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    Deutscher Bundestag 164. Sitzung Bonn, den 17. Februar 1965 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Wittmann und Dr. Böhm . . . . 8063 A Fragestunde (Drucksache IV/3067) Fragen des Abg. Dr. Lohmar: Errichtung eines Protonen-Großbeschleunigers in der Bundesrepublik Dr. Cartellieri, Staatssekretär . . . 8063 D Dr. Lohmar (SPD) . . . . . . . 8064 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . . 8064 B Kahn-Ackermann (SPD) 8064 C Leicht (CDU/CSU) . . . . . . 8064 D Moersch (FDP) 8065 A Ertl (FDP) 8065 C Fritsch (SPD) . . . . . . . . 8065 D Dr. Bechert (SPD) . . . . . . 8066 B Fragen des Abg. Dr.-Ing. Balke: Zukunftsprogramm für die Arbeiten der ELDO Dr. Cartellieri, Staatssekretär . . . 8066 C Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . . 8066 D Dr. Frede (SPD) 8066 D Dr. Bechert (SPD) . . . . . . 8067 C Frage ,des Abg. Dr. Kempfler: Zuschüsse von Unternehmern an Arbeiter und Angestellte für Benutzung von Pkw's zur Arbeitsstelle Grund, Staatssekretär 8068 A Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . 8068 C Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 8068 D Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 8068 D Frage des Abg. Dröscher: Beseitigung von Westwall-Anlagen Grund, Staatssekretär 8069 A Dröscher (SPD) 8069 B Dr. Müller-Emmert (SPD) 8069 C Leicht (CDU/CSU) 8070 A Dr. Roesch (SPD) 8070 A Kaffka (SPD) . . . . . . . . 8070 B Frage des Abg. Hörmann (Freiburg) : Deutscher Eisenerzbergbau Dr. Neef, Staatssekretär . . . . . 8070 C Hörmann (Freiburg) (SPD) . . . . 8070 D Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) 8071 B Frage des Abg. Dürr: Zeitkarten zur Benutzung von Postomnibussen Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 8071 C Dürr (FDP) 8071 D Frage des Abg. Fritsch: Schutz von Sammlermarken Dr. Steinmetz, Staatssekretär . . 8072 A Fritsch (SPD) 8072 B Fragen des Abg. Kahn-Ackermann: Verwendung der aus der Sammlung Göring/Hitler stammenden Bilder im Bundesbesitz Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 8072 C Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 8072 D Strohmayr (SPD) . . . . . . . . 8073 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 164. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Februar 1965 Frage des Abg. Dr. Dr. h. c. Friedensburg: Berücksichtigung Moskaus bei der Einrichtung technisch-naturwissenschaftlicher Referate an Auslandsvertretungen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8073 D Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) 8073 D Frage des Abg. Dr. Imle: Freizügigkeit für das gewerbliche Niederlassungsrecht deutscher Staatsangehöriger in Dänemark Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8074 A Fragen des Abg. Dr. Imle: Handels- und Freundschaftsvertrag mit Dänemark Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 8074 B Frage des Abg. Dr. Schäfer: Dokumente über die deutsch-französischen Beziehungen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8074 D Dr. Schäfer (SPD) 8074 D Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Besetzung von der Bundesrepublik in der UNESCO-Verwaltung neu zur Verfügung gestellter Stellen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8074 D Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 8075 A Frage des Abg. Dr. Mommer: Adenauer-Interview in der „New York Times" vom 10. 2. 1965 Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8075 B Dr. Mommer (SPD) 8075 C Sänger (SPD) . . . . . . . . 8075 13 Frage des Abg. Dr. Mommer: Diplomatische Beziehungen zu Israel Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8076 A Dr. Mommer (SPD) 8076 A Jahn (SPD) 8076 B Metzger (SPD) 8076 C Sänger (SPD) 8076 D Dr. Bechert (SPD) 8077 A Frage des Abg. Dr. Mommer: Einstellung von Waffenlieferungen an Israel Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8077 B Dr. Mommer (SPD) 8077 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 8077 D Metzger (SPD) . . . . . . . . 8078 A Dr. Bechert (SPD) . . . . . . 8038 B Jahn (SPD) 8078 B Frage des Abg. Hirsch: „Aktion Sühnezeichen" Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 8078 C Schriftliche Ergänzung bzw. Berichtigung der Antwort 8159 C Jahn (SPD) 8078 D Metzger (SPD) . . . . . . . 8079 AA Dr. Dr. Heinemann (SPD) 8079 B Dr. Bechert (SPD) . . . . . . 8079 C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . 8079 C Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft (Drucksachen IV/2990, zu IV/2990) Bauknecht (CDU/CSU) . . . . . . 8079 D Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 8085 C Wächter (FDP) . . . . . . . . 8093 B Ehnes (CDU/CSU) . . . . . . 8097 C Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1965 (Haushaltsgesetz 1965) (Drucksache IV/2500) — Zweite Beratung — Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksachen IV/2904, zu IV/2904) Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler 8103 A Erler (SPD) . . . . . . . . . . 8105 D, 8124 A, 8127 A Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . . . 8115 C Schultz (FDP) . . . . . . . . . 8120 C Dr. Schröder, Bundesminister . . . 8122 C, 8123 C, 8124 C, 8125 C, 8126D Dr. Mommer (SPD) 8123 B, 8125 A Metzger (SPD) 8124 B, 8125 B Dr. Krümmer (FDP) . . . . . . . 8125 A Wischnewski (SPD) . . . . . . . 8125 B D. Dr. Gerstenmaier (CDU/CSU) . . 8125 D Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 8127 B, 8128 C Gewandt (CDU/CSU) . . . . . . 8127 D, 8129 B, 8130 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 8129 C Sänger (SPD) . . . . . . . . . 8130 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 164. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Februar 1965 III Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache IV/2901) . . 8130 D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache IV/2902) . . . . . . . . Dr. Götz (CDU/CSU) 8130 D, 8144 A, 8149 D Dürr (FDP) 8132 B Dr. Conring (CDU/CSU) 8134 D, 8150 D Dr. Rutschke (FDP) 8135 B Brese (CDU/CSU) 8136 B Dr. Gradl (CDU/CSU) 8137 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 8138 C, 8147A, 8151D Dorn (FDP) 8142 C Dr. Mommer (SPD) 8145 B Moersch (FDP) . . . . . . . 8148 D Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) 8149 C Dr. Emde (FDP) 8150 C Ritzel (SPD) 8151 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache IV/2903) 8152 C Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen IV/2905, zu IV/2905) Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 8152 D Dr. Conring (CDU/CSU) . . . . . 8154 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 8154 D Dr. Martin (CDU/CSU) . . . . . 8156 B Dr. Schröder, Bundesminister . . 8157 C Nächste Sitzung 8157 D Anlagen 8159 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 164. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Februar 1965 8063 164. Sitzung Bonn, den 17. Februar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Aschoff 19. 2. Dr. Atzenroth 19. 2. Bazille 22. 2. Berlin 19. 2. Blachstein 27. 2. Fürst von Bismarck 20. 2. Dr. h. c. Brauer 19. 2. Brünen 19. 2. Dr. Eckhardt 17. 2. Eisenmann 20. 2. Dr. Franz 19. 2. Kalbitzer 17. 2. Dr. Kopf 24. 2. Kulawig 31. 3. Leber 19. 2. Maier (Mannheim) 19. 2. Mauk 17. 2. Neumann (Allensbach) 17. 2. Peters (Norden) 20. 2. Frau Dr. Probst 26. 2. Ravens 17. 2. Reichhardt 19. 2. Scheuren 19. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 17. 2. Frau Seppi 19. 2. Seuffert 19. 2. Dr. Starke 19. 2. Steinhoff 28. 2. Stooß 17. 2. Wehner 28. 2. Weinkamm 28. 2. Zoglmann 17. 2. Zühlke 21. 2. b) Urlaubsanträge Dr. Dörinkel 26. 2. Dr. h. c. Jaksch 26. 2. Lenz (Bremerhaven) 29. 3. Schlick 26. 2. Dr. Schmidt (Frankfurt) 24. 2. Unertl 27. 2. Wienand 7. 3. Wilhelm 26. 2. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts St.S.-295/65 53 Bonn, 17. Februar 1965 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Sehr geehrter Herr Präsident, bei Durchsicht meiner Unterlagen stelle ich zu meinem Bedauern fest, daß mir in der heutigen Fragestunde bei der Beantwortung der Anfrage des Herrn Abgeordneten Hirsch, betreffend die Aktion Sühnezeichen, ein tatsächlicher Irrtum unterlaufen ist. Aus einer mir vorliegenden Unterlage ging hervor, daß im Jahre 1964 Beihilfen in Höhe von 16 350 DM gezahlt worden sind. Es handelt sich dabei nicht, wie ich irrtümlich annahm, um eine Zahlung des Auswärtigen Amts an die Aktion Sühnezeichen, sondern um eine Zahlung, die die Aktion Sühnezeichen ihrerseits an die Teilnehmer der von ihr veranstalteten Einsätze geleistet hat. Aus Mitteln des Auswärtigen Amts sind im Jahre 1964 tatsächlich keine Zahlungen an die Aktion Sühnezeichen geleistet worden. Ich darf im übrigen meine vor dem Bundestag abgegebene Erklärung wiederholen, daß das Auswärtige Amt einem Antrag der Aktion Sühnezeichen für das Rechnungsjahr 1965 im Hinblick auf die verdienstvolle Tätigkeit der Aktion im Rahmen der verfügbaren Mittel entsprechen wird. Ich wäre Ihnen, Herr Präsident, zu besonderem Dank verpflichtet, wenn Sie diese Mitteilung dem Hohen Hause zur Kenntnis bringen würden. Mit verbindlichen Empfehlungen Dr. Carstens Anlage 3 Umdruck 562 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1965, hier: Einzelplan 04 - Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksachen IV/2500 Anlage, IV/2904). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 04 03 - Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - 1. Im Tit. 300 - Zur Verfügung des Bundeskanzlers für Förderung des Informationswesens - (Drucksache IV/2500 Anlage S. 25) wird der Ansatz von 13 000 000 DM um 5 000 000 DM auf 8 000 000 DM gesenkt. 8160 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 164. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Februar 1965 Der Haushaltsvermerk erhält folgende Fassung: „Die Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben dieses Titels unterliegt nur der Prüfung eines Unterausschusses des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes. Die Erklärung des Unterausschusses und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes bilden die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung." 2. Tit. 314 — Aufklärung und Unterrichtung der Bevölkerung auf den Gebieten der Sozialinvestitionen — 5 000 000 DM (Drucksache IV/2904 S. 4) wird gestrichen. Bonn, den 17. Februar 1965 Erler und Fraktion Anlage 4 Umdruck 570 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1965, hier: Einzelplan 02 — Deutscher Bundestag (Drucksachen IV/2500 Anlage, IV/2902). Der Bundestag wolle beschließen: Kap. 02 01 Tit. 710 — Neubauten für Zwecke des Bundestages einschließlich der erforderlichen Ersteinrichtung — (Drucksache IV/2902 S. 19) Die Zweckbestimmung dieses Titels ist wie folgt zu fassen: „Errichtung eines Bürohauses des Deutschen Bundestages (Arbeitszimmer für Abgeordnete und Sitzungsräume für Ausschüsse) einschließlich der erforderlichen Ersteinrichtung." Bonn, den 17. Februar 1965 Dr. Barzel und Fraktion Anlage 5 Umdruck 558 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1965, hier: Einzelplan 02 - Deutscher Bundestag (Drucksachen IV/2500 Anlage, IV/2902). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 02 01 wird Tit. 710 — Neubau für Zwecke des Bundestages einschließlich der erforderlichen Ersteinrichtung — (Drucksache IV/2902 S. 19) gestrichen. Bonn, den 16. Februar 1965 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 6 Schriftliche Antwort des Bundesministers Lücke vom 15. Februar 1965 auf die Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Meermann zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Rieddel *). Ich gestatte mir Ihre Zusatzfrage wie folgt zu beantworten: Der in meinem Hause erarbeitete Entwurf eines Gesetzes über die Förderung städtebaulicher Maßnahmen in Stadt und Land — Städtebauförderungsgesetz — enthält neben anderen Vorschriften in einem besonderen Teil ins einzelne gehende Regelungen für die Sanierung, die das Bundesbaugesetz insoweit ergänzen und nicht zuletzt auch der Erleichterung und Beschleunigung der Sanierungsmaßnahmen dienen sollen. Dabei geht der Entwurf davon aus, daß das Privateigentum an den Grundstücken im Sanierungsgebiet möglichst erhalten bleiben soll. Falls es aber unumgänglich ist, Grundstücke zur Durchführung der Sanierungsmaßnahme in einer Hand zusammenzufassen, sieht der Entwurf eine ganze Reihe von Handhaben hierfür vor. So ist z. B. daran gedacht, die Enteignung eines Grundstücks, ohne das die Sanierung nicht durchgeführt werden kann, zugunsten der Gemeinde zu erleichtern. Ferner sind enteignungsrechtliche Vorschriften zugunsten der Sanierungsträger in dem Entwurf enthalten. Von besonderer Bedeutung wird auch die Vorschrift sein, daß bei der Bemessung von Ausgleichs- und Entschädigungsleistungen im Rahmen einer Sanierung solche Werterhöhungen unberücksichtigt bleiben, die durch die Aussicht auf die Sanierung eingetreten sind. Wenngleich diese Vorschrift nicht unmittelbar für private Rechtsgeschäfte gilt, so ist doch zu erwarten, daß sie in Verbindung mit anderen Vorschriften des Entwurfs auch die Grundstückspreise im privaten Rechtsverkehr maßgeblich beeinflussen wird. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Bundesministers Schwarz vom 12. Februar 1965 auf die Zusatzfrage zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Dr. Kohut **). Ihre Zusatzfrage beantworte ich wie folgt: Die Schweineauftriebe haben — neben anderen Faktoren — den Marktpreis für Schweine stark beeinflußt; auch der Verbraucherpreis lag von Oktober 1964 bis Januar 1965 deutlich unter den entsprechenden Preisen des Vorjahres. Im einzelnen sind Angebots- und Preisentwicklung von Oktober 1964 bis Januar 1965 wie folgt: Die durchschnittlichen Schweineauftriebe auf den 35 Großmärkten des Bundesgebietes (Ubersicht 1 der Anlagen), die im Oktober 1964 um 8 % höher lagen als im Vergleichsmonat des Vorjahres, ließen den Marktpreis *) Siehe 157. Sitzung Seite 7736 D **) Siehe 159. Sitzung Seite 7830 C Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 164. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Februar 1965 8161 für Schweine der Klasse c umgerechnet auf Schlachtgewicht (Ubersicht 2 der Anlagen) Klasse c im Bundesdurchschnitt auf 312,40 DM je 100 kg Schlachtgewicht (-17% gegenüber Vorjahreszeit) absinken. Das etwas geringere Angebot an Schweinen im November und Dezember 1964 gegenüber Oktober führte zu einem Anstieg der Marktpreise in den beiden letzten Monaten des Jahres 1964 auf 329,—bis 332,— DM. Die sich bereits im Dezember anbahnende Preisabschwächung setzte im Januar 1965 wieder voll ein. Das verstärkte Angebot (+22 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) ließ den Schweinepreis Klasse c auf 319,10 DM absinken; er ist seitdem noch weiter auf 302,— DM in der zweiten Februarwoche zurückgegangen. Der Marktpreis für Schweine Klasse c lag von Oktober 1964 bis Januar 1965 nicht nur deutlich unter dem Vorjahrespreis, sondern auch unter dem 10jährigen Durchschnitt von 1965 bis 1964. Im Januar 1965 z. B. unterschritt der Schweinepreis den entsprechenden Vorjahrespreis um 22 % und den 10jährigen Durchschnittspreis um 4 %. Der Verbraucherpreis für Schweinefleisch im Durchschnitt aller Teilstücke hat sich im Berichtszeitraum erhöht; er stieg von 5,08 DM im Oktober auf 5,12 bis 5,15 DM im November und Dezember 1964 und weiter auf 5,20 DM im Januar 1965 an. Auch im Januar erhöhte sich der Verbraucherpreis, obwohl der Marktpreis in diesem Monat schon deutlich zurückgegangen ist. Erfahrungsgemäß hinkt jedoch die Anpassung der Verbraucherpreise an die gesunkenen Marktpreise um einige Wochen nach. Der Verbraucherpreis lag ungeachtet dessen von Oktober 1964 bis Januar 1965 deutlich unter den entsprechenden Preisen des Vorjahres. Im übrigen wird auf den Vergleich der Preisveränderungen der Markt- und Verbraucherpreise in der Ubersicht 3 der Anlagen verwiesen. Die Schweinezählung vom 3. September 1964 ließ erkennen, daß besonders im 1. Quartal 1965 mit einem Mehranfall von 1,2 Mill. Schlachtschweinen (+20 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) zu rechnen ist. Diese Voraussage wurde durch die Auswertung der Zählung vom 3. Dezember 1964 und durch die Marktentwicklung bestätigt. Um den Druck des steigenden Angebotes auf dem Inlandsmarkt zu verringern und einen Preissturz auf den Schlachtviehmärkten zu mildern, sollen im 1. Quartal 1965 — nach einer kleineren Teillieferung von 2800 t im Dezember 1964 — noch 12 000 t gefrorene Schweinehälften in die UdSSR ausgeführt werden. Für die Exporte werden die nach der EWG-Marktordnung Nr. 20 (Schweinefleisch )vorgesehenen Erstattungen für Ausfuhren in Drittländer gezahlt. Anlage zur schriftlichen Antwort auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Kohut. Ubersicht 1 Durchschnittliche monatliche Auftriebe an den 35 Großmärkten des Bundesgebietes 1964/65 1963/64 ± Veränderung Stück Stück 1964/65 zu 1963/64 in % Oktober 100 800 93 200 + 8 November 99 100 93 300 + 6 Dezember 95 600 85 000 + 12 Januar 101 5001 83 400 + 22 *) vorläufig Quelle: BML VI/6 Übersicht 2 Durchschnittliche Marktpreise für Schweine Klasse c auf den 35 Großmärkten des Bundesgebietes in DM/100 kg Lebendgewicht umgerechnet auf Schlachtgewicht (79 % Ausschlachtung) 1964/65 1963/64 ± Veränderung zum Vorjahresmonat in % 10jähriger ± Veränderung Durchschnittspreis 1964/65 zum 1955 bis 1964 10 jahrigen Durchschnittspreis DM DM DM in % Oktober 312,40 374,40 -17 336,95 -7 % November 332,65 392,15 -15 340,10 -2 % Dezember 329,10 431,10 -15 333,65 -1 % Januar*) 319,10*) 407,30 -22 329,50 -4 % *) vorläufig Quelle: BML VI/6 Übersicht 3 Marktpreise für Schlachtvieh und Verbraucherpreise für Fleisch Oktober November Dezember Januar Marktpreise 1964/65 3,12 3,33 3,29 3,19 *) für Schlachtschweine DM/kg (Klasse c umgerechnet auf Schlachtgewicht) 1963/64 3,74 3,92 4,31 4,07 10jähriger Ø 3,37 3,40 3,34 3,30 1955/64 Verbraucherpreise 1964/65 5,08 5,12 5,15 5,20 *) für Schweinefleisch DM/kg (im 1963/64 5,16 5,28 5,51 5,62 0 aller Teilstücke des Schlachtgewichtes) 10jähriger Ø 4,61 4,64 4,67 4,59 1955/64 Preisveränderungen ± Pf je kg 1964/65 -62 -59 -102 -88 zu 1963/64 Marktpreise 1964/65 zum 10jährigen Ø -25 - 7 - 5 -11 Verbraucherpreise 1964/65 - 8 -16 - 36 -42 zu 1963/64 1964/65 zum 10jährigen Ø +47 +48 + 48 +61 *) vorläufig Quelle Statistisches Bundesamt
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    Rede von Dr. Rainer Barzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Aber, Herr Kollege Erler, dies lenkt doch ab.

