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    Deutscher Bundestag 33. Sitzung Bonn, den 24. März 1966 Inhalt: Nachruf auf die frühere Abgeordnete und Alterspräsidentin Frau Dr. Lüders . . 1495 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Eckhardt 1495 B Erweiterung der Tagesordnung 1542 A Fragestunde (Drucksache V/454) Fragen des Abg. Dr. Abelein: Objektivität des in der Hauptverhandlung entscheidenden Richters Dr. Jaeger, Bundesminister . . . . 1495 D Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Richterliche Praxis betr. Urheberrecht an Entscheidungen und Leitsätzen . . 1496 A Frage des Abg. Dr. Wörner: Durchführung der Technischen Hilfe Dr. Vialon, Staatssekretär . . . . 1496 B Dr. Wörner (CDU/CSU) . . . . . 1497 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . . 1497 A Fragen des Abg. Biechele: Religionsunterricht an der Deutschen Schule Alexander von Humboldt in Mexiko 1497 B Frage des Abg. Josten: Deutschsprachige Rundfunksendung wichtiger Nachrichten für Touristen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 1497 B Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 1497 C Fragen des Abg. Wischnewski: Maßnahmen britischer Behörden gegen Herrn Haag, Köln-Deutz Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 1497 D. Fragen des Abg. Müller (Worms) : Flakunterkunftshaus in Offstein, Lkr Worms 1498 B Frage des Abg. Dröscher: Gewerbesteuerrecht Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 1498 C Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1498 D. Fragen des Abg. Baier: Lohnsteuerliche Behandlung von Zinszuschüssen -- Zuschüsse zur Verbilligung von Kapitalmarktmitteln Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 1499 A Baier (CDU/CSU) 1499 B Mick (CDU/CSU) 1499 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Fragen des Abg. Deringer: Bausparer 1500 C Frage des Abg. Genscher: Bildung von gewinnmindernden Rückstellungen für die private Wissenschaftsförderung Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1500 D Genscher (FDP) 1500 D Frage der Abg. Frau Geisendörfer: Technische Verstärkung von Sendeanlagen der Rundfunkanstalten — Deutschlandfunk Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1501 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . 1501 C Dr. Czaja (CDU/CSU) 1501 D Frage des Abg. Baron von Wrangel: Bekämpfung des sogen. Landfahrerunwesens Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1502 A Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Besoldung der Forschungsbeamten des Bundes Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . 1502 C Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1502 D Dr. Müller (München) (SPD) . . . 1503 B Dr. Heilige (FDP) . . . . . . . 1503 C Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 1503 D Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Anpassung der Bezüge für Wissenschaftler an ausländische Vorbilder Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1504 A Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1504 A Dr. Hellige (FDP) 1504 B Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Anrechnung von Zeiten eines Studienoder Arbeitsaufenthalts im Ausland Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1504 C Fragen des Abg. Dr. Müller (München) : Ausländische Arbeitskräfte im öffentlichen Dienst Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . 1504 C Dr. Müller (München) (SPD) . 1505 A Matthöfer (SPD) 1505 B Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Eigene Klassen für Gastarbeiterkinder Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1505 C Dr. Müller (München) (SPD) . . 1505 D Fragen des Abg. Picard: Politische Flüchtlinge aus den Ostblockstaaten — Zahl der heimatlosen Ausländer in der Bundesrepublik . . 1505 D Frage des Abg. Dröscher: Entwurf eines Bundeswaldgesetzes Hüttebräuker, Staatssekretär . . 1506 A Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1506 A Josten (CDU/CSU) . . . . . . 1506 C Büttner (SPD) 1506 D Fragen des Abg. Dr. Klepsch: Aufnahme der Kartoffelsorte Bintje in die Importliste . . . . . . . . 1506 D Frage der Abg. Frau Freyh: Ermessensentscheidungen zum Härteausgleich nach dem BVG Katzer, Bundesminister 1507 A Frau Freyh (SPD) 1507 B Fragen des Abg. Langebeck: Änderung des § 4 Abs. 2 der 6. Berufskrankheitenverordnung — Einbeziehung der Lärmschwerhörigkeit Katzer, Bundesminister . . . . . 1507 C Langebeck (SPD) . . . . . . . 1507 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1508 A Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Ärztliche Untersuchung von Gastarbeitern vor Erteilung der Arbeitserlaubnis Katzer, Bundesminister . . . . . 1508 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1509 B Frage des Abg. Baier: Rentenauszug für die Versicherten Katzer, Bundesminister 1509 B Baier (CDU/CSU) . . . . . . 1509 C Sammelübersicht 4 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksachen V/438) . . . . . . . . 1509 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 9. Juli 1962 mit der Regierung des Staates Israel zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei der Gewerbesteuer (Drucksache V/142); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/446) — Zweite und dritte Beratung — . . . 1509 D Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 III Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 29. November 1965 mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel über die Rückzahlung der Reichsmarkanlagen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Deutschland (Drucksache V/330) Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache V/470), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/447) — Zweite und dritte Beratung — 1542 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 22. März 1965 über die Verlängerung des Internationalen Weizen-Übereinkommens 1962 (Drucksachen V/403, V/469) — Zweite und dritte Beratung — . 1542 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über Vorschläge der Kommission der EWG für Verordnungen des Rats betr. Butter (Drucksachen V/16, V/165, V/338, V/471) . . . . . . . . 1542 D Bericht des Verteidigungsausschusses über die Beratungen zum Waffensystem „Starfighter" (Drucksache V/450), in Verbindung mit Große Anfrage betr. Waffensystem „Starfighter" (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/360) und mit Große Anfrage betr. Flugsicherheit des Starfighter F 104 G (SPD) (Drucksache V/351) Draeger (CDU/CSU) . . . . . . 1510 B Dr. Dehler, Vizepräsident . . . . 1514 C Rommerskirchen (CDU/CSU) . . 1514 C Wienand (SPD) 1520 B von Hassel, Bundesminister . . 1526 C, 1591 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 1543 A D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 1543 D Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . . 1554 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 1559 D Strauß (CDU/CSU) 1564 B Berkhan (SPD) . . . . . . . 1577 C Ollesch (FDP) . . . . . . . . 1582 C Damm (CDU/CSU) 1584 A Kaffka (SPD) 1589 C Dr. Mommer (SPD) . . . 1596 B, 1597 B Dr. Barzel (CDU/CSU) 1596 C Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 1596 D Rasner (CDU/CSU) 1597 A Schoettle, Vizepräsident . . . . . 1597 B Schriftliche Erklärungen: Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1600 C Iven (SPD) . . . .. . . . . . 1603 D Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Zollgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/393) — Erste Beratung —Krammig (CDU/CSU) . . . . . 1597 C Mertes (FDP) 1597 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zwölften Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/451) — Erste Beratung — 1598 A Antrag betr. Schädlingsbekämpfungsmittel (SPD) (Drucksache V/395) 1598 A Antrag betr. 2. Richtlinie zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften für Arzneispezialitäten (Abg. Dr. Elbrächter, Frau Dr. Hubert, Dr. Hamm [Kaiserslautern] u. Gen.) (Drucksache V/441) . . 1598 B Ubersicht 3 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/429) 1598 B Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für Richtlinien des Rats für die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten a) über die amtlichen Kennzeichen an der Rückseite von Kraftfahrzeugen b) über die Funkentstörung von Kraftfahrzeugen (Drucksachen V/163, V/444) 1598 B Schriftlicher Bericht des Ausschusses für das Bundesvermögen über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehem Flugplatzes auf der Karthause in Koblenz (Drucksachen V/336, V/453) 1598 C Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Bericht des Bundesministers des Innern betr. Rechtsstellung und Ausbildung der deutschen Beamten für internationale Aufgaben (Drucksachen V/153, V/455) 1598 D Nächste Sitzung 1598 D Anlagen 1599 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1495 33. Sitzung Bonn, den 24. März 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 30. Sitzung, Seite 1324 B, dritte Zeile von unten statt 750,— DM monatlich: 7,50 DM täglich. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 24. 3. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 25.3. Dr. Arnold 25. 3. Bading *) 25. 3. Dr.-Ing. Balke 26. 3. Bals 25. 3. Bäuerle 25. 3. Bauer (Wasserburg) 26. 3. Dr. Birrenbach 25.3. Frau Blohm 31. 3. Blumenfeld 27. 3. Burger 10. 4. Corterier **) 24. 3. Dr. Dittrich *) 25. 3. Dr. Eckhardt 24.3. Frau Dr. Elsner *) 25. 3. Figgen 8. 4. Dr. Frede 25.3. Frieler 31. 3. Fritz (Wiesbaden) 31.3. Haage (München) 25.3. Hahn (Bielefeld *) 25. 3. Hamacher 31. 3. Dr. Hamm (Kaiserslautern) 25. 3. Herberts 7. 4. Hirsch 25. 3. Hörmann (Freiburg) 25.3. Dr. Jungmann 31. 3. Klinker *) 25. 3. Dr. Koch 25.3. Köppler 24. 3. Frau Krappe 31.3. Kühn (Hildesheim) 25.3. Lenz (Trossingen) 25.3. Liedtke 15. 4. Dr. Lohmar 26.3. Majonica 25. 3. Marx (München) 25. 3. Mauk *) 25. 3. Dr. von Merkatz 25. 3. Merten 25. 3. Metzger *) 25. 3. Missbach 25. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E h. Möller 25. 3. Dr. Morgenstern 25.3. Müller (Aachen-Land *) 25. 3. Neumann (Berlin) 25.3. Peters (Poppenbüll) 25.3. Frau Pitz-Savelsberg 25.3. Richarts *) 25. 3. Riedel (Frankfurt) 25.3. Dr. Schäfer 25.3. Dr. Schiller 26.3. Frau Schimschok 25.3. Schulhoff 25. 3. Dr. Schwörer 25.3. Dr. Serres **) 25. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Seuffert *) 25. 3. Stahlberg 31.3. Stein 25. 3. Struve 25. 3. Teriete 31.3. Dr. Vogel 26.3. b) Urlaubsanträge Riegel (Göppingen) 16.4. Frau Rudoll 16.4. Seither 23. 4. Stiller 18. 4. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlage 2 Umdruck 30 Antrag der Fraktion der SPD - Drucksache V/351 - betr. Flugsicherheit des Starfighter F 104 G. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, 1. eine zentrale, dem Bundesminister der Verteidigung unmittelbar unterstellte, personell und technisch ausreichend ausgestattete Dienststelle zu schaffen, die alle Flugunfälle der Bundeswehr untersucht, um eine Verbesserung und Beschleunigung der zur Zeit auf mehrere Bereiche des Bundesministers der Verteidigung aufgesplitterten Flugunfalluntersuchungen sicherzustellen, 2. in allen fliegenden Verbänden der Bundeswehr besonders ausgebildete Flugsicherheitsoffiziere einzusetzen, die - wie auch in anderen Staaten - nicht den Einheitsführern, sondern der oben genannten zentralen Dienststelle unterstellt sind, 3. eine zentrale Bundesbehörde zu schaffen, die - ebenfalls nach ausländischem Vorbild - für die Auswertung aller Flugzeugunfälle im zivilen und militärischen Bereich zuständig ist, um so zur Verbesserung der gesamten Flugsicherheit im Bundesgebiet beizutragen. Diese Behörde sollte, um unabhängig und objektiv arbeiten zu können, nicht mit anderen der Regierung nachgeordneten Behörden zusammengelegt werden, 4. für das entscheidende Waffensystem der Luftwaffe, die F 104 G, eine eigene Erprobungsstelle beschleunigt in Betrieb zu nehmen, 5. für eine beschleunigte Durchführung der vor allem aus Gründen der Flugsicherheit erforderlichen „Technischen Änderungen", der F 104 G Sorge zu tragen, 6. bei allen fliegenden Verbänden der Bundeswehr, vordringlich bei den Strahlflugzeugverbänden, besonders ausgebildete, hauptamtliche Fliegerärzte einzusetzen, um eine laufende, den besonderen 1600 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Anforderungen und Belastungen des fliegenden Personals angemessene ärztliche Überwachung sicherzustellen, 7. solche organisatorischen Maßnahmen im Bereich des Bundesministers der Verteidigung durchzuführen, die sich — wie die Untersuchungen über die Flugsicherheit der F 104 G im Ausschuß für Verteidigung gezeigt haben — als notwendig erweisen, um in Zukunft zentral und fachgerecht die Auswahl, Indienststellung und ständige Erhaltung der technischen Einsatzbereitschaft moderner Waffensysteme in der