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    Deutscher Bundestag 42. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1966 Inhalt: Überweisung von Vorlagen 1883 A Wahl des Abg. Springorum als Mitglied des Europäischen Parlaments . . . . 1883 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache V/571) . . . . . . . . . . . 1883 B Fragestunde (Drucksachen V/614, zu V/614) Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Erforschung von körperlichen Spätschäden nach Kriegsgefangenschaftszeiten Katzer, Bundesminister . . . . . 1883 C Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 1884 A Fragen des Abg. Geiger: Finanzierung der Rentnerkrankenversicherung Katzer, Bundesminister . . . . . 1884 B Geiger (SPD) . . . . . . . . . 1884 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Steuerausfälle durch das Gesetz zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer Katzer, Bundesminister . . . . 1884 D Mertes (FDP) 1884 D Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Begleichung der durch die Änderung des Reichsknappschaftsgesetzes entstehenden Kosten Katzer, Bundesminister 1885 A Mertes (FDP) 1885 B Stingl (CDU/CSU) 1885 C Fragen des Abg. Felder: Vereinbarung mit der Zigarettenindustrie über Werbebeschränkungen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1885 D Felder (SPD) 1885 D Fragen der Abg. Frau Meermann: Pflanzenschutzmittelrückstände in holländischem Kopfsalat Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1886 B Frau Meermann (SPD) 1886 C Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 1886 D Dr. Schäfer (SPD) 1887 C Haar (Stuttgart) (SPD) 1887 D Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 1888 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 Frage des Abg. Dr. Lohmar: Auswirkungen der Kapitalerhöhung des Volkswagenwerkes auf die VW- Stiftung zur Förderung der Wissenschaft Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 1888 C Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Neuordnung des Medizinstudiums Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 1888 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1889 A Dr. Meinecke (SPD) 1889 B Fragen des Abg. Welslau: Siedlungskredite für den Neubau von Nebenerwerbsstellen Höcherl, Bundesminister . . . . . 1889 D Welslau (SPD) . . . . . . . . 1890 A Fragen des Abg. Dr. Giulini: Schaffung von Nationalparks oder großen Naturschutzgebieten . . . . . 1890 A Frage des Abg. Röhner: Neue Richtlinien für die Förderungsmaßnahmen des Grünen Planes und der Anpassungshilfe 1966 Höcherl, Bundesminister 1890 B Frage des Abg. Röhner: Neue Richtlinien für das Bäuerinnenprogramm Höcherl, Bundesminister 1890 B Ertl (FDP) 1890 C Fragen des Abg. Röhner: Ablehnung von Anträgen auf Althofsanierung und Aussiedlung Höcherl, Bundesminister 1890 C Röhner (CDU/CSU) 1891 A Ertl (FDP) 1891 B Peters (Popenbüll) (FDP) 1891 C Fragen des Abg. Wächter: Umsätze der Seefischmärkte Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg und Kiel 1891 D Fragen des Abg. Rehs: Finanzierungsrahmen des Siedlungstitels für 1966 — Sicherstellung der Auszahlung von Siedlungsmitteln Höcherl, Bundesminister . . . . . 1891 D Fragen der Abg. Berkhan und Wienand: Zuschüsse des Bundesverteidigungsministeriums für eine Militärzeitschrift von Hassel, Bundesminister . 1892 A Dr. Schäfer (SPD) 1892 C Felder (SPD) . . . . . . . . 1892 C Wienand (SPD) . . . . . . . 1893 A Berkhan (SPD) 1893 B Frage des Abg. Felder: Entsendung von Bundeswehrdelegationen zu Gedenkfeiern des „Stahlhelms" von Hassel, Bundesminister . . 1893 C Felder (SPD) 1893 D Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Ausbau der Anschlußstelle Egelsbach im Nordabschnitt des Main-NeckarSchnellweges . . . . . . . . . 1893 D Frage des Abg. Müller (Mülheim) : Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit für Wassersportler Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1894 A Müller (Mülheim) (SPD) . . . . . 1894 B Frage des Abg. Müller (Mülheim) : Kennzeichnungspflicht für Motorboote Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1894 C Fragen des Abg. Baron von Wrangel: Beseitigung der Frostschäden im Zonenrandgebiet von Schleswig-Holstein Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1894 D Baron von Wrangel (CDU/CSU) . . 1895 A Fragen des Abg. Dorn: Bonner Südbrücke — Fahrspur für den öffentlichen Nahverkehr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1895 B Frage des Abg. Strohmayr: Beförderungspreise für Autoreisezüge Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1895 C Strohmayr (SPD) . . . . . . . 1895 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Niederländisches Gesetz betr. Erstattung der Kraftfahrzeugsteuer für LkwUnternehmer Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 1896 A Mertes (FDP) 1896 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 III Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1966 (Haushaltsgesetz 1966) (Drucksache V/250) — Fortsetzung der zweiten Beratung Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen V/577, zu V/577) in Verbindung mit Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksache V/578) Westphal (SPD) 1896 D Gewandt (CDU/CSU) . ... . . 1901 C Dr. Friderichs (FDP) 1904 C Dr. Schiller (SPD) 1905 C Dr. Erhard, Bundeskanzler . . . 1914 C Schmücker, Bundesminister . . . 1917 B Dr. Pohle (CDU/CSU) . . . . . 1923 A, 1944 A Dr. h. c. Menne (Frankfurt) (FDP) . 1927 B Frau Dr. Krips (SPD) 1930 C Stein (Honrath) (CDU/CSU) . . . 1934 B Dr. Staratzke (FDP) . . . . . 1938 B Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . 1940 C Dr. Starke (Franken) (FDP) . . . 1942 D Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1944 B Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache V/572) 1946 B Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungswesen und Städtebau (Drucksache V/589) Seidel (SPD) . . . . . . . . . 1946 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache V/576) Dr. Haas (FDP) 1946 D Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen V/579, zu V/579, Nachtrag zu V/579) ; dazu: Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag betr. Verbleib der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach (Abg. Herold, Seidel, Freiherr von und zu Guttenberg, Röhner, Dr. Starke [Franken], Geldner und Gen.) (Drucksachen V/262, V/568) Saxowski (SPD) 1948 C Röhner (CDU/CSU) 1950 A Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . 1952 B Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen V/580, zu V/580) Hörmann (Freiburg) (SPD) . . . . 1954 B Dr. Götz (CDU/CSU) . 1955 A Einzelplan 29 Geschäftsbereich des Bundesministers für Familie und Jugend (Drucksache V/593) Westphal (SPD) 1955 D Baier (CDU/CSU) . . . . . . 1956 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für wissenschaftliche Forschung (Drucksachen V/595, zu V/595) Dr. Rau (SPD) . . . . . . . . 1957 B Dr. Abelein (CDU/CSU) . . . . . 1959 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 1961 B Moersch (FDP) . . . . . . . . 1964 A Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 1965 D Dichgans (CDU/CSU) . . . . . 1966 A Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache V/582) . . . 1967 C Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/585) 1967 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache V/586) 1967 D Einzelplan 24 Geschäftsbereich des Bundesschatzministers (Drucksache V/ 588) . 1968 A Einzelplan 26 Geschäftsbereich des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Drucksache V/590) 1968 A Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates (Drucksache V/594) 1968 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache V/597) 1968 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache V/598) 1968 C Nächste Sitzung 1968 D Anlagen 1969 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 1883 42. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.03 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 41. Sitzung, Seite 1868 D, Zeite 22 von unten statt 246 Abgeordneten-Arbeitszimmern, 446 Abgeordneten-Arbeitszimmern. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Frau Albertz 18. 