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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Deutscher Bundestag 139. Sitzung Bonn, den 21. Oktober 1964 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Ehren und Schoettle 6913 A Der Abg. Kurtz tritt in den Bundestag ein 6913 B Wahl des Abg. Dürr als stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses . 6913 B Fragestunde (Drucksachen IV/2621, IV/2635 [neu]) Fragen des Abg. Ertl: Behandlung deutscher Urlauber durch italienische Polizeikräfte in Südtirol . 6913 C Frage der Abg. Frau Rudoll: Umsetzer im Ortsteil Essen-Werden für Zweites Fernsehen Stücklen, Bundesminister 6914 A Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Pauschale für Ummeldung bzw. Neuanschluß von Fernsprechanschlüssen Stücklen, Bundesminister . . 6914 B, C, D Schmidt (Kempten) (FDP) 6914 C Gscheidle (SPD) 6914 D Fragen des Abg. Wagner: Überprüfung der regionalen Einteilung der Oberpostdirektionsbezirke Stücklen, Bundesminister 6915 A, B, C, D, 6916 A, B, C, D Wagner (CDU/CSU) . . . . . . 6915 B Dr. Schäfer (SPD) . 6915 C, D, 6916A, B Cramer (SPD) . . . . . . . . . 6916 B Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 6916 C Gscheidle (SPD) . . . . . . . . 6916 D Fragen der Abg. Frau Döhring: Fernsehsender Stuttgart-Frauenkopf — Empfang des Zweiten Programms im UHF-Bereich Stücklen, Bundesminister . . . . . 6916 D, 6917 B, C, D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 6917 C, D Frage des Abg. Biechele: Bau eines Fernsehsenders auf dem Bodanrück Stücklen, Bundesminister . 6918 A, B, C, D Biechele (CDU/CSU) 6918 B Brück (CDU/CSU) . . . . . . 6918 C Ertl (FDP) 6918 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Oktober 1964 Frage des Abg. Strohmayr: Gebühren für Vertrieb und Zustellung von Zweimonatszeitschriften Stücklen, Bundesminister . 6918 D, 6919 B Strohmayr (SPD) 6919 B Frage des Abg. Dr. Mommer: Einnahmen der Deutschen Bundespost aus dem Telefonverkehr im September 1964 Stücklen, Bundesminister . . . . 6919 C, D, 6920 A, B, C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . 6919 D Cramer (SPD) 6920 A Frehsee (SPD) 6920 B Dröscher (SPD) . . . . . . . 6920 C Fragen des Abg. Dr. Martin: Bildungsmöglichkeiten für die Bewohner der Zonenrandgebiete Dr. Mende, Bundesminister . . . 6920 C, D, 6921 A, B, C, D, 6922 A, B, C, D, 6923 A, B Dr. Martin (CDU/CSU) . 6921 A, 6922 C Moersch (FDP) . . . . . . . . 6921 B Junghans (SPD) . . . . . . . 6921 B, C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 6921 D Dr. Frede (SPD) . . . . . . . 6921 D Fritsch (SPD) 6922 A Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 6922 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 6922 C Dr. Supf (FDP) 6922 D Bühler (CDU/CSU) . . . 6922 D, 6923 A Frau Eilers (SPD) . . . . . . . 6923 A Frage des Abg. Jahn: Urteil des Amtsgerichts Herford vom 10. April 1964 Dr. Bucher, Bundesminister . . . 6923 B Jahn (SPD) 6923 C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . 6923 D Dr. Ernst, Staatssekretär 6924 A Fragen des Abg. Fritsch: Wirkungen des Bundesbaugesetzes Dr. Ernst, Staatssekretär 6924 A Fritsch (SPD) 6924 B Ertl (FDP) 6925 C Strohmayr (SPD) 6925 B Unertl (CDU/CSU) . . . . . . 6925 A Dröscher (SPD) 6925 D Dr. Stecker (CDU/CSU) . . . . 6926 B Dr. Kohut (FDP) 6926 C Frage des Abg. Fritsch: 4. Novelle zum Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz Lemmer, Bundesminister . . . . . 6926 D Fritsch (SPD) . . . . . . . . . 6926 D Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Zweiten Gesetz zur Sicherung des Straßenverkehrs (Drucksache IV/2605) Jahn (SPD) 6927 B Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung von Wertgrenzen und Kostenvorschriften in der Zivilgerichtsbarkeit (Drucksache IV/2606) Hoogen (CDU/CSU) 6928 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1965 (Haushaltsgesetz 1965) (Drucksache IV/2500) ; in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Rechnungsjahr 1965 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1965) (Drucksache IV/2622) — Erste Beratung — Dr. Conring (CDU/CSU) . . . . 