Bundeswehr nach den Methoden eines system managements überwachen zu können. Bonn, den 23. März 1966 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 31 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache V/360 — betr. Waffensystem „Starfighter" Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag anerkennt nach Abschluß seiner Beratungen über das Waffensystem Starfighter F 104 das Bemühen und die Tätigkeit aller — gleich welchen Ranges und auf welcher Stufe — im militärischen und zivilen Bereich, die das Menschenmögliche leisten, um die schwierigen und komplizierten Probleme zu meistern, die sich oft zwangsläufig in der modernen Rüstung heute und in der Technik von morgen ergeben. Er schließt in diese Anerkennung Arbeit und Leistung der deutschen Luftfahrtindustrie mit ein. Der Bundestag spricht allen Piloten — darunter besonders denen des Waffensystems F 104 — für ihre Haltung, ihren Mut und ihre Einsatzbereitschaft seine Anerkennung aus. Seine besondere Anteilnahme gilt den Angehörigen der in der Ausübung ihres Dienstes tödlich verunglückten Flugzeugführern. Bonn, den 24. März 1966 Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 32 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache V/360 — betr. Waffensystem „Starfighter". Der Bundestag wolle beschließen: Der Antrag — Umdruck 31 — wird am Ende des Textes wie folgt ergänzt: Der Bundestag tadelt, daß der Bundesminister der Verteidigung trotz der seit langem erkennbaren Entwicklung beim Waffensystem F 104 G so lange untätig blieb, bis die Flugunfallrate ein untragbares Ausmaß erreichte. Bonn, den 24. März 1966 Erler und Fraktion Anlage 5 Schriftliche Erklärung des Abgeornneten Dr. Jahn (Braunschweig) für die Fraktion der CDU/CSU zu Punkt 5 der Tagesordnung (Drucksachen V/450, V/360 und V/351). Der Verlauf der bisherigen Debatte hat bewiesen, daß wir miteinander — und das ist selbstverständlich — mit großer Leidenschaft über ein Waffensystem diskutieren, das in den vergangenen Monaten in der öffentlichen Meinung der Bundesrepublik Besorgnis und Unruhe hervorgerufen hat. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß die Diskussion um den Starfighter sich ausgeweitet hat zu der Fragestellung, ob die Regierung und das Parlament in Fragen der Bewaffnung unserer Bundeswehr mit der notwendigen Sorgfalt vorgegangen ist. Diese Debatte muß heute dazu führen, daß wir das aufgekommene Mißtrauen und die Besorgnis in Teilen der Bevölkerung und nicht zuletzt in der Publizistik ausräumen. Die Waffentechnik hat in der Nachkriegszeit besonders auf dem Gebiet der Luftverteidigung einen revolutionären Wandel durchgemacht. Das Strahlflugzeug hat die Propellermaschinen immer weiter verdrängt. Das Strahlflugzeug wurde zum Rückgrat der modernen Luftverteidigung. Wie lange Strahlflugzeuge mit doppelter und drei- bis vierfacher Schallgeschwindigkeit diese Stellung behaupten werden, ist heute abzusehen. Menschen und Technik scheinen miteinander zu konkurrieren. Wie im gesellschaftlichen Leben überhaupt, so bleibt die Frage auch hier zu prüfen, wie lange der Mensch in der Lage ist, das ungeheuer komplizierte System der Elektronik unter Kontrolle zu behalten. Wir haben diese Frage im Verteidigungsausschuß geprüft, um uns ein sachliches Urteil zu bilden. Ich möchte hier noch einmal kurz den Tatbestand aufreißen, der unserer Debatte zugrunde liegt. Gleich nach Konstituierung des Verteidigungsausschusses haben sich die Mitglieder aller Fraktionen bereit erklärt, den Starfighter als Waffensystem unserer Luftverteidigung als Punkt 1 auf die Tagesordnung der Arbeit dieses Ausschusses für den 5. Deutschen Bundestag zu setzen. Wir haben versucht, alle wichtigen Komplexe zu behandeln, die uns einen Überblick über die Ursachen der Flug- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1601 zeugverluste besonders des letzten Jahres gaben. Ich glaube, es dürfte für einen Bundestagsausschuß kaum eine kompliziertere Aufgabe geben als die, die der Verteidigungsausschuß behandelt. Wir bestätigen dem Herr Verteidigungsminister und seinen Offizieren und Beamten gern, daß sie die von uns geforderten Berichte und Unterlagen zur Verfügung gestellt haben. Aber ich für meine Person muß bekennen, daß die Materie so komplex und vielseitig ist, daß es eine Überforderung bedeuten würde, in den unzähligen technischen Einzelheiten Schiedsrichter sein zu wollen. Das gilt für das diffizile System der Elektronik in besonderem Maße. Es gilt für die Navigation, die Überholung, die Wartung und die Unterbringung der Maschinen. Das gilt für die Ausbildung der Piloten und für das technische Personal aller Sparten. Es gilt aber auch für alle Daten und Vergleichskomponenten. Man wird bescheiden bei der gestellten Aufgabe und bekommt andererseits Respekt vor der Wissenschaft und Technik in Gebieten, die dem normalen Bürger verschlossen bleiben. Vom Schiedsrichter zum Richter und zum Schuldigsprechen ist es dann nicht mehr weit. Es hilft leider auch hier nur der gesunde Menschenverstand. Ich habe die Protokolle der letzten Debatte, die im Hohen Hause über den Starfighter geführt wurde, sorgfältig studiert und mir auch die seinerzeitigen Presseveröffentlichungen angesehen. Herr Kollege Wienand hat in der Sitzung vom 20. Januar 1965 ausgeführt, daß eine der Schwächen der Bundeswehr in der Auswahl und Beschaffung der Waffensysteme liege. In der gleichen Sitzung wurde mit Bezug auf den Starfighter festgestellt, daß der Starfighter F 104 G von zehn Nationen als Waffensystem ausgewählt worden sei und damit der Vorwurf entkräftet sei, daß bei der Beschaffung nicht das Ziel der Standardisierung berücksichtigt worden sei. Es wurde die Kritik hinsichtlich der Beschaffung widerlegt und die behauptete Lizenzgebühr von 10 °/o auf 3 0/o reduziert. Die Debatte ergab weiter folgendes. Über die Beschaffung und Indienststellung des Starfighter-Programms waren sich alle Seiten des Hohen Hauses einig. Die vorjährige Diskussion hat diese Übereinstimmung dokumentiert. Herr Kollege Erler bestätigte dies mit seinen Ausführungen: „Wir haben der Beschaffung der F 104 ausdrücklich nach dem damals gehaltenen Vortrag unsere Zustimmung gegeben." Die Kollegen Wienand und Erler unterstrichen, daß sie keineswegs das Waffensystem des Starfighters attackierten. Herr Kollege Wienand vertrat die Meinung, daß nachträglich zuviel in ein gutes und ausgereiftes System hineingelegt worden sei und daß dadurch Komplikationen und Schwierigkeiten aufgetreten seien. Der Herr Kollege Wienand hat auch ja gesagt zum Mehrzweckflugzeug der F 104 G — das drei verschiedene Aufgaben übernehmen mußte —, weil wir gar nicht in der Lage waren und sind, für jede Aufgabe Spezialmaschinen zu beschaffen und mit Piloten und Wartungspersonal bedienen zu lassen. Einschränkungen wurden gemacht in bezug auf die Kosten der Elektronik, die in der Zukunft einträten. Der Herr Kollege Strauß hat mit seinen sachlich wohlfundierten Ausführungen den Starfighter treffend dahin charakterisiert: „daß nach dem Urteil sämtlicher militärischer, technischer und wirtschaftlicher Experten — nicht nur Experten der Bundesrepublik, sondern Experten fast aller NATO-Länder — die F 104 G das Optimum an technischer Leistungsfähigkeit, Erfüllung der militärischen Kriterien und gleichzeitig ökonomische Einkaufsleistung und rationelle Unterhaltungsmöglichkeit in sich kombiniert." Ich will nun auf einen Vorwurf eingehen, der in der Offentlichkeit und auch in diesem Hohen Hause erhoben worden ist. Auf einen Nenner gebracht lautet dieser Vorwurf: Warum wurden und werden dem Hohen Hause unterbreitete Maßnahmen erst jetzt ein- bzw. durchgeführt? Wenn ich das Protokoll der letzten Starfighter-Debatte kritisch betrachte, dann ist bis auf die allgemeinen Ausführungen zum Problem der Technik und zu ihrer Bedeutung für die Streitkräfte und der Forderung nach Verstärkung der Ausbildung des technischen Personals und der Vervollkommnung des Materials konkret kein Vorschlag gemacht worden, der sich mit den aus der inzwischen gewonnenen Erfahrung der letzten 14 Monate heute hier eingebrachten Vorlagen deckt oder sogar in eine Forderung gekleidet war. Das macht uns deutlich, daß damals nicht genügend Erfahrungswerte zur Verfügung standen. Die Umrüstung vom F 84 auf den Starfighter befand sich im Entwicklungsstadium. Es gab und es gibt keine typische Unfallursache, es gab Einzelfehler. Sie geben keine Veranlassung, dieses Waffensystem „als für den Flugbetrieb nicht ausreichend sicher anzusehen". Es wurde zugegeben, daß das Trägheitsnavigationssystem nach den Erfahrungen der deutschen Luftwaffe in seiner Navigationsgenauigkeit noch nicht den militärischen Forderungen entsprach und sich das Waffensystem aus diesem Grunde auf vier unabhängige Navigationssysteme stützt. Herr Kollege Wienand hat im Stern-Artikel behauptet: „Die teuer gewordenen Maschinen sind bis heute allenfalls bedingt einsatzfähig" (Stern Nr. 4/1965). Herr von Hassel hat geantwortet: „Meinen Sie nicht, daß das eine Abwertung der Waffen ist, auf die wir unsere besten Piloten setzen?" Wir wissen heute, daß die Maschinen in den assignierten Geschwadern voll einsatzfähig sind. Die Umrüstung der Geschwader ist im Gange, braucht Zeit —, braucht Personal auf allen Gebieten. Wir haben das in den Diskussionen im Ausschuß gründlich erfahren. Herr Kollege Schmidt erklärt heute: „Das Waffensystem ist ein durchaus brauchbares Waffensystem, ein durchaus brauchbares Flugzeug." Am 5./6. November 1958 hat der Verteidigungsausschuß der Beschaffung des Starfighters zugestimmt. Wir haben jetzt März 1966. Sieben Jahre brauchten Mensch und Technik, um miteinander fertig zu werden. Wir haben ein Programm, das eine Umrüstung auf dieses System auf neun Jahre festlegt. Wir haben erkennen müssen — ich zitiere Lothar Ruehl aus der „Welt" vom 23. März 1966 —: Moderne Hochleistungsflugzeuge können nicht ohne weiteres unter beliebigen Bedingungen 1602 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 übernommen werden wie Maschinen vor ihnen. Daß die Luftwaffe dieses Flugzeug noch nicht vollkommen beherrscht, ist augenfällig. Die zahlreichen Abstürze zeugen dafür. Aber daraus folgt nicht, daß es sich nach Ablauf einer erträglichen Frist nicht so fliegen kann, wie es notwendig ist. Ein Teil der Abstürze wäre bei größerer Erfahrung der Flugzeugführer vermeidbar gewesen. Es wird noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die deutschen Flieger die Erfahrung haben, die relative Sicherheit gibt. Die Gefahrenzeit bis dahin kann nur verkürzt werden, indem man den Ausbildungsrhythmus erheblich intensiviert. Voraussetzung dafür ist die Verbesserung der Betriebstechnik und der Personalwirtschaft. Diesem Ziel sollen die Maßnahmen dienen, die der Bundesverteidigungsminister jetzt dem Bundestag vorschlägt. Für die Durchführung sind zusätzliche Haushaltsmittel, aber auch Änderungen von gesetzlichen Vorschriften notwendig. Das haben wir mit dem Ministerium gemeinsam dem Hohen Hause vorgeschlagen. Wäre auch nur eine einzige typische Unfallursache feststellbar, dann wäre die heutige Debatte überflüssig. Es sind stets Einzelfehlerquellen, die die tragischen Abstürze verursachen. Nichts ist auf dieser Welt vollkommen, auch wenn noch so geniale Menschen Schöpfer waren. Auch dieses Waffensystem ist verbesserungsfähig. Niemand kann bei der Einführung einer Maßnahme alle die Imponderabilien mit Sicherheit voraussehen, die sich bei der Durchführung ergeben genausowenig wie man das Wetter der nächsten Tage zuverlässig prophezeien kann. Das einzige, was wir tun können und tun müssen, ist: Wo Mängel festgestellt worden sind, müssen wir die Verbesserungen, vor allem die, welche die Sicherheit der Piloten und die der Maschinen erhöhen, beschleunigt veranlassen, so wie die Anträge es vorsehen. Die Einsatzbereitschaft der NATO-Geschwader läßt keine Flugpausen zu. Es wurde ja ein Startverbot erlassen, aber es mußte Zug um Zug wieder aufgehoben werden, denn die Piloten müssen in ständiger Flugroutine bleiben, um die Düsenmaschine überhaupt fliegen zu können. Bekanntlich erwirbt ein Pilot hockentwickelter Waffensysteme die erforderliche Erfahrung erst ab 1000 Flugstunden. Infolge der im europäischen Raum vorherrschenden Wetterbedingungen ist die Zeit für Übungsflüge erheblich beschränkt. Wenn trotzdem — besonders bei den assignierten Geschwadern — die von der NATO vorgeschriebenen jährlichen Soll-Flugstunden fast erreicht wurden, so sollten wir den Kommodores, ihren Piloten und auch dem wehrtechnischen Personal unseren Respekt zollen. Ich sagte zu Beginn meiner Ausführungen, daß man selbst nach sorgfältiger Anhörung der Experten der verschiedensten Wissengebiete überfordert bleibt, letzte und gültige Urteile zu fällen. Was sagen denn die Piloten? Die Piloten, die an und in diesem