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ID0415220600

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    Deutscher Bundestag 15 2. Sitzung Bonn, den 10. Dezember 1964 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Wittmer-Eigenbrodt . . . . . . . 7509 A Erweiterung der Tagesordnung 7509 A Fragestunde (Drucksachen IV/2810, IV/2824) Frage des Abg. Jahn: Verwandtenbesuche in der SBZ — Zwangsgeldumtausch Dr. Mende, Bundesminister . . . 7509 D Jahn (SPD) 7509 D Fragen des Abg. Stingl: Durchsuchungen des Echo-Verlages, Berlin, und weiterer Stellen durch die Berliner Polizei Dr. Bucher, Bundesminister 7510 A, B, C, D, 3511 A, B, C, 7512 A, B, C Stingl (CDU/CSU) . . 7510 A, 7511 A, B Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . . 7510 C Liehr (SPD) 7510 C, 7512 C Benda (CDU/CSU) . . 7510 D, 7512 A, B Memmel (CDU/CSU) . 7511 C, D, 7512 A Vizepräsident Dr. Dehler . 7511 D, 7512 C Jahn (SPD) . . . . . . . . . 7512B, C Frage des Abg. Dröscher: Benachteiligung alter Mitbürger durch vorzeitige Auszahlung ihrer Lebensversicherung Dr. Bucher, Bundesminister . . . . 7512 D, 7513 A, B, C Dröscher (SPD) 7513 A Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 7513 B Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) . 7513 C Fragen des Abg. Dr. Kohut: Kaufkraft der Deutschen Mark Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 7513 D, 7514 A, B, C, D, 7515 A, B, D, 7516A, B, C Dr. Kohut (FDP) . . . . 7513 D, 7514 A, 7515 A, B, D Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 7514 A Vogt (CDU/CSU) . . . . 7514 B, 7516 A Könen (Düsseldorf) (SPD) . . 7514 C, D Wehner (SPD) 7516 B Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . 7516 C Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Verbesserung des Schutzes der Versicherungsnehmer Dr. Langer, Staatssekretär . . . . 7516 D, 7517 A, B Dr. Müller-Emmert (SPD) . . . . 7517 A, B Frage des Abg. Dr. Rinderspacher: Strukturwandel der südbadischen Landwirtschaft Schwarz, Bundesminister . . . . 7517 C, D, 7518 A, B, C Dr. Hauser (CDU/CSU) . 7517D, 7518 A Geiger (SPD) . . . . . . . . . 7518 A Reichmann (FDP) . . . . . . . . 7518 B Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . . 7518 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 Frage des Abg. Dr. Rinderspacher: Landwirtschaft in der oberrheinischen Tiefebene Schwarz, Bundesminister . . . . 7518 C, D, 7519 A, B Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . . 7518 D Dr. Hauser (CDU/CSU) . 7518 D, 7519 A Reichmann (FDP) 7519 B Frage des Abg. Fritsch: Gesamtwirtschaftliche Erschließung des Bayerischen Waldes Schwarz, Bundesminister . . . . 7519 C, D, 7520 A, B, C Fritsch (SPD) 7519 D, 7520 A Balkenhol (CDU/CSU) . . . . . 7520 A Sander (FDP) . . . . . . . . 7520 B Lautenschlager (SPD) . . . . .7520 C Frage des Abg. Dröscher: Landwirtschaftliche Familienbetriebe in Rheinland-Pfalz — Winzerverein Merxheim-Meddersheim Schwarz, Bundesminister 7520 D, 7521 B, C Dröscher (SPD) . . . . . . . 7521 A, B Gibbert (CDU/CSU) . . . . . . . 7521 C Frage des Abg. Dröscher: Ausbildungsbeihilfen für Studierende an den Höheren Landbau- und Weinbauschulen in Rheinland-Pfalz Schwarz, Bundesminister . 7521 D, 7522 A Dröscher (SPD) . . . . 7521 D, 7522 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1964 (Nachtragshaushaltsgesetz 1964) (Drucksache IV/2755) ; Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache IV/2829) — Zweite und dritte Beratung — Schoettle (SPD) 7522 B Dr. Conring (CDU/CSU) 7524 C Dr. Emde (FDP) . . . . . . . 7527 A Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 7529 C Leicht (CDU/CSU) 7535 A Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 7537 A Entwurf eines Vierten Umstellungsergänzungsgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/2808) ; Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksachen IV/2831, zu IV/2831) — Zweite und dritte Beratung — 7539 C Schriftlicher Bericht des Außenhandelsaus- , schusses über die von der Bundesregierung beschlossene Einhundertundzweite Verordnung zur Änderung des deutschen Zolltarifs 1963 usw. (Drucksachen IV/2816, IV/2833) 7539 D Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung vom 2. Dezember 1964 Struve (CDU/CSU) 7540 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 7544 A Schmücker, Bundesminister 7552 B 7564 B Ertl (FDP) 7554 D Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . . 7559 B Schwarz, Bundesminister . . . . . 7561 C Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 7563 B Bauknecht (CDU/CSU) 7565 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zuckersteuergesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/2413) ; Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache IV/2838) ; Mündlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache IV/2832) — Zweite und dritte Beratung — 7565 A Persönliche Erklärung nach § 35 GO Memmel (CDU/CSU) 7565 C Nächste Sitzung 7565 D Anlagen 7567 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 7509 152. Sitzung Bonn, den 10. Dezember 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 14.02 Uhr
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    7566 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 Berichtigungen Es ist zu lesen: 151. Sitzung Seite 7478 B Zeile 13 statt „renseignement" : enseignement; Seite 7478 D Zeile 9 statt „durch": auf; Zeile 19 bis 21 statt „Gelehrtenrepublik entwickelt im Hinblick auf überschaubare kleinere Universitäten stabile Verhältnisse. Sie hat den Nachteil," : Gelehrtenrepublik, entwickelt im Hinblick auf überschaubare kleinere Universitäten und stabile Verhältnisse, hat den Nachteil, . Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 7567 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach 11. 12. Dr. Aigner * 11. 12. Frau Albertz 10. 12. Arendt (Wattenscheid) 10. 12. Dr. Atzenroth 31. 12. Bading * 11. 12. Bazille 15. 12. Dr. Besold 31. 12. Dr. Bieringer 11. 12. Blachstein 31. 12. Blumenfeld 11. 12. Dr. Dittrich 19. 12. Dopatka 11. 12. Frau Dr. Elsner * 12. 12. Etzel 10. 12. Faller 11. 12. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 11. 12. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 11. 12. Dr. Fritz (Ludwigshafen) 10. 12. Dr. Furler 12. 12. Gaßmann 31.12. Gedat 15. 12. Gewandt 10. 12. Glombig 11. 12. Gontrum 11. 12. Dr. Gossel 19. 12. Gscheidle 10. 12. Hahn (Bielefeld) 31. 12. Hammersen 30.1. Hellenbrock 10. 12. Dr. Hellige 11. 12. Hesemann 11. 12. Kalbitzer 11. 12. Klinker 10. 12. Kraus 11. 12. Dr. Kreyssig * 18. 12. Kriedemann 18. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 15.1. Leber 11. 12. Lenz (Bremerhaven) 11. 12. Dr. Lohmar 11. 12. Frau Lösche 11. 12. Lücker (München) 10. 12. Maier (Mannheim) 11. 12. Mattick 11. 12. Mauk * 15. 12. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 11. 12. Metzger * 11. 12. Freiherr von Mühlen 11. 12. Müller (Remscheid) 11. 12. Dr. Müller-Hermann * 12. 12. Peters (Poppenbüll) 19. 12. Rademacher 11. 12. Reichardt 17. 12. */ Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Richarts * 12. 12. Schlüter 11. 12. Dr. Sinn 11. 12. Dr. Starke 11. 12. Dr. Stoltenberg 11. 12. Storch * 11. 12. Frau Strobel * 13. 12. Theis 10. 12. Unertl 11. 12. Zühlke 11. 12. b) Urlaubsanträge Ritzel 16. 12. Anlage 2 Umdruck 531 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Erklärung der Bundesregierung vom 2. Dezember 1964 betreffend Harmonisierung der EWG-Getreidepreise Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bei den Beratungen zur Harmonisierung der Agrarpolitik lin Ministerrat der EWG folgende Beschlüsse und Feststellungen zu berücksichtigen: 1. Bei der vom Jahre 1967 ab durch die Bundesregierung zugesagten Harmonisierung des europäischen Getreidepreises sind die in der Entschließung vom 19. März 1963 der Fraktionen der CDU/CSU, FDP aufgestellten Kriterien als Grundlage der kommenden Verhandlungen und Entscheidungen zu berücksichtigen. 2. Bei der Festsetzung des europäischen Getreidepreises muß eine Revisionsklausel die Kaufkraftentwicklung berücksichtigen. 3. Die Erzeugerpreise zwischen Brot- und Futtergetreide müssen unverändert in der Relation 100 : 91 : 85 verbleiben. 4. Der Getreidepreis muß in Rechnungseinheiten ausgedrückt werden. Dabei muß ein besonderer Interventionszuschlag für Braugerste und Qualitätsweizen sichergestellt werden. 