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ID0416019500

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    Deutscher Bun sta e g 160. Sitzung Bonn, den 29. Januar 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 7877 A Überweisung von Vorlagen der Bundesregierung 7877 A Fragestunde (Drucksachen IV/2992, IV/2995, IV/3008, IV/3010) Frage des Abg. Sänger: Besuch Präsident Nassers in Bonn Dr. Schröder, Bundesminister . . 7877 C, D, 7878 A, B Sänger (SPD) . . . . . . . . 7877 C, D Dr. Mommer (SPD) . . . 7877 D, 7878 A Büttner (SPD) . . . . . . . . . 7878 A Frage des Abg. Rasner: Memorandum des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Dr. Schröder, Bundesminister . . 7878 B, C, 7879 A, B, C, D, 7880 A, C, D, 7881 A, B, C, D, 7882 A, B Rasner (CDU/CSU) . . . 7878 B, 7879 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 7879 B Sänger (SPD) 7879 C, D Dr. Mommer (SPD) 7880 A, B Wehner (SPD) 7880 C, 7881 D Blumenfeld (CDU/CSU) 7880 D, 7881 A Zoglmann (FDP) 7881 A, B Vogt (CDU/CSU) 7881 C Schultz (FDP) . . . . . . . . 7882 A Vizepräsident Dr. Dehler . . . . 7882 A, B Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7882 A Frage des Abg. Dr. Stecker: Fernsehsender im Raum Osnabrück/ Emsland Höcherl, Bundesminister 7882 B Dr. Stecker (CDU/CSU) 7882 C Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Waffen für Vollzugsbeamte des Bundes Höcherl, Bundesminister 7882 C Fragen der Abg. Frau Korspeter: Fahrpreisermäßigung für ehemalige politische Häftlinge Dr. Nahm, Staatssekretär 7882 D, 7883 A, B, C Frau Korspeter (SPD) . . . 7883 A, B, C Frage der Abg. Frau Herklotz: Nachprägen nicht mehr im Kurs befindlicher Münzen Grund, Staatssekretär . . 7883 D, 7884 A Frau Herklotz (SPD) 7884 A Fragen des Abg. Dr. Rutschke: 17. Verordnung zur Durchführung des Feststellungsgesetzes vom 16. 6. 1964 Grund, Staatssekretär 7884 B Frage des Abg. Dr. Bechert: Manöverschäden 7884 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 160. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Januar 1965 Frage des Abg. Dr. Mommer: Verwertung ausgedienter Kraftfahrzeuge Dr. Neef, Staatssekretär . . . . . 7884 C Fragen des Abg. Josten: Erdgasleitungen am Rhein Dr. Neef, Staatssekretär 7884 D, 7885 B, C Josten (CDU/CSU) 7885 B Frage des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Kosten der Behandlung von Alkoholkranken Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7885 C Frage des Abg. Fritsch: Überbrückungszulage für Kriegsopfer Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7885 D, 7886 A Fritsch (SPD) . . . . . . . . 7886 A, B Frage des Abg. Hammersen: Beschäftigung Schwerbeschädigter bei den Bundesdienststellen Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7886 B Frage des Abg. Fritsch: Klage- und Berufungsverfahren im Bereiche der Kriegsopferversorgung Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7886 D, 7887 A, B Fritsch (SPD) . . . . . . . . 7887 A, B Frage des Abg. Börner.: Unterschiedliche Ortszuschläge für kasernenpflichtige und nichtkasernenpflichtige Soldaten 7887 C Fragen der Abg. Frau Schanzenbach: Gefährdung des Flugplatzdorfes Langenwinkel bei Lahr (Baden) — Umsiedlungsaktion Gumbel, Staatssekretär . . . . 7887 C, D, 7888 A, B, C, D, 7889 A Frau Schanzenbach (SPD) . . . . 7888 A, B Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . 7888 C, D Frage des Abg. Welslau: Sportlehrgänge für Soldaten Gumbel, Staatsekretär . . . . 7889 A, B, C Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 7889 B Schwabe (SPD) 7889 C Frage des Abg. Dr. Kempfler: Bundeszuschuß für Straßenbaumaßnahmen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 7889 D, 7890 A Dr. Kempfler (CDU/CSU) 7890 A Antrag der Abg. Deneke u. Gen. betr. Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache IV/2819) Deneke (FDP) 7890 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 7891 C Antrag betr. Rechtsstellung und soziale Sicherung der bei den Alliierten Beschäftigten (Abg. Eschmann, Dröscher, Dr. Müller-Emmert, Dr. Lohmar, Schmitt-Vocken- hausen, Schwabe, Bauer [Würzburg], Börner, Frau Korspeter, Porzler, Wellmann, Schmidt [Braunschweig] und Fraktion der SPD) (Drucksache IV/2938) Eschmann (SPD) 7892 B Dröscher (SPD) 7893 D Müller (Remscheid) (CDU/CSU) . 7894 D Entwurf eines Gesetzes über die Anzeige der Kapazitäten von Erdöl-Raffinerien und von Erdölrohrleitungen (Drucksache IV/2953) — Erste Beratung — . . . . 