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ID0509620200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 96. Sitzung Bonn, den 22. Februar 1967 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Erler 4355 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg Dr. Schellenberg 4355 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung 4355 C Wahl des Abg. Berlin als ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses . . 4355 D Amtliche Mitteilungen . . . . 4355 D, 4356 B Erweiterung der Tagesordnung 4356 B Fragestunde (Drucksache V/1446) Frage des Abg. Dr. Effertz: Forderung des Bundesschatzministers nach Versagen von Mitteln zur Erhaltung überholter Strukturen Schmücker, Bundesminister . . . . 4356 D Dr. Effertz (FDP) 4357 D Frage des Abg. Dröscher: Produktionseinschränkung der Uranverarbeitungsanlage Ellweiler Dr. von Heppe, Staatssekretär . . 4358 A Dröscher (SPD) 4358 B Fragen des Abg. Müller (Mülheim) : Flugbeschränkungen beim Besuch ausländischer Staatsoberhäupter Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4358 D Müller (Mülheim) (SPD) 4359 B Fragen des Abg. Welslau: Wiedererteilung der Fahrerlaubnis — Medizinisch-psychologische Eignungsprüfung Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4359 D Welslau (SPD) . . . . . . . . 4360 A Fragen des Abg. Kühn (Hildesheim) : Bauliche Verhältnisse der Bahnhofsanlage in Hildesheim Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4360 C Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . . 4360 D Frage des Abg. Kühn (Hildesheim) : Ausbau des Kennedydammes in Hildesheim 4360 D Frage des Abg. Dr. Hudak: Bau der Autobahnausfahrt Schnaittach auf der Strecke Nürnberg—Bayreuth Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4361 A Dr. Hudak (CDU/CSU) 4361 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 Fragen des Abg. Dr. Bucher: Kraftfahrzeuge mit ovalen Zollkennzeichen — Kfz.-Steuer und Versicherungsprämie Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4361 B Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Elektrifizierung der Bundesbahnstrecke Plattling—Landshut Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4361 D Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 4361 D Frage des Abg. Josten: Einheitliche Straßenverkehrsordnung in Europa Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4362 B Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 4362 B Fragen des Abg. Berberich: Weiterbau der Bundesautobahn Weinsberg—Tauberbischofsheim—Würzburg 4362 D Frage des Abg. Brück (Holz) : Schutz der Saar gegen Verunreinigungen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4363 A Brück (Holz) (SPD) . . . . . . . 4363 B Hussong (SPD) . . . . . . . . 4363 C Fragen des Abg. Richter: Zubringerstraßen für den Autobahnbau in den Lkr. Tauberbischofsheim und Buchen — Brücke über das Taubertal, Rötensteinviadukt bei Grünsfeld, Verlegung der B 27, 37 und 292 . . . 4363 C Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Neue Mainbrücke in Schweinfurt . . 4363 D Frage des Abg. Biechele: Internationale Schiffahrts- und Hafenordnung für den Bodensee Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4364 A Biechele (CDU/CSU) . . . . . . 4364 A Frage des Abg. Strohmayr: Motorbootführerschein und amtliche Bootskennzeichnungspflicht auch für die Binnenwasserstraßen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4364 C Strohmayr (SPD) 4364 C Frage des Abg. Strohmayr: Haftpflichtversicherung für Motorboote Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4365 A Strohmayr (SPD) . . . . . . . 4365 A Fellermaier (SPD) . . . . . . . 4365 B Frage des Abg. Moersch: Vermittlung von Schiffsreisen durch deutsche Reisevermittler und Touristikunternehmen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4365 C Moersch (FDP) 4365 D Frage des Abg. Geldner: Vorortnetze im süddeutschen Telefonverkehr Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 4366 A Frage des Abg. Kubitza: Erhöhung der Fernsehgebühren bei Einführung des Farbfernsehens Dr. Dollinger, Bundesminister . . 4366 A Kubitza (FDP) 4366 B Frage des Abg. Kubitza: Unterschiedliche Gebührenberechnung für Schwarz/Weiß- und Farbfernseher Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 4366 C Fragen des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Verschärfung der Wohnungsmarktlage in Bayern wegen Fehlens öffentlicher Wohnungsbauförderungsmittel Dr. Lauritzen, Bundesminister . . . 4366 C Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 4366 D Ott (CDU/CSU) 4367 B Baier (CDU/CSU) 4367 C Fragen des Abg. Rollmann: Versorgung kinderreicher Familien mit ausreichendem Wohnraum Dr. Lauritzen, Bundesminister . . 4367 C, 4368 A Rollmann (CDU/CSU) 4368 B Baier (CDU/CSU) 4368 C Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 4368 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 4368 C Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 4368 D Frage des Abg. Hübner: Einbeziehung des öffentlichen Dienstes in die „konzertierte Aktion" Gumbel, Staatssekretär 4369 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 III Fragen des Abg. Jung: Beamte des Bundeskriminalamtes — Vereinheitlichung der Arbeit der Kriminalbehörden Gumbel, Staatssekretär . . . . . 4369 B Würdigung des Zusammentritts des Reichstages des Norddeutschen Bundes im Jahre 1867 D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 4369 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Europapolitik (Drucksache V/1042) in Verbindung mit Antrag betr. Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Europäischen Gemeinschaften, des Europarates und der Westeuropäischen Union (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/1010) und mit dem Schriftlichen Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Auswirkung der EWG-Agrarfinanzierung auf den Bundeshaushalt (Drucksachen V/687, V/1383) Dr. Apel (SPD) 4371 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 4375 B Brandt, Bundesminister . . . 4376 C, 4393 C, 4410 A Röhner (CDU/CSU) 4382 C Dr. Furler (CDU/CSU) 4384 C Dr. Schulz (Berlin) (SPD) 4388 A Dr. Mende (FDP) . . . . . . 4391 C Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . 4394 A Metzger (SPD) 4396 D Dr. Staratzke (FDP) 4400 D Dichgans (CDU/CSU) 4403 B Richarts (CDU/CSU) . . . . . 4404 A Saxowski (SPD) . . . . . . . 4406 D Dr. Effertz (FDP) . . . . . . 