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ID0414025900

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    Deutscher Bundestag 140. Sitzung Bonn, den 22. Oktober 1964 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 7005 A Fragestunde (Drucksachen IV/2621, IV/2635 [neu], IV/2652) Frage des Abg. Erler: Frankreich — EWG Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 7005 C, 7006 A, B, C Erler (SPD) . . . . . .. . . . . 7006 A Dr. Schäfer (SPD) 7006 B Dr. Mommer (SPD) 7006 B Fragen der Abg. Ertl und Riedel (Frankfurt) : Zahlung an italienische Partisanen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . . 7006 C, 7007 A, B, C Ertl (FDP) . . . . . . 7006 D, 7007 B Riedel (Frankfurt) (CDU/CSU) . . . 7007 B Fragen des Abg. Dr. Althammer: Deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe in Südamerika 7007 C Frage des Abg. Dr. Althammer: Deutsch-französisches Verhältnis zu den osteuropäischen Ländern . . . . 7007 D Fragen des Abg. Bühler: Verpflichtungen ausländischer diplomatischer Vertretungen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 7007 D, 3008 B, C, D, 3009 A, B Bühler (CDU/CSU) 7008 A Jahn (SPD) 7008 D Dr. Dr. Heinemann (SPD) . . . . 7009 A, B Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 7009 B Frage des Abg. Biechele: Status der deutschen Exklave Büsingen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 7009 C, D, 7010 A Biechele (CDU/CSU) 7009 D Fragen des Abg. Dr. Rutschke: Bundesverdienstkreuz für Rettung von Menschenleben und Eintreten für den freiheitlichen Rechtsstaat Höcherl, Bundesminister . . . 7010 A, B, C, 7011 A, B, C, D Dr. Rutschke (FDP) . 7010 B, C, D, 7011 C Büttner (SPD) 7010 D, 7011 A Moersch (FDP) ........7011 B Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 7011 B Jahn (SPD) 7011 C Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 7011 D Neumann (Allensbach) (CDU/CSU) 7011 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. Oktober 1964 Fragen der Abg. Dorn, Anders und Peiter: Gehälter für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst — Mieten für Bundeswehrangehörige Höcherl, Bundesminister . 7012 A, B, C, D, 7013 A, B, C, D, 7014 A Dorn (FDP) 7012 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) 7012 D, 7013 A Gscheidle (SPD) . . . . . . 7013 A, B Peiter (SPD) 7013 B, C Dr. Supf (FDP) . . . . . . . 7013 C Brück (CDU/CSU) . . . . . . 7013 D Büttner (SPD) . . . . . 7013 D, 7014 A Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : ,,Antibaby-Pille" Höcherl, Bundesminister . . . 7014 A, B, C Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7014 B Frage des Abg. Jahn: Neuordnung des Besoldungsrechts Höcherl, Bundesminister . . . . 7014 C, D, 7015 A, B Jahn (SPD) 7014 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 7015 A Dr. Schäfer (SPD) 7015 B Frage des Abg. Cramer: Nicht ausgezahlte Lohn- und Gehaltsanteile Höcherl, Bundesminister . . . . 7015 C, D Cramer (SPD) . . . . . . . . 3015 C, D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Kalenderreform Höcherl, Bundesminister 7016 A Frage des Abg. Haase (Kellinghusen) : Weihnachtsgeld an Wehrpflichtige Höcherl, Bundesminister 7016 B Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 7016 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Deutsche Nationalhymne Höcherl, Bundesminister . . . . 7016 C, D Dr. Kohut (FDP) 7016 C, D Fragen der Abg. Frau Freyh (Frankfurt) : Studentenförderung nach dem Honnefer Modell Höcherl, Bundesminister 7016 D, 7017 A, B Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . 7017 A, B Frage des Abg. Dr. Mommer: Einreisevisum an Staatsangehörige der osteuropäischen Staaten Höcherl, Bundesminister 7017 B Dr. Mommer (SPD) 7017 D Frage des Abg. Strohmayr: Zusammenfassung der Eheschließungsgesetze Höcherl, Bundesminister 7017 D, 7018 B Strohmayr (SPD) . . . . . . . . 7018 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7018 B Frage des Abg. Strohmayr: Reisebeihilfen für Trennungsgeldempfänger Höcherl, Bundesminister . . . 