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ID0415720300

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    Deutscher Bundestag 157. Sitzung Bonn, den 21. Januar 1965 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag von Bundesminister Schwarz . . . . . . . . . 7723 A Glückwunschtelegramm zum 700. Jahrestag der Gründung des House of Commons 7723 B Fragestunde (Drucksachen IV/2949, IV/2967) Frage des Abg. Jahn: Deutsche Waffentechniker und Ingenieure in Ägypten Dr. Carstens, Staatssekretär 7723 D, 7724 A Dr. Reischl (SPD) 7724 A Fragen der Abg. Frau Rudoll: Mißachtung des Gesetzes über die gesetzliche Arbeitszeit von Jugendlichen Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7724 B Fragen des Abg. Maucher: Zu Unrecht gezahlte Versorgungsleistungen 7724 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Vermögenswirksame Leistungen in handwerklichen und Dienstleistungsbetrieben Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7724 D, 7725 A, B Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 7725 A Fragen des Abg. Dr. Müller-Emmert: Sittlich gefährdende Tätigkeiten weiblicher Personen unter 21 Jahren Dr. Claussen, Staatssekretär . . 7725 B, D, 7726 A Dr. Müller-Emmert (SPD) . . . 7725 C, D, 7726 A Fragen des Abg. Strohmayr (SPD) Anrechnung der vor 1926 in Österreich verbrachten Zeiten auf die Rente Dr. Claussen, Staatssekretär . . 7726 B, C Strohmayr (SPD) . . . . . . . 7726 C Frage des Abg. Dröscher: Berufungen gegen Urteile von Sozialgerichten Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7726 D, 7727 A, B, C, D, 7728 A, B Dröscher .(SPD) . . . . . . . . 7727 A Dr. Bechert (SPD) . . . . • . 7727 B, D Fritsch (SPD) 7727 D, 7728 A Frau Dr. Hubert (SPD) 7728 B Maucher (CDU/CSU) 7728 B Fragen des Abg. Frehsee: Einbeziehung des Landschaftsgartenbaus in die gesetzlichen Winterbauförderungsmaßnahmen . . . . . . . 7728 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Januar 1965 Frage des Abg. Fritsch: Kreiswehrersatzamt Straubing . . . 7729 A Fragen des Abg. Dr. Kohut: Militärische Ausbilder oder Berater der Bundeswehr im Ausland Gumbel, Staatssekretär . . . . . 7729 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Wehrpässe für Verwaltungsangestellte bei der Bundeswehr Gumbel, Staatssekretär 7729 B Frage des Abg. Folger: Wechselkennzeichen für Kraftfahrzeuge Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 7729 C, D, 7730 B Folger (SPD) . . . . . . . . . 7729 D Strohmayr (SPD) 7730 A, B Frage des Abg. Dr. Eppler: Linienführung der Umgehung von Freudenstadt im Zuge der B 28 und 294 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . '7730 C, D Dr. Eppler (SPD) 7730 C, D Fragen des Abg. Dr. Wahl: Einrichtungen für die Sicherung von Fußgängern bei Dunkelheit auf Straßen ohne Gehweg Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 7731 A Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Ausnahmegenehmigungen vom Sonntagsfahrverbot in der Hauptreisezeit 1965 Dr. Seiermann, Staatssekretär . 7731 B, C, D Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 7731 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Mane und Gewichte von Lkws innerhalb der EWG Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 7731 D, 7732 B Schmidt (Kempten) (FDP) . . . 7732 A, B Frage des Abg. Reichmann: Stillegung von Bahnstrecken im Schwarzwald Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 7732 B, C Reichmann (FDP) . . . . . . . 7732 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Schiffahrtsabgaben auf dem Neckar Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 7732 D Frage des Abg. Fritsch: Verkehrsverhältnisse im . Bayerischen Wald Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 7733 A, B Fritsch (SPD) 7733 A Fragen des Abg. Josten: Alte Wagen auf der Bahnstrecke Andernach—Mayen—Gerolstein Dr. Seiermann, Staatssekretär . 7733 B, C, D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 7733 D Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Schiffswracks auf der Unterweser bei Blexer Hörne Dr. Seiermann, Staatssekretär . 7734 A, B Müller (Nordenham) (SPD) . . . . 7734 B Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Einschränkung des Zugverkehrs auf der Strecke Hude—Blexen Dr. Seiermann, Staatssekretär 7734 B, C, D Müller (Nordenham) (SPD) . . . . 7734 C Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Verkehrssicherheit an Kreuzungen von Eisenbahn und Straßen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 7734 D, 7735 A, B Müller (Nordenham) (SPD) . . . 7735 A, B Frage des Abg. Strohmayr: Einführung des „Eurailpasses" für Europäer Dr. Seiermann, Staatssekretär . 7735 B, C, 7736 A Strohmayr (SPD) 7735 C, D, 7736 A Fragen des Abg. Riedel (Frankfurt) : Althaussanierung Lücke, Bundesminister . . . 7736 B, C, D, 7737 A Fritsch (SDP) . . . . . . . . 7736 B, C Frau Meermann (SPD) 7736 D Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Januar 1965 III Fortsetzung der Beratung der Großen Anfrage (FDP) betr. die Lage in der Bundeswehr (Drucksache IV/2426) ; in Verbindung mit Fortsetzung der Beratung des Schriftlichen Berichts des Verteidigungsausschusses über den Jahresbericht 1963 des Wehrbeauftragten des Bundestages (Drucksachen IV/2305, IV/2795) und mit Beratung des Schriftlichen Berichts des Verteidigungsausschusses über den Entschließungsantrag (FDP) zur dritten Beratung des Entwurfs dès Haushaltsgesetzes 1964, h i e r : Einzelplan 14, Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2940, zu IV/2940, Umdruck 429) Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . 7737 B Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 3340 A Schultz (FDP) . . . . . . . . . 3342 C Rommerskirchen (CDU/CSU) . . . 7745 A Dr. Jaeger (CDU/CSU) . . . . . 3348 C von Hassel, Bundesminister . . . 7753 A Berkhan (SPD) . . . . . . . . 7757 C Mündlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses über den Entschließungsantrag (SPD) zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1964, hier: Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache IV/2936, Umdruck 419) Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . 7759 D Erler (SPD) . . . . . . . . 3361 C Schultz (FDP) , 7763 B Dr. Carstens, Staatssekretär . . 7763 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 3364 Anlagen 7765 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Januar 1965 7723 157. Sitzung Bonn, den 21. Januar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 22. 1. Dr. Aigner * 22. 1. Arendt (Wattenscheid) * 22. 1. Dr. Atzenroth 22. 1. Bading * 22. 1. Bauer (Wasserburg) 22. 1. Bergmann * 22. 1. Dr. Birrenbach 30. 1. Blachstein 27. 2. Dr. Burgbacher * 22. 1. Dr. Danz 22. 1. Deringer * 22. 1. Dr. Dichgans * 22. 1. Diebäcker 21. 1. Drachsler 23. 1. Dr. Dr. h. c. Dresbach 22. 1. Dr. Eckhardt 22. 1. Frau Dr. Elsner * 22. 1. Faller * 22. 1. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 22. 1. Dr. Furler * 22. 1. Hahn (Bielefeld) * 22. 1. Hammersen 30. 1. Dr. von Haniel-Niethammer 23. 1. Illerhaus * 22. 1. Kalbitzer 30. 1. Klinker * 22. 1. Dr. Kreyssig * 22. 1. Kriedemann * 22. 1. Freiherr von Kühlmann-Stumm 30. 1. Kulawig 30. 1. Lenz (Bremerhaven) 22. 1. Lenz (Brühl) * 22. 1. Leukert 22. 1. Dr. Lohmar 30. 1. Dr. Löhr * 22. 1. Lücker (München) * 22. 1. Maier (Mannheim) 5. 2. Marx 1. 2. Mauk * 22. 1. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 22. 1. Metzger * 22. 1. Dr. Müller-Hermann * 22. 1. Dr.-Ing. Philipp * 22. 1. Frau Dr. Probst 22. 1. Rademacher * 22. 1. Richarts * 22. 1. Ruf 22. 1. Sander 21. 1. Schlick 22. 1. Schneider (Hamburg) 29. 1. Seifriz * 22. 1. Seuffert * 22. 1. Spitzmüller 21. 1. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Starke * 22. 1. Storch * 22. 1. Frau Strobel * 22. 1. Unertl 29. 1. Weinkamm * 22. 1. Wischnewski * 22. 1. b) Urlaubsanträge Frau Renger 30. 1. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Dahlgrün vom 21. Januar 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Richarts (Drucksache IV/2949 Fragen VI/1, VI/2 und VI/3) : Ist der Bundesregierung bekannt, in wieviel Fallen das Hauptzollamt Prüm in den letzten Jahren wegen Vor- bzw. Überlieferung von Heizöl Steuerbescheide erlassen und Strafverfahren anhängig gemacht hat? Sind - bei Bejahung der Frage VI/1 - der Bundesregierung der gesamte Betrag der in diesem Zusammenhang erlassenen Steuerbescheide und die Zahl der im gleichen Zusammenhang anhängigen und abgewickelten Strafverfahren bekannt? .Ist die Bundesregierung - bei Bejahung der Fragen VI/1, 2 - bereit, dem Parlament diese Zahlen zu nennen? Das Hauptzollamt Prüm hat in den letzten 5 Jahren 13 Steuerbescheide 'erlassen, weil steuerbegünstigtes Gasöl von Heizölhändlern unter Verletzung der geltenden Bestimmungen an Personen geliefert worden ist, die nicht im Besitz einer gültigen Erlaubnis für die steuerbegünstigte Verwendung waren. Aus gleichem Grunde sind 12 Strafverfahren eingeleitet worden, von denen 3 durch Bestrafung, 3 durch Einstellung rechtskräftig abgeschlossen, die übrigen noch anhängig sind. In einem Fall ist die Bestrafung durch das zuständige Landgericht erfolgt. Insgesamt ist ,ein Steuerbetrag von 127 649,20 DM angefordert. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Dahlgrün vom 21. Januar 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Holkenbrink (Drucksache IV/2949 Fragen VI/4, VI/5 und VI/6). Ist die Bundesregierung bereit, die einzelnen in Frage VI/1 genannten Fälle zu überprüfen, um festzustellen, inwieweit im Rahmen des Ermessensspielraums und im Rahmen der Möglichkeit des Steuererlasses aus Billigkeitsgründen vom Hauptzollamt Prüm in diesem Zusammenhang Gebrauch gemacht wurde? Billigt die Bundesregierung das Verfahren des Hauptzollamtes Prüm, besonders in Fällen, in denen keine Steuerverkürzungen eingetreten sind? Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um solche Aktionen eines Hauptzollamtes wie die in Frage VI/1 genannten in Zukunft zu verhindern? 7766 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Januar 1965 Zu Frage VI/4: Die Bundesregierung ist bereit, die noch nicht abgeschlossenen Fälle, soweit sie nicht in der Rechtsmittelinstanz schweben, darauf zu prüfen, ob die zu Recht angeforderten Steuern im Einzelfall aus Billigkeitsgründen ganz oder teilweise erlassen werden können. Ein Teil der Fälle hat sich schon durch Billigkeitserlaß erledigt, in einem weiteren Teil schwebt das Billigkeitsverfahren noch. Zu Frage VI/5: Das Hauptzollamt hat in allen Fällen die Abgaben auf Grund des geltenden Rechts erhoben. Es hat gesetzmäßig gehandelt. Das Amt war nach den Richtlinien über den Erlaß von Abgaben aus Billigkeitsgründen auch befugt, Anträge selbständig abzulehnen. Es konnte noch nicht geprüft werden, ob etwa in einzelnen Fällen durch solche Ablehnungen vereinzelt Härten entstanden sind, die eines Ausgleichs bedürfen. Zu Frage VI/6: Die Bundesregierung ist nicht der Ansicht, daß das Hauptzollamt Prüm eine besondere Aktion durchgeführt hat. Es hat nur die notwendige Steuerüberwachung ausgeübt. Es ist jedoch vorgesehen, das Verfahren für die Belieferung von Heizölverbrauchern noch in diesem Jahre zu vereinfachen. Heizöl soll gefärbt und mit einem besonderen Zusatz versehen werden. Die Vorbereitungen hierfür stehen unmittelbar vor dem Abschluß. Auf diesem Wege wird es möglich sein, der mißbräuchlichen Verwendung des Heizöls als Treibstoff vorzubeugen und zugleich auf die Erteilung einer schriftlichen Erlaubnis für den einzelnen Verwender zu verzichten.
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    Rede von Josef Rommerskirchen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Infolge der notwendigen Auseinandersetzungen mit den unverantwortlichen Behauptungen des Herrn Kollegen Wienand in der Illustrierten ist die Aussprache über die Berichte des bisherigen Wehrbeauftragten bislang leider etwas zu kurz gekommen, obwohl sie der Ausgangspunkt der Aussprache über die Lage in der Bundeswehr waren. Um den Ring noch einmal zu schließen, und damit auch nicht der Eindruck entstehen kann, die Probleme der Inneren Führung interessierten das Parlament im Grunde nicht oder zumindest zuwenig, scheint es mir angebracht zu sein, noch einmal darauf zurückzukommen.
    „In Sorge um die Bundeswehr", unter dieses Motto wird so gern die Kritik an ihr gestellt. Wer jedoch wirklich um die Bundeswehr positiv besorgt ist, ihre Existenz also innerlich bejaht, der sollte sich mit dafür einsetzen, daß sie endlich einmal von argwöhnischer Durchleuchtung verschont bleibt; der sollte auf jeden Fall, so meine ich, aber verlangen, daß sie mit angemessenem, d. h. sach- und situationsgerechtem Maßstab kritisiert 'wird.
    Es ist sicher — und manche Zustimmung in Illustrierten-Erklärungen ließ das ganz deutlich erkennen —: Nicht alle in unserem Lande, die so tun, als meinten sie es mit ihrer Sorge um die Bundeswehr gut, wollen ihr wirklich helfen. Oft ist die Kritik bewußt darauf angelegt, die Verteidigungsbereitschaft und die Verteidigungskraft zu zersetzen. Ich pflichte meinem Kollegen Dr. Seffrin, dem Herrn Berichterstatter, bei, der in der Dezember-Beratung vor übertriebenen Erwartungen und. Anforderungen gegenüber der Bundeswehr warnte. Wer immer übertreibt, so meine ich, sei es mit perfektionistischen Zielsetzungen oder mit überdosierter Kritik, der 'stört und hemmt eine positive Entwicklung.
    Die Bundeswehr und ihre Führung wurden in letzter Zeit mit einer ,derartigen Fülle von Anregungen, Wünschen, Umstellungsbegehren usw. überhäuft, daß es meines Erachten richtig ist, zu sagen: das beste ist, sie endlich einmal in Ruhe zu lassen. Wer dauernd neue Vorschläge unterbreitet und nicht abwarten kann, bis vorher gemachte zunächst einmal verwirklicht werden konnten, mit anderen Worten: wer das Gras bei der Bundeswehr wachsen sehen will und zugleich dauernd an den jungen Pflänzchen zieht und zerrt, um das Wachstum zu beschleunigen, der schadet ihr viel mehr, als er ihr nutzt.
    Nach unzähligen Gesprächen mit Soldaten aller Dienstgrade, die redlich 'bemüht sind, zielstrebig bemüht sind, die ihnen gestellten unsagbar schweren Aufgaben gewissenhaft und verantwortungsbewußt zu erfüllen, kann ich nur feststellen: lassen wir doch endlich einmal ,das argwöhnische Fragen; stärken wir vielmehr die notwendige Selbstsicherheit durch achtungsvolles Vertrauen und durch vertrauendes Arbeitenlassen!
    Das war doch zweifellos das Tragische an dem Schritt des zurückgetretenen Wehrbeauftragten, daß nach Verkündung der Phase der Konsolidierung durch den Bundesverteidigungsminister ausgerechnet er durch seine spektakulären Illustrierten-Erklärungen die allergrößte, störende Unruhe in der Truppe auslöste. Es wird gar nicht bestritten: es gibt heilsame Schocks. Aber es ist wohl auch richtig, wenn ich sage: es gibt auch lebensgefährliche Schocks. Wenn sie nicht richtig dosiert sind, werden sie immer mehr schaden als nutzen. Die Erklärungen des von mir sehr geschätzten Herrn Admirals a. D. Heye, der nach seinen eigenen Erläuterungen übertreiben wollte, um Wirkung zu erzielen, gingen nach meiner Auffassung weit über die Grenze des Zumutbaren hinaus. Deshalb kann ich, so leid es mir tut, dem Mitberichterstatter, Herrn Kollegen Paul, nicht zustimmen, der damals im Dezember meinte, man müsse auf jeden Fall dem früheren Wehrbeauftragten für seine Anstöße dankbar sein. Ich kann das, Herr Kollege, nur für seine gerechtfertigte Kritik, vornehmlich in dem offiziellen Bericht, anerkennen.
    Aus dem vorzüglichen Bericht des Kollegen Dr. Seffrin, dem ich im übrigen die gleiche Verbreitung wie dem Jahresbericht des Wehrbeauftragten wünschen möchte — und ich schließe auch den Bericht des Mitberichterstatters ein —, geht klar hervor, daß zwischen dem offiziellen Bericht an den Deutschen Bundestag — das sollte noch einmal festgestellt werden — und dem Illustrierten-Alarmschlag nicht nur, wie gesagt worden ist, ein formaler, sondern ein essentieller Unterschied bestand. Es ist doch etwas wesentlich anderes, ob ich feststelle, daß hier und da manches nicht in Ordnung ist, oder ob ich feststelle, daß vieles oder alles nicht in Ordnung ist. Leider meinte der Herr Wehrbeauftragte in der Illustrierten, es sei alles nicht in Ordnung. Daß manches nicht in Ordnung ist, wurde und wird von niemand Einsichtigem inner- und außerhalb der Bundeswehr bestritten. Wie sollte es anders sein? Es wurde schon oft gesagt — ich wiederhole es, um es zu unterstreichen —: in welchem Bereich, in dem Menschen wirken, ist denn alles in Ordnung?
    Mir scheint es entscheidend zu sein, noch einmal festzustellen, daß es der erklärte Wille der Volksvertretung, dieses Hauses war und ist, daß die Bundeswehr ganz fugenlos ein Stück des Staats- und Gesellschaftsganzen ist. Wenn sie demgemäß die Stärken und Schwächen, die positiven und negativen Erscheinungen der Gesamtöffentlichkeit widerspiegelt, sollte man das viel gelassener, mit größerem Verständnis entgegennehmen und feststellen. Auf keinen Fall darf ein prinzipiell anderer Maßstab an sie angelegt werden als an vergleichbare Vorgänge und Leistungen innerhalb der übrigen Gesellschaft.
    In unmittelbarem Zusammenhang damit möchte ich bemerken, daß mir die große Aufregung des damaligen Wehrbeauftragten und manches durch ihn angeregten Verwunderns darüber, daß es in der Bundeswehr noch Anhänger überholter Erziehungs-
    und Führungsmethoden gebe, schlechthin nicht verständlich ist. Es gehört doch zum Wesen unserer Freiheit, sogar über Normen und Postulate, um so mehr über Bildungsinhalte, -formen und -methoden verschiedener Auffassung sein zu können. Dieser möglichen Pluralität der Anschauungen und Meinungen begegnen wir im Bereich der schulischen



