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ID0415632000

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    Deutscher Bundestag 156. Sitzung Bonn, den 20. Januar 1965 Inhalt: Die Abg. Berger und Frau Ackermann tre- ten in den Bundestag ein 7649 B Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Kreyssig, Dr. Adenauer und Hufnagel 7649 B Erweiterung der Tagesordnung 7649 D Umbesetzungen in der Beratenden Versammlung des Europarates 7650 A Fragestunde (Drucksache IV/2949) Frage des Abg. Reichmann: Durch die Brüsseler Beschlüsse vom Dezember 1964 für die französische Landwirtschaft erwartete Erweiterung ihres Marktes Schwarz, Bundesminister 7652 D, 7653 A Reichmann (FDP) 7652 D Frage des Abg. Wächter: Interventionspreis für Butter Schwarz, Bundesminister . . . 7653 A, B Wächter (FDP) . . . . . . . . 7653 B Fragen des Abg. Wächter: Ausformungsdatum für Butter Schwarz, Bundesminister . . . 7653 C, D Wächter (FDP) . . . 7653 C, D, 7654 A Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Nachprüfung von Sendungen durch Hauptzollämter Dr. Steinmetz, Staatssekretär 7654 B, C, D, 3655 A, B, C, D, 7656 A Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 7654 B, C Jahn (SPD) 7654 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) 7654 D, 7655 A Börner (SPD) . . . . . . . . 3655 A, B Dr. Kohut (FDP) 7655 C Langebeck (SPD) 7655 C, D Frau Kleinert (SPD) . . 7655 D, 7656 A Frage des Abg. Reichmann: Verhalten Frankreichs zu einer Viermächteerklärung zur Deutschlandfrage 7656 A Fragen des Abg. Moersch: Rückgängigmachung der erhöhten englischen Einfuhrzölle 7656 B Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Vollziehung von Ratifikationsurkunden Lahr, Staatssekretär . 7656 D, 7657 A Frau Dr. Hubert (SPD) 7657 A II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 Fragen des Abg. Rollmann: Studenten aus Entwicklungsländern, die ihr Studium im Ostblock abbrechen, um es in der Bundesrepublik fortzusetzen Lahr, Staatssekretär . . 7657 A, C, D Rollmann (CDU/CSU) 7657 B Fragen der Abg. Bading und Dr. Schmidt (Wuppertal) : Existenz der deutschsprachigen Buchhandlung in Kairo Lahr, Staatssekretär . . . . 7658 A, B, C, 7659 A, B, C Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 7658 B, C Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7658 C, 7659 A, B, C Frage des Abg. Paul: Deutschsprachiger Text in Grußkarten der UNICEF Lahr, Staatssekretär . . . . . 7659 C, D Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . 7659 D Fragen des Abg. Faller: Amazonas-Hospital in Pucallpa (Peru) 7659 D Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Erkenntnisse aus dem Bunkertest im Juni 1964 Höcherl, Bundesminister . . . . 7660 A, B Frau Dr. Hubert (SPD) . . . . 7660 A, B Frage des Abg. Hübner: Beförderungsmöglichkeit für in den Verwaltungsdienst übergetretene ehemalige Richter Höcherl, Bundesminister 7660 C Hübner (CDU/CSU) 7660 C Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Kosten der deutschen Zivilverteidigung Höcherl, Bundesminister 7660 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 7660 D Frage des Abg. Jahn: Polizeiliche Überprüfung des Doktoranden Dieter Wischermann Höcherl, Bundesminister 7661 A Jahn (SPD) 7661 A Frage des Abg. Jahn: Amtliches Personenkennzeichen Höcherl, Bundesminister. 7661 B, C, D, 7662 A Jahn (SPD) 7661 B, C Ritzel (SPD) 7661 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 7661 D Dürr (FDP) 7662 A Frage des Abg. Dr. Arndt (Berlin) : Zurückstellung von Verfahren durch den Wiedergutmachungssenat des Bundesgerichtshofs Dr. Bucher, Bundesminister . . . . 7662 A Frage des Abg. Dr. Arndt (Berlin) : Sammlung der Strafakten betr. NS- Verbrechen an einer zentralen Stelle Dr. Bucher, Bundesminister . . . . 7662 B Frage des Abg. Jahn: Schaffung einer Richterakademie Dr. Bucher, Bundesminister . . . . 7662 C Fragen der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Beschlagnahmen durch die Hauptzollämter auf Grund § 3 des Verbringungsgesetzes Dr. Bucher, Bundesminister . 7662 D, 7663 A, B, C Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) 7663 A, B, C Fragen des Abg. Busse: Abstellung eines Beamten des Bundespresse- und Informationsamtes für die Öffentlichkeitsarbeit der Zentralen Stelle zur Verfolgung von NS-Gewaltverbrechen Dr. Bucher, Bundesminister . . . 7663 C, D, . 7664 B Busse (FDP) 7664 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Zahl der Ermittlungsverfahren in politischen Strafsachen Dr. Bucher, Bundesminister . 7664 B, C, D, 7665 A, B Dr. Kohut (FDP) . . . . . . . 7664 C, D Dröscher (SPD) . . . . 7664 D, 7665 A Dr. Willeke (CDU/CSU) 7665 A Matthöfer (SPD) 7665 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 III Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Weihnachtsgnadenerlasse Dr. Bucher, Bundesminister . . 7665 B, C, D, 7666A Dr. Müller-Emmert (SPD) . . . 7665 C, D Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 7665 D Fragen des Abg. Richarts: Steuerbescheide und Strafverfahren wegen Vor- bzw. Überlieferung von Heizöl 7666 A Fragen des Abg. Holkenbrink: Hauptzollamt Prüm . . . . . . . 7666 A Frage des Abg. Fritsch: Unterstützung des Zonenrand- und Grenzgebietes durch Einrichtungen und Aufträge Dr. Langer, Staatssekretär . . . 7666 B, C Fritsch (SPD) . . . . . . . . 7666 B, C Fragen des Abg. Lautenschlager: Frachthilfen Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 7666 D Fortsetzung der Beratung der Großen Anfrage (FDP) betr. die Lage in der Bundeswehr (Drucksache IV/2426) ; in Verbindung mit Fortsetzung der Beratung des Schriftlichen Berichts des Verteidigungsausschusses über den Jahresbericht 1963 des Wehrbeauftragten des Bundestages (Drucksachen IV/2305, IV/2795) ; und mit Beratung des Schriftlichen Berichts des Verteidigungsausschusses über den Entschließungsantrag (FDP) zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1964, h i e r : Einzelplan 14, Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2940, zu IV/2940, Umdruck 429) Adorno (CDU/CSU) 7667 B Wienand (SPD) . . . . 7671 A, 7695 B von Hassel, Bundesminister . . . 7678 B Kreitmeyer (FDP) 7692 A Dr. h. c. Strauß (CDU/CSU) . . . 7701 B Erler (SPD) 7712 B Nächste Sitzung 7716 D Anlagen 7717 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 7649 156. Sitzung Bonn, den 20. Januar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 15.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach* 22. 1. Frau Ackermann 20. 1. Dr. Aigner* 22. 1. Arendt (Wattenscheid) * 22. 1. Dr. Atzenroth 22. 1. Bading* 22. 1. Bauer (Wasserburg) 22. 1. Bergmann* 22. 1. Frau Blohm 20. 1. Dr. Burgbacher* 22. 1. Dr. Danz 22. 1. Deringer* 22. 1. Dr. Dichgans* 22. 1. Drachsler 23. 1. Dr. Dr. h. c. Dresbach 22. 1. Dr. Eckhardt 22. 1. Dr. Effertz 20. 1. Frau Dr. Elsner* 22. 1. Faller* 22. 1. Figgen 20. 1. Dr. Dr. h. c. Friedensburg* 22. 1. Dr. Furler* 22. 1. Dr. Gleissner 20. 1. Hahn (Bielefeld)* 22. 1. Dr. Hamm (Kaiserslautern) 20. 1. Hammersen 30. 1. Dr. von Haniel-Niethammer 23. 1. Illerhaus* 22. 1. Frau Dr. Kiep-Altenloh 20. 1. Klinker* 22. 1. Dr. Kreyssig* 22. 1. Kriedemann* 22. 1. Leber 20. 1. Lenz (Bremerhaven) 22. 1. Lenz (Brühl)* 22. 1. Leukert 22. 1. Dr. Löhr* 22. 1. Lücker (München) * 22. 1. Mauk* 22. 1. Metzger* 22. 1. Müller (Remscheid) 20. 1. Dr. Müller-Hermann 24. 1. Dr.-Ing. Philipp* 22. 1. Frau Dr. Probst 22. 1. Rademacher* 22. 1. Richarts* 22. 1. Ruf 22. 1. Sander 20. 1. Schlick. 21. 1. Dr. Schwörer 20. 1. Seifriz* 22. 1. Seuffert* 22. 1. Dr. Starke* 22. 1. Stiller 20. 1. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete() beurlaubt bis einschließlich Storch* 22. 1. Frau Strobel* 22. 1. Dr. Supf 20. 1. Theis 20. 1. Weinkamm* 22. 1. Wischnewski* 22. 1. b) Urlaubsanträge Dr. Birrenbach 30. 1. Blachstein 27. 2. Kalbitzer 30. 1. Freiherr von Kühlmann-Stumm 30. 1. Kulawig 31. 1. Dr. Lohmar 30. 1. Maier (Mannheim) 5. 2. Marx 1. 2. Schneider (Hamburg) 29. 1. Unertl 29. 1. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Ernst vom 19. Dezember 1964 auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Hauffe zu den Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Wuermeling **) 1. Höchstmieten: Im Rahmen der Förderung des sozialen Wohnungsbaues setzen die Länder in den Landesförderungsbestimmungen oder durch sonstige allgemein gültige Verwaltungsanordnungen Mietobergrenzen fest, die der Vorschrift des § 46, S. 1 des II. WoBauG (Einsatz der öffentlichen Mittel mit dem Zweck, die Mieten/Belastungen der geförderten Wohnungen für die breiten Schichten des Volkes tragbar zu machen) Rechnung tragen. Diese Regelungen werden von mir alljährlich im Hinblick auf die Vorschrift des § 74, S. 2 (Verpflichtung des Bundes zur Beteiligung am Aufwand für die Miet- und Lastenbeihilfen für diese neuerrichteten Wohnungen) überprüft. a) Für das Jahr 1963 ergibt sich danach folgendes Bild: Die von den einzelnen Ländern festgesetzten Höchstmieten umfassen eine Spanne von 1,70 bis 2,75 DM je qm Wohnfläche im Monat. In der Regel liegen die Höchstmieten dabei zwischen 1,90 bis 2,30 DM. 3 Länder unterschreiten diese Sätze. 