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    Deutscher Bundestag 44. Sitzung Bonn, den 26. Mai 1966 Inhalt: Fragestunde (Drucksache V/635) Fragen des Abg. Dr. Apel: Finanzierung von Schiffsneubauten auf englischen Werften durch die Bundesregierung . 2065 A Fragen des Abg. Krammig: Aufhebung des Branntweinbegleitscheinverkehrs mit fertigen Spirituosen — Umsatzsteuerpräferenz für Westberliner Spirituosen Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 2065 C Krammig (CDU/CSU) . . . . . 2066 C Cramer (SPD) 2067 A Fragen des Abg. Geiger: Gewährung einer Bundeshilfe für eine Nachreinigungsanlage der Stadt Böblingen — Unterstützung von Garnisonstädten bei der Schaffung kommunaler Einrichtungen 2067 A Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Lohn- und Einkommensteuerpflicht für Schulbeihilfen Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 2067 B Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 2067 C Frage des Abg. Bühler: Einsatz von Abgasabsauggeräten am Zollamt Weil-Otterbach Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 2068 A Bühler (CDU/CSU) 2068 B Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . 2068 B Frage des Abg. Dr. Lenz (Bergstraße) : Unterrichtung des Bundestages über das Echo auf die deutsche Friedensnote Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 2068 C Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . 2068 D Frage des Abg. Ertl: Verfahren italienischer Grenzkontrollorgane am Brenner Dr. Carstens, Staatssekretär . . 2068 D Ertl (FDP) 2069 A Frage des Abg. Ertl: Wirtschaftshilfe für Staaten, die die Oder-Neiße-Grenze anerkennen Dr. Carstens, Staatssekretär . . 2069 B Ertl (FDP) 2069 B Rollmann (CDU/CSU) 2069 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Besetzung der Pressereferentenstellen an den auswärtigen Missionen durch Berufsjournalisten Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 2069 D Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 2069 D Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . 2070 C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 2070 C Dr. Rinderspacher (SPD) . 2070 D, 2071 A Bühler (CDU/CSU) . . . . . . . 2070 D Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Aufrechterhaltung der NATO-These der „atomaren Abschreckung" Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 2071 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 2071 B Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Neue Erkenntnisse auf Grund der Reaktionen auf die Friedensnote der Bundesregierung Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 2071 C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 2071 D Frage des Abg. Dr. Klepsch: Zulassung von Saatgut der Kartoffelsorte „Bintge" 2072 A Frage des Abg. Dröscher: Verbot der Urlaubsreisen von Soldaten nach Jugoslawien Gumbel, Staatssekretär . . . . 2072 A Kaffka (SPD) 2072 B Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . 2072 D Brück (Köln) (CDU/CSU) 2073 A Frage des Abg. Haase (Kellinghusen) : Maßnahmen zur Verbesserung des Schleudersitzes in der F 104 Gumbel, Staatssekretär . . . . . 2073 A Haase (Kellinghusen) (SPD) . . 2073 B Cramer (SPD) 2073 C Frage des Abg. Haase (Kellinghusen) : Umrüstung des bisher in der F 104 G verwendeten Schleudersitzes Gumbel, Staatssekretär . . . . . 2073 D Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 2074 B Dr. Klepsch (CDU/CSU) 2074 C Cramer (SPD) 2074 D Kaffka (SPD) 2075 B Frage des Abg. Haase (Kellinghusen) : Beibehaltung des in der F 104 G verwendeten Schleudersitzes Gumbel, Staatssekretär 2075 B Haase (Kellinghusen) (SPD) . . 2075 C Fragen des Abg. Dr. Effertz: Zusammenlegung der Truppenübungsplätze Vogelsang und Elsenborn Gumbel, Staatssekretär 2075 D Fragen des Abg. Dr. Klepsch: Besondere Belastungen für im Herbst 1966 zum Wehrdienst herangezogene Abiturienten Gumbel, Staatssekretär 2076 A Dr. Klepsch (CDU/CSU) 2076 B Damm (CDU/CSU) . . . . . . 2076 D Josten (CDU/CSU) 2077 A Fellermaier (SPD) . . . . . . 2077 B Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Begriffe „atomare Abschreckung" und „flexible Strategie" Gumbel, Staatssekretär 2077 C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 2077 D Genscher (FDP) . . . . . . . 2078 B Berkhan (SPD) . . . . . 2078 C Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1966 (Haushaltsgesetz 1966) (Drucksache V/250) — Fortsetzung der zweiten Beratung — Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen V/575, zu V/575); in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache V/599) Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 2079 A, 2096 A, 2100 D Lücke, Bundesminister 2081 A Benda (CDU/CSU) . . . 2082 D, 2087 D Dorn (FDP) 2083 D Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 2084 D Wehner (SPD) 2086 C Busse (Herford) (FDP) 2088 B Dr. Miessner (FDP) 2088 C Brück (Köln) (CDU/CSU) 2090 D Hörmann (Freiburg) (SPD) . . . . 2091 A Mengelkamp (CDU/CSU) 2092 A, 2094 D, 2097 B, 2100 C, 2100 D Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 III Dr. Friderichs (FDP) 2092 D Wellmann (SPD) . . . . . . . 2093 D Frau Krappe (SPD) , 2096 B Moersch (FDP) . . . . . . . 2096 D Kubitza (FDP) 2098 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 2098 C Collet (SPD) 2100 B Frau Renger (SPD) 2101 B Windelen (CDU/CSU) 2102 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für gesamtdeutsche Fragen (Drucksache V/591) Wehner (SPD) 2104 A Borm (FDP) 2109 C von Eckardt (CDU/CSU) 2112 B Walter (FDP) 2114 C Dr. Huys (CDU/CSU) 2116 B Dr. Mende, Bundesminister . . . 2117 C Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen V/583, zu V//583) Wienand (SPD) 2123 D Rommerskirchen (CDU/CSU) . . . 2129 B Ollesch (FDP) . . . . . . . . . 2131 C von Hassel, Bundesminister . . . 2133 B Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 2140 B Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . . 2143 A Memmel (CDU/CSU) . . . . . 2145 B Frau Dr. Probst, Vizepräsident . . 2145 C Erler (SPD) . . . . . . . . . 2146 A Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 2146 B Rasner (CDU/CSU) . . . . . . . 2146 C Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache V/600) Seidel (SPD) 2146 D Windelen (CDU/CSU) 2147 D Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . 2148 C Hermsdorf (SPD) . . . . . . 2149 A Haushaltsgesetz 1966 (Drucksachen V/606, zu V/606) . . . 2149 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1966 (Haushaltsgesetz 1966) (Drucksachen V/250, V/570 bis V/600, V/606) — Dritte Beratung — Frau Dr. Probst, Vizepräsident . . 2150 B Hermsdorf (SPD) . .. . . . . . 2150 B Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 2150 D Dr. Pohle (CDU/CSU), zur GO . . . 2151 A Dr. Arndt (Berlin) (SPD) 2151 B Gewandt (CDU/CSU) 2153 A Dr. Lohmar (SPD) 2153 D Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 2155 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister . 2156 A Nächste Sitzung 2159 Anlagen 2161 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 2065 44. Sitzung Bonn, den 26. Mai 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr.
