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ID0418327600

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    Vokabeln: 4
    1. Herr: 1
    2. Abgeordneter: 1
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    Deutscher Bundestag 183. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 9155 A Fragestunde (Drucksachen TV/3377, TV/3408) Fragen der Abg. Schmitt-Vockenhausen und Hermsdorf: Anzeigenaktion „Mitbürger fragen — der Kanzler antwortet" von Hase, Staatssekretär . . . . . 9156 A Jahn (SPD) . . . . . . . . . . 9156 A Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 9156 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 9156 C Sänger (SPD) . . . . . . . . . 9156 D Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 9157 A Zoglmann (FDP) . . . . . . . . 9157 B Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) 9158 B Büttner (SPD) 9158 C Börner (SPD) 9159 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 9160 A Moersch (FDP) . . . . . . . 9160 D Dr. Eppler (SPD) . . . . . . . 9160 D Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 9161 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Äußerung des Bundesministers Dr. Mende über die Hallstein-Doktrin Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9162 A Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 9162 C Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . 9162 D Börner (SPD) . . . . . . . . . 9163 B Wehner (SPD) . . . . . . . . 9163 B Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 9163 D Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 9164 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 9164 B Dr. Krümmer (FDP) . . . . . . . 9164 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Vorschlag des Bundesministers Dr. Mende über diplomatische Beziehungen zu Ostblockstaaten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9164 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 9164 D Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . 9165 A Frage des Abg. Mattick: Errichtung von gesamtdeutschen technischen Kommissionen in Berlin Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9165 C Wehner (SPD) . . . . . . . 9165 C Moersch (FDP) 9165 D Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) 9166 A Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 9166 A Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 9166 C Dorn (FDP) . . . . . . . . . 9166 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 183. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1965 Frage des Abg. Mattick: Vorschläge des Bundesministers Dr. Mende im Kabinett Dr. Schrader, Bundesminister . . . 9167 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 9167 C Zoglmann (FDP) . . . . . . . . 9167 D Ritzel (SPD) . . . . . . . ... 9168 A Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 9168 A Fragen der Abg. Frau Dr. Kiep-Altenloh: Vier-Mächte-Status auch für den sowjetisch besetzten Sektor von Berlin Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9168 C Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . . 9168 C Fragen des Abg. Moersch: Kulturelle Beziehungen zu Brasilien Dr. Schröder, Bundesminister . . . 9169 C Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Lage der Veredelungswirtschaft in der Bundesrepublik und in der EWG (Drucksache IV/31,18) in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes (Marktstrukturgesetz) (FDP) (Drucksache IV/3209) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung eines Marktstrukturfonds für die Land-und Ernährungswirtschaft (Marktstrukturfondsgesetz) (CDU/CSU) (Drucksache IV/3244) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes über staatliche Förderung bei der Überleitung der deutschen Landwirtschaft in den Gemeinsamen Markt der EWG (EWG-Anpassungsgesetz) (FDP) (Drucksache