4407 C Mauk (FDP) . . . . . . . . 4409 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen über die Neunundachtzigste und Einundneunzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/1390, V/1464, V/1410, V/1465) . . . . 4411 A Entwurf eines Gesetzes über eine Geflügelstatistik (Drucksache V/1287); Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache V/1430), Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/1409) — Zweite und dritte Beratung — 4411 B Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Dasselfliege (Drucksache V/1286); Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/1409) — Zweite und dritte Beratung — 4411 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 4. April 1966 zur erneuten Verlängerung des Internationalen WeizenÜbereinkommens 1962 (Drucksache V/1401); Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache V/1463), Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/1441) — Zweite und dritte Beratung — 4411 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. September 1965 mit der Republik Kongo über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/1254); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksache V/1415) — Zweite und dritte Beratung — . . . . 4412 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. April 1966 mit dem Spanischen Staat über Arbeitslosenversicherung (Drucksache V/1445) — Erste Beratung — 4412 C Ubersicht 11 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/1443) 4412 C Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Antrag betr. Tarifvertrag für Wissenschaftler an Forschungsinstituten (Abg. Dr. Mommer, Dr. Lohmar, Sänger, Dr. Müller [München], Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Dr. Meinecke, Dr. Frede u. Gen. und Fraktion der SPD) (Drucksachen V/693, V/1423) 4412 D Nächste Sitzung 4412 D Anlage 4413 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 4355 96. Sitzung Bonn, den 22. Februar 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 14.31 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967 4413 Anlage zum Stenographischen Bericht Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 28.2. Arendt (Wattenscheid) 22.2. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 22. 2. Dr. Artzinger 24. 2. Bauer (Wasserburg) 25.2. Beuster 24. 2. Blume 28. 2. Borm 22. 2. Corterier 22. 2. Dr. Czaja 18. 3. Eisenmann 21. 4. Dr. Gleissner 10. 3. Haage (München) 24. 2. Haar (Stuttgart) 22. 2. von Hassel 27. 2. Hofmann (Mainz) 10. 3. Illerhaus 26. 2. Klinker * 22. 2. Frau Korspeter 4. 3. Freiherr von Kühlmann-Stumm 25. 2. Kurlbaum 25. 2. Frau Kurlbaum-Beyer 4. 3. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Leber 26. 2. Lemmer 31.3. Dr. Löhr * 23. 2. Lücker (München) * 23. 2. Matthöfer 24. 2. Mengelkamp 1. 3. Dr. Miesner 28. 2. Missbach 22. 2. Peters (Poppenbüll) 21. 4. Frau Pitz-Savelsberg 18. 3. Rainer 22. 2. Dr. Ritgen 24. 2. Dr.-Ing. Seebohm 24. 2. Seifriz 24. 2. Dr. Siemer 24. 2. Dr. Starke (Franken) 23. 2. Struve 31.3. Stücklen 24. 2. Walter 22. 2. Weigl 28. 2. Wilper 24. 2. Zerbe 26. 2. b) Urlaubsanträge Blöcker 11. 3. Jaschke 18. 4. Rösing 17. 3. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell 31. 3. Wischnewski 19. 3.
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    Rede von Dr. Fritz Burgbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Das ist eine Behauptung von Ihnen, die durch nichts bewiesen ist. Absolut ist nichts. Wenn damals jemand in diesem Hause gesagt hätte: „Im Jahre 1967 werden die Zahlen der EWG so sein, die Beitrittsgesuche werden so sein, und die Assoziationen in Afrika werden so sein", dann wäre er wahrscheinlich — von Ihrer damaligen Haltung aus — als ein Phantast verschrien worden.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Wir dürfen im weltgeschichtlichen Ablauf doch nicht die Pannen der letzten fünf Jahre zum Maßstab aller Dinge machen. Daß die Bundesrepublik in der EWG etwas investiert hat, war nach der Vergangenheit unseres Staates gar nicht anders möglich, wenn wir in dieser EWG der gleichberechtigte Partner in einer neuen Welt sein wollen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU. — Zurufe von der FDP.)

    Im übrigen wollen wir doch —

    (Zuruf von der FDP: Eine neue Form der Reparationen?)

    — Also entweder machen Sie Zwischenfragen — ich beantworte sie mit Vergnügen —, oder Sie hören ein bißchen zu; es könnte vielleicht nützlich sein.
    Ich will nicht in Optimismus machen, in Rosarot oder Euphorie. Dazu liegt keine Veranlassung vor. Aber noch weniger Veranlassung liegt für irgendwelchen Pessimismus vor. Denn was in diesen zehn Jahren erreicht wurde, das ist doch beachtenswert. Die Römischen Verträge — das können wir doch wohl sagen — sind zur guten Hälfte erfüllt; es wurde erfüllt, was sich die Römischen Verträge vorgenommen haben. Natürlich ist festzustellen, daß wir noch große Fragen haben — wie die Fusion der Exekutiven, die länger dauert, als wir es wünschen
    — und daß auf Gebieten wie dem der Energiepolitik noch eine Unvollkommenheit besteht. Aber der Weg von der Zollunion zur Wirtschaftsunion zeich-



    Dr. Burgbacher
    net sich klar ab. Allerdings haben wir für diesen Weg jetzt nur noch drei Jahre Zeit, wenn wir es bei der alten Beendigung der Übergangszeit belassen wollen, von 1968 bis 1971. Wir werden in dieser Zeit versuchen müssen, eine gleichgewichtige Entwicklung in den Bereichen der Wirtschaftspolitik und der Sozialpolitik zu erreichen. Das ist leichter gesagt als getan, und es wird auch sicher noch sehr viele Schwierigkeiten machen. Daß aber die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft eine weltoffene Gemeinschaftspolitik macht, das ist doch durch ihr ganzes Verhalten, durch ihre ganze Entwicklung absolut bewiesen worden.
    Der hier erwähnte Skeptizismus, der in der Öffentlichkeit hier und da besteht, und die nicht mehr große öffentliche Begeisterung für Europa stellen sicherlich eine bedauerliche Entwicklung dar. Es liegt nun auch an uns, die Dinge ins richtige Maß zu bringen. Dabei ist, was mich besorgt macht, auf vielen Gebieten innerhalb der Europapolitik leider ein stärkeres Vordringen nationalstaatlicher Überlegungen gegenüber den Gemeinschaftsüberlegungen festzustellen. Das ist in der Tat eine große Sorge, ob sich diese Entwicklung fortsetzt oder ob die europäische Besinnung eintritt.
