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    Deutscher Bundestag 99. Sitzung Bonn, den 16. März 1967 Inhalt: Abg. Kern und Abg. Ernesti treten in den Bundestag ein 4529 A Erweiterung der Tagesordnung 4529 B Fragestunde (Drucksachen V/1537, V/1555) Frage des Abg. Fellermaier: Durch Abgabehinterziehungen bei der Ein- und Ausfuhr von Waren entstandener Schaden Grund, Staatssekretär 4530 A Fellermaier (SPD) 4530 C Dr. Rinderspacher (SPD) 4530 D Schulte (SPD) 4531 A Brück (Holz) (SPD) 4531 A Reichmann (FDP) 4531 B Moersch (FDP) 4531 C Frage des Abg. Fellermaier: Zahl 'der Bußgeld- und Strafverfahren wegen der Abgabehinterziehungen Grund, Staatssekretär 4531 D Fellermaier (SPD) 4532 A Reichmann (FDP) 4532 B Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) 4532 C Müller (Worms) (SPD) . . . . 4532 D Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . 4533 A Dr. Effertz (FDP) 4533 B Schulte (SPD) . . . . . . . . . 4533 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 4533 D Brück (Holz) (SPD) . . . . . . 4534 A Frage des Abg. Fellermaier: Notwendigkeit einer Überprüfung der Überwachungsrichtlinien Grund, Staatssekretär 4534 C Fellermaier (SPD) 4534 D Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) 4535 B Reichmann (FDP) 4535 B Fragen des Abg. Reichmann: Schiebungen beim Im- und Export von Futtermitteln bei Lindau Grund, Staatssekretär 4535 C Reichmann (FDP) 4536 A Fellermaier (SPD) 4536 C Frage des Abg. Marquardt: Deutsche Exportgeschäfte in Reis und Mais Höcherl, Bundesminister 4536 C Marquardt (SPD) 4536 D Frage des Abg. Marquardt: Dem Ansehen von Regierung und Bundestag durch solche Geschäfte entstehender Schaden Höcherl, Bundesminister 4537 A Marquardt (SPD) 4537 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 Frage des Abg. Marquardt: Einrichtung einer zentralen Überwachungsstelle der EWG und verbesserte Amtshilfe der EWG-Staaten im Falle strafbarer Handlungen Höcherl, Bundesminister 4537 C Marquardt (SPD) 4537 C Dr. Müller (München) (SPD) . . 4537 C Fellermaier (SPD) 4537 D Reichmann (FDP) 4538 A Schulte (SPD) 4538 B Fragen der Abg. Stooß, Josten und Wagner: Auswirkungen der Sturmschäden in den Wäldern auf die Holzwirtschaft Höcherl, Bundesminister 4539 A Berberich (CDU/CSU) 4539 B Josten (CDU/CSU) 4539 C Röhner (CDU/CSU) 4540 A Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 4540 B Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 4540 C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 454,1 A Dr. Müller (München) (SPD) . . 4541 B Fellermaier (SPD) 4541 C Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Gründe für die Einführung begrenzter Jagdzeiten für Schwarzwild und Wildkaninchen Höcherl, Bundesminister 4541 D Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD)* . . 4542 A Dr. Effertz (FDP) 4542 B Frage des Abg. Dr. Siemer: Abnehmende Zuführung von Fleisch aus Schlachtungen außerhalb öffentlicher Schlachthöfe Höcherl, Bundesminister 4542 B Dr. Siemer (CDU/CSU) 4542 C Frage des Abg. Dr. Siemer: Novellierung der Gesetzesvorlage als Folge der erhöhten Ausgleichsabgabe auf dem Fleischmarkt Höcherl, Bundesminister 4542 D Dr. Siemer (CDU/CSU) 4543 A Frage des Abg. Dr. Siemer: Stand der Untersuchung der Frischfleischversorgung durch die Versandschlachtereien Höcherl, Bundesminister 4543 C Dr. Siemer (CDU/CSU) 4543 C Frage des Abg. Dr. Effertz: Förderung 'der Traberzucht Höcherl, Bundesminister . . . . . 4543 D Dr. Effertz (FDP) . . . . . . . 4543 D Frage der Abg. Frau Freyh: Broschüren „Käse" und „Geflügel" des Bundesausschusses für volkswirtschaftliche Aufklärung Höcherl, Bundesminister . . . . . 4544 A Frau Freyh (SPD) . . . . . . . 4544 A Frau Stommel (CDU/CSU) . . . . 4544 C Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 4544 D Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen V/1400, zu V/1400) in Verbindung mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Festsetzung der Abschöpfungsbeträge gegenüber dritten Ländern für Schweine, Schweinefleisch und Schweinefleisch enthaltende Erzeugnisse für Einfuhren im zweiten Vierteljahr 1967 (Drucksachen V/1511, V/1550), mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine VerOrdnung des Rats über die zeitliche Verschiebung der Anwendung der durch die Verordnung Nr. 160/66/ EWG des Rats vom 27. Oktober 1966 eingeführten Handelsregelung und über die Aufhebung von Art. 2 der Verordnung Nr. 167/64/EWG des Rats vom 30. Oktober 1964 (Drucksachen V/1524, V/1551), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats zur Abänderung der Verordnung Nr. 14/64/EWG betr. die von dem Großherzogtum Luxemburg gewährte Beihilfe auf dem Rindfleischsektor (Drucksachen V/1523, V/1561), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über Maßnahmen auf dem Gebiet der Orientierungspreise für Rindfleisch für das Wirtschaftsjahr 1967/68 sowie den Entwurf einer Entschließung zu den Interventionspreisen für ausge- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 III wachsene Rinder für das Wirtschaftsjahr 1967/68 (Drucksachen V/1508, V/1560), mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die erste, während der dritten Stufe durchzuführende Senkung der Zollsätze zwischen den Mitgliedstaaten für bestimmte, in Anhang II des Vertrages aufgeführte Erzeugnisse (Drucksachen V/1509, V/1562), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Festsetzung der Höhe der Beihilfen für die private Lagerhaltung von Butter (Drucksachen V/1510, V/1566), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über Maßnahmen bei den Preisen für Milch und Milcherzeugnisse im Milchwirtschaftsjahr 1967/1968 und zur Änderung der Verordnung Nr. 215/66/ EWG (Drucksachen V/1403, V/1477), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des. Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Schweinefleisch (Drucksachen V/1280, V/1499), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Geflügelfleisch eine Verordnung des Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Eier (Drucksachen V/1352, V/1563), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über das Recht der Landwirte, die Angehörige eines Mitgliedstaates und in einem anderen Mitgliedstaat ansässig sind, auf Zugang zu den verschiedenen Arten von Beihilfen (Drucksachen V/1288, V/1529), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kornmission der EWG für eine Verordnung des Rats über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide (Drucksachen V/1282, V/1530), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats betr. Übergangsmaßnahmen im Hinblick auf die Anwendung der gemeinsamen Preise für Getreide (Drucksachen V/1283, V/1533), mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Entscheidung des Rats betr. die von den Mitgliedstaaten im innergemeinschaftlichen Warenverkehr geforderten Formalitäten (Drucksachen V/1255, V/1534), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag betr. Rinderorientierungspreis 1967/68 (Abg. Wächter, Logemann, Sander, Ertl, Peters [Poppenbüll], Reichmann u. Gen.) (Drucksachen V/1197, V/1532) und mit Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes (Marktstrukturgesetz) (Drucksache V/1544) Bauknecht (CDU/CSU) 4546 C Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 4552 D Logemann (FDP) 4559 A Ehnes (CDU/CSU) 4566 D Marquardt (SPD) 4570 C Ertl (FDP) 4571 D Frehsee (SPD) 4577 D Berberich (CDU/CSU) 4582 B Reichmann (FDP) 4584 C Bewerunge (CDU/CSU) . . . . 4585 D Dr. Effertz (FDP) 4588 C Dr. Reinhard (CDU/CSU) . . . 4591 A Frau Griesinger (CDU/CSU) . . 4593 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 4597 B Frau Kalinke (CDU/CSU) . . 4598 C Dr. Mommer, Vizepräsident . . 4602 B Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) 4602 B Höcherl, Bundesminister 4603 B Frau Dr. Probst, Vizepräsident . 4614 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Verordnung über das Erbbaurecht (Abg. Dr. Stecker, Varelmann, Dr. Ritz, Diebäcker, Burgemeister u. Gen.) (Drucksache V/1337) — Erste Beratung — Dr. Stecker (CDU/CSU) 4612 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 4613 B IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des Personalgutachterausschuß-Gesetzes (Drucksache V/1473) — Erste Beratung — 4614 A Entwurf eines Gesetzes zur Ausführung der Verordnung Nr. 17 des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Drucksache V/1518) — Erste Beratung — . . . 4614 A Antrag betr. Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (FDP) (Drucksache V/1468) Moersch (FDP) . . . . . . . . 4614 B Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehemaligen Infanterie-Kaserne in Nürnberg-Schweinau (Drucksache V/1451) . . 4614 C Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über die von der Bundesregierung erlassenen Sechsundsiebzigste und Siebenundsiebzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/1388, V/1389, V/1466) 4614 C Schriftliche Berichte des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über die von der Bundesregierung beschlossenen Vierundneunzigste, Fünfundneunzigste, Achtundneunzigste, Einhundertste und Einhundertunderste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/1500, V/1547; V/1501, V/1548; V/1502, V/1549; V/1526, V/1552; V/1539, V/1553) 4614 D Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Vorschlag der Euratom-Kommission für eine Verordnung des Rats zur Änderung der Regelung der Bezüge und der sozialen Sicherheit der Atomanlagen-Bediensteten der Gemeinsamen Kernforschungsstelle, die in den Niederden dienstlich verwendet werden Drucksachen V/1522, V/1554) 4615 C Nächste Sitzung 4615 D Anlagen 4617 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 4529 99. Sitzung Bonn, den 16. März 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 4617 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach * 17. 3. Adams 17. 3. Dr. Aigner * 17. 3. Frau Albertz _ 10. 4. Dr. Apel * 17. 3. Arendt (Wattenscheid) * 17. 3. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 17. 3. Dr. Artzinger * 17. 3. Bading * 17. 3. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 31. 3. Bals 5. 4. Bazille 17. 3. Behrendt * 17. 3. Bergmann * 17. 3. Blumenfeld ** 16. 3. Borm 17. 3. Frau Brauksiepe 16. 3. Damm 5. 4. Deringer * 17. 3. Dichgans * 17. 3. Dr. Dittrich * 17. 3. Draeger 5. 4. Dröscher * 17. 3. Dr. Eckhardt 17. 3. Eisenmann 21.4. Frau Dr. Elsner * 17. 3. Faller * 17. 3. Felder 5. 4. Folger 16. 3. Dr. Furler * 17. 3. Frau Geisendörfer 17. 3. Genscher , 5. 4. Gerlach * 17. 3. Gscheidle 16. 3. Haage (München) 17. 3. Haar (Stuttgart) 17.3. Haase (Kellinghusen) 18. 3. Hahn (Bielefeld) *. 17. 3. Hansing 17. 3. Dr. Hellige 16. 3. Höhne 4. 4. Hösl ** 17. 3. Illerhaus * 17. 3. Iven 5. 4. Dr. Jaeger 4. 4. Jaschke 18. 4. Klinker * 17. 3. Kriedemann * 17. 3. Kulawig * 17. 3. Kurlbaum 17. 3. Frau Kurlbaum-Beyer 17. 3. Lemmer 31. 3. Lemmrich 17. 3. Lenz (Brüht) * 17. 3. Lenz (Trossingen) 23. 5. Leukert 17. 3. Lücker (München) * 17. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Marx (München) 17. 3. Mauk * 17. 3. Neemann 4. 4. Mengelkamp 20. 3. Merten * 17. 3. Metzger * 17. 3. Missbach 17. 3. Müller (Aachen-Land) * 17. 3. 011esch 5. 4. Peters (Poppenbüll) 21. 4. Petersen 5. 4. Frau Pitz-Savelsberg 18. 3. Richarts * 17. 3. Richter 5. 4. Riedel (Frankfurt) * 17. 3. Rommerskirchen 5. 4. Rösing 17. 3. Scheel 17. 3. Seifriz * 17. 3. Seuffert * 17. 3. Springorum * 17. 3. Dr. Starke (Franken) * 17. 3. Stein (Honrath) 17.3. Stooß 17. 3. Struve 31.3. Dr. Tamblé 17. 3. Unertl 17. 3. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell 31. 3. Dr. Wahl 17. 3. Wiefel 17. 3. Wischnewski 19. 3. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments *4 Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlage 2 Umdruck 136 Entschließungsantrag *) der Abgeordneten Dr. Müller-Hermann, Schmidhuber, Dr. Stecker und Genossen zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 — Drucksachen V/886, V/1432 —. Der Bundestag wolle beschließen: Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird die am 1. Mai 1960 für eine befristete Zeit eingeführte Heizölsteuer zum zweiten Male verlängert und außerdem die gesetzlich zum 1. Juni 1967 vorgesehene Halbierung der Steuersätze wieder beseitigt. Diese Maßnahme wird mit dem Hinweis auf die Situation im deutschen Steinkohlenbergbau begründet. Um den Willen der Bundesregierung zu unterstreichen, die Laufzeit der Heizölsteuer zu beschränken und aus ihr keine Fiskalsteuer werden zu lassen, wird diese ersucht, im Bericht über die Situation des Steinkohlenbergbaues 'im Zusammenhang mit den *) Siehe 98. Sitzung, Seite 4503 C 4618 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 Auswirkungen des Kohleverstromungsgesetzes, der dem Bundestag zum 1. Juli 1968 zu erstatten ist, die Frage zu prüfen, ob nicht eine Degression der Heizölsteuer auf 20 DM/t bei schwerem Heizöl zum 1. Januar 1960 geboten erscheint. Bonn, den 15. März 1967 Dr. Müller-Hermann Schmidhuber Dr. Stecker Bauer (Wasserburg) Dr. Besold Prinz von Bayern Franke (Osnabrück) Dr. Geißler Gierenstein Freiherr von und zu Guttenberg Dr. Häefele Dr. Kempler Krammig Krug Niederalt Dr. Pohle Röhner Schlager Schlee Dr. Schmid-Burgk Stücklen Wagner Wieninger Mertes angenommen in der 98. Plenarsitzung am 15. März 1967 Anlage 3 Umdruck 137 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. entsprechend dem Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 8. März 1967 — Drucksache V/1530 — alle Anstrengungen zu unternehmen, den gesamten Agrarmarkt so zu entwickeln, daß für alle Partner die gleichen Wettbewerbsbedingungen erreicht werden. Die den Mitgliedstaaten eingeräumten Ausnahmen und Sonderregelungen sollten Zug um Zug abgebaut werden; 2. sich darum zu bemühen, daß nun auch die Harmonisierung der übrigen Bereiche der Wirtschaftspolitik in der EWG beschleunigt wird, da der gemeinsame Agrarmarkt nur in einer harmonisierten Gesamtwirtschaft funktionsfähig sein kann. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 138 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/ 1400, zu V/1440 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag einen umfassenden Bericht über den Stand der Verwirklichung des gemeinsamen Mark- tes gemäß dem Gesetz zu den Verträgen vom 25. März 1957 zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Europäischen Atomgemeinschaft vorzulegen mit dem Inhalt: 1. Übersicht über alle, seit Bestehen des Römischen Vertrages über die EWG im Ministerrat gefaßten Beschlüsse zur Herstellung des gemeinsamen Agrarmarktes, aus der u. a. auch zu ersehen ist, a) inwieweit dadurch Gesetze der Bundesrepublik berührt werden, b) insbesondere die Kompetenzen der Legislative in bezug auf die von ihr verabschiedeten Gesetze, darunter besonders das noch gültige Landwirtschaftsgesetz, eingeengt werden. 2. Aufzählung aller Verordnungen, die sich aus den Ministerratsbeschlüssen ergeben haben. 3. Gegenüberstellung noch bestehender und neu geschaffener Wettbewerbsunterschiede der sechs Partnerländer. 4. Übersicht über die auf Grund der Ministerratsbeschlüsse entstandenen wirtschaftlichen Nachteile für die deutsche Landwirtschaft. 5. Überblick auf die jetzigen und künftigen finanziellen Verpflichtungen der Bundesrepublik aus dem gemeinsamen Agrarmarkt. 6. Überblick über den derzeitigen Stand der Integration in den verschiedenen Bereichen der Wirtschafts-, Sozial-, Verkehrspolitik und andere, soweit sie nach dem EWG-Vertrag harmonisiert werden müssen. 7. Überblick über Vor- und Nachteile, die sich aus dem bisherigen Stand der EWG-Politik für die deutsche Landwirtschaft und die übrige Wirtschaft ergeben. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 5 Umdruck 139 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, ihren Beschluß vom 15. März 1967 bezüglich eines Rinderorientierungspreises von DM 259,— noch einmal zu überprüfen und unter Berücksichtigung der objektiven Feststellungen des Ernährungsausschusses wie auch des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten so festzusetzen, daß die Relation von Milchpreis und Rinderorientierungspreis 1 : 7 beträgt. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 4619 Anlage 6 Umdruck 140 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksachen V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, den Vorlagetermin für den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft in § 4 des Landwirtschaftsgesetzes vom 9. September 1955 auf den 1. 12. jeden Jahres vorzuziehen, damit dieses Dokument bei den Haushaltsberatungen ausgewertet werden kann. Bonn, ,den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 7 Umdruck 141 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes — Drucksache V/1400, zu V/1400 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. sich im Ministerrat in Brüssel dafür einzusetzen, daß der gemeinsame Getreidepreis im Vergleich zu den inzwischen gestiegenen Produktionskosten einer Revision unterzogen wird, zumal die Notwendigkeit einer erneuten Überprüfung bereits bei der Einigung auf den gemeinsamen Preis im Jahre 1964 von den Partnerländern vorgesehen war, 2. sich bei dieser Überprüfung dafür einzusetzen, daß der gemeinsame Futtergetreidepreis in einer angemessenen Relation zum Brotgetreidepreis angehoben wird. Bonn, den 16. März 1967 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 8 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Moersch (FDP) zu Punkt 30 der Tagesordnung. Die Bundestagsfraktion der Freien Demokraten unterbreitet Ihnen heute den Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Dieser Ausschuß soll die Aufgabe haben, die Umstände zu klären, die bei der Beschaffung des Schützenpanzers HS 30 in der öffentlichen Diskussion als undurchsichtig gelten. Vor fast genau zehn Jahren hat der damalige Bundesminister der Verteidigung einen Vertrag mit der Firma Hispano Suiza unterzeichnet. Die als Herstellerin von Waffen renommierte Schweizer Firma hat mit diesem Vertrag ihr Produktionsprogramm verbreitert; denn bis dato war die Firma nicht mit dem Bau von Schützenpanzerwagen befaßt gewesen. Schon diese Tatsache, nämlich die mangelnde Erfahrung der beauftragten Firma im Bau von Kampffahrzeugen ist bemerkenswert, wenngleich nicht unbedingt außergewöhnlich. Außergewöhnlich dagegen war das Vertrauen, das in die Leistungsfähigkeit einer partiell unerfahrenen Firma vom Bundesministerium der Verteidigung und von einer Mehrheit des Unterausschusses Beschaffungswesen im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages gesetzt wurde. Schließlich begann die Beschaffung selbst mit der Vorführung eines Holzmodelles auf dem Flughafen Hangelar bei Bonn. Der langfristige Vertrag wurde unterzeichnet, ehe Prototypen erprobt oder eine Null-Serie gebaut gewesen wäre. Vieles spricht dafür, daß diese außergewöhnliche Art der Beschaffung zu einem außergewöhnlichen Aufwand an öffentlichen Mitteln geführt hat. Sich über diesen Umstand Klarheit zu verschaffen ist eines der Motive, die unserem Antrag zugrunde liegen. Der Deutsche Bundestag und die gesamte Öffentlichkeit haben ein Recht auf genaue Kenntnis der Zusammenhänge bei einem derart großen finanziellen Engagement. Es solle dabei ohne Ansehen der Personen festgestellt werden, ob die kontrollierende Tätigkeit des Bundesrechnungshofes in dem notwendigen Umfang ausgeübt worden und zur Kenntnis genommen worden ist, oder ob es — wie in der Öffentlichkeit vermutet — Behinderungen des Bundesrechnungshofes gegeben hat. Falls es solche Behinderungen gab, muß geklärt werden, wer dafür verantwortlich ist. Ein anderer wichtiger Punkt, auf den sich die Untersuchungen erstrecken sollten, ist die Einschaltung oder Nichteinschaltung des ehemaligen Gesandten, späteren Botschafters in Bern, Dr. Friedrich Holzapfel, der vor seiner Übernahme in den diplomatischen Dienst als Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender der CDU hervorgetreten war. Wieweit sich die von Dr. Holzapfel in seinen Berichten an das Auswärtige Amt geäußerten Warnungen vor gewissen Geschäftspartnern auf die Beschaffung des HS 30 oder auf andere zeitlich früher liegende Waffenkäufe und Beschaffungsaufträge beziehen, ist erst in zweiter Linie von Belang. Aufgeklärt werden muß nach Meinung der Antragsteller, warum der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz in der von ihm behaupteten massiven Weise von Vorgesetzten aufgefordert worden ist, auch nach seiner Zurruhesetzung strengstes Stillschweigen zu bewahren und sich nicht um Hintergründe bei Beschaffungsaufträgen zu kümmern. Ein weiterer wesentlicher Komplex der beantragten Untersuchungen betrifft das Verhältnis Regierung — Parlament. Ein Vergleich regierungsamtlicher und persönlicher Erklärungen, die zu der Beschaffung des HS 30 und damit zusammenhängender Fragen in den vergangenen zehn Jahren abgegeben worden sind, läßt in einigen Fällen Widersprüche erkennen. Es wird notwendig sein, die Verfasser dieser Erklärungen und die Verantwortlichen für diese Erklärungen zu einer exakten Aufklärung dieser Widersprüchlichkeiten zu veranlassen. Der Bun- 4620 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. März 1967 destag ist es sich selbst schuldig, dabei auf äußerster Korrektheit zu bestehen. Es mag sein, daß es in der ganzen Angelegenheit strafrechtliche Tatbestände gibt, sei es aktive oder passive Bestechung, sei es Begünstigung im Amt. Die Verfolgung solcher Straftaten, das möchte ich ausdrücklich betonen, gehört nicht zu den Aufgaben des Parlaments oder eines Untersuchungsausschusses. Hierfür sind die Justizbehörden zuständig, die ihrerseits — wenn ich recht unterrichtet bin — in der Sache HS 30 ermitteln. Solche Ermittlungen brauchen und sollten keine Rücksicht nehmen auf die Untersuchungen, die wir von einem Ausschuß des Bundestages wünschen. Sie sind unabhängig von dem, was das Parlament zu prüfen hat, wenn auch nicht ohne Bezug zu unserem Untersuchungsthema. Die Justiz hat sich um die Verletzung der Gesetze zu kümmern. Der Bundestag hat, wenn er Untersuchungen beginnt, eine andere Pflicht, eine, wenn Sie wollen, weiterreichende Aufgabe. Er muß deutlich machen, daß es neben den geschriebenen Gesetzen im demokratischen Rechtsstaat ungeschriebene, aber nichtsdestoweniger verbindliche Regeln gibt. Sonst läuft der demokratische Rechtsstaat Gefahr, zu einer Bananenrepublik herabzusinken, um mit Bernt Engelmann zu sprechen, der sich im „Deutschen Panorama" ebenso wie Peter Miska in der „Frankfurter Rundschau" und Rudolf Augstein 'im „Spiegel" des Themas HS 30 publizistisch angenommen hat. Es wäre unerträglich, wollten sich die Verantwortlichen in den Zweifelsfällen auf den formalen Standpunkt zurückziehen. Insofern war es — ich will mich vorsichtig ausdrücken — verwunderlich oder wenig klug, daß der damalige Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung in der Fragestunde des Deutschen Bundestages von sich aus, d. h. ohne direkten Zusammenhang mit der gestellten Frage, eine Art Rechtsauskunft glaubte geben zu müssen, in der er auf die Nichtstrafbarkeit von Spenden an Abgeordnete oder Parteien hinwies. Damit hat der Staatssekretär nicht nur dem Bundestag einen schlechten Dienst 'in der Öffentlichkeit erwiesen, sondern auch den gewiß unzutreffenden Eindruck erweckt, als seien Dreiecks-Koppelungsgeschäfte nicht nur legal, sondern möglicherweise auch selbstverständlich. Der Bundestag hat allen Anlaß, für eine Interpretation zu sorgen, die unmißverständlich klarmacht, daß weder direkte noch indirekte Koppelungsgeschäfte der Parteienfinanzierung dienen dürfen. Dabei wäre es auch nützlich, wenn andere Besonderheiten im Beschaffungswesen der öffentlichen Hand vom Bundestag geklärt werden könnten. Ich denke etwa an einen Umstand, der den meisten Staatsbürgern befremdlich erscheinen muß, wenngleich formal-juristisch keine Einwände zu erheben sind, den Umstand nämlich, daß Mitglieder dieses Hohen Hauses in Beschaffungsfragen als Kontrahenten ,der Bundesregierung auftreten oder aufgetreten sind, wenn es um die Regelung materieller Probleme, d. h. um Forderungen gegen die Bundesregierung aus Rüstungsgeschäften, geht. Ich weiß nicht, ob sich die Betroffenen darüber im klaren sind, daß bei Bekanntwerden solcher Zusammenhänge viele engagierte Demokraten zu Zweiflern an unserer Staatsform werden. Aus solchen und ähnlichen Gründen ist vor Jahren schon einmal über eine Ehrenordnung für dieses Hohe Haus diskutiert worden. Ich will bekennen, daß eine Kodifizierung des Ehrenhaften unter Umständen einem selbst ausgestellten Armutszeugnis des Bundestages gleichkäme, weil nun einmal ehrenhaftes Verhalten zu den Selbstverständlichkeiten eines Parlaments und eines Parlamentariers gehört. Um so dringlicher ist es, gerade durch einen Untersuchungsausschuß ganz exakt festzustellen, wer sich wo und wann inkorrekt verhalten hat. Nur die Feststellung des Einzeltatbestandes bewahrt ganze Institutionen, sei es die Regierung, sei es ein Ministerium, sei es das Parlament, vor allgemeinen Verdächtigungen. Wir sind es den vielen korrekten Beamten und Offizieren schuldig, daß wir aufklären, ob sich einzelne inkorrekt verhalten haben. Wir sind es dem Ansehen des Bundestages schuldig, daß wir die Untersuchungen mit einem Höchstmaß an Objektivität führen. Seit Jahren schon beschäftigen sich angesehene Journalisten immer wieder mit der Affäre Schützenpanzer HS 30. Schon einmal hat ein Untersuchungsausschuß dieses Hohen Hauses versucht, Zwielichtiges zu erhellen. Das ist leider damals nicht in dem notwendigen Umfang gelungen, so daß erneut Gerüchte und Verdächtigungen entstehen konnten. Vielleicht wäre es gut gewesen, der Bundestag hätte sich schon vor Jahren dieser Sache erneut und gründlich angenommen. Vielleicht wäre manchen Verdächtigungen auch der Boden entzogen gewesen, wenn nicht vor Jahren irgendein Pragmatiker den seltsamen Einfall gehabt hätte, Korruptionsfragen im Bundesministerium der Verteidigung zunächst durch ein hauseigenes und damit weisungsgebundenes Referat statt durch die unabhängigen Justizbehörden untersuchen zu lassen. Jetzt ist uns die Aufgabe gestellt, zu einem späten Zeitpunkt einen verwickelten Tatbestand erneut zu durchleuchten. Die Antragsteller machen sich keine Illusionen über die Möglichkeiten, die ein Untersuchungsausschuß für die Wahrheitsfindung hat. Dennoch glauben sie, daß es Pflicht des ganzen Hohen Hauses ist, das Mögliche zu versuchen und die Öffentlichkeit an den Kenntnissen teilhaben zu lassen, die durch ein Befragen der Beteiligten und der Wissenden gewonnen werden können. Ich lasse den Einwand nicht gelten, man ' liefere mit derartigen Erhebungen den Feinden der Demokratie kostenlos Munition gegen unseren Staat und betätige sich damit, um ein ministeriell beliebtes Wort zu gebrauchen, nicht staatserhaltend. Es ist an uns, zu zeigen, daß es nicht eine Schwäche der Demokratie ist, solche Affären öffentlich zu behandeln, sondern ihre Stärke. Je bereitwilliger alle Fraktionen und Mitglieder dieses Hohen Hauses mitarbeiten, desto besser für unseren Staat. Wir wollen die Verantwortlichkeit einzelner feststellen, damit künftig an den Institutionen kein Verdacht mehr haftet. Klarheit und Offenheit allein sind staatserhaltend, weil sie der Wahrheit dienen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hermann Höcherl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sehr viele haben Schwierigkeiten mit einer überholten Agrarstruktur. Vielen Landwirten wird man aber offen und ehrlich sagen müssen und auch heute sagen können, daß sich ihre Einkommenslage auch im Gemeinsamen Markt nicht verbessern wird, im Gegenteil.
    Rezepte zur Lösung dieses Problems oder Gesamtlösungen in der einen oder anderen Richtung gibt es nicht. Eine ganze Palette von Möglichkeiten muß man bereithalten. Wenn dem tüchtigen Betriebsleiter eine Chance gegeben werden soll, dann bedeutet das in vielen Fällen, daß die Betriebsfläche vergrößert werden müßte. Das setzt voraus, daß Aufstockungsland zur Verfügung steht. Es gibt genügend Beispele von Inhabern von Kleinbetrieben, die entweder zu alt sind und deren Söhne und Töchter abgewandert sind oder die über zu geringe Grundlagen verfügen, um ihren Betrieb in absehbarer Zeit mit tragbaren Kosten auf eine angemessene Größe zu bringen. Sie sind bereit, Land abzugeben, wenn entweder ihre Altersversorgung ge-
    1 sichert wird oder ihnen die Möglichkeit gegeben



