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    Deutscher Bundestag 115. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1994 Inhalt: Vereidigung des Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte 5215B, 5271 B Überweisung eines Gesetzentwurfs an den Haushaltsausschuß 5215 A Erweiterung der Tagesordnung . 5215 B, 5229 D Fragestunde (Drucksachen IV/1935, IV/1936) Fragen des Abg. Weigl: Bundesmittel für Facharbeiter im Zonenrandgebiet Dr. Ernst, Staatssekretär 5216 A Fragen des Abg. Dr. Müller-Hermann: Aussetzung eines Teiles des KaffeeZolls Dr. Dahlgrün, Bundesminister . 5216 C, D Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 5216 D Frage des Abg. Dr. Gleissner: Steuerliche Vorteile für Berufsreisende Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 5217 A Frage der Abg. Frau Dr. Maxsein: Änderungsgesetz zum Atomgesetz Lenz, Bundesminister 5217 C Frage des Abg. Dr. Wuermeling: Abschnitt über Familienleistungen im Finanzbericht 1964 . . . . . . . . 5217 C Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Personelle Besetzung der internationalen Organisationen Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 5217 D, 5218 A, B, C, D Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 5218 A Schwabe (SPD) 5218B, C Frau Dr. Diemer-Nicolaus) (FDP) 5218 C, D Fragen des Abg. Dr. Kohut: Deutsche Außenpolitik 5218 D Frage des Abg. Jahn: Naturalisierung eines José Mengele in Paraguay Dr. Carstens, Staatssekretär 5219 A, B, C, D Jahn (SPD) . . . . . . . . . 5219 B Börner (SPD) . . . . . . . . 5219 C Metzger (SPD) 5219 D Dr. Bechert (SPD) 5219 D Frage des Abg. Metzger: Schrift „Das Problem der PalästinaFlüchtlinge" Dr. Bülow, Staatssekretär . . 5220 A, B Metzger (SPD) 5220 B Jahn (SPD) . .. . . . . 5220 B II Deutscher Bundestag — 4. WahLperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Vergleichende Werbung Dr. Bülow, Staatssekretär 5220 C, D, 5221 A Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 5220 D Frage der Abg. Frau Dr. Maxsein: Abkommen über den Schutz der ausübenden Künstler Dr. Bülow, Staatssekretär . . . . 5221 A Frage des Abg. Lemmrich: Verkehr ausländischer Lastkraftwagen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5221 B Lemmrich (CDU/CSU) 5221 C Frage des Abg. Ertl: Inntal-Autobahn Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5221 D Fragen des Abg. Biechele: Verkehr auf der Bahnstrecke Pfullendorf—Altshausen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5221 D, 5222 A, B, C Biechele (CDU/CSU) 5222 B, C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Verbesserung der Bundesstraßen im Regierungsbezirk Schwaben Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5222 D, 5223 A Schmidt (Kempten) (FDP) 5222 D, 5223 A Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Aufteilung der Mittel für Autobahnen und Bundesstraßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5223 B, C, D Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 5223 C Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Bundesmittel zum Straßenbau für Bayern, Niedersachsen und NordrheinWestfalen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5223 D, 5224 B Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 5224 B Fragen des Abg. Josten: Umgehungsstraße der B 9 bei Sinzig Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5224 C, D Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 5224 D Frage des Abg. Fritsch: Ausbau der Ortsdurchfahrt in Deggendorf Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5225 A Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Abteile 1. Klasse in Triebwagen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 5225 B, C Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 5225 B, C Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Kein Autoreisezug Hamburg—München im April Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5225 D, 5226 A Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 5225 D, 5226 A Frage des Abg. Dr. Müller-Hermann: Beteiligung der deutschen Luftfahrtindustrie an der Beschaffungspolitik der Lufthansa Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5226 B Frage des Abg. Dr. Mommer: Leitplanken auf der Bundesstraße 27 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5226 C Dr. Mommer (SPD) 5226 C Frage des Abg. Dr. Gleissner: Verkehrsverhältnisse südlich München Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 5226 D, 5227 A, B Dr. Gleissner (SPD) 5227 A Ertl (FDP) 5227 A, B Frage des Abg. Dr. Bechert: Paraffingetränkte Verpackungen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . . . . 5227 C, D Dr. Bechert (SPD) 5227 C, D Frage des Abg. Dr. Bechert: Garantiezeichen bei Bedarfsgegenstände aus Kunststoff Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundes- minister . . . . . . . . 5228 A, B Dr. Bechert (SPD) 5228 A, B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 III Frage des Abg. Dr. Bechert: Salmonellen-Infektionen Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundes- minister 5228 C, 5229 A Dr. Bechert (SPD) 5229 A Frage des Abg. Dröscher: Alkohol-Restzucker-Verhältnis beim Wein Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundes- minister . . . . . . . . 5229 B, C Dröscher (SPD) . . . . . . . 5229 B, C Zur GO Dr. Mende, Bundesminister . . . . 5229 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 5230 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 5230 B Vizepräsident Dr. Schmid 5229 D, 5230 B Mündlicher Bericht des Petitionsausschusses über seine Tätigkeit; in Verbindung mit der Sammelübersicht 26 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen und systematische Ubersicht über die in der Zeit vom 17. Oktober 1961 bis 31. Dezember 1963 eingegangene Petitionen (Drucksache IV/1891); und Sammelübersicht 27 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache IV/1902) Frau Seppi (SPD) . . . . . . . 5230 D Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860) — Aussprache —; in Verbindung mit dem Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über eine Altershilfe für Landwirte (SPD) (Drucksache IV/1947) — Erste Beratung —; dem Antrag betr. Förderung des Tabakanbaues (Abg. Stooß, Leicht, Baier [Mosbach], Dr. Artzinger, Bauknecht, Berberich, Seither, Reichmann u. Gen.) (Drucksache IV/1943); und dem Antrag betr. Struktur- und Preisenquete auf den Märkten land- und ernährungswirtschaftlicher Güter (Drucksache IV/1948) Struve (CDU/CSU) 5234 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 5238 B Ertl (FDP) . . . . . . . . . 5244 D Ehnes (CDU/CSU) . . . . . . 5250 A Frau Dr. Pannhoff (CDU/CSU) . . 5252 A, 5289 C Frehsee (SPD) . . . . . . . . 5253 C Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 5260 D Logemann (FDP) . . . . . . . 5262 B Bewerunge (CDU/CSU) . . . . . 5267 C Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . 5271 D Walter (FDP) 5273 C Berberich (CDU/CSU) . . . . . 5275 C Seither (SPD) 5277 D, 5290 D Reichmann (FDP) . . . . . . 5277 D Dr. Ramminger (CDU/CSU) . . . . 5278 C Bauknecht (CDU/CSU) . . . . . 5279 D Schwarz, Bundesminister . . . . 5280 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Assoziierungsabkommen vom 20. Juli 1963 zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und den mit dieser Gemeinschaft assoziierten afrikanischen Staaten und Madagaskar usw. (Drucksache IV/1673); Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache IV/1931) — Zweite und dritte Beratung — Wischnewski (SPD) . . . . . . 5283 A Dr. Kopf (CDU/CSU) . . . . . . 5285 A Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses über den Entwurf einer Entscheidung des Rats der EWG über die Assoziation der überseeischen Länder und Gebiete mit der Gemeinschaft (Drucksachen IV/1710, IV/1930) Metzger (SPD) . . . . . . . 5286 C Nächste Sitzung 5288 D Anlagen 5289 115. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 21. 2. Dr. Dr. h. c. Baade 19. 2. Bauer (Wasserburg) 21. 2. Birkelbach 22. 2. Fürst von Bismarck 22. 2. Dr. Böhm (Frankfurt) 21. 