    (Lebhafter Widerspruch von .der SPD.)

    — Dann lesen Sie doch einmal die Vorlage der Bundesregierung: es soll möglichst das Parlament handeln; wenn das nicht kann, das Notparlament, wenn dieses nicht kann, die Bundesregierung. Wie soll es denn anders sein? So wie Sie vorschlagen, Herr Kollege Erler, wird es, so fürchte ich, keine Ablösung der alliierten Vorbehaltsrechte geben. Darum geht es der Bundesregierung. Ich weigere mich deshalb, das als ein endgültiges Nein hier entgegenzunehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier geht es um eine ganz schwerwiegende Frage unseres Staates, nicht einer Regierung und nicht einer Opposition. Vielleicht erlauben Sie mir, Herr Kollege Erler, daran zu erinnern, daß es Friedrich Ebert war, der mit 133 Notverordnungen seine Geburtshilfe für das Werden einer ersten Demokratie, des Weimarer Staates, in Deutschland geleistet hat, durch das Instrument der Notverordnungen. Das wollen wir nicht. Aber für die Stunde der Not muß es ein Mittel geben, damit der Rechtsstaat nicht untergeht, — weil Not dann angeblich kein Gebot kenne. Das ist die Lage; wir werden sie noch zu erörtern haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich weigere mich, Ihre Position als endgültig anzunehmen.
    Erlauben Sie mir, zur Situation im Nahen Osten — dem Punkt, den der Herr Bundeskanzler erwähnt hat — in meiner nächsten Abteilung etwas zu sagen.
    Ich begrüße dem Grund nach — ich will das vorweg sagen —, daß der Kollege Erler in dieser Abteilung seiner Rede weitgehend die gemeinsame Haltung dieses Hauses ermöglicht hat. Ich glaube, daß das gut ist.
    Wir sind in eine kritische Situation geraten.

