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    Deutscher Bundestag 115. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1994 Inhalt: Vereidigung des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte 5215B, 5271 B Überweisung eines Gesetzentwurfs an den Haushaltsausschuß 5215 A Erweiterung der Tagesordnung . 5215 B, 5229 D Fragestunde (Drucksachen IV/1935, IV/1936) Fragen des Abg. Weigl: Bundesmittel für Facharbeiter im Zonenrandgebiet Dr. Ernst, Staatssekretär 5216 A Fragen des Abg. Dr. Müller-Hermann: Aussetzung eines Teiles des KaffeeZolls Dr. Dahlgrün, Bundesminister . 5216 C, D Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 5216 D Frage des Abg. Dr. Gleissner: Steuerliche Vorteile für Berufsreisende Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 5217 A Frage der Abg. Frau Dr. Maxsein: Änderungsgesetz zum Atomgesetz Lenz, Bundesminister 5217 C Frage des Abg. Dr. Wuermeling: Abschnitt über Familienleistungen im Finanzbericht 1964 . . . . . . . . 5217 C Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Personelle Besetzung der internationalen Organisationen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 5217 D, 5218 A, B, C, D Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 5218 A Schwabe (SPD) 5218B, C Frau Dr. Diemer-Nicolaus) (FDP) 5218 C, D Fragen des Abg. Dr. Kohut: Deutsche Außenpolitik 5218 D Frage des Abg. Jahn: Naturalisierung eines José Mengele in Paraguay Dr. Carstens, Staatssekretär 5219 A, B, C, D Jahn (SPD) . . . . . . . . . 5219 B Börner (SPD) . . . . . . . . 5219 C Metzger (SPD) 5219 D Dr. Bechert (SPD) 5219 D Frage des Abg. Metzger: Schrift „Das Problem der PalästinaFlüchtlinge" Dr. Bülow, Staatssekretär . . 5220 A, B Metzger (SPD) 5220 B Jahn (SPD) . .. . . . . 5220 B II Deutscher Bundestag — 4. WahLperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Vergleichende Werbung Dr. Bülow, Staatssekretär 5220 C, D, 5221 A Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 5220 D Frage der Abg. Frau Dr. Maxsein: Abkommen über den Schutz der ausübenden Künstler Dr. Bülow, Staatssekretär . . . . 5221 A Frage des Abg. Lemmrich: Verkehr ausländischer Lastkraftwagen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5221 B Lemmrich (CDU/CSU) 5221 C Frage des Abg. Ertl: Inntal-Autobahn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5221 D Fragen des Abg. Biechele: Verkehr auf der Bahnstrecke Pfullendorf—Altshausen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5221 D, 5222 A, B, C Biechele (CDU/CSU) 5222 B, C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Verbesserung der Bundesstraßen im Regierungsbezirk Schwaben Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5222 D, 5223 A Schmidt (Kempten) (FDP) 5222 D, 5223 A Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Aufteilung der Mittel für Autobahnen und Bundesstraßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5223 B, C, D Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 5223 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Bundesmittel zum Straßenbau für Bayern, Niedersachsen und NordrheinWestfalen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5223 D, 5224 B Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 5224 B Fragen des Abg. Josten: Umgehungsstraße der B 9 bei Sinzig Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5224 C, D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 5224 D Frage des Abg. Fritsch: Ausbau der Ortsdurchfahrt in Deggendorf Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5225 A Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Abteile 1. Klasse in Triebwagen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5225 B, C Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 5225 B, C Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Kein Autoreisezug Hamburg—München im April Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5225 D, 5226 A Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 5225 D, 5226 A Frage des Abg. Dr. Müller-Hermann: Beteiligung der deutschen Luftfahrtindustrie an der Beschaffungspolitik der Lufthansa Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5226 B Frage des Abg. Dr. Mommer: Leitplanken auf der Bundesstraße 27 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5226 C Dr. Mommer (SPD) 5226 C Frage des Abg. Dr. Gleissner: Verkehrsverhältnisse südlich München Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5226 D, 5227 A, B Dr. Gleissner (SPD) 5227 A Ertl (FDP) 5227 A, B Frage des Abg. Dr. Bechert: Paraffingetränkte Verpackungen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . . . . 5227 C, D Dr. Bechert (SPD) 5227 C, D Frage des Abg. Dr. Bechert: Garantiezeichen bei Bedarfsgegenstände aus Kunststoff Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundes- minister . . . . . . . . 5228 A, B Dr. Bechert (SPD) 5228 A, B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 III Frage des Abg. Dr. Bechert: Salmonellen-Infektionen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundes- minister 5228 C, 5229 A Dr. Bechert (SPD) 5229 A Frage des Abg. Dröscher: Alkohol-Restzucker-Verhältnis beim Wein Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundes- minister . . . . . . . . 5229 B, C Dröscher (SPD) . . . . . . . 5229 B, C Zur GO Dr. Mende, Bundesminister . . . . 5229 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 5230 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 5230 B Vizepräsident Dr. Schmid 5229 D, 5230 B Mündlicher Bericht des Petitionsausschusses über seine Tätigkeit; in Verbindung mit der Sammelübersicht 26 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen und systematische Ubersicht über die in der Zeit vom 17. Oktober 1961 bis 31. Dezember 1963 eingegangene Petitionen (Drucksache IV/1891); und Sammelübersicht 27 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache IV/1902) Frau Seppi (SPD) . . . . . . . 5230 D Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860) — Aussprache —; in Verbindung mit dem Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über eine Altershilfe für Landwirte (SPD) (Drucksache IV/1947) — Erste Beratung —; dem Antrag betr. Förderung des Tabakanbaues (Abg. Stooß, Leicht, Baier [Mosbach], Dr. Artzinger, Bauknecht, Berberich, Seither, Reichmann u. Gen.) (Drucksache IV/1943); und dem Antrag betr. Struktur- und Preisenquete auf den Märkten land- und ernährungswirtschaftlicher Güter (Drucksache IV/1948) Struve (CDU/CSU) 5234 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 5238 B Ertl (FDP) . . . . . . . . . 5244 D Ehnes (CDU/CSU) . . . . . . 5250 A Frau Dr. Pannhoff (CDU/CSU) . . 5252 A, 5289 C Frehsee (SPD) . . . . . . . . 5253 C Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 5260 D Logemann (FDP) . . . . . . . 5262 B Bewerunge (CDU/CSU) . . . . . 5267 C Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . 5271 D Walter (FDP) 5273 C Berberich (CDU/CSU) . . . . . 5275 C Seither (SPD) 5277 D, 5290 D Reichmann (FDP) . . . . . . 5277 D Dr. Ramminger (CDU/CSU) . . . . 5278 C Bauknecht (CDU/CSU) . . . . . 5279 D Schwarz, Bundesminister . . . . 5280 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Assoziierungsabkommen vom 20. Juli 1963 zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und den mit dieser Gemeinschaft assoziierten afrikanischen Staaten und Madagaskar usw. (Drucksache IV/1673); Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache IV/1931) — Zweite und dritte Beratung — Wischnewski (SPD) . . . . . . 5283 A Dr. Kopf (CDU/CSU) . . . . . . 5285 A Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses über den Entwurf einer Entscheidung des Rats der EWG über die Assoziation der überseeischen Länder und Gebiete mit der Gemeinschaft (Drucksachen IV/1710, IV/1930) Metzger (SPD) . . . . . . . 5286 C Nächste Sitzung 5288 D Anlagen 5289 115. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 21. 2. Dr. Dr. h. c. Baade 19. 2. Bauer (Wasserburg) 21. 2. Birkelbach 22. 2. Fürst von Bismarck 22. 2. Dr. Böhm (Frankfurt) 21. 2. Dr. von Brentano 21. 3. Brünen 21. 2. Dr. Dörinkel 22. 2. Ehren 22. 2. Even (Köln) 29. 2. Faller * 19. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 21. 2. Dr. Furler * 21. 2. Gaßmann 22. 2. Gedat 21. 2. Frau Geisendörfer 22. 2. Gibbert 21. 2. Haage (München) 21. 2. Dr. von Haniel-Niethammer 21. 2. Dr. Harm (Hamburg) 26. 3. Hauffe 15. 3. Höhne 21. 2. Hörauf 1. 3. Kemmer 19. 2. Könen (Düsseldorf) 21. 2. Kraus 22. 2. Mattik 21. 2. Mauk * 21. 2. Missbach 21. 2. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15. 3. Müller (Remscheid) 19. 2. Müser 21. 2. Dr.-Ing. Philipp 21. 2. Rademacher * 19. 2. Ruland 21. 3. Scheppmann 19. 2. Schlick 21. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 21. 2. Seidl (München) 21. 2. Spitzmüller 21. 2. Dr. Starke 19. 2. Strauß 19. 2. Theis 29. 2. Verhoeven 21. 2. Dr. Vogel 22. 2. Weber (Georgenau) 21. 2. Wegener 29. 2. Weinzierl 22. 2. Wellmann 22. 2. Frau Welter (Aachen) 29. 2. Dr. Wuermeling 22. 2. Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich b) Urlaubsanträge Dr. Imle 29. 2. Lenz (Bremerhaven) 15. 3. Dr. Löhr 20. 3. Schulhoff 29. 2. Anlage 2 Schriftliche Ausführungen der Abgeordneten Frau Dr. Pannhoff zu dem Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Die Agrardebatte des Deutschen Bundestages zum Grünen Plan 1964 darf nicht vorübergehen ohne eine Berichterstattung über die Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft, ohne eine zusammenfassende Darlegung des Erfolges jener im Grünen Plan festgelegten Maßnahmen, die der Gesunderhaltung und Arbeitsentlastung unserer Bäuerinnen dienen. Als im Jahre 1961 auf Antrag der CDU/ CSU Fraktion und unter Zustimmung des gesamten Hohen Hauses diese Haushaltposition beschlossen wurde, freute ich mich über diesen Beschluß, der Zuschüsse für Warmwasserversorgungs- und zentrale Heizungsanlagen in bäuerlichen Wohnhäusern festlegte. Wir waren uns einig darüber, daß .wir die Bäuerinnen aus gesundheitlichen und sozialhygienischen Gründen von ihrer körperlich schweren und zeitlich langdauernden Arbeit entlasten mußten. Wir konnten aber damals nicht mit Sicherheit voraussagen, ob der Weg, den meine Fraktion zu gehen vorschlug, richtig ist. Heute kann ich erstmalig und mit großer Freude dem Hohen Hause mitteilen, daß der Weg richtig ist. Das beweisen die Erfolgsstatistiken des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Berichte der Landwirtschaftslehrerinnen, die als Beraterinnen für unsere Bäuerinnen zur Verfügung stehen, sowie Dankschreiben der Bäuerinnen. Das, was die Aktion 1961 ankündigte, haben Ergebnis und Resonanz des Jahres 1962 bestätigt: Die Landbevölkerung hat von diesen Hilfen weitgehend Gebrauch gemacht. Industrie und Handwerk haben sich auf die Produktion und die Installierung der Geräte eingestellt, und die ländlich-hauswirtschaftliche Beratung, unterstützt durch versierte Kräfte der Energieverbände, hat sich der ihr zukommenden Aufgabe mit größtem Einsatz und Erfolg angenommen. Nach dem zweiten Jahr der Bereitstellung von Bundesmitteln für die Einrichtung von Warmwasserversorgungs- und zentralen Heizungsanlagen kann daher mit Fug und Recht behauptet werden: Die Maßnahme hat sich nicht nur eingespielt, sondern auch bewährt! Die finanziellen Kalkulationen und die technischen Planungen wurden mit mehr Wissen, aber auch mit gründlicherer und längerer Überlegung durchgeführt, so daß gute Lösungen entstanden, die die bäuerliche Familie in 5290 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 jeder Hinsicht zufriedenstellten. Ein Rechenschaftsbericht der Bundesregierung über das Ergebnis der Aktion 1962 liegt vor und gibt sehr interessante Aufschlüsse, sowohl über die Inanspruchnahme der Mittel in den einzelnen Ländern der Bundesrepublik als auch über die Zahl der Heizungsanlagen und die Heizsysteme, die in den einzelnen Ländern gewählt wurden, über die Energiearten, die