7018 C, D Strohmayr (SPD) 7018 C, D Erklärung nach § 36 GO Dr. Schellenberg (SPD) 7019 A Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die Verordnung über die Senkung von Abschöpfungssätzen bei der Einfuhr von geschlachteten Gänsen (Drucksachen IV/2578, IV/2654) . . . . 7019 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes, des Körperschaftsteuergesetzes, des Spar-Prämiengesetzes, des Wohnungsbau-Prämiengesetzes und anderer Gesetze (Steueränderungsgesetz 1964) (Drucksache IV/2400) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache IV/2617) — Zweite und dritte Beratung — Frau Funcke (Hagen) (FDP) . . . . 7019 D Frau Beyer (Frankfurt) (SPD) . . . 7022 A Dr. Imle (FDP) 7023 A Dr. Eckardt (CDU/CSU) 7023 B Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7024 C Beuster (SPD) 7025 A Dr. Artzinger (CDU/CSU) . . . 7026 A Meis (CDU/CSU) 7026 B Seuffert (SPD) . . . . . . . . 7027 A Dr. Eppler (SPD) . . . . . . . 7031 D. Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . 7034 A Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 7036 D Nächste Sitzung 7044 C Anlagen 7045 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. Oktober 1964 7005 140. Sitzung Bonn, den 22. Oktober 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 14.31 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 139. Sitzung Seite 6975 D Zeile 6 statt „20." : 25.; Zeile 21 statt „dem. Enquete-Ausschuß nicht gestellt" : dem Enquete-Ausschuß auch nicht gestellt. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 23. 10. Dr. Adenauer 22. 10. Dr. Aigner * 23. 10. Arendt (Wattenscheid) * 23. 10. Dr. Arnold 23. 10. Dr. Dr. h. c. Baade 23. 10. Bading * 23. 10. Dr.-Ing. Balke 23. 10. Bergmann * 23. 10. Berkhan 23. 10. Dr. Bieringer 23. 10. Fürst von Bismarck 23. 10. Blumenfeld 23. 10. Börner 23. 10. Dr. von Brentano 15. 11. Dr. Burgbacher * 23. 10. Deringer * 23. 10. Dr. Dichgans * 23. 10. Ehren 14. 11. Frau Dr. Elsner * 23. 10. Etzel 23. 10. Faller * 23. 10. Figgen 23. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 23. 10. Dr. Fritz (Ludwigshafen) 23. 10. Dr. Furler * 23. 10. Gedat 23. 10. Gehring 23. 10. Frau Geisendörfer 23. 10. Dr. h. c. Güde 23. 10. Gräfin vom Hagen 31. 10. Hahn (Bielefeld) 23. 10. Dr. Hahn (Heidelberg) 23. 10. Häussler 23. 10. Heix 23. 10. Hellenbrock 22. 10. Holkenbrink 23. 10. Hörmann (Freiburg) 23. 10. Illerhaus * 23. 10. Dr. Jungmann 23. 10. Kahn-Ackermann 20. 11. Frau Dr. Kiep-Altenloh 22. 10. Klinker * 23. 10. _ Könen (Lippstadt) 23. 10. Kraus 31. 10. Dr. Kreyssig * 23. 10. Kriedemann * 23. 10. Kubitza 31. 10. Frau Dr. Kuchtner 22. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 4. 11. Kulawig * 23. 10. Leber 23. 10. Lenz (Brühl) * 23. 10. Liehr 31. 10. Dr. Lohmar 23. 10. Dr. Löhr * 23. 10. Lücker (München) * 23. 10. Mauk * 23. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Memmel 31. 10. Dr. von Merkatz 23. 10. Metzger * 23. 10. Michels 23. 10. Dr. h. c. Dr.Ing. E. h. Möller 18. 11. Müller (Erbendorf) 23. 10. Dr. Müller-Hermann * 23. 10. Peters (Norden) 31. 10. Peters (Poppenbüll) 30. 11. Dr.-Ing. Philipp * 23. 10. Priebe 22. 10. Frau Dr. Probst * 23. 10. Rademacher * 23. 10. Reichhardt 31. 10. Richarts * 23. 10. Rohde* 23. 10. Rollmann 31. 10. Schlee 23. 10. Dr. Schmid (Frankfurt) 23. 10. Dr. Schmidt (Offenbach) 23. 10. Schultz 23. 10. Seidel (Fürth) 23. 10. Dr. Starke * 23. 10. Stein 22. 10. Steinhoff 23. 10. Storch * 23. 10. Strauß 22. 10. Frau Strobel * 23. 10. Weber (Georgenau) 23. 10. Wehking 23. 10. Weinkamm * 23. 10. Werner 23. 10. Wienand 23. 10. Dr. Willeke 23. 10. Wischnewski 23. 10. Wullenhaupt 23. 10. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Anlage 2 Umdruck 509 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Steueränderungsgesetzes 1964 Drucksachen IV/2400, IV/2617). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Artikel 1 (Einkommensteuer) 1. In Nr. 3 werden in § 6 b Abs. 1 hinter den Worten „Steuerpflichtige, die" die Worte „bis zum 31. Dezember 1969" eingefügt. 2. Nr. 21 erhält folgende Fassung: '2.1. Die Anlage zu § 32 a wird durch die folgende Anlage ersetzt: „ (1) Die Einkommensteuer beträgt unter Berücksichtigung eines allgemeinen Freibetrages von 1920 Deutsche Mark 7046 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. Oktober 1964 1. für zu versteuernde Einkommensbeträge von 1950 Deutsche Mark bis 8009 Deutsche Mark 0,20 (y — 1920) „y" ist der abgerundete zu versteuernde Einkommensbetrag 2. für zu versteuernde Einkommensbeträge von 8010 Deutsche Mark bis 29 999 Deutsche Mark 1216 +200 y + 6,751 y2 — 0,062 y3 „y" ist Tausendstel des 8000 Deutsche Mark übersteigenden Teiles des abgerundeten zu versteuernden Einkommensbetrages; 3. für zu versteuernde Einkommensbeträge von 30 000 Deutsche Mark bis 77 999 Deutsche Mark 8223 + 407 y + 1,82 y2 —0,012 y3 „y" ist ein Tausendstel des 30000 Deutsche Mark übersteigenden Teils des abgerundeten zu versteuernden Einkommensbetrages; 4. für zu versteuernde Einkommensbeträge von 78 000 Deutsche Mark bis 110 039 Deutsche Mark 6358 + 382 y + 1,572 y2 — 0,006 y3 y" ist ein Tausendstel des 24 000 Deutsche Mark übersteigenden Teils des abgerundeten zu versteuernden Einkommensbetrages; 5. für zu versteuernde Einkommensbeträge von 110 040 Deutsche Mark an 0,53 y — 11 281 „y" ist der .abgerundete zu versteuernde Einkommensbetrag. (2) Der zu versteuernde Einkommensbetrag ist wie folgt nach unten abzurunden: Auf Aden nächsten durch 30 ohne Rest teilbaren Betrag, wenn er nicht mehr als 48 000 Deutsche Mark beträgt und nicht bereits durch 30 ohne Rest teilbar ist, auf den nächsten durch 60 ohne Reist teilbaren Betrag, wenn er mehr als 48 000 Deutsche Mark beträgt und nicht bereits durch 60 ohne Reist teilbar ist. (3) Bei der Berechnung der Einkommensteuer nach den Absätzen 1 und 2 sich ergebende Pfennigbetrage bleiben unberücksichtigt. (4) Für zu versteuernde Einkommensbeträge bis 110 039 Deutsche Mark ergibt sich die nach den Absätzen 1 bis 3 errechnete Einkommensteuer aus der nachstehenden Tabelle:" Zu Artikel 3 (Spar-Prämiengesetz) 3. Nr. 1 wind gestrichen. 4. In Nr. 2 wird § 8 wie folgt neugefaßt: „§ 8 Anwendungsbereich Die vorstehende Fassung dieses Gesetzes gilt für Sparbeiträge, die auf Grund von Verträgen geleistet werden, die vor dem 1. Januar 1966 abgeschlossen worden sind." Bonn, ,den 20. Oktober 1964 Erler und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Erhard Eppler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Die Frage der Verlängerung des Spar-Prämiengesetzes, ob unbefristet oder aber nur für ein Jahr, ist in diesem Hause leider nicht mehr ganz neu. Wir haben darüber vor zwei Jahren diskutiert und hatten darüber vor einem Jahr sogar eine namentliche Abstimmung.
    Ich könnte nun einfach das wiederholen, was der Kollege Seuffert, aber auch die Kollegin Frau Funcke und der Kollege Dr. Schmidt am 11. Dezember letzten Jahres zu diesem Thema hier gesagt haben, nämlich daß es nicht gut sei, ein Gesetz unbefristet zu verlängern, das wir alle miteinander für dringend reparaturbedürftig halten. Allerdings liegen heute einige Dinge anders als vor einem Jahr. Damals gab es nur einen präzisen Vorschlag für die Harmonisierung der Sparförderung, nämlich unseren Antrag vom März 1962, der heute also schon 2 1/2 Jahre alt ist.
    Inzwischen hat aber auch die Bundesregierung im Steueränderungsgesetz 1964 ihren eigenen Entwurf eingebracht, und wir sollen nun heute ein Gesetz unbefristet verlängern, für das sowohl von der Regierung als auch von der Opposition exakte Neuentwürfe bereits vorliegen. Einem uneingeweihten Betrachter könnte sich da die Frage aufdrängen, ob wir uns eigentlich in diesem Hause selbst noch ganz ernst nehmen.
    Für uns Sozialdemokraten bilden drei Themen eine Einheit: die Steuersenkung, die Steuererhöhung



