Rede von
Dr.
Hans-Christoph
Seebohm
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Wie an zahlreichen anderen Plätzen ist auch in Nievenheim der Stückgutverkehr der Bundesbahn in den letzten Jahren infolge Abwanderung auf Straßenfahrzeuge sehr erheblich zurückgegangen. Die Bundesbahn beabsichtigt deshalb, die wenigen verbliebenen Kunden auf den Nachbarbahnhof Dormagen zu verweisen. Die Mehrentfernung beträgt, gerechnet von der Ortsmitte Nievenheim, nur 2 km. Das ist eine bei dem heutigen Stand der Motorisierung gewiß nicht ins Gewicht fallende Verlängerung des Anfahrtweges.
Überdies soll künftig für diejenigen Kunden, die ihre Güter nicht weiterhin selbst abholen oder anbringen wollen, die Möglichkeit geschaffen werden, die Dienste eines bahnamtlichen Rollfuhrunternehmens in Anspruch zu nehmen. Die Höhe der Eisenbahnfracht bleibt dabei praktisch unverändert.
Mir ist daher nicht recht verständlich, wie es unter diesen Umständen zu einer Verteuerung um 50 % kommen soll. Angesichts der hohen und ständig wachsenden Verluste im Stückgutverkehr vermag ich die Deutsche Bundesbahn nicht daran zu hindern, diesen Dienstzweig außerhalb der Zonenrand- und Bundesausbaugebiete durch eine Konzentrierung des Abfertigungsdienstes rationeller zu gestalten. So geschieht dies auch bei allen Eisenbahnen des benachbarten Auslands.
Mir ist bisher nicht bekanntgeworden, daß die Bundesbahn die Ziele der Landesplanung und der regionalen Strukturverbesserung in Nievenheim oder anderswo unberücksichtigt ließe. Vielmehr enthält sich die Bundesbahn im Zonenrandgebiet und in den Bundesausbaugebieten jeglicher Verkehrseinschränkungen und führt außerhalb dieser Gebiete derartige Maßnahmen nur nach eingehender Erörterung mit den Verkehrsnutzern und mit den beteiligten Stellen des Bundes, des Landes und der Kommunen durch, und dies auch nur dann, wenn der Schienenverkehr infolge Abwanderung auf andere Verkehrsmittel bereits weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Globale Stillegungen sind ausgeschlossen.
Die Bundesregierung sieht nach den von ihr getroffenen, soeben erwähnten Weisungen, die von der Bundesbahn strikt befolgt werden, keine Notwendigkeit, auf die Bundesbahn im Sinne einer Berücksichtigung der Landesplanung und ihrer Maßnahmen und Vorschläge erneut einzuwirken, da dies seitens der Deutschen Bundesbahn in ihrer Zusammenarbeit mit den obersten Landesverkehrsbehörden gesichert ist.