    Die Zollunion, die wir praktisch haben, und die Agrarpolitik, die praktisch abgeschlossen ist, sind beide nur voll funktionsfähig, wenn noch weitere Maßnahmen der Wirtschafts- und Sozialpolitik hinzukommen.
    Die französische Regierung — das möchte ich hier sagen — stand eine ganze Zeitlang in dem Verdacht, sie meine, wenn sie „EWG" sage, nur die europäische Agrarunion und sonst nichts. Es ist ganz klar, daß wir die Agrarunion in der sicheren Erwartung mitgemacht haben, daß die handelspolitische und wirtschaftspolitische Europaunion folgt, und zwar schnell folgt.

    (Zuruf von der FDP.)

    — Ich habe ja das Bedenken genannt, das Sie wohl auch gemeint haben. Meiner Ansicht nach sind die Verständigung im Ministerrat über die Umsatzsteuerharmonisierung und die vor kurzem erreichte Gemeinschaftslösung des sogenannten Kokskohleproblems ein Anlaß dafür, daß wir hoffen dürfen, daß sich auch die französische Politik auf dem wirtschaftspolitischen und anderen Gebieten auf die Gemeinschaft besinnt. Ich sehe die franzöische Politik überhaupt so, daß sie der Wirtschaftseinheit, der Wirtschaftsunion nicht nur keine Schwierigkeiten machen wird, sondern daß sie aus der Erkenntnis, daß die EWG auch der französischen Wirtschaft gut bekommen ist, auch die Wirtschaftsunion mitmacht.
    Eine Gemeinschaft wie die EWG ist auf lange Sicht nur dann richtig gewesen, wenn per Saldo alle beteiligten Länder und Staaten ihre Vorteile hatten. Ich bin der Meinung — ich gebe Ihnen zu, daß auf dem Gebiete der Agrarpolitik bewußt Vorleistungen gemacht wurden —, daß die EWG für unsere industrielle und Handelsentwicklung Vorteile gebracht hat, die größer sind als die Vorleistungen, von denen Sie gesprochen haben. Ich gebe Ihnen auch zu, daß eine statistische Beweisführung darüber natürlich
    nicht einfach ist; aber die Zuwachsraten der EWG-Länder sind ja wohl im Vergleich zu den Zuwachsraten der anderen industrialisierten Länder in der übrigen Welt ein ernst zu nehmendes Indiz.
    Bei der Steuerharmonisierung geht es in erster Linie um die Umsatzsteuer und um die Verbrauchsteuern. Bei den Verbrauchsteuern wird ein ganzer Teil mit Einführung der Mehrwertsteuer sozusagen automatisch verschwinden; die übrigen müssen harmonisiert werden.
    Die europäische Großraumwirtschaft, die schon zu einem beachtlichen Teil vollendet ist, kann natürlich ihre optimalen Wirkungen nur erreichen, wenn sie einen dieser Großraumwirtschaft zugeordneten europäischen Kapitalmarkt hat. Diese Frage des europäischen Kapitalmarkts ist eine Frage, die wir in diesem Flohen Hause bei Beratungen aller unserer Konjunktur- und sonstigen Gesetze ernsthaft in Betracht ziehen müssen.
    Im Zusammenhang mit der gemeinsamen Handelspolitik möchte ich darauf hinweisen, daß die Mitglieder der Gemeinschaft nicht mehr völlig frei sind in ihrer Außenpolitik; diese soll ja auch auf die EWG übergehen. Bis jetzt ist sie allerdings nur im Bereich der Agrarprodukte in der EWG wirksam geworden. Bei Agrarprodukten, etwa für Importe aus Ostblockländern, ist Partner nicht mehr die Bundesrepublik, sondern die EWG-Kommission. Das müssen wir bei der Neuorientierung unserer Außenpolitik gerade auf diesem Gebiet sehr ernst in Betracht ziehen. Wir werden Liberalisierungslisten für den Handel mit Staatshandelsländern aufstellen müssen. Ob wir dabei bei Lizenzen und Kontingenten bleiben, scheint mir zweifelhaft. Aber irgendeine Ordnung muß in die handelspolitischen Beziehungen zu den Ostblockstaaten gebracht werden. Aus dem Kinde kann, wie man zu sagen pflegt, sehr viel werden.
    Nun hat die EWG-Kommission ein Programm für eine mittelfristige Wirtschaftspolitik aufgestellt. Dieses Programm beschäftigt sich mit den öffentlichen Investitionen, der Beschäftigungspolitik, der Regionalpolitik, den Strukturmaßnahmen, der Produktionsbeeinflussung, der Nachfragebeeinflussung und der Fiskalpolitik. Allen Kollegen, die an dem Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums mitarbeiten, sind das geläufige Begriffe. Das bedeutet also, daß die Probleme der mittelfristigen Wirtschaftspolitik in der EWG und unsere Probleme für die Bundesrepubik in den Grundzügen identisch sind.
    Wir zerbrechen uns den Kopf über außenwirtschaftliche Absicherung von Stabilität und Wachstum. Dabei ist wohl nicht allen von uns bewußt, in welch hohem Maße bereits heute der Ablauf der Volkswirtschaft in der Bundesrepublik abhängig ist von dem Ablauf im EWG-Raum. Das heißt, die Interdependenz der nicht mehr voll souveränen deutschen Volkswirtschaft mit der noch nicht vollendeten EWG-Volkswirtschaft wird ein dauernder Bestandteil unserer Wirtschaftspolitik sein müssen. Ja, noch mehr: wir werden in unserer Europapolitik dafür eintreten müssen, daß die EWG-Kommission



    Dr. Burgbacher
    und der Ministerrat auf den genannten Gebieten wirtschaftspolitischer Betätigung Werkzeuge bekommen, mit denen sie die Voraussetzungen dafür schaffen können, daß diese Gebiete im EWG-Raum von den sechs Ländern einheitlich behandelt werden. Andernfalls können auch die besten Gesetze eines Landes durch die Interdependenz mit der EWG-Volkswirtschaft in Frage gestellt werden. Wir müssen also diesen Weg eines Überganges von den nationalen Volkswirtschaften auf die europäische Volkswirtschaft auf diesen Gebieten konkret entwickeln, weil nur dann eine gemeinsame Konjunkturpolitik möglich ist.
