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    Deutscher Bundestag 84. Sitzung Bonn, den 18. Januar 1967 Inhalt: Glückwünsche des Vizepräsidenten Dr Mommer zum neuen Jahr 3905 A Abg. Dr. Hein legt sein Mandat nieder . 3905 B Abg. Feuring tritt in den Bundestag ein . 3905 B Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung 3905 B, 3906 C Überweisung der Zusammenstellung der über- und außerplanmäßigen Haushaltsausgaben im 3. Vierteljahr des Rechnungsjahres 1966 an den Haushaltsausschuß 3905 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Sanger, Brese, Dr. Adenauer, Dr. h. c. Güde, Klein, Müller (Ravensburg) und Jacobi (Köln) 3905 D Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 3906 A Fragestunde (Drucksache V/1290) Fragen des Abg. Dr. Wörner: Grenze für die unbedingte Fahruntüchtigkeit im Straßenverkehr Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister 3908 C Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Bildung einer Großen Strafverfahrenskommission und einer Großen Strafvollzugskommission Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister 3909 A Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 3909 C Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 3910 A Fragen des Abg. Prochazka: Motive für die Begnadigung des früheren Bundestagsabgeordneten Frenzel — Auswirkungen des Austauschs eines Landesverräters . . . . . . . . . 3910 C Frage des Abg. Dr. Rutschke: Radioanlage in Mogadischu — Reise-und Aufenthaltskosten der deutschen Delegation von Hase, Staatssekretär . . . . 3910 C Dr. Rutschke (FDP) 3910 D Moersch (FDP) 3911 A Dr. Rinderspacher (SPD) 3911 B Mertes (FDP) . . . . . . . . 3911 C Frage des Abg. Dorn: Parlamentarische Kontrolle des Titels 300 von Hase, Staatssekretär . . . . 3911 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 Fragen des Abg. Dr. Kübler: Heiratsmöglichkeit von Brautpaaren über die Zonengrenze hinweg Wehner, Bundesminister . . . . 3912 A Dr. Kübler (SPD) . . . . . . . 3912 C Frage des Abg. Ollesch: Attraktivere Gestaltung von Ganztagsoder Teilzeitarbeit für weitere Hilfskräfte Kattenstroth, Staatssekretär . . 3912 D Ollesch (FDP) 3913 B Frage des Abg. Ruf: Ergänzung des Kündigungsschutzgesetzes 3913 C Fragen der Abg. Bühler und Dr. Kempfler: Deutsches Krankenhaus in Diourbel (Senegal) Wischnewski, Bundesminister . . . 3913 C Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . . 3914 A Frage des Abg. Dr. Rau: Erlaß des AA an 5 deutsche Botschaften zur Ermittlung etwaiger gesetzlicher Grundlagen in ihren Gastländern zur Internierung gefährlicher Personen während eines Notstandes ohne richterlichen Haftbefehl Schütz, Staatssekretär 3914 B Dr. Rau (SPD) . . . . . . . 3914 C Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Stand der Verhandlungen über die rechtliche Gleichstellung und soziale Sicherung der bei den alliierten Stationierungsstreitkräften beschäftigten Personen 3914 C Frage des Abg. Schultz (Gau-Bischofsheim) : Osteuropa-Referat des Auswärtigen Amtes Schütz, Staatssekretär 3914 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . . 3915 A Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Beurteilung der kritischen Äußerungen des französischen Staatspräsidenten über das amerikanische Engagement in Vietnam Schütz, Staatssekretär . . . . . 3915 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 3915 B Ott (CDU/CSU) 3915 C Ertl (FDP) 3915 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 3916 A Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Deutsche Architekturausstellung in drei sowjetischen Städten — Deutsch-sowjetische Beziehungen Schütz, Staatssekretär 3916 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 3916 C Fragen des Abg. Baron von Wrangel: Finanzielle Hilfe für die Gemeinden im Zonenrandgebiet 3916 D Frage des Abg. Mertes: Bewertung der Pressefreiheit in der Bundesrepublik Deutschland Lücke, Bundesminister . . . . . 3917 A Mertes (FDP) . . . . . . . . . 3917 B Moersch (FDP) . . . . . . . . 3917 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 3917 C Fragen des Abg. Mertes: Gefährdung der Zukunft vieler Zeitungen wie der Pressefreiheit selbst durch wirtschaftliche Konzentration und Monopolisierung Lücke, Bundesminister . . . . . 3917 D Mertes (FDP) 3917 D Blumenfeld (CDU/CSU) . . . . . 3918 A Moersch (FDP) . . . . . . . . 3918 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 3918 C Fragen des Abg. Genscher: Vorbehaltsrechte der Alliierten nach Art. 5 Abs. 2 des Deutschlandvertrages — Eingriffe in Grundrechte — Deutsche Notstandsgesetzgebung Lücke, Bundesminister . 3919 A, 3922 B Genscher (FDP) . 3919 B, 3920 C, 3922 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 3919 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) 3919 C, 3920 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 3919 D Busse (Herford) (FDP) 3919 D Schmidt (Hamburg) (SPD) 3920 A, 3921 B Dorn (FDP) . . . . . 3920 B, 3921 D Ertl (FDP) 3920 D Moersch (FDP) . . . . . . . 3921 A Zoglmann (FDP) . . . . . . . 3921 C Benda (CDU/CSU) 3922 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 III Aktuelle Stunde Vorbehaltsrechte der Alliierten — Deutsche Notstandsgesetzgebung Genscher (FDP) 3922 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 3923 B Benda (CDU/CSU) . . . . . . 3923 D Dorn (FDP) 3924 B Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister 3925 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 3925 C Dr. Even (CDU/CSU) 3926 A Jahn (Marburg) (SPD) 3926 D Moersch (FDP) . . . . . . . 3927 B Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 3928 D Mischnick (FDP) 3929 C Dr. Mende (FDP) 3930 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 3931 B Dr. Dehler (FDP) 3931 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 3932 C Lücke, Bundesminister . . . . . 3932 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler 3934 A Majonica (CDU/CSU) 3935 D Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 3938 B von Kühlmann-Stumm (FDP) . . 3941 A Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . 3943 C Berichte des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über Wahleinsprüche gegen die Gültigkeit der Wahl zum 5. Deutschen Bundestag vom 19. September 1965: Wahleinspruch des Friedrich Thielen, Bremen-Schönebeck, Adolf von Thadden, Hannover, und 15 weitere Mitglieder und Wähler der NPD (Drucksache V/1069) Wahleinspruch der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD) (Drucksache V/1112) Wahleinspruch des Dipl.-Kaufmanns Alexius Mansmann und des Kaufmanns Werner Toberentz, Hamburg (Drucksache V/1113) Wahleinspruch der Deutschen Volkspartei, Bonn (Drucksache V/1114) Wahleinspruch des Hans-Joachim Böhme, Neustadt/Cobg. (Drucksache V/1115) Wahleinspruch des Werner Herrmann, Cuxhaven (Drucksache V/1116) Wahleinspruch des Dr. Herbert Beer, Lütjenburg/Ostholst. (Drucksache V/1117) Wahleinspruch des Joachim von Müchow, Lübeck (Drucksache V/1118) Wahleinspruch, des Wilhelm Studt, Hamburg (Drucksache V/1119) Wahleinspruch des Wilhelm Reinfeld, Schleswig (Drucksache V/ 1120) Wahleinspruch des Erhard Andreas Will, Bamberg (Drucksache V/1121) Wahleinspruch des Gottfried Herbelßheimer, Freiburg (Breisgau) (Drucksache V/1122) Dr. h. c. Güde (CDU/CSU) . . . . 3947 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 3949 B Jahn (Marburg) (SPD) . . . . . 3949 B Wahleinspruch des Georg Wucher, Höfen/Vogt. (Drucksache V/1123) Wahleinspruch des Günther Schulte, Dietzenbach — Steinberg (Drucksache V/1124) Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundespolizeibeamtengesetzes (CDU/ CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/350) — Zurückverweisung an Ausschüsse . . . 3951 B Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Umstellung der Abgaben auf Mineralöl (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal], Bading, Mertes u. Gen.) (Drucksache V/932) — Zurückverweisung an Ausschüsse . . . . . . . . . . 3951 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Maßnahmen auf dem Gebiete der Weinwirtschaft (Weinwirtschaftsgesetz) (Drucksache V/1208) — Erste Beratung — . . . . . . . . . 3951 C Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Ersten Gesetzes zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Ergänzungsgesetz zum Finanzplanungsgesetz) (Drucksache V/1195) — Erste Beratung — . . . 3951 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 6. Mai 1963 über die Verringerung der Mehrstaatigkeit und über die Wehrpflicht von Mehrstaatern (Drucksache V/1219) — Erste Beratung — . . . 3951 D IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 Entwurf eines Gesetzes zur Vorbereitung der Volkszählung 1970 (Drucksache V/1220) — Erste Beratung — 3951 D Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (Siebentes Änderungsgesetz zum AVAVG (Drucksache V/1279) — Erste Beratung — 3951 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. September 1965 mit der Republik Kongo über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/1254) — Erste Beratung — 3951 D Entwurf eines Gesetzes über explosionsgefährliche Stoffe (Sprengstoffgesetz) (Drucksache V/1268) — Erste Beratung — 3951 D Entwurf eines Gesetzes über den Wechsel von Zuständigkeiten im Recht des Jugendschutzes und der Adoptionsvermittlung (Drucksache V/1274). — Erste Beratung — 3952 A Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Dasselfliege (Drucksache V/1286) — Erste Beratung — 3952 A Entwurf eines Gesetzes über eine Geflügelstatistik (Drucksache V/1287) — Erste Beratung — 3952 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik über den Antrag der Fraktion der SPD betr. internationale Organisationen (Drucksachen V/532, V/1191) . . . . . 3952 B Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses für eine Richtlinie des Rats zur Bekämpfung des Kartoffelnematoden (Drucksachen V/1037, .V/1237) . . . . . . . 3952 C Antrag der Abg. Wächter, Logemann, Sander, Ertl, Peters (Poppenbüll), Reichmann u. Gen. betr. Rinderorientierungspreis 1967/68 (Drucksache V/1197) . . . . . 3952 D Antrag der Abg. Dr. Hammans, Dr. Klepsch, Dr. Vogel .(Speyer), Winkelheide, Dr. Ritz u. Gen. betr. Altersgrenze für Schülerfahrkarten bei der Deutschen Bundesbahn (Drucksache V/1240) Dr. Hammans (CDU/CSU) . . . . . . 3953 A Nächste Sitzung . . . . . . . . 3953 C Anlagen 3955 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 3905 84. Sitzung Bonn, den 18. Januar 1967 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Aigner 21. 1. Frau Albertz 18. 1. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 18. 1. Bals 20. 1. Blank 20. 1. Brück (Holz) 21. 1. Burgemeister 18. 1. Cramer 21. 1. Dr. Dittrich * 20. 1. Dr. Eckhardt 20. 1. Erler 31. 1. Dr. Haas 18. 1. Horten 18. 1. Illerhaus * 19. 1. Klinker * 20. 1. Könen (Düsseldorf) 21. 1. Krammig 18. 1. Kriedemann * 18. 1. Lenz (Brühl) * 19. 1. Dr. h. C. Menne (Frankfurt) 18. 1. Dr. von Merkatz 21. 1. Merten * 18. 1. Müller (Aachen-Land) * 19. 1. Petersen 21. 1. Frau Pitz-Savelsberg 15. 2. Struve 31. 3. Urban 21. 1. Weigl 31. 3. b) Urlaubsanträge Blachstein 18. 2. Dr. Dahlgrün 3. 2. Dr. Frede 71. 1. Frieler 4. 2. Dr. Götz 3. 2. Kiep 25. 1. Lemmer 3. 2. Frau Rudoll 28. 1. Dr.-Ing. Seebohm 24. 2. Baron von Wrangel 31. 1. Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Abschrift Der Präsident des Bundesrates Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 303. Sitzung am 22. Dezember 1966 beschlossen hat, gegen das vom Deutschen Bundestag am 14. Dezember 1966 verabschiedete Anlagen zum Stenographischen Bericht Siebzehnte Gesetz zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes einen Einspruch gemäß Artikel 77 Abs. 3 des Grundgesetzes nicht einzulegen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtliche Entschließung angenommen. 1 Anlage Dr. Lemke Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 15. Dezember 1966 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Lemke Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 22. Dezember 1966 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Siebzehnten Gesetz zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes Infolge des kurzfristigen Inkrafttretens der erhöhten Umsatzausgleichsteuersätze können für einzelne Importeure unter Umständen - insbesondere bei durchgehandelten Kontrakten -- Härten entstehen. Der Bundesrat geht davon aus, daß die Bundesregierung in derartigen Fällen von der Möglichkeit, Erleichterungen im Billigkeitswege zu gewähren, großzügig Gebrauch machen wird. Anlage 3 Abschrift Der Präsident des Bundesrates Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 303. Sitzung am 22. Dezember 1966 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 14. Dezember 1966 verabschiedeten Dritten Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Kriegsopferrechts (Drittes Neuordnungsgesetz - KOV - 3. NOG - KOV) 3956 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 gemäß Artikel 84 Abs. 1 des Grundgesetzes zuzustimmen. Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat ist der Auffassung, daß die jetzige Fassung des § 56 des Bundesversorgungsgesetzes unzureichend ist, und hält es für erforderlich, daß baldmöglichst eine gesetzliche Regelung im Sinne seines Beschlusses in der 299. Sitzung am 14. Oktober 1966 (BT-Drucksache V/1012, Anlage 2, zu Artikel I Nr. 47) erfolgt. Dr. Lemke Bonn, den 22. Dezember 1966 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 15. Dezember 1966 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Lemke Anlage 4 Abschrift Der Präsident des Bundesrates Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 303. Sitzung am 22. Dezember 1966 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestag' am 8. Dezember 1966 verabschiedeten Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1966 (Nachtragshaushaltsgesetz 1966) einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtliche Entschließung angenommen. 1 Anlage Dr. Lemke Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 9. Dezember 1966 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Lemke Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 22. Dezember 1966 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1966 (Nachtragshaushaltsgesetz 1966) Der Bundesrat weist zu dem Haushaltsvermerk in Kap. 09 02 Tit. 975 darauf hin, daß die „von den betroffenen Ländern zu leistenden Anteile" entsprechende Vereinbarungen mit dem Bund voraussetzen, die bisher noch nicht mit allen betreffenden Ländern zustande gekommen sind. Mit Rücksicht auf die Eilbedürftigkeit der Verabschiedung des Gesetzes sieht der Bundesrat auch davon ab, seine im ersten Durchgang zu Kap. 25 02 Tit. 582 geäußerten Bedenken im gegenwärtigen Zeitpunkt erneut vorzubringen. Der Bundesrat behält sich vor, auf diese Fragen bei nächster Gelegenheit zurückzukommen. Anlage 5 Abschrift Der Präsident des Bundesrates Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß das Erste Gesetz zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Finanzplanungsgesetz) nach Ansicht des Bundesrates seiner Zustimmung bedarf. Der Bundesrat hat in seiner 303. Sitzung am 22. Dezember 1966 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestag am 8. Dezember 1966 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtlichen Entschließungen angenommen. 1 Anlage Dr. Lemke Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 9. Dezember 1966 mit der Bitte um Kenntnisnhme übersandt. Dr. Lemke Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 3957 Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 22. Dezember 1966 an den Bundeskanzler Entschließungen des Bundesrates zum Ersten Gesetz zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Finanzplanungsgesetz) 1. Der Bundesrat erwartet zu Artikel 7 und 8 des Finanzplanungsgesetzes, daß im Interesse der Wirtschaft ein notwendiger störungsfreier Übergang der Aufgaben der institutionellen Leistungsförderung auf die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung dadurch ermöglicht wird, daß die im laufenden Wirtschaftsplan vorhandenen Restmittel noch nach den bisherigen Richtlinien zur Bedienung der vorliegenden Anträge und Planungsvorschläge eingesetzt werden. Der Bundesrat erwartet weiterhin, daß die bisherigen Richtlinien, die sich in der Praxis bewährt haben, dem materiellen Inhalt nach erhalten bleiben und daß die für die Berufsaus- und -fortbildung im Bereich der gewerblichen Wirtschaft zuständigen obersten Bundes- und Landesbehörden für Wirtschaft wie bisher bei der Durchführung des Programms beteiligt bleiben. 2. Durch Aufhebung der §§ 2 und 3 des Gesetzes zur Förderung der landwirtschaftlichen Siedlung vom 15. Mai 1953 in Artikel 12 des Gesetzes wird die Verpflichtung des Bundes zur Bereitstellung von Haushaltsmitteln für die Förderung der Siedlung Einheimischer beseitigt. Hierdurch wird die Möglichkeit einer freiwilligen Bundesförderung jedoch nicht ausgeschlossen. Sollte der Bund beabsichtigen, die Förderung der Siedlung Einheimischer einzustellen oder einzuschränken, müßte dies entsprechende Maßnahmen bei der Mitwirkung der Länder an der Siedlung Heimatvertriebener zur Folge haben. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, diesen Zusammenhang bei der Aufstellung künftiger Siedlungsprogramme zu berücksichtigen und gegebenenfalls dem Bundesgesetzgeber vorzuschlagen, auch den Hinweis auf die Möglichkeit zusätzlicher Landesförderung in § 46 Abs. 1 Satz 2 BVFG zu streichen. Anlage 6 Abschrift Der Präsident des Bundesrates Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 303. Sitzung am 22. Dezember 1966 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 8. Dezember 1966 verabschiedeten Zweiten Gesetzes zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Steueränderungsgesetz 1966) gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Außerdem hat der Bundesrat die aus der Anlage ersichtlichen Entschließungen angenommen. 1 Anlage Dr. Lemke Bonn, 22. Dezember 1966 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 9. Dezember 1966 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Lemke Anlage zum Schreiben des Präsidenten des Bundesrates vom 22. Dezember 1966 an den Bundeskanzler Entschließung des Bundesrates zum Zweiten Gesetz zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Steueränderungsgesetz 1966) 1. Der Bundesrat begrüßt es, daß die Mehreinnahmen aus der Erhöhung der Mineralölsteuer voll für Verkehrsinvestitionen in den Gemeinden bereitgestellt werden sollen. Er weist jedoch nachdrücklich darauf hin, daß mit der jetzt vorgesehenen Regelung den verfassungsrechtlichen Bedenken, die er beim ersten Durchgang des Entwurfs eines Ergänzungsgesetzes zum Steueränderungsgesetz 1966 geltend gemacht hat (vgl. Drucksache 465/66 — Beschluß —), nicht ausreichend Rechnung getragen wird. Dennoch sieht der Bundesrat von einer Anrufung des Vermittlungsausschusses ab, um das rechtzeitige Inkrafttreten des Gesetzes nicht zu gefährden. Er geht dabei von der Erwartung aus, daß die Bundesregierung und der Deutsche Bundestag bemüht sein werden, die jetzige Regelung alsbald durch eine dauerhafte auf einer verfassungsrechtlich einwandfreien Grundlage beruhenden Lösung zu ersetzen, wie sie der Bundesrat in seiner bereits erwähnten Stellungnahme (Drucksache 465/66 — Beschluß —) aufgezeigt hat. Wenn der Bundesrat von einer Anrufung des Vermittlungsausschusses absieht, setzt er dabei weiter voraus, daß bei Erlaß der in Artikel 8 § 4 des Steueränderungsgesetzes 1966 vorgesehenen Richtlinien eine Regelung getroffen wird, die es ermöglicht, die zweckgebundenen Mehreinnah- 3958 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 men den- einzelnen Ländern zuzuweisen, und zwar grundsätzlich nach einem festzulegenden Schlüssel, um die Länder in die Lage zu versetzen, die Mittel im Rahmen der Zweckbindung (vgl. Entschließung des Deutschen Bundestages — Umdruck 110 —) in eigener Zuständigkeit den Gemeinden unter besonderer Berücksichtigung von Schwerpunkten zu überweisen. Aus diesen Erwägungen hält es der Bundesrat für unerläßlich, daß die Länder bereits bei der Erarbeitung der Richtlinien weitgehend beteiligt werden. 2. Der Bundesrat begrüßt die vom Deutschen Bundestag in der 78. Sitzung am 8. 12. 1966 einstimmig gefaßte Entschließung — Antrag Umdruck 111 (Zu BR-Drucksache 521/66) — und bittet die Bundesregierung, unverzüglich durch nationale Maßnahmen darauf hinzuwirken, daß die wesentlichen Wettbewerbsverzerrungen vornehmlich auf steuerlichem und tariflichem Gebiet zwischen dem Zu- und Ablaufverkehr der deutschen Seehäfen einerseits und dem grenzüberschreitenden Verkehr zu den niederländischen/belgischen Rheinmündungshäfen andererseits beseitigt werden. Anlage 7 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Wächter (FDP) zu Punkt 32 der Tagesordnung. Mit dein Antrag Drucksache V/1197 möchten die Antragsteller die Aufmerksamkeit dés Hohen Hauses auf ein agrarpolitisches Problem lenken, welches für die Landwirtschaft und in dieser vor allem für die Futterbaubetriebe von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Für diejenigen, die sich in dem Dschungel der EWG-Fachausdrücke — soweit sie die Landwirtschaft angehen — nicht auskennen, sei die Bedeutung des Rinderorientierungspreises kurz interpretiert. Nach ihm richten sich die Abschöpfungen bei den Einfuhren aus Drittländern. Liegt der Marktpreis auf zwölf dafür festgelegten innerdeutschen Märkten unter dem Orientierungspreis, betragen die Abschöpfungen 100 %; liegt der Marktpreis bis 5 % über dem Orientierungspreis, betragen die Abschöpfungen 50 %. Von dem Orientierungspreis ist aber auch gleichzeitig der Interventionspreis abhängig, der 96 % des Orientierungspreises ausmacht. Ist bei rückläufiger Marktbewegung der Interventionspreis erreicht, kann die Einfuhr- und Vorratsstelle nach dem EWG-Reglement mit den klassischen Stützungskäufen beginnen. Der Orientierungspreis hat also die Aufgabe, zu starke Preisschwankungen, die sich zum Teil aus zu starken Preisunterbietungen bei Einfuhren aus Drittländern und insbesondere aus den Staatshandelsländern ergeben, zu unterbinden, und ist gleichzeitig die Basis für das Auffangen eines zu starken innerdeutschen Angebotes. Dieser Aufgabe ist der jetzt gültige Orientierungspreis, der am 1. 4. 