5. Bei der Festsetzung der Preise für die tierischen Veredelungsprodukte sowie für Zuckerrüben und Ölsaaten sind die Kriterien, welche maßgeblich die Kosten des Getreidepreises bestimmen, zu berücksichtigen. 6. Bei der Verwirklichung des Gemeinsamen Agrarmarktes dürfen marktferne landwirtschaftliche Erzeugungsgebiete nicht benachteiligt werden. Dabei ist besonders die schwierige Situation in den Zonenrandgebieten, in den benachteiligten Mittelgebirgs- und Bergbauerngebieten zu berücksichtigen. 7. Das Landwirtschaftsgesetz ist entsprechend dem Antrag der FDP verpflichtender zu gestalten. 7568 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 8. Die Bundesregierung wird aufgefordert, ein EWG-Anpassungsgeisetz für die deutsche Landwirtschaft mit folgender Zielsetzung vorzulegen: a) Ein langfristiges Investitionisförderungsprogramm zu Zinssätzen, die entsprechend der Einkommenslage der deutschen Landwirtschaft tragbar sind. Hierzu gehören als vordringliche Maßnahmen Konsolidierung der Altschulden und Belastungen, die sich aus langfristigen Strukturmaßnahmen ergeben; b) Verbesserung der landwirtschaftlichen Qualitätsproduktion und Absatzsicherung sowie Vermarktung; c) ein langfristiges Strukturprogramm, welches sicherstellt, daß die landwirtschaftliche Produktion durch leistungsfähige Familienbetriebe auch für die Zukunft gesichert wird. 9. Außerdem wird eine gesetzliche Regelung zur Förderung der bäuerlichen Veredelungswirtschaft und zur Vermeidung einer Überproduktion an Veredelungserzeugnissen als Folge eines harmonisierten Getreidepreises durch gewerbliche Veredelungsbetriebe, wobei auf die französische Regelung hingewiesen wird, gefordert. 10. Die vorgenannten gesetzlichen Maßnahmen müssen, wie es für andere Länder bereits geschehen ist, als EWG-konform durch die EWG anerkannt werden. 11. Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag rechtzeitig über das Ergebnis der Verhandlungen in Brüssel zu berichten. Bonn, den 10. Dezember 1964 Mischnick und Fraktion Anlage 3 Umdruck 532 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Erklärung der Bundesregierung vom 2. Dezember 1964 betreffend Verhandlungen der Bundesregierung über Harmonisierung der Getreidepreise im EWG-Ministerrat. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bei den Verhandlungen im EWG-Ministerrat über die vorzeitige Preisangleichung von Getreide in einem Zuge nachfolgende Grundsätze zu beachten: 1. Die zu beschließenden gemeinsamen Getreidepreise sind im Hinblick auf die allgemeine Preis-und Kostenentwicklung in der Landwirtschaft seit dem Basisjahr des Mansholt-Plans (1962/63) auf einen aktuellen Stand zu bringen. Das entspricht einem derzeitigen Grundrichtpreis für Weichweizen von mindestens 440 DM/t. 2. Der Zeitpunkt der Anwendung der gemeinsamen Getreidepreise darf frühestens auf den 1. Juli 1967 festgelegt werden. 3. Bei der Festsetzung der gemeinsamen Getreidepreise muß eine Revisionsklausel beschlossen werden, nach der eine spätere Anpassung der jetzt beschlossenen Preise entsprechend der allgemeinen Preis- und Kaufkraftentwicklung vorzunehmen ist. Eine solche Anpassung wird um so mehr erforderlich sein, weil jetzt Getreidepreise festgelegt werden, die erst am 1. Juli 1967 zur Anwendung gelangen. 4. Die von der Kommission vorgeschlagenen Preisrelationen zwischen Brotgetreide und Futtergetreide von 100 : 85 muß bestehenbleiben. Die Preisrelationen zwischen Weich- und Hartweizen sind bei 100 : 105 und die Preisrelation zwischen Weichweizen und Roggen bei 100 : 91 festzulegen. Bei der Intervention von Braugerste sollte ein Qualitätszuschlag von 45 DM/t vorgesehen werden. 5. Die einheitliche Durchführung der Regionalisierung und der Markttechnik muß in allen Mitgliedstaaten der EWG sichergestellt sein. Dabei sollte angestrebt werden, eine Anhebung der abgeleiteten Interventionspreise vor allem in den marktfernen Gebieten der Bundesrepublik zu ermöglichen. Die Beförderungkosten sind nach der Herstellung eines gemeinsamen Getreidepreisniveaus ein wesentliches Element zur Berechnung der abgeleiteten Preise.. Es sollte angestrebt werden, bis zum Zeitpunkt der Anwendung der gemeinsamen Preise eine volle Wettbewerbsgleichheit auf dem Gebiet der gemeinsamen Verkehrspolitik für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu erreichen. 6. Es muß sichergestellt sein, daß die deutsche Landwirtschaft die mit der vorzeitigen Getreidepreisharmonisierung verbundenen Einnahmeverluste aus Gemeinschaftsmitteln bis zum Ende der Übergangszeit ohne Degression ersetzt erhält. Hinsichtlich der Höhe der Ausgleichszahlungen müßte von den Berechnungen der Bundesregierung ausgegangen werden. Außerdem muß die Bundesregierung die Möglichkeit behalten, in eigener Zuständigkeit geeignete Maßnahmen für die Landwirtschaft zu treffen, um einen Ausgleich einkommenswirksamer Maßnahmen anderer Mitgliedstaaten, insbesondere auf sozialpolitischem Gebiet, herbeizuführen und um damit die in der Bundesrepublik bestehende Disparität des Einkommens der in der Landwirtschaft tätigen Menschen zu verringern. 7. Es muß sichergestellt werden, daß alle im Zusammenhang mit der vorzeitigen Getreidepreisangleichung getroffenen Beschlüsse ein Ganzes bilden und nicht durch spätere Mehrheitsentscheidungen des Ministerrates wieder geändert werden. Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 7569 8. Es muß vermieden werden, daß die einmal festgelegten gemeinsamen Getreidepreise infolge von währungspolitischen Maßnahmen der Mitgliedstaaten wieder gefährdet werden. Daher sollte die von der Kommission vorgeschlagene Regelung, die gemeinsamen Getreidepreise in Rechnungseinheiten festzusetzen, uneingeschränkt übernommen werden. Bonn, den 10. Dezember 1964 Struve und Fraktion Anlage 4 Schriftlicher Bericht des Abgeordneten Stooß zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zuckersteuergesetzes (Drucksache IV/2413). Der interfraktionelle Antrag Drucksache IV/2413 wurde in der heutigen Vormittagssitzung des Finanzausschusses behandelt. Der Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als mitberatender Ausschuß hat in seiner Sitzung am 7. Oktober 1964 den Antrag beraten. Das Votum dieses Ausschusses lautete auf Zustimmung. Es ist Ziel und Zweck dieses Antrags bzw. Gesetzentwurfs, über eine Zuckersteuersenkung die Voraussetzung für eine Rübenpreisanhebung zu schaffen, ohne daß der Zuckerpreis erhöht wird. Der Antrag sieht eine Zuckersteuersenkung von 10,— DM auf 6,— DM pro dz Zucker vor. Diese Steuersenkung soll eine Rübenpreiserhöhung von 6,75 DM auf 7,25 DM pro dz Zuckerrüben bei 15,5 % Zuckergehalt ermöglichen. Auf eine grundsätzliche Erörterung des ganzen Fragenkomplexes konnte der Ausschuß verzichten, da die Zusammenhänge des Antrags hinreichend bekannt sind, zumal auch in der ersten Lesung grundsätzliche Ausführungen zudem Antrag bereits gemacht wurden. Von der Regierung wurde zu Art. 2 Abs. 1 des Antrags ein Änderungs- bzw. Ergänzungsvorschlag gemacht. Sinn und Zweck dieses Antrags ist, daß Steuerrückerstattung nur auf Zucker, der aus der inländischen Ernte 1964 hergestellt ist oder wird, gewährt wird. Außerdem soll die Ergänzung verhindern, daß die Steuersenkung auch Anwendung findet auf Zuckervorräte früherer Ernten. Dieser Ergänzungsantrag fand die einstimmige Annahme des Finanzausschusses. Schließlich soll das Gesetz mit dem 1. Januar 1965 in Kraft treten. Der Finanzausschuß empfiehlt dem Hohen Hause, den vom ihm mit großer Mehrheit angenommenen Gesetzentwurf in der Fassung, wie dem Hohen Hause mit Drucksache IV/2832 unterbreitet, zuzustimmen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Georg Emde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Grundlage unserer Beratung sind der Nachtragshaushalt 1964 und der Bericht des Haushaltsausschusses, in dem die Annahme dieses Nachtragshaushalts empfohlen wird. In »der gestrigen Debatte im Haushaltsausschuß hat die Opposition nichts gesagt, woraus sich ergeben könnte, daß sie den Nachtragshaushalt heute im Plenum ablehnen würde. Im Gegenteil ergab sich aus ihren Fragen und aus ihrer Reaktion auf die Antworten des Herrn Finanzministers, daß sie im Prinzip mit dem Inhalt des Nachtragshaushalts einverstanden war.

