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ID0412023300

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    Deutscher Bundestag 120. Sitzung Bonn, den 6. März 1964 Inhalt: Fragestunde (Drucksachen IV/1993, IV/1999, IV/1997) Fragen des Abg. Biechele: Pressemeldungen über Ausweisung aller christlichen Missionare aus dem Sudan Dr. Schröder, Bundesminister . . . 5573 D, 5534 A, B, C, 5575 A, B, C Biechele (CDU/CSU) . 5573 D, 5574 A, D, 5575 A Dr. Czaja (CDU/CSU) . . 5574 B, 5575 B Fragen des Abg. Unertl: Bericht der italienischen Zeitung „L'Europeo" über angebliche Ausbildung von Terroristen in Niederbayern Dr. Schröder, Bundesminister . . . 5575 D, 5576 A, B, C, D Unertl (CDU/CSU) . . 5575 D, 5576 B, C Ertl (FDP) 5576 A, D Frage des Abg. Dr. Fritz (Ludwigshafen) : Gestaltung des Städtebildes an Bahnstrecken Dr. Seiermann, Staatssekretär . 5577 A, B, C Dr. Fritz (Ludwigshafen) (CDU/CSU) 5577 B, C Frage des Abg. Josten: Autohöfe Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 5577 D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 5578 A Fragen des Abg. Fritsch: Ausbau der Bundesfernstraßen in Niederbayern — Autobahn RegensburgPassau Dr. Seiermann, Staatssekretär 5578 B, C, D, 5579 B Fritsch (SPD) 5578 B, C, 5579 A Unertl (CDU/CSU) . . 5578 C, D, 5579 B Frage des Abg. Dr. Mommer: Anerkennung von in der Sowjetzone abgelegten Fahrlehrerprüfungen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 5579 C, D, 5580 A, B, C, D Dr. Mommer (SPD) . . . 5579 D, 5580 A Dr. Kohut (FDP) . . . . . . 5580 A, B Wehner (SPD) 5580 B, C Dürr (FDP) 5580 D II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 120. Sitzung. Bonn, Freitag, den 6. März 1964 Frage des Abg. Peiter: Buslinie zwischen Diez und Burgschwalbach Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 5580 D, 5581 A, B Peiter (SPD) . . . . 5580 D, 5581 A, B Fragen des Abg. Dr. Dr. h. c. Friedensburg und des Abg. Strohmayr: Wartezeiten bei der Herstellung eines Telefonanschlusses Stücklen, Bundesminister . . . . 5581 C, D, 5582 A, B, C, D, 5583 A, B, C, 5584 A Strohmayr (SPD) . . . . 5581 D, 5583 B Cramer (SPD) 5582 A Börner (SPD) 5582 B, C Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 5582 D Dürr (FDP) . . . . . . . . 5583 C, D Frage des Abg. Haase (Kellinghusen) : Straße zur Truppenunterkunft in Kellinghusen Hopf, Staatssekretär . . . . . 5584 A, B Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . . 5584 B Fragen des Abg. Dr. Knorr: Strahlenschutz bei Panzern und Kriegsschiffen Hopf, Staatssekretär . . • 5584 B, C, D Dr. Bechert (SPD) 5584 D Frage des Abg. Seifriz: Raketenzerstörer Hopf, Staatssekretär . . . 5585 A, B, C Seifriz (SPD) 5585 A, B Berkhan (SPD) 5585 B, C Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 5585 C Fragen des Abg. Weigl: Hallenbadprojekt in Weiden Hopf, Staatssekretär . . 5585 D, 5586 A Weigl (CDU/CSU) 5585 D Müller (Erbendorf) (SPD) . . . 