    Rommerskirchen
    und außerschulischen Bemühungen, der Erwachsenen- und allgemeinen Volksbildung, im ganzen Berufsleben allenthalben. Wenn wir im Bereich der offenen Gesellschaft diese Pluralität tolerieren — und ich bekenne mich ausdrücklich zu dieser Toleranz —, dürfen wir es konsequenterweise einem Teilstück nicht versagen oder gar verargen. Das kann doch nur bedeuten, daß die ständige Diskussion über die Grundsätze der Inneren Führung geradezu begrüßenswert ist Um so klarer schält sich das wirklich Fruchtbare heraus. Wenn diese oder jene prinzipielle oder methodische Regelung oder Akzentuierung jemand nicht paßt, sollte er es frei sagen können und deshalb nicht gescholten werden. Was im Bereich von Erziehung und Bildung, Führung und Ausbildung, Betreuung und Fürsorge für jedermann verbindlich ist und nicht in Frage steht, steht klipp und klar in Gesetzen und Verordnungen, in Erlassen und Dienstvorschriften. Ich meine, wir sollten auch der Öffentlichkeit sagen, daß der Prozeß in Nagold die rechtliche Verankerung der verfassungskonformen Grundsätze der Menschenbehandlung und -führung überzeugend ausgewiesen hat. Wer gegen die rechtlich gesicherte Ordnung innerhalb der Bundeswehr verstößt, zieht die entsprechenden Konsequenzen auf sich. Aber ich verhehle auch nicht zu sagen: Derjenige, der die ganze Richtung glaubt ablehnen zu müssen, sollte selber — und das würde ich für ehrenhaft halten — die Folgerung durch Ausscheiden aus unserer Bundeswehr ziehen.
    Es wird meines Erachtens viel, ja zuviel von der Auseinandersetzung zwischen Reformern und Traditionalisten gesprochen. Ich sage offen, nicht jede fortschrittliche Vorstellung ist richtig und nützlich, und nicht jeder Rückgriff auf Erprobtes und Bewährtes ist falsch.
    Im unmittelbaren Zusammenhang mit dem vorher Gesagten, möchte ich meinen, daß es gar nicht ausbleiben konnte, daß auch tatsächlich retardierende Elemente in der Bundeswehr anzutreffen sind. Aber sie gibt es ebenso z. B. auch im Bereich der schulischen Erziehung und Bildung. Es ist Sache aller Verantwortlichen, dafür zu sorgen, daß sie nicht tonangebend werden. Und das ist eben der erklärte Wille dieses Hohen Hauses wie der Bundeswehrführung, dem zu mißtrauen keine Veranlassung besteht.
    Die zumeist positiven Kräfte in der Bundeswehr — und das sind auch die meisten von denen, deren Bemühungen mit Holpern und Stolpern verbunden ist — sollten wir fortan zielbewußter stärken und fördern. Das tun wir aber nur, wenn wir nicht versäumen, immer wieder die imponierenden Leistungen, die in der Bundeswehr alltäglich vollbracht werden — und die aus ihr zurückkehrenden Wehrpflichtigen sind der beste Beweis dafür —, zu würdigen und öfter, aber nicht nur deklamatorisch, zu belobigen. Alle miteinander sollten den Eindruck vermeiden, als handle es sich bei den Grundsätzen der Inneren Führung um eine Art Ideologie. Damit ist der Sache am wenigsten gedient, weil es zu Recht Widerspruch herausfordert. Wir wollen keine Ideologie. Es handelt sich nicht um einen abgegrenzten und abgrenzbaren geschlossenen Komplex mit Eigengesetzlichkeit und Eigenwert, sondern um Erziehungs-, Führungs- und Gestaltungsprinzipien bei allem, wo es um den Menschen geht.
    Wenn Innere Führung den Menschen in seiner personalen Würde in Freiheit und Verantwortung, in allen Bereichen des Umgangs mit ihm und zwischen den Menschen zum Gegenstand hat und ihn als ständige Aufgabe ausweist, dann muß jedoch auch hinzugefügt werden, daß wir Freiheit mit Rechten und Pflichten meinen und daß es um Verantwortung nicht nur bei Vorgesetzten, sondern auch um Mitverantwortung beim Untergebenen geht. Die Grundsätze der Inneren Führung können nur aufgehen — das ist wahr —, wenn Freiheit von allen als Möglichkeit der Bewährung innerhalb der Gemeinschaft erkannt und verwirklicht wird und sich Verantwortung als Mitwirkung aller an der Erfüllung der gestellten Gesamtaufgabe vollzieht.
    Wer meint, das Moderne, das Neue unter dem Stichwort der Inneren Führung müsse darin zum Ausdruck kommen, daß die Bundeswehr aus Debattierklubs bestehe und eine Lehranstalt für Gruppenpädagogik, ein normaler Dienstleistungsbetnieb oder ein Fürsorgeverein sei, ,der liegt schief und verkennt den Auftrag dieser Bundeswehr. Sie soll und muß sein ein präzise ineinandergreifendes Ganzes von vielen geschlossenen Kampfeinheiten, von verläßlichen Einsatzgruppen, eine wirklich überzeugende Verteidigungsgemeinschaft auf der Grundlage von Einsicht und Gehorsam. Das macht ihre besondere Spannung aus; und sie muß ertragen werden.
    Ich möchte nicht mißverstanden werden. Im Einsatz zur Erhaltung der freiheitlichen 'demokratischen Rechts- und Lebensordnung darf niemand ihre Grundlagen und Prinzipien mißachten. Das war gesagt worden. Aber wir müssen auch das Notwendige tun, um mit Menschen, die vielfach mehr, vielfach leider auch weniger ein- und umsichtig, selbst- und mitverantwortlich, dienst- und opferbereit sind, das erforderliche Maß an Verteidigungsfähigkeit, d. h. an 'geschlossener Kampfkraft, zu erreichen.
    Innere Führung will und darf die notwendige Selbst- und Gemeinschaftsdisziplin nicht beeinträchtigen. Sie will und muß sie vielmehr in Formen fassen, die unserem Bild vom freien mitverantwortlichen Menschen, aber auch unseren Vorstellungen von möglichen Kampfanforderungen im modernen Krieg mit einer bisher nicht abgeforderten Beanspruchung der Leistungskraft sowohl des einzelnen wie des kleinen und großen Verbandes gerecht werden. Es geht also um das Wohl ,des einzelnen wie um das Wohl der Gemeinschaft.
    Alle, die sich wirklich verantwortungsbewußt um die Bundeswehr kümmern, sollten ohne Zorn und Eifer und ohne überdimensionale Linsen das Leben und Treiben in der Bundeswehr beobachten, ihr vor allem aber mit Rat und Tat und Hinweisen und praktischen Hilfen beistehen. Wo es nottut, bösen Anfängen zu wehren, sollte das ohne Aufheben und Aufsehen geschehen, damit ,es erst gar nicht zu alarmierenden Epidemien oder für das Ganze gefährlichen Infektionsherden kommt.



