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ID0413924400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 139. Sitzung Bonn, den 21. Oktober 1964 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Ehren und Schoettle 6913 A Der Abg. Kurtz tritt in den Bundestag ein 6913 B Wahl des Abg. Dürr als stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses . 6913 B Fragestunde (Drucksachen IV/2621, IV/2635 [neu]) Fragen des Abg. Ertl: Behandlung deutscher Urlauber durch italienische Polizeikräfte in Südtirol . 6913 C Frage der Abg. Frau Rudoll: Umsetzer im Ortsteil Essen-Werden für Zweites Fernsehen Stücklen, Bundesminister 6914 A Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Pauschale für Ummeldung bzw. Neuanschluß von Fernsprechanschlüssen Stücklen, Bundesminister . . 6914 B, C, D Schmidt (Kempten) (FDP) 6914 C Gscheidle (SPD) 6914 D Fragen des Abg. Wagner: Überprüfung der regionalen Einteilung der Oberpostdirektionsbezirke Stücklen, Bundesminister 6915 A, B, C, D, 6916 A, B, C, D Wagner (CDU/CSU) . . . . . . 6915 B Dr. Schäfer (SPD) . 6915 C, D, 6916A, B Cramer (SPD) . . . . . . . . . 6916 B Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 6916 C Gscheidle (SPD) . . . . . . . . 6916 D Fragen der Abg. Frau Döhring: Fernsehsender Stuttgart-Frauenkopf — Empfang des Zweiten Programms im UHF-Bereich Stücklen, Bundesminister . . . . . 6916 D, 6917 B, C, D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 6917 C, D Frage des Abg. Biechele: Bau eines Fernsehsenders auf dem Bodanrück Stücklen, Bundesminister . 6918 A, B, C, D Biechele (CDU/CSU) 6918 B Brück (CDU/CSU) . . . . . . 6918 C Ertl (FDP) 6918 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Oktober 1964 Frage des Abg. Strohmayr: Gebühren für Vertrieb und Zustellung von Zweimonatszeitschriften Stücklen, Bundesminister . 6918 D, 6919 B Strohmayr (SPD) 6919 B Frage des Abg. Dr. Mommer: Einnahmen der Deutschen Bundespost aus dem Telefonverkehr im September 1964 Stücklen, Bundesminister . . . . 6919 C, D, 6920 A, B, C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . 6919 D Cramer (SPD) 6920 A Frehsee (SPD) 6920 B Dröscher (SPD) . . . . . . . 6920 C Fragen des Abg. Dr. Martin: Bildungsmöglichkeiten für die Bewohner der Zonenrandgebiete Dr. Mende, Bundesminister . . . 6920 C, D, 6921 A, B, C, D, 6922 A, B, C, D, 6923 A, B Dr. Martin (CDU/CSU) . 6921 A, 6922 C Moersch (FDP) . . . . . . . . 6921 B Junghans (SPD) . . . . . . . 6921 B, C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 6921 D Dr. Frede (SPD) . . . . . . . 6921 D Fritsch (SPD) 6922 A Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 6922 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 6922 C Dr. Supf (FDP) 6922 D Bühler (CDU/CSU) . . . 6922 D, 6923 A Frau Eilers (SPD) . . . . . . . 6923 A Frage des Abg. Jahn: Urteil des Amtsgerichts Herford vom 10. April 1964 Dr. Bucher, Bundesminister . . . 6923 B Jahn (SPD) 6923 C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . 6923 D Dr. Ernst, Staatssekretär 6924 A Fragen des Abg. Fritsch: Wirkungen des Bundesbaugesetzes Dr. Ernst, Staatssekretär 6924 A Fritsch (SPD) 6924 B Ertl (FDP) 6925 C Strohmayr (SPD) 6925 B Unertl (CDU/CSU) . . . . . . 6925 A Dröscher (SPD) 6925 D Dr. Stecker (CDU/CSU) . . . . 6926 B Dr. Kohut (FDP) 6926 C Frage des Abg. Fritsch: 4. Novelle zum Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz Lemmer, Bundesminister . . . . . 6926 D Fritsch (SPD) . . . . . . . . . 6926 D Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Zweiten Gesetz zur Sicherung des Straßenverkehrs (Drucksache IV/2605) Jahn (SPD) 6927 B Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung von Wertgrenzen und Kostenvorschriften in der Zivilgerichtsbarkeit (Drucksache IV/2606) Hoogen (CDU/CSU) 6928 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1965 (Haushaltsgesetz 1965) (Drucksache IV/2500) ; in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Rechnungsjahr 1965 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1965) (Drucksache IV/2622) — Erste Beratung — Dr. Conring (CDU/CSU) . . . . 6928 C Schoettle (SPD) 6935 C Dr. Emde (FDP) 6946 C Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 6953 C Dr. Dollinger, Bundesminister . . 6961 A von Hassel, Bundesminister . . . 6962 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6965 C Dr. Bleiß (SPD) 6972 C Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 6975 C Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 6976 A Dr. Starke (FDP) 6980 B Heiland (SPD) . . . . . . . . 6984 B Hermsdorf (SPD) 6986 D Dr. Schellenberg (SPD) . . . . 6987 D Blank, Bundesminister . . . . 6991 C Frau Dr. Hubert (SPD) 6996 C Spitzmüller (FDP) 6998 A Dr. Dehler, Vizepräsident . . . 7000 C Dr. Krümmer (FDP) 7001 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Oktober 1964 III Entwurf eines Zweiten Gesetzes über die Aufgaben des Bundes auf dem Gebiet der Seeschiffahrt (Drucksache IV/2549) — Erste Beratung — 7001 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Weingesetzes (Bundesrat) (Drucksache IV/2600) — Erste Beratung — . . . . 7001 D Antrag betr. zentrale Auszahlung der Qualitätsprämie für Milch durch den Bund (Abg. Logemann, Wächter, Sander, Dr. Effertz u. Gen.) (Drucksache IV/2614) 7001 D Verordnung über die Senkung von Abschöpfungssätzen bei der Einfuhr von geschlachteten Gänsen (Drucksache IV/2578) 7001 D Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Festsetzung der Einzelheiten zur Verwirklichung der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für Presseberufe (Drucksachen IV/2468, IV/2615) . . . . . . . . . 7002 A Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine vom Rat der EWG zu erlassende Richtlinie zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend die Umsatzsteuern (Drucksachen IV/2454, IV/2580) 7002 C Nächste Sitzung 7002 C Anlage 7003 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Oktober 1964 6913 139. Sitzung Bonn, den 21. Oktober 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 23. 10. Dr. Aigner * 23. 10. Arendt (Wattenscheid) * 23. 10. Dr. Arnold 23. 10. Dr. Dr. h. c. Baade 24. 10. Bading * 23. 10. Dr.-Ing. Balke 23. 10. Bergmann * 23. 10. Berkhan 23. 10. Börner 23. 10. Dr. h. c. Brauer 21. 10. Dr. von Brentano 15. 11. Dr. Burgbacher * 23. 10. Deringer * 23. 10. Dr. Dichgans * 23. 10. Ehren 14. 11. Frau Dr. Elsner * 23. 10. Faller * 23. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 23. 10. Dr. Fritz (Ludwigshafen) 23. 10. Dr. Furler* 23. 10. Gehring 23. 10. Frau Geisendörfer 23. 10. Dr. h. c. Güde 23. 10. Gräfin vom Hagen 31. 10. Hahn (Bielefeld) 24. 10. Hamacher 21. 10. Heix 23. 10. Frau Dr. Heuser 21. 10. Holkenbrink 23. 10. Illerhaus * 23. 10. Dr. Jungmann 23. 10. Kahn-Ackermann 20. 11. Klinker * 23. 10. Koenen (Lippstadt) 24. 10. Kraus 31. 10. Dr. Kreyssig * 23. 10. Kriedemann * 23. 10. * Für die Teilnahme an (einer Tagung des Europäischen Parlaments Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Kubitza 31. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 4. 11. Kulawig * 23. 10. Leber 23. 10. Lenz (Brühl) * 23. 10. Liehr 31. 10. Dr. Lohmar 23. 10. Dr. Löhr * 23. 10. Lücker (München) * 23. 10. Dr. Mälzig 21. 10. Mauk * 23. 10. Memmel 31. 10. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 21. 10. Dr. von Merkatz 23. 10. Metzger * 23. 10. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 18. 11. Müller (Erbendorf) 23. 10. Dr. Müller-Hermann * 23. 10. Peters (Norden) 31. 10. Dr.-Ing. Philipp * 23. 10. Frau Dr. Probst * 23. 10. Rademacher * 23. 10. Rauhaus 23. 10. Reichhardt 31. 10. Richarts * 23. 10. Ritzel 21. 10. Rohde * 23. 10. Rollmann 31. 10. Schlee 23. 10. Dr. Schmid (Frankfurt) 23. 10. Schultz 21. 10. Schwabe 21. 10. Seidel (Fürth) 24. 10. Dr. Starke * 23. 10. Steinhoff 23. 10. Storch* 23. 10. Frau Strobel * 23. 10. Wehking 23. 10. Weinkamm * 23. 10. Wienand 23. 10. Dr. Willeke 23. 10. Wischnewski 23. 10. Wullenhaupt 23. 10. b) Urlaubsanträge Peters (Poppenbüll) 30. 11.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Erwin Schoettle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich kann im Augenblick darauf keine Antwort geben. Aber mit der Stellenbewilligung ist es ja nicht getan; daß muß sich auch irgendwo im Haushalt niederschlagen.