5586 A Besetzung eines Sitzes im Postverwaltungsrat 5586 B Entwurf eines Bundeskindergeldgesetzes (BKGG) (Drucksache IV/818) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (Drucksache IV/1961) — Dritte Beratung — Gerlach (SPD) . . . . . . . . 5586 C, D Scheppmann (CDU/CSU) . 5587 B, 5591 C Spitzmüller (FDP) . . . 5587 C, 5593 C Dr. Schellenberg (SPD) . 5588 C, 5590 D, 5591 B Stingl (CDU/CSU) . . . . . . 5589 D Behrendt (SPD) 5592 B Blank, Bundesminister . . . . . 5594 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Umstellung der Abgaben auf Mineralöl (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/2018) — Erste Beratung — 5595 A Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Bundestages (Diätengesetz 1964) (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/1893); Berichte des Haushaltsausschusses und des Vorstandes (Drucksachen IV/2015, IV/1941) — Zweite und dritte Beratung — Ruf (CDU/CSU) . . . . 5595 B, 5597 B van Delden (CDU/CSU) . . . . . 5596 C Frehsee (SPD) . . . . . . . . 5600 A Dorn (FDP) 5601 D Antrag betr. Kindergeld (Abg. Dr. Dichgans, Wagner, Brück u. Gen.) (Drucksache IV/ 2000) 5602 B Antrag betr. Änderung der vorläufigen Richtlinien für die Gewährung von Bundeszuwendungen zu Straßenbaumaßnahmen von Gemeinden und Gemeindeverbänden (Abg. Lemmrich, Dr. Müller-Hermann, Drachsler, Eisenmann u. Gen.) (Drucksache IV/1987) ; in Verbindung mit dem Antrag betr. Änderung der vorläufigen Richtlinien für die Gewährung von Bundeszuwendungen zu Straßenbaumaßnahmen von Gemeinden und Gemeindeverbänden (Abg. Müller [Nordenham], Könen [Düsseldorf], Figgen, Beuster u. Gen. und Fraktion der SPD) (Drucksache IV/2005) 5602 C Nächste Sitzung 5602 D Berichtigungen 5602 Anlagen 5603 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 120. Sitzung. Bonn, Freitag, den 6. März 1964 5573 120. Sitzung Bonn, den 6. März 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen Es ist zu lesen: 109. Sitzung Seite 5017 D Zeile 20 statt „1642": 1842; 112. und 113. Sitzung Seite III statt „5173 B": 5185 B; Seite 5169 D Zeile 7 von unten statt „1880": 1888; 117. Sitzung Seite 5317 B Zeile 2 statt „bejahten": bejahen; Seite 5317 B Zeile 10 statt „wurde wenig": wurde ein wenig; 118. Sitzung Seite 5494 C Zeile 1 statt „erfreuliche": unerfreuliche. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach 6. 3. Dr. Aigner* 6. 3. Dr. Arnold 6. 3. Dr. Atzenroth 6. 3. Bading 6. 3. Dr.-Ing. Balke 6. 3. Bergmann 6. 3. Frau Beyer (Frankfurt) 6. 3. Birkelbach 6. 3. Fürst von Bismarck 15. 3. Blachstein 6. 3. Dr. Bleiß 21. 3. Dr. h. c. Brauer 6. 3. Dr. von Brentano 21. 3. Dr. Burgbacher 6. 3. Corterier 6. 3. Dr. Deist 31. 3. Deringer* 6. 3. Dr. Dichgans* 6. 3. Frau Döhring 6. 3. Dopatka 15. 3. Drachsler 6. 3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 21. 3. Frau Dr. Elsner 6. 3. Erler 6. 3. Dr. Dr. h. c. Friedensburg* 6. 3. Dr. Furler 6. 3. Gehring 6. 3. Glüsing (Dithmarschen) 17. 3. Freiherr zu Guttenberg 6. 3. Haage (München) 6. 3. Hahn (Bielefeld) 6. 3. Hansing 17. 4. Dr. Harm (Hamburg) 26. 3. Hauffe 15. 