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    Deutscher Bundestag 42. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1966 Inhalt: Überweisung von Vorlagen 1883 A Wahl des Abg. Springorum als Mitglied des Europäischen Parlaments . . . . 1883 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache V/571) . . . . . . . . . . . 1883 B Fragestunde (Drucksachen V/614, zu V/614) Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Erforschung von körperlichen Spätschäden nach Kriegsgefangenschaftszeiten Katzer, Bundesminister . . . . . 1883 C Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 1884 A Fragen des Abg. Geiger: Finanzierung der Rentnerkrankenversicherung Katzer, Bundesminister . . . . . 1884 B Geiger (SPD) . . . . . . . . . 1884 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Steuerausfälle durch das Gesetz zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer Katzer, Bundesminister . . . . 1884 D Mertes (FDP) 1884 D Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Begleichung der durch die Änderung des Reichsknappschaftsgesetzes entstehenden Kosten Katzer, Bundesminister 1885 A Mertes (FDP) 1885 B Stingl (CDU/CSU) 1885 C Fragen des Abg. Felder: Vereinbarung mit der Zigarettenindustrie über Werbebeschränkungen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1885 D Felder (SPD) 1885 D Fragen der Abg. Frau Meermann: Pflanzenschutzmittelrückstände in holländischem Kopfsalat Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1886 B Frau Meermann (SPD) 1886 C Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 1886 D Dr. Schäfer (SPD) 1887 C Haar (Stuttgart) (SPD) 1887 D Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 1888 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 Frage des Abg. Dr. Lohmar: Auswirkungen der Kapitalerhöhung des Volkswagenwerkes auf die VW- Stiftung zur Förderung der Wissenschaft Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 1888 C Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Neuordnung des Medizinstudiums Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 1888 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1889 A Dr. Meinecke (SPD) 1889 B Fragen des Abg. Welslau: Siedlungskredite für den Neubau von Nebenerwerbsstellen Höcherl, Bundesminister . . . . . 1889 D Welslau (SPD) . . . . . . . . 1890 A Fragen des Abg. Dr. Giulini: Schaffung von Nationalparks oder großen Naturschutzgebieten . . . . . 1890 A Frage des Abg. Röhner: Neue Richtlinien für die Förderungsmaßnahmen des Grünen Planes und der Anpassungshilfe 1966 Höcherl, Bundesminister 1890 B Frage des Abg. Röhner: Neue Richtlinien für das Bäuerinnenprogramm Höcherl, Bundesminister 1890 B Ertl (FDP) 1890 C Fragen des Abg. Röhner: Ablehnung von Anträgen auf Althofsanierung und Aussiedlung Höcherl, Bundesminister 1890 C Röhner (CDU/CSU) 1891 A Ertl (FDP) 1891 B Peters (Popenbüll) (FDP) 1891 C Fragen des Abg. Wächter: Umsätze der Seefischmärkte Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg und Kiel 1891 D Fragen des Abg. Rehs: Finanzierungsrahmen des Siedlungstitels für 1966 — Sicherstellung der Auszahlung von Siedlungsmitteln Höcherl, Bundesminister . . . . . 1891 D Fragen der Abg. Berkhan und Wienand: Zuschüsse des Bundesverteidigungsministeriums für eine Militärzeitschrift von Hassel, Bundesminister . 1892 A Dr. Schäfer (SPD) 1892 C Felder (SPD) . . . . . . . . 1892 C Wienand (SPD) . . . . . . . 1893 A Berkhan (SPD) 1893 B Frage des Abg. Felder: Entsendung von Bundeswehrdelegationen zu Gedenkfeiern des „Stahlhelms" von Hassel, Bundesminister . . 1893 C Felder (SPD) 1893 D Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Ausbau der Anschlußstelle Egelsbach im Nordabschnitt des Main-NeckarSchnellweges . . . . . . . . . 1893 D Frage des Abg. Müller (Mülheim) : Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit für Wassersportler Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1894 A Müller (Mülheim) (SPD) . . . . . 1894 B Frage des Abg. Müller (Mülheim) : Kennzeichnungspflicht für Motorboote Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1894 C Fragen des Abg. Baron von Wrangel: Beseitigung der Frostschäden im Zonenrandgebiet von Schleswig-Holstein Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1894 D Baron von Wrangel (CDU/CSU) . . 1895 A Fragen des Abg. Dorn: Bonner Südbrücke — Fahrspur für den öffentlichen Nahverkehr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1895 B Frage des Abg. Strohmayr: Beförderungspreise für Autoreisezüge Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 1895 C Strohmayr (SPD) . . . . . . . 1895 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Niederländisches Gesetz betr. Erstattung der Kraftfahrzeugsteuer für LkwUnternehmer Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 1896 A Mertes (FDP) 1896 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 III Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1966 (Haushaltsgesetz 1966) (Drucksache V/250) — Fortsetzung der zweiten Beratung Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen V/577, zu V/577) in Verbindung mit Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksache V/578) Westphal (SPD) 1896 D Gewandt (CDU/CSU) . ... . . 1901 C Dr. Friderichs (FDP) 1904 C Dr. Schiller (SPD) 1905 C Dr. Erhard, Bundeskanzler . . . 1914 C Schmücker, Bundesminister . . . 1917 B Dr. Pohle (CDU/CSU) . . . . . 1923 A, 1944 A Dr. h. c. Menne (Frankfurt) (FDP) . 1927 B Frau Dr. Krips (SPD) 1930 C Stein (Honrath) (CDU/CSU) . . . 1934 B Dr. Staratzke (FDP) . . . . . 1938 B Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . 1940 C Dr. Starke (Franken) (FDP) . . . 1942 D Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1944 B Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache V/572) 1946 B Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungswesen und Städtebau (Drucksache V/589) Seidel (SPD) . . . . . . . . . 1946 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache V/576) Dr. Haas (FDP) 1946 D Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen V/579, zu V/579, Nachtrag zu V/579) ; dazu: Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag betr. Verbleib der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach (Abg. Herold, Seidel, Freiherr von und zu Guttenberg, Röhner, Dr. Starke [Franken], Geldner und Gen.) (Drucksachen V/262, V/568) Saxowski (SPD) 1948 C Röhner (CDU/CSU) 1950 A Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . 1952 B Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen V/580, zu V/580) Hörmann (Freiburg) (SPD) . . . . 1954 B Dr. Götz (CDU/CSU) . 1955 A Einzelplan 29 Geschäftsbereich des Bundesministers für Familie und Jugend (Drucksache V/593) Westphal (SPD) 1955 D Baier (CDU/CSU) . . . . . . 1956 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für wissenschaftliche Forschung (Drucksachen V/595, zu V/595) Dr. Rau (SPD) . . . . . . . . 1957 B Dr. Abelein (CDU/CSU) . . . . . 1959 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 1961 B Moersch (FDP) . . . . . . . . 1964 A Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 1965 D Dichgans (CDU/CSU) . . . . . 1966 A Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache V/582) . . . 1967 C Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/585) 1967 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache V/586) 1967 D Einzelplan 24 Geschäftsbereich des Bundesschatzministers (Drucksache V/ 588) . 1968 A Einzelplan 26 Geschäftsbereich des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Drucksache V/590) 1968 A Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates (Drucksache V/594) 1968 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache V/597) 1968 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache V/598) 1968 C Nächste Sitzung 1968 D Anlagen 1969 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 1883 42. Sitzung Bonn, den 18. Mai 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.03 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 41. Sitzung, Seite 1868 D, Zeite 22 von unten statt 246 Abgeordneten-Arbeitszimmern, 446 Abgeordneten-Arbeitszimmern. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Frau Albertz 18. 5. Dr. Arndt (Berlin /Köln) 18. 5. Bading *) 18. 5. Dr. Barzel 31. 5. Prinz von Bayern 21. 5. Berger 18. 5. Borm 18. 5. Brünen 27. 5. Burgemeister 18. 5. van Delden 18. 5. Diekmann 18. 5. .Dr. Dittrich *) 18. 5. Frieler 2. 7. Frau Funcke 18. 5. Dr. Furler 29. 5. Geldner 18. 5. Gerlach *) 18. 5. Gibbert 27. 5. Frau Griesinger 18. 5. Hahn (Bielefeld) 27. 5. Dr. Hammans 18. 5. Frau Jacobi (Marl) 27. 5. Dr. h. c. Jaksch 13. 6. Dr. Jungmann 30. 6. Frau Kalinke 18. 5. Dr. Kempfler 18. 5. Klinker *) 18. 5. Mauk *) 18. 5. Dr. von Merkatz 31.5. Metzger *) 18. 5. Michels 18. 5. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 30. 6. Dr. Morgenstern 30. 6. Müller (Aachen-Land) *) 18. 5. Dr. Müller (München) 18. 5. Dr. Prassler 18. 5. Schmidhuber 28. 5. Dr. Schober 18. 5. Schwabe 22. 5. Seither 31. 5. Seuffert 28. 5. Stahlberg 31. 6. Stein (Mainz) 18. 5. Teriete 2. 7. Tobaben 18. 5. Unertl 18. 5. Dr. Wilhelmi 18. 5. Zerbe 27. 5. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Umdruck 49 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 09 - Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft - (Drucksachen V/250 Anlage, V/578). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 09 02 - Allgemeine Bewilligungen - 1. In Tit. 966 - Energiepolitische Maßnahmen, die dem Kohleabsatz dienen - wird folgender Buchstabe c angefügt: c) Einmalige Ausgabe für energiepolitische Maßnahmen, die dem Kokskohleeinsatz in der eisenschaffenden Industrie dienen 100 000 000 DM. Zu Tit. 966 c) wird eine Erläuterung folgenden Inhalts aufgenommen: „Zu Tit. 966 c) Im Zuge der energiepolitischen Maßnahmen zur Sicherung des Absatzes von Gemeinschaftskohle erhalten Unternehmen der eisenschaffenden Industrie für die Verwendung von Hüttenkoks, der aus Gemeinschafts-Kokskohle erzeugt wird, ab 1. Juli 1966 je Tonne verbrauchter Kokskohle 8 DM als laufende Beihilfe. Die Beihilfe dient dem Ausgleich der sich für die Unternehmen der eisenschaffenden Industrie bei der Verwendung von Hüttenkoks, der aus GemeinschaftsKokskohle erzeugt wird, ergebenden Nachteile. Das Nähere ist bis zum Erlaß der gesetzlichen Regelung durch Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums zu regeln." 2. In Tit. 968 b) - Darlehen für die Aufsuchung oder Ausbeutung von außerhalb des Bundesgebietes gelegenen Erdöl- oder Erdgaslagerstätten - wird der Ansatz um 62 500 000 DM auf 57 500 000 DM gekürzt. Im Haushaltsvermerk wird Absatz 2 gestrichen. 3. Tit. 969 - Darlehen für Unternehmen des Steinkohlenbergbaus für die Aussuchung und Ausbeutung von Erdgaslagerstätten - (Drucksache V/578 S. 4) wird gestrichen. 4. Tit. 972 - Leistungen des Bundes zur dezentralen Einlagerung von Kohlen 30 000 000 DM - wird gestrichen. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion 1970 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 Anlage 3 Umdruck 60 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 25 -- Geschäftsbereich des Bundesministers für Wohnungswesen und Städtebau — (Drucksachen V/250 Anlage, V/589). Der Bundestag wolle beschließen: Bei Kap. 25 02 Tit. 585 wird in den Erläuterungen hinter dem bisherigen Absatz 1 ein neuer Absatz 2 mit folgendem Wortlaut eingefügt: „Von der Bindungsermächtigung entfallen auf Wohnungsbaumaßnahmen für Facharbeiter und Schlüsselkräfte im Zonenrandgebiet 14 000 00.0 DM." Der bisherige Absatz 2 wird Absatz 3. Bonn, den 17. Mai 1966 Dr. Barzel und Fraktion Erler und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 42 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — (Drucksachen V/250 Anlage, V/579). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen —wird in Tit. 959 — Investitionsbeihilfen für landwirtschaftliche Betriebe (Anpassungshilfe 1966) — (Drucksache V/579 S. 5) der Ansatz um 40 000 000 DM auf 37 600 000 DM gekürzt. 2. In Kap. 10 03 — Marktordnung wird in Tit. 620 — Zuschüsse an die Einfuhr- und Vorratsstellen für Getreide und Futtermittel, für Fette, für Schlachtvieh, Fleisch und Fleischerzeugnisse und an die Einfuhrstelle für Zucker — (Drucksachen V/579 S. 6, V/250 Anlage S. 69) der Ansatz um 55 000 000 DM auf 310 479 800 DM gekürzt. Bonn, den 16. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 5 Umdruck 50 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 11 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen V/250 Anlage, V/580). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 13 — Sozialversicherung — In Tit. 602 — Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung — wird der Ansatz von 2 240 000 000 DM um 56 000 000 DM auf 2 296 000 000 DM erhöht. In den Erläuterungen wird in Absatz 2 a) in Nr. 1 — Rentenleistungen — der Ansatz von 3 152 000 000 DM um 35 000 000 DM auf 3 187 000 000 DM, b) in Nr. 6 — Knappschaftsausgleichsleistung — der Ansatz von 16 000 000 DM um 21 000 000 DM auf 37 000 000 DM erhöht. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 6 Umdruck 53 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 29 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Familie und Jugend — (Drucksachen V/250 Anlage, V/593). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 29 02 — Allgemeine Bewilligung — wird in Tit. 571 — Bundesjugendplan a) Allgemeiner Bundesjugendplan (ausgenommen Baumaßnahmen) — (Drucksache V/593 S. 3) der Ansatz um 940 000 DM auf 44 730 000 DM erhöht. In den Erläuterungen zu Tit. 571 a (Drucksache V/250 Anlage) wird damit der Ansatz des Regierungsentwurfs bei folgenden Positionen wie folgt wiederhergestellt: A. I. Politische Bildung der Jugend 6 520 000 DM B. I. bis III. Internationale Jugendarbeit 9 200 000 DM E. II. Victor-Gollancz-Stif- tung einschließlich Aka- demie-Lehrgänge 1 250 000 DM. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 7 Umdruck 54 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 31 — Geschäftsbereich des Bundesministers für wissenschaftliche Forschung — (Drucksachen V/250 Anlage, V/595). Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42, Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 1971 Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 31 02 — Bewilligungen für die allgemeine Wissenschaftsforschung — wird in Tit. 600 — Förderung des Ausbaus bestehender Hochschulen und sonstiger Wissenschaftseinrichtungen — (Drucksachen V/595 S. 3) der Ansatz um 101 295 100 DM auf 530 000 000 DM erhöht. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 8 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Seidel für die Fraktion der SPD zu Punkt III/ 6 der Tagesordnung (Drucksache V/589). Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion sieht sich nicht in der Lage, dem Einzelplan für den Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wohnungswesen und Städtebau zuzustimmen. Der Grund für diese Haltung liegt in der Wohnungspolitik der Bundesregierung, die den Erfordernissen des Alltags nicht Rechnung trägt. In Stichworten sei das kurz begründet: 1. ,der Rückgang der Förderung des sozialen Wohnungsbaus, 2. die noch weitgehende Unterversorgung breiter Volksschichten, vor allem kinderreicher Familien, alter und alleinstehender Menschen und der jungen Familien. Das sind die Punkte, die uns zur Kritik an der Wohnungspolitik der Bundesregierung Veranlassung geben. In allernächster Zeit besteht die Möglichkeit, aus Anlaß der ersten Lesung des sozialdemokratischen Gesetzentwurfes zur Behebung sozialer Notstände auf dem Gebiete des Mietrechts den umfangreichen Komplex der Wohnungspolitik ohne Zeitdruck zu erörtern. Wir können nicht auf den Hinweis verzichten, daß die Erklärung der Bundesregierung aus dem Herbst des vergangenen Jahres, der soziale Wohnungsbau werde unvermindert fortgesetzt, mit den Tatsachen in Widerspruch steht. Auf Grund des Haushaltssicherungsgesetzes sind dem sozialen Wohnungsbau im Haushalt 1965 insgesamt 70 Millionen DM und im Haushalt 1966 sogar 202 Millionen DM entzogen worden. Diese großen Millionenbeträge können die Länder aus eigenen Mitteln zugunsten des sozialen Wohnungsbaus nicht ausgleichen. Diese Minderung der Förderung des sozialen Wohnungsbaus läßt sich auch durch die Bindungsermächtigungen im Bundeshaushalt in Höhe von 210 Millionen DM als Vorgriff auf das Haushaltsjahr 1967 keineswegs ungeschehen machen. Als bedenklichste haushaltspolitische Manipulation muß die Inanspruchnahme der Rückflußmittel aus den Darlehen für den sozialen Wohnungsbau in Höhe von 62 Millionen DM zur Abdeckung des Bundeshaushaltes angesehen werden. Wir verlangen, daß in Zukunft die Rückflußmittel aus dem Wohnungsbaudarlehen ausschließlich der Förderung des sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung stehen, wie es im Zweiten Wohnungsbaugesetz vorgesehen ist. Das sind nur einige 'der Gründe, die die sozialdemokratische Bundestagsfraktion veranlassen, ihre Zustimmung zu dem Haushalt Wohnungswesen und Städtebau zu versagen. Die Fraktion wird deshalb Stimmenthaltung üben. Anlage 9 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Dr. Götz für die Fraktion der CDU/CSU zu Punkt III/ 11 der Tagesordnung (Drucksache V/580, zu V/580). Dem Hohen Haus liegt ein Schriftlicher Bericht zum Einzelplan 11 vor. Wenn ich trotzdem als Berichterstatter um das Wort zu einem kurzen mündlichen Bericht gebeten habe, so deshalb, weil ich es bei der Bedeutung des Sozialhaushalts innerhalb des Gesamthaushalts des Bundes für angebracht und zweckmäßig halte, zu den Allgemeinen Bemerkungen des „Schriftlichen Berichts" noch einige ergänzende Erläuterungen zu geben. Das dringendste Problem, vor das sich der Haushaltsausschuß gestellt sah, war die Festigung der Finanz- und Haushaltslage des Bundes im Interesse der Stabilität der Währung. Unter diesem Gesichtspunkt mußte der Haushaltsausschuß auch den Sozialhaushalt und seine Positionen prüfen und beraten, von der allgemein anerkannten Erkenntnis ausgehend, daß die Erhaltung der Geldwertstabilität die Grundvoraussetzung für eine fortschrittliche Sozialpolitik ist. Der Entwurf der Bundesregierung zum Einzelplan 11 hat diesen Gesichtspunkten bereits weitgehend entsprochen. So wurden z. B. in Auswirkung des Hauhaltssicherungsgesetzes im Haushaltsplan 1966 berücksichtigt: die Verlagerung von Lasten nach dem Mutterschutzgesetz in Höhe von 260 Millionen DM und das zeitliche Hinausschieben der Nachzahlung von Zuschüssen zur Familienwochenhilfe an die Träger der Krankenversicherung in Höhe von 264 Millionen DM. Außerdem wurde auch in diesem Jahr eine Minderausgabe von 750 Millionen DM durch Zuteilung von Schuldbuchforderungen an die Träger der Rentenversicherung der Arbeiter und der Angestellten ausgebracht. Darüber hinaus hat die Bundesregierung in Verhandlungen mit der Bergbauberufsgenossenschaft erreicht, daß die Erstattungszahlungen in Höhe von 100 Millionen DM unter Übernahme des Zinsendienstes bis zum Jahre 1968 ausgesetzt werden. Damit wurde auch im Sozialhaushalt ein Beitrag zur Stabilerhaltung der Währung geleistet, ohne dadurch das bestehende Leistungssystem zu verschlechtern. Auch beim Mutterschutz sind durch 1972 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 eine vorübergehende Umlastung der Finanzierung die sozial- und gesundheitspolitischen Fortschritte wirksam geworden. Der Haushaltsausschuß hat bei der Beratung des Einzelplans 11 das im Regierungsentwurf vorgesehene Ausgabenvolumen von rund 13,3 Milliarden DM um rund 5,75 Millionen DM gekürzt. Aber auch durch diese Einsparungen tritt keine Kürzung der gesetzlichen Sozialleistungen ein. Der Hauptanteil der vorgenommenen Einsparungen entfällt auf das Gebiet der Arbeitslosenhilfe. Dort war auf Grund der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung eine Kürzung um 4,9 Millionen DM möglich, ohne die Leistungsempfänger zu benachteiligen. Es muß aber dazu bemerkt werden, daß eine weitere Verminderung dieses immer noch beachtlichen Ansatzes von 42,5 Millionen DM ohne Änderung des Gesetzes über die Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung nicht möglich ist. Es ist festzustellen, daß trotz der Auswirkungen des Haushaltssicherungsgesetzes und der vom Haushaltsausschuß vorgenommenen Kürzungen die im Einzelplan 11 veranschlagten Ausgaben um 264 Millionen DM höher sind als im Vorjahr. Das ist ein Anstieg um rund 2 %. Der Haushaltsausschuß war bei seinen Beratungen bemüht, den sozial- und konjunkturpolitischen Erfordernissen gerecht zu werden. Bei dem mit 13,3 Milliarden DM veranschlagten Ausgabevolumen handelt es sich nur um die im Einzelplan 11 ausgewiesenen Sozialleistungen. Berücksichtigt man alle Sozialleistungen des Bundes, so ergibt dies für das Jahr 1966 einen Mehraufwand von rund 0,5 Milliarden DM auf 18,2 Milliarden DM. Damit beträgt der Anteil der gesetzlichen Sozialleistungen an den Gesamtausgaben des Bundes rund 27,2 %. Aber auch diese Summe bezieht sich nur auf einen Teil des Gesamtkomplexes unseres Sozialleistungssystems. Die Nettoaufwendungen für alle öffentlichen Sozialleistungen in der Bundesrepublik werden sich im Jahre 1966 voraussichtlich auf 68 bis 70 Milliarden DM belaufen. Eine genaue Zahl läßt sich zur Zeit noch nicht feststellen. 