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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 190. Sitzung Bonn, den 16. Juni 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 9511 A Fragestunde (Drucksachen IV/3525, IV/3538) Frage des Abg. Dr. Mommer: Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9511 C Dr. Mommer (SPD) 9511 C Frage der Abg. Frau Freyh (Frankfurt) : Humboldt-Schule in San José Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9511 D Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . . 9512 A Fragen des Abg. Dr. Dr. Oberländer: Resolution des amerikanischen Kongresses und Proklamationen der US- Präsidenten betr. unterjochte Völker Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9512 A Dr. Dr. Oberländer (CDU/CSU) . . . 9512 C Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Bezüge der Auslandslehrer in Argentinien Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9512 D Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 9513 A Frage des Abg. Jacobs: Deutscher Festspielbeitrag in Cannes Dr. Schröder, Bundesminister . . 9513 C Jacobs (SPD) 9513 C Frage des Abg. Biechele: Deutsche als Opfer der Aufständischen im nördlichen Kongo Dr. Schröder, Bundesminister . . 9514 A Biechele (CDU/CSU) 9514 A Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : „UN-Cooperation-Year" Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9514 B Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 9514 C Frage des Abg. Börner: Erlaß betr. „Briefzensur von Arrestanten" von Hassel, Bundesminister . . . . 9514 D Börner (SPD) . . . . . . . . . 9515 A Cramer (SPD) . . . . . . . . . 9515 B Schwabe (SPD) . . . . . . . . 9515 C Zoglmann (FDP) . . . . . . . . 9515 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 Dröscher (SPD) . . . . . . . . 9515 D Dr. Dr. Heinemann (SPD) 9516 A Jahn (SPD) . . . . . . . . . 9516 B Ritzel (SPD) . . . . . . . . 9516 C Berkhan (SPD) . . . . . . . . 9516 D Frage des Abg. Ritzel: Landbeschaffung für Zwecke der Bundeswehr von Hassel, Bundesminister . . . 9517 A Ritzel (SPD) 9517 A Frau Pitz-Savelsberg (CDU/CSU) . 9517 C Frage des Abg. Cramer: Bau einer Panzerstraße bei Varel von Hassel, Bundesminister . . . . 9517 D Cramer (SPD) . . . . . . . . . 9517 D Frage des Abg. Müller-Emmert: Bau einer weiteren Abfahrt von B 40 a nahe Flugplatz Ramstein zur Landstuhler Straße Richtung Gemeinde Ramstein 9518 A Frage des Abg. Müller-Emmert: Fertigstellung des Teilstücks der B 408 zwischen Landstuhl und Glan-Münchweiler 9518 A Fragen des Abg. Cramer: Zustand der Schleuse bei der ersten Hafeneinfahrt in Wilhelmshaven Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9518 B Cramer (SPD) 9518 D Frage des Abg. Dr. Kliesing (Honnef) : Tieferlegung der Bahn-Trasse in Bonn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9519 B Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . . 9519 B Frage des Abg. Dr. Kliesing (Honnef) : Bonner Südbrücke Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9519 D Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . . 9519 D Frage des Abg. Dr. Kliesing (Honnef) : Bau der EB 42 im Amtsbereich Oberkassel Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9520 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . . 9520 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Einschränkung des Sonntagsfahrverbotes für den Güterkraftverkehr — Ausnahmegenehmigungen 9520 D Frage des Abg. Fritsch: Ortsumgehung Schönberg, Landkreis Grafenau Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9521 A Fritsch (SPD) 9521 A Fragen des Abg. Dr. Roesch: Mangel an Fußgängerüberwegen auf der B 29 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9521 C Dr. Roesch (SPD) . . . . . . . . 9521 D Fragen des Abg. Hübner (Nievenheim) : Einstellung der Stückgutabfertigung am Bahnhof Nievenheim — Nichtbeachtung von Landesplanung und regionaler Strukturverbesserung bei Rationalisierungsmaßnahmen der Deutschen Bundesbahn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 9522 A Hübner (Nievenheim) (SPD) . . . 9522 C Ritzel (SPD) 9523 A Fragen des Abg. Faller: Empfang des Fernsehprogramms im Landkreis Lörrach . . . . . . . . 9523 D Fragen des Abg. Müller (Erbendorf) : Empfang des 2. Fernsehprogramms im Regierungsbezirk Oberpfalz Stücklen, Bundesminister 9523 D Müller (Erbendorf) (SPD) 9524 A Fritsch (SPD) 9524 B Fragen des Abg. Strohmayr: Berechnung von Kosten für nicht zurückgegebene alte Telefonbücher Stücklen, Bundesminister 9524 C Strohmayr (SPD) . . . . . . . 9524 D Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehem. Standortübungsplatzes Boye—Kl. Hehlen an die Stadt Celle (Drucksache IV/3543) . . . . . . . . . . . . 9525 B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 III Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehem. Flugplatzes Hamburg-Bahrenfeld (Drucksache IV/3544) 9525 B Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die Fünfundzwanzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 (Drucksachen IV/3506, IV/3553) 9525 C Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des Grundstücks in Köln, Hahnenstr. 6, an die Stadt Köln (Drucksache IV/3531) 9525 C Entfwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Grundgesetzes (Drucksache IV/891) ; Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksachen IV/3494, zu IV/3494) — Zweite Beratung —, in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 10) (Drucksache IV/2633) — Erste Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Artikel 10 Grundgesetz) (Drucksache IV/2634) — Erste Beratung — Benda (CDU/CSU) 9526 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 9532 A Erler (SPD) 9537 B Dorn (FDP) 9545 C Höcherl, Bundesminister 9552 B Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . . 9561 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler 9561 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 9563 B Nächste Sitzung 9566 C Anlagen 9567 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 9511 190. Sitzung Bonn, den 16. Juni 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 18. 6. Dr. Aigner* 18. 6. Frau Albertz 10. 7. Arendt (Wattenscheidt) 16. 6. Dr. Aschoff 16. 6. Bading * 18. 6. Bazille 14. 7. Bergmann * 18. 6. Dr. Bleiß 16. 6. Böhme (Hildesheim) 16. 6. Brese 16. 6. Dr. Conring 16. 6. Dr. Danz 16. 6. Deringer * 18. 6. Dr. Dichgans * 18. 6. Drachsler 16. 6. Dr. Dr. h. c. Dresbach 30. 6. Dr. Eckardt 16. 6. Eisenmann 16. 6. Dr. Elbrächter 16. 6. Frau Dr. Elsner * 18. 6. Faller * 18. 6. Figgen 24. 6. Flämig 23. 6. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 18. 