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach *) 27. 5. Dr. Aigner *) 27. 5. Arendt (Wattenscheid) 27. 5. Bading *) 27. 5. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 27. 5. Dr. Barzel 31. 5. Bauknecht 27. 5. Frau Blohm 26. 5. Frau Brauksiepe 27. 5. Brünen 27. 5. Dichgans *) 26. 5. Dr. Dittrich *) 27. 5. Dröscher *) 26. 5. Dr. Eckhardt 27. 5. Dr. Effertz 26. 5. Eisenmann 27. 5. Frau Dr. Elsner *) 26. 5. Frau Enseling 26. 5. Frieler 2. 7. Fritz (Welzheim) 26. 5. Dr. Furler 29. 5. Gerlach *) 26. 5. Gibbert 27. 5. Dr. Giulini 20. 6. Gscheidle 27. 5. Freiherr von und zu Guttenberg 27. 5. Dr. Hammans 27. 5. Hahn (Bielefeld) 27. 5. Dr. Dr. Heinemann 27. 5. Hörauf 27. 5. Iven 26. 5. Frau Jacobi (Marl) 1. 7. Dr. h. c. Jaksch 13. 6. Dr. Jungmann 30. 6. Frau Kalinke 26. 5. Dr. Kempfler 27. 5. Klinker *) 27. 5. Kriedemann *) 26. 5. Leber 27. 5. Lemmer 27. 5. Lücker (München) *) 26. 5. Mauk *) 26. 5. Dr. von Merkatz 31. 5. Metzger*) 27. 5. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 30. 6. Dr. Morgenstern 30. 6. Müller (Aachen-Land) *) 26. 5. Reitz 27. 5. Richarts *) 26. 5. Riedel (Frankfurt) 27. 5. Dr. Schmid-Burgk 27. 5. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Schmidhuber 28. 5. Schultz (Gau-Bischofsheim) 27. 5. Seither 31. 5. Seuffert 28. 5. Dr. Sinn 10. 6. Stahlberg 30. 6. Stein (Honrath) 26. 5. Steinhoff 14. 6. Frau Strobel *) 27. 5. Dr. Süsterhenn 27. 5. Teriete 2. 7. Tobaben 27. 5. Dr. Wahl **) 27. 5. Weimer 27. 5. Wiefel 27. 5. Winkelheide 27. 5. Dr. Wörner 26. 5. Frau Dr. Wolf 14. 6. Zerbe 27. 5. Anlage 2 Umdruck 39 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 06 - Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 1T/250 Anlage, V/575). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 - Allgemeine Bewilligungen 1. In Tit. 612 - Sondermittel für Aufgaben der Parteien nach Artikel 21 des Grundgesetzes - (Drucksache V/250 Anlage S. 30) wird der Ansatz von 38 000 000 DM um 18 000 000 DM auf 20 000 000 DM vermindert. 2. In Tit. 973 - Für die Spitzenfinanzierung des Baues von Turn- und Sportstätten - (Drucksache V/250 Anlage S. 49) wird der Ansatz von 40 000 000 DM um 9 000 000 DM auf 49 000 000 DM erhöht. Bonn, den 16. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 40 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 06 - Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen V/250 Anlage, V/575). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 06 02 wird der Ansatz des Tit. 660 - Förderung der Kultur, soweit es sich um eine repräsen- 2162 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 tative Vertretung des Bundes oder um die Wahrung von Belangen gesamtdeutscher oder internationaler Bedeutung handelt — (Drucksache V/250 Anlage S. 39) von 9 062 000 DM um 275 000 DM auf 9 337 000 DM erhöht. Entsprechend sind die folgenden Einzelansätze in den Erläuterungen zu Tit. 660 zu erhöhen: 1. b) Radio-Symphonieorchester Berlin GbmH auf 800 000 DM 1. c) Philharmonia Hungarica auf 1 375 000 DM 1. f) Geschwister-Scholl-Stiftung, Ulm auf 200 000 DM Bonn, den 16. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 4 Umdruck 35 Änderungsantrag des Abgeordneten Kubitza zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — (Drucksachen V/250 Anlage, V/575). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 06 02 Tit. 973 — Für die Spitzenfinanzierung des Baues von Turn- und Sportstätten — (Drucksache V/250 Anlage S. 49) wird der Ansatz von 40 000 000 DM um 5 000 000 DM auf 45 000 000 DM erhöht. Bonn, den 16. Mai 1966 Kubitza Anlage 5 Umdruck 41 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — (Drucksachen V/250 Anlage, V/575). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 09 — Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln —In Tit. 300 — Für Zwecke des Verfassungsschutzes — (Drucksache V/250 Anlage S. 121) erhält der letzte Absatz des Haushaltsvermerkes folgende Fassung: „Die Jahresrechnung über die Ausgaben dieses Titers unterliegt nur der Prüfung eines Unterausschusses des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages und der Prüfung durch den Präsidenten des Bundesrechnungshofes. Die Erklärungen des Unterausschusses des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes bilden die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung." Bonn, den 16. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 6 Umdruck 67 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 60 — Allgemeine Finanzverwaltung — (Drucksachen V/250 Anlage, V/600). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 60 02 — Allgemeine Bewilligungen — In Tit. 603 wird die Zweckbindung wie folgt neu gefaßt: „Ergänzungszuweisungen nach Artikel 107 Abs. 2 Satz 3 des Grundgesetzes". Die Erläuterungen sind wie folgt zu fassen: „Nach dem Gesetz vom . . . ist der Bund verpflichtet, bei Vorliegen der im Gesetz näher bezeichneten Voraussetzungen den Ländern Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein Ergänzungszuweisungen zu gewähren. Der Betrag ist geschätzt." Bonn, den 25. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 7 Umdruck 77 Änderungsantrag der Fraktionen CDU/CSU, FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 60 — Allgemeine Finanzverwaltung — (Drucksachen V/250 Anlage, V/600). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 60 02 — Allgemeine Bewilligungen — Bei Tit. 603 wird Absatz 2 der Erläuterungen wie folgt gefaßt: „Die Mittel sind wie folgt zu verteilen: Bayern 20 000 000 DM Niedersachsen 75 000 000 DM Rheinland-Pfalz 40 000 000 DM Saarland 15 000 000 DM Schleswig-Holstein 30 000 000 DM." Bonn, den 26. Mai 1966 Strauß und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 2163 Anlage 8 Umdruck 47 Änderungsantrag der Fraktionen der SPD, CDU/ CSU, FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Haushaltsgesetz 1966 — Drucksachen V/250, V/606 — Der Bundestag wolle beschließen: In § 11 Abs. 2 werden die Worte „soweit dadurch die bewilligten Haushaltsansätze nicht überschritten werden" gestrichen. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 9 Umdruck 55 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Haushaltsgesetz 1966 (Drucksachen V/250, V/606). Der Bundestag wolle beschließen: § 15 Abs. 1 wird wie folgt gefaßt: „(1) Artikel 10 des Gesetzes zur Sicherung des Haushaltsausgleichs vom 20. Dezember 1965 (Bundesgesetzbl. I S. 2065) gilt mit der Maßgabe, daß an die Stelle des Betrages von 3 500 000 000 Deutsche Mark der Betrag von 3 640 000 000 Deutsche Mark tritt." Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 10 Umdruck 73 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966. Der Bundestag wolle beschließen: 1. hier: Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes — Drucksache V/573 — Zu Kap. 04 03 — Presse- und Informationsamt der Bundesregierung a) Im Tit. 300 — Zur Verfügung des Bundeskanzlers für Förderung des Informationswesens — (Drucksache V/250 Anlage S. 28) — wird der Ansatz von 12 500 000 DM um 4 500 000 DM auf 8 000 000 DM gesenkt. Der Haushaltsvermerk erhält folgende Fassung: „Die Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben dieses Titels unterliegt nur der Prüfung eines Unterausschusses des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes. Die Erklärungen des Unterausschusses und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes bilden die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung." b) Tit. 314 — Aufklärung und Unterrichtung der Bevölkerung auf den Gebieten der Sozialinvestitionen — 2 500 000 DM (Drucksachen V/573 S. 4) wird gestrichen. 2. hier: Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts — Drucksache V/534 — In Kap. 05 02 — Allgemeine Bewilligungen — wird in Tit. 964 — Ausrüstungshilfe — (Drucksache V/574 S. 4) — der Ansatz um 46,5 Mio DM auf 40,5 Mio DM gekürzt. 3. hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksache V/575 — In Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen — wird in Tit. 612 — Sondermittel für Aufgaben der Parteien nach Artikel 21 des Grundgesetzes — (Drucksache V/250 Anlage S. 30) der Ansatz von 38 000 000 DM um 18 000 000 DM auf 20 000 000 DM vermindert. 4. hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache V/579 — a) In Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen — wird in Tit. 959 — Investitionsbeihilfen für landwirtschaftliche Betriebe (Anpassungshilfe 1966) — (Drucksache V/579 S. 5) der Ansatz um 40 000 000 DM auf 37 600 000 DM gekürzt. b) In Kap. 10 03 — Marktordnung — wird in Tit. 620 — Zuschüsse an die Einfuhr- und Vorratsstellen für Getreide und Futtermittel, für Fette, für Schlachtvieh, Fleisch und Fleischerzeugnisse und an die Einfuhrstelle für Zucker — (Drucksache V/579 S. 6, V/250 Anlage S. 69) der Ansatz um 55 000 000 DM auf 310 479 800 DM gekürzt. Bonn, den 26. Mai 1966 Erler und Fraktion 2164 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 Anlage 11 Umdruck 74 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966, hier: Einzelplan 09 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — (Drucksachen V/250 Anlage, V/578). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 09 02 — Allgemeine Bewilligungen —1. In Tit. 966 — Energiepolitische Maßnahmen, die dem Kohleabsatz dienen — wird folgender Buchstabe c angefügt: „c) Einmalige Ausgabe für energiepolitische Maßnahmen, die dem Kokskohleeinsatz in der eisenschaffenden Industrie dienen 100 000 000 DM." Zu Tit. 966 c) wird eine Erläuterung folgenden Inhalts aufgenommen: „zu Tit. 966 c) Im Zuge der energiepolitischen Maßnahmen zur Sicherung des Absatzes von Gemeinschaftskohle erhalten Unternehmen der eisenschaffenden Industrie für die Verwendung von Hüttenkoks, der aus Gemeinschafts-Kokskohle erzeugt wird, ab 1. Juli 1966 je Tonne verbrauchter Kokskohle 8 DM als laufende Beihilfe. Die Beihilfe dient dem Ausgleich der sich für die Unternehmen der eisenschaffenden Industrie bei der Verwendung von Hüttenkoks, der aus Gemeinschafts-Kokskohle erzeugt wird, ergebenden Nachteile. Das Nähere ist bis zum Erlaß der gesetzlichen Regelung durch Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zu regeln." 2. In Tit. 968 b) — Darlehen für die Aufsuchung oder Ausbeutung von außerhalb des Bundesgebietes gelegenen Erdöl- oder Erdgaslagerstätten — wird der Ansatz um 62 500 000 DM auf 57 500 000 DM gekürzt. Im Haushaltsvermerk wird Absatz 2 gestrichen. 3. Tit. 969 — Darlehen für Unternehmen des Steinkohlenbergbaus für die Aussuchung und Ausbeutung von Erdgaslagerstätten — (Drucksache V/573 S. 4) wird gestrichen. 4. Tit. 972 — Leistungen des Bundes zur dezentralen Einlagerung von Kohlen 30 000 000 DM — wird gestrichen. Bonn, den 26. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 12 Umdruck 75 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966, hier: Einzelplan 11 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen V/250 Anlage, V/580). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 13 — Sozialversicherung — In Tit. 602 — Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung — wird der Ansatz von 2 240 000 000 DM um 56 000 000 DM auf 2 296 000 000 DM erhöht. In den Erläuterungen wird in Absatz 2 a) in Nr. 1 — Rentenleistungen — der Ansatz von 3 152 000 000 DM um 35 000 000 DM auf 3 187 000 000 DM, b) in Nr. 6 — Knappschaftsausgleichsleistung — der Ansatz von 16 000 000 DM um 21 000 000 DM auf 37 000 000 DM erhöht. Bonn, den 26. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 13 Umdruck 68 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966, hier: Einzelplan 36 — Geschäftsbereich des Bundesministers für wissenschaftliche Forschung I (Drucksachen V/250 Anlage, V/595). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 31 02 — Bewilligungen für die allgemeine Wissenschaftsforschung — wird in Tit. 600 — Förderung des Ausbaus bestehender Hochschulen und sonstiger Wissenschaftseinrichtungen — (Drucksache V/595 S. 3) der Ansatz um 101 295 100 DM auf 530 000 000 DM erhöht. Bonn, den 25. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 14 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Dr. Huys für die Fraktion der CDU/CSU zu Punkt 3/b (Einzelplan 06 35) der Tagesordnung (Drucksachen V/575, zu V/575) Obwohl kein Antrag auf weitere Erhöhung der Mittel für die Bundeszentrale für politische Bildung gestellt ist und mir auch klar ist, daß wegen der Haushaltslage im Augenblick eine weitere Erhöhung nicht erfolgen kann, möchte ich dem Hohen Hause dennoch ein paar Gedanken über diese Institution vortragen, die, obwohl sie sozusagen im Verborgenen Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 2165 blüht, eine Institution ist, die in gemeinsamer Arbeit von Regierung und Opposition versucht, die geistigen Grundlagen, auf denen unser aller Arbeit beruht, im Volke zu verdeutlichen. Ein Beispiel: Die von der Bundeszentrale herausgegebene Wochenzeitschrift „Das Parlament" läßt so manche gute Rede, so manche gute Anregung von Bundestagsabgeordneten zur Auswirkung kommen, die sonst im Protokoll untergegangen wäre. Der Matern-Dienst dieser Zeitung, der den Heimatzeitungen unter der Überschrift: „Abgeordnete fragen, die Bundesregierung antwortet" zur Verfügung gestellt wird, macht die Arbeit der Abgeordneten im Bundestag im Wahlkreis bekannt. Es geht hierbei aber keineswegs nur um das persönliche Anliegen des Abgeordneten, sondern darüber hinaus handelt es sich sozusagen um den geistigen Verteidigungsetat unserer Demokratie. Ich erkenne dankbar an, daß der Etat der Bundeszentrale gegenüber 1965 um ca. 1,3 Millionen DM erhöht worden ist, möchte dennoch sagen, daß die Investition pro Kopf der Bevölkerung nur ca. 0,40 DM beträgt. Ich sage das, um den Haushaltsexperten zu verdeutlichen, welch ungeheure Aufgabe mit so geringen Mitteln geleistet werden muß. Was verlangen wir eigentlich von dieser Institution? Ich würde sagen: zweierlei, erstens die Festigung unserer jungen Demokratie, die noch nicht so in sich ruht wie die traditionsbewußten Demokratien in den angelsächsischen Ländern, zweitens die geistige Abwehr der ständigen Bedrohung durch Kommunismus von innen und außen. Diese Arbeit ist ungeheuer schwierig, es gibt keine spektakulären Erfolge bei ihr. Hier kann alles nur ganz langsam wachsen und muß daher intensiv, pfleglich und behutsam behandelt werden. Aus dieser allgemeinen Zielsetzung ergibt sich das Schwerpunktprogramm, das sich die Bundeszentrale gesetzt hat, die Förderung des demokratischen Gedankens. Denn unsere Demokratie kann sich nur behaupten und entwickeln, wenn sie von der tätigen Mitarbeit ihrer Bürger und einem bewußten Bekenntnis zum demokratischen Staat getragen wird. Es ist das Lebenselexier der politischen Bildung und das der Bundeszentrale für politische Bildung, verschiedene Meinungen einander gegenüberzustellen, Kritik zu provozieren, Zusammenhänge zu verdeutlichen und Quellen zu studieren. Ihr Ziel muß sein, eine unabhängige Meinung des Bürgers zu erreichen, die nicht so labil sein darf, daß sie von jeder Parole umgeworfen werden kann. Der Jugend und auch den Erwachsenen muß deutlich gemacht werden, die manchmal wirklichkeitsfremde Vorstellungen von einer „arbeitenden" Demokratie haben, daß die heißen Auseinandersetzungen, wie sie sich hier zuweilen in diesem Hohen Hause ereignen, Element der Demokratie sind und nichts zu tun haben mit dem sogenannten häßlichen politischen Getriebe. Es muß auch z. B. deutlich werden, daß der Kompromiß zu unserer pluralistischen Demokratie gehört und nichts zu tun hat mit dem immer noch herumgeisternden Wort: Politik verdirbt den Charakter. Es muß klarwerden, daß es heißen muß: In der Politik zeigt sich der Charakter. Es muß der Jugend und den Erwachsenen einsichtig gemacht werden, daß die Demokratie eine Gesellschaftsform ist, in der die verschiedenen Interessen und Ordnungsvorstellungen wirksam vertreten werden können und in der bei aller Vielfalt der Meinungen eine freie Entscheidung und die Entfaltung der Einzelpersönlichkeit möglich ist. Auch die Bundeszentrale hat nur subsidiären Charakter, d. h. sie kann nur Hilfestellung geben zur Handhabung .der demokratischen Rechte, zu praktischer Toleranz und zu vorurteilsfreiem Verhalten. Sie ist ein Vorarbeiter zur Überwindung der Indifferenz des Staatsbürgers, zur Einsicht in .die Notwendigkeit ,des Engagements für unseren Staat, der von ihm selbst getragen werden muß, wenn er am Leben bleiben soll. Ich will nicht auf weitere Details der Arbeit dieser Institution eingehen, sondern nur noch folgendes bemerken. Die föderalistische Zusammenarbeit der Bundeszentrale mit den Landeszentralen