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    Deutscher Bundestag 111. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1967 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des ceylonesischen Parlaments 5249 D Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dichgans, Frau Geisendörfer, Dr. Balke, Koenen (Lippstadt) und Bergmann 5249 A Abg. Eisenmann legt sein Mandat nieder 5249 B Abg. Dr. Imle tritt in den Bundestag ein . . 5249 B Wiederwahl des Abg. Leukert als Mitglied des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . . . . . . . . . . 5249 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung 5249 C Erweiterung der Tagesordnung . . . . 5249 D Amtliche Mitteilungen 5250 A Fragestunde (Drucksache V/1818) Fragen des Abg. Ollesch: Dienst- oder Auftragsverhältnis sowie Aufgabenbereich des Alexander von Hase von Hase, Staatssekretär . . . . 5252 A Mertes (FDP) . . . . . . . . . 5252 A Frage des Abg. Mischnick: Ausgleichszahlungen im innerdeutschen Postverkehr Dr. Dollinger, Bundesminister . . 5252 B Mischnick (FDP) 5252 B Biechele (CDU/CSU) . . . . . 5252 D Frage des Abg. Burger: Fernmeldedienstgebäude in Emmendingen 5253 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Haltungsschäden von Schulkindern Frau Strobel, Bundesminister . . . 5253 B Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 5253 C Frau Meermann (SPD) . . . . . 5254 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Schuljugend Frau Strobel, Bundesminister . . . 5254 B Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 5254 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Fragen des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Schutzmaßnahmen für die Tuch- und Kleiderstoffindustrie gegenüber Einfuhren aus Prato Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 5254 D, 5255 A Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 5255 B Frage des Abg. Franke (Osnabrück):: Ansiedlung neuer Industrien im Zonenrandgebiet und in Bundesausbaugebieten Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5255 B Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . 5255 C Fragen des Abg. Dr. Giulini: Finanzielle Hilfe und Absicherung für deutsche Anbieter bei Ausschreibungen der Strojexport, Prag, auf Baumaschinen 5256 A Frage des Abg. Büttner: Urteil des Amtsgerichts München betr. Rechtsschutzversicherung rückständiger Erst- und Folgeprämien 5256 B Frage des Abg. Büttner: Rechtliche Position der Versicherungsnehmer hinsichtlich der Verjährung von Zahlungsverpflichtungen . . . . . 5256 B Frage des Abg. Büttner: Möglichkeit einer Schließung der Gesetzeslücke 5256 B Fragen des Abg. Richarts: Bestimmung von Bundesausbauorten 5256 C Frage des Abg. Kohlberger: Beseitigung der Wettbewerbsverzerrungen auf dem Textilmarkt Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5256 D Kohlberger (SPD) 5256 D Ott (CDU/CSU) . . . .. . . . 5257 A Frage des Abg. Kohlberger: Maßnahmen gegen den passiven Veredelungsverkehr mit den Ostblockländern Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5257 B Frage des Abg. Kohlberger: Interesse der Bundesregierung an einer modernen und international wettbewerbsfähigen Textilwirtschaft Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5257 C Fragen des Abg. Blumenfeld: Forderungen deutscher Firmen gegenüber iranischen Staatsstellen im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe 5257 C Fragen des Abg. Diebäcker: Zonenrandfrachthilfen . . . . . . 5257 C Frage des Abg. Brück (Holz) : Abnahmeverpflichtungen Frankreichs für Saarkohle Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5257 D Brück (Holz) (SPD) . . . . . . 5257 D Frage des Abg. Haehser: Frage einer Anwendung des Vibrationsverfahrens für die Beseitigung des ehemaligen Westwalls Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5258 B Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Einrichtung von Sitzgelegenheiten für Angestellte in offenen Verkaufsstellen 5258 C Fragen des Abg. Burger: Erhöhung der Freibeträge für die Anrechnung der Leistungen von Kindern auf Grund von Unterhaltsansprüchen als Einkommen bei der Berechnung der Elternrente Kattenstroth, Staatssekretär . . 5258 D Burger (CDU/CSU) 5259 A Büttner (SPD) 5259 C Maucher (CDU/CSU) 5259 D Frau Meermann (SPD) 5260 B Dröscher (SPD) 5260 C Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Technische Überprüfung von Straßentankwagen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5261 A Riegel (Göppingen) (SPD) . . . 5261 B Fellermaier (SPD) 5261 C Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 III Frage des Abg. Dröscher: Gesicherte gleichwertige Beschäftigung von bei alliierten Streitkräften freiwerdenden deutschen Arbeitnehmern Kattenstroth, Staatssekretär . . 5261 D Dröscher (SPD) 5262 A Fragen des Abg. Dr. Enders: Badekuren — Heilbehandlung Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5262 C Dr. Enders (SPD) 5262 D Maucher (CDU/CSU) 5263 A Fragen des Abg. Exner: Benachteiligung von Arbeitnehmern öffentlich-rechtlicher Dienstherren durch die Heranziehung zum Grundwehrdienst 5263 B Fragen des Abg. Wächter: Kürzung des „Transall"-Programms Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5263 B Wächter (FDP) . . . . . . . 5263 C Fragen des Abg. Faller: Stationierung von Verbänden der Bundeswehr auf dem NATO-Flugplatz Bremgarten — Übernahme der dortigen deutschen Zivilangestellten Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5264 A Faller (SPD) 5264 A Frage des Abg. Spitzmüller: Zunahme der Lärmbelästigung durch kanadische Düsenjäger in Lahr Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5264 B Spitzmüller (FDP) 5264 C Frage des Abg. Spitzmüller: Beachtung der Vorschriften über die einzuhaltenden Flughöhen Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5264 D Frage des Abg. Spitzmüller: Tiefstflug zweier kanadischer Düsenjäger längs der Autobahn Karlsruhe—Basel Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5265 A Mertes (FDP) 5265 B Fragen des Abg. Hübner: Ausgabe lebender Hühner als Verpflegung an Soldaten bei einer Alarmübung Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5265 C Hübner (SPD) . . . . . . . . 5265 C Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5265 D Frage des Abg. Hübner: Beachtung der Bestimmungen über das Schlachten von Vieh Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5266 A Hübner (SPD) . 5266 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5266 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1967 (Haushaltsgesetz 1967) (Drucksachen V/1000, V/1235); Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache V/1751) Schoettle, Vizepräsident 5266 C Baier (CDU/CSU) . . . . . . 5266 D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache V/1752) 5267 B Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache V/1753) 5267 C Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und Bundeskanzleramtes (Drucksache V/1754) in Verbindung mit Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates (Drucksache V/1775) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 5267 D, 5283 D Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 5270 A Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 5272 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 5276 B Raffert (SPD) 5278 C Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 5280 B Scheel (FDP) 5280 D Mischnick (FDP) . . . . . . . 