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    Deutscher Bundestag 148. Sitzung Bonn, den 2. Dezember 1964 Inhalt: Nachrufe auf die Abg. Dr. von Brentano, Even und Ehren 7263 A Die Abg. Frau Griesinger, Frau Kleinert und Dr. Preiß treten in den Bundestag ein 7276 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg Dr. Dr. h. c. Friedensburg . . . . 7276 A Erweiterung der Tagesordnung 7300 C Fragestunde (Drucksache IV/2776) Frage des Abg. Dr. Wuermeling: Urteil des Schöffengerichts Bonn vom 19. 11. 1964 Dr. Bülow, Staatssekretär . . . 7264 C Bausch (CDU/CSU) 7264 C Frage des Abg. Dr. Wuermeling: Schutz der Fußgänger gegen verantwortungslose Autoraserei Dr. Bülow, Staatssekretär 7264 D, 7265 B Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . . 7265 A Frage des Abg. Dr. Dröscher: Auswertung der Berichte der Bundesstelle für Außenhandelsinformation Schmücker, Bundesminister 7265 B, 7266 A Dröscher (SPD) . . . . 7265 D, 7266 A Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Pauschalabgeltungen für Leistungen eines Unternehmens Schmücker, Bundesminister . . . . 7266 A Schmidt (Kempten) (FDP) . .. . 7266 C Frage des Abg. Cramer: Unterhaltung der ehemaligen 3. Hafeneinfahrt in Wilhelmshaven Kattenstroth, Staatssekretär 7266 D, 7267 A Cramer (SPD) . . . . . . . . . 7267 A Fragen des Abg. Benda: Drohungen der Arabischen Liga gegen deutsche Firmen und Personen Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7267 B, 7268 A, 7269 A, 7270 A, 7271 A Benda (CDU/CSU) . . . . . . . 7267 C Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 7268 B Ritzel (SPD) . . . . . . .7268 C Metzger (SPD) . . . . 7268 D, 7269 A Börner (SPD) 7269 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 7269 B Wehner (SPD) . . . . . . . 7269 C Sänger (SPD) 7270 B Dröscher (SPD) . . . . 7270 D, 7271 A Schlüter (SPD) 7271 A Gscheidle (SPD) 7271 B Josten (CDU/CSU) . . . . . . 7271 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Frage des Abg. Rollmann: Deutsche Schule in Tokio Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7271 D Fragen der Abg. Frau Geisendörfer: Laufbahn für Wissenschaftsattachés — Zuständigkeit Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7272 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . . 7272 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7272 D Fragen der Abg. Frau Freyh (Frankfurt) : Lehrer-Ehepaare im Auslandsschuldienst Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7272 D, 7273 B, 7274 A Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . 7273 A Matthöfer (SPD) 7273 C Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . 7273 D Könen (Düsseldorf) (SPD) 7273 D, 7274 A Dröscher (SPD) . . . . . . . . 7274 B Frau Beyer (Frankfurt) (SPD) . . . 7274 D Fragen des Abg. Biechele: Deutsche Opfer im Kongo Dr. Schröder, Bundesminister . . 7275 A Biechele (CDU/CSU) 7275 A Frage des Abg. Dr. Imle: Errichtung einer Technischen Hochschule in Flensburg Lenz, Bundesminister 7275 D Sammelübersicht 37 des Ausschusses für Petitionen über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksache IV/2762) 7276 D Entwurf eines Gesetzes über das Zollkontingent für feste Brennstoffe 1965, 1966 und 1967 (Drucksache IV/2471); Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses (Drucksache IV/2752) — Zweite und dritte Beratung —; in Verbindung mit Fortsetzung der Aussprache über die Große Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus und über die Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Energiepolitik und Lage des Steinkohlenbergbaus (Drucksachen IV/2695, IV/2721) Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . . 7277 A Kurlbaum (SPD) . . . . . . . . 7282 D Dr. Aschoff (FDP) . . . . . . . 7287 C Weinzierl (CDU/CSU) . . . . . . 7291 B Schmücker, Bundesminister 7293 D, 7318 B Dr. Meyers, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen . . 7306 B . Dr. Schedl, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr . 7307 B Dr. Röder, Ministerpräsident des Saarlandes 7308 C Klein (Saarbrücken) (CDU/CSU) . 7309 A Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . 7309 D Dr.-Ing. Philipp (CDU/CSU) . . . 7312 D Ollesch (FDP) 7314 B Heiland (SPD) 7315 B Hörmann (Freiburg) (SPD) . . . 7321 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler 7300 D Dr. Barzel (CDU/CSU) 7303 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 7304 A Dr. Starke (FDP) 7304 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 29. Mai 1962 zwischen der Bundes- republik Deutschland und dem Spanischen Staat über Kriegsopferversorgung und zu dem Notenwechsel vom 16. Mai 1963 (Drucksachen IV/718, IV/1433); Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache IV/2719) — Zweite und dritte Beratung — Höhmann (Hessisch-Lichtenau) (SPD) 7323 A Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 7324 A Majonica (CDU/CSU) 7324 C Dr. Krümmer (FDP) 7325 A Dr. Mommer (SPD) 7325 C Dr. Kohut (FDP) 7326 D Rasner (CDU/CSU) 7327 A Entwurf eines Siebenten Rentenanpassungsgesetzes (Drucksache IV/2666) — Zweite und dritte Beratung —; in Verbindung mit dem Sozialbericht 1964 (Drucksache IV/2566) ; Bericht des Haushaltsausschusses (Druck- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 III sache IV/2790) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache IV/2753) Büttner (SPD) . . . . . . . . 7327 D Meyer (Wanne-Eickel) (SPD) . . . 7328 A Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 7329 A Kohlberger (SPD) 7329 C Maucher (CDU/CSU) 7330 B Ollesch (FDP) . . . . 7331 B, 7335 C Stingl (CDU/CSU) 7331 D Geiger (SPD) . . . . . . . . 7332 D Blank, Bundesminister 7336 A Dr. Schellenberg (SPD) 7336 D Entwurf eines Rentenversicherungs-Finanzausgleichsgesetzes (Drucksache IV/2354) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache IV/2745) — Zweite und dritte Beratung — Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 7338 A, 7340 A Deneke (FDP) 7338 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1964 (Nachtragshaushaltsgesetz 1964) (Drucksache IV/2755) — Erste Beratung — . . 7340 C Entwurf eines Gesetzes zur Kürzung von juristischen Ausbildungszeiten für Beamte und Richter (Abg. Dr. h. c. Güde, Dr. Kanka, Dr. Hauser, Dr. Böhm [Frankfurt], Dr. Weber [Koblenz], Dr. Dichgans und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache IV/2725) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Kürzung von juristischen Ausbildungszeiten für Beamte und Richter (Abg. Busse, Frau Dr. Diemer-Nicolaus und Fraktion der FDP) (Drucksache IV/2726) — Erste Beratung — Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 7340 D, 7341 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7341 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gewährung von Weihnachtszuwendungen (SPD) (Drucksache IV/2770) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Antrag der Fraktion der SPD betr. Gewährung von Weihnachtszuwendungen (Drucksache IV/2754) Gscheidle (SPD) . . . . . . . 7341 C Höcherl, Bundesminister 7342 C Entwurf eines Gesetzes zu der Satzung der Europäischen Schule (Drucksache IV/2733) — Erste Beratung — 7344 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gebühren der Schlachtviehmärkte, Schlachthäuser und Fleischgroßmärkte sowie der hierzu ergangenen Verordnungen (Abg. Dr. Siemer, Burgemeister, Riedel [Frankfurt], u. Gen.) (Drucksache IV/2737) —Erste Beratung— 7344 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Beförderungsteuergesetzes (Abg. Varelmann, Meis, Drachsler, Dr. Aschoff, Dr. Imle, Arendt [Wattenscheid], Hörmann [Freiburg] u. Gen.) (Drucksache IV/2697) — Erste Beratung — 7344 B Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1962, hier: Einzelplan 09, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksache IV/2728, Umdruck 72) 7344 C Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die von der Bundesregierung beschlossene Einundneunzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1963 (Drucksachen IV/2579, IV/2729) 7344 C Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen über die von der Bundesregierung zur Unterrichtung vorgelegten Vorschläge der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Einführung gemeinsamer Regeln für den grenzüberschreitenden Straßenpersonenverkehr (Drucksachen IV/2178, IV/2738) ; für eine Verordnung des Rats über die Anwendung von Wettbewerbsregeln auf dem Gebiet des Eisenbahn-, Straßen- und Binnenschiffsverkehr (Drucksachen IV/2423, IV/2739) ; an den Rat für Richtlinien, Entscheidungen von Verordnung betr Verkehrswesen (Drucksachen IV/1313, IV/2740) 7344 D IV Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen über den von der Bundesregierung zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Festlegung spezifischer Reinheitskriterien für konservierende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen (Drucksachen IV/2672, IV/2768) . . . . . . 