5. Dr. Arndt (Berlin /Köln) 18. 5. Bading *) 18. 5. Dr. Barzel 31. 5. Prinz von Bayern 21. 5. Berger 18. 5. Borm 18. 5. Brünen 27. 5. Burgemeister 18. 5. van Delden 18. 5. Diekmann 18. 5. .Dr. Dittrich *) 18. 5. Frieler 2. 7. Frau Funcke 18. 5. Dr. Furler 29. 5. Geldner 18. 5. Gerlach *) 18. 5. Gibbert 27. 5. Frau Griesinger 18. 5. Hahn (Bielefeld) 27. 5. Dr. Hammans 18. 5. Frau Jacobi (Marl) 27. 5. Dr. h. c. Jaksch 13. 6. Dr. Jungmann 30. 6. Frau Kalinke 18. 5. Dr. Kempfler 18. 5. Klinker *) 18. 5. Mauk *) 18. 5. Dr. von Merkatz 31.5. Metzger *) 18. 5. Michels 18. 5. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 30. 6. Dr. Morgenstern 30. 6. Müller (Aachen-Land) *) 18. 5. Dr. Müller (München) 18. 5. Dr. Prassler 18. 5. Schmidhuber 28. 5. Dr. Schober 18. 5. Schwabe 22. 5. Seither 31. 5. Seuffert 28. 5. Stahlberg 31. 6. Stein (Mainz) 18. 5. Teriete 2. 7. Tobaben 18. 5. Unertl 18. 5. Dr. Wilhelmi 18. 5. Zerbe 27. 5. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Umdruck 49 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 09 - Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft - (Drucksachen V/250 Anlage, V/578). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 09 02 - Allgemeine Bewilligungen - 1. In Tit. 966 - Energiepolitische Maßnahmen, die dem Kohleabsatz dienen - wird folgender Buchstabe c angefügt: c) Einmalige Ausgabe für energiepolitische Maßnahmen, die dem Kokskohleeinsatz in der eisenschaffenden Industrie dienen 100 000 000 DM. Zu Tit. 966 c) wird eine Erläuterung folgenden Inhalts aufgenommen: „Zu Tit. 966 c) Im Zuge der energiepolitischen Maßnahmen zur Sicherung des Absatzes von Gemeinschaftskohle erhalten Unternehmen der eisenschaffenden Industrie für die Verwendung von Hüttenkoks, der aus Gemeinschafts-Kokskohle erzeugt wird, ab 1. Juli 1966 je Tonne verbrauchter Kokskohle 8 DM als laufende Beihilfe. Die Beihilfe dient dem Ausgleich der sich für die Unternehmen der eisenschaffenden Industrie bei der Verwendung von Hüttenkoks, der aus GemeinschaftsKokskohle erzeugt wird, ergebenden Nachteile. Das Nähere ist bis zum Erlaß der gesetzlichen Regelung durch Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zu regeln." 2. In Tit. 968 b) - Darlehen für die Aufsuchung oder Ausbeutung von außerhalb des Bundesgebietes gelegenen Erdöl- oder Erdgaslagerstätten - wird der Ansatz um 62 500 000 DM auf 57 500 000 DM gekürzt. Im Haushaltsvermerk wird Absatz 2 gestrichen. 3. Tit. 969 - Darlehen für Unternehmen des Steinkohlenbergbaus für die Aussuchung und Ausbeutung von Erdgaslagerstätten - (Drucksache V/578 S. 4) wird gestrichen. 4. Tit. 972 - Leistungen des Bundes zur dezentralen Einlagerung von Kohlen 30 000 000 DM - wird gestrichen. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion 1970 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 Anlage 3 Umdruck 60 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 25 -- Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungswesen und Städtebau — (Drucksachen V/250 Anlage, V/589). Der Bundestag wolle beschließen: Bei Kap. 25 02 Tit. 585 wird in den Erläuterungen hinter dem bisherigen Absatz 1 ein neuer Absatz 2 mit folgendem Wortlaut eingefügt: „Von der Bindungsermächtigung entfallen auf Wohnungsbaumaßnahmen für Facharbeiter und Schlüsselkräfte im Zonenrandgebiet 14 000 00.0 DM." Der bisherige Absatz 2 wird Absatz 3. Bonn, den 17. Mai 1966 Dr. Barzel und Fraktion Erler und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 42 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — (Drucksachen V/250 Anlage, V/579). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen —wird in Tit. 959 — Investitionsbeihilfen für landwirtschaftliche Betriebe (Anpassungshilfe 1966) — (Drucksache V/579 S. 5) der Ansatz um 40 000 000 DM auf 37 600 000 DM gekürzt. 2. In Kap. 10 03 — Marktordnung wird in Tit. 620 — Zuschüsse an die Einfuhr- und Vorratsstellen für Getreide und Futtermittel, für Fette, für Schlachtvieh, Fleisch und Fleischerzeugnisse und an die Einfuhrstelle für Zucker — (Drucksachen V/579 S. 6, V/250 Anlage S. 69) der Ansatz um 55 000 000 DM auf 310 479 800 DM gekürzt. Bonn, den 16. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 5 Umdruck 50 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 11 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen V/250 Anlage, V/580). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 13 — Sozialversicherung — In Tit. 602 — Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung — wird der Ansatz von 2 240 000 000 DM um 56 000 000 DM auf 2 296 000 000 DM erhöht. In den Erläuterungen wird in Absatz 2 a) in Nr. 1 — Rentenleistungen — der Ansatz von 3 152 000 000 DM um 35 000 000 DM auf 3 187 000 000 DM, b) in Nr. 6 — Knappschaftsausgleichsleistung — der Ansatz von 16 000 000 DM um 21 000 000 DM auf 37 000 000 DM erhöht. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 6 Umdruck 53 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 29 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Familie und Jugend — (Drucksachen V/250 Anlage, V/593). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 29 02 — Allgemeine Bewilligung — wird in Tit. 571 — Bundesjugendplan a) Allgemeiner Bundesjugendplan (ausgenommen Baumaßnahmen) — (Drucksache V/593 S. 3) der Ansatz um 940 000 DM auf 44 730 000 DM erhöht. In den Erläuterungen zu Tit. 571 a (Drucksache V/250 Anlage) wird damit der Ansatz des Regierungsentwurfs bei folgenden Positionen wie folgt wiederhergestellt: A. I. Politische Bildung der Jugend 6 520 000 DM B. I. bis III. Internationale Jugendarbeit 9 200 000 DM E. II. Victor-Gollancz-Stif- tung einschließlich Aka- demie-Lehrgänge 1 250 000 DM. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 7 Umdruck 54 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 31 — Geschäftsbereich des Bundesministers für wissenschaftliche Forschung — (Drucksachen V/250 Anlage, V/595). Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42, Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 1971 Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 31 02 — Bewilligungen für die allgemeine Wissenschaftsforschung — wird in Tit. 600 — Förderung des Ausbaus bestehender Hochschulen und sonstiger Wissenschaftseinrichtungen — (Drucksachen V/595 S. 3) der Ansatz um 101 295 100 DM auf 530 000 000 DM erhöht. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 8 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Seidel für die Fraktion der SPD zu Punkt III/ 6 der Tagesordnung (Drucksache V/589). Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion sieht sich nicht in der Lage, dem Einzelplan für den Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wohnungswesen und Städtebau zuzustimmen. Der Grund für diese Haltung liegt in der Wohnungspolitik der Bundesregierung, die den Erfordernissen des Alltags nicht Rechnung trägt. In Stichworten sei das kurz begründet: 1. ,der Rückgang der Förderung des sozialen Wohnungsbaus, 2. die noch weitgehende Unterversorgung breiter Volksschichten, vor allem kinderreicher Familien, alter und alleinstehender Menschen und der jungen Familien. Das sind die Punkte, die uns zur Kritik an der Wohnungspolitik der Bundesregierung Veranlassung geben. In allernächster Zeit besteht die Möglichkeit, aus Anlaß der ersten Lesung des sozialdemokratischen Gesetzentwurfes zur Behebung sozialer Notstände auf dem Gebiete des Mietrechts den umfangreichen Komplex der Wohnungspolitik ohne Zeitdruck zu erörtern. Wir können nicht auf den Hinweis verzichten, daß die Erklärung der Bundesregierung aus dem Herbst des vergangenen Jahres, der soziale Wohnungsbau werde unvermindert fortgesetzt, mit den Tatsachen in Widerspruch steht. Auf Grund des Haushaltssicherungsgesetzes sind dem sozialen Wohnungsbau im Haushalt 1965 insgesamt 70 Millionen DM und im Haushalt 1966 sogar 202 Millionen DM entzogen worden. Diese großen Millionenbeträge können die Länder aus eigenen Mitteln zugunsten des sozialen Wohnungsbaus nicht ausgleichen. Diese Minderung der Förderung des sozialen Wohnungsbaus läßt sich auch durch die Bindungsermächtigungen im Bundeshaushalt in Höhe von 