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    Deutscher Bundestag 124. Sitzung Bonn, den 29. April 1964 Inhalt: Abg. Häussler tritt in den Bundestag ein 5951 A Zur Tagesordnung: Wagner (CDU/CSU) 5952 A, D Dr. Mommer (SPD) . . 5952 B, D, 5975 A Dr. Rutschke (FDP) 5952 D Fragestunde (Drucksache IV/2202) Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Rechtsverordnung gemäß § 95 BVFG Abs. 2 Satz 2 Dr. Nahm, Staatssekretär . 5953 A, B, C Schmidt (Kempten) (FDP) . . . 5953 B, C Frage des Abg. Seifriz: Familienzuschlag gemäß § 81 des Gesetzes für Jugendwohlfahrt Dr. Heck, Bundesminister . . . . 5953 D Frage des Abg. Metzger: Amazonas-Hospital in Pucallpa Scheel, Bundesminister 5953 D, 5954 A, B Metzger (SPD) . . . . . . . . 5954 A Fragen des Abg. Dr. Dichgans: Einfuhr von Getreide 5954 B Frage des Abg. Wächter: Orientierungspreise für Schlachtrinder Schwarz, Bundesminister 5954 C, 5955 A, B Wächter (FDP) . . . . 5954 D, 5955 B Fragen des Abg. Krug: Käsereimilchsonderstützung Schwarz, Bundesminister . . 5955 B, C, D, 5956 A Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 5955 D Frage des Abg. Ramms: Entschädigung für Entzug der Traktatländereien Schwarz, Bundesminister . . . 5956 A, B, C Ramms (FDP) . . . . . . . . 5956 B, C Frage des Abg. Logemann: Abschöpfung für Schweineschwänze Schwarz, Bundesminister 5956 C Frage des Abg. Logemann: Abschöpfung für Schweinsohren Schwarz, Bundesminister 5956 D Frage des Abg. Logemann: Beschluß des Bundestages zur EWGAgrarpreispolitik Schwarz, Bundesminister . . 5957 B, C, D Logemann (CDU/CSU) 5957 B Ertl (FDP) 5957 C Frage des Abg. Paul: Verhaftung Deutscher in der Tschechoslowakei Dr. Carstens, Staatssekretär 5957 D, 5958 C Paul (SPD) 5958 C Dr. Czaja (CDU/CSU) 5958 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Schulgeld in deutschen Auslandsschulen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 5958 D, 5959 B, C Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 5959 A, B Strohmayr (SPD) 5959 C Dr. Huys (CDU/CSU) 5959 C Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Vortragsreise des Prof. Fischer in USA Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 5959 D, 5960 B, C, D Kahn-Ackermann (SPD) . . . 5960 A, B Sänger (SPD) 5960 C Vogt (CDU/CSU) 5960 D Fragen des Abg. Dr. Huys: Nichtfreigabe des Gepäcks deutscher Lehrer in Kairo Dr. Carstens, Staatssekretär 5961 A, C, D, 5962 A, B, C Dr. Huys (CDU/CSU) . 5961 C, D, 5962 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 5962 A Kahn-Ackermann (SPD) 5962 B Frage des Abg. Rollmann: UNESCO-Institut für Pädagogik in Hamburg Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 5962 D Rollmann (CDU/CSU) 5962 D Frage des Abg. Börner: Ratifizierungsgesetz zum Übereinkommen zur Verringerung der Mehrstaatigkeit Höcherl, Bundesminister . . . . 5963 A, B Börner (SPD) 5963 B Frage des Abg. Jahn: Zweites Ausführungsgesetz zu Artikel 26 Abs. 2 des Grundgesetzes Höcherl, Bundesminister . . . 5963 C, D, 5964 A, B, C, D, 5965 A, B Jahn (SPD) 5963 C, D Rollmann (CDU/CSU) . . . . . 5963 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 5964 A Dr. Böhm (Frankfurt) (CDU/CSU) . 5964 B, C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 5964 C Dr. Bechert (SPD) . . . 5964 D, 5965 A Ritzel (SPD) . . . . . . . . 5965 A, B Erler (SPD) 5965 B Sammelübersicht 30 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen und systematische Ubersicht über die in der Zeit vom 17. Oktober 1961 bis 31. März 1964 eingegangenen Petitionen (Drucksache IV/2169) 5965 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes (6. Änderung) (Drucksache IV/1646); Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses (Drucksache IV/2121) — Zweite und dritte Beratung — 5965 D Entwurf eines Gesetzes zu den Änderungen vom 11. April 1962 des Internationalen Übereinkommens zur Verhütung der Verschmutzung der See durch 01, 1954, usw. (Drucksache IV/1703); Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses (Drucksache IV/2130) — Zweite und dritte Beratung — 5966 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes (Abg. Drachsler, Dr. Reinhard, Dr. Höchst, Glüsing [Dithmarschen], Bauknecht, Bewerunge und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache IV/1234); Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses (Drucksache IV/2141) — Zweite und dritte Beratung — 5966 B Entwurf eines Gesetzes über den Übergang von Zuständigkeiten auf dem Gebiete des Rechts des Gesundheitswesens (Drucksache IV/1832); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Inneres (Drucksache IV/2172) — Zweite und dritte Beratung — 5966 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 31. Mai 1963 mit der Regierung von Indien über den Fluglinienverkehr (Drucksache IV/1939) ; Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses (Drucksache IV/ 2189) — Zweite und dritte Beratung — 5966 D Entwurf eines Gesetzes über Bodennutzungs- und Ernteerhebung (Drucksache IV/1795) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Inneres (Drucksache IV/2198) — Zweite und dritte Beratung — . . . 5967 A Entwurf eines Gesetzes über eine Statistik der Arbeitskräfte in der Land- und Forstwirtschaft (Drucksache IV/1794); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Inneres (Drucksache IV/2199) — Zweite und dritte Beratung — 5967 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Abwicklung des Reichsnährstandes und seiner Zusammenschlüsse (Abg. Bauknecht, Dr. Schmidt [Gellersen], Walter u. Gen.) (Drucksache Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 III IV/1277) ; Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache IV/2137) — Zweite und dritte Beratung — . . . 5967 C Entwurf eines Gesetzes zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres (CDU/ CSU, FDP); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (Drucksache IV/2138) — Zweite und dritte Beratung — Frau Pitz-Savelsberg (CDU/CSU) . 5967 D, 5969 D Frau Eilers (SPD) 5968 A Frau Funcke (Hagen) (FDP) . . . 5971 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesbaugesetzes (FDP) ; (Drucksache IV/924); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksachen IV/2142, zu IV/2142) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Besold (CDU/CSU) 5973 A Entwurf eines Siebenten Strafrechtsänderungsgesetzes (CDU/CSU, FDP, SPD) (Drucksache IV/1817); Schriftlicher Bericht des Strafrechtsausschusses (Drucksache IV/2186) — Zweite und dritte Beratung — 5974 C Antrag betr. Verbesserung der Fahrwasserverhältnisse auf dem Rhein (Abg. Josten, Buchstaller, Dr. Danz u. Gen.) (Drucksache IV/2020) 5975 A Antrag betr. Besetzung der Ämter des Präsidenten des Bundesrechnungshofes und des Bundesbeauftragten für die Wirtschaftlichkeit der Verwaltung (SPD) (Drucksache IV/2048) 5975 B Antrag betr. EWG-Regelung für Kartoffeln (Abg. Logemann, Sander, Wächter, Murr, Mauk u. Gen.) (Drucksache IV/2153) . . 5975 B Antrag betr. Förderung der bäuerlichen Veredelungswirtschaft (Abg. Logemann, Wächter, Walter, Murr, Reichmann u. Gen.) (Drucksache IV/2154) . . . . . 5975 C Übersicht 21 des Rechtsausschusses über Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache IV/2021) . . . . . 5975 C Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen IV/1370, IV/563) ; Schriftlicher Bericht des Gesundheitsausschusses (Drucksachen IV/2162, zu IV/2162) — Zweite und dritte Beratung — Frau Dr. Hubert (SPD) . . . . . 5975 D Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) . 597'6B, 5977 D, 5980 D Dr. Elbrächter (CDU/CSU) . . . . 5976 D Dr. Dittrich (CDU/CSU) . 5978 B, 5980 A Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . . 5979 B Sechsundfünfzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1963 (Zollaussetzung für Fische und Krebstiere 1964) (Drucksache IV/2034) . . . . . 5982 A Sechzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1963 (Zollkontingente für EGKS-Waren) (Drucksache IV/2151) 5982 A Einundsechzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1963 (Wein zum Herstellen von Weindestillat) (Drucksache IV/2152) . . . . . . . 5982 B Bericht des Außenhandelsausschusses über die Fünfundvierzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1963 (Kaschu-Nüsse usw.) (Drucksachen IV/ 1937, IV/2095) 5982 B Bericht des Außenhandelsausschusses über die Zwölfte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —, Dreizehnte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — (Drucksachen IV/1980, IV/1981, IV/2096) 5982 C Bericht des Außenhandelsausschusses über die Fünfzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1963 (Angleichungszoll für Dextrine und Stärke — Neufestsetzung) (Drucksachen IV/2032, IV/2182) 5982 C Bericht des Ausschusses für Inneres über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Neuregelung der Arbeitszeit der Beamten des Bundes (Drucksachen IV/1816, IV/2082) 5982 D Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag der Abg. Dr. Schmidt (Gellersen), Frehsee, Seither, Saxowski u. Gen. betr. Sonderregelung für die Zulassung von Mähdreschern im Straßenverkehr (Drucksachen IV/1701, IV/2129) 5983 A Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag der Abg. Wächter, Ertl u. Gen. zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft betr. Senkung der Frachtkosten für Schlachtrinder (Drucksache IV/2131, Umdruck 184) 5983 A IV Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Antrag der Abg. Dr. Martin, Neumann (Allensbach), Blumenfeld, Holkenbrink, Frau Dr. Maxsein u. Gen. betr. Untersuchung über die Wettbewerbsgleichheit von Presse, Funk, Fernsehen und Film (Drucksachen IV/ 1400, IV/2158) Sänger (SPD) 5983 B Dr. Arnold (CDU/CSU) 5984 C Dr. Aschoff (FDP) 5985 D Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehemaligen Flugplatzes Hamburg-Bahrenfeld (Drucksache IV/2046) 5986 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehemaligen Infanteriekaserne in Lübeck (Drucksache IV/2103) . . . . . . . . 5986 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Deutsche Pfandbriefanstalt; Erhöhung des Grundkapitals usw. — (Drucksache IV/2146) 5986 A Antrag des Bundesministers .der Finanzen betr. Veräußerung des ehemaligen Marine-Prüfstandes in Frankenthal (Drucksache IV/2160) 5986 B Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Anwendung von Artikel 85 Absatz 3 EWG auf Gruppen von Vereinbarungen, Beschlüssen und aufeinander abgestimmten Verhaltensweisen (Drucksachen IV/2024, IV/2177, zu IV/2177) . . 5986 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die Einzelheiten der Verwirklichung des freien Dienstleistungsverkehrs in den Berufen der Landwirtschaft und des Gartenbaus (Drucksachen IV/2040, IV/2181) 5986 D Schriftlicher Bericht .des Außenhandelsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Prämiensätze für die Einfuhr von Reis und Bruchreis (Drucksachen IV/2136, IV/2188) 5986 D Mündlicher Bericht des Ausschusses für Inneres über die Entwürfe für eine Verordnung Nr..../63/EURATOM, Nr..../ 63/EWG der Räte vom ... zur Änderung der Berichtigungskoeffizienten für die Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten und eine Verordnung Nr. . . ./63/ EURATOM, Nr. . . ./63/EWG der Räte vom ... zur Anpassung bestimmter Berichtigungskoeffizienten für die Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten (Drucksachen IV/2167, IV/2193) . . . . 5987 A Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über ,den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Zweite Richtlinie auf dem Gebiete des Filmwesens (Drucksachen IV/1975, IV/2197) 5987 B Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Bestimmung der zur Erzeugung von einem Kilogramm zum Verbrauch bestimmter Geflügeleier in der Schale und der zur Erzeugung von einem Kilogramm Bruteier von Hausgeflügel erforderlichen Futtergetreidemenge (Drucksachen IV/2148, IV/2180) 5987 B Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Festlegung der Kriterien für die Interventionsregelung auf dem Rindfleischmarkt (Drucksachen IV/2156, IV/2200) 5987 C Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Änderung und Verlängerung der Verordnung Nr. 3/63/ EWG vom 24. Januar 1963 betreffend die wirtschaftlichen Beziehungen zu den Ländern mit Staatshandel und eine Verordnung des Rats über die Festsetzung der Abschöpfungsbeträge für Erzeugnisse der Geflügelwirtschaft, deren Zollsätze im GATT konsolidiert worden sind (Drucksachen IV/2027, IV/2124, IV/2184) . . . 5987 D Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Koordinierung der Schutzbestimmungen, die in den Mitgliedstaaten den Gesellschaften im Sinne des Artikels 58 Absatz 2 im Interesse der Gesellschafter sowie Dritter vorgeschrieben sind (Drucksachen IV/2014, IV/2190) Dr. Reischl (SPD) 5988 B Dr. Wilhelmi (CDU/CSU) . . . . 5988 C Schriftlicher Bericht des Gesundheitsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Zweite Richtlinie zur Angleichung der Rechts- und Ver- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 V waltungsvorschriften für pharmazeutische Spezialitäten (Drucksachen IV/2028, IV/ 2194) 5988 D Entwurf eines Gesetzes über dié Beweissicherung und Feststellung von Vermögensverlusten in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und im Sowjetsektor von Berlin (Beweissicherungsgesetz) (Drucksache IV/1994) — Erste Beratung — Eichelbaum (CDU/CSU) 5989 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb, des Rabattgesetzes und der Zugabeverordnung (Abg. Frau Beyer [Frankfurt], Kurlbaum, Lange [Essen] und Fraktion der SPD) (Drucksache IV/2001) — Erste Beratung — Frau Beyer (Frankfurt) (SPD) . . . 5989 C Dr. Aschoff (FDP) 5990 C Schriftlicher Bericht des 2. Untersuchungsausschusses gemäß Antrag der Fraktion der SPD (Drucksachen IV/1544, IV/2170) Dorn (FDP) 5991 A, 6019 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 5994 C, 6023 A, 6033 D Dr. Süsterhenn (CDU/CSU) . . . 5999 A Busse (FDP) 6003 B Dr. Schäfer (SPD) 6006 A Dr. h. c. Güde (CDU/CSU) . . . 6009 D Wagner (CDU/CSU) 6015 C Dr. Kohut (FDP) . . . . . . . 6018 D Gedat (CDU/CSU) 6022 D Höcherl, Bundesminister 6024 B Schultz (FDP) 6034 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Drucksache IV/ 806) ; Zweiter Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksachen IV/2195 und zu 2195) — Zweite Beratung; in Verbindung mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des § 556 a des Bürgerlichen Gesetzbuchs (SPD) (Drucksache IV/1554); Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksache IV/2201) — Zweite Beratung — Jacobi (Köln) (SPD) . . . 6035 B, 6043 C, 6045 C Dr. Hauser (CDU/CSU) . 6035 D, 6037 B, 6039 D, 6042 A Busse (FDP) . . 6036 B, 6038 A, 6040 A, 6042 D, 6044 C, 6048 B Jahn (SPD) . . . 6036 C, 6039 C, 6041 A Dr. Bucher, Bundesminister 6037 C, 6047 D Dr. Reischl (SPD) . . . . 6038 B, 6046 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 6039 A, 6045 C Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) . . 6044 A, 6047 B Dr. Czaja (CDU/CSU) 6045 A Mick (CDU/CSU) . . . . . . . 6048 B Nächste Sitzung 6049 C Anlagen 6051 124. Sitzung Bonn, den 29. April 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Adenauer 12. 5. Dr. Aigner * 30. 4. Arendt (Wattenscheid) " 30. 4. Dr. Arndt (Berlin) 30. 6. Frau Berger-Heise 30. 4. Biegler 30. 4. Dr. von Brentano 4.7. Burckardt 30. 4. Deneke 30. 4. Dr. Elbrächter 29. 4. Etzel 30. 4. Faller * 30. 4. Gscheidle 29. 5. Dr. Harm (Hamburg) 1.6. Haussier 29. 4. Heiland 29. 4. Hellenbrock 29. 4. Hörmann (Freiburg) 30. 4. Illerhaus 29. 4. Jacobs 2.5. Kalbitzer 30. 4. Klinker* 30. 4. Könen (Düsseldorf) 30. 4. Dr. Kreyssig* 30. 4. Kriedemann* 29. 4. Frau. Dr. Kuchtner 4. 7. Leber 30. 4. Lenz (Bremerhaven) 30. 4. Lenze (Attendorn) * 2.5. Dr. Löhr 30. 4. Lücker (München) * 29. 4. Dr. von Merkatz 30. 4. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Metter 30. 5. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 29. 4. Müller (Remscheid) 20. 5. Dr. Müller-Hermann* 29. 4. Peters (Norden) 30. 4. Rademacher 29. 4. Rasner 6. 5. Richarts* 2. 5. Schulhoff 30. 4 Dr. Seffrin 30. 4. Seidl (München) 30. 4. Spitzmüller 30. 4. Dr. Starke 30. 4. Storch * 30. 4. Frau Strobel ' 30. 4. Wehking 10. 5. Weinkamm* 30. 4. Dr. Winter 30. 4. Dr. Zimmermann (München) 6. 5. b) Urlaubsanträge Bauer (Wassenburg) 8. 5. Dr Birrenbach 30. 5. Frehsee 10. 5. Dr. Frey (Bonn) 10. 5. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 5. 6. Dr. Fritz (Ludwigshafen) 6. 5. Hilbert 23. 5. Mauk* 5. 5 Mengelkamp 30. 5. Freiherr von Mühlen 30. 5. Dr. Tamblé 116. 5. Wischnewski 6. 5. Wullenhaupt 9. 5. Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments 6052 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 Anlage 2 Welthandel mit Getreide in 1000 t Ø 1960/61 bis 1962/63 Getreide insgesamt davon: Weizen und -mehl zusammen Einfuhr- bzw. Ausfuhr- Ausfuhr- (+) Ausfuhr- (+) länder Ausfuhr Einfuhr bzw. Einfuhrüberschuß Ausfuhr Einfuhr bzw. Einfuhrüberschuß (—) (—) Bundesrepublik 1 106 5 822 — 4 716 877 2 614 — 1 737 Belgien/Luxemburg 116 1966 — 1 820 89 441 — 352 Frankreich 3 799 916 -I- 2 883 2 164 452 + 1 712 Italien 128 4 180 — 4 052 108 1 182 — 1 074 Niederlande 323 3 905 — 3 582 15 947 — 932 EWG-Länder zusammen 5 502 16 789 —11 287 3 253 5 636 — 2 383 Dänemark 189 928 — 739 32 78 — 46 Finnland 72 302 — 230 55 204 — 149 Griechenland — 161 — 161 — 47 — 47 Großbritannien 290 9 325 — 9 035 53 4 549 — 4 496 Irland 105 343 — 238 79 200 — 121 Island — 17 — 17 — 12 — 12 Norwegen 16 585 — 569 — 347 — 347 Osterreich 49 585 — 536 45 72 — 27 Portugal — 308 — 308 — 243 — 243 Schweden 336 337 — 1 142 126 + 16 Schweiz — 889 — 889 — 393 — 393 Spanien 8 1 534 — 1 526 8 788 — 780 Türkei 58 716 — 658 1 712 — 711 Jugoslawien i 244 903 — .659 57 863 — 806 SBZ 1) 89 98 — 9 58 90 — 32 Albanien 1) — 63 — 63 — 69 — 69 Bulgarien 1) 57 64 — 7 — 23 — 23 Polen 1) 37 1 328 — 1 291 — 988 — 988 Rumänien 1) 648 0 + 648 4 — + 4 CSR 1) 42 160 — 118 3 154 — 151 Ungarn 1) 3 118 — 115 0 109 — 109 UdSSR 1) 2 239 80 + 2 159 1 477 68 + 1 409 Kanada 10 344 693 + 9 651 9 420 — + 9 420 USA 31 925 463 +31 462 18 291 170 +18 121 Kuba — 244 — 244 — . Mexiko 19 192 — 173 — 17 — 17 1) nur Handel mit Ländern der westlichen Welt Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 6053 noch : Welthandel mit Getreide Getreide insgesamt davon: Weizen und -mehl zusammen Einfuhr- bzw. Ausfuhr- Ausfuhr- (+) Ausfuhr- (+) länder Ausfuhr Einfuhr bzw. Einfuhrüberschuß Ausfuhr Einfuhr bzw. Einfuhrüberschuß (—) (—) Argentinien 5 186 — +5 186 2 043 — + 2 043 Brasilien 2 2 192 — 2 190 — 2 145 — 2 145 Chile 4 175 — 171 — 165 — 165 Kolumbien — 155 — 155 — 130 — 130 Paraguay 11 84 — 73 — 83 — 83 Peru 2 426 — 424 . — 421 — 421 Uruguay 0 78 — 78 — 0 ± 0 Venezuela — 379 — 379 — 349 — 349 Irak 151 174 — 23 13 174 — 161 Israel 9 685 — 676 9 280 — 271 Jordanien 6 215 — 209 4 186 — 182 Libanon 3 257 — 254 — 200 — 200 Syrien 277 225 + 52 100 199 — 99 Ceylon — 240 — 240 — 237 — 237 China Taiwan 3 350 — 347 3 337 — 334 Hongkong 33 256 — 223 31 154 — 123 Indien — 3 613 — 3 613 — 3 524 — 3 524 Indonesien — 135 — 135 — 135 — 135 Japan 73 5 231 — 5 158 73 2 757 — 2 684 Korea, Rep. — 702 — 702 — 501 — 501 Malaya-Singapur 11 423 — 412 9 286 — 277 Pakistan — 1 255 — 1 255 — 1 241 — 1 241 Philippinen 1 346 — 345 — 340 — 340 Thailand 610 32 + 578 — 32 — 32 VR China 1) 25 4 577 — 4 552 — 3 839 — 3 839 Algerien 82 475 — 393 30 426 — 396 Kenia, Uganda, Tanganjika 23 135 — 112 0 36 — 36 Marokko 157 477 — 320 37 335 — 298 Rhodos u. Njassaland 260 110 + 150 3 105 — 102 Rep. Südafrika 1 624 148 + 1 476 — 133 — 133 Rep. Sudan 109 66 + 43 — 66 — 66 Tunesien 46 337 — 291 42 272 — 230 Ver. Arab. Republik 12 1 695 — 1 '683 9 1 473 — 1 464 Australien 6 297 — + 6 297 5 349 — + 5 349 Neuseeland — 173 — 173 — 173 — 173 Welt insgesamt 2) 67 912 66 763 + 1 149 40 803 39 893 + 910 1) nur Handel mit Ländern der westlichen Welt 2) ohne Handel innerhalb der Ostblockstaaten Quelle: FAO, World Grain Trade Statistics Schwellenpreise, cif-Preise und Abschöpfungen gegenüber Drittländern DM je 100 kg Monatsdurchschnitt Weichweizen Roggen Gerste Mais Schwellenpreis cifPreis 1) Abschöpfung Schwellenpreis cifPreis 1) Abschöpfung cifSchwellenpreis cifPreis 1) Abschöpfung Schwellenpreis cifPreis 1) Abschöpfung Bundesrepublik Deutschland 1963 August 47,80 22,91 24,98 43,60 23,75 19,89 41,80 20,22 21,54 41,80 24,73 17,07 1964 Januar 49,94 25,85 24,10 45,74 29,55 16,15 43,45 26,49 16,96 43,45 25,01 18,42 Februar 50,34 25,33 24,80 46,14 28,41 19,60 43,45 25,19 17,79 43,45 23,83 19,36 Belgien 1963 August 39,68 22,40 17,28 30,24 23,36 6,88 32,64 20,16 12,64 30,64 24,32 6,40 1964 Januar 41,28 25,20 16,00 31,36 28,96 2,40 33,76 25,84 7,92 31,76 24,40 7,36 Februar 41,60 24,88 16,72 31,60 27,92 3,68 34,00 24,72 9,20 32,00 23,36 8,56 Frankreich 1963 August 39,10 22,83 16,34 31,73 23,76 8,00 32,21 20,54 11,70 38,35 24,73 13,64 1964 Januar 40,72 25,81 14,90 33,35 29,52 3,81 33,75 26,29 7,44 36,22 24,78 11,41 Februar 41,04 25,46 15,57 33,67 28,54 5,10 34,06 25,30 8,74 36,60 23,76 12,82 Italien 1963 August 45,12 22,83 22,36 39,48 24,55 14,94 26,36 21,32 5,06 24,40 25,53 - 1964 Januar 46,72 26,28 20,37 39,48 30,50 8,97 26,36 27,21 - 25,72 25,95 0,08 Februar 47,04 26,14 20,84 39,48 29,52 9,91 26,36 26,28 0,31 25,72 24,94 0,77 Luxemburg 1963 August 45,84 24,88 21,04 42,24 25,76 16,40 32,64 20,16 12,64 30,64 24,32 6,40 1964 Januar 47,60 27,68 19,48 43,84 31,36 12,40 33,76 25,84 7,92 31,76 24,40 7,36 Februar 49,92 27,28 20,48 43,84 30,40 13,36 34,00 24,72 9,20 32,00 23,36 8,56 Niederlande 1963 August I39,39 22,43 16,97 28,34 23,35 5,00 31,60 20,14 11,58 29,39 24,33 5,07 1964 Januar 41,32 25,22 16,10 28,34 28,92 - 31,60 25,87 5,76 29,39 24,38 4,96 Februar 41,71 24,85 16,86 28,34 27,93 0,49 31,60 '24,72 6,78 29,39 23,36 6,00 1) Diese cif-Preise, die für die Ermittlung des Abschöpfungssatzes zu verwenden sind, werden gemäß Verordnung 19 im Regelfall täglich von der Europäischen Kommission festgesetzt. Dafür sind gemäß VO 19 die günstigsten Einkaufsmöglichkeiten zu ermitteln. Die effektiven cif-Preise für die verschiedenen Sorten einer Getreideart werden durch Anwendung der Ausgleichskoeffizienten gemäß VO 70 der Europäischen Kommission mit dem Schwellenpreis, der für die sogenannte europäische Standardqualität gilt, vergleichbar gemacht. Der niedrigste Preis, der sich aus dieser Rechnung ergibt, ist dann der für die Ermittlung der Auschöpfung maßgebende cif-Preis. Quelle : Generaldirektion Landwirtschaft: Abteilung Bilanzen, Studien, Information - Agrarmärkte, Preise - Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 6055 Anlage 3 Umdruck 440 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes (6. Änderung) (Drucksachen IV/1646, IV/2121). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im internationalen Rahmen auf 'eine weitere Erhöhung der Haftungssummen nach § 46 des Luftverkehrsgesetzes hinzuwirken und 2. eine angemessene Erhöhung der Unfallversicherungssummen nach § 50 des Luftverkehrsgesetzes anzustreben. Bonn, den 28. April 1964 Dr. Müller-Hermann Schmidt (Braunschweig) Dr. Barzel und Fraktion Seibert Dr. Bleiß Seifriz Börner Erler und Fraktion Iven (Düren) Rademacher Müller (Nordenhamm) Freiherr von KühlmannRegling Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 451 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur zweiten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres (Drucksachen IV/986, IV/2138). Der Bundestag wolle beschließen: § 2 Abs. 1 Nr. 1 wird wie folgt ergänzt: Hinter dem Wort „Verbände" werden das Komma gestrichen und die Worte „und ihre Untergliederungen," angefügt. Bonn, den 29. April 1964 Dr. Barzel und Fraktion Mischnik und Fraktion Anlage 5 Umdruck 442 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Dittrich, Dr. Jungmann zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen IV/1370, IV/2162). Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel 1 Nr. 01 erhält Buchstabe a folgende Fassung: ,a) Absatz 1 Satz 2 folgende Fassung: „Auf Behältnissen von nicht mehr als drei Milliliter Rauminhalt und auf Ampullen müssen sich mindestens die Angaben nach Nummern 2, 4, 5, 6 und 9 befinden.",' Bonn, den 28. April 1964 Dr. Dittrich Dr. Jungmann Anlage 6 Umdruck 441 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Hamm (Kaiserlautern), Dr. Jungmann, Frau Dr. Hubert, Frau Blohm, Dr. Dittrich, Dr. Schmidt (Offenbach) und Fraktionen der SPD, FDP zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen IV/1370, IV/ 2162). Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel 1 wird folgende Nummer vor 8 a eingefügt: ,vor 8 a. § 36 Abs. 2 Satz 1 erhält folgende Fassung: „Das Verbot des Absatzes 1 erster Halbsatz findet keine Anwendung, soweit der Gewerbetreibende andere Personen im Rahmen ihres Geschäftsbetriebes aufsucht, es sei denn, daß es sich um Arzneimittel handelt, die für die Anwendung an Tieren in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie in Betrieben des Gemüse-, Obst-, Garten- und Weinbaus, der Imkerei und der Fischerei feilgeboten oder daß bei diesen Betrieben Bestellungen auf Arzneimittel, deren Abgabe den Apotheken vorbehalten ist, aufgesucht werden."' Bonn, den 28. April 1964 Dr. Hamm (Kaiserlautern) Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Dr. Jungmann Frau Blohm Dr. Dittrich Frau Haas Frau Dr. Hubert Dr. Schmidt (Offenbach) Erler und Fraktion Anlage 7 Umdruck 439 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Böhm (Frankfurt) und Genossen zum Antrag des Wirtschaftsausschusses (16. Ausschuß) über den von der Bundesregierung zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der Kommission für eine Verordnung dies Rats über die Anwendung von Artikel 85 Absatz 3 EWG auf Gruppen von Vereinbarungen, Beschlüssen und aufeinander abgestimmten Verhaltensweisen (Drucksachen IV/2024, IV/2177). 6056 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 1 Der Bundestag wolle beschließen: Der Antrag des Wirtschaftsausschusses — Drucksache IV12177 — wird wie felgt geändert: 1. Der bisherige Wortlaut des Ausschußantrages wird Nr. 1. 2. Folgende Nr. 2 wird angefügt: „2. Die Bundesregierung wird gebeten, im Rat der EWG darauf hinzuwirken, daß der Kommission keine Ermächtigung zu Gruppenfreistellungen im Verordnungswege erteilt wird, sondern daß nach Vorschlag der Kommission die Gruppenfreistellungen durch Verordnung des Rats erlassen werden können." Bonn, den 28. April 1964 Dr. Böhm (Frankfurt) Rauhaus Arndgen Dr. Reinhard Dr. Arnold Scheppmann Blumenfeld Schlick Harnischfeger Stooß Katzer Dr. Süsterhenn Klein (Saarbrücken) Dr. Willeke Kuntscher Wittmer-Eigenbrodt Dr. Luda Anlage 8 Umdruck 453 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Antrag des 2. Untersuchungsausschusses gemäß Antrag der Fraktion der SPD (Drucksache IV/2170) Der Bundestag wolle beschließen: Der Antrag des Ausschusses wird um folgende Nr. 4 und 5 ergänzt: „4. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß die in dem ,Ausschußbericht festgestellten Mißstände in den zurückliegenden Jahren von dem aufsichtsführenden Bundesministerium des Innern durch Unterlassung geeigneter Dienistaufsichtsmaßnahmen nicht festgestellt worden sind und dadurch der Schutz der durch das Grundgesetz gewährleisteten Grundrechte nicht gesichert war. 5. Der Deutsche Bundestag mißbilligt, daß der Bundesminister des Innern durch die nach den Ergebnis sen des Untersuchungsausschusses widerlegten Behauptungen, es habe keine deutschen Initiativen gegeben und das Verfahren sei streng gesetzlich geregelt gewesen, mehrfach die Öffentlichkeit unrichtig und irreführend unterrichtet hat." Bonn, den 29. April 1964 Erler und Fraktion Anlage 9 Umdruck 444 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Drucksachen IV/806, IV/2195). Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel II — Änderung der Zivilprozeßordnung — wird a) in Nr. 1 in § 257 die Fassung der Regierungsvorlage wieder hergestellt; b) in Nr. 2 in § 308 a Abs. 1 die Fassung der Regierungsvorlage wieder hergestellt; c) in Nr. 4 in § 721 Abs. 1 die Fassung der Regierungsvorlage wieder hergestellt; d) in Nr. 4 in § 721 Abs. 3 Satz 1 das Wort „darf" durch „soll" ersetzt; e) in Nr. 5 in § 794 a Abs. 3 Satz 1 das Wort „darf" durch „soll" ersetzt. Bonn, den 29. April 1964 Erler und Fraktion Anlage 10 Umdruck 445 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Drucksachen IV/806, IV/2195). Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel I — Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs — wird a) Nr. 2 wie folgt gefaßt: ,2. § 538 wird wie folgt geändert: a) Absatz 1 wird wie folgt gefaßt: (unverändert wie Drucksache IV/2195 S. 2) b) Folgender Absatz 3 wird angefügt: „ (3) Bei einem Mietverhältnis über Wohnraum ist eine zum Nachteil des Mieters abweichende Vereinbarung unwirksam.", b) in Nr. 3 in § 541 a Abs. 2 die Fassung der Regierungsvorlage wieder hergestellt, c) in Nr. 5 (§ 547) die Fassung der Regierungsvorlage wieder hergestellt, d) Nummer 6 (§ 547 a) gestrichen, e) in Nr. 9 in § 552 a die Fassung der Regierungsvorlage wieder hergestellt, f) in Nr. 21 in § 569 a Abs. 5 die Fassung der Regierungsvorlage wieder hergestellt. Bonn, den 29. April 1964 Erler und Fraktion Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 6057 Anlage 11 Umdruck 446 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Drucksachen IV/806, IV/2195) Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel I — Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs — wird a) Nr. 14 wie folgt gefaßt: 14. § 556 a wird wie folgt gefaßt: „§ 556 a (1) Der Vermieter kann ein Mietverhältnis über eine Wohnung nur kündigen, wenn er ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverhältnisses hat. Die Kündigung ist schriftlich unter Angabe von Gründen zu erklären. (2) Ein berechtigtes Interesse des Vermieters an der Beendigung des Mietverhältnisses liegt insbesondere vor, wenn a) der Mieter oder eine zu seinem Hausstand oder Geschäftsbetrieb gehörige Person sich eine erhebliche Belästigung des Vermieters oder eines Hausbewohners schuldig macht, oder durch unangemessenen Gebrauch des Mietraums oder Außerachtlassung der gebotenen Sorgfalt den Mietraum oder das Gebäude erheblich gefährdet oder b) der Vermieter die Räume der Wohnung für sich, die zu seinem Hausstand gehörigen Personen oder Familienangehörigen benötigt oder c) der Vermieter durch Fortsetzung des Mietverhältnisses an einer gerechtfertigten wirtschaftlichen Verwertung des Grundstücks gehindert und dadurch erhebliche Nachteile erleiden würde. (3) Der Mieter kann die Fortsetzung des Mietverhältnisses verlangen, wenn unter angemessener Änderung der Vertragsbedingungen dem berechtigten Interesse des Vermieters Rechnung getragen werden kann. (4) Eine entgegenstehende Vereinbarung ist unwirksam." ' b) folgende Nr. 14 a eingefügt: '14 a. § 556 b wird wie folgt gefaßt: "§ 556 b Ist ein Mietverhältnis über Wohnraum auf bestimmte Zeit eingegangen, so wird es nach Ablauf auf unbestimmte Zeit fortgesetzt, sofern der Vermieter es nicht zum Ablauf unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist kündigt. § 556 gilt sinngemäß." ' Für den Fall der Ablehnung des Antrags unter Nummer 1: 2. In Artikel I — Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs — wird a) Nr. 14 wie folgt gefaßt: ,14. § 556 a wird wie folgt geändert: a) In Absatz 4 wird Ziffer 3 gestrichen. b) Folgender Absatz 4 a wird eingefügt: (4 a) Ein auf Grund der Absätze 2 oder 3 für eine , bestimmte Dauer festgesetztes Mietverhältnis gilt als ein Mietverhältnis im Sinne des § 556 b." c) Absatz 7 wird wie folgt gefaßt: (unverändert nach Drucksache IV/2195 S. 5)', b) folgende Nr. 16 a eingefügt: 46,a. § 564 ,a Satz 1 erhält folgende Fassung: „Die Kündigung eines Mietverhältnisses über Wohnraum ist schriftlich unter Angabe von Gründen zu erklären." Für den Fall der Ablehnung des Antrags unter Nummer 2; 3. In Artikel I — Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs — wird a) Nr. 14 wie folgt gefaßt: ,14. § 556 a wird wie folgt geändert: a) In Absatz 4 Ziff. 3 wird der Punkt durch ein Komma ersetzt und folgendes angefügt: „sofern nicht während eines auf Grund des Absatzes 2 oder 3 für eine bestimmte Dauer festgesetzten Mietverhältnisses neue Umstände auftreten, die im Falle einer Kündigung zum Widerspruch nach Absatz 1 berechtigen würden." b) Absatz 7 wie folgt gefaßt: (unverändert nach Drucksache IV/2195 S. 5)', b) folgende Nr. 16 a eingefügt: '16 a. § 564 a Satz 1 wird wie folgt gefaßt: „Die Kündigung ,,eines Mietverhältnisses über Wohnraum ist schriftlich unter Angabe von Gründen zu erklären." Für den Fall der Ablehnung des Antrags unter Nummer 3: 4. In Artikel I — Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs — wird Nr. 14 wie folgt gefaßt: ,14. § 556 ,a wird wie folgt geändert: a) In Absatz 1 werden die Worte „wegen besonderer Umstände des Einzelfalls gestrichen. 6058 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 b) Absatz 7 wird wie folgt gefaßt: (unverändert nach Drucksache IV/2195 S. 5)'. Bonn, den 29. April 1964 Erler und Fraktion Anlage 12 Umdruck 447 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Drucksachen IV/806, IV/2195) Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel I — Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs — erhält in Nr. 19 § 565 b folgende Fassung: „§ 565 b (1) Ist Wohnraum mit Rücksicht auf das Bestehen eines Dienstverhältnisses vermietet, so sind bei Anwendung der §§ 556 a, 556 b auch die Belange des Dienstberechtigten zu berücksichtigen. (2) Hat das Dienstverhältnis seiner Art nach die Überlassung des vermieteten Wohnraums wegen seiner unmittelbaren Nähe zur Stätte der Dienstleistung erfordert, so gelten, wenn nach Beendigung des Dienstverhältnisses der Wohnraum aus dem gleichen Grunde für einen anderen zur Dienstleistung Verpflichteten benötigt wird, die folgenden besonderen Vorschriften: 1. Die §§ 556 a, 556 b sind nicht anzuwenden. 2. Bei einem Mietverhältnis auf unbestimmte Zeit ist eine Kündigung des Vermieters spätestens am dritten Werktag einer Kalendermonats für den Ablauf dieses Monats zulässig. Im übrigen bleibt § 565 unberührt." Bonn, den 29. April 1964 Erler und Fraktion Anlage 13 Umdruck 448 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Drucksachen IV/806, IV/2195). Der Bundestag wolle beschließen: Nach Artikel II wird als Artikel II a eingefügt: Artikel IIa Güteverhandlung § 1 In Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter oder dem Mieter und dem Untermieter wegen Räumung von Wohnraum oder wegen Fortsetzung des Mietverhältnisses nach §§ 556 a, 556 b des Bürgerlichen Gesetzbuches gelten die folgenden besonderen Vorschriften. § 2 Die mündliche Verhandlung vor dem Amtsgericht beginnt mit einer Verhandlung zum Zwecke der gütlichen Einigung der Parteien (Güteverhandlung). In der Ladung ist darauf hinzuweisen. § 3 In der Güteverhandlung erörtert das Gericht mit den Parteien das gesamte Streitverhältnis und sucht einen gütlichen Ausgleich herbeizuführen. Zur Aufklärung des Sachverhalts kann das Gericht alle Handlungen vornehmen, die ohne Verzug möglich sind. Eidliche Vernehmungen sind ausgeschlossen. § 4 Erscheint eine Partei nicht, wird die Klage zurückgenommen oder der Anspruch anerkannt, so tritt das Gericht in das allgemeine Verfahren ein. § 5 Kommt eine Einigung nicht zustande, so tritt das Gericht in die mündliche Verhandlung nach den allgemeinen Vorschriften ein. § 6 Kommt es vor Beendigung der Güteverhandlung zu einem Vergleich, so entfallen etwa bereits entstandene Gerichtsgebühren. Das gleiche gilt, wenn vor Beendigung der Güteverhandlung die Klage zurückgenommen oder der Klageanspruch anerkannt wird. § 7 Die Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte vom 26. Juli 1957 (Bundesgesetzbl. I S. 861 S. 905) wird wie folgt geändert: § 33 Abs. 1 Satz 1 erhält folgende Fassung: „Für eine nicht streitige Verhandlung, insbesondere eine Güteverhandlung, erhält der Rechtsanwalt nur eine halbe Verhandlungsgebühr." ' Bonn, den 29. April 1964 Erler und Fraktion Anlage 14 Umdruck 452 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher Vorschriften (Drucksachen IV/806, IV/2195). Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 6059 Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel I erhält Nr. 14 folgende Fassung: „14. § 556 a wird wie folgt geändert: a) In Absatz 4 wird die Ziffer 3 gestrichen; b) Absatz 7 wird wie folgt gefaßt: (unverändert nach Drucksache IV/2195) 2. In Artikel I wird eine neue Nr. 14 a eingefügt: '14 a. Nach § 556 b wird folgender § 556 c eingefügt: „ § 556 c Ist auf Widerspruch des Mieters bereits einmal durch Einigung oder Urteil die Fortsetzung des Mietverhältnisses bestimmt worden, so kann der Mieter eine weitere Fortsetzung nur verlangen, wenn dies durch eine wesentliche Änderung der Umstände, die nach dem § 556 a oder § 556 b maßgebend waren, gerechtfertigt ist."' 3. In Artikel I erhält Nr. 19 folgende Fassung: '19. Nach § 565 a werden folgende §§ 565 b, 565 c, 565 d und 565 e eingefügt: „ § 565 b Ist Wohnraum mit Rücksicht auf das Bestehen eines Dienstverhältnisses vermietet, so gelten die besonderen Vorschriften der §§ 565 c und 565 d. § 565 c Ist das Mietverhältnis auf unbestimmte Zeit eingegangen, so ist nach Beendigung des Dienstverhältnisses eine Kündigung des Vermieters zulässig 1. spätestens am dritten Werktag eines Kalendermonats für den Ablauf des nächsten Monats, wenn der Wohnraum weniger als zehn Jahre überlassen war und für einen anderen zur Dienstleistung Verpflichteten dringend benötigt wird; 2. spätestens am dritten Werktag eines Kalendermonats für den Ablauf dieses Monats, wenn das Dienstverhältnis seiner Art nach die Überlassung des Wohnraums, der in unmittelbarer Beziehung oder Nähe zur Stätte der Dienstleistung steht, erfordert hat und der Wohnraum aus dem gleichen Grunde für einen anderen zur Dienstleistung Verpflichteten benötigt wird. Im übrigen bleibt § 565 unberührt. § 565 d (1) Bei Anwendung der §§ 556 a, 556 b sind auch die Belange des Dienstberechtigtigten zu berücksichtigen. (2) Hat der Vermieter nach § 565 c Satz 1 Nr. 1 gekündigt, so gilt § 556 a mit der Maßgabe, daß der Vermieter die Einwilligung zur Forsetzung des Mietverhältnisses verweigern kann, wenn der Mieter den Widerspruch nicht spätestens einen Monat vor der Beendigung des Mietverhältnisses erklärt hat. (3) Die §§ 556 a, 556 b gelten nicht, wenn 1. der Vermieter nach § 565 c Satz 1 Nr. 2 gekündigt hat; 2. der Mieter das Dienstverhältnis gelöst hat, ohne daß ihm von dem Dienstberechtigten gesetzlich begründeter Anlaß gegeben war, oder der Mieter durch sein Verhalten den Dienstberechtigten gesetzlich begründeten Anlaß zur Auflösung des Dienstverhältnisses gegeben hat. § 565 e Ist Wohnraum im Rahmen eines Dienstverhätinisses überlassen, so gelten für die Beendigung des Rechtsverhältnisses hinsichtlich des Wohnraums die Vorschriften über die Miete entsprechend, wenn der zur Dienstleistung Verpflichtete den Wohnraum ganz oder überwiegend mit Einrichtungsgegenständen ausgestattet hat oder in dem Wohnraum mit seiner Familie einen eigenen Hausstand führt." (Wortlaut entspricht unverändert dem Wortlaut des § 565 c auf Drucksache IV/2195 S. 6) 4. In Artikel I Nr. 21 erhält Absatz 5 des § 569 a folgende Fassung: „ (5) Der Vermieter kann das Mietverhältnis unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen, wenn in der Person des Ehegatten oder Familienangehörigen, der in das Mietverhältnis eingetreten ist, ein wichtiger Grund vorliegt) ; die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist. § 556 a ist entsprechend anzuwenden." Bonn, den 29. April 1964 Dr. Barzel und Fraktion Anlage 15 Schriftliche Begründung des Abgeordneten Logemann zu dem Antrag (Drucksache IV/2154). Die zukünftige Existenz der bäuerlichen Familienbetriebe hängt entscheidend von dem Anteil ab, den sie an der Veredelungswirtschaft haben. Die FDP will hier diesen Betrieben mit gesetzlichen Maßnahmen einen Vorrang sichern und verhüten, daß die vorhandenen Chancen der Veredelung von einigen wenigen kapitalstärkeren, bodenunabhängigen Veredelungsbetrieben genutzt werden. Mit unseren Vorschlägen wird eine möglichst breite Streuung der Veredelungsbetriebe durch eine Viel- 6060 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 zahl rationell produzierender bäuerlicher Schweine- und Geflügelhalter erreicht. Dazu bedarf es zunächst der Beseitigung steuerlicher Benachteiligungen kleinerer landwirtschaftlicher Betriebe gegenüber Betrieben, die über eine größere landwirtschaftliche Nutzfläche verfügen. Hinzu kommt die Notwendigkeit, einem festzustellenden Trend zur bodenunabhängigen Veredelung bei Schweinen und Legehennen entgegenzuwirken. Wir verlangen deshalb die Festlegung einer oberen Grenze der landwirtschaftlichen Schweine- und Legehennenhaltung, die bei der jährlichen Erzeugung von 800 Mastschweinen oder der Haltung von 5000 Legehennen gezogen werden soll. Die Neuerrichtung oder Ausweitung bestehender bodenunabhängiger Veredelungsbetriebe soll, wie in anderen EWG-Ländern, nur nach Erteilung einer Lizenz durch das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erfolgen. Außerdem soll den Veredelungsbetrieben, die nach ihrer Entstehung oder nach ihrer Grundlage gewerblich sind, verwehrt werden, sich über Zukauf, Zupachtung von Land oder durch andere Nutzungsrechte die für die bäuerlichen Betriebe bestimmten steuerlichen und sonstigen Vergünstigungen zu beschaffen. Die Frage der Geflügelmast ist absichtlich deswegen nicht in diesen Antrag aufgenommen worden, weil wir bislang in der Bundesrepublik nur gut 30 000 t produzieren und weit über 200 000 t einführen. Hier zeichnet sich also noch ein großer Spielraum ab; deswegen brauchen Einschränkungen in der Produktionshöhe für den einzelnen Betrieb nach unserer Ansicht nicht vorgenommen zu werden. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Bargatzky vom 18. April 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Kohut (Drucksache IV/2139 Fragen XIII/6, XIII/7 und Bestehen für die Durchführung des ärztlichen Sonntagsdienstes im Bundesgebiet einheitliche Richtlinien? Es bestehen keine einheitlichen Richtlinien. Der ärztliche Notfalldienist wird von den Ärztekammern der Länder auf Grund der Berufsordnungen, die von den zuständigen Landesbehörden genehmigt worden sind, geregelt. Sind der Bundesregierung die Schwierigkeiten bekannt, die beim ärztlichen Sonntagsdienst mancherorts für Ärzte und Patienten bestehen? Es ist bekannt, daß hier und dort auftretenden Schwierigkeiten von den Ländern in Zusammenarbeit mit den Kammern nachgegangen wird. Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, den diensthabenden Ärzten am Sonntag Autorufanlagen zur Verfügung zu stellen, um damit gefährdende und unnötige Wartezeiten zu vermeiden? Wie mir von zuständigen Landesbehörden mitgeteilt wurde, haben sich bereits Ärzte mit AutoPuffanlagen ausgerüstet. Es ist jedoch bisher kein Wunsch an die öffentliche Hand herangetragen worden, der Ärzteschaft dabei behilflich zu sein. Sollte ein derartige Unterstützung gewünscht werden, wird es Aufgabe der Länder sein, darüber zu entscheiden. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Stücklen vom 18. April 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Lemmrich (Drucksache IV/2139 Frage X/1): Beabsichtigt die Deutsche Bundespost, die Postordnung § 14 III dahin gehend zu ändern, daß in Zukunft Briefmarkensammler die auf Paketkarten aufgeklebten Briefmarken behalten können? Leider kann ich . für .die Praxis der Briefmarkensammler mit dem Inkrafttreten der neuen Postordnung vom 16. Mai 1963 zum 1. Juni 1964 keine neue Fundgrube für Freimarken erschließen, obwohl mit Ablauf der bisherigen Postordnung vom 30. Januar 1929 zum 31. Mai 1964 der in der Anfrage zitierte § 14, III Postordnung wegfällt. Vom 1. Juni 1964 an sind nämlich nach § 8 Abs. 3 der neuen Postordnung alle Paketsendungen bar freizumachen. Die Gebühren sind dann bei der Einlieferung durch Zahlung in Geld bzw. durch Scheck oder Überweisung bzw. Abbuchung vorm Postscheckkonto zu entrichten. Es gibt somit ab 1. Juni 1964 keine auf Paketkarten aufgeklebten Briefmarken für den Anwendungsbereich der Postordnung mehr. Der Grund der Neuregelung ist darin zu sehen, daß sich im Zuge der ständigen Bemühungen, die Deutsche Bundespost mit der technischen Entwicklung Schritt halten zu lassen, beim Einsatz von Gebühren verrechnender Buchungsmaschinen im Paketschalterdienst ein Rationalisierungseffekt herausgestellt hat. Der Einsatz derartiger die Gebühren verrechnender Einnahmemaschinen an den Paketschaltern ist im übrigen heute schon so weit verbreitet, daß in der Praxis zur Zeit nur noch in ganz bescheidenem Umfang Freimarken auf Paket- und Postgutkarten meistens bei kleinen Dienststellen zur Entrichtung der Gebühr verklebt werden. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Stücklen vom 18. April 1964 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Dr. Flitz (Drucksache IV/2139 Fragen X/2 und X/3) : Trifft es zu, daß die Deutsche Bundespost für die Installation eines Fernsprechanschlusses eine Pauschalgebühr erhebt, gleichgültig, welche Leistung vollbracht wird, Ja, es trifft zu, daß durch die Verordnung zur Änderung der Fernsprechgebührenvorschriften vom 19. Dezember 1962 ab 1. Januar 1963 die Gebühren für die Herstellung von Fernsprechanschlüssen Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 6061 pauschaliert worden sind. Die zu entrichtende Gebühr hängt damit nicht mehr im einzelnen von dem Umfang der verschiedenartigen Herstellungsleistungen ab. Hält es die Bundesregierung für richtig, daß ein Fernsprechteilnehmer bei dem Anschluß seines Apparates an eine vorhandene Leitung die gleiche Pauschale von 90 DM bezahlen muß wie für die Installation eines Fernsprechanschlusses mit langer Freileitung und größerer Hausinstallation, obwohl die Arbeitsleistung in einem solchen Fall im allgemeinen nicht mehr als 30 Minuten beträgt? Wie ich schon erwähnte, liegt es im Wesen einer Pauschale, hier z. B. die zahlungspflichtigen Fernsprechteilnehmer allgemein gleich zu belasten, selbst wenn unterschiedliche Leistungen bei Einrichtung von Fernsprechanschlüssen aufkommen sollten. Dazu ist jedoch noch grundsätzlich zu bemerken, daß der eingeführte Pauschalsatz von 90,— DM kein willkürlicher Betrag ist, sondern einen Erfahrungswert über die durchschnittliche Höhe der tatsächlichen Einrichtungskosten darstellt. In den vielen Fällen wird also die geforderte Gebühr den wirklich entstandenen Kosten im wesentlichen entsprechen, und nur im geringen Umfang werden die Teilnehmer gleichmäßig verteilt durch die Pauschalierung günstiger bzw. ungünstiger als früher wegkommen. In diesem Zusamenhang erscheint es mir aber auch noch wesentlich zu erwähnen, daß der Arbeitsaufwand für die Herstellung eines einzelnen Anschlusses sich keineswegs nur auf die Arbeiten in ,den Wohn- oder Geschäftsräumen des Teilnehmers und die teilweise sichtbaren Außeninstallationen der Freileitungen beschränkt. Ein von diesen Beobachtungen ausgehendes Urteil über die z. B. unterschiedliche Höhe der tatsächlichen Errichtungskosten und den Wert oder Unwert ,der auf 90,— DM festgesetzten Pauschale, wie es teilweise versucht wird, und wie es sich übrigens auch aus Ihrer Anfrage — sehr geehrte Frau Kollegin — ergibt, kann damit nicht vollständig und richtig sein. Es sind nämlich bei der Einrichtung eines Fernsprechanschlusses nicht nur die reinen Installationsarbeiten, sondern sogar überwiegend auch in den verschiedensten Betriebsstellen der Deutschen Bundespost und z. T. an den Schalteinrichtungen des Ortsleitungsnetzes Arbeiten erforderlich. Ferner ist zu bedenken, daß ebenfalls eine umfangreiche Verwaltungsarbeit von der Entgegennahme des Antrages auf Einrichtung eines Anschlusses bis zur Ergänzung der Unterlagen für Auskunft, Entstörungsdienst und Fernsprechbuch durchzuführen ist. All diese von den Teilnehmern nicht wahrzunehmenden Tätigkeiten verursachen in der Regel weit höhere Kosten als die Installation des Fernsprechapparates. Die Erhebung einer Pauschale von 90,— DM für die Herstellung eines Fernsprechanschlusses ist unter diesen Umständen durchaus gerechtfertigt und gegenüber den damit allgemein gleich behandelten Teilnehmern zu vertreten. Dies noch um so mehr als die Pauschale zu einer bemerkenswerten Rationalisierung des bisherigen Abrechnungsverfahrens geführt und damit zur Erhaltung der Wirtschaftlichkeit im Bereich dieser Leistungen beigetragen hat. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Stücklen vom 18. April 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Unertl (Drucksache IV/2139 Fragen X/4 und X/5) : Ist dem Herrn Bundespostminister bekannt, daß durch die bisher nicht erfolgte Fertigstellung des geplanten neuen Knotenamtes in Passau einem großen Teil des östlichen niederbayerischen Raumes die Umschaltung in die Landesfernwahl nicht möglich ist? Im Bereich der Hauptvermittlungsstelle mit Wählbetrieb Passau können nach dem Stand von Dezember 1963 bereits 92,8 v. H. aller abgehenden Ferngespräche von den Teilnehmern selbst gewählt werden. Der Anteil der durch Selbstwahl abgewickelten Ferngespräche im Bereich der Hauptvermittlungsstelle Passau, zu dem auch die Knotenvermittlungsstellen Passau, Obernzell, Waldkirchen, Freyung (Wald), Vilshofen, Pfarrkirchen, Simbach (Inn) und Pocking gehören, liegt damit über dem Bundesdurchschnitt, der nach dem Stand vom Dezember 1963 91,5 v. H. betrug. Wann ist mit der Fertigstellung des geplanten Knotenamtes in Passau zu rechnen, um damit eine nachhaltige Verbesserung der Telefon- und Fernschreib(Telex)-Verhältnisse im Raume Passau und im östlichen Niederbayern zu erreichen? Es trifft zu, daß Voraussetzung für die volle Eingliederung des Raumes Passau und des östlichen niederbayerischen Gebietes in die Landesfernwahl der Umbau und die Erweiterung des Fernmeldedienstgebäudes in Passau, Lambergstraße 4/Grünaustraße 35 ist. Die Planung hierfür ist bereits im Gange. Ich hoffe, daß es bei der schwierigen Finanzsituation der Deutschen Bundespost möglich sein wird, das Bauvorhaben, dessen Kosten auf etwa 3,5 Mio DM veranschlagt sind, in den Haushaltsvoranschlag der Deutschen Bundespost für das Rechnungsjahr 1965 einzustellen. Die Durchführung der Hochbaumaßnahmen wird bei dem vorgesehenen Umfang etwa 2 bis 3 Jahre in Anspruch nehmen. Erst wenn die Räumlichkeiten bezugsfertig hergestellt sind, was nicht vor 1967 der Fall sein wird, kann mit dem Aufbau der neuen technischen Einrichtungen, deren Beschaffung und Einbau übrigens weitere 3,0 Mio DM kostet, begonnen werden. Für den Aufbau der technischen Einrichtungen werden 11/2 bis 2 Jahre gebraucht werden. Unter diesen Umständen kann mit der Inbetriebnahme der neuen Hauptvermittlungsstelle mit Wählbetrieb Passau nicht vor 1969 gerechnet werden. Hinsichtlich der Abwicklung des Fernschreibverkehrs sind mir Schwierigkeiten im Raume Passau und im östlichen Niederbayern bisher nicht bekannt geworden. Der Fernschreibverkehr ist im gesamten Bundesgebiet, also auch im Raume Passau voll automatisiert. Im übrigen ist die Telex-Vermittlungsstelle Passau für die Anschaltung weiterer Fernschreibteilnehmer auch noch aufnahmefähig. 6062 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 Anlage 20 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Stücklen vom 18. April 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Maucher (Drucksache IV/2139 Fragen X/6 und X/7) : Ist dem Bundespostministerium bekannt, daß es zwischen der Bundespost und den Gemeinden immer wieder zu Schwierigkeiten betreffend die Kabelverlegung auf Gehwegen usw. kommt? Ja, das Problem ist mir durchaus bekannt. Allerdings sind bei dem großen Umfang der von den verschiedenen Bauträgern vorzunehmenden Arbeiten Schwierigkeiten kaum zu vermeiden. In etwa 2 Gruppen lassen sich die häufiger wiederkehrenden Schwierigkeiten aus der Sicht des Bundespostministerium einordnen. a) Nicht rechtzeitig bekannt gewordene. und damit einzuplanende Straßenumbauvorhaben. Die Deutsche Bundespost wird hierdurch zu unproduktiven und nach ihrer Interessenlage meistens unnötigen Umbauten an unterirdischen Fernmeldeanlagen in relativ kurzer Frist und dazu noch Tausenden von Einzelbauvorhaben gezwungen. Allein im Jahre 1963 mußte die Deutsche Bundespost hierfür 85 Mio. DM aufbringen. Es ist offensichtlich, daß bei einem derartigen Umfang diese von der Deutschen Bundespost in der Regel nicht verschuldete Situation sowohl zu unliebsamen Verzögerungen im Straßenbau als auch zu kostspieligen Improvisationen und Störungen und Verschiebungen im Ablauf der planmäßigen Investitionsmaßnahmen der Deutschen Bundespost führt. b) Bei der Erschließung von Baugebieten usw. kommt es vor, daß neue Straßen- und Gehwegdecken durch die Deutsche Bundespost zum Einbau der Kabel später wieder aufgerissen werden. Die finanziellen Möglichkeiten der Deutschen Bundespost reichen hier nicht aus, um in allen Fällen vor Aufbringen der Wegedecken die künftig erforderlichen Anlagen vorsorglich einzubauen. Die vorzeitige Inanspruchnahme der knappen Investitionsmittel ist bei der angespannten Finanzlage der Deutschen Bundespos in der Regel einfach nicht möglich. Ist das Bundespostministerium bereit, dem in Frage X/6 erwähnten Übelstand abzuhelfen, indem die Planung für Verlegungen von Kabeln und dergleichen auf mehrere Jahre hinaus den Gemeinden mitgeteilt wird, damit sich die Gemeinden für beabsichtigte Straßenbauarbeiten darauf einstellen können? Selbstverständlich bin ich zu jeder vertretbaren und sinnvollen Maßnahme bereit, um die angedeuteten Schwierigkeiten zumindest zu mindern. Ich muß allerdings darauf hinweisen, daß in meinem Bereich bereits derartige Anordnungen bestehen und das Mögliche in dieser Richtung getan wird. So besagen z. B. die Planungsvorschriften für den Ortsnetzausbau, daß zur Vermeidung häufiger Straßenaufbrüche gleich größere Kabelreserven mit einzubauen sind. Dies erfordert allerdings wieder höhere Investitionsmittel und beschränkt die Möglichkeiten an anderen Stellen. Ferner sind alle Baukräfte der Deutschen Bundespost angewiesen mit den Gemeinden in allen Planungs- und Koordinierungsfragen persönlich Verbindung zu halten. Spätestens anläßlich der vorgeschriebenen Planfeststellungsverfahren werden die Gemeinden auch schriftlich über die Kabelbauvorhaben der Deutschen Bundespost unterrichtet und dazu gehört. Es erscheint dagegen kaum möglich, den Gemeinden darüber hinaus noch ein mehrjähriges verbindliches Planungsprogramm zu geben. Allein schon die Ungewißheit über die Haushaltsvorlage der Deutschen Bundespost, die begrenzte personelle Planungskapazität und im übrigen auch die mangelnde Kenntnis der Bauprogramme der übrigen Beteiligten stehen dem entgegen. Anlage 21 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Dr. Dollinger vom 22. April 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (Drucksache IV/2139 Frage XII/1). Bis wann kann mit dem Neubau für das Bundesverfassungsgericht In Karlsruhe begonnen werden? Die Baumaßnahme ist so weit vorbereitet worden, daß am 1. 6. 1964 mit der Baureifmachung des Baugeländes und am 1. 9. 1964 mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Die Rohbauarbeiten einschließlich der Gestaltung der Fassaden sollen bis zum 1. 9. 1966 fertiggestellt sein. Die gärtnerische Gestaltung soll bis zum Beginn der Bundesgartenschau im Frühjahr 1967 durchgeführt werden. Mit der Fertigstellung des Gebäudes wird voraussichtlich 1968 gerechnet. Anlage 22 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Dr. Dollinger vom 22. April 1964 auf 'die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Börner (Drucksache IV/2139 Fragen XII/3 und XII/4) : Die Fragen berühren die Angelegenheit der Planung beim Neubau der Kanzlei, für die mein Haus zuständig ist, und auch fürsorgerische Angelegenheiten und solche des Raumprogramms, für die das Auswärtige Amt zuständig ist. Im Einvernehmen mit des Auswärtigen Amt beantworte ich die Fragen wie folgt: Stimmt es, daß im neuerbauten Botschaftsgebäude der Deutschen Botschaft in Paris keine Kantinenräume für dort beschäftigte Botschaftsbedienstete vorgesehen wurden? Es trifft zu, daß im neu errichteten Botschaftsgebäude der Deutschen Botschaft in Paris keine Kantinenräume für die dort beschäftigten Botschaftsbediensteten vorhanden sind. Wer ist für dieses in Frage XII/2. genannte Versäumnis verantwortlich? Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 124. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 29. April 1964 6063 Ein Versäumnis liegt nicht vor. Die Kantine konnte im Neubau der Kanzlei nicht untergebracht werden, weil dies die beschränkte Größe des Bauplatzes nicht zuließ. Der Neubau der Kanzlei wurde auf dem Grundstück an der Avenue Franklin Roosevelt Nr. 13-15 errichtet, auf dem auch bisher das Dienstgebäude der Botschaft stand, das wegen Überalterung abgebrochen werden mußte. Bei Untersuchung der Ausnutzbarkeit des Grundstücks, also bei Aufstellung der Raumbedarfsnachweisung, die der Planung für den Neubau zugrunde liegt, wurde gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt erörtert, in der Kanzlei eine Kantinenanlage vorzusehen. Das behördlich zugelassene Bauvolumen war aber schon durch die Unterbringung der Kanzleiräume so ausgeschöpft, daß der Einbau einer Kantinenanlage nicht verwirklicht werden konnte. Aus dem gleichen Grunde konnte auch die Rechts- und Konsularabteilung nicht auf dem Grundstück untergebracht werden. Sie befindet sich noch in einem Gebäude in der Avenue de Jénà. Sobald es möglich ist, ein Nachbargrundstück zu erwerben, soll die Rechts- und Konsularabteilung mit dem Kanzleineubau räumlich verbunden werden. Dabei ist nach wie vor geplant, auf dem Nachbargrundstück auch eine Kantine zu schaffen. Anlage 23 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Bargatzky vorn 24. April 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Jacobi (Köln) (Drucksache IV/2139, Fragen XIII/3, XIII/4 und Da vom 1. Oktober 1964 an nur noch Wasch- und Reinigungsmittel mit sogenannten weichen Detergentien hergestellt und in den Handel gebracht werden dürfen, die gegenüber den bisher gebräuchlichen in biologischen Kläranlagen leichter und schneller abgebaut werden können, frage ich die Bundesregierung: Wieviel a) mechanisch, b) biologisch arbeitende Kläranlagen gibt es in der Bundesrepublik? Wieviel a) mechanisch, b) biologisch arbeitende Kläranlagen sind in der Bundesrepublik im Bau? Wie groß ist der Fehlbedarf an Kläranlagen in der Bundesrepublik? Ich bitte damit einverstanden zu sein, daß die Fragen nicht einzeln, sondern im Zusammenhang beantwortet werden. Die Angabe von Zahlen über den Bestand an mechanischen und biologischen Kläranlagen sowie über den Fehlbedarf ist in der gegenwärtigen Situation nicht möglich, denn die früheren Erhebungen sind veraltet. Eine amtliche Erhebung ist erstmalig für das Jahr 1957 auf Grund der Verordnung über die Statistik in der öffentlichen Wasserversorgung und im öffentlichen Abwasserwesen vom 3. April 1958 durchgeführt worden. Die Befragung erstreckte sichdamals nicht .auf die Zahl der Kläranlagen, sondern auf die Menge und die Behandlung des Abwassers und die Zahlen der Einwohner, die an öffentliche Kanaksationen angeschlossen sind. Seit 1957, besonders aber in den letzten zwei Jahren, sind von den Gemeinden zahlreiche mechanische und biologische Kläranlagen neu .gebaut sowie alte Anlagen vergrößert und zu biologischen Anlagen erweitert worden. Die Zahl geht in die Hunderte. Um neue Zahlen zu erhalten, ist von meinem Haus in Zusammenarbeit mit den Ländern und dem Statistischen Bundesamt eineamtliche Erhebung für das Jahr 1963 vorbereitet worden, die gegenwärtig anläuft. Dazu hat die Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates die Verordnung vom 21. März 1964 erlassen. Die Auswertung der Ergebnisse wird allerdings nicht vor Anfang 1965 vorliegen, so daß erst dann Ihre Fragen zuverlässig beantwortet werden können. Ursprünglich war geplant, die zweite Erhebung schon im Jahre 1960 durchzuführen. Der Entwurf für die Verordnung vom 3. April 1958 enthielt einen entsprechenden Hinweis, der aber vom Bundesrat gestrichen worden ist, weil er der Meinung war, daß zunächst einmal das Ergebnis dieser ersten Wasser- und Abwasserstatistik abgewartet wenden sollte, bevor der Zeitpunkt für eine zweite Erhebung festgelegt winde. 1960, nach Abschluß der Auswertung der Erhebungsergebnisse für 1957, wurden die Verhandlungen über die zweite Verordnung wieder aufgenommen. Dabei mußte längere Zeit rüber den Inhalt der Erhebungsbögen und über das Erhebungsjahr verhandelt werden. In. der Öffentlichkeit sind wiederholt Besorgnisse über die größere Giftigkeit der neuen Detergentien gegenüber den alten geäußert worden. Überlegungen, die Detengentien-Verordnung etwa wegen der noch nicht ausreichenden Zahl von biologischen Kläranlagen nicht am 1. Oktober 1964, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt in Kraft treten zu lassen, wären jedoch falsch. Nach dem Urteil aller darüber gehörten Sachverständigen wirkt sich die erhöhte Abbaufähigkeit neuer Detergentien nicht nur in Kläranlagen, sondern auch in den Wasserläufen selbst aus. Auch wenn nicht mehr Kläranlagen vorhanden wären, würde dadurch ein Fortschritt erzielt. Tatsächlich sind aber wesentlich mehr biologische Kläranlagen vorhanden als seinerzeit bei der Beratung des Detergentien-Gesetzes. Über die Giftigkeit der neuen Detergentien, die im übrigen nur auf Fische, nicht auf Warmblüter wirken könnte, hat das Bundesgesundheitsamt auf meine Anforderung hin ein Gutachten erstattet, in dem neue Gefahren verneint werden. Ich bin der Überzeugung, daß das Inkrafttreten der Detergentien-Verordnung am 1.Oktober 1964 dem Gewässerschutz rund damit der Volksgesundheit dient, und daß man diesen Termin nicht wegen des Fehlens biologischer Kläranlagen hinausschieben sollte.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Schmitt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren, die politischen Schlußfolgerungen aus der Debatte sind von uns gemeinsam zu ziehen.
    Noch im gleichen Monat, am 30. September, mußte der Minister in der Sendung „Report" zugeben, daß es in den letzten fünf Jahren insgesamt rund 65 Fälle, im letzten Jahr 23 Fälle 'waren, bei denen „auf Grund unserer Mitteilung" abgehört worden war. Am 12. Oktober hat der Minister eingeräumt, daß in jedem einzelnen Fall eingehend mündlich und schriftlich mit der anderen Seite verhandelt worden sei.
    Nun noch eine besondere Arabeske. Am 3. Oktober meldete AP um 46.37 Uhr: ,,Innenminiister Höcherl hält nichts von strafrechtlichen Schritten gegen die Zeitschrift ,Die Zeit'. Nicht einmal dreieinhalb Stunden später, um 19.51 Uhr, wußte DPA bereits zu berichten: „Höcherl stellt Strafantrag gegen ,Zeit-Redakteure".
    Es ging dann weiter der Streit um die Frage, in wieviel Fällen das Bundesamt für Verfassungsschutz die Kontrollmaßnahmen ausgelöst hat. Sie wissen, meine Damen und Herren, daß die von dem Herrn Minister genannten Zahlen durch den Herrn Oberlandesgerichtspräsidenten a. D. Dr. Silberstein inzwischen nach oben berichtigt worden sind.
    Man könnte diese eindrucksvolle Liste von ministeriellen Erklärungen und Stellungnahmen noch ergänzen und verlängern. Sie sehen, meine Damen und Herren, wie widersprüchlich der Herr Minister in der Öffentlichkeit argumentiert hat. Es ist verständlich, daß die Öffentlichkeit durch derartige Antworten und, wie er es nennt, „Untersuchungen" des Innenministeriums mißtrauisch wurde. Das Mißtrauen war sogar in den eigenen Reihen vorhanden. In der Zeitung „Die Welt" vom 25. September zitiert der angesehene Bonner Korrespondent Peter Horch einen „bayrischen Landsmann und Parteifreund des Bundesinnenministers", der ihm wörtlich gesagt habe:
    Das nutzt jetzt gar nichts mehr. Höcherl muß endlich die Hosen ganz runterlassen. So zentimeterweise geht das nicht.