5286 A D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 5288 D Stücklen (CDU/CSU) 5288 D Genscher (FDP) 5291 C Moersch (FDP) 5293 C IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes (Drucksache V/1755) Dr. Abelein (CDU/CSU) 5296 B Dr. Mende (FDP) 5297 B Dr. Eppler (SPD) 5300 D Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 5302 A Brandt, Bundesminister 5303 B Zoglmann (FDP) . . . . . . . 5308 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 5313 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 5315 B Sänger (SPD) 5316 B Dr. Kopf (CDU/CSU) 5317 D Metzger (SPD) . . . . . . . 5318 C Dr. Furler (CDU/CSU) 5322 B Stein (Honrath) (CDU/CSU) . 5324 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . 5325 D Moersch (FDP) 5327 C Dr. Martin (CDU/CSU) 5328 D Mischnick (FDP) . . . . . . . 5330 C Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen V/1756, zu V/1756) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache V/1780) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 5331 B Kubitza (FDP) 5331 C Frau Renger (SPD) 5334 B Eckerland (SPD) 5334 D Spitzmüller (FDP) 5337 A Nächste Sitzung 5338 A Anlagen 5339 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5249 111. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 8. 6. Bäuerle 9. 6. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) 9. 6. Bergmann * 8. 6. Blumenfeld 7. 6. Dr. Burgbacher 7. 6. Buschfort 7. 6. Corterier 10. 6. Cramer 10. 6. Ertl 9. 6. Eschmann 9. 6. Flämig ** 10. 6. Graaff 9. 6. Haage (München) 9. 6. Hösl ** 10. 6. Frau Klee 7. 6. Dr. Klepsch 15. 6. Kunze 30. 6. Kuntscher 7. 6. Frau Dr. Maxsein 30. 6. Lemper 7. 6. Lenz (Trossingen) 30. 6. Lenze (Attendorn) ** 8. 6. Michels 9. 6. Dr. Miessner 9. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 7. 6. Peters (Norden) 30. 6. Picard 8. 6. Frau Pitz-Savelsberg 30. 6. Dr. Prassler 9. 6. Saam 9. 6. Sander 9. 6. Seibert 9. 6. Dr. Sinn 12. 6. Dr. Starke (Franken) 9. 6. Stein (Mainz) 7. 6. Struve 30. 6. Dr. Vogel (Speyer) 9. 6. Vogt 30. 6. Weimer 7. 6. Wurbs 9. 6. b) Urlaubsanträge Brünen 14. 6. Folger 16. 6. Gibbert 30. 6. Gscheidle 15. 6. Hamacher 30. 6. Lemmer 14. 6. Dr. Lohmar 30. 6. Schröder (Sellstedt) 1. 7. Frau Wessel 13. 6. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Der Präsident des Bundesrats Abschrift Bonn, 12. Mai 1967 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 309. Sitzung am 12. Mai 1967 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestag am 26. April 1967 verbschiedeten Umsatzsteuergesetzes (Mehrwertsteuer) einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtlichen Entschließungen angenommen. 1 Anlage Dr. h. c. Altmeier Vizepräsident Bonn, 12. Mai 1967 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 26. April 1967 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. h. c. Altmeier Vizepräsident Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 12. Mai 1967 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Umsatzsteuergesetz (Mehrwertsteuer) I. Der Bundesrat hat gegen die Einbeziehung der Rundfunkanstalten in den Kreis der Steuerpflichtigen gemäß § 2 Abs. 3 des Gesetzes verfassungsrechtliche, zumindest verfassungspolitische Bedenken, weil die Länder in den Rundfunkgesetzen die Rundfunkversorgung als öffentlich-rechtliche Aufgabe geregelt haben und der Bund durch den Verfassungsgrundsatz der Bundestreue gehalten ist, diese Qualifikation auch für seinen Bereich zu respektieren. Auf der anderen Seite würde die verfassungsrechtlich oder verfassungpolitisch notwendige 5340 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Steuerbefreiung der Rundfunkanstalten möglicherweise Wettbewerbsverzerrungen im Verhältnis zu den Tageszeitungen begründen oder verstärken. Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung zu prüfen, ob und inwieweit auch eine Befreiung der Vertriebserlöse der Tageszeitungen von der Umsatzsteuer gerechtfertigt ist. II. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, 1. die in dem Umsatzsteuergesetz vorgesehenen Durchführungsbestimmungen unverzüglich bekanntzugeben, damit sich die Steuerpflichtigen möglichst frühzeitig auf die Umstellung vorbereiten können; 2. bei der Festlegung der Aufzeichnungspflichten die Wahl des Buchungssystems in möglichst weitem Umfange den Steuerpflichtigen zu überlassen und nur Rahmenbestimmungen für die ordnungsmäßige Aufzeichnungspflicht zu geben; 3. durch weitgehende Anwendung angemessener Pauschalierungen bei den Bestimmungen über den Vorsteuerabzug — insbesondere für freie Journalisten und Schriftsteller (siehe BT-Umdruck 214 in zu Drucksache 216/67) —, die Änderung von Bemessungsgrundlagen, die Abgrenzung von steuerfreien und steuerpflichtigen Umsätzen sowie der Besteuerung nach allgemeinen Durchschnittssätzen die technische Durchführung bei den Steuerpflichtigen zu erleichtern; 4. von der Ermächtigung des § 26 Abs. 1 in dem Sinne Gebrauch zu machen, daß sich die zeitlichen Bindungen bei Optionen für die Mehrwertsteuer nach §§ 19 Abs. 4, 23 Abs. 4 und 24 Abs. 4 zunächst nur auf das Jahr 1968 erstrecken. Begründung: Die Umstellung der Unternehmen auf die Mehrwertsteuer erfordert nicht nur ein Umdenken in vieler Hinsicht, sondern auch einen gewissen Zeitraum für ihre technische Durchführung. Da die Mehrwertsteuer zu einer vielfach erheblichen Mehrarbeit in den Unternehmen führt, müssen alle Möglichkeiten der Verminderung der Verwaltungsarbeit ausgeschöpft werden. Eine weitgehende Anwendung von Pauschsätzen und eine möglichst nur globale Aufzeichnungspflicht würden die Umstellung nicht nur technisch erleichtern, sondern auch psychologische, sachlich vielfach unbegründete Widerstände leichter überwinden. Es sollten daher nur Rahmenbestimmungen über ordnungsmäßige Mindestaufzeichnungen festgelegt und ihre technische Durchführung in möglichst großem Umfange den Unternehmern überlassen werden. Auch weiterhin sollte die Pauschalierung der Umsatzsteuer nach den Rohaufschlägen auf den Wareneingang bei verschiedenen Steuersätzen zugelassen werden. Für die Übergangsbestimmungen müssen großzügige Billigkeitsregelungen für diejenigen Fälle vorgesehen werden, in denen Steuerpflichtige aus technischen Gründen Fehler bei den Erklärungen und Berechnungen zur Mehrwertsteuer einschließlich der für die Mehrwertsteuer notwendigen Buchführung machen. Durch die in den §§ 19 Abs. 4, 23 Abs. 4 und 24 Abs. 4 festgelegten Zeiträume für die Dauer der Option sind die Unternehmer gezwungen, schon im ersten Monat nach dem Übergang zur Mehrwertsteuer über eine evtl. Option für die Mehrwertsteuer für 5 bzw. 2 Jahre zu entscheiden. Es fehlen ihnen aber zu diesem Zeitpunkt noch die Erfahrungen für eine wirtschaftlich vernünftige Entscheidung. Die Bundesregierung sollte daher von der Ermächtigung des § 26 Abs. 1 Gebrauch machen und als Übergangsmaßnahme vorsehen, daß eine diesbezügliche Erklärung die Steuerpflichtigen erst nach Ablauf des ersten Voranmeldungszeitraums