6. Dr. Furler * 18. 6. Gehring 20. 6. Glombig 16. 6. Günther 16. 6. Frhr. zu Guttenberg 16. 6. Hahn (Bielefeld) * 18. 6. Frau Dr. Heuser 16. 6. Frau Dr. Hubert 16. 6. Illerhaus 18. 6. Kalbitzer 16. 6. Frau Kettig 18. 6. Klinker * 18. 6. Knobloch 25. 6. Könen (Düsseldorf) 20. 6. Frau Korspeter 20. 6. Dr. Kreyssig * 18. 6. Kriedemann * 18. 6. Frhr. von Kühlmann-Stumm 16. 6. Kulawig * 18. 6. Kurtz 16. 6. Leber 20. 6. Lenz (Bremerhaven) 30. 6. Lenz (Brühl)* 18.6. Dr. Lohmar 28. 6. Dr. Löhr * 18. 6. Lücker (München) * 18. 6. Maier (Mannheim) 30. 6. Mauk * 18. 6. Merten * 18. 6. Dr. h. c. Dr.-Ing. Möller 16. 6. Dr. Müller-Hermann * 18. 6. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Neumann (Allensbach) 16. 6. Dr. Philipp * 18. 6. Pöhler 19. 6. Frau Dr. Probst * 18. 6. Rademacher * 18. 6. Richarts * 18. 6. Rohde * 18. 6. Seibert 18. 6. Seifriz * 18. 6. Seuffert * 18. 6. Dr. Seume 16. 6. Dr. Sinn 16. 6. Schneider (Hamburg) 16. 6. Dr. Schneider (Saarbrücken) 16. 6. Dr. Starke * 18. 6. Storch * 18. 6. Strauß 2. 7. Frau Strobel * 18. 6. Urban 16. 6. Weigl 22. 6. Weinkamm * 18. 6. Dr. Willeke 20. 6. Zühlke 30. 6. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom 16. Juni 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache IV/3525, Frage XII/8) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß zwischen der Antwort von Staatssekretär Dr. Seiermann zur Frage der Einschränkung .des Sonntagsfahrverbotes für den Güterkraftverkehr und etwaiger Ausnahmegenehmigungen in der Fragestunde vom 21. Januar 1965 und der dieser Tage durch Rundschreiben den Ländern zugestellten Bitte, für bestimmte Zeiten in der Hauptreisezeit keine Ausnahmegenehmigungen zu erteilen, ein klarer Widerspruch besteht, der umgehend im Interesse der Betroffenen aufgeklärt werden sollte? In der Fragestunde am 21. Januar 1965 hat auf Ihre Zusatzfrage Herr Staatssekretär Dr. Seiermann erklärt, es werde nicht davon die Rede sein, daß Ausnahmen vom Sonntagsfahrverbot während der Hauptreisezeit überhaupt unterbleiben sollen. Es ist auch jetzt nicht davon die Rede, daß Ausnahmen vom Sonntagsfahrverbot während der ganzen Hauptreisezeit nicht erteilt werden dürfen. Mit Schnellbrief vom 27. April 1965 wurden die Länder lediglich gebeten, für Sonntag, den 25. Juli 1965, das Sonntagsfahrverbot strikt durchzuführen. Diese Maßnahme ist erforderlich, weil trotz meiner ständigen Bemühungen um stärkere Staffelung der Ferien auch in diesem Jahr die Sommerferien in mehreren großen Bundesländern fast zur gleichen Zeit beginnen, und zwar in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Saarland am 21. Juli und in Baden-Württemberg am 26. Juli. Gleichzeitig wurden die Spit- * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments 9568 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 190. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Juni 1965 zenverbände der Wirtschaft und des Verkehrs von dieser Maßnahme unterrichtet. Die betroffenen Firmen wurden dadurch fast drei Monate vorher in die Lage versetzt, entsprechende Dispositionen (z. B. Verwendung leichter Lkw ohne Anhänger) zu treffen. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Bargatzky vom 16. Juni 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dröscher (Drucksache IV/3525, Fragen XIV/1, 2 und 3) : Wie groß ist die Zahl der in der Bundesrepublik lebenden Diabetiker? Gibt es angesichts der wachsenden Zahl der an Diabetes Erkrankten zentrale Forschungsstellen, die in Zusammenarbeit mit entsprechenden ausländischen Instituten an der Eindämmung dieser Krankheit arbeiten? Wird der infolge der wachsenden Krankenzahlen sich immer mehr ausweitende Markt an diätetischen Lebensmitteln überwacht und angesichts des Monopolcharakters gewisser für Diabetiker lebensnotwendiger Grundnahrungsmittel (z. B. Sionon) dafür gesorgt, daß keine ungerechtfertigten Gewinne aus Geschäften mit dieser Krankheit gemacht werden? 1. Der Diabetes unterliegt nicht der gesetzlichen Meldepflicht. Die Zahl der Zuckerkranken kann daher nur geschätzt werden, zumal viele Menschen zuckerkrank sind, ohne es zu wissen. Vor 1939 wurde die Diabeteshäufigkeit auf 0,2 bis 0,3 % der Bevölkerung geschätzt. Heute muß angenommen werden, daß etwa 1,5 bis 2 % zuckerkrank sind. Dem liegt die Zahl von etwa 400 000 bekannten und von ebenso vielen bisher unerkannt gebliebenen Diabetikern zugrunde. 2. Die Diabetesforschung ist in der Bundesrepublik nicht zentralisiert, sondern seit langem an viele Stellen verteilt. Es ist jedoch geplant, an der Medizinischen Akademie in Düsseldorf ein Spezialinstitut für Diabetesforschung zu errichten. Es hat sich ein „Verein zur Förderung der Erforschung der Zuckerkrankheit" gebildet, der seine Tätigkeit noch in diesem Jahr aufnehmen wird. Bis zur Errichtung des geplanten Instituts wird der Verein vorläufig an der Medizinischen Klinik der Medizinischen Akademie in Düsseldorf arbeiten. 3. Der Verkehr mit diätetischen Lebensmitteln wird ebenso wie der mit sonstigen Lebensmitteln von der amtlichen Lebensmittelüberwachung laufend überprüft. Dies geschieht unter Aufsicht der obersten Gesundheits- und Veterinärbehörden der Länder. Von einem Monopolcharakter gewisser diätetischer Lebensmittel ist der Bundesregierung nichts bekannt. Die Verordnung über diätetische Lebensmittel vom 20. Juni 1963 läßt es durchaus zu, genügend gleichartige oder gleichwirkende diätetische Lebensmittel verschiedener Hersteller nebeneinander zur Auswahl in den Verkehr zu bringen. So ermöglicht die Verordnung z. B. den Wettbewerb zwischen 4 verschiedenen zugelassenen Zuckeraustauschstoffen. Die Bezeichnung „Sionon" ist nur der Markenname für einen Zuckeraustauschstoff, der unter der chemischen Bezeichnung „Sorbit" allgemein zugelassen ist.
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    Rede von Wolfram Dorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, ich beschäftige mich gerade mit dieser Frage, und über die Notwendigkeit einer Öffentlichkeitsarbeit der 'Bundesregierung werde ich ja jetzt einiges sagen, auch darüber, daß sie leider nicht erfolgt Ist.
    Es muß in aller Offenheit festgestellt werden, daß das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 'in dieser Frage trotz des großen zur Verfügung stehenden Apparats völlig versagt hat. So verständlich es ist, daß die Regierung nicht mit vollem Herzen hinter dem stand, was die Parlamentsausschüsse aus den Regierungsvorlagen machten, so bleibt trotzdem die Verpflichtung der Aufklärung für die Bundesregierung auch in 'dieser Frage.