    (Sehr richtig! und Hört! Hört! bei den Regierungsparteien.)

    Worum geht es in diesem Nachtragshaushalt? Wie ist er politisch zu bewerten? Was bedeutet er für die weitere Finanzpolitik der Regierung? Ich glaube, das sind die »drei Fragen, über die wir uns hier heute zu unterhalten haben.
    In dem Nachtragshaushalt sind eine Reihe kleinerer Korrekturen verschiedener Einzelpläne enthalten, über die wir uns hier nicht näher zu unterhalten brauchen, weil im Haushaltsausschuß und auch im Plenum im Prinzip Einverständnis über diese Ausgaben besteht. Ich nenne nur einige Zahlen, um die im Verhältnis zum Gesamthaushalt geringe Bedeutung dieser Ausgaben darzustellen: 600 000 DM mehr für das Auswärtige Amt, 3 Millionen DM mehr für das Ministerium für gesamtdeutsche Fragen, 50 Millionen DM mehr für Grunderwerb im Einzelplan 35. Über diese »Positionen gab und gibt es keine Meinungsunterschiede. Zum Teil sind die politischen Entscheidungen, die zu diesen Mehrausgaben führen, hier bereits im Laufe des Haushaltsjahres gefallen. Dies trifft z. B. für die Beamtenbesoldung zu. Hier ist eine Verstärkung der Mittel um 30 Millionen DM veranschlagt. Die Zahlung ist »ausgelöst worden durch den Beschluß des Bundestages, die Beamtenbesoldung zum 1. Oktober dieses Jahres zu erhöhen. Eine Reihe anderer Ausgaben sind zwangsläufig in den Nachtragshaushalt „hineingewandert".
    Ein zweiter größerer Komplex von Ausgaben wird verursacht durch Maßnahmen, die ich als Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur bezeichnen möchte. So sind 307 Millionen DM Mehrausgaben zugunsten der Deutschen Bundesbahn und 183 Millionen DM Mehrausgaben für den Straßenbau veranschlagt, zwei Maßnahmen, die für die allgemeine Entwicklung der deutschen Wirtschaft von erheblicher Bedeutung sind und die sicherlich auch im Sinne des gesamten Hauses liegen.