    (Abg. Dr. Dr. Heinemann: Allerdings!)

    Noch kann keiner übersehen, ob das, was in Kairo geschieht, punktuell zu werten ist oder ob es als Glied einer größeren Operation gesehen werden muß. In solchen Situationen ist es immer gut, prinzipiell zu handeln und ganz klar zu sagen, was ist. Der Herr Bundeskanzler hat das getan, und für diese Klarheit und Offenheit gebührt ihm zusätzlich Dank.
    Wir stehen im Nahen Osten alle miteinander in einem großen Dilemma. Aber dieses Dilemma ist weder von dieser noch von der vorigen Bundesregierung verschuldet.

    (Lachen und Zurufe von der SPD. — Abg. Dr. Mommer: Da irren Sie!)

    — Herr Kollege Mommer, wir können ein Privatissimum machen; lassen Sie mich in Ruhe hier fortfahren! — In demselben Dilemma befinden sich alle Staaten, die den Frieden im Nahen Osten wollen, auch Frankreich, auch Großbritannien, auch die USA. Es mag sein, daß der Westen in früheren Jahren hier Fehler gemacht hat. Sie können nicht der Bundesregierung angelastet werden. Entscheidend ist doch die Tatsache, daß Sowjetrußland die Spannungen dort systematisch verschärft und zuspitzt. Das ist die erste Tatsache.
    Aber davon ist die Bundesrepublik besonders betroffen, weil Sowjetrußland in einer Weise, die man nur als unverantwortlich bezeichnen kann, die SBZ als einen Feind Israels und als einen angeblichen Freund der Araber ins Spiel gebracht hat. Nach allem, was im deutschen Namen geschehen ist, ist dieser Vorgang ungeheuerlich. Wir sollten ihm, trotz des Wahljahres, in Einigkeit begegnen. Ulbricht manifestiert durch seine antisemitische Haltung, daß er im Dienst einer fremden Macht steht; denn Deutsche sind davon ein für allemal geheilt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und Abgeordneten der SPD.)

    Ulbricht gibt sich dazu her, im Interesse Rußlands den deutschen Namen zu schänden, und spaltet nicht nur das Land, sondern sucht auch noch dem Deutschen schlechthin Abbruch zu tun.
    Israel würde keine militärische Hilfe brauchen, würde die Kriegsgefahr in diesem Raum nicht durch die Waffen, die der Ostblock in ihn hineinschleust, ständig geschürt.
    Die Bundesregierung ist mit ihrem Arrangement bis an die äußerste Grenze des Zumutbaren gegangen. Wir kapitulieren nicht vor Nasser, sondern stellen uns auf die neue sowjetische Offensive ein. Nur das tun wir, wenn wir Israel bitten, mit uns ein Gespräch über unsere Hilfe zu führen. Wir werden keinen Vertrag brechen. Aber wir bitten um Verständnis für unsere Lage. Würde die Bundesrepublik Deutschland durch Moskau mittels Pankow aus dem
    8118 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode —.164. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Februar 1965
    Dr. Barzel
    Nahen Osten hinausgedrängt, so wäre dies ein Triumph des Kommunismus, an dem keiner in der freien Welt — auch Israel nicht — interessiert sein kann.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Unsere Haltung gegenüber Nasser muß deshalb klar und fest und entschieden sein. Aber wenn wir uns hier streiten — ich hoffe, am Schluß der Debatte wird sichtbar sein, daß wir es nicht tun, wenigstens auf diesem Gebiet nicht —, dann rufen wir nicht den Eindruck hervor, den wir brauchen. Wir haben nämlich viele Freunde in der arabischen Welt, die nicht bereit sind, Nassers Ostkurs mitzumachen. Deshalb sagen wir laut und deutlich, was wir darüber denken, daß Nasser den Feind der deutschen Einheit, Herrn Ulbricht, zum Staatsbesuch eingeladen hat.
    Wir stehen hinter der Erklärung des Bundeskanzlers, daß dies ein feindseliger Akt gegen das deutsche Volk ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der SPD.)

    Wir sind voll und ganz mit der Entscheidung der Bundesregierung einverstanden, daß die VAR wegen der Einladung Ulbrichts von uns keine Entwicklungshilfe mehr erwarten kann. Die Hilfe der Bundesrepublik sollte nicht Erpressern zufließen, sondern den zuverlässigen Freunden des deutschen Volkes; und ihnen muß so geholfen werden, daß man sieht, was uns treue Freundschaft wert ist.

    (Beifall in der Mitte.)

