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    Deutscher Bundestag 111. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1967 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des ceylonesischen Parlaments 5249 D Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dichgans, Frau Geisendörfer, Dr. Balke, Koenen (Lippstadt) und Bergmann 5249 A Abg. Eisenmann legt sein Mandat nieder 5249 B Abg. Dr. Imle tritt in den Bundestag ein . . 5249 B Wiederwahl des Abg. Leukert als Mitglied des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . . . . . . . . . . 5249 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung 5249 C Erweiterung der Tagesordnung . . . . 5249 D Amtliche Mitteilungen 5250 A Fragestunde (Drucksache V/1818) Fragen des Abg. Ollesch: Dienst- oder Auftragsverhältnis sowie Aufgabenbereich des Alexander von Hase von Hase, Staatssekretär . . . . 5252 A Mertes (FDP) . . . . . . . . . 5252 A Frage des Abg. Mischnick: Ausgleichszahlungen im innerdeutschen Postverkehr Dr. Dollinger, Bundesminister . . 5252 B Mischnick (FDP) 5252 B Biechele (CDU/CSU) . . . . . 5252 D Frage des Abg. Burger: Fernmeldedienstgebäude in Emmendingen 5253 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Haltungsschäden von Schulkindern Frau Strobel, Bundesminister . . . 5253 B Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 5253 C Frau Meermann (SPD) . . . . . 5254 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Schuljugend Frau Strobel, Bundesminister . . . 5254 B Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 5254 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Fragen des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Schutzmaßnahmen für die Tuch- und Kleiderstoffindustrie gegenüber Einfuhren aus Prato Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 5254 D, 5255 A Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 5255 B Frage des Abg. Franke (Osnabrück):: Ansiedlung neuer Industrien im Zonenrandgebiet und in Bundesausbaugebieten Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5255 B Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . 5255 C Fragen des Abg. Dr. Giulini: Finanzielle Hilfe und Absicherung für deutsche Anbieter bei Ausschreibungen der Strojexport, Prag, auf Baumaschinen 5256 A Frage des Abg. Büttner: Urteil des Amtsgerichts München betr. Rechtsschutzversicherung rückständiger Erst- und Folgeprämien 5256 B Frage des Abg. Büttner: Rechtliche Position der Versicherungsnehmer hinsichtlich der Verjährung von Zahlungsverpflichtungen . . . . . 5256 B Frage des Abg. Büttner: Möglichkeit einer Schließung der Gesetzeslücke 5256 B Fragen des Abg. Richarts: Bestimmung von Bundesausbauorten 5256 C Frage des Abg. Kohlberger: Beseitigung der Wettbewerbsverzerrungen auf dem Textilmarkt Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5256 D Kohlberger (SPD) 5256 D Ott (CDU/CSU) . . . .. . . . 5257 A Frage des Abg. Kohlberger: Maßnahmen gegen den passiven Veredelungsverkehr mit den Ostblockländern Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5257 B Frage des Abg. Kohlberger: Interesse der Bundesregierung an einer modernen und international wettbewerbsfähigen Textilwirtschaft Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5257 C Fragen des Abg. Blumenfeld: Forderungen deutscher Firmen gegenüber iranischen Staatsstellen im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe 5257 C Fragen des Abg. Diebäcker: Zonenrandfrachthilfen . . . . . . 5257 C Frage des Abg. Brück (Holz) : Abnahmeverpflichtungen Frankreichs für Saarkohle Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5257 D Brück (Holz) (SPD) . . . . . . 5257 D Frage des Abg. Haehser: Frage einer Anwendung des Vibrationsverfahrens für die Beseitigung des ehemaligen Westwalls Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 5258 B Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Einrichtung von Sitzgelegenheiten für Angestellte in offenen Verkaufsstellen 5258 C Fragen des Abg. Burger: Erhöhung der Freibeträge für die Anrechnung der Leistungen von Kindern auf Grund von Unterhaltsansprüchen als Einkommen bei der Berechnung der Elternrente Kattenstroth, Staatssekretär . . 5258 D Burger (CDU/CSU) 5259 A Büttner (SPD) 5259 C Maucher (CDU/CSU) 5259 D Frau Meermann (SPD) 5260 B Dröscher (SPD) 5260 C Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Technische Überprüfung von Straßentankwagen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5261 A Riegel (Göppingen) (SPD) . . . 5261 B Fellermaier (SPD) 5261 C Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 III Frage des Abg. Dröscher: Gesicherte gleichwertige Beschäftigung von bei alliierten Streitkräften freiwerdenden deutschen Arbeitnehmern Kattenstroth, Staatssekretär . . 5261 D Dröscher (SPD) 5262 A Fragen des Abg. Dr. Enders: Badekuren — Heilbehandlung Kattenstroth, Staatssekretär . . . 5262 C Dr. Enders (SPD) 5262 D Maucher (CDU/CSU) 5263 A Fragen des Abg. Exner: Benachteiligung von Arbeitnehmern öffentlich-rechtlicher Dienstherren durch die Heranziehung zum Grundwehrdienst 5263 B Fragen des Abg. Wächter: Kürzung des „Transall"-Programms Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5263 B Wächter (FDP) . . . . . . . 5263 C Fragen des Abg. Faller: Stationierung von Verbänden der Bundeswehr auf dem NATO-Flugplatz Bremgarten — Übernahme der dortigen deutschen Zivilangestellten Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5264 A Faller (SPD) 5264 A Frage des Abg. Spitzmüller: Zunahme der Lärmbelästigung durch kanadische Düsenjäger in Lahr Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 5264 B Spitzmüller (FDP) 5264 C Frage des Abg. Spitzmüller: Beachtung der Vorschriften über die einzuhaltenden Flughöhen Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5264 D Frage des Abg. Spitzmüller: Tiefstflug zweier kanadischer Düsenjäger längs der Autobahn Karlsruhe—Basel Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär 5265 A Mertes (FDP) 5265 B Fragen des Abg. Hübner: Ausgabe lebender Hühner als Verpflegung an Soldaten bei einer Alarmübung Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5265 C Hübner (SPD) . . . . . . . . 5265 C Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5265 D Frage des Abg. Hübner: Beachtung der Bestimmungen über das Schlachten von Vieh Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 5266 A Hübner (SPD) . 5266 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 5266 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1967 (Haushaltsgesetz 1967) (Drucksachen V/1000, V/1235); Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache V/1751) Schoettle, Vizepräsident 5266 C Baier (CDU/CSU) . . . . . . 5266 D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache V/1752) 5267 B Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache V/1753) 5267 C Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und Bundeskanzleramtes (Drucksache V/1754) in Verbindung mit Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates (Drucksache V/1775) Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 5267 D, 5283 D Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 5270 A Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 5272 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 5276 B Raffert (SPD) 5278 C Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 5280 B Scheel (FDP) 5280 D Mischnick (FDP) . . . . . . . 5286 A D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 5288 D Stücklen (CDU/CSU) 5288 D Genscher (FDP) 5291 C Moersch (FDP) 5293 C IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes (Drucksache V/1755) Dr. Abelein (CDU/CSU) 5296 B Dr. Mende (FDP) 5297 B Dr. Eppler (SPD) 5300 D Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 5302 A Brandt, Bundesminister 5303 B Zoglmann (FDP) . . . . . . . 5308 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 5313 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 5315 B Sänger (SPD) 5316 B Dr. Kopf (CDU/CSU) 5317 D Metzger (SPD) . . . . . . . 5318 C Dr. Furler (CDU/CSU) 5322 B Stein (Honrath) (CDU/CSU) . 5324 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . 5325 D Moersch (FDP) 5327 C Dr. Martin (CDU/CSU) 5328 D Mischnick (FDP) . . . . . . . 5330 C Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen V/1756, zu V/1756) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache V/1780) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 5331 B Kubitza (FDP) 5331 C Frau Renger (SPD) 5334 B Eckerland (SPD) 5334 D Spitzmüller (FDP) 5337 A Nächste Sitzung 5338 A Anlagen 5339 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5249 111. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 8. 6. Bäuerle 9. 6. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) 9. 6. Bergmann * 8. 6. Blumenfeld 7. 6. Dr. Burgbacher 7. 6. Buschfort 7. 6. Corterier 10. 6. Cramer 10. 6. Ertl 9. 6. Eschmann 9. 6. Flämig ** 10. 6. Graaff 9. 6. Haage (München) 9. 6. Hösl ** 10. 6. Frau Klee 7. 6. Dr. Klepsch 15. 6. Kunze 30. 6. Kuntscher 7. 6. Frau Dr. Maxsein 30. 6. Lemper 7. 6. Lenz (Trossingen) 30. 6. Lenze (Attendorn) ** 8. 6. Michels 9. 6. Dr. Miessner 9. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 7. 6. Peters (Norden) 30. 6. Picard 8. 6. Frau Pitz-Savelsberg 30. 6. Dr. Prassler 9. 6. Saam 9. 6. Sander 9. 6. Seibert 9. 6. Dr. Sinn 12. 6. Dr. Starke (Franken) 9. 6. Stein (Mainz) 7. 6. Struve 30. 6. Dr. Vogel (Speyer) 9. 6. Vogt 30. 6. Weimer 7. 6. Wurbs 9. 6. b) Urlaubsanträge Brünen 14. 6. Folger 16. 6. Gibbert 30. 6. Gscheidle 15. 6. Hamacher 30. 6. Lemmer 14. 6. Dr. Lohmar 30. 6. Schröder (Sellstedt) 1. 7. Frau Wessel 13. 6. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Der Präsident des Bundesrats Abschrift Bonn, 12. Mai 1967 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 309. Sitzung am 12. Mai 1967 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestag am 26. April 1967 verbschiedeten Umsatzsteuergesetzes (Mehrwertsteuer) einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtlichen Entschließungen angenommen. 1 Anlage Dr. h. c. Altmeier Vizepräsident Bonn, 12. Mai 1967 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 26. April 1967 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. h. c. Altmeier Vizepräsident Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 12. Mai 1967 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Umsatzsteuergesetz (Mehrwertsteuer) I. Der Bundesrat hat gegen die Einbeziehung der Rundfunkanstalten in den Kreis der Steuerpflichtigen gemäß § 2 Abs. 3 des Gesetzes verfassungsrechtliche, zumindest verfassungspolitische Bedenken, weil die Länder in den Rundfunkgesetzen die Rundfunkversorgung als öffentlich-rechtliche Aufgabe geregelt haben und der Bund durch den Verfassungsgrundsatz der Bundestreue gehalten ist, diese Qualifikation auch für seinen Bereich zu respektieren. Auf der anderen Seite würde die verfassungsrechtlich oder verfassungpolitisch notwendige 5340 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 Steuerbefreiung der Rundfunkanstalten möglicherweise Wettbewerbsverzerrungen im Verhältnis zu den Tageszeitungen begründen oder verstärken. Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung zu prüfen, ob und inwieweit auch eine Befreiung der Vertriebserlöse der Tageszeitungen von der Umsatzsteuer gerechtfertigt ist. II. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, 1. die in dem Umsatzsteuergesetz vorgesehenen Durchführungsbestimmungen unverzüglich bekanntzugeben, damit sich die Steuerpflichtigen möglichst frühzeitig auf die Umstellung vorbereiten können; 2. bei der Festlegung der Aufzeichnungspflichten die Wahl des Buchungssystems in möglichst weitem Umfange den Steuerpflichtigen zu überlassen und nur Rahmenbestimmungen für die ordnungsmäßige Aufzeichnungspflicht zu geben; 3. durch weitgehende Anwendung angemessener Pauschalierungen bei den Bestimmungen über den Vorsteuerabzug — insbesondere für freie Journalisten und Schriftsteller (siehe BT-Umdruck 214 in zu Drucksache 216/67) —, die Änderung von Bemessungsgrundlagen, die Abgrenzung von steuerfreien und steuerpflichtigen Umsätzen sowie der Besteuerung nach allgemeinen Durchschnittssätzen die technische Durchführung bei den Steuerpflichtigen zu erleichtern; 4. von der Ermächtigung des § 26 Abs. 1 in dem Sinne Gebrauch zu machen, daß sich die zeitlichen Bindungen bei Optionen für die Mehrwertsteuer nach §§ 19 Abs. 4, 23 Abs. 4 und 24 Abs. 4 zunächst nur auf das Jahr 1968 erstrecken. Begründung: Die Umstellung der Unternehmen auf die Mehrwertsteuer erfordert nicht nur ein Umdenken in vieler Hinsicht, sondern auch einen gewissen Zeitraum für ihre technische Durchführung. Da die Mehrwertsteuer zu einer vielfach erheblichen Mehrarbeit in den Unternehmen führt, müssen alle Möglichkeiten der Verminderung der Verwaltungsarbeit ausgeschöpft werden. Eine weitgehende Anwendung von Pauschsätzen und eine möglichst nur globale Aufzeichnungspflicht würden die Umstellung nicht nur technisch erleichtern, sondern auch psychologische, sachlich vielfach unbegründete Widerstände leichter überwinden. Es sollten daher nur Rahmenbestimmungen über ordnungsmäßige Mindestaufzeichnungen festgelegt und ihre technische Durchführung in möglichst großem Umfange den Unternehmern überlassen werden. Auch weiterhin sollte die Pauschalierung der Umsatzsteuer nach den Rohaufschlägen auf den Wareneingang bei verschiedenen Steuersätzen zugelassen werden. Für die Übergangsbestimmungen müssen großzügige Billigkeitsregelungen für diejenigen Fälle vorgesehen werden, in denen Steuerpflichtige aus technischen Gründen Fehler bei den Erklärungen und Berechnungen zur Mehrwertsteuer einschließlich der für die Mehrwertsteuer notwendigen Buchführung machen. Durch die in den §§ 19 Abs. 4, 23 Abs. 4 und 24 Abs. 4 festgelegten Zeiträume für die Dauer der Option sind die Unternehmer gezwungen, schon im ersten Monat nach dem Übergang zur Mehrwertsteuer über eine evtl. Option für die Mehrwertsteuer für 5 bzw. 2 Jahre zu entscheiden. Es fehlen ihnen aber zu diesem Zeitpunkt noch die Erfahrungen für eine wirtschaftlich vernünftige Entscheidung. Die Bundesregierung sollte daher von der Ermächtigung des § 26 Abs. 1 Gebrauch machen und als Übergangsmaßnahme vorsehen, daß eine diesbezügliche Erklärung die Steuerpflichtigen erst nach Ablauf des ersten Voranmeldungszeitraums des Jahres 1969 an die vorgesehenen Fristen bindet. Anlage 3 Der Präsident des Bundesrates — Abschrift — Bonn, 2. Juni 1967 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 310. Sitzung am 2. Juni 1967 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 10. Mai 1967 verabschiedeten Gesetz für Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft gemäß Artikel 109 Abs. 3 und 4, 105 Abs. 3 und 84 Abs. 1 des Grundgesetzes zuzustimmen. Ferner hat der Bundesrat die sich aus der Anlage ergebende Entschließung gefaßt. Dr. Lemke Bonn, den 2. Juni 1967 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 12. Mai 1967 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Lemke Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 2. Juni 1967 an den Bundeskanzler Entschließung Der Bundesrat ist der Auffassung, daß die dringend notwendige Erweiterung des Kreditvolumens für kurzfristige Kredite der Bundesbank an die Länder nur durch die Aufnahme einer entsprechenden Be- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5341 stimmung zur Änderung des § 20 Abs. 1 Ziff. 1 Buchstabe f des Bundesbankgesetzes möglich ist. Da nach den Erklärungen der Vertreter der Bundesregierung eine Änderung des Bundesbankgesetzes, bei der auch diesem Wunsche Rechnung getragen wird, ohnehin für die nächste Zeit geplant ist, hat der Bundesrat von einer Weiterverfolgung dieses Anliegens im Rahmen dieses Gesetzes abgesehen. Er erwartet, daß die Bundesregierung deshalb den in Rede stehenden Entwurf zur Änderung des Bundesbankgesetzes in Kürze beschließt. Nach Auffassung des Bundesrates müßte der Betrag je Einwohner in § 20 Abs. 1 Ziff. 1 Buchst. f auf mindestens 40,— DM erhöht werden, weil die Entwicklung der Verhältnisse seit 1957, wie insbesondere die Ausweitung der Länderhaushalte bestätigt, eine derartige Verdoppelung gebieten. Ferner müßten anstelle der nach der gegenwärtigen Gesetzesfassung maßgeblichen letzten amtlichen Volkszählung die statistisch fortgeschriebenen Einwohnerzahlen per 1. 1. des betreffenden Jahres treten. Auf die Notwendigkeit der Erweiterung des Volumens von kurzfristigen Bundesbankkrediten an die Länder ist gerade auch im Zusammenhang mit der gegebenenfalls erforderlichen Überbrückung konjunkturell bedingter Steuerausfälle bei den Länder hinzuweisen. Anlage 4 Umdruck 241 Änderungsantrag der Abgeordneten Eckerland, Westphal, Raffert, von Eckardt und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1967 hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen V/1000 Anlage, V/1756 — Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 In Tit. 660 — Förderung der Kultur, soweit es sich um eine repräsentative Vertretung des Bundes oder um die Wahrung von Belangen gesamtdeutscher oder internationaler Bedeutung handelt — wird der Haushaltsvermerk „Der Zuschuß an das Orchester Philharmonia Hungarica (Erläuterung Ziffer 1 c) ist letztmalig veranschlagt" gestrichen. Bonn, den 7. Juni 1967 Eckerland Westphal Raffert Auge Brück (Holz) Büttner Hellenbrock Hörauf Dr. Kreutzmann Dr. Meinecke Frau Meermann Roß Spillecke Stephan Vit Wuwer von Eckardt Baron von Wrangel Frieler Horstmeier Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein Schmitt (Lockweiler) Dr. Schulze-Vorberg Tobaben Kubitza Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesminister Höcherl vom 9. Mai 1967 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Häfele (Drucksache V/1706 Fragen 97, 98 und 99): Welche Beträge hat der Bund in den letzten Jahren aus dem Ernährungshaushalt ausgegeben, um durch Werbung den Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu fördern? Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß durch eine wesentlich verstärkte moderne Werbung der Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gesteigert werden kann? Ist die Bundesregierung bereit, in den kommenden Jahren einen größeren Teil des Ernährungshaushaltes für eine verstärkte Werbung für gesunde Agrarprodukte, etwa Milch und Milchprodukte, einzusetzen, damit es in Deutschland mehr zum guten Ton gehört, sich gesund und modern zu ernähren? Der zunehmende internationale Wettbewerb auf dem deutschen Agrarmarkt zwingt zu verstärkter Absatzförderung, um der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft einen angemessenen Marktanteil zu sichern. Es liegt im öffentlichen Interesse, die deutsche Landwirtschaft durch Qualitätsförderung, Marktpflege und Werbung wettbewerbsfähig zu erhalten. Unter dem Zwang dieser Entwicklung haben die Spitzenorganisationen der deutschen Landwirtschaft im Jahre 1966 die Gesellschaft für Absatzförderung der Deutschen Landwirtschaft e. V. (GAL) gegründet, die sich zur Aufgabe gestellt hat, den Absatz der deutschen landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung zu fördern. Damit wurde ein seit Jahren von mir angestrebtes Ziel verwirklicht, die bisherigen Maßnahmen zur Marktpflege und Absatzwerbung schwerpunktmäßig zu verbessern, die Arbeiten der verschiedenen Organisationen auf diesem Gebiet zu koordinieren und eine straffere Finanzgrundlage zu schaffen. Im ersten Jahr