1967 durch einen neu festzulegenden Orientierungspreis abgelöst wird, nicht gerecht geworden. Zu dieser Tatsache hat sich auch in der letzten Zeit das Bundeslandwirtschaftsministerium des öfteren bekannt. Bekanntlich wird der Orientierungspreis in einer von dem EWG-Ministerrat festgelegten Preisschere und von der Bundesregierung alljährlich, aber in diesem Jahr letztmalig in eigener Zuständigkeit unter Zustimmung des Bundesrates, beschlossen. Diese für alle EWG-Länder gültige Preisschere ist in den letzten Jahren laufend von dem EWG-Ministerrat verengt worden, weil für 1968 ein für den gesamten EWG-Rat einheitlicher Orientierungspreis festgelegt werden soll. Diese Preisschere wurde im letzten Jahr von dem EWG-Ministerrät zwischen 243 und 275 DM festgelegt. Die Bundesregierung hatte für das Jahr 1966/67 bekanntlich einen Orientierungspreis von 253 DM beschlossen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte im Bundeskabinett für 257 DM plädiert, ist aber angeblich mit seinen Vorstellungen an dem Widerstand des Wirtschaftsministeriums und Außenministeriums gescheitert. Während in den zurückliegenden Jahren der Marktpreis immer erheblich über dem Orientierungspreis lag — 1965 sogar um 30 DM — lag der Marktpreis 1966 erstmalig unter dem Orientierungspreis. Trotz laufender Abschöpfung haben die Erzeuger im Laufe des Jahres 1966 Preiseinbußen um 18 DM in Kauf nehmen müssen. Diese Preisschwankungen sind aber in den einzelnen Monaten sehr unterschiedlich. Die Preise sind nach jahrelangen Erfahrungen besonders verschieden zwischen den Monaten Juni und Oktober. So schwanken sie in den letzten beiden Jahren in dieser Zeit um 24 bis 26 DM. Das trifft vor allem die Futterbaubetriebe, die besonders im Herbst auf den Absatz ihres Viehs angewiesen sind und die nach allen Grünen Berichten im Vergleichslohn an der untersten Stelle liegen. Allein der Rückgang der Rinderpreise im letzten Jahr hat nach Berechnung der Landwirtschaftskammer Weser-Ems in ihren ausgesprochenen Grünlandbezirken einen Einnahmeausfall von rund 125 DM pro ha gebracht. Diese Preiseinbußen stehen bekanntlich in krassem Gegensatz zu den Preisanstiegen auf fast allen Gebieten. Um so bedauerlicher ist es, daß die rückläufigen Rinderpreise sich bei den Verbrauchern in das Gegenteil umgeschlagen haben. Die Verbraucher haben in vielen Fällen noch mehr als im Vorjahr bezahlen müssen. Beispielsweise lagen die Einstandskosten für Rinderhälften im Jahre 1966 um 48 Pf pro kg gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres niedriger, während die Verbraucherpreise um 35 Pf höher lagen. Gerade mit dieser Frage hat sich am 8. November letzten Jahres auch der Verbraucherausschuß beim Bundeslandwirtschaftsministerium befaßt. Ganz allgemein kam man bei dieser Besprechung zu dem Ergebnis, daß ungewöhnlich niedrige Preise trotz kurzfristiger Vorteile nicht im Interesse des Verbrauchers lägen, denn sie führten zwangsläufig zur Einschränkung der Produktion und damit auf längere Sicht zu überdurchschnittlich hohen Verbraucherpreisen. Man muß das Gesamtproblem aber auch unter einem anderen, sehr wesentlichen Gesichtspunkt Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 3959 sehen. Bekanntlich strebt man seit langem ein ausgewogenes Verhältnis in der Produktion von Milch zu Rindfleisch an, um nach beiden Seiten eine Überproduktion zu vermeiden. In der Bundesrepublik haben wir trotz aller Abbauversuche einen stets wachsenden Butterberg, der fast im selben Verhältnis in der EWG zunimmt. Der Versorgungsgrad in der Bundesrepublik mit Milch und Milchprodukten liegt mit Ausnahme von Käse bei 100 %; ein ähnliches Verhältnis zeichnet sich in der EWG ab. Dagegen liegt der Versorgungsgrad bei Rindfleisch in der Bundesrepublik bei 78 % und in der EWG bei 85 %. Ein ausgewogenes Produktionsverhältnis ist nach Meinung der Wissenschaft und Praxis zu erreichen, wenn man eine Preisrelation von 1 : 7 zwischen Milch und Rindfleisch anstrebt. Nun haben wir in der Bundesrepublik im Durchschnitt des Jahres 1966 einen Milchpreis von 38 Pf bei 3,7 % Fett erzielt. Allein dieser Preis hätte schon für das Jahr 1966/67 einen höheren Orientierungspreis gerechtfertigt; aber hierbei war die Bundesregierung an die schon erwähnte Preisschere bis 257 DM gebunden. Bekanntlich ist vorläufig erst für das Jahr 1968 der in der Drucksache V/1197 angesprochene Orientierungspreis von 265 DM vorgesehen, gleichzeitig aber bereits ein Richtpreis für die Milch von 39 Pf beschlossen. Über diese nicht zutreffende Relation hat im September 1966 gelegentlich der Zusammenkunft der COPA mit der Direktion Landwirtschaft der EWG in Brüssel ein Gespräch zwischen dem Präsidenten Rehwinkel und dem Präsidenten Mansholt stattgefunden. Dabei hat Mansholt darauf verwiesen, daß die Kommission nur einen Milchpreis von 38 Pf vorgeschlagen habe und daß der Rinderorientierungspreis von 265 DM dazu in einem richtigen Verhältnis stehe. Als dann aber vom Ministerrat ein Richtpreis von 39 Pf beschlossen worden sei, sei man aus Zeitmangel später nicht mehr auf die Erhöhung des Orientierungspreises zurückgekommen. Man könne jederzeit für 1968 den Rinderorientierungspreis der Relation 1 :7 entsprechend auf 273 DM anheben. Auch Herr Bundesminister Höcherl hat mir in der Fragestunde der 67. Sitzung des Bundestages auf meine Frage, ob er sich bei der Festsetzung des Orientierungspreises 1966/67 von der allseits anerkannten Preisrelation von 1 : 7 leiten lassen würde, geantwortet, daß durch die Neufestsetzung des Milchpreises neue Daten im Sinne meiner Frage gesetzt seien. Hierbei sollte ich kurz auf die Beantwortung der Kleinen Anfrage des Kollegen Dr. Schmidt (Geller-sen) und der SPD-Fraktion Drucksache V/1089 zurückkommen, in der der Bundeslandwirtschaftsminister zum Ausdruck bringt, daß neben den bisher vorgesehenen Maßnahmen andere, zusätzliche Schritte ergriffen würden, wenn wider Erwarten der Milchrichtpreis von 39 Pf nicht erreicht werden sollte. Die Kleine Anfrage und die darauf erfolgte Antwort haben bekanntlich in der Fachpresse und in den landwirtschaftlichen Organisationen — wie Bauernverband und Raiffeisenverband — eine außerordentlich starke Beachtung gefunden. Die Antwort wird in der Landwirtschaft als bindend angesehen. Auch der Präsident Rehwinkel sieht diesen Richtpreis von 39 Pf als einen „einklagbaren Wechsel" an. Wenn also das Zugeständnis von Mansholt, für 1968 einen Orientierungspreis von 273 DM anzustreben, vorliegt, welches er später noch einmal vor dem Agrarausschuß des Europäischen Parlamentes in Straßburg wiederholt hat, darüber hinaus die Zusage des Bundeslandwirtschaftsministers Höcherl, daß der Richtpreis für Milch ab 1968 in Höhe von 39 Pf erreicht wird, erscheint uns unser Antrag, schon für 1967/68 die Bundesregierung zu ersuchen, den Orientierungspreis auf 265 DM festzusetzen, durchaus berechtigt, vor allem auch deswegen, um die kontinuierliche Anhebung des Orientierungspreises von 1964 an zu gewährleisten. Wir sind uns natürlich der Schwierigkeiten bewußt, die darin liegen, daß man zunächst den Vorschlag der EWG-Kommission über die für das nächste Jahr vorgesehene Preisschere abwarten muß. Aber auch dieser Vorschlag scheint uns, wie sich aus dem Gespräch Rehwinkel mit Mansholt ergibt, beeinflußbar zu sein. Wir wollen mit diesem Antrag der Bundesregierung mit einem entsprechenden Beschluß im Bundestag die notwendige Rückenstütze für ihren Vorstoß bei der Kommission und den Verhandlungen in Brüssel geben, um gerechte und stabile Preise im Interesse von Erzeugern und Verbrauchern zu erreichen und ein ausgewogenes Produktionsverhältnis zwischen Milch und Fleisch anzustreben. In diesem Sinne sollte unser Antrag verstanden und unterstützt werden. Im übrigen deckt sich unser Antrag mit der Entschließung der Mitglieder des deutschen Bauernverbandes vom 29. November letzten Jahres, in der es unter Punkt 5 wie folgt heißt: Um zwischen Milch- und Rinderpreis die als richtig anerkannte Relation von mindestens 1 : 7 zu erzielen, ist der Orientierungspreis für Rinder auf 273 DM je 100 kg Lebendgewicht anzuheben. Zur Gewährleistung eines reibungslosen Überganges ist für das Rinderwirtschaftsjahr 1967/68 der Orientierungspreis auf wenigstes 265 DM festzusetzen. Selbstverständlich bedarf der Antrag der Beratung in den dafür vorgesehenen Ausschüssen. Wir bitten um entsprechende Überweisung. Anlage 8 Ergänzende schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Stoltenberg vom 22. Dezember 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dröscher *) (Drucksache V/454 Frage XI/4) : Ist die Bundesregierung bereit und in der Lage, auf die z. Z. unerträglichen Zustände bei der Zulassung zum Studium der Pharmazie an den deutschen Universitäten Einfluß zu nehmen und anzuregen, daß eine zentrale Zulassungsstelle geschaffen wird? *) Siehe 35. Sitzung, Seite 1650 B 3960 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 In meiner Antwort habe ich Ihnen in Aussicht gestellt, bei der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und der Westdeutschen Rektorenkonferenz die Bildung einer zentralen Registrierstelle für das Fach Pharmazie anzuregen. Beide Stellen haben mir dazu mitgeteilt, daß wegen der übergroßen Zahl von Studienbewerbern eine zentrale Registrierstelle keine Besserung der Verhältnisse erwarten lasse. Dies sei aber Voraussetzung für die Einrichtung einer solchen Stelle, die mit einem nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand verbunden sei. Die Kultusminister 'der Länder wollen aber prüfen, ob nicht durch eine einmalige Erhebung die Zahl der Studienbewerber im Fach Pharmazie festgestellt werden kann. Diese Erhebung könnte für die weiteren Planungen und die Überlegungen zur Neuordnung der pharmazeutischen Ausbildung nützlich sein. Nach Auffassung des Wissenschaftsrates in seinen Empfehlungen für die Ausbildung im Fach Pharmazie sollen neben den bisher geplanten Arbeitsplätzen an den pharmazeutischen Instituten keine neuen Institute errichtet werden. Es muß daher abgewartet werden, wie sich die Neuordnung des Studiums und die Einführung des Berufs des pharmazeutisch-technischen Assistenten, zu dem in Kürze ein Gesetzentwurf eingebracht wird, auf die Verhältnisse in der Pharmazie auswirken werden Anlage 9 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Ernst vom 14. Dezember 1966 auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Kubitza zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Kubitzka *). Die Frage einer Ermäßigung des Postgebührentarifs für Korrektursendungen im Rahmen des Fernunterrichts ist vom Herrn Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen geprüft worden. In Vertretung von Herrn Minister Lücke darf ich Sie über das Ergebnis dieser Prüfung wie folgt unterrichten: Die Deutsche Bundespost ist nach dem Postverwaltungsgesetz verpflichtet, ihre Ausgaben aus den Gebühreneinnahmen zu bestreiten. Sie muß deshalb ihre Gebühren so festsetzen, daß sie die Kosten decken. Gebührenbegünstigungen zugunsten der schiedensten Zwecke, wie sie laufend an die Deutsche Bundespost herangetragen werden, würden Mindererträge im Haushalt der Deutschen Bundespost verursachen und zu Kostenunterdeckungen führen. Diese äußerst schwierige Finanzlage der Post erlaubt es nicht, Gebühren zugunsten einzelner Versendergruppen zu senken. Ergänzend und erläuternd wird hierzu vom Herrn Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen auf folgendes hingewiesen: Die frühere Postordnung sah eine besondere Sendungsart „Geschäftspapiere" vor. Als „Geschäfts- *) Siehe 