7896 A Antrag des Bundesschatzministers betr. Zustimmung des Deutschen Bundestages zur Teilprivatisierung der Vereinigten Elektrizitäts- und Bergwerks-Aktiengesellschaft (VEBA) gemäß § 47 Abs. 3 und 4 der Reichshaushaltsordnung (Drucksache IV/2861) Dr. Dollinger, Bundesminister . . . 7896 A, 7911 C Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . . 7898 C Kurlbaum (SPD) . . . . 7902 B, 7914 B Dr. Mälzig (FDP) 7907 B Katzer (CDU/CSU) 7908 D Mündlicher Bericht des Innenausschusses über die Vorschläge der Kommission der EAG für Verordnungen des Rats zur Regelung der Bezüge und sozialen Sicherheit der Atomanlagenbediensteten der gemeinsamen Kernforschungsstelle (Drucksachen IV/2854, IV/3009) 7914 C Ausschußüberweisung des Entwurfs eines Konsulargesetzes (Drucksache IV/2933) . 7914 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 7914 D Berichtigung 7914 Anlage 7915 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 160. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. Januar 1965 7877 160. Sitzung Bonn, den 29. Januar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 159 Sitzung Seite III viertletzte Inhaltsangabe Zeile 6 statt „Drucksache IV/2907" : Drucksache IV/2097. Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Aigner 29. 1. Arendt (Wattenscheid) ** 29. 1. Dr. Atzenroth 29. 1. Dr. Dr. h. c. Baade 12. 2. Bading 29. 1. Balkenhol 29. 1. Bauer (Würzburg) * 29. 1. Bauknecht 29. 1. Bazille 22. 2. Dr. Bechert 29. 1. Berger 29. 1. Dr. Besold * 29. 1. Berkhan * 29. 1. Bewerunge 29. 1. Fürst von Bismarck * 29. 1. Dr. Birrenbach 30. 1. Blachstein 27. 2. Blöcker 29. 1. Dr. h. c. Brauer * 29. 1. Brese 29. 1. Corterier * 29. 1. van Delden 29. 1. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 29. 1. Dr. Dörinkel 29. 1. Dröscher 29. 1. Drachsler 29. 1. Dr. Eckhardt 29. 1. Dr. Effertz 29. 1. Eisenmann 29. 1. Ertl 29. 1. Etzel 29. 1. Figgen 29. 1. Frau Dr. Flitz * 29. 1. Dr. Franz 29. 1. Frehsee 29. 1. Dr. Frey 29. 1. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 29. 1. Dr. Furler * 29. 1. Gaßmann 29. 1. Glüsing (Dithmarschen) 29. 1. Dr. Gradl 29. 1. Frau Griesinger 29. 1. Gscheidle 29. 1. Freiherr zu Guttenberg 29. 1. Dr. Hamm (Kaiserslautern) 29. 1. Hammersen 30. 1. Dr. Dr. Heinemann 29. 1. Hellenbrock 14. 2. Dr. Hellige * 29. 1. Frau Dr. Heuser 30. 1. Hörmann (Freiburg) 29. 1. Frau Dr. Hubert * 29. 1. Hufnagel 29. 1. Jacobs * 29. 1. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Kahn-Ackermann * 29. 1. Kalbitzer 30. 1. Frau Dr. Kiep-Altenloh 29. 1. Frau Kipp-Kaule 29. 1. Frau Klee 29. 1. Dr. Kliesing (Honnef) * 29. 1. Klinker ** 29. 1. Knobloch 29. 1. Dr. Kopf * 29. 1. Kriedemann 29. 1. Freiherr von Kühlmann-Stumm 30. 1. Kulawig 31. 3. Leber 29. 1. Lenze (Attendorn) * 29. 1. Logemann 29. 1. Dr. Lohmar 30. 1. Maier (Mannheim) 5. 2. Marquardt 29. 1. Marx 1. 2. Mattick 29. 1. Maucher 29. 1. Mauk 29. 1. Frau Dr. Maxsein * 29. 1. Memmel * 29. 1. Dr. Menne 29. 1. Dr. von Merkatz 29. 1. Mertes 29. 1. Metzger 29. 1. Dr. Meyer (Frankfurt) * 29. 1. Dr. Miessner 12. 2. Freiherr von Mühlen * 29. 1. Müller (Worms) 29. 1. Müser 6. 2. Murr 29. 1. Neumann (Allensbach) 29. 1. Paul * 29. 1. Dr. Pflaumbaum 29. 1. Frau Pitz-Savelsberg * 29. 1. Frau Dr. Probst 29. 1. Ramms 29. 1. Rehs 29. 1. Reichhardt 29. 1. Frau Renger 30. 1. Richarts ** 29. 1. Dr. Roesch 29. 1. Rohde ** 29. 1. Dr. Rutschke * 29. 1. Saxowski 29. 1. Schlick 29. 1. Dr. Schmid (Frankfurt) * 29. 1. Dr. Schmidt (Gellersen) 29. 1. Schmidt (Würgendorf) 29. 1. Schneider (Hamburg) 29. 1. Dr. Schneider (Saarbrücken) 29. 1. Schulhoff 29. 1. Dr. Schwörer 29. 1. Dr. Seffrin * 29. 1. Seidl (München) * 29. 1. Dr. Serres * 29. 1. Seuffert 29. 1. Dr. Seume 29. 1. Dr. Siemer 29. 1. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Spitzmüller 29. 1. Dr. Stoltenberg 29. 1. Storch ** 29. 1. Struve 29. 1. Dr. Süsterhenn * 29. 1. Dr. Tamblé 29. 1. Unertl 29. 1. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell * 29. 1. Wächter 29. 1. Dr. Wahl * 29. 1. Walter 29. 1. Weber (Georgenau) 29. 1. Wegener 29. 1. Wehking 29. 1. Weinkamm 29. 1. Weinzierl 29. 1. Welslau 29. 1. Werner 29. 1. Wienand * 29. 1. Wieninger 29. 1. Dr. Zimmer * 29. 1.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Thomas Dehler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich schließe die Aussprache. Der Ältestenrat hatte vorgesehen, daß der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten federführend sein soll. An sich ist das auch eine Angelegenheit, die dem Außenpolitischen Ausschuß zusteht. Es ist aber dann beantragt worden, daß der Ausschuß für Inneres federführend sein soll.

