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    Deutscher Bundestag 119. Sitzung Bonn, den 5. März 1964 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 5509 A Fragestunde (Drucksache IV/1993) Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Gutachten betr. Geschäftsverteilung auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5509 B, C Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 5509 C Fragen des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Anpassung der Beamtenbesoldung Höcherl, Bundesminister 5509 D, 5510 A, B, C, D, 5511 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . 5510 A, B, 5511 A Wilhelm (SPD) . . . . . . . 5510 C Brück (CDU/CSU) 5510 D Gscheidle (SPD) . . . . 5510D, 5511 A Frage des Abg. Freiherr von Mühlen: Ehrensold für Träger höchster Kriegsauszeichnungen des ersten Weltkrieges Höcherl, Bundesminister 5511 B Frage des Abg. Rademacher: Erfolgsprämien für Besteigung der Eiger-Nordwand Höcherl, Bundesminister 5511 C Dürr (FDP) 5511 C Fragen des Abg. Flämig: Verbot des Mitführens von Stichwaffen Höcherl, Bundesminister 5511 D Frage des Abg. Weigl: Grenzübergang Waldhaus Höcherl, Bundesminister . . . . 5512 A, B Weigl (CDU/CSU) 5512 B Frage des Abg. Fritsch: Öffnung der Grenze bei Furth im Wald Höcherl, Bundesminister . . . . 5512 B, C Fritsch (SPD) 5512 C Fragen des Abg. Dr. Dr. h. c. Friedensburg und des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Stiftungsrat der Stiftung „Preußischer Kulturbesitz" — Prof. Dr. Reidemeister Höcherl, Bundesminister 5512 D, 5513 B, C, D Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) 5513 A, B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 5513 C Brand (CDU/CSU) 5513 D Frage des Abg. Peiter: Ergänzung des Verzeichnisses für Heilbäder Höcherl, Bundesminister . . . . 5514 A, B Peiter (SPD) 5514 A Schwabe (SPD) . . . . . . . 5514 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. März 1964 Frage des Abg. Jahn: Zweites Ausführungsgesetz zu Artikel 26 Abs. 2 des Grundgesetzes Höcherl, Bundesminister . . 5514 B, C, D Jahn (SPD) . . . . . . . . 5514 C, D Frage des Abg. Seibert: Beteiligung der einzelnen Fahrzeugarten an Unfällen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5515 A, B Haage (München) (SPD) 5515 B Frage des Abg. Seibert: Abmessungen und Gewichte für Nutzkraftfahrzeuge Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5515 B Frage des Abg. Dr. Bechert: Schmutzfänger an den Rädern von Fahrzeugen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5515 D, 5516 A, B, C Dr. Bechert (SPD) . . . 5515 D, 5516 A Haage (München) (SPD) . . . . 5516 A Börner (SPD) 5516 B Fragen des Abg. Biegler: Schienengleicher Bahnübergang in Oppenheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5516 D Frage der Abg. Frau Schanzenbach: Murgtalstraße Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . . 5517 A, C, D Dr. Rinderspacher (SPD) 5517 C Dr. Hauser (CDU/CSU) . . . . 5517 D Fragen des Abg. Dr. Kübler: Schnellförderungsanlage auf der Strecke Stuttgart—Frankfurt—Ruhrgebiet Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5518 A, B Fragen der Abg. Frau Schanzenbach: Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5518 C, 5519 A, B, C Faller (SPD) . . . . . . . . 5519 A, B Haage (München) (SPD) 5519 B Biechele (CDU/CSU) 5519 C Fragen des Abg. Schwabe: Fernreklame entlang der Autobahn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5519 C, D, 5520 B, C Schwabe (SPD) 5520 B Margulies (FDP) 5520 C Fragen des Abg. Bühler: Zollfreie Straße zwischen Lörrach und Weil — Tunnel durch den Tüllinger Berg Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5520 D, 5521 A, B Bühler (CDU/CSU) . . . 5520 D, 5521 A Faller (SPD) 5521 B Fragen des Abg. Härzschel: Straßenausbau bei Lörrach Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5521 C, 5522 A, B, C Faller (SPD) 5522 A Härzschel (CDU/CSU) 5522 B, C Entwurf eines Dritten Wohnungsbaugesetzes (Bundeswohnungsbaugesetz) (SPD) (Drucksache IV/1850) — Erste Beratung — Jacobi (Köln) (SPD) . . 