1965 beliefen sich alle öffentlichen Sozialleistungen auf 62,6 Milliarden DM. Sie lagen damit um 13 % über den Aufwendungen des Jahres 1964. Die Steigerungsrate von 1965 auf 1966 dürfte sich im ähnlichen Rahmen bewegen. Der finanzielle Schwerpunkt des Einzelplans 11 liegt bei den Bundeszuschüssen zur Sozialversicherung. Sie betragen für das Haushaltsjahr 1966 8,6 Milliarden DM, das ist gegenüber dem Jahre 1965 ein Mehrbedarf von rund 617 Millionen DM. Davon entfallen 470,7 Millionen DM auf die Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten und 146,0 Millionen DM auf die knappschaftliche Rentenversicherung. Wenn man die Höhe der Bundeszuschüsse im Vergleich zu der Zahl der Rentner setzt, dann kommt man zu der Feststellung, daß die Zahl der Rentner bei den Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten wesentlich höher liegt als bei der knappschaftlichen Rentenversicherung. Sie beträgt im ersten Fall bei einem Bundeszuschuß von 6,3 Milliarden DM 8 Millionen Rentner und bei der knappschaftlichen Rentenversicherung bei einem Zuschuß von 2,4 Milliarden DM nur 0,7 Millionen Leistungsempfänger. Es ist verständlich, daß die beachtliche Höhe der Bundeszuschüsse die Blicke kritischer Betrachter auf sich zieht und die Frage auftaucht, ob das so sein muß. Es wird aber dabei zu wenig oder gar nicht beachtet, daß die Rentenversicherungen durch die Folgen zweier Weltkriege in doppelter Hinsicht belastet sind. Einerseits sind ihr durch die Anrechnung der Zeiten des Wehrdienstes, des Kriegsdienstes und der Kriegsgefangenschaft auf die Renten zusätzliche Verpflichtungen erwachsen; andererseits hat sie durch den kriegsbedingten Verlust an Beitragszahlern und wegen der geburtenschwachen Jahrgänge erhebliche Einbußen auf der Einnahmeseite erlitten. Erörterungen über die Möglichkeit einer Kürzung der Bundeszuschüsse an die Sozialversicherung sind im Haushaltsausschuß nicht angestellt worden. Eine Kürzung erscheint auch nicht vertretbar. Die Zuschüsse zur Sozialversicherung sind zwar von Jahr zu Jahr absolut mit den Löhnen gestiegen, sie stehen aber in keinem direkten Verhältnis zu der zunehmenden Alterslast. Würde man auch diese berücksichtigen, ergäbe sich eine degressive Entwicklung der Zuschußleistung des Bundes. Keinesfalls kann man bei den Bundeszuschüssen von Subventionen sprechen. Sie kommen nicht einem bestimmten Wirtschaftsbereich, sondern fast der gesamten Bevölkerung zugute. Es handelt sich nicht um die Gewährung von Sondervorteilen an einzelne, sondern um eine Verteilung staatlicher Mittel von der erwerbstätigen Bevölkerung an die aus dem Erwerbsleben ausgeschiedenen Rentner. Die Bundeszuschüsse sind auch nicht zum Ausgleich eines vorübergehenden wirtschaftlichen Mißerfolges bestimmt, sondern eine auf Dauer gerichtete finanz- und sozialpolitische Maßnahme. Als Finanzhilfen im weitesten Sinne rechtfertigen sie sich sowohl als Ausgleich von Kriegsfolgen als auch durch die Beteiligung der Betroffenen an der Mehrung des Sozialprodukts und stellen die Solidarität der schaffenden Generation mit der Vorgeneration her. Im Zusammenhang mit der auch im Haushalt 1966 ausgebrachten Minderausgabe durch Zuteilung von Schuldbuchforderungen an die Träger der Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten steht das Problem der Rücklagen. Sie haben die beachtliche Höhe von über 26 Milliarden erreicht. Es besteht allgemeines Einvernehmen darüber, daß sie in Zukunft nicht weiter ansteigen sollen. Das bedeutet aber bei dem ungünstigen Altersaufbau unserer Bevölkerung, daß die nicht mehr anwachsende Rücklage einen ständig geringer werdenden Anteil der Rentenausgaben deckt. Daher muß auf alle Fälle dafür Sorge getragen werden, daß die Liquidität der Rentenversicherungen auch in Zukunft gesichert bleibt. In den nicht nur absolut, sondern auch relativ steigenden Bundeszuschüssen zur knappschaftlichen Rentenversicherung spiegelt sich die energiepolitische Entwicklung wieder. Im Zuge dieser Entwicklung wurde eine Reihe von Lasten auf diesen Versicherungszweig übertragen, die nicht im Zusam- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 1973 menhang mit den eigentlichen Aufgaben der Knappschaften stehen. Es muß damit gerechnet werden, daß bei dieser Situation auch in Zukunft eine Steigerung der Bundeszuschüsse unvermeidlich ist. Neben den Sozialleistungen im klassischen Sinne nehmen die Kriegsfolgelasten im Sozialhaushalt einen beachtlichen Raum ein. An erster Stelle steht hier die Kriegsopferversorgung, die auch in ihrer Größenordnung unmittelbar auf die Leistungen des Bundes an die Sozialversicherung folgt. Die Verminderung der Versorgungsleistungen des Bundes für Kriegsopfer um 353,2 Millionen DM im Haushalt 1966 hat ihre Ursache nicht in Leistungsverkürzungen, sondern lediglich in dem Rückgang der Zahl der Leistungsberechtigten und in einer Verminderung der Nachzahlungen, die durch die Umrechnungsschwierigkeiten des Zweiten Neuordnungsgesetzes bedingt sind. Ein wirklichkeitsnahes Bild über die Entwicklung der Kriegsopferversorgung entsteht, wenn man berücksichtigt, daß sich der Durchschnittsbetrag für den Leistungsempfänger inzwischen verdreifacht hat. Der Haushaltsausschuß hat wegen der angespannten Haushaltslage den für die Kapitalabfindungen vorgesehenen Betrag nicht noch weiter erhöhen können; dafür aber eine Bindungsermächtigung in Höhe von 15 Millionen DM vorgesehen. Damit ist sichergestellt, daß die zu erwartenden Anträge auf Kapitalabfindungen befriedigt werden können. Eine erhebliche Erhöhung hat u. a. der Ansatz für die Kosten der Heilbehandlung erfahren. Der Haushaltsentwurf sieht keinen Ansatz für ein drittes Neuordnungsgesetz vor, weil über die Ausgestaltung und die Höhe der Leistungsverbesserungen noch Verhandlungen im Gange sind. Es wird erwartet, daß die Bundesregierung in absehbarer Zeit einen Gesetzentwurf dazu vorlegt. Neben den auf gesetzlichen Verpflichtungen beruhenden Sozialleistungen des Bundes, von denen ich nur diejenigen erwähnt habe, die den größten Finanzbedarf des Bundes erfordern, verdienen einige freiwillige Sozialleistungen wegen ihrer großen Bedeutung für das Arbeitsleben noch besonders hervorgehoben zu werden. Hier muß in erster Linie die Förderung der beruflichen Fortbildung genannt werden, ein Programm, das, 1959 mit der institutionellen Förderung begonnen und 1962 um die individuelle Förderung erweitert, unter den aufstiegswilligen Berufstätigen eine außerordentlich gute Resonanz gefunden hat. Die bis zum 31. 7. 1965 gewährten Beihilfen mit einer Gesamtsumme von rund 82 Millionen DM haben dazu beigetragen, etwa 44 000 Arbeitnehmern, insbesondere in technischen Berufen, den Aufstieg in eine mittlere oder gehobene Berufstätigkeit zu ermöglichen. Für das Rechnungsjahr 1966 mußte auf Grund der vorliegenden Anträge der zunächst vorgesehene Jahresansatz von 36,1 Millionen DM um 6,4 Millionen DM erhöht werden. Trotz der inzwischen enger gefaßten Richtlinien für die Gewährung der individuellen Beihilfen, durch die- einer unvertretbaren Ausweitung des Programms vorgebeugt werden soll, läßt das starke Interesse an diesen Berufsförderungshilfen erwarten, daß in diesem Jahr noch weitere Bundesmittel benötigt werden. Zu den wichtigsten freiwilligen Sozialleistungen ist außerdem die arbeitsmarktpolitisch bedeutsame Errichtung überregionaler Rehabilitationszentren für die Spezialbehandlung bestimmter Verletzten- und Krankengruppen zu rechnen. In den vergangenen Jahren wurde auf diesem Gebiet mit finanzieller Unterstützung des Bundes bereits Vorbildliches geleistet. Erwähnt sei hier nur das StöckerWerk in Heidelberg. Um auch hier dem weiteren Bedarf an ,derartigen Einrichtungen wenigstens einigermaßen gerecht werden zu können, wurde der Ansatz des Vorjahres um 300 000 DM auf 4,3 Millionen DM erhöht. Neben den vielfachen, für die Arbeitnehmerschaft bestimmten Maßnahmen darf auch die Hilfe für die freien Berufe nicht unerwähnt bleiben. Hier wurde in der Vergangenheit durch die Zinsverbilligungsaktion des Bundes manchem jungen Akademiker der Weg zu einer selbständigen freiberuflichen Existenzgeebnet. Der Haushaltsausschuß hat die Berechtigung und Notwendigkeit dieses Programms anerkannt. Wegen der angespannten Haushaltslage sah er sich aber leider nicht in der Lage, den Vorjahresansatz zu erhöhen. Es sollte jedoch angestrebt werden, in Zukunft die Mittel wieder in der Höhe des notwendigen Bedarfs zur Verfügung zu stellen. Im Haushalt 1966 wurden erstmals Mittel für den Bau von Familienwohnungen für ausländische Arbeitnehmer vorgesehen. Bei der inzwischen erreichten Zahl von 1,2 Millionen ausländischen. Arbeitnehmern in der Bundesrepublik ist es unausbleiblich, daß sich eine Reihe von zum Teil recht schwierigen Problemen ergeben. Nicht alle lassen sich durch die private Initiative der Arbeitgeber, der Gewerkschaften, der kirchlich-karitativen Organisationen oder der Verbände der freien Wohlfahrtspflege lösen. Durch sie geschieht auf dem Gebiet der Ausländerbetreuung sehr viel, und man sollte ihnen dafür danken. Der Haushaltsausschuß hat sich nur mit einer der vielen Fragen der Ausländerbetreuung beschäftigt, nämlich mit der Frage der sich aus der Familienzusammenführung notwendigerweise ergebenden Förderung .des Familienwohnungsbaues. Die bei uns beschäftigten Ausländer haben nach EWG-Bestimmungen oder auf Grund von Vereinbarungen mit den „Entsendeländern" einen Anspruch darauf, ihre Familien nachkommen zu lassen. Nach der EWG- Verordnung Nr. 38/64 ist den in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeitnehmern bei der Beschaffung ausreichenden Wohnraumes zu helfen. Nach Teilerhebungen, die vor einiger Zeit in den Schwerpunktgebieten der Ausländerbeschäftigung vorgenommen wurden, haben etwa 15 % der Gastarbeiter zumindest ihre Ehefrauen nachkommen lassen. Die Förderung der Familienzusammenführung und .des Familienwohnungsbaues liegt aber nicht nur im Interesse der ausländischen Arbeiter, sondern auch im Interesse der Betriebe und nicht zuletzt der Be- 1974 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966 völkerung. Ich glaube, es ist unsere moralische und. soziale Pflicht, den ausländischen Arbeitskräften, auf die wir zur Erhaltung des Wirtschaftswachstums und zur Förderung des allgemeinen Wohlstandes angewiesen sind, auch ein menschenwürdiges Zuhause zu geben, in dem sie sich wohlfühlen können und weniger der Gefahr ausgesetzt werden, mit den Strafgesetzen in .Konflikt zu kommen. Die Bundesanstalt in Nürnberg hat dankenswerter Weise für die Förderung des Wohnungsbaues für ausländische Arbeitskräfte Darlehensmittel in Höhe von 50 Millionen DM bereitgestellt. Trotzdem konnte das damit angestrebte Ziel noch nicht erreicht werden, weil die Mittel zur Spitzenfinanzierung oder zur Tilgungsstreckung fehlten. Diese Lücke in der Finanzierung soll nunmehr durch die bei Tit. 950 veranschlagten Bundesmittel in Höhe von 3 Millionen DM und die Erteilung einer Bindungsermächtigung in Höhe von 7 Millionen DM geschlossen werden. Bei der vielseitigen Problematik der Ausländerbetreuung hat der Haushaltsausschuß angeregt, den Versuch einer Koordinierung aller Betreuungsmaßnahmen zu machen und eine Zusammenfassung der dafür vorgesehenen Mittel beim federführenden Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung herbeizuführen. Mit diesen meinen Schriftlichen Bericht in seinem Allgemeinen Teil noch ergänzenden und kommentierenden Bemerkungen kann ich meinen Mündlichen Bericht beenden. Im Haushaltsausschuß wurden alle Titel des Einzelplans 11 in der Ihnen vorliegenden Fassung einstimmig beschlossen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Jaeger vom 16. Mai 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (Drucksache V/614 Frage 1/2): Ist die Bundesregierung bereit, einen Gesetzentwurf zur Änderung des § 61 Konkursordnung dahin gehend vorzulegen, daß die rückständigen Forderungen aus Lohn, Kostgeld oder anderen Dienstbezügen den rückständigen Forderungen aus der Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung, der Berufsgenossenschaften und Familienausgleichskassen im Range vorgehen, wodurch eine Benachteiligung der Arbeitnehmer beseitigt würde, die darin liegt, daß die rückständigen Forderungen aus Sozialabgaben erfahrungsgemäß erheblich höher sind als die rückständigen Lohn- und Gehaltsforderungen, so daß die Arbeitnehmer als die sozial Schwächeren durchschnittlich nur geringe Restbeträge ausbezahlt erhalten? Im Konkurs über das Vermögen eines Arbeitgebers werden bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern wegen der für das letzte Jahr vor der Eröffnung des Konkursverfahrens rückständigen Lohnforderungen nach § 61 Nr. 1 KO vorzugsweise befriedigt. Ebenso genießen das Vorrecht des § 61 Nr. 1 KO nach § 28 Abs. 3 RVO und entsprechenden Bestimmungen anderer Versicherungsgesetze wegen rückständiger Beitragsforderungen auch die Sozialversicherungsträger. Soweit es sich um die Forderungen der Krankenkassen und der Versicherungsanstalten handelt, ist der Grund für die Gleichbehandlung die Erwägung, daß die vom Arbeitgeber gezahlten Beiträge rechtlich oder doch wenigstens wirtschaftlich einen Teil des vom Arbeitnehmer verdienten Lohnes darstellen und der Arbeitnehmer sich bei der Lohnzahlung Beitragsteile vom Lohn abziehen lassen muß (RGZ 102, 72 ff.; Jaeger-Lent, Konkursordnung § 61 Anm. 18). Die Forderungen der Berufsgenossenschaften sind den Forderungen der Krankenkassen und der Versicherungsanstalten gleichgestellt, um eine einheitliche Behandlung aller Arten von Versicherungsträgern zu erreichen (RG 102, 74) . Dem Bundesjustizministerium liegt kein Material vor, aus dem sich ergibt, daß in Konkursen Rückstände von Sozialversicherungsbeiträgen vielfach wesentlich höher sind als rückständige Lohnforderungen. Es ist mir bislang auch nicht bekanntgeworden, daß die gesetzliche Regelung zu einer erheblichen Benachteiligung der Arbeitnehmer geführt hat. Ein zu starkes Anwachsen der Vorrechtsforderungen von Sozialversicherungsträgern dürfte schon deswegen ausgeschlossen sein, weil nur die im letzten Jahr vor der Eröffnung des Konkurses entstandenen Beitragsforderungen der Sozialversicherungsträger unter das Vorrecht des § 61 Nr. 1 KO fallen (BGHZ 34, 294 ff.). Zur Zeit sehe ich daher keinen dringlichen Anlaß, die geltende Regelung zu ändern. Die Bundesregierung beabsichtigt aber, das Erste Buch der Reichsversicherungsordnung (Gemeinsame Vorschriften) neu zu gestalten. Bei dieser Gelegenheit wird auch geprüft werden, ob die Bestimmung des § 28 Abs. 3 RVO mit dem bisherigen Inhalt beibehalten werden kann. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 10. Mai 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Giulini (Drucksache V/614 Fragen X/3 und X/4) : Gedenkt die Bundesregierung Nationalparks oder große zusammenhängende Naturschutzgebiete in Deutschland zu schaffen, in welchen alle deutschen Wildtiere geschützt sind und welche zur Erholung und Freude der Bevölkerung dienen, so wie das in fast allen anderen Kulturstaaten geschehen ist? Gedenkt die Bundesregierung dem Deutschen Naturschutzring, dem Dachverband aller Organisationen und Vereine, die mit der Erhaltung der Natur zu tun haben, ähnlich wie anderen Verbänden Geldmittel zur Verfügung zu stellen? Da dem Bund auf den Gebieten des Naturschutzes und der Jagd nur die Rahmengesetzgebung zusteht, ist er nicht in der Lage, selbst bestimmte Erholungsgebiete oder Wildreservate zu schaffen. Die Bundesregierung unterstützt jedoch seit 10 Jahren das in den meisten Ländern der Bundesrepublik durchgeführte Naturpark-Programm zum Schutz großräumiger, durch natürliche Schönheit und Eigenart ausgezeichneter Landschaften von übergebietlicher Bedeutung, in denen durch geeignete Maßnahmen die Natur vor Schädigungen bewahrt und den Menschen Erholung geboten wird. Was den Wildschutz angeht, genießen bei uns heimische, nicht jagdbare wildlebende Tiere den Schutz des in allen Ländern fortgeltenden Reichsnaturschutzgesetzes von 1935 und treffen für die jagdbaren Tiere die Bestimmungen des Bundesjagdgesetzes zu. Die Bundesregierung ist aus folgenden Gründen nicht in der Lage, dem Deutschen Naturschutzring einen laufenden Zuschuß zu gewähren: 1. Die vom Deutschen Naturschutzring wahrzunehmenden Aufgaben sind überwiegend Länderangelegenheit. 2. Verschiedene, dem Deutschen Naturschutzring als Dachverband angehörende Vereine erhalten bereits Zuschüsse des Bundes, die mehrere 100 000 DM betragen. Es ist daher aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht möglich, auch dem Dachverband selbst noch Zuwendungen aus Bundesmitteln zukommen zu lassen. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 16. Mai 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Wächter (Drucksache V/614 Fragen X/10 und X/11): Wie hoch waren in den Jahren 1962 bis 1965 die Umsätze der vier großen Seefischmärkte Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg und Kiel mengen- und wertmäßig? Wieviel Prozent der Menge und des Wertes entfallen auf die einzelnen in Frage X/10 genannten Häfen? Mengen- und wertmäßige Umsätze der vier Seefischmärkte 1962 1963 Menge Wert in Menge Wert in i. t. % 1000 DM % i. t. % 1000 DM % Bremerhaven Cuxhaven Hamburg 173 672 131 089 33 771 31 411 46,95 35,43 9,13 8,49 103 384 45,22 35,28 9,85 8,65 151 768 43,96 39,25 8,34 8,45 . 88 799 43,45 38,63 9,35 8,57 Kiel 78 931 135 482 78 948 22 025 28 799 19 104 19 353 29 156 17 502 Zusammen: 369 943 100 1 223 693 100 345 205 100 204 353 100 1964 1965 Menge Wert in Menge Wert in i. t. % 1000 DM % i. t. % 1000 DM % Bremerhaven Cuxhaven Hamburg 127 311 125 067 25 506 29 023 41,48 40,75 8,31 9,46 84 530 41,33 38,96 9,54 10,17 123 481 121 723 26 535 28 704 41,10 40;52 8,83 9,55 88 676 41,04 38,63 10,48 9,85 Kiel 79 665 83 471 19 512 22 647 20 793 21 299 Zusammen: 306 907 100 204 500 100 300 443 100 216 093 100
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ursula Krips