63. Sitzung Seite 3051 A papiere" galten Schriftstücke und Urkunden, die nicht die Eigenschaft einer eigentlichen und persönlichen Mitteilung hatten. Hierzu zählten u. a. auch Schülerarbeiten (verbessert und nicht verbessert). Für diese Sendungen waren, soweit sie schwerer als 20 g waren, niedrigere Gebühren als für Briefe zu entrichten. Eine ähnliche Regelung enthielt der Weltpostvertrag für die Auslandssendungen. Die Sendungsart „Geschäftspapiere" wurde im Inlandsverkehr am 1. März 1963 aufgehoben. Der Grund hierfür war, daß „Geschäftspapiere" erhebliche postbetriebliche Schwierigkeiten verursacht hatten, weil es in vielen Fällen sehr schwierig war festzustellen, ob die Gebührenermäßigung zu Recht in Anspruch genommen wurde. In diesem Zusammenhang ergaben sich immer wieder unliebsame und zeitraubende Auseinandersetzungen zwischen Postdienststellen und Postbenutzern. Der Wegfall der Sendungsart „Geschäftspapiere" entsprach einer notwendigen Rationalisierung des Postbenutzungsrechts und brachte nicht nur Mehreinnahmen, sondern in weit größerem Ausmaß Kostenersparnisse. Die Sendungsart „Geschäftspapiere" ist im internationalen Postverkehr auf Grund des neuen Weltpostvertrags von Wien am 1. Januar 1966 ebenfalls weggefallen. In diesem Verkehr ist die Situation aber schwieriger, weil die Briefgebühren im Auslandsverkehr bei den schweren Sendungen unverhältnismäßig hoch sind, wie folgende Übersicht zeigt: Gegenstand Ausland Inland Standardbriefe 50 Pf 30 Pf Brief bis 100 g 170 Pf 50 Pf Brief bis 250 g 410 Pf 70 Pf Brief bis 500 g 770 Pf 90 Pf Brief bis. 1000 g 1520 Pf 110 Pf Da nicht allen Versendern, die im Auslandsdienst bis dahin die Gebührenermäßigung. für Geschäftspapiere in Anspruch nehmen konnten, die hohen Briefgebühren zugemutet werden sollten, wurde ein Teil der Gegenstände, die früher als Geschäftspapiere versandt wurden, nunmehr zur Drucksachengebühr zugelassen. Hierzu zählen auch Schülerarbeiten mit und ohne Korrektur. Eine entsprechende Maßnahme für den Inlandsdienst war nicht in gleicher Weise zwingend, weil der Gebührenunterschied zwischen Brief- und Geschäftspapier bei Aufhebung dieser Sendungsart nur 15 bzw. 20 Pfennig (je nach Gewicht der Sendung) betrug. Auch nach heutigen Verhältnissen würde der Unterschied nur etwa 20 bis 30 Pfennig ausmachen. Darüber hinaus hat die Deutsche Bundespost 1963 im Inlandsverkehr nicht nur die Sendungsart „Geschäftspapiere" aufgehoben. Sie hat vielmehr auch die Bestimmungen für die Sendungsart „Drucksache" vereinfacht und dabei eine Reihe von Sonderregelungen (überwiegend Vergünstigungen für bestimmte Versendergruppen) außer Kraft gesetzt. Wenn künftig zur Förderung des Fernschulwesens Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1967 3961 Sonderbestimmungen für Schülerarbeiten eingeführt würden, so wurde damit die 1963 begonnene und jetzt abgeschlossene Vereinfachung des Postbenutzungsrechts wieder rückgängig gemacht. In dieser Frage darf nichtübersehen werden, daß alle Sonderregelungen, die im Laufe der Vereinfachungsmaßnahmen der letzten Jahre aufgehoben wurden, für bestimmte Versender Gebührenbegünstigungen bedeuteten. Eine Sonderregelung zugunsten des Fernschulwesens würde alle diese Versendergruppen anregen, auch für sich wieder Vergünstigungen zu fordern. Die Folge wäre, daß innerhalb kurzer Zeit der vor 1963 bestehende, äußerst unbefriedigende Zustand im Postbenutzungsrecht wiederhergestellt würde und alle Bemühungen der letzten Jahre um Vereinfachungen vergebens gewesen wären. Eine solche Entwicklung hält der Herr Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen nicht für vertretbar. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Schäfer vom 16. Dezember 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Rinderspacher (Drucksache V/1215 Fragen II/ 1 und 11/2): Ist die Bundesregierung bereit, bei den Innenministerien der Länder darauf hinzuwirken, die gebührenpflichtigen Verwarnungen von den Polizeibeamten künftig mit Zahlkarten auszusprechen, um dem Bürger das Unbehagen zu nehmen, in aller Öffentlichkeit die Geldbörse zücken und zahlen zu müssen? Ist der Bundesregierung bekannt, daß das Zahlkartensystem, das vor kurzem auch der Polizeidirektor von Südbaden als zeit- und kostensparend befürwortete, ab 1. Januar 1967 in Schweden praktiziert wird? Zur Frage II/1: Die Verwarnungsgebühr für Übertretungen im Straßenverkehr kann schon jetzt in einigen Bundesländern mit Zahlkarte entrichtet werden. Die Innenminister der anderen Länder haben gegen die bargeldlose Zahlungsweise rechtliche Bedenken; nach ihrer Ansicht durchbricht diese Zahlungsart den engen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang zwischen Tat, Belehrung und Unterwerfung, den der § 22 des Straßenverkehrsgesetzes fordert. Der Angelegenheit dürfte aber keine große Bedeutung mehr zukommen; denn der § 45 des Entwurfs eines Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten, das dem Hohen Haus vorliegt, soll allgemein die Möglichkeit einräumen, Verwarnungsgelder binnen 3 Tagen bei der Post einzuzahlen. Zur Frage II/2: Der Bundesregierung ist aus Zeitungsmeldungen bekannt, daß ab 1. Januar 1967 in einer schwedischen Provinz und in Stockholm versuchsweise ein Zahlkartensystem eingeführt wird. Die Polizei kann dort für 130 in einer Liste festgelegte Verkehrszuwiderhandlungen bestimmte Bußgelder bis zu 400 Kronen verhängen, die durch Zahlkarte zu entrichten sind, falls der Verkehrssünder nicht gerichtliche Entscheidung beantragt. Anlage 1'1 . Schriftliche Antwort des Bundesminister Dr. Dr. Heinemann vom 16. Dezember 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Geiger (Drucksache V/1215 Fragen VII/1, VII/2 und VII/3) : Hält die Bundesregierung Verhandlungen mit der spanischen Regierung für möglich, um von dieser die Anerkennung von Ehen zu erreichen, die spanische Gastarbeiter in der Bundesrepublik nach deutschem Standesrecht und z. B. nach evangelischem Kirchenrecht vollziehen lassen? Was sagt die Bundesregierung dazu, daß deutsche Standesämter Kindern aus spanisch-deutschen Ehen, die nicht nach spanischem, sondern nach deutschem Recht geschlossen wurden, den Familiennamen nicht in die Standesbücher eintragen, also die Ehelichkeit nicht anerkennen können? Ist es nach dem Gleichheitsgrundsatz zulässig, daß in den in Frage VII/2 genannten Fällen Behörden empfehlen, eine katholische -Trauung nachzuvollziehen, obwohl die Ehe schon vor einem protestantischen Geistlichen vollzogen wurde? Zu Frage 1 Die außerhalb Spaniens von einem spanischen Staatsangehörigen geschlossene Ehe wird, falls sich einer der Ehegatten zur katholischen Religion bekennt, in Spanien nicht anerkannt, wenn die Eheschließung nicht nach dem kanonischen Recht vollzogen worden ist. Dies ergibt sich aus den Vorschriften des spanischen Zivilgesetzbuchs, die zum Teil erst durch ein Gesetz aus dem Jahre 1958 neu gefaßt worden sind. Die Neufassung steht im Zusammenhang mit dem 1953 zwischen Spanien und dem Vatikan geschlossenen Konkordat. Unter diesen Umständen verspreche ich mir von Verhandlungen mit der spanischen Regierung über eine Änderung der spanischen Gesetzgebung hinsichtlich der Auslandsehen keinen Erfolg. Zu Frage 2 Das Kind aus einer deutsch-spanischen Ehe, die in Deutschland nur standesamtlich geschlossen worden ist, ist für den deutschen Rechtsbereich ein eheliches Kind; es muß dementsprechend auch bei standesamtlichen Beurkundungen und bei der Ausstellung von Personenstandsurkunden als solches behandelt werden. Gegen eine abweichende Behandlung kann gerichtliche Entscheidung beantragt werden. Zu Frage 3 Die spanische Regelung, wonach die Katholische Kirche auf dem Gebiete des Eherechts eine bevorzugte Sonderstellung einnimmt, ist bei Ehen, die in der Bundesrepublik Deutschland geschlossen werden oder geschlossen worden sind, rechtlich ohne Bedeutung. Im innerdeutschen Bereich werden hinsichtlich .der Eheschließung alle Religionsgemeinschaften gleich behandelt. Es bedeutet keine Durchbrechung dieses Grundsatzes, wenn die Verlobten oder Eheleute über das spanische Eherecht aufgeklärt werden und ihnen dabei nahegelegt wird, die Ehe zusätzlich kanonisch zu schließen, um sie auch für Spanien wirksam zu machen. Das Auswärtige Amt und der Herr Bundesminister des Innern teilen meine Auffassung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Freiherr Knut von Kühlmann-Stumm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Die Bemühungen der Bundesregierung um eine Aktivierung der deutsch-französischen Beziehungen werden von der Bundestagsfraktion der Freien Demokratischen Partei voll unterstützt. Wir haben es deshalb begrüßt, daß in dem Kommuniqué von einer Verbesserung der Atmosphäre zwischen Bonn und Paris gesprochen wird. Diese Verbesserung der Atmosphäre kann eine vertrauensvolle Erörterung derjenigen Fragen erleichtern, in denen unverändert Meinungsverschiedenheiten zwischen Fankreich und der Bundesrepublik Deutschland bestehen. Es wäre falsch, wenn man diese Meinungsverschiedenheiten geringer einschätzte als in der Vergangenheit. Ja, man würde mit einer Bagatellisierung sogar das deutsch-französische Verhältnis durch unberechtigte Erwartungen belasten. Jeder, der an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Frankreich interessiert ist, muß sich zunächst um eine Klärung der Standpunkte und sodann um eine Annäherung dieser Standpunkte bemühen. Es ist unbestreitbar, daß gerade die praktische Handhabung des deutschfranzösischen Freundschaftsvertrages die bestehenden Auffassungsunterschiede deutlicher werden ließ, als das vorher von manchen zugegeben wurde.
    Das Verhältnis der Bundesrepublik zu Frankreich wird durch die Aussöhnung des französischen und des deutschen Volkes bestimmt. Mit dieser Aussöhnung ist nach einer leidvollen Vergangenheit der Weg freigemacht worden für eine den Interessen beider Völker dienende Politik. Es darf aber auf der anderen Seite nicht verkannt werden, daß die Mittellage Deutschlands Veranlassung genug ist, um ein vertrauensvolles Verhältnis zu allen Nachbarstaaten der Bundesrepublik Deutschland zu suchen. Wir wünschen diese Beziehungen so herzlich und so eng wie möglich zu gestalten.
    Die Bundesregierung wird deshalb bei jedem Schritt die Unterstützung der parlamentarischen Opposition haben, der darauf gerichtet ist, die Verbindungen auch zu den anderen Europäischen Staaten zu verstärken. Die Haltung der dänischen eben- ° so wie der englischen Regierung sind Beweise aus der jüngsten Zeit für das hohe Maß an Verständnis und Unterstützung, auf das die Bundesrepublik dann rechnen kann, wenn es darum geht, ihre Osteuropapolitik zu erleichtern. Was wir nicht wollen — und wir sind uns dabei der Übereinstimmung mit dem Herrn Bundeskanzler und dem Herrn Bundesaußenminister sicher —, ist eine Bewertung des Paris-Besuches, wie sie durch eine große deutsche Zeitung
    vorgenommen wurde, die davon sprach, das Kabinett Kiesinger/Brandt habe, wenn nicht alles täusche, die Weihen des Elyseums empfangen; ganz offenbar hätten der neue Kanzler und sein Außenminister den richtigen französischen Akzent getroffen; was ihnen diese Wallfahrt erleichtert habe, sei wohl der Umstand, daß man den schwierigen Hausherrn des Elyseepalastes mit dem bösen Schröder verschont habe.