    Nun erlauben Sie mir noch einige Bemerkungen zur Kennedyrunde. Ich bin für den Erfolg der Kennedyrunde, nur weiß ich nicht, wieweit alle, die davon sprechen, die wichtigste Problematik der Kennedyrunde kennen. Auf eine sehr einfache Formel gebracht: Bei Zollsätzen von 30 % ist eine fünfzigprozentige Senkung, d. h. auf 15 %, für den internationalen Wettbewerb ein vollkommen uninteressanter Vorgang. Es ist ein Irrtum, anzunehmen, die USA seien ein Niedrigzolland. Der EWG-Markt ist durch Harmonisierung und Abbau der Zölle Niedrigzolland geworden.
    Die 50%ige Senkung als Richtlinie ist besser als nichts. Aber überall da, wo Hochzölle sind, ist sie absolut keine Lösung im Sinne einer echten Liberalisierung.

    (Abg. Ertl: Sehr gut!)

    Das Problem der Kennedy-Runde spitzt sich also nicht auf den Leitsatz von 50 % zu, sondern auf die Regelung der Ausnahmen. Gerade an der Regelung der Ausnahmen sind wir als Exporteur nach den USA brennend interessiert. Es bedarf keiner Prophetie, um zu sagen, daß die USA Hochzölle da gemacht haben, wo sie die Konkurrenz aus Europa gefürchtet haben. Deshalb geht es primär um die Ausnahmezölle, d. h. um die Reduktion der Hochzölle, und dann erst um die 50%ige Senkung. Dabei gibt es noch andere Dinge, die nicht unmittelbar Zolltariffragen sind, die aber die Sicherheit eines Importvertrages über deutsche oder EWG-Waren in die USA problematisch machen und auf die ich jetzt im einzelnen nicht näher eingehen will.
    Das Wichtigste also, das, worauf ich aufmerksam machen möchte, ist, daß die deutsche Volkswirtschaft bei all ihren Gesetzen aus diesem Hause die Interdependenz des Wirtschaftsablaufs der Bundesrepublik mit dem Wirtschaftsablauf der EWG in Betracht ziehen muß. Die konjunkturpolitischen Maßnahmen, die wir für richtig halten, sind nur dann zum Teil außenwirtschaftlich abgesichert, wenn die gleichen Richtlinien für die Konjunkturpolitik in der EWG gültiges Recht geworden sind. Dazu gehört nicht nur der Handel, sondern auch die ständige Konferenz der Notenbankpräsidenten der sechs Länder der Gemeinschaft zur Abstimmung aller mit der Währungspolitik, mit der Währungsstabilität, mit den Wechselkursen zusammenhängenden Fragen. Wir sind noch nicht so weit, daß wir eine einheitliche Notenbank haben können. Wir können aber in der Zeit bis dahin nicht die Hände in den Schoß legen, sondern müssen diese Dinge innerhalb der EWG-Notenbanken sehr sorgfältig entwickeln und durch Konsultation und Abstimmung schließlich einmal der Lösung zuführen.
    Was Großbritannien betrifft, ist genug gesagt worden. Da stehe ich auf dem Standpunkt, den der Bundeskanzler und der Herr Bundesaußenminister vertreten, und habe dem nichts hinzuzufügen.
    Wichtig ist noch Euratom. Ich erlaube mir, sozusagen die Frage an die Vereinigten Staaten zu stellen, wie sie ihre verbindlichen Abmachungen mit Euratom mit den bis jetzt bekannten Gedanken zum Atomsperrvertrag in Übereinstimmung bringen wollen. Es ist schon von Kollegen Furler gesagt worden: Die Grundidee für die Geburt der Euratom ist dieselbe wie die für den Atomsperrvertrag. Sie hat also eine Priorität, sie besteht schon. Die sechs Länder sollten also — wiederum ist das Problem Frankreich — in der Frage des Atomsperrvertrags eine Euratom-Haltung einnehmen. Dann wäre eine ganze Menge unserer Bedenken gegen die Auswirkungen der Kontrollen beseitigt.
    Ich bin dankbar, daß diese Debatte heute war und noch ist. Was den beantragten Bericht betrifft, so wird er sicher sehr nützlich sein. Ich werfe nur die Frage auf, ob statt des Halbjahresberichts nicht ein Jahresbericht genügen würde; denn wir werden ja mit so vielen Berichten eingedeckt und zugedeckt. Schließlich müssen unsere Ministerien auch noch wesentlich andere Dinge als Berichte machen. Ich werfe diese Frage hier nur auf, ohne damit sagen zu wollen, daß es eine entscheidende Frage sei.
    Ich bin der Meinung, daß sich die EWG weiter entwickeln wird, daß sie immer größer werden wird, daß auch das englische Problem gelöst werden muß, daß noch mehr Länder beitreten sollten und daß in den Beziehungen zu den Staatshandelsländern in Zukunft auch die EWG eine große Rolle spielen wird.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Metzger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ludwig Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Debatte hat sich ein wenig auf die Frage zugespitzt, ob die EWG einen Wert habe oder nicht. Wenn wir realistisch denken, müssen wir feststellen — das darf zunächst einmal gesagt werden —, daß die EWG existiert und daß sie ein Stück europäischer Integration ist, jedenfalls in bezug auf die sechs Länder, die an der EWG und den übrigen Europäischen Gemeinschaften beteiligt sind. Daran läßt sich nichts abdiskutieren; das ist eine Tatsache.
    Wir sehen ja, wie lebensfähig die EWG ist. Sie hat ihre Organe. Sie hat die Möglichkeit, durch diese Organe zu handeln. Es ist gar kein Zweifel, daß sie ein Völkerrechtssubjekt ist, ein Völkerrechtssubjekt, das den Mitgliedstaaten sogar selbständig gegenübersteht.