4 Länder lassen Überschreitungen für einen Teil der zu fördernden Wohnungen zu; die Sätze von über 2,30 DM sind nur zugelassen, wenn es sich um bestausgestattete Woh- **) Siehe 151. Sitzung. Seite 7419 ff. 7718 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn; Mittwoch, den 20. Januar 1965 nungen, zumeist Kleinwohnungen (Appartements) und Wohnungen in großstädtischen Räumen (Ortsklasse S) handelt. Für Personen mit geringem Einkommen im Sinne des § 27 des II. WoBauG waren dabei in der Mehrzahl der Länder Sonderregelungen vorgesehen, die Miethöhen zwischen 1,25 bis 1,80 DM vorsahen. b) Für das Jahr 1964 ergibt sich folgendes Bild: Die von den Ländern festgesetzten Höchstmieten liegen weiterhin fast unverändert zwischen 1,80 bis 2,75 DM. In 4 Ländern liegen die Höchst- mieten dabei zwischen 1,80 bis 2,30 DM, in 4 weiteren Ländern zwischen 2;05 bis 2,50 DM. 3 Länder gehen wiederum über diese Sätze hinaus. Die erhöhten Sätze sind ebenfalls nur zugelassen, wenn es sich um bestausgestattete Wohnungen oder Wohnungen in der Ortsklasse S, mit kleineren Überschreitungen auch in der Ortsklasse A handelt. Sonderregelungen für Personen mit geringem Einkommen sind in der überwiegenden Mehrzahl der Länder nicht mehr vorgesehen. Die Mieten für diesen Personenkreis werden jedoch regelmäßig durch höher bemessene öffentliche Mittel tragbar gestaltet; auch kommt der Bewilligung von Mietbeihilfen erhöhte Bedeutung zu. 2. Durchschnittsmieten: a) Die Durchschnittsmieten im öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau. des Jahres 1963 können aus der Bewilligungsstatistik ermittelt werden. Sie betrugen bei den öffentlich geförderten Wohnungen des Jahres 1963 für Personen mit geringem Einkommen 1,73 DM, für sonstige Wohnungsuchende 2,02 DM oder durchschnittlich 1,98 DM. Am häufigsten lagen die monatlichen Mieten bei den für einkommensschwache Personen geförderten Wohnungen zwischen 1,50 bis 2,00 DM, für sonstige Wohnungsuchende überwiegend zwischen 1,90 bis 2,30 DM. b) Für das Jahr 1964, das noch nicht abgelaufen ist, können die vergleichbaren Zahlen nur für das 1. Halbjahr (Monate Januar bis Juni) angegeben werden. Sie betrugen für die bisher geförderten Wohnungen des Jahres 1964 für Personen mit geringem Einkommen 1,81 DM, für sonstige Wohnungsuchende 2,09 DM, oder durchschnittlich 2,06 DM. überwiegend bewegten sich die Mieten bei den im 1. Halbjahr 1964 geförderten Wohnungen für Wohnungsuchende mit geringem Einkommen wiederum zwischen 1,50 bis 2,00 DM und für sonstige Wohnung- suchende zwischen 2,00 bis 2,30 DM. Anlage 3 Schriftliche Antwort des .Staatssekretärs Dr. Langer vom 21. Dezember 1964 auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Schmidt (Braunschweig) .zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Dr. Kohut *). Meine Ausführungen in der Fragestunde über einen internationalen Preisvergleich möchte ich — wie ich Ihnen zugesagt hatte — durch eine etwas eingehendere Darstellung ergänzen. Einen eindeutigen Maßstab für die Kaufkraftentwicklung einer Währung gibt es nicht. Insbesondere sind alle statistischen Preisindizes über einen sehr langen Zeitraum hinweg wegen der ständigen Veränderungen der Nachfragestruktur äußerst problematisch. Am besten eignet ich noch der Preisindex für die Lebenshaltung, bei dem der Warenkorb, den ein ganz bestimmter Haushaltstyp in einem bestimmten Jahr gekauft hat, zugrunde liegt. Ein solcher Index wird auch in den meisten Ländern in ziemlich übereinstimmender Methode amtlich errechnet, so daß er auch für einen internationalen Vergleich am zweckmäßigsten herangezogen werden kann. Die für die USA und die Schweiz ausgewiesene Entwicklung der Verbraucherpreise war im Vergleich zu den übrigen OECD-Ländern seit 1950 verhältnismäßig stabil. So stieg der Preisindex für die Lebenshaltung ausgehend von 1950 = 100 bis zum 3. Vierteljahr 1964 in den USA auf 129 und in der Schweiz auf 131 Punkte. Nur wenig mehr haben die Preise in der Bundesrepublik zugenommen (134). Wie ich bereits in der Fragestunde ausgeführt habe, war die Preiserhöhung in Schweden mit einem Indexstand von 180 (1950 = 100) besonders ausgeprägt. Der für diese Länder aufgezeigte Preisverlauf bedeutet, daß sich die entsprechende Kaufkraft einer Geldeinheit von 1950 bis-zum 3. Vieretljahr 1964 in den USA um 23 %, in der Schweiz um 24%, in der Bundesrepublik um 25 % und in Schweden um 44 % verringert hat. In den letzten Jahren, z. B. zwischen dem 3. Vier- *) Siehe 152. Sitzung Seite 7514 A. Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 7719 teljahr 1962 und dem 3. Vierteljahr 1964, sind die Verbraucherpreise in der Schweiz (+ 6,2 %) allerdings stärker gestiegen als 'in der Bundesrepublik (+ 5,2%). In den USA betrug die Steigerung in diesem Zeitraum + 2,5 %. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesminister Schwarz vom 19. Dezember 1964 auf die Zusatzfrage zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneter Dröscher *). Nach einer Rückfrage beim Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz kann ich in obiger Angelegenheit folgendes mitteilen: Die Ausbildungsbeihilfen für den landwirtschaftlichen Berufsnachwuchs, zu denen ich aus dem Haushalt meines Ministeriums einen Zuschuß gebe, werden im Land Rheinland-Pfalz durch die Bezirksregierungen zugeteilt. Auf Anfrage teilt mir das Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten in Mainz mit, daß die Bezirksregierung Koblenz den Studierenden zunächst nur Teilbeträge bewilligt hat. Als sich jedoch der tatsächliche Bedarf überblicken ließ, wurden Mitte Dezember die Ausbildungsbeihilfen in voller Höhe ausgezahlt. Die Inanspruchnahme weiterer Bundesmittel war hierfür nicht erforderlich. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Bucher vom 13. Januar 1965 auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Roesch zu .der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Dröscher **). Nach einer Aufstellung des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungs- und Bausparwesen sind zwar die Vermögensanlagen der 38 deutschen Lebensversicherungs-Aktiengesellschaften in der Zeit vom 21. Juni 1948 bis zum 31. Dezember 1963 von 1324 Mio D-Mark auf 14 938 Mio D-Mark angewachsen. Dieser Zunahme der Vermögensanlagen um rd. 13 600 Mio D-Mark steht jedoch auf der Passivseite der Bilanzen ein Anwachsen der Deckungsrückstellung von 758 auf 10 969 Mio D-Mark, der Rückstellung für Beitragsrückerstattung von 62 auf 1986 Mio D-Mark und der Verbindlichkeiten gegenüber Vertretern und Versicherungsnehmern von 27 auf 1381 Mio D-Mark, d. h. insgesamt ein fast gleich hoher Betrag, gegenüber. Freie Rücklagen waren am 31. Dezember 1963 in Höhe von 74 Mio D-Mark gegenüber 28 Mio. D-Mark am Tage ,der Währungsreform vorhanden. Die nicht zur Deckung von Verbindlichkeiten benötigten Vermögensanlagen der *) Seihe 152. Sitzung Seite 7521. **) Siehe 154. Sitzung Seite 7614 A. Lebensversicherungs-Aktiengesellschaften sind daher allenfalls um 46 Mio D-Mark angewachsen. Dieses Ergebnis entspricht dem von mir bei der Beantwortung der Frage des Herrn Abgeordneten Dröscher nach der Möglichkeit der Bildung eines Fonds der Versicherungsunternehmen hervorgehobenen Umstand, daß den Versicherungsunternehmen regelmäßig nur etwa 2 % ihres Gewinns verbleiben, ,aus denen auch noch Aktionärsdividenden und Aufsichtsratsvergütungen bestritten werden. Ein Schlüssel für die Bildung eines Fonds für freiwillige Leistungen der Versicherungsunternehmen zugunsten der währungsgeschädigten Versicherungsnehmer läßt sich daher auch auf Grund der neuen Feststellungen des Bundesaufsichtsamts nicht finden. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 14. Dezember 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Kahn-Ackermann (Drucksache IV/2815 Frage V/1) : Welchen Stand haben die Verhandlungen zur Errichtung einer Bundesanstalt für das Auslandsschulwesen erreicht? Das Auswärtige Amt strebt die Errichtung einer Bundesanstalt für das Auslandsschulwesen an. Es gibt jedoch auch andere Erwägungen, die auf Bedenken, vor allem finanzieller Art, zurückgehen. So ist der Vorschlag gemacht worden, dem Bundesverwaltungsamt in Köln, das bereits im Auftrag des Auswärtigen Amts Teilgebiete des Auslandsschulwesens bearbeitet, noch weitere Aufgaben nichtministerieller Art zu übertragen. Voraussetzung dafür wäre, daß die Kultusminister der Länder bereit sein würden, zu diesem Zweck an das Bundesverwaltungsamt in Köln Pädagogen abzuordnen. Zur Klärung der Voraussetzungen wurde daher folgendes veranlaßt: 1. Der Präsident des Bundesrechnungshofs als Bundesbeauftragter für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung wurde um ein Gutachten gebeten; das Gutachten steht noch aus. 2. Der Präsident der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder wurde gefragt, ob die Kultusminister bereit seien, ebenso wie in das Schulreferat des Auswärtigen Amts Pädagogen zur Bearbeitung von Personalangelegenheiten im pädagogischen Bereich in das Bundesverwaltungsamt abzuordnen. Die Antwort vom 18. September 1964 geht dahin, daß die Kultusminister das Bundesverwaltungsamt nicht für die richtige Stelle halten, die über die jetzt von ihm übernommenen Aufträge hinaus noch weitere Aufgaben im Bereich des Auslandsschulwesens bearbeiten könnte. Da die Errichtung der Bundesanstalt auf jeden Fall noch auf sich warten läßt, wird als dringend nötige Übergangslösung zunächst das Schulreferat des Auswärtigen Amts durch zwei von den Kultusministerien der Länder abgeordnete Pädagogen verstärkt, von denen der eine seine Tätigkeit bereits aufgenommen hat. 7720 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode --Z- 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Carstens vom 18. Dezember 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Kahn-Ackermann (Drucksache IV/2815 Frage V/2) : Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um den fühlbaren Mangel an deutschen Vertretern in einer Reihe internationaler Organisationen abzuschaffen? Die Bundesregierung ist bemüht, den deutschen Personalanteil in den internationalen Organisationen zu erhöhen. Um neue Kräfte für den internationalen Dienst noch besser erfassen und ausbilden zu können, werden interministerielle Sprachkurse veranstaltet und die Praktikantentätigkeit von Deutschen bei internationalen Organisationen gefördert. Ferner ist geplant, eine Ausbildungsstätte für den internationalen Dienst zu errichten. Die deutschen Auslandsvertretungen beobachten fortlaufend alle Stellenausschreibungen und unterstützen 'deutsche Kandidaten. Wenn neue Organisationen gegründet werden oder eine zusätzliche Beteiligung bei solchen Gremien erforderlich wird, deren personeller Aufbau im Zeitpunkt unseres Beitritts bereits abgeschlossen war, bemüht sich die Bundesregierung stets darum, eine angemessene deutsche Vertretung sicherzustellen. Die Bundesrepublik Deutschland ist bei 123 internationalen Organisationen als Mitglied oder durch Beiträge aus dem Bundeshaushalt beteiligt. Durch die Bemühungen der Bundesregierung ist bei dem Gros dieser Gremien ein angemessener deutscher Personalanteil erreicht worden. In den drei europäischen Gemeinschaften und einer Reihe von Sonderorganisationen der Vereinten Nationen ist der deutsche Personalanteil größer, als es den finanziellen. Leistungen entsprechen würde. Nur bei einer verhältnismäßig geringen Zahl von internationalen Organisationen ist die Lage noch unbefriedigend. Es sind dies: 1. Die vier älteren europäischen Gemeinschaften: Europarat, NATO, WEU und OECD, deren Mitglied Deutschland erst nach Abschluß des personellen Aufbaus wurde. Der deutsche Personalanteil zeigt aber auch hier steigende Tendenzen. 2. Einige Sonderorganisationen und Hilfswerke 'der Vereinten Nationen. Es mangelt hier nicht 'an dem Willen der internationalen Gremien, uns stärker zu beteiligen, sondern daran, daß am internationalen Dienst interessierte, fachlich und sprachlich qualifizierte deutsche Kräfte bisher im gegebenen Zeitpunkt nicht immer in ausreichendem Maße zur Verfügung standen oder rechtzeitig erfaßt werden konnten. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 14. Dezember 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Mommer (Drucksache IV/2815 Frage V/3) : Wird die Fusion der drei Exekutiven von Europäischer Wirtschaftsgemeinschaft, Europäischer Gemeinschaft für Kohle und Stahl und Europäischer Atomgemeinschaft termingerecht zum 1. Januar 1965 in Kraft treten, wie dies von der Bundesregierung bereits seit langem angekündigt wurde? Die Räte der EWG und EAG hatten sich auf ihrer Sitzung im Februar 1964 den 1. Januar 1965 als Ziel für das Inkrafttreten des Fusionsvertrages gesetzt. Die Verhandlungen über den Abschluß des Vertrages zur Fusion der Organe der Europäischen Gemeinschaften sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Der Vertragsentwurf ist im wesentlichen fertiggestellt. Offen sind aber noch die Fragen: Stärkung der Haushaltsbefugnisse des Europäischen Parlaments und örtliche Unterbringung der Institutionen. Die Bundesregierung hofft, daß die noch offenen Fragen bald geklärt werden, so daß der Vertrag Anfang des kommenden Jahres unterzeichnet werden kann. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom 19. Dezember .1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Mommer (Drucksache VI/2839 Frage IX/15) : Ist es richtig, daß Studenten, die an einer Hochschule der Bundesrepublik studieren und deren Eltern in der Zone wohnen, seit dem 1. Januar 1964 bei der Bundesbahn nicht mehr zwei Heimfahrten jährlich mit 50 % Ermäßigung bekommen wie Studenten, deren Eltern diesseits der Zonengrenze wohnen? Nein, nach den Tarifen der Eisenbahnen, d. h. der Bundesbahn und der Reichsbahn, erhalten Studierende in der Bundesrepublik für den Besuch ihrer in der Sowjetischen Besatzungszone wohnenden Eltern Schülerfahrkarten auf Strecken der Reichsbahn mit 75% Ermäßigung und auf Strecken der Bundesbahn mit 50% Ermäßigung in jeder gewünschten Anzahl; allerdings müssen sie die erforderlichen Bescheinigungen über den Schulort und über den Wohnort beibringen, wie dies auch bei Ausgabe entsprechender Fahrkarten in der Bundesrepublik verlangt wird. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Ernst vom 22. Dezember 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Peiter (Drucksache IV/2839 Frage X/1) : Wird die Bundesregierung veranlassen, daß die säumigen Stadt- und Landkreise, die nodi keine einzige Wohnbeihilfe ausgezahlt haben, aufgefordert werden, unverzüglich alles in die Wege zu leiten, damit noch vor Weihnachten die Auszahlungen erfolgen? Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 7721 Die Bundesregierung hat die Landesregierungen mit Schnellbrief vom 15. Dezember 1964 gebeten, darauf hinzuwirken, in kreisfreien Städten und Landkreisen, in denen bisher noch keine Wohnbeihilfe ausgezahlt worden sein soll, etwaige Versäumnisse möglichst noch vor Weihnachten zu bereinigen. In diesem Zusammenhang darf jedoch darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Durchführung der gesetzlichen Vorschriften über Wohnbeihilfen nach Artikel 83 des Grundgesetzes Aufgabe der Länder ist und die Einflußmöglichkeiten der Bundesregierung daher nur begrenzt sind. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Ernst vom 22. Dezember 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dröscher (Drucksache IV/2839 Frage X/2) : Teilt die Bundesregierung die Ansicht der Landesregierung Rheinland-Pfalz, daß eine Bewilligung zur Löschung von zugunsten des Preußischen Staates eingetragenen beschränkt persönlichen Dienstbarkeiten (50jähriges Wohnungsbesetzungsrecht nur für „deutschstämmige" Land- und Forstarbeiter) trotz Ablösung des Darlehens aufgrund des Erlasses des ehemaligen Reichsarbeitsministers vom 6. Juli 1940 nicht gegeben werden kann? Hier kann es sich nur um ein Besetzungsrecht aufgrund des Preußischen Gesetzes über Landarbeiterwohnungen vom 17. Februar 1927 handeln. Dieses Gesetz ist nicht Bundesrecht geworden. Die Rechte aus den Darlehen sind auf die Länder übergegangen. Dem Bund steht ein Einwirken auf die Länder daher insoweit nicht zu. Nach meinen Feststellungen hat das Land Rheinland-Pfalz bisher Anträgen auf Löschung solcher Besetzungsrechte zugunsten bestimmter Gruppen der Land- und Forstarbeiter entsprochen. Ich schlage vor, den Fall der Landesregierung (Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten) zu unterbreiten. . Anlage 12 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Ernst vom 22. Dezember 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Ertl (Drucksache IV/2839 Frage X/3) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch die DIN-Norm 18 230 „Baulicher Brandschutz im Industriebau" Holz in einem nicht vertretbaren Umfange fast völlig beim Industriebau und gewerblichen Bau ausgeschlossen wird? Bei der DIN 18230 handelt es sich um ein neues DIN-Blatt, das zunächst in einem ersten Entwurf vorliegt; es ist noch nicht verabschiedet und hat damit noch keine Gültigkeit. Bisher wurden Brandschutzfragen allein durch die Branddirektoren der zuständigen Berufsfeuerwehren und den untersten Behörden der Bauaufsicht bearbeitet. Durch das Normblatt wird der Versuch gemacht, sogenannte Brandklassen zu bilden, um den obersten Bauaufsichtsbehörden eine Grundlage zu geben, damit eine einheitliche Handhabung in der Bundesrepublik Deutschland gewährleistet ist. Der Entwurf zum Normblatt wird von der Arbeitsgruppe „Einheitliche Technische Baubestimmungen" des Fachnormenausschusses Bauwesen im Deutschen Normenausschuß bearbeitet. Als künftige „Technische Baubestimmung" fällt es in die Zuständigkeit der Länder. An den Beratungen des Entwurfs waren außer Vertretern der Wissenschaft und Wirtschaft auch solche des Fachnormenausschusses und des holzverarbeitenden Handwerks beteiligt. Der Entwurf wurde im Mai 1964 veröffentlicht. Dabei wurde die interessierte Fachwelt um Stellungnahme gebeten. Einsprüche und Änderungsvorschläge sollen bis zum 31. Januar 1965 dein Fachnormenausschuß zugeleitet werden. Es ist dies das übliche und bewährte Verfahren bei Normblättern. Bei schwierigen Gebieten werden u. U. Entwürfe erneut veröffentlicht, die dem jeweiligen neuesten Stand der Diskussion entsprechen. Bei diesem Stand der Beratungen des Fachnormenausschusses sieht die Bundesregierung vorerst von einer Stellungnahme ab. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Bargatzky vom 17. Dezember 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Schmidt (Wuppertal) (Drucksache VI/2839 Fragen XIII/2, XIII/3 und XIII/4) : Haben sich im Bundesgebiet Haarsprayexplosionen mit schweren Unfallfolgen und Sachschäden, ähnlich wie in Wuppertal am 3. Dezember 1964 (vgl. Meldung des Generalanzeigers der Stadt Wuppertal am 4. Dezember 1964, Seite 3), auch sonstwo ereignet? Welche Maßnahmen können gegebenenfalls getroffen werden, um Explosionen von Haarspray unmöglich zu machen? Welche praktischen Schlußfolgerungen sind von Regierung und Verwaltung im letzten Jahr aus den Erkenntnissen und Erfahrungen der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren gezogen worden? Zu Frage XIII/2 Unsere Umfragen bei den zuständigen Stellen der Länder haben zu Ihrer Frage noch nichts Konkretes ergeben. Doch scheinen sich in einzelnen Fällen bereits vor dem Wuppertaler Unglück Explosionen von Haarspray-Dosen ereignet zu haben. Über die Ursachen wissen wir nichts Näheres. Was den Vorfall in Wuppertal betrifft, so herrscht nach dem gegenwärtigen Stand der polizeilichen Ermittlungen über die Ursache offenbar auch hier noch keine volle Klarheit. Es ist möglich, daß etwaige Gefahren gar nicht mit speziellen Eigenschaften des Haarsprays zusammenhängen, sondern mit der Technik der Sprühdosen. Der Inhalt von Sprühdosen steht unter einem mehr oder minder starken Druck, so daß sich bei größerer Erhitzung Explosionen ereignen können, etwa wenn Sprühdosen unvorsichtigerweise auf Öfen oder Heizungen abgestellt oder in die Nähe offenen Feuers gebracht werden. 7722 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 1 Zu Frage XIII/3 Sollte eine Umfrage bei den obersten Landesgesundheitsbehörden oder die weitere Untersuchung in Wuppertal ergeben, daß Haarspray in Dosen zu Explosionen führen kann, so werden wir prüfen, ob auf Grund von § 5 Nr. 1 des Lebensmittelgesetzes, der auch für Bedarfsgegenstände gilt, die Füllung von Haarspraydosen mit explosiven Stoffen durch Rechtsverordnung zu verbieten ist. Was die allgemeine Gefährlichkeit von Sprühdosen bei Erhitzung angeht, so dürfte es genügen, wenn die Öffentlichkeit immer wieder zur Vorsicht ermahnt wird; ich darf in diesem Zusammenhang auf die gestrigen Verlautbarungen des Bundesausschusses für gesundheitliche Volksbelehrung verweisen. Im übrigen möchte ich noch erwähnen, daß der Bundesarbeitsminister in einem besonderen Druckgasausschuß Richtlinien für die Herstellung, Behandlung und Lagerung von Druckgasgefäßen erarbeitet. Es läßt sich jedoch noch nicht übersehen, wann diese Richtlinien, die nach Bewährung in die Druckgasverordnung übernommen werden sollen, fertiggestellt sein werden. Zu Frage XIII/4 Das Bundesministerium für Gesundheitswesen steht in enger Verbindung mit der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren und wird über die Erkenntnisse und Erfahrungen dieser Stelle laufend unterrichtet. Dies trifft insbesondere zu für die von der Deutschen Hauptstelle in diesem Jahr vorgelegte Denkschrift „Alkoholismus in der Bundesrepublik Deutschland". Die verdienstvolle Arbeit der Deutschen Hauptstelle wird unterstützt — durch regelmäßige Gewährung von Zuschüssen aus Bundesmitteln, — durch Ausbau von Modelleinrichtungen für die Behandlung jugendlicher und erwachsener Alkoholkranker, — durch Aufklärungsaktionen in den Schulen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Kollege Wienand, dieser Fall, den ich erst gar nicht stärker hervorheben möchte, beweist doch, mit welcher bodenloser Fahrlässigkeit dieser Artikel geschrieben worden ist.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Sie sprechen von einem 2-Milliarden-Objekt, einem Waffensystem, „über das ich öffentlich nicht näher berichten darf, wollte ich mich nicht des Landesverrats schuldig machen". Ich darf Ihnen nach Rückfrage beim Verteidigungsministerium — das interessiert mich auch — sagen, daß es kein solches Waffensystem gibt. Dieses Waffensystem spielt etwa die Rolle des Ungeheuers von Loch Ness.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Hier handelt es sich um 300 bis 400 Verträge — es sind wohl etwa 350 Verträge —, die quer durch den ganzen militärischen Ausrüstungsgarten gehen und die eine Fülle von Gegenständen umfassen, die überhaupt nicht zusammengehören. Mir hat der Referent des Verteidigungsministeriums gesagt, daß die verstärkte Preisprüfung noch zu einem weiteren Nachlaß von 240 Millionen DM bei Hunderten von
    Deutscher Bundestag. — 4. Wahlperiode — 156. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1965 7709
    Dr. h. c. Strauß
    Gegenständen — einmal zusammengefaßt ausgedrückt — geführt hat.
    Aber hier wird doch beim Leser ein gruseliges Gefühl erzeugen, wenn es heißt, daß das Geld — wie hier bei Geheimwaffen — viertelmilliardenweise hinausgeschmissen werde. Dagegen müssen wir uns wehren, nicht aber gegen die Preisprüfung und auch nicht gegen die Berechtigung Ihres Anliegens. Es ist damit etwas umgekehrt, Herr Kollege Wienand. Was Sie heute kritisiert haben, war Gegenstand meiner Bemühungen und auch — ich gebe das offen zu — meines Ärgers wegen jahrelanger Erfolglosigkeit. Es handelt sich nämlich um das Bemühen, die Zuständigkeit für die Preisprüfung durch einen Kabinettsbeschluß oder durch eine Änderung der Rechtsgrundlage aus der. Zuständigkeit des Wirtschaftsministeriums und der nachgeordneten Stellen in den Ländern — das sind die Landeswirtschaftsministerien und die Regierungspräsidenten
    — herauszulösen und in die Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums zu überführen. Das ist aber
    — und jetzt wollen wir uns alle an die Brust klopfen — intra muros et extra muros immer abgelehnt worden, und zwar mit der Begründung, man dürfe die Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums nicht zu stark ausdehnen und müsse auch andere Ressorts in die wirtschaftliche Kontrolle einschalten, weil sonst die Herren in ihrem geschlossenen Bereich mit den Steuergeldern machten, was sie wollten. Das bedeutet: Genau das Argument, auf Grund dessen Sie heute eine Preisprüfung durch das Verteidigungsministerium verlangen, mußte damals herhalten, um die Zuständigkeit der Preisprüfung durch ein anderes, unabhängiges Ministerium zu begründen. Aber es geht hier ja weniger um die rationale Begründung als einfach um die Argumentation.
    Ich möchte nicht über einzelne Probleme, die noch in meine Zeit fallen — ich könnte mich der Vollständigkeit halber dazu gezwungen sehen —, anführen. Trotzdem will ich nicht mehr über den U-Boot-Stahl und über die Transall sprechen. Wenn man die C 130 bestellt hätte, hieße es sicherlich, es wäre besser gewesen, die Transall zu bestellen, denn erstens wäre es ein schwerer Schlag für die deutschfranzösische Freundschaft, wenn man die Gemeinschaftsentwicklung nicht in eine gemeinsame Produktion umsetzte, und zweitens sei Transall besser.
    Mein humoristisches Resümee lautet folgendermaßen: Wenn wir in Washington bestellen, wenn wir in Ottawa bestellen, wenn wir in London bestellen, wenn wir in Paris bestellen, dann ist es falsch, wenn wir in Rom bestellen, ist es falsch wenn wir in Tel Aviv bestellen, in Ankara bestellen, dann ist es falsch; wir müssen uns nach anderen Quellen umsehen. Was wir zu Hause machen, ist auch noch falsch. Jetzt müssen wir gemeinsam nach Moskau gehen, und vielleicht bekommen wir von dort die richtigen Waffen. Es ist doch allmählich wirklich ein gespenstisches Spiel geworden, wenn man nur hört: falsch, falsch, falsch, falsch, falsch! Sie haben doch nur die Wahl, entweder zu erkennen, daß Sie damit eine demoralisierende Wirkung ausüben, oder zuzugeben, daß Ihr Urteil als Experte leider nichts
    mehr wiegt, solange Sie sich nicht eines seriösen Stiles befleißigen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie warten auf den Appetithappen HS 130, Herr Kollege Wienand! Da muß ich leider wieder eine Etage heruntergehen; denn die Entscheidung über den HS 130 ist vor meiner Zeit getroffen worden, und ich danke Ihnen für die Objektivität, mit der Sie feststellen, daß ich mich bemüht habe, den Umfang der ursprünglichen Beschaffungen erheblich zu reduzieren — allerdings um den Preis großer Auseinandersetzungen, sogar gerichtlicher Art, mit der Firma und von Vergleichsverhandlungen, die nicht immer sehr erfreulich verlaufen sind.