    (Zuruf von der SPD: Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten federführend!)

    — Der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten
    soll also federführend sein. — Keine Einwendungen.
    Dann haben die Antragsteller beantragt, daß der Ausschuß für Verteidigung mitberatend sein soll. — Hierüber besteht Einverständnis.
    Weiterhin hat der Herr Abgeordnete Müller (Remscheid) beantragt, daß der Ausschuß für Arbeit mitberatend sein soll.

    (Zuruf von der SPD: Und der Ausschuß für Inneres!)

    — Wir können nach der Regel nicht drei mitberatende Ausschüsse haben. Ich möchte meinen, daß der Ausschuß für Arbeit eingeschaltet werden sollte.

    (Zustimmung.)

    Ich darf das Einverständnis feststellen, so daß eine Mitberatung durch den Ausschuß für Inneres entfällt.

    (Abg. Rasner: Der Innenausschuß kann sich gutachtlich äußern!)

    Herr Abgeordneter Schmitt-Vockenhausen, Ihr Ausschuß soll sich gutachtlich äußern.
    Ich darf also feststellen, daß der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten federführend ist und daß .die Ausschüsse für Arbeit und Verteidigung mitberatend tätig werden.



    Vizepräsident Dr. Dehler
    ) Ich rufe den Punkt 30 der Tagesordnung auf:
    Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über 'die Anzeige der Kapazitäten von Erdöl-Raffinerien und von Erdöl-Rohrleitungen (Drucksache IV/2953).
    Eine Begründung und eine Aussprache sind nicht "vorgesehen. Zuständig soll der Wirtschaftsausschuß sein. — Die Vorlage ist ihm überwiesen.
    Ich rufe Punkt 31 der Tagesordnung auf:
    Beratung des Antrags 'des Bundesschatzministers betr. Zustimmung des Deutschen Bundestages zur Teilprivatisierung der Vereinigten Elektrizitäts- und Bergwerks-Aktiengesellschaft (VEBA) gemäß § 47 Abs. 3 und 4 der Reichshaushaltsordnung (Drucks ache IV/2861).
    Zur Begründung hat der Herr Bundesschatzminister das Wort.
    Dr. Dollinger, Bundesschatzminister: Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Mit der Drucksache IV/2861, die Ihnen vorliegt, bitte ich gemäß § 47 Abs. 3 und 4 der Reichshaushaltsordnung um Ihre Zustimmung zu einer Teilprivatisierung der Vereinigten Elektrizitäts- und Bergwerks-Aktiengesellschaft — VEBA —. Da die Vorlage eine ausführliche Begründung enthält und .das Wort „soziale Privatisierung" im Parlament und in der Öffentlichkeit bereits ein Begriff geworden ist, kann ich mich jetzt auf einige grundsätzliche Bemerkungen beschränken.
    Die Bundesregierung hat in ihren Regierungserklärungen seit dem Jahre 1957 — zuletzt am 18. Oktober 1963 — immer wieder auf die Notwendigkeit der Förderung der Vermögensbildung hingewiesen und deshalb auch die Fortsetzung der sozialen Privatisierung gefordert und angekündigt. Dies ist .der Grund für meine Vorlage.
    Mit einer weiteren Privatisierung von industriellem Bundesvermögen sollen die Bemühungen der Bundesregierung fortgesetzt werden, breiteste Schichten unseres Volkes über die Volksaktie zu Eigentümern an wirtschaftlichen Unternehmen zu machen. Dies ist in einem wachsenden Industriestaat nicht nur gesellschaftspolitisch notwendig, sondern auch wirtschaftspolitisch von großer Bedeutung. Ohne persönliches, frei verfügbares Eigentum ist auch die Bewahrung unserer persönlichen Freiheit gegenüber dem Kollektivismus auf die Dauer nicht möglich. Die bereits durchgeführten Privatisierungen der Preußag im Jahre 1959, des Volkswagenwerks im Jahre 1961 und — ebenfalls im Jahre 1961 — der VTG — der Vereinigten Tanklager- und Transportmittel-Gesellschaft — waren, das dürfen wir mit Fug und Recht behaupten, ein eigentumspolitischer Erfolg der Bundesregierung und der sie tragenden Parteien.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich darf daran erinnern, daß sowohl die Preußag-, als auch die VW-Aktien erheblich überzeichnet wurden. 1,5 Millionen Bundesbürger zeichneten damals Volkswagenaktien. Hinter dieser Nachfrage, die weit über das hinausging, was wir bedienen konnten, stand die Bereitschaft, etwa 2 Milliarden DM aufzubringen. In diesem Zusammenhang wird vielfach behauptet, die soziale Privatisierung führe nur zu einer Umwandlung von bereits bestehenden Sparguthaben auf die zumindest im Anfang erfolgversprechende Volksaktie. Die Statistik der Spareinlagen beweist jedoch, daß dies nicht der Fall ist. Im Sommer 1961, als der überwiegende Teil der Volkswagenaktien bezahlt wurde, hatte sich der steigende Trend der Spareinlagen kaum abgeschwächt. Selbst wenn eine derartige Umwandlung erfolgt wäre, könnte sie keineswegs negativ beurteilt werden. Auch ein Blick auf den Kurszettel von Preußag und VW zeigt, daß man beide Papiere — wenn wir auch über die anfänglich starken Kursschwankungen bei VW nicht glücklich waren — als eine sehr gute Kapitalanlage des sogenannten kleinen Mannes bezeichnen kann.
    So brachte die Preußag-Aktie, deren Kurs heute mit 280 fast doppelt so hoch ist wie der damalige Ausgabekurs, neben einer Dividende von jährlich 9 % weitere Gewinne durch Gewährung der Bezugsrechte anläßlich der beiden Kapitalerhöhungen von 1961 und 1964. Ein Urteil darüber bringt der Börsenteil einer der größten deutschen Zeitungen vom letzten Samstag mit der Überschrift „Die Preußag-
    Volksaktie gehörte zu den erfolgreichsten Papieren des vergangenen Jahres".

    (Abg. Katzer: Sehr wahr!)

    Ähnlich liegen die Verhältnisse bei VW. Auch diese Aktie steht heute, wenn man berücksichtigt, daß sämtliche Erwerber an Stelle des Ausgabekurses von 350 auf Grund des Sozialrabattes nur 265 bis 318 DM für einen Anteil bezahlten, doppelt so hoch wie der niedrigste Ausgabekurs. In den drei Jahren seit der Ausgabe kassierte der Aktionär je Papier 42 DM Dividende zu steigenden Sätzen von 12, 14 und 16 %. Das entspricht einer durchschnittlichen Verzinsung des damals vom Volksaktionär aufgewendeten Kapitals von jährlich mehr als 4 %; die heutige Rendite der VW-Aktie liegt bei 3,2 %.
    Die Tatsache, daß sich der überwiegende Teil der ausgegebenen Volksaktien noch im Besitz der Ersterwerber befindet, zeigt, daß Dauerbesitz in den Händen breiter Bevölkerungskreise geschaffen worden ist. Die Ersterwerber haben die gebotenen Möglichkeiten verstanden und genutzt. Sie bestätigen damit die Richtigkeit des von der Bundesregierung eingeschlagenen eigentumspolitischen Weges. Nicht die öffentliche Hand, sondern der Bürger soll am wachsenden Volksvermögen teilhaben.
    Wenn ich jetzt zur VEBA komme, muß ich zunächst daran erinnern, daß in der Vergangenheit Versuche unternommen wurden, um dieser Gesellschaft die dringend benötigten Mittel zu verschaffen. Daß der Bundeshaushalt hierfür keine Mittel hat, wissen Sie, meine Damen und Herren, alle selbst. Eine Entnahme dieser Mittel aus dem öffentlichen Haushalt würde auch nicht meiner Auffassung entsprechen; ja, ich wende mich mit aller Entschiedenheit gegen die Anhänger einer Staatswirtschaft,



