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    Deutscher Bundestag 106. Sitzung Bonn, den 27. April 1967 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Paul 4917 A Fragestunde (Drucksachen V/1634, zu V/1634) Frage des Abg. Ertl: Grundgesetzänderungen zur Neugestaltung der Beziehungen zwischen Bund und Ländern Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 4917 B Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 4917 B Frage des Abg. Sanger: Abgrenzung zwischen Anzeigeblättern und Zeitungen bzw. Zeitschriften Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 4917 D Sänger (SPD) . . . . . . . . 4918 B Frage des Abg. Porten: Übergangszeit für einen gemeinsamen Mehlmarkt Höcherl, Bundesminister 4918 C Porten (CDU/CSU) 4918 DFragen des Abg. Ertl: Finanzierung kostenloser Getreidelieferungen an Entwicklungsländer Höcherl, Bundesminister . . . . 4919 B Ertl (FDP) 4919 C Fragen des Abg. Bading: Einbeziehung von Bananen und Ananas in die EWG-Marktordnung für Obst und Gemüse Höcherl, Bundesminister . . . . . 4919 D Urban (SPD) . . . . . . . . . 4920 A Fragen des Abg. Budde: Milchwirtschaft in der Bundesrepublik 4920 B Fragen des Abg. Jung: Ausrüstung der Seenotrettungsstaffel Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 4920 C Ollesch (FDP) 4920 D van Delden (CDU/CSU) 4921 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 Fragen des Abg. Burger: Sommeruniform für Heeresstreitkräfte der Bundeswehr . . . . . . . . 4921 B Fragen des Abg. Hübner: Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten von elektrischen Großrechenanlagen 4921 C Fragen des Abg. Lemper: Reduzierung der Wehrdienstzeit und der Gesamtzahl der Soldaten sowie dadurch mögliche Einsparungen Adorno, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . .. . 4921 D Mertes (FDP) 4922 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 4922 B Frage des Abg. Ollesch: Notwendigkeit der Anwesenheit des Bundesarbeitsimnisters im Ausschuß für mittelfristige Finanzplanung Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 4922 D Frage des Abg. Geldner: Vergabe von Aufträgen für Investitionsmaßnahmen nach Bayern Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 4923 A Geldner (FDP) 4923 C Fritsch (Deggendorf) (FDP) . . . 4923 D Ertl (FDP) 4924 B Frage des Abg. Logemann: Änderung des Verkehrsfinanzgesetzes Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 4924 D Logemann (FDP) 4924 D Fragen des Abg. Logemann: Dieselölpreis für Landwirte Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 4925 A Logemann (FDP) 4925 C Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 4926 B Wächter (FDP) . . . . . . . . 4926 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 4927 A Reichmann (FDP) . . . . . . . 4927 B Fragen des Abg. Hellenbrock: Militärisch genutztes Gelände der Gemeinde Bracht im Lkr. Kempen/Krefeld Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 4927 C Dr. Hammans (CDU/CSU) . . . . 4927 D Frage des Abg. Lemmrich: Einnahmen aus der Mineralölsteuer Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 4928 A Fragen des Abg. Flämig: Exerzierplatz Großauheim am Main 4928 B Fragen des Abg. Baier: Baustopp für alle staatlich geförderten Hochbauten in Baden-Württemberg Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 4928 C Baier (CDU/CSU) 4928 D Fragen des Abg. Wächter: Bewerber um Aufträge des Bundes Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 4929 C Wächter (FDP) . . . . . . . 4929 C Fragen des Abg. Porten: Praktiken des Quotenhandels in der Mühlenwirtschaft Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 4930 A Porten (CDU/CSU) 4930 A Große Anfrage der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD betr. Atomwaffensperrvertrag (Drucksache V/1650) in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. atomare Rüstung und friedliche Nutzung von Kernenergie (Drucksache V/ 1494) Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 4930 D Dr. Eppler (SPD) . . . . . . . . 4935 B Brandt, Bundesminister . 4939 D, 4972 D Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . . 4946 D Schoettle, Vizepräsident . . . . . 4952 B Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 4952 C Borm (FDP) . . . . . . . : . 4955 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 4959 B Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . . 4961 B Berkhan (SPD) . . . . . . . . 4965 A Flämig (SPD) . . . . . . . . . 4966 A Genscher (FDP) 4967 D Dr. Barzel (CDU/CSU) 4969 D Ollesch (FDP) 4972 A Mischnick (FDP) . . . . . . . . 4975 C Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 4976 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 III Beratung des Dritten Jahresgutachtens des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Jahresgutachten 1966 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sowie des Sondergutachtens über die Wirtschaftslage im Frühjahr 1967 (Drucksachen V/1160, V/1313, V/1588) Dr. Schiller, Bundesminister . . . 4976 C Dr. Haas (FDP) . . . . . . . . 4985 B Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . . 4992 C Porzner (SPD) . . . . . . . 4997 A Nächste Sitzung 5000 B Anlagen 5001 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 4917 106. Sitzung Bonn, den 27. April 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Beurlaubungen Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Aigner ** 27. 4. Arendt (Wattenscheid) 27. 4. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 28. 4. Bading** 27. 4. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 28. 4. Bauer (Würzburg) * 28. 4. Prinz von Bayern 1. 6. Berkhan * 28. 4. Berlin 28. 4. Blumenfeld * 28. 4. Frau Brauksiepe 28. 4. Buchstaller 27. 4. Corterier * 28. 4. Dr. Dittrich** 28. 4. Draeger * 28. 4. Dröscher ** 27. 4. von Eckardt 27. 4. Eisenmann 28. 4. Flämig* 28. 4. Frau Freyh 12. 5. Frau Geisendörfer 28. 4. Gerlach ** 28. 4. Gewandt 28. 4. Graaff 28. 4. Dr. Gradl 28. 4. Hahn (Bielefeld) ** 28. 4. Dr. Hellige * 28. 4. Frau Herklotz * 28. 4. Herold* 28.. 4. Hilbert * 28. 4. Höhne 15. 6. Hösl * 28. 4. Jacobi (Köln) 15. 5. Kahn-Ackermann * 28. 4. Dr. Kempfler * 28. 4. Kiep 12. 5. Frau Klee * 28. 4. Dr. Kliesing (Honnef) * 28. 4. Klinker * 28. 4. Dr. Kopf * 28. 4. Kunze 6. 5. Lemmer 28. 4. Lemmrich * 28. 4. Lenz (Brühl) 30. 4. Lenz (Trossingen) 23. 5. Lenze (Attendorn) * 28. 4. Lücker (München) ** 28. 4. Matthes 28. 4. Mauk ** 28. 4. Frau Dr. Maxsein " 28. 4. Mengelkamp 15. 5. Merten** 28. 4. Metzger ** 28. 4. Michels 28. 4. Müller (Aachen-Land) ** 28. 4. Paul 28. 4. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Peters (Norden) 30. 6. Frau Pitz-Savelsberg 2. 6. Pöhler * 28. 4. Frau Dr. Probst 12. 5. Raffert 28. 4. Richarts ** 28. 4. Richter * 28. 4. Dr. Rinderspacher * 28. 4. Rösing 28. 4. Ross 28. 4. Dr. Rutschke * 28. 4. Scheel 28. 4. Schmidt (Würgendorf) * 28. 4. Dr. Schulz (Berlin) * 28. 4. Dr. Serres * 28. 4. Dr. Starke (Franken) ** 27. 4. Struve 31. 5. Dr. Süsterhenn 27. 4. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell* 28. 4. Dr. Wahl * 28. 4. Wellmann 30. 4. Wienand * 28. 4. Dr. Wuermeling 27. 4. Zerbe 28. 4. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Beratenden Versammlung des Europarats ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Dr. Luda (CDU/CSU) zu Punkt 4 der Tagesordnung. Der Sachverständigenrat verfährt nach der Methode von Professor Heller, USA, des früheren Vorsitzenden des Konjunkturrates: er versucht, den Umfang der Unterauslastung der Wirtschaft zu ermitteln, um dann vorzuschlagen, wie die fehlende Nachfrage zu erzeugen ist. Das ist eine rein liquiditätsorientierte Betrachtungsweise. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, bedarf es zunächst einer Ermittlung der Ursachen der Konjunkturabflachung. Abgesehen von der politischen Krise des vorigen Jahres liegt diese Ursache in den öffentlichen Defiziten, in der Kostenentwicklung und, inzwischen weitgehend überwunden, in der Preisauftriebstendenz. Also müssen zuerst die öffentlichen Finanzen saniert werden, die Haushalte müssen umstrukturiert werden. Darüber sagt das Gutachten leider nichts. Der Etat ist nicht zuerst ein Instrument der Konjunkturpolitik, sondern in erster Linie Prüfstein für die Ordnung im Staat, also politische Vertrauensgrundlage. Bedenklich ist es meines Erachtens auch, daß das Gutachten sich ausschließlich an Globalzahlen orien- 5002 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 tiert. An Stelle einer Ahalyse der derzeitigen relativen Arbeitslosigkeit wird lediglich von „allenthalben brachliegenden Kapazitäten" gesprochen. Das gibt ein falsches Bild. So liegt die Arbeitslosigkeit im Raum Rhein-Neckar und Rhein-Main unter 1 %, dagegen im Ruhrgebiet, an der Saar, in Teilgebieten von Niedersachsen und im Bayerischen Wald weit über dem Durchschnitt. Die heutige Konjunkturpolitik kann nicht isoliert von den Strukturproblemen betrachtet werden. Sie beziehen sich nicht nur auf die Eisen schaffende Industrie und den Bergbau, sondern auch auf Teile der Eisen und Metall verarbeitenden Industrie, der Holz- und der Textilindustrie. Durch Gewährung globaler Kreditspritzen ist hier keine Hilfe zu erwarten, das würde die notwendige Strukturbereinigung nur hinausschieben. Es wäre auch zu begrüßen gewesen, wenn das Sondergutachten die bisherige Investitionstätigkeit näher untersucht hätte. In der EWG-Investitionsstatistik ist die Bundesrepublik Deutschland nämlich eindeutig führend. Die Brutto-Anlage-Investitionen der Industrie hatten 1964 eine Zuwachsrate von 18 %, 1965 von 15 % und sind sogar im Jahresdurchschnitt 1966 noch leicht gestiegen. Läßt das nicht den Schluß zu, daß die nachlassende Investitionsneigung eine insoweit natürliche Reaktion auf sehr hohe Investitionsraten der vergangenen Jahre mit dem Zwang der einzelnen Unternehmen, nunmehr zu konsolidieren, ist? Zum Vorschlag des Sondergutachtens! Er bedeutet einen klaren Stellungswechsel des Rates im Vergleich zu dem vor vier Monaten veröffentlichten Dritten Jahresgutachten. Damals hatte der Rat drei Alternativprojektionen dargelegt (I „Stabilität um jeden Preis", II „ungezügelte Expansion", III „kontrollierte Expansion"). Im Dritten Jahresgutachten hatte der Rat eindeutig das Konzept der „kontrollierten Expansion" propagiert. Der Vorschlag im Sondergutachten deckt sich demgegenüber weitgehend mit der seinerzeitigen Alternativprojektion II. Natürlich kann in der Wirtschaftspolitik kurzfristig ein Stellungswechsel nötig werden. Was aber bedenklich erscheint, ist die Tatsache, daß die Öffentlichkeit sich inzwischen auf die amtlich übernommene „kontrollierte Expansion" eingestellt hat, die durch die neue Politik weitgehend sinnentleert ist, und daß, genaugenommen, der jetzige Vorschlag des Sachverständigen-Rates „ungezügelte Expansion" lauten müßte, zumal von vornherein feststeht, daß die Bundesregierung die vorgeschlagene „Kontrolle" der außenwirtschaftlichen Absicherung (Wechselkurspolitik) nicht praktizieren will — mit Recht — und daß sie die zweite „Kontroll"-Maßnahme der lohnpolitischen Absicherung in dem vom Dritten Jahresgutachten vorgeschlagenen Sinne der „Richtzahlen" und „Lohnleitlinien", also der Datensetzung von oben nicht praktizieren kann und nicht praktizieren will. Also: Vor Schlagworten wird gewarnt! Zur Frage des zweiten Eventualhaushaltes! Die Liquiditätsversorgung entwickelt sich zufriedenstellend. Die Zinssenkungstendenz ist zu begrüßen. Leider ist jedoch die Freigabe der Haben-Zinsen ohne Wirkung geblieben. Ganz offensichtlich ist das auf die Tatsache zurückzuführen, daß trotz Zinsfreigabe die Steuerprivilegien der Sparkassen unangetastet geblieben sind. Diese Privilegien werden auch weiterhin zu einem verzerrten, unnötig hohen Zinsniveau führen, wenn man sie nicht unverzüglich abbaut. Die Entwicklung der Liquiditätsnachfrage ist zur Zeit noch gehemmt. Da der Bundeshaushalt 1967 noch nicht verabschiedet ist, macht sich zum Nachteil der Wirtschaft ein Ausgabestau nach wie vor hemmend bemerkbar. Nach Verabschiedung des Bundeshaushalts im Juni wird sich das schlagartig ändern. Zur gleichen Zeit geht auch die Anlaufzeit des ersten Eventualhaushalts zu Ende. Also: In der zweiten Jahreshälfte ist mit einer spürbaren Massierung der öffentlichen Ausgaben zu rechnen, zumal dann auch das Defizit der Sozialversicherungsträger mit etwa 1,5 Milliarden DM stark expansiv wirken wird. Für alles das ist offenbar genug Liquidität vorhanden. Funktioniert die beabsichtigte Initialzündung gleichfalls in der zweiten Jahreshälfte, womit wohl zu rechnen ist, dann ergäbe sich wahrscheinlich die Gefahr einer Überforderung des Kapitalmarktes, falls man gleichzeitig einen zweiten Eventualhaushalt praktizieren wollte. Es geht also nicht an, heute schon über die Frage eines zweiten Eventualhaushaltes — der nach Ansicht des Berliner Instituts ein Volumen von 4 Milliarden DM haben sollte — zu entscheiden. Eventuelle Liquiditätsreserven sollte der Bund lieber den Ländern und Gemeinden für Infrastrukturmaßnahmen überlassen. Im Dritten Jahresgutachten war in der Alternativprojektion II („ungezügelte Expansion") auf die Gefahr eines kumulativen Prozesses im Jahre 1968 hingewiesen worden. Dieser Hintergrund muß auch heute noch beachtet werden,desgleichen der Hintergrund eines Haushaltsdefizits des Bundes für 1968 in Höhe von 6,8 Milliarden DM. Ein zweiter Eventualhaushalt würde also eine Vervielfachung späterer Konsolidierungsschwierigkeiten bedeuten. Auch aus diesem Grunde darf man sich nicht vorzeitig und nicht ohne Not für ihn entscheiden. Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Schmidhuber (CDU/CSU) zu Punkt 4 der Tagesordnung. Heute ist schon mehrmals von der psychologischen Komponente der Konjunkturpolitik gesprochen worden. Meiner Meinung nach kann man diesem Fragenkomplex nicht genügend Aufmerksamkeit widmen. Steht doch hinter den Summengrößen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung eine unübersehbare Zahl von Einzelentscheidungen, die von den Marktteilnehmern, von den Konsumenten und Produzenten, Tag für Tag gefällt werden müssen. Kollektivurteile über die Entwicklung der Konjunk- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 5003 tur, wie etwa die sogenannte Krisenfurcht, können — selbst wenn sie unbegründet sind — den weiteren konjunkturellen Ablauf unter Umständen stärker beeinflussen als wirtschaftspolitische Maßnahmen; ja, sie können Wirkungen auslösen, deren Größe und Mächtigkeit in keinem Verhältnis steht zu den relativ bescheidenen Einflußmöglichkeiten der öffentlichen Hand. Dafür gibt es in der Wirtschaftsgeschichte der zwanziger und dreißiger Jahre genügend Beispiele. Die Marktteilnehmer können sich aber nicht allein an ihren unmittelbaren wirtschaftlichen Erfahrungen, die sich meistens nur auf einen schmalen Sektor beziehen, orientieren, sondern sie sind auch darauf angewiesen, wie die öffentliche Meinung und die für die Wirtschaftspolitik Verantwortlichen die Lage beurteilen. Insofern setzt auch der Sachverständigenrat selbst durch seine gutachtlichen Äußerungen ein konjunkturelles Datum. Er ist also in der Lage des Arztes, der bei der Mitteilung der Diagnose an den Patienten die Wirkungen bedenken muß, die diese Mitteilung auf den Kranken haben könnte. Überspitzt könnte man hierbei von dem „prozyklischen Effekt von Gutachten" sprechen, wobei ich insbesondere die möglichen Wirkungen auf das Konsumentenverhalten im Auge habe. Dies ist die Folge davon, daß die Erörterung konjunkturpolitischer Fragen, der durch das Gesetz institutionalisierte Dialog zwischen Sachverständigenrat und Bundesregierung sich im vollen Licht der Öffentlichkeit vollzieht. Dabei kann der Sachverständigenrat möglicherweise in eine ähnliche Situation geraten wie die Demoskopen bei der letzten Bundestagswahl, nämlich daß man ihnen später den Vorwurf macht, sie hätten durch ihre Prognose das Ergebnis beeinflußt. Man sieht, die „informierte Gesellschaft" hat auch ihre Gefahren. Man sollte daraus keinesfalls die Konsequenz ziehen, einer öffentlichen Erörterung konjunkturpolitischer Fragen aus dem Wege zu gehen. Allerdings sollte man diese unerwünschten Nebeneffekte bei der Formulierung und unter Umständen bei der Wahl des Zeitpunktes der Äußerung zu vermeiden suchen. Die zweite Bemerkung betrifft das Problem der außenwirtschaftlichen Absicherung der Währungsstabilität, den Schutz vor der sogenannten importierten Inflation. Niemand wird sich der in mehreren Stellungnahmen vorgetragenen Sorge des Sachverständigenrates zu verschließen vermögen, die binnenwirtschaftliche Stabilität werde durch außenwirtschaftliche Einflüsse gefährdet. Die vom Sachverständigenrat vorgeschlagenen autonomen Lösungsmöglichkeiten bergen — abgesehen von juristischen Hindernissen — jedoch schwer überschaubare Risiken in sich. An erster Stelle steht dabei die heute schon einmal ausgesprochene Befürchtung, die Exporterfolge der deutschen Wirtschaft könnten darunter leiden. Die Abneigung gegenüber einer Verminderung der Währungsparitäten resultiert letztlich aus der Tatsache, daß derartige Operationen die Handelsströme oft auf lange Zeit erheblich beeinträchtigen, ja sogar auf die Dauer umlenken können. Aus diesem Grund hat der Wirtschaftsausschuß die im Entwurf des Stabilitätsgesetzes vorgesehene Möglichkeit einer Senkung der Sätze der Umsatzausgleichsteuer und der Ausfuhrvergütung — ein Instrument, das man als partiell und zeitlich begrenzten Aufwertungsersatz ansehen könnte — gestrichen. Die importierte Inflation ist im übrigen nicht das wirtschaftspolitische Problem des Jahres 1967. Auf längere Sicht — vielleicht schon im nächsten Jahr — wird uns allerdings diese Frage immer wieder beschäftigen. Die Wechselbeziehungen zwischen den Wirkungen des internationalen Preiszusammenhangs und den monetären Folgen eines strukurellen Zahlungsbilanzüberschusses einerseits und dem Auslastungsgrad der binnenwirtschaftlichen Produktionskapazitäten andererseits bedürfen im übrigen noch weiterer quantitativer Untersuchungen. Vorerst bleibt nur ein Ausweg, um den Gleichschritt der westlichen Industriestaaten in die Inflation zu bremsen bzw. zu stoppen, nämlich sich verstärkt um eine internationale Koordinierung der nationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik der einzelnen Staaten zu bemühen. Gewisse Möglichkeiten bietet dazu das Europäische Währungsabkommen sowie Art. 107 des EWG-Vertrages und last not least die ökonomische Vernunft und das wohlverstandene gemeinsame Interesse an einer gesunden internationalen Finanzordnung. Anlage 4 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Stein (Honrath) (CDU/CSU) zu Punkt 4 'der Tagesordnung. Ich möchte mich nicht mit dem Inhalt des Dritten Jahresgutachtens und des Sondergutachtens unseres Sachverständigenrates befassen. Kritik und Zustimmung sind zu diesem Inhalt geäußert worden, zu dem Sondergutachten fast nur Kritik, in der Öffentlichkeit noch mehr als hier. Ich habe das bewußt anderen überlassen und will mich mit einer anderen, wie mir scheint, ebenfalls sehr wichtigen Frage beschäftigen, einer Frage, die die Gutachten aufwerfen und von anderen schon kurz gestreift wurden. Dieses Hauptgutachten, das wir diskutieren, ist das dritte, das Sondergutachten das erste seiner Art. Im August 1963 wurde durch das Gesetz, das dem ganzen Vorgang zugrunde liegt, der Auftrag gegeben, Untersuchungen über die Ausgewogenheit unserer wirtschaftlichen Entwicklung mit Hilfe eines unabhängigen Sachverständigengremiums vorzunehmen. Die beiden heutigen Gutachten sollten meines Erachtens Anlaß sein, uns unsererseits zu prüfen, ob wir mit dieser Art und Form der Gutachten, an die wir uns sozusagen schon gewähnt haben, auf dem richtigen Wege sind. Ist es das, was wir wollen und erhofft haben? Mit anderen Worten: Haben sich das Gesetz und seine Absicht 5004 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 mit diesem Gutachten bewährt, oder sollten wir etwas andere Wege beschreiten? Wenn ja, welche? Ich denke, daß man diese Frage in aller Ruhe aufwerfen und daß man allmählich mit dieser Diskussion beginnen kann. Diese Diskussion müßten zunächst wir in diesem Hause führen. Denn wir sind zunächst die Empfänger der Gutachten, wie wir auch die Initiatoren des Gesetzes gewesen sind. Die Bundesregierung gibt zwar eine Stellungnahme dazu ab, sie ist aber vielleicht nicht so frei in ihrer Äußerung zur Frage des Gelingens des gesetzlichen Auftrages und zu den Verfahrensfragen der Gutachten. Die Regierung könnte in den Verdacht kommen, sich mit grundsätzlichen Änderungen oder Ausgestaltungsvorschlägen einen unbequemen Aufpasser oder Kritiker vom Halse schaffen oder ihn an die Kette legen zu wollen. Vielleicht auch umgekehrt. Deshalb sollte ,der Bundestag, sollte das Parlament diesen ersten Saldo der Betrachtung der bisher gewählten Form !der Untersuchungsmethode ziehen und die Frage der Verbesserungserfordernisse und Verbesserungsmöglichkeiten sich selbst stellen. Eine kleine Vorbemerkung! In Deutschland, aber auch anderwärts, gerät man leicht in den Geruch, geistig etwas minderbemittelt zu sein, wenn man den Spruch von Weisen nicht sozusagen auf den Knien entgegennimmt. Wird diese Ergebenheit, so frage ich, als Preis dargebracht für die Unabhängigkeit, also dafür, daß die Männer im Elfenbeinturm den Kampf gegen Interessen und unsachliche Einflüsse gewagt oder sich um weisungsfreie Beurteilung bemüht haben? Es lohnt sich, über diese Frage, deren Beantwortung über unsere Gesellschaft viel aussagen würde, nachzudenken. Der allgemeine Gutachter ist in Deutschland leider stark abgewertet. Im Volksmund, jedenfalls im qualifizierteren, sagt man, nicht ganz zu Unrecht, daß man für alles und jedes, für alle nur denkbaren Ansichten zu einer Sache einen Gutachter haben kann. Wir kennen ja alle die Prozesse, deren Akten mit vielen einander widersprechenden Gutachten angefüllt sind. Wenn ich das sage, so will ich damit unterstreichen, daß die Unabhängigkeit eines Gutachters in der Tat nach der Überzeugung vieler mit besonderen Kautelen hergestellt werden muß. Es muß eine staubfreie Atmosphäre gesichert sein. Ich bekenne mich jedenfalls ganz grundsätzlich zu der Auffassung, daß das unabhängige Gutachten in Deutschland einen hohen Rang anstreben und erhalten muß und daß die Gutachter ihre Ehre in die völlig unabhängige Begutachtung setzen müssen. Weisungsfrei und unabhängig heißt aber nicht, daß ein Gutachten sozusagen im luftleeren Raum gestaltet werden müsse. Je elfenbeinerner ein Gutachten ist, um so luftleerer ist es aber. Nun garantiert in unserem Falle des gesamtwirtschaftlichen Sachverständigenrates die Persönlichkeit der Gutachter, die sich in ihren Kreisen und gegenüber der Öffentlichkeit ja auch wieder über ihre Thesen auseinanderzusetzen haben, für die lebensvolle Komprimierung des Stoffes und für eine gewisse Bodennähe der Betrachtung. Aber dieser Status, den wir den Gutachtern zugewiesen haben, reicht nach meiner Ansicht nicht aus, blut- und lebensvolle Gutachten sozusagen von der Methode her sicherzustellen. Wir befinden uns mit unserem Untersuchungsauftrag nicht in der Justiz oder einem sonstigen Bereich, bei dem es um die abstrakte und theoretische Frage des Falsch oder Richtig geht, sondern in der Wirtschaft, einem Bereich also, bei dem letzten Endes nur das konkrete Ergebnis interessiert, die Frage, ob diese konkrete Vorstellung mit Hilfe der vorausgeschickten Daten auch wirklich überzeugt. Ich habe oft die Meinung gehört, daß der Auftrag an den Sachverständigenrat an sich utopisch sei, weil dieser Auftrag sich in einem theoretischen Idealbild, nämlich der Stabilität des Preisniveaus, einem hohen Beschäftigungsstand, dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wachstum zu vollziehen habe und die Einzeluntersuchungen dieser Zielsetzung zu dienen hätten. Nun gut, Gesetze können sich ideale und vielleicht unerreichbare Ziele setzen. Aber wir hier sind leider auf die Realitäten der vier Ideale angewiesen. Wir können zwar anordnen, daß die Vorstellungen der Sachverständigen keine Empfehlungen sein sollen. Aber alle Welt faßt sie als solche auf, besonders wenn sie — wie z. B. dieses unglückliche Ergänzungsgutachten — wenig Alternativen haben und wenn die Presse von den Gutachten als dem volkswirtschaftlichen Gewissen der Nation spricht. Die Vorstellungen der Sachverständigen, hoch in den Raum gestellt, sind dann natürlich die Basis für politische Attacken und Alibis, obwohl irgendeine Bewährung dieser Vorstellungen im politischen Raum nicht stattgefunden hat, die Regierung vielmehr sofort in der Rolle des Angeklagten ist. Ja, das Gutachten selbst kann sofort Angreiferin sein. Wer will das für die Vergangenheit der 31/2 Gutachten bestreiten? Es kann aktiv in eine ganz bestimmte Richtung wirken, statt nur Möglichkeiten für die eine oder andere Handhabung aufzuzeigen. Die Gefahr dieser unabhängigen, also wertfreien und unpolitischen, aber politisch höchst wirksamen, eindeutig als Empfehlung wirkenden Nichtempfehlung ist groß, sehr groß. Wir haben sie bisher gebändigt, aber das muß nicht immer so sein. Ich habe 'sogar den Eindruck, daß das von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Die Wirtschaft darf nach meiner Auffassung nicht in dieser Weise nur den Sachverständigen zu einem so hohen und unmittelbaren Einfluß überlassen werden. Der Sachverständigenrat soll in diesem Gutachten darstellen, die Situation darstellen, aber nicht an Hand eines Bildes, das sich an Idealen und nicht ganz realistischen Generalklauseln orientiert. Nur eine einzige der vier von mir vorhin genannten Komponenten braucht, aus welchen Gründen auch immer, nicht realistisch zu sein, dann ist das ganze Bild schief. Hier scheint mir ein wesentlicher Mangel unseres Gesetzes zu liegen. Ein zweiter Mangel hängt damit zusammen und scheint mir darin zu liegen, daß der Sachverständigenrat personell ergänzt oder etwas anders zusammengesetzt werden muß. Meines Erachtens müßte mindestens ein von Berufs wegen sicherer Kenner der politischen Zusammenhänge in das Gremium herein. Außerdem müßten die Mitglieder des Sachverständigenrates einen Status haben, der es ihnen zur Pflicht macht, die Valuta ihres Gut- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 5005 achtens mit einer voll funktionierenden Methode zu erreichen. Was verstehe ich hierunter? Betrachten wir einmal mit einem kurzen Streiflicht die bisherigen 31/2 