ihrer Tätigkeit konnte die GAL noch kein volles Aktionsprogramm durchführen, weil sie erst Mitte des Jahres ihre Arbeit aufnehmen konnte. Im Haushaltsjahr 1966 wurde der GAL aus Kapitel 10 02 Titel 651 ein Betrag in Höhe von 1 Mill. DM als Zuschuß mit besonderer Zweckbestimmung zur Verfügung gestellt. Das von der GAL 5342 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 in diesem Jahre durchzuführende umfangreiche Aktionsprogramm in Höhe von 5,7 Mill. DM wird mit einem Bundeszuschuß bis zu 2,1 Mill. DM unterstützt. Weitere 837 000,— DM stehen für Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und für Zwecke der Absatzförderung zur Verfügung, so u. a. für landwirtschaftliche Markenware allgemein und insbesondere für Mehl und Brot sowie für die Weinverkaufsschulung. Außerdem wurde ein Farbfilm „Das kommt auf uns zu" hergestellt und eine Broschüre „Offensives Marketing der deutschen Landwirtschaft" herausgegeben. Damit soll den in Betracht kommenden Gruppen der Land- und Ernährungswirtschaft durchgeeignete Beispiele klargemacht werden, daß eine der wichtigsten Aufgaben künftig darin besteht, das Angebot landwirtschaftlicher Erzeugnisse den veränderten Markterfordernissen anzupassen und sich verstärkt um Marktpflege und Absatzwerbung zu bemühen. Insgesamt wurden bei Kapitel 10 02 Titel 651 (allgemeine Absatzförderung) ausgegeben bzw. veranschlagt: 1965 543 000,— DM 1966 1 632 000,— DM 1967 bis zu 2 937 000,— DM Für Aufklärungmaßnahmen über Handelsklassen (Obst und Gemüse sowie Geflügel) wurden aus Kapitel 10 02 Titel 621 (Anpassungshilfe) bewilligt: 1965 350 000,— DM 1966 600 000,— DM 1967 600 000,— DM Für den deutschen Beitrag auf inländischen Ausstellungen wurden in Kapitel 10 02 Titel 652 in Ansatz gebracht: 1965 (Grüne Woche, Anuga) 800 000,— DM 1966 (Grüne Woche, Lefa, Ikofa) 900 000,— DM 1967 (Grüne Woche, Anuga) 800 000,— DM Darüber hinaus wird der Verbraucher durch Schrift, Wort und Bild zu marktgerechtem Verhalten angeregt und zu einer gesunden Lebensführung durch richtige Behandlung und Zubereitung von Nahrungsmitteln angehalten. Für Verbraucherberatung und Ernährungsaufklärung wurden in Kapitel 10 02 Titel 650 bereitgestellt: 1965 876 000,— DM 1966 2 800 000,— DM 1967 3 500 000,— DM. Die ausländischen Anbieter haben im letzten Jahr ihren Marktanteil auf Kosten der deutschen Land-und Ernährungswirtschaft ausweiten können, nicht zuletzt deshalb, weil die ausländischen Werbe- und Absatzorganisationen in erheblichem Umfang aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden. Von seiten der Land- und Ernährungswirtschaft bedarf es daher größter Anstrengungen, um ihre Stellung gegenüber dem ausländischen Angebot zu behaupten und sich neue Märkte zu erschließen. Entscheidend kommt es darauf an, daß die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft das erzeugt, was der Markt verlangt: Qualitätserzeugnisse in großen, geschlossenen Partien. Die Gesellschaft für Absatzförderung der Deutschen Landwirtschaft wird in Verbindung mit den einzelnen Produktwerbestellen ihr Arbeitsprogramm mit dem Ziel einer weiteren Steigerung des Absatzes von Erzeugnissen der deutschen Landwirtschaft fortsetzen. Im Rahmen der mehrjährigen Finanzplanung war ursprünglich vorgesehen, die Mittel für die allgemeine Absatzförderung zu erhöhen. Die in Aussicht genommene Aufstockung wird sich jedoch in Anbetracht der voraussichtlichen Entwicklung des Bundeshaushaltes vorerst zwangsläufig in einem etwas begrenzten Rahmen halten müssen. Die Bundesregierung wird sich auch weiterhin bemühen, die im Interesse einer modernen und gesunden Ernährung wichtige Beratungsaufgabe mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern. Sie geht dabei von der Erwartung aus, daß die beteiligten Wirtschaftskreise sich selbst aktiv für diese Aufgabe einsetzen, damit auf der Grundlage der gemeinsamen Anstrengungen ein möglichst großer Erfolg erzielt werden kann. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 7. Juni 1967 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Blumenfeld (Drucksache V/1818 Fragen 127, 128 und 129) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß aus Dienstleistungen im Rahmen deutscher Entwicklungshilfe zwei deutsche Firmen seit vielen Jahren anerkannte Forderungen in Höhe von über 2 Millionen DM gegenüber iranischen Staatsstellen haben? Welche Unterstützungen hat die Bundesregierung bei Kenntnis der in Frage 127 geschilderten Situation den deutschen Firmen angedeihen lassen, damit sie ihre Forderungen beglichen erhalten? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, falls die bisherigen Bemühungen sowohl der in Frage 127 erwähnten Firmen wie der Bundesregierung ohne irgendeinen sichtbaren Erfolg geblieben sind? Antwort 1: Der Bundesregierung ist bekannt, daß deutschen Beratungsunternehmen aus privaten Beratungsverträgen mit der iranischen Außenhandelsgesellschaft aus den Jahren 1957/58 Forderungen in Höhe von rd. 1,5 Mio DM zustehen, die bisher nicht bezahlt worden sind. Antwort 2: Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren die gebotenen diplomatischen Möglichkeiten ausgenutzt, um die Begleichung dieser Forderungen zu erreichen. Darüber hinaus wurde dem Iran zugesagte Kapitalhilfe zunächst in Höhe von 77 Mio DM zurückgehalten. Um das dringende Lieferinteresse deutscher Unternehmen nicht zu verletzen, wurde der zurückgehaltene Betrag im November 1966 bis auf 3 Mio DM freigegeben. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Juni 1967 5343 Antwort 3: Die iranische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, die Angelegenheit dem iranischen Parlament zu unterbreiten. Der betreffende Gesetzentwurf steht nunmehr in dritter Lesung an und soll noch dem iranischen Senat vorgelegt werden. Ministerpräsident Hoveida wie auch seine Beamten haben erklärt, daß die Angelegenheit endgültig im Sommer d. J. erledigt werden könnte. Die Bundesregierung beabsichtigt, den Betrag von 3 Mio DM an Kapitalhilfe weiter zurückzuhalten, bis die deutschen Unternehmen darauf mit Bestimmtheit rechnen können. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 7. Juni 1967 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Diebäcker (Drucksache V/ 1818 Fragen 130, 131 und 132) : Werden Zonenrandfrachthilfen nur unter Zugrundelegung der Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zum Regionalen Förderungsprogramm gewährt, nach denen bei der Frachthilfe nur solche Betriebe zu berücksichtigen sind, deren Frachtkosten bei Wagenladungen 5 % des Durchschnittsverkaufswertes übersteigen und deren Produktion keine Ausweitung erfahren konnte? Treffen Meldungen zu, nach denen Zonenrandfrachthilfen auch über die Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zum Regionalen Förderungsprogramm hinaus gewährt werden? Ist bei Bejahung der Frage 131 eine Gewährung von Zonenrandfrachthilfen über den durch die Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums gesteckten Rahmen hinaus bei der heutigen Haushaltslage vertretbar? Antwort 1: Die Frage ist zu bejahen. Der in den Richtlinien für das Regionale Förderungsprogramm der Bundesregierung enthaltene Teil „Frachthilfen zum Ausgleich des Verlustes früherer Bezugs- und Absatzgebiete" ist allerdings nur als Rahmenvorschrift anzusehen. Zusätzliche Kriterien sowie alle Einzelheiten über die Vergabe sind in den Bekanntmachungen der einzelnen Zonenrandländer geregelt, die mit dem Bund abgestimmt sind. Voraussetzungen für die Gewährung von Frachthilfen sind der Verlust früherer Bezugs- und Absatzgebiete bzw. die ungewöhnliche Markt- und Revierferne, von der bestimmte Räume Ostbayerns betroffen sind. In den Frachthilfebekanntmachungen sind die begünstigten Güter und die Erstattungssätze aufgeführt. So wird - um nur ein Beispiel zu nennen — Frachthilfe für Erzeugnisse der oberfränkischen Textilindustrie in Höhe von 13 % der Transportkosten gewährt, sofern die Transportentfernung weiter als 200 km ist. Dies zeigt deutlich die zusätzliche Transportbelastung der Wirtschaft im Zonenrandgebiet. Antwort 2: Solche Meldungen sind — wie sich auch aus der Antwort zu Ihrer ersten Frage ergibt — unzutreffend. Antwort 3: Diese Frage ist zu verneinen. Auch ich halte eine Ausweitung der Frachthilfe zum heutigen Zeitpunkt für nicht vertretbar.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rainer Barzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU begrüßt es, daß der Bundeskanzler die Debatte von sich aus eröffnet hat, indem er einige Mitteilungen über die Auffassung der Bundesregierung zu besonders wichtigen Fragen gemacht hat. Aus unserer Sicht sind bisher fünf politische Fragen in dieser Debatte angeschnitten worden, zu denen wir Stellung nehmen wollen. Lassen Sie mich zunächst sagen, daß wir der Erklärung, die der Bundeskanzler hier abgegeben hat, zustimmen und glauben, daß er auf dem richtigen Wege ist. Erörtert worden sind die Fragen .der Großen Koalition, des Nahen Ostens, europäische Dinge, gesamtdeutsche Dinge und Verteidigungsfragen. Ich will sie in dieser Reihenfolge aus unserer Sicht kurz beantworten.
    Zunächst zur Großen Koalition. Meine Damen und Herren, wir halten nichts mehr davon, lange und laut darüber zu sprechen, sondern selbstverständlich miteinander für unser Volk erfolgreich zu arbeiten. Dies ist auch das einzige, was die Wähler, wie wir sehen, richtig honorieren. Herr von Kühlmann-Stumm, Sie haben recht fleißig manches zusammengeschrieben. Wenn Sie redlich sind, müssen Sie zugeben: es war weniger Stoff an Nuancen und Unterschieden zusammenzuschreiben aus den letzten sechs Monaten als aus vergleichbaren Zeiten früher.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Meine Damen und Herren, lassen wir dies also!

