbankkrediten an die Länder ist gerade auch im Zusammenhang mit der gegebenenfalls erforderlichen Überbrückung konjunkturell bedingter Steuerausfälle bei den Länder hinzuweisen. Anlage 4 Umdruck 241 Änderungsantrag der Abgeordneten Eckerland, Westphal, Raffert, von Eckardt und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1967 hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen V/1000 Anlage, V/1756 — Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 In Tit. 660 — Förderung der Kultur, soweit es sich um eine repräsentative Vertretung des Bundes oder um die Wahrung von Belangen gesamtdeutscher oder internationaler Bedeutung handelt — wird der Haushaltsvermerk „Der Zuschuß an das Orchester Philharmonia Hungarica (Erläuterung Ziffer 1 c) ist letztmalig veranschlagt" gestrichen. Bonn, den 7. Juni 1967 Eckerland Westphal Raffert Auge Brück (Holz) Büttner Hellenbrock Hörauf Dr. Kreutzmann Dr. Meinecke Frau Meermann Roß Spillecke Stephan Vit Wuwer von Eckardt Baron von Wrangel Frieler Horstmeier Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein Schmitt (Lockweiler) Dr. Schulze-Vorberg Tobaben Kubitza Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesminister Höcherl vom 9. Mai 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Häfele (Drucksache V/1706 Fragen 97, 98 und 99): Welche Beträge hat der Bund in den letzten Jahren aus dem Ernährungshaushalt ausgegeben, um durch Werbung den Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu fördern? Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß durch eine wesentlich verstärkte moderne Werbung der Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gesteigert werden kann? Ist die Bundesregierung bereit, in den kommenden Jahren einen größeren Teil des Ernährungshaushaltes für eine verstärkte Werbung für gesunde Agrarprodukte, etwa Milch und Milchprodukte, einzusetzen, damit es in Deutschland mehr zum guten Ton gehört, sich gesund und modern zu ernähren? Der zunehmende internationale Wettbewerb auf dem deutschen Agrarmarkt zwingt zu verstärkter Absatzförderung, um der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft einen angemessenen Marktanteil zu sichern. Es liegt im öffentlichen Interesse, die deutsche Landwirtschaft durch Qualitätsförderung, Marktpflege und Werbung wettbewerbsfähig zu erhalten. Unter dem Zwang dieser Entwicklung haben die Spitzenorganisationen der deutschen Landwirtschaft im Jahre 1966 die Gesellschaft für Absatzförderung der Deutschen Landwirtschaft e. V. (GAL) gegründet, die sich zur Aufgabe gestellt hat, den Absatz der deutschen landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung zu fördern. Damit wurde ein seit Jahren von mir angestrebtes Ziel verwirklicht, die bisherigen Maßnahmen zur Marktpflege und Absatzwerbung schwerpunktmäßig zu verbessern, die Arbeiten der verschiedenen Organisationen auf diesem Gebiet zu koordinieren und eine straffere Finanzgrundlage zu schaffen. Im ersten Jahr ihrer Tätigkeit konnte die GAL noch kein volles Aktionsprogramm durchführen, weil sie erst Mitte des Jahres ihre Arbeit aufnehmen konnte. Im Haushaltsjahr 1966 wurde der GAL aus Kapitel 10 02 Titel 651 ein Betrag in Höhe von 1 Mill. DM als Zuschuß mit besonderer Zweckbestimmung zur Verfügung gestellt. Das von der GAL 5342 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 in diesem Jahre durchzuführende umfangreiche Aktionsprogramm in Höhe von 5,7 Mill. DM wird mit einem Bundeszuschuß bis zu 2,1 Mill. DM unterstützt. Weitere 837 000,— DM stehen für Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und für Zwecke der Absatzförderung zur Verfügung, so u. a. für landwirtschaftliche Markenware allgemein und insbesondere für Mehl und Brot sowie für die Weinverkaufsschulung. Außerdem wurde ein Farbfilm „Das kommt auf uns zu" hergestellt und eine Broschüre „Offensives Marketing der deutschen Landwirtschaft" herausgegeben. Damit soll den in Betracht kommenden Gruppen der Land- und Ernährungswirtschaft durchgeeignete Beispiele klargemacht werden, daß eine der wichtigsten Aufgaben künftig darin besteht, das Angebot landwirtschaftlicher Erzeugnisse den veränderten Markterfordernissen anzupassen und sich verstärkt um Marktpflege und Absatzwerbung zu bemühen. Insgesamt wurden bei Kapitel 10 02 Titel 651 (allgemeine Absatzförderung) ausgegeben bzw. veranschlagt: 1965 543 000,— DM 1966 1 632 000,— DM 1967 bis zu 2 937 000,— DM Für Aufklärungmaßnahmen über Handelsklassen (Obst und Gemüse sowie Geflügel) wurden aus Kapitel 10 02 Titel 621 (Anpassungshilfe) bewilligt: 1965 350 000,— DM 1966 600 000,— DM 1967 600 000,— DM Für den deutschen Beitrag auf inländischen Ausstellungen wurden in Kapitel 10 02 Titel 652 in Ansatz gebracht: 1965 (Grüne Woche, Anuga) 800 000,— DM 1966 (Grüne Woche, Lefa, Ikofa) 900 000,— DM 1967 (Grüne Woche, Anuga) 800 000,— DM Darüber hinaus wird der Verbraucher durch Schrift, Wort und Bild zu marktgerechtem Verhalten angeregt und zu einer gesunden Lebensführung durch richtige Behandlung und Zubereitung von Nahrungsmitteln angehalten. Für Verbraucherberatung und Ernährungsaufklärung wurden in Kapitel 10 02 Titel 650 bereitgestellt: 1965 876 000,— DM 1966 2 800 000,— DM 1967 3 500 000,— DM. Die ausländischen Anbieter haben im letzten Jahr ihren Marktanteil auf Kosten der deutschen Land-und Ernährungswirtschaft ausweiten können, nicht zuletzt deshalb, weil die ausländischen Werbe- und Absatzorganisationen in erheblichem Umfang aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden. Von seiten der Land- und Ernährungswirtschaft bedarf es daher größter Anstrengungen, um ihre Stellung gegenüber dem ausländischen Angebot zu behaupten und sich neue Märkte zu erschließen. Entscheidend kommt es darauf an, daß die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft das erzeugt, was der Markt verlangt: Qualitätserzeugnisse in großen, geschlossenen Partien. Die Gesellschaft für Absatzförderung der Deutschen Landwirtschaft wird in Verbindung mit den einzelnen Produktwerbestellen ihr Arbeitsprogramm mit dem Ziel einer weiteren Steigerung des Absatzes von Erzeugnissen der deutschen Landwirtschaft fortsetzen. Im Rahmen der mehrjährigen Finanzplanung war ursprünglich vorgesehen, die Mittel für die allgemeine Absatzförderung zu erhöhen. Die in Aussicht genommene Aufstockung wird sich jedoch in Anbetracht der voraussichtlichen Entwicklung des Bundeshaushaltes vorerst zwangsläufig in einem etwas begrenzten Rahmen halten müssen. Die Bundesregierung wird sich auch weiterhin bemühen, die im Interesse einer modernen und gesunden Ernährung wichtige Beratungsaufgabe mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern. Sie geht dabei von der Erwartung aus, daß die beteiligten Wirtschaftskreise sich selbst aktiv für diese Aufgabe einsetzen, damit auf der Grundlage der gemeinsamen Anstrengungen ein möglichst großer Erfolg erzielt werden kann. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 7. Juni 1967 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Blumenfeld (Drucksache V/1818 Fragen 127, 128 und 129) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß aus Dienstleistungen im Rahmen deutscher Entwicklungshilfe zwei deutsche Firmen seit vielen Jahren anerkannte Forderungen in Höhe von über 2 Millionen DM gegenüber iranischen Staatsstellen haben? Welche Unterstützungen hat die Bundesregierung bei Kenntnis der in Frage 127 geschilderten Situation den deutschen Firmen angedeihen lassen, damit sie ihre Forderungen beglichen erhalten? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, falls die bisherigen Bemühungen sowohl der in Frage 127 erwähnten Firmen wie der Bundesregierung ohne irgendeinen sichtbaren Erfolg geblieben sind? Antwort 1: Der Bundesregierung ist bekannt, daß deutschen Beratungsunternehmen aus privaten Beratungsverträgen mit der iranischen Außenhandelsgesellschaft aus den Jahren 1957/58 Forderungen in Höhe von rd. 1,5 Mio DM zustehen, die bisher nicht bezahlt worden sind. Antwort 2: Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren die gebotenen diplomatischen Möglichkeiten ausgenutzt, um die Begleichung dieser Forderungen zu erreichen. Darüber hinaus wurde dem Iran zugesagte Kapitalhilfe zunächst in Höhe von 77 Mio DM zurückgehalten. Um das dringende Lieferinteresse deutscher Unternehmen nicht zu verletzen, wurde der zurückgehaltene Betrag im November 1966 bis auf 3 Mio DM freigegeben. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5343 Antwort 3: Die iranische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, die Angelegenheit dem iranischen Parlament zu unterbreiten. Der betreffende Gesetzentwurf steht nunmehr in dritter Lesung an und soll noch dem iranischen Senat vorgelegt werden. Ministerpräsident Hoveida wie auch seine Beamten haben erklärt, daß die Angelegenheit endgültig im Sommer d. J. erledigt werden könnte. Die Bundesregierung beabsichtigt, den Betrag von 3 Mio DM an Kapitalhilfe weiter zurückzuhalten, bis die deutschen Unternehmen darauf mit Bestimmtheit rechnen können. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 7. Juni 1967 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Diebäcker (Drucksache V/ 1818 Fragen 130, 131 und 132) : Werden Zonenrandfrachthilfen nur unter Zugrundelegung der Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zum Regionalen Förderungsprogramm gewährt, nach denen bei der Frachthilfe nur solche Betriebe zu berücksichtigen sind, deren Frachtkosten bei Wagenladungen 5 % des Durchschnittsverkaufswertes übersteigen und deren Produktion keine Ausweitung erfahren konnte? Treffen Meldungen zu, nach denen Zonenrandfrachthilfen auch über die Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zum Regionalen Förderungsprogramm hinaus gewährt werden? Ist bei Bejahung der Frage 131 eine Gewährung von Zonenrandfrachthilfen über den durch die Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums gesteckten Rahmen hinaus bei der heutigen Haushaltslage vertretbar? Antwort 1: Die Frage ist zu bejahen. Der in den Richtlinien für das Regionale Förderungsprogramm der Bundesregierung enthaltene Teil „Frachthilfen zum Ausgleich des Verlustes früherer Bezugs- und Absatzgebiete" ist allerdings nur als Rahmenvorschrift anzusehen. Zusätzliche Kriterien sowie alle Einzelheiten über die Vergabe sind in den Bekanntmachungen der einzelnen Zonenrandländer geregelt, die mit dem Bund abgestimmt sind. Voraussetzungen für die Gewährung von Frachthilfen sind der Verlust früherer Bezugs- und Absatzgebiete bzw. die ungewöhnliche Markt- und Revierferne, von der bestimmte Räume Ostbayerns betroffen sind. In den Frachthilfebekanntmachungen sind die begünstigten Güter und die Erstattungssätze aufgeführt. So wird - um nur ein Beispiel zu nennen — Frachthilfe für Erzeugnisse der oberfränkischen Textilindustrie in Höhe von 13 % der Transportkosten gewährt, sofern die Transportentfernung weiter als 200 km ist. Dies zeigt deutlich die zusätzliche Transportbelastung der Wirtschaft im Zonenrandgebiet. Antwort 2: Solche Meldungen sind — wie sich auch aus der Antwort zu Ihrer ersten Frage ergibt — unzutreffend. Antwort 3: Diese Frage ist zu verneinen. Auch ich halte eine Ausweitung der Frachthilfe zum heutigen Zeitpunkt für nicht vertretbar.
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die gegenwärtige Krise macht einmal mehr deutlich, so meine ich, daß es für die Regierung eines durch seine geographische Lage und sein politisches Schicksal besonders exponierten Landes von entscheidender Bedeutung ist, einen personell und sachlich gut ausgestatteten auswärtigen Dienst zu besitzen. Er muß in der Lage sein, durch genaue und umfassende Unterrichtung der Regierung die Mittel in die Hand zu geben, die sie zu einer richtigen, abgewogenen Entscheidung befähigen. Auch als Instrument der Konsultation mit verbündeten und befreundeten Mächten und für die Ausführung der eigenen außenpolitischen Entschlüsse und Maßnahmen ist ein effektiver auswärtiger Dienst unerläßlich. Die dafür aufgewendeten Mittel sind in Wirklichkeit gering im
    Vergleich zu den möglichen materiellen Verlusten und den politischen Einbußen, die ungenügende personelle Präsenz und schlechte Ausrüstung nach sich ziehen können. Dennoch möchte ich, daß das Hohe Haus weiß, daß das Auswärtige Amt selbstverständlich bestrebt ist — weil es bestrebt sein muß —, wirtschaftlich zu arbeiten, d. h. Kosten und Leistung in einem möglichst günstigen Verhältnis zu halten.
    In dieser ersten Runde der Debatte zum Einzelplan 05 ist noch einmal das Thema wiederaufgegriffen worden, das das Hohe Haus schon heute vormittag befaßt hat und zu dem sich der Herr Bundeskanzler geäußert hat. Ich meine die Krise im Nahen Osten.
    Der Vorsitzende der Freien Demokratischen Partei, Herr Dr. Mende, hat sich zu dem Antrag seiner Fraktion geäußert und auch ein paar Fragen gestellt, von denen ich jedenfalls eine gleich beantworten möchte. Wenn es so ist, Herr Dr. Mende, daß die Ziffer i des Entschließungsantrages, wie Sie es in Ihrer Rede sagten, die auch von Ihnen für richtig gehaltene Nichteinmischung und im völkerrechtlichen Sinne Neutralitätspolitik der Regierung unterstützen soll, so gestatte ich mir den Hinweis, daß Sie sich die Formulierung vielleicht doch noch einmal ansehen sollten, weil aus der Formulierung „Die Bundesregierung wird aufgefordert" draußen bei anderen in der Welt und in jenem Krisengebiet, die uns beobachten, abgeleitet werden könnte, die Regierung hätte durch dieses Haus dazu aufgefordert werden müssen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Es gibt sicher viele Dinge, zu denen man diese Regierung auffordern muß, und es gibt viele Gebiete, bei denen der Bundesaußenminister sehr dankbar ist, wenn es in dem Hohen Hause und seinen Fraktionen Kräfte gibt, die nachhelfen und nachstoßen. Dies ist kein Gebiet, wo das erforderlich ist.
    Herr Kollege Mende hat die Frage aufgeworfen, die natürlich viele Menschen draußen interessiert: Was ist mit unseren Landsleuten, mit den deutschen Staatsangehörigen in den Krisengebieten? Er hat aber auch die Frage anklingen lassen — und keiner wird sagen können, daß das nicht sein gutes Recht- sei —: Hat die Regierung — ich sage es jetzt sinngemäß — nicht vielleicht zu sehr gezögert? Ich will hier, wie ich es gestern auch schon in einem kleineren Kreis getan habe, vor dem ganzen Haus und damit vor der deutschen Öffentlichkeit sagen: Ich selbst habe vor 14 -Tagen dem Bundeskabinett empfohlen, nicht überstürzt zu evakuieren. Das mag man für falsch halten. Ich muß dazu stehen. Das Kabinett hat sich dem angeschlossen, unter anderem auch aus folgendem Grunde. Wir waren in diesen Staaten, von Israel abgesehen, zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder voll vertreten, noch nicht einmal in Jordanien. Das heißt, unsere Vertreter arbeiteten bei den Schutzmachtvertretungen. Das sind in diesem Gebiet ganz überwiegend Frankreich und Italien. Daraus hatte ich die Empfehlung für das Kabinett abgeleitet, uns in etwa so zu verhalten wie