6928 C Schoettle (SPD) 6935 C Dr. Emde (FDP) 6946 C Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 6953 C Dr. Dollinger, Bundesminister . . 6961 A von Hassel, Bundesminister . . . 6962 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6965 C Dr. Bleiß (SPD) 6972 C Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 6975 C Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 6976 A Dr. Starke (FDP) 6980 B Heiland (SPD) . . . . . . . . 6984 B Hermsdorf (SPD) 6986 D Dr. Schellenberg (SPD) . . . . 6987 D Blank, Bundesminister . . . . 6991 C Frau Dr. Hubert (SPD) 6996 C Spitzmüller (FDP) 6998 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . 7000 C Dr. Krümmer (FDP) 7001 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Oktober 1964 III Entwurf eines Zweiten Gesetzes über die Aufgaben des Bundes auf dem Gebiet der Seeschiffahrt (Drucksache IV/2549) — Erste Beratung — 7001 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Weingesetzes (Bundesrat) (Drucksache IV/2600) — Erste Beratung — . . . . 7001 D Antrag betr. zentrale Auszahlung der Qualitätsprämie für Milch durch den Bund (Abg. Logemann, Wächter, Sander, Dr. Effertz u. Gen.) (Drucksache IV/2614) 7001 D Verordnung über die Senkung von Abschöpfungssätzen bei der Einfuhr von geschlachteten Gänsen (Drucksache IV/2578) 7001 D Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Festsetzung der Einzelheiten zur Verwirklichung der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für Presseberufe (Drucksachen IV/2468, IV/2615) . . . . . . . . . 7002 A Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine vom Rat der EWG zu erlassende Richtlinie zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend die Umsatzsteuern (Drucksachen IV/2454, IV/2580) 7002 C Nächste Sitzung 7002 C Anlage 7003 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Oktober 1964 6913 139. Sitzung Bonn, den 21. Oktober 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
    2. folderAnlagen
      Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 23. 10. Dr. Aigner * 23. 10. Arendt (Wattenscheid) * 23. 10. Dr. Arnold 23. 10. Dr. Dr. h. c. Baade 24. 10. Bading * 23. 10. Dr.-Ing. Balke 23. 10. Bergmann * 23. 10. Berkhan 23. 10. Börner 23. 10. Dr. h. c. Brauer 21. 10. Dr. von Brentano 15. 11. Dr. Burgbacher * 23. 10. Deringer * 23. 10. Dr. Dichgans * 23. 10. Ehren 14. 11. Frau Dr. Elsner * 23. 10. Faller * 23. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 23. 10. Dr. Fritz (Ludwigshafen) 23. 10. Dr. Furler* 23. 10. Gehring 23. 10. Frau Geisendörfer 23. 10. Dr. h. c. Güde 23. 10. Gräfin vom Hagen 31. 10. Hahn (Bielefeld) 24. 10. Hamacher 21. 10. Heix 23. 10. Frau Dr. Heuser 21. 10. Holkenbrink 23. 10. Illerhaus * 23. 10. Dr. Jungmann 23. 10. Kahn-Ackermann 20. 11. Klinker * 23. 10. Koenen (Lippstadt) 24. 10. Kraus 31. 10. Dr. Kreyssig * 23. 10. Kriedemann * 23. 10. * Für die Teilnahme an (einer Tagung des Europäischen Parlaments Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Kubitza 31. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 4. 11. Kulawig * 23. 10. Leber 23. 10. Lenz (Brühl) * 23. 10. Liehr 31. 10. Dr. Lohmar 23. 10. Dr. Löhr * 23. 10. Lücker (München) * 23. 10. Dr. Mälzig 21. 10. Mauk * 23. 10. Memmel 31. 10. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 21. 10. Dr. von Merkatz 23. 10. Metzger * 23. 10. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 18. 11. Müller (Erbendorf) 23. 10. Dr. Müller-Hermann * 23. 10. Peters (Norden) 31. 10. Dr.-Ing. Philipp * 23. 10. Frau Dr. Probst * 23. 10. Rademacher * 23. 10. Rauhaus 23. 10. Reichhardt 31. 10. Richarts * 23. 10. Ritzel 21. 10. Rohde * 23. 10. Rollmann 31. 10. Schlee 23. 10. Dr. Schmid (Frankfurt) 23. 10. Schultz 21. 10. Schwabe 21. 10. Seidel (Fürth) 24. 10. Dr. Starke * 23. 10. Steinhoff 23. 10. Storch* 23. 10. Frau Strobel * 23. 10. Wehking 23. 10. Weinkamm * 23. 10. Wienand 23. 10. Dr. Willeke 23. 10. Wischnewski 23. 10. Wullenhaupt 23. 10. b) Urlaubsanträge Peters (Poppenbüll) 30. 11.
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      Rede von Hans Hermsdorf