210 Millionen DM als Vorgriff auf das Haushaltsjahr 1967 keineswegs ungeschehen machen. Als bedenklichste haushaltspolitische Manipulation muß die Inanspruchnahme der Rückflußmittel aus den Darlehen für den sozialen Wohnungsbau in Höhe von 62 Millionen DM zur Abdeckung des Bundeshaushaltes angesehen werden. Wir verlangen, daß in Zukunft die Rückflußmittel aus dem Wohnungsbaudarlehen ausschließlich der Förderung des sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung stehen, wie es im Zweiten Wohnungsbaugesetz vorgesehen ist. Das sind nur einige 'der Gründe, die die sozialdemokratische Bundestagsfraktion veranlassen, ihre Zustimmung zu dem Haushalt Wohnungswesen und Städtebau zu versagen. Die Fraktion wird deshalb Stimmenthaltung üben. Anlage 9 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Dr. Götz für die Fraktion der CDU/CSU zu Punkt III/ 11 der Tagesordnung (Drucksache V/580, zu V/580). Dem Hohen Haus liegt ein Schriftlicher Bericht zum Einzelplan 11 vor. Wenn ich trotzdem als Berichterstatter um das Wort zu einem kurzen mündlichen Bericht gebeten habe, so deshalb, weil ich es bei der Bedeutung des Sozialhaushalts innerhalb des Gesamthaushalts des Bundes für angebracht und zweckmäßig halte, zu den Allgemeinen Bemerkungen des „Schriftlichen Berichts" noch einige ergänzende Erläuterungen zu geben. Das dringendste Problem, vor das sich der Haushaltsausschuß gestellt sah, war die Festigung der Finanz- und Haushaltslage des Bundes im Interesse der Stabilität der Währung. Unter diesem Gesichtspunkt mußte der Haushaltsausschuß auch den Sozialhaushalt und seine Positionen prüfen und beraten, von der allgemein anerkannten Erkenntnis ausgehend, daß die Erhaltung der Geldwertstabilität die Grundvoraussetzung für eine fortschrittliche Sozialpolitik ist. Der Entwurf der Bundesregierung zum Einzelplan 11 hat diesen Gesichtspunkten bereits weitgehend entsprochen. So wurden z. B. in Auswirkung des Hauhaltssicherungsgesetzes im Haushaltsplan 1966 berücksichtigt: die Verlagerung von Lasten nach dem Mutterschutzgesetz in Höhe von 260 Millionen DM und das zeitliche Hinausschieben der Nachzahlung von Zuschüssen zur Familienwochenhilfe an die Träger der Krankenversicherung in Höhe von 264 Millionen DM. Außerdem wurde auch in diesem Jahr eine Minderausgabe von 750 Millionen DM durch Zuteilung von Schuldbuchforderungen an die Träger der Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestellten ausgebracht. Darüber hinaus hat die Bundesregierung in Verhandlungen mit der Bergbauberufsgenossenschaft erreicht, daß die Erstattungszahlungen in Höhe von 100 Millionen DM unter Übernahme des Zinsendienstes bis zum Jahre 1968 ausgesetzt werden. Damit wurde auch im Sozialhaushalt ein Beitrag zur Stabilerhaltung der Währung geleistet, ohne dadurch das bestehende Leistungssystem zu verschlechtern. Auch beim Mutterschutz sind durch 1972 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 eine vorübergehende Umlastung der Finanzierung die sozial- und gesundheitspolitischen Fortschritte wirksam geworden. Der Haushaltsausschuß hat bei der Beratung des Einzelplans 11 das im Regierungsentwurf vorgesehene Ausgabenvolumen von rund 13,3 Milliarden DM um rund 5,75 Millionen DM gekürzt. Aber auch durch diese Einsparungen tritt keine Kürzung der gesetzlichen Sozialleistungen ein. Der Hauptanteil der vorgenommenen Einsparungen entfällt auf das Gebiet der Arbeitslosenhilfe. Dort war auf Grund der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung eine Kürzung um 4,9 Millionen DM möglich, ohne die Leistungsempfänger zu benachteiligen. Es muß aber dazu bemerkt werden, daß eine weitere Verminderung dieses immer noch beachtlichen Ansatzes von 42,5 Millionen DM ohne Änderung des Gesetzes über die Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung nicht möglich ist. Es ist festzustellen, daß trotz der Auswirkungen des Haushaltssicherungsgesetzes und der vom Haushaltsausschuß vorgenommenen Kürzungen die im Einzelplan 11 veranschlagten Ausgaben um 264 Millionen DM höher sind als im Vorjahr. Das ist ein Anstieg um rund 2 %. Der Haushaltsausschuß war bei seinen Beratungen bemüht, den sozial- und konjunkturpolitischen Erfordernissen gerecht zu werden. Bei dem mit 13,3 Milliarden DM veranschlagten Ausgabevolumen handelt es sich nur um die im Einzelplan 11 ausgewiesenen Sozialleistungen. Berücksichtigt man alle Sozialleistungen des Bundes, so ergibt dies für das Jahr 1966 einen Mehraufwand von rund 0,5 Milliarden DM auf 18,2 Milliarden DM. Damit beträgt der Anteil der gesetzlichen Sozialleistungen an den Gesamtausgaben des Bundes rund 27,2 %. Aber auch diese Summe bezieht sich nur auf einen Teil des Gesamtkomplexes unseres Sozialleistungssystems. Die Nettoaufwendungen für alle öffentlichen Sozialleistungen in der Bundesrepublik werden sich im Jahre 1966 voraussichtlich auf 68 bis 70 Milliarden DM belaufen. Eine genaue Zahl läßt sich zur Zeit noch nicht feststellen. 1965 beliefen sich alle öffentlichen Sozialleistungen auf 62,6 Milliarden DM. Sie lagen damit um 13 % über den Aufwendungen des Jahres 1964. Die Steigerungsrate von 1965 auf 1966 dürfte sich im ähnlichen Rahmen bewegen. Der finanzielle Schwerpunkt des Einzelplans 11 liegt bei den Bundeszuschüssen zur Sozialversicherung. Sie betragen für das Haushaltsjahr 1966 8,6 Milliarden DM, das ist gegenüber dem Jahre 1965 ein Mehrbedarf von rund 617 Millionen DM. Davon entfallen 470,7 Millionen DM auf die Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten und 146,0 Millionen DM auf die knappschaftliche Rentenversicherung. Wenn man die Höhe der Bundeszuschüsse im Vergleich zu der Zahl der Rentner setzt, dann kommt man zu der Feststellung, daß die Zahl der Rentner bei den Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten wesentlich höher liegt als bei der knappschaftlichen Rentenversicherung. Sie beträgt im ersten Fall bei einem Bundeszuschuß von 6,3 Milliarden DM 8 Millionen Rentner und bei der knappschaftlichen Rentenversicherung bei einem Zuschuß von 2,4 Milliarden DM nur 0,7 Millionen Leistungsempfänger. Es ist verständlich, daß die beachtliche Höhe der Bundeszuschüsse die Blicke kritischer Betrachter auf sich zieht und die Frage auftaucht, ob das so sein muß. Es wird aber dabei zu wenig oder gar nicht beachtet, daß die Rentenversicherungen durch die Folgen zweier Weltkriege in doppelter Hinsicht belastet sind. Einerseits sind ihr durch die Anrechnung der Zeiten des Wehrdienstes, des Kriegsdienstes und der Kriegsgefangenschaft auf die Renten zusätzliche Verpflichtungen erwachsen; andererseits hat sie durch den kriegsbedingten Verlust an Beitragszahlern und wegen der geburtenschwachen Jahrgänge erhebliche Einbußen auf der Einnahmeseite erlitten. Erörterungen über die Möglichkeit einer Kürzung der Bundeszuschüsse an die Sozialversicherung sind im Haushaltsausschuß nicht angestellt worden. Eine Kürzung erscheint auch nicht vertretbar. Die Zuschüsse zur Sozialversicherung sind zwar von Jahr zu Jahr absolut mit den Löhnen gestiegen, sie stehen aber in keinem direkten Verhältnis zu der zunehmenden Alterslast. Würde man auch diese berücksichtigen, ergäbe sich eine degressive Entwicklung der Zuschußleistung des Bundes. Keinesfalls kann man bei den Bundeszuschüssen von Subventionen sprechen. Sie kommen nicht einem bestimmten Wirtschaftsbereich, sondern fast der gesamten Bevölkerung zugute. Es handelt sich nicht um die Gewährung von Sondervorteilen an einzelne, sondern um eine Verteilung staatlicher Mittel von der erwerbstätigen Bevölkerung an die aus dem Erwerbsleben ausgeschiedenen Rentner. Die Bundeszuschüsse sind auch nicht zum Ausgleich eines vorübergehenden wirtschaftlichen Mißerfolges bestimmt, sondern eine auf Dauer gerichtete finanz- und sozialpolitische Maßnahme. Als Finanzhilfen im weitesten Sinne rechtfertigen sie sich sowohl als Ausgleich von Kriegsfolgen als auch durch die Beteiligung der Betroffenen an der Mehrung des Sozialprodukts und stellen die Solidarität der schaffenden Generation mit der Vorgeneration her. Im Zusammenhang mit der auch im Haushalt 1966 ausgebrachten Minderausgabe durch Zuteilung von Schuldbuchforderungen an die