Gutachten. Leider ist ja unsere Gegenwart so schrecklich vergeßlich. Was wäre geschehen, wenn wir den Vorstellungen der zurückliegenden Gutachten gefolgt wären? Was würde geschehen, wenn wir das vorliegende dritte und das Sondergutachten unter Hinnahme der Korrekturen zur Grundlage unserer Entscheidung machen würden? Sicher gibt es überzeugte, positive Beurteiler. Auf diese Frage des Falsch oder Richtig kommt es mir aber — wie gesagt — in diesem Zusammenhang gar nicht an, sondern darauf, daß in der Beurteilung und in den Vorschlägen des Sachverständigenrates zu wichtigen Problemen nach der Ansicht einer sehr großen Zahl von anderen Sachverständigen deutlich Fehlbetrachtungen vorliegen und einzelne vorgeschlagene Ziele auf den erörterten Wegen nicht erreicht werden können. Anders gesagt, daß die etwa in der Richtung des Gutachtens eingeleiteten Maßnahmen weder auf einer zuverlässigen sachlichen noch politischen Basis aufgebaut und realisiert werden können. Ich meine, daß die Gutachten und die Gutachter durch diese Situation in die Gefahr einer allmählichen und längst aktuellen Entwertung geraten. Die freundlichen Bemerkungen der Bundesregierung in der Einleitung ihrer Stellungnahme zum dritten Gutachten können darüber nicht hinwegtäuschen. Mein heutiges Thema ist, wie es dazu kommt und wie wir diese Devaluierung vermeiden, einer weiteren Abwertung vorbeugen können. In dieser ersten Diskussion hierüber ist das Ganze mit wenigen Sätzen darzustellen. Wir brauchen nur einmal die Gutachten ganz klar ins Auge zu fassen. Sie bestehen aus zugrunde gelegten Daten, allgemeinen oder speziellen Prämissen und Aspekten sowie einer Analyse, das Sondergutachten ferner aus Korrekturen. Die Gutachter setzen sich vor den Gutachten in freier Weise mit diesen oder jenen Stellen, sicherlich allen sachlich zu einem Beitrag berufenen, in Verbindung und informieren sich. Wir alle sind gehalten, sie in ihrer Arbeit zu unterstützen, und tun das gern. Welche Ansichten die Gutachter mitbringen, sei es zur Diagnose oder zur Therapie, erfahren wir nicht oder nicht unbedingt, jedenfalls nicht in einer verbindlich geregelten Form. Oft oder wohl meist spricht auch nur einer der Gutachter mit diesem oder jenem Bedarfsträger oder verantwortlichem Gremium. Soweit nicht das Statistische Bundesamt eingeschaltet ist, werden die Daten wohl auch nicht verbindlich abgestimmt, die Prämissen und Aspekte bleiben auf beiden Seiten, also sowohl bei den befragten Gebern als den nehmenden Sachverständigen, etwas im angenehmen Dunkel; es wird ja auch aus Gründen, die man menschlich verstehen kann, mit allerlei Vorsicht gearbeitet. Die nachfolgende Analyse — das haben wir ja nun schon mehrfach und mit steigender Intensität erlebt — hebt sich dann leicht wie von selbst etwas vom Boden und kann in dieser oder jener Einzelfrage, wie wir gehört haben, sogar in eine bedenkliche Höhe geraten, eine Erscheinung, an die wir uns im Bereich der theoretischen Wirtschaftspolitik beinahe schon gewöhnt haben, die aber wegen der Neigung des deutschen Charakters, den Politikern zu mißtrauen, den Gutachtern zu vertrauen, auch nicht völlig ungefährlich ist. Nach meiner Ansicht muß sich das Gutachtergremium, müssen sich die grundlegenden Ausgangspunkte und die entwickelten Vorstellungen zunächst dem politischen Raum im weitesten Sinn stellen, bevor sie mit dieser Feierlichkeit verkündet, der Regierung übermittelt und von dieser an uns weitergegeben werden. Wir wollen, daß gutachtliche Meinungen nicht nur richtig und von den sonstigen Qualitätsgutachten in Deutschland, soweit wie möglich, gleich mitgetragen werden, sondern daß diese Gedankengänge auch politisch und praktisch realisierungsfähig erscheinen. Ich kann diesen Punkt nicht deutlich genug unterstreichen. Er bedeutet nicht, daß die Gutachter nur erörtern sollen, was auch Aussicht hat, vollzogen zu werden. Welcher Irrtum wäre das! Er bedeutet vielmehr, daß der Sachverständigenrat unter Einsatz seiner eigenen, wenn auch zunächst nur vorläufigen Ansicht mit allen in Betracht kommenden Stellen in einem nicht allzu streng, aber in diesem Punkt klar geregelten Verfahren sprechen muß und daß er seine Prämissen, Aspekte und Analysen in voller Kenntnis der sachlichen und politischen Auffassungen und Pläne, die zu seinem Aufgabenbereich gehören, darzulegen hat. Das Material dieser Vorauseinandersetzung könnte in übersichtlicher Form dem Jahresgutachten beigefügt werden. Zur Veranschaulichung dieses Änderungsbedürfnisses unseres Gesetzes kann man natürlich mehrere sehr aktuelle Beispiele wählen. Das Sondergutachten allein rechtfertigt die ganze Skala der Kritik an der jetzigen Praxis der Gutachtenerstattung: Der gesetzliche Auftrag ist nichtvoll eingehalten, wenig Alternativen sind aufgezeigt, die Vorschläge wirken klar als Empfehlung, über die Stellungnahme wichtiger Partner, z. B. des Außenhandelsbeirats, ist man hinweggegangen, der Vollzug des Eventualhaushaltes ist nicht ganz zutreffend beurteilt, und zu manchen Einzelfragen fehlt eben die Mitteilung der Stellungnahme der Hauptbeteiligten und anderes mehr. Diese Gesprächspartner sind nämlich die Träger unser marktwirtschaftlichen Ordnung. Diese Träger und ihre Ansichten hat das Gutachten neben den sonstigen Begebenheiten und Bindungen nationaler und internationaler Art mit einzubeziehen und zu würdigen. Wenn z. B. ein wesentlicher Teil dieser Partner, selbstverständlich mit guten Gründen, die Erwägung des Sachverständigenrates ablehnt oder als politisch undurchführbar bezeichnet, ist das ein Faktum im Bewußtsein dessen, daß die Vorschläge des Gutachtens lebensvoll und politisch durchblutet sein müssen; sonst haben sie nur wissenschaftlichen Wert. Ich meine, daß wir nur bei Beachtung dieses Grundsatzes den Gutachtern den Status sichern können, der unserer Hoffnung auf die Nützlichkeit und den nationalen und gesamtwirtschaftlichen Wert ihrer Gutachten entspricht. 5006 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 Unser Gesetz muß ergänzt werden. Das dritte Gutachten und das Sondergutachten zeigen dies mit einer mehr als ausreichenden Deutlichkeit. Das ist meine Ansicht und die vieler meiner Freunde. Die Änderung kann mit einigen wenigen Pinselstrichen geschehen, die die Geborgenheit des Gutachtens im gesamten politischen Raum, die Anlehnung an die tragenden Kräfte unserer Gesellschaft garantieren, und wird uns schnell zu der gewünschten Form der Gutachten weitrhelfen. Ich verrate wohl auch kein Geheimnis, wenn ich sage, daß die wissenschaftlichen Gutachter selber im In- und Ausland sich über wesentliche Grundlagen solcher gutachtlicher wirtschafts-wissenschaftlicher Aussagen im Streit oder nicht in Übereinstimmung befinden. Einzelne meinen z. B., daß zwischen Analysen und Empfehlungen sowie zwischen Gutachten und politischen Entscheidungen nicht getrennt werden könne. Andere meinen, daß die Gutachter auch über Mittel zur wirksamen Durchführung ihrer Gedanken verfügen müßten usw. Jedes Land kann das natürlich halten, wie es will. Was wir wollen, ist jedenfalls, daß die Gutachter die anstehenden Probleme herausstellen und begutachten, wobei es natürlich in erster Linie und gerade auf diejenigen Erscheinungen ankommt, die außerhalb des normalen oder vermuteten Konjunkturablaufes liegen. Die Gutachter müssen dabei auf wissenschaftlich verläßlichem Boden bleiben und allzu kontroverse Theorien vermeiden. Sie sollen aber ihr Votum vertreten, und zwar so, daß die Regierung, die die Richtigkeit und Zweckmäßigkeit des Gutachtens zu prüfen und die anschließend nach ihrem politischen Auftrag zu handeln hat, die in dem Gutachten geäußersten Auffassungen nach ihrer Durchführbarkeit beurteilen kann. Was diese Auffassungen nun angeht, so hat ein sehr angesehenes Mitglied dieses Hauses in diesen Tagen höchst lapidar festgestellt, es sei reiner Aberglaube, daß Wissenschaftler allgemein bessere Ideen hätten als Politiker. Wir wollten diese Frage schon aus Höflichkeit gegenüber der Wissenschaft offenlassen, jedenfalls aber nicht vom Gegenteil ausgehen. Die Devise müßte lauten: noch lebensvoller, noch realistischer, noch praxisgerechter. Die Wissenschaft braucht dabei insbesondere in den Präliminarien nicht zu kurz zu kommen. Ich breite diese Gedanken hier einmal aus in voller Sorge, daß eine Sache, die ich persönlich zwar für politisch unzweckmäßig gehalten habe, die wir aber so gut wie möglich zu gestalten haben, an Überzeugungsfähigkeit und Bodennähe noch mehr verliert, wenn wir ihr nicht zu Hilfe kommen. Letzten Endes sind Sachverständigengutachten soviel wert, wie sie sich mit ihren Hauptgedanken als durchsetzbar erweisen. Mein Vorschlag ist, in Zusammenarbeit mit dem Herrn Bundeswirtschaftsminister im Wirtschaftsausschuß dieses Hauses die Frage der künftigen Methode der kommenden Gutachten grundsätzlich zu diskutieren. Wir sind ja in der glücklichen Lage, daß die jetzige Koalition eine solche Diskussion ohne politische Hektik und die Gefahr allzu kurzsichtiger Betrachtungsweise ermöglicht. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Adorno vom 27. April 1967 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Hübner (Drucksache V/1634 Fragen 69, 70 und 71) : Ist daran gedacht, die durch den Einsatz von einer elektronischen Großrechenanlage beim Übersetzerdienst der Bundeswehr erzielten Arbeitsvereinfachungen auch der interessierten Öffentlichkeit in der Weise nutzbar zu machen, daß sie gegen eine Gebühr die damit gegebenen Möglichkeiten nutzen kann? Bestehen Pläne, die beim Übersetzerdienst der Bundeswehr durch den Einsatz einer elektronischen Großrechenanlage möglichen Arbeitsvereinfachungen auch für die fremdsprachliche Arbeit anderer Ressorts zu nutzen? Bestehen Pläne zur Gründung eines zentralen Bundessprachenamtes zur Koordinierung und zentralen Finanzierung der Arbeit an wichtigen sprachlichen Problemen, zum Beispiel der Einsatzmöglichkeiten von Großrechenanlagen oder der Koordinierung terminologischer Vorhaben, um so Doppelarbeit zu vermeiden? Es ist in der Tat daran gedacht, die beim Übersetzerdienst der Bundeswehr erarbeiteten Verfahren der maschinellen Übersetzungshilfe und Lexikographie unter Verwendung einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage für interessierte Kreise von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung nutzbar zu machen. Ein Erlaß . an den Übersetzerdienst, in dem die Modalitäten der Überlassung von Arbeitsergebnissen dieser Art an Stellen außerhalb der Bundeswehr geregelt werden, steht vor der Herausgabe. Was für die interessierten Stellen von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung gilt, gilt erst recht für die übrigen Bundesverwaltungen. Die anderen Bundesressorts können sich bereits heute für ihre fremdsprachliche Arbeit im Wege der Amtshilfe der Möglichkeiten bedienen, die im Sprachendienst der Bundeswehr und speziell beim Übersetzerdienst der Bundeswehr durch den Einsatz einer elektronischen Großrechenanlage für linguistische Zwecke zur Verfügung stehen. Es ist beabsichtigt, die interministerielle Zusammenarbeit auf diesem Gebiet durch Vereinheitlichung der Verfahren der Terminologiearbeit und durch Einspeisung möglichst aller terminologisch-lexikographischen Arbeitsergebnisse in den Zentralspeicher zum Nutzen sämtlicher Beteiligten zu rationalisieren und zu intensivieren. Es ist vorgesehen, die Sprachenschule der Bundeswehr, den Übersetzerdienst der Bundeswehr und einige Arbeitsgebiete des Sprachenreferats des Verteidigungsministeriums zu einem Sprachenamt zusammenzufassen. Da die linguistischen Disziplinen Übersetzen, Sprachunterricht und sprachwissenschaftliche Arbeit wechselseitig eng verzahnt sind, garantiert erst eine organisatorische und räumliche Zusammenfassung den größtmöglichen Arbeitserfolg. Erst nach dieser Zusammenfassung werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden können, die in Gestalt moderner technischer Hilfsmittel und moderner Verfahren der angewandten Linguistik heute zu Gebote stehen. Das Sprachenamt soll als Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Verteidigungsressorts konstituiert werden. Es soll zu etwa 20-25 % seiner Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1967 5007 Kapazität den übrigen Bundesverwaltungen zur Verfügung stehen. Es wird gem. einer Vereinbarung mit dem federführenden Bundesministerium des Innern die Bezeichnung „Bundessprachenamt" führen. Ein Grundstück für das Bundessprachenamt steht in Hürth bei Köln zur Verfügung. Die Bauplanung ist in etwa abgeschlossen. Angesichts der absolut unzureichenden derzeitigen Unterbringung der Sprachenschule der Bundeswehr kann der Baubeginn nicht mehr länger hinausgeschoben werden. Die Lösung dieser Frage steht aber unter dem Zwang, den ein eingeschränkter Haushalt auferlegt. Die Vorstellungen über die Finanzierung bestimmter, über den Verteidigungsbereich hinausgreifender Aufgabenkomplexe des Amtes bedürfen noch der weiteren interministeriellen Abstimmung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Schiller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Es tut mir leid. Wir werden nachher in der Debatte durchaus noch Gelegenheit haben, aus der Stellungnahme zu zitieren.