für politische Bildung und die Durchführung überregionaler Tagungen auf Bundesebene für politische Bildungsfragen können vorbildlich genannt werden bei der .gemeinsamen Bewältigung von Bildungsaufgaben von Bund und Ländern. Die in diesem Titel eingesetzten Mittel multiplizieren sich sozusagen im geistigen Bereich und werden wirksam für unser aller Arbeit, der wir uns hier verschrieben haben. Dank möchte ich zum Schluß auch bei dieser Gelegenheit dem Leiter der Bundeszentrale und allen seinen Mitarbeitern für ihre bisherige erfreuliche Arbeit aussprechen. Anlage 15 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Dr. Kübler für die Fraktion der SPD zu Punkt 3/b der Tagesordnung (Drucksachen V/575, zu V/575) Der Tit. 06 35 — Bundeszentrale für politische Bildung — zwingt zu einigen Überlegungen. Wir sind uns in diesem Hohen Hause alle darüber einig, daß in der modernen Demokratie wieder wie in der klassischen Antike nur der als gebildet gelten kann, der sich um die öffentlichen Dinge kümmert. Der reine Privatmann, also der politisch Unbekümmerte, hieß im klassischen Griechenland „idiotes". Wir nähern uns mit dem Ausdruck „Fachidiot" allmählich wieder dieser klassischen Vorstellung, daß Bildung immer die politische Bildung einschließt. Wir wissen aber alle hier in diesem Hohen Hause, daß noch weite Kreise unserer Bevölkerung reines Fachwissen zum privaten Nutzen für wichtiger halten als eine umfassende, also auch die Staatsangelegenheiten umfassende Bildung. Diese privaten Bildungsvorstellungen sind aber keineswegs auf Deutschland beschränkt. Auch die Franzosen klagen über die deformation professionelle der Experten. Sogenannter reiner Sachverstand ohne politische Bildung wird leicht zum Mistbeet der Diktatur. 2166 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 Wenn wir aber auch alle gemeinsam die Notwendigkeit der politischen Bildung bejahen, so sind wir als Parlament doch noch sehr weit davon entfernt, die für unser Volk notwendigen Maßstäbe der politischen Bildung zu setzen. Wir pendeln doch noch oft von dem alten Leitsatz: „Miteinander — füreinander" über das sportliche fair-play als Vorbild für den politischen Stil bis hin zur an das Emotionale appellierenden Propaganda. Bei einer kritischen Durchsicht der Arbeit und der Erfolge der Bundeszentrale für politische Bildung muß zunächst ein Wort des Bedauerns geäußert werden, daß im letzten Jahr durch die Sperre der Haushaltsmittel nach der Bundestagswahl einige Aufgaben nicht erfüllt werden konnten. Bei der tatsächlich geleisteten Arbeit lassen sich Erfolge natürlich nur schwer messen und bewerten. Quantitative Angaben sind im Bereich der Bildung, also auch der politischen Bildung, nicht immer die besten Wertmesser. Trotzdem sollte zu denken geben, daß etwa beim letzten Schülerpreisausschreiben sich in BadenWürttemberg über tausend Schulklassen mehr als im größeren Bayern beteiligt haben. Noch stärker überrascht aber, daß der Vorsprung Baden-Württembergs fast ausschließlich durch Berufsschulklassen erreicht wird. Bekanntlich ist im berufsschulpflichtigen Alter der außerschulische Einfluß wesentlich größer als der der Schule. Man könnte also doch an Beteiligungszahlen einige Überlegungen knüpfen. Man sollte dies unbedingt tun bei den Besucherzahlen der Filme. Etwa sechs Millionen Menschen sahen im letzten Jahr die Filme der Bundeszentrale. Gemessen an dieser Gesamtbesucherzahl waren die beiden Filme über die Arbeit des Bundestages absolute Pleiten. Sie liefen praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Etwas besser im Rennen lagen mit je vierzigtausend Besuchern im letzten Jahr die beiden Grundrechtsfilme „Die Freiheit der Person ist unverletzlich" und „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich". Recht hohe Besucherzahlen hatten dagegen die Filme: „Ursachen des Nationalsozialismus", „Die Revolution entläßt ihre Kinder" und „Land und Volk Israel". Statt einer vielschichtigen Interpretation möchte ich hier ganz schlicht, aber unmißverständlich sagen, daß die Filme über das Funktionieren der Demokratie schlechter gemacht waren als die über die NS-Zeit, den Kommunismus und über Israel. Nun beklagt die Bundeszentrale für politische Bildung zu Recht den Mangel an geeigneten Mitarbeitern für die Darstellung der Aufgaben einer modernen Demokratie. Das gilt nicht nur für die Filme, sondern auch für die Publikationen und für die Beilagen in der Zeitschrift „Das Parlament". Publikationen über den Kommunismus werden termingerecht von hervorragenden Sachkennern vorgelegt. Über die Zeit des Nationalsozialismus klären uns die Historiker immer wieder auf. Der mögliche Antisemitismus wird in unserem Volk durch viele wissenschaftliche und volkstümliche Darstellungen so gut bekämpft, daß aus Unwissenheit eigentlich niemand mehr vergangene Hetzparolen übernehmen kann. Der Abbau der Vorurteile rückt in den Bereich des Möglichen. Aber die Darstellung der modernen Welt gelingt offensichtlich fast nur bei technischen und wirtschaftlichen Fragen. Publikationen zur Orientierung auf Staat und Gesellschaft von morgen scheitern heute daran, daß wir für die in Frage kommenden Sachgebiete zwar genügend Fachleute kennen, diese aber nur in wenigen Ausnahmefällen in der Lage sind, ihr Thema unter dem Blickwinkel der politischen Bildung darzustellen. Diese nüchterne Feststellung soll nicht zur Resignation führen, sondern zu einem neuen Impuls. Vor zehn Jahren gab es kaum Literatur zur Bewältigung der Vergangenheit und zur Auseinandersetzung mit Kommunismus und Antisemitismus. Die intensive Nachfrage der Bundeszentrale, der Landeszentralen, der Volkshochschulen, der politischen und kirchlichen Jugendverbände hat hier einen Wandel geschaffen. Diese Leistung zur geistigen Klärung muß von jedermann anerkannt werden, aber sie darf nicht die einzige bleiben. Wir können uns nicht im Anti erschöpfen, ganz gleich, ob Antifaschismus oder Antikommunismus. Gewiß ist die Hölle leichter zu malen oder zu beschreiben als das Paradies; aber ebenso gewiß ist, daß durch die Darstellung der Sünde allein noch niemand zur Tugend gefunden hat. Immunisierung ist gut, aktive politische Bildung ist besser. Die Bewältigung der Vergangenheit ist nur eine Vorstufe zur Bewältigung von Gegenwart und Zukunft. Meine Äußerungen sollen keineswegs die bisherige Leistung der Bundeszentrale herabwürdigen, sondern sie sollen ein Impuls sein oder zumindest die Verstärkung eines Impulses, der sich schon beim Nachdruck der „Politischen Witwe" in der Zeitschrift „Das Parlament" andeutete. Bedenklich stimmt der Plan einer Art Enzyklopädie in einer besonderen Kolumne der laufenden Parlamentsausgaben. Begriffsbestimmungen, historische Abrisse und Sacherläuterungen zu wesentlichen Themenkomplexen sind beabsichtigt, z. B. die Hallstein-Doktrin, Notstandsgesetze, Strafrechtsreform. Mich stimmt das bedenklich. Zu diesen Themen sollen wir hier im Bundestag in Rede und Gegenrede die Akzente setzen. Diese Parlamentsdebatten sollen publiziert werden, nicht eine Enzyklopädie über Stichworte unserer Debatten. Zwar habe ich keine Bedenken, daß die Zeitschrift „Das Parlament" von einer Institution der Regierung herausgegeben wird, aber daß „Begriffsbestimmungen" nun institutionell durchgeführt werden sollen, widerspricht meines Erachtens der Aufgabe einer Publikation, die sich „Das Parlament" nennt. Außerdem können solche Dinge immer schief werden. In diesen Tagen wird von der Bundeszentrale das „Wörterbuch für Gemeinschaftskunde" von Bayer-Schmid verteilt .Auf Seite 133 steht zu lesen, daß unter den 300 Delegierten des Parteitages der SPD die besoldeten Parteisekretäre und -angestellten den Hauptanteil haben. Wenn solche Aussagen sich in die geplante Enzyklopädie einschlichen, müßten wir hier im Plenum über publizierte Begriffsbestimmungen streiten, statt die Akzente der Politik zu setzen. Daß die Bundeszentrale selbst