    (Zuruf von »der CDU/CSU: Ist die SPD dagegen?)

    Mit den 307 Millionen DM, die wir für die Bundesbahn geben, haben wir nahezu die »gesamte Belastung durch den Fehlbetrag aus dem Jahre 1963 abgedeckt, der ja 340 Millionen DM betrug und die Bundesbahn im Laufe dieses Jahres in eine Liquiditätskrise hineingeführt hat.
    Auf die Bereitstellung der zusätzlichen 183 Millionen DM für den Straßenbau während des Haushaltsjahres werde ich im weiteren Verlauf meiner Rede noch zu sprechen kommen.
    Der dritte Komplex von Ausgaben, die in diesem Nachtragshaushalt vorgesehen sind, umfaßt Ausgaben, die finanzpolitisch von Bedeutung sind: »die Zahlung von 400 Millionen DM an die Deutsche Bundesbank und die Abdeckung des Defizits aus dem Haushaltsjahr 1963 in Höhe von 511 Millionen DM. Ich möchte noch einmal die Diskussion während der dritten Lesung dm April dieses Jahres in die Erinnerung zurückrufen. Damals ist hier das Problem des Schattenhaushalts behandelt worden, und ich habe für meine Fraktion ausgeführt, daß ich gerade die Tatsache der nicht erfolgten Tilgung der Schulden gegenüber der Bundesbank in Höhe von 400 Millionen DM und die Nichteinstellung des Defizits aus dem Jahre 1963 in Höhe von 511 Millionen DM als eine erhebliche Belastung für das Haushaltsjahr 1964 ansähe. Ich habe damals für meine Fraktion den Wunsch geäußert, daß diese Probleme im Laufe des Jahres bereinigt würden, und Gott sei Dank ist es uns gelungen, diese Bereinigung hier jetzt durchzuführen.
    Herr Kollege Schoettle hat sich über das Problem der Minderausgaben nicht allzu positiv geäußert. Er hat gesagt, da sei eine Zahl von 1,7 Milliarden DM, nicht weiter aufgegliedert im Haushalt, als Zunahme der Minderausgaben eingebracht. Nun, Herr Kollege, der Bundesfinanzminister hat gestern im Haushaltsausschuß schon eine gewisse Voraufgliederung dieser Zahl vorgetragen, aus der sich ergibt, daß die Masse der Minderausgaben im Verteidigungshaushalt anfallen wird und daß sich zwei weitere Einzelpläne auch mit Minderausgaben an dem Ausgleich dieses Nachtragshaushalts beteiligen werden. Er hat weiter ausgeführt, daß die endgültigen Zahlen erst in einigen Wochen vorliegen werden und daß erst dann die Aufgliederung der Minderausgaben auf die Einzelpläne erfolgen kann, ein Vortrag des Bundesfinanzministers, der im Haushaltsausschuß mit allem Ernst entgegengenommen wurde und an dem wir auch heute hier nichts aussetzen können. Ich glaube, der Vorwurf, die Minderausgaben seien
    7528 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964
    Dr. Emde
    nicht entsprechend aufgegliedert, ist mehr in der theoretischen Diskussion zu suchen als im sachlichen Inhalt.
    Das ist in dürren Worten der Inhalt des Nachtragshaushalts, eines Nachtragshaushalts, dessen allgemeine und finanzpolitische Bewertung ohne Zweifel zu positiven Ergebnissen führt. Es ist gelungen, die erforderlichen Umstellungen vorzunehmen, ohne das Volumen des Gesamthaushalts zu verändern. Die sogenannte magische Zahl von 60,3 Milliarden DM hat sich also zum Ende dieses Jahres als eine reale Zahl herausgestellt. Durch eine disziplinierte Ausgabenpolitik und eine glückliche Zusammenarbeit aller Beteiligten ist erreicht worden, was sehr viele Skeptiker zu Beginn des Jahres für unwahrscheinlich gehalten und was viele Kritiker als unmöglich dargestellt hatten. Es hat sich somit gezeigt, daß es finanzpolitisch richtig sein kann, eine äußerste Grenze festzulegen und politische Maßnahmen im Rahmen dieser Grenze zu planen.
    Es hat sich weiter ergeben, daß notwendige Forderungen zur Verbesserung der Infrastruktur im Rahmen dieser Grenze erfüllt werden konnten. Die Tatsache, daß wir allein für das Verkehrswesen 490 Millionen DM gesetzlich bereitgestellt haben, ist ein deutlicher Beweis für die Entschlossenheit dieser Regierung, den großen Sektor der Gemeinschaftsaufgaben in der erforderlichen Weise finanziell auszugestalten.
    Als im Sommer deutlich wurde, daß infolge der raschen Baufortschritte, die sich aus der günstigen Wetterlage ergaben, die Straßenbaumittel nicht ausreichten, hat der Bundesfinanzminister bereits nach einer ganz kurzen Verhandlungsphase von wenigen Tagen die geforderten Finanzmittel in voller Höhe zur Verfügung gestellt. Dieses positive Verhalten läßt uns manch anderer in Zukunft zu lösender Frage mit Vertrauen und Ruhe entgegensehen.
    Von besonderer Bedeutung aber ist das konjunkturpolitisch richtige Verhalten der Regierung im Rahmen dieses Nachtragshaushalts. Die Abdeckung des Haushaltsdefizits und die bisher nicht eingeplante Tilgungsleistung an die Bundesbank bedeuten konjunkturpolitisch die Stillegung von 911 Millionen DM. Natürlich hätte es Möglichkeiten genug gegeben, diese 911 Millionen DM in anderer Weise auszugeben. Genügend Wünsche, nicht nur von sogenannten Interessentengruppen, sondern genügend, im einzelnen sachlich fundierte Wünsche lagen vor. Das Problem der meisten dieser Wünsche aber war darin zu sehen, daß es sich um Wünsche handelt, die sich als jährlich wiederkehrende Dauerleistung finanziell auswirken, während der hier im Nachtrag als Deckung zur Verfügung stehende Betrag von 1,7 Milliarden DM doch nur durch Restebildung, also durch momentanes Nichtausgeben von Geld, entstanden ist, wobei jedermann weiß, daß die Geldausgabe in Wirklichkeit ja nur um einige Monate, vielleicht um ein Jahr oder zwei Jahre verschoben worden ist. So war es logisch, zum mindesten einen erheblichen Teil der entstandenen Reste konjunkturdämpfend zur Tilgung von Schulden und alten Verpflichtungen einzusetzen.