2. Dr. von Brentano 21. 3. Brünen 21. 2. Dr. Dörinkel 22. 2. Ehren 22. 2. Even (Köln) 29. 2. Faller * 19. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 21. 2. Dr. Furler * 21. 2. Gaßmann 22. 2. Gedat 21. 2. Frau Geisendörfer 22. 2. Gibbert 21. 2. Haage (München) 21. 2. Dr. von Haniel-Niethammer 21. 2. Dr. Harm (Hamburg) 26. 3. Hauffe 15. 3. Höhne 21. 2. Hörauf 1. 3. Kemmer 19. 2. Könen (Düsseldorf) 21. 2. Kraus 22. 2. Mattik 21. 2. Mauk * 21. 2. Missbach 21. 2. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15. 3. Müller (Remscheid) 19. 2. Müser 21. 2. Dr.-Ing. Philipp 21. 2. Rademacher * 19. 2. Ruland 21. 3. Scheppmann 19. 2. Schlick 21. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 21. 2. Seidl (München) 21. 2. Spitzmüller 21. 2. Dr. Starke 19. 2. Strauß 19. 2. Theis 29. 2. Verhoeven 21. 2. Dr. Vogel 22. 2. Weber (Georgenau) 21. 2. Wegener 29. 2. Weinzierl 22. 2. Wellmann 22. 2. Frau Welter (Aachen) 29. 2. Dr. Wuermeling 22. 2. Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich b) Urlaubsanträge Dr. Imle 29. 2. Lenz (Bremerhaven) 15. 3. Dr. Löhr 20. 3. Schulhoff 29. 2. Anlage 2 Schriftliche Ausführungen der Abgeordneten Frau Dr. Pannhoff zu dem Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Die Agrardebatte des Deutschen Bundestages zum Grünen Plan 1964 darf nicht vorübergehen ohne eine Berichterstattung über die Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft, ohne eine zusammenfassende Darlegung des Erfolges jener im Grünen Plan festgelegten Maßnahmen, die der Gesunderhaltung und Arbeitsentlastung unserer Bäuerinnen dienen. Als im Jahre 1961 auf Antrag der CDU/ CSU Fraktion und unter Zustimmung des gesamten Hohen Hauses diese Haushaltposition beschlossen wurde, freute ich mich über diesen Beschluß, der Zuschüsse für Warmwasserversorgungs- und zentrale Heizungsanlagen in bäuerlichen Wohnhäusern festlegte. Wir waren uns einig darüber, daß .wir die Bäuerinnen aus gesundheitlichen und sozialhygienischen Gründen von ihrer körperlich schweren und zeitlich langdauernden Arbeit entlasten mußten. Wir konnten aber damals nicht mit Sicherheit voraussagen, ob der Weg, den meine Fraktion zu gehen vorschlug, richtig ist. Heute kann ich erstmalig und mit großer Freude dem Hohen Hause mitteilen, daß der Weg richtig ist. Das beweisen die Erfolgsstatistiken des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Berichte der Landwirtschaftslehrerinnen, die als Beraterinnen für unsere Bäuerinnen zur Verfügung stehen, sowie Dankschreiben der Bäuerinnen. Das, was die Aktion 1961 ankündigte, haben Ergebnis und Resonanz des Jahres 1962 bestätigt: Die Landbevölkerung hat von diesen Hilfen weitgehend Gebrauch gemacht. Industrie und Handwerk haben sich auf die Produktion und die Installierung der Geräte eingestellt, und die ländlich-hauswirtschaftliche Beratung, unterstützt durch versierte Kräfte der Energieverbände, hat sich der ihr zukommenden Aufgabe mit größtem Einsatz und Erfolg angenommen. Nach dem zweiten Jahr der Bereitstellung von Bundesmitteln für die Einrichtung von Warmwasserversorgungs- und zentralen Heizungsanlagen kann daher mit Fug und Recht behauptet werden: Die Maßnahme hat sich nicht nur eingespielt, sondern auch bewährt! Die finanziellen Kalkulationen und die technischen Planungen wurden mit mehr Wissen, aber auch mit gründlicherer und längerer Überlegung durchgeführt, so daß gute Lösungen entstanden, die die bäuerliche Familie in 5290 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 jeder Hinsicht zufriedenstellten. Ein Rechenschaftsbericht der Bundesregierung über das Ergebnis der Aktion 1962 liegt vor und gibt sehr interessante Aufschlüsse, sowohl über die Inanspruchnahme der Mittel in den einzelnen Ländern der Bundesrepublik als auch über die Zahl der Heizungsanlagen und die Heizsysteme, die in den einzelnen Ländern gewählt wurden, über die Energiearten, die Verwendung fanden in Nordrhein-Westfalen z. B. anders wie in Bayern oder Baden-Württemberg. Insgesamt haben im Jahr 1962 27 