des Jahres 1969 an die vorgesehenen Fristen bindet. Anlage 3 Der Präsident des Bundesrates — Abschrift — Bonn, 2. Juni 1967 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 310. Sitzung am 2. Juni 1967 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 10. Mai 1967 verabschiedeten Gesetz für Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft gemäß Artikel 109 Abs. 3 und 4, 105 Abs. 3 und 84 Abs. 1 des Grundgesetzes zuzustimmen. Ferner hat der Bundesrat die sich aus der Anlage ergebende Entschließung gefaßt. Dr. Lemke Bonn, den 2. Juni 1967 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 12. Mai 1967 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Lemke Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 2. Juni 1967 an den Bundeskanzler Entschließung Der Bundesrat ist der Auffassung, daß die dringend notwendige Erweiterung des Kreditvolumens für kurzfristige Kredite der Bundesbank an die Länder nur durch die Aufnahme einer entsprechenden Be- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5341 stimmung zur Änderung des § 20 Abs. 1 Ziff. 1 Buchstabe f des Bundesbankgesetzes möglich ist. Da nach den Erklärungen der Vertreter der Bundesregierung eine Änderung des Bundesbankgesetzes, bei der auch diesem Wunsche Rechnung getragen wird, ohnehin für die nächste Zeit geplant ist, hat der Bundesrat von einer Weiterverfolgung dieses Anliegens im Rahmen dieses Gesetzes abgesehen. Er erwartet, daß die Bundesregierung deshalb den in Rede stehenden Entwurf zur Änderung des Bundesbankgesetzes in Kürze beschließt. Nach Auffassung des Bundesrates müßte der Betrag je Einwohner in § 20 Abs. 1 Ziff. 1 Buchst. f auf mindestens 40,— DM erhöht werden, weil die Entwicklung der Verhältnisse seit 1957, wie insbesondere die Ausweitung der Länderhaushalte bestätigt, eine derartige Verdoppelung gebieten. Ferner müßten anstelle der nach der gegenwärtigen Gesetzesfassung maßgeblichen letzten amtlichen Volkszählung die statistisch fortgeschriebenen Einwohnerzahlen per 1. 1. des betreffenden Jahres treten. Auf die Notwendigkeit der Erweiterung des Volumens von kurzfristigen Bundesbankkrediten an die Länder ist gerade auch im Zusammenhang mit der gegebenenfalls erforderlichen Überbrückung konjunkturell bedingter Steuerausfälle bei den Länder hinzuweisen. Anlage 4 Umdruck 241 Änderungsantrag der Abgeordneten Eckerland, Westphal, Raffert, von Eckardt und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1967 hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen V/1000 Anlage, V/1756 — Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 In Tit. 660 — Förderung der Kultur, soweit es sich um eine repräsentative Vertretung des Bundes oder um die Wahrung von Belangen gesamtdeutscher oder internationaler Bedeutung handelt — wird der Haushaltsvermerk „Der Zuschuß an das Orchester Philharmonia Hungarica (Erläuterung Ziffer 1 c) ist letztmalig veranschlagt" gestrichen. Bonn, den 7. Juni 1967 Eckerland Westphal Raffert Auge Brück (Holz) Büttner Hellenbrock Hörauf Dr. Kreutzmann Dr. Meinecke Frau Meermann Roß Spillecke Stephan Vit Wuwer von Eckardt Baron von Wrangel Frieler Horstmeier Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein Schmitt (Lockweiler) Dr. Schulze-Vorberg Tobaben Kubitza Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesminister Höcherl vom 9. Mai 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Häfele (Drucksache V/1706 Fragen 97, 98 und 99): Welche Beträge hat der Bund in den letzten Jahren aus dem Ernährungshaushalt ausgegeben, um durch Werbung den Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu fördern? Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß durch eine wesentlich verstärkte moderne Werbung der Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gesteigert werden kann? Ist die Bundesregierung bereit, in den kommenden Jahren einen größeren Teil des Ernährungshaushaltes für eine verstärkte Werbung für gesunde Agrarprodukte, etwa Milch und Milchprodukte, einzusetzen, damit es in Deutschland mehr zum guten Ton gehört, sich gesund und modern zu ernähren? Der zunehmende internationale Wettbewerb auf dem deutschen Agrarmarkt zwingt zu verstärkter Absatzförderung, um der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft einen angemessenen Marktanteil zu sichern. Es liegt im öffentlichen Interesse, die deutsche Landwirtschaft durch Qualitätsförderung, Marktpflege und Werbung wettbewerbsfähig zu erhalten. Unter dem Zwang dieser Entwicklung haben die Spitzenorganisationen der deutschen Landwirtschaft im Jahre 1966 die Gesellschaft für Absatzförderung der Deutschen Landwirtschaft e. V. (GAL) gegründet, die sich zur Aufgabe gestellt hat, den Absatz der deutschen landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung zu fördern. Damit wurde ein seit Jahren von mir angestrebtes Ziel verwirklicht, die bisherigen Maßnahmen zur Marktpflege und Absatzwerbung schwerpunktmäßig zu verbessern, die Arbeiten der verschiedenen Organisationen auf diesem Gebiet zu koordinieren und eine straffere Finanzgrundlage zu schaffen. Im ersten Jahr ihrer Tätigkeit konnte die GAL noch kein volles Aktionsprogramm durchführen, weil sie erst Mitte des Jahres ihre Arbeit aufnehmen konnte. Im Haushaltsjahr 1966 wurde der GAL aus Kapitel 10 02 Titel 651 ein Betrag in Höhe von 1 Mill. DM als Zuschuß mit besonderer Zweckbestimmung zur Verfügung gestellt. Das von der GAL 5342 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 in diesem Jahre durchzuführende umfangreiche Aktionsprogramm in Höhe von 5,7 Mill. DM wird mit einem Bundeszuschuß bis zu 2,1 Mill. DM unterstützt. Weitere 837 000,— DM stehen für Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und für Zwecke der Absatzförderung zur Verfügung, so u. a. für landwirtschaftliche Markenware allgemein und insbesondere für Mehl und Brot sowie für die Weinverkaufsschulung. Außerdem wurde ein Farbfilm „Das kommt auf uns zu" hergestellt und eine Broschüre „Offensives Marketing der deutschen Landwirtschaft" herausgegeben. Damit soll den in Betracht kommenden Gruppen der Land- und Ernährungswirtschaft durchgeeignete Beispiele klargemacht werden, daß eine der wichtigsten Aufgaben künftig darin besteht, das Angebot landwirtschaftlicher Erzeugnisse den veränderten Markterfordernissen anzupassen und sich verstärkt um Marktpflege und Absatzwerbung zu bemühen. Insgesamt wurden bei Kapitel 10 02 Titel 651 (allgemeine Absatzförderung) ausgegeben bzw. veranschlagt: 1965 543 000,— DM 1966 1 632 000,— DM 1967 bis zu 2 937 000,— DM Für Aufklärungmaßnahmen über Handelsklassen (Obst und Gemüse sowie Geflügel) wurden aus Kapitel 10 02 Titel 621 (Anpassungshilfe) bewilligt: 1965 350 000,— DM 1966 600 000,— DM 1967 600 000,— DM Für den deutschen Beitrag auf inländischen Ausstellungen wurden in Kapitel 10 02 Titel 652 in Ansatz gebracht: 1965 (Grüne Woche, Anuga) 800 000,— DM 1966 (Grüne Woche, Lefa, Ikofa) 900 000,— DM 1967 (Grüne Woche, Anuga) 800 000,— DM Darüber hinaus wird der Verbraucher durch Schrift, Wort und Bild zu marktgerechtem Verhalten angeregt und zu einer gesunden Lebensführung durch richtige Behandlung und Zubereitung von Nahrungsmitteln angehalten. Für