    (Abg. Berkhan: Endlich ist einmal etwas Richtiges in dem Artikel!)

    — Ich verteile hier immer Sonne und Regen, wie es mir richtig zu sein scheint, Herr Kollege Berkhan.
    Aber um damit zu einem Abschluß zu kommen, weil man ja nicht über alle diese Dinge im einzelnen reden kann: ich glaube immerhin an Hand der Beispiele und der aus dem Gedächtnis wiedergegebenen Abläufe bewiesen zu haben, daß es doch ganz anders war, als es hier dargestellt worden ist. Denn wir müßten uns nachträglich wirklich verurteilen, wenn wir mit einer solch bodenlosen Leichtfertigkeit, einer solch horrenden Sachunkenntnis und dann noch mit solch miserablen Ergebnissen bisher die Bundeswehr aufgebaut hätten. Ich weiß dann aber gar nicht, warum die ganze Welt sagt, daß die Bundeswehr innerhalb der NATO das zweitbeste Instrument nach den Amerikanern sei, daß die Bundesrepublik der zweitstärkste Partner sei und auch den qualitativ zweitbesten Beitrag leiste. Ich selbst bin davon überzeugt: das ist nicht etwa das Ergebnis meiner Arbeit, sondern das Ergebnis des Zusammenwirkens einer großen Zahl von Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren bis hinauf zu den Generalsrängen, von Technikern, Juristen und Betriebswirtschaftlern, d. h. eines Teams, das wir unter schwierigsten Umständen aufgebaut, zusammengebracht, zusammengehalten und überhaupt mit dem inneren Selbstvertrauen ausgestattet haben, das der inneren und äußeren Kritik, die oft sehr gehässig und demagogisch war, immer standgehalten und trotzdem seine Pflicht erfüllt hat. Auch das muß in diesem Zusammenhang gesagt werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Warum ich diese Ausführungen — auch ich weiß, daß man bei Illustrierten-Artikeln nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage legen darf —