    (Beifall bei der FDP.)


    (dadurch einen Teil der Schuld trägt, daß nebulöse Vorstellungen in die Ausschußbeschlüsse hineingeheimnißt werden, die durch nichts begründet sind. — Aber Herr Kollege Matthöfer, das sollte doch in diesem Hause kein Geheimnis sein! Wir Freien Demokraten nehmen uns auch in einer Koalition das Recht, der Regierung, die wir mit Dorn tragen, kritische Bemerkungen zu sagen, wenn es an der Zeit ist. Und, Herr Kollege Matthöfer, lassen Sie mich sehr deutlich sagen, daß unser Koalitionspartner in Bonn uns dann nicht so behandelt hat, daß wir, wenn wir eine Zustimmung zu einer Entscheidung nicht gegeben haben, aus der Koalition hinauskomplimentiert worden sind wie in Hannover. In einer Vielzahl von Podiumsgesprächen haben sich leider nur wenige Abgeordnete aller Fraktionen den mehr oder minder heißen Diskussionen gestellt, um den auf diesem Wege erreichbaren Gesprächsteilnehmern die Absichten des Parlaments klarzumachen. Die Zahl der so Angesprochenen war gering. Die Wirkung war sehr unterschiedlich. Ich sehe eine ganze Reihe von Kollegen hier in diesem Hause, die an solchen Podiumsdiskussionen an Universitäten oder anderen Einrichtungen mitgewirkt haben. Meine Damen und Herren, ein sehr ernstes Wort ist zu sagen zu einem Beispiel, das wir am 23. Mai im ersten Programm des Deutschen Fernsehens erlebt haben. Dort wurde in einer dreiviertelstündigen Sendung die Bevölkerung der Bundesrepublik darüber aufgeklärt, welche Maßnahmen, Notwendigkeiten, Einschränkungen und sonstige Möglichkeiten auf jeden einzelnen zukommen würden, wenn das Zivildienstgesetz verabschiedet würde. Die Sprecherin gab dann zum Schluß der Sendung bekannt, daß die Verabschiedung dieses Zivildienstgesetzes im Deutschen Bundestag in den nächsten Wochen bevorstehe. Meine Damen und Herren, dieses Gesetz, über das hier in einer dreiviertelstündigen Sendung des Deutschen Fernsehens die unwahrscheinlichsten Dinge dargestellt wurden, ist bis zum heutigen Tage in keinem Ausschuß des Bundestages auch nur eine Minute beraten worden. Ich meine auch, es wäre besser gewesen, wenn sich das Bundesinnenministerium nicht, wie das in der Sendung zum Ausdruck kam, geweigert hätte, eine Erklärung oder eine Stellungnahme zu diesem Gesetz abzugeben, sondern wenn es denjenigen, die diese Sendung machten, gesagt hätte, daß das Gesetz nicht mehr zur Diskussion steht. (Beifall bei der FDP und des Abg. SchmittVockenhausen.)


    (Abg. Matthöfer: Und wer trägt die Regierung?)


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)





    (Beifall bei der FDP.)


    (Zurufe und Gegenrufe.)


    (Hört! Hört! bei der FDP.)

    Auch das hätte zu einer vernünftigen Aufklärungsarbeit der Bundesregierung gehört.
    Lassen Sie mich nun etwas zu der Demagogie sagen, mit der die Gegner dieses Gesetzes in der Öffentlichkeit gearbeitet haben. Die Gegner der Notstandsgesetzgebung waren viel weniger pingelig in der Wahl ihrer Mittel, die Parlamentarier und die Fraktionen anzugreifen.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Dabei muß festgestellt werden, daß in vielen Fällen mangelnde Sachkenntnis durch Lautstärke ersetzt worden ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Als Beispiel dafür darf ich einiges vortragen.
    Vor mir liegt ein Flugblatt als Einladung zu einer Großkundgebung zu dem Thema „Notstand — Staatsstreich von oben", die am 21. Mai 1965 in Marburg stattfand. Referenten waren der wissenschaftliche Assistent der Universität Darmstadt, Herr Seifert, Heinrich Otjem vom Hauptvorstand der IG-Chemie und der SPD-Landtagsabgeordnete Pless. Einladende waren die Gewerkschaft ÖTV, die DGB-Jugend, der DGB-Frauenausschuß, die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands und eine Reihe von studentischen Hochschulgruppen.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Darunter auch Ihre!)

    — Unter anderem auch der Liberale Studentenbund, Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, von dem wir Freien Demokraten uns — im Gegensatz zu den Sozialdemokraten — getrennt und mit dem wir die Zusammenarbeit vor vierzehn Tagen eingestellt haben, weil an der Spitze einer großen Anzahl von Hochschulgruppen des Liberalen Studentenbundes — so liberal ist er — sozialdemokratische Parteimitglieder standen.

    (Heiterkeit.)

    Aber, Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, um den Katalog zu vervollständigen, nachdem Sie schon eine Gruppe genannt haben, darf ich sagen, daß zu den Einladern selbstverständlich auch der Sozialdemokratische Hochschulbund, der Sozialistische Studentenbund und andere Ihnen nahestehende Gruppen gehörten. Aber das entscheidende ist ja, was in einem solchen Flugblatt steht, mit dem man zu einer derartigen Veranstaltung einlädt. Da heißt es expressis verbis:
    Notstand — das bedeutet: Sie dürfen nicht mehr sagen, was Sie meinen. Ihre Zeitung wird zensiert. Sie dürfen ausländische und bestimmte deutsche Sender nicht mehr abhören. Der Lehrstoff wird Schulen und Universitäten diktiert. Ihr Auto wird beschlagnahmt. Sie bekommen wieder Lebensmittelkarten. Streik 'wird bestraft. Sie werden der uneingeschränkten Kommandogewalt des Arbeitgebers unterstellt. Der Staat wird Ihnen vorschreiben, welchem Verein Sie angehören und an welchen Versammlungen Sie teilnehmen müssen. Wahlen werden abgeschafft.
    Meine Damen und Herren, wer so argumentiert, auch wenn er Parlamentarier der Sozialdemokratischen Partei ist, verliert jede Glaubwürdigkeit, daß es ihm um die Demokratie gehe.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Erler: So hat jeder seinen Kohut! — Heiterkeit. — Abg. Zoglmann: Da haben Sie aber viele Kohüte! — Erneute Heiterkeit.)

    — Lassen Sie es mich noch 'deutlicher sagen, Herr Erler: Diese Demagogie ist die Sprache des Dr. Goebbels.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Frau Kleinert: Verbessern Sie sich lieber! — Abg. Ritzel: Den haben Sie nicht gekannt!)