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Etwas hat mich jetzt überrascht. Ich dachte, wir wären in einem Punkt einig, und zwar zumindest über die Analyse der gegenwärtigen Konjunktursituation. Man kann sich über die Prognose bestimmt streiten. Aber ich glaube, bei der Analyse sind sich die Wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute und auch die wichtigsten Ministerien einig. Da brauche ich mir nur den Konjunkturbericht des Bundeswirtschaftsministeriums von gestern vorzunehmen: „Die Produktionsentwicklung blieb verhalten, der Arbeitsmarkt zeigte Ansätze zu einer leichten konjunkturellen Entspannung", die Auftragseingänge bei Importen und Exporten haben sich insgesamt gerade etwa ausgeglichen. Wenn man von den Zahlen der Gesamtrechnung ausgeht, dann hatte das Bruttosozialprodukt im letzten Jahr Zuwachsraten von 8,5 %, und in diesem Jahr werden es wahrscheinlich etwa 7 % sein. Bei den Investitionen waren es 9 %, und wir werden jetzt nur noch solche von 5 %haben. Das schönste ist aber die Überschrift in der Welt von heute früh. Da wird Herr Bundeskanzler Erhard zitiert und die echte Sorge, die Herr Erhard um die Erhaltung der Stabilität unserer Wirtschaft hat. Ich meine, das sind Dinge, die vielleicht nicht ganz zusammenpassen.
    Herr Kollege Menne hat soeben gesagt, daß die Branchen mit der Wirtschaftsentwicklung durchaus zufrieden seien. Das mag für die Chemie zutreffen. Aber selbst nach der Hannover-Messe sind die Unternehmer im Maschinenbau von der Auftragsentwicklung gar nicht so angetan.
    Mein Kollege Schiller hat gesagt: Sieben Monate haben wir der Bundesregierung gegeben. Ich möchte hinzufügen — und das im Unterschied auch zu Herrn Menne —: Sieben Monate sind genug. Denn es waren ja bereits wesentlich mehr als sieben Monate. Der Herr Bundeskanzler hat uns in der Regierungserklärung aus dem Jahre 1963 große Versprechungen über die zukünftige Finanz- und Konjunkturpolitik gemacht.
    Wenn ich in der Geschichte noch weiter zurückgehe, dann darf ich den Herrn Bundesfinanzminister zitieren. Er hat mir eine schöne Gelegenheit dazu gegeben. Nach der Debatte, die wir hier um das Sachverständigengremium und um den Haushalt geführt haben, hat er nochmals seine antizyklische Finanzpolitik verteidigt, und zwar am 10. März im „Bulletin" der Bundesregierung. Er hat dort ausgeführt, bereits seit dem Ende der 50er Jahre, als es klar gewesen sei, daß die Hochkonjunktur real nicht mehr so weiterwachsen könne, habe er die Not-