    Das zweite ist das ernste Problem, das auch der Bundeskanzler nach vom gestellt hat: der Krieg im Nahen Osten. Wir unterstützen die Position, die die Bundesregierung hier eingenommen hat, und zwar in allen Details. Wir glauben, daß diese Position in Wort und Tat besonnen und abgewogen ist. Wir meinen auch, daß sie unseren prinzipiellen Einsichten, unserem gesamtdeutschen Interesse und unseren Möglichkeiten entspricht.
    Ich stelle zunächst mit einer gewissen Befriedigung fest, daß der verantwortliche Sprecher der Bundestagsfraktion der FDP, der sich hier dazu geäußert hat, den Protest gegen die humanitäre Lieferung von Gasmasken zum Schutz der Zivilbevölkerung, von dem in der Presse zu lesen war, offenkundig nicht wiederholt hat, so daß ich wohl die Hoffnung haben kann, daß dieses Haus insoweit zu einer geschlossenen Auffassung findet.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Es ist seit langem nicht nur unsere politische Auffassung, sondern auch — wohlüberlegt und konsequent — unsere praktische Politik, daß es nicht unsere, der Deutschen Sache sein kann, in militärische Engagements außerhalb der NATO zu kommen. Wir haben hierüber Entscheidungen zu treffen gehabt im Zusammenhang mit der Zypern-Krise — ich sehe den früheren Bundeskanzler Erhard vor mir —, wir haben Entscheidungen zu treffen gehabt im Zusammenhang mit kriegerischen Entwicklungen im Fernen Osten. Unsere Position ist klar: Wie immer unser Herz schlägt, militärische Engagements außerhalb der NATO sind nicht unsere Sache.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich sage dies nicht, um uns in irgendeiner Weise herauszureden oder darumherumzureden. Es gibt Fragen, in denen man sich auch innerlich klar entscheiden muß, und hier ist eine Lage entstanden, die uns auch politisch berührt und uns auch politisch engagiert, weil wir — das haben der Herr Bundeskanzler und der Kollege Schmidt mit Recht betont — natürlich sehen, daß die Europäer als Europäer kein wirksamer Faktor selbst in diesen Bereichen mehr sind, weil wir die offenkundigen Implikationen dieses Krieges für uns und die potentiellen Implikationen für das Bündnis sehen und weil hier politische und moralische Prinzipien, die uns leiten, mit berührt sind.
    Ich meine, die deutsche öffentliche Meinung ist hier klar. Sie hat sich der Gleichgültigkeit der Herzen versagt. Zugleich ist es richtig, daß die Regierung besonnen und klar die Positionen durchhält, von denen sie begonnen hat. Israel ist ein von der UNO anerkannter Staat. Manch einer in Israels Nachbarstaaten, der bisher vielleicht auf Parolen des Hasses hereingefallen ist, wird sich auch dort überlegen, ob eigentlich andere richtig geführt waren, die die Vernichtungsparole ausgegeben haben,



