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    Deutscher Bundestag 41. Sitzung Bonn, den 17. Mai 1966 Inhalt: Telegrammwechsel zwischen den Präsidenten des Deutschen Bundestages und des Schwedischen Reichstages zu dessen 100. Geburtstag 1777 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der. Abg. Mauk, Dr. Ils und Hahn (Bielefeld) 1777 B Abg. Dr. Hamm (Kaiserslautern) legt sein Mandat nieder 1777 B Abg. Jung tritt in den Bundestag ein . 1777 B Überweisung des Entwurfs einer Patentanwaltsordnung an den Haushaltsausschuß gem. § 96 GO 1777 C Fragestunde (Drucksache V/614) Frage des Abg. Müller (Mülheim) : Haftpflichtversicherungszwang für Motorboothalter Dr. Jaeger, Bundesminister . . . 1778 A Müller (Mülheim) (SPD) 1778 B Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Änderung des § 61 Konkursordnung 1778 D Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Verbesserung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes 1779 A Fragen des Abg. Dr. Lohmar: „Tele-Kolleg" Dr. Ernst, Staatssekretär . . . . . 1779 B Dr. Lohmar (SPD) . . . . . . . 1779 C Fragen des Abg. Kulawig: Anrechnung von Aufwandsentschädigungen auf Versorgungs- und Ruhegehaltsbezüge Dr. Ernst, Staatssekretär . . . . . 1779 D Frage der Abg. Frau Freyh: Auskunftserteilung betreffend Erklärung der Stadt Frankfurt zum weißen Kreis Dr. Bucher, Bundesminister . . . . 1780 B Frau Freyh (SPD) . . . . . . . 1780 C Frau Berger-Heise (SPD) . . . . . 1780 D Frau Meermann (SPD) . . . . . 1781 A Hauffe (SPD) . . . . . . . . 1781 B Bartsch (SPD) 1781 D Müller (Mülheim) (SPD) 1781 D Fragen des Abg. Lautenschlager: Fehlbedarf an Wohnungen für Bundesbedienstete Dr. Bucher, Bundesminister . . . . 1782 B Lautenschlager (SPD) . . . . . . 1782 B Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 1782 D Strohmayr (SPD) . . . . . . . 1783 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Mai 1966 Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Absetzbarkeit von Werbungskosten . 1783 B Fragen des Abg. Dr. Martin: Diskriminierung der Examina an deutschen medizinischen Fakultäten durch die Nigerianische Ärztekammer Dr. Schröder, Bundesminister . . . 1783 C Dr. Martin (CDU/CSU) . . . . . 1783 D Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 1784 A Moersch (FDP) 1784 A Fragen des Abg. Matthöfer: Stellungnahme des DGB gegen die Aufnahme Franco-Spaniens in die EWG Dr. Schröder, Bundesminister . . 1784 B Matthöfer (SPD) 1784 C Strohmayr (SPD) 1785 A Fragen des Abg. Schmidt (Braunschweig) : Wettbewerbsbenachteiligungen für den inländischen grenzüberschreitenden Güterkraftverkehr Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 1785 D Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 1786 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 1786 C Frage des Abg. Jahn (Marburg) : Änderung strafrechtlicher Vorschriften der Reichsabgabenordnung Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1786 D Jahn (Marburg) (SPD) 1787 A Frage des Abg. Lautenschlager: Verkehrs- und Abfertigungsverhältnisse beim Zollamt Lindau-Ziegelhaus Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1787 C Lautenschlager (SPD) 1787 D Fragen des Abg. Strohmayr: Finanzierung der Olympischen Spiele 1972 in München — Gedenkmünze Dr. Dahlgrün, Bundesminister . 1788 B Strohmayr (SPD) 1788 C Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . 1788 D Fragen des Abg. Reichmann: Förderung und Entwicklung der Orthopädie-Technik Katzer, Bundesminister . . . . 1789 A Reichmann (FDP) 1789 B Mick (CDU/CSU) 1790 A Frage des Abg. Josten: Erledigung der Anträge auf Anerkennung als Kriegsopfer Katzer, Bundesminister . . . . 1790 C Josten (CDU/CSU) 1790 C Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Verordnung Nr. 19 (Getreide) des Rates der EWG (Drucksache V/527); Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/607) — Zweite und dritte Beratung — 1791 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1966 (Haushaltsgesetz 1966) (Drucksache V/250) — Zweite Beratung — Leicht (CDU/CSU) 1791 B Hermsdorf (SPD) 1796 C Dr. Emde (FDP) 1799 D Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache V/573) in Verbindung mit Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache V/574) Erler (SPD) 1804 A D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 1811 D Dr. Schmid, Vizepräsident . . . 1812 A Dr. Erhard, Bundeskanzler . . . 1812 B Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1817 B Strauß (CDU/CSU) . . . . . . 1818 C Mischnick (FDP) 1827 D. Dr. Mende, Bundesminister . . . 1832 A Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 1835 A Dr. Schröder, Bundesminister . . 1837 C Moersch (FDP) 1841 B Dr. Martin (CDU/CSU) 1843 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . 1843 D Kahn-Ackermann (SPD) . 1844 A, 1846 D Dr. Conring (CDU/CSU) . 1845 C, 1847 A, 1854 A Sänger (SPD) . . . . . . . . . 1847 B Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . . 1848 C Wischnewski (SPD) . . . . . . 1853 A Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache V/570) . . 1855 C Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache V/571) Dr. Götz (CDU/CSU) . . . . . . 1855 C Dorn (FDP) . . . . . . . 1858 B Frehsee (SPD) 1863 D Brese (CDU/CSU) . . . . . . 1868 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 1872 C Dr. Abelein (CDU/CSU) 1874 C Genscher (FDP) 1877 A Ruf (CDU/CSU) . . . . . . . 1878 C Nächste Sitzung . 