5522 D, 5545 A Lücke, Bundesminister . . . . . 5528 B Dr. Hesberg (CDU/CSU) . 5531 D, 5548 B Frau Berger-Heise (SPD) . . . . 5537 B Hammersen (FDP) 5539 D Dr. Czaja (CDU/CSU) 5540 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Wertgrenzen in der Zivilgerichtsbarkeit (Drucksache IV/1924) — Erste Beratung Dr. Bucher, Bundesminister . . . 5548 D Jahn (SPD) 5549 C Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 5552 B Benda (CDU/CSU) 5554 D Mündlicher Bericht des Immunitätsausschusses betr. Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abgeordneten Heiland Mischnick (FDP) 5557 C Antrag betr. Anrufung des Vermittlungsausschusses (Abg. Dr. Hamm [Kaiserslautern], Dr. Jungmann, Frau Dr. Hubert, Dr. Dittrich, Dr. Tamblé u. Gen. und Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/1958) Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) . 5558 A Dr. Tamblé (SPD) 5559 B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. März 1964 III Antrag betr. Einsetzung eines Sonderausschusses „Reparationsschäden" (Abg. Dr. Weber [Koblenz], Dr. Wahl, Dr. Dehler u. Gen.) (Drucksache IV/1954) Dr. Elbrächter (CDU/CSU) . . . 5560 C Hirsch (SPD) 5561 A Windelen (CDU/CSU) 5561 B Antrag betr. Gesundheitsgefährdung durch Schädlingsbekämpfungsmittel (SPD) (Drucksache IV/1952) Dr. Bechert (SPD) 5561 D Schwarz, Bundesminister . . . 5564 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . 5564 D Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Inneres über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Studienkommission zur Ausarbeitung von Vorschlägen für das Beamtenrecht (Drucksachen IV/1351, IV/1966) Gscheidle (SPD) . . . . . . . . 5565 D Hammersen (FDP) . . . . . . . 5566 D Wagner (CDU/CSU) . . 5567 A, 5568 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 5568 A Brück (CDU/CSU) . . . . . . 5568 C Nächste Sitzung 5569 Anlage 5571 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. März 1964 5509 119. Sitzung Bonn, den 5. März 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 14.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. März 1964 5571 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach 6.3. Dr. Arnold 6.3. Bading 6.3. Dr.-Ing. Balke 6.3. Bergmann 6.3. Dr. Bieringer 6.3. Birkelbach 6.3. Fürst von Bismarck 15.3. Blachstein 6.3. Dr. Bleiß 21.3. Dr. h. c. Brauer 6.3. Dr. von Brentano 21.3. Corterier 6.3. Dr. Deist 31.3. Deringer * 6.3. Dr. Dichgans* 5. 3. Frau Döhring 6. 3. Dopatka 15.3. Drachsler 6.3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 21.3. Frau Dr. Elsner 6.3. Erler 6.3. Gehring 6.3. Glüsing (Dithmarschen) 17.3. Freiherr zu Guttenberg 6.3. Hahn (Bielefeld) 6.3. Hansing 17.4. Dr. Harm (Hamburg) 26. 3. Hauffe 15.3. Hesemann 6.3. Höhne 21.3. Hoogen 6.3. Kemmer 6.3. Frau Dr. Kiep-Altenloh 6.3. Klinker 6.3. Koenen (Lippstadt) 5. 3. Dr. Kopf 6. 3. Dr. Kreyssig 6.3. Kriedemann 17.3. Frau Dr. Kuchtner 4.7. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Lenz (Bremerhaven) 15.3. Lenz (Brühl) 6. 3. Liehr 6.3. Dr. Löhr 20. 3. Lücker (München) * 6.3. Dr. Mälzig 6.3. Mattick 6.3. Frau Dr. Maxsein 6.3. Memmel 6.3. Dr. Meyer (Frankfurt) 20. 3. Michels 6.3. Dr. Miessner 21. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15.3. Murr 22. 3. Nellen 6.3. Neumann (Allensbach) 5. 3. Paul 6. 3. Dr. Pflaumbaum 22. 3. Dr.-Ing. Philipp 6. 3. Frau Dr. Probst 17.3. Rademacher 6.3. Frau Dr. Rehling 6.3. Richarts 6. 3. Ruland 21.3. Saxowski 22. 3. Frau Schanzenbach 6. 3. Schlick 6.3. Dr. Schmid (Frankfurt) 6.3. Schneider (Hamburg) 6.3. Dr. Seffrin 6.3. Dr. Serres 6. 3. Storch 6. 3. Dr. Süsterhenn 14. 3. Weinkamm* 6.3. Frau Welter (Aachen) 21.3. Dr. Winter 6.3. Dr. Zimmer 6.3. Zoglmann 6. 3. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herbert Czaja