    (Abg. Dr. Schäfer: Das ist wirklich billig! — Abg. Dr. Stoltenberg: Das ,stimmt doch, das ist .nicht zu bestreiten!)

    Wenn das Verteidigungsministerium von sich aus in dieser Richtung nichts tut, dann müßte jedenfalls der Bundesfinanzminister darauf drängen, daß das geschieht. Der vorgelegte Haushaltsentwurf und die Riede des Herrn Ministers lassen den Schluß zu, daß man sich dieser Problematik nicht stellen will.
    In diesen Bereich gehört auch die Frage der Zivilverteidigung und der Notstandsgesetze. Mein Kollege Schmitt-Vockenhausen hat in der letzten Woche bereits die Frage an den Herrn Bundesfinanzminister gestellt, wie hoch die Kosten sein werden, die entstehen, wenn die von der Bundesregierung vorgelegten ,Gesetzentwürfe verabschiedet sein werden. Der Herr Bundesfinanzminister hat ausweichend geantwortet. Er wisse nicht, wieviel benötigt werde, da die Gesetze ja noch nicht vorlägen. Das sei auch nicht schlimm, denn sie seien noch nicht etatreif. Mit einer solchen Erklärung können wir uns nicht zufriedengeben. Die von der Bundesregierung vorgelegten Gesetze sind nur dann sinnvoll, wenn lihre Durchführung auch 'finanziell gewährleistet ist.

    (Beifall bei der SPD.)

    In diesem Hause ist von allen Seiten immer der Standpunkt vertreten worden, daß bei jeder Gesetzesvorlage von der Regierung gleichzeitig dargelegt werden muß, wie hoch die Gesamtkosten der Durchführung sein werden. Gerade bei den Gesetzen der Notstandsgesetzgebung, die mit Sicherheit hohe Milliardenbeträge erfordern, kann auf die Darstellung der Gesamtkosten nicht verzichtet werden.

    (Abg. Dr. Conring: Die sind ja veröffentlicht!)

    — Die sind eben nicht so veröffentlicht, daß man sich daraus einen Vers machen könnte, Herr Kollege Conring.

    (Abg. Dr. Conring: Man kann es im Bulletin nachlesen!)

    Unsere Fraktion — damit komme ich zu dem Punkt, auf den es uns ankommt — hat stets betont, daß sie bereit ist, im Rahmen der von ihr aufgestellten Grundsätze und Voraussetzungen die Notstandsgesetze mit zu beraten und zu verabschieden. Man wird von uns aber nicht erwarten können, daß wir ohne zuverlässige Kenntnis der finanziellen Auswirkungen handeln. Wir erwarten von dem Herrn Bundesfinanzminister, daß er in dieser Haushaltsdebatte die Zahlen auf den Tisch legt.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Im Bereich des Verkehrs hat die Bundesregierung nach der Meinung des Bundesfinanzministers im Haushalt 1965 einen Schwerpunkt gebildet. Ich möchte diese Behauptung mit einer Einschränkung versehen. Es ist wohl richtiger zu sagen, die Bundesregierung habe den Schwerpunkt Verkehrspolitik, der ja einen sehr komplexen Bereich umfaßt, erkannt, aber sie habe ihn nicht seiner Gewichtigkeit entsprechend honoriert, und das bedeutet, daß die Unzulänglichkeit der Verkehrsinvestitionen auch für 1965 zementiert wird. Das gilt für den Straßenbau genauso wie für die Bundesbahn mit ihrer besonderen Problematik.
    Um bei der Bundesbahn zu bleiben: Wir warten seit geraumer Zeit auf die Vorschläge der Bundesregierung zur Sanierung der Bundesbahn. Die These des Bundesministers der Finanzen, daß Wege gefunden werden müssen, die es der Bundesbahn ermöglichen, ihre wirtschaftliche Lage zu meistern, haben wir in verschiedenen Ausfertigungen schon seit Jahren gehört, ohne daß Entscheidendes geschehen wäre.
    Das gleiche gilt für die Bundespost, deren defizitäre Lage durch die kürzlich erfolgte Erhöhung der Telefongebühren keineswegs verbessert worden ist. Inzwischen sind ja, wie wir heute früh aus der Presse erfahren haben, von dem Herrn Bundeskanzler dem Bundespostminister Anweisungen gegeben worden, durch die eine Senkung der erhöhten Ge-



    Schoettle
    bühren, allerdings nicht auf den alten Stand, herbeigeführt werden soll. Ob das eine sehr späte Einsicht ist, daß man der Wirtschaft die Belastung aus der Gebührenerhöhung hätte ersparen können, wenn man die erhöhten Steuereinnahmen zur Deckung des Haushaltslochs verwendet hätte, das sich aus einem Verzicht auf den Postbeitrag an den Haushalt ergeben würde, oder ob die unmittelbare Wirkung der Gebührenerhöhung, nämlich ein beträchtlicher Rückgang des Aufkommens aus den Telefongebühren, Anlaß für die sensationelle Wendung waren, darüber kann man nur spekulieren. Jedenfalls lösen die Erklärungen des Bundesfinanzministers in seiner Etatrede nicht — ganz abgesehen von den Bedenken, die gegen das Verfahren angemeldet werden müssen — das Problem, das die Post und ihre Lage darstellen.
    Nach unserer Ansicht ist eine Novellierung des Postgesetzes notwendig, damit klare Rechtsverhältnisse geschaffen werden. Wir werden Vorschläge in dieser Richtung machen.
    In seiner Rede hat der Herr Bundesfinanzminister auch das Thema Seeschiffahrt berührt. Dazu ist von uns aus folgendes zu sagen. Der Deutsche Bundestag hat im Juni dieses Jahres bei der Beratung einer Großen Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion den Vorstellungen unserer Fraktion über ein 1965 in Kraft tretendes und bis 1970 geltendes Schifffahrtsförderungsgesetz einem „Blauen Plan" einhellig zugestimmt. Der Bundesfinanzminister hat in seiner Rede ausdrücklich erklärt, daß trotz der begrenzten Möglichkeiten des Haushalts durch Bundeshilfen der bedrohlichen und existenzgefährdenden Entwicklung der deutschen Seeschiffahrt im internationalen Wettbewerb vorgebeugt werden müsse. Unserer Forderung nach genereller Hilfe durch Verbesserung der Kapitalstruktur, durch Konsolidierung und Rationalisierung und durch Hilfen zum Neubau von 1,5 Millionen BRT haben alle Fraktionen dieses Hauses zugestimmt. Für 1965 bewegt sich der notwendige Aufwand in einer Größenordnung von rund 150 Millionen DM. Aber der Haushaltsentwurf sieht statt dessen eine Reduzierung der bisherigen Ansätze um rund 20 Millionen DM vor. Nach 1970 sind bekanntlich EWG-unabhängige nationale Hilfsmaßnahmen zur Beseitigung der eigenen Unterlegenheit gegenüber ausländischen Wettbewerbern unmöglich. Der „Blaue Plan" muß also 1965 voll anlaufen. Wir müssen den Bundesfinanzminister fragen, ob das Förderungsprogramm erst 1966 anlaufen und dann in vier Jahren erledigt werden soll oder ob er verbindlich zusagen kann, daß der „Blaue Plan" nach Verabschiedung des betreffenden Gesetzes durch einen Nachtragshaushalt bedient werden soll. Tm übrigen wird mein Kollege Bleiß im Rahmen dieser Debatte zur Verkehrspolitik im Bundeshaushalt noch besonders Stellung nehmen.
    Zur Wissenschaftsförderung, die es verdient hätte, im Bundeshaushalt in ganz anderer Weise, als es geschehen ist, zu einem Schwerpunkt gemacht zu werden, wird in der nächsten Zeit Gelegenheit sein eingehend Stellung zu nehmen. Für heute nur soviel: Die Planung gerade auf diesem Gebiet sollte sich künftig über mehrere Jahre erstrecken, mindestens auf fünf Jahre, damit wirklich ernsthaft und in die Zukunft hinein etwas geschehen kann. Der Bund muß sich im Zusammenhang mit Vereinbarungen mit den Ländern weit stärker engagieren als bisher. Wir stimmen allerdings — das muß ich hinzufügen — dem Herrn Bundesfinanzminister unbedingt zu, wenn er in seiner Haushaltsrede sagt, daß die Bundesmittel in diesem Bereich zusätzlich zu den Ländermitteln gegeben werden sollen, daß also die Länder Bundeszuschüsse nicht zur Reduzierung ihrer eigenen Leistungen und Anstrengungen benutzen dürfen.