Waffensystem ausgebildet worden sind, sagen — soweit wir uns überzeugen konnten — ja zu dieser Maschine. Sie fühlen sich mit dieser Maschine verbunden und charakterisieren ihre flugtechnischen Eigenschaften als vorzüglich. Sie alle — die deutschen Piloten und ihre NATO-Kollegen — halten den Starfighter für das beste Strahlflugzeug. Besonders die flugerfahrenen älteren Hasen sagen das. Wir wissen also — und dies möchte ich betonen —, daß die Piloten ihrer Maschine vertrauen. Das ist ein entscheidender Punkt! Natürlich zwingt ein Strahlflugzeug dem Piloten während des Einsatzes ein Höchstmaß an Energie und Konzentration ab. Das ist ein Tribut, den wir der Technik zu entrichten haben. Der Autofahrer muß ihn genau so entrichten wie der Diesellokführer. Innerhalb kurzer Zeit muß dieser 1000 und mehr Signale beobachten. Früher stand ihm die drei- und vierfache Zeit zur Verfügung. Auch der Pilot einer Caravelle oder einer Boeing und der bereits in der Konstruktion befindlichen Superflugzeuge, dem bis zu 1000 Passagiere in einer Maschine anvertraut sind und der in doppelter oder dreifacher Schallgeschwindigkeit von Hauptstadt zu Hauptstadt jagt, muß mit der Technik rechnen. Wir vergeben uns nichts, wenn wir hier und heute bestätigen, daß die Untersuchungen im Ausschuß im wesentlichen nicht über das, was der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Panitzki, an gewonnenen Erkenntnissen und Vorschlägen unterbreitete, hinausgehen. Wir sollten auch nicht in Presseerklärungen so vorgehen, als wären Gesamtvorschläge von Exekutive und Legislative aus der Erkenntnis eines einzigen Abgeordneten erwachsen. Das gilt besonders für die Polemik um die Hallenunterbringung und die Verstärkung des Wartungspersonals sowie für die Beschleunigung des Überholungskreislaufes. Mir ist es unerfindlich, wie in einer solchen Polemik dann kurz und bündig gefolgert wird: „Deshalb muß der Herr Verteidigungsminister weg!" Man stelle sich vor, wir würden beginnen, so zu handeln, dann müßten wir das doch auch mit der These verbinden — ich überspitze bewußt — Nehmt Herrn X und Y, und kein Starfighter stürzt mehr ab! Gäbe es eine schicksalhafte Verkettung von weiterhin sich steigernden Unglücksfällen, dann wären bald alle Ministerkandidaten verbraucht. Die Meinungsverschiedenheiten in bezug auf die Umrüstung des Starfighters zu einem Mehrzweckkampfflugzeug scheinen die öffentliche Diskussion mehr verwirrt als sachlich geklärt zu haben. Einzelheiten der Umrüstung wurden von meinem ,Kollegen im Rahmen dieser Debatte behandelt. Für meine Freunde darf ich jedoch erklären, daß wir den Starfighter als Mehrzweckkampfflugzeug für die Luftwaffe in diesem Stadium der Wehrtechnik als das gegenwärtig beste Waffensystem ansehen. Ich betone: zur Zeit! Wir alle wissen, wie schwer es ist, personell und technisch auf dem aktuellsten und waffentechnisch vollkommensten Stand zu sein und zu bleiben. Dabei denke ich wiederum erst in zweiter Linie an die hohen Kosten, die diese Aufgabe von uns fordert. In erster Linie denke ich an die Einsatzbereitschaft, die eine der Grundlagen unserer Sicherheit ist! Diese Einsatzbereitschaft ist der Angelpunkt, um den sich das Starfighterproblem dreht! Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1603 Das Starfighter-Waffensystem ist heute durch kein anderes zu ersetzen, wenn die Einsatzbereitschaft nicht auf Jahre hinaus verloren gehen soll. Das Hohe Haus hat zum Starfighterprogramm A gesagt, und nun, da wir bereits das halbe Alphabet aufgesagt haben, sollten wir gemeinsam bis Z durchgehen. Dies ist kein Plädoyer nur um der Konsequenz willen. Es enthebt uns auch nicht der Verpflichtung, ständig, schnell und nachhaltig Mängel zu beseitigen, sobald solche entdeckt werden. Hier geht es auch nicht um die Rechtfertigung oder Absolution der einen oder anderen Seite, dieser oder jener Persönlichkeit. Hier geht es einzig und allein um die Glaubwürdigkeit unserer Verteidigung. Ich wäre der letzte, der einen Fehler nicht zugeben würde. Ich wäre der letzte, der eine Fehlentscheidung der Regierung nicht als eine solche bezeichnen würde! Aber ich bin überzeugt, daß das Ministerium und die Luftwaffenführung bestrebt sind, das Beste zu tun. Ich halte es daher für fair, ihr diese Ehrlichkeit auch zu bestätigen und sie nicht zum Sündenbock für technische Mängel, menschliches Versagen oder gar tückische Wettersituationen zu stempeln. Es ist hier der Ort und die Stunde, ein klärendes Wort zu dem in der Öffentlichkeit erhobenen Verdacht zu sagen, das Bundesverteidigungsministerium sei bestrebt, einen Schleier der Verdunkelung über die Abstürze zu breiten, Informationen und Untersuchungsergebnisse würden im Panzerschrank verschlossen gehalten, noch nicht einmal der Verteidigungsausschuß werde ausreichend unterrichtet. Diese Verdächtigungen sind Spekulationen. Das Gegenteil isi. wahr: Der Herr Verteidigungsminister, seine Offiziere und Beamten haben dem Ausschuß alle Berichte und Unterlagen zur Verfügung gestellt, die wir angefordert haben. Wir gewinnen nichts, aber auch rein gar nichts, wenn wir uns in dieser Stunde von Emotionen leiten lassen. Und wir stehen in der Gefahr, es zu tun. Die Verpflichtung, die Tücken der Technik zu überwinden, bleibt. Autos, Flugzeuge und Raketen sind technische Fortbewegungsmittel für Personen und Güter. Sie fordern vom Menschen ihren Preis. Stürzt ein Flugzeug mit 40, 80, 100 Menschen in den Tod, sind wir alle erschüttert und entsetzt. Wenn täglich 30 oder 50 Tote auf den Straßen unseres Landes bleiben, registrieren wir das nur, wenn wir selbst in den Unfall verwickelt waren oder einer unserer Freunde von uns gegangen ist. Die Verantwortung gebietet uns, objektiv zu bleiben, hier, heute, morgen, beim Starfighterproblem und allen anderen Waffensystemen. Wenn auch die Bevölkerung ein selbstverständliches Recht auf umfassende Unterrichtung hat, sollte doch nicht jedes Detail auf dem Marktplatz plakatiert werden. Es entspricht den Gepflogenheiten des parlamentarischen Stils der westlichen Demokratien, Kernfragen unserer Sicherheit in der sachlichen Atmosphäre der zuständigen Ausschüsse zu behandeln. Hier ist die Gefahr gering, daß das Vorurteil die Rolle eines schlechten Ratgebers spielen kann. Die vielschichtige Diskussion, die wir im Ausschuß geführt haben, hat einmal mehr deutlich gemacht, daß wir eine Maxime befolgen müssen, zu der Plato rät, wenn er sagt: Man muß das Ganze stets vor seinen Teilen sehen! Ich möchte hinzufügen, aber man muß auch die Teile kennen. Und ich glaube, daß wir Mitglieder des Verteidigungsausschusses sie kennen. Wir können daher auch nur nachdrücklich befürworten, die Maßnahmen zu billigen, die der Herr Verteidigungsminister dem Hohen Hause zur Bewilligung vorgelegt hat. Ich betonte zu Anfang, daß es hier um mehr als um politisches Prestige der einen oder anderen Seite geht. Hier geht es einzig und allein darum, daß ein von allen Parteien des Hohen Hauses gebilligtes Waffensystem nach der Umrüstung so einsatzfähig gemacht wird — und zwar durch Zusammenwirken aller Beteiligten —, daß wir und die Bevölkerung volles Vertrauen zu diesem Waffensystem gewinnen, das unsere Sicherheit gewährleistet. Wir wären alle glücklich, wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen erreichten, daß in diesem Hohen Hause die letzte Starfighter-Debatte geführt werden müßte. In den Händen dieses Hohen Hauses liegt es, die Vollmacht zu schnellen und ganzen Entschlüssen zu geben. Das Ausmaß an Verantwortung, Entscheidungen und Maßnahmen ist groß. Groß muß auch unsere Antwort sein. Wir bejahen jede konstruktive Kritik. Möge über Gang und Ergebnis der hoffnungsvolle Satz des Philosophen Nikolai Berdjajew als Leitmotiv stehen: Die tragische Erfahrung und die schöpferische Tätigkeit des Menschen sind es, die neuen Boden bereiten. Anlage 6 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Iven für die Fraktion der SPD zu Punkt 5 der Tagesordnung (Drucksachen V/450, V/360 und V/351). Das Flugzeug F 104 G ist in seiner technischen Ausstattung so kompliziert, daß man sagen kann, als Einsitzer wird es derartige Typen in Zukunft nicht mehr geben. Es wird vom Piloten je nach Flugauftrag das Höchste verlangt, manchmal wird die Grenze der Leistungsfähigkeit überschritten. Deshalb ist für die Sicherheit des Flugzeugführers und der am Boden eventuell beeinträchtigten Bevölkerung die Frage der Wartung von ausschlaggebender Bedeutung. Zur Qualität der Wartung sagte mir ein beim Jabo 31 (Nörvenich) stationierter Testpilot der Firma Lockheed: „Die Wartung ist katastrophal." Am 11. Februar dieses Jahres mußte der Flugplatz Nörvenich wegen schlechter Wetterlage für den Flugbetrieb gesperrt werden. Vorher war durch die Wetterlage bereits eine F 104 G zu Bruch gegangen, die vor der Landung Bodenberührung bekam. Zu dieser Zeit befanden sich aber noch fünf F 104 G dieses Verbandes in der Luft. Sie wurden zu einem Flugplatz im Südraum umgeleitet. Dieser Platz wird von den Kanadiern benutzt. Ich frage: ist es richtig, daß diese Flugzeuge nicht nach 1604 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Nörvenich zurückflogen, weil den Flugzeugführern eine lange Liste von Beanstandungen mit der Bemerkung übergeben wurde, in diese Flugzeuge hätten sich kanadische Piloten nicht mehr hineingewagt? Damit nicht genug, die deutschen Flugzeugführer sollen anschließend in einem Bus nach Nörvenich zurückgekehrt sein. Der schlechte Wartungszustand unserer Flugzeuge hat drei Hauptgründe: erstens die unzureichende Personallage, zweitens die mangelhafte Ersatzteilbeschaffung, drittens, wie auch der Minister angibt, das Abstellen der Maschinen im Freien. Um Triebwerk, Zelle, Elektronik und die jeweilige Bewaffnung richtig zu warten und zu pflegen, sind pro Flugzeug etwa 33 Fachleute erforderlich. Die Luftwaffe setzt bei bestimmten Wartungsfunktionen auf Grund des gegebenen Personalmangels Wehrpflichtige ein. Daß es hier wegen der relativ kurzen Ausbildung und des manchmal nicht zureichenden Interesses zu Unzulänglichkeiten. kommt, liegt auf der Hand. Ich darf dazu Auszüge aus einem Bericht zu dieser Frage an eine zuständige Stelle des Bundesverteidigungsministeriums vom 27. 10. 1959 verlesen: Die Verbände werden den Zugang ausgebildeter Wehrpflichtiger bei der gegenwärtigen Personallage als notwendige und brauchbare Unterstützung begrüßen. Die Wehrpflichtigen werden im OJT (weitere Ausbildung am Arbeitsplatz) gute Leistungen zeigen und zum Teil an verantwortlicher Stelle eingesetzt werden. ... Das Problem der Ausbildung Wehrpflichtiger scheint somit gelöst. Trotzdem bestehen ernste Bedenken gegen diese Art der Ausbildung, da die in ihr enthaltenen Mängel, die leider erst spät erkannt werden, zu schwerwiegenden Folgen führen können... Teilnehmer: nicht aus metallverarbeitenden Berufen... . Beim späteren Einsatz wird es sich nicht vermeiden lassen, daß unsachgemäßes Arbeiten mit Werkzeug Schäden verursacht, deren Behebung recht kostspielig sein kann. Die fehlende Lehrzeit in einem entsprechenden Beruf und damit die notwendigen Kenntnisse können weder im technischen Dienst, noch auf einer technischen Schule der Luftwaffe erworben werden .... Die Ausbildungszeit von acht Wochen mag an einer Do 27 genügen, an einer F 84 ist sie zu kurz, für eine F 104 ist sie unmöglich. Die Gleichsetzung in der Ausbildung Do 27 = F 84 zeigt, daß man dem Entwicklungsstand der Flugzeuge nicht Rechnung getragen hat... . Nachdem der Schüler jedoch später als Mechaniker verantwortlich eingesetzt werden soll, wird das Erkennen technischer Mängel und das Aufsuchen von Störungen große Schwierigkeiten und erheblichen Zeitverlust verursachen, weil die Kenntnis der technischen Zusammenhänge fehlt. Die fehlende theoretische Unterrichtung im Lehrgang wird auch im folgenden OJT nicht vermittelt. ... Zu der Zeit, als die Luftwaffe noch mit der F 84 ausgerüstet war, hatte man pro Flugzeug einen ersten Wart. Heute bei der wesentlich komplizierteren F 104 G hat ein erster Wart drei bis vier dieser Flugzeuge in seiner Verantwortung. Die Schwierigkeit der Ersatzteilbeschaffung ist in der Ausschußberatung deutlich geworden. Wartezeiten von drei bis sechs Monaten und darüber hinaus sind keine Seltenheit. Wir sind im Ausschuß dahin belehrt worden, daß man dazu übergegangen ist, aus abgestellten Flugzeugen Einzelteile auszubauen und diese in flugklar zu machenden Maschinen wieder einzubauen. Man sagt dazu (Oberstleutnant Mertin) „Kannibalisierung". Die Frage nach der Maschinen, die wegen nicht vorhandener Ersatzteile nicht flugklar sind, ist im Ausschuß nicht beantwortet worden. Nach meiner Information handelt es sich im Schnitt um acht Flugzeuge je Geschwader. Auch die Industrie klagte über den komplizierten Beschaffungsweg. Als Laie gewinnt man den Eindruck, daß