Rede:
ID0509018400

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Metadaten
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    5. Herr: 1
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 90. Sitzung Bonn, den 1. Februar 1967 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Blume 4157 A Überweisung des Berichts über die Tagung der Versammlung der WEU vom 12. bis 15. Dezember 1966 an den Auswärtigen Ausschuß 4157 A Amtliche Mitteilungen 4157 B Erweiterung der Tagesordnung 4158 A Fragestunde (Drucksache V/1353) Frage des Abg. Moersch: Frauenreferat im Bundespresse- und Informationsamt von Hase, Staatssekretär 4158 B Moersch (FDP) 4158 C Frau Kalinke (CDU/CSU) . . . 4158 D Frau Griesinger (CDU/CSU) . . . 4159 B Kubitza (FDP) 4159 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 4159 D, 4160 A Dr. Rutschke (FDP) 4160 B Ertl (FDP) 4160 B Frau Schroeder (Detmold) (CDU/CSU) . 4160 C Frage des Abg. Matthöfer: Überprüfung einer statistischen Aufgliederung der Gewinne Dr. Neef, Staatssekretär 4160 C Matthöfer (SPD) . . . . . . . 4160 D Fragen des Abg. Hörmann (Freiburg) : Lage des deutschen Kalibergbaus Dr. Neef, Staatssekretär . . . . . 4161 A Frage des Abg. Hörmann (Freiburg) : Lieferung von Kali an Entwicklungsländer Dr. Neef, Staatssekretär . . . . . 4161 B Hörmann (Freiburg) (SPD) . . . . 4161 B Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . . 4161 D Fragen des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : System der Exportfinanzierung . . . 4162 A Fragen des Abg. Ertl: Vertrieb deutscher Zeitungen in den ost- und südosteuropäischen Ländern Brandt, Bundesminister 4162 D Ertl (FDP) 4162 D, 4163 D Moersch (FDP) . . . . . . . 4163 A Dorn (FDP) . . . . . . . . . 4163 B Schwabe (SPD) . . . . . . . 4163 C Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 4163 D Opitz (FDP) . . . . . . . . 4164 A Frage des Abg. Ertl: Wissenschaftliche Kontakte mit Südosteuropa Brandt, Bundesminister . . . . . 4164 A Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 4164 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 90. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 1. Februar 1967 Moersch (FDP) . . . . . . . 4164 C Dorn (FDP) 4164 C Dr. Hudak (CDU/CSU) 4164 D Fragen des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Atomsperrvertrag — Mögliche Nachteile für die deutsche Wissenschaft und Wirtschaft Brandt, Bundesminister 4164 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 4165 C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 4165 D Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) 4166 D Dr. Martin (CDU/CSU) 4167 A Moersch (FDP) . . . . . . . 4167 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 4167 D Dr. Wörner (CDU/CSU) 4168 A Dr. Mommer (SPD) 4168 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 4168 C Ertl (FDP) 4169 A Scheel (FDP) 4169 B Frage des Abg. Dr. Hudak: Menschliche Notstände der deutschen Staats- und Volkszugehörigen in den südosteuropäischen Staaten Brandt, Bundesminister 4169 C Baier (CDU/CSU) 4169 C Fragen des Abg. Kahn-Ackermann: Arbeit des Goethe-Instituts im Ausland Brandt, Bundesminister 4169 D Kahn-Ackermann (SPD) 4169 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler . 4170 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 4170 D Mattick (SPD) 4172 B Mischnick (FDP) . . . . . . . 4173 B Entwurf eines Gesetzes über die politischen Parteien (Parteiengesetz) (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/1339) — Erste Beratung — Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 4175 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesbeamtengesetzes (FDP) (Drucksache V/1091) — Erste Beratung — Frau Funcke (FDP) ........4176 C Frau Dr. Schwarzhaupt (CDU/CSU) . 4178 C Frau Renger (SPD) . . . . . . . 