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ID0509620600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 96. Sitzung Bonn, den 22. Februar 1967 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Erler 4355 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg Dr. Schellenberg 4355 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung 4355 C Wahl des Abg. Berlin als ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses . . 4355 D Amtliche Mitteilungen . . . . 4355 D, 4356 B Erweiterung der Tagesordnung 4356 B Fragestunde (Drucksache V/1446) Frage des Abg. Dr. Effertz: Forderung des Bundesschatzministers nach Versagen von Mitteln zur Erhaltung überholter Strukturen Schmücker, Bundesminister . . . . 4356 D Dr. Effertz (FDP) 4357 D Frage des Abg. Dröscher: Produktionseinschränkung der Uranverarbeitungsanlage Ellweiler Dr. von Heppe, Staatssekretär . . 4358 A Dröscher (SPD) 4358 B Fragen des Abg. Müller (Mülheim) : Flugbeschränkungen beim Besuch ausländischer Staatsoberhäupter Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4358 D Müller (Mülheim) (SPD) 4359 B Fragen des Abg. Welslau: Wiedererteilung der Fahrerlaubnis — Medizinisch-psychologische Eignungsprüfung Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4359 D Welslau (SPD) . . . . . . . . 4360 A Fragen des Abg. Kühn (Hildesheim) : Bauliche Verhältnisse der Bahnhofsanlage in Hildesheim Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4360 C Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . . 4360 D Frage des Abg. Kühn (Hildesheim) : Ausbau des Kennedydammes in Hildesheim 4360 D Frage des Abg. Dr. Hudak: Bau der Autobahnausfahrt Schnaittach auf der Strecke Nürnberg—Bayreuth Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4361 A Dr. Hudak (CDU/CSU) 4361 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 Fragen des Abg. Dr. Bucher: Kraftfahrzeuge mit ovalen Zollkennzeichen — Kfz.-Steuer und Versicherungsprämie Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4361 B Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Elektrifizierung der Bundesbahnstrecke Plattling—Landshut Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4361 D Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 4361 D Frage des Abg. Josten: Einheitliche Straßenverkehrsordnung in Europa Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4362 B Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 4362 B Fragen des Abg. Berberich: Weiterbau der Bundesautobahn Weinsberg—Tauberbischofsheim—Würzburg 4362 D Frage des Abg. Brück (Holz) : Schutz der Saar gegen Verunreinigungen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4363 A Brück (Holz) (SPD) . . . . . . . 4363 B Hussong (SPD) . . . . . . . . 4363 C Fragen des Abg. Richter: Zubringerstraßen für den Autobahnbau in den Lkr. Tauberbischofsheim und Buchen — Brücke über das Taubertal, Rötensteinviadukt bei Grünsfeld, Verlegung der B 27, 37 und 292 . . . 4363 C Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Neue Mainbrücke in Schweinfurt . . 4363 D Frage des Abg. Biechele: Internationale Schiffahrts- und Hafenordnung für den Bodensee Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4364 A Biechele (CDU/CSU) . . . . . . 4364 A Frage des Abg. Strohmayr: Motorbootführerschein und amtliche Bootskennzeichnungspflicht auch für die Binnenwasserstraßen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4364 C Strohmayr (SPD) 4364 C Frage des Abg. Strohmayr: Haftpflichtversicherung für Motorboote Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4365 A Strohmayr (SPD) . . . . . . . 4365 A Fellermaier (SPD) . . . . . . . 4365 B Frage des Abg. Moersch: Vermittlung von Schiffsreisen durch deutsche Reisevermittler und Touristikunternehmen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4365 C Moersch (FDP) 4365 D Frage des Abg. Geldner: Vorortnetze im süddeutschen Telefonverkehr Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 4366 A Frage des Abg. Kubitza: Erhöhung der Fernsehgebühren bei Einführung des Farbfernsehens Dr. Dollinger, Bundesminister . . 4366 A Kubitza (FDP) 4366 B Frage des Abg. Kubitza: Unterschiedliche Gebührenberechnung für Schwarz/Weiß- und Farbfernseher Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 4366 C Fragen des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Verschärfung der Wohnungsmarktlage in Bayern wegen Fehlens öffentlicher Wohnungsbauförderungsmittel Dr. Lauritzen, Bundesminister . . . 