1879 C Anlagen 1881 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Mai 1966 1777 41. Sitzung Bonn, den 17. Mai 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Mai 1966 1881 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Aigner * 17.5. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 18.5. Dr. Artzinger 17. 5. Bading* 18. 5. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 13.5. Prinz von Bayern 21. 5. Berger 18.5. Blachstein 17.5. Borm 18.5. Buchstaller 28.5. Dr. Burgbacher 17.5. Burgemeister 18. 5. Diekmann 18.5. Frieler 2. 7. Dr. Furler 29. 5. Geldner 18.5. Dr. Hammans 18.5. Illerhaus 17.5. Dr. Jungmann 30.6. Frau Kalinke 18. 5. Klinker * 18.5. Kriedemann * 17.5. Lemmer 17.5. Lücker (München) * 17.5. Mauk * 18.5. Dr. von Merkatz 31. 5. Metzger * 18.5. Michels 17. 5. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 30. 6. Dr. Morgenstern 30. 6. Müller (Aachen-Land) * 18.5. Dr. Müller (München) 18. 5. Richarts * 17.5. Schwabe 22.5. Stahlberg 31.6. Frau Strobel * 17.5. Teriete 2. 7. Tobaben 18.5. Dr. Toussaint 17. 5. Unertl 18.5. Zerbe 27. 5. b) Urlaubsanträge Dr. Barzel 31. 5. Brünen 23.5. Gibbert 27. 5. Frau Jacobi (Marl) 27. 5. Dr. h. c. Jaksch 13. 6. Hahn (Bielefeld) 27.5. Seither 31. 5. Seuffert 28.5. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Umdruck 37 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966, hier: Einzelplan 04 - Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksachen V/250 Anlage, V/573). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 04 03 — Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - 1. Im Tit. 300 - Zur Verfügung des Bundeskanzlers für Förderung des Informationswesens -(Drucksache V/250 Anlage S. 28) - wird der Ansatz von 12 500 000 DM um 4 500 000 DM auf 8 000 000 DM gesenkt. Der Haushaltsvermerk erhält folgende Fassung: „Die Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben dieses Titels unterliegt nur der Prüfung eines Unterausschusses des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes. Die Erklärungen des Unterausschusses und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes bilden die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung." 2. Tit. 314 - Aufklärung und Unterrichtung der Bevölkerung auf den Gebieten der Sozialinvestitionen — 2 500 000 DM (Drucksache V/573 S. 4) wird gestrichen. Bonn, den 16. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 36 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966, hier: Einzelplan 05 - Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen V/250 Anlage, V/574). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 05 02 — Allgemeine Bewilligungen — wird in Tit. 964 — Ausrüstungshilfe - (Drucksache V/574 S. 4) der Ansatz um 27 000 000 auf 60 000 000 DM gekürzt. Bonn, den 16. Mai 1966 Erler und Fraktion 1882 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 17. Mai 1966 Anlage 4 Umdruck 48 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 hier: Einzelplan 05 — Auswärtiges Amt (Drucksachen V/250 Anlage, V/574). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 05 02 — Allgemeine Bewilligungen — Tit. 676 — Förderung der UNESCO-Arbeit in der Bundesrepublik b) Zuschuß an das UNESCO-Institut für Pädagogik in Hamburg — (Drucksache V/250 Anlage S. 43) wird in den Erläuterungen Absatz 2 gestrichen. Bonn, den 17. Mai 1966 Erler und Fraktion Anlage 5 Umdruck 38 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1966 1. hier: Einzelplan 02 — Deutscher Bundestag (Drucksachen V/250 Anlage, .V/571). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 02 01 wird der Tit. 710 — Errichtung eines Bürohauses des Deutschen Bundestages (Arbeitszimmer für Abgeordnete und Sitzungsräume für Ausschüsse) — mit einem Ansatz von 3 000 000 DM gestrichen. 2. hier: Einzelplan 06 — Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen V/250 Anlage, V/575) . Dementsprechend wird in Kap. 06 02 Tit. 610 — Für zentrale Maßnahmen auf dem Gebiet des Sports und der Leibesübungen — der Ansatz von 6 180 000 DM um 3 000 000 DM auf 9 180 000 DM erhöht. In den Erläuterungen zu Kap. 06 02 Tit. 610 wird der Nummer 1 folgender Buchstabe c angefügt: „c) Zuschüsse zur Ausrichtung der Olympiade 1972 in München 3 000 000 DM". Bonn, den 16. Mai 1966 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 6 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 6. Mai 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Cramer (Drucksache V/561 Frage IX/11): Ist die Bundesregierung bereit, die Deutsche Bundesbahn zu veranlassen, für den Transport von Muschelkalk einen dem früheren G-Tarif ähnlichen Sondertarif einzuführen, um der drohenden Existenzvernichtung deutscher Muschelkalkwerke zu begegnen? Nach den Bestimmungen der Verkehrsänderungsgesetze vom 1. August 1961 kann der Bundesminister für Verkehr die Deutsche Bundesbahn nur aus Gründen des allgemeinen Wohls zur Einführung einer Tarifmaßnahme veranlassen. Solche schwerwiegenden Gründe dürften im vorliegenden Falle nicht gegeben sein. Im übrigen würde es sich dabei um einen Unterstützungstarif handeln, der nach dem EWG-Vertrag ohne Genehmigung der Kornmission unzulässig ist. Bei der Genehmigung solcher Maßnahmen legt die Kommission einen sehr strengen Maßstab an. Sie verlangt grundsätzlich zunächst Hilfe durch unmittelbare Unterstützung, wenn diese unerläßlich und mit den Bestimmungen des EWG-Vertrages vereinbar ist. Ihrer Entscheidung über einen Unterstützungstarif muß sie ein multilaterales Konsultationsverfahren vorschalten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Jürgen Wischnewski