    (Sehr wahr! in der Mitte.)

    Am stärksten von den Kürzungen betroffen ist der Haushalt des Bundesernährungsministers. Im Umfang von 250 Millionen sollen Einsparungen vorgenommen werden. Von den in zwölf Einzelplänen veranschlagten ,Minderausgaben stellt der Einzelplan 10 allein 40 %. Die besagten 250 Millionen werden in erster Linie beim Grünen Plan eingespart werden müssen, so daß eine fast 10 %ige, also doppelt so hohe Kürzung wie bei den anderen Ressorts vorgenommen werden soll.

    (Zuruf rechts: Unmöglich!)

    Übrigens zum Grünen Plan — meine Damen und Herren, ich glaube, das ist ein Anliegen, das uns alle angeht — folgendes. Der Grüne Plan, der ja erst im Februar des nächsten Jahres eingebracht werden soll, ist mit seiner Zahlenseite ein Element des Bundeshaushalts. Es ist nahezu unmöglich, einen Haushalt vollständig zu verabschieden, wenn ein solches Element fehlt. Wir müssen deshalb ,die Frage stellen, ob die Bundesregierung nicht ernsthaft darangehen will, die Einbringungszeiten des Grünen Plans zu verlegen. Wie das geschehen 'kann, das wäre zu überlegen. Aber solange die jetzige Lösung weiterbesteht, daß man erst am 12. oder 15. Februar den Grünen Plan vor sich hat, bleibt der Gedanke unerträglich, daß der Haushalt eigentlich nicht vollständig ist.

    (Abg. Dr. Stoltenberg: Leider kann man die Ernte nicht verlegen, Herr Schoettle!)

    — Dann müssen wir eben den Grünen Plan im ganzen aus dem Bundeshaushalt herausnehmen und ihn in einem Nachtragshaushalt oder auf irgendeine andere Weise etatisieren. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.
    Was die Kürzungen beim Einzelplan 10 betrifft, so ist man versucht, ,dem Bundesfinanzminister recht zu geben, wenn man an die Haushaltsmanipulationen des Bundesernährungsministers in den vergangenen Jahren denkt.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Da kann man zu der Ansicht kommen, daß der Finanzminister eigentlich zu dieser Kürzung geradezu gezwungen gewesen ist. Im Haushaltsjahr 1962 konnten z. B. 170 Millionen, 1963 330 Millionen aus dem Einzelplan 10 nicht planmäßig verausgabt werden. Haushaltsansätze sind im allgemeinen nicht unbedingt ein Zwang zu Ausgaben; sie sind Ermächtigungen, daß man in der Höhe ausgeben darf.



    Schoettle
    Aber gerade im Bereich des Agrarhaushalts sind ja die Ansätze nicht einfach festgelegt, weil man mal so ins Blaue hinein etwas sagen wollte, sondern sie haben ihre Substanz, sie haben ihre Begründung.

    (Abg. Bauknecht: Verspätete und verschärfte Richtlinien!)

    — Darauf wollte ich gerade hinweisen, Herr Kollege Bauknecht. Schuld daran, daß diese Ausgaben nicht bewältigt werden konnten, ist die verspätete Herausgabe der Richtlinien, und man kann hinzufügen: vielleicht auch die bewußte Erhöhung einzelner Ansätze, um zu Beginn des Jahres einen für die Landwirtschaft dekorativ aufgeblähten Grünen Plan vorzulegen

    (Zustimmung bei der SPD)

    und dann am Ende des Haushaltsjahres doch noch Reste zu haben, um sonstige Löcher zu stopfen oder Geschenke zu verteilen. Aber mir scheint, daß diese Methoden von jedem Gesichtspunkt aus zu bedauern und abzulehnen sind. Dabei sind — auch das muß hinzugefügt werden — wichtige agrarpolitische Maßnahmen verhindert worden, die im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft zwingend waren.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Außerdem sind Beschlüsse des Parlaments vom Ernährungsminister nicht sachgerecht ausgeführt, ja zum Teil ignoriert worden.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Die Kürzung des Einzelplans 10 bleibt auch unverständlich angesichts der Tatsache, daß das Bundesernährungsministerium noch in der Vorwoche behauptete, in diesem Jahr seien keine Reste zu erwarten, wobei es den Beweis jedoch schuldig blieb.
    Wenn man davon ausgeht, daß auf Grund gestiegener Kosten die meisten Maßnahmen selbst bei gleichbleibendem Haushaltsvolumen nicht im gleichen Umfang wie bisher durchgeführt werden können und Neuaufgaben insbesondere auf agrarsozialpolitischem Gebiet überhaupt nicht angegangen werden können, dann kann man ob dieses Durcheinanders in Konzeption, Durchführung und Aussagen nur den Kopf schütteln.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Zwei Fragen drängen sich bei dem Einzelplan 10 außerdem noch auf. Die Fraktionen der Regierung haben durch Anträge und angemeldete Wünsche, z. B. für die Altershilfe und die Unfallversicherung, Mehrausgaben in Höhe von über einer halben Milliarde ins Auge gefaßt. Man wird sie wohl in einem Nachtragshaushalt Mitte nächsten Jahres vor der Bundestagswahl zu finanzieren suchen, und man kann die Frage stellen, wie sich das mit der Rede des Herrn Bundesfinanzministers verträgt.
    Es nimmt auch wunder, daß der Finanzminister mit keinem Wort die finanziellen Auswirkungen der Errichtung des Ausrichtungs- und Garantiefonds in der EWG angesprochen hat. Die bisherigen Vereinbarungen laufen im Juli des nächsten Haushaltsjahres ab. Bis zum 1. Juli 1965 ist eine neue Entscheidung fällig. Die Frage ist, welche Haltung die Bundesregierung in den Verhandlungen einzunehmen 1 gedenkt. Das ist angesichts der Tatsache bedeutsam, daß einerseits nach der Grundsatzentscheidung des Ministerrates die Abschöpfungen nach den Nettoimporten in progressiver Weise diesem Fonds zufließen sollen — sie also auf der Einnahmeseite bei uns zunehmend fehlen werden —, andererseits der Fonds einen Umfang in Höhe von 3 1/2 Milliarden DM annehmen soll und zusätzliche Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt erforderlich macht.
    Wir fordern eine folgerichtige Durchführung der in diesem Hause gefaßten politischen Beschlüsse, eine klare Darlegung der derzeitigen Finanzlage des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, eine Gegenüberstellung mit den notwendigen bestehenden und neu auftretenden Aufgaben. Erst dann kann über diesen Etat, d. h. über seine eventuelle Kürzung oder Ausdehnung entschieden werden.
    Was schließlich die Ausführungen des Bundesfinanzministers zu den Problemen der Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegssachgeschädigten betrifft, so waren diese auch nicht gerade besonders aufschlußreich. Irgendwelche konkreten Vorstellungen über die Weiterentwicklung dieses ganzen Fragenkomplexes sind nicht geäußert worden. Auf dem Gebiete des Lastenausgleichs hat sich der Finanzminister nur mit der Vergangenheit beschäftigt, statt klar und deutlich zu sagen, welche Maßnahmen die Bundesregierung ergreifen und in welchem Rahmen sie die noch offenen Fragen angehen will. Zahlen über erfolgte Leistungen, die streitig sind und wegen ihres summarischen Charakters ein unvollständiges und zum Teil falsches Bild ergeben, können dem Parlament bei seiner Urteilsbildung nichts nützen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Hier brauchen wir endlich die von der SPD-Fraktion bei der dritten Lesung zum Siebzehnten Lastenausgleichsänderungsgesetz geforderte objektive Bestandsaufnahme.
    Die Tatsache, daß der Etat des Vertriebenenministeriums im Haushaltsvoranschlag 1965 um genau 10 v. H. niedriger ist als im vorigen Jahr, wird eine sehr sorgfältige Nachprüfung erfordern. Dazu gehören unter anderem auch die auffallenden Kürzungen ausgerechnet bei den Entschädigungsleistungen für ehemalige Kriegsgefangene und politische Häftlinge, die im Hinblick auf die Verbesserungen der Dritten Novelle zum Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz und die notwendige Betreuung der jetzt entlassenen und noch zu entlassenden Häftlinge gesehen werden müssen. Zu bedauern ist auch, daß das Flüchtlingsproblem von dem Finanzminister nur am Rande und ganz allgemein berührt wurde. Das zeigt, daß offenbar keine weitergehenden Verbesserungen als die jetzt von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwürfe zu erwarten sind. Auch die Siebzehnte Novelle zum Lastenausgleichsgesetz hat keine zufriedenstellende Alterssicherung der ehemals selbständigen Sowjetzonenflüchtlinge gebracht. So kann das Flüchtlingsproblem trotz des Flüchtlingshilfegesetzes und des Beweissicherungsgesetzes nicht von der Tagesordnung abgesetzt werden.