moderne Waffensysteme, wie z. B. das der F 104 G, von der militärischen Bürokratie behandelt werden wie in früheren Zeiten Roß und Wagen. Die Tatsache, daß die Flugzeuge zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung im Freien abgestellt werden, beeinträchtigt den Klarstand erheblich. Zwar wurde von verantwortlicher Seite gelegentlich der Standpunkt vertreten, „die Maschinen müßten sich an die hiesigen Wetterverhältnisse gewöhnen". Bei hoher Luftfeuchtigkeit gibt es jedoch — wie wir vor allem von Herrn Oberst Rall deutlich gehört haben — im Bereich der Elektronik sogenannte Kriechströme und Störungen bis zu Kurzschlüssen. Vergeblich sucht man bisher auf unseren Plätzen die einfachsten Schutzmöglichkeiten. Zum Beispiel fehlen bewegliche Schleppdächer, die einen brauchbaren Schutz für geöffnete Elektronikkammern darstellen. Andere Luftwaffen verwenden so etwas. Diese Behelfe könnten die Zeit bis zum Abschluß des Hallenbaus überbrücken. Die Normalwartung eines Sauerstoffgerätes erfolgte bei uns nach einem bestimmten Checkplan in wenigen Minuten. Erst nach dem Unfall des Majors Lehnert wurde plötzlich die Wartungszeit erheblich verlängert. Die Wartungsfunktionen und die Wartungsgeräte blieben jedoch dieselben. Die kanadische Luftwaffe benötigt für denselben Arbeitsgang 110 Minuten. Inzwischen stellt sich heraus, daß es sehr oft zu Undichtigkeiten in den Schlauchleitungen gekommen ist. Es muß bis zum Beweis des Gegenteils gefolgert werden, daß Luftschwierigkeiten und Unfälle auf die unzureichende Arbeitsweise des Sauerstoffgerätes zurückzuführen sind. Der Schleudersitz, mit dem der Pilot sich in einer Notsituation sicher aus dem Flugzeug katapultieren kann, ist das wichtigste Luftrettungsgerät in jedem modernen Kampfflugzeug. Hierfür die beste technische Lösung zu finden darf keine Frage des Geldes sein, sondern ist allein auf Grund der Verantwortung für Leben und Gesundheit der Piloten nötig. Leider ist auch das Kapitel Schleudersitz beim Starfighter ein trauriges Kapitel. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1605 Nach den Erfahrungen der US-Streitkräfte bietet ein in der dänischen F 104 verwandter Sitz wesentlich höhere Rettungschancen als der C-2-Sitz, und zwar a) bei Absprüngen aus sehr großen Höhen, b) bei Absprüngen in Bodennähe auf Grund seiner Null-Kapazität, c) bei Absprüngen mit sehr hohen Geschwindigkeiten. Der Sitz hat die Typenbezeichnung Martin Baker D Q 7. Ich bin kein Fachmann, es ist also nicht meine Aufgabe als Abgeordneter, über technische Fragen zu entscheiden. Was mich jedoch aufs höchste bedrückt, ist die Tatsache, daß uns, den Abgeordneten, während der gesamten Ausschußsitzungen in den letzten Wochen immer wieder der C-2-Sitz als die bestmögliche Lösung hingestellt wurde. Ich frage, warum hat man uns die Statistiken über die tatsächlichen Ausschüsse mit den verschiedenen Schleudersitztypen und die dabei erzielte Rettungschance im Verteidigungsausschuß nicht vorgelegt? Warum hat man uns nicht die Ergebnisse der umfangreichen Versuche der amerikanischen Luftwaffe mit den verschiedenen Sitzarten zur Kennntnis gegeben? Warum hat man uns im Ausschuß nicht gesagt, daß eine für die Flugsicherheit des Starfighters verantwortliche Dienststelle der Bundeswehr selbst den neuen Sitz gefordert hat? Warum hält man an einer Lösung fest, die vielleicht einmal richtig war, die aber im Lichte neuerer technischer Entwicklungen nicht mehr die bestmögliche Lösung ist, um das Leben unserer Piloten zu schützen? Das Erschreckende an diesem Thema Schleudersitz für die F 104 G ist, daß es nicht der einzige Fall ist, in dem offensichtlich dem Parlament und dem Verteidigungsausschuß vom Bundesminister der Verteidigung nicht die volle Aufklärung gegeben wurde und dem Verteidigungsausschuß nicht die Informationen gegeben wurden, an Hand deren der Ausschuß sich selbst ein objektives Urteil hätte bilden können. Was, so frage ich, veranlaßt die Regierung, daß aus kurzsichtigen, taktischen, politischen Gründen, um nämlich Versäumnisse und Mißstände im Bundesministerium der Verteidigung zu verdecken, nicht das Bestmögliche für die Sicherheit unserer Piloten geschieht? Es ist jedem klar, daß Auffangvorrichtungen nötig sind, um erstens beim Startabbruch zu bremsen (die Geschwindigkeit kann bis 400 km/h betragen) und um zweitens Flugzeuge bei einer Landung durch a) Versagen des Bremsschirms, b) erhöhte Landegeschwindigkeit auf Grund eines Notfalls, c) Versagen der Bremsen bei Hydraulikschaden zum Stehen zu bringen. Was aber nicht ganz klar zu sein scheint, ist die Tatsache, daß durch vorschriftsmäßige Auffangvorrichtungen erstens das Leben des Piloten gerettet werden kann und zweitens das Flugzeug vor Beschädigungen bewahrt wird. Die Auffangvorrichtungen für F 104 sind in der deutschen Luftwaffe unzureichend. Wir haben zwar noch keinen Piloten durch unzureichende Auffangvorrichtungen verloren, wohl aber Millionenwerte auf Grund beschädigter Flugzeuge. In der Luftwaffe werden bei den F-104-Verbänden zwei Arten von Auffangvorrichtungen benutzt: erstens drei Netze, die automatisch und manuell hochgeschossen werden, oder zweitens die sogenannte Fanghakenbarriere, ein Seil, hinter das der an der F 104 G installierte Fangsporn greift, ähnlich wie bei Flugzeugträgerlandungen. Die drei Netze arbeiten gut. Piloten kamen dabei noch nicht zu Schaden, obwohl einer schon um sein Leben laufen mußte. Das Flugzeug war so stark beschädigt, daß es ausbrannte. Die Netze haben sogar F-104-Maschinen — wenn auch oft stark beschädigt, weil Außenteile vom Flugzeug abgerissen wurden und durch das noch laufende Triebwerk gesaugt wurden —, die mit 380 km/h in diese Fangvorrichtung beim Abbruch des Starts rollten, sicher gestoppt. Das kann man von der Fanghakenbarriere leider noch nicht behaupten. Bei den im Moment gebräuchlichen Abfangvorrichtungen dieser Art muß der Haken hinter das Seil fassen. Faßt er,. ist es gut. Faßt er nicht — er hoppelt bei Unebenheiten auf der Startbahn zum Teil bis zu 25 cm hoch —, rast das Flugzeug weiter. Bei einigen Luftwaffenplätzen neigt sich am Ende der Startbahnen das Erdreich 10 bis 20 m tief nach unten. Ich erspare es mir, in Einzelheiten zu beschreiben, was dabei passieren könnte. Auf den Vorhalt, der Haken würde immer halten, erwidere ich, daß die Barrieren zum Teil Flugzeuge nur bis zu 90 km/h zum Stoppen bringen. Alle F 104, die schneller hineinrollen, reißen die gesamte Barriere aus ihrer Verankerung. Dazu kommt wieder das nach unten geneigte Erdreich. Die F 104 neigt dazu, sich beim Überschlagen — nach den Unfallberichten der Firma Lockheed — selbst zu zerstören. Es steht fest, die deutsche Luftwaffe hat durch unzureichende Auffangvorrichtungen schon mehrere schwere Flugzeugunfälle gehabt. Einsatzklare F 104 wurden dabei völlig oder sehr erheblich beschädigt. Wann werden endlich kombinierte Auffangvorrichtungen, bestehend aus einer Fanghakenbarriere, die bis zu 400 km/h hält, und einer Drei-Netzbarriere, auf allen F-104-Plätzen installiert? Für den Gesamtkostenaufwand von zirka einer Milliarde D-Mark wurde der Einbau des LN-3-Gerätes durchgeführt. Erst heute wissen wir, daß ein genaues Fliegen mit diesem Gerät ausgeschlossen ist. Die durchschnittliche Abweichung wird auf 8 nautische Meilen angegeben und in den Verbänden als normal angesehen. Es ist aber schon zu Abweichungen bis zu 40 und mehr nautischen Meilen gekommen. Es entsteht also die Frage, ob diese Investition richtig und sachgerecht war. Was hätte mit der einen Milliarde D-Mark alles an Sicherheitseinrichtungen geschaffen werden können? Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 22. März 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bochazka (Drucksache V/301 Frage XIV/5) : Wann kann mit einer generellen Regelung der Stellung des Stabsfeldwebels in der Bundesewehr gerechnet werden? 1606 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Ich darf Ihre Frage, wann mit einer generellen Regelung der Stellung des Stabsfeldwebels in der Bundeswehr gerechnet werden kann, dahin verstehen, daß sie auf das mit der heutigen Unteroffizierlage zusammenhängende grundsätzliche Anliegen abzielt, die Stellung der Spitzendienstgrade der Unteroffiziere, d. h. der derzeitigen Stabs- und Oberstabsfeldwebel, zu verbessern. Hierzu hat das Bundesministerium der Verteidigung umfangreiche Erhebungen angestellt, bei denen es im wesentlichen darum ging, ob eine neue Laufbahngruppe oder innerhalb der Unteroffizierlaufbahn eine neue Dienstgradgruppe — diese gegebenenfalls mit einer Aufstockung um eine weitere Besoldungsgruppe — geschaffen werden sollte. In Übereinstimmung mit dem Ergebnis dieser Untersuchungen ist nunmehr vorgesehen, eine neue Laufbahngruppe für die bisherigen Spitzendienstgrade der Unteroffiziere einzuführen. Für die Angehörigen der neuen Laufbahngruppe sollen die Besoldungsgruppen A 9 bis A 11 — das sind dieselben wie für Leutnante und Hauptleute in Anspruch genommen werden. Die Einführung der neuen Laufbahngruppe macht Änderungen des Soldatengesetzes und des Bundesbesoldungsgesetzes sowie .der Soldatenlaufbahnverordnung und der Vorgesetztenverordnung erforderlich. Wann mit einem Inkrafttreten dieser Regelung gerecht werden kann, läßt sich zur Zeit nicht übersehen. Der Bundesminister der Verteidigung wird sich bemühen, die notwendigen Gesetzentwürfe der Bundesregierung so bald wie möglich zur Beschlußfassung vorzulegen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs von Hase vom 17. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Cramer (Drucksache V/426 Fragen VI/ 1, VI/ 2 und VI/ 3) : In wessen Auftrag wird z. Z. auf den Starfighter-Flugzeugen ein Lärmfilm gedreht? Wer trägt die Kosten der unter VI/ 1 genannten Filmaufnahmen? Welcher Zweck wird mit dem unter VI/ 1 genannten Film verfolgt? Im Auftrage des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung wird z. Z. ein Film mit dem Arbeitstitel „Lärm .aus der Luft" gedreht. Dabei werden auch Aufnahmen mit Flugzeugen der Bundeswehr gemacht. Der Film wird vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung aus Kap. 04 03 Titel 309 „Öffentlichkeitsarbeit in Verteidigungsfragen" finanziert. Der Film soll die Öffentlichkeit über die Ursachen des Düsenlärms bei zivilen und militärischen Hochleistungsflugzeugen aufklären. Er soll zeigen, was zur Minderung der Lärmbelästigung bereits geschehen ist und was in Zukunft geschehen kann und geschehen soll. Schließlich soll er Verständnis dafür wecken, daß ein gewisser Grad der Lärmbelästigung unvermeidbar ist. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 18. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Vogel (Speyer) (Drucksache V/428 Fragen I/1 und 1/2): Wann ist der Kulturpolitische Beirat des Auswärtigen Amts zuletzt zusammengetreten? Welche Mitglieder gehören dem Kulturpolitischen Beirat des Auswärtigen Amts gegenwärtig an? Der Kulturpolitische Beirat des Auswärtigen ,Amts ist zum letzten Mal am 26./27. 11. 1965 in Bad Godesberg zusammengetreten. Ihm gehören gegenwärtig nachstehende Mitglieder an: Rechtsanwalt Prof. Hellmut Becker, Präsident des Deutschen Volkshochschulverbandes, Berlin; Klaus von Bismarck, Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Köln; Dr. med Joachim Bodamer, Medizinalrat, Winnenden, Krs. Waiblingen; Dr. Max Freiherr von Brück, Vertreter des Westdeutschen Rundfunks in Rom; Professor Dr. Adolf Butenandt, Präsident der MaxPlanck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, München; Prof. Dr. Wolfgang Clemen, Anglist an der Universität München; Prälat Bernhard Hanssler, Direktor des Zentral- komitees der Deutschen Katholiken, Bad Godesberg; Prof. Dr. P. E. Hübinger, Historiker an der Universität Bonn; Frau Annedore Leber, Witwe des am 20. Juli 1944 ermordeten Julius Leber, Verlegerin, Publizistin, Berlin; Prof. Dr. Klaus Mehnert, Professor für politische Wissenschaft an der Technischen Hochschule Aachen, Chefredakteur von „Christ und Welt", Aachen; Prof. Dr. Josef Pieper, Philosoph an der Universität Münster; Prof. Dr. Wolfgang Schadewaldt, Graecist an der Universität Tübingen; Ministerialdirigent a. D. Dr. Johannes Schauff; Frau Dr. Maria Schlüter-Hermkes, langjährige deutsche Vertreterin im Exekutivrat der UNESCO, Rhöndorf; Karl-Heinz Stroux, Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, Düsseldorf.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Kai-Uwe von Hassel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Schmidt, der Sprecher Ihrer Fraktion, der Herr Abgeordnete Wienand, hat — eingebettet zwar in das Thema der Sicherheit — die Frage gestellt, ob man das Flugzeug in diesem Umfang hätte beschaffen sollen.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Diese Frage spielt eine wesentliche Rolle, nämlich die Beschäftigung