Verwendung fanden in Nordrhein-Westfalen z. B. anders wie in Bayern oder Baden-Württemberg. Insgesamt haben im Jahr 1962 27 674 Betriebe mit Hilfe öffentlicher Mittel eine Warmwasserversorgungsanlage installiert. Als die Aktion 1961 anlief, waren es 17 179 bäuerliche Betriebe. Eine klare Übersicht über das Ergebnis aus dem Rechnungsjahr 1963 kann noch nicht erstellt werden. Aber aus den gegebenen Zuschußquoten läßt sich errechnen, daß weitere 27 500 Anlagen im Rechnungsjahre 1963 installiert worden sind. Insgesamt gesehen haben voraussichtlich in den drei Jahren 77 000 Betriebe die Bundesmittel zur Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft in Anspruch genommen. An dieser Stelle muß gesagt werden, daß diese Maßnahmen der Bundesregierung nach den Berichten der Landwirtschaftslehrerinnen und denen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie der Länderministerien eine Welle von Umbauten und Modernisierungen im Haushalt der bäuerlichen Wohnhäuser in Bewegung gesetzt haben. Die Durchführung dieser Umbauten wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht die Länderregierungen die Maßnahmen der Bundesregierung wirksam unterstützt hätten. Das ist nicht überall in gleichem Umfange geschehen. Aus meinem eigenen Heimatland Nordrhein-Westfalen kann ich berichten, daß die Landesregierung in Düsseldorf durch ihre gezielten Kreditmaßnahmen die Förderungsmaßnahmen des Bundes erheblich ausgeweitet und intensiviert hat. Sie hat die Zuschußmittel des Bundes, die ihr zuflossen, durch Kreditmittel des Landes für die Errichtung von Warmwasser- und zentralen Beheizungsanlagen verstärkt, darüber hinaus aber auch Mittel für die Beschaffung von hygienisch einwandfreien Fußböden, für die Schaffung von arbeitswirtschaftlich zweckmäßigen Arbeitsplätzen „Kochen" und „Spülen", für die Einrichtung von Duschen, Bädern sowie von hygienisch einwandfreien Toiletten und für die Beschaffung einer ausreichenden Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung für Betriebe in Einzelhoflage zur Verfügung gestellt. Alle diese Darlehen können von bäuerlichen Familienbetrieben in Anspruch genommen werden, deren Inhaber hauptberuflich Landwirt ist und in denen ausschließlich oder überwiegend familieneigene Arbeitskräfte tätig sind. Ich würde mich sehr freuen, wenn das, was ich über Nordrhein-Westfalen berichten kann, in den übrigen Bundesländern in gleichem Maße, vielleicht sogar noch ausgeweitet und verstärkt ebenfalls durchgeführt würde. Denn alles geschieht im Interesse unserer schwerarbeitenden Bäuerinnen, deren Belastung bis an die Grenze des noch gesundheitlich und volkswirtschaftich zu Verantwortenden geht. Und jede fünfte unserer erwerbstätigen Frauen in der Bundesrepublik ist eine Bäuerin, dazu in den meisten Fällen mit Kindern unter 18 Jahren. Wenn bisher die Bundesmittel in manchen Ländern nicht ausreichend abgeflossen sind, wird das seinen Grund darin haben, daß die Finanzierung des Gesamtvorhabens nicht gesichert war. Denn es ist im allgemeinen nicht damit getan, daß die zentrale Beheizungs- oder Warmwasserversorgung gefördert werden kann. Beim Überdenken der Einbauten ergeben sich zwangsläufig weitere Ausgaben, die zu baulichen Veränderungen führen, wenn man dir Wege in Haushalt und Stallung abkürzen will oder die Fußböden in einen hygienisch einwandfreien und auch arbeitswirtschaftlich vernünftigen Zustand versetzen muß. Das Wesentliche scheint mir darin zu liegen, daß die Männer als Betriebsleiter die Arbeit der Landfrau richtig anerkennen und besser bewerten, damit auch in diesem Arbeitsbereich die Erleichterungen zum Zweck der Rationalisierung des gesamten ländlichen Betriebes geschaffen werden, die in Hof und Feld selbstverständlich geworden sind. Zinn Schluß muß ich dem Hohen Hause von einer Notwendigkeit Kenntnis geben: Nach den bis jetzt bestehenden Richtlinien des Bundesministeriums ist es den Bäuerinnen nicht möglich, in den Wintermonaten, in denen sie ausgerechnet Zeit für die Hauswirtschaft haben und in denen sie auch leichter als in den Sommermonaten Handwerker bekommen können, bauliche Maßnahmen durchzuführen. Entweder müssen die Richtlinien geändert werden, oder aber die Mittel im Bundesetat „Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft", Grüner Plan 1964 Kap. 10 02 Tit. 610, müssen übertragbar gemacht werden. Diese Möglichkeit besteht (Haushaltsgesetz 1964, § 2 Abs. 2). Wir werden bei den Beratungen im Ausschuß auf diese Notwendigkeit hinweisen, und ich hoffe, daß die Übertragbarkeit der Position einmütig beschlossen und der Beschluß als Empfehlung an den Haushaltsausschuß weitergeleitet wird. Anlage 3 Schriftliche Begründung des Abg. Seither für die Fraktion der SPD zu dem von der Fraktion der SPD gestellten Antrag betr. Struktur- und Preisenquete auf den Märkten land-und ernährungswirtschaftlicher Güter (Drucksache IV/1948). In diesem Antrag wird die Bundesregierung ersucht, eine Untersuchung durchführen zu lassen über die Struktur- und Preisverhältnisse auf den landwirtschaftlichen Märkten und den Ernährungsgütermärkten. Die Preise für Lebensmittel und für Erzeugnisse der Land- und Ernährungswirtschaft sind immer wieder Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen. Die Verbraucherpreise für Lebensmittel spielen bei den Ausgaben der unteren und mittleren Einkommensschichten eine entscheidende Rolle. Sie machen einen erheblichen Teil der Lebens- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 5291 haltungskosten aus. Da Lebensmittel fast täglich gekauft werden, spielt ihr Preis und ihre Preisgestaltung im öffentlichen Bewußtsein eine stärkere Rolle als Preise für gewerbliche Verbrauchs- und Gebrauchsgüter, die meist in größeren Zeitabständen angeschafft werden. Auch die Landwirtschaft betrachtet aufmerksam die Entwicklung der Verbraucherpreise. Sie fragt immer wieder, ob ihr Anteil am Endverbraucherpreis nicht verbessert werden kann. Je mehr die Belieferung des Verbrauchers mit Lebensmitteln ab Hof zurückgeht, desto mehr bestimmen die Spannen für Bearbeitung, Verarbeitung und Handel den Erzeugerpreis für landwirtschaftliche Güter. Aus dieser Erkenntnis hat die Landwirtschaft im Rahmen ihrer Selbsthilfeeinrichtungen Wege für die Vermarktung ihrer Produktion gesucht. Der Grüne Bericht 1964 enthält zum ersten Mal auf Seiten 14 bis 15 Berechnungen über die Höhe des Anteils der Landwirtschaft an den Ausgaben der Verbraucher für Nahrungsmittel. Bei Anerkennung aller Vorbehalte, die bei einer derartigen Berechnung zu machen sind, zeigen die Darstellungen, daß erstens die Spannen zwischen Erzeugerpreis und Endverbraucherpreis von Produkt zu Produkt sehr verschieden sind und daß zweitens der Anteil der Landwirtschaft an den Ausgaben der Verbraucher in der Tendenz absinkt. Das ist eine Erscheinung, die auch in anderen Ländern sich feststellen läßt. Die wesentliche Begründung hierfür sind die höheren Kosten für Dienstleistungen. Weiter zeigt der Grüne Bericht, daß bei steigendem Einkommen die Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel nicht in gleichem Maße wachsen und die Verkaufserlöse der Landwirtschaft weiter zurückbleiben. Diese Feststellungen werden bei der Preispolitik für agrarische Güter in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Die Frage ist, ob es Möglichkeiten gibt, die Einkommenssituation der Landwirtschaft zu verbessern, ohne den Verbraucher zusätzlich zu belasten. Es ist zu fragen, ob der immer länger werdende Weg vom Erzeuger zum Verbraucher möglichst rationell gestaltet und die Gesamtheit der Spannen auf das notwendige Minimum verringert werden kann. Der Grüne Bericht 1964 zeigt, daß die Verkaufserlöse der Landwirtschaft 1950/1951 noch 64 % am Endpreis ausmachten. Dieser Anteil ist bereits 1962/1963 auf 54 % gesunken. 46% liegen also in Deutschland zwischen Erzeugerpreis und Endverbrauchspreis, während nach Angabe von Herrn Dr. Sonnemann, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, in Schweden beispielsweise die Differenz nur 26% beträgt. Wenn auch die Gegenüberstellung keine volle vergleichbare Aussagekraft besitzt, so bleibt doch die Frage offen, ob Möglichkeiten bestehen, im Interesse der Landwirtschaft und der Konsumenten mit den Mitteln der Wirtschaftspolitik und der Agrarpolitik in den Bereich der Dienstleistungen einzuwirken, zumal es sich hier um Größenordnungen handelt, die über 30 Milliarden DM liegen. Ziel des von uns vorgelegten Antrages ist es, die Diskussion über die Vermarktungskosten landwirtschaftlicher Produkte zu versachlichen und Grundlagen für agrarpolitische und wirtschaftspolitische Maßnahmen zu gewinnen. Die im Rahmen des Grünen Planes veranschlagten Mittel für die horizontale und vertikale Verbundwirtschaft werden in diesem Jahr verstärkt zur Verfügung stehen. Bei der Wichtigkeit der Aufgabe muß bedauert werden, daß die Richtlinien besonders für die mehrstufige Verbundwirtschaft mit einer Ausnahme nach einem Jahr noch nicht bekannt sind. Wir betrachten dieses Versäumnis als einen Mangel der deutschen Agrarpolitik. Auch die Rede des Herrn Ministers Schwarz zu dieser Frage beweist, daß eine klare Konzeption nicht vorhanden ist. Wir wissen, daß Wirtschaftsinstitute auf einzelnen Gebieten an der Durchleuchtung der Agrarmärkte arbeiten und bei einzelnen Produkten auch die Preisbildung vom Erzeuger bis zum Endverbraucher untersucht haben. Mit diesem Antrag- soll die Bundesregierung veranlaßt werden, umfassende Untersuchungen über diese Probleme anzustellen und zu einem Schwerpunktprogramm zu kommen. Die Integration innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und die wachsenden Kosten, die auf die deutsche Landwirtschaft im Rahmen der Entwicklung zukommen, machen eine Lösung der Probleme noch dringlicher. Ich bitte deshalb, den Antrag Drucksache IV/1948 zur Federführung dem Ernährungsausschuß und zur Mitberatung dem Wirtschaftsausschuß zu überweisen. Anlage 4 Umdruck 392 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, zur Förderung des Einsatzes von Betriebshelfern und -helferinnen im neu zu errichtenden Teil IV des Grünen Planes 1964 erstmals 1 Mio DM bereitzustellen. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 5 Umdruck 391 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß in 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Rahmen des Teil I des Grünen Planes „Verbesserung der Agrarstruktur und der landwirtschaftlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse" einen Fonds 5292 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 zu errichten, aus dem folgende Ausgaben finanziert werden: a) Verbilligung von Darlehen zur außerlandwirtschaftlichen Existenzgründung bei Abgabe (Verkauf und/oder Verpachtung) landwirtschaftlicher Kleinbetriebe und Grundstücke zur Agrarstrukturverbesserung, b) Umschulungsbeihilfen für ausscheidende Betriebsleiter und nachgeborene Bauernsöhne, c) zusätzliches Altersgeld für ältere Landwirte, die ihre Betriebe der Agrarstrukturverbesserung zur Verfügung stellen und aus dem Erwerbsleben ausscheiden, d) Einkommensbeihilfen an Bauern, deren Anwesenheit und Arbeit in bestimmten Regionen aus landeskulturellen Gründen trotz unzureichender wirtschaftlicher Ergebnisse erforderlich ist. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 6 Umdruck 388 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, aus dem Teil I des Grünen Planes 1964 „Verbesserung der Agrarstruktur und der landwirtschaftlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse" die Maßnahmen unter Nr. 8 und 9 betr. Förderung der landwirtschaftlichen Altershilfe und Unfallversicherung herauszunehmen und sie in einen neu zu schaffenden Teil IV des Grünen Planes „Sozialmaßnahmen für die landwirtschaftliche Bevölkerung" zu übertragen. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 7 Umdruck 386 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, als Investitionshilfe für landwirtschaftliche Betriebe ein Konsolidierungs- und Zinsverbilligungsprogramm vorzulegen, das alle Betriebe mit ordnungsgemäßer Betriebsführung einschließt, die bei einer 2%igen Amortisation und 3%igen Zinsleistung aller ihrer Verbindlichkeiten noch im Rahmen der „tragbaren Belastung" bleiben, wie sie bei agrarstrukturellen Maßnahmen in den Ländern festgesetzt wird. Bonn, den 14. Februar 1964 Zoglmann und Fraktion Anlage 8 Umdruck 387 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß n§,§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Bundeshaushalt, Einzelplan 10, Kapitel 10 02 bei den nachfolgenden Titeln den Klammerzusatz („Grüner Plan") zu streichen: 572 Förderung der Flurbereinigung 573 Aufstockung und Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe sowie besondere agrarstrukturelle Maßnahmen 574 Ausbau der Wirtschaftswege 576 Ländliche Wasserversorgung, Kanalisation, Abwässerbeseitigung und -verwertung 610 Zuschüsse zur Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft 965 Seßhaftmachung von verheirateten Landarbeitern, 2. alle agrarstrukturellen Maßnahmen in einem Vierjahresplan auszuweisen, der einen kontinuierlichen Ablauf dieser Vorhaben auf längere Sichtgewährleistet. Bonn, den 14. Februar 1964 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 9 Umdruck 395 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, FDP zur Beratung des Berichtes der Bundesregierung über ,die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im 'Haushaltsplan 1964 — Einzelplan 10 — bei Darlehen zur Aussiedlung, zur Aufstockung und zur Althofsanierung die Zinsen von 3 % auf 1 % zu senken; 2. den Gesamtansatz für Zuschüsse und Darlehen für den Wirtschaftswegebau zu erhöhen und den Zinssatz für die Darlehen auf 1 '% zu senken. Bonn, den 19. Februar 1964 Struve und Fraktion Schultz und Fraktion Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 5293 Anlage 10 Umdruck 393 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestage wolle beschließen: Der Bundestag nimmt die Erklärung der Bundesregierung und den Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß den Bestimmungen des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis und stellt mit Befriedigung eine Verbesserung der Lage gegenüber dem vorhergehenden Wirtschaftsjahr fest, die sich im laufenden Wirtschaftsjahr fortsetzen dürfte. Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, daß der Einkommensabstand der Landwirtschaft zur übrigen Wirtschaft am Ende des Wirtschaftsjahres infolge der schnellen Entwicklung des Einkommens in der gewerblichen Wirtschaft und der Kostensteigerung im landwirtschaftlichen Bereich noch nicht einmal wieder den Stand der Jahre 1957/58 bis 1960/61 erreicht hat und noch 29 v. H. beträgt. Der Bundestag stimmt dem Grünen Plan 1964 im Grundsatz zu und spricht die Erwartung aus, daß — die Beibehaltung des deutschen Getreidepreisniveaus in der EWG als selbstverständlich vorausgesetzt — die Bundesregierung die Fortsetzung der erfolgreich begonnenen Maßnahmen sicherstellt, damit nicht die sich anbahnende Verbesserung der Lage in der Landwirtschaft erneut beeinträchtigt wird. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, mit ihren Förderungsmaßnahmen die sich überall regende Selbsthilfe zu unterstützen, damit moderne Erfassungs- und Absatzeinrichtungen den Erfordernissen der Märkte mengen- und qualitätsmäßig gewachsen sind. Dabei wird sich eine Zusammenarbeit aller Marktbeteiligten als notwendig erweisen. Diese Einrichtungen müssen insbesondere im Gemeinsamen Markt den Einrichtungen unserer Partnerländer und außerdem denen der Drittländer ebenbürtig sein, damit die deutsche Landwirtschaft ihren Marktanteil auch in einem wachsenden Markt halten kann. In gleicher Weise muß die Bundesregierung ihre Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur im Rahmen regionaler Entwicklungsprogramme zur Hebung der Wettbewerbsfähigkeit im Gemeinsamen Markt beschleunigen und verstärken. Es ist erforderlich, die gegenwärtig geltenden Richtlinien den veränderten Bedingungen anzupassen. Entgegen diesen geltenden Richtlinien soll für diese Förderungsmaßnahmen nicht die finanzielle Lage des Eigentümers, sondern die Schaffung und Festigung lebensfähiger Betriebe entscheidend sein. Besondere Berücksichtigung haben dabei wie bisher die benachteiligten und zurückgebliebenen Gebiete zu finden. Das 1963 verstärkt angelaufene Zinsverbilligungsprogramm einschließlich der Konsolidierungsmaßnahmen ist im Hinblick auf die für die Umstellung und Anpassung notwendigen Investitionen und die dafür erforderlichen Kredite in der praktischen Anwendung zu verbessern und auszubauen, da es sich als wirksam erwiesen hat, und damit alle technischen und betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten für eine gesunde Entwicklung unserer landwirtschaftlichen Betriebe ausgeschöpft werden können. Die Beihilfen zur Qualitätsverbesserung der Milch sind in Hinsicht auf die Kostenentwicklung der Milcherzeugung und zur Erhaltung des Milchviehbestandes als Grundlage der Rindfleischversorgung aufrechtzuerhalten. Die Bundesregierung bleibt aufgefordert, ihre Maßnahmen auf dem Gebiet der Sozialpolitik zugunsten der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung fortzuentwickeln und an die anderen Lebensbereiche unter Beachtung der besonderen Verhältnisse in der Landwirtschaft anzupassen. Diese Maßnahmen sollten im Grünen Plan des kommenden Jahres in einem besonderen Kapitel ausgewiesen werden. Bonn, den 19. Februar 1964 Struve und Fraktion Schultz und Fraktion Anlage 11 Umdruck 389 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, f zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Grünen Bericht 1964 sowie die Erklärung der Bundesregierung über die von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen zur Kenntnis genommen. Infolge der besseren Ernte im Wirtschaftsjahr 1962/63 ist der Einkommensabstand zur gewerblichen Wirtschaft geringer geworden. Aber trotz der beachtlichen Steigerung der landwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität und der großen finanziellen Hilfen durch Bund und Länder ist es der gegenwärtigen Agrarpolitik nicht gelungen, dein Auftrag des Landwirtschaftsgesetzes zu entsprechen. Der Bundestag bedauert, daß die Bundesregierung angesichts des Eintritts der EWG in die zweite Hälfte der Übergangszeit und der fortschreitenden Entwicklung des Gemeinsamen Marktes eine Überprüfung ihrer Agrarpolitik immer noch nicht für erforderlich hält. Er bedauert, daß die Bundesregierung den Notwendigkeiten der Gegenwart angepaßte Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft, insbesondere in den Bereichen der Sozial-, Kredit- und Marktstrukturpolitik, wie sie in den Entschließungen des Bundestages vom 31. Januar 1962 und 9. Mai 1963 gefordert wurden, noch nicht vorgelegt hat. In Anbetracht dieser Lage ersucht der Bundestag die Bundesregierung erneut, unverzüglich eine Be- 5294 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 standsaufnahme der dringend erforderlichen Anpassungsmaßnahmen vorzunehmen und ihm entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 12 Umdruck 390 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/ 1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Grünen Plan 1964 Teil II Nr. 1 den Ansatz für a) Gemeinschaftsmaschinen um 3 Mio DM auf 15 Mio DM, und b) technische Anlagen, insbesondere in Futterbaubetrieben, um 2 Mio DM auf 20 Mio DM zu erhöhen. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 13 Umdruck 394 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Rahmen des Grünen Plans die Richtlinien für den 3%igen Hofkredit dahingehend zu ergänzen, daß für langfristige Investitionen, vor allem für Bauten, die Zinsverbilligung für 30 Jahre gewährt wird; 2. die Richtlinien für Konsolidierungskredite dahingehend zu ändern, daß die Hektar-Belastung durch die Zins- und Tilgungsbeträge eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe gewährleistet. Bonn, den 19. Februar 1964 Struve und Fraktion Anlage 14 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt vom 13. Februar 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Leicht (Drucksache IV/1884 Fragen XI/8 und XI/9) : Wie ist der Stand der Vorarbeiten zum neuen deutschen Weingesetz? Der Referentenentwurf des neuen deutschen Weingesetzes ist fertiggestellt. Er wird in einigen Tagen den zuständigen Ressorts in Bund und Ländern und dem Weinbeirat zugeleitet werden. Wird die Bundesregierung den Entwurf des neuen deutschen Weingesetzes so rechtzeitig dem Bundestag vorlegen, daß er noch im Laufe dieser Legislaturperiode behandelt und verabschiedet werden kann? Wenn die zu beteiligenden Stellen keine grundlegenden Änderungen vorschlagen, wird der Gesetzentwurf vor den diesjährigen Parlamentsferien den gesetzgebenden Körperschaften zugeleitet werden. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Höcherl vom 12. Februar 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Kaffka (Drucksache IV/1887 Frage I): Hat die Bundesregierung die in der Fragestunde vom 14. November 1963 von Staatssekretär Dr. Carstens zugesagte Überprüfung einer möglichen Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vorgenommen? Die Überprüfung hat folgendes ergeben: Zum Schutze der deutschen Frauen, die mit Moslems verheiratet sind und in arabischen Ländern leben, ist eine Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes nicht erforderlich. Seit dem 1. April 1953 verliert eine deutsche Frau durch Eheschließung mit einem Ausländer nicht mehr die deutsche Staatsangehörigkeit. Es ist dabei unerheblich, ob sie automatisch durch die Eheschließung zusätzlich die Staatsangehörigkeit ihres Ehemannes nach den Gesetzen seines Heimatstaates erwirbt. Nur wenn dieser Erwerb auf besonderen Antrag der im Ausland lebenden deutschen Frau erfolgt, verliert sie dadurch die deutsche Staatsangehörigkeit. Wegen dieser nachteiligen Folge raten alle dafür in Betracht kommenden deutschen Stellen den deutschen Frauen, die einen Moslem heiraten wollen, von einem solchen Antrag ab. Erweist sich aber für die Frau der Erwerb der Staatsangehörigkeit des Ehemannes unter dem Druck der besonderen Verhältnisse als unvermeidlich, so besteht die Möglichkeit, der deutschen Frau vor Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit die Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit zu genehmigen. Von den deutschen Staatsangehörigkeitsbehörden wird bei der Entscheidung über solche Beibehaltungsanträge die besondere Schutzbedürftigkeit deutscher Frauen in mohammedanischen Ländern wohlwollend berücksichtigt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Fritz Logemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach dem sozialpolitischen Zwischenspiel zurück zur Agrarpolitik. Bevor ich zu meinem alljährlichen Auftrag komme, zum Grünen Bericht Stellung zu nehmen, möchte ich doch noch etwas zu den Ausführungen des Kollegen Dr. Schmidt von heute morgen sagen.
    Herr Dr. Schmidt, Sie haben eine gute Oppositionsrede gehalten. Es ist immer gut, wenn die Opposition ganz klar herausstellt, was sie will. Ich darf aber ebenso deutlich sagen, daß ich trotz allem Ihre EWG-Agrarpolitik für sehr gefährlich halte und auch innenpolitisch, nationalpolitisch viele Ihrer Gedankengänge zur Agrarpolitik nicht teile. Es würde zu weit führen, jetzt auf Einzelheiten einzugehen. Ich möchte aber doch darauf hinweisen, daß Ihre heutige
    Rede im Widerspruch steht zu der Haltung, die Sie gelegentlich im Ernährungsausschuß des Deutschen Bundestages einnahmen. Herr Kollege Dr. Schmidt, ich habe immer so .das Gefühl gehabt, daß Sie sich im Ernährungsausschuß manchmal ganz gern in einen Beiwagen setzen, den die Regierungsmaschine steuert. Ich habe oftmals erleben können, daß gerade Sie Regierungsvorlagen im Ernährungsausschuß mit aller Tapferkeit verteidigt haben.

