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    Deutscher Bundestag 190. Sitzung Bonn, den 16. Juni 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 9511 A Fragestunde (Drucksachen IV/3525, IV/3538) Frage des Abg. Dr. Mommer: Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9511 C Dr. Mommer (SPD) 9511 C Frage der Abg. Frau Freyh (Frankfurt) : Humboldt-Schule in San José Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9511 D Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . . 9512 A Fragen des Abg. Dr. Dr. Oberländer: Resolution des amerikanischen Kongresses und Proklamationen der US- Präsidenten betr. unterjochte Völker Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9512 A Dr. Dr. Oberländer (CDU/CSU) . . . 9512 C Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Bezüge der Auslandslehrer in Argentinien Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9512 D Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 9513 A Frage des Abg. Jacobs: Deutscher Festspielbeitrag in Cannes Dr. Schröder, Bundesminister . . 9513 C Jacobs (SPD) 9513 C Frage des Abg. Biechele: Deutsche als Opfer der Aufständischen im nördlichen Kongo Dr. Schröder, Bundesminister . . 9514 A Biechele (CDU/CSU) 9514 A Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : „UN-Cooperation-Year" Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9514 B Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 9514 C Frage des Abg. Börner: Erlaß betr. „Briefzensur von Arrestanten" von Hassel, Bundesminister . . . . 9514 D Börner (SPD) . . . . . . . . . 9515 A Cramer (SPD) . . . . . . . . . 9515 B Schwabe (SPD) . . . . . . . . 9515 C Zoglmann (FDP) . . . . . . . . 9515 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 Dröscher (SPD) . . . . . . . . 9515 D Dr. Dr. Heinemann (SPD) 9516 A Jahn (SPD) . . . . . . . . . 9516 B Ritzel (SPD) . . . . . . . . 9516 C Berkhan (SPD) . . . . . . . . 9516 D Frage des Abg. Ritzel: Landbeschaffung für Zwecke der Bundeswehr von Hassel, Bundesminister . . . 9517 A Ritzel (SPD) 9517 A Frau Pitz-Savelsberg (CDU/CSU) . 9517 C Frage des Abg. Cramer: Bau einer Panzerstraße bei Varel von Hassel, Bundesminister . . . . 9517 D Cramer (SPD) . . . . . . . . . 9517 D Frage des Abg. Müller-Emmert: Bau einer weiteren Abfahrt von B 40 a nahe Flugplatz Ramstein zur Landstuhler Straße Richtung Gemeinde Ramstein 9518 A Frage des Abg. Müller-Emmert: Fertigstellung des Teilstücks der B 408 zwischen Landstuhl und Glan-Münchweiler 9518 A Fragen des Abg. Cramer: Zustand der Schleuse bei der ersten Hafeneinfahrt in Wilhelmshaven Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9518 B Cramer (SPD) 9518 D Frage des Abg. Dr. Kliesing (Honnef) : Tieferlegung der Bahn-Trasse in Bonn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9519 B Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . . 9519 B Frage des Abg. Dr. Kliesing (Honnef) : Bonner Südbrücke Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9519 D Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . . 9519 D Frage des Abg. Dr. Kliesing (Honnef) : Bau der EB 42 im Amtsbereich Oberkassel Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9520 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . . 9520 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Einschränkung des Sonntagsfahrverbotes für den Güterkraftverkehr — Ausnahmegenehmigungen 9520 D Frage des Abg. Fritsch: Ortsumgehung Schönberg, Landkreis Grafenau Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9521 A Fritsch (SPD) 9521 A Fragen des Abg. Dr. Roesch: Mangel an Fußgängerüberwegen auf der B 29 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9521 C Dr. Roesch (SPD) . . . . . . . . 9521 D Fragen des Abg. Hübner (Nievenheim) : Einstellung der Stückgutabfertigung am Bahnhof Nievenheim — Nichtbeachtung von Landesplanung und regionaler Strukturverbesserung bei Rationalisierungsmaßnahmen der Deutschen Bundesbahn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9522 A Hübner (Nievenheim) (SPD) . . . 9522 C Ritzel (SPD) 9523 A Fragen des Abg. Faller: Empfang des Fernsehprogramms im Landkreis Lörrach . . . . . . . . 9523 D Fragen des Abg. Müller (Erbendorf) : Empfang des 2. Fernsehprogramms im Regierungsbezirk Oberpfalz Stücklen, Bundesminister 9523 D Müller (Erbendorf) (SPD) 9524 A Fritsch (SPD) 9524 B Fragen des Abg. Strohmayr: Berechnung von Kosten für nicht zurückgegebene alte Telefonbücher Stücklen, Bundesminister 9524 C Strohmayr (SPD) . . . . . . . 9524 D Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehem. Standortübungsplatzes Boye—Kl. Hehlen an die Stadt Celle (Drucksache IV/3543) . . . . . . . . . . . . 