7345 B Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen über die von der Bundesregierung vorgelegten Vorschläge der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Änderung der Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für färbende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen und für eine Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Antioxydantien, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen (Drucksachen IV/2528, IV/2769) 7345 C Antrag betr. Qualitätssteigerung und Rationalisierung in der Molkereiwirtschaft (Abg. Wächter, Logemann, Sander, Walter, Ertl u. Gen.) (Drucksache IV/2727) 7345 D Ubersicht 25 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache IV/2714) 7345 D Nächste Sitzung 7346 Anlagen 7347 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7263 148. Sitzung Bonn, den 2. Dezember 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 147. Sitzung Seite 7231 C Zeile 3 von unten statt „nachher den" : nachher nicht den. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Bading ** 3. 12. Bauer (Würzburg) * 5. 12. Bazille 15. 12. Frau Berger-Heise 3. 12. Berkhan * 5. 12. Fürst von Bismarck * 5. 12. Dr. h. c. Brauer* 5. 12. Corterier * 5. 12. Eisenmann 4. 12. Erler * 5. 12. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) * 5. 12. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 2. 12. Dr. Furler * 5. 12. Gedat 15. 12. Dr. Gradl 4. 12. Dr. von Haniel-Niethammer 4. 12. Dr. Hellige 4. 12. Herold 4. 12. Frau Dr. Hubert * 5. 12. Jacobs * 5. 12. Dr. Jaeger * 5. 12. Kahn-Ackermann * 5. 12. Dr. Kliesing (Honnef) * 5. 12. Dr. Kopf * 5. 12. Kriedemann ** 4. 12. Leber 2. 12. Lenze (Attendorn) * 5. 12. Maier (Mannheim) 4. 12. Frau Dr. Maxsein * 5. 12. Memmel * 5. 12. Dr. von Merkatz * 5. 12. Dr. Meyer (Frankfurt) * 5. 12. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 2. 12. Freiherr von Mühlen * 5. 12. Paul * 5. 12. Frau Dr. Probst ** 2. 12. Rademacher 2. 12. Frau Renger * 5. 12. Richarts ** 4. 12. Rohde ** 2. 12. Dr. Rutschke * 5. 12. Dr. Schmid (Frankfurt) * 5. 12. Dr. Schneider (Saarbrücken) 4. 12. Dr. Seffrin * 5. 12. Seidl (München) * 5. 12. Dr. Serres * 5. 12. Dr. Starke 2. 12. Storch ** 3. 12. Dr. Süsterhenn * 5. 12. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell 3. 12. Dr. Wahl * 5. 12. Weinkamm ** 2. 12. Welke 5. 12. Wienand * 5. 12. Wischnewski ** 2. 12. Dr. Zimmer * 5. 12. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich b) Urlaubsanträge Dr. Atzenroth 31. 12. Blachstein 31. 12. Dr. Dittrich 19. 12. Gaßmann 31. 12. Dr. Gossel 19. 12. Hahn (Bielefeld) 31. 12. Hammersen 30. 1. Freiherr von Kühlmann-Stumm 15. 1. Peters (Poppenbüll) 19. 12. Dr. Preiß 31. 12. Frau Strobel ** 13. 12. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Versammlung der Westeuropäischen Union ** Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Umdruck 511 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP - Drucksache IV/2695 - betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Deutsche Bundestag - teilt die Auffassung der Bundesregierung, daß die Unsicherheit im Steinkohlenbergbau umgehend beseitigt und den Bergleuten und Unternehmen das notwendige Vertrauen in die Zukunft eines leistungsfähigen Bergbaus und die dazu erforderliche Sicherheit erhalten werden muß; - begrüßt die Erklärung der Bundesregierung, die wirtschaftspolitischen Maßnahmen so auszurichten, daß im Zusammenwirken mit den Bemühungen des Bergbaus Absatzverhältnisse geschaffen werden, die einer Steinkohlenförderung von 140 Millionen Jahrestonnen entsprechen; - ist beeindruckt von dem Ausmaß der beim Rationalisierungsverband des Steinkohlenbergbaus angemeldeten Stillegungen und bittet die Bundesregierung, alles zu tun, daß allein der mit dem Gesetz über den Rationalisierungsverband verfolgte Rationalisierungszweck erreicht wird. Er hält es für dringend erforderlich, dabei die Leistungsfähigkeit der zur Stillegung angemeldeten Zechen im Vergleich zu den Zechen des Gemeinsamen Marktes sowie die langfristige Versorgung mit den notwendigen Kohlearten zu berücksichtigen; - begrüßt die Maßnahmen, die die Bundesregierung und die Hohe Behörde zur Milderung sozialer Härten vorgesehen haben. Im Interesse der betroffenen Bergleute, der mit ihnen wirtschaftlich und sozial verbundenen Bevölkerung, der Bergbaugemeinden und des 7348 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Bergbaus selbst fordert er die Bundesregierung auf, alles zu tun, damit die Bergleute aus ihrer betrieblichen, fachlichen, familiären und persönlichen Umwelt nur in den unvermeidbaren Fällen herausgerissen werden; — teilt die Auffassung der Bundesregierung, daß die neuen großen Anstrengungen des Bergbaus sowie die in letzter Zeit erneut eingetretene Verschärfung der Situation zusätzliche Maßnahmen erforderlich machen. Er erwartet daher die von der Regierung angekündigten Maßnahmen, insbesondere die Vorlage der vorgesehenen Gesetze über die Förderung der Kohlenverwendung zur Stromerzeugung mit steuerlichen Mitteln und die Anmeldepflicht für Raffinerien und Rohrleitungen; — nimmt mit Befriedigung davon Kenntnis, daß sich Vertreter der Mineralölindustrie bereit erklärt haben, einen wirksamen Beitrag zur Erleichterung der schwierigen Lage des Steinkohlenbergbaus zu leisten. Er sieht mit der Bundesregierung die hierzu zugesagten Maßnahmen hinsichtlich des künftigen Heizölangebots, insbesondere auch im Bereich der öffentlichen Stromversorgung, als einen geeigneten Weg an unter der Voraussetzung, daß das Heizöl und die übrigen Energieträger nicht mehr als den jeweiligen Zuwachs des Energieverbrauchs in Anspruch nehmen und alles geschieht, um diese Maßnahmen nachhaltig und umfassend wirksam zu machen. 2. Um diese Wirksamkeit herbeizuführen, hält es der Deutsche Bundestag für unerläßlich, daß die Bundesregierung von der Möglichkeit der Anwendung des Außenwirtschaftsgesetzes Gebrauch macht. Er fordert daher im Anschluß an seine Entschließung vom 16. Mai 1962 — Umdruck 101 (neu) — die Bundesregierung auf, unverzüglich die Einfuhr von Rohöl und Heizöl nach § 10 Außenwirtschaftsgesetz in die Liste der Genehmigungspflichtigen Wareneinfuhren einzubeziehen unter Respektierung der Grundsätze der freien Wahl des Verbrauchers. Diese Sofortmaßnahme ist Voraussetzung, um die vorgenannten von Bundestag und Bundesregierung verfolgten Ziele zu erreichen, weil die angekündigten gesetzlichen Maßnahmen nicht sofort und die entsprechende Verordnung nach dem Außenwirtschaftsgesetz frühestens nach 9 Monaten wirksam werden können. 3. Angesichts der von der Bundesregierung dargelegten Situationen auf dem deutschen Energiemarkt und der zu erwartenden Entwicklung in den nächsten Jahren fordert der Deutsche Bundestag die Bundesregierung auf, das Energiewirtschaftsgesetz zu auszugestalten, daß es alle Primärenergien erfaßt und den Erfordernissen einer neuzeitlichen Energiepolitik gerecht wird. Bonn, den 1. Dezember 1964 Dr. Barzel und Fraktion Mischnik und Fraktion Anlage 3 Umdruck 5141 Antrag der Fraktion der SPD zu den Großen Anfragen der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache IV/2695 — betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus und der Fraktion der SPD — Drucksache IV/2721 — betr. Energiepolitik und Lage des Steinkohlenbergbaus. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag unverzüglich vorzulegen: 1. einen Bericht über die Ziele, die die Bundesregierung hinsichtlich a) der Beteiligung der verschiedenen Träger der Energiewirtschaft an der Energieversorgung der Bundesrepublik und b) der Preisrelationen auf dem deutschen Energiemarkt verfolgt. 2. Vorschläge für Maßnahmen, die verhindern, daß die Bundesrepublik beim Zugang zu ausländischen Öl- und Gasquellen und bei der Einfuhr, Herstellung und Verteilung flüssiger und gasförmiger Brennstoffe noch weiter in die Abhängigkeit von den großen Mineralölkonzernen gerät; 3. den Entwurf eines umfassenden Energiewirtschaftsgesetzes, durch das einer Energieaufsicht die Möglichkeit gegeben wird, Maßnahmen zu treffen, die den Verbraucher vor dem Mißbrauch wirtschaftlicher Macht schützen und den heimischen Energieträgern einen ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung entsprechenden Platz auf dem deutschen Energiemarkt sichern. Bonn, den 2. Dezember 1964 Erler und Fraktion Anlage 4 Umdruck 510 Antrag der Fraktion der SPD zu den Großen Anfragen der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache IV/2695 — betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus, und der Fraktion der SPD — Drucksache IV/2721 — betr. Energiepolitik und Lage des Steinkohlenbergbaus. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag unverzüglich je einen Bericht vorzulegen: 1. über die Wettbewerbsverhältnisse auf den Märkten der Bundesrepublik für Mineralölprodukte und Erdgas, der insbesondere Aufschluß über folgende Fragen enthält: Mit welchen absoluten und prozentualen Anteilen an der Einfuhr, Herstellung und am Absatz sowie an der Raffinerie-Kapazität und an den Verteilungsanlagen von Mineralölprodukten, insbesondere von Heizöl, sowie von Erdgas sind die international verflochtenen Mine- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7349 ralölgesellschaften, die inländischen Mineralölunternehmen, insbesondere die Bergbauunternehmen, die übrige deutsche Gruppe sowie der unabhängige Importhandel beteiligt? Welches sind die entsprechenden Ziffern für die Unternehmen, an denen der Bund direkt oder indirekt beteiligt ist? Mit welcher Entwicklung der genannten Daten muß voraussichtlich in der Zukunft gerechnet werden? Welches sind die vergleichbaren Daten für diese Märkte in den EWG-Ländern und in Großbritannien? 