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

      Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe nicht die Absicht, den Wahlkampf, der hier vom Kollegen Althammer bestritten wurde,

      (Zuruf von der Mitte: Und Heiland!)

      fortzusetzen.

      (Zurufe von der CDU/CSU.)

      — Sie werden das von mir nicht erleben. Auch wenn Sie mich reizen, werden Sie mich nicht davon abbringen, hier in aller Ruhe eine Sache zu vertreten, von der ich meine, daß sie ein gemeinsames Anliegen dieses Hauses ist.
      Der Herr Finanzminister hat beim Einbringen des Haushalts einige Bemerkungen über die Zonenrandgebiete gemacht und dabei gesagt, daß das Haus bzw. der Haushaltsausschuß aufgefordert sei, die Vorschläge des Bundesrats zu überprüfen und eventuell den alten Titel ohne Kürzungen wiederherzu-



      Hermsdorf

      (hat. Herr Kollege Althammer, wir werden Sie bei der Beratung im Haushaltsausschuß über diesen Titel beim Wort nehmen, um zu sehen, wieweit Sie 'das, was Sie hier vorgetragen haben, dann durchsetzen können. Ich möchte aber eine grundsätzliche Bemerkung zur Frage der Gebiete längst der Demarkationslinie machen. Nachdem wir auf der anderen Seite den Todesstreifen, den Minengürtel und den Sperrgürtel haben, dürfen wir es uns auf dieser Seite nicht leisten, daß längs der Demarkationslinie dieses Gebiet sozusagen legitim verödet oder versteppt. Wir haben die Aufgabe, aus der Verpflichtung dem ganzen Deutschland gegenüber, auch dieses Gebiet wirtschaftlich blühend zu machen wie die anderen Landesteile der Bundesrepublik. Um das zu erreichen, hat dieses Haus mehrere Male einstimmige Beschlüsse gefaßt, es hat finanzielle Vorschläge gemacht. Aber alle Maßnahmen, die bisher getroffen worden sind, sind hinter diesen Vorstellungen, die das ganze Haus beschlossen hat, zurückgeblieben. Wir haben gerade jetzt in dieser Auseinandersetzung die Aufgabe, den Versuch zu machen, das durchzusetzen, was bisher zwar die Meinung des Hauses war, aber an dem finanziellen Bereich scheiterte. Ich möchte gleich hinzufügen, daß natürlich auch hier eine Aufgabe der Länder vorliegt. Es ist klar, daß die Länder ausnahmslos, von Schleswig-Holstein bis Bayern, hier Anstrengungen gemacht haben, die sich sehen lassen können. Aber sie scheitern, weil vom Bund aus teilweise Maßnahmen getroffen werden, die diese Bemühungen der Länder wieder illusorisch machen. Ich will hier einen Punkt nennen, nämlich die Frage der Verkehrswege, insbesondere im Hinblick auf die Bundesbahn. Es ist völlig unmöglich, daß wir dieses Gebiet vom Verkehr abschneiden. Wenn wir das tun, brauchen wir kein Geld mehr hineinzustecken, denn dann wird niemand mehr dort investieren. Ein weiterer Punkt ist die Frage der Schulen. In sehr vielen Orten sind neue Industrien entstanden. Die Menschen wandern aber wieder in die Stadt ab, weil sie keine Möglichkeit haben, ihre Kinder dort entsprechend ausbilden zu lassen. Das alles muß gesehen werden, und ich bin der Auffassung, daß der Herr Finanzminister dieser Sache insofern ausgewichen ist, als er uns gesagt hat: Darüber soll einmal das Haus nachdenken. Es wäre uns lieber gewesen, wenn schon die Regierung sagt, daß sie hier Anstrengungen machen will, wenn sie es auch mit Zahlen in den Haushalt hineingeschrieben hätte und nicht versuchte, die Verantwortung dem Parlament zuzuschieben und zu sagen: Sieh mal zu, wo du das Geld hernimmst. Der Vorschlag, 50 