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf einige ganz wenige Bemerkungen zum Umdruck 36 machen. Ich kann mich sehr kurz fassen. Noch im Laufe des Monats Juni wird über einen grundsätzlichen Antrag der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion zu diesem Thema beraten werden. Es handelt sich um den Titel 964 im Einzelplan 05 — Ausrüstungshilfe.
    Die Regierungsvorlage hat hier einen Ansatz von 110 Millionen DM vorgesehen. Der Haushaltsausschuß hat davon bereits 23 Millionen DM gestrichen. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion bittet Sie, weitere 27 Millionen DM zu streichen, d. h. den Ansatz auf 60 Millionen DM zurückzuführen.
    Ich darf dabei gleich vorweg sagen, daß wir uns nicht über militärische Ausrüstungshilfe innerhalb des Bündnisses zu unterhalten brauchen. Selbstverständlich sind hier Notwendigkeiten gegeben, und die sozialdemokratische Bundestagsfraktion stimmt dem zu. Wo wir nicht zustimmen können, wo wir die größte Zurückhaltung empfehlen müssen und wo wir Streichungen beantragen, das betrifft die Ausrüstungshilfe insbesondere innerhalb von Afrika.
    Hier geht es um zwei Probleme. Erstens sehen wir hier eine echte Möglichkeit, weitere 27 Millionen DM einzusparen, und zweitens — und das ist das Entscheidende — kommt es uns darauf an, die Bundesrepublik vor weiterem Schaden zu bewahren; denn unbestritten haben wir durch verschiedene Maßnahmen — und ich werde Ihnen das sehr klar aufzeigen — eine Reihe von Schäden hinnehmen müssen.
    Der Verteidigungsminister ist vor wenigen Tagen in einer Publikation der Deutschen Afrikagesellschaft sehr für die militärische Ausrüstungshilfe in Afrika eingetreten und hat gesagt, es handle sich um eine Entwicklungshilfe besonderer Art. Ich möchte hier ganz klar und eindeutig zum Ausdruck bringen: Erstens sind wir grundsätzlich der Auffassung, daß das mit Entwicklungshilfe auch nicht das geringste zu tun hat.