    Dorn
    — Herr Kollege Ritzel, ich weiß nicht, ob wir beide uns jetzt darüber unterhalten sollten.

    (Abg. Mattick: Sie haben es ja getan!)

    Man kann, wenn man Herrn Sebastian Haffner im „Stern" folgt, auch noch eine andere Argumentation heraushören. Er erklärte in seinem Artikel vom 6. Juni:
    Die Professoren und die Gewerkschaften mögen sich heiser protestieren, dafür haben unsere neuen von Papens und Schleichers nur noch ein sattes Lächeln. Das Parlament, die Länder, selbst die Partei- und Fraktionsmitglieder sind verstummt, sie haben abgedankt. Die Presse ist mit der Königin von England beschäftigt. Eine kleine Handvoll Männer ... entscheiden nach rein partei- und personalpolitischen Gesichtspunkten unter Ausschluß der Öffentlichkeit so ganz nebenbei das Schicksal Deutschlands. Der Bundesbürger ist wieder ein reines Objekt geworden, mit dem man verfahren wird, wie Börsenmakler mit einem Aktienpaket verfahren. Wer ihn morgen regieren wird — und zwar schrankenlos ... regieren wird —, hängt nicht mehr von ihm ab, sondern von Konspirationen und Intrigen eines winzigen Klüngels, in die er keinen Einblick und auf die er keinen Einfluß hat. Es ist wieder 1932.
    Das, meine Damen und Herren, ist eine andere
    Stimme in der Auseinandersetzung, um die es uns
    geht. Man kann nur sagen, Sebastian Haffner hat
    keine Ahnung von der Sache, um die es geht, keine Ahnung von der Vielzahl der Beratungen in diesem Hause, in meiner Fraktion und in meinem Arbeitskreis. Ich darf ihm an dieser Stelle sehr deutlich sagen: Bei uns ist niemand verstummt. Wir haben unsere freiheitlichen Vorstellungen ins Gesetz gebracht und unsere Konzeption während der Ausschußberatungen durchsetzen können.

    (Beifall bei der FDP.)

    Oder ich darf zwei Professoren zitieren, die ebenfalls während einer Veranstaltung von Bonner Studentengruppen hier vor wenigen Tagen auftraten. Professor Maihof er von der Universität Saarbrücken sagte, der Feind der freiheitlichen Demokratie stehe heute weder links noch rechts, sondern in der Mitte; es seien jene halben Demokraten und halben Autokraten, von denen man in einer Krise nicht erwarten könne, daß sie die Errungenschaften unserer freiheitlichen Demokratie entschlossen verteidigen würden.
    Meine Damen und Herren, wir würden uns freuen, wenn es wirklich um den Bestand dieser Demokratie geht, Herrn Professor Maihofer in Deutschland und auf unserer Seite zu sehen.

    (Abg. Bauer Ich meine, wir werden im Notstand unsere Verantwortung für unser Volk tragen. Herr Professor Ridder erklärte: Ich gehe auch zu solchen Veranstaltungen, einfach weil man keine Befürworter der Notstandsgesetze als Partner zu Diskussionen mehr bekommt. Derselbe Professor Ridder hat am 18. Februar mit den Kollegen Schmitt-Vockenhausen, Dr. Even und mir vor den Studenten der Universität Bonn diese Diskussion geführt. Der Leiter dieser Diskussion mußte zum Schluß der Veranstaltung feststellen, es sei für ihn überraschend, mit wie wenig Sachkenntnis die Professoren in diese Diskussion eingestiegen seien. In einer solchen Situation ist es nach meiner Meinung wichtig, diejenigen, die aus politischen, gefühlsbetonten oder welchen Gründen auch immer gegen jede Art von Notstandsgesetzgebung sind, und das auseinanderzuhalten, was hier an politischer Verantwortung für diesen Staat von den Männern und Frauen in diesem Parlament getan wird. (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)


    (Zustimmung des Abg. Mattick. — Zurufe.)

    Insoweit haben wir es begrüßt, daß sich — insofern folge ich Herrn Erler — vielleicht etwas spät — aber nicht zu spät, Herr Kollege Erler! — die Fraktionen zu interfraktionellen Gesprächen zusammengefunden haben. Um vier Dinge ging es zum Schluß noch, die von meinen beiden Vorrednern behandelt worden sind.
    Lassen Sie mich als ersten dieser vier Punkte das Problem der Ablösung der alliierten Vorbehaltsrechte vortragen. Um die Ablösung der alliierten Vorbehaltsrechte hat es manche heiße Diskussion gegeben, wobei die Frage eine Rolle spielte, ob, wie die SPD es verlangte, alle Vorbehaltsrechte auf einmal — auch die der Post- und Telefonkontrolle — abgelöst werden können und unter welchen Voraussetzungen dies erreichbar ist. Die SPD hat in ihrer Erklärung vom 29. Mai dazu Stellung genommen. Aber ganz im Gegensatz zu dieser Stellungnahme steht hier wiederum die Erklärung des Vorsitzenden der IG Metall, Otto Brenner. Otto Brenner erklärt in dem „Spiegel"-Gespräch: „Durch die alliierten Vorbehaltsrechte wäre auch in Fällen äußerer Gefahr ausreichender Schutz vorhanden." Ich komme — im Gegensatz zu Herrn Erler — zu der Folgerung aus diesem Satz, daß durch diese Äußerung klar wird, daß der Vorsitzende der IG Metall im Notstand die Kommandogewalt lieber den alliierten Generalen überläßt, als das demokratisch gewählte Parlament tätig bleiben zu lassen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Auch die Rechtsauffassung, die von Professor Ridder in der „Frankfurter Rundschau" vorgetragen wird — für den äußeren Notstand seien die alliierten Vorbehaltsrechte durch die bundesdeutsche Wehrverfassung bereits abgelöst —, gewinnt durch mehrmalige Wiederholung nichts an Wahrheitsgehalt; sie geht einfach an den Tatsachen vorbei.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen meldet sich zu einer Zwischenfrage.)




    Dorn
    — Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen, ich habe Ihnen Gelegenheit gegeben, einige Zwischenfragen zu stellen. Ich glaube, es ist, um den Ablauf der Sitzung zu beschleunigen, besser, wenn wir jetzt unsere Meinung vortragen. Sie haben selbstverständlich Gelegenheit, im Verlauf der weiteren Diskussion ihre Auffassung vorzutragen.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Ich wollte Ihnen nur in der Sache Ridder entgegnen!)