IV/3245) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines EWG-Anpassungsgesetzes (CDU/CSU) (Drucksache IV/3387) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Saatgutgesetzes (Abg. Bauknecht, Dr. Schmidt [Gellersen], Dr. Effertz u. Gen.) (Drucksache IV/3370) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Verordnung Nr. 19 (Getreide) des Rates der EWG (Drucksache IV/3376) — Erste Beratung —, mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kornmission der EWG für eine Verordnung des Rats über die schrittweise Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Zucker (Drucksachen IV/2118, IV/3369), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kornmission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Fette (Drucksachen IV/2826, IV/3355), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die Einzelheiten der Verwirklichung der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für selbständige forstwirtschaftliche Tätigkeiten und eine Änderung des Allgemeinen Programms des Rats zur Aufhebung der Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit (Drucksachen IV/3316, IV/3385) und mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über Maßnahmen gegen die Einschleppung von Schadorganismen der Pflanzen in den Mitgliedstaaten (Drucksachen IV/3288, IV/3395) Logemann (FDP) . . . . . . . . 9170 D Hüttebräuker, Staatssekretär . . 9174 D Ertl (FDP) 9177 B Struve (CDU/CSU) . . . . . . 9177 C Dr. Effertz (FDP) . . . . . . . 9183 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 9187 A Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . . 9193 A Dr. Starke (FDP) . . . . . . . 9199 B Sander (FDP) 9201 B Bauknecht (CDU/CSU) 9202 C Nächste Sitzung 9203 D Anlagen 9205 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 183. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1965 9155 183. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.03 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 14.5. Frau Ackermann 14.5. Dr. Adenauer 14.5. Dr. Aigner * 14. 5. Frau Albertz 14.5. Dr. Althammer 14.5. Arendt * 14.5. Dr. Aschoff 14.5. Dr. Atzenroth 14.5. Dr. Dr. h. c. Baade 14.5. Bading * 14.5. Bäuerle 14.5. Dr.-Ing. Balke 14.5. Bals 14.5. Bazille 14. 5. Dr. Becker (Mönchengladbach) 14.5. Berger 14. 5. Frau Berger-Heise 14. 5. Bergmann * 14. 5. Berlin 14.5. Dr. Bleiß 14.5. Fürst von Bismarck 14. 5. Dr. Böhm 14.5. Dr. h. c. Brauer 14. 5. Braun 14. 5. Bühler 14. 5. Dr. Burgbacher * 14. 5. van Delden 14. 5. Deringer * 14. 5. Dr. Dichgans * 14. 5. Diekmann 14.5. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 14. 5. Dr. Dittrich 14.5. Dopatka 14. 5. Drachsler 14. 5. Dr. Dr. h. c. Dresbach 5. 6. Eichelbaum 15. 5. Eisenmann 15. 5. Frau Dr. Elsner * 14. 5. Etzel 14. 5. Faller * 14. 5. Frau Dr. Flitz 14. 5. Dr. Franz 14.5. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 14. 5. Frau Funcke (Hagen) 14. 5. Dr. Furler * 14. 5. Gedat 14. 5. Frau Geisendörfer 14.5. Glombig 31. 5. Dr. Götz 14.5. Haage (München) 15.5. Haase (Kellinghusen) 14. 5. Hahn (Bielefeld) * 14. 5. Hansing 14. 5. Hauffe 14. 5. Dr. Hellige 14. 5. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Herberts 14. 5. Herold 14. 5. Höhmann (Hess. Lichtenau) 14. 5. Hörauf 14. 5. Illerhaus * 14. 5. Jacobi (Köln) 14.5. Jahn 14. 5. Kalbitzer 15.5. Dr. Kempfler 14.5. Frau Kleinert 15. 5. Klinker * 14.5. Knobloch 31. 5. Kohlberger 14.5. Dr. Kreyssig * 14. 5. Kriedemann * 14.5. Kühn (Hildesheim) 14.5. Kulawig * 14. 5. Kuntscher 14. 5. Lang (München) 14.5. Leber 14.5. Lenz (Bremerhaven) 31.5. Lenz (Brühl) * 14. 5. Dr. Löhr * 14.5. Dr. Lohmar 14.5. Lücker (München) * 14. 5. Maier (Mannheim) 15.5. Mattick. 14. 5. Mauk * 14.5. Frau Meermann 14.5. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 14. 5. Merten * 14. 5. Mertes 14.5. Metzger * 14.5. Michels 14.5. Missbach 14.5. Dr. Morgenstern 15.5. Frhr. von Mühlen 15. 