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    Deutscher Bundestag 99. Sitzung Bonn, den 16. März 1967 Inhalt: Abg. Kern und Abg. Ernesti treten in den Bundestag ein 4529 A Erweiterung der Tagesordnung 4529 B Fragestunde (Drucksachen V/1537, V/1555) Frage des Abg. Fellermaier: Durch Abgabehinterziehungen bei der Ein- und Ausfuhr von Waren entstandener Schaden Grund, Staatssekretär 4530 A Fellermaier (SPD) 4530 C Dr. Rinderspacher (SPD) 4530 D Schulte (SPD) 4531 A Brück (Holz) (SPD) 4531 A Reichmann (FDP) 4531 B Moersch (FDP) 4531 C Frage des Abg. Fellermaier: Zahl 'der Bußgeld- und Strafverfahren wegen der Abgabehinterziehungen Grund, Staatssekretär 4531 D Fellermaier (SPD) 4532 A Reichmann (FDP) 4532 B Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) 4532 C Müller (Worms) (SPD) . . . . 4532 D Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . 4533 A Dr. Effertz (FDP) 4533 B Schulte (SPD) . . . . . . . . . 4533 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 4533 D Brück (Holz) (SPD) . . . . . . 4534 A Frage des Abg. Fellermaier: Notwendigkeit einer Überprüfung der Überwachungsrichtlinien Grund, Staatssekretär 4534 C Fellermaier (SPD) 4534 D Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) 4535 B Reichmann (FDP) 4535 B Fragen des Abg. Reichmann: Schiebungen beim Im- und Export von Futtermitteln bei Lindau Grund, Staatssekretär 4535 C Reichmann (FDP) 4536 A Fellermaier (SPD) 4536 C Frage des Abg. Marquardt: Deutsche Exportgeschäfte in Reis und Mais Höcherl, Bundesminister 4536 C Marquardt (SPD) 4536 D Frage des Abg. Marquardt: Dem Ansehen von Regierung und Bundestag durch solche Geschäfte entstehender Schaden Höcherl, Bundesminister 4537 A Marquardt (SPD) 4537 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 Frage des Abg. Marquardt: Einrichtung einer zentralen Überwachungsstelle der EWG und verbesserte Amtshilfe der EWG-Staaten im Falle strafbarer Handlungen Höcherl, Bundesminister 4537 C Marquardt (SPD) 4537 C Dr. Müller (München) (SPD) . . 4537 C Fellermaier (SPD) 4537 D Reichmann (FDP) 4538 A Schulte (SPD) 4538 B Fragen der Abg. Stooß, Josten und Wagner: Auswirkungen der Sturmschäden in den Wäldern auf die Holzwirtschaft Höcherl, Bundesminister 4539 A Berberich (CDU/CSU) 4539 B Josten (CDU/CSU) 4539 C Röhner (CDU/CSU) 4540 A Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 4540 B Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 4540 C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 454,1 A Dr. Müller (München) (SPD) . . 4541 B Fellermaier (SPD) 4541 C Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Gründe für die Einführung begrenzter Jagdzeiten für Schwarzwild und Wildkaninchen Höcherl, Bundesminister 4541 D Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD)* . . 4542 A Dr. Effertz (FDP) 4542 B Frage des Abg. Dr. Siemer: Abnehmende Zuführung von Fleisch aus Schlachtungen außerhalb öffentlicher Schlachthöfe Höcherl, Bundesminister 4542 B Dr. Siemer (CDU/CSU) 4542 C Frage des Abg. Dr. Siemer: Novellierung der Gesetzesvorlage als Folge der erhöhten Ausgleichsabgabe auf dem Fleischmarkt Höcherl, Bundesminister 4542 D Dr. Siemer (CDU/CSU) 4543 A Frage des Abg. Dr. Siemer: Stand der Untersuchung der Frischfleischversorgung durch die Versandschlachtereien Höcherl, Bundesminister 4543 C Dr. Siemer (CDU/CSU) 4543 C Frage des Abg. Dr. Effertz: Förderung 'der Traberzucht Höcherl, Bundesminister . . . . . 4543 D Dr. Effertz (FDP) . . . . . . . 4543 D Frage der Abg. Frau Freyh: Broschüren „Käse" und „Geflügel" des Bundesausschusses für volkswirtschaftliche Aufklärung Höcherl, Bundesminister . . . . . 4544 A Frau Freyh (SPD) . . . . . . . 4544 A Frau Stommel (CDU/CSU) . . . . 4544 C Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 4544 D Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen V/1400, zu V/1400) in Verbindung mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Festsetzung der Abschöpfungsbeträge gegenüber dritten Ländern für Schweine, Schweinefleisch und Schweinefleisch enthaltende Erzeugnisse für Einfuhren im zweiten Vierteljahr 1967 (Drucksachen V/1511, V/1550), mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine VerOrdnung des Rats über die zeitliche Verschiebung der Anwendung der durch die Verordnung Nr. 160/66/ EWG des Rats vom 27. Oktober 1966 eingeführten Handelsregelung und über die Aufhebung von Art. 2 der Verordnung Nr. 167/64/EWG des Rats vom 30. Oktober 1964 (Drucksachen V/1524, V/1551), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats zur Abänderung der Verordnung Nr. 14/64/EWG betr. die von dem Großherzogtum Luxemburg gewährte Beihilfe auf dem Rindfleischsektor (Drucksachen V/1523, V/1561), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über Maßnahmen auf dem Gebiet der Orientierungspreise für Rindfleisch für das Wirtschaftsjahr 1967/68 sowie den Entwurf einer Entschließung zu den Interventionspreisen für ausge- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 III wachsene Rinder für das Wirtschaftsjahr 1967/68 (Drucksachen V/1508, V/1560), mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die erste, während der dritten Stufe durchzuführende Senkung der Zollsätze zwischen den Mitgliedstaaten für bestimmte, in Anhang II des Vertrages aufgeführte Erzeugnisse (Drucksachen V/1509, V/1562), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Festsetzung der Höhe der Beihilfen für die private Lagerhaltung von Butter (Drucksachen V/1510, V/1566), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über Maßnahmen bei den Preisen für Milch und Milcherzeugnisse im Milchwirtschaftsjahr 1967/1968 und zur Änderung der Verordnung Nr. 215/66/ EWG (Drucksachen V/1403, V/1477), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des. Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Schweinefleisch (Drucksachen V/1280, V/1499), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Geflügelfleisch eine Verordnung des Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Eier (Drucksachen V/1352, V/1563), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über das Recht der Landwirte, die Angehörige eines Mitgliedstaates und in einem anderen Mitgliedstaat ansässig sind, auf Zugang zu den verschiedenen Arten von Beihilfen (Drucksachen V/1288, V/1529), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kornmission der EWG für eine Verordnung des Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide (Drucksachen V/1282, V/1530), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats betr. Übergangsmaßnahmen im Hinblick auf die Anwendung der gemeinsamen Preise für Getreide (Drucksachen V/1283, V/1533), mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Entscheidung des Rats betr. die von den Mitgliedstaaten im innergemeinschaftlichen Warenverkehr geforderten Formalitäten (Drucksachen V/1255, V/1534), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag betr. Rinderorientierungspreis 1967/68 (Abg. Wächter, Logemann, Sander, Ertl, Peters [Poppenbüll], Reichmann u. Gen.) (Drucksachen V/1197, V/1532) und mit Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes (Marktstrukturgesetz) (Drucksache V/1544) Bauknecht (CDU/CSU) 4546 C Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 4552 D Logemann (FDP) 4559 A Ehnes (CDU/CSU) 4566 D Marquardt (SPD) 4570 C Ertl (FDP) 4571 D Frehsee (SPD) 4577 D Berberich (CDU/CSU) 4582 B Reichmann (FDP) 4584 C Bewerunge (CDU/CSU) . . . . 