Millionen aus ERP-Mitteln in das Zonenrandgebiet zu schieben — und ich hoffe, daß ich nicht falsch informiert bin —, ist gewiß ein Schritt, kann aber noch nicht alles sein. Es gibt noch eine Fülle von Aufgaben, die nicht nur mit ERP-Krediten zu bewältigen sind. Eine weitere Frage, die auch vom Kollegen Althammer hervorgehoben worden ist, betrifft den Zinssatz und die Tilgung. Es ist für unseren Begriff völlig ausgeschlossen, daß man das mit 5 % machen kann. Dann wird man von vornherein schon Schwierigkeiten haben, überhaupt Leute zu finden, die sich in das Gebiet begeben. Ich halte es für wichtig, diesen Punkt anzuschneiden, weil hier eine Aufgabe vorliegt, die für uns als Aufgabe Nr. 1 zur Wiederherstellung der Einheit Deutschlands gehört. Wir können unseren Landsleuten in der Zone gegenüber nicht bestehen, wenn wir nicht zeigen, daß wir längs der Demarkationslinie genauso wie im Herzen der Bundesrepublik ein blühendes wirtschaftliches Leben haben. Wenn wir das nicht beweisen, glaubt uns niemand mehr, daß wir ernsthafte Anstrengungen hinsichtlich der Wiedervereinigung machen wollen. Ich bitte Sie daher, die Vorschläge, die der Gesamtdeutsche Ausschuß einstimmig zu dieser Frage gemacht und dem Haushaltsausschuß überwiesen hat, ernsthaft zu beachten und so zu verfahren, daß wir alle beruhigt unseren Landsleuten in der Zone in die Augen sehen können. Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Schellenberg. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler und der Herr Bundesfinanzminister haben in ihren Reden zum vorliegenden Bundeshaushalt unter anderem auch zu den Leistungen für die soziale Sicherheit Stellung genommen. Auch einige Sprecher der Regierungskoalition haben sich dazu geäußert. Das macht noch einige Feststellungen der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion zu diesem Thema erforderlich. Erstens. Gewiß sind die Bundesleistungen für die soziale Sicherheit, die ihren Ausdruck im Haushalt finden, auch im internationalen Vergleich nicht unerheblich. Allerdings stellen fast die Hälfte aller Leistungen für die soziale Sicherheit Kriegsfolgelasten dar, wie der Herr Bundesfinanzminister erklärte. Hätte der Herr Bundesfinanzminister den Versuch unternommen, die Kriegsfolgelasten im Haushalt gesondert auszuweisen, dann wäre manche Diskussion über den Sozialaufwand etwas einfacher. Es ist richtig, daß die Sozialleistungen im Haushalt 1965 um rund 2 Milliarden DM höher sind als im laufenden Rechnungsjahr. Dabei ist aber von wesentlicher Bedeutung, daß in dem jetzt zur Beratung stehenden Bundeshaushalt erstmalig die völlige Entlastung der Wirtschaft von Kindergeldleistungen, die die Sozialdemokraten seit eh und je Dr. Schellenberg gefordert haben, ihren finanziellen Niederschlag findet. Diese Entlastung der Wirtschaft stellt aber keine zusätzliche Sozialleistung dar. Zweitens. Die Sozialleistungen sind wesentlich durch Initiativen der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion beeinflußt worden. Nicht selten mußten Leistungsverbesserungen gegen den Widerstand der Bundesregierung durchgesetzt werden. Ich möchte hier nicht untersuchen, wie hoch der Sozialaufwand wäre, wenn nicht die Sozialdemokraten seit Schaffung der Bundesrepublik einen zähen Kampf für die Verbesserung der Sozialleistungen — oft gegen die Bundesregierung — geführt hätten. (Beifall bei der SPD. — Abg. Lemmrich: Haben Sie die Mehrheit gehabt oder wir?)