    Ich darf in Klammern bemerken — das ist das einzige, was ich zu Euratom-Fragen sagen will —,



    Metzger
    daß manchmal übersehen wird, daß sowohl die EWG als auch die Euratom-Gemeinschaft eigene Völkerrechtssubjekte sind. Daraus ergeben sich Konsequenzen, die bei den Diskussionen oft vergessen werden. Im übrigen will ich zu dem Thema nichts sagen, weil wir den Vertrag gar nicht kennen. Ich halte es nicht für sehr fruchtbar, über Dinge zu reden, die man noch nicht genügend kennt. Daß im übrigen die Bundesregierung — das haben wir oft genug gehört — sich bemüht, Bedenken, da wo sie vorhanden sind, aus dem Wege zu räumen, ist selbstverständlich. Dazu wird die Bundesregierung auch unsere Unterstützung haben. Aber das nur in Klammern.
    Ich gehe davon aus: Die EWG ist ein integrierter Bestandteil Europas, ist ein eigenes Völkerrechtssubjekt, das handlungsfähig ist. Das ist auch insofern von Bedeutung, als es Leute gibt, die den Standpunkt vertreten, daß eine Integration nicht möglich, nicht erlaubt sei. Wer so argumentiert, wer so tut, als wenn er sie verhindern wollte, geht an der Wirklichkeit vorbei. Denn es kann sich allein um die Frage drehen, ob die Integration rückgängig gemacht oder weiterentwickelt werden soll. Wer sie rückgängig machen will, verstößt gegen den Vertrag von Rom. Auch darüber kann es keinen Zweifel geben.
    Im übrigen wird die Integration überall da, wo auf der EWG-Ebene irgend etwas getan wird, weiter gefördert. Ob man irgendeine Marktordnung erläßt oder sonst eine Regelung trifft, die Integration wird dadurch gestärkt. Wenn z. B. der landwirtschaftliche Markt vervollkommnet werden soll — das ist schon weithin geschehen —, so wird auch insofern die Integration gefördert und ist gefördert worden.
    Manch einer, der gegen die Integration ist, befindet sich in der Zwangslage, etwas zu wollen, etwas zu erreichen, was in Wirklichkeit, wenn auch gegen seinen Willen, Integration bedeutet. Denn jede Maßnahme auf landwirtschaftlichem oder sonstigem Gebiet bedeutet natürlich zu gleicher Zeit auch Stärkung der Kommission, die ja auf dem Gebiet tätig werden muß, die aber das Organ der Gemeinschaft ist, das neben dem Parlament am stärksten supranational eingestellt ist.
    Aber ich will über die EWG auch ein paar Worte unter dem Gesichtspunkt verlieren, daß wir ja vor der Frage des Beitritts Großbritanniens stehen. Ich will davon sprechen, daß — wie das ja auch von dem Herrn Außenminister gesagt worden ist — auch unser eigenes nationales Interesse diesen Beitritt Großbritanniens verlangt. Die Bundesrepublik Deutschland hat den Römischen Vertrag und die anderen Gemeinschaftsverträge in der Überzeugung geschlossen, daß die Einheit Europas eine Notwendigkeit ist. Sie hat sich dabei Vorteile für unser eigenes Land und für Europa versprochen. Sie hat aber zu gleicher Zeit und mit vollem Bewußtsein in Kauf genommen, daß sie auch Opfer bringen muß und daß Konzessionen gemacht werden müssen. Der Ausgangspunkt der europäischen Arbeit, der Ausgangspunkt der Verhandlungen über den Römischen Vertrag war der, daß man sich geeinigt hat, indem einzelne auch Opfer übernommen haben und Konzessionen zu machen bereit waren.
    Mir scheint das wichtig zu sein, und mir scheint es wichtig zu sein, das auch einigen Partnern der EWG ins Gedächtnis zu rufen. Ich erinnere daran, daß z. B. die Frage der Assoziierung der überseeischen Gebiete keineswegs eine von vornherein entschiedene Frage war. Diese Assoziierung ist vor allen Dingen auf Drängen eines bestimmten Partners erfolgt. Das sind die Gebiete gewesen, die damals Kolonialgebiete waren. Das, was in Art. 131 des Römischen Vertrags schamhaft mit „besondere Beziehungen" bezeichnet wird, heißt nichts anderes als „Kolonialgebiete".
    Die Bundesrepublik Deutschland hat mit vollem Bewußtsein auch hier an Frankreich eine Konzession gemacht und hat die Lasten mit übernommen, die mit dieser Assoziierung verbunden sind. Allerdings sind wir uns dann auch darüber im klaren gewesen — und wir haben das damals auch hier zum Ausdruck gebracht —, daß wir zu gleicher Zeit natürlich diesen Ländern in Afrika und in den überseeischen Gebieten helfen wollen, nicht nur, wie es im Vertrag steht, in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Beziehung, sondern auch in der Weise, daß wir ihnen zu ihrer Souveränität verhelfen wollen. Das haben wir gerade hier besonders betont. Wir haben also auch durchaus Gesichtspunkte dabei mit ins Feld geführt, die im Interesse dieser Länder liegen. Aber es darf nicht übersehen werden: der Ausgangspunkt war die Bitte eines Partners der werdenden EWG, der verlangt hat, daß andere Konzessionen machten und Opfer übernahmen,
    Wenn das so ist, dann bedeutet das, daß sich auch andere jetzt die Frage sehr ernst überlegen müssen, daß jeder Partner sich die Frage überlegen muß, ob man nicht da, wo das Interesse eines Partners es verlangt, dann auch Konzessionen macht. Das gilt also z. B. für die Frage des Beitritts Großbritanniens. Wir haben gesehen, daß Großbritannien bereit ist, der EWG beizutreten unter Bejahung des Römischen Vertrags und — wie uns weiter gesagt worden ist — unter Bejahung der Tatsache, daß inzwischen eine ganze Reihe von Verfügungen, Anordnungen, Verordnungen usw. ergangen sind. Großbritannien hat nur den Wunsch, den sehr verständlichen Wunsch, daß Übergangsbestimumngen angenommen werden, und auch da ist Großbritannien genau in der gleichen Lage wie die Partner der EWG bei Abschluß des Vertrags, wo ja auch Rücksicht genommen worden ist auf die besondere Situation der einzelnen Partner. Ich erinnere in diesem Zusammenhang wieder an die Frage der Assoziierung der überseeischen Gebiete.