    (Beifall bei der SPD.)

    Zweitens hat der Herr Verteidigungsminister bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck gebracht, daß die Ausrüstungshilfe dazu angetan sein kann, die Freundschaft zwischen der Bundesrepublik und einer Reihe von afrikanischen Staaten zu vertiefen. Ich darf ihm sagen: Durch diese Maßnahmen sind zum Teil sogar ernste Krisen entstanden, und in einer Reihe von Fällen ist das Verhältnis der Bundesrepublik zu diesen Ländern wesentlich verschlechtert worden.
    Die Bundesregierung hat erklärt, sie wolle keine militärische Ausrüstung in Spannungsgebiete liefern. Ich muß leider feststellen, daß das auch in der letzten Zeit in sehr starkem Maße geschehen ist.
    Um Ihnen aufzuzeigen, für wie überflüssig wir diese Einrichtung halten, muß ich auf einige praktische Beispiele eingehen. Es ist gesagt worden, die militärische Ausrüstungshilfe solle dazu dienen, unser freundschaftliches Verhältnis zu diesen Ländern zu fördern. Die größte militärische Ausrüstungshilfe hat bisher der Sudan erhalten. Das hat den Sudan nicht daran gehindert, die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik abzubrechen, als wir die diplomatischen Beziehungen zu Israel aufnahmen. Andere Länder, wie Marokko, Tunesien, Libyen, die keine militärische Ausrüstungshilfe von uns erhalten haben und auch nicht erhalten, waren bereit, die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik weiterhin aufrechtzuerhalten. Wir haben auch keine Kontrolle darüber gehabt, was mit den Waffen geschehen ist, die die Bundesrepublik in den Sudan geliefert hat. Unbestritten — das kann man nachweisen — ist ein Teil der Waffen, die wir in den Sudan geliefert haben, hinterher bei den Rebellen im Kongo aufgetaucht. Das, meine Damen und Herren, zeigt klar und eindeutig auf, wie gefährlich die Situation ist, ganz abgesehen davon, daß ich daran erinnern muß, daß sich innerhalb des Sudans starke innere Auseinandersetzungen abspielen zwischen dem muselmanischen Norden und dem schwarzafrikanischen Süden. Wir sollten hier kein militärisches Engagement eingehen.
    Wir haben eine zweite Schwierigkeit mit unserer Hilfe an Somalia erlebt, abgesehen davon, daß ich es für eine etwas makabre Angelegenheit halte, daß im selben Land die Bundesrepublik die Polizei und die Sowjeunion die Armee ausrüstet. Zwischen Somalia und seinen Nachbarn bestehen seit vielen Jahren erhebliche Grenzstreitigkeiten. Dadurch sind wir in politischen Schwierigkeiten gekommen. Diese Grenzschwierigkeiten bestehen sowohl mit Äthiopien als auch mit Kenia. Das hat dazu geführt, daß wir auch Äthiopien und Kenia um des lieben Friedens willen weitere Zusagen haben machen müssen.
    Das drastischste Beispiel scheint mir aber das von Tansania zu sein. In Tansania, meine sehr verehrten Damen und Herren, gibt es einen wahren Friedhof deutscher militärischer Ausrüstungs- und Ausbildungshilfe. Dort stehen ein paar Flugzeuge, dort liegen vier Küstenschutzboote, dort stehen 20 Lastwagen mit einer fertigen Flugzeugwerkstatteinrichtung. Die Bundeswehrsoldaten sind abgezogen. Das Verhältnis zwischen Tansania und der Bundesrepublik ist durch diese Angelegenheit nur belastet worden. Das Material verrottet seit Wochen und Monaten, und es hat doch einen Wert von insgesamt einigen Millionen Mark. Ich glaube, daß wir uns etwas Derartiges nicht leisten können und daß wir gezwungen sind, hier strengste Maßstäbe anzulegen.
    Ein weiteres Beispiel: Wir haben die Ausbildung in Nigeria übernommen. Alle, die sich um diese Frage gekümmert haben, wissen, daß wir nach dem Regierungswechsel zum Militärregime gerade bei den dort eingesetzten Bundeswehrsoldaten in größte Schwierigkeiten gekommen sind.
    Ich darf hier ganz offen sagen, daß ich selbst der Hilfe der Bundeswehr in Guinea immer sehr positiv gegenübergestanden habe. Dort handelt es sich um Straßenbau und um den Einsatz von Pionieren für diesen Zweck. Aber in der Zwischenzeit hat sich die politische Situation in diesem Lande entscheidend geändert. An der Grenze zu beiden Seiten sind