9525 B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 III Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehem. Flugplatzes Hamburg-Bahrenfeld (Drucksache IV/3544) 9525 B Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die Fünfundzwanzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 (Drucksachen IV/3506, IV/3553) 9525 C Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des Grundstücks in Köln, Hahnenstr. 6, an die Stadt Köln (Drucksache IV/3531) 9525 C Entfwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Grundgesetzes (Drucksache IV/891) ; Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksachen IV/3494, zu IV/3494) — Zweite Beratung —, in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 10) (Drucksache IV/2633) — Erste Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Artikel 10 Grundgesetz) (Drucksache IV/2634) — Erste Beratung — Benda (CDU/CSU) 9526 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 9532 A Erler (SPD) 9537 B Dorn (FDP) 9545 C Höcherl, Bundesminister 9552 B Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . . 9561 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler 9561 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 9563 B Nächste Sitzung 9566 C Anlagen 9567 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 9511 190. Sitzung Bonn, den 16. Juni 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 18. 6. Dr. Aigner* 18. 6. Frau Albertz 10. 7. Arendt (Wattenscheidt) 16. 6. Dr. Aschoff 16. 6. Bading * 18. 6. Bazille 14. 7. Bergmann * 18. 6. Dr. Bleiß 16. 6. Böhme (Hildesheim) 16. 6. Brese 16. 6. Dr. Conring 16. 6. Dr. Danz 16. 6. Deringer * 18. 6. Dr. Dichgans * 18. 6. Drachsler 16. 6. Dr. Dr. h. c. Dresbach 30. 6. Dr. Eckardt 16. 6. Eisenmann 16. 6. Dr. Elbrächter 16. 6. Frau Dr. Elsner * 18. 6. Faller * 18. 6. Figgen 24. 6. Flämig 23. 6. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 18. 6. Dr. Furler * 18. 6. Gehring 20. 6. Glombig 16. 6. Günther 16. 6. Frhr. zu Guttenberg 16. 6. Hahn (Bielefeld) * 18. 6. Frau Dr. Heuser 16. 6. Frau Dr. Hubert 16. 6. Illerhaus 18. 6. Kalbitzer 16. 6. Frau Kettig 18. 6. Klinker * 18. 6. Knobloch 25. 6. Könen (Düsseldorf) 20. 6. Frau Korspeter 20. 6. Dr. Kreyssig * 18. 6. Kriedemann * 18. 6. Frhr. von Kühlmann-Stumm 16. 6. Kulawig * 18. 6. Kurtz 16. 6. Leber 20. 6. Lenz (Bremerhaven) 30. 6. Lenz (Brühl)* 18.6. Dr. Lohmar 28. 6. Dr. Löhr * 18. 6. Lücker (München) * 18. 6. Maier (Mannheim) 30. 6. Mauk * 18. 6. Merten * 18. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. Möller 16. 6. Dr. Müller-Hermann * 18. 6. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Neumann (Allensbach) 16. 6. Dr. Philipp * 18. 6. Pöhler 19. 6. Frau Dr. Probst * 18. 6. Rademacher * 18. 6. Richarts * 18. 6. Rohde * 18. 6. Seibert 18. 6. Seifriz * 18. 6. Seuffert * 18. 6. Dr. Seume 16. 6. Dr. Sinn 16. 6. Schneider (Hamburg) 16. 6. Dr. Schneider (Saarbrücken) 16. 6. Dr. Starke * 18. 6. Storch * 18. 6. Strauß 2. 7. Frau Strobel * 18. 6. Urban 16. 6. Weigl 22. 6. Weinkamm * 18. 6. Dr. Willeke 20. 6. Zühlke 30. 6. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom 16. Juni 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache IV/3525, Frage XII/8) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß zwischen der Antwort von Staatssekretär Dr. Seiermann zur Frage der Einschränkung .des Sonntagsfahrverbotes für den Güterkraftverkehr und etwaiger Ausnahmegenehmigungen in der Fragestunde vom 21. Januar 1965 und der dieser Tage durch Rundschreiben den Ländern zugestellten Bitte, für bestimmte Zeiten in der Hauptreisezeit keine Ausnahmegenehmigungen zu erteilen, ein klarer Widerspruch besteht, der umgehend im Interesse der Betroffenen aufgeklärt werden sollte? In der Fragestunde am 21. Januar 1965 hat auf Ihre Zusatzfrage Herr Staatssekretär Dr. Seiermann erklärt, es werde nicht davon die Rede sein, daß Ausnahmen vom Sonntagsfahrverbot während der Hauptreisezeit überhaupt unterbleiben sollen. Es ist auch jetzt nicht davon die Rede, daß Ausnahmen vom Sonntagsfahrverbot während der ganzen Hauptreisezeit nicht erteilt werden dürfen. Mit Schnellbrief vom 27. April 1965 wurden die Länder lediglich gebeten, für Sonntag, den 25. Juli 1965, das Sonntagsfahrverbot strikt durchzuführen. Diese Maßnahme ist erforderlich, weil trotz meiner ständigen Bemühungen um stärkere Staffelung der Ferien auch in diesem Jahr die Sommerferien in mehreren großen Bundesländern fast zur gleichen Zeit beginnen, und zwar in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Saarland am 21. Juli und in Baden-Württemberg am 26. Juli. Gleichzeitig wurden die Spit- * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments 9568 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 zenverbände der Wirtschaft und des Verkehrs von dieser Maßnahme unterrichtet. Die betroffenen Firmen wurden dadurch fast drei Monate vorher in die Lage versetzt, entsprechende Dispositionen (z. B. Verwendung leichter Lkw ohne Anhänger) zu treffen. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Bargatzky vom 16. Juni 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dröscher (Drucksache IV/3525, Fragen XIV/1, 2 und 3) : Wie groß ist die Zahl der in der Bundesrepublik lebenden Diabetiker? Gibt es angesichts der wachsenden Zahl der an Diabetes Erkrankten zentrale Forschungsstellen, die in Zusammenarbeit mit entsprechenden ausländischen Instituten an der Eindämmung dieser Krankheit arbeiten? Wird der infolge der wachsenden Krankenzahlen sich immer mehr ausweitende Markt an diätetischen Lebensmitteln überwacht und angesichts des Monopolcharakters gewisser für Diabetiker lebensnotwendiger Grundnahrungsmittel (z. B. Sionon) dafür gesorgt, daß keine ungerechtfertigten Gewinne aus Geschäften mit dieser Krankheit gemacht werden? 1. Der Diabetes unterliegt nicht der gesetzlichen Meldepflicht. Die Zahl der Zuckerkranken kann daher nur geschätzt werden, zumal viele Menschen zuckerkrank sind, ohne es zu wissen. Vor 1939 wurde die Diabeteshäufigkeit auf 0,2 bis 0,3 % der Bevölkerung geschätzt. Heute muß angenommen werden, daß etwa 1,5 bis 2 % zuckerkrank sind. Dem liegt die Zahl von etwa 400 000 bekannten und von ebenso vielen bisher unerkannt gebliebenen Diabetikern zugrunde. 2. Die Diabetesforschung ist in der Bundesrepublik nicht zentralisiert, sondern seit langem an viele Stellen verteilt. Es ist jedoch geplant, an der Medizinischen Akademie in Düsseldorf ein Spezialinstitut für Diabetesforschung zu errichten. Es hat sich ein „Verein zur Förderung der Erforschung der Zuckerkrankheit" gebildet, der seine Tätigkeit noch in diesem Jahr aufnehmen wird. Bis zur Errichtung des geplanten Instituts wird der Verein vorläufig an der Medizinischen Klinik der Medizinischen Akademie in Düsseldorf arbeiten. 3. Der Verkehr mit diätetischen Lebensmitteln wird ebenso wie der mit sonstigen Lebensmitteln von der amtlichen Lebensmittelüberwachung laufend überprüft. Dies geschieht unter Aufsicht der obersten Gesundheits- und Veterinärbehörden der Länder. Von einem Monopolcharakter gewisser diätetischer Lebensmittel ist der Bundesregierung nichts bekannt. Die Verordnung über diätetische Lebensmittel vom 20. Juni 1963 läßt es durchaus zu, genügend gleichartige oder gleichwirkende diätetische Lebensmittel verschiedener Hersteller nebeneinander zur Auswahl in den Verkehr zu bringen. So ermöglicht die Verordnung z. B. den Wettbewerb zwischen 4 verschiedenen zugelassenen Zuckeraustauschstoffen. Die Bezeichnung „Sionon" ist nur der Markenname für einen Zuckeraustauschstoff, der unter der chemischen Bezeichnung „Sorbit" allgemein zugelassen ist.
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    Rede von Hermann Höcherl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Lassen Sie mich zu diesem Notverordnungsrecht etwas sagen! — Meine sehr verehrten Damen und Herren, der erste Entwurf aus dem Jahre 1959 oder 1960 meines Vorgängers Schröder hat das Notverordnungsrecht ebenso enthalten wie der spätere Entwurf. Ich bitte Sie aber, davon auszugehen, daß hier ein Ablösungsprozeß vor sich gehen mußte bei einer Materie, die an Hand der technischen Entwicklung fortzuschreiben ist und bei der wir mit ständig neuen Gefahren zu rechnen haben. Hier geht es darum, die Regierung in die Lage zu versetzen, den Anforderungen gerecht zu werden, die man in einer solchen Zeit unter Umständen an sie stellt. Das ist nicht der Versuch, für die Regierung Gesetzgebungsbefugnisse ohne Kontrolle des Parlaments zu verlangen, sondern der Versuch, eine Lösung der Spannung zwischen der parlamentarischen Kontrolle auf der einen und der sachlichen, unverzüglichen Handlungsnotwendigkeit auf der anderen Seite zu finden. Vor dieser Spannung, meine Damen und Herren, stehen alle demokratischen Völker. Vielleicht darf ich mich auf das schwedische Beispiel aus dem Jahre 1964 beziehen, auf das Sie sich bei anderer Gelegenheit berufen haben. Viele andere Völker haben ein solches Notverordnungsrecht, doch nicht aus Übermut oder deswegen, weil sie schlechte Demokraten wären, sondern weil sie aus dieser Spannung heraus keine andere Lösung und kein anderes Instrumentarium gefunden haben.
    Etwas anderes darf ich Ihnen noch ins Gedächtnis zurückrufen! Als wir die ersten Spitzengespräche führten, erhielt ich vom Kollegen Barzel das Wort, und ich habe mit folgendem Satz begonnen: „Meine Herren, ich bin bereit, bei der Vorlage, die bis dahin vom Rechtsausschuß beschlossen worden war, anzuerkennen, daß Sie das Notverordnungsrecht und