    (Hört! Hört! bei der FDP.)

    So will niemand in diesem Hohen Hause den Besuch in Paris verstanden wissen, auch nicht, davon bin ich überzeugt, die französische Regierung.

    (Beifall bei der FDP.)

    Auch nach dem Bericht des Herrn Bundeskanzlers bedarf die Erklärung des französischen Außenministers Couve de Murville, die dieser am 14. 1. 1967 abgegeben hat, der Erläuterung. Dort hat er gesagt: „Die deutsche Politik ist der französischen Konzeption nähergekommen, und wir glauben, daß dies im Interesse aller, insbesondere im Interesse Deutschlands, liegt." Herr Bundeskanzler, hier ist die Frage zu stellen: Auf welchen Gebieten ist die deutsche Politik der französischen Konzeption nähergekommen?
    Die Bemühungen der Bundesregierung um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den Staaten Osteuropas und um eine Verbesserung unseres Verhältnisses zu Osteuropa liegen ebenso im Interesse Deutschlands wie im Interesse Frankreichs. Eine Unterstützung dieser Bemühungen wird aber dann besonders fruchtbar sein können, wenn es gelingt, über den Inhalt einer Osteuropapolitik Einverständnis zu erzielen. Der Herr Bundeskanzler hat selbst davon gesprochen, daß wir unsere Ostpolitik miteinander abstimmen wollen und daß wir kooperieren wollen, wo es möglich ist. Auch er geht also offensichtlich davon aus, daß in der Auffassung der Bundesregierung und der Auffassung der französischen Regierung über den Inhalt der Osteuropapolitik Unterschiede bestehen. Das dürfte insbesondere der Fall sein in der Grenzfrage, in der Beurteilung der Hallstein-Doktrin, aber auch, soweit es sich um die Deutschlandpolitik handelt, in der Beurteilung des Verhältnisses der getrennten Teile Deutschlands zueinander.
    Es wird einer Erklärung bedürfen, was beide Regierungen für erforderlich halten, um durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen auch in der Sache eine Entspannungspolitik nach Osteuropa zu ermöglichen. Das gilt insbesondere für die Verknüpfung einer Politik, die auf die Überwindung der europäischen Spaltung gerichtet ist, mit den Bemühungen um die Zusammenführung der getrennten Teile Deutschlands. Es ist zweifelsfrei, daß es der deutschen Entspannungspolitik nützlich sein wird, wenn das uns befreundete Frankreich in Osteuropa um Verständnis für die Bundesrepublik und um Verständnis für die deutschen Probleme wirbt, — eine Unterstützung, für die wir im übrigen jedem Staat dankbar sind, der sie uns gewährt.
    Die Bundesrepublik muß bei ihren Bemühungen zur Überwindung der Spaltung Europas immer wie-



    Freiherr von Kühlmann-Stumm
    der darauf hinweisen, daß die Hauptursache der Spannung in Europa die deutsche Teilung ist und daß ohne die Lösung dieser Frage die Lösung der europäischen Probleme nicht möglich erscheint. Es wird auf der Grundlage der deutschen Spannung in Europa keine dauerhafte Friedensordnung geben können.