    (Heiterkeit.)

    Ich hoffe, daß diese etwas drastische Ausdrucksweise, die nicht von mir, sondern von einem Herrn der CSU stammt, mir nicht als unparlamentarisch angekreidet wird.
    Nach dem gleichen Bericht hat einer der Freunde Höcherls hinzugesetzt:
    Wenn in diesem Amt etwas geschehen ist, was nicht mit Recht und Gesetz in Einklang steht, dann trägt er
    — gemeint ist der Minister —
    dafür die Verantwortung, ob er es wußte oder nicht.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Dem kann ich nur beipflichten. In einer gesunden und funktionierenden Demokratie hätte ein Minister, in dessen Amtsbereich sich so etwas ereignet hätte und der so viele widersprüchliche Erklärungen
    in einer solchen Sache abgegeben hätte, von sich aus den Hut genommen. Es ist ganz gleichgültig, ob der Minister bewußt unzutreffende Darstellungen gab oder ob ihn seine Beamten schlecht informierten. Er trägt in jedem Fall, wie der Herr von der CSU richtig gesagt hat, die Verantwortung.
    Sie wissen, daß sich dann der Innenausschuß und auch die Kleine Kommission mit den Problemen, die hier zur Debatte standen, beschäftigt haben und einiges im Beisein auch der Herren Fraktionsvorsitzenden bzw. stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden klären konnten, wenn auch keine volle Klärung erreicht wurde.
    Die Kleine Kommission hat immerhin erreicht, daß für die Übergangszeit, bis klare deutsche Rechtsgrundlagen vorliegen, die verfassungsmäßigen Grenzen gewahrt werden, und die Bundesregierung umgehend um die Vorlage eines Ausführungsgesetzes zu Art. 10 des Grundgesetzes gebeten, das auch die alliierten Vorbehaltsrechte ablösen sollte.
    Schon bei diesen Erörterungen in der Kleinen Kommission ergab sich, daß erfreulicherweise kein Anhalt vorlag, aus dem sich ergeben hätte, daß die Telefon- und Postüberwachung parteipolitisch mißbraucht worden wäre. Die Bundesregierung hat mit einem gewissen Stolz diese Erklärung an. ihre Fahnen geheftet. Ich frage mich: warum eigentlich? Das muß man doch einfach voraussetzen, daß in einem solchen Amt kein parteipolitischer Mißbrauch stattfindet.