    Dr. Schmidt (Gellersen)

    wird, sich außerhalb der Landwirtschaft eine neue Existenz aufzubauen. Dieser Gedanke ist weder neu noch revolutionär. Er wird in unseren westlichen Nachbarländern mit großem Erfolg praktiziert. Aber niemand, der die Gesamtzusammenhänge kennt, könnte annehmen, daß es auf Grund der Aufstockung in Zukunft nur noch Vollerwerbsbetriebe geben wird. Die Zuerwerbs- und Nebenerwerbsbetriebe werden eine Dauereinrichtung bleiben wie in allen westlichen Ländern der Welt. Deshalb müssen wir diesen Menschen die faire Chance geben, auch aus einem Hauptberuf auszuscheiden, den sie doch nur ausüben, weil sie keine Alternative sehen. Wenn man ihnen schon keine Betriebsumstellung ermöglichen kann, muß man ihnen den Weg in die gewerbliche Wirtschaft erleichtern. Was helfen uns die Feststellungen in dem Grünen Bericht auch dieses Jahres, .daß die Disparität der Landwirtschaft zunimmt, wenn man draußen nicht vorrangig Arbeitsplätze in engster Zusammenarbeit mit der Industrie zur Verfügung stellt, um zusätzliches Einkommen — und darauf kommt es an — für die Kleinbetriebe zu schaffen, und wenn man die überbetriebliche Zusammenarbeit nicht so weit entwickelt, daß dieser Prozeß nicht zu Lasten der Frau geht. Der Aufwand für die dazugehörige berufliche Umschulung zu einem Facharbeiter ist in unserer fortschrittlichen Bundesrepublik nicht sehr groß. Sie wird mit einem Aufwand von über 80 DM je Arbeitskraft gegenüber Italien mit dem Zehnfachen und Holland mit dem Achtzigfachen dieses Betrages betrieben. Unsere Rolle als Schlußlicht ist natürlich auch eine Rolle. Aber satt wird davon niemand.
    Man müßte schon bei der Jugend anfangen. Den schulentlassenen Kindern dieser Kleinbetriebe darf man keine falschen Hoffnungen mehr machen, sondern man muß ihnen den Rat geben, sich gleich nach einem anderen Hauptberuf umzusehen. Ich meine, daß das Wort — ich glaube, es ist in Bayern gefallen —, daß Bauer bleiben kann, wer Bauer bleiben will, sowohl für das Volksganze wie für den einzelnen mehr Schaden eingebracht hat, als in vielen Jahren wiedergutzumachen sein wird. Mit Verantwortungsbewußtsein kann es nicht ausgesprochen worden sein; denn diese Verantwortung kann niemand übernehmen.
    Meine Damen und Herren, Herr Minister Höcherl hat gestern in einem kurzfristigen Programm die Beschlüsse des Kabinetts bekanntgegeben. Wir nehmen davon zustimmend Kenntnis. Im Zuge der Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes ist die Anhebung der Preise bei Milch und Rindfleisch notwendig und auch zu vertreten. In diesem Zusammenhang jedoch möchte ich zwei Wünsche meiner Fraktion der Bundesregierung übermitteln.
    Erstens. Der deutsch-dänische Handelsvertrag über die Rinderlieferungen nimmt in unseren handelspolitischen Beziehungen eine besondere Stellung ein. Unabhängig von unserer eigenen Situation sollte die Bundesregierung bemüht sein, diesen Vertrag unter allen Umständen zu erfüllen.
    Zweitens. Am 1. Juli 1967 werden die Getreidepreise gesenkt. Nach einer je nach Produkt verschiedenen Übergangszeitregelung erwartet meine Fraktion, daß diese Erzeugerpreissenkungen bis zum Endverbraucher durchschlagen. Wir fordern die Bundesregierung in aller Eindringlichkeit auf, alles Notwendige zu veranlassen, daß die Bevölkerung und die beteiligten Kreise auf diese Erwartungen hingewiesen werden.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, in einigen Monaten beginnt für die deutsche Landwirtschaft der Gemeinsame Markt. Es wird ein neuer Abschnitt in der europäischen Agrargeschichte beginnen. Die Bundesregierung sieht dieser Entwicklung, wie wir gehört haben, mit Optimismus entgegen. Die Frage ist, ob dieser Optimismus berechtigt ist. Wir werden demnächst einen grünen EWG-Bericht bekommen. Dieser wird wahrscheinlich bestätigen, daß sich die deutsche Landwirtschaft im Gemeinsamen Markt in einer durchaus nicht ungünstigen Ausgangsposition befindet. Unsere Vollerwerbsbetriebe sind durchweg gut ausgerüstet, manchmal sogar zu gut. Die Maschinendichte mit 23 Mähdreschern je 1000 ha Getreide, mit 72 Melkmaschinen je 1000 Kühe und mit 132 Schleppern je 1000 ha Nutzfläche bleibt zwar betrieblich interessant, wirtschaftlich aber in manchen Fällen mehr als bedenklich.
    Das Fachwissen, besonders bei den jüngeren Landwirten, liegt weit über dem europäischen Durchschnitt. Was die Entfernung zwischen den Betrieben und dem Markt anbetrifft, so ist der Standortvorteil in der Regel auf ihrer Seite. Damit sollen die strukturellen Probleme, die wir alle in bestimmten Gebieten der Bundesrepublik als besonders unerfreulich empfinden, nicht weggeleugnet werden. Im europäischen Vergleich aber — und darauf kommt es im Augenblick an — ist unsere Agrarstruktur durchaus nicht beängstigend. Einen generellen Wettbewerbsnachteil kann man aus dieser Lage heraus nicht ableiten.
    Unsere Betriebe sind leistungsfähig und damit wettbewerbsfähig, wenn dafür gesorgt wird, daß die staatlich beeinflußten Wettbewerbsunterschiede möglichst bald verschwinden. Diese Verzerrungen zu beseitigen, ist die wichtigste und vordringlichste Aufgabe unserer Agrarpolitik überhaupt. In dem Maße, in dem uns das gelingt, werden unsere Landwirte wieder Mut bekommen und auf ihre Kenntnisse und Fähigkeiten vertrauen. In dem Maße, in dem wir der Landwirtschaft deutlich machen, daß wir ihre Schwierigkeiten begreifen und verstehen, daß wir ihr helfen, sich selbst zu helfen, wird auch der Defätismus verschwinden, der von der früheren Agrarpolitik geradezu gezüchtet worden ist.
    Der Kampfplatz, auf dem diese Schlacht geschlagen wird, ist der Verhandlungstisch in Brüssel. Und gerade dafür sollte die Bundesregierung ein Aktionsprogramm entwickeln. Gestern haben Sie, Herr Minister Höcherl, hier erklärt, es sei höchste Zeit — ich zitiere —, „daß wir bei der Beurteilung der Marktchancen unserer Landwirtschaft unsere bisherige defensive Betrachtungsweise über Bord werfen und uns verstärkt zum Angriff auf die Märkte Europas rüsten. Wir haben große Chancen, uns bei diesem Angriff neue Marktpositionen zu erobern und unseren bisherigen Marktanteil be-