    (Abg. Schwabe: Wer nicht fragen kann, kann auch keine Analysen verstehen! — Heiterkeit links.)

    Vielleicht haben die Vorschläge des Sachverständigenrats für weitere konjunkturpolitische Aktionen manchen Gutgläubigen, so auch Herrn Menne, erschreckt. Aber das sollte doch kein Grund sein, die Augen vor der harten Wirklichkeit zu verschließen. Das Echo auf dieses Sondergutachten hat leider manche voreilige Reaktion hervorgebracht. Dabei sind die Vorschläge des Sachverständigenrats oft sehr einseitig und ohne Hinweis auf die vom Rat genannten Bedingungen, z. B. auf die vorherige lohn- und preispolitische Absicherung, dargestellt



    Bundesminister Dr. Schiller
    worden. Gerade an diesem Echo hat sich gezeigt und erneut bestätigt, was ich beim ersten Jahresgutachten von Berlin aus einmal gesagt habe: Viele haben im Umgang mit einer, wie man in Hamburg sagt, Royal Commission, mit einer unabhängigen Kommission noch zu lernen. Gewiß ist es nicht Aufgabe des Sachverständigenrats, Politik zu machen. Das hat er auch keineswegs getan. Seine Aufgabe ist es, seine Sachmeinung unverhohlen und ohne alle taktischen Überlegungen unumwunden auszusprechen. Genau das haben die Sachverständigen in diesem Gutachten mit allem Freimut und mit großem Sachverstand getan, ohne damit natürlich in allen Einzelheiten unfehlbar zu sein.
    Ich darf jetzt, weil mir eben freundlicherweise die Stellungnahme ,des BDI gegeben wurde, zitieren. Da heißt es: „Dem analytischen Teil des Sondergutachtens kann die Industrie weitgehend zustimmen." Das war ein Zitat, Herr Menne.
    Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft müssen aber auch ihrerseits nun den Mut aufbringen, solche freimütigen und klaren Aussagen ohne Allergie zur Kenntnis zu nehmen. Nachdem die Sachverständigen und andere gesprochen haben, liegt die Entscheidung bei der Politik. Dieser Entscheidung kann man nicht ausweichen durch ein Schimpfen etwa auf die von ökonomischem Sachzwang bestimmte Analyse der Experten. Ich habe den Eindruck, daß die Verdammungsurteile, die von manchen in den letzten Wochen so eilfertig ausgesprochen wurden, vielfach nur der Ausdruck der Nervosität der Wirtschaft auf der Talsohle — was ich verstehen kann — und bei manchen auch Ausdruck des schlechten Gewissens sind, womit ich niemanden in diesem Hause meine.

    (Beifall bei der SPD.)

    In einer kritischen Phase der Wirtschaftsentwicklung helfen nicht hektische Reaktionen. Da helfen nur kühles Blut und zielbewußtes Handeln. Das allein ist das Leitmotiv und die Devise der Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung.
    Im Unterschied zu aufgeregten anderen Außerungen hat sich z. B. der Bundeswirtschaftsminister deswegen jeglicher Äußerungen zu dem Sondergutachten enthalten, bis sich das Bundeskabinett am 12. April mit der aktuellen Konjunkturlage und den konjunkturpolitischen Konsequenzen befaßt und seine Entschlüsse gefaßt hatte. Es war nicht förderlich, daß die autonome Frankfurter Stelle, die eine hohe öffentliche Verantwortung trägt, schon ihr „Nein" sagte, bevor die Bundesregierung selber zu dem Sondergutachten Stellung nehmen konnte.

    (Abg. Mertes: Das ist eine unabhängige Behörde!)

    Die Bundesregierung hat daher — vielleicht haben Sie das nicht zur Kenntnis genommen, Herr Mertes — am 6. April ganz kühl festgestellt, es sei allein Sache der Bundesregierung, einen möglichen zweiten Eventualhaushalt beim Parlament zu beantragen, oder natürlich auch Sache des Parlaments, eis aus eigenem Antrieb zu tun. Diese kühle Feststellung war die Antwort auf ein vorschnelles und eilfertiges Nein.

    (Zuruf von der SPD: Wo? — Beim Bund der Steuerzahler?)

    In der Sitzung des Bundeskabinetts vom 12. April mußten wir feststellen, daß die bisherigen Maßnahmen der Gegensteuerung noch keine konjunkturelle Wende erreicht haben. Der kontraktive Prozeß war zu weit fortgeschritten, und bei der Realisierung des Eventualhaushalts mußten, wie wir feststellten, zu viele bürokratische und andere Hürden genommen werden. Der Stand der Auftragsvergaben aus dem Sofortprogramm war am 31. März — und damit Grundlage unserer Beratungen im April — 307 Millionen DM. Ich kann Ihnen heute die Mitteilung machen, daß die Summe der inzwischen vergebenen Aufträge aus dem Eventualhaushalt und aus dem Sofortprogramm auf 742 Millionen DM gestiegen ist. Sicherlich haben die damalige Vorlage des Wirtschaftsministers und die vier Beschlüsse des Kabinetts auf die Ressorts und auch auf jene großen Unternehmen wie Bundesbahn und Bundespost beschleunigend gewirkt. Das merken wir jetzt an dem Emporklettern der Auftragszahlen.
    Die Lage in der Wirtschaft selber ist dadurch gekennzeichnet, daß die Stimmungskurve der Unternehmererwartungen sich zwar leicht verbessert hat, daß aber die bis jetzt bekannten Daten über die effektive Entwicklung im Februar und März noch kein Ende der konjunkturellen Talfahrt erkennen lassen. Wir leben jetzt von den Zahlen des Monats März. So hat die Nachfrageschwäche auch im März wieder Produktionseinschränkungen erzwungen. Die industrielle Erzeugung ging im März weiter zurück und lag um 7,5 % unter dem Vorjahresniveau.
    Das Zentrum der Konjunkturschwäche liegt nach wie vor bei den Investitionen. Der Produktionsindex in der Investitionsgüterindustrie lag im März dieses Jahres 14 °/o unter Vorjahresstand. Dabei — das betone ich auch mit allem Freimut — haben die Investitionsaufträge der öffentlichen Hand bis zum April, also bis zu dein Beschlüssen, nicht nur kein Gegengewicht gebildet, sondern sie haben die Abwärtsentwicklung der Auftragseingänge bei der Investitionsgüterindustrie und auch bei der Bauwirtschaft durch die bekannten Ressortsperrungen noch verschärft.
    Da auch die inländischen Ordereingänge bei der Verbrauchsgüterindustrie mit minus 8,6 % im Januar und minus 10 % im Februar eine erheblich gehemmte Konsumentwicklung zeigen, konnte auch die insgesamt noch immer lebhaft sich entwickelnde Auslandsnachfrage in den letzten Monaten ein erneutes Schrumpfen der Auftragsbestände nicht verhindern, soweit die Zahlen uns zugänglich waren.
    Dabei müssen wir — nicht ohne eigene Besorgnis und nicht ohne die Sorge unserer außenwirtschaftlichen Partner — feststellen, daß dier Exportüberschuß — nicht der Export als solcher, den brauchen wir, aber der Exportsaldo — für das internationale Zahlungsbilanzgleichgewicht schon ein recht problematisches Ausmaß erreicht hat. Meine Mitarbeiter



    Bundesminister Dr. Schiller
    nennen das die Entwicklung zum Einfuhrdefizit. Die Einfuhr geht ständig zurück.

    (Abg. Dr. h. c. Menne [Frankfurt] : Ist die Offset-Lieferung da mit drin?)