demoskopische Erhebungen über die Voraussetzungen der politischen Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 2167 Willensbildung und zum Stand des politischen Wissens durchführen will, ist zwar zu begrüßen, aber es muß doch einschränkend gesagt werden, daß die Bundeszentrale nicht in Konkurrenz mit den Meinungsforschungsinstituten bei Motivstudien treten soll. Die Ergebnisse von INTERMARKET (1965), IMA (1965), EMNID (1954 bis 1965), DIVO (1957, 1960 und 1965) und ALLENSBACH (1958 bis 1965) haben bei aller Widersprüchlichkeit doch klar zum Ausdruck gebracht, daß etwa 70 % der erwachsenen Bürger der Bundesrepublik sich für Politik interessieren, daß aber beinahe 80 % der Interessierten ihre wesentlichen Kenntnisse auf Informationen gründen, die sich auf Affären, Beschuldigungen und andere in ihren Augen undemokratische Vorfälle beziehen. Politik scheint offensichtlich unseren Mitbürgern nur unter polemischen Vorzeichen bekanntzuwerden. Fast drei Viertel aller Befragten lehnten als Quelle der Meinungsbildung politische Veranstaltungen ab. Wenn die widersprüchlichen Zahlen einigermaßen stimmen, wollen 90 % nie eine Mitgliedschaft in einer Partei erwerben. Trotzdem ist eine breite Schicht in der Abwehr geschichtlicher Hypotheken durchaus bereitwillig, sich auf bequeme Vorurteile zu versteifen. Die demoskopischen Feldanalysen zeigen bei aller Fehlerhaftigkeit ihres methodischen Erfassens doch diesen Mangel an staatsbürgerlicher Bildung in unserem Volk, der einerseits die Parteien wegen ihrer verschiedenartigen Aussagen und wegen ihrer Gegensätze ablehnen läßt, andererseits aber in allen Forderungen und in jedem Urteil absolut sein will und nur schwarz oder weiß, aber auf keinen Fall einen Kompromiß zuläßt. Ich glaube nicht, daß es die Aufgabe der Bundeszentrale für politische Bildung sein sollte, hier spezifischere Motivforschungen zu treiben. Ich meine dagegen, daß sie unserem Volk und auch unserer Jugend immer wieder in verschiedenen Formen und mit verschiedenen Hilfsmitteln sagen muß, alle unsere privatesten Hoffnungen und Träume vom eigenen Heim, beruflichem Erfolg und gesellschaftlichem Ansehen stehen im Bannkreis der Politik, in der jeder mitbestimmen darf und soll. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 25. Mai 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Richter (Drucksache V/635 Frage II/1): Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Bundespost-Fernsehsender Rohrbrunn (Spessart), der das . Zweite Fernsehprogramm ausstrahlt und in weiten Teilen Bayerns und in den Kreisen Tauberbischofsheim und Buchen (Baden-Württemberg) gesehen wird, seit Monaten „durchdreht" und nicht nur ein in Streifen und Gitter zerlegtes Bild, sondern auch einen mit Stör- und Brummgeräuschen überlagerten Ton liefert? Die Abstrahlungen des Fernsehsenders Spessart für das 2. Programm sind in der genannten Zeit nach den Feststellungen der Beobachtungsstellen der Deutschen Bundespost einwandfrei gewesen. Der Fernsehsender Spessart für das 2. Fernsehprogramm ist, bedingt durch die zur Zeit laufenden Farbfernsehversuchssendungen, vom Fernmeldetechnischen Zentralamt Darmstadt sogar werktäglich gemessen worden. Mängel an der Abstrahlung sind auch hierbei nicht festgestellt worden. Beschwerden aus dem Versorgungsbereich des Fernsehsenders Spessart liegen auch nicht vor. Die Kreise Tauberbischofsheim und Buchen gehören nicht zum Versorgungsbereich des Fernsehsenders .Spessart. Ein einwandfreier Empfang des Fernsehsenders Spessart ist daher in diesen Gebieten aus ausbreitungstechnischen Gründen nur bedingt möglich. Diese Kreise liegen in den Versorgungsbereichen der im Aufbau befindlichen Fernsehsender Eberbach und Langenburg. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Thießen vom 25. Mai 1966 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Dr. Krips (Drucksache V/635 Fragen V/1, V/2 und V/3) : Wie ist der Stand der Verhandlungen zwischen der Bundesvermögensverwaltung und der Stadt Stuttgart wegen der Verwendung des Areals der ehemaligen Moltke-Kaserne? Ist der Bundesverteidigungsminister bereit, den dringenden Wunsch der Stadt Stuttgart nach Überlassung von Grundstücken der ehemaligen Moltke-Kaserne für wichtige kommunale Einrichtungen ganz oder teilweise zu erfüllen? Bis wann ist mit einer endgültigen Entscheidung der in Frage V/2 erwähnten Grundstücksüberlassung zu rechnen? Das bundeseigene Gelände der ehem. MoltkeKaserne in Stuttgart ist seit Jahren als Standort für die Zusammenfassung der Stuttgarter BundeswehrDienststellen in Aussicht genommen. Allein die Wehrbereichsverwaltung V ist gegenwärtig in 8 verschiedenen Gebäuden untergebracht, die zum Teil erheblich voneinander entfernt liegen. Für die Anmietung dieser Räume sind z. Z. jährlich rund 1,2 Mio DM aufzuwenden. Zu Frage Die Stadt Stuttgart nutzte früher Teile der ehem. Moltke-Kaserne als Hautklinik. Sie war zwar zunächst an einer Dauernutzung für diesen Zweck interessiert, entschloß sich dann aber, neue Klinikbauten zu errichten. Nach Fertigstellung des Krankenhaus-Neubaus — Anfang 1965 — gab die Stadt die bis dahin von ihr genutzten Teile an die Bundesvermögensverwaltung zurück. Seitdem haben keine weiteren Verhandlungen über eine anderweitige kommunale Nutzung des Geländes mit der Bundesvermögensverwaltung stattgefunden. Zu Frage 2: Der Herr Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart hat in jüngster Zeit einen solchen Wunsch an den Herrn Bundesminister der Verteidigung gerichtet. Einer ersatzlosen Freigabe des Areals der ehem. Moltke-Kaserne zugunsten der Stadt steht der bereits geschilderte, dringende eigene Bedarf des Bun- 2168 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1966 des entgegen. Gleichwohl hat das Schreiben des Herrn Oberbürgermeisters Anlaß gegeben, diese Frage nochmals eingehend zu prüfen. Zu Frage 3: Bis wann mit einer endgültigen Entscheidung zu rechnen ist, hängt insbesondere davon ab, ob und welche Ersatzvorschläge die Stadt Stuttgart machen wird. Der Herr Bundesminister der Verteidigung ist bemüht, so rasch wir möglich zu einem Ergebnis zu gelangen. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Jaeger vom 25. Mai 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (Drucksache V/635 Frage VIII/4) : Wird die Bundesregierung zum Zwecke einer möglichen Änderung des § 61 Nr. 1 der Konkursordnung Erhebungen darüber veranlassen, in welchem Verhältnis der Gesamtbetrag der rückständigen Lohnforderungen zu dem Gesamtbetrag der Rückstände von Sozialversicherungsbeiträgen in den in der Bundesrepublik in den letzten fünf Jahren abgewickelten Konkursverfahren steht? Wie ich bereits in meinem Schreiben vom 16. Mai 1966 dargelegt habe, wird bei der beabsichtigten Neugestaltung des Ersten Buches der Reichsversicherungsordnung geprüft werden, ob die Bestimmungen des § 28 Abs. 3 RVO in der Praxis zu Schwierigkeiten geführt haben und geändert werden sollten. Für diese Untersuchung werden auch Feststellungen darüber zu treffen sein, in welchem Verhältnis durchschnittlich der Gesamtbetrag der rückständigen Lohnforderungen zu dem Gesamtbetrag der Rückstände von Sozialversicherungsbeiträgen in Konkursverfahren steht. Da ein solcher Überblick nur durch eine Auswertung der einzelnen Konkursverfahren gewonnen werden kann, werden sich die zuständigen Bundesressorts mit den Länderministerien in Verbindung setzen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Paul Lücke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte unmittelbar das Wort zu dem wichtigsten Fragenkreis ergreifen, der dieses Haus jetzt und wohl auch in Zukunft beschäftigen wird: die Notstandsverfassung. Ich halte es für unerläßlich, daß diese Frage nunmehr parlamentarisch weiterbehandelt wird, damit wir von der öffentlichen Diskussion in der Illustrierten- und der Fernseh-Demokratie zur parlamentarischen Diskussion dieser Frage zurückfinden.