    Dr. Schmidt (Gellersen)

    trächtlich auszuweiten." Dieser Beurteilung der Lage kann ich mich im vollen Umfang anschließen. Aber ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, daß — um im militärischen Bild zu bleiben — ein planloser Angriff nur in den seltensten Fällen zum Erfolg führen wird. Für großangelegte Offensiven ist zunächst einmal der Generalstab zuständig, und der hat, was die Agrarpolitik angeht, in der Vergangenheit nicht gerade mit taktischen Meisterleistungen geglänzt,
    Um Ihnen verständlich zu machen, worum es geht, möchte ich zwei Beispiele nennen. Das erste Beispiel betrifft die Getreidemarktordnung, die uns wahrscheinlich noch mehr Ärger bereiten wird, als wir im Augenblick annehmen. Hier geht es darum, daß mindestens in zwei Partnerländern, nämlich in Frankreich und in Italien, ein völlig anderes System praktiziert wird, als es von der EWG-Kommission angestrebt wird. Die Abweichungen sind derart gravierend, daß sich ganz zwangsläufig empfindliche Wettbewerbsverzerrungen ergeben, falls nicht für eine grundlegende Änderung gesorgt wird. Wenn wir damit schon vor fünf Jahren begonnen hätten, wäre die Getreidepreisentscheidung mit Sicherheit anders ausgefallen. In beiden Ländern sind nämlich die Richt- und Interventionspreise nur Orientierungswerte. Die Marktpreise werden so manipuliert, daß sie selbst in den Überschußgebieten und in den Wochen nach der Ernte in der Nähe des Richtpreises, und im Falle Italien sogar darüber, liegen. Dazu kommt noch im Falle Frankreich das Problem der steuerähnlichen Abgaben, das uns deshalb so brennend interressiert, weil diese Abgaben auch nach Wegfall der Abschöpfungen und der Zölle bei der Einfuhr erhoben und bei der Ausfuhr erstattet werden. Wären all diese systemwidrigen Praktiken im Jahre 1962 aufgegeben worden, hätten sich die Regierungen Frankreichs und Italiens mit ziemlicher Sicherheit in der berühmten Dezember-Nacht von 1964 für ein höheres gemeinsames Preisniveau ausgesprochen. Eine Revision des Getreidepreis-Beschlusses wird erst dann erfolgreich sein, wenn dafür gesorgt wird, daß für sämtliche Erzeuger, Händler und Verarbeiter in der EWG die gleichen Bedingungen gelten. Wenn es richtig ist, daß mit der Übernahme des französischen Systems die Erlöse der deutschen Weizenerzeuger um 1,60 DM je Doppelzentner verbessert werden können, dann hätte das bei der Abschaffung dieses Systems natürlich Konsequenzen für den Grundrichtpreis. Das muß man wissen.
    Auf die Frage der Taxen und ihrer Behandlung im grenzüberschreitenden Verkehr möchte ich hier nicht weiter eingehen. Herr Minister Höcherl hat sich vor kurzem in „Agra-Europe" dazu geäußert. Die Problematik, die in dieser ganzen Sache steckt, scheint mir aber so ernst zu sein, daß ich Sie, Herr Bundesminister, bitten möchte, dem Ernährungsausschuß des Bundestages unverzüglich eine Aufzeichnung zuzuleiten, aus der hervorgeht, wie sich diese Praktiken nun eigentlich in Mark und Pfennig auswirken.
    Hier, an diesen Punkten, ist der archimedische Punkt, an dem wir den Hebel ansetzen müssen,
    wenn wir weiterkommen wollen. Wer offensiv werden will, darf nicht bange sein.
    Wir müssen bereit sein, unseren EWG-Partnern auch einige weniger nette Dinge beizubringen. Dazu gehört z. B. — das haben wir in der letzten Sitzung des Ernährungsausschusses in Berlin in einer Entschließung zum Ausdruck gebracht —, daß wir unsere Frachthilfen für Getreide erst im Rahmen einer allgemeinen Harmonisierung der Agrarfrachten abschaffen und auf Beihilfen für Braugersten erst dann verzichten wollen, wenn auch anderswo die Beihilfen für gewisse Bodenprodukte verschwinden. Wenn es zu Übergangsregelungen kommt, dann müssen sie für alle gelten und im gleichen Schritt und Tritt, Zug um Zug, abgebaut werden.
    Im Zusammenhang mit der Getreidemarktordnung möchte ich Ihre Aufmerksamkeit, Herr Minister, noch auf einen weiteren Punkt lenken. Dieser Marktordnungsentwurf ist nämlich wesentlich günstiger ausgefallen, als das zunächst den Anschein hatte, günstiger für unsere Veredelungsproduktion und ungünstiger für die französische. Wie Sie wissen werden, war in der ersten Fassung des sogenannten Mansholt-Plans der Vorschlag enthalten, alle Getreidepreise in Richtung auf das Hauptzuschußgebiet in der EWG mit dem Zentrum Duisburg ganz linear abzustaffeln. Hätte man sich darauf geeinigt, wären in den marktfernen Gebieten Frankreichs die Getreidepreise gesunken; gleichzeitig hätte aber die Veredelungsproduktion in diesen Gebieten einen deutlichen Kostenvorsprung erhalten. Das ist nach dem jetzt angenommenen Konzept, für das sich gerade auch die französissche Delegation im Rat eingesetzt hat, nicht mehr der Fall. Der Kostenvorteil der Veredelungsproduktion liegt jetzt eindeutig in den verbrauchsnahen Gebieten, und dazu gehört der größte Teil der Bundesrepublik. Es muß Aufgabe der deutschen Delegation in Brüssel sein, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, daß dieser Kostenvorteil in vollem Umfang wahrgenommen werden kann.
    Wenn Sie sich vor Augen halten, daß in der Bundesrepublik die Futtergetreidepreise sinken, während sie in Frankreich steigen, wenn Sie weiter in Rechnung stellen, daß der durchschnittliche Schweinebestand pro Betrieb in Frankreich nur die Hälfte der deutschen Durchschnittszahl erreicht, und wenn Sie schließlich das Verhältnis zwischen den Rohstoffkosten und den Schweinepreisen in beiden Ländern ansehen, werden Sie sehr leicht feststellen, daß die deutsche Landwirtschaft in diesem Bereich objektiv leistungsfähiger ist. Es muß deshalb alles getan werden, damit unsere Bauern diesen Vorsprung nutzen können. Ich würde das für einen guten Ausgleich angesichts des niedrigeren Getreidepreises halten.
    Natürlich werden die deutschen Schweinepreise sinken, sobald die Abschöpfungen im innergemeinschaftlichen Handel wegfallen. Davon dürfen wir uns nicht schrecken lassen. Im Augenblick geht es nicht so sehr um den Preis, sondern um den Marktanteil. Dieser Marktanteil kann noch erweitert werden, wenn die Bundesregierung unter anderem für eine Ausschaltung der Wettbewerbsverzerrungen im grenzüberschreitenden Verkehr sorgt. Was für



    Dr. Schmidt (Gellersen)

    Schweine gilt, gilt auch für die anderen Veredelungsprodukte.
    Ich habe mit großem Interesse dieser Tage eine Verlautbarung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Geflügelzüchter gelesen, in der dargelegt wird, daß die deutschen Erzeuger den Wettbewerb in keiner Weise zu scheuen brauchen, wenn erst einmal die Übergangsschwierigkeiten überwunden sind — wir werden uns in diesen Tagen überlegen müssen, wie wir dabei helfen können, Herr Kollege Dr. Reinhard, darin sind wir uns einig —, wird sich die deutsche Schlachtgeflügelproduktion wegen des hohen Rationalisierungsstandes ihrer Betriebe und wegen des reibungslosen Zusammenspiels zwischen Erzeugern und Verarbeitern behaupten. — Das ist die Feststellung eines Fachverbandes. Sie sehen daraus, daß die Praktiker manchesmal vernünftiger sind als solche Agrarpolitiker, denen das Jammern zur zweiten Natur geworden ist.

    (Heiterkeit in der Mitte.)