    Die Gegner der Notstandsgesetze werden mit Sicherheit den Beschluß der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion dieser Legislaturperiode, dieser Regelung nicht mehr zuzustimmen, begrüßen. Ich bin aber der Meinung, daß eine Situation eingetreten ist, die uns auf unbestimmte Zeit die alliierten Vorbehaltsrechte beläßt. Die Alternative, die draußen vielfach völlig falsch dargestellt wird, lautet ja nicht „Notstandsrecht oder Rechtsstaat", sondern die Alternative lautet: Notstandsrecht in der Form der Durchführung der Alliierten oder Notstandsrecht so, wie wir es uns in einer freiheitlichen Demokratie vorstellen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    „Wir waren immer bereit, unseren Anteil zur Ablösung der alliierten Vorbehaltsrechte zu leisten," hat Herr Erler vorhin gesagt. Aber, Herr Erler, so ganz bis in die letzte Konsequenz stimmt das doch nicht. Die stufenweise Ablösung der alliierten Vorbehaltsrechte — der allgemeinen Vorbehaltsrechte—wäre möglich gewesen, wenn wir heute dieser Vorlage unsere Zustimmung gäben.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Darüber gibt es keinen Zweifel. Sie haben immer „alles oder nichts" verlangt. Mit einer solchen Forderung wird man in der politischen Auseinandersetzung bei einer so schwierigen Materie leider manchmal nicht zum Zuge kommen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir Freien Demokraten halten 20 Jahre nach Kriegsende die Ablösung der alliierten Vorbehaltsrechte und die Einführung einer deutschen Gesetzgebung auch für den Fall des Notstands für nicht mehr länger aufschiebbar. Wenn eine Zustimmung der Alliierten für die Ablösung aller Vorbehaltsrechte nicht erreichbar ist, so liegt es in unserem Interesse, auf jeden Fall eine demokratische und rechtsstaatliche Notstandsverfassung für diejenigen Bereiche zu schaffen, für die die Alliierten zustimmen. Keinesfalls sind wir Freien Demokraten bereit, für die Ablösung von Vorbehaltsrechten Grundsätze unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung zu opfern. Aber wenn es darum geht, so viel wie möglich Gesetzgebungszuständigkeit auch für den Fall des Notstands in unsere Hände zurückzugewinnen, darf es keine Politik des „Alles oder nichts" geben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Lassen Sie mich nun zur Frage der Pressefreiheit kommen. In der Frage der Pressefreiheit haben wir Freien Demokraten von jeher die Auffassung vertreten, daß die Pressefreiheit auch nicht im Zeitraum des äußeren Notstands eingeschränkt werden darf. Die einzige Einschränkungsmöglichkeit, die wir akzeptieren und die auch in dem nunmehr vorliegenden Entwurf vorhanden ist, bezieht sich auf die Übermittlung von Nachrichten über militärische Truppenbewegungen im äußeren Notstand. Einer solchen Regelung stimmt auch der Deutsche Presserat zu. Wir werden keiner Regelung unsere Zustimmung geben, in der die Pressefreiheit über diese Ausnahmebestimmung hinaus eingeschränkt wird oder aber eine Einschränkung für die Spannungszeit vorgesehen ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Insoweit sind wir der Auffassung, daß die Argumentation der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion, die der Kollege Erler gegen diese im Gesetzentwurf nunmehr vorgesehene Regelung vorgetragen hat, nicht stichhaltig ist; denn durch diese Verfassungsbestimmung ist der Mißbrauch, den er vorhin darzustellen versuchte, einfach unmöglich geworden.

    (Beifall bei der FDP.)

    Zum Notverordnungsrecht haben wir bereits in der ersten Lesung keinen Zweifel daran gelassen, daß der Erlaß von Notverordnungen nur die organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung der Gesetze zu schaffen hat; wir waren nicht bereit, Gesetze durch Notverordnungen zu ersetzen. So habe ich bereits in der ersten Lesung den Bundesinnenminister, als er den Erlaß von Notverordnungen zur •Conditio sine qua non erklärte, darauf hingewiesen, daß er die Unabdingbarkeit dieser Forderung einer ernsthaften Überprüfung unterziehen sollte. Wir begrüßen es daher, daß der Fraktionsvorsitzende der CDU auch auf unseren Wunsch die Erklärung abgegeben hat, daß das Notverordnungsrecht nicht mehr Bestandteil der neuen Regelung sein wird.
    Die Frage des Streikrechts war das dritte Problem, das in der Auseinandersetzung hier bis zum Schluß, bis in die interfraktionellen Besprechungen hinein, eine große Rolle gespielt hat. Zu dieser Frage haben wir zu sagen: wir sind davon überzeugt, daß ein großer Teil der Arbeitnehmer für unsere bereits in der ersten Lesung dargetane Auffassung Verständnis hat, daß für die Dauer des äußeren Notstandes, d. h. für die Dauer des Krieges, der militärischen Auseinandersetzung, das Streikrecht ruhen sollte. Wir wollen das Streikrecht nicht abschaffen. Wir halten es aber nicht für vertretbar, das 'Streikrecht auch noch für eine Zeit zu statuieren, in der besondere Verpflichtungen für jeden einzelnen in unserem Volk denkbar sind und Wirklichkeit werden. Wir müssen bei einer gesetzlichen Regelung dieses Problems auch berücksichtigen, daß wir nicht nur die augenblickliche wirtschafts- und sozialpolitische und politische Situation in der Bundesrepublik zu beurteilen haben; wir müssen vielmehr auch an mögliche Krisenzeiten denken.
    Nun ist heute morgen und auch in der Presse der letzten Tage immer wieder die Frage aufgeklungen, ob das Nein der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion mit einem Druck von außen, mit einem Druck, den der Gewerkschaftsbund auf die SPD-