    Bundesminister Dr. Dollinger
    die bei der VEBA den Kapitalbedarf mit öffentlichen Geldern decken möchten. Öffentliche Gelder, mögen sie aus dem Etat des Bundes, der Länder oder der Gemeinden stammen, sind immer Steuergelder. Steuergelder für den Kapitalbedarf eines bundeseigenen Unternehmens zu verwenden, bedeutet jedoch nichts anderes als den Bürger ärmer, den Staat aber reicher und mächtiger zu machen. Die Bundesregierung ist gegen eine solche Lösung. Der Staat soll seinen industriellen Besitz nicht vergrößern und damit reicher werden; vielmehr soll er nur dort wirtschaften, wo die private Wirtschaft hierzu nicht willens oder nicht in der Lage ist.
    Mit aller Sorgfalt haben wir die Erfahrungen aus der bisherigen Privatisierung der Preußag und des Volkswagenwerks ausgewertet und uns bemüht, diese Erfahrungen zu berücksichtigen. Um nicht nur eine Kapitalbeschaffung durchzuführen und um einer möglichen Überzeichnung mit nicht wünschenswerten Kursentwicklungen entgegenzuwirken, wird das Hohe Haus um die Ermächtigung gebeten, VEBA-Aktien aus dem Altbesitz des Bundes bis zu einem Gesamtnennwert von 100 Millionen DM zur Deckung einer Übernachfrage veräußern zu dürfen.
    Warum kommt nun die Bundesregierung erst jetzt mit dieser Vorlage, obwohl doch die Fortsetzung der sozialen Privatisierung bereits seit langem immer wieder gefordert wurde? — Meine Damen und Herren, es liegt einfach daran, daß ich es als Bundesschatzminister nicht verantworten kann, ohne genügende Vorbereitung einfach „drauflos" zu privatisieren. Mir geht ,es vielmehr darum, daß die Aktien, die in breiter Streuung, insbesondere den Bevölkerungskreisen mit mittlerem und kleinem Einkommen angeboten werden sollen, preiswert, sicher und rentabel sind. Ohne diese drei Erfordernisse zu erfüllen, kann man nicht von Volksaktien oder gar von einer sozialen Privatisierung sprechen.
    Ich glaube, daß es nach all dein Vorarbeiten gelungen ist, bei unserem jetzt anstehenden Privatisierungsobjekt, der Vereinigten Elektrizitäts- und Bergwerksgesellschaft, diese Voraussetzungen zu schaffen. Darüber hinaus steht zu erwarten, daß die VEBA .durch die Einbeziehung der Hugo Stinnes AG sinnvoll abgerundet werden kann, was auf längere Sicht gesehen zu einer Stärkung der Ertragskraft des Konzerns führen wird.
    Ich darf Ihnen hier einen kurzen Hinweis auf die wirtschaftliche Lage des Konzerns geben. Der Umsatz der VEBA erhöhte sich von 1961 auf 1962 um' rund 12 °/o auf rund 3,08 Milliarden DM und von 1962 auf 1963 um rund 14 % auf 3,52 Milliarden DM. In den Jahren 1960/61 und 1961/62 wurden je 40,5 Millionen DM und 1962/63 47,25 Millionen DM als Dividenden ausgeschüttet. Die Dividende des letzten Geschäftsjahres wird 10 % betragen. Die unternehmensmäßige Vielschichtigkeit des VEBA-Konzerns verspricht auch für die Zukunft eine angemessene Dividende.
    Hierzu einige wenige Angaben. So gehört zur VEBA der Preußenelektra-Konzern, der als zweitgrößter Stromerzeuger 11 % der deutschen Stromerzeugung auf sich vereint, sowie die Hibernia, die mit einem Anteil von 7 % der drittgrößte deutsche Kohlenproduzent ist. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, daß sich die Hibernia in den letzten Jahren sehr erfolgreich der wirtschaftlichen Entwicklung 'angepaßt hat. Der Anteil des Kohlesektors am Umsatz ist beim Hibernia-Konzern zurückgegangen; er betrug 1963 nur noch 23 %. Dagegen hat der Anteil des Chemiesektors, worunter u. a. Öl und Düngemittel fallen, laufend zugenommen; er betrug 1963 rund 40 %. Außerdem hat die Hibernia mit einem Anteil von 25 % ihrer Außenumsätze einen recht erheblichen Handelssektor. Schließlich möchte ich Sie- noch 'auf den wertvollen Schachtelbesitz der Hibernia hinweisen, u. a. auf die Chemischen Werke Hüls AG und die ARAL-AG.
    In diesem Zusammenhang noch ein Wort zur Hugo Stinnes AG. Rund 87 % der Unternehmensanteile wurden im Jahre 1957 durch ein deutsches Bankenkonsortium aus amerikanischem Besitz mit dem Ziel der Privatisierung zurückgekauft. Drei Viertel der erforderlichen Mittel wurden vom Bund zur Verfügung gestellt. Damit hat der Bund eine Interessenquote von 65 % am Hugo-Stinnes-Konzern, der nicht mit den beiden Stinnes-Gesellschaften zu verwechseln ist, die vor nicht allzu langer Zeit von sich reden machten. Durch eine Einbeziehung des Hugo-Stinnes-Konzerns streben wir eine Abrundung der VEBA an. Damit eröffnen sich weitere Möglichkeiten für Rationalisierungen im Steinkohlenbergbau sowie auf zahlreichen anderen Gebieten, auf denen diese Unternehmen tätig sind. Allerdings ist die Einbeziehung der Hugo Stinnes AG in die VEBA zur Zeit noch nicht vollzogen; die entsprechenden Verhandlungen sind noch im Gange. Sollten diese Verhandlungen nicht rechtzeitig zum Abschluß kommen, so wird die Teilprivatisierung der VEBA auch ohne diese Einbeziehung erfolgen.
    Den Ausgabekurs für die VEBA-Aktie kann ich Ihnen leider noch nicht nennen. Bei den derzeitigen Überlegungen ist sowohl dem Kapitalbedarf der VEBA in Höhe von 750 Millionen DM als auch dem Anliegen des Bundes, die soziale Privatisierung fortzusetzen, Rechnung zu tragen. Bei der Berechnung des Ausgabekurses werden der innere Wert des Unternehmens, die Renditen von Aktien vergleichbarer Gesellschaften, das allgemeine Börsenklima und die künftigen Aussichten auf Dividende Berücksichtigung finden.
    Wie bereits bei den bisherigen Privatisierungen legen wir auch jetzt wieder einen besonderen Wert auf den breiten sozialen, eigentumspolitischen Effekt.

    (Abg. Katzer: Sehr gut!)