5. Müller (Remscheid) 14.5. Dr. Müller-Hermann * 14. 5. Dr. Pflaumbaum 14.5. Dr. Philipp * 14. 5. Frau Dr. Probst * 14. 5. Rademacher * 14. 5. Ravens 14. 5. Rehs 14.5. Reitz 14.5. Richarts * 14. 5. Rohde * 14.5. Roß 14.5. Seidl (München) 14.5. Seifriz * 14. 5. Seuffert * 14. 5. Dr. Seume 14.5. Dr. Schellenberg 14.5. Schlüter 22.5. Schneider (Hamburg) 14.5. Schoettle 14. 5. Frau Schröder (Detmold) 14. 5. Dr. Schwörer 15.5. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Spitzmüller 14.5. Dr. Starke * 14. 5. Dr. Stecker 14.5. Stein 14. 5. Steinhoff 15. 5. Stephan 14. 5. Stiller 14. 5. Storch* 14.5. Strauß 14.5. Frau Strobel* 14. 5. Strohmayr 15.5. Unertl 14. 5. Varelmann 14. 5. Verhoeven 14. 5. Wagner 14. 5. Weinkamm 14. 5. Dr. Wilhelmi 14.5. Dr. Zimmermann (München) 14.5. Zühlke 6. 6. b) Urlaubsanträge Werner 21.5. Anlage 2 Umdruck 634 Antrag der Abgeordneten Freiherr von Kühlmann-Stumm, Ertl, Dr. Effertz und Genossen zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend Lage der Veredelungswirtschaft in der Bundesrepublik und in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Drucksache IV/3118). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Ministerrat der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft darauf hinzuwirken, daß durch geeignete Maßnahmen die gewerbliche Veredelungsproduktion auf einen Umfang beschränkt wird, der den bäuerlichen Betrieben, die auf eine rentable Veredelungsproduktion angewiesen sind, diese Voraussetzung für ihre Existenzfähigkeit nicht beeinträchtigt. Bonn, den 14. Mai 1965 Frhr. v. Kühlmann-Stumm Dr. Heuser Ollesch Mischnick Dr. Hoven Burckardt Dr. Emde Dorn Dr. Imle Ertl Peters Reichmann Zoglmann Ramms Murr Dürr Dr. Kiep-Altenloh Sander Dr. Schneider Opitz Buss Wächter Sötebier Deneke Moersch Dr. Supf Dr. Danz Dr. Hamm Dehler Dr. Effertz Anlage 3 Umdruck 633 Änderungsantrag der Abgeordneten Sander, Dr. Effertz, Ertl, Mauk, Logemann, Peters (Poppenbüll), Wächter, Walter und Genossen zum Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19. Ausschuß) zu dem von der Bundesregierung zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die schrittweise Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Zucker (Drucksachen IV/2118, IV/3369). Der Bundestag wolle beschließen: Dem Ausschußantrag - Drucksache IV/3369 - wird folgende Nummer 3 angefügt: „3. Die Bundesregierung wird ferner ersucht, bei den Verhandlungen im EWG-Ministerrat über eine gemeinsame Zuckermarktordnung a) keinem Beschluß zuzustimmen, der die wirtschaftliche Lage der deutschen Zuckerrübenanbauer und Zuckerrübenwirtschaft verschlechtern könnte, b) bei einer Ablehnung der Forderung auf Festsetzung und Koordinierung von nationalen Produktionszielen in Abstimmung mit dem Bedarf den Artikel 43 Abs. 3 Buchstabe a des EWG-Vertrages in Anspruch zu nehmen." Bonn, den 14. Mai 1965 Sander Dr. Effertz Ertl Mauk Logemann Peters (Poppenbüll) Wächter Walter Burckardt Dr. Danz Dr. Dörinkel Dr. Hoven Kreitmeyer Dr. Krümmer Kubitza Dr. Mälzig Moersch Murr Dr. Schneider (Saarbrücken) Weber (Georgenau)
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    Rede von Josef Ertl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Kasperletheater gibt es nicht nur den Kasper Larifari, sondern auch das Krokodil, das ihn angreift. Ich hoffe, daß in Ihren Reihen auch manches Krokodil sitzt. Hoffentlich liegt es nicht zu lange in der Sonne und träumt. Das meine ich mit Schrittmachertempo, Herr Kollege Schmidt. Ich verfolge gern Sechstagerennen. Ich könnte mir aber vorstellen, daß die SPD für die deutsche Landwirtschaft ein sehr langsamer Schrittmacher wäre und daß wir dann sehr ins Hintertreffen geraten würden, während wir Freien Demokraten ein sehr schnelles Tempo bevorzugen, damit wir vorwärtskommen. Das haben wir in Niedersachsen erst vor kurzem bewiesen, wie Sie gesehen haben.