    Ich möchte Sie nicht mit weiteren Einzelfragen ermüden und nicht tiefer in die EWG-Marktordnungen eindringen, die aber eine Überraschung nach der anderen bieten. Es wäre z. B. reizvoll, hier die Kosten und Ausbeutungssätze bei Milchprodukten anzuführen, die die hohe Leistungsfähigkeit unserer Molkereiwirtschaft erweisen. Auch bei Rindfleisch sind wir gewiß nicht die teuersten Anbieter im Gemeinsamen Markt.
    Es ging mir darum, mit diesen Bemerkungen deutlich zu machen, wie wichtig es für die deutsche Landwirtschaft ist, daß wir so rasch wie möglich zu einem gemeinsamen Agrarmarkt kommen, der die Gewähr für einen echten Leistungswettbewerb bietet. Allein darauf kommt es an, nicht auf diese oder jene Sonderregelung für dieses oder jenes Produkt oder für diese oder jene Gegend, ob es sich um Niedersachsen oder um Bayern handelt, Herr Minister.
    Aus der aufgezeigten und gegebenen Situation läßt sich folgendes EWG-Aktionsprogramm ableiten:
    1. Es muß für eine absolut einheitliche Durchführung der neuen EWG-Marktordnungen gesorgt werden. Je detaillierter diese Verordnungen ausfallen, desto besser. Jede, auch die kleinste Ausnahme muß präzisiert und zeitlich befristet werden, wobei in jedem Falle darauf zu achten ist, daß Wettbewerbsverzerrungen entweder vermieden oder ausgeglichen werden.
    2. Die deutsche Delegation muß bei den weiteren Verhandlungen in Brüssel auf Sonderwünsche weitestgehend verzichten, zumindest bis zum letzten Moment. Wenn es zutrifft, daß dem deutschen Nahrungsmittelangebot große Chancen bevorstehen, sobald in Europa alle Grenzabgaben gefallen sind — das ist ein Zitat aus der Rede des Herrn Bundesministers —, dann muß es uns zuallererst um den Wegfall dieser Abgaben gehen und um die Abschaffung solcher Praktiken, die ähnlich wie diese Abgaben wirken. So gesehen, können wir irgendwelche Sonderregelungen nur beanspruchen, wenn sie auch anderen Partnerländern zugestanden werden. Es ist keineswegs nur eine Nuance, an die Stelle des Wunsches nach einer Fortsetzung der deutschen
    Frachthilfe die Forderung zu rücken, mit der Harmonisierung der Agrarfrachten zu beginnen. Wir müssen in diesem Zusammenhang aber deutlich machen, daß es uns nicht um eine Verzögerung des europäischen Binnenmarktes geht, sondern darum, diesen Markt zu einem wirklichen Binnenmarkt werden zu lassen.
    3. Es erscheint dringend notwendig, die Durchführung der gemeinsamen Marktordnung in allen Partnerländern genau zu überwachen. Dafür ist nach dem Vertrage an sich die EWG-Kommission zuständig. Wir haben ein begründetes Interesse daran, daß die Kommission ihre Befugnis ausüben kann und auch tatsächlich ausübt. Sonst müßten andere, vorläufige Lösungen gesucht werden.
    4. Aus der vorhergehenden Bemerkung folgt, daß die Bundesregierung von sich aus keine Mühe scheuen darf, darüber volle Kenntnis zu erlangen, wie sich die vorerst noch unterschiedlichen Verkehrs-, Steuer-, Kredit-, Sozial- und Handelspolitiken auf die landwirtschaftlichen Märkte, auf die Agrarpreise und auf die Einkommen der Landwirtschaft auswirken. Beweiskräftige Unterlagen sind für die Verhandlungen in Brüssel immer erforderlich, wenn man erfolgreich sein will.
    5. Die Offenlegung aller Beihilfen zugunsten der Landwirtschaft in allen Partnerländern darf keine weitere Verzögerung erfahren. Die Bundesregierung hat in dieser Hinsicht ohne Zweifel ein Übersoll erfüllt. Jetzt wäre es eigentlich an den anderen Mitgliedstaaten, auch ihrerseits die Karten aufzudecken. Das gilt sowohl für die direkten als auch für die indirekten Beihilfen, z. B. für die parafiskalischen Abgaben zugunsten von Berufsverbänden und deren Verwendung.
    Meine Damen und Herren, das sind gewissermaßen die horizontalen Probleme der gemeinsamen Agrarpolitik, die mir im Augenblick als besonders dringlich erscheinen. Auf die Notwendigkeit, in den anderen Bereichen der gemeinsamen Politik — der Verkehrs-, Sozial-, Konjunkturpolitik usw. — voranzukommen, brauche ich nicht weiter hinzuweisen; das gehört gewissermaßen zum eisernen Bestand solcher Debatten in diesem Hause.
    Da wir im Augenblick eine Agrardebatte führen, stellt sich für uns die ganz konkrete Frage, was wir in eigener Zuständigkeit tun können, um es unserer Landwirtschaft zu ermöglichen, jene Chancen wahrzunehmen, von denen Herr Bundesminister Höcherl gestern gesprochen hat. Einen Weg hat meine Fraktion mit dem Entwurf eines Marktstrukturgesetzes aufgezeigt. Dazu wird mein Kollege Marquardt noch einiges sagen. Wir sind uns über die Möglichkeiten und Grenzen dieses Gesetzes durchaus im klaren. Wir nehmen keineswegs für uns in Anspruch, daß wir damit die Patentlösung, die Patentmedizin schlechthin gefunden hätten. Wir glauben aber, daß es mit Hilfe dieses Gesetzes möglich ist, ein Konzept zu entwickeln, das es erlaubt, für die deutsche Landwirtschaft die gleichen Voraussetzungen zu schaffen wie in den Nachbarländern.
    In diesem Zusammenhang, Herr Bundesminister, kann ich leider nicht darauf verzichten, Sie mit



    Dr. Schmidt (Gellersen)

    allem Nachdruck darauf hinzuweisen, daß auch wir in der Frage der Bildung und Förderung von Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse die Haltung Ihres Hauses nicht teilen. Wir befinden uns in dieser Hinsicht in einer Linie nicht nur mit den Berufsorganisationen. Von den sachverständigen Kollegen in diesem Hohen Hause gibt es nicht einen einzigen, der mit den Referenten Ihres Ministeriums übereinstimmte. Ich stimme Ihnen durchaus zu, daß staatliche Interventionen in einem Verbraucherland wie der Bundesrepublik eine sehr unschöne Sache sind. Solche Interventionen — ich zitiere jetzt Herrn Ley — können aber vermieden werden, wenn die Erzeugerorganisationen in der Lage sind, im Falle . einer Krise sich selbst zu helfen. Die Bildung oder Rationalisierung zentraler Einrichtungen reicht absolut nicht aus. Denn was nützen die schönsten Einrichtungen, wenn die Erzeuger nicht unter einen Hut gebracht werden und gemeinsam handeln? Wir wollen niemand zwingen, einer Erzeugerorganisation für Obst und Gemüse beizutreten; aber wir halten es für unumgänglich, die gleichen befristeten Anreize zum Zusammenschluß und zur Regulierung des Angebots zu gewähren, wie das auch in anderen Ländern auf Grund der EWG-Verordnung Nr. 159 geschieht. Die Regierung sollte sich hier nicht trotzig zeigen. Das Konzept der Kommission hat uns nicht gepaßt; aber nachdem es nun akzeptiert worden ist, und das noch mit den Stimmen der Bundesrepublik, müssen wir es auch auf unsere Erzeuger anwenden. Mit Dogmatismus kommen wir nicht vom Fleck. Die kritische Haushaltslage, Herr Bundesminister, kann doch kein Alibi für politische und gesetzgeberische Untätigkeit sein. Ich meine, die neue Bundesregierung sollte dem Buch der europpäischen Unterlassungssünden kein weiteres Kapitel hinzufügen.
    Meine Damen und Herren, allen Maßnahmen, die der Verteidigung des Marktanteils der deutschen Landwirtschaft dienen, allen Maßnahmen, die geeignet sind, diesen Marktanteil in einzelnen Bereichen noch zu erweitern, muß jetzt und für den Rest der Übergangszeit ein absoluter Vorrang eingeräumt werden.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Sie werden sehen, Herr Bundesminister, daß Sie den ganzen Berufsstand für ein solches Programm gewinnen können, wenn Sie ihm echte Alternativen aufzeigen. Unsere Bauern sind bereit, vorübergehend Einbußen in Kauf zu nehmen, wenn sie wissen, daß sie auch morgen noch produzieren und absetzen können.
    Es wäre ein Trugschluß, zu glauben, die jetzt vor uns stehende Änderung der Preisrelation zwischen den verschiedenen Bodenprodukten und Veredlungserzeugnissen bedeute eine grundsätzliche und immerwährende Benachteiligung der deutschen Landwirtschaft. Richtig ist vielmehr, daß mit dieser Änderung Übergangsschwierigkeiten verbunden sind, deren Bedeutung niemand verniedlichen darf. Wenn aber die Durststrecke einmal überwunden ist, wird sich die deutsche Landwirtschaft im Gemeinsamen Markt durchsetzen. Das ist unsere Überzeugung.
    Das ist nicht nur ein Glaubenssatz, sondern eine wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis. In jeder wachsenden Volkswirtschaft macht der Fortschritt in der Bildung und in der Technik den Ersatz zunächst von tierischer und dann von menschlicher Arbeitskraft in der Landwirtschaft durch Maschinen möglich. Maschinen, das bedeutet Kapital. Die Kapitalintensität bestimmt in weiten Bereichen die Produktivität. Überall dort, wo die Produktivität weiter gesteigert werden kann, erhöht sich das Angebot. Folgt nicht auch ein entsprechender Nachfragezuwachs, dann sinken die Preise. Verhindern dagegen natürliche Ursachen einen weiteren Produktivitätszuwachs, kommt es bei gleichbleibender Nachfrage zu einer entsprechender Erhöhung der Preise. Als Beispiel darf ich auf den Milchpreis in den Vereinigten Staaten hinweisen, der inzwischen weit über den Preis in der EWG angestiegen ist, 'eben weil in diesem Bereich dem Ersatz von menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen deutlich Grenzen gesetzt sind. Dieses volkswirtschaftliche Wachstumsgesetz, das an jedem Punkt der Erde fast in gleicher Weise abläuft, kann durch staatliche Maßnahmen beschleunigt oder verlangsamt werden. Aber die Richtung läßt sich nicht ändern. Diese Erkenntnisse gehören inzwischen fast schon zum klassischen Repertoire der modernen Nationalökonomie. Sie finden sie u. a. dargestellt von Jean Fourasté, dessen Lektüre ich übrigens jedem Agrarpolitiker nur dringend empfehlen kann.
    Im Gemeinsamen Markt sehen wir uns der Tatsache gegenüber, daß wir mehrere Volkswirtschaften verschiedenen Entwicklungsgrades zusammenschließen. An dem Anteil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen kann man den Entwicklungsgrad messen. Die Zahlen kennen Sie. Die Schlußfolgerungen liegen auf der Hand. Ich brauche das nicht zu vertiefen.
    Meine Damen und Herren, wir haben heute anläßlich der Vorlage des Grünen Berichts und des Grünen Plans die Agrarpolitik der Bundesrepublik zu diskutieren. Es konnte dabei nicht meine Aufgabe sein, Sie mit Wiederholungen und Ausdeutungen von einzelnen Zahlen und Zahlenreihen zu langweilen. Ich sah meine Aufgabe vielmehr darin, Ihnen und der Bundesregierung die Vorstellungen meiner Fraktion über die zentralen Probleme unserer Agrarpolitik nahezubringen.
    Agrarpolitik muß heute auf zwei Bühnen gemacht werden, in Brüssel wie in Bonn. Ich habe mir erlaubt, die Politik in Brüssel als gleich wichtig, wenn nicht noch bedeutsamer herauszustellen und Ihnen einige Gesichtspunkte für das um einen solchen Teil zu ergänzende agrarpolitische Aktionsprogramm der Bundesregierung darzutun. Ich darf die Erwartung aussprechen, daß das von der Bundesregierung akzeptiert wird. Das vorgelegte Aktionsprogramm der Bundesregierung billigen wir im großen und ganzen. Wir haben auch dazu Ergänzungen angeregt.
    Im Mittelpunkt der Erörterungen stand die Durchführung unseres Landwirtschaftsgesetzes. Wir stellen fest, daß manches Instrument dieses Gesetzes in der Vergangenheit falsch genutzt worden ist und andere Instrumente für die Preis- und Handels-



    Dr. Schmidt (Gellersen)

    politik nicht mehr genutzt werden können, weil wir dafür nicht mehr zuständig sind, sondern der Ministerrat und die EWG-Kommission in Brüssel. Unsere Aufgabe ist es, die verbliebenen Möglichkeiten zu nutzen und der Landwirtschaft den Weg zu ebnen, damit sie auch wirklich ihre Chancen nutzen kann.
    Wir erwarten, daß den Erklärungen der Bundesregierung bald entsprechende Maßnahmen folgen werden. Wir haben keine Zeit, die Hände in den Schoß zu legen. Die Agrarpolitik der neuen Bundesregierung muß mutig, ehrlich und offen gegenüber jedermann sein. Dann wird sie auch Erfolg haben, Herr Minister!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Maria Probst
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Logemann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Logemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben soeben einen Kollegen Dr. Schmidt in einer Rede gehört, wie sie von ihm hier im Deutschen Bundestag, solange ich mich zurückerinnere, nur einmal, nämlich heute, gehalten worden ist. Bisher war er immer Oppositionssprecher! Ich muß ihm heute für seine Koalitionsrede doch die Note „gut" geben.

    (Zuruf von der SPD: „Sehr gut"! —Weitere Zurufe von der Mitte.)