    Bundesminister Brandt
    die befreundeten und in diesem Fall auch benachbarten europäischen Staaten, die unsere Interessen dort vertreten, weil es z. B. in Kairo einen merkwürdigen Eindruck gemacht hätte, wenn unser Herr, der dort sitzt, zum italienischen Botschafter gesagt hätte: Sie sind zwar der Meinung, Herr Botschafter, daß die Italiener hier ruhig noch bleiben können; aber die Deutschen müssen vorweg nach Hause geschickt werden.
    Wir haben jedoch — das muß ich hinzufügen — seit dem 24. Mai in allen Ländern des eigentlichen Krisengebiets alle deutschen Staatsangehörigen, die wir erreichen konnten, wissen lassen, daß sie sich selbst die Frage stellen müßten, ob es nicht vernünftig sei, nach Hause zu fahren. Darüber hinaus sind alle deutschen Staatsangehörigen gebeten worden, mit unseren Vertretungen täglich Kontakt zu halten. Es sind Maßnahmen durchgeführt worden, die sich auf das jeweilige Gebiet bezogen. Ich will ein Beispiel nennen. Ein paar Tage vor Ausbruch der Feindseligkeiten sind die deutschen Staatsangehörigen — es waren nicht sehr viele — aus dem jordanischen Gebiet westlich des Jordans nach Amman gebracht worden, weil man davon ausgehen mußte — was jedenfalls die heutige Lage auf dem Kriegsschauplatz auch bestätigt —, daß zu den Bewegungen der israelischen Seite Bewegungen hin zum Jordan gehören würden.
    Heute ist der Stand folgender, wie mir der Krisenstab vor einer halben Stunde mitteilte; ich wollte das für die Aussprache hier im Bundestag nach dem letzten Stand haben. Es geht in Wirklichkeit um drei Schwerpunkte.
    Wir haben Grund zu der Hoffnung, daß aus Beirut heute abend und morgen früh je zwei Flugzeuge die dort wartenden Landsleute nach Hause bringen können. Leider ist uns nicht die Erlaubnis erteilt worden, mit der Lufthansa dort zu landen. Wir müssen daraufhin Maschinen des Landes, um das es sich handelt, chartern. Das ist geschehen.
    Aus Tel Aviv kommt jetzt am Nachmittag eine sehr überraschende Meldung, die ich nicht werte, sondern einfach weitergebe. Unabhängig davon, daß nach unseren Planungen ein deutsches Schiff aus einem der Häfen — ich nenne absichtlich nicht den Namen — eine Gruppe unserer Landsleute heute morgen an Bord genommen hat und jetzt vor der Küste liegt, um die übrigen an Bord zu nehmen, teilt unsere Botschaft heute nachmittag schlicht mit, daß sie damit rechnet, daß die israelischen Behörden in den nächsten Tagen die Aufnahme des normalen Flug- und Seeverkehrs bekanntgeben werden. Ich gebe das ohne jeden Kommentar wieder.
    Bleibt der dritte schwierige Punkt, Kairo bzw. Alexandria, wohin wir unsere Landsleute aus dem Kairoer Gebiet — Kairoer Gebiet im weiteren Sinne des Wortes — haben bringen lassen. Dort ist die vorgesehene Evakuierung durch ein deutsches Schiff nicht gelungen, weil das Schiff gestern in einem der arabischen Staaten festgehalten worden ist. Wir haben, wenn sich das Problem nicht auch dort anders löst — morgen oder übermorgen —, Grund zu der Hoffnung, daß mit Hilfe des Schiffes eines befreundeten neutralen europäischen Staates die dort wartenden deutschen Staatsangehörigen nach Hause gebracht werden können.
    Das kann ich zum gegenwärtigen Stand sagen. Für die politische Einschätzung der Frage, ob es richtig gewesen wäre, vorher etwas zu machen, dafür muß das Kabinett oder, wenn man es auf das Ressort bezieht, der Bundesminister des Auswärtigen die Verantwortung tragen.
    Getrennt davon ist die fleißige Arbeit der Beamten, die in dem Krisenstab gearbeitet haben und arbeiten und die, gestützt auf die getroffene Entscheidung, eine hervorragende Arbeit mit 'unseren Herren an Ort und Stelle geleistet haben, für die ich ihnen auch von dieser Stelle aus danken möchte.