    Wir werden den Besuch Ulbrichts in Ägypten aufmerksam zu beobachten haben. Es wäre nichts falscher gewesen — auch dies an die Adresse der Kritik im Methodischen, die Herr Erler hier erhoben hat —, als sich selbst möglichst durch vorherige öffentliche Ankündigung alle Hände für alle möglichen Reaktionen zu binden. Nachher, wenn der Besuch gewesen ist, wird die Konsequenz zu ziehen sein. Und die Politik wird eine feste Politik sein. Es ist Nassers Frage, ob er den völligen Bruch mit der Bundesrepublik Deutschland will. Wir wollen und dürfen ihn nicht im Zweifel darüber lassen, daß er ihn selbst vollzöge, wenn er Pankow anerkennte. Angesichts der sowjetischen Offensive müssen wir unbedingt an dem Prinzip festhalten, daß die Beziehungen zu uns selbst abbricht, wer dem deutschen Volk mit der Anerkennung Pankows in den Rücken fällt.
    Noch ein Wort an Israel. Wir verstehen seine Lage. Wir sind uns auch im klaren darüber, wie schwer es Israel fallen muß, Verständnis für alles aufzubringen. Trotz der Enttäuschung, von der auch der Herr Bundeskanzler gesprochen hat, über die erste negative Reaktion auf sein Angebot halten wir fest, daß man auch in Israel offenbar nicht gewillt ist, nun alles zusammenbrechen zu lassen und zu vergessen, was für die Versöhnung und für das wachsende Verständnis hinüber und herüber getan worden ist. Wir bekennen uns zu unseren moralischen Verpflichtungen und auch zu der Hypothek, die durch unsere Geschichte auf uns lastet. Und weil wir so denken, glauben wir, daß auch aus dieser
    schweren Krise ein Ausweg gefunden werden kann und wird.
    Ich möchte mich hier in fünf Punkten noch ein bißchen präzisieren.
    Erstens. Was die Kommunisten „DDR" nennen und als solche international ins Spiel zu bringen sich bemühen, ist in Wirklichkeit die SBZ, die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands. Meine Damen, meine Herren, wenn alle in unserem Staat sich in unserem Land und im Ausland an diesen Sprachgebrauch gehalten hätten, wäre die Situation in dieser Frage heute wahrscheinlich besser.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In dieser SBZ, in der sowjetisch besetzten Zone, amtieren, gestützt auf 400 000 Soldaten der Roten Armee, Kommunisten gegen den Willen der Deutschen. Diese SBZ ist ein Raum ohne Menschenrechte, ohne Selbstbestimmung und also, nach einem Wort Kennedys, ein Raum ohne Frieden. Wer die Machthaber dort stärkt, handelt deshalb wider das Völkerrecht, wider den Frieden und gegen Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zweitens. Ulbricht ist ein Satrap Moskaus. Wer sich mit diesem Beauftragten einer fremden Macht, einem Abhängigen also, einem in keiner Weise souveränen Mann einläßt, gerät leicht in den Verdacht, selbst nicht mehr — aus welchen Umständen auch immer — ganz frei zu sein.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Drittens. In diesem 20. Jahr nach Kriegsschluß muß die Welt zweierlei verstehen. Zum einen, daß unsere Ungeduld wegen der Fortdauer der deutschen Spaltung wächst. Und zum anderen dieses: Indem wir uns mit Ulbricht nicht arrangieren, indem wir unsere Position des Rechts verteidigen, uns nicht arrangieren mit der rechtswidrigen Macht dort, machen wir auch unsere gewandelte Gesinnung deutlich. Wer den Deutschen vorwirft, sie hätten um 1933 zu leicht und zu schnell und zu zahlreich sich mit der Macht arrangiert, der sollte heute zumindest unsere gesamtdeutsche Position aus solchem gewandelten Denken verstehen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Von unseren Freunden erwarten wir, daß sie ihr
    beitreten; und wir verstehen niemanden, der uns
    etwa zu opportunistischem Arrangement raten sollte.
    Viertens. Was in Kairo geschieht, geht alle Partner des Deutschlandvertrages an. Ja, ich meine, es geht dort um eine gemeinsame Sache der Interessen der freien Welt. Die Bundesregierung hat auch aus diesem Grunde unsere voilé Unterstützung, wenn sie sich gerade jetzt um eine neue Initiative in der Deutschlandfrage bemüht. Gerade jetzt muß die Welt sehen, daß wir nicht allein sind. Wir danken deshalb unseren Freunden, die uns halfen und die uns, gerade jetzt, hier helfen und beistehen.
    Fünftens. Die Welt sieht unsere ökonomische Position. Sie sieht unsere Rolle in der Freien Welt. So ist es für manche im Ausland natürlich, uns — sei es in Zypern, sei es in Vietnam, sei es an anderem Orte — zu verstärktem Arrangement zu drän-



    Dr. Barzel
    gen. Und Ida unsere Freunde mit uns in und für
    Berlin stehen, ist es klar, daß wir uns gegenüber
    solchen Fragen nicht immer taub stellen können.
    Vielleicht kommt allerdings hinzu, daß mancher draußen unsere Bereitschaft, auch zur atomaren Sicherheit im Bündnis beizutragen, mißverstanden hat oder mißverstehen wollte. Vor diesem Hintergrund werden wir einige Überlegungen anstellen müssen. Aber dieses, glaube ich, kann man schon heute sagen — und ich sage das auch auf eine Ihrer Passagen wegen der diplomatischen Beziehungen, Herr Kollege Erler —: Wir können wegen der Spaltung nicht alles, was andere tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir sind keine Großmacht. Unsere Politik muß in allen Bereichen der Lage des gespaltenen Landes entsprechen. Unsere Bundeswehr ist unser unverzichtbarer Beitrag zur Sicherheit im Bündnis. Soviel dazu.
    Meine Damen, meine Herren! Der Herr Bundeskanzler Erhard hat, als er seine Regierungstätigkeit antrat, in einer großen Regierungserklärung, auf die Herr Erler Bezug nahm, seine Perspektiven und seine praktische Politik der nächsten Zeit dargetan. Diese Erklärung, 'die damals den Beifall des Hauses fand — und ich erinnere mich ,an den Ausspruch des Kollegen Möller von damals mit einem gewissen Vergnügen —, ist langfristig angelegt und nicht nur auf die Tage bis zum September. Wir wollen 'sie jetzt nicht im einzelnen wiederholen, weil unsere Bilanz gut ist. Es wird bei der Debatte der einzelnen Ressorts ja deutlicher werden als das, was mein Kollege Erler so mühsam versuchte in einer Stunde — was gar nicht möglich ist — zusammenzuschreiben.
    Wenn man es recht sieht, dann hat jede Bundesregierung im wesentlichen drei Aufgaben. Sie hat die Aufgabe, den freiheitlichen sozialen Rechtsstaat zu entfalten, sie hat 'die Aufgabe, für die Wiedervereinigung zu arbeiten, und sie hat die Aufgabe, für die Vereinigung 'Europas zu arbeiten. Ziehen wir die Bilanz 'auf all den drei Gebieten, dann müssen wir 'sagen: Sie ist gut. Es 'bleibt noch einiges zu tun,