    Rommerskirchen
    Wir vertrauen in dieser Hinsicht — ich möchte das ausdrücklich und aus Überzeugung sagen — ganz besonders auch auf den neuen Wehrbeauftragten, unseren bisherigen Kollegen Ho o g e n. Im vertrauensvollen Miteinander mit der Bundeswehr selber, mit dem Verteidigungsminister und nicht zuletzt mit 'dem Parlament, ,dessen Hilfsorgan 'er 'ist und bleiben soll, wird er wesentlich — davon sind wir überzeugt — mit bemüht sein, alles Störende in den Streitkräften zu beseitigen, ehe es virulent wird, und alles Aufbauende und Stärkende zu fördern. Ich freue mich, daß er bereits zum Ausdruck gebracht hat, daß er das auch in engster Verbindung mit der Militärseelsorge tun will, die einen gar nicht zu überschätzenden Dienst am Menschen im einzelnen wie an der Bundeswehr insgesamt leistet, so daß wir ihr gar nicht genug danken können.
    Mir scheint ,es nicht deplaciert zu sein, noch einen weiteren Gedanken ganz kurz anzusprechen. Jeder vermag nur zu geben, was er ist, was er hat und was er kann. Das gilt gleichermaßen für den Vorgesetzten wie für den Untergebenen in der Bundeswehr, für Offizier, Unteroffizier und Mannschaft. Wenn wir aber im Hinblick auf die Grundsätze und Ziele der Inneren Führung fordern, daß sich die Autorität der Vorgesetzten wesentlich auf Persönlichkeit, der Gehorsam der Untergebenen auf Einsicht und Mitverantwortung gründet, daß sich überhaupt alle Dienstleistungen ,aus den Rechten und Pflichten des Staatsbürgers ableiten, dann wird doch angesichts unserer gesamtgesellschaftlichen Situation jedem Einsichtigen klar, mit welch unerhörten Schwierigkeiten die Bundeswehr Tag für Tag zu kämpfen hat.
    Aus der Gesellschaft muß der Bundeswehr viel mehr geistige, moralische und politische Kraft zufließen, wenn sie überhaupt in der Lage sein soll, ihren umfassenden Auftrag zu weitestgehender Zufriedenheit zu erfüllen. Insofern ist und bleibt das schon oft zitierte Wort absolut richtig, daß in 18 bis 20 Jahren weitgehend an staatsbürgerlicher Bildung und Befähigung geleistet und erreicht werden muß, was auch bei bestem Willen in 18 Monaten nicht nachzuholen ist. Jedes System ist im ganzen und in seinen Teilen nun einmal letztlich nur so stark wie die Menschen ' und Bürger, die seine lebendige Grundlage sind. Diese Feststellung, diese lapidare Feststellung will zugleich — und deswegen habe ich sie noch einmal ausgesprochen — erneuter Anruf an alle in unserem Volke sein, die in besonderer Verantwortung gegenüber der Jugend unseres Volkes stehen. Ich meine, daß wir sagen sollten: Führt der Bundeswehr möglichst die jungen Staatsbürger zu, damit der Staatsbürger in Zivil draußen nur noch Staatsbürger in Uniform werden muß.
    Ich sagte bereits, daß nach allgemeiner und übereinstimmender Auffassung die Grundsätze der Inneren Führung insbesondere den unmittelbaren Vorgang der Erziehung, der Bewußtseinsbildung, der Einsatz- und Kampfbefähigung wie besonders auch
    der sozialen Fürsorge betreffen. Ich glaube befugt zu sein, auch namens meiner Fraktionskollegen mit Freude und Genugtuung festzustellen, daß die Bundesregierung den Boden bereitet und die Saat aus-
    gestreut hat, um wirklich gute Früchte ernten zu können.
    Es konnte einfach nicht alles auf einmal geschehen. Die hinterlassene Hypothek, die unbewußten und bewußten, ungewollten und willentlichen Erschwerungen vor und bei der Aufstellung von Streitkräften, die erwartungsvollen außenpolitischen Forderungen und die begrenzten innenpolitischen Möglichkeiten, alles das beeinflußt entscheidend die bisherigen Bemühungen. Als der damalige Herr Wehrbeauftragte in der Sitzung des Verteidigungsausschusses kurz vor seinem Ausscheiden seine Anregungen und Vorschläge für eine Verbesserung der Grundlagen unterbreitete, konnte und mußte jeder Einsichtige objektiv feststellen, daß geradezu ausnahmslos innerhalb des Bundesverteidigungsministeriums, der Bundeswehrführung oder des Ausschusses für Verteidigung gleiche Erwägungen angestellt und die erforderlichen Maßnahmen mindestens eingeleitet worden waren, sich zumeist aber bereits in der Verwirklichung befanden. Die entsprechenden Bemühungen wurden doch auch überzeugend deutlich, als der Herr Verteidigungsminister im Dezember hier in der Debatte die Große Anfrage der Fraktion der FDP namens der Bundesregierung beantwortete.
    Die Fraktion der CDU/CSU begrüßt und unterstützt auch weiterhin alles, was der Verbesserung des geistigen Niveaus wie des sozialen Status aller Bundeswehrangehörigen dient. Wir haben zu wiederholten Malen — jüngst erst wieder auf unserem Verteidigungspolitischen Kongreß in Kassel — Kataloge von diesbezüglichen Maßnahmen unterbreitet:
    Wir wissen, daß unkomfortable, helle und saubere Kasernen mit entsprechenden Lehrsälen, Stuben und Freizeiträumen, mit gut ausgestatteten Sport- und Trainingsansagen und auch mit genügend Parkraum für eigene Kraftfahrzeuge nicht unwesentlich die Gesamtatmosphäre bestimmen. Wir wollen sie im Rahmen des Notwendigen und Möglichen mitgestalten helfen. Wir wissen, daß der Gemeinschaftsgeist oder, wenn ich so sagen darf, Korpsgeist — der sich aber nicht durch Abkapselung auszeichnen sollte, sondern durch den Willen, zur Integration der größeren Gemeinschaft geradezu beispielhaft beizutragen — der Pflegestätten bedarf. Darum sind wir für den verstärkten Ausbau von Soldaten-, Unteroffiziers- und Offiziersheimen, wo immer sie angebracht und vonnöten sind.
    Wir wissen, daß die Wohnung, das Heim der Familie, für das Wohlbefinden und dementsprechend für das Wohlverhalten von wesentlicher 'Bedeutung ist. Darum wollen wir, daß der Wohnungsbau für die Angehörigen der Bundeswehr und der Bundeswehrverwaltung höchst intensiv fortgesetzt, die Wohnungsfürsorge weiter verbessert, die damit zusammenhängende Kinderbetreuung und schulische Erziehung von vornherein mit bedacht und großzügig eingeplant wird.
    Wir wissen, daß es ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit ist, den Lohn, das Gehalt, die Besoldung möglichst der geforderten Verantwortung und Leistung anzupassen. Wir wollen deshalb die entspre-