    (Beifall auf allen Seiten des Hauses.)

    Zum Nahostkonflikt darf ich nur noch folgendes nachtragen zu dem, was schon gesagt worden ist, als Unterstreichung und vielleicht zu ein paar Punkten als Ergänzung. Wir haben es wirklich so gesehen — nicht erst seit geschossen wird —, daß es nicht Aufgabe der Regierung der Bundesrepublik Deutschland sein könne, in diesem Konflikt Partei zu ergreifen im Sinne desjenigen, der in Kriegshandlungen direkt oder indirekt eingreift, sondern wir haben deutlich gemacht — vor Ausbruch der Feindseligkeiten und danach —, daß das, was uns erfüllt, der Wunsch ist nach Bewahrung des Friedens und nach Wiederherstellung des Friedens, als er dort zerbrochen war. Aber mir liegt sehr daran, auch nach dieser ersten Runde der Debatte noch einmal unterstreichen zu dürfen — als meine persönliche Überzeugung, mit der ich aber nicht allein stehe —, daß unsere Nichteinmischung und damit Neutralität im völkerrechtlichen Sinne des Wortes keine moralische Indifferenz und keine Trägheit des Herzens bedeuten kann.
    Wir haben gehört, daß in der Nacht der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig die Kriegführenden aufgefordert hat, das Feuer einzustellen. Der erste Staat in der Krisenzone, der dieser Aufforderung nachgekommen ist, ist das Königreich Jordanien. Wir hoffen ernsthaft, daß, gestützt auf den einstimmigen Beschluß des Sicherheitsrates, die Großmächte in dieser bedrohlichen Lage ihre Meinungsverschiedenheiten überbrücken und bei der Wiederherstellung des Friedens zusammenarbeiten.
    Wir kennen aus eigener bitterer Erfahrung Grauen und Schrecken des Krieges, und deshalb ist es ganz natürlich, daß nicht nur diejenigen, die als Abgeordnete oder als Regierung für das deutsche Volk sprechen, sondern daß unser deutsches Volk selbst an dem menschlichen Schicksal der vom Krieg Betroffenen lebhaft Anteil nimmt und daß unser Volk aufrichtig wünscht, daß auch im Nahen Osten die Welt von dem Gespenst der Zerstörung und der Vernichtung befreit werde. Ich meine wirklich: wenn, wie ich hoffe, die Kriegshandlungen in relativ wenigen Tagen vorbei sind, sollte unser deutsches Volk trotz gewisser momentaner ökonomischer Schwierigkeiten, die wir haben, zeigen, nicht nur durch Mittel aus dem Bundeshaushalt, daß es auch über Frontlinien hinweg zu einer großen



    Bundesminister Brandt
    humanitären Leistung fähig ist, um den Opfern des Krieges beizustehen.