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    der deutschen Luftfahrtindustrie bei dem gesamten Komplex der Starfighter.

    (Zurufe von der SPD.)




    Bundesminister von Hassel
    — Meine verehrten Herren, ich darf vielleicht antworten.

    (Weitere Zurufe von der SPD.)

    Ich mache keinen Hehl daraus, daß auch ich den Zulauf der Starfighter in die deutschen Verbände gern etwas langsamer gesehen hätte. Aber was bedeutet das? Das heißt erstens, daß wir uns mit Konsortialpartnern auseinanderzusetzen haben, mit Holländern, mit Belgiern, mit Italienern, die bei diesem großen Programm mit uns zusammenwirken, und zweitens hätte dann wahrscheinlich auch die deutsche Luftfahrtindustrie in Eingaben an Ihre Fraktion darauf aufmerksam gemacht, daß diese deutsche Flugzeugindustrie durch die Streckung der Verträge, der Produktionsziele, der Bänder, die man aufgelegt hat, in wesentliche Schwierigkeiten hätte geraten können. Auch das, scheint mir, muß man bei den Vorwürfen, die man ja nur noch an meine Adresse richtet, hier einmal zum Ausdruck bringen.

    (Zurufe von der SPD.)

    Das zweite werden Sie mir vielleicht auch abnehmen, wenn ich Ihnen das offen sage, daß wir nämlich hinsichtlich des Umfanges der Umrüstung in der Bundeswehr gezwungen gewesen sind, hinter der NATO-Forderung zurückzubleiben. Die Bundeswehr hat im Dezember 1962, also bei Beginn der Auslieferung der Flugzeuge, den Planungsumfang insbesondere wegen der allgemeinen Verschärfung der Personalsituation in der Bundesrepublik Deutschland nicht aufrechterhalten können, und sie hat daher die Streichung von drei Geschwadern dieses Waffensystems in der Aufsiellungsplanung — drei Geschwader sind ungefähr ein Viertel — angeordnet. Die Gesamtzahl der zu beschaffenden Flugzeuge wurde auf 700 F 104 G, einschließlich der Bundesmarine, festgelegt. Der Umfang dieser Beschaffung eines Flugzeugstyps muß nicht nur die Sollzahl für die Einsatzstaffeln und die Schulen einschließlich einer Reserve abdecken, sondern ebenso auch die Zahl derjenigen Flugzeuge, die in einem Kreislauf in der Instandsetzung oder in der Grundüberholung sind. Schließlich muß eine zusätzliche Verschleißreserve zur Verfügung stehen. Dies sind die Prinzipien aller Staaten.
    Die erste Frage der Großen Anfrage der CDU/ CSU und der FDP: „Steht die Bundesregierung zu ihrer Entscheidung des Jahres 1958, die Bundeswehr alsbald und in großem Umfang auf das Starfighter-System umzurüsten? beantwortete die Bundesregierung mit Ja.
    Vor diesem Hintergrund darf ich mich nunmehr zunächst den soeben erstatteten Berichten zuwenden und ein Wort des Dankes an den Herrn Berichterstatter sagen, der mit seinem Bericht die Verhandlungen des Verteidigungsausschusses umfassend dargestellt hat, wenn er auch nur andeutet, mit welcher Gründlichkeit und Ausdauer sich der Verteidigungsausschuß der Frage des Waffensystems Starfighter angenommen hat.
    Ich selber habe wegen einer längeren Erkrankung nur an den letzten Sitzungen teilnehmen können, weiß aber, daß das Verteidigungsministerium mit rückhaltloser Offenheit dem Ausschuß alles zur Verfügung stehende Material vorgetragen und vorgelegt hat.

