Rede:
ID0503319300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 76
    1. der: 5
    2. zur: 4
    3. und: 3
    4. eine: 3
    5. ich: 2
    6. das: 2
    7. Wort: 2
    8. zu: 2
    9. Herr: 2
    10. morgen: 2
    11. Erklärung: 2
    12. die: 2
    13. von: 2
    14. Meine: 1
    15. Damen: 1
    16. Herren,: 1
    17. ehe: 1
    18. dem: 1
    19. Herrn: 1
    20. Minister: 1
    21. Beantwortung: 1
    22. Anfragen: 1
    23. Stellungnahme: 1
    24. zum: 1
    25. Ausschußbericht: 1
    26. gebe,: 1
    27. habe: 1
    28. Mitteilung: 1
    29. machen.: 1
    30. Der: 1
    31. Bundeskanzler: 1
    32. will: 1
    33. vormittag: 1
    34. bedeutsame: 1
    35. Außenpolitik: 1
    36. abgeben.: 1
    37. Ich: 1
    38. schlage: 1
    39. Ihnen: 1
    40. vor,: 1
    41. Tagesordnung: 1
    42. für: 1
    43. ändern,: 1
    44. zwar: 1
    45. wie: 1
    46. folgt:: 1
    47. 9: 1
    48. Uhr:: 1
    49. des: 1
    50. Bundeskanzlers: 1
    51. Außenpolitik;: 1
    52. anschließend: 1
    53. Aussprache,: 1
    54. mir: 1
    55. seiten: 1
    56. Herren: 1
    57. Fraktionsgeschäftsführer: 1
    58. gesagt: 1
    59. wurde,: 1
    60. sie: 1
    61. werde: 1
    62. kurz: 1
    63. sein;: 1
    64. dann: 1
    65. Fragestunde.: 1
    66. Ist: 1
    67. Haus: 1
    68. einverstanden?: 1
    69. —: 1
    70. Es: 1
    71. ist: 1
    72. so: 1
    73. beschlossen.Das: 1
    74. hat: 1
    75. Bundesminister: 1
    76. Verteidigung.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 33. Sitzung Bonn, den 24. März 1966 Inhalt: Nachruf auf die frühere Abgeordnete und Alterspräsidentin Frau Dr. Lüders . . 1495 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Eckhardt 1495 B Erweiterung der Tagesordnung 1542 A Fragestunde (Drucksache V/454) Fragen des Abg. Dr. Abelein: Objektivität des in der Hauptverhandlung entscheidenden Richters Dr. Jaeger, Bundesminister . . . . 1495 D Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Richterliche Praxis betr. Urheberrecht an Entscheidungen und Leitsätzen . . 1496 A Frage des Abg. Dr. Wörner: Durchführung der Technischen Hilfe Dr. Vialon, Staatssekretär . . . . 1496 B Dr. Wörner (CDU/CSU) . . . . . 1497 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . . 1497 A Fragen des Abg. Biechele: Religionsunterricht an der Deutschen Schule Alexander von Humboldt in Mexiko 1497 B Frage des Abg. Josten: Deutschsprachige Rundfunksendung wichtiger Nachrichten für Touristen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 1497 B Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 1497 C Fragen des Abg. Wischnewski: Maßnahmen britischer Behörden gegen Herrn Haag, Köln-Deutz Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 1497 D. Fragen des Abg. Müller (Worms) : Flakunterkunftshaus in Offstein, Lkr Worms 1498 B Frage des Abg. Dröscher: Gewerbesteuerrecht Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 1498 C Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1498 D. Fragen des Abg. Baier: Lohnsteuerliche Behandlung von Zinszuschüssen -- Zuschüsse zur Verbilligung von Kapitalmarktmitteln Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 1499 A Baier (CDU/CSU) 1499 B Mick (CDU/CSU) 1499 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Fragen des Abg. Deringer: Bausparer 1500 C Frage des Abg. Genscher: Bildung von gewinnmindernden Rückstellungen für die private Wissenschaftsförderung Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 1500 D Genscher (FDP) 1500 D Frage der Abg. Frau Geisendörfer: Technische Verstärkung von Sendeanlagen der Rundfunkanstalten — Deutschlandfunk Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1501 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . 1501 C Dr. Czaja (CDU/CSU) 1501 D Frage des Abg. Baron von Wrangel: Bekämpfung des sogen. Landfahrerunwesens Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1502 A Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Besoldung der Forschungsbeamten des Bundes Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . 1502 C Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1502 D Dr. Müller (München) (SPD) . . . 1503 B Dr. Heilige (FDP) . . . . . . . 1503 C Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 1503 D Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Anpassung der Bezüge für Wissenschaftler an ausländische Vorbilder Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1504 A Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1504 A Dr. Hellige (FDP) 1504 B Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Anrechnung von Zeiten eines Studienoder Arbeitsaufenthalts im Ausland Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1504 C Fragen des Abg. Dr. Müller (München) : Ausländische Arbeitskräfte im öffentlichen Dienst Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . 1504 C Dr. Müller (München) (SPD) . 1505 A Matthöfer (SPD) 1505 B Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Eigene Klassen für Gastarbeiterkinder Dr. Schäfer, Staatssekretär . . . . 1505 C Dr. Müller (München) (SPD) . . 1505 D Fragen des Abg. Picard: Politische Flüchtlinge aus den Ostblockstaaten — Zahl der heimatlosen Ausländer in der Bundesrepublik . . 1505 D Frage des Abg. Dröscher: Entwurf eines Bundeswaldgesetzes Hüttebräuker, Staatssekretär . . 1506 A Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1506 A Josten (CDU/CSU) . . . . . . 1506 C Büttner (SPD) 1506 D Fragen des Abg. Dr. Klepsch: Aufnahme der Kartoffelsorte Bintje in die Importliste . . . . . . . . 1506 D Frage der Abg. Frau Freyh: Ermessensentscheidungen zum Härteausgleich nach dem BVG Katzer, Bundesminister 1507 A Frau Freyh (SPD) 1507 B Fragen des Abg. Langebeck: Änderung des § 4 Abs. 2 der 6. Berufskrankheitenverordnung — Einbeziehung der Lärmschwerhörigkeit Katzer, Bundesminister . . . . . 1507 C Langebeck (SPD) . . . . . . . 1507 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1508 A Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Ärztliche Untersuchung von Gastarbeitern vor Erteilung der Arbeitserlaubnis Katzer, Bundesminister . . . . . 1508 D Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 1509 B Frage des Abg. Baier: Rentenauszug für die Versicherten Katzer, Bundesminister 1509 B Baier (CDU/CSU) . . . . . . 1509 C Sammelübersicht 4 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksachen V/438) . . . . . . . . 1509 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 9. Juli 1962 mit der Regierung des Staates Israel zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei der Gewerbesteuer (Drucksache V/142); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/446) — Zweite und dritte Beratung — . . . 1509 D Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 III Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 29. November 1965 mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel über die Rückzahlung der Reichsmarkanlagen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Deutschland (Drucksache V/330) Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache V/470), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/447) — Zweite und dritte Beratung — 1542 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 22. März 1965 über die Verlängerung des Internationalen Weizen-Übereinkommens 1962 (Drucksachen V/403, V/469) — Zweite und dritte Beratung — . 1542 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über Vorschläge der Kommission der EWG für Verordnungen des Rats betr. Butter (Drucksachen V/16, V/165, V/338, V/471) . . . . . . . . 1542 D Bericht des Verteidigungsausschusses über die Beratungen zum Waffensystem „Starfighter" (Drucksache V/450), in Verbindung mit Große Anfrage betr. Waffensystem „Starfighter" (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/360) und mit Große Anfrage betr. Flugsicherheit des Starfighter F 104 G (SPD) (Drucksache V/351) Draeger (CDU/CSU) . . . . . . 1510 B Dr. Dehler, Vizepräsident . . . . 1514 C Rommerskirchen (CDU/CSU) . . 1514 C Wienand (SPD) 1520 B von Hassel, Bundesminister . . 1526 C, 1591 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 1543 A D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . 1543 D Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . . 1554 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) 1559 D Strauß (CDU/CSU) 1564 B Berkhan (SPD) . . . . . . . 1577 C Ollesch (FDP) . . . . . . . . 1582 C Damm (CDU/CSU) 1584 A Kaffka (SPD) 1589 C Dr. Mommer (SPD) . . . 1596 B, 1597 B Dr. Barzel (CDU/CSU) 1596 C Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 1596 D Rasner (CDU/CSU) 1597 A Schoettle, Vizepräsident . . . . . 1597 B Schriftliche Erklärungen: Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 1600 C Iven (SPD) . . . .. . . . . . 1603 D Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Zollgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/393) — Erste Beratung —Krammig (CDU/CSU) . . . . . 1597 C Mertes (FDP) 1597 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zwölften Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/451) — Erste Beratung — 1598 A Antrag betr. Schädlingsbekämpfungsmittel (SPD) (Drucksache V/395) 1598 A Antrag betr. 2. Richtlinie zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften für Arzneispezialitäten (Abg. Dr. Elbrächter, Frau Dr. Hubert, Dr. Hamm [Kaiserslautern] u. Gen.) (Drucksache V/441) . . 1598 B Ubersicht 3 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/429) 1598 B Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für Richtlinien des Rats für die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten a) über die amtlichen Kennzeichen an der Rückseite von Kraftfahrzeugen b) über die Funkentstörung von Kraftfahrzeugen (Drucksachen V/163, V/444) 1598 B Schriftlicher Bericht des Ausschusses für das Bundesvermögen über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehem Flugplatzes auf der Karthause in Koblenz (Drucksachen V/336, V/453) 1598 C Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Bericht des Bundesministers des Innern betr. Rechtsstellung und Ausbildung der deutschen Beamten für internationale Aufgaben (Drucksachen V/153, V/455) 1598 D Nächste Sitzung 1598 D Anlagen 1599 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1495 33. Sitzung Bonn, den 24. März 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung Es ist zu lesen: 30. Sitzung, Seite 1324 B, dritte Zeile von unten statt 750,— DM monatlich: 7,50 DM täglich. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 24. 3. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 25.3. Dr. Arnold 25. 3. Bading *) 25. 3. Dr.-Ing. Balke 26. 3. Bals 25. 3. Bäuerle 25. 3. Bauer (Wasserburg) 26. 3. Dr. Birrenbach 25.3. Frau Blohm 31. 3. Blumenfeld 27. 3. Burger 10. 4. Corterier **) 24. 3. Dr. Dittrich *) 25. 3. Dr. Eckhardt 24.3. Frau Dr. Elsner *) 25. 3. Figgen 8. 4. Dr. Frede 25.3. Frieler 31. 3. Fritz (Wiesbaden) 31.3. Haage (München) 25.3. Hahn (Bielefeld *) 25. 3. Hamacher 31. 3. Dr. Hamm (Kaiserslautern) 25. 3. Herberts 7. 4. Hirsch 25. 3. Hörmann (Freiburg) 25.3. Dr. Jungmann 31. 3. Klinker *) 25. 3. Dr. Koch 25.3. Köppler 24. 3. Frau Krappe 31.3. Kühn (Hildesheim) 25.3. Lenz (Trossingen) 25.3. Liedtke 15. 4. Dr. Lohmar 26.3. Majonica 25. 3. Marx (München) 25. 3. Mauk *) 25. 3. Dr. von Merkatz 25. 3. Merten 25. 3. Metzger *) 25. 3. Missbach 25. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E h. Möller 25. 3. Dr. Morgenstern 25.3. Müller (Aachen-Land *) 25. 3. Neumann (Berlin) 25.3. Peters (Poppenbüll) 25.3. Frau Pitz-Savelsberg 25.3. Richarts *) 25. 3. Riedel (Frankfurt) 25.3. Dr. Schäfer 25.3. Dr. Schiller 26.3. Frau Schimschok 25.3. Schulhoff 25. 3. Dr. Schwörer 25.3. Dr. Serres **) 25. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Seuffert *) 25. 3. Stahlberg 31.3. Stein 25. 3. Struve 25. 3. Teriete 31.3. Dr. Vogel 26.3. b) Urlaubsanträge Riegel (Göppingen) 16.4. Frau Rudoll 16.4. Seither 23. 4. Stiller 18. 4. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlage 2 Umdruck 30 Antrag der Fraktion der SPD - Drucksache V/351 - betr. Flugsicherheit des Starfighter F 104 G. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, 1. eine zentrale, dem Bundesminister der Verteidigung unmittelbar unterstellte, personell und technisch ausreichend ausgestattete Dienststelle zu schaffen, die alle Flugunfälle der Bundeswehr untersucht, um eine Verbesserung und Beschleunigung der zur Zeit auf mehrere Bereiche des Bundesministers der Verteidigung aufgesplitterten Flugunfalluntersuchungen sicherzustellen, 2. in allen fliegenden Verbänden der Bundeswehr besonders ausgebildete Flugsicherheitsoffiziere einzusetzen, die - wie auch in anderen Staaten - nicht den Einheitsführern, sondern der oben genannten zentralen Dienststelle unterstellt sind, 3. eine zentrale Bundesbehörde zu schaffen, die - ebenfalls nach ausländischem Vorbild - für die Auswertung aller Flugzeugunfälle im zivilen und militärischen Bereich zuständig ist, um so zur Verbesserung der gesamten Flugsicherheit im Bundesgebiet beizutragen. Diese Behörde sollte, um unabhängig und objektiv arbeiten zu können, nicht mit anderen der Regierung nachgeordneten Behörden zusammengelegt werden, 4. für das entscheidende Waffensystem der Luftwaffe, die F 104 G, eine eigene Erprobungsstelle beschleunigt in Betrieb zu nehmen, 5. für eine beschleunigte Durchführung der vor allem aus Gründen der Flugsicherheit erforderlichen „Technischen Änderungen", der F 104 G Sorge zu tragen, 6. bei allen fliegenden Verbänden der Bundeswehr, vordringlich bei den Strahlflugzeugverbänden, besonders ausgebildete, hauptamtliche Fliegerärzte einzusetzen, um eine laufende, den besonderen 1600 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Anforderungen und Belastungen des fliegenden Personals angemessene ärztliche Überwachung sicherzustellen, 7. solche organisatorischen Maßnahmen im Bereich des Bundesministers der Verteidigung durchzuführen, die sich — wie die Untersuchungen über die Flugsicherheit der F 104 G im Ausschuß für Verteidigung gezeigt haben — als notwendig erweisen, um in Zukunft zentral und fachgerecht die Auswahl, Indienststellung und ständige Erhaltung der technischen Einsatzbereitschaft moderner Waffensysteme in der Bundeswehr nach den Methoden eines system managements überwachen zu können. Bonn, den 23. März 1966 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 31 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache V/360 — betr. Waffensystem „Starfighter" Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag anerkennt nach Abschluß seiner Beratungen über das Waffensystem Starfighter F 104 das Bemühen und die Tätigkeit aller — gleich welchen Ranges und auf welcher Stufe — im militärischen und zivilen Bereich, die das Menschenmögliche leisten, um die schwierigen und komplizierten Probleme zu meistern, die sich oft zwangsläufig in der modernen Rüstung heute und in der Technik von morgen ergeben. Er schließt in diese Anerkennung Arbeit und Leistung der deutschen Luftfahrtindustrie mit ein. Der Bundestag spricht allen Piloten — darunter besonders denen des Waffensystems F 104 — für ihre Haltung, ihren Mut und ihre Einsatzbereitschaft seine Anerkennung aus. Seine besondere Anteilnahme gilt den Angehörigen der in der Ausübung ihres Dienstes tödlich verunglückten Flugzeugführern. Bonn, den 24. März 1966 Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 32 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache V/360 — betr. Waffensystem „Starfighter". Der Bundestag wolle beschließen: Der Antrag — Umdruck 31 — wird am Ende des Textes wie folgt ergänzt: Der Bundestag tadelt, daß der Bundesminister der Verteidigung trotz der seit langem erkennbaren Entwicklung beim Waffensystem F 104 G so lange untätig blieb, bis die Flugunfallrate ein untragbares Ausmaß erreichte. Bonn, den 24. März 1966 Erler und Fraktion Anlage 5 Schriftliche Erklärung des Abgeornneten Dr. Jahn (Braunschweig) für die Fraktion der CDU/CSU zu Punkt 5 der Tagesordnung (Drucksachen V/450, V/360 und V/351). Der Verlauf der bisherigen Debatte hat bewiesen, daß wir miteinander — und das ist selbstverständlich — mit großer Leidenschaft über ein Waffensystem diskutieren, das in den vergangenen Monaten in der öffentlichen Meinung der Bundesrepublik Besorgnis und Unruhe hervorgerufen hat. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß die Diskussion um den Starfighter sich ausgeweitet hat zu der Fragestellung, ob die Regierung und das Parlament in Fragen der Bewaffnung unserer Bundeswehr mit der notwendigen Sorgfalt vorgegangen ist. Diese Debatte muß heute dazu führen, daß wir das aufgekommene Mißtrauen und die Besorgnis in Teilen der Bevölkerung und nicht zuletzt in der Publizistik ausräumen. Die Waffentechnik hat in der Nachkriegszeit besonders auf dem Gebiet der Luftverteidigung einen revolutionären Wandel durchgemacht. Das Strahlflugzeug hat die Propellermaschinen immer weiter verdrängt. Das Strahlflugzeug wurde zum Rückgrat der modernen Luftverteidigung. Wie lange Strahlflugzeuge mit doppelter und drei- bis vierfacher Schallgeschwindigkeit diese Stellung behaupten werden, ist heute abzusehen. Menschen und Technik scheinen miteinander zu konkurrieren. Wie im gesellschaftlichen Leben überhaupt, so bleibt die Frage auch hier zu prüfen, wie lange der Mensch in der Lage ist, das ungeheuer komplizierte System der Elektronik unter Kontrolle zu behalten. Wir haben diese Frage im Verteidigungsausschuß geprüft, um uns ein sachliches Urteil zu bilden. Ich möchte hier noch einmal kurz den Tatbestand aufreißen, der unserer Debatte zugrunde liegt. Gleich nach Konstituierung des Verteidigungsausschusses haben sich die Mitglieder aller Fraktionen bereit erklärt, den Starfighter als Waffensystem unserer Luftverteidigung als Punkt 1 auf die Tagesordnung der Arbeit dieses Ausschusses für den 5. Deutschen Bundestag zu setzen. Wir haben versucht, alle wichtigen Komplexe zu behandeln, die uns einen Überblick über die Ursachen der Flug- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1601 zeugverluste besonders des letzten Jahres gaben. Ich glaube, es dürfte für einen Bundestagsausschuß kaum eine kompliziertere Aufgabe geben als die, die der Verteidigungsausschuß behandelt. Wir bestätigen dem Herr Verteidigungsminister und seinen Offizieren und Beamten gern, daß sie die von uns geforderten Berichte und Unterlagen zur Verfügung gestellt haben. Aber ich für meine Person muß bekennen, daß die Materie so komplex und vielseitig ist, daß es eine Überforderung bedeuten würde, in den unzähligen technischen Einzelheiten Schiedsrichter sein zu wollen. Das gilt für das diffizile System der Elektronik in besonderem Maße. Es gilt für die Navigation, die Überholung, die Wartung und die Unterbringung der Maschinen. Das gilt für die Ausbildung der Piloten und für das technische Personal aller Sparten. Es gilt aber auch für alle Daten und Vergleichskomponenten. Man wird bescheiden bei der gestellten Aufgabe und bekommt andererseits Respekt vor der Wissenschaft und Technik in Gebieten, die dem normalen Bürger verschlossen bleiben. Vom Schiedsrichter zum Richter und zum Schuldigsprechen ist es dann nicht mehr weit. Es hilft leider auch hier nur der gesunde Menschenverstand. Ich habe die Protokolle der letzten Debatte, die im Hohen Hause über den Starfighter geführt wurde, sorgfältig studiert und mir auch die seinerzeitigen Presseveröffentlichungen angesehen. Herr Kollege Wienand hat in der Sitzung vom 20. Januar 1965 ausgeführt, daß eine der Schwächen der Bundeswehr in der Auswahl und Beschaffung der Waffensysteme liege. In der gleichen Sitzung wurde mit Bezug auf den Starfighter festgestellt, daß der Starfighter F 104 G von zehn Nationen als Waffensystem ausgewählt worden sei und damit der Vorwurf entkräftet sei, daß bei der Beschaffung nicht das Ziel der Standardisierung berücksichtigt worden sei. Es wurde die Kritik hinsichtlich der Beschaffung widerlegt und die behauptete Lizenzgebühr von 10 °/o auf 3 0/o reduziert. Die Debatte ergab weiter folgendes. Über die Beschaffung und Indienststellung des Starfighter-Programms waren sich alle Seiten des Hohen Hauses einig. Die vorjährige Diskussion hat diese Übereinstimmung dokumentiert. Herr Kollege Erler bestätigte dies mit seinen Ausführungen: „Wir haben der Beschaffung der F 104 ausdrücklich nach dem damals gehaltenen Vortrag unsere Zustimmung gegeben." Die Kollegen Wienand und Erler unterstrichen, daß sie keineswegs das Waffensystem des Starfighters attackierten. Herr Kollege Wienand vertrat die Meinung, daß nachträglich zuviel in ein gutes und ausgereiftes System hineingelegt worden sei und daß dadurch Komplikationen und Schwierigkeiten aufgetreten seien. Der Herr Kollege Wienand hat auch ja gesagt zum Mehrzweckflugzeug der F 104 G — das drei verschiedene Aufgaben übernehmen mußte —, weil wir gar nicht in der Lage waren und sind, für jede Aufgabe Spezialmaschinen zu beschaffen und mit Piloten und Wartungspersonal bedienen zu lassen. Einschränkungen wurden gemacht in bezug auf die Kosten der Elektronik, die in der Zukunft einträten. Der Herr Kollege Strauß hat mit seinen sachlich wohlfundierten Ausführungen den Starfighter treffend dahin charakterisiert: „daß nach dem Urteil sämtlicher militärischer, technischer und wirtschaftlicher Experten — nicht nur Experten der Bundesrepublik, sondern Experten fast aller NATO-Länder — die F 104 G das Optimum an technischer Leistungsfähigkeit, Erfüllung der militärischen Kriterien und gleichzeitig ökonomische Einkaufsleistung und rationelle Unterhaltungsmöglichkeit in sich kombiniert." Ich will nun auf einen Vorwurf eingehen, der in der Offentlichkeit und auch in diesem Hohen Hause erhoben worden ist. Auf einen Nenner gebracht lautet dieser Vorwurf: Warum wurden und werden dem Hohen Hause unterbreitete Maßnahmen erst jetzt ein- bzw. durchgeführt? Wenn ich das Protokoll der letzten Starfighter-Debatte kritisch betrachte, dann ist bis auf die allgemeinen Ausführungen zum Problem der Technik und zu ihrer Bedeutung für die Streitkräfte und der Forderung nach Verstärkung der Ausbildung des technischen Personals und der Vervollkommnung des Materials konkret kein Vorschlag gemacht worden, der sich mit den aus der inzwischen gewonnenen Erfahrung der letzten 14 Monate heute hier eingebrachten Vorlagen deckt oder sogar in eine Forderung gekleidet war. Das macht uns deutlich, daß damals nicht genügend Erfahrungswerte zur Verfügung standen. Die Umrüstung vom F 84 auf den Starfighter befand sich im Entwicklungsstadium. Es gab und es gibt keine typische Unfallursache, es gab Einzelfehler. Sie geben keine Veranlassung, dieses Waffensystem „als für den Flugbetrieb nicht ausreichend sicher anzusehen". Es wurde zugegeben, daß das Trägheitsnavigationssystem nach den Erfahrungen der deutschen Luftwaffe in seiner Navigationsgenauigkeit noch nicht den militärischen Forderungen entsprach und sich das Waffensystem aus diesem Grunde auf vier unabhängige Navigationssysteme stützt. Herr Kollege Wienand hat im Stern-Artikel behauptet: „Die teuer gewordenen Maschinen sind bis heute allenfalls bedingt einsatzfähig" (Stern Nr. 4/1965). Herr von Hassel hat geantwortet: „Meinen Sie nicht, daß das eine Abwertung der Waffen ist, auf die wir unsere besten Piloten setzen?" Wir wissen heute, daß die Maschinen in den assignierten Geschwadern voll einsatzfähig sind. Die Umrüstung der Geschwader ist im Gange, braucht Zeit —, braucht Personal auf allen Gebieten. Wir haben das in den Diskussionen im Ausschuß gründlich erfahren. Herr Kollege Schmidt erklärt heute: „Das Waffensystem ist ein durchaus brauchbares Waffensystem, ein durchaus brauchbares Flugzeug." Am 5./6. November 1958 hat der Verteidigungsausschuß der Beschaffung des Starfighters zugestimmt. Wir haben jetzt März 1966. Sieben Jahre brauchten Mensch und Technik, um miteinander fertig zu werden. Wir haben ein Programm, das eine Umrüstung auf dieses System auf neun Jahre festlegt. Wir haben erkennen müssen — ich zitiere Lothar Ruehl aus der „Welt" vom 23. März 1966 —: Moderne Hochleistungsflugzeuge können nicht ohne weiteres unter beliebigen Bedingungen 1602 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 übernommen werden wie Maschinen vor ihnen. Daß die Luftwaffe dieses Flugzeug noch nicht vollkommen beherrscht, ist augenfällig. Die zahlreichen Abstürze zeugen dafür. Aber daraus folgt nicht, daß es sich nach Ablauf einer erträglichen Frist nicht so fliegen kann, wie es notwendig ist. Ein Teil der Abstürze wäre bei größerer Erfahrung der Flugzeugführer vermeidbar gewesen. Es wird noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die deutschen Flieger die Erfahrung haben, die relative Sicherheit gibt. Die Gefahrenzeit bis dahin kann nur verkürzt werden, indem man den Ausbildungsrhythmus erheblich intensiviert. Voraussetzung dafür ist die Verbesserung der Betriebstechnik und der Personalwirtschaft. Diesem Ziel sollen die Maßnahmen dienen, die der Bundesverteidigungsminister jetzt dem Bundestag vorschlägt. Für die Durchführung sind zusätzliche Haushaltsmittel, aber auch Änderungen von gesetzlichen Vorschriften notwendig. Das haben wir mit dem Ministerium gemeinsam dem Hohen Hause vorgeschlagen. Wäre auch nur eine einzige typische Unfallursache feststellbar, dann wäre die heutige Debatte überflüssig. Es sind stets Einzelfehlerquellen, die die tragischen Abstürze verursachen. Nichts ist auf dieser Welt vollkommen, auch wenn noch so geniale Menschen Schöpfer waren. Auch dieses Waffensystem ist verbesserungsfähig. Niemand kann bei der Einführung einer Maßnahme alle die Imponderabilien mit Sicherheit voraussehen, die sich bei der Durchführung ergeben genausowenig wie man das Wetter der nächsten Tage zuverlässig prophezeien kann. Das einzige, was wir tun können und tun müssen, ist: Wo Mängel festgestellt worden sind, müssen wir die Verbesserungen, vor allem die, welche die Sicherheit der Piloten und die der Maschinen erhöhen, beschleunigt veranlassen, so wie die Anträge es vorsehen. Die Einsatzbereitschaft der NATO-Geschwader läßt keine Flugpausen zu. Es wurde ja ein