4585 D Dr. Effertz (FDP) 4588 C Dr. Reinhard (CDU/CSU) . . . 4591 A Frau Griesinger (CDU/CSU) . . 4593 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 4597 B Frau Kalinke (CDU/CSU) . . 4598 C Dr. Mommer, Vizepräsident . . 4602 B Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) 4602 B Höcherl, Bundesminister 4603 B Frau Dr. Probst, Vizepräsident . 4614 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Verordnung über das Erbbaurecht (Abg. Dr. Stecker, Varelmann, Dr. Ritz, Diebäcker, Burgemeister u. Gen.) (Drucksache V/1337) — Erste Beratung — Dr. Stecker (CDU/CSU) 4612 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 4613 B IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des Personalgutachterausschuß-Gesetzes (Drucksache V/1473) — Erste Beratung — 4614 A Entwurf eines Gesetzes zur Ausführung der Verordnung Nr. 17 des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Drucksache V/1518) — Erste Beratung — . . . 4614 A Antrag betr. Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (FDP) (Drucksache V/1468) Moersch (FDP) . . . . . . . . 4614 B Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehemaligen Infanterie-Kaserne in Nürnberg-Schweinau (Drucksache V/1451) . . 4614 C Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über die von der Bundesregierung erlassenen Sechsundsiebzigste und Siebenundsiebzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/1388, V/1389, V/1466) 4614 C Schriftliche Berichte des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über die von der Bundesregierung beschlossenen Vierundneunzigste, Fünfundneunzigste, Achtundneunzigste, Einhundertste und Einhundertunderste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/1500, V/1547; V/1501, V/1548; V/1502, V/1549; V/1526, V/1552; V/1539, V/1553) 4614 D Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Vorschlag der Euratom-Kommission für eine Verordnung des Rats zur Änderung der Regelung der Bezüge und der sozialen Sicherheit der Atomanlagen-Bediensteten der Gemeinsamen Kernforschungsstelle, die in den Niederden dienstlich verwendet werden Drucksachen V/1522, V/1554) 4615 C Nächste Sitzung 4615 D Anlagen 4617 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 4529 99. Sitzung Bonn, den 16. März 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 4617 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach * 17. 3. Adams 17. 3. Dr. Aigner * 17. 3. Frau Albertz _ 10. 4. Dr. Apel * 17. 3. Arendt (Wattenscheid) * 17. 3. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 17. 3. Dr. Artzinger * 17. 3. Bading * 17. 3. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 31. 3. Bals 5. 4. Bazille 17. 3. Behrendt * 17. 3. Bergmann * 17. 3. Blumenfeld ** 16. 3. Borm 17. 3. Frau Brauksiepe 16. 3. Damm 5. 4. Deringer * 17. 3. Dichgans * 17. 3. Dr. Dittrich * 17. 3. Draeger 5. 4. Dröscher * 17. 3. Dr. Eckhardt 17. 3. Eisenmann 21.4. Frau Dr. Elsner * 17. 3. Faller * 17. 3. Felder 5. 4. Folger 16. 3. Dr. Furler * 17. 3. Frau Geisendörfer 17. 3. Genscher , 5. 4. Gerlach * 17. 3. Gscheidle 16. 3. Haage (München) 17. 3. Haar (Stuttgart) 17.3. Haase (Kellinghusen) 18. 3. Hahn (Bielefeld) *. 17. 3. Hansing 17. 3. Dr. Hellige 16. 3. Höhne 4. 4. Hösl ** 17. 3. Illerhaus * 17. 3. Iven 5. 4. Dr. Jaeger 4. 4. Jaschke 18. 4. Klinker * 17. 3. Kriedemann * 17. 3. Kulawig * 17. 3. Kurlbaum 17. 3. Frau Kurlbaum-Beyer 17. 3. Lemmer 31. 3. Lemmrich 17. 3. Lenz (Brüht) * 17. 3. Lenz (Trossingen) 23. 5. Leukert 17. 3. Lücker (München) * 17. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Marx (München) 17. 3. Mauk * 17. 3. Neemann 4. 4. Mengelkamp 20. 3. Merten * 17. 3. Metzger * 17. 3. Missbach 17. 3. Müller (Aachen-Land) * 17. 3. 011esch 5. 4. Peters (Poppenbüll) 21. 4. Petersen 5. 4. Frau Pitz-Savelsberg 18. 3. Richarts * 17. 3. Richter 5. 4. Riedel (Frankfurt) * 17. 3. Rommerskirchen 5. 4. Rösing 17. 3. Scheel 17. 3. Seifriz * 17. 3. Seuffert * 17. 3. Springorum * 17. 3. Dr. Starke (Franken) * 17. 3. Stein (Honrath) 17.3. Stooß 17. 3. Struve 31.3. Dr. Tamblé 17. 3. Unertl 17. 3. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell 31. 3. Dr. Wahl 17. 3. Wiefel 17. 3. Wischnewski 19. 3. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments *4 Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlage 2 Umdruck 136 Entschließungsantrag *) der Abgeordneten Dr. Müller-Hermann, Schmidhuber, Dr. Stecker und Genossen zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 — Drucksachen V/886, V/1432 —. Der Bundestag wolle beschließen: Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird die am 1. Mai 1960 für eine befristete Zeit eingeführte Heizölsteuer zum zweiten Male verlängert und außerdem die gesetzlich zum 1. Juni 1967 vorgesehene Halbierung der Steuersätze wieder beseitigt. Diese Maßnahme wird mit dem Hinweis auf die Situation im deutschen Steinkohlenbergbau begründet. Um den Willen der Bundesregierung zu unterstreichen, die Laufzeit der Heizölsteuer zu beschränken und aus ihr keine Fiskalsteuer werden zu lassen, wird diese ersucht, im Bericht über die Situation des Steinkohlenbergbaues 'im Zusammenhang mit den *) Siehe 98. Sitzung, Seite 4503 C 4618 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 Auswirkungen des Kohleverstromungsgesetzes, der dem Bundestag zum 1. Juli 1968 zu erstatten ist, die Frage zu prüfen, ob nicht eine Degression der Heizölsteuer auf 20 DM/t bei schwerem Heizöl zum 1. Januar 1960 geboten erscheint. Bonn, den 15. März 1967 Dr. Müller-Hermann Schmidhuber Dr. Stecker Bauer (Wasserburg) Dr. Besold Prinz von Bayern Franke (Osnabrück) Dr. Geißler Gierenstein Freiherr von und zu Guttenberg Dr. Häefele Dr. Kempler Krammig Krug Niederalt Dr. Pohle Röhner Schlager Schlee Dr. Schmid-Burgk Stücklen Wagner Wieninger Mertes angenommen in der 98. Plenarsitzung am 15. März 1967 Anlage 3 Umdruck 137 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. entsprechend dem Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 8. März 1967 — Drucksache V/1530 — alle Anstrengungen zu unternehmen, den gesamten Agrarmarkt so zu entwickeln, daß für alle Partner die gleichen Wettbewerbsbedingungen erreicht werden. Die den Mitgliedstaaten eingeräumten Ausnahmen und Sonderregelungen sollten Zug um Zug abgebaut werden; 2. sich darum zu bemühen, daß nun auch die Harmonisierung der übrigen Bereiche der Wirtschaftspolitik in der EWG beschleunigt wird, da der gemeinsame Agrarmarkt nur in einer harmonisierten Gesamtwirtschaft funktionsfähig sein kann. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 138 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/ 1400, zu V/1440 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag einen umfassenden Bericht über den Stand der Verwirklichung des gemeinsamen Mark- tes gemäß dem Gesetz zu den Verträgen vom 25. März 1957 zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Europäischen Atomgemeinschaft vorzulegen mit dem Inhalt: 1. Übersicht über alle, seit Bestehen des Römischen Vertrages über die EWG im Ministerrat gefaßten Beschlüsse zur Herstellung des gemeinsamen Agrarmarktes, aus der u. a. auch zu ersehen ist, a) inwieweit dadurch Gesetze der Bundesrepublik berührt werden, b) insbesondere die Kompetenzen der Legislative in bezug auf die von ihr verabschiedeten Gesetze, darunter besonders das noch gültige Landwirtschaftsgesetz, eingeengt werden. 