Verbraucherberatung und Ernährungsaufklärung wurden in Kapitel 10 02 Titel 650 bereitgestellt: 1965 876 000,— DM 1966 2 800 000,— DM 1967 3 500 000,— DM. Die ausländischen Anbieter haben im letzten Jahr ihren Marktanteil auf Kosten der deutschen Land-und Ernährungswirtschaft ausweiten können, nicht zuletzt deshalb, weil die ausländischen Werbe- und Absatzorganisationen in erheblichem Umfang aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden. Von seiten der Land- und Ernährungswirtschaft bedarf es daher größter Anstrengungen, um ihre Stellung gegenüber dem ausländischen Angebot zu behaupten und sich neue Märkte zu erschließen. Entscheidend kommt es darauf an, daß die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft das erzeugt, was der Markt verlangt: Qualitätserzeugnisse in großen, geschlossenen Partien. Die Gesellschaft für Absatzförderung der Deutschen Landwirtschaft wird in Verbindung mit den einzelnen Produktwerbestellen ihr Arbeitsprogramm mit dem Ziel einer weiteren Steigerung des Absatzes von Erzeugnissen der deutschen Landwirtschaft fortsetzen. Im Rahmen der mehrjährigen Finanzplanung war ursprünglich vorgesehen, die Mittel für die allgemeine Absatzförderung zu erhöhen. Die in Aussicht genommene Aufstockung wird sich jedoch in Anbetracht der voraussichtlichen Entwicklung des Bundeshaushaltes vorerst zwangsläufig in einem etwas begrenzten Rahmen halten müssen. Die Bundesregierung wird sich auch weiterhin bemühen, die im Interesse einer modernen und gesunden Ernährung wichtige Beratungsaufgabe mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern. Sie geht dabei von der Erwartung aus, daß die beteiligten Wirtschaftskreise sich selbst aktiv für diese Aufgabe einsetzen, damit auf der Grundlage der gemeinsamen Anstrengungen ein möglichst großer Erfolg erzielt werden kann. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 7. Juni 1967 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Blumenfeld (Drucksache V/1818 Fragen 127, 128 und 129) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß aus Dienstleistungen im Rahmen deutscher Entwicklungshilfe zwei deutsche Firmen seit vielen Jahren anerkannte Forderungen in Höhe von über 2 Millionen DM gegenüber iranischen Staatsstellen haben? Welche Unterstützungen hat die Bundesregierung bei Kenntnis der in Frage 127 geschilderten Situation den deutschen Firmen angedeihen lassen, damit sie ihre Forderungen beglichen erhalten? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, falls die bisherigen Bemühungen sowohl der in Frage 127 erwähnten Firmen wie der Bundesregierung ohne irgendeinen sichtbaren Erfolg geblieben sind? Antwort 1: Der Bundesregierung ist bekannt, daß deutschen Beratungsunternehmen aus privaten Beratungsverträgen mit der iranischen Außenhandelsgesellschaft aus den Jahren 1957/58 Forderungen in Höhe von rd. 1,5 Mio DM zustehen, die bisher nicht bezahlt worden sind. Antwort 2: Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren die gebotenen diplomatischen Möglichkeiten ausgenutzt, um die Begleichung dieser Forderungen zu erreichen. Darüber hinaus wurde dem Iran zugesagte Kapitalhilfe zunächst in Höhe von 77 Mio DM zurückgehalten. Um das dringende Lieferinteresse deutscher Unternehmen nicht zu verletzen, wurde der zurückgehaltene Betrag im November 1966 bis auf 3 Mio DM freigegeben. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5343 Antwort 3: Die iranische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, die Angelegenheit dem iranischen Parlament zu unterbreiten. Der betreffende Gesetzentwurf steht nunmehr in dritter Lesung an und soll noch dem iranischen Senat vorgelegt werden. Ministerpräsident Hoveida wie auch seine Beamten haben erklärt, daß die Angelegenheit endgültig im Sommer d. J. erledigt werden könnte. Die Bundesregierung beabsichtigt, den Betrag von 3 Mio DM an Kapitalhilfe weiter zurückzuhalten, bis die deutschen Unternehmen darauf mit Bestimmtheit rechnen können. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 7. Juni 1967 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Diebäcker (Drucksache V/ 1818 Fragen 130, 131 und 132) : Werden Zonenrandfrachthilfen nur unter Zugrundelegung der Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zum Regionalen Förderungsprogramm gewährt, nach denen bei der Frachthilfe nur solche Betriebe zu berücksichtigen sind, deren Frachtkosten bei Wagenladungen 5 % des Durchschnittsverkaufswertes übersteigen und deren Produktion keine Ausweitung erfahren konnte? Treffen Meldungen zu, nach denen Zonenrandfrachthilfen auch über die Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zum Regionalen Förderungsprogramm hinaus gewährt werden? Ist bei Bejahung der Frage 131 eine Gewährung von Zonenrandfrachthilfen über den durch die Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums gesteckten Rahmen hinaus bei der heutigen Haushaltslage vertretbar? Antwort 1: Die Frage ist zu bejahen. Der in den Richtlinien für das Regionale Förderungsprogramm der Bundesregierung enthaltene Teil „Frachthilfen zum Ausgleich des Verlustes früherer Bezugs- und Absatzgebiete" ist allerdings nur als Rahmenvorschrift anzusehen. Zusätzliche Kriterien sowie alle Einzelheiten über die Vergabe sind in den Bekanntmachungen der einzelnen Zonenrandländer geregelt, die mit dem Bund abgestimmt sind. Voraussetzungen für die Gewährung von Frachthilfen sind der Verlust früherer Bezugs- und Absatzgebiete bzw. die ungewöhnliche Markt- und Revierferne, von der bestimmte Räume Ostbayerns betroffen sind. In den Frachthilfebekanntmachungen sind die begünstigten Güter und die Erstattungssätze aufgeführt. So wird - um nur ein Beispiel zu nennen — Frachthilfe für Erzeugnisse der oberfränkischen Textilindustrie in Höhe von 13 % der Transportkosten gewährt, sofern die Transportentfernung weiter als 200 km ist. Dies zeigt deutlich die zusätzliche Transportbelastung der Wirtschaft im Zonenrandgebiet. Antwort 2: Solche Meldungen sind — wie sich auch aus der Antwort zu Ihrer ersten Frage ergibt — unzutreffend. Antwort 3: Diese Frage ist zu verneinen. Auch ich halte eine Ausweitung der Frachthilfe zum heutigen Zeitpunkt für nicht vertretbar.
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    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Was soll ich zu dieser Frage sagen? Beide Parteien wissen genau, daß eine solche Änderung unseres Wahlrechts einen tiefen Eingriff auch in ihre eigene Existenz, in ihren eigenen Wesenskern bedeuten würde; denn nach der Einführung eines solchen Wahlrechts sähen die Parteien, die dann in diesem Hause vertreten sein würden, in der Tat anders aus, als sie heute sind, wenn sie auch noch einen Teil ihres geistigen Erbes bewahren würden. Wir wollen es versuchen. Aber ganz gleich, wie das ausgehen mag, Herr Kollege Zoglmann, eines ist doch sicher: Die These von Herrn Scheel — darauf kommt es mir an —, daß wir die Große Koalition zu einem Dauerfetisch machen wollen, ist ganz gewiß fall sch; denn das will niemand in diesem Hause.
    Sie sagten, in immer häufigeren Intervallen hebe ich selber die Bedeutung der Großen Koalition hervor. Aber natürlich tue ich das. Was soll ich denn anderes tun?