    Man kann daran erkennen — auch das soll ein Bei-
    spiel sein —, wie schnell es möglich ist, sich von
    heute auf morgen in vielen Dingen der Agrarpolitik
    1 in einer ganz bestimmten Richtung umzustellen.

    (Abg. Ertl: Wie man sich wandeln kann!)

    Ich bin sicher, daß Sie, Herr Kollege Dr. Schmidt, vor einem Jahr die Rede des Herrn Ernährungsministers Höcherl ganz anders beurteilt hätten als heute, und ich muß sagen, daß ich mich in der Beurteilung dieser Rede von meinen beiden Vorrednern, dem Kollegen Bauknecht und auch dem Kollegen Dr. Schmidt, unterscheide. Ich könnte mit Ihnen einig sein, wenn Sie sagten: Diese Rede war sehr ausführlich. Das war sie wirklich; das muß ich bestätigen.
    Vieles von dem, was in der Rede des Ernährungsministers gut war, war nicht neu, und was neu war, muß zum Teil doch mit Bedenken gesehen werden. Auf Einzelheiten werde ich noch zurückkommen.
    Heute habe ich den Auftrag, den Grünen Bericht aus der Sicht der Opposition zu beurteilen. Ich werde mich aber in meiner Rede nicht viel anders verhalten als in den vergangenen Jahren in der Koalition. Wir haben uns auch in der Koalition immer bemüht, den Grünen Bericht und gleichzeitig auch die jeweilige Situation der Agrarpolitik sehr kritisch zu beurteilen. Ich möchte es aber nicht nur bei der Kritik lassen. Eine konstruktive Opposition sollte sich auch immer um gute, bessere Vorschläge bemühen.
    Heute haben wir den 12. Grünen Bericht zu diskutieren. Er gleicht seinen Vorgängern vor allem darin, daß er wieder einen erheblichen Abstand zwischen dem Einkommen der Landwirtschaft und dem
    vergleichbarer Berufe ausweist. Ich möchte sagen: eigentlich ist die Disparität allen Grünen Berichten treu geblieben. Allerdings war sie in der Höhe schwankend, mal 21 %, mal 38 %, je nach der Lage der Argrarpolitik oder auch der unterschiedlichen Ernten. Dieses Ergebnis muß uns mit Sorge erfüllen. In etwa gleichen die Schwankungen der Entwicklung der letzten Jahre. Ich habe früher einmal den Grünen Bericht mit seinem Auf und Ab der Disparitäten mit der Echternacher Springprozession verglichen: drei Schritte vor und dann wieder zwei Schritte zurück. Das gilt ganz besonders für den jetzigen Grünen Bericht, bei dem man feststellen kann, daß — auch der Herr Minister hat es gestern gesagt — nur 30% der landwirtschaftlichen Nutzfläche das Klassenziel des Landwirtschaftsgesetzes erreicht haben.
    Damit habe ich aber schon das Stichwort „Landwirtschaftsgesetz". Herr Minister, Sie haben gestern dazu für mich eine sehr interessante Aussage gemacht. In Ihrer Rede haben Sie gestern ausgeführt: „Wenn trotzdem die Ziele des Landwirtschaftsgesetzes noch nicht erreicht sind, so darf nicht vergessen werden, daß das Landwirtschaftsgesetz eine Reihe von agrarpolitischen Zielvorstellungen formuliert, die jedem Kenner der Situation als zeitlose Forderung an die Agrarpolitik vertraut sind." Herr Minister Höcherl, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sehe darin ein sehr starkes Abrücken von den wirklichen Kernforderungen des Landwirtschaftsgesetzes. Soweit ist eigentlich noch kaum ein Ernährungsminister von den Formulierungen und von den Verpflichtungen des Landwirtschaftsgesetzes abgerückt. Diese Feststellungen werden wir unseren Bauern draußen nicht vorenthalten. Denn Ihre Aussage deutet doch an, daß die Disparität im Grünen Bericht zeitlos geworden ist. Sie wird ewig bleiben. Gerade das muß ich mit Nachdruck zurückweisen. Dieses Gesetz in seinen Grundforderungen muß auch für den Ernährungsminister für die Zukunft verpflichtend sein. Wir müssen auch in dem Grünen Bericht immer wieder die Auswirkungen des Landwirtschaftsgesetzes sehen. Der Grüne Bericht ist ja Gradmesser, Herr Minister, für das, was Sie jeweils in der Agrarpolitik getan haben. Aber, Herr Minister, vielleicht hängt dieser Geisteswandel bei Ihnen damit zusammen, daß Sie nach Pressemeldungen kürzlich einmal erklärt haben sollen, Sie möchten am liebsten nur noch Ernährungsminister genannnt werden. Ich bedauere eigentlich, daß Sie damit, zumindest in der Optik, doch von der Landwirtschaft abrücken. Ich finde gerade, der Abstand zwischen den landwirtschaftlichen Auffassungen in der Sympathie zwischen Landvolk und Ihnen ist eigentlich schon groß genug. Ich hätte es begrüßt, wenn Sie z. B. nach Dortmund gefahren wären und nicht eine andere Versammlung an dem Tag wahrgenommen hätten. Es ist in der Tat so, wie Herr Dr. Schmidt vorhin ausführte, daß die deutschen Bauern treu zum Staat stehen. Wenn Sie also in Dortmund zur Sache gesprochen hätten, dann wären Sie dort wohl auch zur Sache gehört worden. Damit hätten Sie nach meiner Auffassung für die Agrarpolitik einiges tun können.



    Logemann
    Nun aber gleich eine weitere Anmerkung zum Grünen Bericht; sie betrifft den Vorlagetermin, der in dem Landwirtschaftsgesetz auf den 15. Februar eines jeden Jahres festgelegt ist. Die FDP hat sich seit Jahren bemüht — ich könnte hier x Anträge aufführen —, statt .des Termins zum 15. Februar einen Termin zum 15. November bzw. 1. Dezember eines jeden Jahres zu bekommen. Leider wurde uns von seiten des Ministeriums immer wieder gesagt, daß das zeitlich nicht möglich sei. Wir haben dann gesagt: Versuchen Sie es doch einmal mit anderen Methoden: weg vom Stehpult, hin zum Computer oder zu anderen Datenverarbeitungseinrichtungen. Immer wieder aber kam der Einwand, so schnell gehe es zeitlich nicht. Ich begrüße es außerordentlich, daß Sie jetzt in Ihrer Rede gesagt haben, der Grüne Bericht müsse sinnvoll für das jeweilige Rechnungsjahr eingeplant werden. Gerade das haben wir seit Jahren verlangt. Wir brauchen dazu eine frühere Vorlage — Dezember, November statt Februar —. Ein entsprechender Antrag wird von uns dazu vorgelegt werden.
    Meine Damen und Herren, es ist sehr wichtig, daß der jeweilige Grüne Bericht doch Verbindung behält zu den Etatberatungen, zum Grünen Plan, aber auch zur praktischen Landwirtschaft selbst. Wenn wir nämlich den Bericht, den wir heute vor uns liegen haben, ansehen, so stellen wir fest, daß er zu einer Auswertung der Ernte 1965 kommt. Das ist für die praktische Landwirtschaft eigentlich schon längst Vergangenheit. Ich darf daran erinnern, daß diese Ernte ja vor der Bundestagswahl 1965 eingefahren wurde. Es ist im Bericht zutreffend dargelegt, daß das Ernteergebnis von damals unter dem Durchschnitt anderer Ernteergebnisse lag. Ich habe aber aus der Praxis heraus nicht so sehr das Gefühl, daß es so schlecht war, daß es in der Auswirkung so weit gehen könnte, wie jetzt unterstellt wird, zu sagen, daß allein darauf die große Disparität zurückgeführt werden kann. Wir sollten nicht versuchen, mit schlechten Ernteergebnissen von agrarpolitischen Dingen, die auch mit Ursache der Disparität sind, abzulenken. Ich möchte in dem Zusammenhang bemerken, daß es in dem Berichtsjahr, für das dieser Grüne Bericht vorliegt, ja nicht nur schlechte Ernten gab, sondern ich darf daran erinnern, daß wir im Herbst 1965 eine ausgezeichnete Erzeugerpreisentwicklung hatten. Das muß man ja bei der Disparität und bei der Vergrößerung der Disparität mit hinzunehmen. Gerade in den Herbstmonaten 1965 — ich habe das damals auch immer wieder in der Öffentlichkeit festgestellt — war eine alte FDP-Forderung, eine Grundsatzforderung von uns erfüllt, nämlich unser Wunsch, daß kostengerechte Preise für die Landwirtschaft erreicht werden sollten. Wir hatten 1965 monatelang eine Entwicklung zu kostendeckenden Preisen hin, und das beweist, daß diese Forderung keineswegs eine Illusion ist, sondern durchaus erreichbar ist, wenn man eine entsprechende Agrarpolitik macht.
    Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß gerade im Herbst 1965 die damaligen Erzeugerpreise, die also die Kostendeckung erreichten, vom Verbraucher ohne Kritik akzeptiert wurden. Vorbedingung dafür war allerdings, daß eine entsprechende Kaufkraft da war. Sie war damals da — auch darauf möchte ich hinweisen. Ich sehe durchaus den Zusammenhang von Kaufkraft und der Entwicklung landwirtschaftlicher Erzeugerpreise.
    In dem Zusammenhang ist vielleicht erwähnenswert, daß das Institut für Landwirtschaftliche Marktforschung in Braunschweig-Völkenrode zu diesem Zeitabschnitt seinerzeit feststellte, daß der Index landwirtschaftlicher Erzeugerpreise im Oktober 1965 9,5% über dem des Vorjahres lag. Die Steigerung der Schlachtviehpreise allein betrug 16,3%, die der Eierpreise sogar 17,7%. Wenn diese Steigerungen trotzdem vom Verbraucher verkraftet wurden, so deshalb, weil im gleichen Zeitraum das Masseneinkommen um 12 bis 14% gestiegen war. Hier sehen wir also die enge Verbindung zwischen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen und der Kaufkraft der übrigen Bevölkerung. Ich brauche wohl nicht besonders darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, daß, wenn wir kostengerechte Preise erreichen wollen, dazu eben Voraussetzung ist, daß auch eine hohe Kaufkraft in der Bevölkerung durch eine entsprechende Vollbeschäftigung vorhanden ist.
    Meine Damen und Herren, nun aber weiter zu dieser Entwicklung. Es bedurfte dann nur einer großen — allerdings bezeichnenden — agrarpolitischen Fehlleistung, um diese gute Preisentwicklung wieder zu zerstören. Damals im Jahre 1965, als Weihnachten näherrückte, kam zwar noch nicht die Große Koalition, aber da wurde der Wirtschaftsminister unruhig und bestand auf einer Senkung der Abschöpfungsbeträge für die Einfuhr von Schweinefleisch aus Drittländern. Die Abschöpfungen wurden damals gesenkt — insoweit also die Fehlleistung —, und es ergab sich, daß die Landwirtschaft von ihren Preisen in 14 Tagen etwa 28 Millionen DM einbüßte, ohne daß der Verbraucher beim Einkauf von Schweinefleisch irgendeinen Vorteil hatte. Das Schweinefleisch wurde trotzdem nicht billiger, sondern alles blieb damals irgendwie in einer Spanne hängen.
    Deshalb, Herr Kollege Dr. Schmidt, möchte ich vor soviel Optimismus, den sie hier äußerten, warnen, vor dem Optimismus nämlich, daß es möglich wäre; durch gesenkte EWG-Erzeugnisse dem Verbraucher die Nahrung irgendwie billiger anbieten zu können. Das wird nicht so sein. Wir haben immer wieder Aussagen der Regierung auf Grund von Untersuchungsergebnissen gehört, daß sich zum Beispiel eine Senkung der deutschen Erzeugerpreise für Getreide keineswegs bis hin auf den Brötchenoder Brotpreis auswirken würde. Das alles wird eben immer wieder in vergrößerten Vermarktungsspannen, wo die Kosten ja sofort immer wieder aufgeschlagen werden, hängenbleiben.
    In diesem Zusammenhang will ich noch folgendes sagen. Herr Minister, Sie haben gestern an uns appelliert, Mut zur EWG zu haben. Ich unterstütze diese Aussage. Ich bin der Meinung, wir sollten der Landwirtschaft sagen: Keine Angst vor der EWG, Mut zur EWG! Wenn man das aber den Bauern sagt und von ihnen verlangt, Mut zur EWG zu haben, muß man auch so konsequent sein, den Mut



    Logemann
    zu einer entsprechenden nationalen Agrarpolitik zu haben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Dazu gehört aber auch, daß man den Mut zur Preispolitik hat. Diesen Mut zur Preispolitik habe ich bei Ihren Ausführungen, Herr Kollege Dr. Schmidt, eigentlich ganz vermißt. Ich möchte aber diese Gretchenfrage nochmals ausdrücklich stellen. Mut zur Preispolitik hat nach meiner Auffassung auch das Kabinett gestern bei der Festsetzung des Orientierungspreises für Rinder keineswegs bewiesen.