    Dr. Eppler
    — bei einigen Großeinkommen und Großvermögen
    — und die Sparförderung.

    (Abg. Dr. Barzel: Haben Sie zu Ziffer 2 einen Antrag gestellt?)

    — Einen Augenblick, Herr Barzel; ich wollte nur einen Zusammenhang herstellen; Sie werden gleich sehen, warum.
    Diese drei Themen bilden unter drei Aspekten für uns eine Einheit, nämlich unter dem Aspekt der steuerlichen Gerechtigkeit, über die ich hier nicht zu reden habe, aber auch unter den Aspekten der Vermögensbildung und der Konjunkturpolitik. Sie alle, meine Damen und Herren, wissen, daß der Wissenschaftliche Beirat beim Finanzministerium vor dieser Steuersenkung gewarnt hat, daß er also dem Finanzminister nicht abnimmt, daß sich diese Senkung konjunkturneutral auswirken wird.

    (Abg. Dr. Barzel: Ist es nur eine Senkung oder eine Korrektur?)

    Er befürchtet — ich zitiere wörtlich —, daß diese Steuersenkung, die wir heute beschließen — gemeinsam beschließen, Herr Barzel —, „zu einer weiteren Verschärfung der konjunkturellen Spannung beiträgt". Ich hätte das ein bißchen anders gesagt; aber ich bin ja auch kein Professor.
    Dieses Haus hält Steuersenkungen trotzdem für nötig. Es ist dann aber auch verpflichtet, etwas zu tun, was konjunkturell in entgegengesetzter Richtung läuft, was also zur Beruhigung der Konjunktur
    beitragen kann.
    In diesem Zusammenhang noch ein Wort über unsere Vorschläge zur Steuererhöhung. Sie haben sie abgelehnt — Sie werden sie wahrscheinlich auch in Zukunft ablehnen —, letztes Jahr mit der Bemerkung — verehrter Herr Kollege Artzinger, die stammt von Ihnen —, daß die Investitionen gedrosselt werden könnten. Sie haben also damals genau das befürchtet, was heute, in der Zeit des Investitionsbooms, viele Experten wünschen. Nachdem das so gekommen ist, argumentiert die CDU völlig umgekehrt, nämlich daß nicht die Steuererhöhung, sondern die Steuersenkung die Konjunktur dämpfe. Aber Argumente hin, Argumente her; Sie wollen nicht, und wir nehmen das zur Kenntnis.
    Anders steht es mit dem Zusammenhang zwischen Steuersenkung und Sparförderung bzw. Vermögensbildung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben doch einen Antrag auf Steuererhöhung gestellt!)

    — Wir haben im Augenblick keinen gestellt.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Er ist für erledigt erklärt worden!)