2. Aufzählung aller Verordnungen, die sich aus den Ministerratsbeschlüssen ergeben haben. 3. Gegenüberstellung noch bestehender und neu geschaffener Wettbewerbsunterschiede der sechs Partnerländer. 4. Übersicht über die auf Grund der Ministerratsbeschlüsse entstandenen wirtschaftlichen Nachteile für die deutsche Landwirtschaft. 5. Überblick auf die jetzigen und künftigen finanziellen Verpflichtungen der Bundesrepublik aus dem gemeinsamen Agrarmarkt. 6. Überblick über den derzeitigen Stand der Integration in den verschiedenen Bereichen der Wirtschafts-, Sozial-, Verkehrspolitik und andere, soweit sie nach dem EWG-Vertrag harmonisiert werden müssen. 7. Überblick über Vor- und Nachteile, die sich aus dem bisherigen Stand der EWG-Politik für die deutsche Landwirtschaft und die übrige Wirtschaft ergeben. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 5 Umdruck 139 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, ihren Beschluß vom 15. März 1967 bezüglich eines Rinderorientierungspreises von DM 259,— noch einmal zu überprüfen und unter Berücksichtigung der objektiven Feststellungen des Ernährungsausschusses wie auch des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten so festzusetzen, daß die Relation von Milchpreis und Rinderorientierungspreis 1 : 7 beträgt. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 4619 Anlage 6 Umdruck 140 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, den Vorlagetermin für den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft in § 4 des Landwirtschaftsgesetzes vom 9. September 1955 auf den 1. 12. jeden Jahres vorzuziehen, damit dieses Dokument bei den Haushaltsberatungen ausgewertet werden kann. Bonn, ,den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 7 Umdruck 141 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksache V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. sich im Ministerrat in Brüssel dafür einzusetzen, daß der gemeinsame Getreidepreis im Vergleich zu den inzwischen gestiegenen Produktionskosten einer Revision unterzogen wird, zumal die Notwendigkeit einer erneuten Überprüfung bereits bei der Einigung auf den gemeinsamen Preis im Jahre 1964 von den Partnerländern vorgesehen war, 2. sich bei dieser Überprüfung dafür einzusetzen, daß der gemeinsame Futtergetreidepreis in einer angemessenen Relation zum Brotgetreidepreis angehoben wird. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 8 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Moersch (FDP) zu Punkt 30 der Tagesordnung. Die Bundestagsfraktion der Freien Demokraten unterbreitet Ihnen heute den Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Dieser Ausschuß soll die Aufgabe haben, die Umstände zu klären, die bei der Beschaffung des Schützenpanzers HS 30 in der öffentlichen Diskussion als undurchsichtig gelten. Vor fast genau zehn Jahren hat der damalige Bundesminister der Verteidigung einen Vertrag mit der Firma Hispano Suiza unterzeichnet. Die als Herstellerin von Waffen renommierte Schweizer Firma hat mit diesem Vertrag ihr Produktionsprogramm verbreitert; denn bis dato war die Firma nicht mit dem Bau von Schützenpanzerwagen befaßt gewesen. Schon diese Tatsache, nämlich die mangelnde Erfahrung der beauftragten Firma im Bau von Kampffahrzeugen ist bemerkenswert, wenngleich nicht unbedingt außergewöhnlich. Außergewöhnlich dagegen war das Vertrauen, das in die Leistungsfähigkeit einer partiell unerfahrenen Firma vom Bundesministerium der Verteidigung und von einer Mehrheit des Unterausschusses Beschaffungswesen im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages gesetzt wurde. Schließlich begann die Beschaffung selbst mit der Vorführung eines Holzmodelles auf dem Flughafen Hangelar bei Bonn. Der langfristige Vertrag wurde unterzeichnet, ehe Prototypen erprobt oder eine Null-Serie gebaut gewesen wäre. Vieles spricht dafür, daß diese außergewöhnliche Art der Beschaffung zu einem außergewöhnlichen Aufwand an öffentlichen Mitteln geführt hat. Sich über diesen Umstand Klarheit zu verschaffen ist eines der Motive, die unserem Antrag zugrunde liegen. Der Deutsche Bundestag und die gesamte Öffentlichkeit haben ein Recht auf genaue Kenntnis der Zusammenhänge bei einem derart großen finanziellen Engagement. Es solle dabei ohne Ansehen der Personen festgestellt werden, ob die kontrollierende Tätigkeit des Bundesrechnungshofes in dem notwendigen Umfang ausgeübt worden und zur Kenntnis genommen worden ist, oder ob es — wie in der Öffentlichkeit vermutet — Behinderungen des Bundesrechnungshofes gegeben hat. Falls es solche Behinderungen gab, muß geklärt werden, wer dafür verantwortlich ist. Ein anderer wichtiger Punkt, auf den sich die Untersuchungen erstrecken sollten, ist die Einschaltung oder Nichteinschaltung des ehemaligen Gesandten, späteren Botschafters in Bern, Dr. Friedrich Holzapfel, der vor seiner Übernahme in den diplomatischen Dienst als Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender der CDU hervorgetreten war. Wieweit sich die von Dr. Holzapfel in seinen Berichten an das Auswärtige Amt geäußerten Warnungen vor gewissen Geschäftspartnern auf die Beschaffung des HS 30 oder auf andere zeitlich früher liegende Waffenkäufe und Beschaffungsaufträge beziehen, ist erst in zweiter Linie von Belang. Aufgeklärt werden muß nach Meinung der Antragsteller, warum der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz in der von ihm behaupteten massiven Weise von Vorgesetzten aufgefordert worden ist, auch nach seiner Zurruhesetzung strengstes Stillschweigen zu bewahren und sich nicht um Hintergründe bei Beschaffungsaufträgen zu kümmern. Ein weiterer wesentlicher Komplex der beantragten Untersuchungen betrifft das Verhältnis Regierung — Parlament. Ein Vergleich regierungsamtlicher und persönlicher Erklärungen, die zu der Beschaffung des HS 30 und damit zusammenhängender Fragen in den vergangenen zehn Jahren abgegeben worden sind, läßt in einigen Fällen Widersprüche erkennen. Es wird notwendig sein, die Verfasser dieser Erklärungen und die Verantwortlichen für diese Erklärungen zu einer exakten Aufklärung dieser Widersprüchlichkeiten zu veranlassen. Der Bun- 4620 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 destag ist es sich selbst schuldig, dabei auf äußerster Korrektheit zu bestehen. Es mag sein, daß es in der ganzen Angelegenheit strafrechtliche Tatbestände gibt, sei es aktive oder passive Bestechung, sei es Begünstigung im Amt. Die Verfolgung solcher Straftaten, das möchte ich ausdrücklich betonen, gehört nicht zu den Aufgaben des Parlaments oder eines Untersuchungsausschusses. Hierfür sind die Justizbehörden zuständig, die ihrerseits — wenn ich recht unterrichtet bin — in der Sache HS 30 ermitteln. Solche Ermittlungen brauchen und sollten keine Rücksicht nehmen auf die Untersuchungen, die wir von einem Ausschuß des Bundestages wünschen. Sie sind unabhängig von dem, was das Parlament zu prüfen hat, wenn auch nicht ohne Bezug zu unserem Untersuchungsthema. Die Justiz hat sich um die Verletzung der Gesetze zu kümmern. Der Bundestag hat, wenn er Untersuchungen beginnt, eine andere Pflicht, eine, wenn Sie wollen, weiterreichende Aufgabe. Er muß