    Sozialpolitisch ist von Bedeutung, daß gerade die einkommenschwachen Bevölkerungsschichten vorrangig in den Genuß der angebotenen Papiere gelangen.
    Wie Sie aus der gestaffelten Einkommensbegrenzung in meiner Vorlage sehen, wurde der Bezieherkreis gegenüber den vorherigen Privatisierungen wesentlich erweitert. Damit tragen wir der Tatsache Rechnung, daß sich die Einkommenslage in breiten



    Bundesminister Dr. Dollinger
    Schichten unseres Volkes in den letzten Jahren dank der guten wirtschaftlichen Entwicklung weiter verbessert hat. Von Bedeutung ist auch, daß der Familienstand, so wie er im Steuerrecht berücksichtigt wird, Eingang in unser Zuteilungsverfahren gefunden hat. Damit erhält unsere Maßnahme auch einen familienpolitischen Akzent.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Als ein weiterer wichtiger Punkt erscheint mir die Regelung des Stimmrechtes. Wie Sie wissen, meine Damen und Herren, geht es uns nicht um die Bildung von Eigentum schlechthin. Vielmehr soll das persönliche Eigentum, das wir unseren Bürgern vermitteln wollen, frei verfügbar sein. Freie Verfügbarkeit erschöpft sich aber nicht allein darin, daß man sein Eigentum jederzeit veräußern kann. Vielmehr gehört hierzu auch ein Mitspracherecht, das den Volksaktionär gleichsam zum Mitunternehmer macht. Die einzelne VEBA-Aktie ist daher grundsätzlich mit dem vollen Stimmrecht ausgestattet. Um aber zu verhindern, daß unternehmensfremde Interessentengruppen durch den Ankauf von VEBA-Aktien einen größeren Einfluß auf die Hauptversammlung der Gesellschaft gewinnen, soll das Stimmrecht der privatisierten VEBA-Aktien je Aktionär auf ein Zehntausendstel des Grundkapitals beschränkt werden, wie es im Falle des Volkswagenwerks bereits geschehen ist. Damit — das möchte ich hier betonen — werden den Kleinaktionären keine Rechte genommen. Diese Regelung dürfte unserer Meinung nach ein wirksames Mittel dagegen sein, daß die Volksaktionäre künftig von irgendwelchen Machtgruppen in der Hauptversammlung überspielt werden.
    Meine Damen, meine Herren! Unser Ziel ist es, breiteste Schichten unseres Volkes zu Eigentümern zu machen. Voraussetzung hierfür sind gute Einkommenverhältnisse in einer gesunden Wirtschaft, Bedingungen, an deren Vorliegen bei uns wohl niemand zweifeln kann. Die durch unsere Wirtschafts- und Steuerpolitik geschaffene und ständig steigende Sparfähigkeit wird ergänzt durch den Sparwillen weitester Teile unserer Bevölkerung im Vertrauen auf stabile Verhältnisse. Es ist deshalb möglich, unserer Bevölkerung einen ganzen Fächer von Sparmöglichkeiten anzubieten, deren Förderung sich die Bundesregierung zur Aufgabe gemacht hat.

    (Abg. Katzer: Sehr gut!)

    Nicht zuletzt sollte aber auch der Vermögenszuwachs in unserer Volkswirtschaft stärker dem einzelnen Bürger zukommen. Der Staat als Eigentümer eines großen Pruduktivvermögens hat, soweit es zum Wohle der gesamten Volkswirtschaft dient, auf einen Teil seines Besitzes zugunsten seiner Bürger zu verzichten. Denn erst die Bürger machen den Staat zu einem lebendigen Ganzen. Soll der Bürger wirkliches Eigentum erhalten, so gehört dazu auch die uneingeschränkte Verfügbarkeit. Ein kollektivistisch eingeschränktes Eigentum ist mit unserer Auffassung von der Mitverantwortung und der Mitbestimmung am wirtschaftlichen Geschehen nicht zu vereinbaren.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Frei verfügbares, breit gestreutes Eigentum gerade in Arbeitnehmerhand sollte ein Anliegen von uns allen sein.
    Ich bitte das Hohe Haus, meiner Vorlage zuzustimmen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Herr Professor Burgbacher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Fritz Burgbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Vorlage, die der Herr Bundesminister soeben eingebracht hat, ist ein Glied in der in der Vergangenheit konsequent entwickelten und in der Zukunft weiter zu entwickelnden Politik meiner Freunde zur Förderung des personenbezogenen Eigentums in privater Hand.
    Bereits im Juli 1949 war in den Düsseldorfer Leitsätzen zu lesen:
    Die soziale Marktwirtschaft verschafft möglichst vielen Tüchtigen Eigentum.
    Ebenfalls dort:
    Persönliche Freiheit wird durch wirtschaftliche Unabhängigkeit gefördert. Wirtschaftliche Unabhängigkeit beruht auf dem privaten Eigentum.
    Das Programm der CDU für den 2. Deutschen Bundestag enthält:
    Menschliche Würde und Existenz sind schwer bedroht durch die kollektivistischen Tendenzen unserer Zeit. Deshalb verlangen wir Eigentum für alle Schichten unseres Volkes. Persönliches Eigentum fördert eine verantwortungsvolle Lebensführung des Menschen und seiner Familie.
    Karl Arnold auf dem Hamburger Parteitag, 1957:
    Die Gleichberechtigung zwischen Kapital und Arbeit muß auch in tatsächlicher Hinsicht ins rechte Gleichgewicht gebracht werden. Würde man diesen Zustand nicht herbeiführen, so würden die Wirtschafts- wie auch die Gesellschaftsordnung die Balance verlieren. Die technische Zeit würde sogar die Entwicklung in diese Richtung treiben, wenn man sie einfach lassen würde.
    Unser Kollege Häussler, 1957:
    Die Volksaktie ist ein erster Schritt zum Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit.
    Professor Erhard, 1957:
    Gerade wenn ein Konzentrationsprozeß Platz greift — und das mag .aus manchen Gründen, auch aus technischen Gründen, der Fall sein —, muß uns um so mehr daran gelegen sein, daß dieser Konzentration gegenüber eine Dekonzentration der Besitz- und Eigentumsverteilung stattfindet.
    Karl Arnold, 1957:
    Deshalb brauchen wir für die Gründung und
    Stabilisierung unserer Gesellschaft Eigentum in