    — Nein, nein, er ist nicht für erledigt erklärt. Wir haben z. B. jetzt einen im Ausschuß behandelt. Es handelt sich um die Frage der Abzugsfähigkeit der Vermögensteuer. Sie haben ihn abgelehnt.
    Im übrigen habe ich das nur in den Zusammenhang mit der Konjunkturpolitik gestellt und wollte damit sagen, daß Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, während Sie diesen Zusammenhang — zwischen Erhöhung und Senkung der Steuern — nicht akzeptiert haben, den anderen Zusammenhang akzeptieren, nämlich den zwischen Sparförderung bzw. Vermögensbildung und Steuersenkung. Schon dadurch, daß Sie beides in einem Gesetz vorgelegt haben, haben Sie es akzeptiert, aber auch durch die Erklärung des Herrn Bundeskanzlers in diesem Hause vor einer Woche, der gesagt hat, daß das Steueränderungsgesetz 1964 mit der Entlastung der Steuerzahler einen weiteren Beitrag zur Bildung privater Ersparnisse leisten werde.
    Man kann natürlich wie unser verehrter Finanzminister der Meinung sein, daß die Bürger draußen im Lande das, was ihnen durch diese Steuersenkung zukommt, ohnehin sparen würden, daß sie also das Geld an vielen wohldekorierten Schaufenstern vorbei zur Sparkasse tragen. Man kann also wie der Herr Finanzminister der Meinung sein, daß die Bürger draußen in diesem Punkt ohnehin viel vernünftiger seien als ihre Obrigkeit, die ja jegliches Geld, das sie bekommt, sofort wieder ausgibt. Ich habe nicht die Absicht, dem Herrn Minister in diesem Punkt zu widersprechen. Ich möchte nur auf den ganz leisen Widerspruch hinweisen, in dem diese Behauptung zu manchen etwas moralinsauren Maßhaltepredigten steht, die derselbe Bürger von derselben Regierung ansonsten zu hören bekommt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wieso? — Abg. Dr. Barzel: Würden Sie mir mal erklären, was „moralinsauer" ist?)

    — Herr Barzel, wenn ich ganz bösartig wäre, dann würde ich jetzt an einige Reden in diesem Hause erinnern.

    (Abg. Dr. Dr. h. c. Dresbach: Sie sind die Antwort schuldig geblieben! — Abg. Dr. Barzel: Sie wissen doch, wer der Erfinder dieses Wortes ist!)

    — Ich bin nicht der Erfinder dieses Wortes, o nein; dafür halte ich mich nicht. Herr Dresbach, so originell wie Sie bin ich noch lange nicht.

    (Abg. Dr. Barzel: Herr Kollege, das Wort stammt aus einer finsteren Zeit!)

    — Nun ja, ich glaube, dieses Wort hört man manchmal noch in einer protestantischen Predigt aus dem Jahre 1964 mit Bezug auf protestantische Predigten des Jahres 1910, wenn Sie es genau hören wollen; aber in diesem Bereich sind Sie ja nicht so zu Hause.
    Wenn es aber so ist, daß die Bürger dieses Staates durch eine erstaunlich hohe Sparrate zur Dämpfung der Konjunktur und damit zur Erhaltung der Preisstabilität beitragen, so sind wir in diesem Parlament deshalb nicht aus unserer Verpflichtung entlassen, sondern zusätzlich verpflichtet, uns etwas einfallen zu lassen, um diese Tugend, von der der Herr Bundeskanzler und auch der Herr Finanzminister reden, zu fördern, und zwar vor allem bei denen, die es am nötigsten haben.
    Deshalb geht es uns bei der Harmonisierung der Sparförderung nicht nur darum, zu verhindern, daß die Vergünstigungen des Gesetzes kumulativ von denen in Anspruch genommen werden, die im Grunde ohnhin schon sparen könnten, sondern es