Träger der Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten steht das Problem der Rücklagen. Sie haben die beachtliche Höhe von über 26 Milliarden erreicht. Es besteht allgemeines Einvernehmen darüber, daß sie in Zukunft nicht weiter ansteigen sollen. Das bedeutet aber bei dem ungünstigen Altersaufbau unserer Bevölkerung, daß die nicht mehr anwachsende Rücklage einen ständig geringer werdenden Anteil der Rentenausgaben deckt. Daher muß auf alle Fälle dafür Sorge getragen werden, daß die Liquidität der Rentenversicherungen auch in Zukunft gesichert bleibt. In den nicht nur absolut, sondern auch relativ steigenden Bundeszuschüssen zur knappschaftlichen Rentenversicherung spiegelt sich die energiepolitische Entwicklung wieder. Im Zuge dieser Entwicklung wurde eine Reihe von Lasten auf diesen Versicherungszweig übertragen, die nicht im Zusam- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 1973 menhang mit den eigentlichen Aufgaben der Knappschaften stehen. Es muß damit gerechnet werden, daß bei dieser Situation auch in Zukunft eine Steigerung der Bundeszuschüsse unvermeidlich ist. Neben den Sozialleistungen im klassischen Sinne nehmen die Kriegsfolgelasten im Sozialhaushalt einen beachtlichen Raum ein. An erster Stelle steht hier die Kriegsopferversorgung, die auch in ihrer Größenordnung unmittelbar auf die Leistungen des Bundes an die Sozialversicherung folgt. Die Verminderung der Versorgungsleistungen des Bundes für Kriegsopfer um 353,2 Millionen DM im Haushalt 1966 hat ihre Ursache nicht in Leistungsverkürzungen, sondern lediglich in dem Rückgang der Zahl der Leistungsberechtigten und in einer Verminderung der Nachzahlungen, die durch die Umrechnungsschwierigkeiten des Zweiten Neuordnungsgesetzes bedingt sind. Ein wirklichkeitsnahes Bild über die Entwicklung der Kriegsopferversorgung entsteht, wenn man berücksichtigt, daß sich der Durchschnittsbetrag für den Leistungsempfänger inzwischen verdreifacht hat. Der Haushaltsausschuß hat wegen der angespannten Haushaltslage den für die Kapitalabfindungen vorgesehenen Betrag nicht noch weiter erhöhen können; dafür aber eine Bindungsermächtigung in Höhe von 15 Millionen DM vorgesehen. Damit ist sichergestellt, daß die zu erwartenden Anträge auf Kapitalabfindungen befriedigt werden können. Eine erhebliche Erhöhung hat u. a. der Ansatz für die Kosten der Heilbehandlung erfahren. Der Haushaltsentwurf sieht keinen Ansatz für ein drittes Neuordnungsgesetz vor, weil über die Ausgestaltung und die Höhe der Leistungsverbesserungen noch Verhandlungen im Gange sind. Es wird erwartet, daß die Bundesregierung in absehbarer Zeit einen Gesetzentwurf dazu vorlegt. Neben den auf gesetzlichen Verpflichtungen beruhenden Sozialleistungen des Bundes, von denen ich nur diejenigen erwähnt habe, die den größten Finanzbedarf des Bundes erfordern, verdienen einige freiwillige Sozialleistungen wegen ihrer großen Bedeutung für das Arbeitsleben noch besonders hervorgehoben zu werden. Hier muß in erster Linie die Förderung der beruflichen Fortbildung genannt werden, ein Programm, das, 1959 mit der institutionellen Förderung begonnen und 1962 um die individuelle Förderung erweitert, unter den aufstiegswilligen Berufstätigen eine außerordentlich gute Resonanz gefunden hat. Die bis zum 31. 7. 1965 gewährten Beihilfen mit einer Gesamtsumme von rund 82 Millionen DM haben dazu beigetragen, etwa 44 000 Arbeitnehmern, insbesondere in technischen Berufen, den Aufstieg in eine mittlere oder gehobene Berufstätigkeit zu ermöglichen. Für das Rechnungsjahr 1966 mußte auf Grund der vorliegenden Anträge der zunächst vorgesehene Jahresansatz von 36,1 Millionen DM um 6,4 Millionen DM erhöht werden. Trotz der inzwischen enger gefaßten Richtlinien für die Gewährung der individuellen Beihilfen, durch die- einer unvertretbaren Ausweitung des Programms vorgebeugt werden soll, läßt das starke Interesse an diesen Berufsförderungshilfen erwarten, daß in diesem Jahr noch weitere Bundesmittel benötigt werden. Zu den wichtigsten freiwilligen Sozialleistungen ist außerdem die arbeitsmarktpolitisch bedeutsame Errichtung überregionaler Rehabilitationszentren für die Spezialbehandlung bestimmter Verletzten- und Krankengruppen zu rechnen. In den vergangenen Jahren wurde auf diesem Gebiet mit finanzieller Unterstützung des Bundes bereits Vorbildliches geleistet. Erwähnt sei hier nur das StöckerWerk in Heidelberg. Um auch hier dem weiteren Bedarf an ,derartigen Einrichtungen wenigstens einigermaßen gerecht werden zu können, wurde der Ansatz des Vorjahres um 300 000 DM auf 4,3 Millionen DM erhöht. Neben den vielfachen, für die Arbeitnehmerschaft bestimmten Maßnahmen darf auch die Hilfe für die freien Berufe nicht unerwähnt bleiben. Hier wurde in der Vergangenheit durch die Zinsverbilligungsaktion des Bundes manchem jungen Akademiker der Weg zu einer selbständigen freiberuflichen Existenzgeebnet. Der Haushaltsausschuß hat die Berechtigung und Notwendigkeit dieses Programms anerkannt. Wegen der angespannten Haushaltslage sah er sich aber leider nicht in der Lage, den Vorjahresansatz zu erhöhen. Es sollte jedoch angestrebt werden, in Zukunft die Mittel wieder in der Höhe des notwendigen Bedarfs zur Verfügung zu stellen. Im Haushalt 1966 wurden erstmals Mittel für den Bau von Familienwohnungen für ausländische Arbeitnehmer vorgesehen. Bei der inzwischen erreichten Zahl von 1,2 Millionen ausländischen. Arbeitnehmern in der Bundesrepublik ist es unausbleiblich, daß sich eine Reihe von zum Teil recht schwierigen Problemen ergeben. Nicht alle lassen sich durch die private Initiative der Arbeitgeber, der Gewerkschaften, der kirchlich-karitativen Organisationen oder der Verbände der freien Wohlfahrtspflege lösen. Durch sie geschieht auf dem Gebiet der Ausländerbetreuung sehr viel, und man sollte ihnen dafür danken. Der Haushaltsausschuß hat sich nur mit einer der vielen Fragen der Ausländerbetreuung beschäftigt, nämlich mit der Frage der sich aus der Familienzusammenführung notwendigerweise ergebenden Förderung .des Familienwohnungsbaues. Die bei uns beschäftigten Ausländer haben nach EWG-Bestimmungen oder auf Grund von Vereinbarungen mit den „Entsendeländern" einen Anspruch darauf, ihre Familien nachkommen zu lassen. Nach der EWG- Verordnung Nr. 38/64 ist den in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeitnehmern bei der Beschaffung ausreichenden Wohnraumes zu helfen. Nach Teilerhebungen, die vor einiger Zeit in den Schwerpunktgebieten der Ausländerbeschäftigung vorgenommen wurden, haben etwa 15 % der Gastarbeiter zumindest ihre Ehefrauen nachkommen lassen. Die Förderung der Familienzusammenführung und .des Familienwohnungsbaues liegt aber nicht nur im Interesse der ausländischen Arbeiter, sondern auch im Interesse der Betriebe und nicht zuletzt der Be- 1974 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 völkerung. Ich glaube, es ist unsere moralische und. soziale Pflicht, den ausländischen Arbeitskräften, auf die wir zur Erhaltung des Wirtschaftswachstums und zur Förderung des allgemeinen Wohlstandes angewiesen sind, auch ein menschenwürdiges Zuhause zu geben, in dem sie sich wohlfühlen können und weniger der Gefahr ausgesetzt werden, mit den Strafgesetzen in .Konflikt zu kommen. Die Bundesanstalt in Nürnberg hat dankenswerter Weise für die Förderung des Wohnungsbaues für ausländische Arbeitskräfte Darlehensmittel in Höhe von 50 Millionen DM bereitgestellt. Trotzdem konnte das damit angestrebte Ziel noch nicht erreicht werden, weil die Mittel zur Spitzenfinanzierung oder zur Tilgungsstreckung fehlten. Diese Lücke in der Finanzierung soll nunmehr durch die bei Tit. 950 veranschlagten Bundesmittel in Höhe von 3 Millionen DM und die Erteilung einer Bindungsermächtigung in Höhe von 7 Millionen DM geschlossen werden. Bei der vielseitigen Problematik der Ausländerbetreuung hat der Haushaltsausschuß angeregt, den Versuch einer Koordinierung aller Betreuungsmaßnahmen zu machen und eine Zusammenfassung der dafür vorgesehenen Mittel beim federführenden Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung herbeizuführen. Mit diesen meinen Schriftlichen Bericht in seinem Allgemeinen