    Frau Dr. Krips
    wendigkeit antizyklischer finanzpolitischer Maßnahmen erkannt und auch etwas dafür getan. Ich möchte gerne einmal wissen, was er denn eigentlich seit diesem Zeitpunkt getan hat und was das Bundeswirtschaftsministerium dazu getan hat.
    Man spricht heute allgemein davon, daß sich der Sparwille nicht verschlechtert habe. Warum haben Sie dann eigentlich so große Befürchtungen, wenn wir uns hier über die Labilität der Wirtschaftlage unterhalten? Wenn Sie mir recht geben, daß die Wirtschaftlage vielleicht doch labil ist, dann möchte ich hierüber jetzt den Mantel des Schweigens hüllen. Aber ich möchte Sie bitten: Schauen Sie sich nicht nur den Jahresbericht der Bundesbank an, der eine marginale Sparquote von 12 % für 1965 ausweist, sondern schauen Sie sich bitte auch die neuesten Berichte über das Kontensparen in den ersten drei Monaten und dazu die Berichte, die z. B. der Spar-und Girokassenverband herausgibt, daraufhin an, ob da immer noch von dem ungebrochenen Sparwillen die Rede ist.
    Es ist mir vorhin zweierlei aufgefallen, und zwar zweierlei Unterschiede in den Ausführungen des Herrn Bundeswirtschaftsministers und des Herrn Bundeskanzlers. Der Herr Bundeskanzler war der Meinung, daß man auf vier bis fünf Jahre im voraus nicht planen könne, das würde der wirtschaftlichen Wahrscheinlichkeit widersprechen. Also meinte der Herr Bundeskanzler, man müßte für vier bis fünf Jahre ein Wahrscheinlichkeitsbudget aufstellen. Der Herr Bundeswirtschaftsminister sprach davon, daß Prioritäten gesetzt werden müßten und diese Prioritäten uns auch bekanntgegeben würden. Das setzt voraus, daß das Bundeswirtschaftsministerium für ein Zielsetzungsbudget plädiert. Nun würde ich eigentlich doch gern einmal wissen, wie eine derartige mittelfristige Vorausschau aussehen wird — ich hoffe, daß die Vorbereitungen nun wirklich abgeschlossen sein werden, wenn uns dieses Budget auf den Tisch gelegt wird — und was es dann eigentlich für ein Budget sein soll.
    Aber ehe uns diese Vorausschau auf den Tisch gelegt wird, habe ich für die Erstellung dieses Budgets noch einige Bemerkungen anzufügen. Ich möchte Sie wirklich bitten, nicht den Finanzbericht des Jahres 1966 als ein Musterbeispiel für eine derartige Vorausschau zu betrachten. Sie liefern uns dort bis 1970 im Durchschnitt ein Defizit von 4 Milliarden. Wenn wir uns nun einmal die Ausgabensteigerungen in den einzelnen Jahren anschauen, stellen wir fest, daß sich die Zuwachsraten bei den Gesamtausgaben im Jahre 1967 auf etwa 11,5%, dann auf etwa 6% und auf 5% und im letzten Jahr auf 0,8%, sagen wir: rund 1 % belaufen. Das bedeutet eigentlich, daß das nur sinnvoll wäre, wenn wir im nächsten Jahr eine wirtschaftliche Stagnation hätten und 1970 ein Boom einträte. Ich glaube, das wäre kein Markstein, wie man in eine antizyklische Finanzpolitik hineingehen kann.
    Ich habe mir auch überlegt, warum sich die Bundesregierung eigentlich immer so dagegen wehrt, derartige Vorausschätzungen anzustellen. Das liegt einfach daran, daß sie nunmehr die von Herrn Bundesminister Schmücker angeschnittenen Prioritäten setzen müßte; dazu braucht man nämlich Zielsetzungen, anders kann man eine derartige Vorausschau für vier bis fünf Jahre nicht hinbekommen. Dann muß man sich überlegen, wie man die Preisentwicklung oder auch wie man die Ausgaben der öffentlichen Hand steuern will. Man braucht dazu wahrscheinlich etwas mehr Bekennermut, als ihn die Ministerien und die Bundesregierung bisher entwickelt haben.
    Deshalb ist es eigentlich auch symptomatisch — da möchte ich auf mein Lieblingskind zurückkommen —, daß die Bundesregierung die Wirtschaftsberichte eingestellt hat. Das wäre ein so schönes Instrument, um einmal die Vorstellungen der Regierung zu entwickeln und sich nicht immer nur hinter die Sachverständigen zurückzuziehen