4179 C Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung einer Ergänzung zum Entwurf des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1967 (Ergänzungshaushaltsgesetz 1967) (Drucksache V/1235) — Erste Beratung —, in Verbindung mit Beratung der von der Bundesregierung beschlossenen Ersten Verordnung über steuerliche Konjunkturmaßnahmen (Drucksache V/1341), mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes über das Beteiligungsverhältnis an der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer (Drucksache V/1066); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksachen V/1184 [neu] , zu V/1184 [neu]) — Zweite und dritte Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich unter den Ländern vom Rechnungsjahr 1965 an (Länderfinanzausgleichsgesetz 1965) (Bundesrat) (Drucksache V/511); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/1348); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksachen V/1342, zu V/1342) — Zweite und dritte Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Verbrauchsteuergesetzen, des Gesetzes über das Branntweinmonopol, des Zollgesetzes und des Umsatzsteuergesetzes (Steueränderungsgesetz 1967) (CDU/CSU, SPD) (Drucksache V/1358) — Erste Beratung — Dr. h. c. Strauß, Bundesminister . . 4180 D Dr. Staratzke (FDP) 4190 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 4192 D Hermsdorf (SPD) . . . . . 4195 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 9. Juni 1965 mit dem Königreich Dänemark über die Zusammenlegung der Grenzabfertigung und über die Einrichtung von Gemeinschafts- oder Betriebswechselbahnhöfen an der deutsch-dänischen Grenze (Drucksache V/1017); Mündlicher Bericht des Innenausschusses (Drucksache V/1338) — Zweite und dritte Beratung — 4198 C Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen über die Vorlage des Präsidenten des Europäischen Parlaments betr. Entschließung betreffend die Schaffung eines Europäischen Jugendwerks (Drucksachen V/666, V/1331) 4198 D Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über den Verkehr mit vegetativem Vermehrungsgut von Reben (Drucksachen V/1099, V/1356) 4199 Nächste Sitzung 4199 Anlage 4201 90. Sitzung Bonn, den 1. Februar 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 14.31 Uhr
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    Berichtigungen. Es ist zu lesen: 88. Sitzung, Seite 4107 C, statt Zeilen 28 und 29: -dienst erschienen ist und der nicht dadurch einen besonderen Wertgehalt hat, 'daß er mit drei Sternen versehen worden 'ist. 88. Sitzung, Seite 4108 B, Zeile 11: statt tragbaren: prüfbaren 88. Sitzung, Seite 4111 A, Zeile 4: Das Wort „nicht" ist zu streichen. 89. Sitzung, Seite III (Index) — linke Spalte — Zeile 31 statt V/1097: V/1079 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 3. 2. Dr. Adenauer 3. 2. Adorno 3. 2. Dr. Aigner * 3. 2. Frau Albertz 28. 2. Dr. Apel * 3. 2. Arendt (Wattenscheid) * 3. 2. Dr. Artzinger * 3. 2. Bading * 3. 2. Behrendt * 3. 2. Bergmann * 3. 2. Beuster 2. 2. Blachstein 18. 2. Dr. Burgbacher * 3. 2. Burgemeister 4. 2. Cramer 3. 2. Dr. Czaja 28. 2. Dr. Dahlgrün 3. 2. van Delden 3. 2. Deringer * 3. 2. Dichgans * 3. 2. Dr. Dittrich * 3. 2. Dröscher * 3. 2. Dr. Erhard 3. 2. Eisenmann 21.4. Frau Dr. Elsner * 3. 2. Erler 28. 2. Faller * 3. 2. Dr. Franz 3. 2. Frieler 4. 2. Dr. Furler * 3. 2. Gerlach * 3.2. Dr. Götz 12.2. Dr. Haas 17. 2. Hahn (Bielefeld) * 3. 2. Illerhaus * 3. 2. Klinker * 3. 2. Könen (Düsseldorf) 3. 2. Frau Korspeter 4. 3. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Kriedemann * 3. 2. Freiherr von Kühlmann-Stumm 25. 2. Kulawig * 3. 2. Lemmer 3. 2. Lenz (Brühl) * 3. 2. Dr. Löhr * 3. 2. Lücker (München) * 3. 2. Mauk * 3. 2. Memmel * 3. 2. Mengelkamp 4. 2. Merten * 3. 2. Metzger * 3. 2. Müller (Aachen-Land) * 3. 2. Ott 3. 2. Peters (Poppenbüll) 21. 4. Frau Pitz-Savelsberg 15. 2. Pöhler 2. 2. Rainer 2. 2. Richarts * 6. 2. Riedel (Frankfurt) * 3. 2. Dr. Ritgen 3. 2. Dr.-Ing. Seebohm 24. 2. Seifriz * 3. 2. Seuffert * 3. 2. Spitzmüller 3. 2. Springorum * 3. 2. Dr. Stark (Nürtingen) 3. 2. Dr. Starke (Franken) * 3. 2. Strohmayr 1. 2. Struve 31.3. Weigl 28. 2. Weimer 1. 2. Baron von Wrangel 4. 2. Wurbs 3. 2. b) Urlaubsanträge Haage (München) 17. 2. Dr. Miessner 28. 2. *) Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rainer Barzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU dankt dem Herrn Bundeskanzler für seine Erklärung, begrüßt sie und stimmt ihr mit Genugtuung zu.