Teil noch ergänzenden und kommentierenden Bemerkungen kann ich meinen Mündlichen Bericht beenden. Im Haushaltsausschuß wurden alle Titel des Einzelplans 11 in der Ihnen vorliegenden Fassung einstimmig beschlossen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Jaeger vom 16. Mai 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (Drucksache V/614 Frage 1/2): Ist die Bundesregierung bereit, einen Gesetzentwurf zur Änderung des § 61 Konkursordnung dahin gehend vorzulegen, daß die rückständigen Forderungen aus Lohn, Kostgeld oder anderen Dienstbezügen den rückständigen Forderungen aus der Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung, der Berufsgenossenschaften und Familienausgleichskassen im Range vorgehen, wodurch eine Benachteiligung der Arbeitnehmer beseitigt würde, die darin liegt, daß die rückständigen Forderungen aus Sozialabgaben erfahrungsgemäß erheblich höher sind als die rückständigen Lohn- und Gehaltsforderungen, so daß die Arbeitnehmer als die sozial Schwächeren durchschnittlich nur geringe Restbeträge ausbezahlt erhalten? Im Konkurs über das Vermögen eines Arbeitgebers werden bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern wegen der für das letzte Jahr vor der Eröffnung des Konkursverfahrens rückständigen Lohnforderungen nach § 61 Nr. 1 KO vorzugsweise befriedigt. Ebenso genießen das Vorrecht des § 61 Nr. 1 KO nach § 28 Abs. 3 RVO und entsprechenden Bestimmungen anderer Versicherungsgesetze wegen rückständiger Beitragsforderungen auch die Sozialversicherungsträger. Soweit es sich um die Forderungen der Krankenkassen und der Versicherungsanstalten handelt, ist der Grund für die Gleichbehandlung die Erwägung, daß die vom Arbeitgeber gezahlten Beiträge rechtlich oder doch wenigstens wirtschaftlich einen Teil des vom Arbeitnehmer verdienten Lohnes darstellen und der Arbeitnehmer sich bei der Lohnzahlung Beitragsteile vom Lohn abziehen lassen muß (RGZ 102, 72 ff.; Jaeger-Lent, Konkursordnung § 61 Anm. 18). Die Forderungen der Berufsgenossenschaften sind den Forderungen der Krankenkassen und der Versicherungsanstalten gleichgestellt, um eine einheitliche Behandlung aller Arten von Versicherungsträgern zu erreichen (RG 102, 74) . Dem Bundesjustizministerium liegt kein Material vor, aus dem sich ergibt, daß in Konkursen Rückstände von Sozialversicherungsbeiträgen vielfach wesentlich höher sind als rückständige Lohnforderungen. Es ist mir bislang auch nicht bekanntgeworden, daß die gesetzliche Regelung zu einer erheblichen Benachteiligung der Arbeitnehmer geführt hat. Ein zu starkes Anwachsen der Vorrechtsforderungen von Sozialversicherungsträgern dürfte schon deswegen ausgeschlossen sein, weil nur die im letzten Jahr vor der Eröffnung des Konkurses entstandenen Beitragsforderungen der Sozialversicherungsträger unter das Vorrecht des § 61 Nr. 1 KO fallen (BGHZ 34, 294 ff.). Zur Zeit sehe ich daher keinen dringlichen Anlaß, die geltende Regelung zu ändern. Die Bundesregierung beabsichtigt aber, das Erste Buch der Reichsversicherungsordnung (Gemeinsame Vorschriften) neu zu gestalten. Bei dieser Gelegenheit wird auch geprüft werden, ob die Bestimmung des § 28 Abs. 3 RVO mit dem bisherigen Inhalt beibehalten werden kann. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 10. Mai 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Giulini (Drucksache V/614 Fragen X/3 und X/4) : Gedenkt die Bundesregierung Nationalparks oder große zusammenhängende Naturschutzgebiete in Deutschland zu schaffen, in welchen alle deutschen Wildtiere geschützt sind und welche zur Erholung und Freude der Bevölkerung dienen, so wie das in fast allen anderen Kulturstaaten geschehen ist? Gedenkt die Bundesregierung dem Deutschen Naturschutzring, dem Dachverband aller Organisationen und Vereine, die mit der Erhaltung der Natur zu tun haben, ähnlich wie anderen Verbänden Geldmittel zur Verfügung zu stellen? Da dem Bund auf den Gebieten des Naturschutzes und der Jagd nur die Rahmengesetzgebung zusteht, ist er nicht in der Lage, selbst bestimmte Erholungsgebiete oder Wildreservate zu schaffen. Die Bundesregierung unterstützt jedoch seit 10 Jahren das in den meisten Ländern der Bundesrepublik durchgeführte Naturpark-Programm zum Schutz großräumiger, durch natürliche Schönheit und Eigenart ausgezeichneter Landschaften von übergebietlicher Bedeutung, in denen durch geeignete Maßnahmen die Natur vor Schädigungen bewahrt und den Menschen Erholung geboten wird. Was den Wildschutz angeht, genießen bei uns heimische, nicht jagdbare wildlebende Tiere den Schutz des in allen Ländern fortgeltenden Reichsnaturschutzgesetzes von 1935 und treffen für die jagdbaren Tiere die Bestimmungen des Bundesjagdgesetzes zu. Die Bundesregierung ist aus folgenden Gründen nicht in der Lage, dem Deutschen Naturschutzring einen laufenden Zuschuß zu gewähren: 1. Die vom Deutschen Naturschutzring wahrzunehmenden Aufgaben sind überwiegend Länderangelegenheit. 2. Verschiedene, dem Deutschen Naturschutzring als Dachverband angehörende Vereine erhalten bereits Zuschüsse des Bundes, die mehrere 100 000 DM betragen. Es ist daher aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht möglich, auch dem Dachverband selbst noch Zuwendungen aus Bundesmitteln zukommen zu lassen. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 16. Mai 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Wächter (Drucksache V/614 Fragen X/10 und X/11): Wie hoch waren in den Jahren 1962 bis 1965 die Umsätze der vier großen Seefischmärkte Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg und Kiel mengen- und wertmäßig? Wieviel Prozent der Menge und des Wertes entfallen auf die einzelnen in Frage X/10 genannten Häfen? Mengen- und wertmäßige Umsätze der vier Seefischmärkte 1962 1963 Menge Wert in Menge Wert in i. t. % 1000 DM % i. t. % 1000 DM % Bremerhaven Cuxhaven Hamburg 173 672 131 089 33 771 31 411 46,95 35,43 9,13 8,49 103 384 45,22 35,28 9,85 8,65 151 768 43,96 39,25 8,34 8,45 . 88 799 43,45 38,63 9,35 8,57 Kiel 78 931 135 482 78 948 22 025 28 799 19 104 19 353 29 156 17 502 Zusammen: 369 943 100 1 223 693 100 345 205 100 204 353 100 1964 1965 Menge Wert in Menge Wert in i. t. % 1000 DM % i. t. % 1000 DM % Bremerhaven Cuxhaven Hamburg 127 311 125 067 25 506 29 023 41,48 40,75 8,31 9,46 84 530 41,33 38,96 9,54 10,17 123 481 121 723 26 535 28 704 41,10 40;52 8,83 9,55 88 676 41,04 38,63 10,48 9,85 Kiel 79 665 83 471 19 512 22 647 20 793 21 299 Zusammen: 306 907 100 204 500 100 300 443 100 216 093 100
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat vorhin dem Kollegen Herrn Professor Dr. Schiller vorgeworfen, er sei in seinen Ausführungen nicht aktuell, er rede von der Vergangenheit und von der Zukunft, aber wenig von der Gegenwart. Die Herren Kollegen Menne und Staratzke haben gesagt, man solle die Konjunktur nicht zerreden. Herr Abgeordneter Stein hat einen Appell an uns gerichtet, die Lage nicht zu dramatisieren. Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich diese vier Äußerungen — Nichtaktualität, die Konjunktur zerreden, die Lage dramatisieren — als eine einheitliche Linie betrachte, wie man mit den Anliegen der Opposition zur Wirtschafts- und Finanzpolitik fertigzuwerden gedenkt.
    Was heißt denn „nicht dramatisieren" — wenn ich jetzt die Vokabel von Herrn Stein stellvertretend für alle vier aufgreife? Wir sollen nicht dramatisieren, daß seit einigen Monaten die Lebenshaltungskosten um 4,3% steigen? Wir sollen nicht dramatisieren, daß die Industrieproduktion in der Bundesrepublik an der Stagnationsgrenze pendelt? Wir sollen nicht dramatisieren, daß die Sparfreudigkeit nachläßt?
    Was heißt: nicht dramatisieren? Soll das heißen: wir sollten nicht zu sehr kritisieren, wir sollten am besten von der Sache nicht reden? Möglicherweise gäbe es noch Bürger, die die Preissteigerung bisher noch nicht bemerkt haben. Möglicherweise gäbe es noch Unternehmer, die so wenig Zeitung lesen, daß sie nicht bemerkt haben, wie traurig es in benachbarten Branchen aussieht. „Nicht dramatisieren", meine Damen und Herren, heißt doch wohl, wenn ich Sie recht verstanden habe, unangenehme Dinge in ein freundlicheres Licht setzen.