    (Beifall bei der SPD.)




    Schoettle
    Nach wie vor steht unser Entwurf eines Flüchtlingsgesetzes, der die Gleichstellung der Flüchtlinge untereinander und die rechtliche Gleichstellung der Flüchtlinge mit den Heimatvertriebenen vorsieht, zur Diskussion.
    Meine Damen und Herren, ich muß schließlich noch einige Bemerkungen zu dem in Zusammenhang mit dieser Haushaltsberatung gleichfalls auf der Tagesordnung stehenden ERP-Wirtschaftsplan machen, der begrüßenswerterweise in zeitlichem Zusammenhang mit der ersten Beratung dieses Bundeshaushalts zur Debatte steht. Damit wird die korrespondierende Erörterung dieser beiden Gesetze in den zuständigen Ausschüssen entsprechend einer schon vor Jahren in diesem Hause getroffenen Feststellung und ihre gleichzeitige Verabschiedung möglich. Mit dieser formalen Erfüllung einer Forderung des Hohen Hauses ist es aber nicht getan. Die Bundesregierung kommt nicht daran vorbei, sich auch zu den sachlichen Zusammenhängen zwischen Bundeshaushalt und ERP-Wirtschaftsplan zu äußern.
    Das ERP-Sondervermögen ist nach allseitig erklärtem Willen ein Instrument der Wirtschaftspolitik. Es ermöglicht mit seinen Erträgnissen, der Wirtschaft Mittel zur Verfügung zu stellen, die Betriebe und Unternehmen nicht in jedem Fall aus eigenem aufzubringen imstande sind. Das ERP-Sondervermögen ermöglicht binnenwirtschaftliche, Berlin betreffende und außenwirtschaftliche Maßnahmen einschließlich solcher der Entwicklungshilfe. Damit wird deutlich, daß die aus den verschiedenen Einzelhaushalten — auch dem Grünen Plan — wirtschaftlichen Zwecken zugeführten Mittel durch Mittel aus dem ERP-Sondervermögen ergänzt werden. Bisher haben diese beiden großen Gruppen ziemlich zusammenhanglos nebeneinandergestanden. Es kommt darauf an, klarzumachen, wie im Rahmen gesamtvolkswirtschaftlicher Erwägungen und umfassender Wirtschaftspolitik der Haushalt einerseits und das ERP-Sondervermögen andererseits den allgemeinen politischen Zielen dienen können.
    Hier wird deutlich, daß wir ohne volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, ohne volkswirtschaftlichen Gesamthaushalt, ohne Jahreswirtschaftsberichte und ohne die Feststellung der Ziele der allgemeinen Wirtschaftspolitik nicht mehr auskommen. Wenn dem so ist, müssen Bundeshaushalt und ERP-Sondervermögen den ihnen zukommenden Platz in diesem Rahmen bekommen. Wir hätten gern von der Bundesregierung ihre Vorstellungen dazu gehört, um künftighin sicher zu sein, daß öffentliche Mittel der einen oder anderen Art nicht verschwendet werden. Des weiteren muß festgestellt werden, daß das ERP-Sondervermögen als Instrument der Wirtschaftspolitik anderen Voraussetzungen und Bedingungen unterliegen muß als der Bundeshaushalt. Das heißt, das ERP-Sondervermögen muß in seiner Substanz erhalten und in seinen Erträgnissen entsprechend den wirtschaftspolitischen Notwendigkeiten im Sinne von Schwerpunktmaßnahmen eingesetzt werden können.
    Meine Damen und Herren, ich habe versucht, zu einzelnen Problemen, die der Haushalt 1965 aufwirft, Stellung zu nehmen. Wir werden bei den Beratungen im Haushaltsausschuß entsprechend den von mir vorgetragenen Gesichtspunkten an der Gestaltung dieses Haushalts 1965 mitwirken.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Emde.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Georg Emde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident, meine Damen und Herren! Als vor drei Jahren Finanzminister Starke einen neuen Stil der Haushalts- und Finanzpolitik ankündigte, ist von vielen Seiten Skepsis und Zweifel geäußert worden. Heute sind diese Zweifel nur noch bei wenigen zu finden. Ein neuer Stil, das heißt, Anpassung der Haushaltsentwicklung an die realen Zuwachsraten des Sozialproduktes bei vollgültiger Erfüllung der Staatsaufgaben, das heißt, Beschränkung des öffentlichen Haushaltes auf den erreichten Anteil am Sozialprodukt, und neuer Stil heißt nicht zuletzt auch Erfüllung der Bestimmungen der Reichshaushaltsordnung, z. B. durch zeitgerechte Einbringung der Haushaltsentwürfe.
    Die Entwicklung hat gezeigt, daß beide von der FDP gestellten Finanzminister, Dr. Starke und Dr. Dahlgrün, die gleiche Methode der Finanzpolitik vertreten. Innerhalb der liberalen Partei gibt es keinerlei Unterschiede in der Auffassung über die richtige, den heutigen Notwendigkeiten entsprechende Finanzpolitik. Insofern entsprechen die Handlungen dieser Legislaturperiode voll den Erklärungen der Wahlkampfaussage der FDP vom Frühjahr 1961.
    Die Problematik der Arbeit des Finanzministers liegt also nicht in der Erarbeitung der politischen Linie, sie liegt in der Frage der politischen Anwendung und Durchführung der in der Theorie als richtig anerkannten Vorstellungen. Dabei ist in einer Koalitionsregierung der vom kleineren Partner gestellte Finanzminister stets in einer schwierigen Situation. Er muß die Einzelinteressen seiner Partei in das Allgemeininteresse einfügen; das wird ihm relativ leicht gelingen. Er muß aber darüber hinaus die vielfältigen Forderungen der Einzelgruppen des größeren Partners ohne Störung des Koalitionsklimas dem Allgemeininteresse unterordnen, und das ist bei den verschiedenen Interessenlagen stets ein schwieriges Unterfangen. Daß dies Minister Dahlgrün so überzeugend gelungen ist, dankt ihm jeder, der den politischen Erfolg dieser Koalition wünscht.
    Voraussetzung für eine erfolgreiche Politik des Finanzministers ist ein enges Vertrauensverhältnis zum Regierungschef. Dabei muß die Übereinstimmung in der Beurteilung der wechselnden Situation und die Übereinstimmung in der Anwendung des finanzpolitischen Instrumentariums Grundlage der menschlichen Beziehungen sein; denn ohne persönliches Vertrauen sind so komplizierte Probleme, wie sie sich in den letzten Jahren der deutschen Finanzpolitik ergeben haben, nicht zu bewältigen. Bundeskanzler und Finanzminister sind jedoch ohne die tatkräftige Unterstützung der sie tragenden Frak-