3. Herold 6. 3. Hesemann 6. 3. Höhne 21. 3. Hoogen 6. 3. Dr. Hoven 6. 3. Illerhaus* 6. 3. Kemmer 6. 3. Frau Dr. Kiep-Altenloh 6. 3. Killat 6. 3. Klinker 6. 3. Dr. Kopf 6. 3. Dr. Kreyssig 6. 3. Kriedemann 17. 3. Kubitza 6. 3. Frau Dr. Kuchtner 4. 7. Lenz (Bremerhaven) 15. 3. Lenz (Brühl) 6. 3. Liehr 6. 3. Dr. Löhr 20. 3. Lücker (München)* 6. 3. Dr. Mälzig 6. 3. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Mattick 6. 3. Frau Dr. Maxsein 6. 3. Memmel 6. 3. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 6. 3. Dr. Meyer (Frankfurt) 20. 3. Michels 6. 3. Dr. Miessner 21. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15. 3. Murr 22. 3. Nellen 6. 3. Paul 6. 3. Dr. Pflaumbaum 22. 3. Dr.-Ing. Philipp 6. 3. Frau Dr. Probst 17. 3. Rademacher 6. 3. Frau Dr. Rehling 6. 3. Richarts 6. 3. Ruland 21. 3. Saxowski 22. 3. Frau Schanzenbach 6. 3. Schlick 6. 3. Dr. Schmid (Frankfurt) 6. 3. Schneider (Hamburg) 6. 3. Dr. Seffrin 6. 3. Dr. Serres 6. 3. Seuffert 6. 3. Steinhoff 6. 3. Storch 6. 3. Dr. Süsterhenn 14. 3. Walter 6. 3. Weinkamm* 6. 3. .Frau Welter (Aachen) 21. 3. Werner 6. 3. Dr. Winter 6. 3. Dr. Zimmer 6. 3. Zoglmann 6. 3. b) Urlaubsanträge Dr. Rieger (Köln) 4. 4. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Umdruck 404 (neu) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Bundeskindergeldgesetzes (BKGG) (Drucksachen IV/818, IV/1961, IV/2009). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In § 41a Nr. 2 werden in Absatz 2 Satz 1 die Worte „1. Januar" durch die Worte „I.. April" ersetzt. 2. In § 41 a Nr. 2 wird in Absatz 2 Satz 2 die Zahl „114 Millionen" durch die Zahl „103 Millionen" ersetzt. Bonn, den 4. März 1964 Erler und Fraktion 5604 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 120. Sitzung. Bonn, Freitag, den 6. März 1964 Anlage 3 Umdruck 406 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Bundeskindergeldgesetzes (BKGG) (Drucksachen IV/818, IV/1961, IV/2009). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In § 32 Abs. 4 Satz 1 werden die Worte „zum 31. März 1964" durch die Worte „zum 30. Juni 1964" und die Zahl „125" durch die Zahl „150" ersetzt. 2. In § 41 a Nr. 2 erhalten in § 9 Abs. 2 die Sätze 2 und 3 folgende Fassung: „Die Zuschüsse betragen 22 Millionen Deutsche Mark monatlich. Sie werden für die ersten vier Monate des Jahres 1964 am 25. April 1964, für die späteren Monate jeweils am zehnten Tage des Monats, für den sie bestimmt sind, fällig." Bonn, den 5. März 1964 Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Umdruck 405 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Bundeskindergeldgesetzes (BKGG) (Drucksachen IV/818, IV/1961, IV/2009). Der Bundestag wolle beschließen: In § 32 Abs. 4 werden die Worte „bis zum 31. März 1964 betragen 125 vom Hundert" ersetzt durch die Worte „bis zum Außerkrafttreten des Kindergeldgesetzes betragen 135 vom Hundert". Bonn, den 5. März 1964 Erler und Fraktion
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    Rede von Heinz Frehsee