    Diese richtige Planung muß klar und deutlich begrüßt werden. Noch mehr aber ist zu begrüßen, daß es Regierung und Koalition gelungen ist, diese Planung in die Tat umzusetzen und gegenüber allen Anfechtungen bis zum erfolgreichen Abschluß durchzuhalten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Konjunkturell richtiges Verhalten ist die Basis für Stabilität der Währung und damit für Stabilität des Preisgefüges, Dinge, an denen die Gesamtheit der Bevölkerung in höchstem Maße interessiert ist. Das muß auch die Forderung für das weitere Verhalten aller politisch entscheidenden Kräfte im . nächsten Jahr sein. Es ist hier nicht der Platz und die Stunde, eine finanz- und haushaltspolitische Vorschau auf den Haushalt des Jahres 1965 zu geben. Es ist aber erforderlich, einige Vorstellungen für die weitere gesetzgeberische Arbeit zu entwickeln, für eine gesetzgeberische Arbeit, die nicht ohne Auswirkung auf den Haushalt des Jahres 1965 bleiben wird. Die Fraktion der FDP ist entschlossen, die finanzpolitisch bewährte Politik der letzten Jahre, die sich so deutlich in diesem Nachtragshaushalt darstellt, auch in der Zukunft fortzusetzen. In dieser Politik sind die währungspolitischen Ziele mit der Forderung ausgedrückt: Stabilität der Währung und Stabilität des Preisgefüges und Sicherung gleichbleibender Zuwachsraten des Sozialprodukts. Die FDP ist überzeugt, daß eine Politik der Wahlgeschenke im Endeffekt niemand nützt, weder denen, die sich im Augenblick darüber freuen, zusätzliche Leistungen zu erhalten, noch der Allgemeinheit, die über ihre Steuerleistung diese Wahlgeschenke bezahlt. Das heißt nicht, daß die FDP sich gegen eine Weiterentwicklung der Sozialgesetzgebung oder sonstiger Gesetzgebungsbereiche wendet Im Gegenteil, unser Verhalten in den letzten Jahren hat deutlich gemacht, daß wir auf der einen Seite bereit sind, alle sinnvollen sozialpolitischen Initiativen zu unterstützen, daß wir zum anderen durch eine erhebliche Ausdehnung des steuerbegünstigten Sparens verstärkten Anreiz zur Vermögensbildung bieten wollen. Aber die FDP ist überzeugt, daß alle diese Vorhaben nur dann sinnvoll sind, wenn sie in den Rahmen der allgemeinen Wirtschafts- und Sozialpolitik eingegliedert beschlossen werden und wenn nicht durch die Summierung von Vorhaben eine Entwicklung ausgelöst wird, an deren Ende eine Zerstörung der deutschen Währung stehen würde.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das bedeutet, daß die Festlegung einer Haushaltsgrenze auch für das Jahr 1965 beibehalten werden muß, einer Haushaltsgrenze, die aufgebaut ist auf der Zuwachsquote des Sozialprodukts und berechnet ist mit einem Endbetrag von 63,9 Milliarden DM.
    Wir sind gewillt, die sicherlich notwendigen Korrekturen im Haushalt im Rahmen dieser finanziellen Gegebenheiten vorzunehmen.
    Das setzt Umstellungen im bestehenden Volumen des Haushalts voraus und wirft natürlich die Dekkungsfrage auf, da die Summe der Anforderungen
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 7529
    Dr. Emde
    ja ohne Zweifel — je nachdem, was man heute addiert — erhebliche Beträge ausmacht. Es wird notwendig sein, um vernünftige Entschlüsse zu fassen, das Abschlußergebnis des Haushaltsjahres 1964 abzuwarten. Der Bundesfinanzminister hat gestern im Haushaltsausschuß erklärt, daß er sich um eine möglichst rasche Zurverfügungstellung der Abschlußzahlen bemüht und daß vorläufige Abschlußzahlen dem Haushaltsausschuß bereits in den letzten Tagen des Januars zugehen werden.
    Aus diesen Abschlußzahlen wird klarwerden, in welchen Bereichen die Entwurfszahlen den tatsächlichen Gegebenheiten angepaßt werden können. Es unterliegt dabei keinem Zweifel, daß der Einzelplan des Verteidigungsministeriums auch im nächsten Jahr größere Beträge als Reste anbieten wird.
    Wir sollten aber dabei das Verhalten der zuständigen Minister, des Bundesverteidigungs- und des Bundesfinanzministers, besonders positiv würdigen. Es ist nicht immer so gewesen, daß entstehende Reste in dieser Form klar ausgewiesen wurden. In der Vergangenheit ist mehrfach versucht worden, zum Teil mit Erfolg, durch Umschichtungen und sogenannte Vorauszahlungen das Entstehen größerer Restbestände zu umgehen. In diesem Jahr ist strikt nach den Bestimmungen der Reichshaushaltsordnung nur dann eine Zahlung erfolgt, wenn die rechtlichen und vertraglichen Verpflichtungen tatsächlich geschaffen waren. Das ist ein erheblicher Fortschritt, und ich möchte im Namen meiner Fraktion dem Herrn Bundesverteidigungsminister und dem Herrn Bundesfinanzminister zu diesem Verhalten unsere besondere Zustimmung ausdrücken.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Neben dem Verteidigungshaushalt werden sich auch in anderen Einzelplänen Einsparungsmöglichkeiten ergeben. Es ist aber natürlich, daß derartige Umschichtungsmöglichkeiten des Gesamthaushalts 1965 nicht in unbegrenztem Umfang bestehen. Ebenso natürlich ist es, daß die Verpflichtungen und Zusagen, die von der Regierung gegeben wurden, und daß die Beschlüsse des Parlaments in den Veränderungen voll enthalten sein werden. In welchem Umfang und zu welchem Zeitpunkt darüber hinausgehende Wünsche befriedigt werden können, wird eine Frage zukünftiger Entscheidung sein.
    Aus der Verhandlung im Haushaltsausschuß vom gestrigen Tage und dem Mündlichen Bericht des Haushaltsausschusses ergibt sich keine Kritik am Verhalten der Regierung und der Koalition in Sachen Nachtragshaushalt 1964;

    (Zuruf von der SPD: Das stimmt doch nicht!) das muß einmal ganz deutlich gesagt werden.