    — In der gesamten Haushaltsstatistik ist alles drin.
    — Wenn diese Entwicklung unverändert anhält — wir hoffen es nicht —, steht die Bundesrepublik Deutschland in der Gefahr, erneut zum Störenfried für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, was die Zahlungsbilanzgleichgewichte betrifft, gestempelt zu werden.
    Die Abschwächung der Gesamtnachfrage hat in der Industrie und in .der Bauwirtschaft, wie ich sagte, weitere Produktionseinschränkungen erzwungen. Die gefährliche Spirale dieser Entwicklung liegt auf der Hand: geringere Kapazitätsauslastung, verbunden mit einem Anstieg der Stückkosten unid einem Druck auf die Gewinne infolge tendenziell rückläufiger Erzeugerpreise. Die industriellen Erzeugerpreise haben seit acht Jahren noch nicht so tief unter Vorjahresniveau gelegen wie jetzt. Die Folgen für das Wachstum und den Arbeitsmarkt bei einer solchen Entwicklung sind völlig klar.
    Angesichts dieser Analyse und dieser Situation hat die Bundesregierung am 12. April folgendes beschlossen. Es sind vier große Beschlüsse, die ich mit ihren Ausführungen im einzelnen darstellen möchte.
    Erstens. Der Eventualhaushalt muß in vollem Umfang unid mit höchster Dringlichkeit verwirklicht werden. Alle hierzu erforderlichen administrativen, parlamentarischen unid kreditpolitischen Beschlüsse sollten sofort vollzogen werden.
    Ich darf an dieser Stelle für die Bundesregierung den Dank aussprechen, daß der Haushaltsausschuß seinerseits ganz schnell unmittelbar nach den Beschlüssen der Bundesregierung die letzte und dritte Tranche des Eventualhaushalts freigegeben hat.
    In Konsequenz der Beschlüsse der Bundesregierung hat der Kabinettsausschuß für Wirtschaft, das sogenannte Wirtschaftskabinett, am 24. April folgende harte Beschlüsse gefaßt:
    1. Für alle Ressorts, die als Ausgaberessorts am Eventualhaushalt beteiligt sind, ist der letzte Vergabetermin für normale Investitionsaufträge aus dem Eventualhaushalt der 31. Mai, für Hochbauten der 15. Juni 1967. Nur in ganz besonderen Ausnahmefällen ist eine Terminüberschreitung möglich, ansonsten soll — der Ausdruck ist gefallen — „mit dem Fallbeil" gearbeitet werden; das heißt die Mittel werden dann wieder frei, und wir werden mit neuen Anträgen im Rahmen der 2,5 Milliarden DM, wenn sie nicht genutzt sind, wieder an den Haushaltsausschuß herantreten, um die nicht genutzten Mittel gegebenenfalls neuen Sachverwendungen zuzuführen.
    2. Beschlossen wurde die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Änderung und Erleichterung der Vergaberichtlinien. Auch diese Kommission hat ihren Termin bekommen; es ist ebenfalls der 31. Mai.
    Zweitens. Die Bundesregierung hat am 12. April beschlossen: Beim Vollzug des Kernhaushalts soll die antizyklische Wirkung, insbesondere auf die Investitionen, verstärkt werden, wozu vor allem ein zeitliches Vorziehen von Ausgaben beitragen soll. Die Sperrungen auf den Ressortwegen — so lautete der Beschluß, ich habe sie vorhin erwähnt — sollen sofort rückwirkend aufgehoben werden.
    In Konsequenz davon hat der Herr Bundesfinanzminister mit Schnellbrief vom 15. April die Mittel für Investitionen bis zu 100 % der vom Haushaltsausschuß gebilligten Ansätze für 1967 freigegeben. Das alles betrifft den normalen, den Kernhaushalt. Darüber hinaus sind weitere Erleichterungen vorgesehen und auch schon in der Durchführung befindlich, z. B. großzügige Handhabung der Zustimmung des Bundesfinanzministers zum Beginn von Hochbaumaßnahmen und Investitionsvorhaben, die zu Vorausbelastungen führen, und die Ausgabereste für Investitionsmaßnahmen aus dem Haushalt 1966, dem unglückseligen Haushalt, der unter Sperrung gesetzt wurde. Diese Ausgabereste in Milliardenhöhe sollen nun zur Konjunkturbelebung freigegeben werden, allerdings mit Deckung aus dem Gesamthaushalt. Schließlich haben wir gemeinsam im Wirtschaftskabinett mit dem Bundesfinanzminister den Antrag auf eine Erhöhung des Ermächtigungsrahmens für Betriebsmittelkredite im Haushaltsgesetz 1967 beschlossen. Die Einbringung ist, wenn möglich, um die Sache zu beschleunigen, als Initiativgesetz geplant.
    Drittens hat das Kabinett am 12. April beschlossen: Eine vorsorgliche Absicherung der Wachstums- und Stabilitätspolitik für die zweite Hälfte des Jahres 1967 erfordert weitere Überlegungen.

    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Mommer.)

    Der Bundeswirtschaftsminister und der Bundesfinanzminister sind deshalb beauftragt worden, im Hinblick auf § 7 in Verbindung mit § 3 Abs. 2 und 3 des Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft rechtzeitig alle geeigneten Vorbereitungen, insbesondere in bezug auf Sachobjekte der Ressorts, zu treffen.
    Für diesen Zweck haben wir wieder, wie bei der Vorbereitung des ersten Eventualhaushalts, eine Arbeitsgruppe des Wirtschaftskabinetts eingesetzt, die in diesem Falle, da es sich um eine vorsorgliche Etatisierung handelt, wie damals ab Januar, der Federführung meines Kollegen Strauß untersteht. Diese Arbeitsgruppe ist beauftragt, bis zum 31. Mai wiederum die notwendigen reifen Schubladenprojekte vorzubereiten. Dabei soll auch auf verabschiedungsreife Projekte zurückgegriffen werden, die beim ersten Eventualhaushalt bei jener magischen Zahl der Anmeldungen von 4,3 Milliarden DM, wobei wir nur 2,5 Milliarden DM verteilen konnten, nicht berücksichtigt werden konnten. Wir nehmen an, daß die Ressorts damals bei den 4,3 Milliarden DM wenigstens weithin verabschiedungsreife Projekte vorgelegt haben. Schließlich denken wir bei diesen Schubladenvorbereitungen auch an Projekte aus dem gekürzten ERP-Haushalt.



    Bundesminister Dr. Schiller
    Viertens — so lautet der weitere Beschluß der Bundesregierung: Länder und Gemeinden sollen ihre Investitionsausgaben keinesfalls kürzen, sondern ebenfalls erhöhen und die Auftragsvergabe beschleunigen. Wenn es in der zweiten Hälfte dieses Jahres zu einem neuen Investitionshaushalt kommen sollte, was noch völlig offen ist, dann wollen wir versuchen, daß die Länder mehr mitmachen. Deswegen werden der Bundeswirtschaftsminister und der Bundesfinanzminister sehr bald zu einer gemeinsamen Sitzung mit den Finanzministern und den Wirtschaftsministers der Länder einladen. Auch das ist beschlossen.
    Meine Damen und Herren, mit diesen Entscheidungen der Bundesregierung, des Wirtschaftskabinetts und der beiden unmittelbar besonders beteiligten Ressorts, Finanzen und Wirtschaft, hat die Regierung als ganzes wichtige Vorschläge des Sachverständigenrates aus seinem Sondergutachten aufgegriffen. Sie hat aber kein Ja gesagt zu weitergehenden Anregungen des Sondergutachtens wie etwa Gewährung weiterer Sonderabschreibungen jetzt oder die sofortige Verwirklichung eines zweiten Eventualhaushalts oder eine befristete sofortige lineare Senkung der Einkommen- und Körperschaftsteuersätze. Zu diesen drei Anregungen haben wir in diesem Zeitpunkt nicht ja gesagt.
    Eine solche Steuersenkung — um den dritten Vorschlag zu nehmen —, so sehr sie grundsätzlich auch als kurzfristig wirksame Maßnahme der Nachfragebelebung gelten muß — denken wir an das große Beispiel, das Anfang der 60er Jahre durch die Kennedy-Administration in den USA gegeben wurde —, würde in der gegenwärtigen Lage aller Voraussicht nach weniger die Investitionsgüternachfrage als vielmehr die Konsumgüternachfrage erhöhen. Denn die Unternehmer würden die frei werdenden Mittel voraussichtlich — und das ist vom Standpunkt des Unternehmens ganz vernünftig — zum erheblichen Teil für die Konsolidierung ihrer Bilanzen, ihres Unternehmens und nicht für die dringend notwendige zusätzliche Investitionsnachfrage verwenden.
    Um aber den eigentlichen Konjunkturmotor, die unternehmerische Investitionstätigkeit, wieder rascher in Gang zu bringen, sind nach unserer Meinung direkte Impulse durch staatliche Aufträge erfolgversprechender. Bevor wir das Zündungsaggregat des ersten zusätzlichen Investitionshaushaltes durch ein zweites, womöglich gar stärkeres ergänzen, sollten wir erst einmal die jetzt beschleunigte Zündungswirkung des ersten Eventualhaushalts abwarten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Dieses Abwarten, meine Damen und Herren, bedeutet aber nicht, daß wir auf den Händen sitzen. Es ist nicht gleichbedeutend mit einem Verzicht auf notwendige Vorsorge, im Gegenteil. Auch der Minimax-Feuerlöcher muß bekanntlich wieder aufgefüllt werden, wenn er ständig einsatzbereit sein soll.
    Mit ihren Entscheidungen vom 12. April und mit den Entscheidungen des Wirtschaftskabinett vom 24. April hat die Bundesregierung ihre Position, so möchte ich sagen, dezent in der Mitte weiter eingehalten. Ihre Wirtschaftspolitik ist nach wie vor eine Politik von Maß und Mitte, auch eine Politik des Augenmaßes, eine Politik, die sich nicht zu einem fatalen und fatalistischen konjunkturpolitischen Laisser-faire provozieren läßt, die sich aber auf der anderen Seite auch stets der Grenzen des „Machbaren" bewußt ist.
    Diese Politik der Bundesregierung, meine Damen und Herren, wendet sich gegen die Ideologie der Null-Linie des Wachstums, die von einem Verbandspräsidenten, den ich sehr schätze, noch jüngst vertreten worden ist. Wer sich für längere Zeit auf der Null-Linie ansiedeln will, muß bedenken — das ist eine einfache statistische Rechnung —: eine Zuwachsrate des Bruttosozialprodukts von Null bedeutet positive Zuwachsraten für den Dienstleistungsbereich und für drei bis vier Wachstumsindustrien, aber die gesamte übrige Industrie befindet sich dann in der Schrumpfung. Zu dieser Zielvorstellung der Null-Linie sage ich nein.
    Unsere Politik steht aber auch konträr zur Ideologie der naturgesetzlich notwendigen Baisse. Sie akzeptiert auch nicht die Perspektive des Vizepräsidenten eines anderen Verbandes, eines Vizepräsidenten, der Brillen herstellt und aus dem schönen Bundesland stammt, das vorhin erwähnt wurde, mit dessen Vertretern ich, wie Sie wissen, seit dem 1. Dezember ein besonders herzliches Einvernehmen pflege, sowohl in meinem Haus wie im Kabinett.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Wir akzeptieren nicht die Perspektive jenes Vizepräsidenten, der die konzertierte Aktion in das Reich .der Fata morgana versetzt sehen möchte. Wer durch die Brille jenes Vizepräsidenten aus Bayern sieht und von der konzertierten Aktion wörtlich behauptet, sie habe noch „keinerlei Harmonie" nach sich gezogen, der hat einen noch nicht korrigierten Sehfehler; denn die schlichte Wahrheit lautet: alle Lohnabschlüsse dieses Jahres liegen bewiesenermaßen im Rahmen der gemeinsam in der konzertierten Aktion erarbeiteten Orientierungsdaten. Sollten mir einige von Ihnen nicht glauben, dann könnte ich meinen Kollegen Katzer bitten, das hier zu bestätigen, denn er ist derselben Meinung wie ich.

    (Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Der ist aber bei denen auch nicht glaubwürdig!)

    Wer im Gegensatz zur lohnpolitischen und tarifpolitischen Wirklichkeit dieses Jahres 1967 die konzertierte Aktion vermiesen will oder gar eine de-konzertierte Aktion möchte, der tröstet sich persönlich vielleicht ganz schön; denn Brillen werden auch in der dicksten Krise abgesetzt, weil sie nämlich von der AOK finanziert werden.

    (Heiterkeit. — Zuruf von der FDP: Ihre Brille aber nicht, Herr Professor!)

    Wer so redet, stemmt sich gegen eine Tatsache: Die konzertierte Aktion bedeutet einen wichtigen Wandel in unserer gesellschaftlichen Landschaft, einen wichtigen gesellschaftlichen Fortschritt. Wir werden bald in die zweite Phase der konzertierten



    Bundesminister Dr. Schiller
    Aktion eintreten, und es ist gar kein Zweifel, daß durch diese konkreten Unterhaltungen und durch die konkrete Erarbeitung gemeinsamer Orientierungsdaten das Verhältnis zwischen Unternehmerverbänden, Gewerkschaften und staatlicher Repräsentanz anders geworden ist 'und daß sich unsere gesellschaftliche Wirklichkeit in diesem Verhältnis positiv verändert hat.
    Eine moderne Politik der Konjunkturanregung bedarf unverzichtbar ,der Abstimmung und des Zusammenklangs mit den Entscheidungen ,der großen wirtschaftlichen und sozialen Gruppen. Der Staat kann es nicht allein machen. Daher auch konzertierte Aktion.
    Meine Damen und Herren, nur — das ist deutlich einmal gesagt worden in einer Runde —: Wer die Preis-Lohn-Preis-Spirale, wie gehabt in drei bis vier Booms der Vergangenheit, weiter und wieder haben will, der allerdings kann nein sagen zur konzertierten Aktion.
    Ich sage es noch härter und mit aller Deutlichkeit, weil draußen manche Stimmen in dieser Richtung lautwerden: diejenigen, die heute noch unentwegt für Schrumpfung und à la baisse reden, das sind die Inflationisten des nächsten Booms!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber vielleicht sollten wir so manches öffentliche Störmanöver der letzten Wochen nicht so ernst nehmen. Die unmittelbar an der konzertierten Aktion Beteiligten haben ein bewußtes und klares Ja gesagt zur konzertierten Aktion, und sie haben dieses Ja, wie ich geschildert habe, durch ihre Entscheidungen bisher bestätigt. Das allein ist wesentlich und nicht das Ritual des Kampfgetöses da draußen. John Robinson hat einmal gesagt: In einer modernen fortschrittlichen Gesellschaft hat sich der Klassenkampf verwandelt; er hat sich verwandelt in eine sportliche Betätigung, die für die Erhaltung der Gesundheit der Gesellschaft notwendig ist. Wir machen es hier anders mit unserer konzertierten Aktion; aber es ist auch eine sportliche Betätigung, die für die Gesundheit unserer Gesellschaft ganz förderlich ist.
    Hinter den homerischen Schlachtgesängen, die wir draußen jetzt hören und bei denen mancher Held der Ilias noch hätte lernen können, steht doch in Wirklichkeit, und zwar bei den Unternehmern, gerade beim BdI, und bei den Gewerkschaften, das Wissen, daß man in dieser Lage einfach zusammenarbeiten muß.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Das ist doch die Realität. Die Bedingungen unserer heutigen Gesellschaft sind nicht mehr die gleichen wie früher. Das wissen wir alle. Dabei hinkt der Stil der Auseinandersetzungen noch oft hinter diesem Bewußtsein her. Nur so sind auch vielleicht manche Reden und Veröffentlichungen der letzten Zeit zu verstehen: als Spätprodukte, als Spätzünder der Überhitzungsphase. Ich möchte ein Wort dazu sagen. Die Maßhalteappelle jenes meiner Amtsvorgänger, der 14 Jahre mein Ministerium führte — ich
    will über sie heute gar nicht rechten —, waren auf jeden Fall auf die damalige Gegenwart abgestimmt; ob richtig oder falsch, das ist eine zweite Frage.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)

    Wenn aber ein anderer heute, nämlich aus Frankfurt wieder, von Hagen — am Tage der Regierungserklärung — bis hin zum Anlaß der Preisverleihung durch einen wichtigen Verband

    (Zuruf von der SPD: Wichtigen?)