2. über die bisherige Tätigkeit des Rationalisierungsverbandes im Steinkohlenbergbau, der unter anderem Aufschluß geben soll aber: 1. die Höhe der bisher vom Bund und vom Rationalisierungsverband gezahlten Stilllegungsprämien und den nach den erfolgten Anmeldungen noch erwarteten Prämienaufwand, 2. die Zahl der stillgelegten Schachtanlagen, deren Rentabilität besser ist als die Rentabilität von Zechenanlagen in der Bundesrepublik oder in anderen EWG-Ländern, deren Stillegung nicht vorgesehen ist, 3. die Höhe des zur Rationalisierung in Anspruch genommenen Bürgschafts- und Rückbürgschaftsvolumens, 4. den Umfang der bereits durchgeführten, der in Angriff genommenen und der angemeldeten Rationalisierungsinvestitionen, die aufgrund des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau steuerlich begünstigt werden. Mit welchem effektiven Rationalisierungserfolg kann aufgrund dieser Maßnahmen gerechnet werden? Bonn, den 13. November 1964 Erler und Fraktion Anlage 5 Umdruck 513 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung (Siebentes Rentenanpassungsgesetz — 7. RAG) (Drucksachen IV/2666, IV/2753). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In § 5 Abs. 1 sind die Worte „den Sonderzuschuß und" zu streichen. 2. In § 5 wird Absatz 4 gestrichen. 3. Folgender neuer § 5 a wird eingefügt: „§5a Artikel 2 § 36 Abs. 2 des Arbeiterrentenversicherungs-Neuregelungsgesetzes, Artikel 2 § 35 Abs. 2 des Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetzes und Artikel 2 § 25 Abs. 2 des Knappschaftsrentenversicherungs-Neuregelungsgesetz werden gestrichen." Bonn, den 1. Dezember 1964 Erler und Fraktion Anlage 6 Umdruck 512 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung (Siebentes Rentenanpassungsgesetz — 7. RAG) (Drucksachen IV/2666, IV/2753). Der Bundestag wolle beschließen: In § 13 Abs. 1 tritt an die Stelle des Wortes „Mai" das Wort „Dezember". Bonn, den 1. Dezember 1964 Erler und Fraktion Anlage 7 Schriftliche Ergänzung des Abgeordneten Mertes zu dem Schriftlichen Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksache IV/ 2728). Das Für und Wider einer Warentesteinrichtung ist seit einigen Jahren und zunehmend in der letzten Zeit in der breiten Öffentlichkeit, bei Verbänden, Regierungsstellen und auch hier im Bundestag erörtert worden. Man konnte dabei fast den Eindruck gewinnen, nun sei der Stein der Weisen gefunden. Doch das ist sicher stark überbetont. Die Bildung eines Warentestinstituts löst nicht alle Probleme. Vergleichende Warentests können zwar die Marktübersicht der Verbraucher verbessern, aber natürlich nur in begrenztem Umfang. Es Ist klar, daß bei einem Angebot von etwa 500 000 verschiedenen Konsumerzeugnissen jeweils nur ein ganz kleiner Sektor vergleichenden Warentests unterzogen werden kann. Allerdings dürfte es sich hierbei gerade um den interessantesten Bereich handeln, in dem ein besonders dringendes Bedürfnis nach Information besteht, etwa um komplizierte technische Güter, Kunststofferzeugnisse u. ä. Daneben bleibt die Notwendigkeit einer breiten Verbraucherunterrichtung durch Schaffung von weiteren Beratungs- und Informationsmöglichkeiten bestehen. Hinzuweisen ist z. B. auf die Vorschriften über die Preisauszeichnung, Handelsklassen, Größenvorschriften (im Rahmen des Maß- und Gewichtsgesetzes) sowie auf die Einrichtung von Beratungsstellen und die Herausgabe von aufklärenden Schriften. Das Ziel, nämlich richtiges Verbraucherverhalten zu fördern, eine zweckmäßige Einkommensverwendung zu unterstützen und den Wettbewerb anzuregen, kann nur durch eine Vielzahl 7350 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 ineinandergreifender Maßnahmen erreicht werden, wobei diese Maßnahmen sowohl staatlicher als auch freiwilliger Art — wie beispielsweise Gütezeichen und kontrollierte Warenkennzeichnungen — sein können. Die Information der Verbraucher durch vergleichende Warentests ist nicht mehr als ein Mittel neben einer ganzen Reihe von anderen Mitteln zur Verbraucheraufklärung. Ein Preiswettbewerb kann nur funktionieren, wenn der Verbraucher die Warenkenntnisse besitzt, die notwendig sind, um die Preiswürdigkeit des Warenangebots beurteilen zu können. So gesehen verliert die Errichtung einer „Stiftung Warentest" ihre vermeintlichen Schrecken für die Wirtschaft. Sind Besorgnisse auch begreiflich, so scheinen die möglichen Gefahren doch erst mit Hilfe von Euckens „pointierend hervorhebender Methode" sichtbar gemacht worden zu sein, oder wie man auch sagen könnte: „übertreiben macht anschaulich". Es ist nicht so, daß durch vergleichende Warentests, wie sie vorgesehen sind, die Wirtschaft in irgendein Zwangskorsett geschnürt werden könnte. Vernünftige Tests einer unabhängigen Einrichtung — die gerade auch vom Staat unabhängig ist — werden sicherlich eine gewisse Wirkung haben. Sie werden beispielsweise für die Sortimentsgestaltung des Handels und die Produktionsplanung des Herstellers von großer Bedeutung sein. Daß die Wirkung aber nicht über eine sinnvolle Typenbereinigung oder Produktanpassung hinausgeht, zeigen die vielfältigen Erfahrungen im Ausland. Eine solche Wirkung liegt im Interesse aller, auch des einzelnen Betroffenen. In den Beratungen des Wirtschaftsausschusses bestand grundsätzliche Übereinstimmung über die Notwendigkeit, ein Warentestinstitut zu schaffen. In bezug auf die Gestaltung einer solchen Institution gab es verschiedene Vorstellungen. Doch das Ziel war stets dasselbe: Errichtung einer neutralen, objektiven, von Interessenten und vom Staat unabhängigen, leistungsfähigen Einrichtung. Aus dieser prinzipiellen Übereinstimmung heraus kam der Wirtschaftsausschuß zu dem Entschluß, den Vorschlag der Bundesregierung zur Errichtung einer „Stiftung Warentest" zu befürworten und auf seine möglichst baldige Verwirklichung zu drängen. Dazu noch einen allgemeineren Gedanken zur Verbraucherpolitik: Wir beschäftigen uns hier im Bundestag in Zusammenhang mit Gesetzen immer wieder mit dem Schutz des Verbrauchers. So wie ich werden auch sie immer wieder mit Forderungen auf eine Erweiterung dieses Schutzes konfrontiert. Dabei wird häufig gerade auch ein gesetzlicher Schutz des Verbrauchers vor unreellen Angeboten verlangt. Handelt es sich, wie meistens, um Tatbestände, die mit den Bestimmungen des Grundgesetzes nicht vereinbar sind, so kann einem Begehren auf eine Regelung nicht entsprochen werden. Sofern es sich um Fragen der Gesundheit oder der Sicherheit handelt — ich erinnere an das Arzneimittelgesetz und den dem Bundestag vorliegenden Entwurf über die Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens —, ist die Regelung durch Gesetz selbstverständlich geboten. Wenn es sich aber darum handelt, zu verhindern, daß Verbrauchern minderwertige Waren aufgeschwätzt werden, dann kann hier nach meiner Meinung keine gesetzliche Regelung helfen. Hier ist vielmehr der typische Fall gegeben, daß der einzelne in seiner Entscheidung frei bleiben muß, ihm aber bei Wahrung seiner freien Entscheidung ausreichende Möglichkeiten zur Information gegeben werden sollten. Einen wesentlichen Fortschrtit in dieser Richtung bedeutet die Errichtung der „Stiftung Warentest" durch die Bundesregierung. Der Beratung des Wirtschaftsausschusses lagen der Vorschlag der Bundesregierung zur Errichtung einer „Stiftung Warentest" und der Antrag der SPD zu einem Gesetz zur Errichtung eines Warentestinstituts zugrunde. Bei der Erörterung wurden die Probleme besonders untersucht, die für Objektivität und Neutralität der Warentesteinrichtung von Bedeutung sind, die Frage der Unabhängigkeit vom Staat und des Umfangs der Haftung, die Auswirkung der vorgeschlagenen Organisationsformen auf die praktische Arbeit und schließlich die dabei entstehenden Kosten. Außerdem wurde die Möglichkeit der Mitwirkung der bisher schon an der Bildung eines Warentestinstituts interessierten Gruppen bzw. Verbände gründlich geprüft. Der Wirtschaftsausschuß hat sich nach eingehender Beratung entschlossen, dem Vorschlag der Bundesregierung zur Errichtung einer „Stiftung Warentest" zuzustimmen und damit den Antrag der SPD als erledigt anzusehen. Der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages hat sich in seiner Sitzung vom 12. 11. 1964 1 dieser Entscheidung des federführenden Wirtschaftsausschusses angeschlossen. Der Wirtschaftsausschuß bittet nunmehr den Deutschen Bundestag, auf der Grundlage und im Sinne des vorliegenden Berichts seiner Entscheidung zuzustimmen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl für den Bundesminister — der Vorsitzende des Bundesverteidigungsrates vom 13. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Hammersen (Drucksache IV/2709 Frage V) : Teilt die Bundesregierung die kürzlich von einem bekannten Militärtheoretiker vertretene Auffassung, daß alle Energien, die für die Militärpolitik aufgewandt werden, „so zu lenken" seien, daß sie dem militärischen Instrument zugute kommen", da im Atomzeitalter „jede Hoffnung auf Schutz der Zivilbevölkerung zu einer Illusion zusammenschrumpfen" müsse und daher „eine Militärpolitik, welche auf starken Divisionen beharrt, besser ist als eine Sicherheitspolitik, bei der außerordentliche Summen für einen fiktiven Bevölkerungsschutz ausgegeben" würden (Adelbert Weinstein in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 3. November 1964) ? Die Bundesregierung teilt die von Ihnen zitierte Auffassung eines Militärtheoretikers nicht, wonach jeder Bevölkerungsschutz fiktiv sei. Die Gefährdung der Zivilbevölkerung in einem Verteidigungsfall ist gerade im Atomzeitalter so vielfältig, daß jede verantwortungsbewußte Vertei- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7351 digungspolitik den höchstmöglichen Schutz anstreben muß. Sie muß Vorkehrung gegen die dem Gegner zur Verfügung stehenden Aggressionsmittel treffen. Hierzu bedarf es eines ausgewogenen Verteidigungssystems, in dem die zivile Verteidigung gleichrangig neben der militärischen Verteidigung steht. Die Auffassung der Bundesregierung, daß militärische und zivile Verteidigung eine Einheit bilden, ist auch die unveränderte Meinung der NATO. Diese empfiehlt sogar den Mitgliedsstaaten verstärkte Bemühungen auf dem Gebiet des Zivilschutzes, insbesondere des Schutzraumbaues. Bundesregierung und NATO stimmen auch darin überein, daß der Kampfwert gerade der deutschen Verbände wegen der besonderen Gegebenheiten weitgehend von den Vorsorgemaßnahmen für die zivile Bevölkerung abhängt. Die von dein. zitierten Militärtheoretiker geforderten starken Divisionen sind nur dann stark, wenn ihre Operationsfreiheit gesichert ist. Das setzt aber wiederum einen ausreichenden Schutz der Zivilbevölkerung voraus. Die Bundesregierung weiß sich in der Einschätzung der zivilen Verteidigung, ihrer Rückwirkung auf Kampfwert und Operationsfreiheit der Streitkräfte sowie der Notwendigkeit praktischer Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung einig mit der breiten Mehrheit des Deutschen Bundestages, den Länderregierungen und der NATO. Hingegen glaubt die Bundesregierung nicht, daß die von dem zitierten Militärtheoretiker vertretene Auffassung von einem größeren Teil der Bevölkerung geteilt wird. Vielmehr glaubt sie, daß die Bevölkerung von ihr aktive Maßnahmen erwartet. Deshalb will die Bundesregierung den Gedanken des Zivilschutzes in der Bevölkerung noch mehr als bisher verankern. Sie will abwegigen Theorien praktische Maßnahmen gegenüberstellen. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers Schmücker vom 25. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache IV/2709 Frage VII/1) : Ist die Bundesregierung bereit, auf Grund der durch die 15%ige Erhöhung der Einfuhrzölle seitens Großbritanniens auch für die Textilindustrie in der Bundesregierung entstandenen neuen Lage Überlegungen bezüglich eines verstärkten Schutzes der gefährdeten Bereiche der Textilindustrie im Rahmen der im EWG-Vertrag vorgesehenen Möglichkeiten anzustellen, die über die Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums in der Fragestunde vom 16. Oktober d. J. hinausgehen? Die Bundesregierung ist sich bewußt, daß die 15%ige Importabgabe in Großbritannien sich auch auf den Export von Erzeugnissen der Textil- und Bekleidungsindustrie auswirken wird. Sie beobachtet diese Entwicklung mit Aufmerksamkeit. In der Antwort auf die Frage des Herrn Abgeordneten Haase am 4. November 1964 hat die Bundesregierung bereits darauf hingewiesen, daß sie gemeinsam mit ihren EWG-Partnern in der GATT-Ratstagung vom 30. Oktober 1964 gegen das britische Vorgehen protestiert hat und sich an der Prüfung der britischen Maßnahmen im GATT beteiligt. Von dem Ergebnis dieser Untersuchung wird es abhängen, ob und welche Möglichkeiten sich für einen verstärkten Schutz der gefährdeten Bereiche der Textilindustrie ergeben. In der gegenwärtigen Lage sieht die Bundesregierung dazu noch keinen Anlaß. Die durch den EWG-Vertrag vorgesehenen Schutzklauseln können gegenüber Großbritannien, das nicht EWG-Mitglied ist, keine Anwendung finden. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Schmücker vom 25. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Seibert (Drucksache IV/2709 Fragen VII/2, VII/3 und VII/4) : Teilt die Bundesregierung nach den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit die Auffassung, daß eine Beseitigung der Preisbindung der zweiten Hand oder zumindest die branchenweise Festsetzung maximaler Handelsspannen zu einer Verbilligung der Lebenshaltung der Verbraucher führen wird? Ist die Bundesregierung ebenfalls der Meinung, daß die nach einer Entscheidung des Bundeskartellamtes mit Wirkung vom 16. August 1964 aufgehobene Waschmittelpreisbindung, deren Einführung zu Beginn dieses Jahres Preiserhöhungen bis zu 30 % je Kilogramm Waschpulver bedingte, eine mißbräuchliche Preisfestsetzung darstellte? Wird die Bundesregierung angesichts des Fehlens einer Preisbindung in Frankreich, der beabsichtigten Beschränkung der Preisbindung in Belgien und des Verbots kollektiver Preisbindungen in den Niederlanden im Interesse der wirtschaftlichen Integration Schritte unternehmen, um auch in der Bundesrepublik eine Regelung vorzubereiten, welche eine spätere Angleichung der wirtschaftsrechtlichen Bestimmungen über die Preisbindung erleichtern würde? Zu Frage 1 Die Bundesregierung ist auch nach den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit der Ansicht, daß eine Beseitigung der Preisbindung der zweiten Hand in vielen Fällen zu einer Verbilligung der Lebenshaltung der Verbraucher führen kann. Preissenkungen können insbesondere dort erwartet werden, wo sich die Angebots-/Nachfragesituation, nachdem der Hersteller den gebundenen Preis zuletzt festgesetzt hat, in der Richtung eines Angebotsüberhanges verändert hat oder wo der Hersteller von vornherein zu wenig Rücksicht auf die tatsächlichen Marktverhältnisse genommen hat. Solange das Preisbindungsprivileg fortbesteht, ist das Bundeskartellamt bemüht, solche überhöhten gebundenen Preise im Wege der Mißbrauchsaufsicht zu beseitigen. Die branchenweise Festsetzung maximaler Handelsspannen für preisgebundene Markenwaren ist nach Auffassung der Bundesregierung kein geeignetes Mittel, um überhöhte gebundene Preise zu bekämpfen. Ein derartiges Vorgehen würde voraussetzen, daß neben die kartellrechtlichen Mißbrauchsvorschriften neue öffentlich-rechtliche Preisvorschriften treten. Die Bundesregierung lehnt dies aus wohlerwogenen wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten ab. Zu Frage 2 Das Bundeskartellamt als für die Entscheidung zunächst zuständige Behörde hat die Preisbindungen als mißbräuchlich angesehen. Die Bundesregierung 7352 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 teilt die Ansicht des Bundeskartellamtes. Allerdings sind die Mißbrauchsverfahren noch nicht abgeschlossen, so daß die zuständigen Gerichte noch abweichend entscheiden können. Zu Frage 3 Die sich gegen den Fortbestand der Preisbindung richtende Entwicklung in mehreren- europäischen und außereuropäischen Ländern wird von der Bundesregierung aufmerksam verfolgt. Darüber, daß die zunehmende Integration der EWG-Staaten dazu zwingen wird, die Aufrechterhaltung des Preisbindungsprivilegs von Zeit 2u Zeit wieder neu zur Diskussion zu stellen, waren sich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses schon bei der Beratung des Kartellberichts am Anfang dieses Jahres einig. Die Bundesregierung wird nicht zögern, Vorschläge zur Angleichung des deutschen Kartellrechts zu machen, falls die vertikale Preisbindung in anderen EWG-Ländern durch Gesetze oder behördliche Verfügungen überwiegend für unzulässig erklärt werden sollte. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 19. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Felder (Drucksache IV/2709 Fragen IX/7 und IX/8) : Haben nunmehr alle Truppenärzte, die zugleich Standortärzte sind, eine geeignete Schreibkraft zur Verfügung? Teilt das Bundesverteidigungsministerium die Meinung der Truppenärzte, daß jeder über 600 Mann umfassende Sanitätsbereich über eine Schreibkraft verfügen müßte, die neben einer entsprechenden Allgemeinbildung ausreichende Kenntnisse in Stenografie und Maschinenschrift aufweist? Zu Frage 7: Die Frage nach den Schreibkräften für die Truppenärzte, die zugleich Standortärzte sind, kann ich nicht uneingeschränkt mit ja beantworten. Wenn im Einzelfall eine geeignete Schreibkraft nicht vorhanden ist, so liegt das ausschließlich an der Arbeitsmarktsituation. Die erforderlichen Stellen stehen im Organisations- und Stellenplan jedenfalls zur Verfügung. Zu Frage 8: Ja. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 19. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Bechert (Drucksache IV/2709 Fragen IX/9 und 1X/10): Ist die Darstellung, welche die Zeitschrift „Pardon" in der September-Nummer 1964, S. 30 bis 33, über die Verfahren bei gewissen Prüfungsausschüssen für Kriegsdienstverweigerer gegeben hat, im wesentlichen richtig? Hält die Bundesregierung die in „Pardon" geschilderten Prüfungsmethoden fur vertretbar und mit dem Sinn der Grundgesetzbestimmung vereinbar, welche das Recht auf Kriegsdienstverweigerung gewährleistet? Zu Frage 9: Die Bundesregierung hat von der Darstellung in der Zeitschrift „PARDON" erst zu einem so späten Zeitpunkt Kenntnis erhalten, daß die sofort eingeleiteten Untersuchungen noch nicht abgeschlossen werden konnten. Das Ergebnis der Prüfung werde ich Ihnen baldmöglichst mitteilen. Zu Frage 10: Die Bundesregierung hält die Behauptungen der Zeitschrift — vorbehaltlich des Untersuchungsergebnisses — für unglaubhaft. Allgemein bemerke ich: Der sachgerechten Durchführung des Verfahrens zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer wird von der Bundesregierung größte Aufmerksamkeit gewidmet. Die Vorsitzenden der Prüfungsgremien sind in ihre Aufgaben eingewiesen und über ihre Pflichten und Rechte belehrt. Bei ,der Entscheidung ist die gesamte Persönlichkeit des Antragstellers und sein sittliches Verhalten zu würdigen. Vom Kriegsdienstverweigerer wird erwartet, daß er sich den Behörden der Bundeswehrverwaltung gegenüber erklärt, damit diese seine wahre innere Einstellung ergründen können. In der mündlichen Verhandlung müssen deshalb an den Antragsteller sachdienliche Fragen gerichtet werden. Die Vorsitzenden der Prüfungsgremien — Beamte der Bundeswehrverwaltung —, die lediglich die Verhandlung führen, aber kein Stimmrecht haben, sind gehalten, bei der Befragung Alter, Intelligenz und Bildungsgrad des Antragstellers zu berücksichtigen. Es ist unzulässig, die in der Regel noch jugendlichen Wehrpflichtigen vor schwierige geistige und seelische Probleme zu stellen. Die Rechtsstaatlichkeit des geübten Verfahrens hat das Bundesverfassungsgericht bestätigt. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 20. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dröscher (Drucksache IV/2709, Frage XI/9) : Ist der Herr Bundespostminister bereit, auf die Oberpostdirektion Koblenz einzuwirken mit dem Ziel, daß die seit 1926 von der Stadt Bad Kreuznach und von der dortigen Kurverwaltung geforderte Postnebenstelle im Kurbezirk, die angesichts der wachsenden Ausdehnung der Stadt und der überregionalen Bedeutung des Bades immer dringlicher benötigt wird, eingerichtet wird? Ich bedaure, die Anfrage grundsätzlich mit „Nein" beantworten zu müssen, und darf im einzelnen dazu ausführen: Die Stadtverwaltung Bad Kreuznach hatte die Einrichtung eines Postamtes im Kurbezirk der Stadt beantragt. Die Oberpostdirektion Koblenz hat den Antrag aus folgenden Gründen abgelehnt. In Bad Kreuznach, das 37 000 Einwohner zählt, bestehen 2 Postämter. Die Einrichtung eines dritten Postamtes ist vorgesehen. Der Mittelpunkt des Kurbetriebs, das Kurhaus, ist von den bestehenden Postämtern 1,2 bzw 0,9 km entfernt. Diese Entfernungen müssen nach den allgemein geltenden Richt- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7353 linien für die Einrichtung von Ämtern und Amtsstellen des Postwesens als durchaus tragbar und auch für Kurgäste zumutbar angesehen werden. Im Kurbezirk sind außerdem 2 Amtliche Abgabestellen für Postwertzeichen, 3 Münzfernsprecher und 2 Wertzeichengeber vorhanden. Damit ist dem Verkehrsbedürfnis der Stadt und ihrer Kurgäste in vollem Umfang Rechnung getragen. Die Kurgäste — mit deren Interesse die Stadtverwaltung ihren Antrag vor allem begründet — sind nur verhältnismäßig selten, etwa bei der Abhebung von Postspareinlagen, auf die beiden Postämter angewiesen. Ältere oder gehbehinderte Kurgäste finden dafür sicher Unterstützung in ihren Hotels oder bei ihren Quartiergebern. Die Einrichtung zusätzlicher Postanstalten wird häufig von Stadt- und Landgemeinden gefordert unter Hinweis auf die ganz besonders gelagerten Eigenheiten dieser Gemeinden. Sie würde jedoch in jedem Einzelfall einen erheblichen Aufwand an Mitteln und an Personalkosten erfordern, der bei der bekannten schwierigen Finanzlage der Post nicht zu vertreten wäre. (Ein zusätzliches Annahmepostamt im Kurbezirk in der Stadt Bad Kreuznach würde die Post selbst bei einfachsten Betriebsverhältnissen mit Mehrausgaben in Höhe von 12 500 DM jährlich belasten.) Es kann daher nicht erwartet werden, daß die Post auf alle an sie herangetragenen Wünsche auf die Bereitstellung zusätzlicher Betriebseinrichtungen eingeht, wenn die Verkehrsverhältnisse und das Verkehrsaufkommen solche Einrichtungen nicht unbedingt rechtfertigen. Ich darf bemerken, daß die Bundesrepublik mit 27 700 Ämtern und Amtsstellen des Postwesens, auf die Bevölkerungszahl und die Gebietsgröße 'bezogen, in der ersten Reihe aller europäischen Postverwaltungen steht. Sollte die Stadtverwaltung Bad Kreuznach jedoch bereit sein, wie sie in den letzten Tagen angedeutet hat, die gesamten Kosten für die Einrichtung der von ihr geforderten Postanstalt zu übernehmen, so könnte ihrem Antrag nähergetreten werden. Die Oberpostdirektion Koblenz •steht deswegen noch mit der Stadtverwaltung in Verhandlungen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 20. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Rinderspacher (Drucksache IV/2709 Fragen XI/10 und XI/11): Ist die Bundesregierung bereit, bei den Fernsprechbuchverlagen darauf hinzuwirken, daß sie zu allen Ortsangaben auf dem Kopf der Seiten der Fernsprechbücher und bei den Ortsüberschriften des laufenden Verzeichnisses die Postleitzahlen mit eindrucken? Ist die Bundesregierung bereit, darauf hinzuwirken, daß in den Fernsprechbüchern die Vorwählnummern in einem grauen Überdruck quer über den Seiten der Ortsverzeichnisse erscheinen? Aus Gründen der besseren Verständlichkeit zunächst zu Frage 2.: Der Überdruck der Ortsnetzkennzahl ist aus wirtschaftlichen, drucktechnischen und betrieblichen Gründen nicht angezeigt. a) Wirtschaftliche Gründe: Der Druck mit Zweifarben-Rotationsmaschinen, also mit einer zweiten Farbe und einem zweiten Druckzylinder, würde die Druckkosten etwa verdoppeln. Die Herstellungskosten der amtlichen Fernsprechbücher würden dadurch um mehrere Millionen ansteigen. b) Drucktechnische Gründe: Der Überdruck müßte so kräftig in der Farbe gehalten werden, daß er gut lesbar ist. Dadurch wäre nicht zu vermeiden, daß zumindest die feine Schrift teilweise schlecht oder ganz unleserlich wird. Müßten mehrere Ortsnetzkennzahlen auf derselben Seite 'abgedruckt werden, erhöht sich die Gefahr der Verstümmelung der Einträge entsprechend. c) Betriebliche Gründe: Die Wiedergabe einer einheitlichen Ortsnetzkennzahl der Landesfernwahl ist bei dem derzeitigen Ausbau des Selbstwählferndienstes nur sehr bedingt möglich. Wegen der begrenzten Aufnahmefähigkeiten der technischen Einrichtungen müssen zahlreiche Verkehrsbeziehungen über den vereinfachten Selbstwählferndienst abgewickelt werden. Alle Verkehrsbeziehungen zu und von einem Ortsnetz wiederzugeben, würde vor allem bei größeren Ortsnetzen sehr aufwendig und als Überdruck nicht mehr möglich sein. Nur die einheitliche Ortsnetzkennzahl abzudrucken, ist aus den oben angegebenen Gründen allein dann möglich, wenn das Ortsnetz unter einer einheitlichen Ortsnetzkennzahl der Landesfernwahl erreichbar ist. Die Möglichkeit, die Ortsnetzkennzahl in diesen Fällen neben dem Ortsnetznamen wiederzugeben, wird z. Z. geprüft. Bei Ortsnetzen, die unter mehreren Ortsnetzkennzahlen zu erreichen sind, kann daher auf das Nachschlagen im Verzeichnis der FernsprechOrtsnetze (AVON) nicht verzichtet werden. Zu Frage 1.: Die Möglichkeit, die Postleitzahlen in den Fernsprechbüchern neben den Ortsnamen wiederzugeben, ist bei der Einführung der Postleitzahlen mehrfach geprüft worden. Aus den soeben dargelegten betrieblichen Gründen ist die Wiedergabe der Ortsnetzkennzahl in den amtlichen, sowie in den nach amtlichen Unterlagen hergestellten Fernsprechbüchern nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Wenn nur die Postleitzahl neben dem Ortsnetznamen abgedruckt werden würde, würde sie mit Sicherheit als Ortsnetzkennzahl verwendet werden. Ein weiterer Grund, die Postleitzahl nicht neben dem Ortsnetznamen abzudrucken, ist folgender: Der betriebliche Aufbau des Post- und Fernmeldedienstes deckt sich vielfach nicht, d. h., daß für die unter einem Ortsnetz aufgeführten Teilnehmer für die postalische Anschrift nicht dieselbe, sondern verschiedene Postleitzahlen zutreffen. Die Wiedergabe der Postleitzahl neben dem Ortsnetznamen würde somit auch postalische Fehlleitungen und damit Betriebserschwernisse statt -erleichterungen hervorrufen. Aus diesem Grunde wurde dem amtlichen 7354 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Fernsprechbuch ein besonderes Postleitzahlenverzeichnis für die jeweiligen Orte .des AFeB-Geltungsbereichs beigebunden. Die von der Deutschen Bundespost angestrebte vielseitige Verwendbarkeit ihrer Verzeichnisse konnte bisher nur beim Verzeichnis der FernsprechOrtsnetze (AVON) verwirklicht werden, weil sich hier Postleitzahl und Ortsnetzkennzahl eindeutig auf den Namen des Ortsnetzes beziehen. Trotz der übersichtlichen Spaltenbezeichnungen in diesem Verzeichnis konnte nicht verhindert werden, daß Teilnehmer die Postleitzahl als Ortsnetzkennzahl anwenden. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Carstens vom 23. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Ritzel (Drucksache IV/2713 Frage I) : Weiß die Bundesregierung, daß arabische Staaten deutschen Privat- oder Geschäftsreisenden die Einreiseerlaubnis versagen, wenn die Pässe dieser Deutschen ein Einreisevisum für Israel enthalten? Der Bundesregierung ist die Praxis der arabischen Staaten bekannt. Von ihr werden im übrigen nicht nur deutsche Staatsangehörige, sondern auch Staatsangehörige anderer Länder betroffen. Die arabischen Staaten begründen diese Haltung mit dem Hinweis, daß sie bisher mit Israel noch keinen Frieden, sondern lediglich Waffenstillstandsabkommen geschlossen haben. Irak befindet sich völkerrechtlich noch heute im Kriegszustand mit Israel. Zu ihrem Bedauern sieht die Bundesregierung keine Möglichkeit, eine Sonderregelung für deutsche Staatsangehörige bei den arabischen Staaten herbeizuführen. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Bundesministers Schwarz vom 23. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Reichmann (Drucksache IV/2713 Frage III) : Ist es zutreffend, daß französische Weizenlieferungen nach China durch den EWG-Garantiefonds subventioniert werden sollen? Nach Art. 20 Abs. 2 der EWG-Getreidemarktordnung (Verordnung Nr. 19 EWG) sind die Mitgliedsländer ermächtigt, bei der Ausfuhr von Getreide nach dritten Ländern Erstattungen zu gewähren, um den Unterschied zwischen den Preisen des Mitgliedslandes und den Weltmarktpreisen auszugleichen. Sofern es sich um die Ausfuhr von Überschüssen handelt, kann nach Art. 3 Abs. 1 Buchst. a der Verordnung Nr. 25 EWG dem Mitgliedsland die gezahlte Erstattung aus dem europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft vergütet werden, und zwar bei Ausfuhren im Getreidewirtschaftsjahr 1964/65 in Höhe von drei Sechstel des Erstattungssatzes des Mitgliedslandes mit dem niedrigsten durchschnittlichen Erstattungsbetrag. Diese Bestimmungen gelten auch für die Lieferung französischen Weizens nach China. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Blank vom 16. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmitt-Vockenhausen (Drucksache IV/2713, Frage IV): Sind Konsequenzen aus dem Forschungsbericht „Probleme der Arbeitsbereitschaft" von Prof. Dr. Dr. Erich Fechner, Tübingen, für die Gesetzgebung des Bundes vorgesehen? Der Forschungsbericht soll bei einer Neuregelung der Arbeitszeitordnung als Material verwertet werden. Er stellt die bisher umfassendste Studie auf dem Gebiet der Arbeitsbereitschaft dar. Ob dem Ergebnis des Forschungsberichts gefolgt werden kann, läßt sich allerdings zur Zeit nicht sagen, da sich die Diskussion über die Probleme der Arbeitsbereitschaft noch in vollem Fluß befindet. Fechner vertritt die Auffassung, die Arbeitsbereitschaft lasse sich begrifflich nicht so erfassen, daß eine vollauf befriedigende arbeitsschutzrechtliche Regelung möglich wäre. Es gebe nur folgende zwei Möglichkeiten zur Lösung des Problems: „man überläßt die Regelung den mit dem Sachgebiet am nächsten befaßten Sozialpartnern, die von Fall zu Fall eine tragbare Lösung finden mögen und begnügt sich mit einer Generalklausel, die das dabei anzustrebende Ziel allgemein umschreibt; oder man versucht einen neuen Weg der exakten Feststellung des Intensitätsgrades der Inanspruchnahme, indem man diesen Intensitätsgrad abstrakt zahlenmäßig festzustellen versucht". Andere Wissenschaftler halten dagegen eine Definition des Begriffs der Arbeitsbereitschaft für möglich. So kommen die im Auftrag der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands erstatteten Gutachten und auch das im Auftrag der Deutschen Bundesbahn erstattete Gutachten zu einer Bestimmung des Begriffs der Arbeitsbereitschaft. Die Begriffsbestimmungen dieser Gutachten sind allerdings nicht einheitlich. Das Problem der Arbeitsbereitschaft ist ferner, wie bereits der Herr Bundesminister des Innern in der 128. Sitzung des Deutschen Bundestages am 4. Juni 1964 ausgeführt hat, Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten. Auch nach meiner Auffassung sollten zumindest die Entscheidungen der Revisionsinstanzen in diesen Rechtsstreitigkeiten abgewartet werden. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom 14. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Baier (Mosbach) (Drucksache IV/2713, Frage V) : Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7355 Mit welchem Ergebnis hat das Bundesverkehrsministerium in den verflossenen Jahren neue Entwicklungen für Leitplanken zur Sicherung der von der Fahrbahn abkommenden Fahrzeuge geprüft? Die bisher im Auftrag des Bundesministers für Verkehr durch das Innenministerium BadenWürttemberg durchgeführten Anfahrversuche an Leitplanken haben ergeben, daß die an den Bundesautobahnen aufgestellten Leitplanken in der Regel das Überqueren des Mittelstreifens ohne erhebliche Schadenwirkung an den mit der Leitplanke in Berührung gekommenen Fahrzeugen verhindern. Es wird angestrebt, auch in den ungünstigen Fällen, bei denen besonders schwere Lastkraftwagen von der Fahrbahn abkommen oder Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit unter stumpfen Winkel gegen die Leitplanke anfahren, den Schutz gegen ein Überqueren des Mittelstreifens zu erhöhen und die Schadenwirkung an den betroffenen Fahrzeugen zu verringern. Zu diesem Zwecke sind bisher einzelne neu entwickelte und verbesserte Leiteinrichtungen durch Anfahrversuche geprüft worden. Der Bericht über diese Untersuchungen liegt noch nicht vor. Der Bundesminister für Verkehr ist jedoch darüber unterrichtet, daß sich durch nachträgliche konstruktive Änderungen an den bereits aufgestellten Stahlleitplanken eine Verbesserung ihrer Wirkungsweise in den genannten ungünstigen Fällen erzielen läßt. Bei den Anfahrversuchen wurden auch Drahtseilabschrankungen und Aluminiumleitplanken geprüft. Die Anzahl der durchgeführten Anfahrten reicht jedoch nach Mitteilung des Innenministeriums Baden-Württemberg für eine abschließende Beurteilung noch nicht aus. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 13. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Müller (Berlin) (Drucksache IV/2722) : In der Erwägung, daß die Bundesregierung für die Einhaltung des Grundgesetzes, also auch der Pressefreiheit, im gesamten Bundesgebiet, damit auch in Berlin, Sorge zu tragen hat, frage ich die Bundesregierung: Sind die merkwürdigen Vorgänge in Berlin, bei denen das Presseamt des Senats Nachforschungen und Recherchen bei Einsendern von Leserbriefen ohne Wissen der betreffenden Zeitung durchführen ließ, nach Auffassung der Bundesregierung mit dem Grundgesetz vereinbar Um bei den sich widersprechenden Pressemeldungen ein klares Bild von dem Sachverhalt zu bekommen, habe ich versucht, mir das Protokoll der Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses vom 5. November 1964 zu beschaffen, in der die in Ihrer Anfrage erwähnten Vorgänge erörtert worden sind. Leider ist das Protokoll noch nicht gedruckt, so daß ich zu Ihrer Frage nur in abstrakter Form Stellung nehmen kann. In Art. 5 Abs. 1 des Grundgesetzes wird die Meinungsfreiheit ebenso wie die Pressefreiheit gewährleistet. Im staatlichen Bereich tragen der Bund und die Länder einschl. der Gemeinden die ungeteilte Verantwortung dafür, daß die Grundrechte der Meinungsfreiheit und der Pressefreiheit beachtet werden. Die Vorgänge, auf die sich Ihre Frage bezieht, fallen primär in die Verantwortung des Landes Berlin, Die Meinungsfreiheit gilt auch für Meinungsäußerungen in Form von Leserbriefen an eine Zeitung. Sofern der Verfasser eines Leserbriefes nicht gegen strafrechtliche Vorschriften verstößt, ist jede Behörde gehalten, bei Untersuchungshandlungen sich immer der verfassungsrechtlich geschützten Meinungsfreiheit bewußt zu bleiben. Soweit Leserbriefe durch besondere tatsächliche Umstände in das von Art. 5 GG geschützte Rechtsgut der Pressefreiheit fallen, ist die gleiche Zurückhaltung geboten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludwig Erhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den letzten Tagen habe ich nach eingehender sachlicher Vorbereitung im Bundeskabinett eine Entscheidung getroffen, die nicht nur für unsere Agrarpolitik und damit für unsere Landwirtschaft von großer Bedeutung ist. Unsere Maßnahme hat die Festigung der europäischen Zusammenarbeit und damit die Straffung der Europapolitik überhaupt zum Ziele. Die Bundesregierung legt Wert darauf, das Hohe Haus zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu unterrichten.
    Ich habe die deutsche Delegation angewiesen, in den Brüsseler Verhandlungen der Harmonisierung der Getreidepreise in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vom 1. Juli 1967 an grundsätzlich zuzustimmen. Dabei hat die Bundesregierung in enger Fühlungnahme mit dein Koalitionsfraktionen gehandelt. Überdies lag mir daran, diese Entscheidung nicht gegen, sondern mit der deutschen Landwirtschaft zu treffen.