    Der Vertrag selbst ist auf Fortentwicklung angelegt. Die Fortentwicklung bezieht sich auf den inneren Aufbau der EWG, und das ergibt sich aus dem Vertrag. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Vorschriften zwingender Art. Da m ü s s en die Dinge getan werden, und sie sind zum großen Teil auch getan worden. Damit ist die Integration stärker und stärker geworden, und das ist eine Realität, die man einfach nicht abstreiten kann, Herr Kollege Mende.
    4398 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode —96. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Februar 1967
    Metzger
    Die EWG ist in ihrer Fortentwicklung aber auch angelegt auf eine geographische Ausweitung, und es ist keineswegs so, daß das eine Frage ist, die einfach ins Belieben der Partner gestellt ist. Zwar gibt es keinen juristischen Zwang — von einem. anderen Zwang rede ich nicht —, der eines der Mitgliedsländer veranlassen könnte, einem Beitritt eines bestimmten Landes zuzustimmen. Aber es gibt ja in dem Vertrag ein gewisses Gefälle, das dazu führt, daß man ein gewisses Verhalten an den Tag legen will, wenn man den Vertrag bejaht und. wenn man erklärt, daß man vertragstreu sein will. Das haben alle Partner immer wieder betont. Wenn .man das erklärt, dann ist es klar, daß man auch nach dem Sinn des Vertrags handeln muß.
    Und was den Beitritt anbelangt, so sagt der Art. 237 des Römischen Vertrages: „Jeder europäische Staat kann beantragen, Mitglied der Gemeinschaft zu werden." Wenn das schon einmal im Vertrag steht, so gehen doch die Vertragspartner von der Voraussetzung aus, daß europäische Staaten, sofern sie Inhalt und Ziel des Vertrages bejahen — das steht ja auch noch darin —, erwünscht sind, daß man also alles tun soll, um die Mitgliedschaft dieser europäischen Staaten zu erringen.
    Daß das richtig ist, ergibt sich aus der Präambel des Vertrages, die ja auch oft genug übersehen wird. In der Präambel steht nämlich die Aufforderung an die anderen Völker Europas, „die sich zu dem gleichen hohen Ziel bekennen, sich diesen Bestrebungen anzuschließen". Ein Vertrag, der andere auffordert, sich diesen Bestrebungen anzuschließen, und der an anderer Stelle die Möglichkeit gibt, daß diese Völker bzw. ihre Regierungen einen Antrag stellen, will den Anschluß, will den Beitritt. Es entspricht durchaus dem Sinn des Vertrages, daß man dementsprechend handelt, d. h. daß man da, wo europäische Staaten willens sind, beizutreten, und wo sie keine unannehmbaren Bedingungen stellen, ihrem Antrag stattgibt.
    Es ist deutlich betont worden, daß für uns als Bundesrepublik ein eigenes Interesse eine entscheidende Rolle spielt. Es ist darauf hingewiesen worden — ich brauche das nicht mehr auszuführen —, wie stark der Beitritt Großbritanniens mit der Frage EFTA überhaupt zusammenhängt. Es darf darauf hingewiesen werden — es ist schon gesagt worden —, daß allein in die EFTA für 9 Milliarden DM Waren ausgeführt werden, und die Bundesrepublik ist daran in besonderem Maße beteiligt. Auch da zeigt es sich, daß, nachdem der agrarische Sektor weitgehend wohlwollend behandelt worden ist, gerade auch vom industriellen Sektor her ein lebhaftes Interesse des Industriestaates Bundesrepublik daran besteht, daß die Gemeinschaft erweitert wird, daß Großbritannien hinzukommt und daß im Gefolge auch die EFTA-Staaten entweder durch Beitritt oder durch Assoziation zum Gemeinsamen Markt kommen. Das muß einfach gesehen werden. Es geht nicht so, daß man — das ist ja auch eine Frage des Gleichgewichts — die Interessen der landwirtschaftlich Orientierten bis zum letzten Buchstaben berücksichtigt, die Interessen der industriell Interessierten aber doch weitgehend zurückschiebt. Wie gesagt:
    die Frage= der industriell' Interessierten und die Frage des Beitritts Großbritanniens stehen in einem engen Zusammenhang.
    Daraus ergibt sich ganz ohne Zweifel dieses Interesse. Ich glaube, das müßte den Partnern auch deutlich gemacht werden. Es müßte vor allen Dingen auch darauf verwiesen werden, daß bereits Opfer gebracht worden sind, und zwar gerade auch im Interesse anderer Partner, und daß man,' abgesehen von dem Sinn des Vertrages, auch von da her gesehen -ein entsprechendes Handeln erwarten kann.
    Die englische Regierung hat sich ja nicht nur in bezug auf die wirtschaftlichen Fragen geäußert. Die englische Regierung und Wilson haben erklärt, daß sie den Römischen Vertrag bejahen. Das bedeutet, daß sie auch das bejahen, was in diesem Vertrag an Integrationselementen enthalten ist. In seiner Straßburger Rede hat Wilson erklärt: Wird eine Erweiterung der Gemeinschaft zu ihrer Schwächung oder zu einer Verwässerung ihrer gegenwärtigen Zielsetzung und ihrer Institutionen führen? Ich lege Wert darauf, daß man das Wort „Institutionen" hört. Herrn Kollegen von Merkatz möchte ich sagen: hier ergibt sich deutlich, in welche Richtung die britische Regierung denkt; denn wenn sie die Institutionen bejaht, d. h. die Organe, die die EWG handlungsfähig gemacht haben und die Voraussetzung für die Integrierung sind, dann bejaht sie natürlich auch genau das, wonach Sie, Herr Kollege von Merkatz, gefragt haben. Da muß man sich die Mühe geben, die Worte genau zu wägen. Unter Umständen muß man auch zwischen den Zeilen lesen, man muß hören, was da bejaht wird und was von uns aus mit Recht gefordert wird.
    Über das Verhältnis der EWG zu Großbritannien und zur EFTA habe ich schon gesprochen. Das muß im Zusammenhang gesehen werden. Hier ist darauf hingewiesen worden, wie sehr wir daran interessiert sind, daß auch die anderen Länder der EFTA in ein entsprechendes Verhältnis zur EWG kommen. Das EFTA-Land Osterreich befindet sich im Augenblick in Verhandlungen mit der EWG. Wir als sozialistische Fraktion können nur wünschen, daß die Assoziierung gelingt. Ein Handelsvertrag reicht nicht aus. Wir sollten ruhig den Schritt wagen. Wenn Osterreich die Assoziierung will — und es will sie ja —, sollten wir auch dazu kommen. Bei den skandinavischen Staaten besteht das gleiche Interesse; das habe ich schon betont.