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Berger-Heise hat den verständlichen Wunsch geäußert, daß eingehender auf den SPD-Entwurf eines Dritten Wohnungsbaugesetzes eingegangen werde. Ich will das im Verlauf der Debatte noch tun. Lassen Sie mich aber einige grundsätzliche Bemerkungen vorausschicken.
    Die angemessene Wohnung gehört sicherlich mit zu dem Lebensnotwendigsten für den Menschen und die Familie. Aber für das Lebensnotwendige sorgt vorerst der Mensch selbst. Nur dort, wo er es ohne Verschulden nicht allein zuwege bringt, soll die organisierte Gemeinschaft helfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Daraufhin will ich Ihren Entwurf überprüfen. Tausende — und das ist vielleicht die propagandistische Zielsetzung und auch die propagandistische Möglichkeit —, die es bisher nicht genügend oder ungenügend können, blicken voll Hoffnung und voll Angst auf das, was ihnen die organisierte Gemein-



    Dr. Czaja
    schaft zu bieten hat. Aber auch andere Tausende, die die Selbstversorgung in einem beachtlichen Ausmaß leisten könnten, haben sich an den Fehler gewöhnt, alles Heil von der öffentlichen Versorgung zu erwarten. Das Ergebnis dieser Konkurrenz aber ist oft, daß die Leistung der öffentlichen Hand dann nicht ausreicht und daß die der Selbstvorsorge Fähigen sie nicht selten den wirklich Bedürftigen wegschnappen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Aufgabe verantwortlicher Staatspolitik ist es aber, Notwendiges zu leisten, und nicht, große Versprechungen an alle zu machen, vor allem nicht an diejenigen, die es wünschen, aber nicht notwendig haben. Diesen Versprechungen soll man widerstehen, weil sie ohnehin leere Versprechungen sind und nicht eingehalten werden können. Ich komme auf die Einzelheiten zurück.


Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
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    Rede von Dr. Herbert Czaja


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Gerne, vielleicht nach ein, zwei Sätzen.
    Auch die Opposition hat sich gestern in der Bildungsdebatte zu einer Rangfolge des Notwendigen bekannt. Die Scheidung zwischen dem Notwendigen und den leeren Versprechungen im Wohnungswesen als einem Bereich, wo gewaltige Investitionen vorgenommen werden und wo es um ein Lebenselement der Familie geht, ist besonders schwierig. Das ist eine Aufgabe staatspolitischer Verantwortung.
    Nun war ich sehr gespannt, wie die Opposition sich in diesem Bereich nach dem Godesberger Programm praktisch entscheiden würde, nachdem uns der Entwurf eines das gesamte Wohnungswesen umfassenden Gesetzes vorgelegt wurde. Ich zitiere wörtlich mit Genehmigung des Herrn Präsidenten:
    Nur durch eine neue und bessere Ordnung der Gesellschaft öffnet der Mensch den Weg in seine Freiheit. Diese neue und bessere Ordnung erstrebt der demokratische Sozialismus.
    So in einem hymnischen Versuch das Vorwort zum Godesberger Programm.
    Ich war nun gespannt, was es im Wohnungswesen zu bieten hat. Ich war gespannt darauf, wie in einem Gesetz zwischen den eklatanten Widersprüchen — die ich wenigstens so empfinde — im Godesberger Programm nun der praktische Weg gesucht wird. Ich war sehr gespannt, ob sich der Sinn des Satzes im Godesberger Programm durchsetzen würde: Jede Macht und jedes Ding müssen sich öffentlicher Kontrolle fügen, ob dieser Satz sich zu einem traumhaft perfektionierten Staatsdirigismus im Wohnungswesen durchsetzen oder ob man mehr den Sätzen folgen würde, daß die Würde des Menschen auf seiner Selbstverantwortung fußt, was auch im Godesberger Programm steht, und, was auch noch darin steht, daß im Zeitalter der Technik und der Organisation die dadurch herbeigeführten Abhängigkeiten es erfordern, als Gegengewicht die
    schöpferischen Kräfte des einzelnen anzuregen, oder, wie es sogar sehr waghalsig darin heißt, daß die freie Konsumwahl ein wichtiges Element sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik — so heißt es im Godesberger Programm: sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik — sei.