    (Zuruf von der SPD: Manchmal macht auch .die Regierung etwas Vernünftiges!)

    — Natürlich, das wollte ich ja noch einmal herausstellen.

    (Zurufe von der SPD. Gegenrufe von der Mitte.)

    Also ich sehe darin einen gewissen Widerspruch. Aber das nur als Vorbemerkung.
    Jetzt zu meinem eigentlichen Auftrag. Ich will heute versuchen, die Auswirkung des Grünen Berichts von der Praxis aus zu beleuchten, und mich bemühen, aus der Praxis für die Bearbeitung des nächsten Grünen Berichts schon einige Anregungen zu geben.
    Dabei muß ich sagen, daß der jetzige Grüne Bericht im Ergebnis und in seinen eigentlichen Auswirkungen bei uns draußen auf den Höfen anders ankommt, als es schriftlich in dem Bericht festgelegt ist.
    Die Regierung sollte sich bemühen, den Grünen Bericht möglichst praxisnah zu gestalten, und sich nicht von den Auswirkungen in der Praxis entfernen. Ich komme noch auf einige Einzelheiten zurück.
    Wir haben uns — wie in allen Jahren zuvor — bemüht, den Grünen Bericht 1964 sehr gründlich zu prüfen. Ich bin zu der Auffassung gekommen, daß es notwendig ist, zusätzliche Fragen an den Minister zu stellen und auch einige kritische Anmerkungen zu machen. Sie haben gelegentlich einmal gesagt, Herr Minister, daß Sie für jede Kritik dankbar seien. Ich möchte meine heutige Rede nicht als Kritik aufgefaßt wissen, aber doch sagen, daß wir uns in diesem Hause — auch innerhalb der Koalition — über strittige Probleme ganz offen aussprechen müssen.
    Die deutsche Landwirtschaft wird durch die Entwicklung in der EWG vor allen Wirtschaftsbereichen zuerst getroffen. Deshalb ist es auch richtig, wenn wir heute einmal etwas länger und gründlicher, als es manchmal der Fall gewesen ist, die Probleme der Landwirtschaft im Rahmen dieser Entwicklung behandeln.
    Zur Vorlage des Grünen Berichts gehört auch, Herr Minister — und hier bin ich mit dem Kollegen Dr. Schmidt einig —, daß die Regierung jeweils ihre Karten ganz offen auf den Tisch legt. Ich bin wirklich enttäuscht, auch über die Haltung und die Äußerungen einiger Abgeordneter von heute morgen, z. B. des Kollegen Struve und des Kollegen Ehnes. Meine Kollegen von der CDU/CSU, ich habe allmählich das Gefühl, daß die CDU/CSU allergisch ist gegenüber allem Neuen. Das können wir uns in



    Logemann
    dieser Situation in der Agrarpolitik keineswegs leisten. War die alte Agrarpolitik denn wirklich so gut, daß man davon für die Zukunft keinen Fingerbreit abweichen darf? Ich möchte als Beweis dafür, daß das Gegenteil richtig ist — und ich weiß, daß auch einige Kollegen von Ihnen durchaus so denken —, folgendes anführen. Wenn die Agrarpolitik der Vergangenheit so gut gewesen wäre, so wäre heute keine Differenz zwischen dem Vergleichslohn und dem in der Landwirtschaft erzielten Lohn mehr vorhanden. Dann könnten wir wirklich alles beim alten lassen.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Was heißt überhaupt „alte" oder „neue" Agrarpolitik? Wir haben doch eine Agrarpolitik zu entwickeln, die den Gegebenheiten, der Entwicklung, die durch die EWG auf uns zukommt, und den Verhältnissen, die sich aus unserer Umwelt einer modernen Industriegesellschaft ergeben, Rechnung trägt. Hier geht es also um eine kontinuierliche Fortsetzung bewährter agrarpolitischer Methoden auf allen Gebieten, und man sollte das nicht einfach als etwas Neues von vornherein ablehnen.
    Genauso offen muß ich sagen: ich bin enttäuscht darüber, daß der Grüne Bericht, vor allem auch Ihre Rede, Herr Minister, keine konkreten Aussagen über den künftigen agrarpolitischen Kurs enthält.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Es fehlen die erforderlichen neuen agrarpolitischen Impulse. Ich möchte eigentlich feststellen: das alles spricht doch für eine gewisse Resignation, und die ist durchaus nicht geeignet, die Unruhe, die draußen im Landvolk vorhanden ist, zu besänftigen und zu beseitigen. Dazu gehört vielmehr, daß wir uns auch tasächlich bemühen, zur heutigen Lage ohne jede Verschleierung Stellung zu nehmen.
    Nun aber zum Berichtsergebnis selbst! Es ist hier heute morgen festgestellt worden: Das Ergebnis ist besser als im Vorjahr. Zugegeben! Im Vorjahr hatten wir eine sehr schlechte Ernte. Gott sei Dank war das letzte Jahr, das der Bericht auswertet, besser. Aber die Frage „Können wir optimistischer in die Zukunft sehen?" möchte ich nur dann mit Ja beantworten, wenn es uns gelingt, bestimmte agrarpolitische Forderungen, die wir in der Großen Anfrage herausgestellt haben, in der EWG und in der nationalen Agrarpolitik durchzusetzen. Das wäre die Voraussetzung.
    Zu beachten ist bei dem Berichtsergebnis, daß sich der Abstand zwischen den Einkommen der Landwirtschaft und denen vergleichbarer Berufe zwar verkleinert hat, aber doch noch sehr groß ist. Der Bericht selbst stellt dazu fest: Der Einkommensabstand ist relativ und absolut größer als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Das besagt über die bisherige Agrarpolitik eigentlich alles. Besorgniserregend ist aber nach unserer Auffassung besonders die Tatsache, daß trotz größter Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft — Herr Minister, Sie haben diese Steigerung auf 152% beziffert —, die hier größer war als in allen anderen Wirtschaftsbereichen, die Bauern doch insgesamt gesehen in der wirtschaftlichen Entwicklung
    weiter zurückgefallen sind. Der Grüne Bericht weist aus, daß der Anteil der Landwirtschaft am BruttoInlandsprodukt in den letzten zehn Jahren von 9 auf 5 % zurückgegangen ist.
    Die Einkommensverbesserung gegenüber dem Vorjahr ist vor allen Dingen auf ein besseres Ernteergebnis zurückzuführen. Bessere Preise haben dabei nur sehr wenig mitgewirkt. Wir wollen dieses günstigere Ergebnis durchaus dankbar anerkennen. Aber es wäre eine Gefahr, wenn wir es überbewerteten. Der Grüne Bericht zeigt, daß seit 1956/57 der Abstand zum Vergleichslohn etwa konstant geblieben ist. Er pendelte in all den Jahren zwischen 39 und 24%. Im Berichtsjahr sind wir jetzt bei 29 % angekommen. Dabei gilt es zu erkennen, daß die heutige Situation, selbst wenn sie jetzt günstiger erscheint, sich durch schlechtere Ernten sehr schnell einmal wieder ändern kann. Schon geringfügige Rückgänge in den Erzeugerpreisen oder Kostensteigerungen bei landwirtschaftlichen Betriebsmitteln gefährden diese günstige Bilanz, und alles ist wieder dahin.
    Ich darf dazu aber von der Praxis aus abschlieBend sagen, daß wir durchaus anerkennen, daß die Lage sich verbessert hat. Der Bauer hat im laufenden Jahre, durch eine günstigere Preisentwicklung finanzielle Aufbesserungen erhalten. Wenn ich „günstigere Preisentwicklung" sage — ich denke dabei an die günstige Entwicklung der Erzeugerpreise —, so gilt das nur mit Ausnahmen. Es ist bekannt, daß im letzten Herbst die Kartoffelpreise heruntergingen, und daß wir jetzt in großer Sorge um die Eierpreise sind.
    Die 'Regierung war im letzten Jahr nicht gut beraten, als sie den Zuckerrübenpreis für den deutschen Erzeuger nicht erhöhte.

    (Beifall bei der FDP.)

    Dieser Antrag ist aber noch keineswegs vom Tisch, sondern wir werden ihn erneut hier im Hohen Hause vertreten.

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Für 1963 oder für 1964?)

    — Für beide Jahre, Herr Kollege Dr. Schmidt! Wir sind also großzügig in dieser Beziehung. Denn wir haben hier ja ausgezeichnete Argumente. Sie kennen den einstimmigen Beschluß ides Wirtschaftsausschusses, in dem anerkannt worden ist, daß dann, wenn in der Landwirtschaft echte Kostensteigerungen nachgewiesen werden, selbstverständlich auch Preiserhöhungen zu genehmigen sind, wie das bisher — Sie wissen das ja — schon bei der Kohle immer üblich ist und wie es bei anderen Erzeugnissen von der Regierung aus gemacht wird. Hier sind wir wirklich gut gerüstet. Wir werden uns also bemühen, den Zuckerrübenpreis für beide Jahre noch zu verbessern. Außerdem dazu der Hinweis, daß ja auch die Situation im Ausland wieder zu Zuckerpreissteigerungen geführt hat, wir also mit gutem Recht die Forderung vertreten können, den Preis für die Inlandserzeugung zu verbessern.
    Nun, meine Damen und Herren, zu einem anderen Problem, zu der Berechnung des Vergleichslohns. Sie könnten dazu sagen: Hier vertritt die FDP in



    Logemann
    jedem Jahr mit Sturheit ein Anliegen, das die Regierung doch einfach nicht erfüllen will. Trotz alledem sind wir der Auffassung, daß es berechtigt ist, eine Kritik .am Jahreslohnvergleich auch in diesem Jahr wieder vorzunehmen. Sie erinnern sich wohl noch, daß vor einigen Jahren der 3. Bundestag die Bundesregierung ,aufforderte, neben dem Jahreslohnvergleich auch einen Stundenlohnvergleich zu bringen. Die Regierung hat sich bisher immer wieder geweigert, es zu tun. Gerade im letzten Jahr bin ich hier vom Minister mit meiner Forderung, doch diesen Stundenlohnvergleich zu bringen, sehr hart abgefertigt worden.
    Trotz alledem stelle ich fest, daß ,gerade dieser Abschnitt des Grünen 'Berichts völlig abseits von der Praxis, am grünen Tisch erarbeitet worden ist. Wir sollten überlegen, ob wir es immer noch zulassen sollten, daß durch einen Jahreslohnvergleich die wirklichen Arbeitszeitunterschiede zwischen landwirtschaftlicher und gewerblicher Wirtschaft, die Überstunden der Bauern und Bäuerinnen und die Sonntagsarbeit nicht berücksichtigt werden. Gerade dieser Jahreslohnvergleich verschleiert doch den wirklichen Lohnabstand der Landwirtschaft von Jahr zu Jahr dadurch mehr — was ja bekannt ist —, daß sich die gewerbliche Wirtschaft auf die 40-Stunden-Woche zubewegt.
    Und wie sieht es in der Landwirtschaft aus? Gelegentlich wurde als Entgegnung gegen einen Stundenlohnvergleich von unserem Herrn Minister in den letzten Jahren gesagt, es gebe kein Material für ,die dazu .notwendige Untersuchung. Herr Minister, in diesem Jahr kann ich damit dienen. Ich habe hier einen Bericht, in dem es heißt — ich darf es mit Genehmigung des Herrn Präsidenten verlesen —: 64,4 Stunden arbeitet wöchentlich der Bauer im Landkreis Moers, die Bäuerin sogar 72,7 Stunden,

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Im Durchschnitt?)

    im Kreis Schleiden der Bauer durchschnittlich 69,4 und die Bäuerin 70,6 Stunden. Diese durchschnittlichen Arbeitszeiten ermittelte das Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität in Bonn.
    Herr Minister, das wäre die Quelle. Diese Zahlen zeigen, wie ungerecht ein Jahreslohnvergleich auf der Basis ides Grünen Berichts ist, der von 50 Stunden ausgeht!