    Dorn
    Fraktion ausgeübt hat, in Übereinstimmung zu sehen sei. Ohne Zweifel ist in den letzten Wochen und Monaten durch die Gewerkschaftskreise ein erheblicher Druck auf die Vorstellungen der SPD ausgeübt worden. Wenn man daran denkt, daß rund 160 Abgeordnete der SPD-Fraktion gewerkschaftlich organisiert sind, kann man sich vorstellen, daß hier auch die sozialdemokratische Bundestagsfraktion vor einer schwierigen Entscheidung stand. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß auch die SPD-Abgeordneten nur ihrem Gewissen verpflichtet und an Aufträge des DGB nicht gebunden sind.
    In diesem Zusammenhang ist es interessant, eine Reihe von Stellungnahmen außerparlamentarischer Kreise bekanntzugeben. Der DGB hat am 3. Juni dieses Jahres an .die Abgeordneten dieses Hauses geschrieben:
    Der DGB und die in ,ihm zusammengeschlossenen Industriegewerkschaften lehnen jede gesetzliche Regelung des Notstandes eindeutig ab. Aus der Sorge um die freiheitliche demokratische Substanz unserer staatlichen Ordnung und zum Schutz unserer Demokratie wurde dieser Beschluß gefaßt.
    Wer das so schreibt, hat entweder das, was jetzt beschlossen werden soll, nicht gelesen, oder er ist nicht in der Lager es richtig zu interpretieren.
    Der Gewerkschaftliche Arbeitskreis an der Münchner Universität hat an den DGB appelliert, er sollte zu Warnstreiks gegen die Notstandsgesetzgebung aufrufen. Für den Fall, daß die SPD den Gesetzen in der vom DGB abgelehnten Form zustimme, sollte der DGB zur Wahlenthaltung aufrufen und schärfste Kampfmaßnahmen ergreifen. Gewerkschaftlich organisierte Bundestagsabgeordnete, die, so heißt es weiter, für die Notstandsgesetze, gleich welcher Form, stimmten, verstießen gegen die Beschlüsse der Gewerkschaftstage und verhielten sich damit gewerkschaftsfeindlich. Natürlich wird am Schluß einer solchen Feststellung ganz zwangsläufig der Ausschluß aus der Gewerkschaft stehen. Das sagen diejenigen, die auf der anderen Seite immer für die freie Meinungsäußerung, auch im Notstand, eintreten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber Herr Brenner hat, nachdem die SPD ihr Nein sichtbar machte, erklärt: Nachdem jetzt eine neue Situation eingetreten ist, glaube ich, daß eine zentrale Großaktion nicht mehr notwendig ist. Damit ist also sehr deutlich der innere Zusammenhang spürbar. Herr Brenner sagt dann im nächsten Absatz gleich weiter: „Wenn wieder Gefahr im Verzuge ist, werden wir uns erneut mit der Frage beschäftigen müssen. Aber" — das ist auch nicht ganz uninteressant — „warten wir erst einmal ab, wie der nächste Bundestag aussehen wird!"
    Lassen Sie mich in diesem Bereich ein letztes Zitat bringen. Der SPD-Stadtverordnete Paul Arnold, gleichzeitig DGB-Vorsitzender von Wuppertal, erklärte in der Delegiertenversammlung seines Verbandes am 12. Juni:
    Dem Notstandsgesetz, so wie es Höcherl vorgelegt hat, wird der DGB niemals zustimmen. Und
    man muß wissen, daß ein Notstandsgesetz ohne die Zustimmung des DGB nie zustande kommen wird.

    (Hört! Hört! bei der FDP.)

    Meine Damen und Herren, angesichts solch klarer Äußerungen — von Vorsitzenden des DGB bis zu Kreisvorsitzenden — darf man sich nicht wundern, daß in der Öffentlichkeit nunmehr der Anschein von einem Druck auf die SPD erweckt worden ist.
    Die Frage ist also: Was will die sozialdemokratische Bundestagsfraktion mit ihrem Nein bezwecken? Herr Erler sagt, sie wolle nach der Bundestagswahl — selbstverständlich unabhängig von Einflüssen der Gewerkschaften und anderer außerparlamentarischer Gruppen — ihre Entscheidung treffen.
    Es taucht natürlich auch die Frage auf, die in „Christ und Welt" vom 4. Juni und im „Kölner Stadtanzeiger" vom 31. Mai anklang und die nicht ganz ohne Interesse ist. „Christ und Welt" schreibt:
    Die SPD spielt ihren Gegnern das Argument in die Hand, daß eine diesem Druck gegenüber nachgiebige SPD sich erst recht, sollte sie im Besitz der Regierungsverantwortung sein, Einflüssen extremer Gewerkschaftskreise beugen würde.
    Der „Kölner Stadtanzeiger" schreibt:
    Es liegt der Verdacht nahe: Brandt und die Seinen sagen nur deshalb nein, um nach dem Wahltag ihr Ja teuer zu verkaufen. Das wäre beispielsweise eine hübsche Mitgift für eine große Koalition.

    (Zuruf von der SPD: Sie haben wohl Angst davor?)

    — Ich darf gleich die Antwort darauf geben: Wir Freien Demokraten, meine Damen und Herren, denken nicht daran, uns in der Beurteilung der Notwendigkeiten unseres politischen Handels durch Opportunitätsüberlegungen beeinflussen zu lassen.

    (Beifall bei der FDP. — Lachen bei der SPD. — Abg. Wehner: Sehr gut gesagt!)

    — Wir, Herr Kollege Wehner, haben das in diesem Haus mehrfach unter Beweis gestellt.

    (Anhaltendes Lachen bei der SPD.)

    Als nämlich Sie, Herr Kollege Wehner, zu dem Zeitpunkt, wo die fünf FDP-Minister aus dem Kabinett ausschieden, um auf diese Weise den Rücktritt des Herrn Strauß zu erzwingen, hatten Sie mit den Christlichen Demokraten über die Bildung einer schwarzroten Koalition verhandelt.

    (Beifall bei der FDP.)

    Sie haben es gerade nötig, über Opportunitätsüberlegungen in diesem Hause zu reden!

    (Abg. Wehner: Reden Sie nicht von Sachen, die Sie nur halb wissen!)

    — Aber Herr Kollege Wehner, es gibt außer Ihnen auch noch einige Leute in diesem Hause, die etwas wissen. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis.

    (Abg. Wehner: Sicher, aber in dieser Sache wissen Sie nur halb Bescheid!)




    Dorn
    Lassen Sie mich zum Schluß kommen.

    (Abg. Wehner: Das ist gut!)

    Ich kann verstehen, daß Ihnen das unangenehm ist, Herr Kollege Wehner,

    (Abg. Wehner: Es ist immer gut, wenn einer zum Schluß kommt!)

    und die Nervosität des Kollegen Erler war ja deutlich spürbar, als er heute nach so langem Anlauf das Nein begründen mußte. Es ist ihm eigentlich auch sehr wenig überzeugend gelungen.

    (Zuruf von der SPD: Jedenfalls sehr sachlich!)

    Wo immer die Freiheit bedroht ist, hat der politische Liberalismus eine kämpferische Aufgabe.

    (Lachen bei der SPD.)

    Diese Aufgabe, meine Damen und Herren von der sozialdemokratischen Fraktion, haben wir auch und gerade bei der Beratung dieses Gesetzes wahrgenommen. Sonst würde das Gesetz nicht so aussehen, wie es uns jetzt annehmbar erscheint.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir lassen uns in der Verteidigung von Recht und Freiheit in diesem Hause und außerhalb des Hauses von niemandem übertreffen.

    (Abg. Wehner: Vor allen Dingen außerhalb! — Beifall bei der FDP. und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Bundesminister ,des Innern.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hermann Höcherl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Erler, wer Ihre Rede heute gehört hat, mußte auf langen Strecken der Meinung sein, Sie hätten sich eines Besseren besonnen. Solche herben Worte, wie Sie sie für die alliierten Vorbehalte, für diesen „Rechtsmakel" gefunden haben, sind selbst aus anderen Bezirken nicht gekommen. Dasselbe gilt, wenn ich Ihnen vielleicht ein Zitat des „Vorwärts" in Erinnerung rufen darf,

    (Abg. Wehner: Wagen Sie auch Zitate?)

    vom 2. 6. 1.965, ganz frisch und neu. Herr Wehner, es heißt da:
    Zur Zeit haben wir die schlechteste Notstandsverfassung, die denkbar schlechteste, nämlich die für den entsprechenden Notfall im Deutschlandvertrag verankerten unbeschränkten Notstandsvollmachten, die sich die ehemaligen Besatzungsmächte vorbehalten haben und die einer Diktaturbefugnis gleichkommen. Diese Befugnisse müssen durch deutsches Verfassungsrecht abgelöst und zum Erlöschen gebracht werden.
    Das steht im „Vorwärts", und dem Sinne nach, Herr
    Erler, haben Sie heute genau dasselbe wiederholt,
    und jeder mußte erwarten, daß Sie zu einer anderen
    Entscheidung kommen würden. Kurz vor Schluß kam dann das berühmte Nein.