Startverbot erlassen, aber es mußte Zug um Zug wieder aufgehoben werden, denn die Piloten müssen in ständiger Flugroutine bleiben, um die Düsenmaschine überhaupt fliegen zu können. Bekanntlich erwirbt ein Pilot hockentwickelter Waffensysteme die erforderliche Erfahrung erst ab 1000 Flugstunden. Infolge der im europäischen Raum vorherrschenden Wetterbedingungen ist die Zeit für Übungsflüge erheblich beschränkt. Wenn trotzdem — besonders bei den assignierten Geschwadern — die von der NATO vorgeschriebenen jährlichen Soll-Flugstunden fast erreicht wurden, so sollten wir den Kommodores, ihren Piloten und auch dem wehrtechnischen Personal unseren Respekt zollen. Ich sagte zu Beginn meiner Ausführungen, daß man selbst nach sorgfältiger Anhörung der Experten der verschiedensten Wissengebiete überfordert bleibt, letzte und gültige Urteile zu fällen. Was sagen denn die Piloten? Die Piloten, die an und in diesem Waffensystem ausgebildet worden sind, sagen — soweit wir uns überzeugen konnten — ja zu dieser Maschine. Sie fühlen sich mit dieser Maschine verbunden und charakterisieren ihre flugtechnischen Eigenschaften als vorzüglich. Sie alle — die deutschen Piloten und ihre NATO-Kollegen — halten den Starfighter für das beste Strahlflugzeug. Besonders die flugerfahrenen älteren Hasen sagen das. Wir wissen also — und dies möchte ich betonen —, daß die Piloten ihrer Maschine vertrauen. Das ist ein entscheidender Punkt! Natürlich zwingt ein Strahlflugzeug dem Piloten während des Einsatzes ein Höchstmaß an Energie und Konzentration ab. Das ist ein Tribut, den wir der Technik zu entrichten haben. Der Autofahrer muß ihn genau so entrichten wie der Diesellokführer. Innerhalb kurzer Zeit muß dieser 1000 und mehr Signale beobachten. Früher stand ihm die drei- und vierfache Zeit zur Verfügung. Auch der Pilot einer Caravelle oder einer Boeing und der bereits in der Konstruktion befindlichen Superflugzeuge, dem bis zu 1000 Passagiere in einer Maschine anvertraut sind und der in doppelter oder dreifacher Schallgeschwindigkeit von Hauptstadt zu Hauptstadt jagt, muß mit der Technik rechnen. Wir vergeben uns nichts, wenn wir hier und heute bestätigen, daß die Untersuchungen im Ausschuß im wesentlichen nicht über das, was der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Panitzki, an gewonnenen Erkenntnissen und Vorschlägen unterbreitete, hinausgehen. Wir sollten auch nicht in Presseerklärungen so vorgehen, als wären Gesamtvorschläge von Exekutive und Legislative aus der Erkenntnis eines einzigen Abgeordneten erwachsen. Das gilt besonders für die Polemik um die Hallenunterbringung und die Verstärkung des Wartungspersonals sowie für die Beschleunigung des Überholungskreislaufes. Mir ist es unerfindlich, wie in einer solchen Polemik dann kurz und bündig gefolgert wird: „Deshalb muß der Herr Verteidigungsminister weg!" Man stelle sich vor, wir würden beginnen, so zu handeln, dann müßten wir das doch auch mit der These verbinden — ich überspitze bewußt — Nehmt Herrn X und Y, und kein Starfighter stürzt mehr ab! Gäbe es eine schicksalhafte Verkettung von weiterhin sich steigernden Unglücksfällen, dann wären bald alle Ministerkandidaten verbraucht. Die Meinungsverschiedenheiten in bezug auf die Umrüstung des Starfighters zu einem Mehrzweckkampfflugzeug scheinen die öffentliche Diskussion mehr verwirrt als sachlich geklärt zu haben. Einzelheiten der Umrüstung wurden von meinem ,Kollegen im Rahmen dieser Debatte behandelt. Für meine Freunde darf ich jedoch erklären, daß wir den Starfighter als Mehrzweckkampfflugzeug für die Luftwaffe in diesem Stadium der Wehrtechnik als das gegenwärtig beste Waffensystem ansehen. Ich betone: zur Zeit! Wir alle wissen, wie schwer es ist, personell und technisch auf dem aktuellsten und waffentechnisch vollkommensten Stand zu sein und zu bleiben. Dabei denke ich wiederum erst in zweiter Linie an die hohen Kosten, die diese Aufgabe von uns fordert. In erster Linie denke ich an die Einsatzbereitschaft, die eine der Grundlagen unserer Sicherheit ist! Diese Einsatzbereitschaft ist der Angelpunkt, um den sich das Starfighterproblem dreht! Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1603 Das Starfighter-Waffensystem ist heute durch kein anderes zu ersetzen, wenn die Einsatzbereitschaft nicht auf Jahre hinaus verloren gehen soll. Das Hohe Haus hat zum Starfighterprogramm A gesagt, und nun, da wir bereits das halbe Alphabet aufgesagt haben, sollten wir gemeinsam bis Z durchgehen. Dies ist kein Plädoyer nur um der Konsequenz willen. Es enthebt uns auch nicht der Verpflichtung, ständig, schnell und nachhaltig Mängel zu beseitigen, sobald solche entdeckt werden. Hier geht es auch nicht um die Rechtfertigung oder Absolution der einen oder anderen Seite, dieser oder jener Persönlichkeit. Hier geht es einzig und allein um die Glaubwürdigkeit unserer Verteidigung. Ich wäre der letzte, der einen Fehler nicht zugeben würde. Ich wäre der letzte, der eine Fehlentscheidung der Regierung nicht als eine solche bezeichnen würde! Aber ich bin überzeugt, daß das Ministerium und die Luftwaffenführung bestrebt sind, das Beste zu tun. Ich halte es daher für fair, ihr diese Ehrlichkeit auch zu bestätigen und sie nicht zum Sündenbock für technische Mängel, menschliches Versagen oder gar tückische Wettersituationen zu stempeln. Es ist hier der Ort und die Stunde, ein klärendes Wort zu dem in der Öffentlichkeit erhobenen Verdacht zu sagen, das Bundesverteidigungsministerium sei bestrebt, einen Schleier der Verdunkelung über die Abstürze zu breiten, Informationen und Untersuchungsergebnisse würden im Panzerschrank verschlossen gehalten, noch nicht einmal der Verteidigungsausschuß werde ausreichend unterrichtet. Diese Verdächtigungen sind Spekulationen. Das Gegenteil isi. wahr: Der Herr Verteidigungsminister, seine Offiziere und Beamten haben dem Ausschuß alle Berichte und Unterlagen zur Verfügung gestellt, die wir angefordert haben. Wir gewinnen nichts, aber auch rein gar nichts, wenn wir uns in dieser Stunde von Emotionen leiten lassen. Und wir stehen in der Gefahr, es zu tun. Die Verpflichtung, die Tücken der Technik zu überwinden, bleibt. Autos, Flugzeuge und Raketen sind technische Fortbewegungsmittel für Personen und Güter. Sie fordern vom Menschen ihren Preis. Stürzt ein Flugzeug mit 40, 80, 100 Menschen in den Tod, sind wir alle erschüttert und entsetzt. Wenn täglich 30 oder 50 Tote auf den Straßen unseres Landes bleiben, registrieren wir das nur, wenn wir selbst in den Unfall verwickelt waren oder einer unserer Freunde von uns gegangen ist. Die Verantwortung gebietet uns, objektiv zu bleiben, hier, heute, morgen, beim Starfighterproblem und allen anderen Waffensystemen. Wenn auch die Bevölkerung ein selbstverständliches Recht auf umfassende Unterrichtung hat, sollte doch nicht jedes Detail auf dem Marktplatz plakatiert werden. Es entspricht den Gepflogenheiten des parlamentarischen Stils der westlichen Demokratien, Kernfragen unserer Sicherheit in der sachlichen Atmosphäre der zuständigen Ausschüsse zu behandeln. Hier ist die Gefahr gering, daß das Vorurteil die Rolle eines schlechten Ratgebers spielen kann. Die vielschichtige Diskussion, die wir im Ausschuß geführt haben, hat einmal mehr deutlich gemacht, daß wir eine Maxime befolgen müssen, zu der Plato rät, wenn er sagt: Man muß das Ganze stets vor seinen Teilen sehen! Ich möchte hinzufügen, aber man muß auch die Teile kennen. Und ich glaube, daß wir Mitglieder des Verteidigungsausschusses sie kennen. Wir können daher auch nur nachdrücklich befürworten, die Maßnahmen zu billigen, die der Herr Verteidigungsminister dem Hohen Hause zur Bewilligung vorgelegt hat. Ich betonte zu Anfang, daß es hier um mehr als um politisches Prestige der einen oder anderen Seite geht. Hier geht es einzig und allein darum, daß ein von allen Parteien des Hohen Hauses gebilligtes Waffensystem nach der Umrüstung so einsatzfähig gemacht wird — und zwar durch Zusammenwirken aller Beteiligten —, daß wir und die Bevölkerung volles Vertrauen zu diesem Waffensystem gewinnen, das unsere Sicherheit gewährleistet. Wir wären alle glücklich, wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen erreichten, daß in diesem Hohen Hause die letzte Starfighter-Debatte geführt werden müßte. In den Händen dieses Hohen Hauses liegt es, die Vollmacht zu schnellen und ganzen Entschlüssen zu geben. Das Ausmaß an Verantwortung, Entscheidungen und Maßnahmen ist groß. Groß muß auch unsere Antwort sein. Wir bejahen jede konstruktive Kritik. Möge über Gang und Ergebnis der hoffnungsvolle Satz des Philosophen Nikolai Berdjajew als Leitmotiv stehen: Die tragische Erfahrung und die schöpferische Tätigkeit des Menschen sind es, die neuen Boden bereiten. Anlage 6 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Iven für die Fraktion der SPD zu Punkt 5 der Tagesordnung (Drucksachen V/450, V/360 und V/351). Das Flugzeug F 104 G ist in seiner technischen Ausstattung so kompliziert, daß man sagen kann, als Einsitzer wird es derartige Typen in Zukunft nicht mehr geben. Es wird vom Piloten je nach Flugauftrag das Höchste verlangt, manchmal wird die Grenze der Leistungsfähigkeit überschritten. Deshalb ist für die Sicherheit des Flugzeugführers und der am Boden eventuell beeinträchtigten Bevölkerung die Frage der Wartung von ausschlaggebender Bedeutung. Zur Qualität der Wartung sagte mir ein beim Jabo 31 (Nörvenich) stationierter Testpilot der Firma Lockheed: „Die Wartung ist katastrophal." Am 11. Februar dieses Jahres mußte der Flugplatz Nörvenich wegen schlechter Wetterlage für den Flugbetrieb gesperrt werden. Vorher war durch die Wetterlage bereits eine F 104 G zu Bruch gegangen, die vor der Landung Bodenberührung bekam. Zu dieser Zeit befanden sich aber noch fünf F 104 G dieses Verbandes in der Luft. Sie wurden zu einem Flugplatz im Südraum umgeleitet. Dieser Platz wird von den Kanadiern benutzt. Ich frage: ist es richtig, daß diese Flugzeuge nicht nach 1604 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Nörvenich zurückflogen, weil den Flugzeugführern eine lange Liste von Beanstandungen mit der Bemerkung übergeben wurde, in diese Flugzeuge hätten sich kanadische Piloten nicht mehr hineingewagt? Damit nicht genug, die deutschen Flugzeugführer sollen anschließend in einem Bus nach Nörvenich zurückgekehrt sein. Der schlechte Wartungszustand unserer Flugzeuge hat drei Hauptgründe: erstens die unzureichende Personallage, zweitens die mangelhafte Ersatzteilbeschaffung, drittens, wie auch der Minister angibt, das Abstellen der Maschinen im Freien. Um Triebwerk, Zelle, Elektronik und die jeweilige Bewaffnung richtig zu warten und zu pflegen, sind pro Flugzeug etwa 33 Fachleute erforderlich. Die Luftwaffe setzt bei bestimmten Wartungsfunktionen auf Grund des gegebenen Personalmangels Wehrpflichtige ein. Daß es hier wegen der relativ kurzen Ausbildung und des manchmal nicht zureichenden Interesses zu Unzulänglichkeiten. kommt, liegt auf der Hand. Ich darf dazu Auszüge aus einem Bericht zu dieser Frage an eine zuständige Stelle des Bundesverteidigungsministeriums vom 27. 10. 1959 verlesen: Die Verbände werden den Zugang ausgebildeter Wehrpflichtiger bei der gegenwärtigen Personallage als notwendige und brauchbare Unterstützung begrüßen. Die Wehrpflichtigen werden im OJT (weitere Ausbildung am Arbeitsplatz) gute Leistungen zeigen und zum Teil an verantwortlicher Stelle eingesetzt werden. ... Das Problem der Ausbildung Wehrpflichtiger scheint somit gelöst. Trotzdem bestehen ernste Bedenken gegen diese Art der Ausbildung, da die in ihr enthaltenen Mängel, die leider erst spät erkannt werden, zu schwerwiegenden Folgen führen können... Teilnehmer: nicht aus metallverarbeitenden Berufen... . Beim späteren Einsatz wird es sich nicht vermeiden lassen, daß unsachgemäßes Arbeiten mit Werkzeug Schäden verursacht, deren Behebung recht kostspielig sein kann. Die fehlende Lehrzeit in einem entsprechenden Beruf und damit die notwendigen Kenntnisse können weder im technischen Dienst, noch auf einer technischen Schule der Luftwaffe erworben werden .... Die Ausbildungszeit von acht Wochen mag an einer Do 27 genügen, an einer F 84 ist sie zu kurz, für eine F 104 ist sie unmöglich. Die Gleichsetzung in der Ausbildung Do 27 = F 84 zeigt, daß man dem Entwicklungsstand der Flugzeuge nicht Rechnung getragen hat... . Nachdem der Schüler jedoch später als Mechaniker verantwortlich eingesetzt werden soll, wird das Erkennen technischer Mängel und das Aufsuchen von Störungen große Schwierigkeiten und erheblichen Zeitverlust verursachen, weil die Kenntnis der technischen Zusammenhänge fehlt. Die fehlende theoretische Unterrichtung im Lehrgang wird auch im folgenden OJT nicht vermittelt. ... Zu der Zeit, als die Luftwaffe noch mit der F 84 ausgerüstet war, hatte man pro Flugzeug einen ersten Wart. Heute bei der wesentlich komplizierteren F 104 G hat ein erster Wart drei bis vier dieser Flugzeuge in seiner Verantwortung. Die Schwierigkeit der Ersatzteilbeschaffung ist in der Ausschußberatung deutlich geworden. Wartezeiten von drei bis sechs Monaten und darüber hinaus sind keine Seltenheit. Wir sind im Ausschuß dahin belehrt worden, daß man dazu übergegangen ist, aus abgestellten Flugzeugen Einzelteile auszubauen und diese in flugklar zu machenden Maschinen wieder einzubauen. Man sagt dazu (Oberstleutnant Mertin) „Kannibalisierung". Die Frage nach der Maschinen, die wegen nicht vorhandener Ersatzteile nicht flugklar sind, ist im Ausschuß nicht beantwortet worden. Nach meiner Information handelt es sich im Schnitt um acht Flugzeuge je Geschwader. Auch die Industrie klagte über den komplizierten Beschaffungsweg. Als Laie gewinnt man den Eindruck, daß moderne Waffensysteme, wie z. B. das der F 104 G, von der militärischen Bürokratie behandelt werden wie in früheren Zeiten Roß und Wagen. Die Tatsache, daß die Flugzeuge zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung im Freien abgestellt werden, beeinträchtigt den Klarstand erheblich. Zwar wurde von verantwortlicher Seite gelegentlich der Standpunkt vertreten, „die Maschinen müßten sich an die hiesigen Wetterverhältnisse gewöhnen". Bei hoher Luftfeuchtigkeit gibt es jedoch — wie wir vor allem von Herrn Oberst Rall deutlich gehört haben — im Bereich der Elektronik sogenannte Kriechströme und Störungen bis zu Kurzschlüssen. Vergeblich sucht man bisher auf unseren Plätzen die einfachsten Schutzmöglichkeiten. Zum Beispiel fehlen bewegliche Schleppdächer, die einen brauchbaren Schutz für geöffnete Elektronikkammern darstellen. Andere Luftwaffen verwenden so etwas. Diese Behelfe könnten die Zeit bis zum Abschluß des Hallenbaus überbrücken. Die Normalwartung eines Sauerstoffgerätes erfolgte bei uns nach einem bestimmten Checkplan in wenigen Minuten. Erst nach dem Unfall des Majors Lehnert wurde plötzlich die Wartungszeit erheblich verlängert. Die Wartungsfunktionen und die Wartungsgeräte blieben jedoch dieselben. Die kanadische Luftwaffe benötigt für denselben Arbeitsgang 110 Minuten. Inzwischen stellt sich heraus, daß es sehr oft zu Undichtigkeiten in den Schlauchleitungen gekommen ist. Es muß bis zum Beweis des Gegenteils gefolgert werden, daß Luftschwierigkeiten und Unfälle auf die unzureichende Arbeitsweise des Sauerstoffgerätes zurückzuführen sind. Der Schleudersitz, mit dem der Pilot sich in einer Notsituation sicher aus dem Flugzeug katapultieren kann, ist das wichtigste Luftrettungsgerät in jedem modernen Kampfflugzeug. Hierfür die beste technische Lösung zu finden darf keine Frage des Geldes sein, sondern ist allein auf Grund der Verantwortung für Leben und Gesundheit der Piloten nötig. Leider ist auch das Kapitel Schleudersitz beim Starfighter ein trauriges Kapitel. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 1605 Nach den Erfahrungen der US-Streitkräfte bietet ein in der dänischen F 104 verwandter Sitz wesentlich höhere Rettungschancen als der C-2-Sitz, und zwar a) bei Absprüngen aus sehr großen Höhen, b) bei Absprüngen in Bodennähe auf Grund seiner Null-Kapazität, c) bei Absprüngen mit sehr hohen Geschwindigkeiten. Der Sitz hat die Typenbezeichnung Martin Baker D Q 7. Ich bin kein Fachmann, es ist also nicht meine Aufgabe als Abgeordneter, über technische Fragen zu entscheiden. Was mich jedoch aufs höchste bedrückt, ist die Tatsache, daß uns, den Abgeordneten, während der gesamten Ausschußsitzungen in den letzten Wochen immer wieder der C-2-Sitz als die bestmögliche Lösung hingestellt wurde. Ich frage, warum hat man uns die Statistiken über die tatsächlichen Ausschüsse mit den verschiedenen Schleudersitztypen und die dabei erzielte Rettungschance im Verteidigungsausschuß nicht vorgelegt? Warum hat man uns nicht die Ergebnisse der umfangreichen Versuche der amerikanischen Luftwaffe mit den verschiedenen Sitzarten zur Kennntnis gegeben? Warum hat man uns im Ausschuß nicht gesagt, daß eine für die Flugsicherheit des Starfighters verantwortliche Dienststelle der Bundeswehr selbst den neuen Sitz gefordert hat? Warum hält man an einer Lösung fest, die vielleicht einmal richtig war, die aber im Lichte neuerer technischer Entwicklungen nicht mehr die bestmögliche Lösung ist, um das Leben unserer Piloten zu schützen? Das Erschreckende an diesem Thema Schleudersitz für die F 104 G ist, daß es nicht der einzige Fall ist, in dem offensichtlich dem Parlament und dem Verteidigungsausschuß vom Bundesminister der Verteidigung nicht die volle Aufklärung gegeben wurde und dem Verteidigungsausschuß nicht die Informationen gegeben wurden, an Hand deren der Ausschuß sich selbst ein objektives Urteil hätte bilden können. Was, so frage ich, veranlaßt die Regierung, daß aus kurzsichtigen, taktischen, politischen Gründen, um nämlich Versäumnisse und Mißstände im Bundesministerium der Verteidigung zu verdecken, nicht das Bestmögliche für die Sicherheit unserer Piloten geschieht? Es ist jedem klar, daß Auffangvorrichtungen nötig sind, um erstens beim Startabbruch zu bremsen (die Geschwindigkeit kann bis 400 km/h betragen) und um zweitens Flugzeuge bei einer Landung durch a) Versagen des Bremsschirms, b) erhöhte Landegeschwindigkeit auf Grund eines Notfalls, c) Versagen der Bremsen bei Hydraulikschaden zum Stehen zu bringen. Was aber nicht ganz klar zu sein scheint, ist die Tatsache, daß durch vorschriftsmäßige Auffangvorrichtungen erstens das Leben des Piloten gerettet werden kann und zweitens das Flugzeug vor Beschädigungen bewahrt wird. Die Auffangvorrichtungen für F 104 sind in der deutschen Luftwaffe unzureichend. Wir haben zwar noch keinen Piloten durch unzureichende Auffangvorrichtungen verloren, wohl aber Millionenwerte auf Grund beschädigter Flugzeuge. In der Luftwaffe werden bei den F-104-Verbänden zwei Arten von Auffangvorrichtungen benutzt: erstens drei Netze, die automatisch und manuell hochgeschossen werden, oder zweitens die sogenannte Fanghakenbarriere, ein Seil, hinter das der an der F 104 G installierte Fangsporn greift, ähnlich wie bei Flugzeugträgerlandungen. Die drei Netze arbeiten gut. Piloten kamen dabei noch nicht zu Schaden, obwohl einer schon um sein Leben laufen mußte. Das Flugzeug war so stark beschädigt, daß es ausbrannte. Die Netze haben sogar F-104-Maschinen — wenn auch oft stark beschädigt, weil Außenteile vom Flugzeug abgerissen wurden und durch das noch laufende Triebwerk gesaugt wurden —, die mit 380 km/h in diese Fangvorrichtung beim Abbruch des Starts rollten, sicher gestoppt. Das kann man von der Fanghakenbarriere leider noch nicht behaupten. Bei den im Moment gebräuchlichen Abfangvorrichtungen dieser Art muß der Haken hinter das Seil fassen. Faßt er,. ist es gut. Faßt er nicht — er hoppelt bei Unebenheiten auf der Startbahn zum Teil bis zu 25 cm hoch —, rast das Flugzeug weiter. Bei einigen Luftwaffenplätzen neigt sich am Ende der Startbahnen das Erdreich 10 bis 20 m tief nach unten. Ich erspare es mir, in Einzelheiten zu beschreiben, was dabei passieren könnte. Auf den Vorhalt, der Haken würde immer halten, erwidere ich, daß die Barrieren zum Teil Flugzeuge nur bis zu 90 km/h zum Stoppen bringen. Alle F 104, die schneller hineinrollen, reißen die gesamte Barriere aus ihrer Verankerung. Dazu kommt wieder das nach unten geneigte Erdreich. Die F 104 neigt dazu, sich beim Überschlagen — nach den Unfallberichten der Firma Lockheed — selbst zu zerstören. Es steht fest, die deutsche Luftwaffe hat durch unzureichende Auffangvorrichtungen schon mehrere schwere Flugzeugunfälle gehabt. Einsatzklare F 104 wurden dabei völlig oder sehr erheblich beschädigt. Wann werden endlich kombinierte Auffangvorrichtungen, bestehend aus einer Fanghakenbarriere, die bis zu 400 km/h hält, und einer Drei-Netzbarriere, auf allen F-104-Plätzen installiert? Für den Gesamtkostenaufwand von zirka einer Milliarde D-Mark wurde der Einbau des LN-3-Gerätes durchgeführt. Erst heute wissen wir, daß ein genaues Fliegen mit diesem Gerät ausgeschlossen ist. Die durchschnittliche Abweichung wird auf 8 nautische Meilen angegeben und in den Verbänden als normal angesehen. Es ist aber schon zu Abweichungen bis zu 40 und mehr nautischen Meilen gekommen. Es entsteht also die Frage, ob diese Investition richtig und sachgerecht war. Was hätte mit der einen Milliarde D-Mark alles an Sicherheitseinrichtungen geschaffen werden können? Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 22. März 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bochazka (Drucksache V/301 Frage XIV/5) : Wann kann mit einer generellen Regelung der Stellung des Stabsfeldwebels in der Bundesewehr gerechnet werden? 1606 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. März 1966 Ich darf Ihre Frage, wann mit einer generellen Regelung der Stellung des Stabsfeldwebels in der Bundeswehr gerechnet werden kann, dahin verstehen, daß sie auf das mit der heutigen Unteroffizierlage zusammenhängende grundsätzliche Anliegen abzielt, die Stellung der Spitzendienstgrade der Unteroffiziere, d. h. der derzeitigen Stabs- und Oberstabsfeldwebel, zu verbessern. Hierzu hat das Bundesministerium der Verteidigung umfangreiche Erhebungen angestellt, bei denen es im wesentlichen darum ging, ob eine neue Laufbahngruppe oder innerhalb der Unteroffizierlaufbahn eine neue Dienstgradgruppe — diese gegebenenfalls mit einer Aufstockung um eine weitere Besoldungsgruppe — geschaffen werden sollte. In Übereinstimmung mit dem Ergebnis dieser Untersuchungen ist nunmehr vorgesehen, eine neue Laufbahngruppe für die bisherigen Spitzendienstgrade der Unteroffiziere einzuführen. Für die Angehörigen der neuen Laufbahngruppe sollen die Besoldungsgruppen A 9 bis A 11 — das sind dieselben wie für Leutnante und Hauptleute in Anspruch genommen werden. Die Einführung der neuen Laufbahngruppe macht Änderungen des Soldatengesetzes und des Bundesbesoldungsgesetzes sowie .der Soldatenlaufbahnverordnung und der Vorgesetztenverordnung erforderlich. Wann mit einem Inkrafttreten dieser Regelung gerecht werden kann, läßt sich zur Zeit nicht übersehen. Der Bundesminister der Verteidigung wird sich bemühen, die notwendigen Gesetzentwürfe der Bundesregierung so bald wie möglich zur Beschlußfassung vorzulegen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs von Hase vom 17. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Cramer (Drucksache V/426 Fragen VI/ 1, VI/ 2 und VI/ 3) : In wessen Auftrag wird z. Z. auf den Starfighter-Flugzeugen ein Lärmfilm gedreht? Wer trägt die Kosten der unter VI/ 1 genannten Filmaufnahmen? Welcher Zweck wird mit dem unter VI/ 1 genannten Film verfolgt? Im Auftrage des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung wird z. Z. ein Film mit dem Arbeitstitel „Lärm .aus der Luft" gedreht. Dabei werden auch Aufnahmen mit Flugzeugen der Bundeswehr gemacht. Der Film wird vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung aus Kap. 04 03 Titel 309 „Öffentlichkeitsarbeit in Verteidigungsfragen" finanziert. Der Film soll die Öffentlichkeit über die Ursachen des Düsenlärms bei zivilen und militärischen Hochleistungsflugzeugen aufklären. Er soll zeigen, was zur Minderung der Lärmbelästigung bereits geschehen ist und was in Zukunft geschehen kann und geschehen soll. Schließlich soll er Verständnis dafür wecken, daß ein gewisser Grad der Lärmbelästigung unvermeidbar ist. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 18. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Vogel (Speyer) (Drucksache V/428 Fragen I/1 und 1/2): Wann ist der Kulturpolitische Beirat des Auswärtigen Amts zuletzt zusammengetreten? Welche Mitglieder gehören dem Kulturpolitischen Beirat des Auswärtigen Amts gegenwärtig an? Der Kulturpolitische Beirat des Auswärtigen ,Amts ist zum letzten Mal am 26./27. 11. 1965 in Bad Godesberg zusammengetreten. Ihm gehören gegenwärtig nachstehende Mitglieder an: Rechtsanwalt Prof. Hellmut Becker, Präsident des Deutschen Volkshochschulverbandes, Berlin; Klaus von Bismarck, Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Köln; Dr. med Joachim Bodamer, Medizinalrat, Winnenden, Krs. Waiblingen; Dr. Max Freiherr von Brück, Vertreter des Westdeutschen Rundfunks in Rom; Professor Dr. Adolf Butenandt, Präsident der MaxPlanck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, München; Prof. Dr. Wolfgang Clemen, Anglist an der Universität München; Prälat Bernhard Hanssler, Direktor des Zentral- komitees der Deutschen Katholiken, Bad Godesberg; Prof. Dr. P. E. Hübinger, Historiker an der Universität Bonn; Frau Annedore Leber, Witwe des am 20. Juli 1944 ermordeten Julius Leber, Verlegerin, Publizistin, Berlin; Prof. Dr. Klaus Mehnert, Professor für politische Wissenschaft an der Technischen Hochschule Aachen, Chefredakteur von „Christ und Welt", Aachen; Prof. Dr. Josef Pieper, Philosoph an der Universität Münster; Prof. Dr. Wolfgang Schadewaldt, Graecist an der Universität Tübingen; Ministerialdirigent a. D. Dr. Johannes Schauff; Frau Dr. Maria Schlüter-Hermkes, langjährige deutsche Vertreterin im Exekutivrat der UNESCO, Rhöndorf; Karl-Heinz Stroux, Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, Düsseldorf.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl Wienand