    (Beifall auf allen Seiten des Hauses.)

    Wir sind der Meinung, daß im Nahen Osten endlich nach einer gerechten, dauerhaften Lösung der dort vorhandenen Probleme gesucht werden muß, nach einer Lösung, welche es den Regierungen und den Völkern dieses Teils der Welt erlaubt, ihre Kräfte wirklich und in vollem Umfang auf friedliche Aufbauleistungen und das Wohlergehen der Menschen zu richten.
    Herr Kollege Dr. Mende hat nach der Friedenspolitik der Regierung gefragt. Ich kann ihm bestätigen: selbstverständlich werden weitere Schritte folgen. Ich werde gleich von einigen sprechen. Selbstverständlich dauern die Bemühungen an um Herstellung der diplomatischen Beziehungen mit den Staaten, mit denen wir sie bisher nicht haben.
    Wenn ich eine Randbemerkung machen darf: Ganz kann ich den Satz nicht unterstreichen, daß der Fall Rumänien klar war, als eine neue Regierung gebildet wurde. Für den Bundesaußenminister hat sich die Sache so dargestellt, daß es ohne neue Weisungen für die Gespräche in Bukarest im Januar nicht zur Aufnahme der Beziehungen gekommen wäre. Aber das ist ein Detail; ich mache die Klammer zu.
    Es geht um einen größeren Zusammenhang, von dem ja jetzt schon gesprochen wurde: unsere Ostpolitik und unsere Deutschlandpolitik. Die Reaktion auf die Ostpolitik der deutschen Regierung in der verbündeten und in der befreundeten, also auch in der nicht engagierten Welt hat gezeigt, daß unsere Absichten richtig verstanden worden sind. Das gleiche läßt sich nicht — noch nicht — in vollem Umfang für die amtlichen Reaktionen in Ost- und Südosteuropa sagen. Das kann nicht überraschen. Es war nicht zu erwarten, daß mit einem Schlage ein tiefgreifendes Verständnis der deutschen Politik gegenüber unseren Nachbarn im Osten in jenen kommunistisch regierten Ländern Platz greifen würde. Immerhin darf ich auch feststellen: Es sind nicht überall in jenen zwischen Deutschland unnd Rußland gelegenen Ländern Mißverständnisse aufgetreten, und in einigen Fällen habe ich Grund zu der Annahme, daß die Mißverständnisse nicht echt, sondern künstlich sind.
    Wir werden unsere Bemühungen geduldig und nachdrücklich fortsetzen. Dabei stelle ich heute, damit es da nicht noch einmal Mißverständnisse gibt, wie sie leider, wie wir erst später erfahren haben, aus der seinerzeitigen Friedensnote zu Unrecht, glaube ich, abgeleitet worden sind, bewußt an die erste Stelle nicht die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen ohne aber etwas von dieser Aufgabe abzustreichen —, sondern ich setze an die erste Stelle die Verbesserung der Beziehungen mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, mit der wir diplomatische Beziehungen haben.

    (Zuruf von der FDP: Sehr gut!)

    Wir möchten aus diesen Beziehungen mehr machen;
    wir möchten sie mit Leben erfüllen. Wir glauben, es
    gibt weite Bereiche — es mögen auch enge sein —, in denen man miteinander sprechen kann, auch wenn es auf anderen Gebieten schwierig bleibt. Im engen Zusammenhang damit setze ich an die zweite Stelle weitere Bemühungen um Formalisierung und Normalisierung der Beziehungen zu den Staaten zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Drittens sind wir uns natürlich auch darüber im klaren, daß das, was wir als innerdeutsche Problematik empfinden, sich, von einer anderen Seite her gesehen, z. B. wegen vorhandener Blockbindungen und bilateraler Verträge, auch als ein Stück Ostpolitik oder als auf die Ostpolitik einwirkend darstellt. Es geht nicht darum, die Solidarität der osteuropäischen Regierungen untereinander zu schwächen, geschweige denn zu sprengen. Die osteuropäischen Regierungen haben, so wie die Dinge liegen, gute Gründe, zusammenzuarbeiten. Die Bildung und das Funktionieren regionaler Zusammenschlüsse ist auch in Osteuropa keineswegs unter negativen Aspekten zu sehen. Wir möchten nur klarmachen, daß die Kräfte im Osten aus der Gruppe der Motive, die ihre Solidarität begründen, die Sorge vor dem angeblichen deutschen Revanchismus und Militarismus ausscheiden können.
    Wir wollen allerdings — und das sagen wir in voller Offenheit — keine Verfestigung, kein Festschreiben eines sterilen Status quo. Wir wollen vielmehr eine Evolution auf beiden Seiten in Europa. Wir möchten eine solche Evolution fördern, die es ermöglicht, daß die europäischen Völker in einer Weise miteinander verkehren können, die ihrer geistigen und geschichtlichen Rolle entspricht.
    Es gibt, so widerspruchsvoll der Prozeß ist und noch sein wird, schon viele Zeichen dafür, daß das geteilte Europa wieder zueinander strebt. Insoweit wünschen auch die Völker in Osteuropa kein bloßes Festschreiben dessen, was ist.
    Das Zusammenwachsen Europas wird aber durch die Teilung Deutschlands schwer behindert. Deshalb sind unsere Bemühungen, Verbesserungen und Erleichterungen im innerdeutschen Verkehr zu erreichen, sowie unser Streben nach einer Lösung der deutschen Fragen im Rahmen einer europäischen Friedensordnung und in Übereinstimmung mit dem Willen des betroffenen Volkes Elemente unseres umfassenderen Konzepts für die Entspannung in Europa.
    Wir wissen, daß in einigen wichtigen Fragen starke Gegensätze bestehen. Wir selbst sind bereit, diese Gegensätze auszuklammern und dessenungeachtet Ausschau nach Gebieten zu halten, wo wir zusammenarbeiten können. Wir erwarten, daß die Gegenseite dieselbe Haltung einnimmt, nämlich daß sie nicht unsere Unterwerfung unter ihre Auffassung zur Voraussetzung für eine Zusammenarbeit macht.
    Es geht also auch hier nicht darum, den anderen Teil Deutschlands zu isolieren; im Gegenteil, wir wollen ihm, wie ich es sehe, Möglichkeiten geben, zu einem normalen Verkehr mit uns und, wenn es so weit ist, mit der übrigen Welt zu finden. Wir können mit Genugtuung feststellen, daß diese unsere Auffassung von der überwiegenden Mehrheit