    (Abg. Eschmann: Man hat so seine Erfahrungen!)

    — Ja, ja — aktiv und passiv, Herr Kollege Eschmann. Aber das gilt auch für Sie, da Sie ja auch einen prominenten Vertreter, sogar an der Spitze Ihrer Reihen haben. Ich bin ja nur Juniorenpartner in diesem großen Verein hier.

    (Heiterkeit. — Zurufe von der SPD und von der Mitte.)

    — Sicher, sicher. Sie verkennen mich völlig.



    Dr. h. c. Strauß
    Aber Sie schreiben: Wir kaufen Maschinenpistolen und Militärunterhosen in Israel; denn wir haben ein schlechtes Gewissen, weil deutsche Raketenforscher für Ägypten arbeiten. Ein Beispiel für Unseriosität! Die Entscheidung für die Maschinenpistolen habe ich nach jahrelangen Verhandlungen der Experten getroffen, die zu keinem Ergebnis geführt haben und die zum Schluß zu dem Ergebnis geführt hätten, daß wir immer noch keine Maschinenpistole gehabt hätten. Ich !habe mich für die israelische, die Uzi, entschieden, die sich übrigens im Sinai-Feldzug ausgezeichnet bewährt hat. Aber eine Maschinenpistole kann sich ja nicht bei einem Eishockeyspiel bewähren, sondern nur bei einem Feldzug.

    (Heiterkeit.)

    Die erste Mitteilung, daß deutsche Wissenschaftler eventuell in Ägypten arbeiten, haben wir im Herbst 1962 bekommen. Sie stellen hier einen Kausalkonnex her, daß wir aus schlechtem Gewissen wegen der Tätigkeit deutscher Wissenschaftler im Jahre 1958 die Maschinenpistole gekauft hätten. So kann man das nicht machen.

    (Abg. Rasner: Punkt für Punkt! Stuß im Stern! — Weitere Zurufe.)