    Dr. Emde
    tionen handlungsunfähig. Und hier möchte ich für die Fraktion der FDP dem Bundeskanzler

    (Abg. Dr. Schäfer: Wo ist er?)

    und dem Finanzminister als den in der heutigen Etatdebatte in erster Linie angesprochenen Mitgliedern des Kabinetts die volle Unterstützung meiner Fraktion zusagen. Dieser Haushaltsentwurf wird von uns als ein Stück richtiger Finanzpolitik begrüßt, und wir setzen alle Energie daran, ihn heute und in den folgenden Lesungen zu verteidigen.
    Mancher Versuch wird bis zur Verabschiedung unternommen werden, wesentliche Veränderungen der Grundkonzeption vorzunehmen, insbesondere werden sich die Bemühungen von Gegnern der Steuersenkung darauf konzentrieren, den vorgesehenen zweiten Teil des Steueränderungsgesetzes zu verhindern. Durch Addierung angeblicher Unterlassungen, durch Vortragen verschiedenster zusätzlicher Wünsche wird versucht werden, über Erhöhung der Ausgaben die für die Steuersenkung erforderliche Finanzmasse zu beschneiden.
    Nun, meine Damen und Herren, wir sehen in dieser vorgeschlagenen Steuersenkung ein Mittel, alle Schichten des Volkes zu entlasten,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)