    (Beifall in der Mitte.)

    Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Rumänien ist nicht ein Wendepunkt der deutschen Politik, sondern ein Meilenstein auf dem geraden



    Dr. Barzel
    Weg der deutschen Politik zú unserem seit langem verkündeten Ziel —

    (Lachen bei der FDP.)

    — Bitte? Meine Damen und Herren, wenn Sie eine
    kontroverse Debatte wünschen, können Sie sie
    haben. Wir hatten uns auf Erklärungen verständigt.

    (Zuruf von der FDP: „Meilenstein"!)

    Ich glaube, daß gerade Sie, meine Damen und Herren von der FDP, mit dem, was ich zu sagen beabsichtige, sehr zufrieden sein sollten, denn hier ist eine seit langem vorbereitete Politik jetzt wirksam geworden.

    (Abg. Zoglmann: Wir sind sehr zufrieden!)

    Ich wiederhole: Dies ist vielmehr ein Meilenstein auf dem geraden Weg der deutschen Politik zu unserem seit langen verkündeten Ziel: das ganze Deutschland in einem friedlichen Europa.
    Dieser Meilenstein einer geduldigen, folgerichtigen deutschen Politik der Kontinuität ist es freilich wert, besonders beachtet zu werden. Die Kontinuität dieser Politik wird nicht nur sichtbar, weil — gerade in dieser Frage — Absprachen, Verhandlungen und Zeitplanungen ungestört vom Wechsel der Regierungen und der Minister blieben, sondern auch im historischen Ablauf, der zu diesem Tage führte. Ohne europäische und atlantische Basis wie auch ohne gesicherte Freiheit der Bundesrepublik Deutschland wäre das, was wir heute erörtern, nie möglich geworden.

    (Beifall in der Mitte.)