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Sie doch verlangt!)

    oder allenfalls dazu eine Stellungnahme abzugeben.
    Es wird immer von Reformen gesprochen, und wir werden vertröstet, daß für eine Vorausschau zunächst die Finanzreform eingeleitet werden müßte. Bei mir erhebt sich dann immer der Verdacht, daß nur von Reformen gesprochen wird, um ein Argument zu haben, die Zeit wieder ein paar Jahre vor sich herschieben zu können. In Wirklichkeit müßte das Haushaltsrecht reformiert werden. Es geht nicht an, daß es bei der jährlichen Veranschlagung von Ausgaben bleibt. Aber man behauptet, daß diese jetzt bestehende jährliche Veranschlagung die Rahmenplanung behindert und deshalb keinen Spielraum für eine Konjunkturpolitik bietet. Ich bin mit Ihnen der Meinung, daß die Reichshaushaltsordnung reformbedürftig ist; aber selbst der gegenwärtige Stand würde eine wesentlich bessere Handhabung erlauben, als sie bisher praktiziert wird.

    (Zuruf von der Mitte.)

    — Das werde ich gleich tun. Ich meine, daß vor allem 1965 alles andere als eine antizyklische Finanzpolitik praktiziert worden ist. Das liegt weniger daran, daß das juristisch unmöglich war. Man hat vielmehr immer noch die längst überholten Vorstellungen des formalen Haushaltsausgleichs in den Vordergrund gestellt. Dabei wäre es weit wichtiger gewesen, daß man an die Konjunktur und an die Geldwertstabilität gedacht hätte.
    Ich bin der Meinung, daß man für eine modern ausgerichtete Fiskalpolitik keine neuen Gesetze braucht, sondern zunächst nur einmal eine moderne Haushaltsführung. Es ist bezeichnend, daß die Probleme, die sich mit der modernen Stabilitätspolitik in unserer Wirtschaft befassen, eigentlich ausschließlich von dem Herrn Bundeswirtschaftsminister und seinem Hause und nicht vom Bundesfinanzministerium entwickelt und betrieben worden sind. Soweit ich über die Verhältnisse im Bundesfinanzministerium unterrichtet bin, sind dort die Ansätze zur antizyklischen Finanzpolitik und zur methodischen Erarbeitung von Rahmenplänen noch reichlich unterentwickelt.



    Frau Dr. Krips
    Dabei fehlt es keineswegs an Möglichkeiten, die Steuerung eines Haushalts auch noch im Jahresverlauf vorzunehmen. Der Herr Bundesfinanzminister hat in seinen Haushaltsgesetzen — zum Teil im Zusammenwirken mit dem Wirtschaftsminister — durchaus die Möglichkeit, Instrumente einzusetzen, mit denen man etwas leisten kann; ich denke z. B. an den § 7 des Haushaltsgesetzes. Der Finanzminister kann danach die Inanspruchnahme von Mitteln von seiner Zustimmung abhängig machen, wenn die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung das erfordert.
    Ich möchte an dieser Stelle einmal die Bundesbank zitieren. Sie hat in ihrem Geschäftsbericht gesagt:
    Es wäre verfehlt, wollte man den Grund für die finanzpolitische Fehlentwicklung im Jahre 1965 in erster Linie darin suchen, daß die öffentliche Finanzpolitik nicht über konjunkturpolitisch variierbare Instrumente verfügt. Entscheidend war vielmehr, daß bei einigen grundlegenden Entschlüssen deren — an sich absehbare — konjunkturelle Konsequenzen nicht genügend berücksichtigt wurden.
    Ich glaube, hier liegt der Hund begraben.
    Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Vorausschau ist zunächst einmal die Prognose des Arbeitsvolumens und die Entscheidung darüber, welche Haushaltspolitik man im Rahmen der nächsten Jahre betreiben will. Hier liegt der echte Ansatz für die Finanzpolitik. Ich bin der Meinung, sie darf nicht mehr wie bisher ein Zufallsergebnis sein, das man am Ende eines Jahres mehr oder 'weniger erstaunt feststellt. Deshalb sind wir der Ansicht, daß der mehrjährige Rahmenhaushalt, der mehrjährige Rahmenplan, in die Gesamtentwicklung eingepaßt werden muß. Zunächst ist es dazu nötig, daß zur Haushaltsvorausschau die Vorausberechnung der wichtigsten Aggregate des Sozialproduktes kommt. Andernfalls ist sie unrealistisch und steht im luftleeren Raum.
    Hier möchte ich noch auf ein Wort des Herrn Bundeskanzlers eingehen. Er war vorhin der Meinung, wir könnten da so irgendwie einen Plan für den Straßenbau entwickeln. Das ist genau das, was wir für uns allein nicht können. Ich darf hier einmal an ihr schönes Wahlinserat erinnern. Da ging es zunächst um ganz andere Dinge; Sie haben die 7,84 DM Lohn versprochen. Aber auf der Seite, die danach kam, haben Sie die verschiedenen Investitionsprogramme aufgezählt, die der Städtetag und andere Institutionen aufgestellt haben. Dann haben Sie angegeben, was der Bund bereit war, auszugeben. Wenn Sie die ganzen Zahlen addieren, gab das überhaupt keine Summe. Sie haben Investitionspläne für sich betrachtet, die von unterschiedlichen Institutionen und Gremien übernommen worden waren, die aber mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht in Einklang gebracht werden konnten. Das ist kein Wunder; denn zunächst muß man die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vorausgeben, und dann kann man die Investitionspläne in diesen Plan einbauen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Dazu müßte man ja Hellseher sein!)

    — Dazu brauchen Sie kein Hellseher zu sein. Sie brauchen lediglich das zu tun, was die Beamten in den Ressorts bereits praktizieren. Nur müßte die Bundesregierung den Mut haben, diese Dinge zu veröffentlichen; denn man macht sie ja.

    (Abg. Erler: Hört! Hört!)

    Ich möchte doch noch einmal auf den Straßenbau zurückkommen. Er sollte auf Programmen beruhen, die aufeinander abgestimmt sind, gerade dann, wenn die Gesamtausgaben des Etats mit den Möglichkeiten der Volkswirtschaft in Übereinstimmung gebracht werden sollen. Das bekommen wir ständig hier zu hören, und es ist auch unser Anliegen, daß das geschieht. Deshalb noch einmal: Ein Investitionsplan für die öffentliche Hand allein genügt nicht. Wie brauchen eine gesamtwirtschaftliche Vorausschau. Diese mehrjährige Vorausplanung — —

    (Abg. Rösing: Schafft auch keine Wunder!)

    — Warten Sie ab.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und wie ist es mit den SPD-Gemeinden?)

    — Mit den SPD-Gemeinden? Das hätten wir schon längst erreicht, wenn von Ihnen dazu beigetragen worden wäre, daß die Finanzreform ein bißchen früher gekommen wäre.

    (Beifall bei der SPD.)

    Vielleicht darf ich jetzt doch noch etwas zur Vorausplanung sagen. Ein derartiger mehrjähriger Plan enthält staatliche Ausgaben.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Sie wollten ja von mir ein Rezept haben, wie man das machen kann. Das möchte ich Ihnen jetzt liefern. Dieser mehrjährige Rahmenplan enthält Ausgaben, die teilweise variabel sind oder variabel gestaltet werden können, z. B. der Straßenbau. Deshalb könnte man hier ansetzen, über den einjährigen Haushalt hinaus zu mehrjährigen Vorstellungen zu kommen. Der mehrjährige Plan soll die variablen und auch die variabel zu gestaltenden Ausgaben und die längerfristige Einnahmenentwicklung, vor allem auch die progressiv wirkenden Steuereinnahmen des Staates, in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen, damit sich nicht, wie bisher immer geschehen, im Konjunkturhoch zusätzliche Ausgabenkumulationen beim Staat ergeben.
    Sie können sich nun nicht darauf zurückziehen, daß Sie dazu ein neues Gesetz brauchen . Diese Illusion muß ich Ihnen leider nehmen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wir bekommen jetzt den dritten Vierjahresplan im Straßenbau!)