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute erörtern wir die zahlreichen Unfälle mit dem Starfighter, ihre Ursachen und die Möglichkeiten ihrer Überwindung. Dabei sind sich alle Mitglieder des Deutschen Bundestages darin einig, daß diese Debatte vor dem Hintergrund der großen Anstrengungen und Opfer der Angehörigen der Bundeswehr in der Aufbauzeit gesehen werden muß. Dabei gedenken wir all derer, die in Erfüllung dieser Aufgabe ihr Leben gelassen haben. —Meine Damen und Herren, „der Verteidigungsausschuß des 4. Deutschen Bundestages hatte keine Gelegenheit mehr, sich mit der unliebsamen Häufung der Abstürze im Frühjahr und Sommer 1965 zu beschäftigen". Diesen Satz, meine Damen und Herren, habe ich wörtlich der Vorbemerkung des Berichtes entnommen, den unser -Kollege, Herr Draeger, als Berichterstatter des Verteidigungsausschusses diesem Hohen Hause erstattet hat. Ich möchte dem Kollegen Draeger für den Bericht danken, auch wenn wir mit seinen Feststellungen und Wertungen nicht ganz einig gehen konnten.
    Der Herr Berichterstatter hat „von der unliebsamen Häufung" der Abstürze gesprochen. Ich will nicht mit ihm rechten, ob es den schrecklichen Vorgängen entspricht, die sich so grausam häufen. Es soll auch nicht geprüft werden — wie hier und da angeregt —, ob und inwieweit darin gar eine Verharmlosung zu sehen ist.