    Dr. Barzel
    ob sie richtig geführt waren, als sie fremdem Einfluß zuviel Raum gegeben haben,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    und daß vielleicht — ich sage es offen — auch die Araber nicht zur Waffe zu greifen brauchen, wenn sie ihre Probleme in Ordnung bringen wollen.
    Ich will hier nicht jene schreckliche Sammlung von Zitaten aus der deutschen Presse verlesen, von bösen Worten, die, bevor die kriegerischen Verwicklungen begonnen haben, doch ganz deutlich gemacht haben, was an Vernichtungsabsichten verkündet ist. Wenn wir unser Herz hier noch zurückhalten, dann auch deshalb, weil der Zeitpunkt, zu dem die unverbrauchte deutsche Stimme in dieser Krise nachdrückliches Gewicht haben könnte, vielleicht noch nicht gekommen ist.
    Aber, meine Freunde, ich meine, daß wir dem eigenen Volk noch einen Satz schuldig sind — solche Fragen werden im Volk gestellt —, wir haben nämlich auch nicht vergessen, wie Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion in Nürnberg internationales Recht erklärt haben. Sie haben dort erklärt, welche Handlungen alle Rechtsverletzungen seien. Wir haben in unserem Strafgesetzbuch einen § 220 a eingefügt. Wir kennen ein Abkommen internationaler Art zur Verhütung und Bestrafung des Völkermords. Meine Damen und Herren, ich erwähne dies nur am Rande, um darzutun, daß unsere Position die des internationalen Rechts ist, und dazu gehört — das sage ich für mich ganz persönlich —, daß man auch niemanden zur Notwehr zwingen darf.
    Der dritte Punkt, der hier erörtert worden ist, sind die europäischen Fragen. Sie werden sicher eine Rolle spielen, wenn wir gleich anschließend den Haushalt des Herrn Bundesministers des Auswärtigen beraten werden. Ich möchte für unsere Fraktion dem Kanzler für die Initiative danken, die er in Rom ergriffen hat. Ich glaube, er hat ein Verdienst daran — und das ganze Haus hat ihm ja Beifall gegeben, als er es mitteilte —, daß die Regierungschefs sich wohl in diesem Jahr noch einmal sehen werden.
    Was das Problem Großbritannien betrifft, so ist der Bundeskanzler aus dem Hause aufgefordert worden, wenn ich es richtig mitgeschrieben habe, sich hier deutlicher zu erklären. Ich habe keine Zweifel an der Haltung dieser Bundesregierung in der Frage des Beitritts Großbritanniens, und ich sehe einen Fortschritt darin, daß doch offensichtlich erreicht worden ist, daß hier niemand v o r der Tür, bevor man anfängt, sich zu unterhalten, ein Nein gesagt hat.