    Bundesminister Höcherl
    alle diese Möglichkeiten haben sollen, weil ich das Vertrauen zu Ihnen habe."

    (Abg. Barzel: Sehr wahr!)

    Aber Ihre ganze Art, wie Sie mit uns bis zuletzt verhandelt haben, zeigte nichts anderes als ein Mißtrauen, das wir uns in diesen 16 Jahren gemeinsamer Arbeit, wie ich glaube, nicht verdient haben!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Im übrigen war es ja nicht ein Notverordnungsrecht ohne rechtliche Garantien; es war ein Not-verordnungsrecht mit parlamentarischer Kontrolle. Es steht in allen Vorlagen, daß das Parlament in der großen wie in seiner kleinen Besetzung jede solche Verordnung aufheben, abändern oder zeitlich begrenzen kann. Als weitere Kautele ist in den Entwürfen z. B. enthalten, daß solche Verordnungen automatisch außer Kraft treten und daß sie zudem unter dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Mittel stehen. Außerdem ist den Verfassungsgerichten die Nachprüfung auch bei äußerer Gefahr ermöglicht.
    Meine Damen und Herren, im Jahre 1959 gab es bereits Gespräche zwischen der Bundesregierung und den Innenministern und Innensenatoren der Länder bzw. Stadtstaaten. Dabei wurden die ersten Referentenentwürfe besprochen. Schon bei dieser Gelegenheit hatten wir gesagt, diese viel engere Fassung wäre nicht praktikabel und ließe sich nicht durchführen. Wenn man die heutigen Gefahren ins Auge faßt, die beinahe ein Inferno beinhalten, dann ist es nicht möglich, einer solchen Gefahr mit einem so unhandlichen Instrument zu begegnen.
    So lagen die Dinge damals, vom Praktiker aus gesehen. Angesichts der Notwendigkeit des Schutzes unserer Bevölkerung haben wir Schritt für Schritt eine gemeinsame Lösung gesucht und alle Fragen gelöst, die wir in dem eigentlichen Gesetz zur Debatte gestellt haben. Das können Sie nicht bestreiten.
    Nun kommen Sie, meine Damen und Herren, und sagen: Ja, aber eine ganze Reihe von anderen unabdingbaren Forderungen sind offen geblieben, und die machen es uns nicht möglich, heute zuzustimmen. — Das hätten Sie damals bei Beginn der Spitzengespräche längst wissen können. Sie haben es auch gewußt; Sie wollten, wie ich glaube, etwas ganz anderes. Ein schlimmer Verdacht steigt in mir auf: daß Sie die Dinge über den 19. September hinwegziehen wollten. Vielleicht hat sogar der Kollege Dorn recht. Das sind keine Grundlagen für eine Koalition; das will ich Ihnen hier in aller Offenheit sagen!