    (Zustimmung bei der FDP.)

    Es wäre deshalb auch falsch, die Überwindung der deutschen Spaltung sozusagen als Endphase der europäischen Entwicklung anzusehen. Nach unserer Auffasssung sollten auch bei den befreundeten Nationen alle Bemühungen darauf gerichtet sein, Fortschritte in Europa zu verknüpfen mit Fortschritten in der Deutschlandfrage. Die europäische Entspannung und Klimaverbesserung kann und wird mit Sicherheit der Entwicklung im innerdeutschen Bereich vorauseilen. Sie wird aber nicht möglich sein unter Aussparung Deutschlands. Wir würden es daher begrüßen, wenn die Bundesregierung auch für ihre künftige innerdeutsche Politik die Unterstützung der französischen Regierung suchen würde und wenn es ihr gelänge, diese innerdeutsche Politik in den Rahmen der europäischen Politik zu stellen.
    Untrennbar verbunden mit der Osteuropapolitik ist die Sicherheitspolitik in Europa. Die von dem Herrn Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung noch einmal bekräftigte Absicht zur Abgabe von Gewaltverzichtserklärungen ist ein Teil einer europäischen Sicherheitspolitik, mit der die Bundesrepublik versucht, unter Wahrung ihrer eigenen Sicherheit auch das Sicherheitsbedürfnis ihrer osteuropäischen Nachbarn zu befriedigen. Wir sind der Überzeugung, daß es möglich sein wird, eine Reihe von Fragen der. Sicherheitspolitik in zweiseitigen Vereinbarungen mit den osteuropäischen Nachbarn zu regeln.
    Eine Unterstützung dieser Bemühungen durch die französische Regierung erfordert jedoch eine Klärung der verteidigungspolitischen Auffassungen der beiden verbündeten Staaten. Die Bundesregierung will in der für die europäische Sicherheitspolitik bedeutungsvollen Frage der atomaren Mitverfügung die Tür offen lassen für eine spätere europäische Gemeinschaftslösung. Die FDP ist unverändert der Auffassung, daß die Bundesrepublik Deutschland eine atomare Mitverfügung nicht anstreben sollte.

    (Beifall bei der FDP.)

    Eine solche atomare Mitverfügung schafft nicht mehr Sicherheit, wohl aber ist die ständig wiederholte Forderung danach geeignet, unseren eigenen außenpolitischen Spielraum einzuengen.
    Die Frage einer europäischen Gemeinschaftslösung ist kein Problem der Bundesrepublik Deutschland allein, sondern eine Frage, die alle europäischen Staaten angeht. Wir halten es deshalb nicht für sinnvoll, wenn anstelle überholter Gemeinschaftsmodelle die Forderung nach einer solchen Gemeinschaftslösung, auch wenn sie erst für eine sehr entfernte Zukunft erhoben wird, die Regelung der jetzt vor uns liegenden Aufgaben belastet.

    (Beifall bei der FDP.)

    Auch wer in dieser Frage anderer Meinung ist, sollte erkennen, daß eine solche Lösung keine Aussicht auf Verwirklichung hat. Haben Sie, Herr Bundeskanzler, eine Bereitschaft des französischen Staatspräsidenten feststellen können, eine solche europäische Gemeinschaftslösung unter Beteiligung der Bundesrepublik zu schaffen? Angesichts der Tatsache, daß auf deutschem Boden auf der einen Seite in die NATO integrierte und auf der anderen Seite den französischen nationalen Oberbefehl unterstehende Truppen stationiert sind, bedarf es dringend einer Formulierung der Vorstellungen der Bundesregierung von der zukünftigen Struktur der NATO, wenn nicht ein Offenlassen dieser Frage zu einer Belastung sowohl des deutsch-französischen Verhältnisses als auch des Verhältnisses zu den anderen Verbündeten führen soll.
    Neben dieser Frage des Bündnisses im Ganzen scheint es uns erforderlich zu sein, daß über die im Dezember getroffene Vereinbarung hinaus die Frage des Auftrages für die französischen Truppen auf deutschem Boden, d. h. also die Frage, wann und unter welchen Voraussetzungen diese Truppen einsatzbereit sind, geregelt wird. Der französische Außenminister Couve de Murville hat am 14. Januar dieses Jahres erklärt, darüber seien Gespräche mit dem Herrn Bundeskanzler nicht geführt worden, weil das Problem der Stationierung der französischen Streitkräfte in Deutschland geregelt sei. Wir können uns nicht vorstellen, daß die Bundesregierung diese Meinung des französischen Außenministers teilt. Wir gehen vielmehr von der Erwartung aus, daß die Bundesregierung in dem Dezember-Abkommen eine begrüßenswerte Regelung für eine Teilbereich sieht, die der Ergänzung für das Ganze, und zwar in den wesentlichsten Fragen, bedarf.

    (Beifall bei der FDP.)

    Es wäre falsch, wenn wir durch ein Offenlassen dieser Frage die Diskussion über die künftige Struktur des Bündnisses auch im Verhältnis zu Frankreich belasten würden.
    Die Bundestagsfraktion der FDP betrachtet mit einer gewissen Sorge die bevorstehenden Verhandlungen über den Eintritt Englands in den Gemeinsamen Markt. Mit Sorge deshalb, weil wir lieber gestern als heute England im Kreise der Gemeinschaft begrüßt hätten.

    (Beifall bei der FDP.)

    Dieser Wunsch, die Gemeinschaft zu vergrößern, erstreckt sich natürlich nicht nur auf England, sondern auf alle Länder Europas, ,die bereit sind, .Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zu werden.
    Ein Hinausschieben des Eintritts anderer Länder wird deren künftigen Eintritt nicht erleichtern, sondern erschweren. Wir werden es begrüßen, wenn die Bundesregierung sich unverändert zu dem Ziel bekennt, endlich die Spaltung des nichtkommunistischen Teils Europas zu überwinden.

    (Beifall bei der FDP.)

    Sie haben, Herr Bundeskanzler, mit Recht darauf hingewiesen, welche ernsthaften Probleme in- der



    Freiherr von Kühlmann-Stumm
    Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entstehen können, wenn sich Frankreich .dem Beitritt Englands widersetzen sollte. Wenn es neben der Osteuropapolitik einen Bereich gibt, in dem die deutschfranzösische Freundschaft nicht allein im deutschfranzösischen Interesse, sondern im gesamteuropäischen Interesse genutzt werden muß, so ist es die Frage der Ausweitung der EWG. Wir bitten die Bundesregierung, mit allem Nachdruck in Paris um Verständnis zu werben für die Gründe, die uns veranlassen, einen Eintritt Englands und auch anderer europäischer Staaten so früh wie möglich herbeizuführen. Alle europäischen Fragen, nicht nur im Bereich .der Wirtschaftspolitik, werden leichter zu lösen sein, wenn die wirtschaftliche Spaltung überwunden wird. Für uns gehört England zu 'Europa. Für uns ist Europa weder politisch, noch wirtschaftspolitisch, noch sicherheitspolitisch ohne England denkbar.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir sprechen das gerade unter dem Eindruck des Paris-Besuches des Herrn Bundeskanzlers aus, weil wir finden, daß auch unter Nationen, die in Freundschaft verbunden sind, die Klärung der Standpunkte nützlich ist.
    Die Bundesrepublik Deutschland wird in ihrer Außenpolitik von vielfältigen Verpflichtungen bestimmt. An der Spitze ihrer Aufgaben steht die Lösung der deutschen Frage. Dazu gehört auch in Anbetracht unserer Mittellage die Verbesserung unseres Verhältnisses zu Osteuropa. Im Gegensatz zu anderen Ländern sind unsere Bemühungen in dieser Richtung durch vielfältige Probleme belastet. Deshalb ist für uns jeder Schritt nach Osteuropa schwerer, aber, wenn er getan ist, auch wirksamer und vorteilhafter. Als geteiltes Land sind wir noch mehr als alle anderen Staaten an einer Entspannung in Europa, an einer Überwindung der Gegensätze und als Folge davon an einer Überwindung der Spaltung dieses Kontinents interessiert. Als geteiltes Land wünschen wir Sicherheit für den freien Teil, aber als geteiltes Land wünschen wir auch alles zu vermeiden, was in Wirklichkeit oder auch nur vermeintlich die Sicherheitsinteressen unserer Nachbarn beeinträchtigen kann. Als geteiltes Land mit der exponierten Lage seiner Hauptstadt Berlin wollen wir die Sicherheitsprobleme Europas nicht lösen ohne die Unterstützung der Vereinigten Staaten von Amerika.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ja, wir sind sogar der Meinung, daß ein beständiges und verläßliches System der Sicherheit für Europa nicht nur die Sowjetunion, sondern auch die Vereinigten Staaten einschließen muß. Als ein Land der Mitte wünschen wir gute Beziehungen zu allen Nachbarn, und als ein Land der Mitte wünschen wir auch im wirtschaftlichen Bereich den Zusammenschluß mit allen, die es wollen.
    Wir wissen, daß diese Politik nur mit Frankreich möglich sein wird. Deshalb sind wir so nachdrücklich daran interessiert, daß das Verhältnis zu Frankreich so eng wie möglich gestaltet wird. Wenn die Bundesregierung den Geist der Beratungen in Paris nützen wird, um die von mir hier aufgezeigten
    schwerwiegenden Probleme, in denen unverändert Meinungsverschiedenheiten vorhanden sind, einer Lösung zuzuführen, so wird sie dabei die volle Unterstützung der Bundestagsfraktion der Freien Demokratischen Partei haben.