4366 C Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 4366 D Ott (CDU/CSU) 4367 B Baier (CDU/CSU) 4367 C Fragen des Abg. Rollmann: Versorgung kinderreicher Familien mit ausreichendem Wohnraum Dr. Lauritzen, Bundesminister . . 4367 C, 4368 A Rollmann (CDU/CSU) 4368 B Baier (CDU/CSU) 4368 C Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 4368 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 4368 C Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 4368 D Frage des Abg. Hübner: Einbeziehung des öffentlichen Dienstes in die „konzertierte Aktion" Gumbel, Staatssekretär 4369 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 III Fragen des Abg. Jung: Beamte des Bundeskriminalamtes — Vereinheitlichung der Arbeit der Kriminalbehörden Gumbel, Staatssekretär . . . . . 4369 B Würdigung des Zusammentritts des Reichstages des Norddeutschen Bundes im Jahre 1867 D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 4369 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Europapolitik (Drucksache V/1042) in Verbindung mit Antrag betr. Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Europäischen Gemeinschaften, des Europarates und der Westeuropäischen Union (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/1010) und mit dem Schriftlichen Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Auswirkung der EWG-Agrarfinanzierung auf den Bundeshaushalt (Drucksachen V/687, V/1383) Dr. Apel (SPD) 4371 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 4375 B Brandt, Bundesminister . . . 4376 C, 4393 C, 4410 A Röhner (CDU/CSU) 4382 C Dr. Furler (CDU/CSU) 4384 C Dr. Schulz (Berlin) (SPD) 4388 A Dr. Mende (FDP) . . . . . . 4391 C Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . 4394 A Metzger (SPD) 4396 D Dr. Staratzke (FDP) 4400 D Dichgans (CDU/CSU) 4403 B Richarts (CDU/CSU) . . . . . 4404 A Saxowski (SPD) . . . . . . . 4406 D Dr. Effertz (FDP) . . . . . . 4407 C Mauk (FDP) . . . . . . . . 4409 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über die Neunundachtzigste und Einundneunzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/1390, V/1464, V/1410, V/1465) . . . . 4411 A Entwurf eines Gesetzes über eine Geflügelstatistik (Drucksache V/1287); Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache V/1430), Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/1409) — Zweite und dritte Beratung — 4411 B Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Dasselfliege (Drucksache V/1286); Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/1409) — Zweite und dritte Beratung — 4411 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 4. April 1966 zur erneuten Verlängerung des Internationalen WeizenÜbereinkommens 1962 (Drucksache V/1401); Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache V/1463), Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/1441) — Zweite und dritte Beratung — 4411 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. September 1965 mit der Republik Kongo über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/1254); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksache V/1415) — Zweite und dritte Beratung — . . . . 4412 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. April 1966 mit dem Spanischen Staat über Arbeitslosenversicherung (Drucksache V/1445) — Erste Beratung — 4412 C Ubersicht 11 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/1443) 4412 C Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Antrag betr. Tarifvertrag für Wissenschaftler an Forschungsinstituten (Abg. Dr. Mommer, Dr. Lohmar, Sänger, Dr. Müller [München], Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Dr. Meinecke, Dr. Frede u. Gen. und Fraktion der SPD) (Drucksachen V/693, V/1423) 4412 D Nächste Sitzung 4412 D Anlage 4413 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 4355 96. Sitzung Bonn, den 22. Februar 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 14.31 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 4413 Anlage zum Stenographischen Bericht Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 28.2. Arendt (Wattenscheid) 22.2. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 22. 