    Wischnewski
    L) Truppen zusammengezogen. Eine schwierige politische Situation ist eingetreten. Die Bundesrepublik hat insbesondere mit dem Nachbarland, mit der Elfenbeinküste, seit vielen Jahren sehr, sehr freundschaftliche Beziehungen, und von dort werden jetzt Befürchtungen in bezug auf die politische Situation in Guinea geäußert. Ich will damit sagen, daß man auch bei einem Projekt, das einen durchaus positiven Eindruck macht, in große Schwierigkeiten kommen kann. Denn im Grunde genommen ist in dieser Frage der gesamte afrikanische Kontinent noch ein Spannungsgebiet.
    Wir sind sicher bereit, allen uns befreundeten Ländern in Afrika zu helfen, gerade wir, Aber es gibt andere, bessere Möglichkeiten als die militärische Ausrüstungshilfe. Wir haben in Afrika im Rahmen der übrigen Entwicklungspolitik Hervorragendes geleistet, z. B. durch die Errichtung von Gewerbeschulen und ähnlichen Einrichtungen. Wir werden den Afrikanern damit einen besseren Dienst erweisen. Aus diesen politischen Erwägungen darf ich Sie darum bitten, unserem Antrag zuzustimmen, diesen Titel um weitere 27 Millionen DM zu kürzen.

    (Beifall bei der SPD und vereinzelt rechts.)