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe mich entschlossen — Sie wissen es: nach ehrlichen und fairen Verhandlungen mit Ihnen, das werden Sie mir hoffentlich zugeben, das können Sie wirklich nicht leugnen —, als Kanzler einer Großen Koalition ein ganz neues Wagnis einzugehen. Nun muß mir selbstverständlich daran liegen, diese Große Koalition doch mindestens einmal für die Legislaturperiode zusammenzuhalten, die wir jetzt zu bewältigen haben. Was nach dem Jahre 1969 werden wird, meine Damen und Herren, das werden die sich dann ergebenden Mehrheiten und die sich dann ergebenden politischen Realitäten zeigen.
    In dieser Zeit aber, die wir beisammen sind, wollen wir Erfolg haben. Es heißt ja immer, die Große Koalition sei zum Erfolg verdammt. Welche Koalition ist nicht zum Erfolg verdammt?

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Bei Todesstrafe ist jede Koalition zum Erfolg verdammt! Und gerade weil die Große Koalition mit all dem, was eben nun einmal in unserer bundesstaatlichen Struktur an Belastendem mitgeht, nach wie vor den Charakter des Wagnisses hat, müssen vor allen Dingen die führenden Kräfte beider Parteien darauf sehen, daß nicht kleine tagesbedingte Bedenken diese Parteien von ihren großen Zielen und von den zu bewältigenden Aufgaben ablenken. Warum soll ich es nicht sagen, ganz gleich für wen: Landtagswahlen, an denen man herkömmlicherweise wie an einem Barometer das Wetter der künftigen Bundestagswahlen abzulesen pflegt, sind psychologische Belastungsproben für diejenigen, für die sie nicht so ausgehen, wie sie es gern wünschen.