    (Allseitiger Beifall.)

    Hierher gehören die Schicksalsfragen unseres Volkes. Ich hoffe, daß es uns gelingt, heute den Anfang zu machen.
    Ich weiß mich mit den Damen und Herren des Hohen Hauses in der politischen Zielsetzung einig, unsere rechtsstaatliche, unsere freiheitliche Demokratie auch für die Stunde der Not zu sichern. Deshalb bemühe ich mich seit Übernahme meines Amtes um die notwendige breite Basis für einen neuen Regierungsentwurf einer Notstandsverfassung.
    Die Gespräche mit den Parteivorsitzenden und den Fraktionen des Hohen Hauses ergaben Einigkeit darüber, daß unser Grundgesetz durch Vorsorgebestimmungen für den Notstandsfall ergänzt werden muß. Dies ist aus zwei Gründen erforderlich. Erstens: Unser Grundgesetz ist auf Friedenszeiten abgestellt. Im Falle einer Existenzbedrohung würden es die Bestimmungen des Grundgesetzes unserem Staate nicht ermöglichen, den Grundforderungen zu genügen, die unser Volk gerade für diesen Fall an ihn stellen würde, nämlich rasch und wirksam das zum Schutz der Bevölkerung Erforderliche zu tun und zum anderen auch unter den Bedingungen des Notstands die Funktion der parlamentarischen und der rechtsstaatlichen Kontrolle zu gewährleisten. Zweitens: Wir brauchen die Verfassungsänderung als Voraussetzung für die Ablösung der Sicherheitsvorbehalte der Drei Mächte. — Über diese beiden Punkte bestehen Klarheit und Übereinstimmung.
    Mir ging es darüber hinaus darum, meine Damen und Herren, von vornherein über die grundsätzlichen Auffassungen der parlamentarischen Kräfte Klarheit zu gewinnen, da ich einfach die Unterstützung für eine Verfassungsänderung brauche. Eine solche Verfassungsänderung bedarf nun einmal der Zweidrittelmehrheit im Bundestag und im Bundesrat.
    Die Gespräche wurden mit Vertretern aller Bundestagsfraktionen sowie der Beauftragten des Bundesrates in den letzten Monaten geführt. Dieser sogenannten Zwölfer-Kommission gehörten von der CDU/CSU-Fraktion die Herren Kollegen Benda, Dr. Even, Dr. Kempfler und Dr. Wilhelmi, von der SPD-Fraktion die Kollegen Jahn, Schmidt (Hamburg) und Schmitt-Vockenhausen und von der Freien Demokratischen Partei Herr Kollege Busse, Herr Präsident Dr. Dehler und Herr Kollege Dorn an, ferner als Beauftragter des Bundesrates meine Herren Kollegen, die Innenminister Bennemann von Niedersachsen und Dr. Filbinger von BadenWürttemberg.
    Diese Zwölfer-Kommission ist viermal zusammengetreten. Das Ergebnis der Besprechungen wurde vorgestern leider erst am späten Abend nach der vierten Besprechung zusammengefaßt. Wahrscheinlich durch die späte Stunde bedingt, wurde die Verlautbarung gestern nur unvollständig zitiert. Wegen der Bedeutung der Frage darf ich von mir aus den wesentlichen Inhalt dieser Verlautbarung, die wir in dieser Zwölfer-Kommission einstimmig billigten, verlesen:
    Die . . . Besprechung führte zum Abschluß der in vier Sitzungen ausgetauschten Informationen zwischen dem Bundesminister des Innern, den Vertretern des Bundesrates und der drei Fraktionen des Bundestages über ihre grundsätzlichen Standpunkte. Die Beteiligten stimmten überein, an einer rechtsstaatlichen und zugleich praktikablen Notstandsverfassung mitwirken zu wollen, mit der die alliierten Vorbehaltsrechte vollständig abgelöst werden sollen. Am 2. Juni 1966 wird der Bundesinnenminister mit den Innenministern und -senatoren der Länder diese Fragen erörtern. Er wird anschließend eine Kabinettsvorlage erarbeiten und dem Kabinett zur Billigung vorlegen; eine Stellungnahme der Länder und der Fraktionen kann erst erfolgen, wenn ein Gesetzentwurf vorliegt.
    So weit die Verlautbarung, die wir beim Abschluß der sehr erfreulichen und fruchtbaren Diskussion in diesem Zwölfer-Gremium gemeinsam abgefaßt haben.
    Nun, meine Damen und Herren, Sinn dieser schwierigen Gespräche konnte und sollte es nicht sein, etwa Einzelheiten der künftigen Regelung zu erörtern. Es sollte also nicht den Beratungen des Bundestages und des Bundesrates vorgegriffen werden. Ebensowenig — das darf ich hier feststellen — konnte ich mit meiner Meinung, die ich dort vertreten habe, die Auffassung des Kabinetts präjudizieren. Ich habe wiederholt betont, daß ich der Ansicht bin, daß sich der Bundestag für die Beratungen dieses für unser Volk so wichtigen Gesetzes Zeit nehmen sollte —