    Dr. Burgbacher
    breiter Hand. Die Frage der Eigentumsbildung gehört in den Zusammenhang der gesellschaftspolitischen Situation unserer Zeit.
    Blank, 1957:
    Ich möchte in aller Klarheit sagen, daß die Frage der Eigentumsbildung in privater Hand durch keine Sozialisierung gelöst werden kann, ganz gleich in welchem Reformschema sie auftritt; denn das damit begründete Eigentum bliebe, weil nicht mobilisierbar und realisierbar, eine Fiktion.
    Der Bundesschatzminister Dr. Lindrath, 1958:
    Diese gesellschaftspolitische Zielsetzung fußt auch auf den Erfahrungen in der Vergangenheit, in denen private Vermögensbildung, Streben nach eigenem Besitz, nach persönlichem Eigentum, Drang nach selbständigen Existenzen sich als die Haupttriebfedern für den Aufstieg der deutschen Volkswirtschaft erwiesen haben.
    Ebenfalls Lindrath:
    Zu diesem besonderen Anliegen, eine soziale Eigentumsbildung zu fördern, kann die Privatisierung des Bundesvermögens einen Beitrag leisten.
    Arnold, 1958:
    Das wirtschaftliche Bundesvermögen muß dafür eingesetzt werden, dem einzelnen minderbemittelten Staatsbürger wieder zum persönlichen Eigentum zu verhelfen.
    Und bei der Einbringung des VW-Privatisierungsgesetzes:
    Mit dieser Einbringung soll eine gesellschaftspolitische Initiative ergriffen werden.
    Adenauer in seiner Regierungserklärung vor dem 3. Bundestag:
    Wir wollen nicht, daß schließlich bei immer größerer Konzentration der Wirtschaft zu Großbetrieben das Volk aus einer kleinen Schicht von Herrschern über die Wirtschaft und einer großen Klasse von Abhängigen besteht.
    Professor Erhard in „Wohlstand für alle" :
    Ein Blick auf die Kapitalstruktur und Kapitalbildung nach dem Kriege bestätigt, 'daß die Produktivitätskraft unserer Volkswirtschaft zu regenerieren erfolgreich war und auch erfolgreich sein mußte. Wir registrieren dabei allerdings eine relativ starke Konzentration der Kapitalbildung in der Hand des Staates und der privaten Unternehmerschaft!
    So könnte ich noch eine Reihe von Dingen anführen. Warum habe ich es getan? Nun, inzwischen hat es sich herumgesprochen, daß Eigentumspolitik eine politisch nützliche Sache ist. Es ist geradezu festzustellen, daß man sich danach drängt, unter Verwischung der Tatsachen zu sagen, wer sie in die deutsche Politik eingeführt hat.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Nach napoleonischem Recht ist zwar die recherche de la paternité interdite, also die Suche nach der
    Vaterschaft verboten, aber in der politischen Usance ist es gelegentlich nützlich, diesem Hohen Hause und damit dem deutschen Volk klarzumachen, wer zuerst — und das ist in der Politik immer entscheidend — politische Leitlinien, politische Grundsätze auf das Feld der Politik geführt hat. In der Eigentumspolitik sind das ,die CDU/CSU und die FDP gewesen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das hat sich auch auf dem SPD-Parteitag in Karlsruhe herumgesprochen. „Neugestaltung der Privatisierung öffentlicher Unternehmen", — heißt es dort — „soweit dies volkswirtschaftlich zweckmäßig ist". Der erste Halbsatz ist Neuland, der zweite Halbsatz erlaubt die Rückkehr in alte Gefilde. Was heißt „soweit dies volkswirtschaftlich zweckmäßig ist" ?

    (Abg. Kurlbaum: Das werden wir Ihnen nachher sagen!)

    — Ich bin davon überzeugt, Herr Kollege Kurlbaum. Ich 'glaube sogar zu ahnen, was Sie darunter verstehen. Sie meinen damit nämlich, man sollte mit öffentlichen Unternehmen Wirtschaftspolitik machen. Und genau das wollen wir nicht! Die Wirtschaftspolitik hat natürlich dieses Hohe Haus zusammen mit der Bundesregierung zu machen. Das Wirtschaften selbst ist der Wirtschaft zu überlassen. Nach unserer Auffassung 'hat der Staat nicht das Recht, in den Gebieten der allgemeinen Wirtschaft als Wettbewerber aufzutreten. Für 'die Gebiete monopolistischer Wirtschaft mag darüber gesprochen werden, wie groß der Einfluß sein kann.
    In Karlsruhe ist Tauch gesagt worden, daß die Aktien, wenn privatisiert wird, einer gemeinnützigen Investmentgesellschaft, einer Stiftung des öffentlichen Rechts, zugeführt werden sollten. Auch hierin unterscheiden wir uns grundsätzlich. Wir können als Eigentum nur anerkennen, was in der Form der Bildung dem freien Entschluß 'des Bürgers unterliegt und was in der Form der Verwendung wiederum dem freien Entschluß des Bürgers unterliegt und keiner dritten Macht, keiner kollektiven Macht.
    Wenn wir Sperrfristen vorschlagen, deren Einhaltung wir mit Prämien honorieren, dann geschieht das einmal aus Kapitalmarktgründen, vor allem aber, um unsere Bürger, soweit sie bisher kein Eigentum hatten, an das Eigentum psychologisch heranzuführen und die Hürde, die jeder überwinden muß, wenn er anfängt, Eigentum zu bilden, überspringen zu helfen. Am Prinzip der Freiheit in der Form der Bildung und der Form der Verfügung rüttelt dies nicht.
    Die gemeinnützigen Investmentfonds, wie sie Karlsruhe offenbar vorgeschwebt haben, sind eine neue Form kollektiven Eigentums und verhindern personenbezogenes Eigentum, vor allem die freie Verfügung darüber.

    (Abg. Kurlbaum: Woher wissen Sie das? Haben Sie schon den Satzungsentwurf gesehen?)

    — Nein, ich habe nur das Karlsruher Protokoll gesehen.

    (Abg. Kurlbaum: Aha!)




    Dr. Burgbacher
    — Ich kann nur sehen, was da ist.

    (Abg. Kurlbaum: Sie sollten nicht über etwas reden, was Sie nicht gesehen haben!)

    — Ich kann aber Vermutungen Ausdruck geben, die Sie in Ihrer Geschicklichkeit nachher zu widerlegen versuchen werden, und dann wird einer von uns versuchen, es wieder umgekehrt klarzumachen.

    (Lachen bei der SPD. — Abg. Kurlbaum: Sie haben also die Taktik der unbegründeten Behauptung!)

    — Nein, Herr Kollege Kurlbaum, das muß ich widerlegen. Ich kann doch nicht annehmen, daß Sie die Protokolle Ihres Karlsruher Parteitages als unbegründetes Material ansehen.

    (Abg. Kurlbaum: Da steht aber nichts von dem drin, was Sie sagen!)

    — Ich darf an einen Satz unseres Kollegen Möller in Karlsruhe erinnern:
    Wer mit den alten konservativen Vorstellungen dieser Regierung Finanzpolitik machen will, kann natürlich nicht Gemeinschaftsaufgaben und auch kein sozialdemokratisches Regierungsprogramm realisieren.
    Vielleicht werden wir dann darüber von Ihnen auch noch Näheres hören.
    Bei der VEBA-Privatisierung ist nun die Frage aufgeworfen worden: Was ist das eigentlich in erster Linie? Ist das Kapitalbeschaffung oder ist das Eigentumsbildung?

    (Abg. Katzer: Das ist beides!)