    — Wir möchten das aber gern innerhalb eines Gesamtplans, innerhalb einer gesamtwirtschaftlichen Vorausschau haben, die keinerlei Verbindlichkeitscharakter für die private Wirtschaft hat; ich will



    Frau Dr. Krips
    auch gleich diesen Einwand, der von Ihnen kommen könnte, vorwegnehmen.
    Für einen derartigen Rahmenplan benötigen wir also noch nicht einmal einen Gesetzentwurf, wenn die Bundesregierung diese Vorausschau allein erstellt — und das ist durchaus möglich —, obwohl, wenn dieser Rahmenplan seine Funktionen erfüllen soll, auch die Daten für die Länder und Gemeinden in den Rahmenhaushalt eingehen sollen. Das wäre zumindest ein erster Ansatzpunkt. Wie weit man darüber hinausgehen will, kann man sich überlegen. Ich möchte hier den Ministerien und der Bundesregierung das Argument entziehen, daß man einen derartigen Plan nicht bereits jetzt aufstellen könne.
    Außerdem kommt eines hinzu, und das sind die politischen Notwendigkeiten von Brüssel. Es wäre sehr viel schöner gewesen, wenn die Bundesregierung schon für den Ausschuß für Konjunkturpolitik in Brüssel eine mittelfristige Vorausschau aufgestellt hätte, anstatt eine derartige Vorausschau unabhängigen Gutachtern zu überlassen. Ich möchte mich nicht zu dem Problem dieses Gutachtens äußern. Aber wenn man Wirtschaftspolitik im internationalen Rahmen treiben will, kann man sich nicht auf unabhängige Experten verlassen, sondern muß selbst in einer solchen Vorausplanung sagen, was man als Regierung tun will und wie man die Entwicklung für die nächsten Jahre beurteilt.
    Jedes Großunternehmen, das auf seine Wirtschaftlichkeit bedacht sein muß, stellt heute derartige Planungen auf. Sie alle würden einem Unternehmer die Geschäftsfähigkeit absprechen, wenn er auf solche vorausschauenden Übersichten verzichtete. Jedes Großunternehmen besitzt auch Großrechenanlagen. Die Haushaltsabrechnung des Bundesfinanzministers beruht aber noch auf Methoden aus der Zeit des Alten Fritz. Damals kam man mit dem Federkiel aus. Wir sind deshalb der Meinung, daß der Übergang zur elektronischen Datenverarbeitung eine unabdingbare Notwendigkeit ist.

    (Anhaltende Unruhe bei der CDU/CSU.)

    — Wenn Sie nacheinander reden, kann ich Ihnen antworten, aber wenn Sie alle zugleich reden, kann ich Sie leider nicht verstehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Mittel haben wir schon zur Verfügung gestellt!)

    In der Industrie sind viele Milliarden für die Neuorientierung des Organisations-, Buchhaltungs- und Informationswesens ausgegeben worden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das sind alte Zöpfe!)

    An wirtschaftstheoretischen Überlegungen dieser Art herrscht kein Mangel. Aber in der Finanzverwaltung gibt es keinen wirtschaftlichen Druck wie in der Industrie, der eine derartig rationelle Haushaltsgebarung notwendig macht. Wenn ich aber be; denke, daß in der Bundesrepublik für die Anwendung von Waffen diese Elektronenrechner benutzt werden, dann bin ich der Meinung, daß man dies erst recht tun sollte, wenn es sich um die friedlichen Zwecke der Haushaltsgebarung handelt.
    Nun wird der Bundesfinanzminister sagen, daß er dafür kein Geld hat. Ich darf vielleicht daran erinnern, daß die Bundesbank Elektronenrechner besitzt. Das Statistische Bundesamt, das einem der Ressorts der Bundesregierung untersteht, hat diese Elektronenrechner ebenfalls. Wie ich mir habe sagen lassen, sind diese Anlagen durchaus nicht immer voll ausgelastet.
    In diesem Hause wird über Konjunkturpolitik und über neue konjunkturpolitische Gesetze gesprochen, die im Augenblick überhaupt nur Vorsorgecharakter haben können, denn für die Wirtschafts- und Finanzpolitik in diesem Jahr ist es zu spät. Wir können nur noch einfach hinnehmen, was an Preissteigerungen da ist. So muß ich das hier kurz zusammenfassen, was aus den Ausführungen der Redner der Regierungskoalition und der Minister hervorgegangen ist. Wir sprechen über Konjunkturpolitik und über Konjunkturrahmengesetze, und dabei fehlt uns jegliche Möglichkeit, uns über die ökonomische Transparenz dieses Haushalts, über den hier verhandelt wird, zu unterhalten, obwohl dieser Haushalt zusammen mit den anderen öffentlichen Haushalten in der Bundesrepublik etwa 40 % des Sozialprodukts ausmacht.
    Dieses Haushaltsvolumen ist kein Maßstab für die wirtschaftlichen Beurteilungen einschließlich der Beurteilung der Geldwertentwicklung. In diesem Zusammenhang, Herr Bundesfinanzminister, ist das Kassenprinzip falsch, denn die Kassenabschlüsse besagen nichts über öffentliche Auftragsvergabe; deren ökonomische Wirkungen lassen sich nämlich nun einmal nicht an das Kalenderjahr binden. Und hinsichtlich der zeitlichen Abgrenzung sind nicht die Kassenein- und -ausgänge von Bedeutung, sondern das Entstehen von Forderungen und Verbindlichkeiten.
    Der Herr Bundesfinanzminister war Ende des Jahres so stolz über das angeblich kleine Defizit. In Wirklichkeit sind hier Zahlungen manipuliert worden, d. h. Zahlungsverpflichtungen sind in das Jahr 1966 verlagert worden, oder man hat längere Zahlungsziele in Anspruch genommen. Das alles hat mit konjunkturgerechtem Verhalten sehr wenig zu tun. Deshalb erwarten wir auch von dieser Bundesregierung, daß von der Buchhaltungs- und Verrechnungstechnik, der Haushaltsführung alter Prägung, endlich einmal abgegangen wird. Das ist etwas, was man durchaus kurzfristig tun kann; dazu braucht man keine Rahmenplanung — noch nicht einmal das.

    (Abg. Leicht: Ist ja auch schon angelaufen!)

    Zum ersten: Das Jahresprinzip der Haushaltsabrechnung ist überholt. Wir sind der Meinung, daß beim Etat Zwischenabschlüsse — zunächst vierteljährlich, dann aber auch monatlich — notwendig und durchführbar sind. Diese müssen dann aber auch dem Parlament zugeleitet werden, und zwar nicht mit dem üblichen time lag, der sich in der Bürokratie so eingebürgert hat.
    Zum zweiten. Die Devise für eine neuzeitliche Finanzpolitik muß lauten: längerfristig planen, aber



    Frau Dr. Krips
    kurzfristig abrechnen, und zwar nach ökonomischen und nicht nach fiskalischen Prinzipien.
    Zum dritten möchte ich wiederholen, daß man hierzu noch nicht einmal neue gesetzliche Regelungen benötigt. Das Bundeskabinett kann allein entscheiden, ob es neue Wege gehen will oder ob sich der Bundeshaushalt, wie bisher, auf das Liquiditätsgeschehen oder aber zumindest auch auf ökonomische Realitäten konzentrieren will. Jedermann redet heute von dem Ausbau des konjunktur- und fiskalpolitischen Instrumentariums, aber was die Bundesregierung in eigener Regie ohne neue Gesetze tun könnte, das wird nicht in Angriff genommen. Mit den bisherigen Deckungsprinzipien und Grundsätzen der Haushaltsgestaltung läßt sich die ökonomische Wirkung dieses Etats nicht erfassen. Es wäre viel erreicht — da bin ich ganz sicher —, wenn durch eine ökonomisch ausgerichtete Budgetorientierung und -gestaltung im Rahmen gesamtwirtschaftlicher Maßstäbe eine Orientierungsgröße geschaffen würde, die dann auch auf die Verhaltensweise unserer pluralistischen Gesellschaft einwirken könnte.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das wäre schön! — Weitere Zurufe.)

    — Lassen Sie mich gerade noch meinen Schlußsatz sagen.
    Ich möchte Ihnen jetzt noch sagen, was der Staat dazu tun kann. Der Staat könnte auf diese Weise nämlich, wenn er Initiator dieser von den Gutachtern geforderten konzentrierten Verhaltensänderung würde, sehr viel dazu beitragen. Ich möchte die Bundesregierung eigentlich bitten, daß sie sich ihren Standpunkt und ihre Stellungnahmen, die sie zu allen Gutachten zum Ausdruck bringt, doch noch einmal überlegt, daß sie mehr auf die Gutachten hört und auch selbst etwas mehr initiativ wird. Siehe Wirtschaftsbericht alter Prägung!

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Professor Stein.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gustav Stein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Originelle unserer alljährlichen Diskussion um den Etat des Wirtschaftsministeriums besteht darin, daß wir uns eigentlich mit diesem Etat kaum befassen. Ich finde das im Grunde genommen auch gut; denn in einem Land der freien Marktwirtschaft sollte der Etat des Wirtschaftsministeriums etwas ganz Selbstverständliches sein. Wir erörtern traditionell alles das, was in der Wirtschaftspolitik anfällt. Wir stellen fest, wie auch in der heutigen Debatte, daß der Herr Wirtschaftsminister für viele Sachen nicht zuständig, am wenigstens aber verantwortlich ist.
    Ich erlaube mir, diese Bemerkungen zu machen, weil ich mir die Zeit genommen habe, einmal die Berichte der letzten Jahre über Haushaltsbesprechungen durchzulesen, nicht, weil ich diesem oder jenem Kollegen oder Redner etwas ins Stammbuch schreiben möchte, sondern weil mir klargeworden ist und es dabei sehr beruhigend wirkt, nachzulesen, welch gefährliche und angeblich hoffnungslose Wirtschaftslagen in der Bundesrepublik und durch die Bundesregierung schon gemeistert worden sind.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Ich bin natürlich weit davon entfernt, diese Schwierigkeiten zu bagatellisieren — ich komme auf die einzelnen Punkte selbstverständlich noch zurück —, aber ich möchte doch davor warnen, auch als ein Mann der Wirtschaft, daß wir die Entwicklung, die wir heute beraten haben, unnötig dramatisieren.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich bin der Ansicht, daß mit dieser Dramatisierung zunächst einmal im wesentlichen nichts erreicht wird und daß ferner die wirkliche Wirtschaftslage eine solche Dramatisierung nicht verträgt und auch nicht verdient.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wenn wir die Dinge einmal in einer, fast möchte ich sagen, philosophischen Distanz 'betrachten können, dann werden auch Sie mir zugeben, daß wir nach dem Kriege mit noch viel schwierigeren Fragen fertig geworden sind. Meine Herren von der Opposition, Sie brauchen nicht besorgt zu sein, daß es uns jetzt plötzlich im 17. Jahre unserer Regierung widerfährt, daß wir es an dem notwendigen Verstand und an der wirtschaftspolitischen Befähigung fehlen lassen. Auch der Haushalt 1966 ist dafür ein Beispiel. Niemand wird bestreiten, daß es uns unter großen Mühen letztlich gelungen ist, einen befriedigenden und, wenn Sie wollen, einen appetitlichen Abschluß des letzten Rechnungsjahres und einen soliden Voranschlag für das kommende Rechnungsjahr vorzulegen. Deshalb sollten wir aufhören, uns gegenseitig vorzuwerfen, daß wir es mit der Verantwortung für eine vernünftige Haushaltspolitik nicht ernst nähmen. Die Tatsachen beweisen unsere Entschlossenheit zum Handeln, und an dieser Entschlossenheit werden wir es auch in der Bewältigung der Wirtschaftspolitik nicht fehlen lassen.
    Nun habe ich die Ehre, als letzter Redner meiner Fraktion zum Wirtschaftshaushalt zu sprechen. Es ist mir ein Bedürfnis, Herr Wirtschaftsminister, Ihnen zunächst einmal den Dank auszusprechen für Ihre ausgezeichnete und entschlossene Verhandlungsführung in Brüssel.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich bin der Ansicht, daß das auch im Rahmen des Etats und heute gesagt werden muß. Durch die vielen Klippen von der ganz großen Politik, fast möchte man sagen, von der Weltpolitik bis zu detaillierten Finanzfragen hat sich unsere Delegation mit Verhandlungsgeschick, Festigkeit und Würde hindurchmanövriert. Sie hat damit der Sache der europäischen Zusammenarbeit einen sehr großen Dienst erwiesen. Besonders gut und geschickt fand ich die Bereitschaft zu allen Einzelabschlüssen unter dem Generalvorbehalt, daß das fertige Paket dann auch insgesamt passen müsse, unter dem Vorbehalt, es insgesamt prüfen zu können. Natürlich wissen wir wie Sie, daß man unter Umständen unter einen allzu großen Druck geraten und am Ende jeden