    Die Entscheidung ist nach sorgfältiger Abwägung aller damit zusammenhängenden Fragen und nach Prüfung der sich daraus ergebenden Folgen getroffen worden. Ich war und bin der Überzeugung, daß
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7301
    Bundeskanzler Dr. Dr. h. c. Erhard
    der derzeitige deutsche Getreidepreis unter Berücksichtigung der Produktions- und Kostenbedingungen nicht überhöht ist. Auch hielt ich es im Frühjahr dieses Jahres für untunlich, bereits für spätere Jahre den Zeitpunkt für eine Preissenkung anzugeben und festzulegen, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen die Bundesregeirung bereit sein könnte, in dieser Frage andere Vereinbarungen zu treffen.
    Nachdem der Zeitpunkt einer Angleichung bislang bewußt offengehalten wurde, war nunmehr eine Entscheidung notwendig und möglich. Wie Sie wissen, hat sich im Verlauf der letzten acht Monate immer deutlicher gezeigt, daß die Getreidepreisfrage zum Schlüsselproblem für jeden weiteren Fortschritt der europäischen Integration geworden ist. Zwar hat die Entwicklung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in ,den letzten Jahren nicht nur im gewerblichen Sektor ,eine Beschleunigung erfahren. Auch im Agrarbereich ist bereits für etwa 85 % der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Form von Marktordnungen ein einheitliches Instrumentarium geschaffen worden. Diese Regelungen stellen jedoch nur den Rahmen dar, der seinen agrarpolitischen Inhalt erst durch eine gemeinsame Preispolitik erhält. Entscheidende Grundlage dieser Preispolitik ist aber ohne jeden Zweifel der Getreidepreis. Diese Frage mußte von uns im richtigen Augenblick aufgegriffen werden,

    (Lachen bei der SPD. — Abg. Dr. Mommer: Sagten Sie „im richtigen Augenblick"?)

    um den Fortschritt in allen übrigen Bereichen der wirtschaftlichen und politischen europäischen Zusammenarbeit zu ermöglichen. Dieser Schritt sollte außerdem auch die neue deutsche Europa-Initiative unterstützen.
    Deshalb habe ich es für richtig gehalten, der vorzeitigen Verwirklichung eines gemeinsamen Getreidepreises unter gewissen Voraussetzungen und Erwartungen nunmehr zuzustimmen.
    Ich weiß, daß dieser Schritt die deutsche Landwirtschaft vor sehr schwerwiegende Probleme stellt und daß es zunächst so scheinen mag, als ob diese Entscheidung dem deutschen Volk nur zusätzliche Lasten aufbürden würde. Diese einseitige Rechnung geht indessen nicht auf. Wir beschreiten diesen Weg in der Absicht, einen Durchbruch für Europa zu erzielen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Diese Politik soll auch ein weiterer wesentlicher Beitrag zur Festigung und Vertiefung des deutschfranzösischen Verhältnisses sein.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die deutsch-französische Freundschaft lebt. Auch der französische Staatspräsident hat das in seiner Straßburger Rede mit eindringlichen Worten neuerdings bekräftigt. Gewiß sind nirgendwo in der Welt die nationalen Interessen zweier Völker ohne weiteres kongruent. Demzufolge bleibt eine gemeinsame Politik auch immer wieder Belastungen ausgesetzt, an denen sich aber gerade die Freundschaft zu bewähren hat. Ich weiß, daß auch unsere französischen
    Freunde den Blick auf das große gemeinsame Ziel gerichtet halten. Das alte Europa ist nicht untergegangen. Wenn es einig ist, wird es vielmehr eine Renaissance erleben. Dann wird vergessen sein, daß es nach dem Zusammenbruch so scheinen mochte, Europa, das der Welt so viel gegeben hat, sei verloren. Wir danken es unseren amerikanischen Freunden, daß sie uns damals in großer Not die Hand zur Rettung gereicht haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich wiederhole es: Europa lebt. Und das gerade heißt und bedeutet, daß wir die Vollendung als einen Auftrag erkennen, der den Nationen Größe und Entschlossenheit für das Werk abverlangt.
    Zu den anstehenden Problemen ist es kaum erforderlich, die einschneidenden Wandlungen zu erörtern und zu begründen, denen sich die deutsche Landwirtschaft gegenübersieht. Die Dynamik der Technik stellte und stellt an unsere Bauern außergewöhnliche Anforderungen, die alle traditionellen Vorstellungen sprengen mußten. Die Vollbeschäftigung hat darüber hinaus die Arbeitsverhältnisse auf dem Lande von Grund auf verändert. Im Gemeinsamen Markt sieht sich die deutsche Landwirtschaft beim Absatz ihrer Erzeugnisse vor neue Aufgaben und noch unbekannte Probleme gestellt. Diese Situation verlangt nach einer Neuorientierung der Absatzpolitik und der Absatzorganisation.
    Das alles bedingt tiefgreifende Umstrukturierungen, die auch die Lebensverhältnisse der bäuerlichen Bevölkerung berühren werden. Die großen Anstrengungen der Landwirtschaft, die sie bereits in den vergangenen Jahren unternehmen mußte, um mit dieser Entwicklung fertig zu werden, verdienen volle Anerkennung. Der Grüne Bericht der Bundesregierung hat darüber alljährlich Auskunft gegeben. Es ist auch nicht erforderlich, die Anstrengungen des Bundes und der Länder zu betonen, die unternommen wurden und werden, um der Landwirtschaft die schwierige Umstellung zu erleichtern. Die Bundesregierung hat diese Aufgabe zu jeder Zeit sehr ernst genommen.
    Trotzdem kann die Anpassung der Landwirtschaft an die veränderten Verhältnisse noch keineswegs als abgeschlossen gelten. Um so schwerer wiegt der Umstand, daß nunmehr eine Angleichung der europäischen Getreidepreise zum 1. Juli 1967 eine Beschleunigung dieses Prozesses erzwingt. Die Landwirtschaft wird dadurch nicht nur von einer immer fühlbareren Erlösminderung betroffen werden, es stehen ihr zudem zweieinhalb Jahre weniger zur Verfügung, um die Umstrukturierung und Rationalisierung so weit voranzutreiben, daß sie für den Wettbewerb im Gemeinsamen Markt voll gerüstet ist, d. h. also, daß die Halbierung der verbleibenden Übergangszeit die deutsche Landwirtschaft vor zusätzliche Schwierigkeiten stellt, die sie ohne staatliche Hilfe nicht bewältigen kann. Die Bundesregierung war sich von Anfang an dessen bewußt, daß bei einer Vorverlegung der Angleichung der EWGGetreidepreise die deutsche Landwirtschaft unseres Beistandes bedarf.
    7302 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964
    Bundeskanzler Dr. Dr. h. c. Erhard
    Die Bundesregierung vertritt ferner mit den Organisationen der Landwirtschaft die Auffassung, daß dieser Angleichung des deutschen Getreidepreises im Europäischen Markt die Beiseitigung von Wettbewerbsverzerrungen vorauszugehen hat.
    Die Position unserer Landwirtschaft innerhalb der deutschen Volkswirtschaft und im Gemeinsamen Markt der sechs Länder muß folglich im wohlverstandenen Gemeininteresse gefestigt und gesichert werden. Ein Niedergang der Landwirtschaft und ein Verfall unserer Dörfer würden auch der gewerblichen Wirtschaft, und nicht nur der auf dem Land ansässigen, zum Schaden gereichen.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Diese Einsicht erfordert die Fortsetzung einer Agrarpolitik, die die bäuerliche Bevölkerung in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Existenzgrundlage festigt und ihr die Möglichkeit gibt, sich den Bedingungen des Gemeinsamen Marktes anzupassen.
    Die Bundesregierung fühlt sich verpflichtet, dafür zu sorgen, daß der deutschen Landwirtschaft ein Ausgleich für die bestehenden Wettbewerbsverzerrungen in der EWG hinsichtlich der Kosten, Lasten und Sozialleistungen gewährt wird, solange deren Harmonisierung noch nicht auf andere Weise hergestellt ist.
    Demzufolge wird die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag in Übereinstimmung mit den Koalitionsfraktionen bereits für 1965 ein Anpassungsprogramm in Höhe von 840 Millionen DM vorlegen, das insbesondere zur Verstärkung der Investitionen Mittel in Höhe von 380 Millionen DM und weitere Mittel zur Mehrung der sozialen Sicherheit gerade auch der kleineren und mittleren Betriebe im Ausmaß von 300 Millionen DM vorsieht. Dieses Programm wird fortgeführt und ab 1966 durch eine weitere Hilfe in Höhe von 260 Millionen DM vor allem für die Verbesserung der Marktstruktur und der Markttechnik auf 1,1 Milliarden DM aufgestockt werden.
    Mit diesem Programm bringt die Bundesregierung ihre Entschlossenheit zum Ausdruck, der Landwirtschaft in den noch verbleibenden Jahren des Übergangs so weit und so wirksam zu helfen, daß sie zum Beginn des gemeinsamen Agrarmarktes allen Aufgaben und Anforderungen vollgewachsen und in der Lage ist, auch für sich die Chancen eines umfassenderen Marktes wahrzunehmen.
    Mit ihrer Entscheidung weiß sich die Bundesregierung einig mit der überwältigenden Mehrheit des Deutschen Bundestages, auch wenn damit Opfer verbunden 'sind, Opfer, die wir für den Fortschritt der europäischen Sache zu bringen bereit sein wollen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesregierung hofft und erwartet zugleich, daß ihre Maßnahmen den Prozeß der wirtschaftlichen Einigung Europas in seiner Gesamtheit beschleunigen und daß sie einen nachhaltigen Impuls auf die europäische Zusammenarbeit auch in den übrigen politischen Bereichen auslösen. Der Tag, an dem dieses Tor nun aufgestoßen wurde, soll und
    kann nach unserer Vorstellung ein bedeutsames Datum in der Geschichte der europäischen Einigung werden.