      (Beifall.)


      (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Dehler.)


      (Beifall bei der SPD.)


      (Beifall bei der SPD.)


    Rede von Dr. Thomas Dehler
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Dr. Ernst Schellenberg


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)





      (Beifall bei der SPD.)


      (Beifall bei der SPD.)

      — Wir haben Sie durch unsere Initiativen gezwungen, auch gegen Entwürfe der Bundesregierung Verbesserungen vorzunehmen. Das ist doch der Tatbestand.

      (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/ CSU: Wer hat denn die Voraussetzungen dafür geschaffen? — Weitere Zurufe von der Mitte.)

      Drittens. Der Herr Bundeskanzler hat z. B. von den Leistungen der Rentenreform gesprochen.

      (Zuruf von der CDU/CSU: Die hat selbst der DGB eine soziale Großtat genannt!)

      Dabei übersah er, daß es die sozialdemokratische Bundestagsfraktion war, die zuerst im April 1956 den Gesetzentwurf über die Rentenreform einbrachte, und daß erst dann, viele Wochen später, die Bundesregierung einen ähnlichen Entwurf vorlegte. Im übrigen gehörte damals — und das ist bedeutsam —, als es nämlich um die Dynamisierung der Renten ging, der heutige Bundeskanzler zu den Schwarzsehern.

      (Sehr wahr! bei der SPD. — Zuruf von der Mitte: Wer hat sie denn beschlossen?)

      Als Bundeswirtschaftsminister hat Herr Professor Erhard damals, als wir hier im Hause um die Dynamisierung der Renten rangen, auf einer Tagung in Köln von dem „Gift" der Rentendynamik gesprochen.

      (Hört! Hört! bei der SPD.)

      Seine düsteren Prognosen haben sich als falsch erwiesen.

      (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/ CSU: Nein, abwarten!)

      — Wollen Sie etwa die Rentendynamik abschaffen?

      (Zurufe von den Regierungsparteien. — Gegenrufe von der SPD: Sagen Sie ruhig ja!)

      Dann sagen Sie es, hier im Plenum!
      Auch heute noch gibt es im geltenden Recht viele Härten und Ungerechtigkeiten der Rentenversicherung. Jetzt hat die Bundesregierung endlich den von Herrn Dr. Adenauer schon für den Bundestagswahlkampf 1957 versprochenen Gesetzentwurf über die Beseitigung von Härten der Rentenreform vorgelegt.

      (Abg. Winkelheide: Der liegt doch vor!)

      — Jawohl, Herr Kollege, ich werde dazu einige wenige Bemerkungen machen. — Durch den Entwurf sollen zwar einige Härten beseitigt werden. Gleichzeitig würden aber durch diese Novelle — wie könnte es bei der Bundesregierung anders sein? — einige grobe Ungerechtigkeiten neu in das Rentenrecht eingefügt. Das ist der Tatbestand.