    (Abg. Erler: Sehr wahr!)

    darum die Vorgespräche zur Abklärung der Standpunkte —, und zwar so viel Zeit, daß jedermann, auch alle Damen und Herren im Hohen Hause, die nicht so in der Materie stehen, sich auch in Einzel-



    Bundesminister Lücke
    heitere mit dieser schwierigen Frage befassen können. Darum sollen bei den künftigen Ausschußberatungen auch namhafte Stimmen aus dem nichtparlamentarischen öffentlichen Leben zu Worte kommen. Sowohl den Gegnern wie auch den Befürwortern der Verfassungergänzung sollte Gelegenheit gegeben werden, sich zu äußern.

    (Abg. Erler: Sehr gut!)

    Ich freue mich, hier feststellen zu können, daß in den sachlichen Gesprächen der Zwölferkommission Klarheit darüber erbracht wurde, daß in einer Reihe wesentlicher Grundfragen — darum ging es — zwischen den Parteien des Bundestages, dem Bundesrat und ,der Bundesregierung Übereinstimmung besteht. Diese Grundfragen, über die Übereinstimmung besteht, möchte ich Ihnen heute bei der Lesung meines Etats zu Beginn der Kabinettsberatungen bekanntgeben.
    Es handelt sich um folgende Punkte.
    Erstens. Mit Verabschiedung ,der Notstandsverfassung müssen die Sicherheitsvorbehalte der Drei Mächte vollständig abgelöst werden. Hierzu gehören auch die Vorbehalte nach Art. 10 des Grundgesetzes hinsichtlich der Brief-, Post- und Fernmeldekontrolle, die erlöschen müssen. Das wiederum bedeutet, daß zusammen mit der Notstandsverfassung auch die Ergänzung des Art. 10 des Grundgesetzes und die dazugehörige Ausführungsgesetzgebung in Kraft gesetzt werden müssen. Die Drei Mächte haben uns zu verstehen gegeben, daß die vorgesehene Notstandsverfassung ihre Interessen befriedigend berücksichtigen würde, und haben uns auch ihre Ansprüche hinsichtlich der Brief-, Post- und Fernmeldekontrolle mitgeteilt.
    Zweitens. Die sogenannten Schubladengesetzentwürfe sollen, sobald die Notstandsverfassung die rechtlichen Voraussetzungen dafür schafft, parlamentarisch beraten werden.
    Drittens. Die Notstandsverfassung richtet sich weder gegen die Arbeiterschaft unseres Vaterlandes noch gegen die Gewerkschaften noch gegen irgend jemanden. Sie soll Vorsorge treffen für unser Volk, für unseren Staat, für die Stunde der Not.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Deshalb, meine Damen und Herren, — das ist eine Binsenweisheit und eine Selbstverständlichkeit —müssen die Rechte der Arbeitnehmer ebenso wie die aller Bürger auch im Notstandsfall in angemessener Weise gesichert bleiben.
    Der 7. Kongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes hat sich in diesem Monat in Berlin noch nicht dazu durchringen können, der Ersetzung der Notstandsverfassung alliierten Rechts durch eine Notstandsverfassung deutschen Rechts mit parlamentarischen und rechtsstaatlichen Sicherungen zuzustimmen. Sie werden verstehen, daß gerade ich diese Entscheidung bedauere, aber ich bin nicht entmutigt, keineswegs entmutigt. Dieser Gewerkschaftskongreß hat nämlich gezeigt, daß auch innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes die Stimmen derer wachsen, die eine Regelung der Notstandsverfassung im deutschen Verfassungsrecht für unbedingt
    erforderlich halten. Ich hoffe, daß die mit dieser Arbeit notwendig verbundene, breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit, um deren Unterstützung ich Sie herzlich bitten möchte, dazu beitragen wird, auch die anderen beim DGB-Kongreß noch zurückhaltenden Kräfte dazu zu bringen, sich zu unserer Überzeugung durchzuringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das gibt mir die Hoffnung, daß auch die deutschen Gewerkschaften in den kommenden Monaten ihren Beitrag nicht versagen und die von mir angebotene Hand nicht ausschlagen werden. Man sollte mit den Parteien und mit der Regierung sprechen und mit ihnen verhandeln, wenn es um Schicksalsfragen des Volkes geht.

    (Beifall in der Mitte.)