    (Zuruf des Abg. Dr. Roesch.)

    — Herr Kollege Roesch, Sie können dann gleich hier Ihre Jungfernrede halten.

    (Abg. Roesch: Ist schon gehalten!)

    Diese Debatte hier findet so unter uns statt. Das ist bedauerlich, weil wir zweifelsohne — das hat mein Vorredner mit anklingen lassen — vor wichtigen Entscheidungen stehen. Ich bedaure auch, daß die an der EWG-Politik mitbeteiligten Ressorts hier nicht vertreten sind. Denn es wäre vielleicht für manchen Vertreter der anderen Ressorts ganz interessant, die Meinungen der Fraktionen zu hören. Ich schäme mich nicht, hier meine eigene Führung etwas anzuklagen. Das ist nicht erfreulich. Denn dann kommt es hinterher immer zu solchen Bonmots, die man sich in Brüssel erzählt, daß die anderen begannen, ihren Schlüpfer — —

    (Heiterkeit. — Zuruf von der SPD: Das war Freud!)

    — Entschuldigen Sie, ich komme aus Bayern. — Die anderen begannen, ihren Binder aufzuknüpfen, während die deutsche Delegation — Herr Präsident, ich bitte um Ihre Verzeihung — so nackt dastand. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn manche Vertreter der Ressorts uns wenigstens anhörten, unsere Ratschläge anhörten, damit sie dann in bekleidetem Zustand die deutschen Interessen schlagkräftiger vertreten könnten. Daß das nicht der Fall ,ist, bedaure ich sehr.
    Ich darf noch bei einer anderen Sache bleiben. Es wurde hier de Gaulle zitiert. Die „Frankfurter Allgemeine" hat das überschrieben mit „Lieber aus dem eigenen Glase trinken". Das hat de Gaulle vor kurzem gesagt. Ich komme ja auch wie der Kollege Bauer aus Bayern. Ich würde sagen, das Glas, das



    Ertl
    de Gaulle wünscht, kann nur ein bayrischer Maßkrug sein. Insoweit sind zwischen de Gaulle und unserem verehrten Herrn Kanzler sehr viel Gleichheiten. Beide werden in Zukunft vielleicht „Maß halten", hoffentlich zum beiderseitigen Nutzen. Das wünschen wir.
    Lieber, verehrter Kollege Bauer, damit komme ich zu einer Ihrer Bemerkungen, die auch nicht unwidersprochen bleiben kann. Sie haben uns Freie Demokraten und insbesondere meinen Kollegen Effertz gescholten, wir wollten hier die deutsch-französische Freundschaft nicht oder wollten sie in Mißkredit ziehen. Das muß ich entschieden zurückweisen. Auch wir betrachten es als ein Verdienst der Vergangenheit, daß dieser Graben zugeschüttet ist. Auch wir wollen eine deutschfranzösische Freundschaft. Aber wir glauben, Freundschaft heißt Partnerschaft mit gleichem Recht und zu gleichem Nutz und Frommen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Freundschaft heißt nicht: Nur der eine zahlt, und andere kassieren. So verstehen wir Freundschaft. So ist es im Zivilleben, und so muß es unter den Völkern sein. Wenn wir so manche Kritik üben, so tun wir das zur Erhaltung unserer Landwirtschaft, zur Sicherung ihrer Existenz.
    Ich will nicht auf die Vergangenheit hinweisen. Aber ich darf, Herr Präsident, mit Ihrer gütigen Genehmigung den Herrn Präsidenten de Gaulle aus seiner Fernsehrede zitieren:
    Die gleichen Leute verlangten in der gleichen Absicht, daß unser Land, statt, wie es natürlich ist, an einer organisierten Zusammenarbeit der freien Nationen des Alten Kontinents teilzunehmen, sich in einem sogenannten „integrierten Europa" buchstäblich auflöse,
    — ich bedaure so sehr, daß der Herr Baron von Guttenberg nicht da ist und das nicht hört; denn das hat er anscheinend noch nicht zur Kenntnis genommen —
    das ohne die Triebfedern der Souveränität der Völker und der Verantwortung der Staaten automatisch dem Protektor von jenseits des Atlantik unterstehen würde.
    Das sind sehr klare Worte. So stellt sich der maßgebliche, veranwortliche Repräsentant des französischen Volkes die europäische Zusammenarbeit vor. Ich glaube, wir sollten das zur Kenntnis nehmen und im Sinne unserer Souveränität partnerschaftlich zusammenarbeiten, und dabei gilt: Gleiches Recht für alle!