    Zum historischen Ablauf halten wir es für angemessen, hier in dieser Stunde wenigstens an einige Schritte zu erinnern. In förmlicher und verpflichtender Form hat die Bundesrepublik Deutschland auf offensive Gewalt als Mittel der Politik verzichtet. Das steht nicht nur in Art. 26 des Grundgesetzes und ist somit ein konstitutives Prinzip unseres Staates, sondern das steht auch in der Schlußakte der Londoner Konferenz vom 3. Oktober 1954. Wir weisen weiter hin auf folgende Dinge, ohne hier im einzelnen — falls die Debatte sich nicht ausweiten sollte — die Zitate vorzutragen: auf die Berliner Erklärung zusammen mit den Westmächten vom 29. Juli 1957, die Erklärung von Bundeskanzler Konrad Adenauer vom 17. Juni 1961, die Erklärung von Bundeskanzler Ludwig Erhard vom 16. Oktober 1964, die Friedensnote der Bundesregierung vom 25. März 1966. Dieser Hinweis nimmt nichts — im Gegenteil — vom Erfolg dieser kontinuierlichen und durch die Bundesregierung, Kiesinger und seinen Außenminister, glücklich zum Abschluß gebrachten Politik in diesen Dingen.
    Wir haben uns in allen diesen Fragen die Entscheidung nie leicht gemacht und gedenken dies auch künftig nicht zu tun. Behutsamkeit und Umsicht sind und bleiben hier besonders am Platz. Weil wir den Weg bis hierher genau kennen, weil manche Ungewißheit bleibt, weil auch insoweit Enttäuschungen und Rückschläge nicht ausbleiben werden, verzichten wir auf alle lauten Töne gerade in dieser Stunde. Was geschehen ist, begrüßen wir als einen lange vorbereiteten, ehrlichen, richtungweisenden
    Versuch der deutschen Politik, als einen Versuch, beizutragen zur europäischen Entkrampfung, begrüßen wir als einen weiteren Schritt zur Einleitung einer Friedensordnung in Europa. Der gesamtdeutsche Anspruch kann nur offensiv durchgehalten und schließlich verwirklicht werden.
    Wir wissen, daß die Beziehungen zwischen Regierungen wichtig, daß aber wichtiger sind die Beziehungen zwischen Völkern. Dies gilt auch und gerade für Ost- und Mitteleuropa. Wir wollen einander kennen, einander verstehen, wir wollen dann Aussöhnung und Zusammenarbeit und schließlich, soweit es an uns liegt, Freundschaft. Die Völker des Ostens sollen sehen: diese Politik machen wir nun Seite an Seite mit unseren westlichen Freunden. Die Aussöhnung Deutschlands nach Westen ist eine politisch wirksame Realität.
    Präsident Johnson hat in seiner Rede zu diesen Fragen vom 7. Oktober 1966 großen Wert darauf gelegt, die Probleme in dieser Rang- und Reihenfolge zu sehen und anzugehen. Er sagte:
    Erstens. Unsere erste Sorge ist es, daß die NATO stark bleibt.
    Zweitens. Unsere zweite Aufgabe ist es, die weitere Einigung des Westens nachdrücklich voranzutreiben.
    Drittens. Ein großes Ziel eines geeinten Westens ist es, den Schnitt durch Europa zu heilen, der heute den Osten vom Westen und den Bruder vom Bruder trennt. Unsere Aufgabe ist es, eine Wiederversöhnung mit dem Osten zu erreichen.
    Dieser Rang- und Reihenfolge können wir ebenso zustimmen wie dem Stufenplan des französischen Staatspräsidenden, der hier in Bonn von Entspannung, Verständigung, Zusammenarbeit sprach,
    Redlichkeit gebietet, hier gleich dieses festzuhalten: eine europäische Friedensordnung ohne Einheit Deutschlands, Einheit Deutschlands ohne Menschenrechte für alle Deutschen ist für uns weder vorstellbar noch akzeptabel.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir alle hier bleiben in der Pflicht 'des Grundgesetzes, auch für jene Deutschen zu handeln, denen hier in Freiheit mitzuwirken immer noch versagt ist. Wir bleiben auch in der Pflicht des Grundgesetzes, „in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden". Wir hier sprechen und handeln für alle Deutschen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das System Ulbricht ist nicht nur eine sowjetrussische Fremdherrschaft auf deutschem Boden — also SBZ, nicht DDR — und eben deshalb ein permanenter Verstoß gegen die Grundrechte der Deutschen; dieses System ist zudem für die Kommunisten in aller Welt eine penetrante Peinlichkeit und für den Geist dieser Zeit und den Strom der Geschichte ein Anachronismus.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Uns interessiert zwar, welche Spielart des Kommunismus in der Zone herrscht, auch wer ihn repräsen-