    (Abg. Matthöfer: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!)

    Es heißt weiter, den Sozialpartnern 4 % als Leitlinie zu nennen, aber in Wirklichkeit 5 1/2 % zu meinen. Es heißt — wenn ich das alles einmal zusammen nehme —, zu versuchen, den Bürger und wichtige soziale Gruppen in unserem Volk über die Lage und Zielsetzung der Regierung hinwegzutäuschen, weil man glaubt — ich weiß nicht, ob es ehrlich geglaubt wird —, auf diese Art und Weise zu einer besseren Wirtschaftspolitik im Sinne der das ganze Haus verbindenden Zielsetzungen zu kommen. Aber gerade das, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ist meines Erachtens eine Fehleinschätzung. Dies ist meines Erachtens der Krebsschaden, an .dem wir in der Bundesrepublik, und zwar nicht nur in der Wirtschafts- und Finanzpolitik, leiden. Es ist der Versuch, mit Tricks zu einem Ziel zu kommen, das wir alle unterschreiben.
    Aber, wie wir das nun schon seit einigen Jahren sehen —: ohne Dramatisierung keine Stabilisierung. Warum? Meine Damen und Herren, wir können nicht im Grundgesetz eine Demokratie konstitu-



    Dr. Arndt (Berlin)

    fieren, wir können nicht an den Bürger appellieren, zu allen Fragen, bei denen er mitwirken will, über die er entscheiden will, sein Votum abzugeben, und andererseits in der praktischen Politik glauben, daß man diesem Bürger nicht jeweils die volle Wahrheit sagen kann.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Das ist eine Fehlrechnung, die auch von anderen Regierungen in dieser Welt gemacht worden ist. So z. B. in den Vereinigten Staaten, bis der junge Senator aus Massachusetts kam und eine andere Politik gemacht hat: „get the country moving again" mit der vollen Wahrheit. Und warum geht das? — Weil man nur dann die Kräfte für die Bewältigung einer schwierigen Aufgabe freisetzt — und es handelt sich bei der Anstrebung des Zieles „Wachstum und Stabilisierung" um eine sehr schwierige Aufgabe, wenn der Bürger nicht im unklaren über die Lage bleibt, wenn man ihn aufklärt über die Möglichkeiten, die die Regierung, die das Parlament, die alle Verantwortlichen in dieser Frage sehen.
    Wenn aber dramatisieren, wie dramatisieren? Meine Damen und Herren, es tut mir leid, noch einmal auf den Sachverständigenrat zurückkommen zu müssen. Als Herr Professor Giersch, einer der fünf Mitglieder des Sachverständigenrates, das letzte Gutachten in einem Kreis von Wissenschaftlern erklärte, sagte er — ich glaube, ihn zitieren zu dürfen —: Es gab mehrere Chancen in den letzten zwei Jahren, den Preisauftrieb abzufangen. Die erste war im Frühjahr 1964, als es darum ging, die
    vom Ausland herrührenden Preissteigerungen an den Landesgrenzen abzustoppen. Der Sachverständigenrat hatte damals einen sehr extremen Vorschlag gemacht. Die sozialdemokratische Opposition hatte den Antrag gestellt, die Regierung zu ermächtigen, mit steuerpolitischen Kunstgriffen die Welle aus dem Ausland abzufangen. Die Regierung hat sich nicht ermächtigen lassen, die Preiswelle aus dem Ausland kam, die Lohnwelle schloß sich zwangsläufig an.
    Die zweite Chance gab es im Jahre 1965. Damals kam es darauf an, die Binnenwirtschaft zu stabilisieren und vor allen Dingen die öffentlichen Ausgaben in ihrem Wachstum zu begrenzen — zu einer Zeit, als auch die gesamte Wirtschaft Hochkonjunktur hatte und auf vollen Touren lief. Auch diese Chance wurde vertan. Man sagt heute, vor allen Dingen wegen des 4. Bundestages. Aber das ist schon wieder ein Punkt, in dem man nicht offen ist und in dem die Wahrheit nicht so gesagt wird, wie sie zu sagen ist. Es war nicht der 4. Bundestag: Er hatte einen Etat mit einer Zuwachsrate von 6 '°/o beschlossen. Daß viel mehr herausgekommen ist, lag am Haushaltsvollzug und damit in erster Linie an der Regierung im Laufe des Jahres 1965, nicht am Bundestag.