    (Zuruf von der FDP: Nein!)

    Mut zur Preispolitik als Voraussetzung für den Mut zur EWG hätte einen Rinderorientierungspreis von 265 statt 259 bedeutet.
    Meine Damen und Herren! Es ist also sehr wichtig, daß wir erkennen, daß die EWG von der Regierung eine Preispolitik verlangt. Das ist an sich zu begrüßen, denn wir wollen ja weg von der Subventionspolitik. Aber bitte, dann muß man auch den Mut zu dieser Preispolitik haben.
    Ich darf vielleicht noch folgendes in Erinnerung rufen, weil das nicht ganz uninteressant ist: daß nämlich auch damals — also im Herbst 1965; ich bin hier eigentlich immer bei der Vergangenheit des Grünen Berichtes — das Klima zwischen der damaligen Regierung Erhard und Mende — angesichts des heutigen Sprachgebrauchs Kiesinger-Brandt darf ich das wohl so sagen — doch sehr gut gewesen ist und daß seinerzeit zum Beispiel auf einem Deutschen Bauerntag in Düsseldorf — wenn ich daran noch erinnern darf — der Kanzler Erhard geradezu mit Vorschußlorbeeren bedacht wurde. Mit allen Schikanen war das damals, ganz groß mit Aufstehen, als er hereinkam, und mit großem Beifall bei seiner Rede. All das war also 1965 auf einem Bauerntag einmal möglich. Ich weiß noch — Herr Kollege Dr. Schmidt saß neben mir —, wie ich zu ihm gesagt habe: Wenn das nur gut geht! Wenn das der Bundeskanzler Erhard nur irgendwie verkraftet, daß ihm das nur nicht zu Kopf steigt! Meine Damen und Herren, es dauerte auch nicht lange, da war das schon eingetreten. Nach der Wahl kam dann das Haushaltssicherungsgesetz, und die ersten Kanzlerzusagen wurden damals zwar nicht gestrichen — das können Sie der kleinen Koalition nicht nachsagen —, aber sie wurden verschoben.
    In diesem Zusammenhang, Herr Minister, möchte ich Sie doch noch einmal zu den Kanzlerzusagen hören. Sie haben neulich einmal in einer Fragestunde versucht, dazu Stellung zu nehmen, aber Sie sind dabei wie die Katze um den heißen Brei herumgegangen, wenn ich es einmal so ausdrücken darf. Heute möchte ich konkret von Ihnen hören, wie Sie zu diesen Kanzlerzusagen stehen. Dabei muß ich feststellen, wenn ich hier zurückblicke, daß die Landwirtschaft eigentlich mit Kanzlerzusagen schon immer schlechte Erfahrungen gemacht hat. Denken Sie einmal an Rhöndorf! Damals hatte sich der Kanzler Adenauer sogar aufgeschrieben, was er den Bauern zusagen wollte, nämlich in bezug auf die Disparität zwischen Agrarpreisen und gewerblichen Preisen sowie zwischen den Agrarlöhnen und den
    gewerblichen und industriellen Löhnen. Er hat aber nie daran gedacht, so etwas zu halten, und das ja auch ganz offen gesagt. Das war ja der Vorteil bei ihm. Er hat immer gesagt: die Bauern wählen ja doch die CDU.

    (Heiterkeit.)

    Er hat es gar nicht für nötig gehalten, seine Zusagen zu realisieren. Wir haben also mit Kanzlerzusagen schon unsere Erfahrungen.
    Nun die nächste Kanzlerzusage; sie kam 1964. Es ist wichtig, daß wieder einmal in die Erinnerung zurückgerufen wird, was damals wirklich war; hier scheint ja vieles vergessen worden zu sein. Ich darf noch einmal darauf hinweisen, daß schon damals die Vertreter der Landwirtschaft der Auffassung waren, daß die Angleichung der EWG-Getreidepreise nicht schon zum 1. 7. 1967, sondern erst am Ende der Übergangszeit, 1970, erfolgen sollte. Die Landwirtschaft drängte also — das muß festgehalten werden — nicht in die EWG, auf eine Verkürzung der Übergangszeit. Es waren ganz andere Bereiche, die das damals getan haben.
    Punkt 2: Präsident Rehwinkel bedrängte Bundeskanzler Erhard nicht mit Forderungen, im Gegenteil; er wurde von Professor Erhard ins Bundeskanzleramt gebeten, um seine Zustimmung zur Harmonisierung der Getreidepreise und damit zur Senkung der deutschen Preise schon am 1. 7. 1967 statt 1970 zu erreichen.
    Drittens: Die Senkung der deutschen Getreidepreise bedeutete damals und bedeutet ja noch heute nach den Berechnungen Ihres Hauses, Herr Minister, eine Senkung der wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugerpreise um 10 bis 13%.
    Viertens: Diese Tatsache und die Aussage des Bundeskanzlers im Bundestag am 19. 3. 1964, die deutschen Getreidepreise seien keineswegs überhöht, die Bundesregierung werde. einer Senkung dieser Preise nicht zustimmen, begründeten die Zusage Erhards, die der deutschen Landwirtschaft durch EWG-Beschlüsse entstehenden Einkommensverluste durch zusätzliche finanzielle Hilfen auszugleichen.
    Und fünftens. Die Berechtigung dieser Zusagen wurde in der Öffentlichkeit seinerzeit nicht bestritten, sondern man war allgemein dafür. Für die an den damaligen Verhandlungen Beteiligten — auch das möchte ich hinzufügen — entstand sogar der Eindruck, daß bei dem Bundeskanzler die Bereitschaft zu noch weiteren Zugeständnissen vorhanden war, da ja der Kanzler mit der deutschen Zustimmung zu gemeinsamen Getreidepreisen eine politische Gegenleistung Frankreichs erwartete. Das war zu den Kanzlerzusagen.
    Ich möchte Sie, Herr Minister, also ganz offen bitten, konkret anzugeben — weichen Sie nachher nicht aus! —, ob eine solche Kanzlerzusage heute noch gilt. Die Landwirtschaft muß wissen, wie Sie diese Frage beantworten. Bitte, antworten sie mit Ja oder Nein, und reden Sie bitte nicht darum herum. Man muß wissen, welche Erwartungen die deutsche Landwirtschaft bezüglich der zugesagten Mittel in Zukunft haben kann. Wir müssen hier eine klare Antwort haben.



    Logemann
    Nun, meine Damen und Herren, eine dritte Anmerkung, und zwar zur Methode der Vergleichslohnberechnung. Durch dauernde Änderungen in den Grünen Berichten der letzten Jahre wurde die Aussage der Vergleichslohnberechnung sehr stark gemindert. Wir müssen beanstanden, daß wir die zwölf Grünen Berichte nun nicht mehr in einer Linie vergleichen können. Es ist durch die dauernden Veränderungen ein Bruch eingetreten, der es nicht mehr zuläßt, daß man zu echten Vergleichen mit Zahlen in der Vergangenheit kommen kann. Schon bei einer Korrektur der Vergleichslohnberechnung durch Kanzler Erhard im Jahre 1965 wurde der Vergleichslohnabstand von etwa 29 auf 23% gesenkt. In diesem Jahr kam eine zweite Korrektur. Man kann feststellen, daß von etwa 39 auf 33 % gesenkt wurde. Sie, Herr Minister, werden nachher sicherlich etwas anderes ausrechnen, nach meiner Berechnung kommt dabei aber dieser Betrag heraus.
    Nun haben Sie für 1967 bereits weitere methodische Veränderungen angekündigt, auf die ich jetzt aus Zeitgründen nicht näher eingehen will. Die Vergleichslohnrechnung ist also zum Teil ohne jeden praktischen Aussagewert. Das muß man zu dieser Entwicklung feststellen.. Die FDP hat seit eh und je die Auffassung vertreten, daß ein gerechter Lohnvergleich zu erfolgen habe.
    Meine Damen und Herren, das, was ich jetzt sage, ist für uns keineswegs neu: ein gerechter Lohnvergleich bedingt auch die Berücksichtigung der Arbeitszeit in der Landwirtschaft gegenüber anderen mit der Landwirtschaft vergleichbaren Berufen. Hier ist die Feststellung sehr interessant, daß man aus Statistiken ersehen kann, daß z. B. 1965 die von den Industriearbeitern tatsächlich im Jahr nach Abzug von Krankheit, Urlaub usw. geleistete Arbeitszeit 1925 Stunden beträgt. Für landwirtschaftliche Arbeitskräfte liegt — wie aus Seite 53 des Grünen Berichtes hervorgeht — eine tarifliche Arbeitszeit im Jahr von 2392 Stunden zugrunde. Dabei ist zu unterstellen, daß hier tatsächlich nur die notwendigen Arbeitskräfte eingesetzt sind. Davon geht der Grüne Bericht ja aus, und ich habe auch gar nichts dagegen. Aber, Herr Minister, ist nicht zu überlegen, ob man nicht auch in anderen Bereichen, z. B. in der Verwaltung oder in der Bundeswehr — ich könnte auch andere Bereiche aufführen —, die Zahlen auf die Notwendigkeit prüft. Wenn man diesen Vorschlag verwirklicht, ließe sich auch noch sehr viel einsparen.
    Aber schon aus diesem Vergleich zwischen 1925 und 2392 Stunden wird deutlich, wieviel wirklich in der Landwirtschaft geleistete Arbeit durch diese Nichtberücksichtigung der Arbeitszeit einfach unter den Tisch fällt. Ich habe durchgerechnet, daß das etwa einem Lohnansatz für 361 000 volle Arbeitskräfte in der Landwirtschaft entspricht, die eigentlich noch dazu gehören. Ich will aber mit diesem Vergleich, den ich hier anstelle, keine Rechnung vorlegen. Wir wollen uns jedoch darüber klar sein, daß sich das, was ich hier vortrage, draußen in der Landwirtschaft auswirkt.. Dort kommt in der Tat nicht der Lohnabstand von 33% an, sondern es
    müßten eigentlich noch 18 % aufgeschlagen werden, wenn man die gleiche Arbeitszeit zugrunde legt.
    Ich bin mit Herrn Kollegen Bauknecht einig, daß man diese Dinge bei den kommenden Grünen Berichten wieder ansprechen muß. Denn hierin sehe ich die Ursache für die große Unruhe im Landvolk, die sich darin auswirkt, daß z. B. auf Einladung 35 000 Bauern nach Dortmund fahren. In der Landwirtschaft gibt es keine Befreiung von der Sonntagsarbeit. Die meisten Bauern können keinen Urlaub machen. Auch auf die Überlastung der Bäuerin darf ich in diesem Zusammenhang hinweisen. Hier wird in der Tat sichtbar, was Kollege Bauknecht vorhin mit dem Wort „Überlastung" zum Ausdruck brachte.
    Die Regierung sollte hier verpflichtet werden, für eine entsprechende Aufklärung Sorge zu tragen. Wir sollten uns- gerade dieses Problem im Ernährungsausschuß noch einmal vornehmen.
    Abschließend zum Grünen Bericht durchaus auch die positive Feststellung, daß Sie sich bemüht haben, eine klarere Gliederung vorzulegen, und klar unterschieden haben zwischen Zuerwerbsbetrieben, Nebenerwerbsbetrieben und Kleinbetrieben. Ich begrüße auch die Darstellung über die Einkommensentwicklung innerhalb der verschiedenen ausgewählten Betriebsgruppen. Auch das ist eine sehr interessante Studie, die da vorgelegt wird.
    Nun aber zum zweiten Teil meiner Ausführungen. Ich möchte hier versuchen, die Frage zu beantworten: Wie soll es denn agrarpolitisch überhaupt weitergehen? Herr Minister, ich muß dazu verschiedene Fragen an Sie stellen, wenn ich hier versuchen will, diese Frage zu beatnworten.
    Zunächst die Vorstellungen zur Agrarpolitik in der EWG. Man muß unterscheiden zwischen dem, was in Brüssel geschieht, was wir dort tun können, und dem, was national möglich ist. Wir haben dazu einen Antrag vorgelegt, der nachher noch von einem meiner Kollegen begründet werden wird. Ich möchte nur, von der EWG her gesehen, drei, vier Sorgen ansprechen, die ich in der jetzigen Situation habe, Sorgen, die allerdings schon seit Jahren durch Warnsignale der FDP, durch die verschiedensten Anträge angesprochen worden sind. Ich will dabei nicht groß die Agrarmarktfinanzierung berühren. Aber es ist sehr wichtig für die Öffentlichkeit, festzustellen, daß uns Brüssel immerhin jährlich 1,6 bis 2 Milliarden DM auch noch nach 1970 kosten wird. Das sind Ihre Aussagen von gestern.
    Aber im Augenblick muß uns auch die Sorge bewegen — auch das ist schon angesprochen worden —, daß in der EWG zwar die Agrarintegration jetzt zu 93%, also fast zu 100%, erreicht ist, daß aber in anderen Bereichen eine so weitgehende Integration noch nicht festzustellen ist. Denken Sie an die Steuern, an die Finanzen, an den Verkehr oder an die Sozialpolitik! Daraus ergibt sich für die Landwirtschaft die schwierige Situation, daß wir zwar eine Harmonisierung der Erzeugerpreise haben, aber keine Harmonisierung von wichtigen Kostenbereichen, die auf die Landwirtschaft einwirken. Für uns stellt sich die Situation um so schwerer, als wir feststellen müssen, daß wir in der Nachbarschaft von Bereichen leben, die innerhalb der EWG