    (Beifall bei der SPD.)

    Denn, meine Damen und Herren, wenn Mißbräuche auf diesem Gebiet vorhanden gewesen wären, dann wäre ja unserem Staat wirklich ein kaum wiedergutzumachender Schaden zugefügt worden.
    Es trat damit eine unvorhergesehene Wendung ein. Im „Stern" erschien ein Aufsatz, in dem ein Zeuge für eine sehr saloppe Praxis des Amtes aufgeboten wurde. Nachdem mir von der Chefredaktion ein Gespräch mit diesem Zeugen ermöglicht wurde, war ich der Auffassung, daß diese Informationen sorgfältig geprüft werden sollten, und zu einer solchen Prüfung war nur ein Untersuchungsausschuß befähigt. Diese Informationen zeigten, daß die Bundesregierung auch in der Kleinen Kommission immer noch keine ausreichende Aufklärung geschaffen hatte.
    Man hat damals viele Fragen gestellt, warum wir den Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses nicht schon länger gestellt hätten. Manche meinten sogar, wir wollten keine volle Aufklärung. Das ist alles nicht richtig. Ein Untersuchungsausschuß kann nur arbeiten, wenn Zeugen zur Verfügung stehen, die bereit sind auszusagen. Ein Ausschuß kann nicht im Nebel mit der Stange herumtappen; denn nichts wäre 'schlimmer, meine Damen und Herren, als wenn am Schluß die ganze Sache wie das Hornberger Schießen ausgegangen wäre und das Parlament als Institution nach den nicht immer guten Erfahrungen mit Untersuchungsausschüssen auch noch Schaden genommen hätte.
    Meine Fraktion hat sich auch aus diesem Grunde bei den Fragen darauf beschränkt, Auskünfte über