    (Aha-Rufe von der SPD)

    aber das, was ¡geschehen ist und war hier geschafft worden ist in 16 Jahren, das — ich sage es ganz freimütig — sollten Sie einmal nachzuahmen versuchen. Es würde Ihnen mit den sozialistischen Prinzipien auf keinen Fall gelingen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es sollte sich herumgesprochen haben, daß wir an der Spitze der sozialen Leistungen stehen und daß deshalb das, was Sie hier ,ausführten, Herr Kollege Erler, doch wenig glaubhaft ist.
    Sie haben dann ausgeführt — wenn ich es recht notiert habe —, daß wir bei den Gemeinschaftsaufgaben und insbesondere bei der Bildung versagt hätten. Herr Kollege Erler, Sie werden mir gestatten, daß man das, ich will es so sagen: auch anders sehen kann und wahrscheinlich muß; denn die erste Gemeinschaftsaufgabe, als wir 1949 hier anfingen,
    war auf einem ganz anderen Gebiet. Die Gemeinschaftsaufgaben in der Phase des Wiederaufbaus und der Eingliederung waren doch andere als die der jetzt begonnenen Phase des Ausbaus und der kulturellen Gestaltung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aber, meine Damen, meine Herren, Sie wissen das ja selbst. Ich brauche Ihnen die Zahlen hier nicht vorzutragen. Ich meine nur, wenn wir an die Straßen, an die Wohnungen denken, wenn wir an die Löhne, an die finanzielle Gesundung der Sozialversicherungsträger denken, wenn wir an die Flüchtlinge, an die Vertriebenen, an all diese Dinge denken, dann haben wir eine vorzügliche Bilanz.
    Wenn Sie, Herr Kollege Erler, hier noch einmal das Erstgeburtsrecht für den Kampf gegen Luftverunreinigungen und solche Dinge in Anspruch nehmen wollen — dort sitzt der Kollege Dr. Schmidt; er kann Ihnen über diese Dinge einiges sagen; er hat das nämlich im Landtag Nordrhein-Westfalen schon angepackt.
    Zu dem, was über Bildung gesagt wurde: Herr Kollege Erler, ich habe mich wirklich etwas geärgert, daß Sie das Ausbildungsförderungsgesetz mit den 40 DM als ein „Studentengeld",

    (Zuruf von der CDU/CSU: „Schülergeld"!)

    — als „Schülergeld", als etwas, das unausgegoren sei, bezeichnet haben. Das, glaube ich, wird dem Anliegen nicht gerecht. Weil es eine Situation gibt, in der soziologische Expertisen uns sagen, daß einige Familien, die es eigentlich schaffen könnten, sich weigern, ihre Kinder weiter zur Schule zu schicken, wollen wir ihnen helfen, und wir haben den familienpolitischen Gedanken mit dem bildungspolitischen Gedanken gekoppelt. Das ist ein neuer Gedanke. Daß er Ihnen nicht paßt, weil er Ihnen nicht eingefallen ist, kann ich verstehen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Auch auf dem zweiten Gebiet, dem des Bemühens um die Wiedervereinigung, hat der Kollege Erler, glaube ich, nicht ganz fair bilanziert. Ich will jetzt nicht die ganze Geschichte dieser 16 Jahre darlegen, was ja von uns aus auch ein Rückblick auf 16 Jahre Opposition sein könnte. Aber ich sage Ihnen mit allem Freimut: Wenn die Bundesregierung, unterstützt von den Koalitionsfraktionen, immer stärker nach einer gesamtdeutschen Initiative ruft, dann ist es wenig förderlich, wenn man dem die gesamtdeutsche Kleinmütigkeit entgegensetzen muß, die den Führer der Opposition in seinen Erklärungen zum Weihnachtsfest offenbar befallen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das Dritte: Europa. Ich mache es kurz, weil ich zum Schluß kommen möchte. Auch hier könnten wir nach hinten debattieren, Herr Kollege Erler. Wir haben das gar nicht nötig! Unsere Bilanz heute ist vorzüglich. Der beste Gradmesser dafür, daß offensichtlich in Europa wieder etwas los ist, ist doch das wiederbelebte britische Interesse an der Vereinigung Europas.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)




    Dr. Barzel
    Das ist doch ein schlagendes Argument für das, was heute ist. Die Bundesregierung sollte an diesem Weg festhalten und wirklich in das führen, was wir damals unter dem Gelächter der Opposition hier einen „europäischen Frühling" genannt haben. Er ist möglich, und er wird uns miteinander gut bekommen. Seien Sie ganz sicher: auch dieses Stück Europapolitik machen wir wieder, wie das bisherige, für Sie mit.

    (Beifall und Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Damit einige Mißverständnisse gar nicht erst entstehen, möchte ich noch eines darüber sagen, was wir mit Europa meinen. Wir meinen dieses Europa nicht gegen andere; wir meinen es nicht als einen Hort des Neutralismus; wir meinen es als einen Partner in der großen atlantischen Gemeinschaft.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wunderbar!)

    Das, glaube ich, ist eine klare Erklärung, und man sollte nun, Herr Kollege Erler, nachdem das hier gesagt worden ist, auch niemanden verdächtigen. Denn wir wollen ja, da wir jetzt die „aktuelle Stunde" haben, die Debatte hier führen und sie nicht mehr an dritte Orte verlagern. Was hier gesagt wird, das gilt, und ich glaube, so sollten wir bleiben.

    (Abg. Dr. Mommer: Reden Sie darüber auch mit Herrn Adenauer!)

    — Ach, mit dem Bundeskanzler Adenauer rede ich viel öfter als Sie, so oft, daß ich Ihnen wirklich glaube sagen zu können, daß er sehr dafür ist, daß dieses Parlament sich verlebendigt; schon deshalb, weil er weiß, daß hier die CDU/CSU mit den besseren Leuten vertreten ist.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und meine Herren, Sie sehen,

    (anhaltende Zurufe von der SPD)

    es ist gelungen, sowohl am Beginn wie am Ende der Rede die Heiterkeit herzustellen. Das ist, glaube ich, ganz gut.

    (Zuruf von der SPD: Eine sehr „heitere" Situation!)