    Zur Frage des Beitritts Großbritanniens möchte ich noch einmal deutlich sagen, was wir wollen, und mich dabei auf die Entschließung beziehen, die der 7. Kongreß der Sozialdemokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft in Berlin 'im November 1966 gefaßt hat; denn das ist unsere Auffassung. Dort heißt es:
    Der Kongreß begrüßt mit Genugtuung die Erklärung des britischen Premierministers Wilson, die Römischen Verträge zu akzeptieren, und erwartet von dem Beitritt Großbritanniens eine nachdrückliche Stärkung der Gemeinschaft.
    — Eine Frage, die Wilson in Straßburg gestellt und bejaht hat. —



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    Die politische und wirtschaftliche Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber Europa verlangt, daß die Gemeinschaft in den wirtschaftlichen Sachfragen gegenüber den beitrittswilligen Staaten durch die Gewährung angemessener Übergangsregelungen und -fristen Entgegenkommen und Flexibilität entgegenbringt.
    — Das ist genau der Punkt, über den mit den Vertretern Großbritanniens gesprochen worden ist. —
    Sonderregelungen müssen dabei nach Lage der Dinge ebenso möglich sein, wie sie es zwischen den Sechs waren.
    Was zwischen den Sechs war, habe ich an einem Beispiel gezeigt. Ich könnte hier noch andere Beispiele anführen; ich könnte das an der Frage der Assoziierung der überseeischen Gebiete deutlich machen.
    Was Österreich anlangt — um das noch nachzuholen —, stammt die Hälfte seiner Einfuhren aus der Gemeinschaft, und davon kommen wieder die meisten Einfuhren aus der Bundesrepublik Deutschland. Bei uns liegt also ein wirtschaftliches Interesse vor, ganz abgesehen von den politischen Fragen, über die ich jetzt nicht ausführlich sprechen will. Sie spielen auch insofern eine Rolle, als wir kein Interesse daran haben können, daß die Orientierung Osterreichs nach Westen in eine andere Richtung abgelenkt wird. Das darf immerhin nicht übersehen werden.
    Im Augenblick werden andere Assoziierungsverhandlungen geführt. In bezug auf Marokko und Tunesien gibt es in dem Römischen Vertrag eine Absichtserklärung, die sich auf die Länder der Franken-Zone bezieht, also vor allem auf Marokko und Tunesien. In dieser Absichtserklärung, die Teil des Römischen Vertrages geworden ist, steht, daß die Regierungen, die den Vertrag geschlossen haben, in Verhandlungen über den Abschluß von Übereinkünften zur wirtschaftlichen Assoziierung mit der Gemeinschaft eintreten wollen. Einerlei wie man das juristisch qualifiziert, hier besteht ohne Zweifel eine Verpflichtung der Gemeinschaft, Assoziierungsverhandlungen zu führen, und zwar mit dem Ziel, einen Erfolg zu haben.
    Die gleiche Frage stellt sich für Algerien, das damals, als der Römische Vertrag geschlossen wurde, noch ein Teil des Mutterlandes Frankreich war. Inzwischen ist es selbständig geworden. Aber für Algerien taucht die gleiche Frage auf wie für Marokko und Tunesien.
    Vielleicht sollte bei der Gelegenheit auch mit allem Nachdruck betont werden: Wenn schon die Frage der Assoziierung der Mittelmeerländer akut ist und gelöst werden muß, so ist eine andere Frage genau so akut, nämlich die Frage Israel. Israel ist das Land, das mit bei den ersten war, die die Verbindung zur EWG gesucht haben. Es hatte schon seit langem — vor vielen Jahren schon — die Absicht, in eine Assoziierung zur EWG einzutreten. Man hat ihm das ausgeredet. Als es dann an den Abschluß eines Handelsvertrages ging, hat man die GATT-Einwendungen vorgetragen und hat
    Israel einen außerordentlich mageren Handelsvertrag gegeben.
    Israel liegt — im möchte beinahe sagen: zufälligerweise — nicht auf europäischem Boden. Daß Israel seiner ganzen Geisteshaltung nach europäisch ist, auch wenn es auf asiatischem Boden liegt, daß es ferner kulturelle Beziehungen und Handelsverbindungen zu Europa hat, darüber kann nicht gestritten werden. Insofern liegt hier also sogar noch ein ganz besonders ernsthafter Fall vor. Wenn schon Assoziierungen im Mittelmeerraum vorgenommen werden, dann ist es unmöglich, Israel noch einmal in der Weise abzuspeisen, wie das geschehen ist. Die sozialdemokratische Fraktion steht auf dem Standpunkt, daß aus vielen Gründen — auch aus moralischen Gründen — eine Verpflichtung besteht, die Assoziierungsverhandlungen mit Israel, die jetzt auf Antrag Israels wieder eingeleitet worden sind, zu einem Erfolg zu führen.
    Es ist dann noch die Rede von Nigeria gewesen. Der Assoziierungsvertrag liegt bereits vor. Die Assoziierung wird demnächst auch perfekt werden. Interessant dabei ist, daß sich Nigeria nicht etwa dem Vertrag von Jaunde angeschlossen hat. Das ist der Vertrag, der mit 18 afrikanischen Staaten und Madagaskar geschlossen worden ist. In diesem Vertrag ist ausdrücklich die Möglichkeit vorgesehen, daß andere Staaten gleicher Art, also vor allen Dingen afrikanische Staaten, sich diesem Assoziierungsvertrag oder dem Vertrag, der die Assoziierung modifiziert, anschließen. Der richtige Gedanke dabei war, daß man im Interesse der Einheit Afrikas dafür sorgen sollte, daß möglichst viele afrikanische Staaten an den Wohltaten einer Assoziierung — verbunden auch mit den Mitteln aus dem Entwicklungsfonds usw. — teilnehmen können.