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der SPD: Haben Sie denn noch was zu sagen?)

    — Herr Kollege, ich will angesichts Ihrer Berliner Schwierigkeiten nicht so aus mir herausgehen.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Das Wort von der „nachgeholten Aschermittwochsrede" ist ja noch geschmeichelt gegenüber dem, was Sie hier bisher geboten haben!)

    — Lassen Sie sich nur Zeit; Sie werden noch einiges zu hören kriegen!

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Leider nur bis zwei Uhr!)

    Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, ich darf Ihnen folgendes sagen. Sie waren es ebenfalls — aber vor allem der Kollege Erler —, der die Frage aufgeworfen hat, daß alle Vorbehaltsrechte gleichzeitig und gemeinsam gelöscht werden müßten. Wer wünschte das nicht! Aber mit Ihrer Verhandlungsmethode — kaum ist ein Einwand vorgebracht, fliegt schon ein zweiter hinterher —, mit Ihrer Verhandlungsmethode, vielleicht den Alliierten sagen zu müssen: „Das ist die bisherige Auffassung der Opposition; es ist möglich, daß sich morgen das Bild wieder ganz anders anschaut; seid ihr bereit, auf Grund von solchen" ich möchte einmal sagen: „Unregelmäßigkeiten", oder ich möchte — —

    (Abg. Wehner: Reden Sie so mit den Alliierten? — Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    — Wir haben mit den Alliierten sehr eingehende Verhandlungen geführt,

    (Abg. Wehner: Ich wollte nur sichergehen!)

    und wir haben ihnen vorgetragen, ob auf Grund unserer Vorlage eine Ablösung möglich ist, weil wir genauso wie Sie diesen Makel beseitigen und auf diesem sehr bedeutsamen und entscheidenden Rechtsgebiet Herr im eigenen Hause werden wollen. Und wir haben Aussichten, aber keine Sicherheiten. Die kann es doch erst geben, wenn es einen beschlossenen Text gibt. Und wie wollen wir einen beschlossenen Text erreichen? Wenn Sie nicht mitstimmen oder fortgesetzt Abänderungen vorschlagen, ist das nicht möglich.

    (Abg. Schmitt Vockenhausen: In acht Tagen ist zweite Lesung!)

    Auch in der ersten Lesung sind doch Tatsachen vorgetragen worden. Das waren ja ,die Vorwände, und die müssen hier behandelt werden.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: In acht Tagen ist zweite Lesung!)

    Und nun stand die stufenweise Ablösung zur Debatte, auch in den Spitzengesprächen; und damals haben Sie es nicht ausgeschlossen, daß Sie eine stufenweise Ablösung, die der Sache nach einfach nicht anders zu machen ist, unter Umständen ins Auge fassen. Ich will Ihnen etwas sagen: Wenn es nach mir ginge, wenn ich einen Zentimeter oder ein ganz kurzes Stückchen dieses fremden Rechts ablösen und durch deutsches Recht ersetzen könnte, würde ich das sofort und unmittelbar und wiederholt machen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Gestatten Sie eine Frage, Herr Minister?

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    Rede von Hermann Höcherl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sie wissen ganz genau, daß auch aus technischen und sachlichen Gründen, selbst wenn das Gesetz zu Art. 10, das



    Bundesminister Höcherl
    eine Grundgesetzänderung und ein einfaches Gesetz enthält, vorliegt, es — obwohl da schon wesentliche Einschränkungen und wesentliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen sind — aus sachlichen Gründen noch eine gewisse Zeit wird dauern müssen, um rein technisch einen solchen Vollzug herbeizuführen und die Ablösung 2u erreichen. Sie kennen genau die Lage. Aber wenn Sie alles verlangen und sagen: „Alle Vorbehaltsrechte, ganz gleich, wie sie heißen, müssen gleichzeitig erlöschen", dann muß ich daraus den Schluß ziehen, daß es Ihnen gar nicht ernst ist, sondern daß es nur ein Vorwand ist, ein Einwand mehr verbaler Art.

    (Abg. Erler: Ja, Sie sind zu spät aufgestanden!)