    - nun, der Verband der Steuerzahler, Herr Kollege Möller, ist doch ein ganz wichtiger Verband —

    (Zuruf von der SPD: In der Mitgliederzahl!)

    ständig Anti-dolce-vita-Reden führt — das Wort kommt da vor, das ist keine Erfindung von Schillern, das, bitte, nehmen Sie so —, so muß der sich zweierlei sagen lassen: Erstens, teurer Freund: politisch schlagen Sie dauernd auf die Bundesregierung der Jahre 1965/66 ein, und zweitens: konjunkturpolitisch sind Ihre Reden in dieser Hinsicht überholt; diese Ihre Reden wirken da nicht antizyklisch, sondern prozyklisch. Die time-lags sind bei manchen Rednern halt. sehr groß.
    Wie gesagt, ich überbewerte das Vordergrundtheater der homerischen Schlachtgesänge keineswegs. Nach dem Grundsatz der freien Konsumwahl konnte sich auch jeder von den am 21. April im Gürzenich auf der Hauptversammlung des BDI gehaltenen Reden aussuchen, was denn nun von jenen Reden für oder was gegen die amtliche Bundeswirtschaftspolitik gerichtet war. Ich selbst war einer der Zuhörer, und diese Auswahl steht ja wohl jedem Zuhörer zu. Ich halte es mit folgenden Sätzen, die am 21. April, also erst vor kurzem, im Gürzenich gesprochen wurden: Erstens halte ich es mit den Sätzen von Präsident Berg, die die rezessive Lage unserer Industrie schonungslos geschildert haben, zweitens halte ich es mit den Sätzen, die der Bundeskanzler ausgesprochen hat, die die Haltung der Gewerkschaften zur konzertierten Aktion fair gewürdigt haben,

    (Beifall bei der SPD)

    und drittens halte ich es mit den Sätzen, in denen der Bundeskanzler ex cathedra — so darf ich wohl sagen — die Wirtschaftspolitik als eine vom ganzen Kabinett getragene „Politik aus einem Guß" dargestellt hat.
    Ich darf mir aber erlauben, etwas hinzuzufügen.

    (Zuruf von der FDP.)

    — Warten Sie ab, jetzt kommt noch ein kleiner Nachschub. — Ich darf zu den Gürzenich-Reden, wo sich ja jeder auswählen konnte, was nun eigentlich für oder was gegen die Wirtschaftspolitik gerichtet war, hinzufügen: Kleine, temperamentvolle Ausrutscher in freier Rede, wo man dann nachher sagt: „Sie nehmen die kleine Frozzelei wohl nicht übel", so etwas kann immer passieren, das ist alles erledigt unter Kavalieren. Aber ich füge mit aller Offenheit hinzu — und man nehme mir das bitte nicht übel —: Solche kleinen Schlenker können wir



    Bundesminister Dr. Schiller
    Sozialdemokraten auch machen, obgleich wir es sehr ernst mit der Disziplin und der Zucht halten.

    (Abg. Dorn: Das ist ein Kreuzworträtsel gewesen, Herr Minister!)

    — Wir können es ja nachher noch klären.

    (Abg. Dorn: Wir können es aber auch gleich klären!)

    Noch ein kurzes Wort zu der anderen notwendigen Absicherung, die der Sachverständigenrat vor allem in seinem Jahresgutachten eingehend behandelt hat: der Absicherung gegenüber außenwirtschaftlichen Gefährdungen. Dieses Problem ist ohne Zweifel eine zentrale Frage jeder langfristigen Stabilitätspolitik, und es kann nicht einfach durch Schweigen aus der Welt geschafft werden. Es gibt zwar, ich wiederhole das, keinen Anlaß für eine aktuelle Sorge in diesem Bereich — die gegenwärtige Überschußentwicklung unserer Zahlungsbilanz ist ja vor allem auf der Einfuhrseite der Reflex der Binnenkonjunktur —; aber wir müssen für künftige Möglichkeiten gerüstet sein.
    Die Bundesregierung wird die Frage, wie sich ein einzelnes Land ohne Verzicht auf Konvertibilität gegen stabilitätsgefährdende Einflüsse von außen schützen kann, mit großem Ernst und mit allem Nachdruck in den internationalen Gremien zur Diskussion stellen. So ist es damals in der Erklärung des Herrn Bundeskanzlers gesagt worden, und so ist es auch inzwischen bei einigen Gelegenheiten geschehen. Die Bundesregierung hält dabei eine internationale Stabilitätspolitik, d. h. eine internationale Koordinierung der Wirtschaftspolitik in Richtung auf einen „gehärteten" Devisenstandard, oder, wenn Sie wollen, in Richtung auf eine Stabilitätsgemeinschaft oder einen Hartwährungsblock für die beste Lösung.
    Wir sollten nicht verkennen, daß es auf diesem dornenvollen Feld einige Fortschritte gegeben hat. Das Stabilitätsziel hat in vielen Ländern eine höhere Einschätzung gewonnen als bisher; und die EWG-Finanz- und Wirtschaftsministerkonferenz in der vergangenen Woche in der schönen Stadt München hat deutlich gemacht, daß es auch in der aktuellen internationalen Diskussion um die Kernfrage geht: Expansion ohne Inflation.
    In Deutschland beträgt die Preissteigerungsrate nach den Zahlen vom März dieses Jahres für den Verbraucher gegenüber dem Vorjahresstand 2 % Wir rechnen damit, daß diese Preissteigerungsrate für den Jahresdurchschnitt 1967 sogar noch unterschritten wird. Der Preisanstieg in diesem Jahre 1967 wird mithin erheblich schwächer sein als im Jahre 1966, wo er 3,5 % betrug.
    Ich darf Ihnen aufzählen, was wir in mühevoller Klein- und Kärrnerarbeit innerhalb des Bundeswirtschaftsministeriums getan haben, um in diesen vier Monaten administrative Preiserhöhungen zu verhindern. Das ist ein kleiner Einblick, der zeigt, daß wir nicht nur Globalsteuerung machen, sondern uns auch mit den mikroökonomischen Einzelproblemen befassen und hier unaufhörlich versuchen, etwas zur Stabilität beizutragen. Die Beispiele werden manchen nicht sehr freuen; es sind Beispiele der Aktionen konkreter Art für Stabilität; sie werden sicherlich, wie mir einer meiner Staatssekretäre gesagt hat, in Bälde aus diesem Hause eine Fülle von zusätzlichen Anfragen hervorrufen.
    Zunächst der Bereich der gewerblichen Wirtschaft.
    Erstens. Das Bundeswirtschaftsministerium hat den Antrag der Vereinigten Thomasphosphatfabriken GmbH — das ist das Syndikat — auf Erhöhung der Höchstpreise für Thomasphosphat abgelehnt.
    Zweitens. Das Bundeswirtschaftsministerium lehnt den Antrag der Zündwaren-Monopolgesellschaft auf Erhöhung der Preise für Zündwaren ab.
    Drittens. Das Bundeswirtschaftsministerium — das sind alles Beispiele aus den letzten vier Monaten — hat für fünf stickstoffhaltige Düngemittel die Aufhebung der Preisvorschriften vorgesehen; für Kalkammonsalpeter wird in Übereinstimmung mit der Düngemittelindustrie eine Senkung des Höchstpreises vorgenommen.
    Viertens. Der Bundeswirtschaftsminister hat — dieses Beispiel wird einen Kollegen von der FDP nicht sehr freuen, aber er kennt das, er war dabei — Anträge bestimmter Zweige der Textilwirtschaft auf schärfere Reduzierung gewisser Einfuhren abgelehnt. Das Argument, daß es doch eigentlich nicht schön sei, wenn jede zweite deutsche Frau oder jedes zweite deutsche Mädchen einen ausländischen Pullover trage, hat den Bundeswirtschaftsminister nicht überzeugt. Er hat sich für eine liberalere Form der Einfuhrpolitik eingesetzt und sie im Sinne des Verbraucherschutzes erreicht.
    Nun Beispiele aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft.
    Erstens. Das Bundeswirtschaftsministerium hat sein Einvernehmen zur Einfuhrsperre für Masthühner verweigert und damit diese Maßnahme verhindert.
    Zweitens. Das Bundeswirtschaftsministerium hat mäßigend bei der Festsetzung des Rinderorientierungspreises eingewirkt.
    Drittens. Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine Begrenzung des Exportprämienbetrages für Magermilchpulver durchgesetzt.
    Viertens. Das Bundeswirtschaftsministerium lehnt den Antrag der Hefeindustrie auf Festsetzung von Mindestpreisen für Backhefe ab.
    Fünftens. Das Bundeswirtschaftsministerium hat — ich bitte um Verzeihung, daß ich alle diese kleinen Beispiele anführe, aber sie gehören zum Alltag — seine Zustimmung zur Einbeziehung von TapiokaWurzeln — das ist ein wichtiger Rohstoff für Futtermittel — in eine EWG-Marktordnung versagt.
    Ferner aus dem Bereich des Verkehrs:
    Erstens. Das Bundeswirtschaftsministerium hat einen Antrag auf Erhöhung der bahnamtlichen Rollgebühren abgelehnt.
    Zweitens. Bei verschiedenen Erhöhungsanträgen im gewerblichen Güterfernverkehr und in der gewerblichen Binnenschiffahrt hat das Bundeswirt-



    Bundesminister Dr. Schiller
    schaftsministerium sein Einvernehmen verweigert oder mäßigend auf die Antragsteller eingewirkt.
    Drittens. Eine schon länger von der Deutschen Bundesbahn beantragte Erhöhung der Kohlen- und Erztarife ist infolge der Bedenken des Bundeswirtschaftsministers nicht durchgeführt worden.
    Schließlich aus dem Bereich der Dienstleistungen, damit sie alle drankommen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die von der Versicherungswirtschaft beantragte Prämienerhöhung in der Kraftfahrtversicherung um zirka 15 % auf die Hälfte reduziert.
    Das sind alles Preise, bei denen wir durch die bestehenden Gesetze engagiert sind. Ich habe Ihnen diese Beispiele genannt, um Ihnen zu zeigen: so halten wir es mit der Stabilität in der Praxis!
    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat mit ihren Entscheidungen vom 19. Januar und 12. April neue Daten für einen Aufschwung nach Maß gesetzt. Damit sind neue Zeichen für ein baldiges Verlassen der Talsohle gegeben worden. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es jetzt, bald die Phase der Expansion in Stabilität zu erreichen, und zwar ohne den Unterschwung einer echten Rezession und ohne eine Wiederholung der Preis-Lohn-Preis-Schaukel. Wir sehen auch das als eine Gemeinschaftsaufgabe aller Verantwortlichen an.
    Wie Sie alle wissen, haben wir, wie es dem freiheitlichen Rechtsstaat und der mündigen Gesellschaft geziemt, die Verantwortung für diese Dinge auf viele Schultern gelegt. Autonomien gibt es viele in unserer Gesellschaft. Aber Autonomie heißt nicht Partikularismus oder Separatismus, sondern eigenverantwortliches Handeln in dem gemeinsamen Sachzwang der ökonomischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge.
    Die soziale Symmetrie, meine Damen und Herren, ist kein bloßes soziales Versprechen, kein soziales Termingeschäft, sondern die soziale Symmetrie ist auch der Ausdruck dafür, daß alle Autonomien letztlich gesamtwirtschaftlich gebunden sind. Ich könnte auch sagen, soziale Symmetrie ist der Grundsatz einer Politik, die der zweiten Phase der sozialen Marktwirtschaft entspricht. Wenn jemand gegen die soziale Symmetrie ist, dann möge er aufstehen und sagen, daß er damit das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft abkündige.
    Für das autonome, in der Sache aber gemeinsame Handeln aller Beteiligten haben die beiden Gutachten des Sachverständigenrates eine wichtige und willkommene Informationshilfe geleistet. Unabhängige und sachverständige Analysen sind heute eine unentbehrliche Voraussetzung für die Entfaltung jeglicher rationalen Wirtschaftspolitik. Die gegenwärtige intensive wirtschaftspoltische Diskussion in Deutschland und auch in weiten Teilen des westlichen Auslandes ist aber auch ein Indiz dafür, daß eben die Entscheidungen nicht mehr allein der Intuition oder dem vielzitierten Charisma der Politiker überlassen bleiben dürfen. Politik und insbesondere Wirtschafts- und Finanzpolitik ist heute eine Aufgabe, die eine Kombination von permanenter Information, detailliertem Sachverstand mit intellektueller Redlichkeit und der politischen Kraft zu klaren Entscheidungen fordert. Das brauchen wir, und diese Kombination streben wir an. Um vor dieser ständigen Herausforderung bestehen zu können, brauchen wir in der Politik die Hilfe der Sachverständigen.
    Das bringt natürlich auch in die moderne Wirtschafts- und Finanzpolitik neue Stilelemente. Zu diesem Stilwandel der modernen Wirtschafts- und Finanzpolitik habe ich in den letzten Tagen ein sehr interessantes Zitat gefunden, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Es lautet folgendermaßen — ich zitiere mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten —:
    Das
    — gemeint sind die neuen Stilelemente —
    äußert sich zunächst einmal in der Sprache, die sich zur Verständlichmachung .der Absichten plastischer Begriffe aus anderen Bereichen bedient. Dahinter 'steht das Streben geschulter Nationalökonomen, die Dynamik der ökonomischen Zusammenhänge geistig in einen festen Griff zu bekommen. Diese Denkrichtung der offiziellen Wirtschaftspolitik erfordert auch von den Vertretern wirtschaftspolitischer Interessen eine Anpassung und das unablässige Bemühen, in die theoretisch und geistig so geschlossen wirkende Vorstellungswelt auch die Dynamik der praktischen Wirtschaftserfahrung einzubringen.
    Das Zitat geht dann wie folgt weiter:
    Hier entsteht eine wichtige Aufgabe für die Verbände und ganz allgemein für das industrielle Unternehmertum, auf diesen neuen Stil der Sprache und der Methode einzugehen und mit ihm zu argumentieren.
    Ich kann dazu nur sagen: So sei es! Geschrieben steht das Zitat im neuen Jahresbericht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie auf Seite 23, Herr Menne!