    (Zustimmung in der Mitte.)

    Das hätte ich meiner Partei genauso gesagt, wenn es umgekehrt gegangen wäre. Im Gegenteil, Sie hätten mich dann als einen noch viel vehementeren Verteidiger der Großen Koalition gefunden. Ich habe in Braunschweig gesagt, die Große Koalition habe in diesem Jahre fünf Landtagswahlen auszuhalten. Ich habe gesagt, das sei nicht nur eine Feststellung, sondern zugleich eine Mahnung, nämlich die, daß man, wie die Erfahrung lehrt, aus solchen Zwischenerfolgen noch lange nicht absehen kann, wie dann die Bundestagswahlen schließlich ausgehen werden. Das sage ich zum Trost für den einen und zur Mahnung für den anderen!

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun bin ich aber doch gezwungen, noch ein Wort zur Frage der Haltung der Regierung zum Eintritt Großbritanniens zu sagen, damit kein falscher Eindruck zurückbleibt. Diese Regierung und ich selbst haben von Anfang an den Eintritt Großbritanniens und der anderen Aspiranten in die europäischen Gemeinschaften begrüßt. Ich habe das in der Regierungserklärung getan und ich habe seitdem diese Feststellung nicht nur monoton wiederholt, sondern sie in verschiedensten Variationen bei verschiedensten Gelegenheiten bekräftigt.
    Herr Kollege Helmut Schmidt hat eine leicht kritische Bemerkung nicht nur an meine Adresse, sondern auch an die Adresse der ganzen Regierung gerichtet. Auch Sie, Herr Kollege Scheel, haben das getan. Ich teile diese Auffassung nicht, und zwar aus folgendem Grunde. Wir waren ja im Januar in Paris und haben über diese Frage mit Präsident de Gaulle und mit anderen führenden Persönlichkeiten der französischen Regierung sehr ausführlich gesprochen. Ich habe dort mit allem Nachdruck vorgetragen, daß unsere öffentliche Meinung den Beitritt Grobritanniens und anderer zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft aus unserem eigenen nationalen Interesse wünschen muß. Das ist von meinem französischen Gesprächspartner verständnisvoll aufgenommen worden. Ich habe dann unseren englischen Besuchern, also Herrn Wilson, zweimal gesagt — wir haben ja zweimal darüber geredet, einmal bei seinem offiziellen Besuch und nachher anläßlich seines Aufenthalts bei den Trauerfeierlichkeiten für den Altbundeskanzler Dr. Adenauer —: Ich muß Ihnen gegenüber ein ganz redliches Verhalten an den Tag legen. Auf eine Forderung oder Bitte hin, daß wir uns sozusagen die Ärmel hochkrempeln sollen, um in dieser Angelegenheit unsere französischen Partner stark zu bedrängen, müßte ich Ihnen sagen: genau das wäre falsch! Wir können in dieser Frage nur zu einem Erfolg kommen, wenn wir ein gewisses Verständnis für die Haltung unseres französischen Partners aufbringen und versuchen, ihn mit Argumenten davon zu überzeugen, daß sich der Eintritt Großbritanniens und anderer in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gar nicht vermeiden läßt, anders ausgedrückt, daß gegen eine so übermächtige europäische öffentliche Meinung auf die Dauer nur mit Schaden für ganz Europa der Eintritt Großbritanniens verhindert werden kann, selbst wenn gewisse Bedenken Frankreichs, der französischen Außenpolitik und Europapolitik eine ernsthafte Beachtung verdienen. Ich habe in Rom bei unseren Verhandlungen und auch bei den Einzelverhandlungen mit Regierungen europäischer Länder immer wieder gesagt: Wir müssen diesen Streitfall aus der Welt schaffen, indem wir offen und freimütig miteinander diskutieren.



    Bundeskanzler Dr. h. c. Kiesinger
    Es gab auch in Rom wieder eine Situation, wo es so schien, als ob von vornherein zwei Positionen gegeneinander stünden, über die es überhaupt kein Gespräch geben könnte. Genau diese Situation habe ich vermeiden wollen, und ich habe daher auch in Rom gesagt: Gerade weil wir den Eintritt Großbritanniens wünschen, müssen wir im Kreise der Sechs die Frage offen ausdiskutieren, um zu einer Einigung gelangen zu können. Und ich betrachte es als einen Erfolg, daß dies gelungen ist. Manchmal ist stilles Handeln besser als lautes Reden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Mischnick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, Sie haben die Bemerkung des Kollegen Scheel vom Fetisch, vom Dogma in einer Form aufgenommen, wie sie gar nicht gesagt war. Sie haben selbst davon gesprochen, daß sich die Frage 1969 vielleicht durchaus anders für Sie stellt. Ich glaube, Sie denken da an Ihre absolute Mehrheit, die Sie gern mit der Methode, die in den letzten Monaten praktiziert worden ist, hier erreichen wollen. Wenn Sie aber dieses Ziel anstreben, was Ihr legitimes Ziel ist, müssen Sie sich natürlich davor hüten, bis 1969 an gewichtige Aufgabengebiete das Namensschild „Nur lösbar mit der Großen Koalition" zu hängen. Wir sind sicher, daß wir bis 1969 eine ganze Reihe großer Fragen eben nicht gelöst haben werden, denn die Zeit wird einfach nicht ausreichen, obwohl Sie es sich vorgenommen haben.
    Ihre Bemerkung, Sie wüßten, zwei Parteien würden auf jeden Fall bestehen, macht leider deutlich, daß die Absicht, das Wahlrecht zu ändern, gezielt gegen die dritte Partei geht. Es geht also nicht nur um die Frage, sichere Mehrheiten zu bilden. Daß sichere Mehrheiten auch mit dem jetzigen Wahlrecht möglich sind, haben wir in den Landtagswahlen erlebt, haben wir seit 17 Jahren in diesem Bundestag erlebt. Diese Begründung der sicheren Mehrheit zieht also absolut nicht. Es ist deutlich, wohin die Reise gehen soll, wobei die Kollegen der SPD selbstverständlich selbst überlegen werden und überlegen müssen, welchen Weg sie mitgehen können, welchen Weg sie nicht mitgehen können.
    Herr Bundeskanzler, Ihr Hinweis darauf, daß die Koalitionspartei FDP halb mitgelaufen, halb in der Opposition gewesen sei, soll . doch wohl deutlich machen, daß wir eben nicht ein Anhängsel waren, sondern eine eigene Meinung in der Koalition vertreten haben. Das ist natürlich immer unsere Meinung gewesen und wird es auch in Zukunft' sein.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich bin sicher, auch die Kollegen von der SPD sind der Meinung, daß sie eine eigene Meinung haben. Nur scheinen Sie dafür neue Vokabeln finden zu wollen, wenn Sie dann anderer Meinung sind als die stärkste Regierungspartei. Aber das ist Ihnen überlassen, wie Sie das machen wollen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Die Bemerkung, daß das Ende der letzten Regierung — das klang so durch — doch nicht zuletzt durch den Koalitionspartner verschuldet sei, ist natürlich eine völlige Verschiebung der Tatbestände,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Natürlich!)

    denn sechs Monate lang ist uns doch immer wieder gesagt worden, man müsse noch auf den rechten Termin aufpassen, wann man den Wechsel durchführe, und man hat uns immer wieder erklärt, welche Möglichkeiten dann bei welchen Anlässen bestünden.

    (Abg. Zoglmann: Geburtstage!)

    — Richtig, von Geburtstagen ist gesprochen worden. Es ist doch nicht so, daß wir nicht wüßten, welche Überlegungen in Ihrer Partei — nicht von Ihnen selbst, Herr Bundeskanzler; Sie waren ja damals an diesen Dingen nicht beteiligt — angestellt worden sind. Worauf es aber Kollegen Scheel mit dem Zwischenruf und Kollegen Mende mit der Zwischenfrage ankam, ist doch etwas ganz anderes. Als hier diese Koalition vor der Entscheidung stand: Steuererhöhungen ja oder nein, haben wir nein gesagt und haben Sie ja gesagt und sich sechs Monate später bestätigen lassen müssen, daß die FDP recht hatte und nicht die jetzige Koalition.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wenn Sie heute die Entwicklung betrachten, dann müssen Sie zugeben, daß gerade die Erhöhung der Mineralölsteuer der falscheste Weg war, der seit der zu erwartenden konjunkturellen Entwicklung gegangen werden konnte, was heute auch jeder zugibt, was man nur hier nicht offen ausspricht.