    (Abg. Dr. Conring: Es lag an der Deuschen Bundesbahn!)

    Die dritte Chance gab es in diesem Jahr, und zwar auf Grund des Stufenplanes des Sachverständigenrates. Herr Professor Giersch hat damals keinen Zweifel darüber gelassen, daß es in einer Spätkonjunktur — das wissen Sie wie ich — viel schwieriger ist, eine Preisstabilisierung herbeizuführen, ohne das noch verbliebene Wachstum zu beeinträchtigen. Aber dennoch geht es auch dann. Es geht auch dann, wenn man den zentralen Punkt, nämlich die Lohnentwicklung, in dieser Zeit in den Griff bekommt.
    Meine Damen und Herren, es ist vielleicht nicht selbstverständlich, daß Sie das von jemandem hören, der den Gewerkschaften nahesteht. Aber im augenblicklichen Stadium der wirtschaftlichen Entwicklung ist tatsächlich die Steuerung der Lohnentwicklung der zentrale Punkt. Wie bekommt man ihn in den Griff? Mit Einkommenspolitik und mit Rahmenplanung, d. h. mit einer Konkretisierung der aktuellen Lage und mit einer gemeinsamen Beratung über Zielsetzungen für alle Punkte, nicht nur für die Lohnpolitik, sondern auch für die Agrarpolitik, nicht nur für die öffentlichen Finanzen, sondern auch für die gewerblichen Investitionen und für die Unternehmergewinne. Die Gewerkschaften haben sich bereit erklärt, dabei mitzuwirken. Hier lag die Führungschance der Regierung, und hier liegt sie immer noch.
    Aber — und das ist eben das, was man Versagen der Regierung nennen kann und was ich auch Versagen der Regierung nenne — sie ist nicht bereit, diese Führungschance zu nutzen. Sie will das nicht, sie ist gegen Konkretisierungen, sie ist gegen Rahmenplanung. Sie ist damit gegen die wichtigste Voraussetzung für eine derartige Einkommenspolitik und damit für eine Stabilisierung ohne Stagnation. Meine Damen und Herren, niemand kann die Regierung davon freisprechen, daß sie diese Chance nicht nutzt, sondern daß es ihr lieber ist, einen Schuldigen zu haben, dem sie mit vagen Worten, mit vagen Ausführungen — mehr arbeiten, weniger Löhne, usw. — die Schuld an der gegenwärtigen Lage zuerkennen kann. Auf diese Art und Weise werden Sie nicht zur Stabilisierung kommen und wird die Wirtschaft nicht zur Stabilisierung kommen.
    Ich bedaure, daß der Herr Bundeswirtschaftsminister im Augenblick nicht zugegen sein kann. Gerade ihm und dem Herrn Bundesfinanzminister sollten meine Worte gelten. Wir wollen diesen beiden Ministern helfen, eine derartige Stabilisierung herbeizuführen. Es muß in ihrem Interesse liegen, die allgemeinen Tiraden über Maßhalten, über Versagen und unverantwortliches Verhalten von Interessengruppen einmal beiseite zu lassen und konkret am Runden Tisch über Einkommenspolitik und über gesamtwirtschaftliche Zielsetzungen, zunächst auf kurze Frist, zu sprechen. Dieses Experiment muß gemacht werden. Erst dann kann die Schuldfrage wieder aufgerollt werden.
    Es ist aber leider nicht die Politik dieses Kabinetts, so zu verfahren. Ihm ist dieser Weg unmißverständlich vom Sachverständigenrat und von der SPD empfohlen worden. Sie geht einen anderen Weg. Sie verlangt z. B. von der Opposition ständig neue Vorschläge: „Wie denkt ihr euch das, wie wollt ihr das machen?" Wir kommen mit Vorschlägen. Diese Vorschläge werden dann kritisiert.



    Dr. Arndt (Berlin)


    (bevor man die alten benutzt? Warum Aktionen durch Geschäftigkeit ersetzen? Das kann nur den Zweck haben, die 'gegenwärtige Situation aufrechtzuerhalten: 1. dem deutschen Volk die Stabilisierung nicht zu gewähren, 2. die Opposition in eine Lage zu bringen, in der sie laufend diese und jene Vorschläge produzieren soll, diese Vorschläge dann zu verwerfen, zu kritisieren mit dem Maßstab der Obrigkeit, die alles besser wissen will. Ich mache dafür nicht die beiden Minister, die Herren Kollegen Schmücker und Dahlgrün, verantwortlich. Diese Verantwortlichkeit liegt beim Kabinett. Dieser Stil ist, genauer gesagt, eine Eigenart des Kabinettschefs. Wie eine .Spinne sitzt dieser Kabinettschef im Netz der deutschen Politik, hat seine Leimfäden ausgeworfen und wartet — ohne eigene Aktivität — darauf, daß wir in diesen Fäden zappeln. Das kann ich von dem Gebiet der Wirtschaftspolitik sagen, das ich beruflich einigermaßen beurteilen kann. Ich bin überzeugt, daß andere Kollegen von anderen Gebieten der deutschen Politik das gleiche sagen können. (Abg. van Delden: Nicht einmal Ihre eigene Fraktion klascht Beifall! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ich rede hier nicht, um Beifall zu bekommen, Herr van Delden. Sehen Sie, das ist wieder der Stil, der Ihnen eigen ist.

    (Abg. Leicht: Was war denn das, was Sie machen? — Fortgesetzte Zurufe von der Mitte. — Unruhe.)

    Hier geht es darum, Schaden vom deutschen Volk abzuwehren und seinen Wohlstand zu mehren, seine Stärke zu mehren. Das hat die Opposition in diesem Parlament seit dem Tage der Regierungserklärung versucht.

    (Zurufe von der Mitte.)

    Sie steht unter diesem Gesetz und wird es weiter beachten, ob Ihnen das paßt oder nicht.
    Ich habe hier gesprochen, um Ihnen und insbesondere um zwei Ministern bei der Lösung ihrer Aufgabe zu helfen. Diese beiden Minister werden nämlich an dem gemessen werden, was effektiv an Wirtschaftswachstum und an Preissteigerungen in diesem Jahr herauskommen wird. Meines Erachtens wird das Resultat für sie unfair sein. Denn nicht sie sind die eigentlich Schuldigen. Ich habe das Gefühl, daß sowohl der Herr Bundesfinanzminister als auch der Herr Bundeswirtschaftsminister bereit wären, im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung neue Wege zu gehen, Wege zur Änderung gewisser Verhaltensweisen. Aber ich habe die Gewißheit, daß der Mann an der Spitze das nicht will. Warum? Das ist seine Frage. Diese Antwort muß er selbst 'geben. Sie dürfen sich aber nicht wundern, wenn wir dieses Politik des Kabinettschefs in Zukunft immer stärker dem Licht der Öffentlichkeit aussetzen werden. Wir werden differenzieren müssen zwischen seinen Ministern, die versuchen, den ihnen gestellten Aufgaben recht und schlecht nachzukommen, und dem Mann an der Spitze, der verhindert, daß diese Minister ihre Aufgabe lösen können.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Unerhört!)

    Das ist die Überzeugung, die wir alle in bezug auf die Wirtschafts- und Finanzpolitik gewonnen haben, also in einem Fach, in dem der Kanzler zu Hause sein sollte.

    (Abg. Leicht: Ihre Weisheiten haben Sie doch von ihm übernommen! — Weitere Zurufe von der Mitte.)

    In der Zeit, als er Wirtschaftsminister war, wurde gesagt: Der frühere Bundeskanzler habe ihn natürlich daran gehindert, das eine oder andere besser zu machen. Heute hindert ihn niemand daran. Heute ist er selber Kanzler. Heute ist die wirtschaftliche Lage wesentlich schlechter als in der Zeit des Regierungschefs Adenauer. Das sollte Ihnen doch zu denken geben.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Ihnen! Was soll denn das bedeuten?!)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Starke.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinz Starke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich werde Ihre Aufmerksamkeit nur kurz in Anspruch nehmen. Auf die von meinen Vorrednern behandelten Themen werde ich nicht eingehen, sondern meinen politischen Freunden und mir liegt daran, bei der Beratung dieses Haushalts ein Wort zu den Beschlüssen von Brüssel zu sagen.
    Wir möchten auf die Standfestigkeit und Hartnäckigkeit der deutschen Unterhändler ganz besonders hinweisen. Wir erkennen auch an, daß gewisse Forderungen unserer Partner abgewehrt worden sind, die wir immer für unzumutbar gehalten haben; ich denke insbesondere an die Anerkennung der Sowjetzone als Drittland mit der Folge der Zahlung von Exportsubventionen für unsere Partner, dann an die Nichtanwendung des Bruttoprinzips mit der Folge, daß deutsche Agrarexporte nicht in die Leistungen des Agrarfonds einbezogen wurden. Wir möchten ferner ausdrücklich auf die Begrenzung des Ausrichtungsfonds hinweisen. Schließlich begrüßen wir, daß es gelungen ist, den Beginn des Gemeinsamen Marktes für gewerbliche Güter vom 31. Dezember 1969 auf den 1. Juli 1968 vorzuverlegen.