deutlich machen, daß es neben den geschriebenen Gesetzen im demokratischen Rechtsstaat ungeschriebene, aber nichtsdestoweniger verbindliche Regeln gibt. Sonst läuft der demokratische Rechtsstaat Gefahr, zu einer Bananenrepublik herabzusinken, um mit Bernt Engelmann zu sprechen, der sich im „Deutschen Panorama" ebenso wie Peter Miska in der „Frankfurter Rundschau" und Rudolf Augstein 'im „Spiegel" des Themas HS 30 publizistisch angenommen hat. Es wäre unerträglich, wollten sich die Verantwortlichen in den Zweifelsfällen auf den formalen Standpunkt zurückziehen. Insofern war es — ich will mich vorsichtig ausdrücken — verwunderlich oder wenig klug, daß der damalige Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung in der Fragestunde des Deutschen Bundestages von sich aus, d. h. ohne direkten Zusammenhang mit der gestellten Frage, eine Art Rechtsauskunft glaubte geben zu müssen, in der er auf die Nichtstrafbarkeit von Spenden an Abgeordnete oder Parteien hinwies. Damit hat der Staatssekretär nicht nur dem Bundestag einen schlechten Dienst 'in der Öffentlichkeit erwiesen, sondern auch den gewiß unzutreffenden Eindruck erweckt, als seien Dreiecks-Koppelungsgeschäfte nicht nur legal, sondern möglicherweise auch selbstverständlich. Der Bundestag hat allen Anlaß, für eine Interpretation zu sorgen, die unmißverständlich klarmacht, daß weder direkte noch indirekte Koppelungsgeschäfte der Parteienfinanzierung dienen dürfen. Dabei wäre es auch nützlich, wenn andere Besonderheiten im Beschaffungswesen der öffentlichen Hand vom Bundestag geklärt werden könnten. Ich denke etwa an einen Umstand, der den meisten Staatsbürgern befremdlich erscheinen muß, wenngleich formal-juristisch keine Einwände zu erheben sind, den Umstand nämlich, daß Mitglieder dieses Hohen Hauses in Beschaffungsfragen als Kontrahenten ,der Bundesregierung auftreten oder aufgetreten sind, wenn es um die Regelung materieller Probleme, d. h. um Forderungen gegen die Bundesregierung aus Rüstungsgeschäften, geht. Ich weiß nicht, ob sich die Betroffenen darüber im klaren sind, daß bei Bekanntwerden solcher Zusammenhänge viele engagierte Demokraten zu Zweiflern an unserer Staatsform werden. Aus solchen und ähnlichen Gründen ist vor Jahren schon einmal über eine Ehrenordnung für dieses Hohe Haus diskutiert worden. Ich will bekennen, daß eine Kodifizierung des Ehrenhaften unter Umständen einem selbst ausgestellten Armutszeugnis des Bundestages gleichkäme, weil nun einmal ehrenhaftes Verhalten zu den Selbstverständlichkeiten eines Parlaments und eines Parlamentariers gehört. Um so dringlicher ist es, gerade durch einen Untersuchungsausschuß ganz exakt festzustellen, wer sich wo und wann inkorrekt verhalten hat. Nur die Feststellung des Einzeltatbestandes bewahrt ganze Institutionen, sei es die Regierung, sei es ein Ministerium, sei es das Parlament, vor allgemeinen Verdächtigungen. Wir sind es den vielen korrekten Beamten und Offizieren schuldig, daß wir aufklären, ob sich einzelne inkorrekt verhalten haben. Wir sind es dem Ansehen des Bundestages schuldig, daß wir die Untersuchungen mit einem Höchstmaß an Objektivität führen. Seit Jahren schon beschäftigen sich angesehene Journalisten immer wieder mit der Affäre Schützenpanzer HS 30. Schon einmal hat ein Untersuchungsausschuß dieses Hohen Hauses versucht, Zwielichtiges zu erhellen. Das ist leider damals nicht in dem notwendigen Umfang gelungen, so daß erneut Gerüchte und Verdächtigungen entstehen konnten. Vielleicht wäre es gut gewesen, der Bundestag hätte sich schon vor Jahren dieser Sache erneut und gründlich angenommen. Vielleicht wäre manchen Verdächtigungen auch der Boden entzogen gewesen, wenn nicht vor Jahren irgendein Pragmatiker den seltsamen Einfall gehabt hätte, Korruptionsfragen im Bundesministerium der Verteidigung zunächst durch ein hauseigenes und damit weisungsgebundenes Referat statt durch die unabhängigen Justizbehörden untersuchen zu lassen. Jetzt ist uns die Aufgabe gestellt, zu einem späten Zeitpunkt einen verwickelten Tatbestand erneut zu durchleuchten. Die Antragsteller machen sich keine Illusionen über die Möglichkeiten, die ein Untersuchungsausschuß für die Wahrheitsfindung hat. Dennoch glauben sie, daß es Pflicht des ganzen Hohen Hauses ist, das Mögliche zu versuchen und die Öffentlichkeit an den Kenntnissen teilhaben zu lassen, die durch ein Befragen der Beteiligten und der Wissenden gewonnen werden können. Ich lasse den Einwand nicht gelten, man ' liefere mit derartigen Erhebungen den Feinden der Demokratie kostenlos Munition gegen unseren Staat und betätige sich damit, um ein ministeriell beliebtes Wort zu gebrauchen, nicht staatserhaltend. Es ist an uns, zu zeigen, daß es nicht eine Schwäche der Demokratie ist, solche Affären öffentlich zu behandeln, sondern ihre Stärke. Je bereitwilliger alle Fraktionen und Mitglieder dieses Hohen Hauses mitarbeiten, desto besser für unseren Staat. Wir wollen die Verantwortlichkeit einzelner feststellen, damit künftig an den Institutionen kein Verdacht mehr haftet. Klarheit und Offenheit allein sind staatserhaltend, weil sie der Wahrheit dienen.
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    Rede von Dr. Burkhard Ritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich zum Ausklang dieser Debatte einige wenige Gedanken zu den gesamten Problemen der Ausbildung vor-
    tragen, wie sie in dem Titel 603 des Einzelplans 10 zusammengefaßt sind, vor allem im Hinblick auf die fachliche Weiterbildung, die Beratung und die berufliche Fortbildung der Landwirte. Ich tue es nicht nur, um noch schnell eine Rede loszuwerden, sondern weil ich meine, daß es sich bei dem Bereich der Ausbildung und Bildung um einen für die Existenzsicherung und Existenzerhaltung der Betriebe entscheidenden Bereich handelt. Ich bin Ihnen, sehr verehrter Herr Minister, sehr dankbar dafür, daß Sie gestern die Fragen der Ausbildung und Bildung in Ihr Schwerpunktprogramm mit hineingenommen haben.
    Es ist sicher nicht vermessen, zu behaupten, daß der Erkenntniszuwachs in Agrartechnik und Agrarwissenschaft in den letzten achtzig Jahren größer gewesen ist als in einem Jahrtausend zuvor. Allein diese Aussage unterstreicht schon, in welch hohem Maße die Anforderungen an die Berufsausbildung gerade auch im Bereich der Landwirtschaft gestiegen sind. Die ständige Verminderung der Arbeitskräfte und die damit verbundene Substitution durch den Faktor Kapital haben dazu geführt, daß zu den Anforderungen der Produktionstechnik die Bewältigung der betriebswirtschaftlichen Aufgaben hinzutrat. Das Ende der Zwangswirtschaft, das Ende der Autarkievorstellungen mit einer einseitigen produktionsfördernden Agrarpolitik stellte die Bauern vor eine völlig neue marktwirtschaftliche Aufgabe. Das Tempo zur Bewältigung dieser Aufgabe wurde und wird verschärft durch die Erfordernisse des Gemeinsamen Marktes. Das heißt, zur Aufgabe des Bauern, guter Produktionstechniker, guter Betriebswirt zu sein, tritt die kaufmännisch-unternehmerische Aufgabe hinzu. Mir will scheinen, daß im allgemeinen Bewußtsein unserer Bevölkerung die immensen geistigen Anforderungen, die an den modernen Landwirt gestellt werden, viel zu wenig gewürdigt werden. Deshalb glaube ich, daß es gut ist, daß auch zu diesem Punkt anläßlich dieser Debatte ein kurzes Wort gesagt wird.