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch die Fraktion der Sozialdemokratischen Partei wird dem vorliegenden Gesetzentwurf ihre Zustimmung geben, nicht weil die Fraktionen sich in der sogenannten Diätenfrage immer einig sind, wie die meisten Zeitungen so liebend gern schreiben, sondern weil es hier um eine notwendige Neuregelung geht. Es ist übrigens keineswegs der Fall, daß eine Diätengesetzänderung immer besonders glatt und immer besonders schnell über diese parlamentarische Bühne geht. Den nicht unmittelbar Beteiligten und auch manchem Mitglied dieses Hohen Hauses bleibt meist verborgen, welch lange und in der Regel langjährige Verhandlungen zwischen den Fraktionen schon der Einbringung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Diätengesetzes vorausgehen. Das Parlament tut sich damit schwerer als mit manchem komplizierten sozialpolitischen Gesetz.
    Professor Eschenburg hat völlig recht, wenn er in der „Zeit" darauf hinweist, daß sich die Abgeordneten 1958, als die Aufwandsentschädigung mit den Beamtengehältern gekoppelt wurde, genierten —genierten! —, auch die alten Tagegelder von 1949 den gestiegenen Kosten anzupassen. Wenn wir uns genieren — meiner Überzeugung nach zu Unrecht genieren —, unsere Angelegenheiten so zu ordnen, wie das Gemeinwohl es erfordert, dann liegt das wohl daran, daß wir — mit Luther — dem Volke sehr aufs Maul schauen. Der Politiker soll das tun. Aber er muß es mit der notwendigen Distanz tun. Er muß unterscheiden können, welche Meinungen auf unzureichender Kenntnis der Zusammenhänge beruhen und welche Stimmen andererseits, von Urteilsvermögen und Verantwortung getragen, bei seinen Entscheidungen beachtet werden müssen.
    Die Zeitungen — und nicht nur sie; auch die Zeitungsleser — haben viel über die heute zu beschließende Diätengesetz-Neuregelung geschrieben. Es war Positives, es war Negatives dabei, ätzende Kritik wie volle Bejahung unserer Absichten. Leider schoß die Kritik allzu häufig weit über das Ziel hinaus. Es wurde dabei von der Verdoppelung der Diäten der Bundestagsabgeordneten gesprochen, von einer Erhöhung um 50 % und anderem mehr. Der Berichterstatter hat es schon gesagt. Ich halte es für erforderlich, an dieser Stelle noch einmal ganz ausdrücklich festzustellen, daß weder eine Verdoppelung noch eine Erhöhung der Diäten um 50 % Platz greift, sondern daß ausschließlich das sogenannte Tagegeldpauschale verdoppelt werden soll. Das ist der Betrag, den der Abgeordnete im Monat zur Bestreitung seiner Lebensbedürfnisse außerhalb seines Wohnsitzes erhält, in Bonn oder wo immer er sich dienstlich aufhält, in erster Linie für Verpflegung und Unterkunft, aber auch zur Bestreitung von Ausgaben, die ihm naturgemäß aus gesellschaftlichen Verpflichtungen erwachsen.
    Es muß für die Öffentlichkeit heute auch noch einmal deutlich gemacht werden, daß die sogenannten Diäten, die Entschädigung des Abgeordneten, die bis zu einem gewissen Grade mit einem Gehalt verglichen werden könnte, 1360 DM betragen. Alle anderen Bezüge des Abgeordneten sind barer, meist pauschalierter Unkostenersatz, alle anderen Bezüge sind Ersatz barer Auslagen. Sie werden fälschlich den Diäten hinzugerechnet und als Einkommen der Abgeordneten bezeichnet. Das Tagegeldpauschale beträgt seit 1949 500 DM im Monat. Dieser Betrag hat wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten seit langem nicht mehr ausgereicht. Wir haben alle miteinander wohl ausnahmslos , auf unsere Aufwandsentschädigung oder auf andere Einkommensquellen zurückgreifen und einen Teil davon für die Bestreitung unserer Lebenshaltungsausgaben verwenden müssen. Diejenigen unter uns, die keine andere Einkommensquelle haben — und das ist ein erheblicher Teil der Mitglieder des Bundestages —, tun das — was familienpolitisch sicherlich absolut unerwünscht ist — auf Kosten ihrer Angehörigen. Die Aufwandsentschädigung soll nämlich den privaten Einnnahmeausfall ersetzen, der den meisten Abgeordneten durch ihre Abgeordnetentätigkeit entstanden ist.
    So richtig es auf der einen Seite ist, daß auch die Bundestags- wie die Landtagsabgeordneten keine Berufspolitiker sein sollen, so sehr nimmt die meisten von uns die Abgeordnetentätigkeit doch wie ein Beruf in Anspruch, und es ist nichts als ein frommer Wunsch, das Amt des Abgeordneten in diesem Sinne als ein Ehrenamt zu bezeichnen. Diese Aufgabe ist nicht mit 44-Wochen-Stunden eines Arbeitnehmers zu bewerkstelligen. Sie fordert in der Woche häufig 70 bis 80 Arbeits- oder Einsatzstunden.