    (den Gruppenund Einzelinteressen steht aber die Allgemeinheit, undgesamt Erleichterung zu verschaffen, indem man jedem mehr von seinem erarbeiteten Verdienst beläßt, ist nützlicher, als einzelnen lauf Kasten aller anderen vom Staat her Geschenke zu machen. So begrüßen wir die Bemühungen des Bundeskanzlers und des Finanzministers, das allgemeine Wohl, die Stabilität der Währung und die Sicherung des Wirtschaftswachstums zur Grundlage der Haushaltspolitik auch des kommenden Jahres zu machen. Allerdings darf die Ablehnung der sogenannten Gruppeninteressen nicht zum reinen Selbstzweck werden. Die Entwicklung einer Volkswirtschaft geht nicht gleichmäßig und gerecht voran. Stets wird es Bereiche geben, die besonderer staatlicher Pflege und Förderung bedürfen; auch bei uns in der wachsenden Wohlstandswirtschaft bestehen Disparitäten verschiedenster Art, sind bedeutsame Ziele der Staatsaufgaben noch nicht befriedigend gelöst. Hier in Abstimmung mit den übergeordneten Aufgaben Fortschritte zu erzielen, wird eine bedeutsame innenpolitische Aufgabe der Regierung auch im letzten Jahr der Legislaturperiode sein. Die Arbeit der Regierung wird dabei um so wirkungsvoller sein, je besser die Maßnahmen des Kabinetts mit den Fraktionen der Koalition abgestimmt sind. Es wird immer in der parlamentarischen Demokratie Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten geben; das ist tausendmal besser als die Friedhofsstille der Diktatur. Allerdings muß eine Koalition bei aller Sachdiskussion die notwendige politische Kraft zu klaren Entscheidungen und zur Unterscheidung des Wesentlichen vom Zweitrangigen besitzen. Dabei müssen Bundeskanzler und Bundeskabinett als Exponenten ihrer Parteien stets bereit sein, mit dem Parlament als parlamentarischer Kontrollinstanz ohne Vorurteil und Empfindlichkeit zu arbeiten. Mit dieser Forderung werden Handlungsfähigkeit und Handlungsfreiheit einer Regierung und eines Regierungschefs in keiner Weise beeinträchtigt. Es ist aber ein Gebot der politischen Klugheit, ein möglichst hohes Maß an vorbereitender Arbeit zwischen der Regierung und den Koalitionsparteien vor Fassung entscheidender Beschlüsse zu setzen. Wo dies geschehen ist, hat diese Koalition einwandfrei gearbeitet. Haushaltsund Finanzpolitik der letzten Jahre und auch dieser Haushaltsentwurf für das Jahr 1965 sind deutliche Beispiele dafür. Ohne diese Zusammenarbeit wäre es nicht möglich gewesen, die Probleme, die sich aus der Haushaltskonstruktion des Entwurfs des Jahres 1964 ergeben haben, zu lösen. Der Haushalt des Jahres 1964 ist, wie jedem hier im Hause noch aus der dritten Lesung erinnerlich sein wird, zwar in sich ausgeglichen, aber durch den hinter ihm stehenden Schattenhaushalt ernsthaft belastet. Das Defizit des Jahres 1963 mit 513 Millionen, die nicht an die Bundesbank abgeführte Tilgungsrate von 400 Millionen, die unbefriedigende Finanzlage der Bundesbahn ergeben genügend Probleme, die unbedingt im laufenden Jahr noch gelöst werden müssen, wenn nicht die Konstruktion des Etats 1965 erneut unerträglich belastet werden soll. Besonders die Mitglieder des Haushaltsausschusses betrachteten bei der dritten Lesung des Etats 1964 die Lage nicht ohne Sorge, da noch eine Reihe von Gesetzen vor der Verabschiedung standen, die schon für 1964 zusätzliche finanzielle Belastungen auszulösen drohten. Ich möchte mit der Genehmigung des Herrn Präsidenten hier unseren verehrten Kollegen Schoettle aus seiner Rede zur dritten Lesung zitieren: Mit wachsendem Unbehagen habe ich als Haushaltsmann beobachtet, daß wir jedes Jahr, und zwar immer reichlich verspätet, einen Jahreshaushalt verabschieden, daß wir aber dann während des Haushaltsjahres immer frisch, fromm, fröhlich, frei Gesetze von beträchtlicher finanzieller Tragweite beschließen, die nicht selten rückwirkende Kraft haben und damit Für den laufenden Haushalt ernste Probleme der Deckung hervorrufen. Herr Kollege Schoettle hat freilich recht mit dem, was er hier gesagt hat. In diesem Jahr aber wurde es besser, die Mahnung unseres Kollegen, der allen Haushaltsleuten aus der Seele gesprochen hatte, war nicht ohne Wirkung. Natürlich konnte die richtige Methode, einen Haushalt während seines Ablaufs nicht durch neue Gesetze zu belasten, nicht bedingungslos angewandt werden, sachliche NotwendigDr. Emde keiten und politische Klugheit erzwangen die eine oder andere bereits 1964 anstehende Zusatzausgabe. Aber im großen und ganzen ist es gelungen, neue Belastungen des Haushalts in den letzten Monaten zu vermeiden. Diese Tatsache, dazu die von uns erwartete Zunahme der Steuereingänge, auf die ich in der dritten Lesung schon eingegangen bin, und weiterhin Minderausgaben in verschiedenen Einzelhaushalten werden es ermöglichen, in einem Nachtragsetat den Schattenhaushalt einzufangen und ohne Ausweitung der 60,3 Milliarden Etatsumme auszugleichen. Der Finanzminister hat in seiner Etatrede die Konstruktion des Nachtragshaushaltes in Umrissen dargestellt. Wir halten die von ihm vorgesehene Konstruktion für richtig, nicht aus dem Grunde, weil er der von uns gestellte Finanzminister ist, sondern weil die finanzpolitische Vernunft und die haushaltstechnischen Möglichkeiten keinen anderen Weg als den vorgeschlagenen aufzeigen. Wir sind dabei entschlossen, erstens das Defizit aus 1963 und die Tilgungsrate an die Bundesbank aus Minderausgaben zu decken, erforderlich sind dazu 913 Millionen DM; zweitens die Mehrbelastung infolge Erhöhung der Beamtenbesoldung ab 1. Oktober so in den Einzelhaushalten abzufangen, daß nur ein kleiner Restbetrag verbleibt, der dann im Einzelplan 60 veranschlagt werden muß. Da die im Laufe des Jahres 1964 wirksam gewordenen Zollsenkungen mit einem geschätzten Einnahmeausfall von 100 Millionen DM durch Steuermehreinnahmen voll abgefangen werden und darüber hinaus ein Mehrbetrag bleibt, wird sich zeigen, daß insgesamt der Nachtragshaushalt wieder in sich ausgeglichen werden kann. Die angedeutete Barleistung an die Bundesbahn mit 242 Millionen DM, die durch Einsparungen ,an anderer Stelle des Haushalts zu erreichen sein wird, wird dann zumindest einen Teil des Bundesbahndefizits aus dem Rechnungsjahr 1963 abdecken. Die dem Straßenbau zugewiesenen 180 Millionen DM können nunmehr etatisiert werden. Ich erinnere mich bei diesem Vorhaben der außerund überplanmäßigen Zurverfügungstellung von 180 Millionen DM an das Verkehrsministerium, an die Bereisung der Straßenbauvorhaben durch den Bundesverkehrsminister im Juli dieses Jahres und an seine Rede, die er vor der Presse in Brühl gehalten hat, in der er erstmalig auf fehlende Finanzierungsmöglichkeiten des deutschen Straßenbaus als Folge der durch das gute Wetter besonders stark geförderten Baufortschritte hinwies. Ich habe Ihnen damals, Herr Bundesverkehrsminister, gesagt, daß ich mich für meine Fraktion im Haushaltsausschuß für eine sofortige Bereitstellung von Mitteln einsetzen würde. Sie haben mir geantwortet: „Ihr Wort in Gottes Ohr! Es wäre schön, wenn es gelänge." Der Herr Bundesverkehrsminister war skeptisch. aber die Praxis erweist nun, daß es durchaus möglich ist, kurzfristig entstehende Möglichkeiten zusätzlichen Straßenbaus durch überplanmäßige Bereitstellung von Mitteln auszunützen. Ich glaube, dies ist ein sinnvoller Beweis für die positive Einstellung des Finanzministers und der Mitglieder des Haushaltsausschusses zu dem Problem des deutschen Straßenbaus. Wie jeder vernünftige Staatshaushalt ist auch der Entwurf für das Jahr 1965 ein Instrument zur Gestaltung der Umwelt und zur Erreichung politischer Ziele. Große politische Aufgaben sind aber nur zu verwirklichen, wenn ein Haushalt Schwerpunkte bildet. Wer alles zugleich will, wer überall tätig sein will, wird nie Großes erreichen. Die Beschränkung auf das Sinnvolle, die Durchführung des Sinnvollen aber mit voller Kraft, das allein führt zu gestaltender Tätigkeit. Dieser Entwurf ist eine Konzentration der Kräfte des Bundes auf das Wesentliche. Zur Beurteilung der inneren Zielsetzung jedoch ist es notwendig, eine Tatsache klar und deutlich auszusprechen. Wir befinden uns hier in Deutschland in einer Wohlstandswirtschaft. Sinnbild unseres wirtschaftlichen Lebens ist nicht Not oder Armut, sondern allseits steigender Wohlstand, Wirtschaftswachstum, Zunahme des Sozialprodukts, Steigerung der Kaufkraft auch der Einzelhaushalte. Die zu lösenden Probleme sind keine Probleme der Armut, sondern des Wohlstandes, es geht darum, Unzulänglichkeiten zu beseitigen, Engpässe zu überwinden, Voraussetzungen für steigende Zuwachsraten auch in der Zukunft zu schaffen. Wenn unsere Wirtschaft 1 Million ausländische Arbeitskräfte beschäftigt, wenn bei langsam sinkender Arbeitszeit dennoch die gesamte Leistungsfähigkeit ständig steigt, dann ist dies das deutliche Symbol für die Leistungskraft einer freien, nicht sozialistischen Wirtschaft. Wenn die Gesetze zur Verbesserung der Kriegsopferversorgung und des Kindergeldes im Jahre 1965 Mehrbelastungen von rund 1 Milliarde DM gegenüber 1964 verursachen, wenn durch die Automatik in der Rentengesetzgebung rund 680 Millionen DM mehr ausgegeben werden, dann ist dies ein überzeugender Beweis für die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, aber