2. Dr. Artzinger 24. 2. Bauer (Wasserburg) 25.2. Beuster 24. 2. Blume 28. 2. Borm 22. 2. Corterier 22. 2. Dr. Czaja 18. 3. Eisenmann 21. 4. Dr. Gleissner 10. 3. Haage (München) 24. 2. Haar (Stuttgart) 22. 2. von Hassel 27. 2. Hofmann (Mainz) 10. 3. Illerhaus 26. 2. Klinker * 22. 2. Frau Korspeter 4. 3. Freiherr von Kühlmann-Stumm 25. 2. Kurlbaum 25. 2. Frau Kurlbaum-Beyer 4. 3. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Leber 26. 2. Lemmer 31.3. Dr. Löhr * 23. 2. Lücker (München) * 23. 2. Matthöfer 24. 2. Mengelkamp 1. 3. Dr. Miesner 28. 2. Missbach 22. 2. Peters (Poppenbüll) 21. 4. Frau Pitz-Savelsberg 18. 3. Rainer 22. 2. Dr. Ritgen 24. 2. Dr.-Ing. Seebohm 24. 2. Seifriz 24. 2. Dr. Siemer 24. 2. Dr. Starke (Franken) 23. 2. Struve 31.3. Stücklen 24. 2. Walter 22. 2. Weigl 28. 2. Wilper 24. 2. Zerbe 26. 2. b) Urlaubsanträge Blöcker 11. 3. Jaschke 18. 4. Rösing 17. 3. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell 31. 3. Wischnewski 19. 3.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Werner Staratzke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In der Großen Anfrage der Fraktion der SPD über das komplexe Thema der Europa-Politik ist — das möchte ich hier einmal besonders herausstellen — in dem Blumenstrauß von Fragen doch ohne Zweifel die berechtigte Sorge um die Zukunft dieses Europas deutlich zu verspüren, und ich glaube auch, daß die Kollegen Dr. Apel und Dr. Schulz — vielleicht der eine mehr, der andere weniger — hier deutlich gemacht haben, daß eine Sorge anzumelden ist. Wir Freien Demokraten teilen diese Sorge, weil wir der Meinung sind, daß es nun an der Zeit ist, daß eine Beschleunigung einsetzt, um nicht in einer Zollunion steckenzubleiben, um nicht die Wirtschaftsunion praktisch in einer Zollunion verkümmern zu lassen.
    Über den rein politischen Teil ist genügend gesagt worden; Herr Kollege Dr. Mende hat den Standpunkt der Freien Demokraten zum Ausdruck gebracht, auch zu der Frage des Beitritts Großbritanniens. Hierüber sind wir uns, glaube ich, klar. Ich möchte der vorgeschrittenen Zeit wegen nichts weiter tun, als auf einigen wirtschaftspolitischen Gebieten realistisch die Dinge zu schildern; denn ich meine, es tut der Bundesregierung und auch diesem Hohen Hause gut, wenn wir hier von ganz realistischen Betrachtungen ausgehen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn ich rein von der wirtschaftspolitischen Seite aus eine Schilderung dieses Gemeinsamen Marktes geben sollte, dann müßte ich sagen, wir werden im nächsten Jahr eine Zollunion der sechs EWG-Länder haben und wir werden vermutlich im nächsten Jahr



    Dr. Staratzke
    einen, wie wir auch heute wieder gehört haben, in mancherlei Hinsicht außerordentlich kritisch zu betrachtenden, weitgehend durch die Bundesrepublik vorgeleisteten Agrarmarkt haben. Das sind die Tatbestände, und ich meine, heute sollte die Frage gestellt werden — uns interessiert diese Frage —, ob die EWG nun im Zustand einer Zollunion verkümmern soll oder ob sie doch noch das große gemeinsame Wirtschaftsgebiet von etwa 200 Millionen Verbrauchern werden kann, das denen vorgeschwebt hat, die den Vertrag von Rom geschlossen haben.
    Eine Zollunion ist nichts weiter als die Abschaffung der Binnenzölle innerhalb der EWG und die Anwendung gemeinsamer Außenzölle gegenüber dritten Ländern. Diese Stufe wird, wie wir alle wissen, voraussichtlich am 1. Juli 1968 erreicht sein. Sie ist dann aber — und das darf ich besonders betonen — nur ein allererster Schritt auf dem Wege zum Gemeinsamen Markt, der nach unserer Meinung sehr viel anspruchsvollere Voraussetzungen haben muß. Ein Gemeinsamer Markt fordert nämlich, daß binnenmarktähnliche Verhältnisse für alle in diesem Gebiet Tätigen herrschen. Davon sind wir aber sehr weit entfernt. Es ist unbestreitbar, meine Damen und Herren, daß gerade mit den Zöllen, die bisher bestanden haben, ein Teil der Wettbewerbsunterschiede, die den internationalen Handel stören, ausgeglichen wurde. Der selbstverständlich zu begrüßende Abbau dieser Binnenzölle fördert nun aber andererseits Wettbewerbsnachteile und Wettbewerbsverzerrungen, die vorher verdeckt waren, zutage — das möchte ich in aller Offenheit sagen —, leider sehr stark zum Nachteil der gesamten deutschen Wirtschaft.