    (Abg. Scheppmann: Sehr richtig!)

    Ich möchte an dieser Stelle nicht den Versuch unternehmen, die parlamentarische Tätigkeit eines unserer bekannten Kollegen im einzelnen darzustellen, der in jener bewußten Stunde X, über die ein hier in Bonn bekannter Journalist so anschaulich schrieb, auch nicht im Plenarsaal war. Er hat mir für diesen Zweck genaue Aufzeichnungen über seine Tätigkeit zur Verfügung gestellt. Nun, ich will auch deswegen jetzt auf ihre Verwendung verzichten, weil Sie sie in kurzer Zeit in der Presse wiederfinden werden. Es ist gut, daß die Presse die Öffentlichkeit über die Tätigkeit der Abgeordneten — über die wirkliche Tätigkeit der Abgeordneten — informiert. Wenn die Öffentlichkeit objektiv informiert wird, dann braucht uns um ihr Vertrauen in das Funktionieren des Bundestages, in das Funktionieren der parlamentarischen Demokratie nicht bange zu sein. Manches allerdings, was in diesen Wochen geschrieben wurde, ließ den einen oder anderen von uns bange werden.
    Ich habe nicht die Absicht, hier ein Plädoyer für uns Abgeordnete zu halten. Wir tun unsere Pflicht. Wir zerbrechen uns die Köpfe. Wir bemühen uns



    Frehsee
    ununterbrochen, die Verhältnisse in unserem Lande zu verbessern. Aber vielleicht sollte ich ein Wort für die parlamentarische Demokratie sagen. Es bezieht sich auf die so häufig gerügte schlechte Besetzung des Plenums und auf die dann und wann eingetretene Beschlußunfähigkeit des Bundestages. Nun, das Parlament ist keine Schulklasse, in der die Abgeordneten mit gefalteten Händen dasitzen und andächtig auf den Lehrer schauen. So etwas gibt es auch in Parlamenten, aber in solchen Parlamenten, die nichts zu sagen haben.

    (Allgemeiner Beifall.)

    So etwas hatten wir in der Krolloper, die einmal
    der teuerste Gesangverein der Welt genannt wurde,

    (erneuter allgemeiner Beifall)

    und wir haben es jetzt in der Volkskammer der SBZ.

    (Zustimmung.)

    Wer die parlamentarische Demokratie will, der kann das nicht wollen.
    Einer unserer Kollegen hat neulich — und ich glaube, zutreffend — den Teil unserer parlamentarischen Arbeit, der hier in den Plenarsitzungen sichtbar wird, mit der Spitze des Eisberges, mit dem Teil des Eisberges verglichen, der aus dem Wasser ragt. Der weitaus größte Teil unserer Arbeit ist nicht öffentlich sichtbar. Er vollzieht sich in den Fraktionen und in den Ausschüssen, in Arbeitskreisen, Arbeitsgruppen und Kommissionen, in vielen Besprechungen und Gesprächen mit Besuchern und in der Betreuung der vielen, erfreulich vielen Besuchergruppen. Nicht darauf kommt es an, daß die Abgeordneten immer vollzählig im Plenum sitzen, sondern darauf, daß ein im ganzen gutes parlamentarisches Arbeitsergebnis erzielt wird. Es kommt nicht darauf an, daß hier bei der Beratung von Spezialgesetzen, bei der Routinearbeit, bei weniger wichtigen Gesetzen 400 Abgeordnete zehn Stunden lang in den Bänken sitzen, sondern darauf, daß das Parlament funktionsfähig ist.

    (Allgemeiner Beifall.)

    Das kann allerdings nicht bedeuten — ich stimme da mit dem Kollegen Ruf voll überein —, daß man draußen im Lande in den Wahlkreisen ein so weitgehendes Anrecht auf den Bundestagsabgeordneten zu haben meint, als wäre er nicht aus dem Wahlkreis nach Bonn, sondern aus Bonn in den Wahlkreis delegiert worden. So ist das auch wieder nicht. Das muß jenen Leuten gesagt werden, die auf der einen Seite kein Verständnis dafür haben, daß der Bundestag am Freitag um 12.30 Uhr manchmal beschlußunfähig geworden ist, und auf der andern Seite dafür, daß ihnen der Bundestagsabgeordnete am Freitagabend nicht selbstverständlich zur Verfügung gestanden hat.

    (Zustimmung.)