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    der Staatengemeinschaft als vernünftig und der Entspannungspolitik dienend angesehen wird. Wir können auch feststellen, daß Ostberliner Versuche, die Einheit der deutschen Nation rundweg zu leugnen, draußen fast überall, auch in Osteuropa, als abgeschmackt empfunden werden.
    Herr Dr. Mende hat noch nach dem Stand unseres Gesprächs über diese Fragen mit den Westalliierten, den mit der deutschen Frage besonders verbundenen drei Mächten gefragt. Das Gespräch wird weitergeführt; eine nächste Gesprächsrunde der Vier, also der Drei und uns, ist in der nächsten Woche in Luxemburg.
    Wir sind uns selbstverständlich darüber im klaren — wenn ich das hinzufügen darf, weil es an der Grenzlinie zwischen Bündnispolitik und Abrüstung liegt —, ,daß ein gut Teil unserer Außenpolitik und Sicherheitspolitik nur im Bündnis verwirklicht werden kann, weil unsere eigenen Kräfte nicht ausreichen, die widerstrebenden Kräfte unserer Umwelt im Gleichgewicht zu halten. Für die Zukunft des atlantischen Bündnisses, wie auch immer seine innere Struktur sich entwickeln mag, ist wichtig, daß sowohl seine atlantischen Mitglieder, also die Vereinigten Staaten und Kanada, als auch die europäischen Mitglieder sich von der Erkenntnis leiten lassen, daß sie aufeinander angewiesen sind und daß es ohne gegenseitige Deckung und Unterstützung weder dem einen noch dem anderen gelingen kann, einmal, seine eigene Sicherheit zu bewahren, und zum anderen, die großen Aufgaben einer friedlichen Entwicklung in der Welt zu meistern.
    Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß der Prozeß der Konsultation in der NATO verbessert worden ist. Dies hat dazu beigetragen, daß .die europäischen Interessen deutlicher gesehen und beachtet werden. Das hat sich auch in den Dreiergesprächen, die kürzlich zwischen uns, den Vereinigten Staaten und Großbritannien stattgefunden haben, günstig ausgewirkt. Die neuen Richtlinien des Ministerrats der NATO haben die Kluft zwischen überholten, aber noch geltenden Programmen und neuen Erkenntnissen überbrückt. Für uns gilt es jetzt, die deutsche Stellung und Aufgabe innerhalb des veränderten Verteidigungskonzepts so festzulegen, daß die Abschreckung als entscheidendes Element der Friedenssicherung wirksam bleibt. Aus meiner Verantwortung in der auswärtigen Politik stellt es sich mir so dar, daß der Rückhalt des ganzen Bündnisses weiterhin in der strategischen nuklearen Kapazität der Vereinigten Staaten liegt, daß dies fest in unserem Bewußtsein bleiben muß, daß es weiterhin das Bündnis mit den Vereinigten Staaten ist, das Europas Sicherheit gewährleistet.
    Zum Problem der Sicherheit gehören im Verständnis dieser Regierung untrennbar die Probleme der Abrüstung. Die Grenze liegt unserer Meinung nach da, wo durch einseitige Abrüstung oder Truppenverminderung die eigene Sicherheit in Mitleidenschaft gezogen oder einer wirksamen Politik der Entspannung der Boden entzogen wird.
    Ich darf heute darauf verzichten, mich erneut zum Thema des Nichtverbreitungsvertrages zu äußern,
    sondern darf nur darauf hinweisen, daß die Bundesregierung vor diesem Hohen Hause erklärt hat, daß sie für einen Vertrag ist und, nebenbei gesagt, seit jener Aussprache in diesem Hohen Hause auch weitere Fortschritte beim Aushandeln von guten Lösungen mit den Verbündeten erzielt hatte. Auch der sowjetische Vertreter hat seitdem in Genf, was die friedliche Forschung, Nutzung und Anwendung der Kernenergie angeht, größeres Verständnis gezeigt. Wir haben also noch einfacher, als es damals vor zwei Monaten möglich war, unsere Position in wenigen Punkten zusammenfassen können, nämlich in diese: Wenn es zu dem Vertrag kommt, über den soviel gesprochen worden ist, dann muß er erstens als Element einer Friedensordnung die Ausbreitung von Kernwaffen verhindern. Zweitens muß er den Weg zur nuklearen Abrüstung frei machen. Drittens muß er den nichtnuklearen Unterzeichnern Sicherheit gewährleisten. Viertens muß er die friedliche Forschung und die Nutzung der Kernenergie fördern helfen. Fünftens muß er ein Kontrollsystem schaffen, das die Einhaltung der übernommenen Verpflichtungen sicherstellt. Das ist unsere Position.
    Dann zur Europapolitik! Herr Dr. Mende hat noch einmal gewarnt, die Bundesregierung möge alles tun, um ein Nein eines — und nicht irgendeines — Partners zu vermeiden. Darf ich in Ergänzung dessen, was dazu der Bundeskanzler gesagt hat, feststellen: Wir sind uns von Anfang an — natürlich auch die englische Regierung — darüber im klaren gewesen, daß jede solche Erweiterung nicht einfach ist. Sie wirft schwierige Fragen auf: auf dem Gebiet der Agrarfinanzierung, der Freiheit des Kapitalverkehrs, Währungsfragen, andere Fragen. Aber wir sind zu der Überzeugung gekommen: diese Fragen lassen sich auf dem Boden der Römischen Verträge lösen. Wir glauben: wenn die Antworten gegeben werden, dann wird es für alle Beteiligten gut sein. Das haben wir allen Beteiligten gesagt. Der Bundeswirtschaftsminister, der heute früh gefragt wurde, hat es mehrfach gesagt, so kürzlich vor dem Ostasiatischen Verein in Hamburg. Der Bundesaußenminister hat es zu Hause und draußen mehrfach gesagt. Und so wird das weitergehen, aber mit dem Ziel, die Beteiligten unter einen Hut zu bringen, und nicht von dem Ehrgeiz geleitet, für ein paar Tage Schlagzeilen in der Presse eines Landes zu bekommen. Dauerhafte Erfolge allein zählen hier.
    Es ist zwar so, daß über den Bereich der zu erweiternden EWG mit der wirtschaftlichen Integration hinaus die nächste politische Zukunft in unserem Teil Europas nach allem, was man übersehen kann, nicht im Zeichen der Integration, sondern im Zeichen der Kooperation stehen wird. Aber in diesem Sinne, denke ich, kann die römische Konferenz als ein Ansatzpunkt für eine solche — später dann auch auszuweitende — Kooperation gesehen werden. Und das wäre etwas, nachdem die Europapolitik in den letzten Jahren so viel an Elan eingebüßt hatte.
    Ich glaube, wir sollten sehr vorsichtig mit neuen Projekten sein. Aber es wäre gut, wenn durch unsere Anstrengungen mit einiges gelingen würde. Ich möchte, daß das Hohe Haus es weiß: es wäre zu der



    Bundesminister Brandt
    römischen Konferenz und zu dem, wenn auch bescheidenen Ergebnis nicht gekommen, wenn nicht die italienische Regierung und die deutsche Regierung in dieser Frage seit der Jahreswende sehr eng zusammengewirkt hätten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wenn es uns gelingt, ohne daß wir den Mund dabei zu voll nehmen und ohne daß wir Erfolgskommuniqués herausgeben, aus dem Tief herauszukommen, dann wird es helfen.
    Ich bin überzeugt: alle weiterreichenden Überlegungen — sei es auf dem Gebiet der Technologie, der Verteidigung, des Verhältnisses zur dritten Welt, der Balance im Bündnis oder allgemein einer Politik, die sich eine dauerhafte Sicherung und Festigung des Friedens zum Ziel gesetzt hat — führen immer wieder zu der Erkenntnis zurück, daß eine der wesentlichen Voraussetzungen für einen Erfolg die europäische Zusammenarbeit ist. Ich habe den Eindruck, daß sich das im politischen Handeln jetzt doch etwas rascher durchsetzen könnte.
    Darf ich schließlich ein paar Bemerkungen zu dem machen, was der Berichterstatter, Herr Dr. Abelein, über die auswärtige Kulturpolitik gesagt hat, was er verständnisvoll über die Wichtigkeit dieses Bereichs und über das gesagt hat, was das Auswärtige Amt damit zu tun hat.
    Ich will nicht darüber streiten, was das wichtigste ist, aber die auswärtige Kulturpolitik ist in der Tat zu einem der drei Pfeiler einer modernen Außenpolitik geworden. Sie steht gleichwertig — muß gleichwertig stehen — neben der Diplomatie im engeren Sinne und der Außenhandelspolitik; Diplomatie im engeren Sinne: man könnte auch sagen, klassische Außenpolitik, wobei die Sicherheit dann dazu gehörte.