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Ist das wirklich eine amtliche Untersuchung, Herr Kollege?)

    — Es ist eine Untersuchung des Instituts der Universität in Bonn, Herr Dr. Schmidt. Es wird möglich sein, auch noch weitere Unterlagen darüber zu beschaffen.
    Die Regierung hat sogar ein Institut für bäuerliche Familienforschung.

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Die Bundesregierung?)

    — Sie unterstützt ein Forschungsinstitut für bäuerliche Familienbetriebe. — Es müßte also durchaus möglich sein, Forschungsaufträge ausführen zu lassen. Die Bundesregierung könnte mit Sicherheit das notwendige Material zusammenbekommen.
    Meine Damen und Herren, ich vertrete diese Forderung so mit Nachdruck, weil gerade die Unterschiede zwischen der Arbeitszeit in der Landwirtschaft und der Arbeitszeit in vergleichbaren Berufen zu ganz besonderen Problemen führt. Das freie, lange Wochenende in anderen Berufen bedeutet einen besonderen Anreiz für die Abwanderung aus der Landwirtschaft. Hier folge ich Herrn Kollegen Frehsee nicht ganz. Es ist in der Tat so, daß uns die lange Freizeit in anderen Berufen die Menschen von den Höfen abzieht. Ich bin mit dem Herrn Minister durchaus einverstanden, wenn er in seiner Rede sagt, die Landwirtschaft habe keine Arbeitskraftreserven mehr, sondern es gebe schon eine Gefahr der Überalterung im landwirtschaftlichen Berufsaufbau. Deshalb ist es notwendig, daß diese Arbeitszeitdisparität künftig in den Grünen Berichten ihren Niederschlag findet.
    Mein Vorschlag geht dahin, die Bundesregierung aufzufordern, dem nächsten Grünen Bericht neueste Unterlagen über die Entwicklung der Arbeitszeiten im Gewerbe, in der Industrie und in der Landwirtschaft für die Bundesrepublik und die Partnerländer beizufügen.
    Ein zweites Problem, das uns nach Erstattung dieses Grünen Berichts in der FDP-Fraktion beschäftigt hat, ist die Einkommenssituation der Betriebe in den Größenordnungen von 5 bis 10 ha. Der Kollege Ertl hat heute morgen schon auf eine FDP-Entschließung von Rottach Egern hingewiesen. Über die Einkommenssituation in diesen Betrieben ist in der Öffentlichkeit anscheinend manchmal der Eindruck entstanden — so konnte ich es Pressemeldungen entnehmen —, als wenn durch die Einbeziehung dieser Betriebe mit größerem Einkommensabstand das Berichtsergebnis verschlechtert worden wäre. Darüber sagt der Grüne Bericht auf Seite 87, daß der Einkommensabstand in den Betrieben über 10 ha sich um 25% bewegt, in den Betrieben von 5 bis 10 ha dagegen um 38 %. Das könnte in der Öffentlichkeit Anlaß zu der Folgerung sein: nehmt doch die Kleinen heraus, dann habt ihr einen viel günstigeren Bericht. Man könnte sogar so weit gehen, daß man sagt: ihr könnt doch der Parität am besten durch eine Vergrößerung der Betriebe näherkommen.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sind uns hier an sich in einem Nein an den Herrn Minister völlig einig. Ich brauche ja nur einen Hinweis auf die USA zu geben. Gerade in dieser Woche wurde in der neuesten Nummer der „Agrarwirtschaft" ein sehr guter Bericht vorgelegt, der wieder einmal beweist, daß dieses Rezept, nämlich der Versuch, der Parität durch eine Vergrößerung der Betriebe näherzukommen, in den USA zu keinem Erfolg geführt hat, sondern daß im Gegenteil mit den größeren Farmen in den Vereinigten Staaten die Disparität zwischen Landwirtschaft und industrieller Wirtschaft noch größer geworden ist. Ich möchte aber ausdrücklich darauf hinweisen, daß



    Logemann
    sich ,der Bericht auch über 5-10 ha-Betriebe durchaus positiv äußert. Er stellt z. B. fest, daß der Betriebsertrag in diesen Betriebsgrößen am allerhöchsten sei. Gerade deshalb sollten wir auch hinzufügen, daß eine gewisse Kritik, die oftmals wegen eines zu hohen Arbeitskräftebesatzes in den kleineren Betrieben kommt, nicht berechtigt ist. Besondere Kulturen, Spezialkulturen aus kleineren Höfen oder Veredlungswirtschaft in kleineren Betrieben bereiten ja zusätzliche Arbeit und rechtfertigen durchaus einen höheren Arbeitskräftebesatz in den eben genannten und kleineren Betrieben.
    Es ist einfach billig zu sagen, der Arbeitskräftebesatz in diesen Betrieben sei doppelt so hoch wie in den großen Wirtschaften; das sei völlig unberechtigt, das könne man nicht zulassen. Dazu gleich eine Anregung. Wenn die Einkommenssituation in diesen Betriebsgrößen eine schlechtere ist, sollten wir uns doch überlegen, wie wir sie verbessern könnten. Wir behaupten, daß das durchaus möglich ist; darüber ist heute morgen schon gesprochen worden. Wir sollten den Betrieben in der landwirtschaftlichen Veredelung eine besondere Chance geben. Aber dazu gehört, Herr Minister, daß wir nun auch entsprechende Maßnahmen, die seit Jahren anstehen, wirklich einmal durchziehen. Zum Beispiel sollten wir uns zunächst einmal bemühen, steuerliche Benachteiligungen kleinerer landwirtschaftlicher Betriebe bei stärkerer Veredelung endlich zu beseitigen. Wir können diese kleinen Betriebe nicht der Willkür der Finanzämter ausliefern. Wir hatten dazu schon eine Vorlage zum Bewertungsgesetz. Ich halte es für vordringlich, daß hier etwas geschieht.
    Das zweite wäre, daß wir uns bemühen müssen, gerade diese bäuerlichen Betriebe in der Veredelungswirtschaft zu fördern und zu verhindern, daß die Veredelung immer mehr in sogenannte Veredelungsfabriken hineinkommt, die zur praktischen Landwirtschaft, zum Grund und Boden keine Beziehungen mehr haben.
    Drittens halten wir es für erforderlich, daß Überlegungen angestellt werden über eine Abgrenzung zwischen gewerblicher und bäuerlicher Veredelung, und zwar, Herr Minister, in Absprache selbstverständlich mit anderen Partnerländern. Ihnen wird bekannt sein, daß gerade Frankreich in den neuen Agrargesetzen eine Lizenzierung vorsieht. Ich frage also: Wie steht es hier mit einer Regierungsvorlage, Herr Minister? Wir haben im Ernährungsausschuß einmal eine Vorlage der Regierung beraten, aber sie ist dann anscheinend wieder in der Versenkung verschwunden. Es ist auch hier vordringlich, eine Vorlage zu machen.

    (Zuruf von der SPD: Das liegt am Finanzminister!)

    — Auch der Finanzminister wird sich mit diesen Dingen zu befassen haben; auch mit ihm werden wir zu verhandeln haben. Darüber habe ich zu Beginn schon gesprochen.
    Wir halten es für nötig, daß gerade die kleinen bäuerlichen Betriebe eine besondere Unterstützung durch Beihilfen für die Einführung rationeller Wirtschaftsmethoden erfahren. Ich halte es für gut, Herr
    Minister, daß Sie in Ihrem Grünen Plan die Einrichtung von sogenannten Schweinemastkontrollen so positiv beurteilen. Hier ist ein Schritt getan, aber man könnte diese Maßnahme in anderer Richtung erweitern.
    Nun kommt noch eine Bitte: doch auch für alle anderen Betriebe in der Landwirtschaft in der Vermittlung modernster landwirtschaftlicher Erkenntnisse vom Bund aus mehr zu tun als bisher, selbst wenn das über Ländergrenzen hinaus manchmal schwierig sein sollte. Wir sind der Auffassung, daß wir uns gerade dem Problem der geistigen Aufrüstung der Landwirtschaft im Tempo der EWG-Entwicklung zuwenden müssen. Hier muß eine Verstärkung verlangt werden. Es wäre wirklich gut, Herr Minister, vom Bund aus neue Leitlinien dafür anzustreben. Ich habe das Gefühl — wenn ich an unsere Schulentwicklung denke —, die Länder werden es nicht allein schaffen.
    Bitte, überlegen wir von der Praxis her, wo wir heute schon stehen. Mir wurde kürzlich von einem Landwirtschaftsschuldirektor in einer guten landwirtschaftlichen Gegend gesagt: Auch bei uns ist es jetzt so, daß unsere Klassen in den Berufs- und Fachschulen leerer werden. — Und gleichzeitig der Hinweis: Sie als Bauer werden es erleben, daß Sie ihren Lehrhof in Zukunft mit zwei E schreiben müssen! — Hier haben wir also Sorgen, und eis ist wirklich an der Zeit, etwas zu tun.
    Aber ich möchte noch einen Schritt weiter ,gehen, Herr Minister. Wir sind künftig bei dem Bemühen, unsere landwirtschaftlichen Kenntnisse zu modernisieren und zu verbessern, sehr stark auf die Mithilfe der Wissenschaft und der Forschung angewiesen. Auch dafür sollte der Bund besonderes Verständnis zeigen. Ich habe überhaupt .das Gefühl, daß es mit der Vermittlung von Auslandserfahrungen in der deutschen Landwirtschaft in den letzten Jahren schlecht bestellt war. Ich nenne als Beispiel die Tatsache, daß wir nur zögernd aus dem benachbarten Ausland neueste Futtermethoden über die Wissenschaft und Forschung vermittelt bekamen. Ich muß mit Dank anerkennen, daß einige private Industriebetriebe diese Lücke in weiten Bereichen, z. B. in der Schweinemast, durch eigenen Rat ausgefüllt haben. Ich halte es auch für notwendig, bei der Technisierung mehr als bisher Auslandserfahrungen zu nutzen. Es ist doch ein sehr unglückliches Bild, wenn man heute noch einen ausgewachsenen, voll arbeitsfähigen Bauern auf einem 12-PS-Schlepper sieht. Gerade bei der Schlepperanschaffung sind von der Landwirtschaft viele Mittel kalt investiert worden.
    Heute morgen haben Sie, Herr Kollege Schmidt, über das zweckmäßige Bauen für die Landwirtschaft gesprochen. Ich Meile durchaus Ihre Auffassung. Auch hier sollte der Bund noch mehr einwirken, damit im Bauwesen wirkliche Zweckmäßigkeit erreicht wird. Herr Minister, Sie haben in Ihrer Rede gesagt, in den nächsten zehn Jahren würden in der Landwirtschaft 22 Milliarden DM investiert werden. Es list also besonders wichtig, auf den Sektor landwirtschaftliches Bauen noch mehr Einfluß zu nehmen als bisher.