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Fragen werden im einzelnen noch bei den verschiedenen Haushalten behandelt werden. Eines möchte ich allerdings hier noch in aller Offenheit sagen. Wir haben über ein Jahrzehnt erlebt, daß so etwa der Gedanke vertreten wurde: Die CDU, die stärkste Partei, bildet die Regierung, und das ist praktisch der Staat. Heute geht es soweit, daß man sagt: Die neue Koalition, das ist das Entscheidende, nur sie allein kann es machen, das ist der Staat. Zum Staat gehört eben mehr als nur die Regierungsmehrheit. Dazu gehört auch die Opposition. Das sollte man bei all den Fragen, die wir hier behandeln, nicht vergessen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich hatte gehofft, daß der Herr Bundeskanzler noch auf ein paar Sachprobleme eingeht, die unser Fraktionsvorsitzender in seiner Rede hier angesprochen hat. Das ist leider nicht geschehen. Ich muß deshalb ein paar Punkte, die angesprochen, aber noch nicht weiterdiskutiert worden sind, vertiefen.
    Die Behandlung des Stoph-Briefs, Herr Bundeskanzler, ist nach unserer Meinung in dieser Form alles andere als eine Stärkung unserer Position gewesen. Wenn man es am 12. April hier von diesem Pult aus für richtig hielt, eine Regierungserklärung an den SED-Parteitag abzugeben, mußte man in diesem Zeitpunkt wissen, daß die Reaktion der anderen Seite kam. Dann verstehe ich einfach nicht, daß



    Mischnick
    man praktisch vier Wochen danach immer noch keine Antwort fertig und abgeschickt hat. Das ist nach meiner Überzeugung ein Versagen der Koalition.

    (Beifall bei der FDP.)

    In diesem Stoph-Brief ist nach Auffassung der Regierung nichts gebracht worden, was neu gewesen wäre. Wenn das so ist, hätte es um so einfacher sein müssen, sofort darauf zu reagieren. Denn man muß sich doch vor Abgabe der Regierungserklärung überlegt haben, wie man den nächsten Schritt tut, wenn die entsprechende Reaktion von der anderen Seite kommt. Wir sind davon ausgegangen, zumal in der Regierungserklärung davon gesprochen worden war, es sei die breiteste, tiefstgehende Bestandsaufnahme, die je vor einer Regierungsbildung erfolgt sei. Deshalb ist es uns unbegreiflich, daß jetzt noch weitere Verzögerungsmomente in die Überlegungen hineinkommen, Nahost-Krise usf. Wir können uns nicht des Eindrucks erwehren, daß es nach wie vor wie in den vergangenen fünf, sechs Jahren ausschließlich darum geht: Einigt sich die CDU/CSU, ja oder nein? Das ist die Frage, die nicht beantwortet ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben in der Diskussion zur Regierungserklärung am 12. April deutlich gemacht, wie unsere Meinung zu diesen Fragen ist. Wir sind in einer Aussprache anläßlich der Aktuellen Stunde gemahnt worden, das doch nicht öffentlich zu tun. Kollege Barzel war es, der am 10. Mai davon sprach, man sollte diese Dinge gemeinsam behandeln. Jetzt wird es wahrscheinlich bis zum 10. oder 12. Juni dauern, bis dieser Brief abgeht, wahrscheinlich noch länger. Das heißt, vier Wochen sind ins Land gegangen. Man mahnt zwar die Opposition, sie solle öffentlich nichts sagen. Aber eine Unterrichtung, wie das früher üblich war, findet nicht statt. Was sollen dann eigentlich diese ständigen Erklärungen hier: Wir sind bereit, das gemeinsam zu machen? Wir müssen daraus eindeutig schließen, daß Sie nicht daran interessiert sind, hier mit der Opposition zusammenzuarbeiten. Das wird für uns Anlaß sein, diese Dinge in Zukunft sofort in der Öffentlichkeit zu behandeln und nicht mehr abzuwarten, wie es in den letzten vier Wochen fairerweise wieder geschehen ist, weil wir an Ihr Wort geglaubt haben, daß wir das gemeinsam machen. Aber offensichtlich darf man daran nicht glauben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, heute früh in der Fragestunde ist ein wenig zu den Postgebühren gesagt worden. Ich habe Verständnis, daß hier manches geprüft werden muß. Aber an diesem Punkt zeigt sich doch wieder, wie richtig die Forderung der Freien Demokraten schon vor Jahren war, all das, was mit gesamtdeutscher Politik zusammenhängt, in einem Ressort zusammenzufassen — unsere Meinung war immer: im gesamtdeutschen Ministerium; wir haben hinzugefügt: ohne Rücksicht darauf, wer der Chef dieses Hauses ist —, damit nicht a) Verzögerungen entstehen, b) bei Stellungnahmen unterschiedliche Meinungen in der Öffentlichkeit vertreten werden.
    Die ganze Postgebührenfrage kann man doch auf nüchterner rechnerischer Basis erledigen. Man soll sie nicht ständig wieder politisch hochspielen und damit genau das Geschäft der anderen Seite besorgen, das wir eben nicht besorgen wollen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, im innenpolitischen Bereich müssen wir feststellen, daß von den groß angekündigten Reformen bisher selbst im Ansatz kaum etwas sichtbar geworden ist, daß keine entsprechenden Entwürfe vorliegen. Ich denke daran, daß die Finanzreform seit Jahren im Gespräch ist, daß die entsprechenden Unterlagen vorhanden sind, daß die Vorarbeit vorhanden ist. Nach einer solchen sorgfältigen Bestandsaufnahme hätte man erwarten müssen, daß nun endlich eine entsprechende Vorlage an das Plenum erfolgt. Der Hinweis auf die mittelfristige Finanzplanung scheint uns kein geeigneter Entschuldigungsgrund dafür zu sein, daß diese Fragen dem Parlament noch nicht vorgelegt werden.
    Oder ich denke an die schweren Aufgaben, die im Bereich der gesamten Sozialpolitik vor uns liegen. Hier liegt seit Monaten im Ausschuß ein Gesetzentwurf über die Frage: Beitragserhöhungen, ja oder nein? Aber die Grundsatzentscheidung, wie die Dinge weitergehen sollen, die das Kabinett zu fällen hat, ist bis zur Stunde nicht gefallen. Wir schieben die Dinge vor uns her mit dem Ergebnis, daß auch in der Rentenversicherung die Defizite wachsen und Schwierigkeiten entstehen, Veräußerungen von Bundestiteln, Schatzanweisungen und was alles in Frage kommt, notwendig sind. Wir werden zum Sozialetat im einzelnen darauf eingehen.