auch für den Willen der deutschen Politik, sozialen Ausgleich und soziale Sicherheit zu gewährleisten. Wiederum aber erheben wir voller Besorgnis und Zweifel die Frage, ob die vom Bund für die soziale Sicherheit insgesamt aufgebrachten 17 Milliarden DM zusammen mit den Leistungen der Betriebe und der Versicherungspflichtigen tatsächlich so wirkungsvoll eingesetzt werden, daß überall Sicherheit gegen Not und Armut gegeben ist. Unbeschadet des großen Aufwandes für soziale Leistungen bleibt es eine höchst bedauerliche Tatsache, daß noch immer Bedürftige, denen die Gemeinschaft helfen muß, zu wenig erhalten. Die zweite Lesung wird in dieser Frage manche Diskussionen bringen. Wir Freien Demokraten jedenfalls sind überzeugt, daß unser Sozialleben einfacher und wirkungsvoller gestaltet werden kann. Während also die Problematik des deutschen Sozialwesens weniger in der Masse seiner verfügbaren Mittel als in seiner inneren Ordnung besteht, leidet ein anderer, bedeutsamer Bereich der deutschen Volkswirtschaft in erster Linie an nicht ausreichenden Mitteln. Wären die Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur der deutschen Wirtschaft Dr. Emde einige Jahre früher und von den Verantwortlichen tatkräftiger eingeleitet worden, dann säßen wir heute nicht in Engpässen, die wir jetzt natürlich nur mit viel größeren Schwierigkeiten und höherem Finanzeinsatz überwinden können. Wenn im Verkehrswesen einmal die Motorisierung den Straßenbau überholt hat, wenn einmal der Ausbau der Wasserstraßen einige Jahre hinter den Erfordernissen zurückgeblieben ist, dann entstehen Reibungsverluste, die sich unser Staat unter keinen Umständen leisten kann. Hier sollte daher erstens jede Möglichkeit der Erhöhung der Haushaltsansätze für den Straßenbau, den Ausbau der Binnenwasserstraßen und für Wissenschaft und Forschung ausgenutzt werden; meine Fraktion wird sich darum während der Etatberatungen bemühen und durch Einsparungen an anderer Stelle des Haushaltes Mittel für diese Zwecke frei zu machen versuchen. — Wir werden sehen, daß Möglichkeiten zu finden sind. Hier sollte aber auch zweitens untersucht werden, in welchem Umfang durch organisatorische Maßnahmen ein höherer Wirtschaftlichkeitsgrad der eingesetzten Mittel erreicht werden kann. Insbesondere beim Straßenbau dürfte es Rationalisierungsmöglichkeiten im Bereich der Verwaltung im großen Umfange geben. So hat im Landtag von Nordrhein-Westfalen die CDU am 26. November 1963 einen Antrag zum Genehmigungsverfahren bei der Planung der Bundesstraßen eingebracht. In der Begründung werden die Komplikationen des Verwaltungsweges und die Dauer von Planungsverfahren dargestellt, wobei letztere angeblich bis zu 80 Wochen schweben sollen. Es soll hier an dieser Stelle nicht untersucht werden, ob durch Dezentralisierung oder Zentralisierung eine Verbesserung erreicht werden kann. Es wird hier nur gefordert, im Benehmen mit den Ländern möglichst schnell eine Vereinfachung des Verfahrens zu erreichen, die zur Beschleunigung und damit Verbilligung des Straßenbaus beitragen kann. Die Fraktion der Freien Demokratischen Partei begrüßt es besonders, daß der vorliegende Etat eine wesentliche Erhöhung der Ausgaben für Wissenschaft und Forschung enthält. Der Bundesfinanzminister und die Bundesregierung haben damit dankenswerterweise der Forderung Rechnung getragen, die meine Fraktion wiederholt und auch ich in meiner letzten Etatrede erhoben habe, daß 1965 ein besonderer Schwerpunkt auf dem Gebiete der Wissenschaftspolitik gebildet werden sollte. Wir hoffen, daß sich dieser Schwerpunkt auch in den kommenden Haushalten weiter verstärken wird. Mit großer Freude stellen wir fest, daß sowohl bei der Bundesregierung als auch in diesem Hause die Erkenntnis und die Möglichkeiten zunehmen, daß der Bund sich der Mitverantwortung besonders auch auf dem Gebiet der Hochschulpolitik nicht entziehen kann, obgleich — und wir bedauern das — nach den Bestimmungen des Grundgesetzes die Länder für diese Frage allein zuständig sind. Die Ausstattung des Bundeshaushalts mit namhaften Mitteln für den Bereich der Wissenschaft und Forschung kann jedoch nicht allein ausreichend sein,' um eine wirkungsvolle und erfolgreiche Politik auf diesem für dieZukunft unseres Volkes so bedeutsamen Gebiet zu betreiben. Wir fordern den Herrn Bundeskanzler erneut auf, das Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung mit allen erforderlichen Kompetenzen auf dem Gebiet der Bildungsplanung auszustatten. Wissenschaft, Forschung und Bildung sind so miteinander verbunden, daß eine erfolgreiche Politik nicht betrieben werden kann, wenn nicht ein Ministerium allein zuständig ist. Wir begrüßen die geplante Errichtung eines Bildungsrates in Anlehnung an den Wissenschaftsrat und bitten die Bundesregierung, seine schnellstmögliche Konstituierung zu verwirklichen. Wir sehen darin ebenfalls einen weiteren begrüßenswerten Schritt auf dem Wege der Erkenntnis, daß die übergeordneten Aufgaben, die Gemeinschaftsaufgaben, Bundesaufgaben und nicht Länderaufgaben sind. Gesprächspartner des Wissenschaftsrates und des Bildungsrates aber kann, wenn gute Ergebnisse erzielt werden sollen, nur ein Bundesministerium sein. Aber auch verbesserte Organisationsformen sind kein Ersatz für Geld, das sicherlich durch Einsparungen an anderen Stellen gefunden werden kann. Wenn wir eine Erhöhung von Ansätzen durch Streichung an anderer Stelle wünschen, so ist dies in den neuen Haushaltsberatungen erheblich leichter als im vergangenen Jahr. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr erfüllt nämlich der Bund seine Zuschußpflicht an die Rentenversicherungsträger in voller Höhe durch Barleistungen. Schuldbuchforderungen an Stelle von Bargeld werden diesmal nicht als Mittel der Haushaltspolitik eingesetzt. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr erfüllt der Bund voll seine Tilgungspflicht gegenüber der Bundesbank. Die in der Vergangenheit übliche Kürzung der Bauansätze um 10 % wird nicht wiederholt. Als Schönheitsfehler verbleiben allerdings die in den verschiedenen Einzelplänen veranschlagten Minderausgaben von 650 Millionen und die im Einzelplan 1960 veranschlagte globale Minderausgabe von 590 Millionen, die durch eine allgemeine 5%ige Kürzung aller nicht auf Rechtsverpflichtungen beruhenden Ausgaben ersetzt werden soll. Hier muß es Ziel der Haushaltsberatungen sein, einen großen Teil der in den Einzelplänen veranschlagten Minderausgaben durch sachlich berechtigte Streichungen zu ersetzen und die 5%ige Kürzung möglichst stark abzubauen. Ich halte beide Ziele für erreichbar. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben bewiesen, daß Streichungen des Haushaltsauschusses in der Sache berechtigt und daher für die Masse der Betroffenen nicht schädlich waren. Es ist aber bedauerlich, daß immer wieder der Haushaltsausschuß diese wenig erfreuliche und zeitraubende Arbeit übernehmen muß, die bei sinnvoller Veranschlagung in den einzelnen Verwaltungsbereichen vermieden werden könnte. Aber es scheint eben so zu sein, daß man in uns Haushaltsleuten die letzte Verteidigungsstellung sieht, auf die man sich zu verlassen gewohnt ist. Zu diesen Problmen der Haushaltstechnik kommen aber Dr. Emde grundsätzliche Entscheidungen. Unter keinen Umständen dürfen die noch bestehenden Haushaltsprobleme und weiter anstehenden neuen Fragen zu einer Verringerung der Manövriermasse führen, die für die Steuersenkung vorgesehen ist. Ich habe zu Beginn meiner Darstellung unsere grundsätzliche Haltung zur Steuersenkung erläutert. An dieser Stelle ist es nur noch notwendig, falschen Vorstellungen über etwaige konjunkturpolitische Auswirkungen der Steuersenkung entgegenzutreten. Wer glaubt, daß über Steuertarife, d. h. über die Steuerbelastung des einzelnen Bürgers kurzfristige Konjunkturpolitik gemacht werden sollte, ist auf dem Irrweg. Gewöhnlich verändern sich die kurzfristigen Konjunkturlagen rascher als die Planung, die parlamentarische Durchführung und die Anwendung von Steuergesetzen. Unbestritten aber ist die Tatsache, daß wir uns im Zustand einer verborgenen Steuererhöhung befinden, die im Wachsen der Einkommensgrenzen begründet ist und zum steigenden Anteil des Staates am Sozialprodukt geführt hat. Das ist ein Weg, den wir als Liberale unter keinen Umständen zu gehen bereit sind. Auch die Sozialisierung durch die Hintertür werden wir nicht hinnehmen und sehen in einer fühlbaren Steuersenkung das einzige Mittel, den Anteil ,des Staates am Sozialprodukt nicht weiter ansteigen zu lassen. Es ist verständlich, daß wir aus diesen Gründen auch alle Erörterungen über etwaige Einführung von Autobahnsteuern oder Straßenbau-Pfennigen, gleich von welcher Seite sie kommen, eindeutig ablehnen. Die Parole darf nicht lauten: Neue Steuern für .die öffentlichen Kassen, sondern sie muß lauten: Wirkungsvollerer Einsatz der dem Staat zufließenden Mittel. Es wird überall von Rationalisierung gesprochen. Leider sind nur in seltenen Fällen die Chancen zur Rationalisierung auch nur annähernd ausgenutzt worden. Was möglich ist, zeigt das Beispiel der Zollverwaltung. Trotz Steigerung der Aufgaben war es dort möglich, durch eine Fülle von organisatorischen und technischen Maßnahmen, durch