    Die Probleme des Jahres 1965 sind zu lösen, wenn die gesunden und klaren Grundzüge der Politik unbeirrt fortgesetz werden. Die Fraktion der Freien Demokratischen Partei ist dazu bereit. Sie stimmt diesem Nachtragshaushalt in der klaren Erkenntnis zu, daß er ein Stück auf dem Wege einer richtigen Politik ist, die auch im Jahre 1965 fortgesetzt werden wird.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Möller.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alex Möller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe volles Verständnis dafür, daß die Herren Kollegen Conring und Emde ein Plädoyer für diesen Nachtragshaushalt und diese Finanzpolitik der Bundesregierung sich zu halten bemüht haben. Ich habe aber kein Verständnis dafür, daß sie sich auch bemüht haben, nachzuweisen, daß sie an der öffentlichen Meinung vorbeiliegen.
    So hat beispielsweise am 7. Dezember, also vor einigen Tagen, eine angesehene Zeitung, nämlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung, einen Artikel mit der Überschrift „Gefahren für den Bundeshaushalt" veröffentlicht. Schon der erste Satz enthielt die lapidare Feststellung: „Von drohender finanzpolitischer Anarchie in unserem Lande ist seit ein paar Wochen die Rede."

    (Abg. Dr. Conring: Das bezog sich nicht auf den Nachtragshaushalt!)

    Später wird in diesem Artikel hinzugefügt: „Was sich gegenwärtig in der Finanzpolitik abspielt und was sich weiter ,abzuspielen droht, rechtfertigt die harten Worte."

    (Abg. Dr. Conring: Wir reden doch über den Nachtragshaushalt!)

    Ich habe mit voller Absicht die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert, weil ich bisher der Meinung war, daß Sie wenigstens ,ein solches Blatt in einer solchen Diskussion ernst nehmen.

    (Abg. Dr. Conring: Das galt doch für 1965!)

    Sie können doch nicht, meine Herren von der Koalition, einfach darauf hinweisen: Wir diskutieren über den Nachtragshaushalt. Auch mein Vorredner, Herr Emde, hat die Zusammenhänge zwischen dem Nachtragshaushalt und der Finanz- und Haushaltspolitik überhaupt aufgezeigt.
    Im Bewußtsein der Tragweite solcher Vorwürfe, wie sie in der Öffentlichkeit erhoben werden, mußte die sozialdemokratische Bundestagsfraktion die erste passende Gelegenheit benutzen — und das ist doch ohne Zweifel die zweite und dritte Lesung des Nachtragshaushalts 1964 —, um in dem für die deutsche Finanzpolitik mitverantwortlichen Bundestag auch ihrerseits nachdrücklichst die Verantwortung für die jetzige Situation klarzustellen. Das tun wir — ob Ihnen das angenehm oder unangenehm ist, spielt keine Rolle —, das ist unsere Pflicht hier in diesem Bundestag als eine starke Fraktion, die sich berufen fühlt, kritisch die Tätigkeit der Bundesregierung zu überwachen, und das um so mehr tun muß, als sie immer wieder festzustellen hat, daß es sich bei den Koalitionsfraktionen nur um treue Gefolgsleute handelt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wenn wir uns fragen, wie diese finanzpolitische Situation entstanden ist, so sind drei Fakten festzuhalten. Diese drei Fakten, meine Herren von der Koalition, bestehen und können auch von Ihnen nicht weggewischt werden,
    7530 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964
    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    Erster Fakt: Bei der Beratung im Bundesrat wurde darauf hingewiesen, daß der Bundeshaushalt 1963 mit einem Überschuß abgeschlossen hätte, wenn nicht kurz vor Jahresende Umschichtungen, insbesondere beim Verteidigungshaushalt, vorgenommen worden wären. Diese Umschichtungen haben nach Ausführungen von Bundsfinanzminister Dahlgrün vor dem Bundestag am 7. Januar 1964 im Ergebnis eine Entlastung im Etat 1964 herbeigeführt. Das ist deswegen besonders beachtlich, weil der Bundeshaushalt 1963 durch Beschlüsse des Bundestages sowie nach Anrufung des Vermittlungsausschusses erhebliche Veränderungen erfahren hat und weil im Laufe des Rechnungsjahres 1963 Mindereinnahmen an Steuern von 636 Millionen DM eingetreten sind. Der Ausgleich des Nachtragshaushalts 1963 wurde auch durch Minderausgaben im außerordentlichen Haushalt in Höhe von rund 370 Millionen DM sowie durch Vereinnahmung eines Tilgungsdarlehens aus dem VW-Erlös in Höhe von 280 Millionen DM herbeigeführt.
    Im diesjährigen Haushalt hat der Bundestag gegenüber dem Regierungsentwurf eine Deckung für neue und geänderte Haushaltsansätze in Höhe von 852,4 Millionen DM beschlossen. Der Nachtragshaushalt weist eine zusätzliche globale Minderausgabe von 1,72 Milliarden DM aus, die der Finanzierung von Mehrausgaben über 1,79 Milliarden DM dienen mit der Erläuterung zu dem entsprechenden Titel:
    In einigen Bereichen, namentlich bei der militärischen und der zivilen Verteidigung, fließt ein Teil der Investitionsausgaben langsamer als erwartet ab. Eine Erhöhung der Minderausgabe auf den veranschlagten Betrag erscheint gerechtfertigt.
    Wenn es Sinn und Zweck eines Nachtragshaushalts ist, Positionen, die nicht vorhersehbar sind, zu etatisieren und den zeitnahen Tatbestand in Einnahme und Ausgabe wiederzugeben, so kann niemand bestreiten, daß dieser Nachtragshaushalt diese Voraussetzungen nicht erfüllt. An Stelle von echten Deckungsvorschlägen ist die globale Ermächtigung für die Exekutive um den errechneten Differenzbetrag erhöht worden. Das ist sowohl ein unzulängliches als auch ein bedenkliches Verfahren.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Vorhersehbar waren z. B. doch die Inanspruchnahme der Tilgungsrate durch die Bundesbank aus der Nachkriegswirtschaftshilfe in Höhe von 400 Millionen DM, wie mein Kollege Schoettle schon gesagt hat, und auch .— das wiederhole ich trotz der gegenteiligen Bemerkungen in der bisherigen Diskussion — der jetzt eingesetzte weitere Betrag für den Straßenbau von 183,5 Millionen DM.
    Es finden sich überhaupt einige Beträge im Nachtragshaushalt, die bei der Haushaltsdebatte in der zweiten und dritten Lesung des Haushalts 1964 von der Mehrheit des Hohen Hauses abgelehnt worden sind. Ich bin davon überzeugt, daß diese Beträge, die jetzt im Nachtragshaushalt etatisiert werden, nach wie vor die Milchmädchenrechnung auffüllen müssen, die immer wieder von der Koalition aufgemacht wird, um zu beweisen, daß wir zuviel fordern und daß wir mit unseren Forderungen nicht maßhalten könnten.
    Ein letztes Wort zu diesem Punkt: Der Bundesminister der Finanzen, Dr. Dahlgrün, hat bei der Postdebatte am 4. Dezember dem Kollegen Börner ein Privatissimum über Haushaltspolitik und Steuereinnahmen gehalten.