    Rommerskirchen
    chenden Verbesserungen »da, wo sie gerechtfertigt sind, und setzen uns für Zulagen als Ausgleich für längere Arbeitszeit, eine noch weitergehende Gewährung von Aufstiegschancen und die damit wiederum verbundene materielle Besserstellung einschließlich von Prämien für diejenigen, die sich für länger verpflichten, ein.
    Wir wissen, daß Bildung und Wissen zum Wertvollsten gehören, was man besitzen kann. Darum wollen wir einen ständigen weiteren Ausbau des gesamten Bildungswesens im engsten Zusammenwirken mit Wissenschaft und allgemeiner Volksbildung.
    Zu all dem haben wir, wie gesagt, ganz konkrete Vorschläge unterbreitet und werden solche auch weiterhin vorlegen. Auch in dieser Hinsicht — das sage ich aus Überzeugung — lassen wir uns seit Bestehen der Bundeswehr von niemandem den Rang ablaufen, allerdings immer verantwortlich bedenkend, was ohne unzulässige Beeinträchtigung des Ganzen realisierbar oder möglich ist. Wir wissen, wie notwendig eine Konsolidierungsphase ist nach dem schnellen Aufbau der Bundeswehr, für den wir nach wie vor — das wurde auch gestern abend, vornehmlich durch Herrn Kollegen Strauß, zum Ausdruck gebracht — voll und ganz die Verantwortung zu tragen bereit sind in dem Bewußtsein und »der Überzeugung, daß dieser schnelle Aufbau und nur er uns das stärkste Beistandsbündnis eingetragen hat, das es je gab.
    An dieser Stelle darf aber auch ich das Wort von der Verfälschung aussprechen. Wir müssen uns — dafür muß man Verständnis haben — gegen Verfälschungen wenden und wehren. Viele der Schwierigkeiten und Mängel, die uns Sorge und Kummer bereiten, gehen auf die Zeit vor und nach dem Start zurück, auf Diffamierungen des Soldatendienstes, auf unverantwortliche Dreckschleuderei, auf die jederzeit leicht nachweisbare Tatsache, daß viele prachtvolle junge Menschen .durch Verdächtigungen und Hetzerei »davon abgehalten wurden, freiwillig Soldat zu sein. Welchem jungen Mann in unserem Volke konnte man denn Mut machen, wenn es damals z. B. heißen konnte, daß die Ausbildung zum Unteroffizier der Ausbildung zum Massenmörder gleichzusetzen »sei?! Ich meine, wir sollten darüber nachdenken, ob das Fehlen an Unteroffizieren nicht auch ganz wesentlich auf diese damaligen Äußerungen, Diffamierungen und Diskriminierungen zurückzuführen ist.
    Wir begrüßen es, daß die Aufbauphase so konsequent zur Verbesserung und Vervollkommnung des Erreichten genutzt wird, und danken dem Herrn Verteidigungsminister für die diesbezüglichen Befehle und Anordnungen.
    Lassen Sie mich ganz zum Schluß noch einmal zusammenfassend feststellen: Wenn wir alle miteinander wollen, daß die Bundeswehr kein Eigenleben führt, dann darf die Gesellschaft die Bundeswehr nicht isolieren, auch nicht isoliert betrachten; dann muß alle unsere Sorge um sie zugleich auch Sorge für sie, mit ihr sein. Die Bundeswehr ist Aufgabe des ganzen Volkes, für das sie wiederum geschaffen und da ist. Namens der CDU/CSU-Fraktion danke ich auch heute wieder allen Angehörigen der Bundeswehr und Bundeswehrverwaltung für ihren großen, das ganze Volk verpflichtenden Einsatz.

    (Beifall in der Mitte.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Jaeger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bedauere sehr, daß ich, was in diesem Hause sonst gar nicht üblich ist, unmittelbar nach einem Parteifreund sprechen muß. Ich nahm natürlich an, daß von der anderen Seite inzwischen noch Redner hier heraufkommen würden, aber ich habe den Eindruck, nach den ausgezeichneten Reden meiner Freunde von Hassel, Strauß, Dr. Kliesing und Rommerskirchen hat es der Opposition die Sprache verschlagen.

    (Zurufe von der SPD: Na, na! — Abg. Eschmann: Das glauben Sie allein!)

    Nun, meine Damen und Herren, Sie können sich schon wieder beruhigen. Ich habe vorerst nicht vor, mich so auseinanderzusetzen, wie das bisher sieben oder acht Stunden hindurch geschehen ist. Ich möchte mich vielmehr zuerst und in der Hauptsache in meinen Ausführungen als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses mit der Kritik befassen, die an diesem Ausschuß merkwürdigerweise sogar von zwei Mitgliedern, einem ehemaligen und einem jetzigen Mitglied, geübt worden ist.
    Es war der verflossene Wehrbeauftragte — der immerhin acht Jahre Mitglied des Ausschusses war —, der erklärt hat, die maßgebenden Männer des Parlaments hätten nicht Laut gegeben bei den, wie er glaubt, großen Gefahren, die infolge des, wie er glaubt, Ungeistes der Offiziere und Unteroffiziere in der Bundeswehr vorhanden sind. Eine solche Kritik kann sich nur an den Verteidigungsausschuß richten; denn wer sind die maßgebenden Männer des Parlaments in Wehrfragen, wenn nicht die 27 Mitglieder dieses Ausschusses? Auch der zweite Vorsitzende dieses Ausschusses, der gestern ja so oft genannte Herr Kollege, hat mindestens die Mehrheit des Ausschusses in einem Artikel in einer Illustrierten in einer Weise attackiert, die er im Ausschuß noch nie angewendet hat. Glücklicherweise hat nur ein sehr kleiner Teil der deutschen Presse daraufhin Kritik am Ausschuß geübt. Die Mehrheit hat erfreulicherweise sowohl die Bedeutung als auch die Tätigkeit des Ausschusses anerkannt, aber eine Minderheit der Presse hat uns mehr oder minder Untätigkeit, sei es auf dem Gebiete der Rüstung, sei es auf dem Gebiete der Inneren Führung, sei es überhaupt, vorgeworfen.
    Meine Damen und Herren, es scheint mir angebracht, hier vor der Öffentlichkeit in gebotener Kürze, aber doch mit einigen Beispielen, einmal folgendes zu sagen. Der Bundestagsausschuß für Verteidigung ist von der Arbeit her neben dem Haushaltsausschuß, dem Rechtsausschuß, dem Ausschuß für Inneres und vielleicht noch dem einen oder anderen Ausschuß, der mir im Augenblick nicht