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Becher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Walter Becher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Erklärung des Herrn Bundeskanzlers und seine verschiedenen Berichte über die Pariser Verhandlungen haben innerhalb und außerhalb dieses Hohen Hauses ein lebhaftes Echo hervorgerufen. Mit dem Hinweis auf den Fragenkomplex der Aktivierung der Ostpolitik, der im Mittelpunkt der Pariser Verhandlungen stand, wurden erneut Probleme jener Teile unserer Bevölkerung angesprochen — unserer Mitbürger aus den Ostgebieten und aus dem Sudetenland —, deren Standpunkt hier noch nicht vertreten wurde, auch nicht in der Debatte über die Regierungserklärung. Ich glaube daher, einen legitimen Auftrag zu erfüllen, wenn ich vom Standpunkt dieser Mitbürger aus einmal einige Anmerkungen zu den Problemen mache, die mit dem Bericht des Herrn Bundeskanzlers vorgelegt wurden.
    Ich tue das insbesondere deshalb, weil es kein Geheimnis ist, daß in diesen Teilen unserer Bevölkerung und darüber hinaus eine Unruhe, eine große Besorgnis entstanden ist. Ich möchte gerade im Hinblick auf diese Unruhe und Besorgnis sagen, daß ich fürs erste auch von mir aus dem Herrn Bundeskanzler und dem Herrn Außenminister dafür danken möchte, daß sie sich in Paris so sehr für eine Aktivierung des deutsch-französischen Bündnisverhältnisses eingesetzt haben. Wenn es wahr ist — der Herr Bundeskanzler hat uns das gestern zur Diskussion gestellt —, daß wir in der Bundesrepublik lediglich die Alternative zwischen einem defensiven Warten und dem Aufnehmen eines neuen Weges haben, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß es einen anderen Beginn für eine Aktivierung unserer nationalen Politik geben könnte als den, der beschritten wurde, nämlich die Gemeinsamkeit zwischen den beiden Nachbarn, zwischen Deutschland und Frankreich zu unterstützen. Ich glaube, daß wir alle nur das unterstreichen können, was, wie berichtet wird, der Herr Präsident der Republik Frankreich gesagt hat: daß seiner Meinung nach keine anderen Völker des freien Teils Europas so sehr miteinander verbunden sind wie das französische und das deutsche Volk.
    In Paris wurden also zunächst einmal Primärakte einer Gemeinsamkeit gesetzt oder erneuert, deren Ergebnisse abzuwarten sind, die nicht von Beginn an alle Probleme lösen können. Das möchte ich vor allem denjenigen Kritikern sagen, die nur von Ungeduld erfüllt sind. Wir alle in der Bundesrepublik müssen der vom Herrn Bundeskanzler und seinem Außenminister ergriffenen Initiative die Chance geben, sich einzulaufen und sich auszuwirken. Vielleicht ist es optimistisch — ich glaube aber, daß es



    Dr. Becher (Pullach)

    ein gesunder Optimismus ist —, wenn ich meine, daß sich am Ende dieses Konzeptes viele Fragen, die heute noch absolut verquert erscheinen, leichter oder zumindest etwas leichter werden lösen lassen, als es heute aussieht.
    Ich bin aber, auch gewillt, mich mit den Kreisen auseinanderzusetzen, die in diesem Konzept von vornherein nichts als das „Fallenlassen nationaler Interessen" oder den „Verrat nationaler Interessen" wittern oder sehen. Ich meine, daß es sehr billig ist, sich in die Pose eines nationalen Helden zu werfen und dabei die Ohnmacht zu vergessen, durch die wir in die Situation unserer Außenpolitik hineingeraten sind, einer Ohnmacht, die zweifellos ohnehin ihre Wurzeln in den Fehlern der Vergangenheit, vor allem in den Fehlern der Führer des „Dritten Reiches" hat. Wir haben das Erbe heute vor uns liegen. Wir haben diese Vergangenheit zu meistern. Diese Aufgabe wird nicht dadurch leichter, daß wir uns auch mit den Fehlern auseinanderzusetzen haben, die von westaliierter Seite während des Krieges und nach dem Kriege gemacht wurden und die uns die Teilung Europas und die Teilung Deutschlands bescherten. Zweifelsohne handelt es sich um eine schwierige, eine unerhört ernste Aufgabe. Die nationalistische Pauke, auf die heute so viele schlagen — wir kennen ja die Kreise, die so reagieren —, ist das schlechteste der Instrumente, die wir zur Sicherung unserer nationalen Existenz brauchen können.

    (Zustimmung.)

    Es wird aber auch schwerfallen, den Bürgern unseres Staates eine Logik beizubringen, welche auf der einen Seite die Regierung auffordert, das Selbstbestimmungsrecht, die Menschenrechte und das Heimatrecht zum Leitstern ihrer Außenpolitik zu machen — was erfreulicherweise Herr Kollege Mende getan hat und was ich begrüße —, auf der anderen Seite aber im gleichen Augenblick eine ganze Skala von Forderungen und Parolen aufzählt, zum Teil mit übernimmt, die auch von denjenigen im Osten gehandhabt werden, die da antreten, um unser Selbstbestimmungsrecht, unser Freiheitsbewußtsein und auch das Recht auf Heimat zu unterminieren. Da entsteht die Gefahr einer Wunschtraumpolitik, die durch bloße Kritik in bezug auf das, was die Bundesregierung unterlassen hat, nicht glaubwürdiger wird.
    Bei den Pariser Gesprächen sind die Probleme des Selbstbestimmungsrechts und des Heimatrechts, vielleicht durch eine falsche und mangelhafte Nachrichtengebung, in ein schlechtes Licht gekommen. Es entstand, wie wir gestern gehört haben und auch heute aus dem Munde des Herrn Bundeskanzlers vernommen haben, eine Lücke zwischen dem wirklich Gesagten und den Informationen eines Teils der Presse und des Fernsehens. Diese Informationen haben zweifelsohne eine große Unruhe hervorgerufen. Ich möchte deshalb unterstreichen, was gestern der Herr Bundeskanzler 'in der Fraktion der CDU/CSU dargelegt hat: das, was er als Bundeskanzler in der Regierungserklärung über das Verhältnis zu Polen und zur Tschechoslowakei, über den Problemkreis der Oder-Neiße-Linie und des Münchener Abkommens gesagt habe, sei das Äußerste gewesen, was heute
    ein Bundeskanzler sagen könne! Das entspricht wohl genau der Stimmung, der Situation und der politischen Aufgabe in der Bundesrepublik, das entspricht dem — hier möchte ich ein schon zitiertes Wort erwähnen —, was uns Herr General de Gaulle selbst predigt, nämlich dem Grundsatz der nationalen Integrität, den wir ebensowenig verraten und verlassen können wie die Franzosen und andere Völker dieses Europas, der aber dann verlassen wird, wenn wir die Politik des Rechtsverzichts so weit treiben, daß sich große Teile unserer Bevölkerung eben übergangen und geopfert fühlen.
    Ich möchte hier nochmals etwas anmerken, was in der Regierungserklärung in bezug auf das Verhältnis zu Polen gesagt worden ist. Die Bundesregierung ist der Überzeugung, daß nur eine gesamtdeutsche Regierung in einem Friedensvertrag legitimiert ist, Fragen zu regeln, die heute nach dem gegenwärtigen Stadium der Dinge noch nicht geregelt werden können. Das gilt nach meiner Meinung auch für den Gesamtkomplex des Münchener Abkommens, den man neuerdings in der Öffentlichkeit so oft zitiert. Man kann völkerrechtlich geschlossene Verträge nicht nachträglich annullieren, ohne überhaupt die Geschichte auszulöschen, zumal dann nicht, wenn sich aus diesen Verträgen Rechtsbezüge ergeben, die mitten in das Privatleben vieler unserer Mitbürger hineinzielen. Wenn die tschechoslowakische Außenpolitik heute immer wieder die Forderung nach Annullierung des Münchener Vertrags erhebt, dann sind jene unserer Mitbürger nicht falsch orientiert, die da sagen: Mit genau dem gleichen Recht könnten wir unsererseits die Forderung nach nachträglicher Annullierung des Vertrages von St. Germain erheben, durch den ja auch Menschenrechte unter Anwendung einseitiger Gewalt verletzt wurden. Das sind doch Gedankengänge, die in großen Teilen unserer Bevölkerung registriert und diskutiert werden. Ich meine, wir sind aufgerufen, dazu von hier aus Stellung zu nehmen.
    Ich stimme mit meinen Freunden durchaus einer Anmerkung des Herrn Bundeskanzlers zu, die er, wie ich meine, in einer Pressekonferenz gemacht hat, nämlich man solle z. B. dieses Münchener Abkommen und auch andere Rechtsverträge nicht dramatisieren. Das ist absolut richtig. Wir sind es nicht, die das Münchener Abkommen dramatisieren oder immer wieder zitieren. Die andere Seite ist es, die es bewußt tut. Wir sind der Überzeugung, daß das Münchener Abkommen für den Teil der Normalisierung deutsch-slawischer Beziehungen, der sich zwischen der Bundesrepublik und der Tschechoslowakei abspielt, durchaus nicht die letzte Instanz ist. Wir sind der Überzeugung, daß das Verhältnis zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken entweder aus dem Geist der allgemeinen Menschenrechte normalisiert wird oder daß es überhaupt nicht normalisiert werden kann.
    Wenn daher in der Diskussion von Paris die Gedankenreihe „Von der Detente über die Entente zur Kooperation" aufgestellt wurde, so glaube ich, daß wir alle freimütig dazu ja sagen können, sofern wir darunter eine echte europäische Partner-



    Dr. Becher (Pullach)