674 Betriebe mit Hilfe öffentlicher Mittel eine Warmwasserversorgungsanlage installiert. Als die Aktion 1961 anlief, waren es 17 179 bäuerliche Betriebe. Eine klare Übersicht über das Ergebnis aus dem Rechnungsjahr 1963 kann noch nicht erstellt werden. Aber aus den gegebenen Zuschußquoten läßt sich errechnen, daß weitere 27 500 Anlagen im Rechnungsjahre 1963 installiert worden sind. Insgesamt gesehen haben voraussichtlich in den drei Jahren 77 000 Betriebe die Bundesmittel zur Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft in Anspruch genommen. An dieser Stelle muß gesagt werden, daß diese Maßnahmen der Bundesregierung nach den Berichten der Landwirtschaftslehrerinnen und denen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie der Länderministerien eine Welle von Umbauten und Modernisierungen im Haushalt der bäuerlichen Wohnhäuser in Bewegung gesetzt haben. Die Durchführung dieser Umbauten wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht die Länderregierungen die Maßnahmen der Bundesregierung wirksam unterstützt hätten. Das ist nicht überall in gleichem Umfange geschehen. Aus meinem eigenen Heimatland Nordrhein-Westfalen kann ich berichten, daß die Landesregierung in Düsseldorf durch ihre gezielten Kreditmaßnahmen die Förderungsmaßnahmen des Bundes erheblich ausgeweitet und intensiviert hat. Sie hat die Zuschußmittel des Bundes, die ihr zuflossen, durch Kreditmittel des Landes für die Errichtung von Warmwasser- und zentralen Beheizungsanlagen verstärkt, darüber hinaus aber auch Mittel für die Beschaffung von hygienisch einwandfreien Fußböden, für die Schaffung von arbeitswirtschaftlich zweckmäßigen Arbeitsplätzen „Kochen" und „Spülen", für die Einrichtung von Duschen, Bädern sowie von hygienisch einwandfreien Toiletten und für die Beschaffung einer ausreichenden Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung für Betriebe in Einzelhoflage zur Verfügung gestellt. Alle diese Darlehen können von bäuerlichen Familienbetrieben in Anspruch genommen werden, deren Inhaber hauptberuflich Landwirt ist und in denen ausschließlich oder überwiegend familieneigene Arbeitskräfte tätig sind. Ich würde mich sehr freuen, wenn das, was ich über Nordrhein-Westfalen berichten kann, in den übrigen Bundesländern in gleichem Maße, vielleicht sogar noch ausgeweitet und verstärkt ebenfalls durchgeführt würde. Denn alles geschieht im Interesse unserer schwerarbeitenden Bäuerinnen, deren Belastung bis an die Grenze des noch gesundheitlich und volkswirtschaftich zu Verantwortenden geht. Und jede fünfte unserer erwerbstätigen Frauen in der Bundesrepublik ist eine Bäuerin, dazu in den meisten Fällen mit Kindern unter 18 Jahren. Wenn bisher die Bundesmittel in manchen Ländern nicht ausreichend abgeflossen sind, wird das seinen Grund darin haben, daß die Finanzierung des Gesamtvorhabens nicht gesichert war. Denn es ist im allgemeinen nicht damit getan, daß die zentrale Beheizungs- oder Warmwasserversorgung gefördert werden kann. Beim Überdenken der Einbauten ergeben sich zwangsläufig weitere Ausgaben, die zu baulichen Veränderungen führen, wenn man dir Wege in Haushalt und Stallung abkürzen will oder die Fußböden in einen hygienisch einwandfreien und auch arbeitswirtschaftlich vernünftigen Zustand versetzen muß. Das Wesentliche scheint mir darin zu liegen, daß die Männer als Betriebsleiter die Arbeit der Landfrau richtig anerkennen und besser bewerten, damit auch in diesem Arbeitsbereich die Erleichterungen zum Zweck der Rationalisierung des gesamten ländlichen Betriebes geschaffen werden, die in Hof und Feld selbstverständlich geworden sind. Zinn Schluß muß ich dem Hohen Hause von einer Notwendigkeit Kenntnis geben: Nach den bis jetzt bestehenden Richtlinien des Bundesministeriums ist es den Bäuerinnen nicht möglich, in den Wintermonaten, in denen sie ausgerechnet Zeit für die Hauswirtschaft haben und in denen sie auch leichter als in den Sommermonaten Handwerker bekommen können, bauliche Maßnahmen durchzuführen. Entweder