    Wir dürfen angesichts dieser Anforderungen dankbar registrieren, daß wir in unseren Berufs-und Fachschulen ein gut funktionierendes Ausbildungssystem haben. Aber ich meine, daß es keine Minderbewertung dieser schulischen Einrichtungen bedeutet, wenn ich darüber hinaus die Meinung vertrete, daß sie allein zur Bewältigung der hier skizzierten Aufgaben nicht ausreichen. Durch die ständig neuen Entwicklungen in Agrartechnik, Betriebslehre, Marktforschung, Marktwirtschaft wird außerschulische Fortbildung und Weiterbildung zur zwingenden Notwendigkeit;
    Meine Damen und Herren, mit viel Idealismus hat sich nach dem Kriege durch kirchliche, berufsständische und auch gewerkschaftliche Initiative eine vielgestaltige ländliche Jugend- und Erwachsenenbildungsarbeit geformt. Ich darf hier nennen die Landjugendarbeit in ihren ländlichen Seminaren, die Landfrauenvereinigungen mit ihren Vortragsreihen, die berufliche Fortbildungsarbeit der Vereinigung ,der ehemaligen Landwirtschaftsschüler, die Bildungsarbeit der Gewerkschaft Gartenbau, Land-und Forstwirtschaft — Herr Kollege Frehsee hat



    Dr. Ritz
    dazu etwas gesagt — und nicht zuletzt die 53 ländlichen Heimvolkshochschulen oder Landvolkshochschulen mit ihren Internatslehrgängen von sechs Wochen bis vier Monaten Dauer. Daß es in den letzten 15 Jahren — das wage ich hier zu behaupten — trotz aller Anpassungsschwierigkeiten möglich war, Produktion und Produktivität in der Landwirtschaft in einer Weise zu steigern, die auch dem Nichtfachmann Bewunderung abnötigen muß, ist sicher nicht zuletzt auch auf die Arbeit der hier skizzierten Institutionen zurückzuführen.
    Wir dürfen dankbar dafür sein, daß vor allem die junge Generation des Landes, unsere jungen Bäuerinnen, unsere jungen Bauern, trotz arbeitsmäßiger Belastung auf ihren Höfen von den vielfältigen Angeboten zur Vertiefung der Allgemeinbildung und der beruflichen Fortbildung Gebrauch macht, nicht selten unter großen persönlichen und materiellen Opfern.
    Diese Tatsache wird dadurch unterstrichen — um nur einige wenige Zahlen zu nennen —, daß etwa in der Zeit von April 1965 bis Mai 1966 mehr als 30 000 hauptberuflich in der Landwirtschaft tätige junge Bäuerinnen und Bauern die längerfristigen Lehrgänge der Heimvolkshochschulen besucht haben. Im gleichen Zeitraum — damit wird die Arbeit dieser Schulen über ihren engeren Bereich hinaus sichtbar — haben die 172 hauptamtlichen Lehrkräfte, von denen ja 67 aus Ihrem Hause, Herr Minister, als landwirtschaftliche Fachkräfte bezuschußt werden, in 2118 Vorträgen außerhalb der Schulen über 100 000 ländlich-bäuerliche Zuhörer ansprechen können. Meine Damen und Herren, diese außerschulischen Formen der Weiterbildung und Fortbildung sind aus der gesamten Bildungsarbeit für das Land und die Landwirtschaft einfach nicht mehr wegzudenken. Der bestmögliche Bildungs- und Ausbildungsstand ist heute eine absolute Notwendigkeit, und er ist sicher auch für die Zukunft neben allen unmittelbar agrarpolitischen Aufgaben einer der sichersten Garanten für die Bewältigung der Schwierigkeiten, die ,die Landwirtschaft auch in Zukunft noch zu meistern haben wird.
    In diesem Zusammenhang und auch im Hinblick auf Ihre diesbezüglichen, sehr bemerkenswerten Ausführungen, Herr Minister, darf ich sicher annehmen, daß das Referat Ausbildung in Ihrem Haus, das bisher so erfolgreich gearbeitet hat, in seiner Wirkmöglichkeit gestärkt wird.
    Wenn die Leistung der freien Jugend- und Erwachsenenbildung gerade im Bereich der ländlichen und landwirtschaftlichen Bevölkerung für die Zukunft gesichert werden soll und gesichert bleiben soll, dann wird es auch in Zukunft der Förderung durch den Bund bedürfen. Ich darf auch hier an das anknüpfen, was der Kollege Frehsee im Hinblick auf die Fachausbildung der landwirtschaftlichen Fachkräfte gesagt hat. Man wird trotz aller Überlegungen zur Finanzreform diesen Bereich der außerschulischen Bildungsarbeit auch in Zukunft vom Bund her weiter fördern müssen, wenn über alle Länder hinweg eine bestmögliche Förderung der hier vorhandenen Möglichkeiten gegeben sein soll.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Minister, Sie und Ihre verehrten Vorgänger haben in den letzten Jahren sehr viel Gutes in diesem Bereich geleistet. Dafür gebührt Ihrem Hause Dank. Aber ich meine, aus diesem Dank sollte die Verpflichtung erwachsen, auch in Zukunft trotz schwieriger Haushaltslage alles zu tun, um die Voraussetzung für eine bestmögliche geistige Ausrüstung unserer ländlich-bäuerlichen Bevölkerung zu schaffen.

    (Allgemeiner Beifall.)



Rede von Dr. Karl Mommer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Kalinke.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Margot Kalinke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Herren und Damen! Mein Kollege Frehsee hat mich so liebenswürdig erwartet. Er soll nicht enttäuscht werden mit einer Antwort auf den Disput, den wir schon beim letzten Grünen Bericht hier miteinander geführt haben.
    Lassen Sie mich vorweg zu den vielen ausgezeichneten Beiträgen, die heute in diesem Hause geleistet worden sind, sagen: Selbstverständlich besteht Übereinstimmung darüber, daß der Strukturwandel des Landes auch einen Strukturwandel der Sozialpolitik zur Folge hat und daß tiefgreifende Umschichtungen in allen Bereichen Probleme geschaffen haben, die nicht nur in der Knappschaft oder bei der Stahlindustrie, sondern selbstverständlich jetzt und heute bei der Landwirtschaft und vielleicht morgen im Bereich der Energiewirtschaft nicht allein mit sozialpolitischen Mitteln bewältigt werden können.
    Trotzdem muß ich gleich zu Beginn unserem liebenswürdigen Kollegen Frehsee sagen, daß es wohl nur eine unglückliche Formulierung war, wenn er erklärt hat, die Zeiten, in denen in der Landwirtschaft alles Soziale tabu war, seien vorüber. Ich hoffe, wir stimmen darin überein, daß in der Landwirtschaft wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft ein starkes Gefühl, ein ausgeprägtes Verständnis für notwendige soziale Sicherung und soziales Verhalten und natürlich auch ein Bekenntnis dazu vorhanden ist. Dazu selbstverständlich ein Bekenntnis der Landwirtschaft zur Verantwortung für die soziale Sicherung der bäuerlichen Familien.

    (Zuruf des Abg. Frehsee. — Zustimmung in der Mitte.)

    Daß das in der Landwirtschaft der Fall ist, beweist die Vielzahl von bäuerlichen Vorsorgeeinrichtungen, das beweist ebenso die Vielzahl der bäuerlichen Selbsthilfeeinrichtungen, das beweist die Mitarbeit der Landwirtschaft in den Selbstverwaltungsorganen der Landkrankenkassen und der bäuerlichen Privatversicherungseinrichtungen, die sich schließlich Landwirte für die Landwirtschaft und ihre Angehörigen geschaffen haben. Es ist nützlich, der letzten Debatte diese Feststellung hinzuzufügen.