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine Damen und Herren, ich bin mir selbstverständlich bewußt — und ich glaube, jeder in diesem Hause —, daß das Zusammenwachsen von sechs Nationalstaaten mit zusammen zirka 200 Millionen Verbrauchern und mit der Abgabe von Kompetenzen seitens der Nationalstaaten an diesen Gemeinsamen Markt seine Zeit braucht. Die Geschichte hat dies immer wieder bewiesen — Deutscher Zollverein usw. —, daß hierfür eine gewisse Zeit gebraucht wird. Aber es sind zehn Jahre ins Land gegangen, und der rasante technische und wirtschaftliche Fortschritt in der heutigen Zeit erfordert auf diesem Felde des Zusammenwachsens Beschleunigung.
    Ich sprach von binnenmarktähnlichen Verhältnissen. Diese binnenmarktähnlichen Verhältnisse liegen aber nur dann vor, wenn eine wirklich harmonisierte Wirtschaftspolitik vorhanden ist, eine Wettbewerbspolitik, eine Strukturpolitik, eine Konjunkturpolitik, vor allem aber eine Währungs- und Kreditpolitik und eine harmonisierte Steuerpolitik und Handelspolitik. Solange das nicht vorhanden ist, ist es kein Gemeinsamer Markt und kann es kein Gemeinsamer Markt sein. Im Gegenteil — ich muß das deutlich sagen —, es entstehen Wettbewerbsverzerrungen und -verfälschungen, die möglicherweise zu strukturellen Umformungen in den EWG-Staaten führen.
    Ich sagte, das alles ist heute, von kleinen Ansätzen abgesehen, nicht vorhanden. Ich kenne natürlich die konjunkturpolitischen Überlegungen, die mittelfristige Planung usw. Was aber vorhanden ist — und das darf ich einmal in aller Deutlichkeit sagen — und immer mehr in diesem Gemeinsamen Markt zunimmt, realistisch betrachtet, das ist ein Gestrüpp, ein Dschungel von Beihilfen, Zinsverbilligungen, schlicht gesagt, von Subventionen aller Art in den EWG-Ländern, unterschiedlich natürlich in den Ländern, aber auch unterschiedlich je nach Branche, je nach Wirtschaftbereich, je nach Sparte.

    (Beifall bei der FDP.)

    Das führt weiß Gott nicht zu der erstrebten oder erstrebenswerten Integration, sondern im Gegenteil zu den eben genannten Wettbewerbsverfälschungen und -verzerrungen und, was noch schlimmer ist, langfristig gesehen, zu Strukturveränderungen und zu Störungen der Wirtschaftsstruktur.
    Ich darf Ihnen ein kleines Beispiel erzählen, auch zu so später Stunde. Mir ist bekannt, daß der italienische Staat vor ganz kurzer Zeit Investitionshilfen in Form von sehr billigen Krediten allein für einen bestimmten Industriezweig im Gesamtbetrag von umgerechnet immerhin 300 Millionen DM bereitgestellt hat, während dieselben Konkurrenzindustrien in den anderen EWG-Staaten selbstverständlich nichts erhalten, entweder weil ihre eigene Regierung das nicht tut oder weil sie kein Geld hat. Die betreffende Industrie in der Bundesrepublik hat obendrein, weil die Politik liberaler gehandhabt wird, noch sehr viele Scherereien mit anomalen Einfuhren aller Art aus außereuropäischen Ländern zu verkraften, welche die anderen Länder weitgehend nicht zulassen.