    Noch ein weiteres Detail, aber dann höre ich mit den Details endgültig auf. Die Bestellung des Granatwerfers in Finnland! Erstens ist er eine finnische Entwicklung. Aber ich kann hier dazu sagen — den Mitgliedern des Ausschusses wird es sowieso bekannt sein —: er ist in Israel produziert und von Israel bezogen worden. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß unsere Erstausstattung mit Granatwerfern — das war der französische Brandtwerfer — wesentlich schneller war als unsere Zweitausstattung, der Tampella-Werfer, und den Tampella-Werfer haben wir nicht deshalb bestellt, weil deutsche Wissenschaftler in Ägypten arbeiten — sozusagen als Kompensationsgeschäft —, haben wir nicht deshalb bestellt, weil der Eichmann-Prozeß vor der Tür Stand, und nicht deshalb, weil Wiedergutmachungsleistungen fällig waren, sondern weil in der gesamten westlichen Welt der finnische Granatwerfer, der auf den Erführungen des Winterkampfes mit Rußland aufgebaut ist, also von den damaligen Feldzügen her, der weitaus beste Granatwerfer war und heute noch ist. Warum setzen Sie ihn herab?
    Sie schreiben dann noch: das sei der Granatwerfer gewesen, der das Unglück in Bergen-Hohne verursacht habe, um damit wieder das unterschwellige Grauen und die unheimliche Angst zu züchten. Sie sagen damit, das sei ein Granatwerfer, der leicht zu Unfällen führe. Sie wissen ganz genau, daß menschliche Unzulänglichkeit und mangelnde Dienstaufsicht an diesem bedauerlichen Unglück in BergenHohne allein schuld waren und daß die Waffe — in dem Fall muß ich sagen: Gottlob! — an diesem Unfall nicht die leiseste Schuld hat. Das sind die Beispiele, ich Ihnen sagen wollte.
    Ich darf eine Schlußbemerkung machen. Man möchte noch vieles sagen. Heute ist viel die Rede gewesen von Organisation, von Ausbildung, von Führung, von Unteroffizier- und Offizierskorps.. Es war hier in diesem Hause, daß ich mich rechtfertigen
    mußte gegenüber dem Kollegen Helmut Schmidt, Ihrem Schattenkollegen, Herr von Hassel, dem anderen Clausewitz sozusagen, den die Opposition zu bieten hat.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Damals sagte Helmut Schmidt:
    Weswegen klammert sich eigentlich die Bundeswehr so an die Voraussetzung des Abiturs für die Offizierslaufbahn?
    Ich habe damals nachgewiesen, daß es auch noch zwei andere Wege gibt, aber der regelmäßige Weg der des Abiturs ist. Er bezichtigte damals die Regierungsparteien, sie könnten nicht über ihren konservativen Schatten mit dem Abitur springen, und sagte:
    Zweifellos hat der Soldat Anspruch darauf, von einem gebildeten Offizier geführt zu werden. Aber ich möchte fragen: Bietet eigentlich das Zertifikat des Abiturs wirklich eine Gewähr für die Bildung des Vorgesetzten?
    In Ihrem Karlsruher Programm verlangen Sie, daß ein Offizierskorps, das nach Ihrer Auffassung nicht die Hochschulreife haben soll, vier Semester Hochschulausbildung zu Lasten des Steuerzahlers und zu Lasten der Personalbesetzung erhalten soll. Wie bringen Sie das in einen Zusammenhang?

    (Abg. Berkhan: Haben Sie noch nie etwas vom zweiten Bildungsweg gehört?)

    — In dem Fall müßten Sie einen vierten Bildungsweg finden.

    (Abg. Berkhan: Warum nicht?)

    Ich erinnere mich noch der Diskussion — und ich glaube, der Kollege Erler war der Wortführer auf der Seite der Opposition — über die richtige Gliederung des Ministeriums. Denn im Frühjahr 1957 bin ich mit Vorschlägen zu einer Neugliederung des Ministeriums in mäßigem Umfang herausgekommen, weil die alte Gliederung — eine Abteilung Streitkräfte Nr. 4, Heer Nr. 5, Luftwaffe Nr. 6, Marine 7 ohne Sanitätsinspektion — überhaupt falsch war. Das war eine rein ministerielle Gliederung. Damals ist der Führungsstab Bundeswehr geschaffen worden, damals sind die Teilstreitkräfte unterstellt worden und die Sanitätsinspektion dazu geschaffen und unterstellt worden. Allerdings hatten die Inspekteure — das war ihre Bedingung — ein unmittelbares Vortragsrecht beim Minister, das sie wohl bei jeder vernünftigen Zusammenarbeit auch heute noch haben, selbst bei strengster militärischer Unterstellung, ohne daß der Generalinspekteur in jedem Falle dabei sein muß.
    Als ich damals theoretisch die Möglichkeit anschnitt — das war gar nicht meine Meinung —, man könne ja auch die gesamte militärische Führungsspitze aus dem Ministerium ausklammern und könne eine Art Oberkommando der Bundeswehr mit unterstellten Teiloberkommandos — Oberkommando Heer, Luftwaffe, Marine — schaffen, war es die gemeinsame Auffassung aller politischen Kräfte, die in dem Ausschuß vertreten waren, daß diese Lösung aus Gründung der geschichtlichen Erfahrung, aus



    Dr. h. c. Strauß
    Gründen der politischen Kontrolle und aus Gründen der Integration des militärischen und zivilen Sektors um jeden Preis zu vermeiden sei und keinesfalls dem Verteidigungsminister erlaubt werden würde. Mich müßte mein Gedächtnis schon ganz schwer trügen, wenn ich das nicht dem Sinn nach korrekt wiedergeben würde. Damals sagte auch Helmut Schmidt:
    Die Schaffung eines militärischen Oberbefehlshabers innerhalb des Ministeriums selbst in der formalen Stellung eines Stabschefs der Bundeswehr mit bloß vom Minister abgeleiteten Weisungsbefugnissen über die militärischen Abteilungen könnte bedenklich nahe an das herankommen, was man im Ausland die passive Auffassung von der zivilen Leitung der Wehrmacht nennt.
    Mir scheint, daß die jüngsten Vorschläge des Kollegen Helmut Schmidt die passive Auffassung von der zivilen Leitung der Wehrmacht geradezu in perfektionistischer Weise zum Ziel gesetzt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.) Er hat weiter am 4. Mai 1956 erklärt:

    Wir halten es für gut, daß man der Versuchung widerstanden hat, einen militärischen Spitzenmann innerhalb des Ministeriums zu schaffen, eben gerade wegen der Erfahrung mit Seeckt und wegen der Erfahrung mit der Reichswehr.
    Ich werde das peinliche Gefühl nicht los, daß damals die Bundeswehr als Objekt gewissermaßen für wahlstrategische Psychoanalysen ihrem quantitativen Umfang nach noch nicht interessant genug war,

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    daß aber, sicherlich auch bei Ihnen, eine innere Umstellung erfolgt ist, die ich nicht leugnen will, die wir hier bei der Abstimmung über die Verlängerung der Wehrpflicht erlebt haben. Heute, wo die Bundeswehr ein militärischer Faktor ist, wo sie — ich bitte, das Wort nicht falsch zu verstehen — ein politischer Faktor in der westlichen Gemeinschaft ist, wo die Bundeswehr auch ein soziologischer Faktor ist, wo sie 430 000 Soldaten umfaßt — mit den Familienmitgliedern kann man gut eine Million rechnen, darunter sind eine Dreiviertelmillion Wahlberechtigte —, ein sehr interessantes Objekt der Bemühungen von allen Seiten geworden ist, wobei ich leider meinen Parteifreunden erheblich geringeren Fleiß zuschreiben muß als Ihnen, und das sollten Sie anerkennen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU. — Abg. Berkhan: Eine ganz schlechte Unterstellung!)

    Das ist ja das, was mich bei dieser ganzen Lektüre Lind was mich auch bei einer Bemerkung in der Rede des Herrn Wienand bedrückt hat, wenn er von einem vermeintlichen außenpolitischen Druck sprach, der die Bundesregierung angeblich gezwungen hat, übereilt, überstürzt, überhastet, forciert und deshalb mit zahlreichen Mängeln und Fehlern belastet und um den Preis der Verschwendung von Milliarden schnell eine Armee aufzubauen oder richtiger gesagt zusammenzustopseln. Damit sind wir wieder am
    Ausgangspunkt aller Wehrdebatten angelangt. Ich muß das leider sagen.