    Wenn es gelingt, die gemeinsame Agrarpolitik bis zum 1. Juli 1967 nahezu vollständig zu verwirklichen, wenn zum gleichen Zeitpunkt auf dem gewerblichen Sektor die Zollunion durch den Abbau der Zollgrenzen und die Anwendung des gemeinsamen Zolltarifs vollendet sein wird und die erforderlichen Beschlüsse über den Fortfall der Steuergrenzen gefaßt sind und dazu noch mit einem erfolgreichen Abschluß der Kennedy-Runde die Außenbeziehungen unserer Gemeinschaft eine feste Grundlage finden, dann kann niemand mehr die politische Bedeutung dieser Entwicklung verkennen.
    Wenn aus so weiter Sicht in den kommenden Monaten jedes Mitgliedsland seinen eigenen Beitrag zu leisten gewillt ist und die zu treffenden Entscheidungen von hohem gegenseitigen Verständnis und gemeinsamer Verantwortung getragen sind, dann wird die drohende Stagnation in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft endgültig überwunden sein, dann wird sich auch für jedermann deutlich erkennbar zeigen, welche vorwärtsstrebende Kraft und Stärke dieser Gemeinschaft zum Nutzen aller innewohnt. Die Bundesregierung ist von der Richtigkeit und Wichtigkeit der Politik der europäischen Einigung zutiefst überzeugt. Nach ihrer Vorstellung sollte die bevorstehende Übereinkunft nicht nur die wirtschaftliche Integration vorantreiben, sondern unseren gemeinsamen Willen stärken, auch die übrigen Bereiche ides politischen Lebens in die Bemühungen um ein immer engeres Zusammenleben der europäischen Völker einzubeziehen.
    Ein einiges Europa stärkt zugleich die atlantische Allianz und wird damit zu einem gleichwertigen Partner. Die Bundesregierung hat ihre Vorstellungen zur Neubelebung der europäischen Union in ihren Vorschlägen vom 4. November 1964 entwikkelt. Sie hofft und erwartet, daß ihre europäischen Freunde bei der Prüfung dieser Vorschläge den gleichen Geist der Kooperation bezeugen werden, wie er von deutscher Seite bei der Lösung der Getreidepreisfrage unter Beweis gestellt wurde. Wenn sich die Mitgliedstaaten in der Außenpolitik, der Verteidigungspolitik und der Kulturpolitik zu enger Zusammenarbeit in einer europäischen politischen Union bereit finden, wird eine wichtige Etappe auf dem Wege zur Einigung und Stärkung Europas erreicht sein. Dieser Erfolg würde auch manchen Verzicht auf die Wahrnehmung nur nationaler Interessen und die für ,das Ganze und das Ziel gebrachten Opfer rechtfertigen.
    Es kann hier festgestellt werden — ich hoffe, das Hohe Haus teilt diese Auffassung —, daß diese Entscheidung notwendig und nützlich war, daß 'sie gleichermaßen dem europäischen wie dem deutschen Interesse dient.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Wir treten in die Aussprache ein. Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Barzel.
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7303

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rainer Barzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und meine Herren! Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, die der Herr Bundeskanzler soeben mitgeteilt hat. Wir stimmen ihr zu, und wir beglückwünschen die Bundesregierung zu diesem wesentlichen Schritt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Fortgang der Einigung Europas auf der Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft, der Ausbau der atlantischen Gemeinschaft, kurzum, die gesamte Stärkung der westlichen Welt drohten eine unerwünschte und gefährliche Entwicklung zu nehmen für den Fall, daß der Ausbau des gemeinsamen europäischen Marktes nicht zügig voranschreitet.
    Die Politik der Bundesregierung bedeutet, daß die deutsche Seite — zu Opfern bereit und entschlossen — alles in ihren Kräften Stehende tut, damit Europa und seine Einigung weiter voranschreiten können. Die Haltung der Bundesregierung bedeutet ein Opfer. Wir sind dankbar, daß es gelang, in dieser schwierigen Frage durch konstruktive Gespräche Verständnis bei den Beteiligten und schließlich deren Zustimmung zu erzielen. Die deutschen Bauern haben damit ihre gute Gesinnung und ihren europäischen Geist erneut unter Beweis gestellt.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Lachen und Zurufe von der SPD.)

    — Bezweifeln Sie das?
    Vor dem Hintergrund dieser Entscheidung der Bundesregierung gewinnen die deutschen Vorschläge zur weiteren politischen und ökonomischen Vereinigung Europas einen besonderen Rang. Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU erklärt erneut und in aller Form, daß sie diesen Vorschlägen zustimmt, und appelliert an die Partner der Gemeinschaft, diese Vorschläge mit allem Ernst zu prüfen und auf sie einzugehen. Wir brauchen einen „europäischen Frühling", wir brauchen die Stärkung Europas und der atlantischen Gemeinschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Die Bundesnegierung hat aus diesem Geiste gehandelt und eine schwere Frage, allen Unkenrufen zum Trotz, zügig gelöst.
    Meine Damen und meine Herren, ich glaube, es ist eine sehr, sehr ernste Frage, über die wir hier diskutieren. Daß Sie angefangen haben, meine Damen und meine Herren, ein bißchen Heiterkeit in den Saal zu bringen nach dem Satz, in dem ich den Dank an die deutschen Bauern aussprach, wird wohl das Protokoll festgehalten haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die nun mögliche weitere Einigung Europas wird auch die Europäer im unfreien Teil unseres Kontinents erneut mit Hoffnung erfüllen. Sie wird zugleich — und auch das haben wir bei diesen Fragen zu prüfen — den Kommunisten zeigen, daß ihre Rechnung nicht aufgeht. Aus freiwilliger Einsicht finden sich hier Nationen in Fragen zusammen, die
    bisher als absolute Reservate nationalstaatlicher Politik galten.
    Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU ist bereit, die finanziellen Zusagen der Bundesregierung, die in diesem Zusammenhang unerläßlich waren, zu realisieren. Das wird schon bei der Verabschiedung des Haushalts 1965 in einigen Wochen geschehen.
    Die deutsche Landwirtschaft hat Anspruch auf zusätzliche Leistungen, einmal wegen ihrer Lage insgesamt, zum zweiten wegen ,der zu erwartenden Einnahmeminderung durch die Senkung des Getreidepreises und zum dritten im Hinblick auf unsere landwirtschaftliche Strukturpolitik.
    Unsere Politik war so angelegt, daß bis 1970 die deutschen Bauern in den Stand gesetzt sein sollten, sich im Wettbewerb des Gemeinsamen Markts gut behaupten zu können. Nachdem der Zeitpunkt hierfür vorverlegt werden mußte, ist es ein zwingendes Gebot, Mittel schneller und im höheren Umfang bereitzustellen, weil unsere Bauern möglichst wettbewerbsgleiche Voraussetzungen bis zum 1. Juli 1967 haben müssen. Eine von 1970 um drei Jahre vorgezogene Preisangleichung kann von unserer Landwirtschaft nur verkraftet werden, wenn wir zusätzlich helfen.
    Die Angleichung des deutschen Getreidepreises im europäischen Markt muß die Beseitigung von Wettbewerbsverzerrungen zur Voraussetzung haben. Die deutsche Landwirtschaft muß in die Lage versetzt werden, auf dem gemeinsamen Agrarmarkt der sechs Länder ihre Position festigen zu können. Das erfordert die Fortsetzung einer Agrarpolitik, die die deutsche Landwirtschaft in ihren sozialen und wirtschaftlichen Existenzgrundlagen an die im Gemeinsamen Markt bestehenden Bedingungen anpaßt. Es kommt auf den Ausgleich der für 'die deutsche Landwirtschaft bestehenden Wettbewerbsnachteile bei den Kosten, bei den Lasten und bei den Sozialleistungen in der EWG an, solange deren Harmonisierung nicht auf andere Weise sichergestellt ist.
    Wie bisher wird die Bundestagsfraktion der CDU/ CSU ihre Agrarpolitik an dem Grundsatz der Erhaltung und Förderung des bäuerlichen Familienbetriebs orientieren und alles in ihren Kräften Stehende tun, um diesen wichtigen Zweig der deutschen Volkswirtschaft gesund, lebens- und wettbewerbsfähig zu erhalten. Die 'deutsche Landwirtschaft hat, gestützt auf die Politik der Bundesregierung und dieses Hauses, in einer sich wandelnden Gesellschaft Produktivitätsfortschritte zu verzeichnen, die beweisen, daß sie gewillt und imstande ist, sich auch ökonomisch zu behaupten. Wir werden ihr weiter helfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zu den Erfahrungen unserer Generation gehört auch die des Hungers. Vor diesem Hintergrund behält auch im wachsenden Europa die heimische landwirtschaftliche Erzeugung ihren mehr als ökonomischen Rang. Wir ermuntern die Bundesregierung, ihre europäische Politik fortzusetzen; denn wir wissen, in dem Maße, in dem wir Europa und die atlantische Gemeinschaft stärken, wächst zugleich unsere Chance, die Einheit aller Deutschen auf der Grundlage der Selbstbestimmung zu erringen.
    7304 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964
    Dr. Barzel
    Es ist gut, daß die Bundesregierung zu gleicher Zeit auf beiden Hauptgebieten der deutschen Politik tätig geworden ist: Der Wiedervereinigung des Vaterlandes und der Einheit Europas. Wir werden Sie, Herr Bundeskanzler, auf diesem Wege gern unterstützen, und ich meine, wir sind gemeinsam auf dem richtigen Wege.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP.)