    Was den Komplex der Steuerharmonisierung angeht — lassen Sie mich wieder wegen der späten Stunde nur ein paar Stichworte sagen —, ist in diesen Tagen — wir haben es ja gehört — ein sicher nicht unwichtiger Schritt getan worden, nämlich durch den Beschluß vom 9. Februar, spätestens im Jahre 1970 in allen EWG-Staaten zu einem gemeinsamen Mehrwertsteuersystem überzugehen. Mit der Bekundung dieser Absicht hat sich aber — das ist das Entscheidende, das muß man immer dazu sagen — der Ministerrat noch nicht für einen einheitlichen Umsatzsteuersatz ausgesprochen. Dieser einheitliche oder doch zumindest weitgehend harmonisierte Steuersatz — entweder mit keiner Ausnahme oder mit einheitlichen Ausnahmen — wäre erst die Voraussetzung für eine mögliche Beseitigung der Steuergrenzen. Solange das nicht der Fall ist, solange man also erst die Mehrwertsteuer einführt — im Jahre 1970 —, ist natürlich die Verzerrung, die immer beim grenzüberschreitenden Verkehr besteht, noch nicht verschwunden. Diese Regelung — ich sage es ausdrücklich ganz nüchtern — ist ein Fortschritt für das Jahr 1970, aber, wie gesagt, mit den Konsequenzen, die ich auch gleich dazugesagt habe. Von dieser Regelung auf dem Gebiet der indirekten Steuern abgesehen ist aber überhaupt noch kein Ansatz für die Harmonisierung der direkten Steuern da. Unser Steuersystem unterscheidet sich bekanntlich in vielfacher Hinsicht von den



    Dr. Staratzke
    Systemen in anderen Staaten, z. B. bei der Vermögensteuer, bei der Gewerbesteuer; vom Lastenausgleich will ich gar nicht reden. Bei diesen Steuern — das allerdings ist auch eine Frage für die Integration — kann man nämlich autonom vorgehen. Diese „Flurbereinigung" bei bestimmten Steuern kann man vornehmen, wenn man bestrebt ist, die Integration in der EWG tatsächlich zu beschleunigen.
    Es ist doch selbstverständlich — ich brauche es nicht noch einmal auszusprechen —, daß alle derartigen Wettbewerbsnachteile — Steuern sind Kosten —, alle noch bestehenden Verzerrungen — die deutsche Wirtschaft leidet darunter — unsere Wirtschaftskraft und damit natürlich auch unsere Steuerkraft sehr erheblich stören. Gerade die Steigerung der Wirtschaftskraft und der Steuerkraft haben wir dringend nötig; wir müssen alles daran setzen, daß sie eintritt. Diese Übergangszeit, wenn man so sagen will, bis zum Jahre 1970, dann Einführung eines gemeinsamen Steuersatzes, dann vielleicht fünf Jahre weiter der Wegfall der Steuergrenzen usw., diese zu lange Übergangszeit ist für die deutsche Wirtschaft sehr hart — immer mehr Branchen stellen das fest — und wird immer härter, je länger diese Zeit dauert.
    Ich möchte noch auf einen weiteren wirtschaftspolitischen Tatbestand eingehen. Unmittelbar entscheidend und gegenwärtig drängend ist die Einigung auf eine gemeinsame Handelspolitik gegenüber dritten Ländern. Solange in den EWG-Ländern extrem unterschiedliche Regelungen und Praktiken gegenüber den Einfuhren aus dritten Ländern angewandt werden, muß es zu einer Verlagerung der Importströme von den mehr protektionistischen EWG-Ländern zu den liberalen Ländern innerhalb der EWG kommen. Die unmittelbare Folge dieser Entwicklung muß sich dann in einer Verschlechterung der Wettbewerbsposition der Industrien liberalerer Länder oder Länder mit liberaler Handhabung im Vergleich zu ihren Konkurrenten in den mehr protektionistischen Ländern dieses sogenannten Gemeinsamen Marktes zeigen. Die Bundesregierung hat auf dem Gebiet der Einfuhr aus Drittländern eine sehr liberale Haltung eingenommen. Sie hat Vorleistungen erbracht. Sie muß sich aber nun bemühen, daß die übrigen fünf EWG-Länder sich entweder dem Liberalisierungsstand der Bundesrepublik anpassen oder daß man sich bezüglich der Freizügigkeit dieses Handels mit dem Drittländern der gesamten Welt irgendwo in der Mitte trifft. Andernfalls besteht einfach die Gefahr — das muß man ganz nüchtern sehen, es ist immer einmal wieder im Gespräch gewesen —, daß durch die Anrufung des Art. 115 des EWG-Vertrages neue Handelsschranken zwischen den EWG-Ländern errichtet werden. Das besagt immerhin der EWG-Vertrag, und er hat hier ausdrücklich einen besonderen Artikel dafür vorgesehen.