    Dr. Jaeger
    gegenwärtig ist, einer der am meisten mit Arbeit belasteten Ausschüsse und damit zwangsläufig einer der fleißigsten Ausschüsse dieses Hauses. Heute findet die 100. Sitzung statt, und mit der Anzahl unserer Sitzungen halten wir uns im oberen Fünftel der Ausschüsse dieses Hauses.
    Der Verteidigungsausschuß hat zuerst die Aufgaben, die jeder Ausschuß hat, nämlich das zu erledigen, was ihm das Plenum überweist. Das ist in erster Linie die Gesetzgebung. Jeder in diesem Hause und jeder, der mit der Bundeswehr befaßt ist, weiß, daß auf kaum einem anderen Gebiet in den letzten zehn Jahren eine solche Fülle von Gesetzen zu verabschieden war wie auf dem der Verteidigung. Dazu kommen — wie auch bei anderen Ausschüssen — die Anträge und Anfragen, die überwiesen werden, sowie die Beratung des Haushalts des Verteidigungsministeriums. Allein das ist eine ungeheure Aufgabe. Dazu tritt aber nun als eine Sonderaufgabe, die von allen Ausschüssen des Bundestages allein dem Verteidigungsausschuß obliegt, die Durchführung von Untersuchungsverfahren, eine Angelegenheit, die nicht von der Mehrheit beschlossen werden muß, sondern von einer Minderheit gefordert werden kann, von der Minderheit auf der einen wie auf der anderen Seite. Die Folge ist, daß diese Sonderaufgabe einen ganz großen Teil der Beratungszeit des Ausschusses in Anspruch nimmt. Schließlich haben wir die allgemeine parlamentarische Kontrolle mit Initiativrecht unseres Ausschusses, außerhalb der besonderen Kontrolle der Untersuchungsverfahren.
    Wenn ich mir nun die Sachgegenstände, über die wir hier zu beraten haben, vor Augen führe, dann scheinen es mir vier Hauptkomplexe zu sein: Erstens die allgemeine Militärpolitik, worunter ich strategische Planung, das Gebilde und die Politik der NATO, die Planungen für die Zukunft — etwa die MLF —, überhaupt den Rahmen unserer nationalen Wehrpolitik, der durch die NATO gesetzt ist, verstehe. Ich bleibe der Auffassung, daß von allen Gebieten, mit denen sich der Ausschuß zu befassen hat, diese allgemeine Militärpolitik, die strategische Planung und die Zusammenarbeit mit unseren Verbündeten, die wichtigsten sind; denn wenn die strategische Planung versagt oder die NATO nicht mehr funktioniert, dann brauchen wir uns über Einzelheiten von Rüstung oder Innerer Führung nicht mehr zu unterhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das zweite, was dem Ausschuß als großer Komplex beschäftigt, sind Aufbau und Struktur der Bundeswehr selbst, ihre taktische und ihre logistische Führung, die Infrastruktur, alles, was damit zusammenhängt, um den äußeren Aufbau der Bundeswehr zu vollenden. An dritter Stelle kommt dann die Innere Führung, ein Schlagwort, das heute so allgemein bekannt ist, daß man es kaum zu erläutern braucht, das aber vielleicht mit den Worten einer modernen Menschenführung in der Truppe etwas näher umschrieben werden kann. An vierter Stelle steht schließlich die Rüstung, über die wir uns in dieser Debatte am längsten unterhalten haben.
    Wenn ich davon ausgehe, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß der Ausschuß am 1. Dezember 1961 seine erste Sitzung in dieser Wahlperiode hatte, dann bleibt festzustellen, daß wir in dieser Legislaturperiode bisher drei Jahre gearbeitet haben. Ich gehe nicht auf die Einzelheiten der Gesetze ein, weil ich annehme, daß Gesetze, die in diesem Hohen Haus verabschiedet worden sind, allen Mitgliedern des Hohen Hauses bekannt sind. Von dem Umfang der Gesetzgebungsarbeit allein einer einzigen. Novelle wie der Wehrpflicht-Novelle haben sie vielleicht eine gewisse Ahnung.
    Ich möchte aber bemerken, daß von den 99 Sitzungen, die wir in dieser Wahlperiode hatten, allein zwölf durch Untersuchungsverfahren blockiert waren und damit nicht für andere Arbeit verwende: werden konnten. Wir haben rund ein halbes dutzendmal — meist in ganztägigen Sitzungen, weil die Probleme sehr kompliziert sind — die Fragen der Strategie, der allgemeinen Wehrpolitik, der NATO, Fallex und alles, was damit zusammenhängt, erörtert. Ich möchte hier aus naheliegenden Gründen nicht auf die Einzelheiten eingehen.
    Was aber die Struktur der Bundeswehr, ihre taktische und logistische Führung, was auch die Infrastruktur anbetrifft, so darf ich Ihnen nur einmal die Haushaltskapitel nennen, über die wir gesprochen haben, um in Erscheinung treten zu lassen, was dort für Probleme bestehen. Ich nenne etwa das Kapitel Rechtspflege oder das Kapitel Sanitätswesen — dies allein ist ein ungeheuerer, tagefüllender Komplex —, das Kapitel Verpflegung, zu dem natürlich viele Abgeordnete auf Grund dessen, was sie von draußen hören, etwas zu sagen haben, die Kapitel Bekleidung, Unterbringung — vielleicht einer der schwierigsten Punkte —, Pionierwesen, Fernmeldewesen, Feldzeugwesen, ABC-Schutz, Quartiermeisterwesen, allgemeines logistisches System, Sozialversicherungsbeiträge und Fürsorgemaßnahmen. Damit wollte ich hier nur einige Haushaltsgebiete erwähnen, die wir während der laufenden Wahlperiode in drei Jahren dreimal durchbehandelt haben und die nun ein viertes Mal behandelt werden.
    Es gibt auch Fragen allgemeiner Art, etwa die Errichtung eines Instituts für Wehrwissenschaften. Es gibt auch Fragen der einzelnen Teilstreitkräfte; ich brauche nur etwa an die zweimalige Aussprache über den Flugplatz Nörvenich und den Unfall, der damals dort geschah, zu erinnern, an die U-Boot-
    fahrten, an die Territorialverteidigung, die uns mehrfach beschäftigt hat. Ich erinnere weiter an die Mitbenutzung militärischer Einrichtungen im Ausland und die damit verbundenen Kasten, an die Aufbauplanung der Marine, der Marinearsenale, an den Aufbau der Marine überhaupt, an die Mobilmachungsordnungen und Alarmübungen, an die Aussiedlung und Umsiedlung in den Ortschaften Oberbolheim, Langwinkel und Rehbach, die auf Grund des intensiven Einschaltens der von dort stammenden Abgeordneten eine sehr erhebliche Zeit in Anspruch genommen hat. Weiter nenne ich die Flugkörperzerstörer, die Erprobung von Panzern, das Unglück in Bergen-Hohne, das gestern hier