    Logemann
    Nun hören wir immer wieder, die Landwirtschaft müsse auch versuchen, durch Selbsthilfe ihre Situabion zu verbessern. Dazu nur eine kurze Bemerkung. Der beste Beweis dafür, daß die Landwirtschaft zur Selbsthilfe bereit ist, ist die Tatsache, daß sie in den letzten zehn Jahren etwa 29 Milliarden DM investiert hat. Diese Investitionsfreudigkeit der Landwirtschaft beweist, daß der Bauer bereit ist, sich selbst zu helfen. Aber es muß eine entsprechende Agrarpolitik hinzukommen, damit das alles zu einem Erfolg führt.
    Nun abschließend noch ein paar Worte zu den kleineren Betrieben! Ich darf zusammenfassend sagen: die FDP-Fraktion ist nicht der Meinung, daß diese kleinen Betriebe zu teuer produzieren. Wir sind auch nicht der Meinung, daß der Verbraucher durch die Entwicklung zu größeren landwirtschaftlichen Einheiten zu einer billigeren Nahrungsmittelversorgung käme.
    Wir sind der Ansicht, daß sehr beschleunigt versucht werden muß, eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Vermarktungswege zu erreichen. Wenn wir hier wirklich ansetzen, Herr Minister, dann ist es möglich, auch ein Angebot aus einer Vielzahl von kleineren Betrieben auch qualitätsmäßig zu einem Großangebot zu machen. Hier liegt es mit an der Initiative der Bundesregierung. Es muß etwas geschehen.
    Ich finde überhaupt, Herr Minister, man sollte über die anstehenden Fragen nicht nur sprechen. Es nützt uns gar nichts, wenn ein Arzt eine bestimmte Krankheit lediglich feststellt. Das allein ist nicht das Entscheidende, sondern entscheidend ist doch, daß man dann die entsprechende Medizin für die Gesundung bekommt. Darum möchte ich Sie im Hinblick auf die Landwirtschaft und gerade im Zusammenhang mit der EWG-Entwicklung bitten.
    Nun aber zu einem weiteren Vorschlag der Freien Demokraten. Wir wünschen, daß der nächste Grüne Bericht einen Sonderbericht enthält, einen Sonderbericht auf Grund der Ergebnisse aus 8000 Testbetrieben — entsprechend § 4 des Landwirtschaftsgesetzes —, über ordnungsgemäß geführte bäuerliche Familienbetriebe unter durchschnittlichen Produktionsbedingungen. Ich glaube, daß ein Sonderbericht darüber ein gerechtes Urteil über die Situation der bäuerlichen Betriebe bei uns ermöglichen würde.
    Herr Minister, ich habe noch eine weitere Bitte. Sie haben sich zu den kleineren Betrieben nicht konkret geäußert, sondern in Ihrer Rede nur davon gesprochen, daß sich die untere Grenze lebensfähiger Betriebe weiter nach oben entwickele. Ich möchte aus den Äußerungen europäischer Minister in diesem Zusammenhang die des belgischen Landwirtschaftsministers anführen, der kürzlich in Berlin eine sehr konkrete Aussage gerade zum bäuerlichen Familienbetrieb gemacht hat. Nach Auffassung des belgischen Landwirtschaftsministers Heger sind die bäuerlichen Familienbetriebe den Großbetrieben nicht unterlegen. Wie Heger in einem Vortrag erklärte, zu dem die Deutsche Weltwirtschaftliche Gesellschaft im Rahmen der Grünen Woche eingeladen hatte, konnte der durchschnittliche Familienbetrieb
    in der EWG von 7,5 ha im Jahre 1961 ein Flächeneinkommen von 800 DM erwirtschaften, während in den Vereinigten Staaten bei einer mittleren Betriebsgröße von 110 ha nur 320 DM erzielt wurden. Dieser Vortrag enthält noch weitere gute Sätze über den landwirtschaftlichen Familienbetrieb und seine Bedeutung. — Der französische Landwirtschaftsminister Pisani hat sich recht unverbindlich geäußert; er hat gesagt: Ich glaube an den landwirtschaftlichen Familienbetrieb, aber nicht an den kleinen. Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie gerade über diese Betriebe eine konkrete Aussage machen könnten.
    Nun zum EWG-Bericht! Gestatten Sie mir bitte noch zu einem Teil eine gewisse Nachlese. Zunächst sei aber hier noch ein Dank an das Ministerium eingefügt für die Aufnahme eines Berichts über die Entwicklung landwirtschaftlicher Erzeuger- und Verbraucherpreise. Diesen Bericht hatte die FDP im vorigen Jahr von diesem Pult aus angeregt. Ich hoffe, daß gerade dieser Bericht alljährlich eine gute Informationsquelle für die Öffentlichkeit darstellt und zur Klarheit über den Unterschied zwischen Erzeuger- und Schaufensterpreisen beiträgt.
    Aber nun zur EWG-Situation! Ich will hier nur auf einige Einzelerzeugnisse eingehen, auf die wir in der EWG mit besonderer Sorge sehen. Ich darf dabei gleich mit dem Roggen- und Kartoffelanbau anfangen. Herr Minister, gerade bei Roggen und Kartoffeln sind wir in Sorge, und zwar einmal von der Preisseite her. Es besteht die Gefahr, daß der Roggen in der EWG zu Futtergetreide degradiert wird, auch preislich. Das sollten Sie, soweit wie möglich, in Brüssel verhindern. Daß diese Erzeugnisse für uns von besonderer Bedeutung sind, beweist die Tatsache, daß wir die größten Roggen- und Kartoffelanbauer in der EWG sind. Bei Speisekartoffeln sollten wir uns endlich bemühen, von einem Improvisieren, das im letzten Herbst notwendig war, abzukommen, und sollten uns überlegen, wie wir einem zurückgehenden Speisekartoffelverbrauch durch eine Anpassung der Anbauflächen steuern können. Herr Minister, wir haben schon im letzten Herbst im Ernährungsausschuß die Frage gestellt, welche Vorstellungen, welche langfristigen Planungen die Bundesregierung für den Kartoffelanbau hat. Wir sind leider bis heute ohne Antwort. Sie müßte schnellstens kommen.
    Eine andere Frage ist, was aus dem deutschen Frühkartoffelanbau wird. Belgien will sich, soweit ich informiert bin, bemühen, sich gegen Importe von Frühkartoffeln aus Frankreich mit Mindestpreisen zu sichern. Herr Minister, haben auch Sie deutsche Mindestpreise vorgesehen, wenn dieser Überfluß an Kartoffeln in die Bundesrepublik kommen könnte?
    Ein anderes Problem, das uns gerade in dieser Zeit große Sorge macht, ist der Anteil der deutschen Landwirtschaft am Nahrungsmittelverbrauch. Wir versorgen unser Volk zu 70 % aus eigener Produktion mit Nahrungsmitteln. Von Bundeskanzler Adenauer haben wir damals, sogar schriftlich, die Zusage bekommen, daß bei einem Anteil von 30 % ein Vorrang der deutschen Erzeugung bei der Versorgung unserer Bevölkerung mit Nahrung sicher-



    Logemann
    gestellt werden soll. Heute bekommen wir, durch die Lage auf dem Eiermarkt, das Gefühl, daß dieser Vorrang nicht mehr besteht, daß er durch die EWG-Agrarmarktordnung überholt ist. Herr Minister, Sie gaben uns den Rat, die deutsche Landwirtschaft müsse sich bemühen, am Markt zu bleiben. Auch daraus gilt es jetzt, die Folgerungen zu ziehen, und zwar durch Ergänzung entsprechender Marktorganisationen bei uns, wie sie in anderen Ländern jetzt mehr und mehr aufgebaut werden. Auch hier, bei der Situation auf dem Eiermarkt zeigt sich, daß Eile geboten ist.
    Die Situation auf dem Eiermarkt wäre für uns Erzeuger weniger besorgniserregend, wenn es sich nur um einen kurzfristigen Preisrückgang handelte. Dann könnte man durchaus sagen: „Winterschlußverkauf", der Preis wird sich wieder erholen. Aber hier besteht doch tatsächlich die Gefahr für unsere Geflügelhalter, daß ein kostenentsprechender Jahresdurchschnittspreis nicht mehr erreicht werden kann.
    Im Vergleich zu Holland muß ich feststellen, daß die deutsche Eiererzeugung nur in sehr bescheidenem Maße erhöht worden ist. Wir haben sie wohl in den letzten neun Jahren verdoppelt, die Holländer haben sie gleich verdreifacht. Wir hatten noch eine Lücke in der Nahrungsmittelversorgung mit Eiern, die Holländer hatten keine, haben also die Erzeugung für einen verstärkten Export erhöht. Dazu noch eine Bemerkung. Die Bauern haben immer wieder von allen Seiten den Rat bekommen, doch Chancen in der Veredlung zu nutzen. Ich denke gerade an den holländischen Vizepräsidenten der EWG-Kommission, Mansholt, der immer wieder gesagt hat: ein Rückgang der Getreidepreise wird nicht stören, ihr könnt auf die Erzeugung von Veredlungsprodukten ausweichen. — Wie sieht es aber mit diesem Rat heute aus? Heute empfielt man von seiten Hollands, in der Bundesrepublik 7 Millionen Hühner ans Schlachtmesser zu liefern. Statt „Chancen" heißt es in diesem Falle „Hühnermord"!

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Das hat der Minister abgestritten!)

    Ich habe in diesem Zusammenhang noch eine Frage an die Regierung. Herr Minister, ist Ihnen bekannt, daß in Holland zur Zeit zeitweilig die dem holländischen Bauern gezahlten Erzeugerpreise fast die gleiche Höhe haben wie die Importpreise, zu denen hier die Eier angeboten werden? Können Sie sich erklären, wer etwas dazwischen bezahlt? Hier geht es um die Kosten für Knickeier, um die Eiersortierung und die Fracht; das muß verkraftet werden. Es wäre gut, wenn Sie dazu einige Bemerkungen machten.
    Damit komme ich aber wirklich zum Schluß. Ich will noch einmal wiederholen: Die Agrarpolitik verlangt nach Auffassung der Freien Demokraten eine ganz klare Ausrichtung. Diese klare Ausrichtung wollen wir mit der Beantwortung der Großen Anfrage erreichen, die die FDP und CDU/CSU zur EWG-Agrarpolitik eingebracht haben. Die Antworten werden zeigen, wie die Bundesregierung agrarpolitisch die Weichen zu stellen gedenkt. Der vorliegende Grüne Bericht zeigt die Lage der Landwirtschaft zwar auf, über die künftigen agrarpolitischen Vorstellungen der Bundesregierung gibt er leider keine Auskunft.