    Ebenso notwendig ist natürlich die Harmonisierungsbemühung bei der Ausfuhr in Drittländer, z. B. auf dem Feld der Kredite, der Kreditfristen, der Bürgschaften, der Versicherungen, der Embargos usw. Alle diese Fragen, meine sehr verehrten Damen und Herren, werden natürlich durch den wünschenswerten Beitritt Englands und anderer Staaten nicht leichter werden, sondern sie werden im Gegenteil sehr viel schwieriger zu lösen sein.
    An dieser Stelle muß einmal auf die nachhaltigen Folgen hingewiesen werden, die aus der gemeinsamen Agrarpolitik der EWG entstehen. Hier handelt es sich jetzt bei meiner Kritik nicht um die übliche Kritik, die ganz sicher von den Freunden der Landwirtschaft viel besser vorgebracht wird. Hier handelt es sich um Nachteile aus handelspolitischen Überlegungen, denn es ist zu befürchten, daß den Ausfuhrinteressen unserer Handelspartner außerhalb der EWG immer weniger Rechnung getragen wird. Das muß sich aber auf den für das deutsche Volk lebensnotwendigen Export insbesondere auch gewerblicher Erzeugnisse aller Art sehr ungünstig auszahlen.


Rede von Dr. Carl Otto Lenz
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Herr Staratzke? Sind Sie der Auffassung, daß die EWG im Import von Nahrungsmitteln aus dem Nicht-EWG-Raum liberaler verfahren sollte als bisher?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Werner Staratzke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Nein. Herr Kollege Lenz, Sie werden sofort merken, was ich meine. Vielleicht darf ich meine Ausführungen erst zu Ende bringen. Ich will Ihnen aber vorweg sagen: es geht mir hier um etwas anderes, es geht mir um die Verlagerung der Warenströme. Es ist ganz einfach so, wenn Sie heute auf Grund der EWG-Autonomie nicht die Möglichkeit haben, Agrarerzeugnisse aus Drittländern einzuführen — das geschieht ja leider immer häufiger —, dann kann unter Umständen auch unser — —

    (Abg. Dr. Lenz [Bergstraße] meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Lassen Sie mich das einmal zu Ende ausführen, Sie werden gleich merken, was ich meine. Ich will folgendes sagen: Wenn man in Drittländer exportieren will, muß man natürlich auch Güter aus diesen Ländern importieren. Infolge der Regelung, die der Gemeinsame Markt gebracht hat, wird nun diesen Drittländern der Zugang zum deutschen Markt erschwert und versperrt. Wenn es der Herr Präsident erlaubt, möchte ich Ihnen dazu auch ein paar statistische Zahlen aus dem Grünen Bericht vortragen. Nach dem neuesten Grünen Bericht 1967 hat sich das Verhältnis der Einfuhr von Gütern der Ernährungswirtschaft — Produkte wie Kaffee und Tabak ausgenommen — in die Bundesrepublik aus den EWG-Staaten einerseits und den Drittländern andererseits stark verschoben. Noch im Wirtschaftsjahr 1961/1962 haben die Agrareinfuhren aus den EWG-Mitgliedstaaten 33,4% betragen. Dieser Anteil steigt natürlich kontinuierlich. Im Wirtschaftsjahr 1965/1966 erreichte er bereits 40 %. Im gleichen Verhältnis — und nur das will ich beweisen — sinkt der Anteil der deutschen Agrareinfuhr aus den Drittländern, sei es gegenüber Dänemark, den Ostblockstaaten oder welchem Land auch immer. 1961/1962 betrug der Anteil noch 66,6 %, heute beträgt er nur noch 60 %. Diese Entwicklung wirkt



    Dr. Staratzke
    sich ungünstig aus, vor allem auch gegenüber Ländern wie den Ostblockstaaten.