Rede von
Hans-Dietrich
Genscher
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Kollege Frehsee, ich hatte bei Ihren Ausführungen den Eindruck, daß Sie von einer vorbereiteten Rede ausgehend zu den Ausführungen des Kollegen Dorn nicht Stellung genommen haben, denn er hatte in seiner Berechnung den von Ihrer Kommission errechneten Raumbedarf für die Verwaltung dieses Hauses mit einbezogen. Daran müssen Sie sich doch erinnern.
Es geht also nach den Darlegungen der von Ihnen geleiteten Raumkommission um einen Bedarf von 130 Zimmern, um nichts anderes.
Herr Kollege Frehsee, ich bedauere, daß Sie hier mit Ihren Ausführungen zu der Frage der schlechten Unterbringung der Bediensteten dieses Hauses ein wenig den Eindruck erweckt haben, als ob es in diesem Hause Meinungsverschiedenheiten darüber gäbe, wie Bedienstete unterzubringen sind oder nicht.
Ich erkläre Ihnen: Wenn ich das gewußt hätte, was Sie hier gesagt haben, dann hätte ich längst die Einberufung der Raumkommission verlangt, damit der vorhandene Raumbestand besser und gerechter verteilt wird.
— Ach hören Sie mich doch erst einmal an; sie können ja hinterher noch reden.
Es geht darum, daß wir — unterstellt, daß die Ausführungen des Kollege Frehsee zutreffend und richtig sind — sofort aus dem vorhandenen Raumbestand zur Behebung der aufgezeigten Mängel ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten schaffen.
Und nun ist hier etwas zur Selbsteinschätzung und Selbstachtung des Parlaments gesagt worden. Meine Damen und Herren, die Qualität eines Parlaments hängt nicht davon ab, wie hoch das Hochhaus ist,
sondern davon, von welcher Qualität die Ausführungen hier in diesem Hause sind.
Sie kommen an zwei Fragen nicht vorbei, und ich wäre dankbar, wenn sie hier noch beantwortet würden.
Die erste Frage ist, warum Sie für einen Raumbedarf, den Sie selber mit 130 Räumen errechnet haben, ein dreißigstöckiges Hochhaus bauen wollen. — Das ist die erste Frage.
Die zweite Frage ist, wie Sie jede Mißdeutung, die sich mit Recht oder zu Unrecht — ich behaupte: zu Unrecht — aus den Bauplänen für Bonn ergeben können, ausräumen wollen. Hier ist gesagt worden, in diesem Hause solle durch die Beschlüsse die Grundlage gelegt werden für einen Bau der Zukunft. Meine Damen und Herren: die Zukunft die-
ses frei gewählten Parlaments liegt eben nicht in Bonn, sondern eindeutig und allein in Berlin.