    Schmitt-Vockenhausen
    die Praxis und das Verfahren zu fordern, weil auch die Antragsteller nicht wollten, daß die Arbeit des Amtes für Verfassungsschutz lahmgelegt wird. Der Untersuchungsausschuß wollte nicht die Arbeit gefährden, sondern er sollte den Beamten und Angestellten die Sicherheit geben, daß sie mit der vollen Deckung der deutschen Öffentlichkeit ihre Arbeit leisten können.
    In diesem Stadium war nun die Einsetzung des Untersuchungsausschusses unumgänglich; denn die Aufgabe, über behauptete Mißstände in der Verwaltung Aufklärung zu schaffen, gegebenenfalls zusätzliches Material für Gesetzgebung und Verwaltungsreformen zu sammeln, mußte ja gelöst werden. Wenn Sie das Ergebnis des Untersuchungsausschusses in dem Bericht des Herrn Berichterstatters vor wenigen Minuten noch einmal verfolgt haben, dann werden Sie mir zugestehen müssen, daß es sich bei dem 2. Untersuchungsausschuß — auch hinsichtlich seines Ergebnisses — um die klassische Form des Untersuchungsausschusses des Parlaments gehandelt hat.
    Es ist mehrfach die Frage erörtert worden, ob an Stelle des Untersuchungsausschusses nicht auch die Untersuchung des Herrn Oberlandesgerichtspräsidenten a. D. Dr. Silberstein ausgereicht hätte. Sie wissen, daß der Herr Bundesinnenminister unmittelbar vor der entscheidenden Fraktionssitzung der SPD dem Herrn Bundeskanzler Herrn Oberlandesgerichtspräsidenten Dr. Silberstein als Untersuchungsführer vorgeschlagen hatte. Nachdem ich den in der Sache ausgezeichneten Silberstein-Bericht gelesen habe, stimme ich zu, daß sicher viele Fragen auch durch diese Untersuchung hätten geklärt werden können. Nur der Schwerpunkt der parlamentarischen Untersuchung war nicht identisch mit der Untersuchung, die Herr Silberstein durchgeführt hat.

    (Abg. Dr. Schäfer: Sehr richtig!)

    Der Silberstein-Bericht ist auch aus einem recht verblüffenden Grund nicht ausreichend. Er wurde im Gegensatz zu dem Bericht von Lord Denning, der ja zu einem Bestseller geworden ist und im Buchhandel zu einem großen Erfolg wurde, für ,geheim erklärt.

    (Abg. Dr. Barzel: Anderes Thema!) — Herr Kollege Barzel,


    (Abg. Dr. Barzel: Der Verleger!)

    auch in diesem Bericht hätten nicht alle Passagen die Geheimhaltung notwendig; darüber sind Sie sich sicher mit mir einig. Obwohl dieser Bericht — und jetzt kommt das Entscheidende — eine recht eindrucksvolle Kritik an verschiedenen Stellen der Amtsleitung und des bürokratischen Verfahrens im Bundesamt für Verfassungsschutz enthielt, waren die offiziellen Verlautbarungen über diesen Bericht sanft und gutmütig. Hier hat die Bundesregierung ein zweites Mal der Öffentlichkeit einen falschen Eindruck vermittelt.

    (Abg. Dr. Schäfer: Sehr richtig!)

    Wenn geheim, dann alles geheim, aber nicht eine Auswahl, die die Dinge auf den Kopf stellt und nicht die Möglichkeit gibt zu korrigieren!

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der FDP.)

    Hätte die Bundesregierung nicht zugestimmt, daß der Silberstein-Bericht auch dem Untersuchungsausschuß zur Kenntnis gebracht würde, hätte die Gefahr bestanden, daß die Konsequenzen aus dem Silberstein-Bericht ebenso sanft behandelt worden wären wie die offizielle Verlautbarung über seinen Inhalt. Schon aus diesem Grund hätte der geheime Silberstein-Bericht nicht ausgereicht. Ich bedaure, daß Teile des Berichts an die Öffentlichkeit gekommen sind, mehr allerdings, daß die Bundesregierung ihn nicht von sich aus der deutschen Öffentlichkeit übergeben hat.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Ich erwähne das Schicksal der Silberstein-Untersuchung deshalb so ausführlich, weil in der deutschen Öffentlichkeit die Frage aufgeworfen worden ist, ob auf Grund der Erfahrungen mit der Silberstein-Untersuchung nunmehr überhaupt Untersuchungsausschüsse des Parlaments vielleicht nicht mehr erforderlich seien. Gewiß, es wird Fälle geben, in denen eine Silberstein-Untersuchung richtiger ist als die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Aber im vorliegenden Fall haben wir ein Beispiel dafür, daß auf die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses trotz des guten Berichts nicht verzichtet werden kann, zumal die Öffentlichkeit — wie alle politischen Kräfte, so auch die Opposition — das Recht hat, sich selbst ein Bild machen zu können.
    Es scheint notwendig, in diesem Zusammenhang auch noch einmal hervorzuheben, was Gegenstand der Untersuchung war. Gegenstand der Untersuchung waren Rechtsfragen und Verwaltungsfragen im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Alliierten hinsichtlich der Post-, Telefon- und Fernschreibüberwachung. Das geht ja auch eindeutig aus dem Antrag der SPD-Fraktion auf Einsetzung des Untersuchungsausschusses mit den neun gestellten Fragen hervor. Gegenstand der Untersuchung waren nicht — wie gelegentlich in sehr gezielten und deutlichen Ablenkungsmanövern behauptet wurde — Behauptungen wie, daß selbst in Notfällen solche Überwachungsmaßnahmen ausgeschlossen sein müßten, daß von deutscher Seite Maßnahmen durchgeführt worden seien, daß politischer Mißbrauch getrieben worden sei. Schon die Kleine Kommission hatte ausdrücklich und einstimmig festgestellt, daß offensichtlich ein parteipolitischer Mißbrauch nicht vorliege.
    Ich habe in diesem Zusammenhang bedauert, daß die Angelegenheit hin und wieder auch etwas sensationell dargestellt worden ist. Denn nichts eignet sich weniger für Schlagzeilen als eine im Grunde staatsrechtliche und büromäßige Untersuchung der Arbeit des Verfassungsschutzamtes.

    (Unruhe bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der Mitte: Beweise!?)




    Schmitt-Vockenhausen
    — Meine Damen und Herren, wären Sie in den Ausschuß gekommen, hätten Sie sich alle selber ein Bild machen können.
    Ich möchte nun auf die Dauer der Arbeiten des Untersuchungsausschusses eingehen. Ich bedaure, daß gelegentlich gesagt worden ist: Es dauert etwas lange. Meine Damen und Herren, wir haben sehr schnell gearbeitet, wenn man die Dauer dieses Untersuchungsausschusses mit der anderer Ausschüsse vergleicht. Denken Sie bitte an die Dauer des John-Ausschusses, der jahrelang tätig gewesen ist, denken Sie an den Ausschuß über die Personalpolitik im Auswärtigen Amt und an all die anderen Untersuchungsausschüsse, die sich meist über eine ganze Legislaturperiode erstreckt haben.
    Dem Untersuchungsausschuß sind natürlich nicht immer nur von seiten des Herrn Ministers Rosen zugeschickt worden, sondern, wenn icb einmal eine Bemerkung von Ihnen, Herr Minister, variieren darf, wir haben gelegentlich auch einen Pfeil aus „Höcherls Köcherl" erhalten. Uns ist der Vorwurf gemacht worden, wir beachteten nicht genügend die alliierten Geheimhaltungsinteressen, und außerdem kam noch ein Schuß vor den Bug aus der vorhin von mir zitierten, inzwischen verstorbenen Zeitung. Dieser Pfeil traf aber nicht meine Brust, sondern schwirrte verblüffenderweise auf einen hohen Beamten des Innenministeriums; den hat er aber gottlob auch nur gestreift. Ich will dazu hier keine weiteren Ausführungen machen, sondern mich auf die Wiedergabe der einstimmigen Erklärung der
    Ausschußmitglieder in der 10. Sitzung beschränken, wonach der Untersuchungsausschuß „einmütig der Auffassung ist, daß die bisherigen Verhandlungen unter der Leitung seines Vorsitzenden in peinlicher Korrektheit und unter Beachtung aller notwendigen Geheimhaltungsinteressen nach dem bestehenden Recht geführt worden sind."
    Nun, Herr Minister, Sie haben mehrfach, vor allem in der Zeit der Einsetzung des Untersuchungsausschusses, Ihren Ärger über den Ausschuß öffentlich bezeugt und einmal gemeint, . es handele sich um ein Strafgericht gegen einen renitenten Innenminister. Lassen Sie mich dazu Ihnen ganz freundschaftlich sagen: Ich habe stets Ihr Bemühen begrüßt — und werde das auch begrüßen —, Sachfragen, wie Sie, Herr Minister, so schön sagen, auf dem Sofa zu besprechen. Das kann in vielen Fällen auch gut sein, und ich hätte in einem bestimmten Zeitpunkt durchaus Verständnis für Ihren Wunsch gehabt. Zu diesem Zeitpunkt, als der Untersuchungsausschuß kam, nach so vielen widersprüchlichen Erklärungen, hätte dieses Verfahren sicher zu einem großen Vertrauensverlust für unsere junge Demokratie geführt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es bleibt für Sie, Herr Minister, die wichtige Frage, wie Sie der deutschen Öffentlichkeit erklären, wie es zu den Widersprüchen und falschen Erklärungen vom 11. und 21. September kam, wer Sie falsch unterrichtet hat und wie Sie dazu gekommen sind, daß Sie die deutsche Öffentlichkeit falsch unterrichtet haben. Es wäre gut, wenn das in allem Freimut geschehen könnte.
    Bei dieser Gelegenheit darf ich auf einen Änderungsantrag meiner Freunde zu dem Antrag des Untersuchungsausschusses hinweisen. Wir bitten, den Antrag des 2. Untersuchungsausschusses wie folgt zu ergänzen:
    4. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß die in dem Ausschußbericht festgestellten Mißstände in den zurückliegenden Jahren von dem aufsichtsführenden Bundesministerium des Innern durch Unterlassung geeigneter Dienstaufsichtsmaßnahmen nicht festgestellt worden sind, insbesondere keine Schutzmaßnahmen gegen Mißbräuche getroffen worden sind.
    5. Der Deutsche Bundestag mißbilligt, daß der Bundesminister des Innern ohne ausreichende Untersuchungen mehrfach die Öffentlichkeit unrichtig oder irreführend unterrichtet hat.
    Ich nehme Bezug auf die Erklärungen im Bulletin der Bundesregierung vom 11. bzw. 13. und 21. September 1963, vor allem auf den Punkt 3. Ich bitte Sie, das noch einmal im Bulletin nachzulesen. In der Erklärung vom 13. September 1963 heißt es unter Punkt 3, daß das Bundesamt für Verfassungsschutz in keinem einzigen Fall die Verbündeten gebeten habe, den Fernsprech- oder Postverkehr bestimmter Personen zu überwachen. Ich erinnere auch an Punkt 5 dieser Erklärung, wo behauptet wird, es habe ein streng rechtlich geregeltes Verfahren gegeben, Ferner gehört dazu die Erklärung des Ministers in der Sendung „Bayern fragt Bonn":
    Sie meinen, daß bei uns ein untergeordneter Beamter, offenbar des Verfassungsschutzes, darüber entscheiden könnte. Das ist nicht richtig. Die Entscheidung darüber, ob ein Telefongeheimnis in Anspruch genommen wird, liegt allein bei den Verbündeten, und zwar nicht bei den gleichlaufenden Stellen des verbündeten Geheimdienstes, sondern bei sehr beachtlichen, sehr gehobenen Dienststellen unserer Verbündeten.
    Auch diese Behauptung ist durch die Ausschußberatungen und durch die Berichterstattung widerlegt worden. Eigentlich geht es auch weniger um Sie, Herr Minister, es geht auch nicht um eine Partei, es soll hier niemand gedeckt oder desavouiert werden; es geht ganz einfach darum, daß unsere Bürger zu unserer Verwaltung und nicht zuletzt auch zu einem Ministerwort wieder Vertrauen haben müssen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP.)