    (Abg. Wehner: Das brauchen Sie uns nicht zu interpretieren!)

    Ich war gespannt, wie Sie es mit dem breitgestreuten Eigentum haben, nachdem Sie schreiben:
    Jede Zusammenballung wirtschaftlicher Macht, auch in Staatshand,
    — wörtlich so! —
    birgt Gefahren in sich,
    und man solle dafür sorgen, daß ein angemessener Teil des Zuwachses als Eigentum breit gestreut werde. Ich war gespannt, wie sich das im Wohnungswesen nun verwirklichen soll.
    Um es kurz zu machen: Sie haben sich für ein Gebäude der Planifikation und des öffentlichen Dirigismus entschieden — ich will das nachher begründen —, das in vielen Einzelheiten grotesk ist, in anderen wie jede sich perfektionistisch gebende Planung voll von Widersprüchen. Vor allem ist dieses Gebäude von Worten und Versprechungen und widersprüchlichen Theorien nicht zu verwirklichen, weder in einer stabilen Volkswirtschaft noch gar mit den unzureichenden Summen, die Sie für die angebliche Realisierung dieses Perfektionismus selbst ansetzen. Das Ergebnis wäre, daß Ihr Geld für diesen Perfektionismus vorn und hinten nicht reicht, höchstens für einige Demonstrativprogramme, und daß den Bedürftigen nicht geholfen wird. Wenn man das belegen kann — und ich glaube einiges dazu sagen zu können —, dann allerdings soll man den Bundesbürger vor diesen Gesellschaftsformen warnen, die ihm perfektionistische Planungsversuche, aber zu wenig Wohnungen darbieten.
    Das liebe Geld reicht nicht, habe ich gesagt. Sie sehen ungefähr für alle Aufgaben, die Sie darin niederlegen, 1,2 bis 1,3 Milliarden DM jährlich vor. Das steigert sich ein geringes um die Rückflüsse. Bisher standen im Bundeshaushalt immer weit mehr als 1 Milliarde DM für Wohnungsbauaufgaben zur Verfügung. Heuer ist es eine knappe Milliarde, nicht gerechnet die Positionen in vielen anderen Kapiteln, so z. B. die Bundesbediensteten-, Bundeswehrwohnungen und vieles andere, was der Herr Kollege Hesberg hier angeführt hat. Ich habe diese sogar ausgeklammert, Frau Kollegin. Aber was soll praktisch alles mit dieser ,Summe, die nur um 200 Millionen DM höher ist als die jetzige, nach Ihrem Gesetz geleistet werden! Ich zähle es nach Ihrem Gesetzentwurf auf: eine bisher nicht gezahlte Modernisierungsprämie — Herr ,Stiller, horchen Sie nur auf — in Höhe von 10 % der Modernisierungskosten, Zinszuschüsse zur Modernisierung auf 12 ganze Jahre mit 21/2%, Ersatzwohnungen für zu modernisierende Wohnungen, Entschädigung — sehr wichtig, aber teuer! — bei der Beseitigung störender Gewerbebetriebe aus Wohngegenden —