    Als wir in der Vergangenheit über die Fragen der Landwirtschaft, der sozialen Sicherung und das, was als „sozial sein wollen" im Sozialplan der SPD gemeint wird, diskutierten, wußten wir noch nicht, was wir dank der Initiative des Bundesministers heute an Untersuchungsergebnissen vorliegen



    Frau Kalinke
    haben würden. Sie haben damals immer nur über etwas gesprochen, was auch heute noch nicht ganz fertig und ausgewertet ist, nämlich die Untersuchungsergebnisse der Agrarsozialen Gesellschaft. Ich möchte dem Herrn Minister und seinem Hause auch dafür danken, daß wir auch von der Forschungsgesellschaft für Agrarpolitik und Agrarsoziologie zur Frage der sozialen Sicherung der landwirtschaftlichen Familien in der Bundesrepublik eine empirische Untersuchung haben, die die interessanten Tatbestände und zugleich ihre Entwicklung zeigt; die nachweist, wie sich die Probleme von 1959/60 bis 1964/65 verändert haben.
    Was da deutlich wird, ist folgendes: die Frage nach den Verhaltensweisen, nach der vorhandenen Risikobereitschaft und nach der selbstverantwortlichen Entscheidung für soziale Sicherheit ist im bäuerlichen Bereich keineswegs schlechter entwikkelt als in anderen Bereichen der mittelständischen Wirtschaft. Das muß sehr ausdrücklich aufgrund dieser Untersuchungen festgestellt werden. Daß das Bedürfnis nach sozialer Sicherung vorhanden ist und heute in weiten Bereichen der Selbständigen angesichts der so perfekt entwickelten sozialen Sicherung der Arbeitnehmer immer deutlicher zum Ausdruck kommt, das hat der letzte Grüne Bericht genauso gezeigt wie der heutige und wie die Berichte der Sozialenquete. Daß dieses Bedürfnis vorhanden ist, dürfte unumstritten sein. Ohne Zweifel ist aber das Bedürfnis im bäuerlichen Betrieb, allgemein im Haushalt des Selbständigen in der Wirtschaft wie überhaupt des selbständigen Unternehmers, ein völlig anderes als das der Arbeitnehmer und dazu so unterschiedlich wie die Sozialstruktur in deutschen Landen. Mit der fortschreitenden Rationalisierung, der fortschreitenden Initiative und mit der Zunahme der Leistungskraft der einzelnen Haushalte und Familienbetriebe hat auch dieser Unterschied zugenommen.
    In der erwähnten Studie wird erfreulicherweise festgestellt, daß es nicht etwa so ist, daß die landwirtschaftliche Bevölkerung hinsichtlich der selbstverantwortlichen Vorsorgemaßnahmen nun alles versäumt hätte und nur das Eingreifen des Staates mit einer staatlichen Zwangseinrichtung das Problem noch lösen könnte.
    Mein Kollege Frehsee hat mich auf eine Veröffentlichung im „Deutschen Arzt" aufmerksam gemacht. Dort wird ihm bescheinigt — was ich gern bestätige —, daß er mit Klugheit und Sympathie, aber hartnäckig immer wieder den Sozialplan seiner Partei verteidigt, genauso wie ich mit gleicher Hartnäckigkeit gegen diesen Sozialplan, oder — besser gesagt: ernsthaft — zu diesem Sozialplan Stellung nehmen will. Weil mir in diesem Bericht unterstellt wurde, ich hätte mich bei der letzten Debatte mit dem Kollegen Frehsee ins Protokoll geflüchtet, muß ich zur Klärung der Wahrheit sagen, daß ich bei dem gleichen Andrang und dem großen Interesse, zu sozialpolitischen Problemen der Landwirtschaft zu sprechen — das ist sicher als ein positives Ergebnis zu werten — auch als Sozialpolitikerin meinte, zu dieser wichtigen sozialpolitischen Frage etwas sagen zu müssen, daß ich aber
    in der letzten Sitzung bekanntlich von mittags um 2 Uhr bis abends um 9 Uhr gewartet habe, um hier zu Wort zu kommen. Das aber nur zur Erklärung für die uns beide so verwundernde Veröffentlichung im Organ der „Deutsche Arzt".
    Zu dem Thema dieser Veröffentlichung ist dies zu sagen, Herr Kollege Frehsee: Es ist in der Tat so, daß die Frage der Zwangs-Krankenversicherung der Landwirtschaft, wie sie auch gestaltet werden möge, von entscheidender Bedeutung für die ärztliche Versorgung auf dem Lande ist. Es bedarf nicht nur der Mahnung der Landärzte, sondern wir haben das erschreckende Beispiel der österreichischen Entwicklung vor Augen, wo die Versorgung mit Landärzten noch schlechter geworden ist, seitdem man dort eine Zwangsversicherung für Bauern eingeführt hat. Die Auswirkungen dort sind Ihnen bekannt. Es ist auch kein Zweifel, daß der „Deutsche Arzt" mit seinen Ausführungen recht hat, daß man nicht schlechthin davon sprechen kann, die bisherigen Untersuchungsergebnisse rechtfertigten die Behauptungen, ein genereller Zwang sei notwendig und das Problem sei nur noch durch Versicherungszwang zu lösen. Es muß hier festgestellt werden: Bei den überaus differenzierten Einkommens- und Strukturverhältnissen in der Landwirtschaft ist die Situation nicht ohne weiteres vergleichbar mit der der Landarbeiter oder der Industriearbeiter. Deshalb, Kollege Frehsee, kann die Behauptung nicht unwidersprochen hingenommen werden, daß das Problem der Landflucht der Ärzte mit dieser Frage hier nicht einen sehr ursächlichen Zusammenhang habe.
    Es darf auch nicht unwidersprochen stehenbleiben, daß der Vergleich und die Auswertung des Erhebungsmaterials nun in allen Punkten so stichhaltig und so überzeugungsfähig sei, wie das hier und auch in der öffentlichen Diskussion manchmal dargestellt wird. Selbstverständlich wird eine große Anzahl von Landwirten, wenn Sie sie fragen: wollt ihr eine kostenlose Versicherung oder wollt ihr, daß 60 0/0 der Staat bezahlt, sagen: natürlich wollen wir das. Ich möchte den Berufsstand hören, der das nicht wollte. Auch die Arbeitnehmer bestehen ja auf dem staatlichen oder auf dem Arbeitgeberzuschuß. Selbstverständlich sind solche Beispiele Anlaß zu manchen Überlegungen bei den Selbständigen. Ich glaube aber, daß bei einer redlichen Diskussion, bei Kostenklarheit und Kostenwahrheit die Entscheidungen unserer Landwirtschaft, und zwar des kleinen Prozentsatzes von kaum 13%, der nicht versichert ist — ich gehe noch auf ihn ein —, wahrscheinlich anders ausfallen würden als eine Abstimmung, die dann folgt, wenn man nach bewährtem Muster fragt: Wollt ihr das, wenn ihr es umsonst bekommt oder wenn ihr wenigstens die Hälfte davon bezahlt bekommt und eine Grundsicherung bekommt? Übrigens hat niemand bisher gesagt, wie diese Grundsicherung aussehen, wie der Inhalt dieses Leistungskatalogs sein soll und was sie wirklich kostet.
    Ich glaube, daß die soziale Sicherheit der Familien in der Landwirtschaft weitgehend abhängig ist von der Funktionsfähigkeit des landwirtschaftlichen



    Frau Kalinke
    Betriebes, und daß deshalb alle Aktivitäten, die die Regierung und die Sie, meine Herren und Damen Kollegen, entwickeln können, darauf ausgerichtet sein sollten, diese Leistungsfähigkeit der bäuerlichen Familien durch Strukturmaßnahmen zu stärken und ihnen damit Chancen zur selbstverantwortlichen Entscheidung zu geben.