    Dr. Barzel
    eiert. Aber dieses Interesse reicht nicht so weit, etwa dafür unsere Forderung auf deutsche Einheit auf der Basis des Selbstbestimmungsrechtes für alle Deutschen aufzugeben.
    Meine Damen und Herren, Heinrich von Brentano hat in seiner Rede vom 18. Januar 1957 vor der Universität in München folgendes gesagt — ich will dies zum Schluß zitieren —:
    Wir sind wie die anderen bereit, Beziehungen zu diesen Staaten zu unterhalten, um im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten politische, wirtschaftliche und kulturelle Fragen miteinander zu besprechen. Man sollte sich allerdings nicht darüber täuschen, daß die Aufnahme solcher Beziehungen noch nicht die Lösung bestehender Probleme beinhaltet, sondern bestenfalls geeignet ist, sie zu erleichtern und zu ermöglichen.
    Mit dieser Nüchternheit, die allein diesem Vorgang angemessen ist, ermuntern wir die Bundesregierung, diese deutsche Politik des Friedens geduldig und folgerichtig fortzusetzen. Unsere rechtlichen, moralischen und historischen Positionen bleiben unverändert. Unsere Methoden können und müssen wechseln.
    Die Welt sollte sehen: Hier ist ein erneuertes Deutschland, das nichts will als Frieden durch Menschenrechte. Und die Sowjetunion sollte nicht in Noten kaschierte Schimpftiraden verschicken, sondern Friedenspolitik machen, also zunächst in Berlin und in der SBZ mindestens Mord und Menschenraub verhindern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Mattick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt Mattick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion ist dankbar für die Erklärung der Bundesregierung, diplomatische Beziehungen zwischen der Rumänischen Sozialistischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen. Wir beglückwünschen die Bundesregierung zum Gelingen dieses ersten Schrittes auf dem Wege, die Beziehungen zu den ost- und südosteuropäischen Staaten zu normalisieren. Die Vereinbarungen, die getroffen wurden, sind für beide Seiten tragbar. Wir möchten hieran die Hoffnung knüpfen, daß es der Bundesregierung gelingt, in ähnlichem Rahmen auch mit anderen Ländern in diesem Teil Europas zu gleichen Vereinbarungen zu kommen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es war ein langer Weg von der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland im Herbst 1955 bis zu dem jetzigen Schritt der Bundesregierung. Wir haben es in den zurückliegenden Jahren stets für einen Fehler gehalten, in die an sich notwendigen Maßnahmen der Bundesrepublik gegen die Anerkennung der Spaltung Deutschlands auch die Staaten Ost- und Südosteuropas einzubeziehen. Diese Staaten standen damals unter dem besonderen Einfluß und Druck der Sowjetunion. Daher begrüßen wir es besonders, daß die neue Bundesregierung mit diesem ersten Schritt den Weg frei gemacht hat zu einer beweglichen und konstruktiven Deutschlandpolitik.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir möchten in Erinnerung rufen, daß die Sozialdemokratische Partei sehr frühzeitig außerhalb des Hauses und durch Anträge im Deutschen Bundestag versucht hat, das gegenseitige Verständnis zwischen Deutschland und den Völkern in Ost- und Südosteuropa zu erreichen. Wir selber haben uns nach dem Ultimatum Chruschtschows von 1958 ganz besonders bemüht, in direkten Gesprächen mit den Vertretern der politischen Macht in diesen Ländern Verständnis für die Bundesrepublik Deutschland und ihre Politik zu finden. Unser damaliger Bericht über die Eindrücke dieser Gespräche führte zu der Feststellung, daß das Bild über die Bundesrepublik Deutschland in diesen Ländern ausnahmslos von der SED, ihrer Propaganda und ihrer Presse vermittelt, um nicht zu sagen vernebelt wird.
    Durch einen Antrag der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion wurden im Auswärtigen Ausschuß die Vorarbeiten geleistet, die zu dem Beschluß des Deutschen Bundestages vom Juni 1961 führten. Darin wurde die Bundesregierung aufgefordert, gemeinsam mit ihren Verbündeten eine Ostpolitik zu betreiben, deren Ziel die Wiederherstellung eines freien Gesamtdeutschland ist, das auch mit der Sowjetunion und allen osteuropäischen Staaten friedliche und gedeihliche Beziehungen unterhält. Zu diesem Ziel soll die Bundesregierung — so heißt es in dem Zitat — jede sich bietende Möglichkeit ergreifen, um ohne Preisgabe lebenswichtiger deutscher Interessen zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den osteuropäischen Staaten zu gelangen.
    Der frühere Außenminister hat einige Schritte im Zuge dieses Auftrages des Bundestages eingeleitet und Handelsmissionen in den ost- und südosteuropäischen Staaten angestrebt bzw. errichtet. Der entscheidende Durchbruch erfolgte erst jetzt durch die Regierung Kiesinger-Brandt. Wir verkennen aber nicht, verehrte Damen und Herren, die Realitäten. Wir wissen leider aus den Erfahrungen der letzten Jahre in unserem Verhältnis zur Sowjetunion, daß die Aufnahme diplomatischer Beziehungen allein nicht automatisch zu einem guten Verhältnis der Regierungen und Völker untereinander führt. Wir halten daher die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen nur für den ersten Schritt, der die Möglichkeiten eröffnen muß, zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien und hoffentlich auch bald zwischen anderen ost- und südosteuropäischen Staaten und der Bundesrepublik die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen sowie gesellschaftlichen Kontakte so zu entwickeln, daß die Menschen sich gegenseitig besser kennenlernen und daß — auf Gegenseitigkeit — die Völker voneinander wissen, was sie denken und wie sie leben. Es hieß daher in dem Auftrag an die Bundesregierung u. a. auch: „den weiteren Ausbau der bestehenden Beziehungen zu