    Dr. Czaja
    wichtig, wichtig, aber sehr teuer! —, rund alles das mit 1,2 Milliarden DM.
    Es geht gleich weiter: Für den Wohnungsneubau Zinsbeihilfen — bitte, hören Sie ' gut hin! — für erste und nachrangige Hypotheken von 31/2'°/o bis zu 90 % der Baukosten, bei Mietwohnungen sogar bis zu 95% der Baukosten. Wir sind heute froh, 10 bis 20% der Baukosten durch Zuschüsse zu finanzieren und daneben noch Objektdarlehen zu geben. Dazu treten auch bei Ihnen öffentliche Darlehen, übrigens mit einem meiner Meinung nach außerordentlich lobenswerter Vorschlag, nämlich der progressiven Verzinsung. Das ist meine persönliche Meinung; ich halte das für eine sehr gute Idee, die absolut zu begrüßen ist, wenn wir sie auch mit Rücksicht auf die Frage der Instandhaltung und der Belastung durch die Instandhaltung noch überprüfen möchten. Aber ansonsten halte ich diese Idee für sehr gut.
    Dann Wohngeld! Jetzt kommt aber ein Pferdefuß, denn dieses ist viel höher als jetzt, weil Sie in einer eleganten Entlastungsmanier am Schluß a 11 e zukünftigen Bauten, also auch die für Einkommensschwache — Herr Dr. Hesberg hat das schon angedeutet — aus der Grundsteuervergünstigung ausschließen. Dazu kommt ferner die Finanzierung der Kosten für Garagen, Kinderspielplätze und Jugendzentren, die Unterstützung der Gemeinden zur Erschließung; alles .das für die in § 45 genannte Summe. Ich glaube, das reicht nie. Das reicht nie für die weit auskragenden gedanklichen Verzierungen. Sie können daraus für sich keine Umhüllung, keinen Rock schneidern, schon gar nicht die nötigen Gebäude bauen.
    Ich will dabei das Gute an Ihrem Entwurf nicht verschweigen. Sie versuchen, dem Wohnungsbau und der Sanierung auf lange Jahre feste, gesetzlich verankerte Summe zuzuführen und feste Jahresprogramme tauf Jahre hinaus zu sichern. Der Vorschlag der progressiven Zinsen läßt sich hören.
    Soviel zum Geld, das die übrigen Luftigen Thesen aber meiner Meinung nach desavouiert. Und wo liegt nun der Grundfehler der gesamten Konzeption? Ich habe mit Interesse wahrgenommen, daß Sie, nachdem wir hier in der Diskussion versucht hatten, marktwirtschaftliche 'Grundsätze vor Sie hinzustellen, in den Darlegungen ein Stück zurückgewichen sind. Sie haben mit Recht auf § 3 verwiesen und haben plötzlich den § 3 nach vorn gestellt. Aber ich muß Ihnen sagen, daß leider das Gesetz mit einem § 1 und einem ersten Satz beginnt, wo es heißt: „Bund, Länder und Gemeinden haben nach Maßgabe dieses Gesetzes dafür zu sorgen, daß jeder Staatsbürger" — „jeder" steht hier wörtlich drin — „eine Wohnung erhält", derjenige also, der für sich selbst sorgen könnte, und derjenige, der es nicht allein zu schaffen vermag.

    (Zuruf von der SPD: Das ist eine Unterstellung!)

    — Entschuldigen Sie, hier steht — das ist keine Unterstellung, dies hier ist ein gedruckter Gesetzentwurf —: „jeder Staatsbürger".

    (Zuruf von der SPD: Das ist Demagogie!)

    — Entschuldigen Sie, Sie können doch nicht wegleugnen, daß dieser erste Satz hier steht. Es ist keine Demagogie, wenn ich den ersten Satz hier vorlese. Dagegen möchte ich mich ganz energisch verwahren.
    Es heißt dann weiter, daß die Bürger dazu „beizutragen" haben. Aber zuerst ist der Staat dafür da.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Gut, wenn Sie davon abweichen und sagen: Wir wollten es nicht so, dann wollen wir Ihnen unser klares Bekenntnis vorweg sagen. Wir bekennen uns zu einem anderen Prinzip. Der Herr Minister hat es hier vertreten, unsere Fraktion vertritt es. Das Prinzip lautet: Zuerst kommt die Selbstvorsorge, erst dort, wo sie ohne Verschulden — ohne Verschulden! — nicht ausreicht oder unzumutbar wird, ist es Pflicht der organisierten Gemeinschaft zu helfen.

    (Abg. Frau Berger-Heise: Das steht bei uns in § 3!)