Rede von Dr. Maria Probst
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Meine Damen und Herren, es wird noch einmal das Wort gewünscht Herr Dr. Conring, bitte!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Conring


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte ein paar Worte zu dem Antrag Umdruck 36 sagen, zu dem eben gesprochen ist, ohne daß ich in eine allgemeine Debatte über Ausrüstungshilfe und Entwicklungshilfe eintreten möchte. Ich möchte von den Verhandlungen im Haushaltsausschuß ausgehen. Auch Sie wissen ja, Herr Abgeordneter Wischnewski, daß diese Verhandlungen im Haushaltsausschuß wie auch im Auswärtigen Ausschuß für vertraulich erklärt sind, so daß es etwas schwer fällt, hier im Parlament auf Einzelheiten einzugehen.

    (Abg. Wischnewski: Ich habe nur das vorgetragen, was in jeder Zeitung zu lesen ist!)

    — Ich mache Ihnen auch keinen Vorwurf, sondern habe nur erklären wollen, weshalb ich bei diesen Dingen nicht auf Einzelheiten eingehen will.
    Ich möchte Sie aber darauf aufmerksam machen, daß nach den uns zur Verfügung stehenden Unterlagen z. B. der von Ihnen genannte Staat Somalia gar keine Waffen erhalten hat, sondern daß dort Polizeieinheiten ausgerüstet worden sind und eine Kraftfahrzeugreparaturwerkstatt geliefert ist.
    Sie sprachen ferner von Kenia. Auch nach Kenia sind keine deutschen Waffen geliefert worden. Nach dem Sudan, den Sie ebenfalls angesprochen haben, werden zur Zeit keine Waffen geliefert.

    (Abg. Wischnewski: Zur Zeit bestehen ja auch keine diplomatischen Beziehungen! Bis dahin sind sie ständig geliefert worden!)

    — Es werden aber die Restlieferungen, die noch anstehen, trotz des Fehlens diplomatischer Beziehungen abgewickelt. Das ist bei der Entwicklungshilfe der Fall und geschieht auch hier.
    Ich möchte folgendes zu Ihrem Antrag sagen. Wir haben die Angelegenheit mehrfach und eingehend behandelt. Wir haben dann die Verhandlungen unterbrochen, um dem Auswärtigen Ausschuß Gelegenheit zur Stellungnahme zu den einzelnen Projekten in vertraulicher Verhandlung zu geben. Der Auswärtige Ausschuß hat sich in aller Breite damit befaßt und mit Mehrheit entschieden, daß der im Haushaltsplan enthaltenen Anforderung von 110 Millionen DM entsprochen werden sollte. Wir haben dann nach den Verhandlungen im Auswärtigen Ausschuß nochmals diese Angelegenheit im Haushaltsausschuß erörtert und haben, wie Sie hervorgehoben haben, den Titel von 110 um 23 auf 87 Millionen DM gekürzt. Wir gingen bei unserer Entscheidung davon aus, daß es in der Ausrüstungshilfe eine Reihe von Verpflichtungen gibt, sei es gegenüber NATO-Ländern, sei es gegenüber anderen Staaten in Afrika und in Asien, Verpflichtungen, denen wir uns nicht entziehen können. Wir haben das verantwortungsbewußt genau geprüft und haben dabei auch nicht unterlassen, zu bedenken, daß den Ansprüchen der Länder, die Lieferungen zu erhalten wünschen, auch Ansprüche deutscher Firmen entsprechen, die von seiten der Bundesregierung auf Lieferungen an diese Länder verpflichtet sind. Es ist nicht ganz leicht, einen Strich durch alle diese Verpflichtungen sowohl gegenüber den Empfängerländern als auch gegenüber den deutschen Firmen zu machen.
    Wir sollten diese Sache mit der Behutsamkeit behandeln, die dieses wichtige Instrument erfordert, das natürlich zweischneidig ist und vielfache Aspekte bietet.
    Ich möchte Sie, meine Damen und Herren, bitten, den Antrag der SPD auf Umdruck 36 abzulehnen, nachdem der Haushaltsausschuß schon eine mögliche Kürzung vorgenommen hat und weitere Kürzungen für 1966 mit den Verpflichtungen nicht in Einklang zu bringen sind, die bereits eingegangen sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD: Stimmt nicht!)