    (Zustimmung bei der SPD. — Abg. Dr. Klepsch: Unerhört ist das!)

    Eine Feststellung muß jedoch getroffen werden, damit hier im Hohen Hause und dadurch auch in der Öffentlichkeit kein falscher Eindruck entsteht. Es mußte nicht erst zu dieser höchst bedauerlichen und besorgniserregenden Häufung von Starfighter-Abstürzen kommen, um den Verteidigungsausschuß und das Parlament und vom Parlament her vor allen Dingen die verantwortliche politische Führung, das Verteidigungsministerium und damit die Regierung, auf die Kompliziertheit moderner Waffensysteme mit der jetzt tragisch sichtbar gewordenen Bedeutung aufmerksam zu machen.
    Nachdem der Verteidigungsausschuß Feststellungen getroffen hat, die den Berichterstatter veranlaßt haben, von unliebsamen — ich sage: von besorgniserregenden — Häufungen der Abstürze zu sprechen, nachdem die Öffentlichkeit besorgt reagiert, Fragen über Fragen — sachverständige, weniger sachverständige, mit Recht!, zu Unrecht!? — von allen Seiten gestellt werden, fragen wir: Beurteilt die Bundesregierung die Zahl der Starfighter-Unfälle als eine im Rahmen des militärischen Flugbetriebes normale oder als erträglich anzusehende Unfallrate?
    Soweit die erste Frage unserer Großen Anfrage vom 1. März. Ich bin sicher, daß die Bundesregierung die 24 Tage — vom 1. bis zum 24. März — genutzt hat und heute bei der Antwort auf unsere Große Anfrage auch auf die vielen anderen Fragen eingeht, die wir von der SPD-Fraktion unter anderem am 10. März im Verteidigungsausschuß gestellt haben. Wir fragten insgesamt nach den StarfighterUnfällen im Rahmen des militärischen Flugbetriebes, nicht nur nach den Abstürzen, meine Damen und Herren, obwohl diese für sich gesehen schon alarmierend genug sind.
    Der Antrag der SPD, nach dem die Bundesregierung eine Übersicht über sämtliche Unfälle und