    (Zuruf von der Mitte: Das war auch nötig!)

    Es war in keiner Weise berechtigt. — Meine Damen und Herren von der Koalition, wenn Sie sagen: „Das war auch nötig", so muß ich Sie bitten, einmal in aller Ruhe das Protokoll zu lesen. Erinnern Sie sich an die Aufgaben eines Abgeordneten hier im Parlament, erinnern Sie sich an das Verhältnis eines Abgeordneten dieses Parlaments zum Minister, und dann überlegen Sie, ob Sie eine solche Bemerkung wiederholen können!

    (Beifall bei der SPD.)

    Das Privatissimum war aber auch in der Sache falsch, und das weise ich Ihnen nach. Eine solche Feststellung treffen zu müssen, scheint mir etwas bedenklicher zu sein, als sich mit dem Vorwurf zu beschäftigen, den der Herr Bundesfinanzminister meinem Kollegen Börner gemacht hat. Die sozialdemokratische Fraktion hat schon in der ersten Lesung des Bundeshaushalts 1964 und in der späteren Konjunkturdebatte darauf hingewiesen, daß sie mit den Schätzungen der zu erwartenden Steigerung dès Bruttosozialprodukts und damit auch mit den Steuervorausschätzungen der Bundesregierung nicht konform geht. Ich erinnere an das Bundeskanzlerwort vom 9. Januar im Deutschen Bundestag — ich zitiere wörtlich —, „sich über eine Zuwachsrate von 6% nominal und 4% real nicht hinauslocken zu lassen, auch nicht von den wirtschaftswissenschaftlichen Instituten".
    Wie in jedem Konjunkturaufschwung, so werden auch diesmal die effektiven Steuereinnahmen das veranschlagte Aufkommen erheblich übertreffen. Das hat aber, wie der Herr Bundesfinanzminister wissen müßte, bereits die Einnahmeentwicklung des ersten Halbjahres mit einer Zuwachsrate von rund 10'0/o unterstrichen: erstes Halbjahr 1963 — ich nenne die Zahlen — 22,676 Milliarden DM, erstes Halbjahr 1964 25,523 Milliarden DM. Wenn man jetzt, wie aus den Erklärungen des Bundsefinanzministers vom 4. Dezember zu entnehmen war, im Nachtragshaushalt 1964 von 500 Millionen DM Steuermehreinnahmen ausgeht, so möchte ich meinen, daß sich dieser Betrag schon allein aus der konjunkturempfindlichen Umsatzsteuer ergeben wird. Hinzu kommen noch zwei beachtliche Posten an Mehreinnahmen, und zwar bei den Zöllen und bei dem Bundesanteil an der Einkommensteuer.
    Der Nachtrag gibt keine neuen Zahlen an, weder bei den Steuereinnahmetiteln noch bei den Positionen der Anleihefinanzierung. Es genügt nicht, daß der Herr Kollege Emde vorhin den Herr Bundesfinanzminister mit Ausführungen im Haushaltsausschuß zitiert hat. Das, was der Nachtrag in der Einnahmeseite auszuweisen hat, muß ausgewiesen werden, wenn der Nachtrag uns möglichst nahe an die
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964 7531
    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit heranbringen soll.

    (Beifall bei der SPD.)

    Herr Kollege Conring hat einen Ausflug auf den Kapitalmarkt unternommen und gemeint, die Situation sei so, daß die Bundesregierung mit ordentlichen Einnahmen den außerordentlichen Haushalt zu finanzieren in der Lage sei. Es ist immerhin sehr beachtlich, daß in dieser Situation, wo in diesen Tagen neue Veröffentlichungen über den Schuldenstand der Gemeinden erschienen sind und wo das Deutsche Industrieinstitut neue Angaben über die Notwendigkeit für die Länder veröffentlicht, an den Kapitalmarkt zu gehen, im Bundestag festgestellt wird, daß die Bundesregierung in der Lage ist, mit ordentlichen Einnahmen den außerordentlichen Etat mitzufinanzieren.

    (Abg. Dr. Conring: Aus welchen Gründen?)

    — Glauben Sie doch ja nicht, Herr Kollege Conring, daß ich Ihnen erspare, auf diesen Ihren schwächsten Punkt einzugehen!

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Diese eine Tatsache in diesem Zusammenhang festzuhalten ist notwendig, wenn wir die Finanzpolitik als Ganzes sehen, wenn wir der Meinung sind, daß das, was der Bürger an Steuern und öffentlichen Abgaben zu zahlen hat, allen zugute kommen muß, die Träger öffentlicher Aufgaben sind, also nicht nur dem Bund, sondern auch den Ländern und Gemeinden, und zwar nach einem Katalog, der sich aus der Dringlichkeit der Aufgabenstellung zu ergeben hat und nicht aus der Stärke der Position, die der eine oder andere einnimmt.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Ohne Finanzausgleich?!)

    — Es ist eine erhebliche Verbesserung des Finanzausgleichs zugunsten des Bundes vorgenommen worden. Das kann doch Ihrer Kenntnis nicht entgangen sein. Wenn Sie hier an einer Debatte über den Nachtragshaushalt teilnehmen, möchte ich erwarten, daß Sie sich zumindest einmal die Verhandlungen im Bundesrat über diesen Nachtragshaushalt 1964 ansehen. Dann müssen Sie erkennen, daß die Länder und daß der Berichterstatter des Finanzausschusses des Bundesrates mit Nachdruck darauf hingewiesen haben, daß die Länder auf Grund der Abschlüsse 1962 und 1963 beim Bundeshaushalt und auf Grund dieser Entwicklung des Bundeshaushalts 1964 zu Recht der Meinung sein müssen, man habe bei der Änderung des Finanzausgleichs von den Ländern zu früh und zuviel mehr verlangt und leider auch bekommen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich jedenfalls, der ich aus einem Lande komme, wo eine Landesregierung nicht durch Sozialdemokraten in der Verantwortung verstärkt ist, sehe mir auch selbstverständlich die Stellungnahmen der Länder in einer solchen Situation an. Und der Herr Bundesfinanzminister — —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie können sich mal nach Niedersachsen orientieren!)