    Die Funktionsfähigkeit des Parlaments erfordert auch ausreichende und angemessene Abreitsbedingungen. Meine politischen Freunde stimmen in dieser Frage mit Herrn Kollegen Professor Böhm und seinen Ausführungen in der ersten Lesung sowie mit dem Bundestagspräsidenten voll überein. Wir
    sind uns dessen bewußt, daß die Erfüllung dieser Forderung noch ungemein unpopulärer sein wird als die jetzt zu beschließende Verdoppelung des Tagegeldpauschale. Denn mit Verbesserung der Arbeitsbedingungen erfordert neue Bauten, und das bedeutet neue und nicht geringe Kosten. Außerdem: während bei der Erhöhung des Tagegeldpauschale nur finanzielle, gewissermaßen einkommenspolitische Kritik laut wurde, wird es bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen — sprich: beim Neubau des Bundeshauses — nationale Kritik geben. Aber dennoch liegt die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Abgeordneten im Interesse aller Mitbürger und dient ihrem Wohle.

    (Beifall bei der SPD und bei der CDU/CSU.)

    Der Bundestagspräsident und die zuständigen Gremien des Bundestages — der Bundestagsvorstand und die Bau- und Raumkommission — sollten sich in ihrer Zielstrebigkeit nicht -beirren lassen.
    Der jetzt zur Schlußabstimmung anstehende Gesetzentwurf zur Änderung des Diätengesetzes enthält im wesentlichen die Anpassung der Abgeordnetenspesen an die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Er stellt weder eine optimale noch eine maximale Regelung dar. Die mit dieser Feststellung nicht übereinstimmende Graphik im „Spiegel" war unzutreffend; der Herr Bundestagspräsident hat ihre Berichtigung veranlaßt.
    Dieser Gesetzentwurf behält eine Aufwandsentschädigung für die Abgeordneten bei, die 221/2% des Amtsgehalts eines Bundesministers beträgt. Die Frage, ob das die richtige Relation ist, wurde in diesen Tagen und Wochen oft gestellt. Sie bleibt unbeantwortet. Dieser Gesetzentwurf bringt eine längst überfällige, dringend gewordene Lösung einer Teilfrage. Die Fraktion der Sozialdemokratischen Partei wird ihm zustimmen.

    (Beifall.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dorn.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfram Dorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Namen der Fraktion der Freien Demokratischen Partei darf ich Ihnen folgende Erklärung abgeben.
    Das Hohe Haus ist in der unangenehmen Lage, über die Entschädigung seiner Mitglieder selber entscheiden zu müssen. Da aber nach dem Grundgesetz niemand außer dem Bundesparlament Bundesgesetze beschließen darf, kann dem Bundestag auch niemand diese Verantwortung abnehmen. Große Gruppen im Parlament und in der Öffentlichkeit hätten es begrüßt, wenn wir eine Diätenreform beschlossen hätten, durch die z. B. die Steuerfreiheit der Aufwandsentschädigung beseitigt und andere Änderungen vorgenommen worden wären. Diese Hoffnungen sind leider nicht erfüllt worden.
    Wir begrüßen aber, daß durch die Beratung dieses Gesetzes eine Diskussion über die reformbedürftige Arbeitsweise und die Arbeitsüberlastung des Bundestages und seiner Abgeordneten in der



    Dorn
    Öffentlichkeit in Gang gekommen ist. Der Deutsche Bundestag sollte die in dieser Diskussion aufgeworfenen Fragen und Anregungen einer ernsthaften Prüfung unterziehen. Es muß möglich sein, die Arbeitsweise in den Fraktionen und Ausschüssen zu rationalisieren. Sie macht es vielen Kollegen nahezu unmöglich, sich noch um ihren Beruf zu kümmern. Soweit sie außer den Diäten über keine festen Bezüge verfügen, müßte eine Fortsetzung der bisherigen Entwicklung vor allem für die selbständigen Berufe die Übernahme und Ausübung eines Bundestagsmandats zu einer kaum noch zumutbaren Belastung werden lassen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Im Interesse der Erhaltung einer wirklich repräsentativen Volksvertretung muß eine solche Entwicklung jedoch unter allen Umständen verhindert und nach neuen Wegen und Möglichkeiten gesucht werden, um dem Parlament seine volle Funktionsfähigkeit und Lebendigkeit zu erhalten.
    Wir Freien Demokraten stimmen dem vorliegenden Gesetzentwurf zu.

    (Beifall.)