    Die aufgezeigten eigenen Vorsorgemaßnahmen der Landbevölkerung rechtfertigen jedenfalls nicht die Schlußfolgerungen, die die Agrarsoziale Gesellschaft und die Sie, sehr verehrter Herr Kollege, daraus gezogen haben. Die Agrarsoziale Gesellschaft wie auch jede andere Gesellschaft, die einen wissenschaftlichen Untersuchungsauftrag bekommt, hat im übrigen nach meiner Auffassung eigentlich keine Schlußfolgerungen zu ziehen. Das hätte die Regierung oder das Parlament zu tun. Aber das sei nur nebenher gesagt.
    In diesem Zusammenhang möchte ich die Problemstellung, die hier diskutiert und angedeutet worden ist, doch noch einmal darlegen. Es geht natürlich darum, daß es für viele Menschen, wenn Fragebogen verteilt werden, sehr schwer ist, diese Fragebogen richtig auszufüllen. Ich weiß aus einer langen ehrenamtlichen und berufsamtlichen Erfahrung, daß es für viele Versicherte sehr schwer ist, zwischen der freiwilligen Weiterversicherung in der Sozialversicherung, der Versicherungsberechtigung in der Sozialversicherung oder dem privaten Versicherungsschutz zu unterscheiden. Viele meinen heute immer noch, daß eine Angestelltenersatzkasse oder die Weiterversicherung in eine Landkrankenkasse etwa eine Privatversicherung sei. Es muß also darauf hingewiesen werden, daß die Aussagefähigkeit von noch so gescheit ausgeklügelten Fragebogen immer nur dann überzeugend wäre, wenn ganz bestimmte Dinge — wie z. B. der Beitrag der geleistet wird — nicht in Durchschnittszahlen genannt werden. Ich bin mit meinem Kollegen Berberich darin in voller Übereinstimmung, daß wir diese Dinge erst sehr gründlich prüfen und untersuchen müssen, ehe wir solche Behauptungen aufstellen. Hier sollten alle Interessierten von allen Seiten dazu beitragen, daß angesichts der desillusionierenden Wirkung der Finanznot aller öffentlichen Haushalte und natürlich vor allem unseres Bundeshaushalts sehr nüchtern gerechnet wird. Die Berechnung kann dann unterstützt werden durch die Tatsache, daß die bisherigen Ergebnisse — übrigens beide Untersuchungsergebnisse — übereinstimmend beweisen, daß rund 90% der bäuerlichen Bevölkerung gegen Krankheit versichert sind.
    Wir haben eine Reihe von Zahlen, aus denen man ganz deutlich sehen kann, daß die ersten Behauptungen der Agrarsozialen Gesellschaft, auf die Sie sich, sehr geehrter Herr Kollege Frehsee, bezogen haben, von der Agrarsozialen Gesellschaft in ihrem neuen ersten Teil der Untersuchungen selbst widerlegt worden sind. Damals sagte nämlich die Gesellschaft, die bäuerlichen Familien und ein Großteil der selbständigen Landwirte seien nicht versichert und sie bedürften dieses Versicherungsschutzes. Heute wissen wir von der Agrarsozialen Gesellschaft, daß 25,2% pflichtversichert sind. Das sind also Bauern, die selbst noch als Arbeitnehmer tätig sind. Wir wissen, daß 28,2% — nach einer anderen Untersuchung sogar über 30% — privatversichert sind. Wir wissen, daß 33,6% freiwillig in Orts- und Landkrankenkassen versichert sind. Wenn man nun — ich will nur sagen, wie fragwürdig so eine Auswertung sein kann —z. B. sagt, die absolute Mehrheit habe sich für die Sozialversicherung entschieden, so stimmt das schon deshalb nicht, weil die Pflichtversicherten sich ja gar nicht entscheiden können. Sie sind ja durch Zwang in der gebotenen Form der Ortskrankenkasse oder der Landkrankenkasse versichert.
    Was aber nicht zum Ausdruck kam und gesagt werden muß, ist, daß schon nach heutigem Recht —und darauf hat unser Kollege Berberich in vielen Diskussionen immer wieder hingewiesen — unter Umständen von Besitzern kleinbäuerlicher Betriebe nicht in dem ausreichenden Maße von der Versicherungsberechtigung in der gesetzlichen Krankenversicherung Gebrauch gemacht worden ist, wie es möglich gewesen wäre. Ein Notstand kann nach meiner Kenntnis und Auswertung der Dinge ja nur bei den Beziehern von Altershilferenten vorhanden sein, die überhaupt keine Versicherung haben. Bei denen müssen wir nach neuen Wegen suchen, um ihnen einen Versicherungsschutz zu geben. Von diesen Beziehern der Altersrenten ist aber mindestens die Hälfte wiederum im Besitz des vollwertigen Schutzes der Krankenversicherung der Rentner, weil sie ja nicht nur die Altershilfe, sondern noch eine kleine Rente aus der Invalidenversicherung beziehen und damit in die Krankenversicherung der Rentner einbezogen sind.
    Dann zu der so kühn aufgestellten weiteren Behauptung, daß der Versicherungsschutz von 30 % der privatversicherten landwirtschaftlichen Unternehmen völlig unzureichend sei. Es wird da der unzutreffende Begriff der Unterversicherung, der gar nicht in die Personenversicherung gehört, deshalb genannt, weil nach vielen Angaben über Zusatz- und Teilversicherungen die Beiträge verhältnismäßig gering sind.
    Nun, Herr Kollege Frehsee, es wird Sie sicher interessieren — und ich bemühe mich, das Problem so sachlich und objektiv wie möglich zu untersuchen, denn nur ,das hilft uns weiter —, daß eine große Anzahl von höchsten Beamten genau wie von wenig verdienenden Angestellten und Beamten sehr niedrig versichert ist, und zwar deshalb, weil sie aus Gründen des Anspruchs auf Beihilfen eben einen billigen Tarif wählen. Wahrscheinlich haben die Bauern, die einen billigen Tarif wählen und nach Ihrer Auffassung nicht das Notwendige für ihre Familie getan haben, doch Ausreichendes getan, denn nirgendwo ist bisher aus den Unterlagen der Versicherungen festzustellen, ob nicht die 13 % ohne Versicherungsschutz — in meinem Land, in Niedersachsen, das ja auch Ihr Land ist, könnte das durchaus möglich sein; ich rechne auch einige Altershilfeempfänger hinzu — zu jenen Leuten gehören, die behaupten: das brauchen wir nicht. Wenn bei uns dieser Fall eintritt, dann haben wir — wir sind ja Steuerzahler — die Möglichkeit, das über die



    Frau Kalinke
    Steuer abzusetzen. Es wäre also sehr interessant festzustellen, aus welchen Leuten denn dieser Kreis der 13% Nichtversicherten besteht. Bevor wir das nicht genau wissen, nehme ich Ihnen nicht ab, daß das eine Gruppe armer und notleidender Bauern ist. Ich möchte vielmehr annehmen, daß diese Gruppe noch aufzuteilen ist in wohlhabende selbstverantwortlich Handelnde, solche, die grundsätzlich gegen Versicherungsschutz sind, und solche Altershilfeempfänger, über die wir uns — wie ich oft in Wort und Schrift gesagt habe — Gedanken machen müssen, besonders darüber, wie wir sie bei der Fortentwicklung der Altershilfe in der Landwirtschaft oder bei der Reform der Krankenversicherung der Rentner mit einbeziehen. In jedem. Fall werden wir Sozialpolitiker genug Anlaß haben, dieses Thema noch sehr genau zu untersuchen.