Vereinfachung der Zollabfertigung und der Verbrauchsabgabenerhebung den Personalstand zu verringern. In den letzten Jahren, von 1962 bis 1964, sank die Zahl der Planstellen für Beamte, Angestellte und Arbeiter der Zollverwaltung um 846 Personen auf rund 36 000. Im Vergleichszeitraum stiegen aber die von der Zollverwaltung bewirtschafteten Einnahmen um 2 Milliarden auf 17,7 Milliarden. Es zeigt sich also, daß planvolle Rationalisierung in der öffentlichen Verwaltung durchaus Erfolg verspricht. Diese Rationalisierung war begleitet von einer Verbesserung des Stellenkegels und der Beförderungsmöglichkeiten, die durch einstimmige Beschlüsse des Haushaltsausschusses seit 1963 insgeamt 5348 Stellenhebungen im Bereich der Zollverwaltung zur Folge hatte. Die Forderung „weniger, aber besser bezahlte Bedienstete im öffentlichen Sektor" ist, wie das Beispiel zeigt, durchaus realiserbar. Die Verringerung des Personalstandes kann durch Maßnahmen der Rationalisierung auch bei steigendem Arbeitsanfall erreicht werden. Wichtig ist nur, daß der Rationalisierungseffekt durch Stellenhebungen auch den Bediensteten mit zugute kommt. Was beim Zoll möglich war, müßte im Bereich des Verwaltungssektors der Bundeswehr angestrebt werden. Ich habe hier für meine Fraktion am 9. Januar 1964 in der ersten Lesung des Etats eine Verbesserung der langfristigen Planung im Verteidigungssektor, insbesondere bei den großen Beschaffungsprogrammen. verlangt — einen Moment! — und auf das Beispiel der Rationalisierung der amerikanischen Verteidigung hingewiesen. Wir haben es begrüßt, daß der Herr Verteidigungsminister bereits in diesem Sommer dem Haushaltsausschuß einen Organisationsplan für sein Ministerium vorgelegt und darin eine Planungsgruppe geschaffen hat, allerdings war diese Veränderung sofort mit Stellenplanwünschen gekoppelt. Wir haben den Mehrstellen zugestimmt, obwohl ich z. B. der Meinung war, daß aus dem bestehenden großen Apparat zweifelsohne Planstellen für diesen Zweck hätten zur Verfügung gestellt werden können. Aber es sei so, wir erwarten nun für die Zukunft Auswirkungen dieser personellen Verstärkung und organisatorischen Veränderung. Ich möchte auf ein amerikanisches Beispiel hinweisen. In den USA ist die Vorratshaltung für technische Geräte und Erzatzteile in breiten Bereichen des Staatswesens, wie Verteidigung, Wasserstraßenorganisation, Küstenschutz usw., in einer einheitlichen Lagerverwaltung zusammengefaßt, zentral geregelt und durch elektronische Datenverarbeitungsmaschinen gesteuert. Durch eine zentrale Vorratshaltung, die z. B. jeder große Warenhauskonzern als Basis seiner Planung ansieht, könnten auch bei uns hohe Lagerbestände eingespart werden. Noch ein Wort zu den großen Beschaffungsprogrammen. Aus den Worten des Herrn Bundesfinanzministers war deutlich zu entnehmen, daß der Nachtragshaushalt 1964 ausgeglichen werden soll durch Minderausgaben, die nach aller Erfahrung der letzten Jahre sicherlich mit Schwergewicht im Verteidigungshaushalt anfallen. Die neue Planungsgruppe des Ministeriums wird das Problem mit Sorgfalt studieren müssen, denn auf die Dauer muß eine Planung erwartet werden, die den finanziellen Aufwand einigermaßen zeitgerecht festlegt. Auch hier sollten wir uns amerikanischer Erfahrung bedienen. Die USA berechnen die Entwicklung neuer Waffenprogramme, z. B. das Polarisprogramm, nach einem mit den Abkürzungsbuchstaben „Pert" genannten System mit elektronischen Datenverarbeitungsmaschinen und sind dadurch, in der Lage: erstens genaue Zeitwerte für den technischen Einsatz und für den finanziellen Bedarf zu errechnen, zweitens durch die bessere Planung nach ihren eigenen Angaben Millionenbeträge bis zu Milliardenbeträgen zu erDr. Emde sparen. Herr Kollege Schoettle hat vorhin auf dieses Problem sehr deutlich hingewiesen. Ich bitte hier im Namen der FDP-Fraktion den Herrn Verteidigungsminister, den Haushaltsausschuß zu einem möglichst frühen Zeitpunkt über diese amerikanischen Erfahrungen und ihre mögliche Anwendung in der Bundesrepublik zu unterrichten. Auch auf dem Sektor des Verkehrswesens werden wir nur dann die Schwierigkeiten, denen sich jeder einzelne Verkehrsträger gegenübersieht, überwinden können, wenn klare Vorstellungen erarbeitet werden, welche Funktion Bahn, Kraftfahrzeug und Binnenschiffahrt in der modernen deutschen Wirtschaft zu übernehmen haben. Meine Fraktion ist hier vom Grundsatz her der Meinung, daß alle Verkehrsträger unentbehrlich sind und jeder seinen durch die technischen Voraussetzungen gegebenen Anteil am Verkehrsaufkommen haben muß. Die FDP ist daher der Meinung, daß die Eisenbahn ihr Strekkennetz nicht auf wenige Hauptlinien beschränken darf. Eine massive Abwanderung des Verkehrs zur Straße würde unseren Straßenbau und unsere Städteplanung, besonders in den Ballungsgebieten, in unübersehbare und unlösbare Probleme stürzen und auch zu einer Verödung der peripheren Randzonen führen. Teile des Individualverkehrs müssen für den öffentlichen Verkehr zurückgewonnen werden. Wir wünschen, daß die Massenverkehrsmittel nach Preis und Leistung attraktiv ausgestaltet werden. Wir sind uns darüber klar, daß der Finanzbedarf, der sich aus einer solchen Zielsetzung ergibt, allerdings weit über den heutigen Leistungen des Bundes für das Verkehrswesen liegen wird. Ein Substanzverlust, wie wir ihn z. B. am Mittellandkanal und am Nord-Ostsee-Kanal erleben, führt zu schweren Schäden der verladenden Wirtschaft und der Binnenschiffahrt. Neue Finanzierungsmethoden durch Bildung von Finanzierungsgesellschaften von Bund, Ländern und der Wirtschaft werden die eingesetzten Haushaltsmittel zu höherer Wirkung und damit diesen Sektor der deutschen Verkehrswirtschaft auf einen modernen Stand bringen können. Das Mittel zur Gesundung der Deutschen Bundesbahn darf nicht darin gesucht werden, daß durch Bundeszuschüsse finanzierte tarifarische Kampfmaßnahmen gegen andere Verkehrsteilnehmer eingesetzt werden, sondern nur durch die enge Zusammenarbeit von Bahn, Straße und Binnenschiffahrt. Nur diese Zusammenarbeit schafft die Voraussetzung für den sinnvollen Einsatz zusätzlichen Kapitals im Bereich der Bundesbahn. Dabei ist uns klar, daß die Eigenkapitalbasis erheblich verstärkt werden muß. Ein Problem, das in ähnlicher Dringlichkeit auch für die Deutsche Bundespost besteht. Im Verlaufe der Haushaltsberatungen werden wir 'die Möglichkeiten einer -größeren Kapitalzuführung an Bundesbahn und Bundespost zu behandeln haben. Dann aber sollten Bahn und Post auch alle Chancen der innerbetrieblichen Rationalisierung voll ausnützen, so wie dies seit Jahren mit Erfolg in der Privatwirtschaft geschieht. Bahn und Post müssen am Ende der Entwicklung vom fiskalischen Denken befreit werden und zu einer rationell-kaufmännischen Betriebsführung kommen. Verstärkung des Eigenkapitals, Übernahme der betriebsfremden Lasten auf den Bund und Rationalisierung und Mechanisierung müssen kombiniert angewandt werden. Dabei müssen aber alle Auswirkungen, und zwar die technischen und finanziellen Auswirkungen der Mechanisierung und Automatisierung vorher klar untersucht werden; denn eine Automatisierung, die zum reinen Selbstzweck wird, senkt nicht,sondern erhöht die Kosten. Auf jeden Fall muß der Ausweg aus der Verschlechterung von Betriebsergebnissen durch Preiserhöhungen und das noch unter Ausnutzung von Monopolen abgelehnt werden, solange andere Möglichkeiten zum Ausgleich des Betriebsergebnisses bestehen. Die FDP ist überzeugt, daß bei der Bundespost noch genügende Rationalisierungsmöglichkeiten gegeben sind. Sie begrüßt (daher insbesondere die auf sehr starken Druck von uns doch in den letzten Wochen in Gang gekommene Entwicklung, die gestern abend zu der Entscheidung des Bundeskanzlers geführt hat, den Bundespostminister zu einer Redressierung der Erhöhungsbeschlüsse aufzufordern. Ich habe vor drei Jahren darauf hingewiesen — und ich trage hier nur ein 'einziges Rationalisierungsbeispiel vor —, daß z. B. die technische Möglichkeit besteht, die Personenbeförderung von Bahn und Post mit Omnibussen in einer einheitlichen Anstalt vorzunehmen. Dabei brauchte keine einzige Strecke aufgegeben zu werden. Man würde nur Parallelfahrten vermeiden, Reparaturwerkstätten und Betriebshöfe zusammenfassen, sich auf einen einheitlichen Fahrplan beschränken und könnte die neue Gesellschaft auch verpflichten, die Postbeförderung zu übernehmen. Es würde aber damit eine ganz beträchtliche Senkung der Gemeinkosten erreicht werden. Gestatten Sie eine Zwischenfrage? — Herr Kollege Emde, nachdem Sie vorhin gesagt haben, daß auf Ihren Druck hin — so sagten Sie — die Senkung der Telefongebühren wieder möglich war, würden Sie mir erklären, wie sich das ergeben hat: damals die Erhöhung und jetzt die Senkung, (Zuruf von der CDU/CSU: Sie waren doch dabei, als sich das ergab!)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)








    (Abg. Dr. Schäfer: Da sind wir aber gespannt!)


    (Beifall bei der FDP und der SPD.)





    (Beifall bei den Regierungsparteien.)


    (Beifall bei der FDP.)


    (Abg. Dr. Schäfer: Und was ist geschehen?)


    (Abg. Schäfer: Sehr richtig!)


    (Abg. Dr. Schäfer: Sehr richtig!)





    (Beifall bei der FDP und der SPD.)