    Dr. Starke (Franken)

    Wir sollten aber vermeiden, bei der Betrachtung dieser Beschlüsse in eine Art Euphorie zu verfallen. Bisher haben wir uns in Brüssel auf einem Gebiet geeinigt, nämlich auf dem Gebiet der Agrarfinanzierung, auf dem es im Prinzip auf das Ausmaß des deutschen Nachgebens ankam. Wir alle wissen, daß wir politische Fortschritte in Europa nicht mit wirtschaftlichen und finanziellen Opfern erreichen. Das hat sich inzwischen nach der Verhandlung über den Getreidepreis nicht nur herumgesprochen, sondern auch erwiesen. Die Bundesregierung hat deshalb mit Recht in Brüssel Vorbehalte angemeldet mit der Wirkung, daß die Finanzierungsbeschlüsse vorläufig nicht in Kraft getreten sind.
    Zunächst möchte ich aber auf folgendes hinweisen. Die Freien Demokraten hatten sich immer erneut bemüht, zu einer Überschaubarkeit und einer Begrenzung der Ausgaben des Gesamtagrarfonds in Brüssel zu kommen. Das ist nicht gelungen.
    Wir erschrecken ein wenig, ja, wir erschrecken sogar sehr, wenn wir an die jährliche Nettozahlung nach Brüssel in Höhe von 1 Milliarde DM denken, eine Zahlung, die zugleich auch noch eine Devisenzahlung an Nachbarn ist, die mit uns in der EWG Partner sind, deren Lebens- und Einkommensverhältnisse sich von den unsrigen aber im großen und ganzen nicht unterscheiden. Wir fragen uns, wie das bei unserer Haushaltlage finanziell zu tragen sein wird, und vor allem, wie wir das neben all den anderen Auslandsverpflichtungen in Milliardenhöhe, die wir bereits zu tragen haben, vor uns verantworten wollen. Dabei sehe ich ganz davon ab, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß wir keine Endbelastung absehen können, sondern daß jederzeit — so ist das Ganze konstruiert — Beschlüsse auch ohne unsere Stimme die Lasten noch erhöhen können. So möchte ich denn diese 1 Milliarde DM im Jahr als eine Mindestzahlung bezeichnen.
    Nun komme ich noch zu den Vorbehalten der Bundesregierung. Sie betreffen einmal die Agrarpreise, dann die Marktorganisation, die Kennedy-Runde und die Osthandelskredite. Wir begrüßen, wie gesagt, diese Vorbehalte; denn nur durch sie können wir noch auf eine gleichgewichtige Entwicklung der Gemeinschaft auf allen Gebieten zum Nutzen aller Partner und im Interesse eines gesunden Verhältnisses auch zu den Drittländern Einfluß nehmen. Wir möchten bemerken: gerade diese Vorbehalte zeigen, daß auf wichtigsten Gebieten 'noch keine Einigung erzielt worden ist.
    Es kommt uns an dieser Stelle darauf an, folgendes festzuhalten: nach unserer Auffassung können die Agrarmärkte in der EWG auf die Dauer nicht allein über den Preis gesteuert werden. Ich weiß, daß wir Freien Demokraten in diesem Punkte innerhalb der Koalition und der Regierung mit unserer Auffassung nicht allein stehen. -Wir werden es, nachdem jetzt dieser unbegrenzte Agrarfonds beschlossen worden ist, ablehnen, eine Begrenzung durch einen Druck auf die gemeinschaftlichen EWG-Agrarpreise herbeizuführen.

    (Beifall bei der FDP.) Wie jeder braucht auch — unabhängig von diesen Erwägungen — innerhalb der Gemeinschaft der Bauer seinen Preis für seine Arbeit. Außerdem beabsichtigen wir nicht, zuzulassen, daß der deutsche Bauer auf ein niedrigeres Einkommensniveau herabgedrückt wird, was in unserem System steigender Einkommen eine sehr große Ungerechtigkeit und gesellschaftspolitisch falsch wäre. Die sozialistische Fraktion in Straßburg hat auf die Zusammenhänge zwischen den künftigen gemeinschaftlichen Agrarpreisen in der EWG und den Handelsbeziehungen zu den Drittländern hingewiesen. Dieser Hinweis ist richtig. Das ist gerade eine Frage der alleinigen Steuerung der Agrarmärkte über den Preis. Wir halten das, wie bereits gesagt, für undurchführbar.

    Wir treten also überall, wo es irgend geht, für zusätzliche Maßnahmen ein, u. a. für die Ihnen bekannten nationalen Produktionsziele. Hier liegt eine Lösung. Wir wünschen uns, daß diese Frage zu Ende studiert wird, bevor wir uns in Brüssel nunmehr endgültig festlegen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Es gibt also vom deutschen Standpunkt aus keinen Ausweg über den Druck auf die Agrarpreise. Das hätte nur zur Folge, daß wir schließlich mit Preisen arbeiten würden, die für andere unter günstigeren Bedingungen gerade noch erträglich, für unsere Landwirtschaft aber bei unserem Klima, auf unseren schlechteren Böden, im Mittelgebirge, unter unseren Lebens- und Kostenbedingungen nicht mehr erträglich wären. Wir lehnen dieses gesellschaftspolitische Experiment bewußt ab. Es widerspräche unseren Grundsätzen. Für uns gilt der Satz, daß in einer gesunden Gemeinschaft auch eine gesunde deutsche Landwirtschaft notwendig ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Aber wir warnen auch vor den Folgen einer Steuerung der Agrarpolitik nur über den Preis, vor den Folgen für unser Verhältnis zu den dritten Ländern. Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, daß wir diese Märkte brauchen. Noch immer gehen, wie Sie alle wissen, zwei Drittel unseres Exports in diese dritten Märkte außerhalb der EWG. Daher fordern wir die genannten zusätzlichen Maßnahmen.
    Wir begrüßen den Vorbehalt der Bundesregierung bezüglich der Kennedy-Runde. Aber wir wissen, es gibt hier nur sehr schwer eine Lösung. Wie wollen Sie denn auf den Abschluß der Kennedy-Runde, der in ein bis zwei Jahren stattfinden wird, jetzt einen entscheidenden Einfluß ausüben, bevor wir uns in der Agrarfinanzierung endgültig verpflichten und festlegen? Eine Abschlußvollmacht an die Kommission wird nicht erteilt werden, und nur sie wäre nach den bisherigen Erfahrungen— allerdings auch nur annähernd — eine Sicherung. So schwebt dieser Vorbehalt etwas in der Luft. Um so nachdenklicher müssen wir den Inhalt, den er betrifft, betrachten.
    Es bleibt dann noch der Vorbehalt hinsichtlich der Osthandelskredite. Wir fragen uns: Ist das nun eine Souveränitätsfrage für unseren Nachbarn? Wird das dann auch so sein bezüglich der gemeinsamen Handelspolitik, die nach dem Vertrag bis 1970 ein-



    Dr. Starke (Franken)

    zuführen wäre? Es bleibt außerdem die Frage, wie hoch der Außenzoll nach allem am 1. Juli 1968 sein wird. Alles offene Fragen, die für unser hochindustrialisiertes und hoch exportintensives Land und damit zugleich für die Gemeinschaft im ganzen von entscheidender Bedeutung sind.
    Ich schließe ab. Für eine Euphorie ist zur Zeit kein Platz. Eine nüchterne Betrachtung ziemt sich eher, bei aller Würdigung der gerade diesmal geleisteten Arbeit unserer Unterhändler. Ich möchte am Schluß Herrn Hallstein zustimmen, der in Brüssel nicht anwesend sein konnte und der in den letzten acht Jahren manche Erfahrungen mit der EWG gesammelt hat. Die Einigung in Brüssel, wie sie jetzt vorliegt, ist keine endgültige Einigung und deshalb auch noch kein endgültiger Erfolg. Hallstein hat gesagt: Es kann aber ein gutes Omen sein für die schwierigen Verhandlungen, die noch vor uns liegen. Ein gutes Omen hoffentlich, nicht aber schon der Erfolg.

    (Beifall bei der FDP.)