    (Beifall in der Mitte.)

    Hierin sehe ich einen Fortschritt, ein politisches Handeln, was vielleicht erleichtert war dadurch, daß man nicht jeden Tag nur immer laut über das redet, was dieses ganze Haus will.

    (Abg. Blachstein: Ein bescheidener Fortschritt!)

    — Aber ich bedanke mich, Herr Blachstein, daß Sie
    dies als einen Fortschritt bezeichnen. In der Welt,
    wie sie ist, wäre auch etwas anderes möglich gewesen.
    Wir möchten hier aber auch noch in aller Form den Dank unterstützen, den der Bundeskanzler dem verdienten deutschen Europäer Walter Hallstein ausgesprochen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir haben eine Bitte an die Regierung, und ich bin sicher, dieses Haus ist darin einig. Wir bitten, angesichts all der Probleme, die in Europa auf uns zukommen, doch noch mehr, als es bisher geschieht — es geschieht schon viel —, dem technologischen Problem der Zusammenarbeit in Europa Fortschritte zu verschaffen. Meine Damen und Herren, da das in der Debatte noch eine Rolle spielen wird, habe ich mich so kurz dazu gefaßt.
    Ich möchte dagegen ein paar Sätze mehr — und dies hoffe ich in großer Ruhe sagen zu können — zu den gesamtdeutschen Bingen, die hier angesprochen worden sind, sagen. Aus unserer Sicht — und es ist wichtig, dies festzuhalten — geht es nicht um die Reaktion auf den Stoph-Brief, sondern aus unserer Sicht geht es um die Fortsetzung der Initiative, die wir hier am 12. April begonnen haben,

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    um eine Etappe, um dieses Ziel zu erreichen. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Meine Damen und Herren, wir pflegen gelegentlich von einer politischen Landschaft zu sprechen und zu prüfen, ob ein Vorhaben in. diese Landschaft paßt. Wir tun dies, weil auch eine richtige Politik — und sicher wird dem im Hause kein Mensch widersprechen — zum falschen Zeitpunkt zu einer falschen Politik wird. Die Landschaft für diese Dinge ist natürlich davon beeinflußt, daß sich die Großmächte zur Stunde wohl nicht gerade auf einem besonderen Entspannungskurs befinden. Ich nenne nicht nur die Frage, über die wir eben gesprochen haben. Ich nenne auch das Problem des Standes der Nichtverbreitung atomarer Waffen. Ich nenne das ABM-Problem, und ich nenne die Probleme in Vietnam. Und in diese Landschaft gehört aus unserer Sicht natürlich die Tatsache — wir haben sie hier schon einmal erwähnt, aber es ist notwendig, es wenigstens noch einmal zu sagen —, daß die Sowjetunion im Oktober ein großes Jubiläum zum 50. Jahrestag der kommunistischen Revolution zu feiern beabsichtigt. In diese Landschaft gehört das vom Kollegen Schmidt und vom Herrn Bundeskanzler mit Recht gerügte mißbräuchliche parteigängerische Eintreten der Männer drüben im Nahost-Krieg. In diese Landschaft gehört auch, daß während dieses versuchten Briefwechsels erneut ein Mensch erschossen worden ist, an der Sandkrugbrücke in Berlin. Und in diese Landschaft, meine Damen und Herren, gehört auch — und ich erinnere manche an manche Diskussion, die wir auch intern, sei es da, sei es dort, geführt haben — der Bedacht, wo wohl der Vorrang der deutschen Politik in diesen Fragen liegen müsse, in Moskau, in Ostmitteleuropa oder in Pankow. Weil dies nicht nur ein theoretischer Streit ist, weil auch zu spüren ist, daß sich mancher attentistisch mit dem Vorwand verhält: Ihr werdet da in Deutsch-



    Dr. Barzel
    land schon noch ein Stückchen weitergehen, und dann wird es uns leichter sein, die Beziehungen mit euch aufzunehmen, — auch deshalb muß sorgsam abgewogen werden, auch im zeitlichen Vollzug, was hier wann und wie geschieht. In dieses Tableau gehört natürlich auch die Tatsache hinein, daß wir noch eine Note der Sowjetunion aus dem Januar — ich glaube, vom 28. Januar ist sie — vorliegen haben.
    Meine Damen und Herren, ich trage dies alles nicht vor, um nun etwa vor lauter Behutsamkeit von einer Reaktion abzuraten, — nein. Aber wir lassen uns davon leiten, das Richtige zur richtigen Zeit zu machen, damit auch aller Nachdruck dahintergestellt sein kann,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    auch der von unseren anderswo engagierten Freunden.
    Und nun auch zur Sache, meine Damen und Herren. Ich lasse mich nicht ableiten durch das, was etwa Herr Stoph gestern gesagt hat. Das ist alles nur der Versuch, uns hier von dem abzulenken, was wir wollen.