    Schaft verstehen; wenn wir außer- und innerstaatliche Föderalisierung als das Grundprinzip jener neuen Ordnung von Europa vor Augen haben, die jetzt so sehr auch in den deutsch-französischen Gesprächen von französischer Seite aus angesprochen und diskutiert wurde.
    Die Diskussion über den Begriff des Volksgruppenrechts, der Gruppen- und Personalautonomie, die seit Jahrzehnten von allen politischen Richtungen in diesem Hause vertreten wird, führt uns sehr wohl in ein positives Europaprogramm hinein. Wenn wir hierbei die deutsch-französische Zusammenarbeit als Hilfe haben, dann befinden wir uns, glaube ich, auf dem richtigen Weg.
    Ich möchte aber — gestatten Sie mir diese kritische Anmerkung — davor warnen, zu glauben, daß schon im jetzigen Augenblick dieses freiheitliche Konzept für Mitteleuropa mit der Sowjetunion und mit den Ostblockstaaten, so wie sie sich gestern und heute äußern, möglich„ ist. Ich glaube, daß wir einer Illusion anheimfallen würden, wenn wir überhören, was von dort heute gesagt und getan wird.
    Der Herr Bundeskanzler hat aus der Rede das kommunistischen Parteiführers Breschnew in Gorki den Satz zitiert, der den Anhaltspunkt gibt, also den Satz, der sagt, die Sowjetunion würde alles begrüßen, was zu einer Entspannung führt. Er hat sich dabei sehr großmütig gezeigt. Denn wenn man diese Rede genau durchliest und daraufhin glaubt, es seine eine Rede für die Entspannung, dann ist man eben Illusionist.
    Wie die Dinge heute liegen, ist Sowjetrußland wohl bereit, mit Frankreich zur politischen Entmachtung der Bundesrepublik, nicht aber zur Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit zusammenzuarbeiten. Das soll nicht heißen, daß es morgen anders sein kann. Aber heute — diese Überlegung muß in diesem Hause doch auch einmal ausgesprochen werden — sind wir gehalten, mit all dem, was unter dem Kennwort „Entspannung" an euphoristischen Thesen vertreten wird, einigermaßen vorsichtig zu sein. Die Antwort zumindest eines großen Teils der Ostblockstaaten auf den guten Willen der Regierungserklärung ist, wie sich die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" in einem Bericht aus Warschau ausdrückte, reichlich „bleiern" gewesen. Die „Signale Bonns", eine Normalisierung mit dem Osten herbeizuführen, haben eine sehr harte Antwort gefunden. Warum wohl? Nun, ich glaube, weil zur Zeit die Sowjetunion ihrerseits nicht eine Politik der Entspannung, sondern immer noch eine Politik der Spannung verfolgt und weil sie das ja stündlich und täglich zum Ausdruck bringt.
    Wir sehen uns also in einer Situation, in der in Europa zwei Thesen propagiert werden: vom Westen her die These der Entspannung. Sie geht von dem Glauben aus, der Kommunismus schmelze dahin, die Gegensätze schmölzen dahin, und es könne morgen zu einer freien Kooperation der Völker kommen. Demgegenüber sehen wir auf der anderen Seite, beim Adressaten dieses guten Willens, stündlich und täglich das Vertreten der These, die jüngst in das Zentrum der Parolen zur 50. Wieder-
    kehr der Oktoberrevolution gestellt wurde, und die Breschnew am vorigen Freitag zitierte: daß in Europa starke Streitkräfte zweier Weltanschauungen gegenüberstünden, daß zwischen dem Sozialismus und dem Kapitalismus, wie es in dieser Parole heißt, zwischen den Kräften des Fortschritts und der imperialistischen Reaktion der Kampf „unversöhnlich weitergehe". Und in der sowjetischen Parteizeitung „Kommunist" können Sie in der Nummer von gestern lesen, daß sich dieser Kampf „in scharfer Form in allen Sphären vollziehe, in der Wirtschaft, in der Politik, der Ideologie und der Kultur".
    Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, das ist zu einem guten Teil die Realität der heutigen Diskussionslage im europäischen Osten. Man kann natürlich sagen, das sind die Gebetsparolen einer sich selbst wiederkauenden altmarxistischen Litanei. Aber wer gibt uns das Recht, das nicht zu glauben, was hier wirklich gesagt wird? Dieser Fehler wurde schon einmal gemacht, vor dreißig und mehr Jahren, und am Schluß hat sich herausgestellt, daß die Wirklichkeit eher mit solchen Parolen übereinstimmte als mit dem, was wir an gutem Willen in die Diktatur hineindichteten.
    Die östlichen Kommentare zur Regierungserklärung und zu den Bekundungen des guten Willens, die von Paris ausgehen, stimmen zu 90% mit den Parolen eines fortgesetzten Klassenkampfes überein und passen leider nicht zu den Zeichen von gutem Willen, die von uns gegeben wurden. Die Bundesregierung, heißt es da stereotyp, habe sich nicht gewandelt, sie hänge nach wie vor dem Prinzip der Alleinvertretung an, sie wolle nach wie vor an Kernwaffen teilhaben, sie sei nach wie vor für die früheren Grenzen. Die vorbehaltlose Anerkennung der „Deutschen Demokratischen Republik" — so heißt es in einer der Reden — sei eine der Voraussetzungen der wirklichen Normalisierung der Lage in Europa.
    Ich will damit nicht schwarzmalen. Aber ich meine, daß es notwendig ist, diese Realität in der gegenwärtigen Stunde einmal anzusprechen. Nicht ein defensives, sondern ein außerordentlich offensives, ja, ich möchte sagen, ein gnadenlos offensives Kalkül der Sowjets tritt hier dem guten Willen und dem guten Glauben der Entspannungsoffensive gegenüber. Dem entspricht u. a. der Spott und der Hohn, mit dem die Mitglieder der tschechoslowakischen Regierung die Regierung Brandt-Kiesinger kritisiert haben. Unter Verwendung des Schlagwortes „Kiesebrandt" — geschmackloser geht es wohl nicht mehr — versucht man zu beweisen, daß die Bundesregierung ein „sinkender Ballon" sei — so die Aussage des stellvertenden tschechoslowakischen Außenminister Dr. Klička —, ein Ballon, der nunmehr Ballast abwerfe, nämlich die Rechtspositionen der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien. Die Bundesregierung dürfe aber keine Gegenleistung dafür erwarten. Es sei sozusagen die Aufgabe der Oststaaten zu warten, bis die „außenpolitische Isolierung" der Bundesrepublik ihr keinerlei Ausweg mehr lasse.
    Und da tritt nun ein, was man mit Recht als die „umgekehrte Hallstein-Doktrin" bezeichnet hat.



    Dr. Becher (Pullach)

    Von einem Teil der Ostblockstaaten wird die Forderung aufgestellt: Diplomatische Beziehungen, aber nur unter der Voraussetzung, daß die Bundesregierung die „DDR" anerkennt, die Oder-Neiße-Linie anerkennt, sich nicht an einer gemeinsamen atomaren Verteidigung beteiligt, das Münchner Abkommen annulliert und womöglich am Schluß die Landsmannschaften verbietet. Das ist praktisch die Skala der Forderungen, wie sie in der Presse drüben diskutiert wurden. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren, daß vielleicht hintergründige Verhandlungspositionen bessere Ansatzpunkte zeigen.
    Von der Diskussion der Ostpresse, die in unseren Reihen, in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt ist, haben wir nichts Gutes zu erwarten. Die tschechoslowakische Regierung spricht von der Annullierung des Münchner Abkommens, meint aber die Legalisierung der Austreibung. Hier — so meine ich — ist die Bundesregierung aufgefordert, ihre klärende und erklärende Stellungnahme — ich danke für die Stellungnahme des Herrn Bundeskanzlers und des Herrn Bundesaußenministers schon am Ende der Regierungsdebatte — durch die publizistischen Organe, die ihr zur Verfügung stehen, besser zu vertreten, als dies bisher der Fall ist. Weil ein Teil der Bevölkerung einseitig unterrichtet ist, entstehen Unruhe und gefährliche Entwicklungen draußen
    Ich möchte, Herr Bundeskanzler, das wiederholen, was mein Kollege Majonica hier sagte —und diese Bitte auch an den Herrn Außenminister richten —: Reden Sie rechtzeitig mit den zuständigen Gremien der Bevölkerungsteile, um die es hier geht, damit Sie von ihnen vorher erfahren, was sie wollen. Dann werden sie nicht immer von draußen, zum Teil durch Hetzreden oder durch Hetzpropaganda, womöglich — nein, sicher — unnötigerweise gegen die Bundesregierung aufgebracht. Aufgehetzt gegen eine Bundesregierung, die etwas ganz anderes will, als man ihr andichtet.
    Ich meine z. B. auch, daß es heute notwendig ist, das in fast jeder Zeitung diskutierte Gerede von den astronomisch hohen Reparationsforderungen zurückzuweisen, wie sie z. B. von Staaten wie der CSSR erhoben werden. Es handelt sich dabei um Milliardenbeträge, bei deren Anerkennung wir mit unserer ganzen mittel- und langfristigen Finanzplanung einpacken könnten. Diese Parolen sollten insbesondere solchen Staaten gegenüber zurückgewiesen werden, die sich widerrechtlich das Nationalvermögen deutscher Volksgruppen zu eigen gemacht haben, das seinerseits in die Milliarden geht.
    Ich habe mich verpflichtet gefühlt, hier einmal diese Kehrseite der Medaille anzuleuchten, und ich tue das aus gutem Grund. Viele Bürger aus den ehemaligen Ostgebieten hegen die Befürchtung, daß ihre Treue zur Heimat, daß der Glaube an die Solidarität aller Deutschen übergangen wird. Sie werden in dieser Meinung durch so manche Zeitungsthesen und so manche Theorien hochgestellter westlicher Persönlichkeiten — nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo — unterstützt. Sie vernehmen, daß die Große Koalition geradezu den Auf-
    trag habe, das Abschreiben der Ostgebiete durchzuführen, weil eine einzige Partei das nicht allein auf ihre Schultern hätte nehmen können. Nun, ich meine, ihnen muß gesagt werden, daß diese Bundesregierung nicht antrat, um die nationalen Interessen unseres Volkes fallenzulassen, sondern um sie zu wahren.
    Nur in dem Bewußtsein, so zu handeln, sind wir, wie ich glaube, hier versammelt. Nur in dem Bewußtsein, so zu handeln, werden wir mit dem, was wir wollen und tun, vor der Geschichte bestehen.

    (Beifall in der Mitte.)