    (Abg. Berkhan: Herr Kreitmeyer sagt doch auch, weniger wäre mehr!)

    — Darum geht es nicht, sondern es geht darum, daß wir heute noch gar nichts hätten, wenn wir nicht die Fakten geschaffen hätten, die Sie veranlaßt haben, Ihr gesamtes außen und militärpolitisches Konzept zu revidieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie wollten doch, Herr Kollege Berkhan, diese Bundeswehr ursprünglich nicht. Sie haben doch alles getan, um ihr Zustandekommen zu verhindern, Sie haben alles getan, um ihren Aufbau möglichst langsam zu gestalten, und Sie haben nie einen Zweifel daran gelassen, daß diese Bundeswehr nicht in Ihr damaliges außenpolitisches Konzept paßte. Gut, das ist Ihre Meinung. Sie haben das Recht, Ihre Meinung zu haben; aber wir haben auch das Recht, unsere Meinung zu haben, und ich glaube, wir haben die besseren Gründe auf unserer Seite. Im Jahre 1950, als Adenauer das Angebot an die drei Hochkommissare machte — Sie wissen, was ich meine, es war wenige Wochen nach dem Ausbruch des Korea-Krieges —, hatten wir eine außerordentlich gespannte militärische Situation, die sich noch über eine Reihe von Jahren fortgesetzt hat. Nach den Festlegungen sowohl der NATO-Konferenz von Lissabon wie der späteren NATO-Konferenzen war die Lücke zwischen dem, was die NATO als Minimum für eine konventionelle und atomare Abschreckung, für eine stufenlose Abschreckung bezeichnete, und dem, was in Wirklichkeit vorhanden war, so groß, daß sie ohne deutsche Beteiligung auch nicht in dem Maße hätte geschlossen werden können, wie sie heute durch unser rechtzeitiges und frühzeitiges Ja zur Bundeswehr geschlossen worden ist.
    Ich wende mich einfach gegen diese Auffassung: vermeintlicher außenpolitischer Druck — übereilt, überstürzt, überhastet, forciert, zu schnell — weil sie alle möglichen Ambitionen hatten, haben sie diese Armee so rasch hingestellt, und jetzt haben wir sie da, mit tausend Fehlern und Mängeln. Ich darf, ohne pathetisch zu werden, sagen, Herr Kollege Wienand: Wir haben damals als Regierungspartei die geschichtlichen Zeichen der Stunde erfaßt und haben demgemäß gehandelt. Sie haben sich später angeschlossen, das erkennen wir an. Aber so war der Ablauf der Dinge. Sie haben niemals in Ihren ganzen Betrachtungen so ernsthaft die sowjetische Gefahr, die Bedrohung Berlins in Ihr Kalkül eingestellt, wie wir es getan haben und als verantwortliche Regierungspartei tun mußten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich wäre nach allen den Erfahrungen, die ich gemacht habe, nach den guten und schlechten Tagen der letzte, der nicht die innere Reife und Läuterung hätte, zu sagen, dieses oder jenes hätte nachträglich gesehen nicht anders oder besser gemacht werden



    Dr. h. c. Strauß
    können. Das geht jedem so im Leben, der handelt. Wer nur denkt und redet, der kann nie im Handeln einen Fehler begehen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Wer handelt, wird automatisch schuldig — darf ich einmal beinahe im Stile der griechischen Tragödie sagen —, und wer handelt, begeht bei diesem Handeln auch automatisch Fehler. Aber eines wird doch niemand bestreiten: daß die Bundesrepublik mit diesem Handeln die Gleichberechtigung mit den ehemaligen Kriegsgegnern erlangt hat, daß sie mit diesem Handeln die Sicherheit gegenüber einem potentiellen Aggressor erlangt hat und daß sie damit überhaupt in die Lage versetzt worden ist, mit den Westmächten und mit den Sowjets auf einer gleichen Ebene über die deutschen Lebens- und Schicksalsfragen zu verhandeln. Dazu gehört auch die Bundeswehr. Auch sie war ein Stein dieser Politik und nicht ein Selbstzweck ehrgeiziger, militärlüsterner Abenteurer — oder wie man uns sonst immer gern bezeichnet. Wir haben einem Ziel gedient, wir haben uns in der Öffentlichkeit und international durchgesetzt, und wir haben uns dieser Politik nicht zu schämen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Erler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir zu dieser vorgerückten Stunde noch ein paar Bemerkungen.
    Der Kollege Strauß hat eben in erfreulicher Offenheit gesagt, wer handle, der begehe Fehler. Aber gleichzeitig haben wir den ganzen Tag vernommen, daß offenbar, wenn man dann redet, auch Fehler unbedingt bestritten werden müssen, statt daß man sich auch einmal gelegentlich zu ihnen bekennt und sich um ihre Abstellung bemüht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was soll das?)

    Wir haben ja doch schließlich die Debatte zu einem Zeitpunkt begonnen, als eine ganze Reihe von Fragen erörtert wurden, die sich inzwischen dem Horizonte der hier Anwesenden etwas entzogen haben.
    Ich will jetzt nicht auf die Fragen eingehen, die der Kollege Strauß als den Ausgangspunkt aller Wehrdebatten zu Beginn der fünfziger Jahre bezeichnet hat. Es hat überhaupt keinen Sinn, die Geisterschlacht über den Katalaunischen Feldern wieder und wieder hier aufzuführen.

    (Zurufe von den Regierungsparteien.)

    — Sie wissen genau wie wir, daß sich die Situation gegenüber den fünfziger Jahren grundlegend geändert hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wodurch?)

    Mir tut es nach wie vor leid, daß nicht in jenen
    Jahren, bevor die Sowjetunion das amerikanische
    Atommonopol gebrochen hatte und sich im Besitz
    strategischer Fernwaffen befand, ein großer Versuch unternommen worden ist

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    — zusammen mit unseren Alliierten —, herauszufinden, ob wir nicht auf der Grundlage anderer europäischer Sicherheitslösungen, natürlich unter Mitwirkung auch eines deutschen Beitrages, eine politische Lösung der deutschen Frage hätten finden können.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es ist müßig, darüber zu streiten. Wir können nicht beweisen, daß ein solcher Weg zum Erfolg geführt hätte; er ist nie versucht worden. Aber Ihr Weg hat uns, wenn er gewiß auch in der Sicherheitsfrage Erfolge zu verzeichnen hatte, der deutschen Einheit keinen Zentimeter nähergebracht.

    (Beifall bei der SPD.) Das muß man doch einmal sagen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Erinnern Sie sich doch einmal an das, was Herr Chruschtschow Ihnen in Moskau erzählt hat, Herr Erler!)

    Inzwischen sind aber eben weltpolitische Tatsachen geschaffen worden, die die Ausgangslage gegenüber den fünfziger Jahren völlig verändert haben.

    (Abg. Dr. Kliesing [Honnef] : Das ist doch nicht wahr!)

    — Aber natürlich! Seitdem die Sowjetunion den amerikanischen Boden genauso beschießen kann wie die Amerikaner den sowjetischen, ist eine neue Lage eingetreten. Das steht in allen möglichen, sogar gelegentlich auch von Ihnen gelesenen Lehrbüchern geschrieben.

    (Abg. Rasner: Aber zu dem Zeitpunkt haben Sie doch den Deutschland-Plan erfunden! — Abg. Dr. Kliesing [Honnef] meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Bitte, Herr Kollege Kliesing, wenn es unbedingt sein muß!