    (Abg. Dr. Martin: Vierte Dimension!)

    Ich bin davon überzeugt, daß uns drei Aufgaben gestellt sind, einmal durch die Selbstdarstellung unseres Volkes und seines kulturellen Schaffens, zum anderen dadurch, daß neben die nationale Repräsentation die kulturelle Kooperation getreten ist, und drittens — aber das soll keine Wertung sein — durch das, was der Berichterstatter über die Förderung der Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland gesagt hat.
    Meine Damen und Herren, seit ich im vergangenen Dezember in der neugebildeten Bundesregierung die Verantwortung für die auswärtigen Angelegenheiten übernahm, habe ich mich vor allem mit aktuellen politischen Fragen zu befassen gehabt; die unmittelbare Befassung mit den kulturellen Beziehungen zu anderen Ländern ist dabei zu kurz gekommen. Es ist besser, wenn man das gleich sagt; denn ich habe den Eindruck, daß sich zu diesem Gegenstand noch Herren im Hause äußern könnten, die über Jahre hinweg von der Sache mehr verstehen als ich. Ich betrachte es nicht als eine Schande, das offen zuzugeben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und bei Abgeordneten der FDP.)

    Gleichwohl möchte ich — auch auf diesen Haushalt bezogen — sagen: Ich bin dem Hohen Hause wirklich sehr dankbar, und wenn ich sogar noch Hoffnung schöpfen darf für das kommende Jahr aus dem, was der Berichterstatter gesagt hat, so bin ich um so dankbarer. Natürlich schafft Geld allein keine Kultur. Kultur — vor allem auswärtige Kulturpolitik — kann aber in der Welt in der wir leben, ohne Geld nicht gedeihen. Es ist beeindruckend, wenn man sieht, daß der Schul- und Kulturfonds des Auswärtigen Amts von 2,8 Millionen DM im Jahre 1952 auf 215 Millionen DM im letzten Jahr gestiegen ist; das sind 40 % des Etats des Auswärtigen Amts.
    Ich möchte aus dem, was ich bisher überblicken kann, keine Bilanz des Positiven machen. Das wird demnächst ohnehin geschehen, denn der Bericht der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts für das Jahr 1966 wird demnächst vorliegen; er konnte leider bis zu dieser Debatte noch nicht vorgelegt werden.
    Ich möchte mit den Vorbehalten, die ich wegen meiner bisher noch nicht ausreichenden Vertrautheit mit diesem Gebiet gemacht habe, sagen, wo ich jetzt bestimmte Schwerpunkte sehe.
    1. Es ist nicht zu verkennen — auch wenn man das Geschäft dort erst ein halbes Jahr betreibt —, daß einer Phase schnellen, manchmal überschnellen Wiederaufbaus nach dem Kriege eine Phase der Konsolidierung wird folgen müssen. Dabei wird zu überprüfen sein, wieweit ein Nebeneinander oder gar Durcheinander von Institutionen und Kompetenzen dazu führt, daß wertvolle Kräfte vergeudet werden. Ich bin ein starker Anhänger der Entfaltung freier Kräfte, und ich bin auch dafür, daß freie Kräfte, wenn sie Vernünftiges leisten, durch die öffentliche Hand gestützt werden. Aber ich bin dann auch dafür, daß die öffentliche Hand dafür sorgt, daß mit dem so zur Verfügung stehenden Geld nicht konkurrierende und Kräfte vergeudende Arbeit betrieben wird.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    2. Wie in unserer Wirtschaftspolitik, so ergibt sich auch in der auswärtigen Kulturpolitik immer mehr die Notwendigkeit einer vorausschauenden, mehrere Jahre umfassenden Planung.
    3. Es ist jetzt immer notwendiger geworden — ich denke, wenn die Organisationsform noch abschließend geklärt ist, kommt es auch dazu —, eine Zentralstelle für das deutsche Auslandsschulwesen zu schaffen, durch die das Auswärtige Amt von Verwaltungsaufgaben entlastet wird, so daß die betreffende Abteilung des Auswärtigen Amts sich auf die Lenkungsaufgaben beschränken kann, was das Amt und was die Abteilung gern möchten.
    4. Es ist sicher notwendig — ich gebe das von vornherein den Kulturpolitikern in diesem Hause zu —, mehr als bisher notwendig, regionale und sachliche Schwerpunkte zu schaffen, um der Gefahr der Verzettelung entgegenzuwirken.
    5. Im Rahmen der Ostpolitik der Bundesregierung kommt dem kulturellen Austausch mit den Staaten Ost- und Südosteuropas eine besondere Bedeutung zu. Dem Kalten Krieg alter Prägung entsprach die



    Bundesminister Brandt
    kulturelle Isolation. Der Entspannungspolitik mit all ihren Wenn und Aber, mit all ihrem Hin und Her entspricht die Wiederaufnahme und Förderung traditioneller und neu zu entwickelnder kultureller Kontakte. Wir können bereits jetzt eine erfreuliche Verbesserung der kulturellen Beziehungen zu einigen Ländern Ost- und Südosteuropas verzeichnen. Die Bundesregierung ist bestrebt, diese kulturellen Kontakte zu erweitern und zu vertiefen. An unserem guten Willen wird es jedenfalls nicht fehlen.
    Darf ich noch etwas zu dem Krisenbericht nachtragen. Herr Kollege Dr. Mende, ich habe den Bericht durch die Nachricht zu ergänzen, daß deutsche Passagiere heute nachmittag Israel per Flugzeug verlassen haben. Der Flugplatz ist offen.

    (Beifall.)