      (Sehr richtig! bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Wie Sie ihn sehen. — Weitere Zurufe.)

      — Dazu werden sich vielleicht die Kollegen der FDP noch äußern.
      Viertens. Einen besonders kläglichen Anblick bietet das sogenannte Sozialpaket, von dem der Herr Bundesarbeitsminiser bekannlich einmal sagte: Wohl selten sind sozialpolitische Vorhaben der Bundesregierung so zielstrebig, intensiv und umfassend vorbereitet worden. Meine Damen und Herren, es ist unmöglich, sich dem Wirrwarr der Änderungsvorschläge zum eigenen Entwurf, den Beratungen von Experten der Regierungsparteien, den Sitzungen der Koalitionsfraktionen und den Gesprächen auf höchster Ebene im einzelnen zu widmen.

      (Abg. Winkelheide: Das ist Demokratie, Herr Profsessor!)

      — Ich denke, der Entwurf war so eingehend, zielstrebig, intensiv vorbereitet?
      Ein Zitat soll die Situation kennzeichnen. „Die Welt" vom 5. Februar dieses Jahres:
      Bundeskanzler Ludwig Erhard, der an seinem Geburtstag nur kurz an der Fraktionssitzung der CDU/CSU teilnahm, forderte die Abgeordneten auf, in der Frage des Sozialpakets einig zu sein. Dies ist mein herzlichster Geburtstagswunsch, sagte der Bundeskanzler. Erhard bat die Abgeordneten, den Vorschlägen Blanks zuzustimmen. Ich bin auch nicht mit allem einverstanden, gab Erhard zu, aber wir müssen zu einer politischen Willensbildung kommen. Jetzt müssen wir das Herz in die Hand nehmen und über die Hürde springen.
      Die CDU-Fraktion beschloß es. Aber sie steht heute noch mit dme Herz in der Hand vor der Hürde.

      (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

      Fünftens. Die Erklärungen des Herrn Bundeskanzlers zur Sozialpolitik zeichnen sich leider häufig durch geringen Sachverstand, aber große Taktlosigkeit aus. Einige Beispiele hierfür. Auf dem Wirtschaftsbeirat der Union in München fielen aus seinem Munde die Worte von einer „überspitzten, fluchwürdigen Sozialpolitik". Auf einer Tagung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Hamburg erklärte Professor Erhard: Wie oft sind wir — CDU/CSU — sündig geworden in der Sozialpolitik!

      (Hört! Hört! und Heiterkeit bei der SPD.)




      Dr. Schellenberg
      Die soziale Krankenversicherung nannte er eine Mammutbürokratie zur Verteilung von Hustenbonbons.

      (Heiterkeit.)

      Der Bundeskanzler wandte sich vor der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände scharf gegen den Wegfall der Einkommensgrenze beim Zweitkindergeld. Er ließ sich in diesem Zusammenhang dazu verleiten, von einer Sozialpolitik zu sprechen — ich zitiere —, „die zu einer Enthumanisierung führt".

      (Zurufe von der SPD: Pfui! — So etwas!)


      (als Auswirkung der letzten Wahlergebnisse und des Gesetzentwurfs der Sozialdemokraten zur Beseitigung der Einkommensgrenze zu verstehen. (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Da irren Sie sich!)

      Nach der Koallitionsnovelle soll ine Einkommensgrenze für die Gewährung von Zweitkindergeld bei kinderreichen Familien entfallen. Im übrigen soll die Einkommensgrenze 'von 600 DM auf 650 DM monatlich festgesetzt werden.

      (Zuruf von der SPD: Ei, ei! — Hört! Hört! — Das war aber Mut!)

      Das ist wahrlich ein höchst bescheidener Schritt (in bezug (auf die Einkommensgrenze. Wir Sozialdemokraten werden — das möchte ich schon jetzt erklären — nicht Ruhe geben, bis die Einkommensgrenze und damit die Bedürftigkeitsprüfung bei der Kindergeldgewährung überhaupt abgeschafft sind.

      (Befall bei der SPD. — Abg. Lemmrich: Werden Sie uns einen Deckungsvorschlag machen?)