    Ich werde auf die anderen Fragen, die Sie, Herr Kollege Schmitt, angeschnitten haben, im Laufe der Beratungen — wenn Sie einverstanden sind — zurückkommen. Erlauben Sie mir, zum Schluß noch das eine zu sagen: Die Entscheidung über so wichtige Fragen wie die einer rechtsstaatlichen und zugleich praktikablen Notstandsverfassung liegt allein bei den vom Volk gewählten Vertretern im Deutschen Bundestag und im Bundesrat und nirgendwo sonst.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und bei der SPD.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Benda.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Benda


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundesminister des Innern hat hier eben zum Ausdruck gebracht, daß er Wert darauf lege, die Meinung der in diesem Parlament vertretenen Kräfte zur Frage der Notstandsverfassung kennenzulernen. Diese Frage ist an uns alle gerichtet, und diese Frage ist berechtigt. Der Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen hat für die Fraktion der SPD in dieser Beziehung hier einige Ausführungen gemacht, die ich im Augenblick nicht kommentieren möchte. Ich möchte für die Fraktion der CDU/CSU folgendes sagen. Meine Fraktion beglückwünscht den Herrn Bundesinnenminister aufrichtig zu dem bisher von ihm in dieser wichtigen und schwierigen Frage erzielten Ergebnis, wie es etwa in der Verlautbarung des Bundesinnenministers, deren Text auch mit den Vertretern der Fraktionen in der Zwölferkommission abgesprochen worden ist, seinen Niederschlag gefunden hat. Ich möchte meinen, mehr noch als zu dem Ergebnis kann meine Fraktion und darüber hinaus dieses Hohe Haus den Herrn Bundesinnenminister zu der Art und Weise beglückwünschen, in der er die bisherigen Gespräche mit den Kräften im Parlament und außerhalb des Parlaments geführt hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und Abgeordneten der SPD.)

    Ich glaube, daß der eingeschlagene Weg in der Methode und in der Sache der richtige ist. Wir sind zuversichtlich, daß dieser Weg uns im Interesse unseres Volkes und unseres Staates zu einem guten



    Benda
    Ergebnis führen wird. Wir stimmen mit dem Herrn Bundesinnenminister auch darin überein, daß nunmehr die Zeit herangereift ist, in der die Diskussion über die Sachfragen in diesem Parlament zu beginnen hat.
    Wie in der Verlautbarung von vorgestern auch zum Ausdruck gekommen ist, erwarten wir, daß das Bundeskabinett sich über den Entwurf eines Gesetzentwurfes zur Änderung des Grundgesetzes alsbald schlüssig wird, damit dieser Gesetzentwurf so zeitig vorgelegt wird, daß zu dem nächstmöglichen Zeitpunkt — ich fürchte allerdings, daß das nicht mehr vor Beginn der parlamentarischen Sommerpause der Fall sein wird — die Beratungen in diesem Hohen Hause und natürlich auch im Bundesrat beginnen können. Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen hat vorhin von einer sich aus den bisherigen Gesprächen ergebenden Vorklärung der Standpunkte gesprochen. Es ist richtig, Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, es ist eine blanke Selbstverständlichkeit — und die gilt auch für meine Fraktion —, daß über den Inhalt der Kabinettsvorlage natürlich erst dann gesprochen werden kann, wenn sie erarbeitet ist und uns vorliegt. Es wird zweifellos eine ganze Reihe von Einzelfragen geben, über die nachher in den Ausschüssen noch wird gesprochen werden müssen. Insofern behält sich auch meine Fraktion ihre Stellungnahme zu einer Reihe von Einzelpunkten durchaus vor. Ich glaube, auch insoweit besteht eine gemeinsame Auffassung über den Stand des gegenwärtig Erreichten. Auf der anderen Seite darf ich aber sagen, daß die bisherigen Beratungen, die ja haben anknüpfen können an jahrelange Beratungen in diesem Hause, die also nicht im luftleeren Raum oder in der Stunde Null angefangen haben, nach meiner Auffassung — und ich nehme an, daß die Kollegen der sozialdemokratischen Fraktion dies bestätigen können, ohne daß ich jetzt einzelne Punkte anspreche — im Prinzip in diesem Hause zumindest eine gute Aussicht auf Einigung gezeigt haben. Ich möchte nur einen Punkt erwähnen, den ich für einen der wichtigsten halte: Wir waren wie der Rechtsausschuß des vorigen Bundestages und sind auch heute der Auffassung, daß die Rechte und Pflichten des Parlaments auch im Zustand der äußeren Gefahr nicht aufgegeben werden dürfen,

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD.)

    sondern daß, soweit das Gesamtparlament auf Grund der dann bestehenden tatsächlichen Verhältnisse nicht in der Lage sein sollte, seine Pflichten zu erfüllen, dann an seiner Stelle ein möglicherweise drastisch verkleinertes, ein Notparlament, ein Gemeinsamer Ausschuß, wie immer er endgültig heißen mag, treten soll, damit die Rechte und Pflichten des Parlaments voll erhalten bleiben.
    Ein letzter Punkt, meine Damen und Herren! Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen hat erwähnt — und der Herr Bundesinnenminister hat es aufgegriffen —, daß die öffentliche Diskussion über dieses Thema, die ja doch bereits weitgehend im Gange ist, fortgesetzt werden soll, daß sie stattfinden soll. Wir sind damit einverstanden. Wir sind auch der
    Meinung, daß durchaus überlegt werden soll, wie man die Möglichkeit geben kann, daß die in der Öffentlichkeit zu dieser Frage vertretenen Meinungen auch dem Parlament gegenüber in einer Form, die vielleicht noch zu finden sein wird, geäußert werden, und wie in aller Offenheit die Auffassungen zu den Einzelpunkten und zu den Grundsatzfragen dargestellt werden können. Aber, meine Damen und Herren, das ist natürlich kein Ersatz für die parlamentarische Diskussion, für die Klärung der Standpunkte, die wir selber mit uns, miteinander und in diesem Hause zu finden haben. Wir laden alle Außenstehenden, alle an diesem Thema mit Recht Interessierten ein, sich an dieser Diskussion zu beteiligen, insbesondere, meine Damen und Herren, auch die Gewerkschaften. Wir würden es sehr bedauern, wenn der Beschluß des Bundeskongresses des Deutschen Gewerkschaftsbundes, den die Mehrheit des Deutschen Gewerkschaftsbundes gegen eine sehr beachtliche Minderheitsmeinung verabschiedet hat, die vielleicht nicht immer Minderheitsmeinung bleiben wird, so ausgelegt werden müßte, als ob der Deutsche Gewerkschaftsbund das Gespräch mit uns in dieser Frage nicht führen wollte. Wir würden das bedauern, weil wir mit dem Herrn Bundesinnenminister der Meinung sind, daß unter gar keinen Umständen in der Gewerkschaft und in den Kreisen der deutschen Arbeitnehmer auch nur der Eindruck entstehen darf, als ob hier eine Notstandsregelung gegen die Gewerkschaften oder gegen die Arbeitnehmer verabschiedet werden sollte.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir haben diese Absicht niemals gehabt.

    (Abg. Matthöfer: Er wird nicht so ausgelegt!)

    — Ich bin sehr dankbar, Herr Kollege Matthöfer, für diesen Zwischenruf, und ich weiß wohl — wenn Sie mir das abnehmen wollen —, warum ich das hier sage. Ich weiß, daß darüber auch im Gewerkschaftsbund gesprochen wird. Ich kann nur hoffen, ,daß diese Meinung, in der wir uns offenbar einig sind, sich auch durchsetzt, nicht zuletzt im Interesse der Gewerkschaften und der von ihnen vertretenen Arbeitnehmer selbst.
    Wir sind der Meinung, daß wir diese Notstandsverfassung schaffen werden und schaffen müssen als ein Gesetz zum Schutz unseres Volkes, zum Schutz der Demokratie, wie es ein Kollege Ihrer Fraktion und ein prominenter Vertreter der Gewerkschaft auf ihrem Kongreß mit vollem Recht selber gesagt hat. Ich meine, daß wir an diese Arbeit so bald wie möglich herangehen sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)