    Stein (Honrath)

    Schwarzen Peter in der Hand haben kann. Aber ich stehe auf dem Standpunkt, daß in dieser Situation der europäischen Politik auch der Grundsatz gilt: Wer nichts wagt, gewinnt nichts. Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Entwicklung der flexiblen Verhandslungsführung, die Sie und Ihre Herren Staatssekretäre an den Tag gelegt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die finanziellen Lasten, die wir auf uns nehmen, sind hoch; das wissen wir. Wir sind, wie ich glaube, letztlich an das überhaupt noch Vertretbare herangegangen. Jetzt scheint mir die Grenze erreicht, die man nicht mehr überschreiten darf. Das gilt auch für die Abschirmung unseres eigenen Agrarbereichs. Ich tröste mich in dieser Hinsicht wie auf manchen anderen Gebieten der wirtschaftlichen Integration mit dem Gedanken, daß mit dem Entstehen eines wirklichen Gemeinsamen Marktes die Partner auch später noch bereit sein werden, über dringende Erfordernisse, Korrekturen und Anpassungen mit sich reden zu lassen. Jedenfalls: Dank für die bisherige Haltung der deutschen Delegation. Ich möchte es so formulieren: Sie hat Härte am rechten Ort und Geschmeidigkeit zur rechten Zeit bewiesen und das Brüsseler Barometer aus dem Tief herausgeholt, ohne daß wir die ganze Zeche allein bezahlen.
    Noch ein grundsätzliches Wort zu der Haushaltsdebatte. Die letztjährige Debatte — fast um dieselbe Zeit, etwas früher — stand schon unter dem Donner des Wahlkampfes. Dies hat dem Herrn Wirtschaftsminister seine Aufgabe nicht gerade erleichtert. Aber ich glaube, wird sind es seinem Hause und auch dem Hause des Finanzministers schuldig, einmal auszusprechen, daß in dieser Zeit, in diesem Jahr ein großes Arbeitspensum mit respektabler Sachkenntnis und großer Unverdrossenheit geleistet worden ist. Viele Beispiele könnte ich anführen, insbesondere viele Beispiele, wo im Rahmen der Koordinierung und der Einzelausarbeitung Ausgezeichnetes geleistet worden ist. Auch hierfür möchte ich Ihnen danken, wissend, daß ohnehin der Dank des Vaterlandes dünn zu sein pflegt. Wie dieses Ministerium zwischen den Polen einer innerstaatlichen föderativen Struktur und der europäischen Integration, zwischen Produzenten und Konsumenten, zwischen Steuerpflichtigen und Subventionsempfängern, zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern seinen Kurs verfolgt hat, verdient eine anerkennende Bemerkung. Wir wissen natürlich, daß noch eine Reihe großer Blöcke auf dem Wege liegen, vorhersehbare und nicht vorhersehbare, auch solche, die Ihnen, um das Wort des Kollegen Schiller zu gebrauchen, sozusagen vor die Haustür gelegt oder gespielt werden. Ich denke vor allem an die Schwierigkeiten, die sich aus dem föderativen Aufbau unseres Landes ergeben und eine Wirtschaftspolitik aus einem Guß sehr erschweren. Bis heute ist es uns nicht gelungen, zu einer vernünftigen Abstimmung in der öffentlichen Ausgabenpolitik zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zu kommen. Das soll kein Vorwurf etwa an die Adresse derjenigen Länder sein, die von sozialdemokratischen Ministerpräsidenten geführt werden, sondern das gilt für alle. Wir habe es hier mit bestimmten föderativen Auswüchsen unseres Systems zu tun, die sich gerade dem Wirtschaftler entgegenstellen, der sich natürlich seiner Natur nach mehr von unitarischen Gesichtspunkten leiten läßt. Ohne eine Änderung des Grundgesetzes ist meines Erachtens eine befriedigende Regelung kaum zu erreichen. Ich möchte deshalb die Bundesregierung ermuntern, die notwendig erscheinenden Überlegungen bald anzustellen und zu konkretisieren. Eine solide Wirtschaftspolitik ohne eine straff koordinierte öffentliche Finanzpolitik ist einfach nicht möglich. Wenn wir dafür eine vernünftige Lösung finden, lassen sich auch die akuten wirtschaftspolitischen Probleme unserer Zeit sehr viel leichter lösen. Vielleicht werden wir in einigen Jahren über unseren Kleinmut in dieser Frage lächeln.
    Sicherlich ist die vor uns stehende Aufgabe nicht leicht. Es gibt eine Reihe von Sorgen, die uns bedrücken. Sie sind gestern und heute schon angesprochen worden. Ich darf mich auf einige Stichworte beschränken: die Lohn-Preis-Entwicklung, die defizitäre Entwicklung unserer Zahlungsbilanz, die Kohleproblematik, die besonderen Schwierigkeiten der Stahlindustrie und der Kapitalmarkt. Alle diese Dinge bedrücken uns. Wir sollten dabei nicht vergessen, daß wir es heute — das gilt als Obersatz — nicht mehr allein mit einer nationalen Wirtschaftspolitik zu tun haben. Im Zeichen der Integration der Märkte und der weltweiten Konvertibilität, an der wir nicht rütteln lassen wollen, wird unser eigener wirtschaftspolitischer Spielraum zwangsläufig eingeengt. Darunter hat auch unsere Wirtschaftspolitik zu leiden; sie hat dieser Tatsache ihren Zoll zu zahlen.
    Die Lage ist keineswegs so ernst und hoffnungslos, wie sie nach der öffentlichen Diskussion in unserem Lande manchmal zu sein scheint. In der Frage der Preispolitik sehen wir sehr wohl die Verantwortung des Herrn Bundeswirtschaftsministers am unmittelbarsten vor uns. Herr Schmücker hat in seiner Rede schon darauf hingewiesen, daß im vergangenen Jahre eine Reihe von kumulierenden Faktoren zusammengefallen sind, die den Anstieg der Lebenshaltungskosten um 4,3% verursacht haben. Er nannte dabei insbesondere die Erhöhung der Nahrungsmittelpreise als Folge der ungünstigen Witterungseinflüsse und die Maßnahmen zur Entzerrung des Preisgefüges in Anpassung wichtiger Bereiche der Marktwirtschaft. Bei der Debatte über die Preise wird nach meiner Ansicht auch der Gesichtspunkt der Qualitätsverbesserung etwas zuwenig berücksichtigt. Ich bin mir überhaupt nicht klar, ob wir die Indexberechnung des Warenkorbes für eine vierköpfige Familie so in der Wertung bestehen lassen können. Ich bezweifle, daß sie eine solche Beweiskraft hat, daß wir daran eine Diskussion von dieser politischen Bedeutung aufhängen können. Natürlich will ich damit die Preissituation keineswegs bagatellisieren. Aber ich bin nicht sehr glücklich über den Trend der Ausführungen des Herrn Professor Schiller gewesen; denn daraus klang, ich möchte sagen, die Besorgnis einer inflationistischen Entwicklung hervor, wobei meines



    Stein (Honrath)

    Erachtens einiges völlig außer acht gelassen wird. Wenn man in diesem Tonfall spricht, muß man auch andere Symptome erwähnen und berücksichtigen wie beispielsweise, daß die reale Kaufkraftsteigerung der Einkommen aus unselbständiger Arbeit seit Jahren ca. 5% beträgt. Das geht eigentlich schon seit 1952 so und noch etwas früher. Das sind doch Fakten, die man, wenn man so diskutiert, wie es heute morgen geschehen ist, berücksichtigen muß.
    Natürlich weiß auch ich, daß in unserem Volk eine gewisse große Unruhe besteht und daß die Erhaltung der Kaufkraft das wichtigste Ziel der Wirtschaftspolitik sein und bleiben muß. Aber ich glaube, wir sollten vom Parlament aus nichts tun, was diese Unruhe in der politischen Diskussion verstärken könnte. Ich bin vielmehr der Auffassung, daß dieses Hohe Haus dazu berufen ist, zu erkennen zu geben, daß es die Problematik erkannt hat und gewillt ist, dieser Problematik gerecht zu werden. Das ist die politische Situation, die sich aus der Entwicklung wirtschaftspolitisch ergibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich muß noch einmal die Rolle des Etats im Rahmen der sogenannten antizyklischen Haushaltsgebarung erwähnen. Sie ist so wichtig, daß man sie bei der Diskussion der Gesamtleistung des Bundeswirtschaftsministeriums nicht übersehen kann. Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat heute erneut die baldige Vorlage eines Stabilisierungsgesetzes angekündigt. Was ich darüber gelesen habe, berechtigt zu der Hoffnung, daß die öffentliche Haushaltspolitik im Rahmen dieses Gesetzes eine vorrangige Bedeutung erhält und daß dieses Problem in dem Gesetz mit aller Entschiedenheit angegangen wird. Denn das ist das wesentliche Element für die Sicherung eines weiteren wirtschaftlichen Wachstums bei Erhaltung der Vollbeschäftigung und stabilen Preisen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, da ich gerade dabei bin, möchte ich vor der Aufstellung von Alternativen warnen: Wachstum oder Stabilität, Stabilität oder Wachstum. Das Problem liegt darin, daß wir zu beidem kommen und daß wir beide in den Griff bekommen und bewältigen. Dazu darf ich hier mit allem Freimut sagen: ein noch so gutes Gesetz wird dieses Hohe Haus nicht aus seiner Verantwortung entlassen, die notwendigen politischen Entscheidungen zu treffen, die im Rahmen der gesamten Wirtschaftspolitik heute angesprochen und von der Regierung auch skizziert worden sind.
    Die Forderung nach einem starken antizyklischen Verhalten des Haushalts darf und kann natürlich nicht die überragende Wirkung der Tarifpolitik auf die entscheidenden preisbildenden Faktoren übersehen. Mit allem Ernst sei auch bei diesem Anlaß gesagt, daß mir auf weite Sicht die Tarifautonomie gefährdet erscheint, wenn ihr negativer Einfluß auf Kaufkraft und Preise nicht nachläßt. Ich bin sicher, daß niemand in diesem Hohen Hause eine solche Einschränkung der Tarifautonomie ernstlich wünschen kann; denn sie ist und bleibt ein Grundelement unserer freiheitlichen Ordnung.
    Meine Herren von der Opposition, Sie sind sehr leicht geneigt, für die Entwicklung der Preise und der Stabilität der Kaufkraft die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung verantwortlich zu machen. Ich habe den Eindruck, daß Sie es sich damit etwas zu einfach machen. Die Ursachen liegen tiefer. Sie sind im wesentlichen darin begründet, daß sich unsere Wirtschaft auf nahezu allen wichtigen Teilgebieten in einem Stadium der Überforderung befindet. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Zu dem unglücklichen Aufbau der Bevölkerungspyramide, den die zwei Weltkriege verschuldet haben, kommt eine künstliche Verknappung hinzu, die ich persönlich nur als mutwillig bezeichnen kann. Ich meine die ständige Verknappung der Arbeitszeit, die die Gewerkschaften zum Teil auf Grund ihrer monopolartigen Machtstellung erzwungen haben und deren zeitweilige Hinausschiebung sie sich mit hohen Lohnzuschlägen haben bezahlen lassen. Mehr Freizeit, meine Damen und Herren, ist ein großer sozialer Fortschritt. Aber er setzt voraus, daß sich der Produktionsablauf nicht stören läßt und daß die Arbeitszeitverkürzung innerhalb des allgemeinen Produktivitätszuwachses bleibt. Ich kann die beschwörenden Worte, die der Herr Bundeskanzler in letzter Zeit mehrfach ausgesprochen hat, nur unterstreichen. Ich bin nicht sehr glücklich darüber, daß sie gelegentlich mit Hohn und Gelächter beantwortet worden sind. Die Erhaltung einer leistungsfähigen Wirtschaft, auf die wir nicht zuletzt auch aus außenpolitischen Gründen heute mehr als sonst angewiesen sind, muß die Maxime unseres wirtschaftlichen Handelns und unseres Verhaltens bleiben. Wir laufen sonst Gefahr, in eine Wachstumskrise ohne Stabilität hineinzugeraten. Wer in unserer Situation für eine weitere Arbeitszeitverkürzung eintritt, der muß wissen, daß er damit einer Verlangsamung des Produktionszuwachses und einer Schmälerung der Konsumsteigerung das Wort redet.
    Meine Damen und Herren, sagen Sie nicht, die Wirtschaft könne die ständige Erhöhung der Arbeitskosten in ihren Gewinnen auffangen. Ich will hierzu — es sind soviel Zahlen heute genannt worden — nur eine noch hinzufügen. Die nicht entnommenen Gewinne der Unternehmungen sind laut Ausweis der Bundesbank von 14,3 Milliarden DM im Jahre 1964 auf 11,3 Milliarden DM im Jahre 1965 zurückgegangen. Das war also ein Rückgang um mehr als 20, fast 23 %. Nach allen mir zugegangenen Informationen ist damit zu rechnen, daß sich dieser Trend eher noch verstärkt.
    Sie werden es mir als einem Mann der Wirtschaft auch nicht verdenken, wenn ich an dieser Stelle auch eine deutliche Warnung vor einem zu hohen Konsum zu Lasten der notwendigen Investitionen ausspreche. Wir haben gehört, daß der Konsumzuwachs im letzten Jahre noch 9,2 % betragen hat bei einem gleichzeitigen Rückgang der Sparquoten. Ich möchte ausdrücklich hervorheben, daß die Unternehmer die Gewinne nicht zur Anreicherung von Konsumfonds verwenden, sondern sie natürlich in die notwendigen Investitionen stecken. Werden diese Investitionsfonds von der Kostenseite her geschmälert, dann geht das zu Lasten der Investitionsrate und damit zu Lasten des technischen Fortschritts und unseres Lebensstandards von morgen.