    — Es war eine sehr ernste Situation, die wir hier, besprachen, Herr Kollege Erler. Ich wollte an sich nur, so wie Sie es durch die Presse hatten ankündigen lassen, hier auf das replizieren, was Sie über den Nahen Osten gesagt haben. Es mußte mehr werden; denn es ist natürlich nicht möglich, daß Sie hier mit einer Wahlrede stehen, ohne daß wir auch nur widersprechen könnten.
    Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir, an den Schluß ein Wort zu stellen, das der irische Ministerpräsident Lemass nach einem Besuch in Berlin sagte. Ich glaube, es paßt auf uns alle. Er sagte:
    In Europa gibt es so lange keinen Frieden, wie Deutschland geteilt ist. Aber der Sieg fällt nicht dem zu, der anderen das meiste Leid zufügt, sondern dem, der die größte Ausdauer hat.
    Das ist, glaube ich, ein gutes Wort in dieser Lage, in der es darum geht, unsere Position — wie ich hoffe, gemeinsam — zu verteidigen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Herr Schultz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz-Rudolf Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und ¡Herren! Herr Kollege Erler hat an den Schluß seiner Ausführungen die Feststellung gestellt, daß man, wenn man die Nahostpolitik der Bundesregierung betrachte, vor einem Scherbenhaufen stehe. Das war eigentlich das erste -Mal, daß die SPD-Fraktion an der Außenpolitik der Bundesregierung Kritik geübt hat. Bisher hatten wir durchaus den Eindruck, daß sie den Weg der Außenpolitik der Bundesregierung gemeinsam mitgegangen ist. Wir Freien Demokraten hatten eine moderne, zielbewußte und bewegliche Außenpolitik gefordert, die die Unterstützung der Opposition gewinnen kann. Ich hatte bisher immer den. Eindruck, daß die Außenpolitik der Bundesregierung diese Unterstützung der Opposition gewonnen 'hatte.
    Zu den Fragen der Innenpolitik, die Kollege Erler angeschnitten hat, hat Kollege Barzel schon vieles von dem gesagt, was von seiten der Koalition dazu auszuführen wäre. Einiges ist aber vielleicht noch nachzuholen.
    So wurde gesagt, daß der Bildungsnotstand zwar erkannt, daß aber nicht die notwendigen Folgerungen daraus gezogen worden seien, und es wurde auf die Kürzungen im Haushalt hingewiesen. Im einzelnen ist dazu ohne Zweifel bei der Beratung des Haushalts noch etwas zu sagen. Aber allgemein muß man doch feststellen, daß es der Bundesregierung gelungen ist, gerade in Fragen der Bildung mit den Ländern Verwaltungsabkommen zu schließen, die bisher noch nicht geschlossen waren und die nunmehr ein gemeinsames Wirken von Bund und Ländern gerade auf diesem Gebiet möglich machen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Ich glaube, daß das doch ein Positivum ist.

    Das Gebiet der Rechtspflege haben Sie gar nicht gestreift, Kollege Erler. Aber auch hier scheint mir eine gute Tat dieser Bundesregierung und dieses Parlaments in dieser Legislaturperiode vorzuliegen: Zwei Novellen zur Strafprozeßordnung, die ein freiheitlicheres Strafprozeßrecht bringen, sind verabschiedet worden. Und ein weiteres Positivum dieser Bundesregierung, dieser Koalitionsregierung: Fehler und Mißgriffe sind überall möglich; entscheidend ist aber, daß sie nicht vertuscht werden, daß sie in der Öffentlichkeit erörtert werden und daß die Konsequenzen gezogen werden. Auch das ist, glaube ich, der Koalition gelungen.
    In der Wirtschafts- und Finanzpoliitk haben Sie zusammen mit der Agrarpolitik die Verteilung der 380 Millionhen DM kritisiert. Ich darf Sie daran erinnern, daß das, was hier von der Bundesregierung beschlossen worden ist, letztlich die Folge des



    Schultz
    Beitritts zur 'EWG war. Es hat zwar eine Zeitlang gedauert, bis man das gemerkt hat; aber es ist in der Tat so. Daß nunmehr Dinge, die sich aus diesem Beitritt ergeben haben — Minderungen des Einkommens eines Berufsstandes, einer großen Schicht von selbständigen Existenzen bei uns —, ausgeglichen werden, kann man, glaube ich, nicht kritisieren.
    Hinzuweisen ist auch darauf, daß in der Sozialpolitik die Unfallversicherungsreform durchgeführt wurde, daß die Kindergeldreform erfolgt ist, wobei zweimal Leistungsverbesserungen vorgenommen wurden, und daß schließlich die von Herrn Kollegen Barzel schon erwähnte Politik der Ausbildungsbeihilfen begonnen wurde.
    Die Steuersenkung, von uns bereits 1961 gefordert, ist kein Wahlgeschenk. Was in der gesamtdeutschen Politik im vergangenen Jahr 'in Bewegung geraten ist, ist so bekannt, daß ich es nicht näher auszuführen brauche.
    Schließlich sagten Sie, daß sich in der Kriegsopfergesetzgebung die Bundesregierung erst auf den Druck des Parlaments hin zu größeren Maßnahmen bereit gefunden habe. In der Demokratie müssen Parlament und Regierung über die Dinge sprechen, und das 'Ergebnis allein ist entscheidend.
    Ich weise noch auf das Beweissicherungsgesetz und das Flüchtlingshilfegesetz hin, die von der Koalition in diesem Bundestag verabschiedet worden sind.
    Lassen Sie mich nun auf .die Probleme eingehen, die durch die Erklärung des Herrn Bundeskanzlers aufgeworfen worden sind. Ich darf das auch deswegen tun, weil ich die Ehre hatte, 'in der Erklärung des Herrn Bundeskanzlers persönlich genannt zu werden als einer von denen, die über die im Nahen Osten ergriffenen Maßnahmen unterrichtet worden seien. Ich muß 'sagen, daß sich für mich die Dinge etwas anders darstellen.
    Wir haben im Verteidigungsausschuß den Titel Ausrüstungshilfe erstmals am 21. März 1962 kennengelernt. Damals ist gesagt worden, daß über diese Dinge die Bundesregierung mit den Fraktionsführungen sprechen solle. Bei .dieser Erörterung im Verteidigungsausschuß waren beteiligt: Kollege Kliesing, Kollege Merten und unser verstorbener Kollege Döring. In der Orientierung, die wir dann erhielten, wurde allerdings von dem Problem Israel nichts gesagt, sondern darin war nur von Hilfe für afrikanische Staaten die Rede. Das muß hier auch einmal festgestellt werden. Es ist ja wohl so, daß mit diesen Dingen vor Beginn ,des Jahres 1961 bzw. vor Beginn der Legislaturperiode dieses Bundestages angefangen wurde.

    (Abg. Erler: Hört! Hört!)