    Wienand
    Beschädigungen, gegliedert nach Flugzeugtypen, vorlegen sollte, aus der erstens die Art der Beschädigung, zweitens der Zeitaufwand der Instandsetzung, drittens die Kosten der Instandsetzung und viertens die durch die Unfälle entstandenen Nachfolgekosten hervorgehen, wurde von der Mehrheit im Ausschuß auf Wunsch des Verteidigungsministers abgelehnt.

    (Hört! Hört! bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Sagen Sie auch, wieso!)

    Ja, abgelehnt. Man will das nicht wissen oder nicht sagen; aber danach fragt die öffentliche Meinung, und sie fragt mit vollem Recht danach.

    (Beifall bei der SPD.)

    Diese von uns geforderte Ubersicht hätte, wäre sie geliefert worden, die jetzt zu stellende Frage schon zum Teil für jeden nachkontrollierbar und sichtbar beantwortet.
    Wir fragen die Bundesregierung weiter: Seit wann war sich die Bundesregierung darüber klar, daß die Starfighter-Unfallrate anomal und unerträglich zu werden drohte?
    Mußte es erst zu der entsetzlichen Häufung der Abstürze im Frühjahr und Sommer 1965 kommen? Nein, meine Damen und Herren, bereits am 3. November 1964 — ja, am 3. November 1964 — brachte die SPD-Fraktion mit Drucksache IV/ 2688 eine Kleine Anfrage ein. Sie hatte folgenden Wortlaut:
    Die Zahl der Flugzeugunfälle 'bei der Luftwaffe
    ,der Bundeswehr ist im letzten Jahr gegenüber den früheren Jahren erheblich gestiegen. Wir fragen die Bundesregierung:
    so heißt es weiter in dieser Kleinen Anfrage vom November 1964 --
    1. Wie groß ist die Zahl der Flugzeugunfälle in diesem Zeitraum, nach Typen geordnet?
    2. Wie viele Personen sind dabei zu Tode gekommen und verletzt worden?
    3. Wie hoch beläuft sich der entstandene finanzielle Sachschaden?
    4. Worauf sind die Flugzeugunfälle zurückzuführen, geordnet nach
    a) technischen Fehlern,
    b) anderen Ursachen?
    5. Kann die Bundesregierung die Relation zwischen den Gesamtflugstunden und der Zahl der Verluste an abgestürzten oder im Flug beschädigten Flugzeugen der Bundeswehr sowie die Vergleichsziffern bei gleichen oder ähnlichen Flugzeugtypen anderer Mitgliedstaaten der NATO ermitteln und die Ergebnisse der Untersuchung der Beantwortung dieser Anfrage beilegen?
    6. Ist die Bundesregierung bereit, den Bericht des Bundeswehr-Inspizienten der Luftwaffe über die 'bedenklich angestiegenen Flugzeugunfälle den Abgeordneten des Ausschusses für Verteidigung zuzustellen?
    — Hier ist an den Inspizienten für Flugsicherheit gedacht. —7. Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung treffen, um Verluste an Menschenleben und Material in Zukunft so weit wie möglich zu verhindern?
    Diese Fragen der SPD-Fraktion wurden im Verteidigungsausschuß in geheimer Sitzung beantwortet — ja, in geheimer Sitzung! Es gibt kein Protokoll über diese Sitzung. Daß es kein Protokoll gibt, ist nicht Schuld der Regierung. Daß die Sitzung geheim war, wünschte die Regierung. Wenn die Regierung es wünscht, ist eine Sitzung geheim; so wird es praktiziert. Wenn eine Sitzung geheim ist, gibt es kein Protokoll. Wenigstens ist es in diesem Fall so gehandhabt worden.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Durch die Handhabung der damals neu eingeführten Geheimhaltungsvorschriften ist es heute, da die Antwort im Verteidigungsausschuß nicht protokolliert wurde, für den Abgeordneten — und damit auch für mich — nicht mehr möglich, auf Einzelheiten der Antwort einzugehen.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Dieses verbieten jedoch auch zusätzlich die Geheimhaltungsvorschriften.
    Wohlgemerkt, meine Damen und Herren: Diese sieben Fragen — betrachten Sie sie bitte auch in rückschauender Betrachtung im Lichte der Ergebnisse, die sich in mühevoller Arbeit der Verteidigungsausschuß in acht Sitzungen in diesem Jahr erarbeiten mußte — wurden bereits vor rund 11/2 Jahren, im November 1964, gestellt.
    Diese Feststellung, die ich hiermit getroffen habe, erhellt, warum die SPD in ihrer Großen Anfrage vom März dieses Jahres erneut und mit gutem Recht fragt, seit wann sich ,die Bundesregierung darüber klargeworden ist, daß die Starfighter-Unfallrate anomal und unerträglich zu werden drohte. Hätte nicht — so muß ich jetzt fragen — diese Kleine Anfrage zumindest von diesem Zeitpunkt an die politisch verantwortliche Führung — für mich heißt das, den Minister und seinen Staatssekretär — veranlassen müssen, alle diese Fragen und noch mehr dieses Problem mit der letzten Verantwortung aufzugreifen, zu untersuchen und für sofortige Abhilfe zu sorgen?

    (Beifall bei der SPD.)

    Gab es denn in den vergangenen Jahren wirklich nicht auch verantwortungsbewußte Sachkenner im Ministerium und innerhalb der Bundeswehr — ich will die Frage nicht ausweiten auf fachlich Interessierte und Versierte außerhalb der Bundeswehr und außerhalb des Ministeriums —, die von sich aus auf diese von uns damals angesprochenen Schwierigkeiten, die in den Jahren 1964 und 1965 auf uns zukommen mußten, rechtzeitig aufmerksam gemacht haben? Gab es solche verantwortungsbewußten Mitarbeiter nicht Anfang der 60er Jahre im Verteidigungsministerium? Was ist nach ihren Erinnerungen, was ist nach ihren Berichten von den



    Wienand
    maßgebenden, verantwortlichen Leuten im Ministerium geschehen? Das ist die Frage, die der Minister heute auch beantworten sollte.

    (Beifall bei der SPD.)