    (Zuruf von der SPD: Ganz überraschend!) Ich gebe Ihnen auch zu, Herr Kollege Erler, daß Sie seit Jahr und Tag große Anstrengungen gemacht haben, Anstrengungen bei den Gewerkschaften, obwohl es bei der Notstandsfrage keineswegs nur eine Gewerkschaftsfrage gibt, sondern ich bin der Meinung: Das ist eine Frage des ganzen Volkes, das ist eine Frage der 20 Millionen nichtorganisierten Arbeitnehmer, das ist eine Frage aller Stände. Ich halte es nicht für angemessen und nicht dem Gegenstand entsprechend, das zu einer Frage der Gewerkschaft und des Parlaments zu machen. Sie haben große Anstrengungen gemacht, und ich bin sogar überzeugt, daß eine ganze Reihe von Ihnen — ich glaube, das auch belegen zu können — eine andere Entscheidung gewollt haben. Sie haben es nur nicht geschafft, und es sind Spekulationen darüber möglich, aus welchen Gründen Sie es nicht geschafft haben. Ich erwarte von Ihnen nicht ein Geständnis, daß Sie ferngesteuert und daß Sie eben des Widerstandes vor allem extremer Gewerkschaftskreise — es sind ja gar nicht alle, die sich diesem Vorhaben entgegenstellten — nicht Herr geworden sind. Das werden Sie nie zugeben. Es hätte auch sein können, daß eine ganze Reihe von Fraktionsangehörigen Ihnen auf diesem Wege nicht gefolgt wären. Das hätte auch sein können.


    (Abg. Wehner: Spekulieren Sie, machen Sie ruhig weiter, das ist so schön: Minister für Spekulationen, der Spekulatiusminister! — Heiterkeit.)

    — Herr Wehner, es ist Ihnen unangenehm.

    (Abg. Wehner: Natürlich, daß wir statt eines Innenministers einen Spekulatiusminister haben, ist unangenehm!)

    — Nein, Herr Wehner, es ist unangenehm, daß Sie genau zu diesem Zeitpunkt vor aller Öffentlichkeit zugeben müssen, daß Sie nicht frei sind, daß Sie nicht unabhängig sind, daß Sie einen Klotz am Bein haben und daß Sie nicht so entscheiden können, wie Sie vielleicht wollten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, dabei stehe ich nicht an, Ihnen zuzugeben und zu bestätigen, daß Sie im Verlaufe der Verhandlungen entscheidende Beiträge geleistet haben, daß Sie mit großem Ernst an die Sache herangegangen sind. Aber Sie sind eben nicht stark genug, um so etwas durchzuführen. Und Sie wollen an die Regierung, meine Damen und Herren!

    (Abg. Wehner: Kleiner Schäker!)

    Aber wer an die Regierung will, muß auch in der Lage sein, unpopuläre, aber notwendige Maßnahmen durchzuführen, und dazu sind Sie nicht in der Lage.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der SPD.)

    Nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, darf ich doch noch etwas auf die Bemerkungen eingehen, die Sie, Herr Kollege Erler, vorgetragen



    Bundesminister Höcherl
    haben. Ich glaube, es ist notwendig, Fakten zu berichtigen, weil auch der oratorische Glanz die Dinge nicht kompensieren kann, wenn sie faktisch nicht ganz in Ordnung sind. Ich darf einige Bemerkungen herausgreifen. Sie haben eingangs davon gesprochen, daß niemand vor äußeren Gefahren geschützt ist — das ist richtig —, daß diese äußere Gefahr aber nicht unmittelbar bevorsteht. Wer weiß das? Niemand weiß das! Wir sind so ver- strickt in ein großes Weltgeschehen, und alle Ereignisse, die sich irgendwo in einem Zipfel der Welt abspielen, sind ebenfalls Gegenstand unseres eigenen Schicksals. Wir können also nicht sagen „heute oder morgen", sondern wir sind vor keiner Überraschung sicher, vor allem nicht in diesem Bereich.
    Aber Sie haben eines vergessen: Sie haben vergessen, daß es auch innere Notstände geben kann. Sie müssen durchaus nicht den Charakter haben, der in der Weimarer Republik — bei ihrer Entstehung und ihrem Ende — sichtbar geworden ist; sie können einen ganz anderen Charakter haben. Und auch dafür muß Vorsorge getroffen werden.
    Ich gebe Ihnen recht, daß zur Vorsorge und zum Vorbeugen keineswegs immer nur Gesetze notwendig sind. Die Gesetze sind ein spezielles Instrument für solche Dinge, aber nicht für alle. Andere sind mit bestehenden Gesetzen in Angriff genommen worden, andere sind pragmatisch und faktisch gelöst worden.
    Ich muß in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß bei den Vorbereitungen, die schon bis auf das Jahr 1955 zurückgehen, nicht nur Gesetzentwürfe, sondern viele andere Maßnahmen, nicht zuletzt auch militärische Übungen und Planspiele eine Rolle gespielt haben, um praktisch zu zeigen, in welchem Rechtsmangel wir uns befinden und wie er ausgeglichen werden muß.
    Nun haben Sie im Rahmen Ihrer Ausführungen wieder die berühmte Telefonaffäre angesprochen. Herr Kollege Erler, ich muß Sie dringend bitten, daß Sie im Interesse der Wahrheit von dem Ergebnis Kenntnis nehmen, daß die hochnotpeinliche Untersuchung ergeben hat: daß kein einziger Mißbrauch festgestellt worden ist. Ich verwahre mich dagegen, daß fortgesetzt mit allgemeinen Formulierungen, die nun in ihrer Form verdachtweise ausdeutungsfähig gemacht werden sollen, Behauptungen aufgestellt werden, die einem Ergebnis widersprechen, dem Sie selber zugestimmt haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie haben darauf hingewiesen, Herr Kollege Erler, daß in einigen Zuschriften in der Presse — auch ich habe sie gelesen —, davon die Rede war, daß es unter uns — ich möchte einmal sagen — Bürger gibt, die in die alliierten Vorbehaltsrechte ein größeres Vertrauen setzen. Ein solcher politischer Masochismus, meine Damen und Herren, scheint für mich überhaupt völlig indiskutabel.
    Was die Frage der Wahlparolen betrifft, Herr Kollege Erler: Unser gesamtes Verhalten, unsere gesamten Leistungen vom ersten bis zum letzten Tage dieser Legislaturperiode bis hinein in die Vergangenheit — ich denke an die vielen Irrfahrten, die Sie bis zum Godesberger Programm und bis zum 30. Juni 1960 gemacht haben —, all das unterliegt der Beurteilung des Wählers und seinen politischen Konsequenzen, — auch dieser Fall. Wohin kämen wir denn, wenn wir auch diesen Fall aus dem Wahlkampf und aus dem Wahlgespräch herausnehmen wollten?!