    Sie versuchen einen totalen Wohnungsversorgungsstaat.
    Ich habe vor einiger Zeit einmal einen lange Zeit sozialistisch regierten Staat, in dem man 95% der Wohnungen öffentlich fördert, gesehen. Ich war über die Rationalisierung und vieles andere dort ganz begeistert. Aber ich habe mir auch das wohnwirtschaftliche Ergebnis angesehen und mir darüber berichten lassen, und auch die Beamten, die dort waren, haben das bestätigt. Das Ergebnis ist, daß Brautpaare im Durchschnitt sieben Jahre für eine Wohnung anstehen, daß ein unerträgliches Maß von Kleinstwohnungen gebaut wurde, daß man sich dauernd am Rande der Inflation bewegt und daß man, obwohl man nicht in einen Krieg verwickelt war, in großer Wohnungsnot lebt. Die Folgen einer solchen totalen Staatsvorsorge sind eine perfektionistische Verplanung, undurchführbar und in Einzelheiten grotesk, voll von Widersprüchen, nicht bezahlbar und uns auch nicht weiterbringend.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Einige Beispiele zur grotesken Verplanung des Lebens im Wohnungswesen. Erstens einmal — das bedaure ich — trauen Sie den Architekten nicht sehr. Sie haben mit Recht darauf verwiesen, daß im Ersten und, ausgedehnter, im Zweiten Wohnungsbaugesetz Vorschriften über die Mindestausstattung sind. Ich habe mir diese Vorschriften im Vergleich mit Ihrem Entwurf sehr genau angesehen. In dem Zweiten Wohnungsbaugesetz sind ungefähr neun Mindestanforderungen — wenn Sie den Abs. 2 hinzunehmen, zehn Mindestanforderungen — enthalten. In Ihrem Entwurf sind allein 25 numerierte Punkte mit mehreren Unterabteilungen. Das sind ungefähr 50 bis 100 Einzelanforderungen, die Sie erst einmal verbindlich vorschreiben. Sie sprechen von „Maßstiefeln". Das sind nicht nur Maßstiefel, das sind Panzer öffentlicher Kontrolle, die dem Architekten angelegt werden.
    Ich will einmal ein paar Einzelheiten nennen.
    Sicher ist das mit den Steckdosen richtig. Aber warum schreiben Sie jetzt vor, daß in dem einen Raum



    Dr. Czaja
    zwei Steckdosen, in dem anderen nur eine angebracht werden? Wenn der Architekt nicht tüchtig ist, dann kann er mit zwei Steckdosen weniger schaffen als mit gar keiner, wenn er sie nämlich falsch anbringt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das können Sie nicht durch Gesetze schaffen.

    (Zurufe von der SPD.)

    Ich gehe weiter. Der Abstellraum innerhalb der Wohnung muß — nicht soll, sondern muß — 4% der Nutzfläche der Wohnung ausmachen. 40/0; wenn es 3,9 % sind, müßte die Finanzierung verweigert werden. Der Keller muß 6 qm betragen, der Kellerabstellraum außer diesem Keller noch einmal 6 qm. Die Gemeinschaftsantenne ist nicht zu vergessen. Nicht nur — und da wird es jetzt ernster und schwieriger für die Architekten — ein elektrischer oder ein Gasherd muß hinein, was ich durchaus bejahe, sondern auch der Anschluß für einen Kohleherd ist verbindlich, auch für ferngeheizte Siedlungen. Wenn Architekten anwesend sind, werden sie Ihnen sagen, was das bedeutet. Das bedeutet für ferngeheizte Siedlungen, daß alle Haustypen wegen des leidigen Kamins geändert werden müssen. Aber das bedeutet nicht nur, daß die Haustypen geändert werden müssen, sondern der ganze Bebauungsplan muß ebenfalls anders aufgestellt werden, weil dieser Kaminwald andere Abstände erfordert. Zwei Personen dürfen nach diesen verbindlichen Vorschriften nicht in 48 qm wohnen, sie müssen in 50 qm wohnen.
    Jetzt die Erschließung. Da ist überhaupt die Frage, an welchen Adressat sich das richtet und wie das baupolizeilich und baurechtlich überhaupt durchzusetzen ist. Da heißt es weiter: Gebaut werden darf nur an einer hergestellten Straße — dazu kann man noch ja sagen — mit gefahrlosem Zugang zum Haus. Bisher glaubte ich, daß die Voraussetzung für das Bauen die Genehmigung eines Baugesuchs auf Grund des Bebauungsplans ist. Soll die Prüfung der Gefahrlosigkeit der Straße noch als zusätzliche Voraussetzung zur Bauprüfung hinzutreten? Eine Masse von Vorschriften für die Erschließung, über die Lage und über Gemeinschaftsanlagen ist drin. Nicht nur an die „schadlose" Beseitigung der Abwässer — was richtig ist — ist gedacht. Es muß an die öffentlichen Versorgungsanlagen angeschlossen werden, auch bei Wasser. Versuchen Sie, in Bayern oder in einer Landsiedlungsgegend dieses Muß durchzusetzen! Es muß sogar ein guter Verbindungsweg zur Kirche da sein. Drei Wohnungen müssen einen Sandkasten haben — das ist zu bejahen —, je 50 Wohnungen ein Klettergerüst, je 1000 Wohnungen ein Jugendzentrum.

    (Abg. Frau Berger-Heise meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Einen Moment!