    (Abg. Rommerskirchen: Eindeutig!)

    So ist es mir besonders wertvoll, daß der Ausschußbericht dies mit dem Hinweis anerkennt, daß „alle Fragen beantwortet wurden.
    Das Verteidigungsministerium hatte gewünscht und dies auch angeboten, den Verteidigungsausschuß zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt zu informieren. Sie wissen, daß dies wegen der Neukonstituierung des Verteidigungsausschusses nicht möglich war.
    Das Verteidigungsministerium hat es begrüßt, daß der Verteidigungsausschuß zur Ergänzung des vom Führungsstab der Luftwaffe vorgelegten umfassenden Berichtes eine Reihe von Sachkennern gehört hat, darunter auch Starfighter-Piloten. Diese Piloten, so heißt es wörtlich in dem Bericht, haben „ein klares Vertrauensvotum für das Waffensystem Starfighter" abgelegt. Sie bestätigen damit nicht nur den Bericht des Führungsstabes der Luftwaffe und meine Auffassung, sondern die Auffassung aller Beteiligten. Die Frage sei gestattet: wer wäre kompetenter, zu einem solchen Urteil zu gelangen, als der Mann, der den Starfighter persönlich fliegt? Der Bericht macht ferner deutlich, daß neben dem Piloten Männer stehen, die ihre Arbeit im stillen mit höchstem Verantwortungsbewußtsein unermüdlich leisten.
    Ich darf aus dem Bericht des Verteidigungsaus schusses besonders unterstreichen, daß die tödlichen Abstürze und die Verluste an Starfightern, so bedrückend jeder einzelne Fall ist, bis zum Jahre 1964, ja bis in die Mitte des Jahres 1965, unter Berücksichtigung des Stadiums der Umrüstung und der Steigerung der Zahl der Flugstunden auch im internationalen Vergleich keine anomale Entwicklung waren. Unser Urteil über das Ansteigen der tödlichen Unfälle und der Totalverluste ab Juni 1965 deckt sich mit ,der Feststellung in dem Ausschußbericht, daß diese Entwicklung nicht durch den einen oder anderen greifbaren Fehler alleinige Ursache gewesen ist.
    Die Bundeswehr hat deshalb, und zwar nicht erst heute und gestern, alles nur Erforderliche getan, um diesem nach der günstigen Entwicklung his Mitte 1965 nicht voraussehbaren Verlauf Einhalt zu gebieten. Der umfangreiche Bericht der Luftwaffe, der 'den Beratungen des Verteidigungsausschusses zugrunde gelegen hat, führt ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine Fülle von solchen Maßnahmen auf. Ein Teil dieser Maßnahmen kann nur auf Grund von Gesetzesänderungen vollzogen werden, mit denen sich die Bundesregierung zur Zeit befaßt. Ziel dieser Vorlagen ist eine materielle Besserstellung des fliegenden und ,des technischen Personals.
    Meine Damen und Herren, es handelt sich im wesentlichen um vier oder fünf Komplexe, um die Frage einer ruhegehaltfähigen Zulage für die Piloten, um die Frage der Flugunfallentschädigung, die Frage der Technikerzulage, der Elektronikerzulage



    Bundesminister von Hassel
    und ähnliches. Im Verteidigungsausschuß bestand Einigkeit darüber, daß man das alles tun sollte, auch Technikerzulage, auch Elektronikerzulage. Ich darf das Hohe Haus für die Urteilsbildung nur einmal darauf aufmerksam zu machen: es sind ja nicht nur Techniker und Elektroniker bei den Verbänden der F 104, sondern auch solche bei G 91, F 84, F 86, nicht nur bei Düsenmaschinen, sondern auch bei Propellermaschinen, auch hei Hubschraubern, in der Luftwaffe nicht nur bei den Flugzeugen, auch bei den Raketen, der „Nike", der „Hawk" und der „Pershing", nicht nur in der Luftwaffe, sondern auch beim Heer, und nicht nur bei Luftwaffe und Heer, auch bei der Marine, so daß eine Entscheidung, die man hier trifft, möglicherweise weitreichende Konsequenzen hat. Es ist daher nach meiner Auffassung, Herr Kollege Wienand, ein wenig oberflächlich, wenn ,man hier sagt, das hätte die Bundesregierung längst erledigen müssen, wenn das die Auswirkungen nicht nur in der gesamten Bundeswehr sein können, sondern darüber hinaus in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes, z. B. bei der Polizei der Länder, der Bereitschaftspolizei,

    (Unruhe bei der SPD)

    bei der Bahn, bei der Post und in der gesamten Verwaltung. Auch dort haben Sie dann mit den Konsequenzen zu rechnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, ich bin aber weit entfernt davon, zu meinen, daß allein die materiellen Anreize der Bundeswehr helfen können, die Personalenge zu überwinden. Höchstleistung kann sicher nicht durch noch so verlockende finanzielle Angebote erreicht werden. Verantwortungsbewußtsein, Einsatzbereitschaft und auch ein gut Stück Idealismus haben mit Geld nichts zu tun. Ich halte es aber aus Gründen der Gerechtigkeit für unerläßlich, auch auf materiellem Gebiet den besonderen Belangen der Bundeswehr stärker, als es bisher geschehen ist, Rechnung zu tragen, auch wenn dies zu nicht unwesentlichem finanziellem Aufwand führt und auch — ich komme zurück auf das soeben Gesagte —, wenn möglicherweise hierdurch Berufungsfälle für andere Sparten des öffentlichen Dienstes geschaffen werden. In Kenntnis dessen, daß ich unter Umständen Ärger mit den anderen Sparten des öffentlichen Dienstes bekommen könnte, möchte ich hier erklären: man kann nur Gleiches mit Gleichem vergleichen. Man kann nicht Soldaten mit Beamten allgemein vergleichen. Die Beamten haben eine geregelte Tätigkeit. Sie haben eine Fünf-TageWoche. Sie tun ein halbes Leben lang ihren Dienst an einem Fleck, während die Soldaten mehr oder weniger sieben Tage in der Woche ihren Dienst zu erfüllen haben,

    (Zuruf von der SPD: Völlig neu!)

    — Das ist Ihnen völlig neu? Das kann ich mir vorstellen, daß es Ihnen ganz neu ist. Gehen Sie einmal hinaus und sehen Sie nach, in welchen Alarmeinheiten die Soldaten stehen. Dann werden Sie feststellen, daß diese Soldaten nicht danach fragen können, ob sie am Freitagnachmittag nach Hause fahren können; ein großer Teil kann es, aber im Grunde genommen gilt es für die Bundeswehr nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich meine also, wir sollten uns in diesem Hohen Hause dazu bekennen, nur Gleiches mit Gleichem zu vergleichen, und dazu, daß der Soldat im öffentlichen Dienst sicherlich eine Stellung besonderer Art — nicht gesellschaftlich, aber ansonsten — einnimmt.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Eschmann: Glauben Sie denn wirklich, das wußten wir nicht? — Abg. Rasner: Herr Eschmann, nicht in allen Bänken! Da kommen die Zwischenfragen her!)

    Zu den Anträgen des Verteidigungsausschusses an das Hohe Haus, die sicher im einzelnen noch zur Debatte stehen werden, möchte ich zunächst nur folgendes sagen.
    Zunächst einmal zu I. 1. Im Zusammenhang mit der Übertragung der sogenannten Design Responsibility auf ein deutsches Unternehmen ab Mitte 1965 fordert der Verteidigungsausschuß, daß die im Interesse der Standardisierung mit den Partnerstaaten des F-104-G-Konsortiums getroffenen Vereinbarungen auch künftig eingehalten werden. Dies ist meine feste Absicht. Im Verteidigungsausschuß habe ich dargelegt, daß es für uns sehr viel einfacher ist, allein etwas zu entscheiden, was wir für nötig halten, als mit drei anderen Partnern gemeinsam diese Entscheidung zu treffen. Dennoch halten wir an dem fest, was ich eben sagte, und zwar zum einen aus Gründen der Standardisierung, zum anderen aber auch und besonders deshalb, weil eine so enge Zusammenarbeit der Partnerstaaten auch politisch gesehen unter den großen Vorzeichen der militärischen und_ der politischen Integration eine bedeutsame Klammer darstellt.
    Zu I.- 2. und I. 3. darf ich folgendes sagen. Die Heranziehung der Industrie für die Materialerhaltung des Starfighter-Waffensystems bei den großen Instandsetzungen und Grundüberholungen — das sind die Erhaltungsstufen 3 und 4 — erfolgt bereits seit längerem. Sie ist auch schon in ihrem Umfang ausgeweitet worden. Bei der Materialerhaltungsstufe 2 wird von mir eine Industrieunterstützung personeller Art angestrebt trotz mancher Bedenken, die sich besonders aus Einsatzgründen ergeben; denn bei dieser Erhaltungsstufe müssen die zivilen Kräfte verpflichtet werden können, auch im Verteidigungsfall bei der Truppe ihre Arbeit zu verrichten. Die rechtliche Möglichkeit dazu ist, wie Sie wissen, zur Zeit nicht gegeben. Die deutsche Industrie hat außerdem das erforderliche ausgebildete Personal zur Zeit nicht zur Verfügung, um diese Aufgabe zu übernehmen. Eine Realisierung dieses Vorschlags wird deshalb nur auf lange Sicht möglich sein.
    Aus diesem Grunde habe ich mich um Aushilfe an eine amerikanische Firma gewandt. Über diesen Schritt ist der Ausschuß von mir unterrichtet worden. Die Bundeswehr steht ferner in Verhandlungen wegen der direkten Ersatzteilbeschaffung durch die Industrie, um eine Beschleunigung der Instandset-



    Bundesminister von Hassel
    zung bei der Industrie zu erreichen. Ich bin bereit, in Kauf zu nehmen, daß bei der Einführung eines weiteren Beschaffungsweges die Gefahr einer Doppelbevorratung nicht ausgeschlossen werden kann, zumal ich wegen des Mangels an Fachpersonal in den Materialämtern deren Leistungseffizienz noch mit Sorge beobachte. Es wird darauf ankommen, unvermeidbare Mehrkosten in vertretbaren Grenzen zu halten.
    Zu I. 4. Die Vorfinanzierung von Infrastrukturmaßnahmen auf unseren Starfighter-Flugplätzen erfolgt bereits mit nationalen Mitteln. Rund 14 Millionen DM hat das Verteidigungsressort vorgestreckt. Die Vorfinanzierung weiterer Maßnahmen in Höhe von rund 50 Millionen DM ist beabsichtigt. Es liegt aber naturgemäß auf der Hand, daß unsere Position bei der Verhandlung um die Bereitstellung von NATO-Mitteln sicher schwieriger wird, wenn dieses Verfahren der Vorfinanzierung zur Regel wird und in größerem Umfang angewandt werden sollte. Aber auch dies sollte man nicht scheuen. Bei Maßnahmen, für die die NATO die Kosten nicht übernimmt, bleibt nur die Möglichkeit nationaler Finanzierung. Ein Beispiel dafür sind die Unterstellhallen für die F 104. Wir benötigen dazu — die Frage ist vorhin gestellt worden — etwa 23 Millionen DM.
    Zu I. 5. Ich begrüße den Antrag des Verteidigungsausschusses, die von mir erstrebte Erweiterung des Europäisierungsprogramms in Upj ever beschleunigt durchzuführen. Mehr fliegen, so sagt der Pilot, ist die beste Lebensversicherung. Das gilt in besonderem Maße für die Periode der Umschulung auf europäische Wetter- und auf europäische Raumverhältnisse. Mehr fliegen heißt aber auf der anderen Seite mehr Lärm. Ich erinnere an die vielfältigen Appellationen in diesem Hohen Hause wegen des Fluglärms. Ausschließlich wegen der Rücksichtnahme auf die Bevölkerung sind die Sperrstunden, in denen der Flugbetrieb ruhen muß, eingeführt worden. Sie beschränken in nicht mehr vertretbarem Umfang den Flugbetrieb der Waffenschule 10 in Upjever. Die Zahl der Flugstunden ist in diesem Jahr gegenüber der im Vorjahr in den gleichen Zeiträumen auf genau 50 O/o zurückgegangen. Das ist das Gegenteil von dem, was Verstärkung des Europäisierungsprogramms bedeutet. Ich bitte alle Kolleginnen und Kollegen, draußen um Verständnis dafür zu werben, daß die Luftwaffe nun einmal fliegen muß und daß eine Lärmbelästigung unvermeidbar ist.