    (Heiterkeit. — Hört! Hört! bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren! Ich darf Ihnen ein weiteres, sehr erfreuliches Zitat .aus der Unternehmerwelt geben. Der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels, Dr. Coenen, hat anläßlich der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft in Berlin am 21. April dieses Jahres folgendes gesagt ich darf wieder mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Die wirtschaftspolitischen Zielsetzungen der neuen Bundesregierung sind in der breiten Öffentlichkeit in den letzten Wochen und Monaten sehr eingehend erörtert worden. Sie werden durch die Schlagworte eines „Konjunkturaufschwungs nach Maß" sowie einer ,,kontrollierten Expansion" charakterisiert. Nüchtern betrachtet stellt sich dies als die Weiterentwicklung der bisherigen Ad-hoc-Konjunktur- und -Wachstumspolitik zu einer längerfristigen Wirtschafts- und Finanzpolitik dar. Dabei spielen die Mittel der modernen volkswirtschaft-



    Bundesminister Dr. Schiller
    lichen Globalsteuerung und der sogenannten Niveauplanung eine besondere Rolle.
    Es besteht kein Zweifel, — sagt Dr. Coenen —
    daß eine derartige Modernisierung der Wirtschaftspolitik in unseren Tagen nicht nur zwingend notwendig, sondern auch dem System der marktwirtschaftlichen Ordnung durchaus angepaßt ist. Die neuen wirtschaftspolitischen Vorstellungen der Bundesregierung können daher bei konsequenter Verwirklichung Anerkennung finden. Sie bieten die Voraussetzungen einer weitgehend störungsfreien wirtschaftlichen Entwicklung. Auf sie, auf diese Politik, ist jedwede zukunftsbezogene und erfolgversprechende Unternehmenspolitik angewiesen.
    So weit das Zitat von Dr. Coenen.

    (Hört Hört! bei der SPD.)

    Ich kann nur sagen: richten wir also .allesamt und alle miteinander im Geiste dieser beiden positiven Zitate unsere Blicke auf .die Realitäten der Gegenwart und Zukunft. Unsere Aufgabe besteht konjunkturpolitisch seit dem 1. Dezember in dreierlei: Aufklären, Überzeugen, Handeln.

    (Abg Dorn: Warum erst seit dem 1. Dezember?)

    — Nun, seitdem bin ich erst Bundeswirtschaftsminister.

    (Heiterkeit bei der SPD.)

    Dieses Hohe Haus hat uns in allen drei Angelegenheiten — es wird auch Sie [zur FDP] freuen, das zu hören — großzügig geholfen. Helfen Sie uns alle in Zukunft weiter bei diesen Anliegen, z. B. durch die baldige Verabschiedung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft. Mit dieser Ihrer Hilfe wird das Jahr 1967 trotz allem ein Jahr der konjunkturpolitischen Wende werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Karl Mommer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Haas.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christian Albrecht Haas


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren! Ich muß Sie zunächst einladen, von der großartigen Höhenwanderung, die Sie soeben mit Anspannung all ihrer Verstandeskräfte mitgemacht haben, herabzusteigen zu der kleinen, aber steinigen Fußwanderung, die ich Ihnen nur bieten kann.

    (Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Das haben wir erwartet! — Heiterkeit links.)

    Das Sachverständigengutachten fordert eine kontrollierte Expansion, die sowohl eine weitere Stabilisierung des Geldwertes als auch ein verstärktes Wirtschaftswachstum sichern soll. Um das und urn ein stabiles Kostenniveau zu erreichen, fordert das Gutachten eine Lohnpolitik mit Tariflohnerhöhungen im laufenden Jahr 1967 von durchschnittlich höchstens 4 %. Die Steuerung der nominellen Gesamtnachfrage wird als Mittel betrachtet, das eher
    im Dienste der Wachstumspolitik als der Stabilitätspolitik zu stehen hat.
    Auch im Titel des Gutachtens wird Wachstum vor Stabilität genannt, genauso wie die Bundesregierung in ihrer Regierungserklärung vom Dezember 1966 die beiden Begriffe in dieser Reihenfolge gebracht hat. Zur Zeit der Regierung Erhard, ein halbes Jahr früher, bei Vorlage des Regierungsentwurfs zum Stabilitätsgesetz — das heute noch nicht verabschiedet ist — war die Reihenfolge noch eindeutig „Stabilität und Wachstum". Daher ja auch der Name „Stabilitätsgesetz". Auch hier wird man sagen müssen: nomen est omen. Die Prioritäten sind also zwischenzeitlich sichtlich vertauscht worden. Wenn aber schon, wie die Sachverständigen glauben, ein Zielkonflikt zwischen Stabilität und Wachstum besteht, sind wir der Meinung, daß dann der Geldwertstabilität die Priorität zukommen muß. Die Geldwertstabilität ist langfristig die beste Basis zur Erreichung von Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstum. „Wachstum durch Stabilität" muß es wohl richtig heißen und nicht „Stabilität durch Wachstum".

    (Beifall bei der FDP.)

    Strebt man nämlich ein möglichst hohes Wachstum durch eine möglichst hohe expansive Nachfrageentwicklung an, wird man die Stabilität aller Voraussicht nach nicht erreichen. Nur in der umgekehrten Reihenfolge sind Stabilität und ein stetiges angemessenes Wachstum bei Vollbeschäftigung zu sichern. Dabei räumen wir ein, daß dieses angemessene Wachstum für die nächsten Monate, vielleicht noch für das ganze laufende Jahr 1967, bescheiden zu werden verspricht.
    Was die Investitionen der öffentlichen Hand anlangt, so sind die Injektionen des Eventualhaushalts nur in Raten und bürokratisch verlangsamt erfolgt. Das wurde sogar zugegeben. Die Entschuldigungen mit bürokratischen Hemmnissen können wir grundsätzlich nicht entgegennehmen. Denn die Spitze der Verwaltung ist dazu da, den Sand aus dem Getriebe der Bürokratie zu beseitigen. Was immerhin erstaunen muß, ist, daß diese Hemmnisse da waren. Meine Damen, meine Herren, es ist beachtlich, daß sich die Bundesbank von Anfang an bereit erklärt hatte, die 21/2 Milliarden DM Neuverschuldung durch mittelfristige Obligationen und Schatzanweisungen zu übernehmen. Was Wunder, wenn man bis heute noch keine belebenden Reaktionen feststellen kann!
    Noch weniger kann man sich wundern, daß beim privaten Unternehmer nicht sofort nach Bekanntgabe der Möglichkeit zu Sonderabschreibungen ein Investitions-Boom ausgebrochen ist. Schließlich investiert der private Unternehmer doch nur bei klaren Gewinnchancen. Bei der sorgfältigen Abwägung des Pro und des Kontra einer Investition ist die vom Gesetzgeber dekretierte Möglichkeit zu Sonderabschreibungen doch nur eine von vielen Überlegungen gewesen, die er zu berücksichtigen hat. Vergessen wir doch nicht, daß die Gewinnspannen auch in der, äußerlich gesehen, noch gut



    Dr. Haas
    florierenden Exportindustrie gegenüber dem Vorjahr sehr viel kleiner geworden sind! Der ausländische Besteller drückt heute den Preis. Er kann ihn drücken, weil er den Zwang des deutschen Unternehmers zum Exportieren kennt.
    Der Lohndruck hat zwar erheblich nachgelassen. Aber er muß gleichwohl erwähnt werden; denn auch er vermindert die Gewinnspanne. 2 % Lohnerhöhungen in einer Anzahl von Industriezweigen und eine Arbeitszeitverkürzung in denselben oder in anderen Zweigen, die einer Lohnerhöhung in etwa demselben Umfang, also von 2 %, gleichkommt, müssen immerhin beachtet werden.
    Damit sich ein Unternehmer eine Gewinnchance errechnet, muß er vor allem Vertrauen in die Volkswirtschaft haben. Allzuviel Gesundbeten, allzuviel Krankenhausatmosphäre und allzuviele Ärzte am „Krankenbett" schaden mehr, als sie nützen.

    (Abg. Dorn: Sehr wahr!)

    Oder glauben Sie etwa, Herr Wirtschaftsminister, daß die merkwürdige Rede Ihres Staatssekretärs kürzlich in Schweinfurt, in der er die Abwärtsbewegung in ,der deutschen Wirtschaft als einen „Sturzflug" bezeichnet hat, die psychologische Situation in der deutschen Unternehmerschaft gebessert hat?

    (Abg. Dorn: Hört! Hört!)

    Wenn Sie dreimal soviel Sonderabschreibungen gäben, wie Sie tatsächlich geben — das würde Ihnen der Herr Finanzminister niemals zugestehen —, hätten Sie noch nicht den Schaden beseitigt, der durch ein einziges unverantwortliches Wort dieser Art in der deutschen Wirtschaft entstanden ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Mehr denn je sind wir alle darauf angewiesen, daß der Unternehmer selbst genügend Vertrauen in die marktwirtschaftliche Ordnung setzt. Aber auch hier ist das Vertrauen eine zarte Pflanze. Ihre Zartheit setzt auch bei uns voraus, daß wir der Pflanze Zeit zum Wachsen geben. Wer nicht auf die selbstheilenden Kräfte in der deutschen Wirtschaft vertraut, der ist im Grunde kein Marktwirtschaftler, sondern ein wirklichkeitsfremder Theoretiker.

    (Abg. Dorn: Sehr richtig!)

    Es wäre ausreichend, Herr Wirtschaftsminister, wenn Sie der deutschen Wirtschaft nicht mehrmals täglich, sondern vielleicht nur einmal wöchentlich den Puls fühlten und Herz und Lunge abhorchten. Die laufende Bereicherung der deutschen Sprache, die wir seit Ihrem Amtsantritt in den wirtschaftspolitischen Disziplinen feststellen können und von der Sie uns auch heute wieder genügend Proben offeriert haben — konzertierte Aktion, soziale Symmetrie — —

    (Abg. Schulte: Das stimmt doch nicht! Das ist doch alles alt!)

    — Das haben Sie nicht gehört?

    (Abg Schulte: Nennen Sie uns eine neue Wortschöpfung von heute!)

    — Ich habe „konzertierte Aktion" mindestens zehnmal und „soziale Symmetrie" mindestens zweimal gehört.

    (Abg. Schwabe: Sie haben das falsche Konzept mitgebracht!)

    — Ich habe es soeben gehört und Sie haben ja auch wohl aufgepaßt! Es soll Ihnen von der Opposition sowieso nicht bestritten werden. Jeder drückt sich eben so aus, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und Ihnen, Herr Wirtschaftsminister, scheint er eben ein bißchen theoretisch gewachsen zu sein.

    (Zuruf von der SPD: Wie bei Ihnen!)