    (Abg. Dr. Schellenberg: Darauf sind wir sehr gespannt, Herr Mischnick!)

    Das sind doch Punkte, die bisher von der Regierung nicht angepackt worden sind, offensichtlich weil man sich im Grundsatz nicht einigen kann.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ober ich denke daran, daß für die Kriegsfolgen eine abschließende Gesetzgebung angekündigt worden ist. Das gehört in den Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung, völlig richtig! Aber das kann doch nicht bedeuten, daß in der Zwischenzeit die Dinge einfach schleifen, weil man sich über die mittelfristige Finanzplanung nicht einig wird und auch nicht in der Lage ist, innerhalb des Kriegsfolgenbereichs entsprechende Vorschläge vorzulegen.
    Wir sprechen davon, daß die Ausgabenflut in manchen Bereichen dazu geführt hat, daß ständige Ausgaben gar nicht mehr vom Parlament korrigierbar sind. Auf der anderen Seite wissen wir, daß Ausgaben der öffentlichen Hand in dieser konjunkturellen Lage notwendig sind. Ergebnis: Wir stehen vor wachsenden Defiziten. Ergebnis: Wir müssen im nächsten im übernächsten, überhaupt in den nächsten Jahren uns fragen: Wie sollen die Mittel, die



    Mischnick
    jetzt aufgenommen werden müssen, um den Haushaltsausgleich zustande zu bringen, dann durch entsprechende Einnahmen getilgt werden?
    An die Ausgabenseite ist man bis zur Stunde von der Regierung nicht herangekommen. Hier stellt sich die Frage: Muß nicht endlich auch diese Regierung — sie hat ja die Mehrheit dazu — das Problem der Länderreform, das Problem der Verwaltungsreform angehen? Wir haben mit diesem Etat das Gegenteil erleben müssen, Herr Bundeskanzler. Es ist sehr bedauerlich, daß plötzlich Personalanforderungen in Bereichen kommen, wo wir der Meinung waren, daß die Ausstattung durchaus ausreicht. Daß ausgerechnet das Bundeskanzleramt und ausgerechnet das Bundesratsministerium, besetzt von zwei Schwaben, eine Ausweitung vornehmen, enttäuscht uns. Wir hatten gehofft, daß gerade mit der Amtsübernahme eines Schwaben der Geist der Sparsamkeit, natürlich auch im Bereich der personellen Besetzung, einziehen würde. Daß das Gegenteil geschieht, ist doch sehr bedauerlich, zumal wir erst bei Bundeskanzler Erhard noch eine ganze Planungsabteilung, die dritte Abteilung, zusätzlich bewilligt haben. Hier kommen also plötzlich neue Forderungen.
    Ich denke auch daran — ich will diese Dinge nicht alle im einzelnen aufzählen —, daß da, wo diese Regierung schon etwas tun konnte, nämlich in der Frage — Kollege Kühlmann-Stumm hat es kurz angesprochen — der Verteilung der Mittel, die aus der Erhöhung der Mineralölsteuer gekommen sind, praktisch nichts geschehen ist. Am 30. Januar hat man sich zusammengesetzt und überlegt, wie es geschehen soll. Am 28. April hat man Beschlüsse gefaßt, daß die Verteilung erfolgen soll. Am 11. Mai kam in der Fragestunde die Mitteilung, man könne noch nicht sagen, was den Städten zur Verfügung gestellt wird. Am 1. Juni mußte der Oberbürgermeister von Frankfurt im Stadtparlament sagen: Bis zu dieser Stunde haben wir noch nicht einmal einen Bewilligungsbescheid für die Mittel, die für die Großstädte vorgesehen sind; mit dem Fließen der Mittel rechnen wir nicht vor August. Wie wollen Sie mit diesen Mitteln tatsächlich etwas für die Konjunktur tun, wenn diejenigen, die sie ausgeben sollen, bis zur Stunde nicht einmal einen Bewilligungsbescheid haben? Das ist doch ein Versagen Ihrer Regierung, Herr Bundeskanzler. Sie hätten doch dafür sorgen müssen, daß das, was vorhanden ist, nun auch tatsächlich gegeben und daß nicht nur in der Öffentlichkeit darüber geredet wird.

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zum Abschluß noch eine Bemerkung zu dem, was Kollege Barzel sagte, früher habe es um Nuancen mehr Auseinandersetzungen gegeben als heute. Das ist ganz einfach zu erklären. Wir haben eben in sechs Monaten viel mehr Entscheidungen gefällt, als Sie in den letzten sechs Monaten gefällt haben. Das ist der einfache Grund dafür, weshalb Sie angeblich nicht so viel Auseinandersetzungen haben.

    (Beifall bei der FDP. — Lachen bei den Regierungsparteien.)

    Herr Kollege Schmidt hat gesagt, diese Koalition sei notwendig gewesen, weil jeder andere Versuch zu Lasten des kleinen Mannes gegangen wäre. Nun ist ja inzwischen in ganz Deutschland unbestreitbar, daß die soziale Marktwirtschaft nicht zu Lasten des kleinen Mannes gegangen ist, und das war eine Politik, die die Freien Demokraten in der ersten Koalition von 1949 und vorher im Wirtschaftsrat gemeinsam mit der CDU durchgesetzt haben. Das kann nicht wegdiskutiert werden. Die Politik der Freien Demokraten geht nicht zu Lasten des kleinen Mannes, die Politik der Freien Demokraten geht davon ,aus, daß bei schweren Entscheidungen wirklich alle Bereiche einzubeziehen sind.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich erinnere an den letzten Sonntag und an den Trost, den der Herr Generalsekretär der ChristlichDemokratischen Union der SPD aussprechen zu müssen glaubte, als die Wahlergebnisse bekannt wurden.

    (Abg. Stücklen: Das raubt mir die Ruhe in der Nacht!)

    Es ist eigentlich bedauerlich, daß es bei uns in der Bundesrepublik schon so weit ist, daß man bei Wahlkämpfen Angst vor dem Wahlsieg haben muß und daß deshalb die geistige Auseinandersetzung, die um der Sache willen notwendig ist, nicht mehr in der erforderlichen Schärfe geführt wird.

    (Beifall bei der FDP.)