    (Abg. Wehner: Sie sind ja schon abgelenkt!)

    — Herr Kollege Wehner, ich freue mich, einen Zwischenruf von Ihnen zu hören. Es erinnert an alte Zeiten.

    (Heiterkeit.)

    — Meine Damen und Herren, lassen Sie mich in aller Ruhe, um die ich bat, zu dieser Sache — und ich glaube, wir werden uns dann wieder finden, Herr Kollege Wehner — —(Abg. Wehner: Das kommt auf Sie an!)

    — Es kommt auf uns alle miteinander an, Herr Wehner. In dieser Koalition kommt es auf alle miteinander an.
    Meine Damen und Herren, die Frage, was die SBZ in alle dem will, brauchen wir nicht erneut zu erörtern. Was wir wollen, ist klar, und ich glaube, das sollte noch einmal gesagt sein. Wir wollen versuchen, an unserem Ball zu bleiben. Hier ist am 12. April eine Initiative mit einem klaren Thema ergriffen worden. Weil wir nicht glaubten, daß dies die Zeit von politischen Maximalforderungen ist, haben wir uns auf ein Programm verständigt, das im wesentlichen humanitäre und ökonomische Dinge enthält. Daran zu arbeiten, schien uns in dieser Zeit vernünftig, und uns nicht verwirren zu lassen durch eine Fülle von Themen, die vielleicht die drüben jetzt hier ins Spiel bringen wollen.
    Meine Damen und Herren, wir sind bereit — damit hier gar keine Meinungsverschiedenheiten aufkommen —, zu Verhandlungen über diese Dinge, die wir vorgeschlagen haben, einen Beauftragten zur Verfügung zu stellen. Wie der benannt und bevollmächtigt wird, das, meine Damen und Herren, ist eine Frage der richtigen Stunde und der Entscheidung des Mannes in Deutschland, der die Richtlinien der Politik bestimmt, einer Entscheidung des Herrn Bundeskanzlers. Auch darin wollen wir uns nicht auseinanderreden lassen. — Ich glaube, daß ich nun am Schluß dieser Ausführungen keinen Zwischenruf von links mehr bekomme.
    Damit komme ich zum fünften Punkt, der hier in der politischen Debatte eine Rolle gespielt hat, und das ist zugleich der letzte. Herr von KühlmannStumm, Sie haben die Koalition auf einem Gebiet besonders der Zerstrittenheit — so sagten Sie, glaube ich — geziehen. Das bezog sich auf das Gebiet der Verteidigung. Meine Damen und Herren, ich lade Sie ein, die Probleme, die sich da stellen, in allem Freimut dann zu erörtern, wenn wir den Haushalt des Bundesministers der Verteidigung hier behandeln werden. Nur in einem sage ich Ihnen schon jetzt ein ganz klares Nein, und ich denke, für die ganze Koalition. Ich sage ein Nein zu Ihrem Antrag, jetzt, in dieser Lage und ohne Gegenleistung die Wehrpflicht in Deutschland zu verkürzen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, die Bundestagsfraktion der CDU/CSU wird, weil sie die Politik des Kanzlers für richtig hält, dem Haushalt des Bundeskanzlers zustimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.).



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Raffert.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Raffert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Diskussion über den Haushalt des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes gibt dem Parlament immer Gelegenheit, über die Fragen der „großen Politik" zu sprechen. Das ist auch heute geschehen, heute vor dem Hintergrund einer spannungsreichen Situation in der Außenpolitik wie in der gesamtdeutschen Politik.
    Deutlicher aber als an manchen anderen Tagen ist uns gerade in diesen Wochen, ja, gerade noch in den letzten Stunden klargeworden, wie wichtig eine umfassende, präzise und möglichst ungefärbte Information über die Vorgänge in der Welt ist. Es sei mir deshalb erlaubt, die Thematik der Diskussion einzuengen auf den Haushalt eines Amtes im Geschäftsbereich des Bundeskanzlers, das in diesem Felde besonders tätig ist, eines Amtes, in dem nicht Politik gemacht werden soll, sondern in dem politische Entscheidungen vorzubereiten sind — durch die Beschaffung von guten Informationen und Nachrichten für die Regierung —, und eines Amtes, dessen Aufgabe es ist, die Politik der Bundesregierung darzustellen, zu erklären, zu interpretieren. Ich spreche über das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
    In früheren Haushaltsdebatten — das wissen Sie ja — ist es bei diesem Thema immer besonders heiß hergegangen, und die Wellen der Erregung sind hin und her geschwappt. Sie sehen heute schon aus der Atmosphäre, die im Hause ist, wenn wir darüber sprechen, daß eine Menge Feuer aus der Sache heraus ist. Damals ging es immer vor allem um den Tit. 300, den Titel, den der Herr Bundeskanzler zur Förderung des Informationswesens zur Verfügung hat.