    (Beifall in der Mitte.)

    Im übrigen wird im Verteidigungsministerium ebenso von der Technik her wie auf dem Gebiete der Infrastruktur alles unternommen, um den Lärm in der Umgebung der Flugplätze herabzumindern.
    Die nächste Ziffer Ihres Antrages wird von mir begrüßt, nämlich die Forderung nach einer finanziellen Besserstellung der Jet-Piloten, des Elektronikpersonals, des Wartungs- und Instandsetzungsfachpersonals bei Strahlflugzeugen, Erhöhung und Erweiterung der Flugunfallentschädigung usw. Die erwähnten Gesetzesvorlagen werden dem Hohen Hause zugeleitet.
    Zur nächsten Frage. Ich danke auch dem Verteidigungsausschuß, daß er meine Forderung nach einer besseren Bewertung und einer größeren Anzahl von Stellen in den Geschwadern und in den Schulen unterstützt. Mein Kollege, der Herr Finanzminister, hat mir bereits vor längerer Zeit zugesagt, für die Bundeswehr eine Zahl von Stellenhebungen und -vermehrungen beim Haushaltsausschuß für 1966 zu beantragen. Der Weg zum Haushaltsausschuß geht für uns alle über den Finanzminister, der naturgemäß — sonst wäre es ein schlechter Finanzminister — den Rotstift ständig bereithalten muß. Ich möchte aber keinen Zweifel darüber lassen — ich weiß nicht, ob mir das als eine Belastung ausgelegt wird —, daß die Zusammenarbeit zwischen dem Herrn Finanzminister und mir ausgezeichnet ist.
    Weitere Stellenwünsche für die Luftwaffe sollten nach der Planung erst 1967 realisiert werden. Ich denke, daß der Finanzminister unter dem Eindruck dieses Ausschußantrages bereit sein wird, die Erfüllung dieser weiteren Wünsche bereits für das laufende Haushaltsjahr dem Verteidigungsausschuß vorzuschlagen.
    Und schließlich zu der Ziffer 8. Der Erhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit der Piloten von Strahlflugzeugen gilt die besondere Fürsorge der Bundeswehr. Die Piloten befinden sich unter ständiger ärztlicher Kontrolle. Die Bundeswehr wird auch jede erprobte neue medizinische Maßnahme ergreifen, die diesem Ziele dient.
    Nun zu II. Der Verteidigungsminister wird von sich aus den Verteidigungsausschuß auch weiterhin über die Situation des Starfighter-Waffensystems unterrichten.
    Zu III und IV. Die Anträge betreffen organisatorische Fragen. Ich bin bereit, die Möglichkeit einer stärkeren Zentralisierung der Flugunfalluntersuchung zu prüfen, wenn auch bereits jetzt schwere Unfälle von dem Inspizienten Flugsicherheit der Bundeswehr in unmittelbarer Zuständigkeit untersucht werden und alle übrigen Untersuchungsberichte ihm zur Auswertung zugehen und er auch die Möglichkeit hat, sich an jeder Untersuchung zu beteiligen. Die Luftfahrtindustrie wird bereits jetzt weitgehend zu Untersuchungen aller technischen Unfälle herangezogen. Mit dem Luftfahrtbundesamt, das meinem Kollegen Seebohm untersteht, besteht ein eingehender — —

    (Abg. Wienand: Am Donnerstag bestritten mir noch Vertreter der Industrie, daß sie hinzugezogen würden!)

    — Ich kann Ihnen ein Fernschreiben beispielsweise der MAN an die deutsche Presseagentur verlesen
    — ich habe es hier nicht zur Hand, ich kann es Ihnen nachher in einer Fotokopie geben —, in dem von MAN — sie ist für das Triebwerk zuständig
    — gesagt wird, daß auf jedem Flugplatz der Starfighter ein sogenannter Technical Representative sei, der bei jedem Unfall hinzugezogen werde. Mir ist von dieser Firma MAN gesagt worden, daß sie bedauert, daß diese an dpa gegangene Meldung, die Ihren Behauptungen entgegensteht, nicht veröffentlicht worden sei. Ich bin bereit, Ihnen nach-



    Bundesminister von Hassel
    her eine Fotokopie — ich habe sie nicht hier — zur Verfügung zu stellen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Zum anderen ist vom Ausschuß vorgeschlagen, bei der Einführung moderner Waffensysteme in die Bundeswehr eine Organisation, vergleichbar dem sogenannten System Management, zu bilden. Es ist hierbei an ein System der Amerikaner gedacht. Die Amerikaner haben sich dieses Systems bedienen müssen, weil die Aufsplitterung der Kräfte in Fragen der Forschung, der Entwicklung, der Erprobung und in der Frage der Beschaffung als Folge des Teilstreitkraftprinzips der Amerikaner zu konkurrierenden Entwicklungen geführt hat. Das Beispiel der Raumfahrt ist allgemein bekannt. Wir hingegen haben insoweit eine reine Bundeswehrlösung: bis zur Einführung eines neuen Gerätes ist nicht jede Teilstreitkraft für ihre Technik verantwortlich, sondern die Bundeswehr als solche. Hiermit verbunden ist das sogenannte Geräteprinzip: die Entwicklung usw. technischen Gerätes, das zusammengehört, wird von einer Stelle bearbeitet, ganz gleich, in welcher Teilstreitkraft es nachher verwendet wird.
    Die Richtigkeit dieser Prinzipien wird auch von anderen Staaten anerkannt, die mehr und mehr zu einer Stärkung der Zentrale gegenüber den Teilstreitkräften übergehen. Im übrigen entspricht es unserem Prinzip, und zwar dem Prinzip der Sparsamkeit — auch der Sparsamkeit auf personellem Gebiet —, eine solche Lösung zu finden und sie nicht in Richtung auf ein System Management
    umzuwandeln. So würden z. B. die Experten, die Techniker, die Volkswirte usw., alles, was dazugehört, überall vertreten sein müssen, in jedem System Management. Damit würde mehr oder weniger ein Ministerium auseinanderfallen in die Systeme F 104, F 84, F 86, G 91, Starrflügler, ,Hubschrauber — oder auseinanderfallen in diese Raketen oder jene Raketen, in Transall-Transportflugzeuge, in Noratlas-Transportflugzeuge oder ähnliches. Wer von Ihnen das System der Ordnung unseres Hauses kennt, der weiß z. B., daß in der Wehrtechnik in einem einzigen Referat, dem Referat der Flugzeugtriebwerke, eben die Triebwerke für sämtliche Flugzeuge technisch zusammengefaßt werden. Das hat auch noch einen großen Vorteil, nämlich den, daß man, wenn ein Flugzeug ausläuft und ein neues technisches System anläuft, die Erfahrungen lückenlos an die andere, nächste Generation weitergeben kann. Möglich ist es in unseren Verhältnissen, zur Koordinierung und zur Kontrolle des Fortgangs der Arbeiten an einem Waffensystem einen Beauftragten mit einem kleinen Mitarbeiterstab zu ernennen. Dieser Beauftragte übt eine Überwachungsfunktion aus. Man würde ihn überfordern, würde man ihm die Verantwortung übertragen. Die Verantwortung hat der Minister.

    (Zurufe von der SPD.)

    Man würde den Beauftragten überfordern, wenn man ihm die Verantwortung übertrüge. Er ist mit einem kleinen Stab in der Lage, zentral die Entwicklung des Waffensystems in ihren jeweiligen Stadien und im Zusammenspiel der Kräfte — aus
    dem Ministerium, aus den Teilstreitkräften, aus der Technik, aus den Beschaffungsorganen — zusammenzubinden. Er- ist — meine Damen und Herren von der SPD, das wissen Sie — von dem Dienstweg entbunden. Er kann also jederzeit, wenn er Schwierigkeiten hat, beim Minister vorstellig werden. Sie haben die Zwischenfrage gestellt: Kann er auch koordinieren? Er kann koordinieren. Aber wo er Schwierigkeiten hat, kann er sofort den Minister ansprechen oder in seiner Vertretung den Staatssekretär.
    Für diese Lösung eines Beauftragten darf ich vielleicht einmal ein Beispiel hier anführen. Bei dem Waffensystem des Panzers der 70 er-Jahre, der zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten entwickelt wird, haben wir einen Beauftragten, der aber nicht einen riesigen Stab hat, sondern der das koordiniert, was an vielen Komponenten, an Zuarbeit aus den verschiedensten Bereichen der Bundeswehr kommen muß.
    Schließlich schlägt der Ausschuß vor, die Luftwaffe schneller von Überschußmaterial, von alten Flugzeugen usw. zu entlasten. Das ist eine Forderung, die ich seit langem vertreten habe. Der Ausschuß kennt meine Meinung. Ich bitte Sie aber, die Schwierigkeiten zu sehen, die darin bestehen, daß Flugzeuge aus politischen Gründen nicht an beliebige Empfänger veräußert werden dürfen und daß die Regierung insoweit in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeengt ist. Ich wäre deshalb dankbar, wenn die Bundeswehr ermächtigt würde, solches Material alsbald zu verschrotten. Nicht daß uns dann vorgehalten wird: Ihr verschrottet etwas, was man vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal hätte verwenden können. Ich darf betonen, daß an älteren Komponenten das nicht zu verschrotten ist, was noch als Teilstück in einem neueren System oder in einer neuen Waffe oder in einem neuen Gerät verbleiben wird.
    Schließlich die letzten Fragen, die Fragen VI und VII. Bei der technischen Abnahme von Flugzeugen für die Bundeswehr hat es nur vorübergehend Vorzögerungen gegeben. Beim Güteprüfdienst der Bundeswehr, dem diese Aufgabe obliegt, konnte der Fehlbestand an Personal in den letzten Jahren verringert, wenn auch noch nicht völlig ausgeglichen werden. Gegenüber 1963/64 ist die Zahl der Güteprüfer für diesen Bereich von 132 auf 151 gestiegen. Das Soll ist 186. Es fehlen also noch 35.
    Eine Lizenzierung der Güteprüfer der Industrie z. B. durch einen Vertrag begegnet aber nicht unerheblichen Bedenken. Denn wenn ein Angehöriger der Industrie gleichzeitig für uns als Güteprüfer wirkt, könnte es sein, daß er selber in einen Gewissenskonflikt gerät, wenn er etwas beanstanden müßte, was das Werk, dem er selbst angehört, nicht in Ordnung gebracht hat. Dennoch versuchen wir, eine in diese Richtung gehende vertragliche Lösung zu erwägen.
    Lassen Sie mich jetzt noch ein paar Bemerkungen zu den Fragen des Abgeordneten Wienand machen, die er ohne direkte Berührung mit dem Bericht des



    Bundesminister von Hassel
    Ausschusses in seiner außerordentlich temperamentvollen Rede vorgebracht hat. Angesichts der Diskussion vom 20. Januar 1965, verehrter Herr Kollege Wienand, habe ich volles Verständnis für Sie, daß Sie dem Verteidigungsminister --- so ein bißchen „Rache für Sadowa!" — ganz kräftig die Leviten lesen. Ich habe aber nicht die Absicht, bei diesem Thema in den Ton der Anklage zurückzuverfallen, in dem Sie hier gesprochen haben.