    Was' ist aber nach unseren Hinweisen von 1964 wirklich geschehen, um größere Flugsicherheit zu erreichen? Dies, meine Damen und Herren, ist die Frage aller Fragen, und ihr darf nicht durch das Aufgreifen anderer Themen ausgewichen werden.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Wir lassen uns auf keinen Nebenkriegsschauplatz abdrängen. Das ist die Kernfrage,

    (Beifall bei der SPD)

    die heute zur Diskussion gestellt werden und, wie mir scheint, eine zufriedenstellende Beantwortung erfahren muß.
    Wir fragen die Bundesregierung weiter: Wer trägt die Verantwortung dafür, daß eine große Anzahl von Einzelmaßnahmen zur Abhilfe, die erst nach der Kleinen Anfrage der Fraktion der SPD vom 25. November 1965 betreffend Tauglichkeit der Flugzeuge vom Typ F 104 G — Drucksache V/53 — durch das Bundesministerium der Verteidigung oder erst unter dem Druck der Ergebnisse des Verteidigungsausschusses ergriffen worden sind, nicht bereits vor Jahresfrist in Kraft gesetzt wurden?
    Die hier zitierte Kleine Anfrage der SPD-Fraktion vom 25. November 1965, die zu den Untersuchungen im Verteidigungsausschuß führte und dort von
    ,) der Bundesregierung beantwortet wurde, setze ich als bekannt voraus. Die Kleine Anfrage Drucksache V/53 wurde im Verteidigungsausschuß zum Teil in geheimer Sitzung beantwortet. Leider läßt der Bericht des Verteidigungsausschusses nicht klar erkennen, ob und inwieweit die Kleine Anfrage im Ausschuß beantwortet wurde und vor allem wie sie beantwortet wurde.
    Hier möchte ich Sie, Herr Minister von Hassel, jetzt sehr konkret fragen:
    1. Haben Sie als der verantwortliche Minister vor dem 3. November 1964 von all den Dingen nichts gewußt und nichts gehört?
    2. Haben Sie bei oder kurz nach Antritt Ihres Amtes keinerlei Hinweise erhalten, die Sie auf die jetzt eingetretenen Folgen aufmerksam gemacht haben?
    3. Hat Ihr Vorgänger, Herr Strauß, in den Jahren seiner Amtsführung ebenfalls keine Berichte, keine Hinweise, keine Warnungen erhalten?
    4. Sind Sie, Herr Minister, Ihr Herr Vorgänger oder die Staatssekretäre nie auf die jetzt eingetretenen Folgen aufmerksam gemacht und hingewiesen worden? Sind Sie nicht gewarnt worden? Wenn ja, zu welchem Zeitpunkt?
    Wenn Sie, Herr Minister von Hassel, nichts davon gewußt haben, nicht darauf aufmerksam gemacht worden sind, hätten Sie dann nicht wenigstens auf die Kleine Anfrage meiner Fraktion hin im November 1964 tätig werden müssen? Wären Sie im richtigen, wohlverstandenen Sinne tätig geworden, wären Sie im Sinne des Wortes vorgegangen: „Die nackte und ungeschminkte Wahrheit ist immer unerfreulich" , dann wären schon 1964 die Maßnahmen eingeleitet worden, die leider erst über ein Jahr später eingeleitet worden sind.

    (Beifall bei der SPD.)

    Sie haben es versäumt. Sie, Herr Minister von Hassel, haben es nicht getan. Hier liegt Ihre Schuld, die Schuld des politisch verantwortlichen Ministers,

    (Beifall bei der SPD. — Oh-Rufe von der CDU/CSU.)

    die Schuld des politisch verantwortlichen Ministers, nicht die Schuld des Soldaten.

    (Abg. Eschmann: Das ist sehr traurig, aber wahr! — Zurufe von der CDU/CSU: Warten Sie doch erst mal die Antwort ab!)

    — Ich glaube, den Herrn Minister und seine Darstellungsarten in etwa zu kennen,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    und ich bin absolut sicher, daß er eine aus unserer Sicht und aus der Sicht aller Sachverständigen berechtigte Kritik an ihm und an seiner politischen Verantwortung wiederum umzumünzen versucht in eine allgemeine Kritik an den Soldaten, und dagegen verwahre ich mich.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)

    Das, meine Damen und Herren, ist die Methode, die wir leider von Herrn Minister von Hassel in letzter Zeit in diesem Hohen Hause und in der Öffentlichkeit so oft erleben mußten, daß man schon als Erfahrungswert immer wieder davon ausgehen mußte.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Wann? — Billige Revanche!)

    Ich sage es deshalb noch einmal: Hier liegt die Schuld des Herrn Ministers,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ohne vorherige Anwort?)

    die Schuld des politisch verantwortlichen Ministers, nicht die Schuld der Soldaten!

    (Zurufe von der CDU/CSU. — Gegenrufe von der SPD.)

    Weh dem, der zur Wahrheit geht durch Schuld!
    Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.
    Sie werden mir zubilligen, daß ich hier ein einziges Mal ein Dichterwort zitiere.
    Geschehenes ungeschehen zu machen, Erfreuliches festzustellen, wirklich Veranlaßtes, von Ihnen, Herr Minister, zur richtigen Zeit Veranlaßtes hier feststellen zu dürfen, zur Kenntnis nehmen zu können, wäre mir lieber.
    Meine Damen und Herren, ich gehöre nicht zu denen, die um so schneller laufen, je weniger sie das Ziel im Auge behalten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und sich trotzdem überschlagen! — Heiterkeit in der Mitte.)




    Wienand
    Es muß endlich klargestellt werden, wer die Verantwortung für diese Unglücksserie trägt und getragen hat. Das muß hier im Deutschen Bundestag heute geschehen. Der verantwortliche Minister muß diese von uns gestellten Fragen beantworten,

    (Abg. Rasner: Und dann können Sie urteilen!)

    und er muß Antworten geben, die dieses Haus und die Öffentlichkeit zufriedenstellen.

    (Abg. Rasner: Erst das Urteil, dann die Antwort? — Abg. Schmidt [Hamburg] : Die Antwort des Herrn Ministers liegt bereits gedruckt auf unseren Tischen! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Deshalb frage ich noch einmal im Namen meiner Freunde: Wer trägt und wer trug die Verantwortung dafür, daß erst vor kurzer Zeit und nicht schon im Jahre 1964 diese, wie uns scheinen will, noch dazu unzureichenden Maßnahmen ergriffen wurden bzw. erst noch ergriffen werden sollen?
    In diesem „noch ergriffen werden sollen" — von mir bewußt im Ausdruck so gewählt — liegt die Bestätigung für das Unvermögen einer Regierung und einer politischen Führung, die nach all den Monaten und Jahren bis zur Stunde weder dem Verteidigungsausschuß noch dem Haushaltsausschuß oder diesem Hohen Hause, obwohl seit Wochen bekannt ist, daß das Hohe Haus sich heute mit der Flugsicherheit in den Starfighter-Verbänden der Bundeswehr befaßt, beschlußfähige Kabinettsvorlagen
    unterbreitet hat.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Auch das ist eine aus der Sicht der Sache äußerst betrübliche Feststellung.

    (Abg. Eschmann: Sehr wahr!)

    Ja, bis zur Stunde liegt noch keine beratungsfähige, beschlossene Regierungsvorlage vor! Dies, meine Damen und Herren, obwohl in letzter Zeit so viel von dem letzten Ernst und der letzten Verantwortung gegenüber der Bundeswehr die Rede wahr. Hier überspielte das Pathos des Ministers kurzerhand die nüchternen Tatsachen. Wir versagen uns in diesem Zusammenhang und in dieser Stunde, auf die durch ein solches Verhalten tangierte Sicherheitsfrage der Bundesrepublik einzugehen -- jawohl, Herr Kollege Rommerskirchen: tangierte Sicherheitsfrage der Bundesrepublik. Das wird einer weiteren Prüfung vorbehalten bleiben müssen.
    Wir wollten — und haben es getan — im Verteidigungsausschuß in diesen ersten Beratungsrunden fast ausschließlich die Frage der Flugsicherheit und nicht die Fragen der Einsatzbereitschaft, nicht die Frage der Einsatzfähigkeit der Starfighter-Verbände untersuchen. Wir werden hier heute konsequent bei der Beratung der Flugsicherheit und der Untersuchung der Unfallserien bleiben, und wir sind nicht bereit, uns abdrängen zu lassen.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Als vorläufiges Ergebnis, als Zwischenbilanz — jawohl, als Zwischenbilanz! — sind Anträge von den Fraktionen eingebracht worden. Die Anträge der Koalitionsparteien liegen dem Bericht bei. Wir haben den Anträgen zugestimmt.
    Unsere Anträge wurden, wie vom Herrn Berichterstatter schon dargetan, von den Koalitionsparteien — teils auf ausdrücklichen Wunsch des Herrn Ministers von Hassel — abgelehnt.

    (Hört! Hört! und Zurufe von der SPD.)

    Unsere Anträge gingen tiefer und scheinen uns gründlicher anzuleuchten, was doch endlich bekannt werden muß, weil das ganze Volk teilhaben will und muß an seiner Sicherheit und wissen will und soll, was zu seinem Schutz getan oder unterlassen wurde.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es geht hier um die Sicherung der Verteidigungskraft der Bundesrepublik Deutschland. Es geht aber in gleichem Maße auch um die Sicherheit unserer Piloten.

    (Erneuter Beifall bei der SPD.)

    Wir werden auch darauf noch einmal zurückkommen müssen. Nun, es hat uns etwas enttäuscht, daß unsere Anträge im Verteidigungsausschuß abgelehnt wurden. Aber wir halten es mit der Weisheit: Enttäuschungen im Leben soll man sofort verbrennen und niemals einbalsamieren. Wir sind deshalb heute mit den Anträgen wiedergekommen, um dem Hohen Hause Gelegenheit zu geben, zu revidieren, was nach unserem Dafürhalten im Verteidigungsausschuß falsch gemacht wurde. Wir wissen auch, daß in eigener Sache jeder stets ein milder Richter ist.
    Wir fragen deshalb die Bundesregierung:
    Hat die Bundesregierung Anhaltspunkte dafür, daß die Unfallquote im Jahre 1966 wesentlich niedriger liegen wird als 1965?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Kluge Frage! — Unruhe bei den Regierungsparteien.)

    Sind Sie, Herr Minister, z. B. bereit und in der Lage, vor diesem Hohen Hause verbindlich zu erklären, daß bis zum Eintritt des Winters die Hallen gebaut sind, um bei jedem Geschwader 42 Flugzeuge unterstellen zu können? Man sollte nicht mit der NATO kommen. Man sollte auch nicht damit kommen, daß die NATO es uns nicht erlaubt habe. Ich erinnere an das Schicksal des ersten Antrags auf Grund einer Forderung der militärischen Führungsspitze und daran, wie sich dann ein Vertreter der Bundesrepublik bei NATO-Stellen im Hinblick auf den Antrag, Hallen zu bekommen, verhalten hat. Ich betone, daß es einzig und allein Sache der Bundesregierung ist und war: wenn sie Hallen für nötig gehalten hat, hätte sie sie bauen können ohne die NATO mit einer Vorfinanzierungserklärung. Die NATO hat nie gesagt: Ihr braucht, ihr dürft keine Hallen bauen. Sie hat nur gesagt: „Wir finanzieren sie zur Zeit nicht aus dem gemeinsamen NATO-Topf, weil andere Dinge vordringlicher sind".

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Es herrscht das Prinzip, daß die Staaten, auf deren
    Boden diese Einrichtungen sind, selber entscheiden



    Wienand
    können, wenn sie es für notwendig halten; sie können es vorfinanzieren, und sie können dann ihren Anspruch auf spätere Erstattung aus NATO-Töpfen aufrechterhalten, wenn sie es mit Vorfinanzierungserklärungen machen. Kommen Sie uns also bitte nicht mit solchen Ausreden und Hinweisen auf die NATO, wo keine Ausreden angebracht sind.

    (Beifall bei der SPD.)

    Sind Sie bereit, Herr Minister, verbindlich zu erklären, daß sich die technische Wartung und Instandsetzung für den Starfighter so verbessern wird, daß noch im Laufe dieses Jahres mit einem erheblich verbesserten Klarstand und damit erhöhtem Flugstundenaufkommen gerechnet werden kann?
    Hiermit ist — neben einer Reihe anderer, nicht minder wichtiger Probleme und Unterlassungsfehler — ein sehr gravierendes Problem angesprochen, das Problem mangelnder oder gar schlechter Planung. Aufgabe einer richtigen, vorausschauenden Planung wäre es gewesen, einen vernünftigen personellen und infrastrukturellen Vorlauf zu haben, bevor die Maschinen in dieser Anzahl der Truppe überantwortet wurden.

    (Abg. Eschmann: Sehr wahr!)

    Die Truppe war und ist, wie Sie, Herr Minister, zugeben müssen — und das hat die Untersuchung im Verteidigungsausschuß ergeben —, mit dieser Anzahl von Starfightern überfordert. Dafür tragen Sie die Verantwortung. Hier liegt kein Unvermögen, hier liegt kein Mangel am guten Willen der Truppe, der Soldaten vor. Im Gegenteil! An dieser Stelle möchte ich allen Soldaten und Zivilisten, die damit befaßt waren und sind, auch im Namen meiner Freunde unsere ausdrückliche Anerkennung und Hochachtung für ihre Leistungen aussprechen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Die Schuld für diese Überforderung — ich sage es noch einmal — liegt bei Ihnen, Herr Minister, und bei Ihrem Herrn Vorgänger. Die Schuld liegt bei der politischen Führung, und es ist eine politische und keine militärische Schuld.

    (Abg. Eschmann: Sehr richtig!)