    Logemann
    die höchsten Löhne und die kürzeste Arbeitszeit erreicht haben. Das erschwert unsere Situation außerordentlich. Wir müssen uns bemühen, hier so schnell wie möglich zu einer Beseitigung von Wettbewerbsverzerrungen zu kommen. Aber auch darüber wird mein Kollege Ertl nachher noch sprechen. Das kann ich mir jetzt schenken.
    Ein weiteres sehr wichtiges Problem — und hier möchte ich von Ihnen eine ganz klare Antwort, Herr Minister — ist das von EWG-Agrarmarkt und Außenhandel. Ich weiß durchaus, wie wichtig ein Industrieexport für die deutsche Industrie und für uns alle im Hinblick auf die Vollbeschäftigung ist. Aber ich möchte doch Klarheit über die Haltung der Bundesregierung in der Kennedy-Runde haben. Es besteht doch die Gefahr, daß man versucht, in der Kennedy-Runde den Binnenmarkt der sechs Länder nach außen wieder einzureißen zugunsten der Agrareinfuhren von Drittländern und vom Weltmarkt her.
    Dazu folgende Frage: Wie sieht es nach Ihrer Auffassung nun überhaupt mit den Chancen der Produktion der deutschen Landwirtschaft aus? Das ist vielleicht am besten am Beispiel der Versorgung mit Rindfleisch deutlich zu machen. In der EWG-Entwicklung besteht noch ein Zuschußbedarf an Nahrung. Auch in der Bundesrepublik ist noch eine Lücke von fast 40 % vorhanden. Nun die Feststellung, die man machen muß, daß wir laut EWG-Agrarmarktordnung unseren EWG-Partnern einen Vorrang in der Belieferung zur Schließung dieser Versorgungslücke eingeräumt haben. Man hat also der EWG eine Zusage gemacht. Die zweite Zusage hat die Bundesregierung immer wieder gegenüber Drittländern, z. B. Dänemark, gemacht. Ich weiß, daß es mit den Handelsverträgen in absehbarer Zeit aufhört, aber noch laufen sie. Die gestrige Entscheidung im Kabinett ist eine typische Entscheidung gegen die EWG-Abmachungen. Hier kommt ein Drittland mehr zum Zuge als die EWG.
    Ein dritter Punkt, Herr Minister. Sie haben eine Besichtigungsreise nach Argentinien gemacht, und ich habe nachlesen können, daß Sie auch dort, ich will nicht sagen: Hoffnungen gemacht haben, aber doch darauf hingewiesen haben, wie groß noch der Bedarf an Rindfleisch in der EWG sei. Auch hier könnte man also den Eindruck bekommen, daß auch Argentinien noch mit seinem Gefrierfleisch auf unserem Markt unterkommen soll. Ich könnte hier noch die Zusagen anführen, die auch Ostblockstaaten gemacht werden.
    Ein vierter Punkt, Herr Minister, ist der, daß vor einiger Zeit aus Ihrem Hause eine amtliche Aufforderung an die deutsche Landwirtschaft gekommen ist, in der Sie ganz deutlich sagen, daß die Landwirtschaft die Veredelungsproduktion für die Zukunft erhöhen soll. Ich darf hier aus ,,Agra-Europe" berichten. Hier heißt es unter der Überschrift „Amtliche Aufforderung zur verstärkten Veredelung":
    Wenn die deutsche Landwirtschaft die Chancen erkennt, die in der Veredelungsproduktion liegen, braucht sie die Zukunft in der EWG nicht zu fürchten.
    Dann heißt es weiter:
    In einer Veröffentlichung des Presse- und Informationsdienstes der Bundesregierung wurde das zum Ausdruck gebracht.
    Nun weiter:
    Das Presseamt begründet diese Prognose mit dem Hinweis auf die begrenzten Möglichkeiten einer Erweiterung der Bodenproduktion in der Bundesrepublik.
    Weder stehe kultivierbares Ödland zur Verfügung, noch sei es sinnvoll, größere Waldflächen zu roden. Schließlich sei eine stärkere Intensivierung der Bodenproduktion angesichts der hohen Lohnkosten bei den meisten Früchten in der Regel wirtschaftlich nicht zu vertreten.
    Herr Minister, dazu haben Sie an sich meine Zustimmung, auch die Zustimmung meiner Freunde. Es ist in der Tat so, daß die Chancen für die landwirtschaftlichen Betriebe, die über wenig landwirtschaftliche Nutzfläche verfügen, gerade in einer zusätzlichen inneren Aufstockung auf dem Gebiete der Veredelungswirtschaft liegen. Aber wenn man nun eine solche amtliche Aufforderung zur Mehrerzeugung an die Bauern richtet, Herr Minister, dann müssen Sie auch dafür Sorge tragen, daß dieser amtliche Rat, der gegeben wird, nun auch nicht durch die etwa 5800 Berater, die wir ja in der Zwischenzeit in der Bundesrepublik haben und deren Wirken ich durchaus begrüße, zu Fehlinvestitionen führt.
    Ich will in diesem Zusammenhang im Augenblick nur die Geflügelmast nennen. Ich bin durchaus für eine gute Beratung, wie ich soeben festgestellt habe. Aber ich finde, daß Voraussetzung einer guten Beratung auch eine gute Agrarpolitik ist. Hier müßten Sie also den Bauern mehr sagen und nicht nur diesen Rat geben. Wenn Sie das nicht tun, kann das zu sehr erheblichen Fehlinvestitionen führen. Dann haben wir nachher das, was wir „beratungsgeschädigte" Landwirte nennen können. Herr Minister, deshalb die Bitte: klare Aussagen auch zu dieser amtlichen Aufforderung zur Mehrerzeugung in der Veredelungswirtschaft.
    Daß wir uns bemühen, eine Bedarfslücke an Nahrung zu schließen, bejahe ich. Aber hier sind doch auch gewisse Bedenken anzumelden, wenn die landwirtschaftlichen Betriebe z. B. aufgefordert werden, sich möglichst zu spezialisieren. Ich bin durchaus für eine weitgehende Betriebsvereinfachung, für Schwerpunktbildung. Ich höre so manchen Rat, der besonders aus dem Norden des Bundesgebietes von prominenten Beratern gegeben wird, die Landwirtschaft müsse sich nun spezialisieren, der eine müsse Ferkelmeier werden, der andere Schweinemeier, der dritte Milchmeier. Das sehe ich aber doch mit Bedenken für unsere landwirtschaftlichen Betriebe, wenn man nicht entsprechende Voraussetzungen in der Agrarpolitik schafft.
    Nehmen wir z. B. einen Ferkelmeier, der sich entschließt, nun statt 20 Zuchtsauen 60 zu halten. Dieser Mann mit den 60 Zuchtsauen bekommt in seinen Bestand die Maul- und Klauenseuche, weil



    Logemann
    die Bundesregierung keine Mittel mehr für die Seuchenbekämpfung zur Verfügung stellt, oder dann noch die Schnüffelkrankheit oder noch andere Krankheiten. Dann ist der Mann, Herr Minister, kein Ferkelmeier mehr, sondern dann ist er abgemeiert. Das sollten wir verhindern. Man sollte also die Probleme im Zusammenhang sehen und nicht nur den Rat geben, sondern auch eine entsprechende Agrarpolitik betreiben.
    Nun aber weitere Anmerkungen zu einzelnen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, mehr von der Praxis als von der Theorie her. Zunächst zur Getreidepreissenkung. Auch dazu wird sich die FDP äußern. Welche Vorstellung hat die Bundesregierung von der Verteilung der 560 Millionen DM, die aus Brüssel kommen sollen? Das ist eine Frage, die, wie ich weiß, Schwierigkeiten bereiten wird. Aber hier muß jetzt Farbe bekannt werden. Ich bin der Meinung, daß solche Ausgleichszahlungen an diejenigen geleistet werden sollten, die durch die Preissenkung wirklich betroffen sind.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich hörte vorhin auch, daß das in etwa auch der Auffassung des Kollegen Bauknecht entspricht. Ich habe mich gerade über die Äußerungen des Kollegen Bauknecht gefreut, weil sie aus dem süddeutschen Raum kommen, aus dem ja angeblich noch andere Vorstellungen entwickelt werden, revolvierender Fonds usw. Ich schlage also vor, daß wir die 560 Millionen DM nach der Getreideanbaufläche verteilen. Ich habe es durchgerechnet, Herr Minister; es wäre dann ein Ausgleich möglich. Wenn wir von 560 Millionen DM aus Brüssel und einer Getreideanbaufläche von 4,92 Millionen ha in der Bundesrepublik — laut Grünem Bericht — ausgehen, würden diese 560 Millionen DM je Hektar einen Betrag von 113 DM ergeben.
    Wenn ich hier Ihre Untersuchungen bezüglich der Auswirkung der Getreidepreissenkung nehme — sie gehen von einem Verlust von 10 bis 13% aus — und wenn ich die Getreideerträge in der Bundesrepublik 1960/65 — laut Grünem Bericht — von durchschnittlich 30 Doppelzentnern je Hektar zugrunde lege, dann hätten wir bei einer Preissenkung von 11 % einen Preisverlust je Hektar von 100 DM zu erwarten.