    Dr. Jaeger
    zitiert wurde, die Arbeit des militärischen Abschirmdienstes und die Wiedereinführung der Militärfahrkarte. Ich gebe hier nur eine keineswegs vollständige, aber recht bunte Palette, um Ihnen zu zeigen, was alles 'behandelt worden ist.
    Meine Damen und Herren, es kommen dann die Probleme der Inneren Führung. Allein in zehn Sitzungen hat sich der Ausschuß mit den Jahresberichten des Wehrbeauftragten, die in dieser Zeit fällig wurden, befaßt. Wir hatten uns mit dem Schicksal eines Soldaten zu beschäftigen, der bei einer Übung an einem Baum gefesselt wurde, mit dem Kapitel Bildungswesen im Haushalt, mit einem Sonderbericht des Wehrbeauftragten über Nagold, mit der Soldatenzeitschrift „Visier", mit der Vorlage über ein deutsches Soldatenbuch, mit dem Kapitel Seelsorge 'im Haushalt, mit einem Zwischenbericht des Wehrbeauftragten — von den Jahresberichten selbst habe ich schon gesprochen —, mit einem Sonderbericht des Wehrbeauftragten im Falle des Oberst Barth, mit den Truppenfahnen, mit der Petition eines Verlages, der eine Zeitschrift — genannt „Garnison" — herausgibt, mit der Reservistenbetreuung, mit der die Innere Führung betreffenden Petitionen von einzelnen Angehörigen der Bundeswehr, sowohl von Offizieren als auch von Unteroffizieren und Mannschaften, mit der Frage einer Ergänzung der Geschäftsordnung betreffend das Rederecht des Wehrbeauftragten, schließlich mit dem Rücktritt des Wehrbeauftragten und mit einem Antrag des Kollegen Paul, der sich auch mit dem Gesetz über den Wehrbeauftragten befaßt.
    All das ist nur ein Ausschnitt, um Ihnen zu zeigen, zu wieviel Tagesordnungspunkten wir uns in dieser Zeit allein auf dem Gebiet der Inneren Führung befaßt haben.
    Nun kommt noch das Riesenkapitel der Rüstung, das ich, nachdem wir in diesen Tagen soviel darüber gesprochen haben, Ihnen nun nicht vom Panzer über die Flugzeugbeschaffung bis zu den berühmten amagnetischen Stählen der Bundesmarine hier im einzelnen enthüllen will; denn ich habe den Eindruck, wir haben ausführlich genug über dieses Kapitel gesprochen. Ich kann nur festhalten: es ist nicht möglich, zu sagen — wie es leider gelegentlich geschieht —, der Ausschuß befasse sich zuwenig mit den Problemen der Rüstung, aber mehr mit anderem, um dann später zu sagen, er befasse sich zuviel mit Fachfragen der Rüstung, er sollte sich um den Geist der Truppe, um die Innere Führung kümmern. Der Ausschuß kann seiner Aufgabe nur gerecht werden, wenn er den vier Problemen, der allgemeinen Militärpolitik, der Struktur der Bundeswehr, der Inneren Führung und der Rüstung, einigermaßen gleichmäßig seine Aufmerksamkeit widmet, natürlich je nachdem, wo gerade die Schwerpunkte der Arbeit liegen.
    Es scheint mir jedoch notwendig zu sein, für den Ausschuß zu sagen, daß uns die Kontrolle der Rüstung vor ein ganz besonderes Problem stellt. Einmal — und das muß hier zur Verteidigung des Ministeriums gesagt werden — haben sich die zehn Jahre Unterbrechung militärischer Arbeit in der Bundeswehr auf keinem Gebiet so verhängnisvoll ausgewirkt wie auf dem der militärischen Rüstung. Gerade hier — ich brauche nur an das gestern so oft genannte Stichwort „Elektronik" zu erinnern — ist die Entwicklung in den zehn Jahren Pause am meisten vorangekommen, bei unseren Verbündeten wie vermutlich auch bei unserem Gegner. Wir mußten wieder anfangen; wir sind im Rückstand und müssen vieles aufholen. Wir mußten Fachleute sammeln und diese Fachleute, die vorher auf zivilem Gebiet tätig waren, in das Gebiet der militärischen Technik einweisen; wir mußten ihnen die Möglichkeit geben, sich bei unseren Verbündeten 'die Ausbildung zu holen, die 'sie brauchen.
    Aber der Bundestagsausschuß für Verteidigung steht noch vor einem ganz anderen Problem. Er ist wie jeder Ausschuß Ides Hohen Hauses ein politisches Gremium. Er ist 'kein Gremium der Spezialisten; 'denn das würde ja auf dem Gebiet der Rüstung heißen, daß er sich aus Ingenieuren zusammensetzen müßte. Die Zahl der Ingenieure ist im Bundestag naturgemäß nicht allzu groß. In jeder Fraktion gibt es den einen oder anderen, aber es gibt nicht viele.
    Wenn wir wirklich vor der Frage stehen, ob ein Stahl magnetisch oder amagnetisch ist oder ob dieses oder jenes Flugzeug am besten geflogen wird — wir kennen schließlich die Marine nur davon, daß wir gelegentlich auf einem Schiff fahren, die Luftfahrt nur daher, daß wir gelegentlich mit der Lufthansa fliegen —, so sind wir doch alle miteinander überfordert. Vielleicht sind sogar diejenigen unter uns überfordert, die im letzten Krieg Offizier der Marine oder Flieger der Luftwaffe waren, weil sich eben auch an diesen Dingen inzwischen sehr viel Neues getan hat. Das wollen wir doch hier einmal in aller Klarheit 'festhalten. Es ist notwendig und gut, daß die Offiziere und die Beamten des Minister'ium's einen Diensteid 'geleistet 'haben, daß sie also verpflichtet sind, das zu sagen, was der Wahrheit und was dem Interesse der 'Bundeswehr entspricht.

    (Beifall in 'der Mitte.)

    Auf diese Aussagen muß 'sich der politische Minister und muß sich erst recht der mit den Fragen befaßte Ausschuß verlassen können. Als Politiker sind und bleiben wir überfragt und überfordert, wenn wir uns zu 'derartigen technischen Detail's äußern oder darüber ein Urteil fällen sollen.
    In 'der einen oder anderen Zeitung, meist in Illustrierten, kse ich gelegentlich: Diese oder jene Wahl eines Waffensystems, in der Luft, auf dem Wasser oder auf der Erde, sei falsch; dies oder jenes sei doch bestimmt billiger. Dabei habe ich den Eindruck, daß bei den 'betreffenden Zeitungen —ich stelle es jetzt 'gar nicht auf den Artikel ab, über den wir gestern hier gesprochen haben, sondern möchte es noch etwas erweitern — nicht immer gerade besondere Fachleute sitzen. Vielmehr habe ich die Sorge, daß die interessierten Vertreter der beteiligten Firmen, die im Parlament und im Ministerium kein Glück hatten, sich irgendwo einer Illustrierten bemächtigen und dann auf diese Weise in der Lage sind, für einen 'sensationellen Stoff zu sorgen. Meine Damen und Herren, für mich sind die



    Dr. Jaeger
    Offiziere und Beamten des Bundesministeriums der Verteidigung wesentlich objektiver und damit urteilsfähiger als die Vertreter irgendeiner Firma, die schließlich legitimerweise in erster Linie Geld verdienen will.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Im übrigen haben Sie, meine Damen und Herren, in der gestrigen technischen Debatte, von der ich weiß, daß sie vielen der Anwesenden zu weit gegangen ist, einfach weil sie der Meinung waren, solche Einzelheiten gehörten nicht unbedingt zur Arbeit des Plenums, einen kleinen Eindruck davon bekommen, wie bei uns im Bundestagsausschuß für Verteidigung bis in noch viel kleinere Details hinein die Dinge verhandelt werden. Ich halte es auch für gut, daß das dort geschieht; denn .der Verteidigungsausschuß ist verfassungsmäßig — das hat auch Herr Kollege Dr. Schäfer hier mit Recht gesagt —der Schwerpunkt der Kontrolle der Bundeswehr, schon deswegen, weil ein Plenum mit diesen offenen Zuhörerbänken gar nicht der geeignete Ort ist, um in alle Einzelheiten hineinzugehen. Ich hatte gestern auch das Gefühl — und ich weiß, daß viele meiner Kollegen das gleiche Gefühl haben —, daß — unabhängig davon, daß wahrscheinlich sehr viele der Tatsachen, die hier vorgetragen worden sind, schon einmal in der oder jener Militärzeitung gestanden haben oder daß sie, weil es sich um Vorgänge handelt, die schon fast um ein Jahrzehnt zurückliegen, gar nicht mehr im formellen Sinne der Geheimhaltung bedürfen — über diese Dinge hier zuviel geredet worden ist und daß es nicht Aufgabe des Bundestages sein kann, sich über Waffensysteme in so weitgehenden Einzelheiten zu unterhalten.
    Vielleicht, meine Damen und Herren, sollten wir uns überhaupt in unserem Lande etwas mehr Zurückhaltung in Fragen gerade der Rüstung angewöhnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Bei Fragen der Inneren Führung steht ja solche militärische Geheimhaltung kaum in Frage. Aber gerade bei diesen militär-technischen Dingen möchten wir bitten, daß auch die gesamte deutsche Presse, die seriösen und die weniger seriösen Zeitungen, die in den letzten Jahren alle gesündigt haben, sich etwas mehr zurückhält, weil es noch höhere Pflichten gibt als die Unterrichtung der Leser, nämlich die Verteidigung unseres Landes und des Bündnissystems des Westens.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Allerdings sollte dies dann auch im Plenum dieses Hauses weiterhin oder erneut beachtet werden.
    Ich muß mich nun noch mit dem Vorwurf auseinandersetzen — und ich gebe zu, daß ich in diesem Punkte nicht mehr nur als Vorsitzender des Ausschusses, sondern auch als ein Vertreter der Ausschußmehrheit spreche —, der dahin geht, die Mehrheit des Ausschusses decke immer den Minister und das Ministerium, die Ausschußmehrheit sei keine Kontrollinstanz mehr, sondern Parteigängerin des Ministers oder des Ministeriums geworden. Die Ausschußmehrheit, meine Damen und Herren, ist die Mehrheit nicht etwa der CDU/CSU, sondern der
    CDU/CSU und der FDP, der Koalition; denn die Unionsparteien allein verfügen in diesem Hause bedauerlicherweise nicht mehr über die absolute Mehrheit.

    (Abg. Rasner: Aber wir kriegen sie wieder, Herr Dr. Jaeger!)