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Bewerunge.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Bewerunge


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Gestatten Sie mir, daß ich auf eine Zwischenfrage von heute morgen zurückkomme, die gestellt wurde, als es um die Subventionen für Kleinbetriebe ging, die unser Kollege Ehnes ansprach. Herr Logemann tat diese Subventionen für Kleinbetriebe damit ab, daß er auf die Leitsätze für die Agrarstruktur hinwies, in denen der Deutsche Bauernverband etwas Ähnliches gesagt habe. Da ich selber Vorsitzender des Strukturausschusses des Deutschen Bauernverbandes bin und mich — das darf ich in aller Bescheidenheit sagen — persönlich recht engagiert habe, um zu diesen Leitsätzen zu kommen, muß ich sagen: niemals hat der Gedanke bei uns mitgespielt, hierbei von einer Subventionspolitik für Kleinbetriebe zu sprechen.
    Es wäre gar nicht uninteressant, über diese Leitsätze zu sprechen. Der Bauernverband mußte, weil das Faktum vorhanden ist, daß fast eine halbe Million Klein- und Kleinstbetriebe abgewandert sind, sicher etwas zu diesem Problem sagen. Ich weiß auch, daß diese Leitsätze in weitesten Kreisen der Mitglieder des Deutschen Bauernverbandes gut angekommen sind. Ich muß also im Interesse meiner Tätigkeit und auch der Herren Präsidenten der Bauernverbände sagen: solche Vorstellungen haben uns nicht bewegt.
    Damit komme ich zu meinem Auftrag, hier etwas über die Strukturpolitik zu sagen. Ich weiß, daß gerade die Strukturpolitik eine recht sachliche Abhandlung voraussetzt. An diesem Thema kann man sich nicht begeistern. Aber ich habe mich in der Praxis und auch durch meine sonstige Tätigkeit sehr stark mit strukturpolitischen Fragen befaßt. Ich meine, man tut gut daran, die Grenzen und die Möglichkeiten einmal aufzuzählen, weil ich selber manchmal die Sorge habe, daß unter dem Wort „Strukturpolitik" ein Zauberwort verstanden wird, das man nur anzusetzen braucht, um spontan die Lösungen für alle Agrarprobleme zu finden.
    Unser Herr Bundesminister sagte am vergangenen Mittwoch, daß sich die Landwirtschaft in der westlichen Welt, in Westeuropa — in den hochindustrialisierten Ländern also — in einem Anpassungsprozeß befinde, den man als betriebs- und marktwirtschaftliche Revolution bezeichnen könne. Wir alle sind uns darüber im klaren, daß dieser Anpassungsprozeß der Landwirtschaft weitergehen wird, und die Landwirtschaft bekennt sich auch dazu, ein integrierter Bestandteil der Volkswirtschaft zu sein. Diese Abwanderung hat vor 150 Jahren begonnen, und sie wird sicher, wenn auch langsam weitergehen. Die Grenzen, können wir alle noch



    Bewerunge
    nicht absehen. Der technische Fortschritt in der Landwirtschaft ist sicher die Hauptursache mit für die Wohlstandssteigerung der gesamten Bevölkerung im letzten Jahrzehnt. Auch das sollte man einmal in diesem Hohen Hause sagen.
    Daß dieser Umwandlungsprozeß zwangsweise mit schweren sozialen Härten verbunden ist, sei nur festgestellt. Es gehört nach unserer Auffassung auch zu den Aufgaben des Staates, für eine harmonische Abwicklung dieses Prozesses zu sorgen. Mit dem technischen Fortschritt muß auch ein wirtschaftlicher Fortschritt in der Landwirtschaft verbunden sein. Wir alle erlebten, daß das Landwirtschaftsgesetz in diesem Hause einstimmig beschlossen wurde. Es ist also einstimmig die Meinung vorhanden, daß man der Landwirtschaft helfen solle.
    Aber bei diesem durch den Staat zu harmonisierenden Anpassungsprozeß muß nach Auffassung der CDU/CSU-Fraktion immer der Mensch im Mittelpunkt stehen. Eine Agrarstrukturpolitik unter Zwang, auch unter wirtschaftlichem Zwang, lehnt die CDU/CSU ab. Die Freiheit und die Entfaltungsmöglichkeit der Persönlichkeit müssen bei allen Maßnahmen der Agrarstrukturpolitik respektiert werden. Mit Verboten in diesen Prozeß einzugreifen, lehnen wir ab. Es gibt die einzige Möglichkeit, Anreize zu schaffen. Es fehlt der Landwirtschaft sicher nicht an Rezepten, ich möchte schon fast sagen: an Patentrezepten, wie man die Probleme zu lösen hat. Gerade die Unsicherheit in der Landwirtschaft beruht im wesentlichen darauf, daß diese Rezepte über Presse, Funk und Fernsehen dem einzelnen immer wieder nahegebracht werden. Die Menschen in den klein- und mittelbäuerlichen Betrieben fragen immer wieder: „Hat man uns abgeschrieben?" Der Wille, weiterzumachen, und der Optimismus, der gerade zum bäuerlichen Berufsstand gehört, sind weitestgehend verschwunden.
    Es lassen sich also bei Meinungsverschiedenheiten über die zweckmäßigste Agrarstrukturpolitik zwei Richtungen unterscheiden. Auf der einen Seite stehen die Vertreter der Nur-Strukturpolitik, die mit der Struktur alles lösen wollen, und auf der anderen Seite stehen solche, die die Strukturpolitik verwerfen und sagen: Nur die Preispolitik ist das Mittel, das hier helfen kann.
    Strukturmaßnahmen sind immer gleichzusetzen — so sagte auch Herr Kollege Struve heute morgen — mit langfristigen Investitionen. Wer solche Investitionen vornimmt, wer aussiedelt, wer sich ein neues Wirtschaftsgebäude erstellt, der muß klare Vorstellungen von der Zukunft haben, vor allen Dingen klare Vorstellungen von der Preisentwicklung. Er übernimmt eine Belastung des Betriebs bis auf 40 Jahre hinaus und mehr und muß eindeutig den Glauben an die Zukunft haben. Deshalb sollte man sich grundsätzlich merken, daß es keine wirksame Strukturpolitik ohne klare preispolitische Vorstellungen gibt. Auch der tüchtigste Wirtschaftsberater kann ohne eine solche Vorstellung keinen Rat erteilen. Der Preis ist in der Landwirtschaft wie in anderen Wirtschaftsbereichen ebenso ein ökonomisches Mittel, und zwar ein wesentliches.
    Ein Teil der Unsicherheit rührt daher, daß der Landwirtschaft immer wieder empfohlen wird, den Mansholt-Plan mit seinen Preissenkungen zu akzeptieren. Es ist eigentlich gar nicht die Unsicherheit der Landwirtschaft über den Preis, welchen sie in der EWG erhält, sondern die Unsicherheit kommt daher, daß man ihr immer wieder sagt, daß sie wegen der EWG den Preis absenken müsse und daß das für sie eigentlich günstiger sei.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Das, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, glaubt uns keiner, daß- ein gesunkener Preis eine bessere Rendite für den Betrieb gibt. Das gibt es auch in keiner anderen Wirtschaftsgruppe.
    Die Strukturpolitik kann sich also nur in dem Rahmen vollziehen, der ihr von der Preispolitik gezogen ist. Wir müssen dafür sorgen, daß eine Preispolitik verfolgt wird, die idem gesunden, ordnungsgemäß geführten, d. h. rationell bewirtschafteten bäuerlichen Familienbetrieb ein ausreichendes Einkommen sichert. Das ist eine fundamentale Forderung, die wir als überzeugte Anhänger einer sinnvollen Agrarstrukturpolitik die Preis-, Markfund Handelspolitik stellen. Die Regierung ist durch das Landwirtschaftsgesetz verpflichtet, hier den Landwirten ausreichende Sicherheit zu geben. Nur auf dem festen Fundament dieser preis- und handelspolitischen Zusicherungen kann eine planmäßige, wirkungsvolle und phantasiereiche Strukturpolitik betrieben werden.