    Mattick
    diesen Staaten auf wirtschaftlichem, kulturellem, humanitärem und geistigem Gebiet anzustreben". Unsere Hoffnung ist es, daß die Bundesregierung und alle politischen Kräfte unseres Volkes sich insbesondere dieses Auftrages annehmen. Hierzu gehört auch der Ausbau gegenseitiger Informationen, und vielleicht ist es hierfür notwendig, eine Überprüfung des Informationswesens überhaupt vorzunehmen. Solange wir uns den Vorwurf machen müssen, daß die Verleumdungen gegen die Bundesrepublik geglaubt werden, weil wir Möglichkeiten versäumen, die Wahrheit an die Menschen zu bringen, bleiben wir in der Schuld vor unserem eigenen politischen Auftrag.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir betrachten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Rumänien als einen wesentlichen Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur Entspannung in Europa, und wir hoffen, daß auch mit der Sowjetunion und allen anderen Staaten in diesem Teil Europas friedliche und gedeihliche Beziehungen zum Nutzen aller entstehen. Besonders an die Sowjetunion appellieren wir, in diesem Schritt einen deutschen Beitrag zur Entspannungspolitik zu sehen und sich nicht zu bemühen, eine Handlung gegen ihre politischen Interessen daraus zu deuten bzw. gegen jede Vernunft die Augen vor der Wirklichkeit der deutschen Politik zu verschließen. Wir sind nicht so vermessen, eine Politik führen zu wollen, die das Verhältnis zwischen der Sowjetunion und den Staaten in Ost- und Südosteuropa beeinträchtigen könnte.
    Mit Genugtuung haben wir festgestellt, daß der Schritt der Bundesregierung bei unseren Verbündeten Verständnis und Unterstützung findet, auch und gerade bei den Vereinigten Staaten. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Rumänien hat unser Verhältnis zu keinem Lande des Westens beeinträchtigt bzw. belastet. Im Gegenteil, es könnte den Fortgang der Entspannungsbemühungen zwischen Ost und West nur fördern, wenn dasselbe auch auf die Beziehungen Rumäniens zu seinen Bündnispartnern zuträfe. Dies gilt insbesondere in bezug auf das Verhältnis zur Sowjetunion.
    Meine Damen und Herren, wir sollten an diesem Tage nicht vergessen, als freies deutsches Parlament unsere Freunde in aller Welt wieder anzusprechen, unser Bemühen um Entspannung richtig zu werten und uns darin zu unterstützen, eine friedliche Entwicklung in Europa auch durch die vernünftige Lösung unserer eigenen deutschen Probleme zu erreichen.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der CDU/CSU.)