    Nigeria hat zwar einen großen Teil der Bestimmungen des Jaunde-Vertrages übernommen, hat sich selbst dem Vertrag aber nicht angeschlossen. Allerdings ist in dem Vertrag mit Nigeria vereinbart, daß er am 1. Juni 1969 ausläuft, d. h. genau zu dem gleichen Zeitpunkt, zu dem der Jaunde-Vertrag ausläuft. Man hat also durchaus die Möglichkeit offengelassen, daß bei einer neuen vertraglichen Regelung Nigeria und — wie man hoffen darf — auch andere afrikanische Staaten sich an einem solchen Vertrag mit beteiligen.
    Zum Entwicklungsfonds will ich nur noch eine kurze Bemerkung machen. Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß wir über ein Drittel der Beträge sowohl in den ersten als auch in den zweiten Entwicklungsfonds einzahlen und daß unsere Wirtschaft nicht in der Weise beteiligt ist, wie man das eigentlich erwarten könnte. Bei der Gründung des Entwicklungsfonds waren die Verhältnisse noch sehr viel schlechter. Immerhin haben wir jetzt eine Beteiligung der deutschen Wirtschaft an diesen Mitteln in Höhe von 9%. Mit Recht ist die Aufforderung an die Regierung ergangen, sich um die Herbeiführung einer Änderung zu bemühen.
    Es ist aber auch schon mit Recht gesagt worden, , daß sich die deutsche Wirtschaft selbst überlegen



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    müsse, wie sie aktiver werden könnte. Der Herr Außenminister hat erklärt, daß er ebenso wie die Bundesregierung eine solche Aktivität unterstützen werde. Dazu kann man nur sagen: Es ist zu wünschen, daß diese Unterstützung auch angenommen und verifiziert wird. In Afrika kann man oft genug erleben, wie schwierig es für deutsche Firmen ist, vor allen Dingen an Bauarbeiten beteiligt zu werden. Wenn es ihnen einmal gelungen ist, irgendwelche Arbeiten zu bekommen, kommt es — das muß man auch mit aller Offenheit sagen — vor, daß ihnen die bereits ansässigen nichtdeutschen Firmen Knüppel zwischen die Beine werfen. Es geht ja nicht nur davon aus, daß der Fonds selbst nicht genügend tut, sondern es geht auch davon aus, daß Firmen aus anderen Mitgliedstaaten keineswegs entzückt darüber sind, daß plötzlich deutsche Firmen auftauchen. Daß da Konkurrenzneid vorhanden ist, ist menschlich verständlich. Aber man muß die Tatsachen sehen und muß auch da helfen, daß eine neue Haltung entsteht. Denn wenn schon die EWG eine Gemeinschaft ist, dann muß auch auf diesen Märkten in Afrika und in den Entwicklungsgebieten gemeinsam gearbeitet werden und muß jedem Mitgliedstaat und den Angehörigen jedes Mitgliedstaates die Möglichkeit gegeben werden, sich zu entfalten, mitzuhelfen und mitzuarbeiten. Es hat sich gezeigt: da, wo deutsche Industrielle den Mut hatten, durchzuhalten, auch gegen die Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens, sind sie erfolgreich gewesen. Deswegen ist, glaube ich, die Aufforderung an unsere Industrie richtig, in einer freien Wirtschaft, die ja von der freien Initiative ,ausgeht, auch auf diesem Gebiet Initiative zu entfalten. Die Beziehungen Europa-Afrika sind ja Beziehungen auf lange Sicht, und das, was an Entwicklungshilfe geleistet wird, ist ja nicht nur eine Frage der Humanität; auch und nicht zuletzt eine Frage der Humanität, aber doch zu gleicher Zeit eine Frage der Herstellung von Verbindungen, die nach einer gewissen Zeit auch für unsere wirtschaftliche Entwicklung von allergrößter Bedeutung sein werden. Auch das sollten wir also deutlich sehen.
    Zur Frage der Zuständigkeit des Parlaments ist schon einiges gesagt worden. Ich darf mich auch hier auf das beziehen, was auf der 7. Konferenz der Sozialdemokratischen Partei in Berlin im November gesagt worden ist. Da haben wir erklärt, daß sich die Frage der Zuständigkeit des Parlaments spätestens in dem Augenblick erneut stellen wird, wo die Frage des Landwirtschaftlichen Ausrichtungs-und Garantiefonds wieder zur Debatte steht, d. h. also im Jahre 1969/70. Dann müssen neue Entscheidungen getroffen werden, und wir sind durchaus auch frei, nach der einen oder anderen Richtung mehr zu arbeiten. Wir sind willens, auch unsere moralischen Verpflichtungen aus dem Vertrag zu erfüllen, auch da, wo sie uns nicht unmittelbar zugute kommen, weil wir das Ganze im Auge haben. Aber es muß erwartet werden, daß dann auch die anderen notwendigen Dinge geschehen und, auch das ist eine Frage des politischen Gleichgewichts, ob das Parlament hier auf die Dauer etwas mitzureden hat oder nicht. Wir haben gehört: in diesem Fonds werden Milliarden sein und sind jetzt schon ganz hohe Beträge. Daß die im Grunde genommen
    von einem kleinen Kreis von Bürokraten verwaltet und ausgegeben werden, ist auf die Dauer ein völlig unmöglicher Zustand. Daß hier die Frage der Zuständigkeit des Parlaments sich geradezu aufdrängt und daß sie erneut behandelt werden muß — ich sagte schon: spätestens 1969/70 —, ist ebenso klar.
    Ich möchte aber wiederholen: die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ist — wir wollen gar nicht in Euphorie machen, und ich glaube, niemand hat diese Absicht — bei aller Kritik — die berechtigt ist, daran ist gar kein Zweifel — vorhanden, und die Frage, die von Herrn Burgbacher gestellt und die nicht beantwortet worden ist, ob es besser wäre, wenn die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft nicht da wäre, ist eindeutig zu verneinen, abgesehen davon, daß auch niemand irgendeinen Gedanken geäußert hat, wie denn die Lösung anders hätte gefunden werden können. Wir müssen den Weg der Integration gehen. Ich gebe Herrn Mende völlig recht: wir können uns nicht damit zufriedengeben, daß die Sechs diese Europäische Wirtschaftsgemeinschaft allein aufbauen. Der Kreis der Verantwortlichen muß weiter gezogen werden. Deswegen unsere klare Haltung in bezug auf Großbritannien und auch in bezug auf andere Fragen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)