    Ein Rechtsstaat kann es sich nicht leisten, Vorwürfe völlig ungeklärt zu lassen. Es geht darum, daß wir in unserem Volk das Gefühl für Recht und Ordnung erhalten und stärken.
    Der Untersuchungsausschuß hat dazu beigetragen. Tun Sie nun für die Regierung das Ihrige im Sinne der Beschlüsse des Ausschusses!

    (Abg. Dr. Barzel: Keine Mißbräuche!)




    Schmitt-Vockenhausen
    Es ist durchaus möglich, daß es am Schluß keine Sieger und Besiegten gibt, sondern nur den Erfolg einer wachsamen Demokratie in unserem Lande.

    (Beifall bei der SPD und der FDP. — Zurufe von der Mitte.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Einen Augenblick, Herr Abgeordneter! Der Wortlaut, den Sie als Änderungsantrag verlesen haben, entspricht nicht ganz dem Änderungsantrag Umdruck 453. Haben Sie das geändert?

(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Das ist geändert!)

— Also eine Änderung von Ihnen zu diesem Umdruck 453?

(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Nein, der Text, der jetzt verteilt ist!)

— Ist das der richtige Text?

(Abg. Schmitt-Vockenhausen: Der Änderungsantrag wird verteilt!)

— Also das ist der Änderungsantrag Umdruck 453. Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Süsterhenn.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Adolf Süsterhenn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Feststellungen im Bericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Frage der Telefonüberwachung können nach meiner Überzeugung und auch nach Überzeugung meiner politischen Freunde in ihrer Bedeutung nur richtig und vollständig gewürdigt werden, wenn man sie auf dem politischen und psychologischen Hintergrund der Umstände und Emotionen sieht, die letztlich zur Einsetzung dieses Untersuchungsausschusses geführt haben. Es waren ja letzten Endes nicht lediglich Rechts- und Verwaltungsfragen, welche die Öffentlichkeit erregt haben. Es ging der Öffentlichkeit gewiß nicht darum, nun Material für eine Gesetzes- oder Verwaltungsreform zu sammeln. Vielmehr muß man feststellen, daß seit dem Herbst des vergangenen Jahres eine weitgehende Beunruhigung in der gesamten deutschen Öffentlichkeit zu spüren war,

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr!)

    und diese Beunruhigung ist hervorgerufen worden nicht durch ein Interesse an irgendwelchen bürokratischen oder organisatorischen Regelungen, sondern durch alarmierende Mitteilungen über angeblich skandalöse Verhältnisse beim Verfassungsschutz.
    Insbesondere wurden Vorwürfe über angeblich illegale, willkürliche und mißbräuchliche Praktiken bei der Telefonüberwachung erhoben, und weite Kreise der Öffentlichkeit waren geradezu empört. Es wurde auch behauptet, die vom Verfassungsschutz veranlaßte Telefonüberwachung erstrecke sich nicht nur auf Personen, die der verfassungsfeindlichen Arbeit oder der Spionage verdächtigt seien, sondern — ich zitiere wörtlich — „auch auf viele andere Bundesbürger, darunter zahlreiche
    Journalisten, Bundestagsabgeordnete und führende Politiker".

    (Zuruf von der SPD: Konrad Adenauer!)

    ,— Der hat ja nur gesagt, daß es im Telefon „geknackt" habe; er hat aber niemals die Behauptung aufgestellt, daß er vom Verfassungsschutz überwacht worden sei.

    (Beifall in der Mitte. — Lachen bei der SPD. — Abg. Dr. Mommer: Lesen Sie doch mal nach, was er gesagt hat!)

    — Meine Herren, ich nehme hier nicht Stellung zu den Erklärungen des Herrn Adenauer, sondern zu dem Bericht des Untersuchungsausschusses, zu seinen Hintergründen und seiner Veranlassung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, es ist Ihnen vielleicht unangenehm, daß ich diese Dinge zitiere;

    (Lachen bei der SPD.)

    ich kann Ihnen das durchaus nachfühlen. Es wurde ja auch die Behauptung aufgestellt, die Verteidiger der beschuldigten Journalisten in der „SpiegelAffäre" seien vom Verfassungsschutz überwacht worden. Und, meine Damen und Herren von der Linken, gerade Ihr Herr Fraktionsgeschäftsführer, der Herr Kollege Dr. Schäfer, hat doch ganz erheblich mit zu der allgemein Beunruhigung steigernd beigetragen durch seine erwiesenermaßen falsche Behauptung,

    (Beifall in der Mitte — Zurufe von der SPD)

    die dann von „Panorama" gesendet wurde, hier im Bundestag sei in der Telefonzentrale eine Abhöranlage eingebaut.

    (Pfui!-Rufe und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist mehr als eine bürokratische Angelegenheit.

    (Abg. Wehner: Das ist mehr als ein Pharisäer!)

    Weiterhin wurde in der Presse behauptet, es gehöre zu den Praktiken dieses Verfassungsschutzes, Abhöranlagen in Hotelzimmern anzubringen, und es entstand natürlich eine weitgehende Beunruhigung wegen dieses mit Recht zu rügenden Eingriffes in die Intimsphäre. Sie konnten in der Presse auch lesen, und zwar gestützt auf Aussagen und Angaben eines ehemaligen Verfassungsschützers, daß im Verfassungsschutzamt ein frischfröhlicher Betrieb geherrscht habe und daß manche Abhörergebnisse, insbesondere soweit es sich um irgendwelches Liebesgeflüster gehandelt habe, mehr oder weniger zur persönlichen Belustigung der Verfassungsschützer gedient habe.
    Meine Damen und Herren, wenn man die Gesamtheit dieser Vorwürfe zusammenfaßt, muß man zu dem Ergebnis kommen, daß in der Öffentlichkeit mit Recht eine gewaltige Empörung über derartige Dinge entstanden ist. Ich freue mich über die lobenden und anerkennenden Worte, die heute der Kollege Schmitt-Vockenhausen für die Mitglieder des Verfassungsschutzes gefunden hat. Aber damals



    Dr. Süsterhenn
    herrschte doch in der Öffentlichkeit der Eindruck, als handle es sich da um einen Verein von üblen Burschen, der nicht darauf ausgehe, die Verfassung zu schützen, sondern nur darauf, sie mißbräuchlich zu obskuren Zwecken zu verletzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Es entstand damals sogar so etwas wie eine regelrechte Abhörpsychose, und es war doch so, daß nicht nur der von Ihnen zitierte Bundeskanzler Adenauer es in der Leitung hat „knacken" hören, sondern das war — wenn ich hier einmal die vielzitierte Symbolfigur „Lieschen Müller" nehme — allgemein verbreitet, und Lieschen Müller wagte es eben nicht mehr, ihr Liebesgeflüster den Telefondrähten anzuvertrauen, weil ja auch — —

    (Abg. Wehner: Hören Sie doch mit der Erwähnung des „Liebesgeflüsters" auf!)

    — Entschuldigen Sie mal, welchen Anstoß nehmen
    Sie daran? Auch ein Liebesgeflüster hat Anspruch
    auf Schutz der Persönlichkeitssphäre, Herr Wehner.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Und, meine Damen und Herren, wenn meine Fraktion damals der Einsetzung dieses Untersuchungsausschusses zugestimmt hat, dann hat sie das nicht zuletzt auch getan, um einmal diese in der Öffentlichkeit verbreiteten angeblichen Mängel und Mißstände klarstellen zu lassen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Nun zum Ergebnis der Ausschußuntersuchung. Der Ausschußbericht ist, wie Sie wissen, einstimmig angenommen worden. Ich gehörte selber diesem Ausschuß an und habe diesen Bericht mit akzeptiert. Aber wenn Sie gut zuhörten, wie der Herr Berichterstatter diesen Bericht verlesen hat, mußten Sie bemerken, daß der Untersuchungsausschuß im wesentlichen festgestellt hat, daß Verfahrensmodalitäten, für die Regelung der persönlichen Kompetenzen zur Einleitung der alliierten Überwachung, für die Formen der Registrierung, der Aufbewahrung, der aktenmäßigen Behandlung, der Auswertung, der Sicherstellung, der Geheimhaltung und schließlich auch der Vernichtung und der Anfertigung von Protokollen und Verhandlungen über die Vernichtung des Materials, die für einen geordneten Behördenbetrieb allgemein erforderlichen Dienstvorschriften entweder zum Teil nicht vorhanden oder zum Teil nicht ausreichend waren oder nur in mündlichen Anweisungen bestanden.
    Ich stehe gar nicht an zu erklären, daß das zweifellos bedauerliche organisatorisch-bürokratische Mängel sind. Aber man muß auch den Versuch machen, das Vorhandensein dieser Mängel nun irgendwie zu erklären und sie sich als gründlicher Beurteiler begreiflich zu machen. Da scheint mir sehr wesentlich zu sein, daß in den Verhandlungen des 1. Untersuchungsausschusses, der im Jahre 1955 zur Behandlung der Affäre John eingesetzt worden war Kritik am Bundesinnenministerium geübt worden ist, weil es das Bundesamt für Verfassungsschutz fast wie eine Ministerialabteilung behandelt und eine zu straffe Aufsicht ausgeübt habe. Gegenüber dieser Praxis wurde damals von dem Untersuchungsausschuß in dem Bericht des damaligen Abgeordneten Bucerius ausdrücklich der Wunsch geäußert, das Ministerium solle in Zukunft lediglich Kontrolle und nicht leitende Aufsicht ausüben.

    (Sehr wahr! in der Mitte.)

    Damals hat man also die Zügel zu straff angespannt.
    Wir sind nun in unserem 2. Untersuchungsausschuß zu dem Ergebnis gekommen, daß das Lockern der Zügel auf dem Gebiete der Organisationskontrolle vielleicht etwas zu großzügig gehandhabt worden ist. Wir haben ja gar keine bürokratischen Mängel irgendwie abgestritten; sie ergeben sich ganz klar aus diesem Bericht.
    Sodann ist die Frage aufgeworfen worden, warum der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz nun nicht etwa seinerseits die entsprechenden Organisationsanordnungen und -anweisungen und bürokratischen Regelungen schriftlich getroffen habe, die das Bundesinnenministerium hätte vielleicht treffen können. Ich glaube, daß man hier folgendes nicht unberücksichtigt lassen darf. Der Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen hat gesagt: der Verfassungsschutz ist zwar einerseits eine Behörde, hat aber andererseits doch sehr, sehr viele Züge gemeinsam mit einem geheimen Nachrichtendienst, und wenn er diese gemeinsamen Züge nicht hätte, könnte er seine Arbeit überhaupt einstellen und wäre von vornherein zum Mißerfolg verurteilt.
    Es liegt nun einmal in der Natur derartiger geheimer Nachrichtendienste, daß sie ihren besonderen Arbeitsstil haben, daß sie ihrer Natur nach wesentlich anders und vor allem weniger bürokratisch arbeiten als etwa ein Grundbuch- oder ein Katasteramt. Das sind eben wesentliche Unterschiede. Ohne ein gewisses Maß von Flexibilität kann sich die Arbeit eines derartigen Dienstes überhaupt nicht mit einiger Aussicht auf Erfolg abspielen.
    Hinzu kommt, daß alle derartigen Institutionen geheimdienstlichen Charakters gezwungen sind, sich mit einem sich tarnenden, mit einem konspirativ arbeitenden Gegner auseinanderzusetzen. Von der Arbeitsmethode des Gegners her wird einem solchen Dienst ja auch eine entsprechende Arbeitsmethode aufgezwungen. Daher gehört es zum selbstverständlichen Arbeitsstil aller dieser Behörden oder Dienste in der gesamten Welt, erstens möglichst wenig schriftlich zu fixieren, zweitens möglichst schweigsam gegen jedermann sowohl im eigenen Hause als auch im Verkehr mit außenstehenden Behörden zu sein sowie auch, den einzelnen Bediensteten nach Möglichkeit nur mit dem engen Ausschnitt von Tatsachen vertraut zu machen, die der einzelne Bedienstete notwendigerweise wissen muß, um die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen.

    (Könen [Düsseldorf]:: Dann muß man auch die Leute gut aussuchen, die man da hinschickt!)