    Ich bin wie Kollege Barzel der Auffassung, daß wir in den Grundfragen der deutschen Außenpolitik, auch der Nahostpolitik, zu einer gemeinsamen Haltung kommen müssen und daß diese gemeinsame Haltung in der Unterstützung der Politik der Bundesregierung bestehen muß. Wir sind nicht der Auffassung, daß, wie Kollege Erler meint, die Bundesregierung zurücktreten sollte. Wir sind der Meinung, daß hier eine schwierige Strecke zu überwinden ist, daß wir aber die Männer haben, die sie überwinden können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nichtsdestoweniger scheint mir hier der Platz zu sein, über die 'Beweggründe, die die Politik gestalten sollten, zu sprechen. Der Herr Bundeskanzler hat schon darauf hingewiesen, daß drei Komponenten ,das Verhältnis der Bundesrepublik zu den Völkern des Nahen Ostens bestimmen. Diese drei Komponenten möchte ich aus unserer Sicht zusammenfassend so darstellen: Die eine Komponente ist die moralische Verpflichtung des deutschen Volkes gegenüber dem jüdischen Volk und der aufrichtige Wunsch nach Versöhnung mit diesem Volk. Die zweite Komponente ist die traditionelle Freundschaft des deutschen Volkes zur arabischen Welt. Eine dritte Komponente, die unser Handeln bestimmen kann, ist die Tatsache, daß die Bundesrepublik Deutschland frei von dem Vorwurf des Kolonialismus ist. Vielleicht haben uns gerade deswegen unsere Verbündeten hier in ein Engagement gebracht, das weiter gegangen ist, als wir es auf uns nehmen konnten oder als wir es hätten auf uns nehmen sollen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Die jüngste deutsche Geschichte mahnt uns, auch schon den Anschein einer Einmischung in die Angelegenheiten fremder Völker oder Gruppen zu vermeiden. Für uns stellt sich deshalb die Frage der Lieferung von Waffen in andere Länder in einem anderen Sinne als für alle 'anderen Völker der Welt. Ein Grundsatz allerdings erscheint unumstößlich: Waffenlieferungen in Spannungsgebiete sollte 'die Bundesrepublik unterlassen. Wir begrüßen es, daß die Bundesregierung durch ihren Entschluß, die Waffenlieferungen nach Israel einzustellen, inzwischen die Konsequenzen ,aus diesem Grundsatz gezogen hat.
    Auf der anderen Seite ist der Anspruch der Alleinvertretung des deutschen Volkes durch die Bundesregierung ein Kernstück unserer Außenpolitik. Die Bundesregierung und auch die Parteien im Hohen Hause haben sich zur Sicherung dieses Anspruchs für die „Hallstein-Doktrin" entschieden. Die Vorbehalte der Freien Demokratischen Partei gegen die „Hallstein-Doktrin" sind bekannt, und es wäre, glaube ich, 'unredlich, wenn ich das hier nicht noch einmal deutlich zum Ausdruck 'brächte. Unsere Vorbehalte gründen sich auf die Sorge, daß die „Hallstein-Doktrin" zu einer Immobilität der deutschen Außenpolitik führen könnte.
    Wir sind allerdings der Meinung — und ich glaube, hier befinden wir uns in Übereinstimmung mit 'denen im Hause, ,die unsere Vorbehalte teilen; sie sind wohl nicht allein auf unsere Partei beschränkt —, daß wir es ablehnen müssen, diese Doktrin unter Druck aufzugeben. Eine solche Entscheidung müßte in der ganzen Welt Verwirrung stiften und 'den Anschein erwecken, die Bundesrepublik 'wollte in Zukunft Idas Alleinvertretungsrecht nicht mehr geltend machen. Ich glaube aber, daß eine Modifizierung, wie sie z. B. in der Errichtung von Handelsmissionen in 'den Ostblockstaaten



    Schultz
    zum Ausdruck kam, eine zielbewußte und elastische deutsche Außenpolitik ermöglicht, und die scheint uns für die deutschen Belange, insbesondere für die Frage der Wiedervereinigung, eine politische Notwendigkeit 211 sein.
    Es ist deswegen notwendig, zu vermeiden, daß uns Doktrinen in politische Situationen bringen, in denen die Anwendung der Doktrin unumgänglich ist. Aus diesem Grunde hat die FDP, die die Einladung Ulbrichts nach Kairo ebenso verurteilt wie die anderen Parteien, entgegen den Forderungen ,aus anderen politischen Lagern von Anfang an davor gewarnt, die Einladung Ulbrichts und seinen Besuch zum Anlaß vielleicht sogar des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen zu nehmen. Wir haben darauf hingewiesen, daß das deutsche Verhältnis zur Vereinigten Arabischen Republik nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit den deutschen Beziehungen zu allen arabischen Staaten und zum Staat Israelgesehen werden muß.
    Die arabischen Staaten haben deutsche Wiedergutmachungsleistungen an Israel als Notwendigkeit erkannt und hingenommen. Sie waren sich allerdings auch 'einig in der Verurteilung von Waffenlieferungen an Israel. Die Einstellung der Waffenhilfe hat eine Klärung der Situation im Nahen Osten herbeigeführt. Damit ist der Ulbricht-Besuch in der Vereinigten Arabischen Republik wieder auf die Kernfrage reduziert, ob Ägypten bereit ist, auch in Zukunft das Alleinvertretungsrecht der Bundesrepublik zu respektieren oder nicht.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir erwarten, daß diese Haltung von Präsident Nasser erkannt wird und die entsprechenden Folgerungen gezogen werden.
    Zwischen der Einstellung der Waffenhilfe einerseits und der Vermeidung einer Zuspitzung der Situation andererseits ist das einzige Instrument der Bundesrepublik gegenüber der Vereinigten Arabischen Republik die Entwicklungshilfe. Wir sind der Auffassung, daß die Entwicklungshilfe ein sehr feines Instrument ist. Eine plötzliche Kappung könnte zu einer Verletzung wichtiger deutscher Interessen in Ägypten führen. Ich denke hier vor allen Dingen an den kulturellen Bereich. Wirksame finanzielle Einschränkungen können dagegen ein entscheidender Beitrag zur Stützung unserer politischen Forderungen sein. Daneben kommt es darauf an, die Beziehungen zu den anderen arabischen Staaten zu nutzen. Das scheint um so aussichtsreicher zu sein, als die Belastung der Beziehungen zu diesen Staaten inzwischen durch Einstellung der Militärhilfe beseitigt ist. Unser Appell geht in dieser Stunde auch an die drei verbündeten Mächte, die im Deutschland-Vertrag die Unterstützung des Anliegens der deutschen Einheit übernommen haben. Die Bundesrepublik ist ein verläßlicher Partner des Westens. Die verbündeten Mächte haben mit ihrem Bekenntnis zu Berlin ihre Entschlossenheit bezeugt, uns bei der Wahrung unserer vitalen Interessen zur Seite zu stehen. Diese Interessen sind im Augenblick im Vorderen Orient gefährdet. Wir müssen auch hier erwarten, daß alle drei verbündeten Mächte ihre Solidarität mit der Bundesrepublik bezeugen.
    Wir sind weiter der Auffassung, daß eine wirksame deutsche Reaktion auf den Ulbricht-Besuch in Kairo voraussetzt, daß die Politik der Bundesregierung von allen politischen Kräften unterstützt, aber von der Bundesregierung allein durchgeführt wird. Wir haben das Gefühl, daß in Israel und in Kairo zuviel private Initiative von einzelnen Politikern entfaltet worden ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Aus den in Tel Aviv und Kairo abgegebenen und sicher nicht immer koordinierten Erklärungen mag sich manche Fehleinschätzung der offiziellen deutschen Politik ergeben haben. Wir wissen, daß die Tatsache des gespaltenen Deutschlands uns auf der einen Seite zu einer besonderen Vorsicht in der Außenpolitik, andererseits zu einer besonderen Aktivität verpflichtet. Es ist sicher, daß es schwierig ist, zwischen diesen beiden Notwendigkeiten den richtigen Weg zu finden. Ich bin aber überzeugt, daß die Bundesregierung in ihrer Gesamtheit diesen Weg finden wird.

    (Beifall bei der FDP.)