    Raffert
    In der Öffentlichkeit ist es der Titel, der unter dem Namen „Reptilienfonds" bekannt ist. Als Journalist darf ich am Rande sagen, daß Bismarck, unter dem es diesen Titel ja zuerst gegeben hat, bei den „Reptilien" nicht etwa an die Journalisten, meine Kollegen, gedacht, sondern mit Reptilien die politischen Gegner gemeint hat, die von den Journalisten mit den von der Regierung gegebenen Geldern bekämpft werden sollten.
    Meine Freunde und ich haben diese Haushaltsposition immer wieder bekämpft. Insbesondere haben wir uns darum bemüht, die parlamentarische Kontrolle dieses Tit. 300 einzuführen. Wir sind immer der Auffassung gewesen, daß ein „Geheimtitel" der Förderung des Informationswesens nicht wirklich dienen kann. Dort, wo auch nur ein Ruch von möglicher Korruption oder Korrumpiertheit zu Recht oder zu Unrecht besteht, wird die Information nicht gefördert, sondern belastet. Ich will von Rückerinnerungen absehen. Wir blicken auf diese Auseinandersetzungen nicht im Zorn zurück. Immerhin geht es um Beträge, die in den letzten zehn Jahren 130 Millionen DM ausgemacht haben. Wir Sozialdemokraten freuen uns, daß wir durch unsere Initiative in den Parlamentsausschüssen und in der Regierung der Großen Koalition nunmehr erreicht haben, daß im Vorschlag des Haushaltsausschusses für die heutige zweite Lesung der Ansatz dieses Titels von 13 auf 8 Millionen DM, d. h. auf ein vernünftiges Maß, heruntergebracht worden ist und daß er durch einen Unterausschuß des Haushaltsausschusses unter die Kontrolle des Parlaments gelangt.
    Das sehen wir nicht als unseren Erfolg allein an. Wir sind bei den Bemühungen um öffentliche Kontrolle dieser Mittel immer von einer breiten Öffentlichkeit unterstützt worden. Das Ende des Reptilienfonds, das nun auf eine, ich will einmal sagen, undramatische Weise zustande gekommen ist, halten wir aber auch für einen Erfolg der Regierung der Großen Koalition als ein Beispiel des Stils, in dem hier miteinander und mit der deutschen Öffentlichkeit umgegangen wird. Der Bundeskanzler Kiesinger hat einmal gesagt — und Herr von Hase zitiert das sehr gern —: „Regieren heißt, die Bevölkerung von etwas zu überzeugen." Das entspricht unserer alten Forderung nach der Schaffung einer mündigen Gesellschaft, einer Gesellschaft, die so weit wie möglich frei sein muß von der Befürchtung, manipulierte Informationen zu bekommen oder, was noch schlimmer ist, von manipulierten Informanten bedient zu werden.
    In diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren, sei mir auch die Feststellung erlaubt, daß es gut ist, wenn der Tit. 314, der ja ebenfalls hier in Rede steht, nunmehr unter der neuen und ganz eindeutigen Überschrift steht „Öffentlichkeitsarbeit im Inland". Sein Ansatz beträgt 5 Millionen DM. Hier hat eine gewisse Umverlagerung von Mitteln aus dem „Geheimbereich" stattgefunden. Dieser Tit. 314 unterlag ja schon immer der normalen, offenen Kontrolle durch das Parlament. Ich kann mir — das ist eine persönliche Bemerkung in diesem Zusammenhang — vorstellen, daß eine solche Umverlagerung aus dem Geheimbereich in diesen ganz offenen Bereich in Zukunft noch fortgesetzt werden kann.
    Eine Bemerkung zu einem noch etwas engeren Komplex. Wir Sozialdemokraten gehen, wenn wir hier keine weitergehenden Kürzungsanträge stellen, davon aus, daß die Abrede, die zwischen den Koalitionspartnern erreicht worden ist, eine bestimmte Abrede, ein „Gentleman's Agreement", so will ich einmal sagen, beachtet wird. Ich spreche von der Abrede, nach der einer der wesentlichsten Zuschußempfänger im Bereich dieses Amtes, die Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise, in diesem ersten Halbjahr noch einmal über die volle Höhe ihrer bisherigen Zuschüsse verfügen kann, während im zweiten Halbjahr dieses Jahres nur noch die Hälfte gegeben wird. Wir Sozialdemokraten sind der Auffassung, daß der Fluß dieser Mittel von 1968 an aufhören soll.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Wir blicken auch auf die vielfältige Tätigkeit der ADK ohne Zorn zurück, viele meiner Kollegen allerdings, das muß ich sagen, mit einem gewissen bitteren Geschmack auf der Zunge. Wir sind glücklich, daß es uns jetzt in der Zusammenarbeit der Koalition gelungen ist, dieses so heiße Eisen auf eine sachte Weise zur Abkühlung gelangen zu lassen.
    Ich möchte für meine Person und für viele meiner Freunde klarstellen, daß die Loslösung des Bundespresseamtes aus möglichen, vermuteten, gelegentlich wohl auch zu beweisenden einseitigen parteipolitischen Orientierungen nicht darin bestehen kann, daß nun Gleiches oder Ähnliches wie bisher unter Berücksichtigung der SPD gemacht wird, daß wir also etwa personell oder mit uns nahestehenden Vereinigungen oder Firmen an dem einen oder anderen Töpfchen beteiligt werden wollen. Uns geht es um eine tatsächliche Umorientierung der Arbeit in diesem Amt und ihre Rückführung und Beschränkung auf eine reine Regierungstätigkeit.
    Dabei wird es natürlich — es sei mir erlaubt, auch das noch zu sagen — wichtig sein, auch die Vergabepraxis für die Aufträge, die dieses Amt zu erteilen hat, zu berücksichtigen. Ich benutze mit Absicht nicht das Wort „Praktiken", das wir in der Vergangenheit gelegentlich nicht ganz ungerechtfertigt, glaube ich, gerade hier verwendet haben.
    Abschließend noch etwas zu der Frage des Erfolgs, der Effektivität der Mittel, die diesem Amt zur Verfügung stehen, insbesondere der Effektivität der Mittel in Richtung auf das Ausland. Für die Öffentlichkeitsarbeit dieses Amtes in Richtung auf das Ausland sind im Haushalt 59 Millionen DM ausgewiesen. Das sind ungefähr 2 Pf pro Kopf der Weltbevölkerung. Die „Traumgrenze" Herrn von Hases, die für diese Arbeit bei 70 Millionen DM, d. h. etwa 1 DM pro Bundesrepublikaner, liegt, ist damit nicht erreicht. Es kommt uns darauf an — und das halten wir für eine Verbesserung —, daß diese Mittel rationeller eingesetzt werden, indem die Erfolgskontrolle verbessert wird, nicht etwa die Selbst- oder Eigenkontrolle; dabei streut man sich nämlich zu leicht selbst Sand in die Augen. Es ist eine ver-



    Raffert
    besserte Fremdkontrolle der Effektivität dieser Mittel notwendig. Das soll geschehen. Im Presse- und Informationsamt hat man sich vorgenommen — und wir begrüßen das ausdrücklich —, künftig bei jeder Maßnahme wie in der freien Wirtschaft einen bestimmten Prozentsatz, etwa 5 %, für diese Erfolgskontrolle aufzuwenden. Es wird eine Lösung auf lange Sicht angestrebt, was wir ebenfalls sehr begrüßen: Ein Institut in München ist beauftragt worden, möglichst zuverlässige, wissenschaftlich abgesicherte Methoden der Erfolgskontrolle zu erarbeiten und vorzuschlagen.
    Ich komme zum Schluß, meine Damen und Herren. Kontrolle dieser Art kann zwar zu einer rationelleren Einsetzung der Mittel führen. Entscheidend aber bleibt gerade für die Arbeit eines solchen Hauses wie des Bundespresse- und Informationsamtes die Glaubwürdigkeit dessen, was aus diesem Hause heraus in die Öffentlichkeit hineingesprochen wird, und die Maßnahmen, die der Haushalt 1967 bringt und von denen ich gesprochen habe, tragen nach der Auffassung meiner Freunde dazu bei, die Glaubwürdigkeit der Informationspolitik der Bundesregierung zu verbessern.

    (Beifall bei der SPD.)