    Dr. Eppler
    geht uns vor allem darum, denen zusätzlich zu helfen, denen das Sparen besonders schwerfällt, und das sind eben die Bezieher kleinerer Einkommen. Für eine solche Harmonisierung wäre jetzt, zusammen mit der Steuersenkung, der richtige Zeitpunkt, wie Sie das ursprünglich selbst gewollt haben. Es ist der richtige Zeitpunkt vor allem dann, wenn wir wirklich für alle das erreichen wollen, was der Herr Bundeskanzler hier gemeint hat, nämlich eine zusätzliche Vermögensbildung.
    Deshalb haben wir mit einiger Betroffenheit den Beschluß der Koalitionsfraktionen zur Kenntnis genommen, die Sparförderung noch einmal auszuklammern und im nächsten Jahr zu behandeln. Daß das nötig wurde, liegt einzig und allein daran, daß das Steueränderungsgesetz zu spät vorgelegt wurde.
    Aber auch nach diesem Beschluß gingen wir davon aus, daß das Thema Sparförderung noch in dieser Legislaturperiode im Anschluß an das vorliegende Gesetz angepackt würde. Jetzt, meine Damen und Herren, schlagen Sie vor, daß wir wiederum unbefristet verlängern, Sie zerreißen damit den letzten Zusammenhang zwischen Steuersenkung und Sparförderung. Dabei erwarten Sie sicher nicht, daß wir die Beteuerung ernst nehmen, die Änderung des Sparprämiengesetzes werde trotzdem noch in dieser Legislaturperiode erfolgen, Sie sagen mit Recht, daß eine solche Beratung Zeit braucht. Aber schließlich liegt unser Entwurf nun seit zweieinhalb Jahren vor, und auch die Regierung hat ihre präzisen Vorstellungen. Ich könnte mir denken, daß auch in dieser Frage, wie in anderen, nicht so sehr die Ausschußberatung Zeit verschlingt, sondern der Versuch der Koalitionsparteien, in sich und untereinander über eine Regierungsvorlage einig zu werden.
    Wir sehen deshalb keinen einleuchtenden Grund zu einer unbefristeten Verlängerung. Wir beantragen, das Gesetz noch einmal für ein Jahr zu verlängern, damit wir uns alle unter den heilsamen Zwang stellen, mit diesem Kapitel endlich einmal fertig zu werden. Wir möchten, daß damit der Zusammenhang zwischen Steuersenkung und Sparförderung, den Sie selbst hergestellt haben, meine Herren von der Koalition, nicht ganz verlorengeht. Wir möchten verhindern, daß von dem Bündel von Maßnahmen, mit dem wir Sozialdemokraten eine möglichst konjunkturneutrale Umleitung von Einkommensströmen und damit der Vermögensbildung erstreben, nichts anderes übrigbleibt als ein mehr oder minder großzügiges Steuergeschenk, wobei keiner von uns weiß, wieviel davon durch — möglicherweise vermeidbare — Preissteigerungen wieder weggenommen wird.
    Dieser unser Antrag entspricht übrigens auch einem Fraktionsbeschluß der Freien Demokraten, und wir sind natürlich gespannt darauf, nachher in der Abstimmung zu sehen, wie frei unsere Freien Demokraten eigentlich sind.
    Nun möchten Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, das bestehende Gesetz aber doch nicht ganz unverändert verlängern, sondern Sie möchten in einem entscheidenden Punkt, der Ersterwerbsklausel, eine Änderung durchsetzen. Sie wollen das Wort „Ersterwerb" ersetzen durch das Wort „Erwerb", so daß also nicht nur der ,Ersterwerb von Wertpapieren, sondern der Erwerb schlechthin prämienbegünstigt wäre. Es liegt mir fern, hierüber eine Fachdebatte zu entfesseln. Sicher ist, daß mit der Begrenzung auf den Ersterwerb die Absicht verbunden war, den Kapitalmarkt zu erweitern. Wir könnten in den Ausschüssen darüber diskutieren, ob das heute noch angebracht ist; wir könnten darüber diskutieren, wer denn nun der Nutznießer einer solchen Regelung wäre. Wir könnten z. B. fragen,welchen Sinn es hat, daß man eine Volkswagenaktie alle fünf Jahre in eine andere umtauschen und dabei die Begünstigungen des Sparprämiengesetzes in Anspruch nehmen kann. Diese Fragen könnten alle im Zusammenhang mit dem Sparprämiengesetz erörtert werden. Was Sie aber vorhaben, ist, heute zu entscheiden, und zwar ohne jeden Zusammenhang mit einer Reform des Sparprämiengesetzes, in dem nach unserer Meinung viel wichtigere Probleme stecken als dieses.
    Sie wollen das im Grunde nur deshalb, damit die zukünftigen VEBA-Aktien nicht von der Begünstigung ausgeschlossen sind.

    (Abg. Dr. Burgbacher: Wollen Sie sie ausschließen?)

    Das ist der Zweck Ihres Antrages,

    (Abg. Dr. Dr. h. c. Dresbach: Sie merken aber auch alles!)

    der ein Mittel heiligen soll, bei dem auch manchem von Ihnen nicht wohl sein wird.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Ist denn der Erwerb von VEBA-Aktien im Rahmen des Sparprozesses etwas Böses?)

    — Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nicht gesagt, daß der Zweck böse sei. Ich habe mich nur gegen das Mittel zu diesem Zweck gewandt, daß man nämlich einen Punkt herausgreift und alles andere wieder wegschiebt. Ich glaube, Herr Kollege Schmidt, das halten auch Sie im Grunde für nicht ganz einwandfrei.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Unter ganz anderen Gesichtspunkten als Sie! — Abg. Dr. Elbrächter: Halten Sie die Aktie für ein schlechtes Papier, so daß Sie sie diskriminieren wollen?)

    — Das habe ich nicht behauptet. Ich habe nur behauptet: wenn wir an die Harmonisierung der Sparförderung herankommen wollen, dann nur im ganzen und nicht 'dadurch, daß wir die ganze Geschichte vor uns herschieben und dann plötzlich, weil Sie für die VEBA etwas brauchen, einen Punkt vorzuziehen. Das ist das, was wir beanstanden.

    (Beifall bei der SPD.)

    Im übrigen 'befürchten wir, Herr Professor Burgbacher, daß in dem Moment, .wo Sie und Ihre Fraktion diese Korrektur bekommen haben, der Drang zu einer Gesamtharmonisierung weiter nachläßt und sich dann der nächste Bundestag wieder



    Dr. Eppler
    mit dem Problem herumschlagen muß, das zu ordnen unsere Aufgabe gewesen wäre.

    (Beifall bei der SPD.)

    Deshalb bitten wir Sie, unsere beiden Änderungsanträge zu Art. 3 auf Umdruck 509 anzunehmen.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Burgbacher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Fritz Burgbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Vorredner hat einen auf eine bestimmte Sache bezogenen Antrag in größere volkswirtschaftliche und sozialpolitische Zusammenhänge gestellt, was sein gutes Recht ist. Ich möchte darauf nur kurz eingehen.
    Zunächst ist festzustellen, daß die Steuersenkung, die wir jetzt beschlossen haben, vermutlich keine Konjunkturgefährdung bringen wird. Ich darf darauf hinweisen, daß die Sparquoten auch in diesem Jahr wieder um ungefähr 16 % gestiegen sind und daß wir doch den Mut haben sollten, unseren Mitbürgern zuzutrauen, daß sie an den auf Grund der Wirtschaftspolitischen Entwicklung so reich bestückten Schaufenstern allmählich doch vorbeigehen können und etwas mehr sparen als bisher. In dem Zusammenhang ist auch der Appell des Bundeskanzlers, der mit dem Wort „Maßhalten" hier positiv und negativ kritisiert wird, zu verstehen. Sie haben gemeint, das sei ein Widerspruch. Das ist gar kein Widerspruch: Wer spart, hält Maß, und deshalb sind Maßhalten und Sparen durchaus entsprechende Begriffe.

    (Abg. Dr. Eppler: Das habe ich nicht bestritten!)

    Was die Steuerbelastung der höheren Einkommen betrifft, so möchte ich nur folgendes sagen: Wir haben in der Progressionsstufe bei ständig steigenden Masseneinkommen ständig steigende Steuerbelastungen.

    (Abg. Dr. Eppler: In der Proportionalzone!)

    — Entschuldigen Sie, in der Proportionalzone — nein. In der Progressionszone haben wir ständig steigende Steuerbelastungen. Ein Mann, der jetzt beispielsweise 30 000 oder 40 000 DM verdient, zahlt einen höheren Steuersatz, als er für sein Einkommen vor zehn Jahren bei etwa 15 000 DM gezahlt hat, obwohl es derselbe Mann in derselben sozialen Struktur ist.

    (Abg. Dr. Eppler: Das ist aber doch in der Proportionalzone!)

    — Nein, das ist in der Proportionalzone nicht so. Den wesentlichen Unterschied zwischen Progression und Proportion kann ich nicht beseitigen.

    (Abg. Kurlbaum: Aber die wachsen doch in die Progressionszone von unten hinein!)

    — Richtig! Aber dann sind sie nicht mehr in der Proportionalzone, verehrter Herr Kollege Kurlbaum. Ich bedanke mich für Ihre Unterstützung. Es beweist nämlich, daß jeder, der in die Progressionszone hin-
    einwächst, zu einer höheren Steuerbelastung kommt als vorher.