    Soldaten und Zivilarbeiter, die unter den bekannten Belastungen teils über Monate und Jahre hinweg das Anderthalbfache bis Doppelte der normalen Arbeitszeit aufgebracht haben, verdienen höchste Anerkennung. Diejenigen, die das mit angesehen und zugelassen haben, die es verantwortet haben, sind schuldig.
    . Die Schuld wiegt besonders schwer, weil es sich hier nicht um als normal anzusehende Arbeiten handelt, sondern um Arbeiten, die die größten Anforderungen an Präzision, Sachverstand und Verantwortung stellten. Jeder Betrieb weiß, daß die Überstunden selten, um nicht zu sagen nie, als die produktivsten Arbeitsstunden anzusehen sind. Wo sie aber dennoch notwendig wurden — wie hier —, hätte schnellste Abhilfe einsetzen müssen, von Ihrer Seite, Herr Minister! Wir mahnten vergeblich.
    Welche Anhaltspunkte hat die Bundesregierung dafür, daß die Unfallquote 1966 wesentlich geringer liegen wird als 1965, da doch bis zur Stunde innerhalb der Bundesregierung offenbar noch keine Klarheit und Übereinstimmung im Hinblick auf die notwendig werdenden Gesetzesvorlagen und dem Hause zuzuleitenden Kabinetts-Beschlußvorlagen besteht? Wie werden — so fragen wir weiter — die finanziellen Auswirkungen solcher Maßnahmen sein?
    Ich frage hier nicht, um beckmesserhaft Gelder aufzurechnen oder gar die Notwendigkeit weiterer Ausgaben vorsorglich zu bestreiten. Das Waffensystem ist teurer geworden — vielleicht schon zu teuer — auf Grund von Versäumnissen und Fehlplanungen, die weniger in Ihrer Verantwortung, Herr Minister von Hassel, als in der Verantwortung Ihres Vorgängers liegen. Sie haben sich jedoch wiederholt voll und ganz hinter die Maßnahmen und Handlungen Ihres Vorgängers gestellt. Ich nehme an, Sie haben dies im vollen Bewußtsein dessen getan, was Sie sich damit eingehandelt haben. Wer vor der Sonne der Macht sitzt, wirft Schatten. Ich wäre an Ihrer Stelle bei Franz Josef Strauß vorsichtiger gewesen.

    (Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Rasner: Aber Sie kommen nicht in die Verlegenheit, Herr Wienand!)

    „Du kannst die Sorgenvögel nicht hindern, über deinen Kopf hinwegzufliegen, aber du kannst sie hindern, in deinen Haaren zu nisten." Sie, Herr Minister, ließen sie nisten; deshalb müssen Sie sich heute diese Fragen gefallen lassen.
    Obwohl ich im Verteidigungsausschuß wiederholt nach den finanziellen Auswirkungen gefragt habe, konnte mir, abgesehen von einer allgemein gehaltenen Antwort des Herrn Staatssekretärs, keine verbindliche Antwort gegeben werden. Wir wissen demnach bis zur Stunde noch nicht: Was ist an Gesetzesnovellierungen, -änderungen und neuen Gesetzen erforderlich? Wie wird der Finanzaufwand sein? Wann werden die Vorlagen dem Parlament zugeleitet, wann werden sie in Kraft treten können, um dann, als bisher nur angekündigte Maßnahmen, zur Verbesserung der Situation wirksam zu werden? Sind Sie hier und jetzt in der Lage, dem Parlament und der Öffentlichkeit zu sagen, was bisher eingeleitet und wirksam geworden ist? Wann wird der Rest der angekündigten Maßnahmen, der keiner gesetzlichen Regelung bedarf, eingeleitet und wirksam?
    Nur Antworten hierauf können als solide Aussage bewertet werden; alles andere muß bis zum Beweis des Gegenteils als eine Ankündigung, getragen vom guten Willen, ohne realen Hintergrund betrachtet werden. Nur mit der sehr konkreten Beantwortung dieser Fragen — ich habe mich auf einige beschränkt, weil ich sonst zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde — und unter Berücksichtigung der von uns gestellten Anträge, die Sie zum Teil abgelehnt wissen wollten und die dann von Ihren Freunden auch abgelehnt wurden, können Sie, Herr Minister, unsere Frage 4 befriedigend beantworten. Zur Erleichterung der gewiß nicht angenehmen Aufgabe



    Wienand
    denken Sie daran, daß eine offenherzige Darlegung uns allen dient und hilft.

    (Abg. Rasner: Sie haben das Urteil schon vorweggenommen!)

    Bei all unseren Diskussionen im Verteidigungsausschuß kamen wir immer wieder auf den einen Punkt zurück, den ich schon erwähnt habe und der auch in dem Bericht des Herrn Berichterstatters erwähnt wurde: Wenn die Unfallzahl in den Starfighter-Verbänden der Bundeswehr entscheidend herabgesetzt werden soll, muß der Klarstand an F 104 G und damit das Angebot an Flugstunden erhöht werden. Das heißt, der Klarstand an F 104 G in .den Starfighter-Geschwadern und an den Schulen der Bundeswehr muß entscheidend verbessert werden. Damit erhöht sich dann das Angebot an Flugstunden, was wieder Voraussetzung für die bessere Qualifikation des fliegenden Personals ist.
    Über die Einsatzbereitschaft und den Klarstand an 'Flugzeugen in einigen Geschwadern und an der Waffenschule der F 104 G haben wir im Ausschuß einige Zahlen gehört. Aber trotz mehrfacher ausdrücklicher Fragen haben wir einen Gesamtüberblick über den Klarstand aller F 104 G in den fliegenden Verbänden der Luftwaffe nicht bekommen.

    (Abg. Eschmann: Leider wahr!)

    So bin ich auf Schätzungen angewiesen. Mir will scheinen, daß selbst bei optimistischer Schätzung von allen bisher von der Industrie ausgelieferten F 104 G und zusammen mit den in den USA beschafften F 104 G und TF 104 G, also den zweisitzigen Schulflugzeugen, sich nur weniger als ein knappes Viertel bei den Geschwadern und an den Schulen der Bundeswehr in einsatzbereitem Zustand befindet.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Nun haben wir im Ausschuß gehört, daß mit zunehmender Flugerfahrung der Piloten Unfälle, bei denen Bedienungsfehler des Piloten eine wesentliche Rolle spielen, erheblich zurückgehen. Wir haben außerdem gehört, daß unsere Starfighter-Piloten weit weniger Stunden auf dem Starfighter geflogen haben als ihre ausländischen Luftwaffenkameraden, die den gleichen oder doch vergleichbaren Flugzeugtyp fliegen. Wir haben weiterhin gehört, daß die von der NATO für das In-Übung-Halten der Piloten geforderten jährlichen Flugstunden für die Bundeswehr schon um ein Viertel gesenkt wurden. Wir wissen, daß auch die verringerte Zahl der Flugstunden bei der 'Bundeswehr nicht erreicht werden kann, da das Flugstundenangebot zu gering ist. Hieraus ergibt sich die dringende Forderung, Einsatzbereitschaft und Klarstand der F 104 G Schritt für Schritt zu erhöhen.
    Mir scheint, daß die letzte Frage unserer Großen Anfrage unter diesem Gesichtspunkt gesehen werden muß. Sie lautet:
    Kann die Bundesregierung versichern, daß der Klarstand des Starfighters F 104 G im Laufe des Jahres so weit gehoben wird, daß im Durchschnitt wenigstens 30 % der insgesamt für Luftwaffe und Marine beschafften bzw. heute noch vorhandenen Starfighter (ausschließlich doppelsitzige Schulflugzeuge) einsatzfähig sind?
    Mir scheint, diese 30 % müssen als sehr bescheiden angesehen werden. Es müßte doch möglich sein, wenigstens ein Drittel aller bisher angeschafften Starfighter in den Verbänden der Luftwaffe, der Marine und bei den Schulen einsatzbereit zu haben, um das Flugstundenangebot zu erhöhen.
    Hinter dieser Frage steht allerdings ein noch viel ernsteres Problem, nämlich: Wie ist es möglich, daß die Zahl der vorhandenen, d. h. von der Industrie ausgelieferten oder in den Vereinigten Staaten gekauften Maschinen bis heute ganz offenbar bei weitem 1. die personellen, 2. die technischen, 3. die infrastrukturellen und 4. die logistisch verfügbaren Kapazitäten der Bundeswehr überschreitet?
    Im Ausschuß hörten wir von einem der erfahrensten Geschwaderkommodoren der Bundeswehr, daß den Geschwadern, die gerade mit einem kleinen Kern ausgebildeten Personals in die Umrüstungsphase hineingingen, Maschinen um Maschinen auf den Platz gerollt wurden. Sie konnten dann mit dieser Flut nicht fertig werden. Den Geschwadern der Bundeswehr sind sogar 52 und teils mehr F 104 G zugeteilt worden und nicht 42 wie in allen anderen NATO-Luftwaffen. Wollte man mit dieser Maßnahme beweisen, daß keine F 104 G zuviel oder zu früh geliefert wurde?
    Das kommt uns so vor, als wenn 'ein Industriebetrieb die Maschinen für eine neue, hochmoderne Automatenstraße einkauft und, wenn diese modernen Maschinen auf dem Fabrikhof eintreffen, mit Erschrecken festgestellt wird, daß nur ein Teil der Gebäude vorhanden ist, um diese wertvollen Maschinen aufzunehmen, und daß viel zuwenig technisches Spezial- und Bedienungspersonal vorhanden ist und deshalb die Fertigung nicht anlaufen kann. Wenn sich die Betriebsleitung dann erst nach Jahren entschließt, neue Hallen zu bauen, neues Personal anzuwerben und auszubilden und damit in den vorausgehenden Jahren Millionenverluste bewußt und schuldhaft in Kauf nimmt, so scheint mir das zumindest eine eklatante Fehlplanung zu sein,

    (Beifall bei der SPD — Abg. Eschmann: Genau das ist es!)

    eine eklatante Fehlplanung auf technisch-organisatorischem Gebiet und auf dem Gebiet der Personalpolitik.
    Es waren und sind logistische Mängel und Fehlplanungen vorhanden. Wurden nicht Flugzeuge geliefert — so frage ich Sie, Herr Minister —, ohne daß zur gleichen Zeit die Boden- und Testprüfgeräte mitgeliefert wurden? Wurden nicht Maschinen geliefert und dabei wenigstens für einen langen Zeitraum Boden- und Testprüfgeräte vergessen? Hatte man, als die Boden- und Testprüfgeräte kamen — sie kamen viel zu spät —, die hohe Verschleißquote dieser Geräte einkalkuliert? Gab es Ersatzteile, genügend Ersatzteile für diese Geräte und für die F 104 G, die schon geflogen wurde?

    (Abg. Berkhan: Die richtigen Ersatzteile!)

    Hatte man die richtigen Ersatzteile, hatte man die
    Reparaturanleitungen für diese Geräte? Hatte man



    Wienand
    ausreichende Ausbesserungs- und Überholungskapazitäten für die Maschinen und für die Boden- und Testprüfgeräte vorgesehen, die zur Erhöhung der Flugsicherheit der Maschinen beitragen?
    Das sind Fragen, die Sie hier beantworten sollten und an denen wir uns nicht vorbeimogeln dürfen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Hatte man oder hat man gar heute eine moderne betriebstechnische Organisation in den Geschwadern, in den Parkregimentern, in den Depots, im BWB, im Ministerium selbst? Gibt es sie heute? Oder wo ist die Vorlage, wo ist der Gesetzentwurf, mit dem wir sie schaffen können, wenn Sie es schon nicht aus eigener Kraft aus den Kompetenzen des Ministers heraus getan haben oder tun können? Wie erklären Sie sich die langen Zeiten, bis es zu den notwendigen, zu den als dringend notwendig erkannten technischen Änderungen kam? Sie dauerten teilweise zwei Jahre. Fragen über Fragen! Fehler? Ich weiß, es gibt gewisse Fehler, welche, gut dargestellt, besser glänzen als Tugenden. Ich sage dies nicht ohne Grund; denn man wird dadurch nicht besser, daß man seine Fehler verbirgt, vielmehr gewinnt unser moralischer Wert durch die Aufrichtigkeit, mit der wie sie gestehen.

    (Abg. Dr.. Luda: Das merken Sie sich mal!)

    Kommen wir deshalb auf unser Beispiel zurück. Wenn Sie, Herr Minister von Hassel, Direktor des vorhin erwähnten Industriebetriebes wären, würden Sie an diesen hochmodernen Maschinen sicherlich nur wenig Freude haben, und was, glauben Sie, würden Ihre Aktionäre oder gar der Aufsichtsrat sagen, wenn Sie dort nicht bedingungslose Beschützer in der Mehrheit haben!

    (Beifall bei der SPD.)

    Genau in der Lage dieses Direktors aber befinden Sie sich als Minister mit den Starfightern in der Bundeswehr; nur daß Sie die Verantwortung vor dem ganzen deutschen Volke übernehmen müssen. Niemand wird Sie, wie die Dinge heute liegen, darum beneiden. Aber daß sie so liegen, das ist weitgehend Ihre Sache.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ehe ich das Wort dem Herrn Minister zur Beantwortung der Anfragen und zur Stellungnahme zum Ausschußbericht gebe, habe ich eine Mitteilung zu machen. Der Herr Bundeskanzler will morgen vormittag eine bedeutsame Erklärung zur Außenpolitik abgeben. Ich schlage Ihnen vor, die Tagesordnung für morgen zu ändern, und zwar wie folgt: 9 Uhr: Erklärung des Bundeskanzlers zur Außenpolitik; anschließend eine Aussprache, von der mir von seiten der Herren Fraktionsgeschäftsführer gesagt wurde, sie werde kurz sein; dann die Fragestunde. Ist das Haus einverstanden? — Es ist so beschlossen.
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Verteidigung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kai-Uwe von Hassel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich zu dem soeben erstatteten Bericht des Ausschusses für Verteidigung Stellung nehme und die Antwort der Bundesregierung auf die Großen Anfragen der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP sowie der Fraktion der SPD gebe, hält es die Bundesregierung für unerläßlich, eine kurze Bemerkung über die Verteidigungssituation der Bundesregierung und der Bundesrepublik und des gesamten Westens voranzustellen.