    (Beifall bei der FDP.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich muß noch einmal zitieren — gestatten Sie, Herr Präsident! —; denn verschiedene Kollegen haben diesen sehr schönen Artikel „Lieber aus dem eigenen Glase trinken" nicht gelesen. Es wird dort ein agrarpolitischer Kollege aus Frankreich zitiert, und es ist wirklich sehr interessant für die deutsche Agrarpolitik, das einmal zu hören:
    Wir erwarten für unsere Bauern alles vom Gemeinsamen Markt.
    — So heißt es hier. — Wir waren bereit, mit der Liberalisierung unserer Einfuhr für Industrieerzeugnisse ganze Branchen zu opfern,
    — das meinte wohl der Kollege Süsterhenn zuvor —
    wir sehen umgekehrt in der Öffnung der europäischen Märkte für unsere Agrarprodukte die große Chance zur Lösung unserer agrarsozialen Probleme. Große Hoffnungen setzen wir dabei auf die Aufnahmefähigkeit des deutschen Marktes, auf die rasch wachsende Kaufkraft der deutschen Industriegesellschaft. Es geht darum, die steigende Agrarproduktion Frankreichs nicht zu niedrigen Weltmarktpreisen verschleudern zu müssen, sondern zu höheren, sozial kalkulierten europäischen Inlandspreisen auf einem Markt verkaufen zu können, der zu organisieren sein wird wie bisher die einzelnen nationalen Agrarmärkte. Soweit zur Ergänzung der Eigenproduktion noch Einfuhren nötig sind, werden diese zu niedrigen Weltmarktpreisen eingekauft . . .
    Ich könnte noch weiter zitieren und auf die Abschöpfungen, die aus der deutschen Kasse kommen, hinweisen.
    Ich nehme das dem Kollegen aus Frankreich nicht übel. Ich sage: A la bonheur — es ehrt ihn. Aber wir deutschen Agrarpolitiker haben dafür zu sorgen, daß unsere Interessen, unsere Produktion auch gesichert bleiben und daß unsere Produktion im selben Zuge in diesem Markt mit abgesetzt wird. Das ist die Aufgabe unserer Legislative und natürlich auch dieser Exekutive.
    Nun, Herr Kollege Schmidt, ich darf auf Ihre Ausführungen noch mit einigen Sätzen eingehen. Sie haben gesagt, es sei ja nichts konstruktiv gelöst worden. Ach, wissen Sie, Herr Schmidt, ich habe Ihnen ja schon das letztemal, wo Sie so schön Ersatzpastor gespielt haben, geantwortet — wahrscheinlich schon in Voraussicht, daß das Konkordat kommt, aber da müssen Sie dann doch zum katholischen Glauben konvertieren, damit Sie Pfarrer werden können.
    Ich möchte hier nur einmal feststellen: Wir Freien Demokraten haben uns in diesen vier Jahren redlich bemüht, unseren Teil zur Agrarpolitik beizutragen. Es begann mit unserem Antrag zur Verbesserung des Trinkmilchpreises - ich möchte feststellen, es war erfreulich, daß alle Fraktionen zugestimmt haben — und reicht bis zum Zuckerrübenpreis. Wir wären viel früher über die Bühne gekommen, Herr Kollege Schmidt, wenn man nicht auf gewisse Interessen Ihrer Fraktion hätte Rücksicht nehmen müssen. Wir haben den Mut, offen zu sagen: Der Verbraucher tut besser daran, dem Bauern einen gerechten Preis zu geben, als die Geschichte über Subventionen des Steuerzahlers mitzufinanzieren. Sie wagten es nicht. Wegen der 70 Pf hatten Sie ja Bedenken, mitzumachen.
    Ich möchte betonen - und ich sage es wiederholt —, wir sind glücklich und stolz darauf, daß wir dazu beigetragen haben, die Getreidepreissenkung noch weiter hinauszuschieben, und ich möchte beinahe sagen — da muß ich noch einmal auf die Be-



    Ertl
    schlüsse vom 15. Dezember zurückkommen —, wir haben doch recht gehabt. Es wurde doch nicht politisch honoriert. Der europäische Frühling ist — wir haben jetzt die Eisheiligen — weiß Gott nach wie vor bis zu den Eisheiligen eingefroren, und sowenig dieses Frühjahr in der Natur gekommen ist — wir müssen es beklagen —, ist der politische Frühling in Europa gekommen. Sehr verehrter Kollege Schmidt, Sie haben gesagt: Wir begrüßen das! Da können Sie sich nicht herausreden; in der Frage sind Sie mit im Boot. Wir haben die Beschlüsse nicht gewollt. Wir hatten nicht die absolute Mehrheit. Hätten wir sie gehabt, hätten wir politisch anders entschieden; das muß ich offen sagen. Hätten Sie uns unterstützt, so hätten wir wie in der Frage der Kriegsopfer sogar mit Ihnen gegen den Koalitionspartner gestimmt. Sie haben uns diese Chance nicht gegeben. Hier hätten Sie konstruktive Agrarpolitik treiben können, aber die Chancen haben Sie versäumt.

    (Zuruf von der SPD.)