    Meine Damen und Herren, einen erheblichen logischen Bruch glauben wir in diesem Nachtragsgutachten feststellen zu können. In Ziffer 6 dieses Gutachtens heißt es:
    Die gegenwärtige Konjunkturlage ist durch eine besonders große Labilität im Verhalten nicht nur der Investoren, sondern auch der Konsumenten gekennzeichnet. Deshalb erscheint uns eine einigermaßen verläßliche Projektion über ein halbes Jahr hinaus nicht möglich. Selbst für das erste Halbjahr 1967 ist der Unsicherheitsbereich noch sehr groß. Für das zweite Halbjahr und damit für das ganze Jahr 1967 kann man eigentlich nur normative Prognosen aufstellen.
    Dennoch bringen uns diese fünf Sachverständigen drei Seiten weiter sehr konkrete Empfehlungen, drei Forderungen, die sie an die deutsche Regierung richten. Diese Forderungen lauten bekanntlich: 1. eine befristete lineare Senkung der Einkommen-und Körperschaftsteuer, 2. noch weitergehende Sonderabschreibungen, 3. die Vorbereitung und Vorlage eines weiteren Eventualhaushalts.
    Ich habe mich zunächst bemüht, die Haltung der Bundesregierung zu diesen Forderungen klar festzustellen. Ich muß sagen, daß ich damit nicht sehr weit gekommen bin. Während der Herr Bundeskanzler und offenbar auch der Herr Bundesfinanzminister die Meinung vertreten, daß die Vorlage eines neuen Eventualhaushalts in diesem Jahr, im Herbst oder im Spätherbst, völlig auszuscheiden hat, kommen offenbar aus Ihrem Hause und von Ihnen selbst, Herr Bundeswirtschaftsminister, andere Meldungen.
    Ich lese in der „Süddeutschen Zeitung" vom 13. April, daß rechtzeitig alle geeigneten Vorbereitungen, insbesondere in bezug auf Sachobjekte der Ressorts — es geht also sehr ins Detail —, mit einem solchen zweiten Eventualhaushalt getroffen werden müßten.

    (Zuruf von der SPD: Speziell das hat der Minister vorhin gesagt!)

    Es handle sich um eine Politik der Vorsorge. Der Kabinettsbeschluß bedeute nicht, daß man auf jeden Fall einen zweiten Investitions-Sonderhaushalt bilden werde. Wir müßten so weit sein, heißt es,



    Dr. Haas
    daß wir am Sommerausgang 1967 handeln könnten, wenn es sich dann als notwendig erweisen sollte.

    (Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Da brauchen Sie nicht in der „Süddeutschen Zeitung" zu suchen!)

    Das ist die Auffassung Ihres Ministers und seines Hauses.

    (Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Das ist doch hier vorgetragen worden.)

    — Fragen Sie doch bitte! Der Finanzminister ist nicht da, aber sein Staatssekretär. Fragen Sie ihn doch, ob er damit einiggeht. Wir gehen damit jedenfalls nicht einig.

    (Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Das wundert uns nicht! — Abg. Schulte: Sie waren auch in der Regierung, die zu dieser Misere beigetragen hat! — Weitere Zurufe.)

    Meine Fraktion hat sich hart gegen jede Steuererhöhung gewandt, und sie wird dies auch weiterhin tun. Ebensosehr wenden wir uns aber auch in der jetzigen finanzpolitischen Situation gegen eine Steuersenkung. Wir halten sie für schlechthin un-diskutabel. Sie wäre im übrigen noch nicht einmal praktikabel, denn eine solche Maßnahme müßte lange vorher geplant und von sorgfältig erarbeiteten Richtlinien und Tabellen begleitet sein. Das alles kann auch nicht von heute auf morgen in Kraft gesetzt werden. Das ist für jeden selbstverständlich, der nur ein bißchen die relative Schwerfälligkeit unserer Finanzbürokratie kennt. Daß ein zweiter Investitionshaushalt, noch dazu in diesem Jahre, eine weitere, schlechthin unerträgliche Volumenausweitung unseres Haushalts 1967 über 11 % hinaus bringen würde, muß ebenfalls beachtet werden. Es ist zumindest völlig unmöglich, solche Entschlüsse zu fassen, bevor die 2,5 Milliarden Investitionsgelder voll in die deutsche Wirtschaft injiziert und dort wirksam geworden sind. Solche Vorschläge bergen die Gefahr einer zu starken Ankurbelung unserer Volkswirtschaft in sich, sie müßten gefährlichste Konsequenzen bringen.
    Die seit Monaten andauernde schwierige Gratwanderung zwischen Deflation und Inflation haben wir verhältnismäßig gut hinter uns gebracht. Wir sind zu einer relativen Stabilisierung der Preise und zu Fortschritten in der Stabilisierung der Löhne gekommen. Schließlich ist auch das Geld erheblich billiger geworden. Das hat aber die deutsche Wirtschaft im wesentlichen allein geschafft, Herr Wirtschaftsminister.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    — Mit einiger Steuerungshilfe durch die Bundesbank und mit einigem guten Zureden an die Sozialpartner, — Verzeihung, ich habe mich altmodisch ausgedrückt; ich hätte sagen müssen: mit einer „konzertierten Aktion".
    Ihrer Theorie der quantitativen Festlegung fallender Inflationsraten, Herr Wirtschaftsminister, die Sie noch im letzten Jahr aufgestellt haben, hat es dazu jedenfalls nicht bedurft. Das wird auch in Zukunft so sein. Am Ende müßten wir ja jetzt, wo die
    Inflationsraten so gering geworden sind, ein bißchen künstlich in Inflation machen, damit wir Ihr Soll erfüllen.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Maßnahmen im Sinne der Forderungen der Sachverständigen im Sondergutachten würden alles gefährden. Sie würden eine Politik des leichten Geldes manifestieren und in der Inflation enden. Sprechen wir die Dinge doch offen aus. Niemand in diesem Saale will, daß der oben von mir erwähnte Gratwanderer auf die deflatorische Seite hinabfällt; aber mit einem für den Wanderer zunächst gefahrlosen Abstieg nach der inflatorischen Seite hin liebäugeln doch manche, eingestandenermaßen, uneingestandenermaßen. Ein bißchen Inflation, die man natürlich im Grif behalten müsse, sei für unsere Wirtschaft doch wohl nicht das Schlechteste, so heißt es. Das sei eben der weltweite Preis, den man für die Vollbeschäftigung zahlen müsse. Das erinnert an den „dosierten autoritären Staat", den manche als Fortentwicklung einer manchmal, zugegeben, funktionsschwachen oder funktionsuntüchtigen Demokratie haben wollten. Aber das deutsche Volk weiß wohl aus seiner jüngsten Vergangenheit, wieweit wir mit einer angeblich dosierten Änderung unserer Staats- oder Wirtschaftsform gekommen sind. Am Ende stand der totalitäre Staat und die totale Geldentwertung. Da wollen wir uns doch lieber an den alten, bewährten CDU-Grundsatz halten: Keine Experimente!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Alles zu seiner Zeit! — Weitere Zurufe.)

    — Alles zu seiner Zeit, sehr richtig.
    Herr Bundeswirtschaftsminister, Sie haben außerordentlich starke Kritik an dem Herrn Präsidenten der Deutschen Bundesbank geübt. Wir sind der Meinung, daß wir die Verleihung des Preises der Steuerzahler keiner Kritik unterziehen sollten. Wir gönnen ihm jedenfalls diesen Preis. Wir sind aber auch .der Meinung, daß keine große Achtung vor der Unabhängigkeit dieses Präsidenten bzw. seiner Institution, die ja gesetzlich verbürgt ist, aus Ihren Worten gesprochen hat. Am Ende ist ja eine Bundesbank nicht ein Dampfschiff, das einmal mit voller Kraft voraus und dann plötzlich wieder mit voller Kraft rückwärts zu fahren hätte. Schließlich ist die Hinaufsetzung der Diskontsätze im letzten Jahr, von einer Ausnahme abgesehen, in kleinen Raten erfolgt. Also wird wohl auch die Herabsetzung dieser Sätze in diesem Jahr in kleinen Raten zu erfolgen haben. Das kann nicht Wunder nehmen. Eine andere Art der Tempogestaltung der Diskontsatzänderung in der Deutschen Bundesbank ist wohl undenkbar, wenn wir, wie gesagt, die vorsichtige Diskontpolitik, die diese Bank machen muß, ins Auge fassen.
    Meine Damen, meine Herren, Wirtschaftspolitik einerseits, Finanz- und Haushaltspolitik andererseits erscheinen uns heute mehr denn je als die Einbanddecken ein und .desselben Buches, so eng sind ihre inneren Zusammenhänge. Unsere Haushaltslage ist — gestatten Sie mir ein starkes, nach unserer Meinung aber nicht übertriebenes Wort —



    Dr. Haas
    schlechthin verzweifelt. 1 Milliarde DM Fehlbetrag 1966, zirka 7 Milliarden DM zu erwartender Fehlbetrag 1967, von denen der Herr Bundesfinanzminister mehrfach gesprochen hat! Dabei sind die 2,3 Milliarden DM Offset-Zahlungen an die USA für 1967 ebensowenig inbegriffen wie das sicher zu erwartende Anwachsen der Bundeszuschüsse für die Sozialversicherungen. Aus der kürzlichen Veröffentlichung der Steuereingänge für den Monat März 1967 konnten Sie auch die Tatsache entnehmen, daß diese Steuereingänge im Schnitt bei den Bundessteuern um 5,4 % unter den Steuereingängen des März 1966 liegen. Sie haben weiter entnehmen können, daß die Differenz bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer sogar 51/2 % beträgt.
    Machen Sie es sich bitte auch nicht zu einfach mit Ihrem Glauben an die Abwicklung des Defizits 1967 durch die Bundesbank! Eine Zusage, das Defizit mit mittelfristigen Papieren zu finanzieren, ist von Herrn Blessing zunächst doch wohl nur bis zu einer Höhe von 41/2 Milliarden DM gegeben worden. Aber selbst wenn die Bundesbank noch weiterginge, 25 % der mittelfristigen Neuverschuldung stehen in den Jahren 1968 bis 1971 Jahr um Jahr als neuer Belastungsposten im Bundeshaushalt.
    Nun, ich habe mich weiterhin in der CDU und in der Koalition nach Stellungnahmen zu diesen Tatsachen umgesehen. Ich bin auch hier nicht zu einhelligen Meinungsäußerungen gekommen. Vor mir liegt ein Presseauszug aus ,der „Frankfurter Allgemeinen" vom 13. Februar 1967 mit der Überschrift: Sozialausschüsse protestieren.
    Die Sozialausschüsse der CDU/CSU haben sich am Wochenende gegen neue Einzelheiten der Kürzungen im Sozialhaushalt ausgesprochen. Nachdem Herr Bundesfinanzminister Strauß am Abend in Berlin schmerzhafte und einschneidende Maßnahmen im Bereich der Sozialpolitik angekündigt hatte, erklärte der Hauptgeschäftsführer Hoffmann in Königswinter, daß bereits anderhalb Milliarden DM in der Sozialpolitik gestrichen worden seien. Hoffmann meinte dazu, mit den Sparmaßnahmen werde ein nur schlecht verhüllter Angriff auf Prinzipien der Sozialpolitik verbunden.
    Ich las weiter, daß die Sozialausschüsse der CDU vom Geist antiquierter liberal-kapitalistischer Gesinnung gesprochen haben, der bekämpft werden müsse.
    Auf der anderen Seite hat sich der CDU-Wirtschaftstag klar für den Weiterbestand der marktwirtschaftlichen Ordnung ausgesprochen. Ich darf mit einigem Vergnügen und mit Genehmigung des Herrn Präsidenten aus dem Deutschland-UnionDienst der CDU vom 18. April 1967 aus einem vorzüglichen Aufsatz ides früheren Bundesfinanzministers Etzel folgendes zitieren:
    Der Haushaltsausgleich muß ,deshalb im wesentlichen durch Ausgabekürzungen herbeigeführt werden. Die Kürzung von Ausgaben stößt jedoch sehr bald an Grenzen. Ausgaben sind die finanziellen Konsequenzen einer bestimmten Politik. Man kann nicht die Ausgaben kürzen,
    ohne gleichzeitig die ihnen zugrunde liegende
    Politik zu ändern. Der bloße Aufschub von
    Ausgaben bringt keine dauerhafte Entlastung.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Sehr wahr und sehr richtig, und ich habe — —

    (Zuruf von der SPD: Schicken Sie das Herrn Dahlgrün!)

    — Ja, der Herr Dahlgrün — weil Sie ihn nennen — hat immerhin die weiß Gott nicht so verzweifelte Haushaltslage wie heute, aber die weiß Gott nicht schöne Haushaltslage .des Frühsommers 1965 in zwei Briefen vom 16. Juni und vom 20. August 1965, die an den Herrn Bundeskanzler, mit Durchschrift an jedes Kabinettsmitglied gerichtet waren, dagestellt.

    (Zurufe von der SPD.)

    Damals war man 14 Tage vor idem Nachhausegehen in die Ferien und in den Wahlkampf.

    (Zuruf von der SPD: Und dann?)

    — Dann stand man vor der Frage — um Ihnen auch das deutlich zu sagen, weil Sie den Namen Dahlgrün schon anführen —, an sich vernünftig angelegte Gesetzentwürfe mit noch tragbaren Ausgaben, die aber hier durch die Veränderungen in diesem Hause, nicht zuletzt durch Ihre Anträge, meine Herren, ins Ungemessene gesteigert worden sind,

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der SPD)

    entweder ganz zu vollziehen oder gar nicht zu vollziehen. Das war doch die Situation des Sommers 1965.

    (Zurufe von der SPD: Sie haben doch mitgestimmt! — Seit wann beschließt denn hier die Minderheit?)

    Das war die Situation, und deshalb hat die Bundesregierung von damals — —. Bitte sehr, Herr Möller.