    (Abg. Erler: Aha, aha!)

    — Das ist Ihnen peinlich, ich verstehe das schon, aber das sind Vorgänge. Wir werden das schon in einer ordentlichen, korrekten und den Tatsachen entsprechenden Weise — —

    (Abg. Mattick: Das können Sie doch gar nicht!)

    — Das kann ich sehr wohl Herr Mattick, aber es ist Ihnen peinlich — das verstehe ich —, weil Sie eine Schwäche gezeigt haben.

    (Abg. Erler: Minister für Wahlkrampf!)

    Das wird heute vom Volk nicht verstanden und
    wird auch hoffentlich vom Volk abgelehnt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wehner: Wann begründen Sie eigentlich Ihre Vorlagen, die Sie heute einbringen sollen? Abg. Erler: Tun Sie doch lieber Ihre Arbeit! — Beifall bei der SPD.)

    — Ich komme auf diese Vorlagen zu sprechen.

    (Abg. Erler: Außerhalb Ihres Ressorts! Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Nein, nein, auch hier zitieren Sie falsch, Herr Wehner.

    (Lachen und Zurufe von der SPD. — Abg. Wehner: Ursprünglicher Text fortentwikkelt!)

    Fortentwickeln ist eine bedeutende schöpferische Leistung.
    Aber nun zur Sache! Sie haben davon gesprochen
    — und das ist richtig —, daß psychologische Hypotheken bestehen, die auch damals bei dem Verteidigungsbeitrag, bei der Einführung der Bundeswehr und ihrer rechtlichen Ordnung eine Rolle gespielt haben, psychologische Hypotheken aus der Zeit von 1933 bis 1945. Aber es geht nicht an, hier die Zeit von 1918/19 bis 1933 zu übersehen. Damals war es so, meine Damen und Herren, daß die Demokratie, die ein besseres Schicksal verdient hätte, im Stich gelassen worden ist.

    (Abg. Haase Herrn Wehner, wie man das macht! — Zuruf von der SPD: Ritter von Lex! — Abg. Mattick: Das hat uns noch gefehlt! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Ja, sie ist im Stich gelassen worden. Ich darf vielleicht einige Beispiele aus dem Jahre 1930 herausgreifen, etwa den Sturz des Kabinetts Müller und all das, was sich angesichts der Lage daran anschließen mußte. Das ist einer der Vorgänge; der Kollege Barzel hat andere Beispiele — klassische Zitate Ihrer Leute, Ihrer damals führenden Leute aus in-



    Bundesminister Höcherl
    timster Kenntnis und bitterster Erfahrung — hier auf den Tisch gelegt.

    (Abg. Mattick: Harzburger Front!)

    Es muß unser gemeinsamer Entschluß sein, daraus zu lernen, und unser Grundgesetz hat daraus auch ganz entscheidende Konsequenzen gezogen.

    (Zuruf von der SPD: Ihre Partei hat doch gegen das Grundgesetz gestimmt!)

    — Wollen Sie hier eine Sippenhaft einführen?

    (Heiterkeit und Beifall in der Mitte. — Lachen bei der SPD.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das Grundgesetz hat sehr bemerkswerte Konsequenzen aus den bitteren Erfahrungen der Weimarer Zeit gezogen. Es hat u. a. in Art. 18, der viel zu wenig zitiert wird, bestimmt, daß Grundgesetze verwirkt werden können, wenn damit ein Mißbrauch getrieben wird oder der Kampf gegen die demokratische Grundordnung geführt wird. Durch ein Gerichtsurteil können jemandem diese Grundgesetze abgesprochen werden. So weit, meine Damen und Herren, geht das Grundgesetz.

    (Abg. Jahn: Es heißt „Grundrechte", Herr Minister! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Grundrechte, jawohl!
    Nun kommt ein interessantes Kapitel aus der Rede des Herrn Kollegen Erler. Er geht bis zum Parteitag von Hannover zurück. Ungefähr vom „hohen Olymp" der Sperrminorität herab werden nun Sätze verkündet, die jetzt in drei oder vier Ausgaben vorliegen.

    (Abg. Erler: Das stimmt ja nun nicht!)

    Wenn man die Hannoversche Ausgabe, die Kölner Ausgabe, die Karlsruher Ausgabe und dann die Ausgabe von Saarbrücken miteinander vergleicht, stellt man fest, daß immer etwas mehr dazugelegt ist. Es werden immer wieder Gründe und neue Einwendungen nachgeschoben, so daß man allein nach diesem Studium schon sagen muß: vielleicht war der Ernst, den Sie gelegentlich an den Tag gelegt haben, doch nicht so ernst gemeint. Das Ergebnis spricht eigentlich dafür, wenn man das rückschauend betrachtet.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Kollege Dorn hat Ihnen schon einwandfrei nachgewiesen, daß allen Ihren Forderungen — soweit sie sich unmittelbar auf die Verfassungsergänzung beziehen — entsprochen worden ist. Ich darf sagen: Es gibt keinen einzigen Fall, in dem eine Frage wirklich offengeblieben wäre. Im übrigen darf ich Ihnen folgendes sagen. Herr Kollege Erler, wir haben uns in vier Gipfelgesprächen oder Spitzengesprächen von je drei bis vier Stunden zusammengesetzt und Zweifelsfragen besprochen, geklärt und materiell vereinbart. Herr Kollege Erler, was halten Sie davon, wenn ich sage: Viermal setzt man sich zusammen in der Absicht und — wenn Worte überhaupt einen Sinn haben — mit dem Zweck, zu einer Einigung zu kommen? Diese viermaligen Sitzungen haben in einem sehr guten Klima stattgefunden und haben in schwierigsten Fragen, vor allem durch die Vermittlungsleistungen des Kollegen Barzel, Einigungen herbeigeführt, die für die Regierung ganz und gar nicht so einfach waren, die aber immerhin am Schluß ein Klima erzeugt haben, daß jeder von uns sagen mußte: Wir haben diese. große Arbeit in einer Gemeinschaftslösung erledigen können. Ich war der Meinung, Herr Kollege Wehner, daß Ihre Rede vom 30. Juni 1960 von Bestand wäre und diese Frage zu den Themen gehörte, die man national und gemeinsam hier erledigen könnte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Aber ich habe mich getäuscht.