    Das erinnert mich an die Frage: Was ist das für eine Vorlage, ist sie wirtschaftspolitisch oder sozialpolitisch?

    (Abg. Katzer: Beides!)

    Nun, Gott gebe es, daß in diesem Hause keine Vorlage zum Gesetz erhoben wird, die nicht beides ist.

    (Abg. Katzer: Sehr gut!)

    Für uns sind Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik die Kennzeichnung einer Sache aus verschiedenen Gesichtspunkten, aber mit dem Ergebnis, daß Gesetze sowohl volkswirtschaftlich berechtigt wie sozialpolitisch richtig sind.
    Daß die VEBA Kapital braucht, ist in der Tat der akute Anlaß dafür, daß die Kapitalerhöhung in private Hand überführt werden soll und sie damit zur Eigentumsbildung beiträgt. Es ist auch die besorgte Frage geäußert worden, ob die angesprochenen Bevölkerungskreise mit kleinerem Einkommen in der Lage seien, diesen Betrag von — ich weiß es nicht —750 Millionen DM bis zu einer Milliarde DM aufzubringen. Der Herr Bundesminister hat bereits an die Vorgänge bei der VW-Privatisierung erinnert, bei der 2 Milliarden DM aufgebracht wurden, wobei es zu einer vorübergehenden Zäsur, einer vorübergehenden Einbuchtung in der Höhe der Spareinlagen kam, die sich aber sehr schnell wieder nach der VW-Privatisierung auf der normalen Höhe weiter entwickelt hat. Wir glauben deshalb, daß dieser Betrag in übergroßem Umfang zusätzlich gespart wird und daß sich im übrigen der Sparprozeß, der so erfreulich die 10 %-Grenze überschritten hat, wie die Einlagen bei den Sparkassen ebenso erfreulich die 100-
    Milliarden-DM-Grenze überschritten haben, trotz dieser Belastung bis zu einer Milliarde DM in diesem Jahr ungestört fortsetzt.
    Wieweit die Aktien risikobehaftet sind, kann natürlich niemand mit absoluter Sicherheit sagen. Ich kann aber auf die Debatten anläßlich der Preußag- und der VW-Privatisierung hinweisen, wo auf diese Risiken von der Opposition sehr betont hingewiesen wurde. Wir können nunmehr belegen, daß sich in beiden Fällen keinerlei erkennbares Risiko gezeigt hat und sich auch keines erkennbar abzeichnet. Die Anlagen in Preußag- und VW-Aktien sind für die Menschen, die Mitbürger, die sich erstmals für eine Aktie interessiert haben, eine sehr gute, eine ausgezeichnete Vermögensanlage. Etwa zwei Drittel der Erstzeichner haben auch damit reagiert, daß sie noch alle Aktien besitzen.
    Die weitere Frage: Wie ist das mit der Stimmrechtsbeschränkung ? Warum Stimmrechtsbeschränkung? Warum nicht z. B. stimmrechtslose Vorzugsaktien? Nun, die mit einem Zehntausendstel des Stimmrechts vorgesehene Stimmrechtsbeschränkung ist für die Zeichner, die wir meinen, überhaupt keine Stimmrechtsbeschränkung, sondern ist im Gegenteil der Schutz des vollen Stimmrechts der Volksaktionäre. Es ist eine Sperre gegen Interessenten aus Wettbewerbskreisen, die, wenn sie Aktien kaufen, dann eben kein Stimmrecht haben. Es müßte nicht Stimmrechtsbeschränkung heißen, denn politisch gesprochen ist es Stimmrechtsschutz des Kleinaktionärs.

    (Abg. Katzer: Sehr richtig!)

    Welchen Einfluß die Volksaktionäre auf das Unternehmen haben, das ist eine Frage der Entwicklung. Wir bekennen, daß wir in diesem Punkt sozusagen noch in den Kinderschuhen stecken. Aber alle Dinge entwickeln sich, und die Kleinaktionäre haben eine große Macht, das ist das Interesse der Öffentlichkeit an ihrem Schicksal. Dieses öffentliche Interesse am Schutz der Kleinaktionäre wird ihnen eine starke Stütze sein, wenn notwendig, Einfluß effektiv zu machen. Dazu kommt, daß im vorliegenden Fall der Bund die Mehrheit behält. Ich bin der Auffassung — und viele meiner Freunde auch —, daß es Aufgabe der Bundesregierung und damit auch dieses Hauses ist, diese Mehrheit, abgesehen von den notwendigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen, auch so einzusetzen, daß sie die berechtigten Interessen der Kleinaktionäre mit in ihre Obhut nimmt.

    (Abg. Katzer: Sehr gut!)

    Die Frage der Verschleuderung von Volksvermögen wird sicher auch von irgendeiner Seite gestellt werden. Davon kann natürlich keine Rede sein. Aber eines soll auch klar gesagt werden: Jeder, der in der Wirtschaft tätig ist, weiß, daß die Bewertung eines Unternehmens eine außerordentlich schwierige Sache ist und daß kein Bewertungsgutachten mit einer apodiktischen Zahl endet, sondern daß immer ein Mindestwert und ein Maximalwert angegeben werden. Wir wollen uns allerdings



    Dr. Burgbacher
    dafür einsetzen, daß die Kursfestsetzung an der unteren erlaubten Grenze im Sinne der Haushaltsordnung vor sich geht, wie das bei Preußag und VW ebenfalls geschehen ist.

    (Abg. Schwabe: Also doch Geschenke!) — Geschenke, das ist so ein Wort, wissen Sie.


    (Abg. Schwabe: Ein Faktum!)

    Der eine nennt es Geschenke, der andere nennt es Privatisierung, ein anderer nennt es Selbstfinanzierung und was weiß ich, welche Namen es dafür noch gibt, je nachdem, ob man positiv oder negativ dazu steht, ob man es für ein schönes Mädchen oder ein häßliches Mädchen hält.

    (Abg. Schwabe: Das ist allerdings zweierlei!)