    Was sonst zur Lage gesagt wird, sollte ich nicht von dieser Stelle aus mitteilen; da gibt es auch andere Möglichkeiten für die Damen und Herren, sich zu orientieren. Es scheint, als ob uns in den nächsten Tagen weniger noch der Punkt beschäftigen wird, der unter Ziffer 1 des Entschließungsantrages der FDP eine Rolle spielte — nach den Überlegungen von gestern und heute früh —; denn es ist — nach dem Berichtsstand von heute spätnachmittag — nicht ausgeschlossen, daß die militärischen Handlungen dem Ende entgegengehen.
    Ich möchte noch eine Schlußbemerkung machen. Mir ist bewußt, daß dies eine Haushaltsdebatte ist. Aber gerade in diesen Tagen, in denen wir es mit dem blutigen, wenn auch hoffentlich zeitlich sehr begrenzten Streit im Nahen Osten zu tun hatten, möchte ich als Bundesaußenminister ausdrücklich und nachdrücklich bekräftigen, daß die deutsche. Außenpolitik allein und ausschließlich auf die Sicherung des Friedens und die Bewahrung der Freiheit gerichtet ist. Jede einzelne Entscheidung, jede Maßnahme in unseren multilateralen und bilateralen Beziehungen — auf dem Gebiet der Sicherheit, der Wirtschaft, der Kultur oder der Entwicklungshilfe —, orientiert sich an diesem Ziel. Unsere geistigen und unsere physischen Kräfte, unser Gewicht in der Staaten- und in der Völkergemeinschaft, unsere Anwesenheit in der Welt dienen nicht der Gewinnung machtpolitischer Vorteile oder militärstrategischer Positionen. Sie dienen allein dazu, die Früchte unserer Arbeit und Leistung in Frieden mit anderen zu teilen, in wechselseitigem Geben und Nehmen an einer neuen Friedensordnung mitzuwirken.
    Eine Friedensordnung — davon sind wir überzeugt — kann dauerhaft nicht auf die Präsenz militärischer Macht gegründet werden. Wird sie — die militärische Macht — eingesetzt, so ist dies ein sicheres Zeichen dafür, daß die Völkergemeinschaft versagt hat, daß sie der Aufgabe nicht gerecht geworden ist.
    Deutschlands Beitrag zur Friedensordnung muß darin bestehen, daß es nicht nur seine wirtschaftlichen Kräfte für die Entwicklung von Fortschritt und Wohlstand in der Welt mobilisiert — soweit die Kräfte reichen —, sondern daß es auch sein geistiges und politisches Können einsetzt, um ein
    rechtes Verhältnis von Freiheit und Ordnung schaffen zu helfen, um soziale Gerechtigkeit in und zwischen den Völkern zu begründen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Karl Mommer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Zoglmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Siegfried Zoglmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundesaußenminister hat zu Beginn 'seiner Ausführungen darauf hingewiesen, daß er den Entschließungsantrag meiner Fraktion deshalb für problematisch hält, weil die Bundesregierung in diesem Entschließungsantrag aufgefordert wird, eine Politik der Neutralität im Nahen Osten zu führen, und weil sich damit der Eindruck ergibt, als ob die Bundesregierung dazu erst gewissermaßen eines guten Hinweises bedurfte.
    Herr Bundesaußenminister, ich nehme das zum Anlaß, den chronologischen Ablauf der Dinge klarzustellen. Es war ja nicht so, daß etwa die FDP-Fraktion vor zehn Tagen einen solchen Entschließungsantrag hier eingebracht hat, sondern es ist doch so, daß die FDP-Fraktion diesen Antrag erst eingebracht hat, nachdem die Bundesregierung ihrerseits Maßnahmen getroffen hatte, die uns mit tiefer Besorgnis erfüllten. So liegen die Dinge. Hier werden doch Ursache und Wirkung verschoben, denn faktisch hat die Bundesregierung etwas unternommen, was uns in jeder Hinsicht problematisch erschien, in jeder Hinsicht!
    Zunächst einmal mußte doch schon die Bitte, Gasmasken zu liefern, angesichts des geringen Quantums, um das es sich handelte, die Vermutung wecken, daß der Bittsteller möglicherweise auch noch andere als materielle Überlegungen, nämlich politische Überlegungen angestellt hatte, daß er — um es ganz konkret zu sagen — eben den Wunsch hatte, uns in dieser schwierigen Situation im Nahen Osten durch eine verhältnismäßig unbedeutende Maßnahme zu fixieren, eine Maßnahme von rein humanitärem Gewicht, die aber in dieser Situation eben auch ein politisches Gewicht haben mußte. Das ist die erste Überlegung, die sich ergeben mußte, und ich frage, ob dieser Gedanke im Auswärtigen Amt und im Bundeskabinett überhaupt erörtert worden ist. Es besteht um so mehr Veranlassung, eine solche Frage zu stellen, als wir ja heute alle wissen, daß die seinerzeitigen Meldungen über die deutschen Waffenlieferungen an Israel aus einer ganz bestimmten Quelle in die Öffentlichkeit lanciert worden sind und damals offenbar ganz ähnliche politische Überlegungen im Hintergrund standen. Das ist die erste Frage.
    Die zweite Frage, Herr Bundesaußenminister, ist die folgende: Es wurde erklärt, daß man eine derartige Hilfe aus humanitären Gründen gewähren wolle. Gleichzeitig wurde erklärt: Natürlich nach beiden Seiten. Ich stelle die Frage: Hat sich die Bundesregierung überlegt, welche psychologischen Rückwirkungen etwa in Israel eingetreten wären, wenn wir tatsächlich solche Lieferungen auch nach Jordanien getätigt hätten? Dann wäre doch ohne