    Sie haben uns ja auch vorgeworfen, wir hätten alles beschlossen. Nein, nein! Wir nicht!
    Mein Kollege Effertz hat bereits betont, daß die Anfrage nicht in allen Dingen befriedigt. Wir hätten uns manch Konkreteres gewünscht, und ich möchte hier noch wenige Punkte aufführen, die mir sehr wichtig erscheinen.
    1. Juli 1967. Es muß alles getan werden, um unsere Position, die wir innehaben, bis dahin zu festigen und auszubauen. Ich erinnere nur an die Nutzung der Revisionsklausel. Mit großem Interesse habe ich zur Kenntnis genommen — und ich unterstreiche das —, was Staatssekretär Hüttebräuker hier gesagt hat, daß nämlich ein Heraufsetzen der Getreidepreise in den Partnerländern uns vor der gefährlichsten Folge der EWG bewahren kann, nämlich vor dem Überlaufen des Veredelungstopfes. Daher kämpfen wir um unseren Getreidepreis! Nutzen wir die Revisionsklausel; denn dann bewahren wir die europäische Landwirtschaft vor einer Katastrophe auf dem Veredelungssektor. Sonst wäre das nicht nur das Ende der deutschen bäuerlichen Familienbetriebe, das wäre das Ende der europäischen Familienwirtschaft. Das ist eine Situation, die wir ausnutzen müssen. Hier ist doch was drin! Das gilt auch für die ganzen Verhandlungen auf dem Sektor der Finanzierung. De Gaulle sagt: Ich lasse mich nicht meiner Souveränität berauben, ich liefere die Zölle nicht ab! Wir sind auch der Meinung, daß dies ein rechtliches Problem ist, das vom Haushaltsrechtlichen her gelöst werden muß. Es wurde heute davon gesprochen, Leitbild sei der bäuerliche Familienbetrieb, die Kleinbauern würden wieder umworben. Wir haben dazu unsere Erklärung im vorigen Jahr abgegeben, als wir die Gestaltung der Agrarstruktur festlegten. Wir freuen uns, daß mancher Kollege inzwischen mit uns einer Auffassung ist. Wir brauchen ein langfristiges Strukturprogramm. Wir bejahen das bäuerliche Eigentum aus gesellschaftspolitischer Sicht und wir wiederholen es immer wieder, und zwar in jeder Form. Das muß allerdings nicht heißen — da müssen wir einmal offen und ehrlich miteinander sprechen — daß jeder, der
    bäuerliches Eigentum besitzt, im Hauptberuf von der Landwirtschaft lebt. Wer das den Kleinbauern dauernd erzählt und sie damit aufputscht, belügt sie.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Er sagt nicht die Wahrheit; das muß einmal deutlich gesagt werden.
    In diesem Zusammenhang gleich zurück zur EWG: Dann muß allerdings auch die Schrumpfungstheorie des Herrn Mansholt aus der Welt geschafft werden; dann muß auch die Theorie des Nahrungsmitteldefizits beseitigt werden. Denn wir brauchen, um unsere Volkswirtschaft gesund zu erhalten, um unsere Wirtschaft leistungsfähig zu erhalten, ein Loch, um die Handelsbeziehungen aufrechterhalten zu können. Das darf aber nicht auf die Schultern eines einzelnen Partners und nicht allein auf die Schulter der deutschen Landwirtschaft geladen werden.
    Daher möchte ich zum Schluß noch einmal zusammenfassen: wir sollten wirklich den Vorschlag des Kollegen Dr. Effertz aufgreifen und uns interfraktionell einigen, was wir noch in dieser Legislaturperiode beschließen können. Wir sollten die Sache wirklich ernsthaft anpacken. Ich denke dabei ganz besonders an das Problem der Veredelungswirtschaft. Wir werden hierzu noch einen Entschließungsantrag vorlegen.
    Mein Kollege Logemann hat die Frage der Milchwirtschaft nicht behandelt. Sie ist für die deutsche Landwirtschaft der Honig und der Lebensnerv, und wir müssen unsere Milchwirtschaft auch im Bereich der EWG erhalten. Sie ist eines der Kernprobleme unserer ganzen agrarpolitischen Situation, das wir zu lösen haben. Dabei geht es nicht nur darum, den Trinkmilch- und Werkmilchausgleich beizubehalten. Mit Freude haben wir heute aus dem Munde des Herrn Staatssekretärs gehört, daß er glaubt, daß dieser Ausgleich beibehalten wird. Ich habe gehört, es gebe bereits Pläne, die Prämien umzuwandeln. Dabei muß hier einmal festgestellt werden, die Prämie ist eine Verbrauchersubvention, keine Erzeugersubvention. Wir haben kein Interesse daran, daß der deutsche Verbraucher diese Zeche allein bezahlt. Wir haben das wiederholt betont. Mindestens ebenso wichtig ist im Zuge der EWG die Lösung des Eiweißproblems und die Lösung des Fettproblems im Zusammenhang mit der Milchwirtschaft.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluß kommen. Wir Freien Demokraten bedauern auch die späte Einbringung des Gesetzes, aber, Herr Kollege Dr. Schmidt, wir haben es uns mit dem EWG-Anpassungsgesetz nicht leicht gemacht. Wir haben ein halbes Jahr diskutiert, gerungen und Fachleute herangezogen. Wir glauben aber, damit einen Diskussionsbeitrag und eine Grundlage für eine zukünftige agrarpolitische Gestaltung gelegt zu haben, die wir bereit sind mit unseren Partnern auch im nationalen Bereich durchzusetzen. Sie haben gesagt, manches wird die Kommission nicht einsegnen. Es ehrt Herrn Hallstein nicht, daß er den Segen für FORMA und Productschappen gibt und daß er sich hier bei uns ablehnend verhält. Dabei muß nicht unbedingt dieser Gedanke geboren werden. Wir haben auch die Einfuhr- und



    Ertl
    Vorratsstellen. Wir werden auf diese Problematik noch zurückkommen. Wir haben uns deshalb, möchte ich sagen, im EWG-Anpassungsgesetz sehr flexibel verhalten, aber wir glauben, daß wir verpflichtet sind, noch in dieser Legislaturperiode der Landwirtschaft zu sagen, wie wir uns die Reise in die Zukunft vorstellen.