    Stein (Honrath)

    Ich brauche in diesem Zusammenhang nicht auf die schwierige und verteuerte Inanspruchnahme des Fremdkapitals einzugehen. Darüber ist hier genügend gesagt worden. Wir wissen alle, mit welcher Sorge uns der Kapitalmarkt erfüllt. Aber auch zur Aufbesserung des Kapitalmarkts gehört etwas, was ich in diesem Hause in dieser Diskussion heute teilweise vermißt habe. Es ist nicht möglich, ihn wieder zu gesunden, wenn wir nicht aus uns selbst, aus dem Parlament heraus Vertrauen ausströmen lassen, daß nämlich diese Wirtschaftspolitik, die wir betreiben, auch zum Tragen kommt und daß alle diejenigen, die an dieser Wirtschaftspolitik beteiligt sind, sich ihrer Verantwortung bewußt sind.
    Ich möchte in diesem Zusammenhang nach dem vielen, was heute schon gesagt worden ist, noch ein paar Worte über die Stahlindustrie sagen. Sie ist Anlaß ernster Sorgen, und zwar vor allem deswegen, weil nun ein zweiter Grundstoffbereich in eine Entwicklung zu geraten droht, aus der sich erhebliche Störungen unserer Gesamtwirtschaft ergeben können, insbesondere in Kumulation mit der Lage der benachbarten Kohle. Die Lage der Stahlindustrie ist gekennzeichnet durch einen alarmierenden Erlösverfall bei gleichzeitigem Kostenanstieg. Die Gründe der Erlösminderung sind bekannt. Die sinkende Nachfrage führt zum Abbröckeln der Preise, wozu insbesondere der zwangsläufige Eintritt in die Konkurrenzangebote mit niedrigen Importpreisen beiträgt. Die Importmengen besonders aus den Ländern der Montanunion steigen ständig. Die Beseitigung der Zölle hat die Position der Nachbarn verbessert. Ein wesentlicher Grund sind die Steuerfrage und die 1 in diesem Zusammenhang bestehenden Wettbewerbsverzerrungen. Die Wettbewerbsposition der deutschen Eisen- und Stahlindustrie wird einmal dadurch beeinträchtigt, daß bei dem gegenwärtigen kumulativen Allphasen-Umsatzsteuersystem kein exakter umsatzsteuerlicher Grenzausgleich stattfindet. Die Sätze für die Umsatzausgleichsteuer und für die Ausfuhrvergütung sind vielfach zu niedrig. Sie bleiben bei zahlreichen Produkten weit hinter der inländischen Umsatzsteuervorbelastung zurück. Die Folge ist, daß die ausgeführten Erzeugnisse unzulänglich entlastet und die eingeführten Produkte mit einer Ausgleichsabgabe belegt werden, die unter der Belastung vergleichbarer inländischer Produkte liegt. Eine Anhebung der Ausgleichs- und Rückvergütungssätze ist für den Eisen- und Stahlbereich dringend erforderlich, und wir sollten deshalb gemeinsam Mittel und Wege finden, doch noch im Rahmen der 17. Umsatzsteuernovelle diese Frage — zum Teil auch in anderen Produktionsgebieten — zu bereinigen. Wie auch anderen Bereichen wäre der Eisen- und Stahlindustrie geholfen, wenn die Mehrwertsteuer eingeführt würde, weil dieses nicht kumulative System einen exakten umsatzsteuerlichen Grenzausgleich ermöglicht.
    Eine weitere, bisher leider vernachlässigte Frage, die für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Stahlindustrie ganz entscheidende Bedeutung hat, ist die Frage des Kokskohlepreises. Unsere Stahlindustrie ist dadurch benachteiligt, daß ihr nicht, wie der Stahlindustrie unserer Nachbarländer, die preisgünstige Kokskohle aus den USA zur Verfügung steht, und die Situation ist insofern eigentlich sogar grotesk, als die Kohleverbraucher in der Gemeinschaft, die jetzt die Preisvorteile amerikanischer Kohle wahrnehmen, für den Fall, daß die US-Kohle einmal teurer und knapper sein sollte, die Möglichkeit haben, auf die deutsche Kohle zurückzugreifen; denn wie Sie wissen, ist in Art. 59 des MontanunionVertrages eine Lieferverpflichtung der Bundesrepublik an die Länder der Gemeinschaft im Falle einer Mangellage festgelegt. Dieser Lieferpflicht steht keine Abnahmepflicht gegenüber. Der Ministerrat hat sich in seiner letzten Sitzung vom 3. Mai noch nicht zu einer Lösung durchringen können. Es bleibt dringend zu hoffen, daß seine nächste Sitzung am 12. Juli Fortschritte in dieser Frage zeitigt, und wir vertrauen erneut auf das Verhandlungsgeschick des Herrn Wirtschaftsministers und hoffen, daß er zum Erfolg kommt. Wenn nämlich eine Verbilligung der Kokskohle der Gemeinschaft aus dem Wettbewerbspreis der US-Kohle durch gemeinschaftliche Maßnahmen nicht gelänge, ständen wir tatsächlich unter Umständen vor der Frage einer nationalen Ersatzlösung.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich komme zum Schluß. Ich darf noch einmal kurz zusammenfassen. Es ist eine volkswirtschaftliche Binsenwahrheit, daß wir nicht gleichzeitig hohen Konsum und hohe Investitionen haben können. Dies gilt für die ganze Volkswirtschaft ebenso wie für die einzelnen Gruppen. Wir haben beides versucht. Dafür haben wir teilweise durch Zwangssparen in Form steigender Preise bezahlt. Diesen Weg können wir nicht fortsetzen. Was jetzt not tut, ist eine stärkere Rückbesinnung darauf, daß wir unsere Investitionen nicht weiter vernachlässigen dürfen. Denn allein sie garantieren unseren Platz im Konzert der Industrienationen, und jede Pause im Fortschritt bedeutet in Wirklichkeit einen Rückschritt. Ich glaube, darüber besteht zwischen der Opposition und uns keinerlei Dissens.
    Mit einem Wort möchte ich noch auf das Gutachten und auf die sogenannte magische Richtzahl von 4 bzw. 6% eingehen. Herr Kollege Schiller hat diese Zahl eine „erzieherische Richtzahl" genannt. Meine Damen und Herren, das, was Herr Schmücker hierzu ausgeführt hat, trifft den Nagel auf den Kopf. Es handelt sich nicht um eine erzieherische Richtzahl, sondern um einen psycho-edukatorischen Richtpreis, an dem sich dann die politische und Tarifdiskussion entzündet hat, ohne die Möglichkeiten, darunterzubleiben, in vollem Umfange auszunutzen. Darin liegt die große Gefahr dieses Gutachtens, und darin liegt auch das, was wir aus unserer Sicht an dem Gutachten zu kritisieren haben, sosehr wir anerkennen mögen, daß die Qualität im einzelnen uns Gelegenheit zu anhaltendem Nachdenken gegeben hat.
    Wenn ich die heutige Debatte überschaue, so ist mir etwas aufgefallen, was ich mit einer gewissen Hektik vergleichen möchte. Es ist uns vorgeworfen worden, in den ersten sieben oder acht Monaten hätten wir nicht genügend Anstalten gemacht, um die Dinge in den Griff zu bekommen. Die Opposition wirft uns vor, nicht energisch genug das Ziel ange-
    1938 Deutscher Bundestag --- 5. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Mai 1966
    Stein (Honrath)

    strebt zu haben. Ich bin in dieser Hinsicht nicht so pessimistisch wie die Opposition. Das werden Sie mir nicht verdenken. Der Kollege Schiller hat einen Vergleich aus dem Sport gebracht; ich darf auch einen solchen Vergleich auf meine Art bringen. Ich möchte sagen: eine Legislaturperiode gleicht einer 4 X 100-m-Staffel — jedes Jahr einhundert Meter. Wir sind bis jetzt also auf dem Wege zu der großen, entscheidenden Auseinandersetzung, vor der wir 1969 wieder stehen, siebzig Meter gelaufen. Meine Herren, lassen Sie sich von mir als einem alten Sprinter — meine Figur erlaubt vielleicht nicht diesen Schluß, aber ich bin es gewesen — sagen: Die letzten einhundert Meter entscheiden darüber, wer die Staffel gewinnt, die letzten einhundert Meter entscheiden darüber, wer den Erfolg nach Hause trägt, und es kommt darauf an, daß man nicht zwischendurch den Stab verliert. Auch in dieser Auseinandersetzung heute und in den letzten Wochen sind manche Stäbe verloren worden — auch solche Stäbe, die sich sozusagen in dem Tornister eines zukünftigen Marschalls befunden haben. Ich glaube, wir können mit großer Ruhe diesem Wettlauf um die Entscheidung des Volkes entgegensehen. Denn die Initiative, die heute und in den letzten Diskussionen und auch in dem, was der Herr Wirtschaftsminister hier für die Zukunft entwickelt hat, sichtbar geworden ist, berechtigt durchaus zu dem Schluß, daß wir auch schon beim ersten Stabwechsel nicht die Letzten sein werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)