    In .gar keinem Fall aber sollten wir uns das Leitbild des jungen Bauern und des Bauern von morgen anders vorstellen als es ist. Ich glaube, Sie alle stimmen mir zu, wenn ich sage, daß die jungen Bauern in überwiegender Zahl selbstverantwortlich handeln, daß sie von den Möglichkeiten, die ihnen die Sozialversicherung und die Privatversicherung — unser Versicherungsschutz in Deutschland besteht eben aus diesen beiden Möglichkeiten — bieten, im ausreichenden Maße auch für ihre Familien Gebrauch gemacht haben. Das läßt doch hoffen, daß die jungen Bauern als selbständige Unternehmer unternehmerisch zu denken lernen — das ist doch auch der Sinn alles dessen, was eben auch mein Kollege Ritz gesagt hat — und damit auch selbstverantwortlich zu handeln wissen. Das scheint viel überzeugender als der Ruf nach immer mehr staatlichem Zwang.

    (Abg. Frehsee: Die Pflichtversicherung macht sie selbständiger, unabhängiger und freier!)

    — Aber nein! Noch habe ich niemand gesehen, der pflichtversichert in einer RVO-Kasse war und der deshalb selbständiger, risikobereiter und unabhängiger geworden wäre. Die Unabhängigkeit und die Risikobereitschaft hängen mit einer Zahl weiterer Tatbestände zusammen, mit Eigentum, das wir nicht nur schaffen, sondern auch erhalten wollen, so zum Beispiel mit den Chancen zum Sparen, wobei wir ja hoffentlich übereinstimmen, daß wir sie beibehalten, ja, noch verstärken wollen. Wenn also die Risikobereitschaft junger Menschen auch in der Landwirtschaft zunähme, wenn also nicht so viele abwanderten, sondern sich entschieden, wieder das Risiko als Selbständige zu tragen, dann wäre das für alle Bereiche der selbständigen Unternehmer sicherlich ein Vorteil, wenn wir die erfolgreiche soziale Marktwirtschaft fortführen wollen.
    Lassen Sie mich zu einzelnen Punkten, die Sie genannt haben, noch dies feststellen. Zum Anteil der Frauen und dem Schutz laut Sozialenquete hat zwar meine Kollegin Frau Griesinger schon Stellung genommen. Ich möchte nur sagen, daß hier wohl eine Lücke des Versicherungsschutzes bei den mithelfenden Familienangehörigen, also bei Töchtern und Tanten, bestehen könnte. Wir wissen, warum das so ist. Hier ist Aufklärung, Aufklärung und noch ein-
    mal Aufklärung nötig, damit nicht die kommende Generation mithelfender Familienangehöriger — soweit es sie überhaupt noch gibt — in ähnliche Notlagen kommt.
    Das zweite Problem ist der internationale Vergleich. Heute haben verschiedene Kollegen auf Frankreich hingewiesen. Ich will hier nicht das ganze Problem der französischen Sozialversicherung aufrollen. Man soll aber doch ehrlich sagen, in welchem Maße die französische Pflichtversicherung für Bauern finanziell notleidend ist, was sie kostet, wie hoch die Selbstbeteiligung ist und wie es um die Lage der Ärzte und die Hochrechnungen in Frankreich bestellt ist. Das gehört auch zu einer sachlichen Unterrichtung. Ich denke, wir würden hier alle befriedigter sein, wenn wir möglichst ohne Demagogie auch das Beispiel Frankreich mit seinem Kostenerstattungssystem wie die Beispiele anderer Länder so nüchtern diskutieren und so sachlich, wie sie diskutiert werden müssen.

    (Abg. Frehsee: Tun wir das nicht?) Vor Illusionen muß auch hier gewarnt werden!

    Herr Kollege Berberich hat natürlich Recht, daß wir noch lange brauchen werden, bis wir eine wirklich handfeste, vergleichbare Unterlage über die Sozialpolitik und ihre Wirkungen in der EWG haben. Ich brauche dem nur hinzuzufügen, was die Sozialenquete auch bestätigt hat: Es gibt kein Land der Welt, in dem so vorbildlich kostenlose Familienhilfe geleistet wird, die wir bejahen und die wir erhalten wollen, wie in unserer Sozialversicherung, und damit gibt es keine Konkurrenz für unser ganzes Versicherungssystem!
    Es würde für Sie und für uns alle sicher sehr interessant sein, auch die Frage zu untersuchen, wieviel Beiträge die Landwirte wirklich selbstverantwortlich zahlen. Darüber gibt es eine ganze Reihe sehr interessanter Untersuchungsergebnisse, die auch der Agrarsozialen Gesellschaft vorliegen dürften. Wie unterschiedlich die Strukturen sind, wird die Kollegen interessieren, die aus diesen Gebieten kommen. In Viechtach z. B. bezahlen 70 v. H. der Familien nur 20 bis 30 DM an Beiträgen — bzw. können soviel zahlen —, in Celle 55 bis 60 v. H. 50 bis 70 DM, und in einem anderen Gebiet betragen nach den Untersuchungsergebnissen die Beitragssätze mehr als 70 DM. Der Durchschnittsbeitrag in der privaten Krankenversicherung ist 62,36 DM, in der gesetzlichen Krankenversicherung 42,27 DM, wenn es sich um Vollversicherungen für einen 3,3-Personenhaushalt handelt. Ich glaube, der Durchschnittshaushalt, Herr Kollege Frehsee, besteht aus 3,3 Personen, und die 4 Personen, von denen die Agrarsoziale Gesellschaft ausgeht, erfordern eine Umrechnung, damit wir in ein einigermaßen richtiges Verhältnis kommen.
    Ich wiederhole, was Kollege Berberich hier als seine Meinung vorgetragen hat, daß wir nämlich das Problem der Altenteiler und der mithelfenden Familienangehörigen sehr gründlich untersuchen müssen, daß wir überlegen müssen, ob wir das Modell der Krankenversicherung der Rentner in anderer, u. U. in modifizierter Weise übertragen kön-



    Frau Kalinke
    nen. Daß Ihre Kollegen in der SPD, Herr Kollege Frehsee, nicht bereit sein werden, einer Pflichtversicherung dieser Bauern in der Risikogemeinschaft der Arbeitnehmer zuzustimmen, möchte ich mir vorstellen. Dieses Problem sollten wir also hier gar nicht erst ansprechen, weil es zu anderen gefährlichen Auseinandersetzungen führen würde, die im Interesse der sozialen Sicherheit unserer Landwirtschaft niemand wünschen kann.
    Ich darf auch in der Kürze der Zeit — ich wollte hier keinen fertigen Vortrag, sondern nur einen Diskussionsbeitrag leisten — noch auf eine Frage antworten, die mir in diesen Tagen von der Agrarsozialen' Gesellschaft gestellt wurde. Die Agrarsoziale Gesellschaft hat 1952 in Altenberg bei Köln einmal sehr interessante Forderungen erhoben. Sie hat gesagt, das gesamte berufsständische und dörfliche Leben müßte von einem verantwortungsbewußten demokratischen Selbstverantwortungswillen erfüllt sein, von einer Abkehr vom Staatsgedanken, der nur von Interessengruppen beherrschten Demokratie. Die wichtigste Forderung sei aber, wie Pastor Döring in der Agrarsozialen Gesellschaft und in ihrem Namen betont hat, ein christliches Verantwortungsbewußtsein, aus dem auch der Auftrag für die soziale Sicherung für jedermann erwachse. Es ist eben die Frage, Herr Kollege Frehsee, ob die Agrarsoziale Gesellschaft, die neuerdings, jedenfalls in ihrer Diktion mit Ihrem Sozialplan so weitgehend übereinstimmt, noch diese Auffassung von damals hat. Wenn sie diese noch hat, darf ich hier in aller Öffentlichkeit des Deutschen Bundestages erklären, daß ich dieser Auffassung von 1952 im Interesse eines freien, sich wirtschaftlich entwickelnden und sozial gesicherten Bauernstandes und seiner Familien zustimmen würde.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)