    Zoglmann
    Zweifel das Prä, das man sich zu schaffen glaubte, wieder illusorisch geworden.
    Drittens ist es doch unbestreitbar, daß der Anschein, den die Bundesregierung zu erwecken versuchte, daß es sich um private Geschäfte einer Gasmasken herstellenden Firma handele, nicht den Tatsachen entspricht. Vielmehr hat die Bundesregierung diese Lieferungen aus eigenen Beständen oder aus solchen, .die der Bundesregierung zur Verfügung stehen, getroffen. Daher die Sorge, Herr Bundesaußenminister, die uns bewegte. Deshalb unser Entschließungsantrag hier.
    Ein Weiteres. Herr Bundesaußenminister, Sie haben hier wiederum die Unterscheidung zwischen Neutralität und Nichteinmischung vorgetragen. Es stellt sich mit Recht die Frage, ob wir in der Lage, in der sich unser Volk befindet, eine derartige Unterscheidung vornehmen dürfen, ohne dabei Risiken einzugehen, die nicht unbeträchtlich sind.
    Meine Damen und Herren, machen wir uns doch nichts vor! Aus dem, was der Herr Bundesaußenminister hier vortrug, besonders aus seinen letzten Sätzen, klang doch greifbar die Überlegung heraus, daß der Fall im Nahen Osten sehr schnell militärisch erledigt sein würde, möglicherweise schon zu dieser Stunde, wenn nicht heute, dann vielleicht morgen oder übermorgen, und daß man damit gewissermaßen einem Endpunkt dieser Entwicklung zusteuere. Meine Damen und Herren, ich glaube, es ist notwendig, in diesem Hause darauf hinzuweisen, daß mit dem militärischen Ende der Auseinandersetzung in diesem Raum noch nichts entschieden ist, sondern daß hinterher die große politische Hypothek bleibt.
    Es taucht die weitere Frage auf: Wie wird sich eine Weltmacht verhalten, die ja eindeutig mit im Spiele war und ohne deren Konsultation wahrscheinlich selbst ein Mann wie Herr Nasser seine Maßnahmen nicht getroffen hätte? Sind Sie wirklich der Meinung, daß es eine solche Weltmacht hinnehmen kann, daß man ihr das Gesicht nimmt? Die Frage stellt sich. Diese Weltmacht, meine Damen und Herren, ist eine Macht, die über die deutsche Wiedervereinigung mit enscheidet, die ein maßgebliches Wort spricht. Unser Verhalten in diesem Konflikt muß das berücksichtigen.
    Wir alle sind tief besorgt, wenn wir uns überlegen, was da in den nächsten Tagen und Wochen möglicherweise noch auf uns zukommt. Wenn die Forderungen beispielsweise nach Waffenstillstand und Rückzug auf die Ausgangsposition kommen, wie werden dann die Reaktionen sein? Die Frage des Rückzugs auf die Ausgangsposition wird sich doch ergeben; denn Sowjetrußland wird diese Bedingung im Sicherheitsrat ohne Zweifel vertreten.
    Was ich in der amtlichen Verhaltensweise bisher vermisse, ist das Gespür für den Ernst dieser Dinge in der Rückwirkung auf das deutsche Problem. Das vermisse ich bisher, meine Damen und Herren. Ich wäre sehr dankbar, wenn der Herr Bundesaußenminister zu diesem Punkt noch etwas sagen könnte.
    In dieser Hinsicht erfüllt mich eine Aussage, die er gemacht hat, mit einer gewissen Hoffnung. Ich will die Aussage der Ordnung und der Objektivität halber hier wiederholen, damit sie nicht vergessen wird: Humanitäre Maßnahmen über alle Grenzen hinweg! Ich könnte mir vorstellen, daß eine sichtbare Aktion der deutschen Bundesregierung in diesem Bereich vielleicht einen Teil der Hypotheken abtragen würde, die wir in den letzten Tagen vielleicht unbewußt aufgenommen haben. Das zu dem einen.
    Lassen Sie mich noch etwas zu einem zweiten Komplex sagen, den der Herr Bundesaußenminister angerührt hat. Bezogen auf das, was Herr Mende vorhin gesagt hat, hat der Bundesaußenminister erklärt: Die diplomatischen Beziehungen zu Rumänien wären ohne eine neue Weisung ich darf es vielleicht noch verdeutlichen: ohne Weisung des neuen Außenministers — nicht hergestellt worden. Der Herr Außenminister wollte damit sagen: Diese neue Bundesregierung hat in diesem Bereich eine neue Politik sichtbar und deutlich gemacht.
    Der Objektivität halber muß ich hier doch darstellen, wie sich die Dinge chronologisch entwickelt haben. Chronologisch haben sie sich nämlich folgendermaßen entwickelt. Die ersten Beziehungen zu Rumänien hat nicht die Bundesregierung aufgenommen, sondern sie sind aus diesem Hause heraus aufgenommen worden. Ich darf mich dabei auf die Zeugenschaft meines Kollegen Mischnick berufen, der damals in Berlin mit mir die beiden seinerzeit amtierenden Vorsitzenden der heutigen Koalitionsparteien konsuliert hat. Es lag nämlich eine Einladung aus Rumänien an alle drei Fraktionen des Bundestages vor, und dabei zeigten die zwei großen Fraktionen, die heute diese Regierung tragen, eine ganz eigenartige Reaktion. Die eine Fraktion erklärte — ich kann es auch deutlicher sagen, die SPD-Fraktion erklärte durch ihre maßgeblichen Vertreter —: Sie könne nur fahren, wenn auch die CDU fahre; sie möchte — es war im Jahr der Bundestagswahl — nicht in eine mißdeutbare Situation hineinkommen; das könne sie auf gar keinen Fall in Kauf nehmen. Die CDU erklärte, sie denke nicht daran, eine solche Einladung anzunehmen, wenn der Oppositionspartner mitfahre; denn er würde damit vor der Wahl in einer Weise aufgewertet, die ihm nicht zukomme. Damit war also gewissermaßen ein magischer Kreis geschaffen, und es ergab sich die Frage, wie man ihn durchbrechen soll. Er wurde dann dadurch durchbrochen, daß sich in der CDU und in der CSU jeweils ein Kollege fand, der den Mut hatte, sich gegen seine Fraktionsführung zu entscheiden, und diese beiden Kollegen fuhren eben mit. Das waren die ersten Kontakte, die da geschaffen wurden. Die letzten sind doch vollzogen worden — wiederum war der Bundestag beteiligt —, als die Gespräche zwischen Herrn Schmücker und Herrn Ceausescu in Bukarest vor sich gingen und Anfang September das Problem in einem entscheidungsreifen Zustand war, jedenfalls in einem Zustand, in dem alles so weit fertig war und die Frage nur noch lautete: Wann wird Herr Manescu nach Deutschland eingeladen? Nun, dann zerbrach die Regierung. Es kam eine Übergangsregierung. Es ist durchaus denkbar, Herr Außenminister, daß diese Übergangsregierung dann möglicherweise



    Zoglmann
    eine Situation geschaffen hat, die Sie in die Zwangslage versetzt hat, Ihrerseits erst eine neue Weisung geben zu müssen, um die Dinge wieder in Fluß zu bringen, Aber im historischen Ablauf liegen die Dinge doch so, wie ich sie dargestellt habe.
    Was ich gerade gesagt habe, ist aber gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist etwas ganz anderes. Sie haben gesagt, Sie wollten eine Verbesserung der Beziehungen zur Sowjetunion. Sie haben weiter gesagt, es wäre eine falsche Überlegung, mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den Oststaaten die Vorstellung zu verbinden, daß man damit Unruhe in den Ostblock hineinbringen und eine Auflösung, eine gewisse Zersplitteung hervorrufen könne. Wenn das zutrifft, darf ich jetzt, Herr Außenminister, an Sie zwei konkrete Fragen stellen. Die erste Frage lautet: Wenn man die Dinge so betrachtet, wie Sie sie betrachten und wie Sie das hier richtig vorgetragen haben, halten Sie es dann für zweckmäßig, daß der für die Führung der deutschen Politik verantwortliche Politiker, nämlich der Bundeskanzler, seinerseits erklärt, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Rumänien richte sich nicht gegen die Sowjetunion? Die Sowjetunion hat so etwas gar nicht unterstellt; sie hat so etwas öffentlich gar nicht ausgesprochen. Eine solche Aussage des Herrn Bundeskanzlers wäre allenfalls noch vertretbar, wenn er sie in Abwehr hätte von sich geben müssen. Nein, er hat es von sich aus getan, und damit erhebt sich die Frage, ob es nicht nach dem berühmten französischen Sprichwort geht: Wer sich entschuldigt, klagt sich an. Die erste Frage lautet also: War es taktisch klug, durch den Herrn Bundeskanzler eine solche Aussage zu machen?
    Meine zweite Frage richtet sich jetzt an Sie, Herr Bundesaußenminister: Haben Sie die Sowjetunion über den Fortgang der Verhandlungen informiert? Man könnte vielleicht sogar fragen: Haben Sie sich mit der Sowjetunion konsultiert und haben Sie damit in der Sowjetunion jenes Klima geschaffen, das notwendig gewesen wäre, um jede Mißdeutung nach dieser Richtung hin auszuschließen? Das ist die Frage, die ich an Sie stelle. Hat man die Sowjetunion bezüglich der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Rumänien konsultiert oder hat man sie wenigstens rechtzeitig über den Fortgang der Dinge informiert, um jenes vertrauensvolle Klima zu schaffen, das eben eine Mißdeutung ausschließt? Das ist die konkrete Frage. Ich wäre sehr begierig, von Ihnen zu hören, wie die Dinge tatsächlich gelaufen sind.
    Nun ein Weiteres, meine Damen und Herren. Sie haben, Herr Bundesaußenminister, hier eine sehr bedeutsame Aussage gemacht. Ich möchte sie festhalten, weil mir das notwendig erscheint. Sie haben gesagt, Sie wollen den anderen Teil Deutschlands nicht isolieren. Sie wollen ihm sogar die Möglichkeit bestimmter Kontakte in der Welt, die er braucht, um existieren zu können, offenhalten — wenn ich das einmal ein bißchen extensiv interpretieren darf. Nun hat aber vorher ein Kollege aus der CDU, nämlich der von uns sehr verehrte Baron von Wrangel, eine Aussage gemacht, die mir im Gegensatz dazu zu stehen scheint. Er hat gesagt, die Hallstein-Doktrin
    gilt nach wie vor unverändert. Meine Damen und Herren, der Zweck der Hallstein-Doktrin war doch nun gerade der, den anderen Teil Deutschlands konsequent — bis zum Abbruch diplomatischer Beziehungen zu den Staaten, die sich hier in einer Weise verhalten, wie wir es nicht wünschen — zu isolieren, einzuengen und abzuschnüren. Das ist doch der Sinn der Hallstein-Doktrin.