    (der Bundesrepublik mit dem Ziel, überwiegend Familienbetriebe von 25 bis 30 ha Größe zu schaffen, zwei Drittel des Bodenkapitals und zwei Drittel des Viehkapitals in Bewegung bringen und enorme Umbauten notwendig machen würde; die Kosten insgesamt schätzt er auf über 60 Milliarden DM. Von dieser Seite her sehen wir schon die Grenzen des Möglichen, und das sollte man immer wieder zum Ausdruck bringen. Der zweite Grund liegt in ,dem geringen Effekt strukturpolitischer Maßnahmen auf die ProduktionsBewerunge kosten der gesamten Landwirtschaft. Hierzu ein Wort von Herrn Professor Horring, des langjährigen Leiters des landbauökonomischen Instituts in den Niederlanden, des wissenschaftlichen Instituts also, das die Unterlagen für die agrarpolitischen Entscheidungen der niederländischen Regierung erarbeitet. Er sagte in einem Vortrag im Dezember 1963 in Groningen, daß die Möglichkeiten, über strukturpolitische Maßnahmen zu einer Senkung der Produktionskosten und damit zu einer Einkommensverbesserung zu kommen, sehr gering sind. Die Ursache liegt vor allem in der geringen Rentabilität landeskultureller Maßnahmen, die meistens die Voraussetzung sind. Darüber hinaus sind durch strukturpolitische Maßnahmen Produktionskostensenkungen ohne Steigerung der Produktion nur in wenigen Fällen zu erwarten. Der dritte Grund — von ihm ist hier schon die Rede gewesen — liegt in der Altersschichtung der landwirtschaftlichen Betriebsleiter; auch deshalb ist keine Beschleunigung zu erwarten. Verstehen Sie mich bitte richtig; ich bin der letzte, der einer Beschleunigung der Abwanderung das Wort redet. Aber, ich glaube, diese alarmierenden Zahlen sollte man sich vor Augen führen. Zwei Drittel unserer Betriebsleiter sind älter als 45 Jahre, 56,7 % der vollbeschäftigten Betriebsleiter sind zwischen 45 und 65 Jahre alt, 12,7 % sind älter als 65 Jahre. Insgesamt sind somit 67,4 % aller vollbeschäftigten landwirtschaftlichen Betriebsleiter älter als 45 Jahre. Ich brauche nur noch auf den Fachschulbesuch hinzuweisen, den der Kollege gerade angesprochen hat. Unsere Sorge ist, daß unsere Fachschulen ohne Schüler sind. Diese Schüler sollten die Betriebsleiter von morgen sein. Ich kann nur wiederholen, was heute morgen gesagt wurde: Wir sollten uns um die Substanz des Nachwuchses sorgen, damit wir die Landwirtschaft auch für die Zukunft erhalten können. Obwohl wir in den letzten 15 Jahren einen erheblichen Teil des Einkommenszuwachses mit einer unbekannten Abwanderung erreicht haben, ist die Disparität nicht beseitigt worden. Meine Kolleginnen und Kollegen, diese Ausführungen sollen die Grenzen der Strukturpolitik aufzeigen. Es soll nicht heißen, daß ich die Möglichkeiten der Strukturpolitik nicht anerkenne. Im Gegenteil, auf diese Möglichkeiten möchte ich nun eingehend zu sprechen kommen. Seit mehr als 10 Jahren hat die Bundesregierung strukturpolitische Maßnahmen mit ständig steigenden Ausgaben gefördert. Es dürfte niemanden in diesem Hohen Hause geben, der der Meinung ist, daß diese Politik in Zukunft nicht fortgesetzt werden muß. Aber innerhalb der letzten 10 Jahre sind Ereignisse eingetreten, die die Strukturpolitik vor völlig neue Aufgaben stellten. Während noch vor 10 Jahren die Landwirtschaft des Bundesgebietes mehr oder weniger losgelöst von den Landwirtschaften unserer Nachbarländer betrachtet werden konnte, ist heute unsere deutsche Landwirtschaft in den Mittelpunkt der westlichen Handelsund Agrarpolitik gerückt. Der Kampf um den Absatzmarkt in Westdeutschland hat in den letzten Jahren immer schärfere Formen angenommen. Deutschland als einer der größten Absatzmärkte für Agrarprodukte im Welthandel soll in noch stärkerem Maße als bisher Absatzmarkt werden. Auf unseren Märkten drängen sich die industrialisierten Agrarexportländer, die Entwicklungsländer und auch die Partnerländer in der EWG. Alle Länder stehen aber bei der Beurteilung der eigenen Landwirtschaft vor den gleichen Anpassungsschwierigkeiten, und alle sind sie bestrebt, durch Absatz ihrer Agrarüberschüsse in der Bundesrepublik ihre eigenen Agrarprobleme zu lösen. Deshalb muß die Handelsund Preispolitik die Interessen der deutschen Landwirtschaft wahren. Die Strukturpolitik wird unter ganz anderen Aspekten als bisher gesehen werden müssen. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß die Strukturpolitik beim Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse ansetzen muß. Insofern muß sich auch in unseren strukturpolitischen Maßnahmen eine Gewichtsverlagerung vollziehen. Die Bodenpolitik, die Flurbereinigung, auf der vor etwa 10 Jahren das Schwergewicht der Strukturpolitik lag, ist heute nur noch eine Teilmaßnahme der Agrarstruktur. Zur Strukturpolitik gehört neben der Bodenpolitik in ebenso starkem Maße die Betriebsstruktur, d. h. die Ausstattung der Betriebe mit zweckmäßigen Gebäuden, mit Vieh und mit den notwendigen Maschinen. Neben der Absatzstruktur und Betriebsstruktur sind in enger Verbindung die Ordnung des ländlichen Raumes, die Verbesserung der Lebensbedingungen in unseren Dörfern zu lösen. Die Entwicklung des ländlichen Raumes ist eine Gesamtaufgabe, und wir kommen immer mehr zu der Überzeugung, daß Regionalprogramme insgesamt notwendig sind, um dem ländlichen Raum zu helfen. Gerade bei der Untersuchung des ländlichen Raumes — wie ich sie in meinem Kreis Altena vorgenommen habe — stellt sich heraus, daß es eine losgelöste Agrarstrukturpolitik nicht gibt. Es wird nötig sein, daß zwischen Wirtschaftsminister, Ernährungsminister, Wohnungsbauminister, Verkehrsminister und den Ländern eine harmonische Abstimmung erfolgt. Das Ziel der CDU/ CSU ist, das Dorf und den ländlichen Raum attraktiver zu machen. Eine weitere Ballung können wir nicht verbieten. Wir müssen also das Dorf in seiner Ganzheit in der Wirtschaftskraft stärken, um damit den ländlichen Raum in sich erhaltungswürdig zu machen. Wir werden heute und hier sofort dort ansetzen müssen, wo wirksam geholfen werden kann. Alle Einzelmaßnahmen sollten aber den Gesamtbetrieb und die regionalen Entwicklungsmöglichkeiten im Auge behalten. Erstes Ziel muß immer die Verbesserung der Einkommensund Lebensbedingungen sein. Folgende Grundsätze sollten beim Einsatz staatlicher Hilfen beachtet werden. Erstens. Je wirksamer eine Maßnahme ist, um so mehr sollte sie eine staatliche Förderung verdienen. Dieser Grundsatz ist vor allen Dingen im Hinblick auf den sich verschärfenden Wettbewerb in der EWG unabdingbar, 5270 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 1,15. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 Bewerunge Zweitens. Es kommt vor allen Dingen auch bei der Strukturpolitik darauf an, daß möglichst vielen Betrieben geholfen wird. Der Gegensatz zwischen den Verfechtern der Preispolitik und der Strukturpolitik liegt nicht zuletzt daran, daß die strukturpolitischen Maßnahmen leider immer nur relativ wenigen Betrieben pro Jahr zugute kommen können. Wenn wir die Verbesserung der Arbeitseinkommen in der Landwirtschaft in den Mittelpunkt unserer strukturpolitischen Bemühungen stellen, dann müssen wir von vornherein klar herausstellen, daß es keine schematische Beurteilung für die Zweckmäßigkeit bestimmter Betriebsgrößen gibt. Natürlich geht die allgemeine wirtschaftliche Tendenz dahin — das beweist auch der Grüne Plan —, daß bei sonst gleichen Voraussetzungen Betriebe mit einer größeren Fläche und einem größeren Produktionsvolumen ein höheres Einkommen erzielen. Die Abweichungen von dieser generellen Betrachtung sind jedoch in der Praxis sehr erheblich, und es ist erstaunlich, wie wenig der Mensch sich in diese Programme, die immer wieder aufgestellt werden, einfügt; es ist erstaunlich — und Gott sei Dank so —, daß er sich absolut nicht in diese Zahlenkolonnen einordnet. Es wurde heute morgen schon von Herrn Ehnes gesagt: Wer Betriebswirtschaftler ist, weiß, daß das notwendige Arbeitseinkommen immer die Grundlage ist und die schematische Feststellung der Betriebsgröße in keiner Weise den Dingen näherkommt. Dieser Prozeß sollte harmonisch vom Staat gefördert werden, und man sollte alle sich bietenden Möglichkeiten des Anreizes ausnutzen, um hier Lösungen zu finden, die in der Gesamtentwicklung politisch und menschlich vertretbar sind. Wir haben in meinem Kreise Versuche gemacht, durch zwölfjährige Pachtvorauszahlungen denen, die ihre geringen Flächen aufgeben wollten, zu helfen. Wir haben zu dem verkauften Grund und Boden zusätzlich ein zinsverbilligtes Darlehen gegeben. Alle diese Maßnahmen sind hervorragend angekommen und haben geholfen, in diesen schwachstrukturierten Räumen bessere Voraussetzungen zu schaffen. Ich bin eigentlich dankbar, daß dieses Beispiel in weiten Teilen unserer Bundesländer Anklang gefunden hat, und ich kann nur sagen, daß, wenn man diese Maßnahmen einmal bis zu Ende verfolgt, gerade dadurch, daß man den Menschen die Möglichkeit gibt, diese Einkünfte wieder im ländlichen Raum zu investieren, die Wirtschaftskraft des ländlichen Raumes gestärkt wird. Die flurbereinigten Flächen haben seit etwa drei Jahren nicht mehr zugenommen. Man kann sagen: das liegt an der geringen Zahl der Beamten. Ich glaube aber, wir sollten alles tun, um auch dem beschleunigten Verfahren das Wort zu reden, obwohl ich leider feststellen muß, daß auch die im beschleunigten Verfahren flurbereinigten Flächen rückläufig sind. Man sollte das klassische Verfahren durch Aussparung von schwierigen Bereinigungen erheblich beschleunigen. Man kann in weiten Teilen unseres Vaterlandes, in den Problemgebieten, auch nach dem Flurbereinigungsgesetz fordern, daß zunächst der Ausbau des Wegeund Gewässernetzes erfolgt und daß eine weitere Umlegung mit genauen Vermessungen einstweilen unterbleibt. Von den besonderen Schwierigkeiten nach dem Erlaß der neuen Richtlinien ist hier so oft gesprochen worden, daß ich es mir ersparen kann, noch einmal darauf einzugehen. Ich möchte nur folgendes sagen. Wenn die Leistungsfähigkeit der Betriebe weitgehend für die Einzelmaßnahmen, die Aussiedlung, die Althofsanierung und Aufstockung, die nur Teilmaßnahmen darstellen, zum Maßstab genommen wird, dann müssen wir fordern, daß hier nicht in jedem Falle bei der Bedürftigkeitsprüfung solche Schwierigkeiten gemacht werden. In der Praxis sieht das so aus, daß nur dann, wenn die Betriebe so hoch verschuldet sind, wie es ein Bankmann noch eben verantworten kann, Bundesmittel gegeben werden. Hier zeichnet sich eine Entwicklung ab, die im Hinblick auf die Wettbewerbslage in der EWG als falsch zu bezeichnen ist. Diese Mittel — so wollten wir es alle in diesem Hohen Hause — sollten agrarpolitischen Zielen dienen. Wir wollten wettbewerbsfähige Höfe schaffen. Wir haben uns seitens der CDU/CSU-Fraktion erlaubt, auf diese Schwierigkeiten hinzuweisen. In einer der nächsten Sitzungen des Ernährungsausschusses werden wir uns mit diesen Richtlinien beschäftigen müssen. Als eine integrale Maßnahme dient die Zinsverbilligungsaktion. Ihr wird als Hofkredit immer weitere Bedeutung zukommen. Wir hoffen, auf Grund unseres Antrags Umdruck 395 *)





    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, daß weite Teile der deutschen Landwirtschaft durch landeskulturelle Hypotheken — Wasser-, Deichlasten usw. — stark belastet sind. Die CDU/CSU setzt sich dafür ein, daß diese Belastungen weitestgehend gesenkt werden, da dadurch erst die Voraussetzungen für weitere Investitionen geschaffen werden.
    Die einkommenfördernden Maßnahmen sind vor allem in den Futterbaugebieten hervorragend angekommen. Ich muß sagen, gerade durch die einkommenfördernden Maßnahmen haben wir überhaupt erst die Voraussetzungen dafür geschaffen, auch bei umstrukturierten Betrieben die finanzielle Grundlage zu finden. Wir sollten uns auch dazu bekennen, daß die gezielten Maßnahmen für Futterbaubetriebe — Silobau, Unterdachtrocknung und Gülleanlagen — weitergeführt werden.
    Ich sagte schon, daß die gesamte Agrarstruktur vom Absatz her gesehen werden muß. Eine moderne Landwirtschaft wird sich immer mehr zu einer schwerpunktmäßigen Erzeugung bekennen müssen. auch gebietlich, trotz der eindeutig darin vorhan-
    *) Siehe Anlage 9



    Bewerunge
    denen größeren Risiken. Eine solche schwerpunktmäßige Produktion setzt aber geeignete Absatzeinrichtungen voraus. Sie sind eine Grundvoraussetzung. Diese müssen aber nicht ausschließlich in bäuerlicher Hand sein. Hier bieten sich alle Chancen der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen, bisher schon auf diesem Gebiet tätigen Berufsgruppen. Es liegt sogar im ureigensten Interesse dieser Berufsgruppen, sich an diesen Absatzorganisationen zu beteiligen; denn der europäische Wettbewerb wird auch den kleinen und mittleren Unternehmen dieser Bereiche größte Gefahren bringen. Deshalb dürfen wir es uns nicht leisten, daß wir in einem Gegensatz zwischen Genossenschaften, Handel und Mittelstand unsere besten Kräfte und unsere Zeit vergeuden.
    Die Mittel im Bundeshaushalt zur Verbesserung der Markt- und Absatzeinrichtungen müssen daher durch praktikable Richtlinien auch wirklich zu einer Verbesserung der Absatz- und Vermarktungseinrichtungen beitragen. Das strukturpolitische Ziel der Bundesregierung kann nur dann erreicht werden, wenn alle Maßnahmen der Preis-, Handels- und Steuerpolitik auf dieses Ziel abgestimmt werden. Wir haben mit Dankbarkeit festgestellt, daß sich auch der Deutsche Bauernverband mit seinen „Freiburger Beschlüssen" zu den umfassenden Aufgaben der Agrarstruktur bekannt hat.
    Abschließend möchte ich noch einmal sagen: die CDU/CSU ist der Auffassung, daß die Strukturmittel weiterhin wie bisher in verstärktem Maße im Grünen Plan zur Verfügung gestellt werden sollten. Sie ist dankbar dafür, daß auf diesem Gebiet manche Hilfe geleistet werden konnte. Sie weiß um die Grenzen der Strukturpolitik und sie weiß, daß bei sinnvoller Anwendung der Strukturpolitik unserer Landwirtschaft in weitesten Teilen geholfen werden kann. Wir bitten auch weiterhin um wohlwollende Unterstützung, gerade bei diesen Maßnahmen, die bei Iden Klein- und Mittelbetrieben größten Anklang finden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)