    (Zuruf von der SPD: Wie?)

    — Lesen Sie unseren Antrag und lesen Sie die Protokolle, dann wissen Sie, was wir getan haben und was für die Zukunft zu tun sein wird. Jeder Bauer weiß es besser als Sie, Herr Kollege Schmidt.

    (Lachen bei der SPD.)

    Das ist der Grund, warum wir uns zu diesem EWG-Anpassungsgesetz durchgerungen haben. Wir glauben, daß der Weg gangbar ist. Wir sind gern bereit, mit Ihnen um eine Verbesserung zu ringen. Wir wissen, wie schwer es heute ist, Agrarpolitik zu betreiben, im Inland wie im Ausland. Ich erinnere an die Integration in der industrialisierten Gesellschaft. Das wirft Probleme auf, die nicht nur sozialpolitischer Natur sind. Da geht es um Probleme der Umwandlung unserer Gesellschaft.
    Es wird immer unsere Aufgabe sein, eine lebensfähige, leistungsfähige bäuerliche Landwirtschaft in dieser Industriegesellschaft zu erhalten. Dazu muß die Landwirtschaft untereinander Partner werden; dazu braucht sie aber auch die Partnerschaft der Industrie, der gewerblichen Wirtschaft, und sie braucht das Verständnis und die Hilfe des ganzen Volkes.

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Dr. Starke!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinz Starke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich werde Sie in dieser ,späten Stunde nicht sehr lange aufhalten. Als Mitglied des Europäischen Parlaments drängt es mich jedoch, mit wenigen Worten eine Verbindung herzustellen zwischen dem, was sich in Brüssel ereignet, und dem, was Sie hier besprechen. Ich habe mir die Ausführungen sehr aufmerksam langehört und möchte zunächst zwei Vorbemerkungen machen.
    Die erste Vorbemerkung betrifft ,den Herrn Kollegen Süsterhenn, dem ich sagen möchte: es kann gar keine Rede davon sein, daß hier etwas Unangemessenes über die EWG gesagt werden sollte. Vielmehr .geht es um folgendes. Wir haben in Deutschland relativ spät gemerkt, daß die EWG einen sehr wichtigen, großen agrarpolitischen Teil hat. Den haben wir in Deutschland relativ lange übersehen, insbesondere bei der Abfassung der Verträge. Dadurch sind wir natürlich in manche Verdrückung gekommen.
    Ein Zweites. Soweit es sich um den Staatspräsidenten unseres westlichen Nachbarlandes handelt, sollte nicht jeder Satz, der von ihm gesagt wird, einer kritischen Würdigung unterzogen werden. Herr Kollege Bauer, wenn Sie hier ganz schlicht mit seinem Ableben rechnen, ,so ist das natürlich auch nicht viel vornehmer. Also da müssen wir vorsichtig sein.
    Nun zu Ihnen, Herr Kollege ,Schmidt. Ich habe mir Idas, was Sie gesagt haben, sehr aufmerksam angehört. Sie wissen, daß ich in vielem zustimme. Sie haben den Finger auf Wunden gelegt und von Problemen gesprochen, die nun einmalschwierig sind. Aber eines möchte ich Sie fragen: glauben Sie nicht doch, Herr Kollege Schmidt, ,daß Vertreter Ihrer Partei im Europäischen Parlament ,entscheidend zu den verhängnisvollen Schwierigkeiten beigetragen haben, vor denen wir im Dezember standen, so daß dann die Entscheidung gefällt werden mußte. Ich habe dort nur Worte gehört, die in diese Richtung gingen.

    (Zuruf von der SPD: Dolchstoßlegende!)

    — Das ist keine Dolchstoßlegende.

    (Erneuter Zuruf von der SPD: Das ist eine moderne Dolchstoßlegende! Sie haben dort die Mehrheit!)