    — Wenn man sich nach Niedersachsen orientiert, dann sollte das für Sie eine Warnung sein und Sie veranlassen, sich etwas näher mit den Argumenten zu beschäftigen, die der FDP-Finanzminister von Niedersachsen vorgetragen muß, um zu begründen, warum er eine Anleihe am Kapitalmarkt aufnehmen muß, um einmal das Defizit für den Haushalt 1964 und dann das mutmaßliche Defizit für den Haushalt 1965 zudecken.

    (Abg. Dr. Conring: Das ist eine schlechte Finanzpolitik!)

    Meine Damen und Herren darüber können Sie nun einmal nicht hinwegsehen.
    Nun aber wieder zurück zu der Bemerkung, die vorhin gemacht worden ist und die den Kapitalmarkt betrifft. Ich möchte hier den Herrn Bundesfinanzminister zitieren, der sich im Bundesrat am 20. November mit den Argumenten der Länder auseinandersetzen mußte und der darauf hingewiesen hat, daß die Bundesregierung einen Gesetzentwurf über die Einführung einer Kapitalertragsteuer für festverzinsliche 'Wertpapiere von Gebietsfremden eingebracht hat — das ist also die sogenannte Kupon-Steuer. Der Herr Bundesfinanzminister sagte hierzu — nachzulesen in dem Protokoll auf den Seiten 212/213 —:
    Diese Maßnahme, meine Damen und Herren, die den Druck auf den Kapitalmarkt vermin-dem sollte, hat, wie Sie wissen, auf der anderen Seite zu großen Schwierigkeiten auf dem Kapitalmarkt geführt. Der Bund hat im Wege der Kurspflege mehr als 280 Millionen DM aufwenden müssen. Dazu kommen noch Stützungskäufe der Bundesbahn, der Bundespost und des Lastenausgleichs von zusammen rund 270 Millionen DM. Insgesamt sind somit vom Bund einschließlich seiner Sondervermögen für mehr als 550 Millionen DM Kursstützungskäufe erfolgt.
    Das ist die Situation am Kapitalmarkt, die Sie herbeigeführt haben: mit der Konsequenz, daß Sie einen derartigen Betrag aus den zusätzlichen Steuereinnahmen für einen solchen Zweck zur Verfügung stellen müssen. Meine Damen und Herren, Sie glaubeen doch nicht, daß das in dem Augenblick aufhört, in dem Sie das Gesetz beschließen. Jeder Fachmann wird Ihnen sagen, daß Sie dann erneut erhebliche Beträge zur Kurspflege zur Verfügung stellen müssen.
    Diese Seiten müssen Sie berücksichtigen, wenn Sie darauf hinweisen, daß der Bund den Kapitalmarkt nicht in Anspruch genommen habe, weil der Kapitalmarkt insoweit für den Bund z. Zt. keine Beträge abwirft.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Ich dachte, Sie wären für Stabilitätspolitik?)

    — Wir sind für Stabilitätspolitik, aber, Herr Kollege Schmidt, wovon ich hier spreche, das hat nichts mit dieser Frage der Stabilitätspolitik zu tun.

    (Zurufe von der CDU/CSU: O doch! — Das nimmt Ihnen doch niemand ab! — Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Wasch mir den Pelz und mach mich nicht naß!)

    7532 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 152. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Dezember 1964
    Dr. h. C. Dr.-Ing. E. h. Möller
    — Ich habe mit einer solchen Bemerkung gerechnet und habe mir deswegen ein Schreiben des Bundesministers für Wirtschaft vom 3. Dezember 1964 mit nach hier oben genommen. Vielleicht glauben Sie dem mehr als mir; das müssen Sie ja, dazu sind Sie verpflichtet. Das Schreiben hat den Betreff: Kapitalertragsteuer für Gebietsfremde.
    I. Konjunktur- und währungspolitische Gründe
    1. Veranlassung für die Gesetzesvorlage war die konjunktur- und währungspolitische Situation im Frühjahr 1964. Es ist zuzugeben, daß die Situation heute eine andere ist.
    Also, meine Damen und Herren, —

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] :. Lesen Sie doch weiter, da steht doch sicher noch mehr drin!)

    — Aber selbstverständlich!
    Die Besserung ist weitgehend bedingt durch die von der Bundesregierung verfolgte Politik,

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Aha-Rufe von der CDU/CSU.)

    nicht zuletzt durch die Ankündigung der Kuponsteuer für Gebietsfremde.

    (Zurufe und Gegenrufe.)

    — Meine Damen und Herren von der CDU, Sie können doch schließlich von dem Referenten des Bundesministers für Wirtschaft, der das geschrieben hat, nicht verlangen, daß er hinzuschreibt: „Beispielsweise wäre die Herabsetzung .der Zölle nicht ohne die Haltung der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion möglich gewesen."

    (Beifall bei der SPD.)

    Soviel Loyalität müssen Sie doch dem Herrn im Bundeswirtschaftsministerium entgegenbringen! Und wenn er ,das wirklich geschrieben hätte, dann traue ich Herrn Schmücker zu, daß er diesen Satz herausgestrichen hätte.

    (Lachen bei der SPD. — Abg. Dr. Conring: Das waren dialektische Kunststücke. — Abg. Dr. Schäfer: Das war doch aber so!)

    — Mit diesem Zwischenruf erinnern Sie mich daran, daß Sie etwas über das Steueränderungsgesetz gemacht haben, auch im Zusammenhang mit den sogenannten Wahlgeschenken. Herr Kollege Wehner hat schon dazwischengerufen, .daß für uns in erster Linie der Zeitpunktinteressant ist, in dem Sie bestimmte Beträge zur Verfügung stellen. Darauf komme ich gleich noch in einem anderen Zusammenhang zurück.
    Sie hätten ja durch unsere Vorlagen, die wir im Herbst 1962 eingebracht haben — z. B. ein Steueränderungsgesetz —, die Möglichkeit gehabt, bereits zum 1. Januar 1964 etwas zu tun.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das haben Sie aber nicht nur deshalb nicht getan, weil
    Sie damals 'überhaupt noch keine Konzeption hat-
    ten, wie das Steueränderungsgesetz aussehen sollte,

    (erneuter Beifall bei der SPD)

    sondern weil Sie dieses Steueränderungsgesetz möglichst nah an den neuen Wahltermin heranbringen wollten.

    (Lebhafter Beifall bei 'der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, es nimmt Ihnen in der Öffentlichkeit niemand .ab, wenn Sie etwa so tun, als hätten Sie eine einheitliche Konzeption gehabt. Warum haben Sie dann das Steueränderungsgesetz halbieren müssen?

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Warum haben Sie dann erst die Hälfte verabschiedet?

    (Abg. Haase [Kassel] : Warum stimmen Sie dann überall zu?)