    (Beifall in der Mitte. — Zuruf von der SPD: Das können Sie nicht mehr, das haben Sie schon gemacht!)

    — Ich habe es gemacht?

    (Zuruf von der SPD: Ja, vorhin!)

    — Ich bin so friedlich, wie ich überhaupt nur sein kann, verehrter Herr. Wenn ich friedlich bin, sind Sie böse, wenn ich nicht friedlich bin, sind Sie auch böse. Also ich fahre fort in der sachlichen Auseinandersetzung und möchte auf einiges antworten, was der Kollege Wienand gesagt hat.
    Er hat z. B. erklärt, daß im Verteidigungsausschuß ein Antrag der SPD von den Regierungsparteien abgelehnt worden sei, und zwar auf mein ausdrückliches Petitum hin, und er hat diesen Antrag hier noch einmal verlesen. Es handelte sich um vier Punkte — wenn ich das richtig mitgeschrieben habe —, nämlich um Auskunft erstens über die Art der Beschädigung jedes beschädigten Flugzeugs, zweitens die Zeit der Instandsetzung, drittens die Kosten der Instandsetzung und viertens
    die Folgen, die daraus unter Umständen in anderen Bereichen entstehen können. Ich habe in der Tat gebeten — ich möchte es Ihnen noch einmal offen sagen —, von einem solchen Vorhaben abzugehen, und zwar aus zwei Gründen. Erstens ist für niemanden — nicht für die Herren meines Ministeriums, nicht für mich und wohl auch nicht für die Angehörigen des Verteidigungsausschusses — sichtbar geworden, welche Schlußfolgerungen zum Thema Sicherheit aus Antworten auf diese vier Fragen nachher abgeleitet werden können. Das ist aber nebensächlich. Zweitens jedoch würde eine lückenlose Darstellung z. B. der Kosten der Instandsetzung und der für die Instandsetzung aufgewendeten Zeit, getrennt nach Waffensystemen, ein so ungeheures Maß an Arbeit für die Mitarbeiter des Ministeriums — nicht für den Minister — bedeuten, daß man die dafür erforderliche Zeit wahrscheinlich auf nicht unter vier Monate ansetzen kann. Da würden riesige Mengen Papier kommen. Ich glaube nicht, daß es sehr sinnvoll ist, nun noch in der Vergangenheit herumzudoktern und die Zeit damit zu vertun, während wir im Grunde genommen in die Zukunft schauen und uns um die Abstellung dieser Dinge bemühen müssen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das, verehrter Herr Kollege Wienand, ist der Grund, weshalb ich vor dem Ausschuß dafür plädiert habe — und ich glaube, in einer menschlich guten Art —, von diesem Antrag abzusehen.
    Zweitens haben Sie kritisiert, daß auf Grund Ihrer Kleinen Anfrage vom November 1964 nichts geschehen sei. Herr Wienand, Sie haben selber gesagt, daß dieser Antrag im Bundestagsausschuß für Verteidigung behandelt worden ist und daß Sie sich nur deshalb nicht an Einzelheiten erinnern könnten, weil aus Gründen der Geheimhaltung kein Protokoll darüber geführt worden ist. Tatsächlich gibt es aber genügend Mitglieder dieses Hauses — obwohl es sich um den Bundestag der vorigen Wahlperiode handelt —, die noch genau im Gedächtnis haben, was wir damals diskutiert haben.
    Drittens haben Sie gefragt, Herr Kollege Wienand, was seit 1960 mit den Berichten geschehen sei, die vorgelegt worden sind. Herr Wienand, ich gebe zu, ich kenne nicht alle Berichte, die dem Verteidigungsausschuß erstattet werden. 5000 Mitarbeiter insgesamt, davon 3000 qualifizierte Soldaten und Beamte, bringen sicherlich eine ganze Portion zu Papier und berichten auch vieles. Ich glaube aber, daß mir alle wesentlichen Berichte zu Gesicht gekommen sind und daß ich mich in allen wesentlichen Fragen immer eingeschaltet habe. Sie haben mir doch zum Teil den Vorwurf gemacht, daß ich ein Bundeswehrminister sei und nicht so sehr in den großen Fragen der Verteidigungspolitik wirkte, sondern mich sehr stark um die Bundeswehr kümmerte. Das ist ein Thema der Bundeswehr gewesen, verehrter Herr Wienand.

    (Zuruf von der SPD: Wer hat denn den Vorwurf „Bundeswehrminister" erhoben?)

    — Ich weiß nicht, soll ich mal in meinem Archiv kramen? Dann werde ich möglicherweise einige aus der ersten Reihe hier finden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    Herr Kollege Wienand, meinen Sie darunter z. B. den Bericht eines Obersten, dessen Namen ich hier mit Rücksicht auf den betreffenden Herrn nicht nennen möchte? Sie kennen seinen Namen; wir haben uns persönlich unter vier Augen über ihn unterhalten. Dieser Oberst berichtet zum LN-Gerät, dem sogenannten Litton-Gerät, das seinerzeit Hauptgegenstand der Debatte im Bundestag war — --

    (Abg. Wienand: Ich habe an einen anderen gedacht!)

    — Ich kann es nicht sagen. Dann müssen Sie mir nachher mal sagen, an welche Berichte Sie gedacht haben. Ich war der Meinung, daß dieser Mann genannt sei. Er ist doch einer derjenigen gewesen, der zu allen ging. Ich möchte es einmal so sagen, Herr Wienand: er hat monoman nur das Litton-Gerät gesehen. Weil wir seinen Bedenken nicht gefolgt sind, glaubte er, er sei deshalb nicht General geworden. Das sind die Hintergründe. Ich habe Sie damals darauf aufmerksam gemacht. Ich glaube, Herr Kollege Wienand, im Grunde haben wir uns damals bei diesem Gespräch — ich will nicht sagen, daß wir einig waren — zumindest verstanden.
    Dann fragen Sie, Herr Kollege Wienand: „Was haben Sie vor dem 3. November getan? Haben Sie von all dem nichts gehört? Haben Sie bei Ihrem Amtsantritt keine Hinweise gehört? Hat Ihr Vorgänger Ihnen das nicht gesagt? Hat er etwas gehört?" Ich zweifle nicht, daß mein Vorgänger nach-



    Bundesminister von Hassel
    her das Wort nehmen und dazu Stellung nehmen wird. Ich bin ja nur der Halbbeteiligte bei Ihrem heutigen Unternehmen. Mein Vorgänger ist ebenfalls mitbeteiligt; er wird dazu vielleicht etwas sagen. Sie fragen weiter: „Ist der Staatssekretär, ist Ihr Vorgänger nicht gewarnt worden?" — Selbstverständlich gibt es eine ganze Reihe von Punkten, z. B. die Warnung, das Flugzeugbeschaffungsprogramm nicht zu übertreiben. Ein hoher General der Luftwaffe hat das schriftlich zu Papier gebracht. Das ist Ihnen nicht unbekannt. Er ist erschienen. Ich könnte Ihnen den Schriftwechsel und unsere Entscheidung vorlegen. Dann würden Sie sehen, daß wir dieser Warnung eines hohen Generals der Luftwaffe gefolgt sind.
    Der ganze Tenor ist doch: Warum machen wir das erst seit dem 25. November 1965, seit der Kleinen Anfrage? Sie ergehen sich in Vorwürfen gegen die Bundesregierung, daß sie in bezug auf die personellen Notwendigkeiten nicht vorgeplant habe. Sie sagenverehrter Herr Wienand, nur der Großen Anfrage der SPD und nur der Kleinen Anfrage vom 25. November sei es zu verdanken gewesen, daß sich der Ausschuß überhaupt mit diesen Fragen beschäftigt habe. Es ist nicht meine Art, verehrter Herr Wienand, aber ich möchte hier Legendenbildungen vorbeugen.

    (Zuruf von der SPD: Jetzt kommt es!)

    — Ja, jetzt kommt es. Jetzt kommen zwei Dinge, die ganz interessant sind. Das eine sind diese Vorwürfe und die Behauptung, der Ausschuß habe sich erst wegen der Kleinen Anfrage vom 25. November damit beschäftigt, und die Große Anfrage sei gekommen, um die Regierung zu zwingen, hier Rede und Antwort zu stehen. Verehrter Herr Wienand, daß das von Ihnen noch einmal gekommen ist!

    (Abg. Wienand: Das habe ich überhaupt nicht gesagt!)

    — Gerade eben in Ihrer Begründung; ich habe zugehört.

    (Zurufe von der Mitte und von der SPD.)

    Herr Kollege Wienand, ich habe Sie am Tage, als ich neu zum Verteidigungsminister berufen wurde
    — Datum kann ich nicht mehr nennen; es ist Ihnen bekannt —, angerufen und gesagt: Herr Wienand, ich bin heute neu bestellt worden — es war damals vielleicht fraglich, wer, ich wußte nicht, wer das würde —, und ich habe weiter gefragt: ist es nicht richtig, daß wir zu Beginn des neuen Bundestages einmal unter vier Augen und unter Ausschluß der Offentlichkeit zusammenkommen und uns über das unterhalten, was wir erneut, Regierung und Opposition, in den kommenden Monaten zu tun haben?

    (Hört! Hört! in der Mitte.)

    Dieses Gespräch, verehrter Herr Wienand, dem Sie zugestimmt haben, das ich begrüßt habe, hat am 10. November 1965 stattgefunden, 15 Tage vor der Datierung Ihrer Kleinen Anfrage. Da habe ich in meinen Aufzeichnungen — ich pflege dann gewisse Aufzeichnungen, mehr für mein eigenes Gedächtnis, zu machen — folgenden Absatz stehen, den ich wohl mit Genehmigung des Präsidenten verlesen kann:
    Ich schilderte Herrn Wienand meine Auffassung zur Arbeit des Verteidigungsausschusses. Es erschiene mir nicht sonderlich sinnvoll, mit Vergangenem den Ausschuß übermäßig zu belasten. Der Ausschuß würde von mir eine eingehende Darstellung über die F-104-Probleme erhalten. Ich hätte nicht die Absicht, irgend etwas zu verschleiern. Ich legte auf Offenheit Wert, damit das Thema wirklich in der Diskussion beendet wird.
    Und Sie sagen hier, es habe erst der Initiative der
    SPD bedurft, um diese Dinge ans Licht zu bringen.
    Verehrter Herr Wienand, Sie machen uns Vorwürfe — —


Rede von Dr. Maria Probst
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Wienand


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sind Sie, Herr Minister, nachdem Sie so viel von dem Gespräch Anfang November zitiert halben, bereit, zur Sache zurückzukehren und noch einmal zur Kenntnis zu nehmen, was ich vorher wörtlich gesagt habe? Sie können es durch einen Ihrer Herren an Hand des Stenographischen Berichts prüfen lassen. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, daß ich folgendes gesagt habe?
    Es mußte nicht erst zu dieser höchst bedauerlichen und besorgniserregenden Häufung von Starfighter-Abstürzen kommen, um den Verteidigungsausschuß und das Parlament und vom Parlament her vor allen Dingen die verantwortliche politische Führung, das Verteidigungsministerium und damit die Regierung auf die Kompliziertheit moderner Waffensysteme mit der jetzt tragisch sichtbar gewordenen Bedeutung aufmerksam zu machen, nachdem der Verteidigungsausschuß Feststellungen getroffen hat ...
    Sonst habe ich in diesem Zusammenhang nicht davon gesprochen.