    Der Dank, den der Herr Kollege Schmitt-Vockenhausen für den Verfassungsschutz eben zum Ausdruck gebracht hat, beweist doch, daß man bei der



    Dr. Süsterhenn
    Personalauswahl zumindest nicht generell derartige Fehler gemacht hat, wie Sie es durch Ihren Zwischenruf offensichtlich andeuten wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, auch für den Ausschuß, auch für mich war es überraschend, zu erfahren, daß das Ministerium und insbesondere auch der Herr Minister, oder eigentlich umgekehrt, daß vor allen Dingen die damit betrauten Beamten und dann in letzter Linie auch 'der Herr Minister eigentlich über diese Form der Zusammenarbeit zwischen dem Verfassungsschutz und den alliierten Stellen nicht informiert waren. Ich habe versucht, mir das zu erklären, und bin, nicht alleine, zu dem Ergebnis gekommen, daß der Umstand mitgewirkt haben kann und sicher hat, daß in den bestehenden Verträgen — Deutschlandvertrag, Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut usw. — Konsultationen zwischen den Alliierten und der Bundesregierung über die Ausübung der alliierten Vorbehaltsrechte vorgesehen sind und daher von den Beamten des Verfassungsschutzamtes durchaus angenommen werden konnte, daß die Bundesregierung auf Grund dieser Konsultationen über die Formen der Zusammenarbeit des Verfassungsschutzes mit den alliierten Dienststellen im Bilde war. Bedauerlicherweise ist sie nicht im Bilde gewesen, nicht ins Bild gekommen. Hier ist zweifellos eine stärkere Befassung seitens des Bundesinnenministeriums mit der Arbeit des Bundesverfassungsschutzes eine für ein geordnetes Staatswesen dringende und nicht außer acht zu lassende Notwendigkeit.
    Aber das entscheidende Faktum, das der Untersuchungsausschuß festgestellt hat, ist ja folgendes. Er ist in seiner Arbeit zu dem Ergebnis gekommen, daß trotz gewisser bürokratischer und organisatorischer Mängel ein Mißbrauch bei den Anregungen zur Telefon- oder Postüberwachung nicht festgestellt wurde. Dieses Ergebnis deckt sich auch mit den Feststellungen der sogenannten Kleinen Kommission, die bereits vom Herrn Kollegen Schmitt-Vockenhausen zitiert wurde. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, daß sich aus den ihr zur Verfügung stehenden Unterlagen kein Anhalt für die Annahme eines Mißbrauchs der Telefon- und Postüberwachung in der innenpolitischen Auseinandersetzung ergeben hat. Zum gleichen Ergebnis — daß kein Mißbrauch festgestellt worden sei — kam auch der von der Bundesregierung mit der Überprüfung des Bundesamtes für Verfassungsschutz beauftragte Oberlandesgerichtspräsident a. D. Dr. Silberstein, wie dies ausdrücklich in einer Presseerklärung von ihm bekanntgemacht worden ist.
    Das Allerinteressanteste ist folgendes: Die beiden sogenannten Kronzeugen der in der öffentlichen Meinung vorhandenen Anklage, die Belastungszeugen, von denen man die große Sensation und geradezu die Überführung des Bundesinnenministeriums und des Bundesamtes für Verfassungsschutz erwartete, auch der Herr Pätsch und der Herr Bethke haben keinen Mißbrauch behauptet. Bethke hat sogar erklärt, er kenne keinen Mißbrauchsfall. Meine Damen und Herren, das festgestellt zu wissen,
    scheint mir für die deutsche Öffentlichkeit von einer ganz wesentlichen Bedeutung zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich möchte hier mit aller Deutlichkeit sagen, daß von einer verfassungswidrigen Bespitzelung demokratischer Politiker, Journalisten, Anwälte oder sonstiger Bürger überhaupt keine Rede sein kann,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    daß sich in dieser Richtung bei den durchgeführten Untersuchungen nicht die geringsten Anhaltspunkte ergeben haben. Selbstverständlich müssen sich im Interesse der ,Staatssicherheit auch politische Persönlichkeiten ebenso wie sonstige Bürger mit einer Überwachung abfinden, wenn gegen sie hinreichende Verdachtsmomente wegen verfassungsfeindlichen, hoch- oder landesverräterischen Verhaltens bestehen. Ich nenne hier den Fall — nicht um eine Partei damit zu belasten, sondern weil er der bekannteste gewesen ist — Frenzel. Man könnte auch noch andere Fälle nennen.

    (Abg. Dr. Mommer: Wollen Sie SchmidtWittmack auch nennen?)

    — Ich habe Sie geradezu aufgefordert, durch Zwischenrufe — —

    (Abg. Wehner: Ich sage nur: Schweigen! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Der eine schweigt, der andere macht den Zwischenruf.

    (Abg. Wehner: Ich sagte bloß: Schweigen!)

    — Das mag jeder Abgeordnete machen, wie er will.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Telefon- und Postüberwachung verdächtiger Personen führt notwendigerweise dazu, daß auch Unverdächtige, die mit den Verdächtigen in Verbindung stehen, in die Überwachung einbezogen werden. Wenn z. B. die Telefongespräche einer Person überwacht werden, die in hinreichendem Verdacht steht, einem feindlichen Spionagering anzugehören, dann ist es unvermeidlich, daß auch die Gespräche der bei dem Verdächtigen anrufenden Personen zur Kenntnis der Überwachungsstelle gelangen. Es gibt überhaupt keine andere Möglichkeit, wenn man eine Überwachung vornehmen will.
    Der Untersuchungsausschuß hat dies einstimmig als eine zwangsläufige Folge bezeichnet und lediglich Bedenken dagegen angemeldet, daß es beim, Bundesamt für Verfassungsschutz keine besonderen Vorschriften über die Ausscheidung und Vernichtung des über unverdächtige Personen angelaufenen Materials gab. Aber, meine Damen und Herren, dafür, daß infolge des Fehlens solcher einschlägiger Vorschriften das gegen unverdächtige Personen angefallene Material in irgendeiner Form mißbräuchlich verwertet wurde, hat sich nicht der geringste Anhaltspunkt ergeben, und eine diesbezügliche Behauptung ist in den ganzen Verhandlungen des Untersuchungsausschusses auch niemals von irgendjemandem aufgestellt worden.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)




    Dr. Süsterhenn
    Der Untersuchungsausschuß hat an einer Stelle gesagt, daß zwar einerseits ein Mißbrauch nicht festgestellt wunde, andererseits aber auch ein Mißbrauch bei der Anregung der Telefon- oder Postüberwachung nicht ausgeschlossen werden könne und daß die Gefahr mißbräuchlicher Benutzung des angefallenen Materials bestanden habe. Meine Damen und Herren, diese Feststellung, die ich als Ausschußmitglied ja auch zu verantworten habe und auch zu verantworten gewillt bin, enthält in gewisser Hinsicht eine Selbstverständlichkeit, als nirgendwo und niemals die Gefahr des Mißbrauchs von Institutionen oder Befugnissen völlig ausgeschlossen werden kann. Das ist letzten Endes immer eine Frage des Vertrauens, nicht nur bei den Mitgliedern und Mitarbeitern des Verfassungsschutzes, sondern auch bei jedem Nachtwächter, dem ich einen Schlüssel in die Hand drücke, damit er nachts in die fremden Büro- oder Fabrikräume hineingehen kann. Letzten Endes ist also der Charakter entscheidend. Da muß ich aber sagen — —

    (Lachen bei der SPD.)

    — Ich weiß nicht, was da zu lachen ist. Ich glaube, wir sind doch alle der Überzeugung, daß es auf den Charakter ankommt. Oder wollen Sie dem irgendwie widersprechen, Herr Kollege Hermsdorf? Das unterstelle ich Ihnen gar nicht.

    (Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, hinsichtlich der charakterlichen Qualität der als Zeugen vor dem Untersuchungsausschuß vernommenenführenden Persönlichkeiten des Bundesamtes für Verfassungsschutz ist nicht -nur nichts Negatives festgestellt worden, sondern jedenfalls ich habe den Eindruck gewonnen — und ich glaube, auch die anderen Mitglieder —, daß sie in vollem Bewußtsein ihrer hohen Verantwortung, die sie in einem demokratischen Rechtsstaat haben, ihre Aufgaben ausgeführt haben. Sogar der Belastungszeuge Bethke hat gesagt, daß er auch ohne Vorhandensein der im einzelnen notwendigen Vorschriften aus seinem eigenen Gewissen heraus sich richtig und anständig und korrekt verhalten hat.
    Es scheint mir notwendig zu sein, hier über die grundsätzliche Einstellung der Leitung des Bundesamtes für Verfassungsschutz noch einen Hinweis zu geben, der den Beweis dafür erbringt, daß sich das Bundesverfassungsschutzamt genauso von den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit leiten läßt, wie wir das als Parlament tun und wie wir es von der Exekutive und von der rechtssprechenden Gewalt erwarten. In einer Schriftenreihe für den Bundesverfassungsschutz, die zwar speziell für die Anleitung V-Leute herausgegeben worden ist, die aber Gegenstand der gesamten Schulung aller Verfassungsschützer gewesen ist, heißt es:
    Der absolute Rechtsstaat, den das Bonner Grundgesetz verwirklicht, kennt keine justizfreien Hoheitsakte.
    Meine Damen und Herren, das ist eine Erklärung des Verfassungsschutzes und nicht etwa des Bundesverfassungsgerichts. Das Bundesverfassungsgericht hätte das nicht rechtsstaatlicher ausdrücken
    können, als es hier vom Verfassungsschutz aus geschehen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren! Es wird auch eine Unterscheidung gemacht zwischen solchen Interessen, die gemeinsame deutsche und alliierte Interessen waren, wo also in bestimmten Fällen alliierte Interessen mitberührt waren, und solchen Fällen, wo es sich ausschließlich um deutsche Interessen gehandelt habe, und bezüglich der letzten vertritt der Ausschuß die Auffassung, daß, sofern es sich um ausschließlich deutsche Interessen gehandelt habe, eine Inanspruchnahme der Überwachungsmöglichkeiten mit Hilfe der Allierten unzulässig gewesen sei. Es ist auch gesagt, daß sich Verdachtsmomente ergeben haben, daß die Frage der Mitbeteiligung alliierter Interessen etwas extensiv ausgelegt und nicht immer genügend berücksichtigt worden ist. Auch hier aber, meine Damen und Herren, muß man von der sachlichen Schwierigkeit ausgehen. Wir sind schließlich Mitglieder des Bündnissystems der NATO und er WEU, und die deutschen und die alliierten Truppen, die auf dem Boden der Bundesrepublik stehen, unterstehen einem integrierten Oberkommando. Jede Störung der verfassungsmäßigen inneren Ordnung wird sich daher zwangsläufig irgendwie politisch und unter Umständen auch militärisch auf dieses Bündnissystem zum mindesten auswirken können, so daß die Entscheidung in der Frage der Grenzziehung weitgehend eine Angelegenheit des Ermessens, wenn nicht sogar der subjektiven Wertung ist.
    Bei einer Würdigung des Ermittlungsergebnisses des Untersuchungsausschusses drängt sich einem die Feststellung auf, daß der kreißende Berg von Vorwürfen, Unterstellungen, Verdächtigungen, Verdrehungen und Falschbehauptungen tatsächlich nur ein winziges Mäuslein geboren hat.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aber wenn es um die Wahrung der Grund- und Menschenrechte geht, wenn es sich um Eingriffe in die Persönlichkeitssphäre des Bürgers handelt, verdient auch ein Mäuschen ernste Beachtung, selbst wenn es sich, wie im vorliegenden Falle, nur um ein bürokratisches Mäuslein handeln sollte.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aus diesem Grunde haben auch meine politischen Freunde und ich sich der Forderung des Untersuchungsausschusses angeschlossen, daß die organisatorischen Mängel, soweit sie inzwischen noch nicht behoben sind, behoben werden sollen. Die Bundesregierung mag darüber ihre Überlegungen anstellen. Wir sind auch der Meinung, daß es zweckmäßig ist — der Herr Bundesinnenminister hat das übrigens schon einmal angeboten —, daß das Parlament in Form eines Beirats wie bei anderen Institutionen so auch bei der Institution des Verfassungsschutzes mit vertreten ist.
    Ich möchte zum Schluß kommen und folgendes sagen.

    (Zuruf von der SPD: Das Mäuslein! — Heiterkeit.)




    Dr. Süsterhenn
    — Es war wirklich nur ein Mäuschen,

    (Lachen und Widerspruch bei der SPD)

    und es wird auch Ihnen nicht gelingen, es zu einem Elefanten aufzublasen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Abg. Blachstein: Abhörmäuschen Süsterhenn!)

    — Sie können mich „Abhörmäuschen Süsterhenn" mit genau derselben Berechtigung nennen, wie Herr Wehner den Innenminister „Mithörminister" genannt hat, der ebenso wenig mitgehört hat, wie ich abgehört habe.
    Meine Damen und Herren! Der Verfassungsschutz ist immer eine heikle Angelegenheit. Individuelle Interessen und die Erfordernisse der öffentlichen Sicherheit und des Gemeinwohls, die für den Rechtsstaat typischen Forderungen des strengen Formenzwanges, des gesetzlich geordneten Verfahrens sowie die Notwendigkeit der Flexibilität zur wirksamen Beobachtung und Abwehr staatsfeindlicher Kräfte stehen stets in einem unvermeidlichen Spannungsverhältnis. Wir sind alle daran interessiert, dieses Spannungsverhältnis in einer möglichst rechtsstaatlichen Weise zu lösen. Ich glaube, daß den Weg dazu der amerikanische Justizminister Bob Kennedy gewiesen hat, wenn er gegenüber dem Repräsentantenhaus und dem Senat erklärte:
    Ich vertrete mit Nachdruck den Standpunkt, daß jeder Bürger der Vereinigten Staaten ein Recht darauf hat, daß niemand seine Telefongespräche mithört.
    — Einschließlich Liebesgeflüster, Herr Wehner!

    (Heiterkeit.)

    Dieses Recht ist jedoch, wie die meisten persönlichen Rechte innerhalb der Gesellschaft, nicht absolut frei von Einschränkungen. Die Gesellschaft hat auch ein Recht, wirksame exekutive Mittel einzusetzen, um sich gegen Spionage und staatsfeindliche Umtriebe, gegen Mord und Entführung sowie gegen das organisierte Verbrecher- und Schiebertum zu schützen.
    Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

    (Lebhafter anhaltender Beifall bei der CDU/CSU.)