    Die weitere Frage ist, ob Energieversorgungsunternehmen zur Privatisierung geeignet sind. Hier mache ich eine persönliche Bemerkung, die nicht Fraktionsbeschluß ist. Ich persönlich bin der Meinung, daß Energieversorgungsunternehmen privatisierungsfähig sind, aber daß die Mehrheit in der öffentlichen Hand irgendeiner Stufe bleiben soll, weil sie keine Unternehmen der hundertprozentig freien Wirtschaft sind. Ich bin aber der Auffassung, daß solche Unternehmen, auch die auf kommunaler oder Landesebene, besonders geeignete Objekte sind, um bei Kapitalerhöhungen den Kapitalbedarf der öffentlichen Hand zu entlasten, durch Zeichnung der Bürger das notwendige Kapital zu beschaffen und auf diese sinnvolle Weise ein sehr respektables und relativ krisenfestes Privateigentum zu schaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir hoffen, daß die beschlossene, von der Opposition abgelehnte Umsatzsteuergleichheit und Vermögensteuergleichheit in der Energiewirtschaft nunmehr allen Unternehmen, auch den kommunalen Unternehmen, den Weg frei macht, teilweise zu privatisieren und ihren Bürgern, die sie versorgen, Eigentum an Versorgungsunternehmen zu geben. Wir halten das für eine sinnvolle Ergänzung der öffentlichen Wirtschaft, die außerdem den Interessen der versorgten Personen mehr entspricht als der jeztige Zustand.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Daß der Kapitalmarkt nicht überfordert wird, habe ich schon ausgeführt.
    Der DGB hat sich in einer sehr interessanten Stellungnahme zu der Vorlage in dieser gelben Schrift geäußert. Wir wollen gern anerkennen, daß der DGB sich, gemessen an früheren Einstellungen zur Privatisierung und zur persönlichen Eigentumsbeschaffung, offenbar, sagen wir, in einer Art Mauserung, in einer inneren Umstellung befindet. Und dann findet man natürlich wie auch in Karlsruhe Passagen, die den vergangenen Programmen entsprechen, und den Passagen, die den neuen oder vielleicht kommenden Programmen entsprechen.

    (Abg. Matthöfer: Es gibt Leute, die haben überhaupt kein Parteiprogramm! — Heiterkeit.)

    — Also, lieber Herr Matthöfer, seien wir mit Programmen vorsichtig!

    (Abg. Matthöfer: Sie sind vom Ahlener Programm noch gebrannt!)

    —Seien wir mit Programmen vorsichtig! Herr Matthöfer, Sie provozieren mich wieder zu der Berner-kung, daß unsere praktische Politik dem Ahlener Programm um ein Hundertfaches nähersteht als Ihr neues Programm Ihren verflossenen Programmen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber der DGB — und das ist ein sachliches Argument — verlangt die Stimmenmehrheit des Bundes. Das ist in der Vorlage ja auch vorgesehen. Er verlangt, daß der Kurs keine Verschleuderung des Volksvermögens ist. Auch das ist in der Vorlage vorgesehen. Allerdings kann dass Hohe Haus darüber erst entscheiden, wenn die Kursfestsetzung vorliegt. Die kann ihrer Natur nach nur ganz kurz vor der Zeichnung bekanntgegeben werden, weil sich sonst irgendwelche Überlegungen breitmachen könnten, die wir alle nicht haben wollen.
    Interessant ist bei den Zeichnungen und Erfahrungen mit Preußag und VW folgendes. Als wir mit der Preußag anfingen, konnten wir nur behaupten, versprechen, vermuten, daß es gut gehen würde. Es ist gut gegangen. Das können wir jetzt beweisen. Dann folgte die VW-Privatisierung. Da war die Vermutung schon stärker auf Grund der Preußag-Erfahrungen, und nun haben wir einige Jahre VW-Erfahrung.

    (Zuruf von der SPD: Nun haben wir wieder Wahl!)

    — Ja, natürlich haben wir die Wiederwahl.

    (Heiterkeit. — Zuruf von der SPD: ob wir Wiederwahlen haben, ist noch eine Frage!)

    — Ich bestreite gar nicht, daß wir alle eine Politik machen, um die Wahl zu gewinnen. Oder würden Sie es anders machen?

    (Zuruf von der SPD: Es gibt auch noch andere Gesichtspunkte!)

    — Ja, mein lieber Herr Kollege, diese anderen Gesichtspunkte kennen wir schon etwas länger als Sie. Denn Sie haben sich unseren Gesichtpunkten der Politik angepaßt, wir aber nicht Ihren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Bei der Preußag — das war interessant — waren 216 000 Zeichner. Aber nur 43 % der Belegschaft hatten Preußag-Aktien gezeichnet. Bei der VW-Privatisierung zwei Jahre später haben von 65 000 Belegschaftsmitgliedern 63 500 VW-Aktien gezeichnet, also 97 %.
    Alles hat seine Ursachen. Warum haben von der Belegschaft der Preußag am Jahre 1959 nur 43 % und von der VW-Belegschaft im Jahre 1961 97 % gezeichnet? — Nun, wir wollen zunächst, wie sich das gehört, der Einsicht des Bürgers als erstes unsere Reverenz erweisen und wollen feststellen, daß sich die gute Entwicklung in den zwei Jahren bei der Preußag dann auf das Verhalten der VW-Belegschaft ausgewirkt hat. Aber erlauben Sie mir bitte, auch zu sagen, daß ich 'den Eindruck habe, Herr Kollege Kurlbaum, den man allerdings auch ein bißchen belegen könnte, daß bei der Preußag,



    Dr. Burgbacher
    sagen wir einmal: Ihre politischen Freunde und die Ihnen Nahestehenden bei den Gewerkschaften einen Einfluß in Richtung auf stärkste Zurückhaltung — um mich vorsichtig auszudrücken — ausgeübt haben. Bei VW ist es diesem Einfluß nicht mehr gelungen, sich durchzusetzen.
    Inzwischen hat die VW-Belegschaft — und das ist durchaus in unserem Sinne — vor allem durch ihre Zeichnung demonstriert, daß sie an der Politik und an der Sache interessiert ist und Vertrauen hat. Wir haben bei VW 1 547 000 Aktionäre oder aus diesen beiden Privatisierungen fast 2 Millionen Aktionäre. Die Wirtschaftlichkeit bei beiden ist für die Zeichner bis heute gegeben, bei der Preußag mit 6 %, bei VW mit 4 % im Durchschnitt, mit im Augenblick einer leichten Senkung, die aber mehr als kompensiert ist durch den Zuwachs im Vermögenswert.
    Wir glauben deshalb, meine Damen und Herren, eine gute Sache zu vertreten. Wir haben spätestens 1949 diese Politik begonnen. Wir haben sie selbstverständlich nicht revolutionär, sondern evolutionär durchgeführt, und wir werden auch aus sehr naheliegenden Gründen nicht eine Privatisierung die andere jagen lassen. Wir denken nicht daran, mit der Eigentumspolitik, die wir von diesem Hause aus machen, den gesunden, stabilen Ablauf des Wirtschafts- und des Kapitalmarkts zu stören, sondern wir müssen sie, wie man so schön sagt, einfädeln in die allgemeine volkswirtschaftliche Entwicklung. Es ist die Politik für diese und die kommende Generation, und wir hoffen, sie noch viele Jahre in diesem Hause fortsetzen zu können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)