    (Heiterkeit und Aha-Rufe bei der SPD.)

    Denn das Starfighter-System ist ein Eckstein unserer Verteidigung, und aus der Gesamtschau ergibt sich der Rang dieses Waffensystems.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Oberstes Ziel der deutschen Verteidigungspolitik ist die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland.
    Gemessen an den Kräften des möglichen Gegners reicht das deutsche Verteidigungspotential nicht annähernd aus, die Sicherheit zu gewährleisten. Die Bundesrepublik Deutschland bekennt sich deshalb zur NATO, zu dem Bündnis zwischen Europa, den Vereinigten Staaten und Kanada. Denn nur das Zusammenstehen des freien Westens in diesem Bündnis gewährleistet die Freiheit Europas, die Sicherheit Europas und damit die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das oberste Ziel der Verteidigungspolitik aller Bündnispartner der Nordatlantischen Allianz ist die Verhinderung des Krieges. Die Bundesrepublik Deutschland bekennt sich zu diesem Ziel und damit auch in Zukunft zu diesem Bündnis der freien Völker, das allein Freiheit und Sicherheit unseres Staatswesens zu garantieren vermag. Als gleichberechtigte, aber auch gleichverpflichtete Partner leisten wir deshalb loyal und nach dem Maß der Möglichkeiten unseren Beitrag zur Sicherung des Friedens.
    Die militärische Konzeption der NATO ist zwar durch die waffentechnische und die politische Entwicklung einem Wandel unterworfen; sie dient jedoch unverändert dem politischen Ziel der Kriegsverhinderung. Diese militärische Konzeption ist seit dem atomaren Patt der Großmächte in Ost und West ausgerichtet nach dem Grundprinzip der abgestuften Abschreckung des potentiellen Gegners. Die Wirksamkeit dieser Strategie ist abhängig von der Glaubwürdigkeit dieses Prinzips. Diese ist nur dann sichergestellt, wenn die NATO nicht nur willens ist, die Freiheit Europas zu verteidigen, sondern auch über ein ausgewogenes konventionelles und nukleares Rüstungspotential in allen Stufen verfügt, damit ein möglicher Gegner eine Aggression unterläßt, weil er das Risiko, das er bei jedem wie auch immer gearteten Angriff laufen würde, nicht mehr kalkulieren kann.
    Nach dieser für die Funktionsfähigkeit des Verteidigungsbündnisses entscheidenden Notwendigkeit richten sich die militärischen Forderungen der NATO an die einzelnen Partner der Allianz. Die ent-

    • 1527

    Bundesminister von Hassel
    sprechenden Forderungen an den Bündnispartner Bundesrepublik Deutschland umfassen deshalb nicht nur Rüstungen im konventionellen, sondern genauso im nuklearen Bereich. Deshalb besteht unser Beitrag darin, daß die Bundeswehr auch mit solchen Waffensystemen ausgerüstet ist, die neben konventioneller Munition auch nukleare Sprengköpfe zum Einsatz bringen können. Das Waffensystem Starfighter ist ein solches Waffensystem!
    Die Bundesregierung braucht wohl nicht zu wiederholen, daß die Bundesrepublik Deutschland auf die Herstellung von nuklearen Sprengköpfen vertraglich verzichtet hat und daß Deutschland eine nationale Verfügungsgewalt über solche Waffen weder hat noch anstrebt.
    Auf Weisung des NATO-Rates erarbeitet die Defense Planning Working Group in Verbindung mit den NATO-Militärbehörden — SACEUR, Standing Group und Militär-Ausschuß — periodisch die langfristigen NATO-Streitkräfte-Forderungen für die Verteidigung der in der NATO zusammengeschlossenen Staaten. Auf Grund der Feindlagebeurteilung, insbesondere der darin enthaltenen Einschätzung der Bedrohung und der waffentechnischen Entwicklung beim potentiellen Gegner, wurde die Einführung von Allwetterwaffensystemen zum frühestmöglichen Zeitpunkt gefordert und hierbei Art und Umfang der Verbände der NATO-Partner im einzelnen empfohlen. Die Bundesrepublik Deutschland hat unter gewissen unerläßlichen Abstrichen, auf die noch einzugehen sein wird, sich dieser Forderung weder entziehen wollen noch entziehen können, und zwar im Interesse ihrer nationalen Sicherheit zur Gewährleistung einer wirksamen NATO-Verteidigung.
    Meine Damen und Herren, auf der Grundlage dieser politischen Entscheidung hat sich der Aufbau der deutschen Streitkräfte vollzogen. Teil dieser Streitkräfte ist die deutsche Luftwaffe. Entscheidendes Waffensystem dieser Luftwaffe ist das Flugzeug F 104 G, der Starfighter.
    An dieser Stelle darf ich auf eine Frage des Abgeordneten Rommerskirchen, wie die Bundesregierung über die Forderung nach einem Startstopp für den Starfighter denke, mit wenigen Sätzen wie folgt antworten: Die Stillegung des Starfighters würde die Stillegung des Kernsystems der deutschen Luftwaffe bedeuten.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Sie würde entscheidend das Prinzip der Abschrekkung schwächen.

    (Abg. Eschmann: Wer will das denn?)

    — Die Frage ist mir gestellt worden. Ich unterstelle nicht, daß jemand es will. Aber in einer ganzen Reihe von Stellungnahmen, auch von Ihrer Seite, meine Damen und Herren von der SPD, ist diese Frage durchgeklungen.

    (Beifall in der Mitte. — Abg. Eschmann: Nein!)

    Die Wiederaufnahme des Flugbetriebes mit dem Starfighter würde uns um Jahre zurückwerfen. Wahrscheinlich würde sie dann sehr viel höhere
    Kosten verursachen und sehr viel größere Opfer fordern, ganz abgesehen davon, daß uns das qualifizierte Personal in der Zwischenzeit davonlaufen würde. Die Stillegung dieses Waffensystems würde eine verhängnisvolle Lücke in der Gesamtverteidigung der NATO bedeuten.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Am Rande darf ich bemerken, daß ein einziges assigniertes, für den strike vorgesehenes Geschwader der deutschen Luftwaffe mehr Sprengkraft hat als die Luftwaffen aller Staaten des 2. Weltkrieges zusammengenommen.
    Bevor ich mich den zahlreichen Detailfragen zuwende, sollte eine Frage vorab behandelt werden, weil sich spätere Ausführungen daran anschließen müssen, nämlich die Frage Nr. 1 aus der Großen Anfrage der CDU/CSU und FDP. Dabei geht es um die Auswahl des Typs, den Umfang der Beschaffung und das Aufbau-Tempo.
    Zunächst folgendes! Der Bundesminister der Verteidigung hat stets zwei Aufgaben nahezu gleichzeitig zu lösen: die Bundeswehr von heute bereitzustellen, zu bewaffnen, auszubilden, zu führen, sie in bestmöglicher Form „präsent" zu haben und gleichzeitig die Bundeswehr von morgen zu konzipieren, die Lehrsätze, die Doktrinen von morgen zu entwickeln. Die Bundeswehr von heute konnte bei ihrer Aufstellung 1955 zunächst nur mit den Waffen ausgerüstet werden, die kurzfristig zur Verfügung standen. Die Erstausstattung der Luftwaffe erfolgte deshalb mit bereits in der Produktion auslaufenden Typen. Zur gleichen Zeit aber mußte schon die Bundeswehr von morgen geplant werden. Im Jahre 1957 ergab sich daher für meinen Amtsvorgänger die Notwendigkeit, die Umrüstung der Luftwaffe — das gleiche gilt für die Marine-Fliegerverbände — auf ein modernes Waffensystem zu planen. Wie bei jeder Rüstungsentscheidung mußte der Schritt nach vorn so weit gemacht werden, daß nach menschlichem Ermessen der neue Flugzeugtyp für die Dauer seiner voraussichtlichen Indiensthaltung dem potentiellen Gegner überlegen bleibt.

    (Sehr gut! in der Mitte!)

    Die Bundeswehr hatte also keine andere Wahl, als den Sprung vom Überschall-Flugzeug zu einem Typ zu tun, der mit mehr als zweifacher Schallgeschwindigkeit fliegen kann, im Bewußtsein dessen, daß diese Umstellung ungewöhnlich hohe Anforderungen an die Ausbildung, an die Technik und an die Logistik stellen wird,

    (Sehr richtig! in der Mitte)

    und mit dem Willen, im Interesse unserer Sicherheit diese Probleme zu meistern. Die Bundeswehr hat damals nach sorgfältiger Prüfung von 14 Mustern — das ist vor etwa einem Jahr hier im Bundestag debattiert worden — die Systeme Mirage III A, Super-Tiger und F 104 in die engere Wahl gezogen und sich dann im Jahre 1958 für die F 104 entschieden. Die Richtigkeit der damaligen Entscheidung ergibt sich aus folgendem. Von den beiden in engerer Wahl stehenden Typen wurde der eine, der Super-Tiger, nie gebaut; dem



    Bundesminister von Hassel
    anderen, der Mirage, ist die F 104 überlegen. Die F 104 ist auch heute nicht nur dem Namen nach Super-Starfighter, sie ist eines der modernsten Waffensysteme überhaupt.
    Die Bundeswehr hat die F 104 in einer Mehrzweckeversion beschafft, nämlich in dem Typ F 104 G. Diese Mehrzweckeversion erlaubt es — der Berichterstatter ist schon darauf eingegangen —, mit einem Flugzeugtyp jeweils nach Austausch bestimmter Elemente drei verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Nach dem Urteil der Piloten steht die Flugeigenschaft der F 104 G in nichts der Flugeigenschaft des Ausgangstyps F 104 nach.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Im übrigen bringt die Mehrzweckeversion im taktischen Bereich den Vorteil, Kräfte für einen bestimmten Auftrag konzentrieren zu können. Die Mehrzweckeversion ergibt ferner gegenüber der Inbetriebhaltung von drei verschiedenen Flugzeugtypen wesentliche Ersparnisse im personellen und logistischen Bereich.
    Schließlich ist die Tatsache nicht uninteressant, daß nunmehr auch die amerikanische Luftwaffe mit ihren weit größeren personellen, technischen und finanziellen Möglichkeiten ihre modernen Systeme — F 4 C und F 111 — als Mehrzweckesysteme ausrüstet.
    Die Umrüstung mußte alsbald und in großem Umfang durchgeführt werden. Die Notwendigkeit der alsbaldigen Inangriffnahme der Umrüstung ergab sich aus der NATO-Forderung, die im Dezember 1961 schriftlich fixiert wurde. Die NATO- Forderung wiederum beruht, wie schon dargelegt worden ist, auf der Einschätzung des potentiellen Gegners.
    Ich darf mir hier eine Zwischenbemerkung erlauben. Es kommt darauf an, zu wissen, was der potentielle Gegner kann, welches Vermögen er hat, was er drüben an Verbänden usw. hat, und nicht darauf, was er gegenwärtig politisch für Absichten haben könnte.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Notwendigkeit, die Umrüstung alsbald und mit ganzer Kraft in Angriff zu nehmen, ergab sich ferner aus dem beträchtlichen Zeitraum von etwa neun Jahren, der für die Durchführung zu veranschlagen war. Diese Zeitplanung hat sich als richtig erwiesen; die Umrüstungsziele sind bzw. werden in wesentlichem Umfange termingerecht erreicht.
    Schließlich ist bei dieser Betrachtung auch die Lage der Luftfahrtindustrie zu berücksichtigen. Ihr fehlten damals sowohl Aufträge als auch das know how. Ich möchte hier sagen, der Aufbau einer deutschen Luftfahrtindustrie, den wir aus vielfachen Gründen, glaube ich, uneingeschränkt bejahen, ist nur möglich gewesen durch die Aufträge, die der Bundesminister der Verteidigung, meine Vorgänger, dieser deutschen Industrie gegeben haben.

    (Abg. Schmidt [Hamburg] : Ein großes Verdienst! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Meine Damen und Herren, wenn wir keine eigene
    Luftfahrtindustrie hätten, könnten wir zwar in Amerika, in England oder Frankreich kaufen; aber Sie werden mir, die Sie ansonsten immer gerade auch das wissenschaftliche Potential der deutschen Seite usw. für die Zukunft im Auge haben, genauso zugeben, daß gerade die deutsche Luftfahrtindustrie auf diese Weise eine ganze Portion „know how" für Deutschland auf Grund eigener Fähigkeiten entwickelt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Eschmann: Das wird nicht bestritten!)

    — Nein, Herr Kollege, Sie haben das nicht bestritten.

    (Zuruf von der SPD: Wer bestreitet das denn?)

    Aber wenn das — —

    (Abg. Schmidt [Hamburg] : Reden Sie doch zum Thema, verdammt nochmal! — Oh-Rufe von der Mitte. — Abg. Rasner: Benehmen, Herr Schmidt! — Weitere Zurufe von der SPD und Gegenrufe von der CDU/CSU.)

    — Von dieser Seite ist ein Zwischenruf gekommen, aus dem hervorgeht, daß bei meiner Feststellung, es sei ein Verdienst, daß wir die deutsche Luftfahrtindustrie wiederaufgebaut hätten, das Wort „Verdienst" in Zweifel gezogen worden ist. So habe ich es hier gehört.

    (Zuruf von der SPD: Dann haben Sie es falsch verstanden!)

    Hinsichtlich des Umfanges der Umrüstung — —