    — Ich will zugeben, daß „Dolchstoßlegende" ein sehr schönes Wort ist und sehr gut klingt. Aber die Tatsachen sind nun einmal so. Ich beobachte das seit Jahren. So schön Herr Kollege Schmidt auch aus dem Herzen — er meint es so — gesprochen hat, so wenig haben Ihre Kollegen dort in dem Sinne 'gehandelt. Darüber kann kein Zweifel sein.
    Warum spreche ich das an? Es geht hier um sehr, sehr wichtige Dinge. Ich meine, daß die Entwürfe hier sehr spät behandelt werden, und ich bin darüber besorgt, nicht in dem Sinne, wie der Herr Kollege Schmidt von ,der Opposition es sagt - das ist sein gutes Recht —, sondern von den Regierungsparteien her. Warum? Weil wir mit diesen Entwürfen etwas anfangen müssen. Sie müssen diesen Unterausschuß einsetzen. Sie müssen zu Ergebnissen kommen, die .so handfest sind, daß wir in Brüssel erreichen können, daß sie dort anerkannt werden. Warum? Weil uns im Juni dieses Jahres Ultimaten bedrohen. Bis dahin Agrarfinanzregelung, bis dahin die Preise!
    Meine Kollegen von den Regierungsparteien, glauben Sie 'denn, wir können noch hinterher etwas von dem in der EWG durchsetzen und anerkannt bekommen, wenn das alles von uns zugestanden ist? Das sind doch meistens Zugeständnisse von uns. Wir werden uns sehr darum sorgen müssen, daß im Juni kein Unglück geschieht. Der Dezember sollte uns warnen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Halten Sie den 30. Juni für ein Ultimatum?)

    — Nun, Herr Kollege Bauer, sprechen Sie jetzt nicht wieder! Wenn ich jetzt etwas sage, sagen Sie, ich hätte mich sehr unangemessen geäußert. Aber Sie warten auf den Tod. Das ist also sehr schwierig. Vorläufig ist er da, und er hat gesagt: bis zum 30. Juni. Glauben Sie vielleicht, ich lasse mir jetzt wieder sagen — das wäre eine umgekehrte Dolchstoßlegende —, ich sei daran schuld, daß es ein Ultimatum geworden ist? Ich beobachte die Politik dieser Regierung unseres Nachbarn seit 1958, und ich weiß, was es bedeutet, wenn er Schranke für



    Dr. Starke
    Schranke für den Fortschritt aufrichtet und dann ein rpaar kleine, unbedeutende Schranken wieder wegnimmt — damit die anderen glauben, nun gehe es vorwärts, und Zugeständnisse machen — und dann wieder alles blockiert.
    Im übrigen befinde ich mich hier — das muß in diesem Hause gesagt werden — in edler Gemeinschaft mit Herrn Schmücker, unserem verehrten Wirtschaftsminister. Lesen Sie einmal, was er in Brüssel gesagt hat! Nun füge ich an zu dem, was er dort gesagt hat, was alles auch geschehen müsse, wenn die Agrarfinanzverhandlungen abgeschlossen werden sollen — und das muß er nach seinen Dezember-Verhandlungen wissen —, nun ergänze ich also: Dort muß auch festgelegt werden, was wir für die Durchsetzung dieser Gesetzentwürfe, die Sie jetzt hier vorgelegt haben, brauchen. Wenn das nicht der Fall ist, dann werden Sie sehen, daß die geschichtliche Entwicklung, die wir alle in der EWG mit eingeleitet haben, über diese Wünsche hinweggeht.
    Nun ein Letztes! Ich bin allerdings der Meinung, Herr Kollege Bauer, daß das hier etwas mehr ist als nur die Fortsetzung der Grünen Pläne. Diese Gesetzentwürfe sind mehr, sie müssen ja mehr sein; denn währenddessen hat es ja einen Dezember gegeben, und im Dezember ist ja eine Entscheidung gefallen. Wir müssen sehen, wie wir mit dieser Entscheidung mit unserer deutschen Landwirtschaft weiterleben. Das ist unser aller Anliegen. Deshalb muß es mehr sein, und das steht in den Entwürfen.
    Das muß im Juni bei den Verhandlungen in Brüssel vorsorglich auf dem Tisch liegen. Liegt es dort nicht, dann wird der Vorwurf auf alle die fallen, die das nicht zustande gebracht haben. Wie soll denn unser Unterhändler dort — der Herr Staatssekretär spricht immer vom Einsegnenlassen durch die EWG — etwas einsegnen lassen, wenn er gar nicht weiß, was es sein wird?
    Deshalb empfehle ich Ihnen aus der europäischen Sicht, die ich hier einmal anführen wollte: Setzen Sie einen Unterausschuß ein! Behandeln Sie wenigstens dieses Rahmengesetz! Kommen Sie zu gewissen Grundsätzen; die gesetzestechnischen Formulierungen haben alle Zeit für später. Sonst wird unwiderbringlich die Zeit über uns weggehen und über das, was für die deutsche Landwirtschaft nach der Entscheidung vom Dezember notwendig sein wird. Es lag mir daran, das hier wenigstens mit anzubringen.

    (Beifall bei der FDP.)