      — Im Haushaltsausschuß werden wir darüber beraten. Wir haben bei Einbringung unserer Vorlage erklärt, daß die Finanzfragen bei der Haushaltsberatung mit berücksichtigt werden sollen.

      (Abg. Lemmrich: Wir haben sehr oft auf Deckungsvorschläge von Ihnen gewartet!)

      — (Darüber werden die Kollegen im Haushaltsausschuß und wir dann im Plenum beraten.

      (den Kollegen der FDP betont — Verbesserungen erreicht worden, die ihren Niederschlag im Bundeshaushalt finden. Sie wurden gegen den hartnäckigen Widerstand der Bundesregierung, die bis zur Drohung mit Artikel 113 des Grundgesetzes ging, erreicht. Die Einwände der Bundesregierung waren, wie heute erwiesen list, weder sozialpolitisch noch finanzwirtschaftlich gerechtfertigt. Siebentens. Der Bundeskanzler hat von den Sozialinvestitionen als einem vordringlichen Anliegen des Gemeinwohls gesprochen. Sein Hinweis, daß im Haushalt eine Reihe von deutlichen Ansatzpunkten diesem Grundsatz entspreche, wird durch den Inhalt des Haushaltsentwurfs nicht bestätigt. Beispielsweise ergeben sich aus dem Funktionenplan des Haushaltsgesetzes bei Buchstabe M, Abschnitt Gesundheit, Sport, Jugendpflege, die wichtige Sozialinvestitionen sind, sogar Minderungen. Im Jahre 1962 enthielt die sogenannte Sozialbilanz aus dem Hause des Bundesfinanzministers einen Abschnitt „Soziale Investitionen". Seitdem hat die Bundesregierung ein Kapitel „Soziale Investitionen" nicht mehr zusammengestellt, offenbar deshalb, weil die Sozialinvestitionen nur einen minimalen Bruchteil des Sozialhaushaltes ausmachen. Zu den dringenden Sozialinvestitionen gehören auch Maßnahmen zur Ausbildungsförderung. Bekanntlich hat die sozialdemokratische Fraktion hierzu im Mai 1962 einen Gesetzentwurf eingebracht. Er ist bis jetzt unerledigt. Heute haben die Koalitionsparteien, offenbar unter dem Druck der sozialdemokratischen Bildungsoffensive, einen Entwurf über Ausbildungshilfen eingereicht. Danach soll die Gewährung von Ausbildungshilfen grundsätzlich auf Mehr-Kinder-Familien beschränkt werden. Der Entwurf der Regierungsparteien ist völlig unausgegoren. Das wird man noch merken, wenn er zur Beratung kommt, und er bedeutet eine weitere außerordentliche Komplizierung unseres Sozialrechts. Entscheidend ist aber etwas anderes. Die vorgesehene Regelung entspricht nur höchst unvollkommen den gesellschaftspolitischen Notwendigkeiten, nämlich jedem jungen Menschen, unabhängig von der wirtschaftlichen Lage seines Elternhauses, die Chance zu geben, seine Kräfte und Fähigkeiten zu entwickeln. (Zuruf von der CDU/CSU: Sind wir denn schon so weit, daß wir für ein Kind nicht mehr die Ausbildung gewährleisten können?)


      (Sehr wahr! bei der SPD.)


      (Aha! und Lachen bei der CDU/CSU)


      (Beifall bei der SPD)

      — Nach Ihrer Regelung würde — um es Ihnen zu sagen — der in Ausbildung stehende Jugendliche eines alleinstehenden Millionärs 40 DM monatlich bekommen, aber wenn es sich um einen Jugendlichen handelt, dessen Vater und Mutter ein niedriges Einkommen haben, würde Ausbildungshilfe nicht gewährt werden. So wohldurchdacht ist Ihre Konzeption!

      (Lachen bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Dittrich: Es kann einem Angst werden, wenn man Sie hört! — Zurufe von der SPD.)

      Das sind die Fakten in bezug auf „soziale Investitionen".