    — Ich hoffe es auch. Aber es ist diese Koalition! Was von einer Mehrheit dm Ausschuß beschlossen worden ist, ist von dieser Koalition beschlossen worden. Was ,einstimmig beschlossen wurde, wurde von allen beschlossen; das wurde aber hier nicht angegriffen.
    Im übrigen darf ich sagen, daß die weitaus meisten Abstimmungen im Ausschuß einstimmig erfolgen, nicht zuletzt weil auch ich als Vorsitzender versuche und weil auf allen Seiten die Neigung dazu vorhanden ist, strittige Punkte, wenn möglich, auszusparen und zu einer Verständigung zu kommen. Aber, meine Damen und Herren, wie steht es denn nun? Es ist doch keineswegs so, ,daß dieser Ausschuß das, was die Regierung vorlegt, passieren läßt. Es gibt kaum ein Gesetz — ich glaube, man kann solche Gesetze innerhalb der zehn Jahre, die wir jetzt an der Gesetzgebung arbeiten, an den Fingern einer Hand herzählen —, das ohne eine Änderung, und zwar ohne durchgreifende Änderung, den Ausschuß passiert hat. Anregungen, die von rechts und links und von der Mitte kommen, sind berücksichtigt, manche Anregungen sind auch abgelehnt worden. Jedenfalls aber hat der Ausschuß seine Gesetzgebungspflicht ausgesprochen ernst genommen und eine Fülle von Initiativen bei diesen Gesetzen selbst an den Tag gelegt, zum Teil Gesetze durch seine Mitglieder initiativ einbringen lassen oder neue Gedanken in eine 'schon bestehende Vorlage hineingebracht.
    Allerdings will ich nicht leugnen, daß in der Mehrzahl der Fälle und vor allem in grundlegenden Fragen der Ausschuß jedenfalls in seiner Mehrheit mit der Regierung einig geht. Aber, meine Damen und Herren, woran liegt das denn? Es gibt doch zwei Möglichkeiten: entweder handelt es sich um Grundsatzfragen der Militärpolitik, oder es handelt sich um technische Einzelheiten. Bei den Grundsatzfragen der Militärpolitik sind wir mit dem vergangenen und dem gegenwärtigen Verteidigungsminister nicht deshalb einig, weil wir ihnen treue Gefolgschaft leisteten, sondern deshalb, weil die Herren Minister Strauß und von Hassel die Wehrpolitik der CDU/CSU und der Regierungskoalition durchgeführt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es war und ist unsere Politik, für die diese Herren einstehen, und deshalb haben sie für diese Politik unsere Zustimmung. Wenn es aber um technische Einzelheiten geht, in denen wir gelegentlich durchaus verschiedener Meinung sind, dann, meine Damen und Herren, decken wir meistens deswegen das Ministerium, weil seine Argumente besser sind als die der Opposition. Das zu erleben hatten Sie gestern fünf Stunden Gelegenheit. Denn in diesen fünf Stunden haben eben die Argumente des Ministeriums und der Koalition ihre Durchschlagskraft



    Dr. Jaeger
    gegenüber den immer schwächer werdenden des genannten Herrn bewiesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, ich möchte hier als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses sagen: Wir sind Herrn Minister von Hassel zu Dank verpflichtet, weil er, wie er in seiner Begrüßungsrede als Minister im Ausschuß gesagt hat, als ein geborener und überzeugter Parlamentarier für diesen Ausschuß so viel Zeit zur Verfügung gestellt und so viel Informationsbereitschaft bewiesen hat, daß wir uns hier ein Mehr gar nicht mehr wünschen könnten, weil das, was wir uns wünschen, von ihm erfüllt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich möchte aber doch noch einige Bemerkungen über das Verhältnis des Ausschusses zum Wehrbeauftragten machen. Meine Damen und Herren, nachdem mein Freund Rommerskirchen die grundlegenden Auffassungen zum Bericht des Wehrbeauftragten, zum Jahresbericht, den wir bejahen, und zum „Quick"-Bericht, den wir verneinen, ganz ausgezeichnet zum Ausdruck gebracht hat, habe ich nicht die Absicht, alles zu wiederholen. Ich möchte jedoch noch auf eines hinweisen: Das Schlimmste an den Veröffentlichungen in der „Quick" ist nicht einmal die unsachliche oder übertriebene Kritik an der Bundeswehr, sondern ist der Mangel an Achtung vor dem Parlament, der dadurch zum Ausdruck gekommen ist, daß man mit anderen Worten, mit anderen Argumenten und in anderer Tonart zur gleichen Zeit in eine Illustrierte geht, in der man diesem Haus einen gemäßigten, ruhigen, objektiven Jahresbericht vorlegt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In ungezählten Gesprächen mit Offizieren der Bundeswehr vom General bis zum jüngsten Leutnant habe ich immer wieder gefunden, daß gerade auch in der Bundeswehr dieser Punkt als der schwerstwiegende empfunden worden ist. Ich freue mich, daß im Offizierskorps und im Unteroffizierskorps der Bundeswehr das Verfassungssystem unseres demokratischen Staates so lebendig ist, daß man dort weiß, daß der Beauftragte eines Parlaments für das Parlament da ist und nicht zum Vergnügen irgendeiner Illustrierten und zur Erhöhung ihrer Auflagenzahl.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich will gar nicht auf die berühmte Sache vom „Staat im Staate" eingehen. Sie ist von dem Herrn Wehrbeauftragten selbst zurückgezogen und von den drei Fraktionsvorsitzenden und noch schärfer von dem Herrn Bundestagspräsidenten und dem Herrn Bundeskanzler zurückgewiesen worden. Nein, meine Damen und Herren, es gibt doch auch sonst Dinge, die eine schwere Belastung unserer Armee dargestellt haben. Formulierungen wie „Es ist 5 vor 12" und „Das Steuer muß herumgerissen werden" bedeuten doch, daß Herr Heye die Meinung verbreitet hat, es sei etwas faul im Staate Dänemark, grundlegend faul in unserer Bundeswehr. Und seine letzte Behauptung in der „Quick", daß durch das rüde Verhalten der Unterführer, also wahrscheinlich meistens der Unteroffiziere, vielleicht auch der jungen Offiziere, manche Selbstmorde veranlaßt worden seien, trifft nicht das Ministerium, trifft nicht den politisch verantwortlichen Minister, sondern trifft eben das Offizier- und vor allem das Unteroffizierkorps der Bundeswehr selbst und stellt einen Angriff gegen dieses Führer- und Unterführerkorps dar.
    Der Verteidigungsausschuß hat es sich nicht leicht gemacht. Wir haben einen Bericht der Dienststelle des Wehrbeauftragten, wir haben einen Bericht des Ministeriums entgegengenommen und haben festgestellt, daß es unter den Selbstmorden keinen einzigen Fall gibt, der auch nur einen Hinweis darauf böte, daß falsche Menschenbehandlung der Grund gewesen wäre. Interessanter- und merkwürdigerweise sind die Hauptgründe Liebeskummer und familiäre Zerrüttung, liegen also außerhalb der Bundeswehr selbst.
    Wenn nun aber jener Herr Kollege, der im „Stern" der letzten Woche jenen Brandartikel geschrieben hat, hier im Bundestag erklärt hat: „wir" — und er meinte damit die Sozialdemokraten — „stehen zur Bundeswehr", dann kann man mit meinem Freund Dr. Kliesing antworten: Seit wann? Ich will die Frage nicht erneut stellen. Wir müßten dann, wenn ich Herrn Erler folgen wollte, sagen: Nun gut, seit 1960. Ich will die historische Frage nicht vertiefen. Herr Kliesing hat sie deutlich genug angesprochen. Er hat im wunden Zahn der SPD gebohrt. Es war ihr unangenehm. Ich will das nicht wiederholen.
    Aber, meine Damen und Herren, ich wäre ja bereit, einen Schlußstrich zu ziehen und zu sagen: „Das w a r einmal bei der SPD so, daß sie gegen die Bundeswehr war; nun ist es anders", wenn es wirklich anders wäre. Wenn aber Herr Wienand hergeht und in „Quick" einen Artikel schreibt: „Ich verteidige Heye" und damit alle diese unqualifizierten Angriffe, die ich hier dargelegt habe, die nicht nur die politische Führung, sondern das Offizierskorps und das Unteroffizierskorps treffen, verteidigt, dann sehe ich eben, daß Herr Wienand immer noch — mindestens für seine Person — in der Front gegen die Bundeswehr steht. Aber er ist ja nicht irgendeine Person, er ist der Obmann seiner Fraktion im Ausschuß, und er ist der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses. — Bitte sehr, Herr Kollege Erlen