müssen die Richtlinien geändert werden, oder aber die Mittel im Bundesetat „Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft", Grüner Plan 1964 Kap. 10 02 Tit. 610, müssen übertragbar gemacht werden. Diese Möglichkeit besteht (Haushaltsgesetz 1964, § 2 Abs. 2). Wir werden bei den Beratungen im Ausschuß auf diese Notwendigkeit hinweisen, und ich hoffe, daß die Übertragbarkeit der Position einmütig beschlossen und der Beschluß als Empfehlung an den Haushaltsausschuß weitergeleitet wird. Anlage 3 Schriftliche Begründung des Abg. Seither für die Fraktion der SPD zu dem von der Fraktion der SPD gestellten Antrag betr. Struktur- und Preisenquete auf den Märkten land-und ernährungswirtschaftlicher Güter (Drucksache IV/1948). In diesem Antrag wird die Bundesregierung ersucht, eine Untersuchung durchführen zu lassen über die Struktur- und Preisverhältnisse auf den landwirtschaftlichen Märkten und den Ernährungsgütermärkten. Die Preise für Lebensmittel und für Erzeugnisse der Land- und Ernährungswirtschaft sind immer wieder Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen. Die Verbraucherpreise für Lebensmittel spielen bei den Ausgaben der unteren und mittleren Einkommensschichten eine entscheidende Rolle. Sie machen einen erheblichen Teil der Lebens- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 5291 haltungskosten aus. Da Lebensmittel fast täglich gekauft werden, spielt ihr Preis und ihre Preisgestaltung im öffentlichen Bewußtsein eine stärkere Rolle als Preise für gewerbliche Verbrauchs- und Gebrauchsgüter, die meist in größeren Zeitabständen angeschafft werden. Auch die Landwirtschaft betrachtet aufmerksam die Entwicklung der Verbraucherpreise. Sie fragt immer wieder, ob ihr Anteil am Endverbraucherpreis nicht verbessert werden kann. Je mehr die Belieferung des Verbrauchers mit Lebensmitteln ab Hof zurückgeht, desto mehr bestimmen die Spannen für Bearbeitung, Verarbeitung und Handel den Erzeugerpreis für landwirtschaftliche Güter. Aus dieser Erkenntnis hat die Landwirtschaft im Rahmen ihrer Selbsthilfeeinrichtungen Wege für die Vermarktung ihrer Produktion gesucht. Der Grüne Bericht 1964 enthält zum ersten Mal auf Seiten 14 bis 15 Berechnungen über die Höhe des Anteils der Landwirtschaft an den Ausgaben der Verbraucher für Nahrungsmittel. Bei Anerkennung aller Vorbehalte, die bei einer derartigen Berechnung zu machen sind, zeigen die Darstellungen, daß erstens die Spannen zwischen Erzeugerpreis und Endverbraucherpreis von Produkt zu Produkt sehr verschieden sind und daß zweitens der Anteil der Landwirtschaft an den Ausgaben der Verbraucher in der Tendenz absinkt. Das ist eine Erscheinung, die auch in anderen Ländern sich feststellen läßt. Die wesentliche Begründung hierfür sind die höheren Kosten für Dienstleistungen. Weiter zeigt der Grüne Bericht, daß bei steigendem Einkommen die Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel nicht in gleichem Maße wachsen und die Verkaufserlöse der Landwirtschaft weiter zurückbleiben. Diese Feststellungen werden bei der Preispolitik für agrarische Güter in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Die Frage ist, ob es Möglichkeiten gibt, die Einkommenssituation der Landwirtschaft zu verbessern, ohne den Verbraucher zusätzlich zu belasten. Es ist zu fragen, ob der immer länger werdende Weg vom Erzeuger zum Verbraucher möglichst rationell gestaltet und die Gesamtheit der Spannen auf das notwendige Minimum verringert werden kann. Der Grüne Bericht 1964 zeigt, daß die Verkaufserlöse der Landwirtschaft 1950/1951 noch 64 % am Endpreis ausmachten. Dieser Anteil ist bereits 1962/1963 auf 54 % gesunken. 46% liegen also in Deutschland zwischen Erzeugerpreis und Endverbrauchspreis, während nach Angabe von Herrn Dr. Sonnemann, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, in Schweden beispielsweise die Differenz nur 26% beträgt. Wenn auch die Gegenüberstellung keine volle vergleichbare Aussagekraft besitzt, so bleibt doch die Frage offen, ob Möglichkeiten bestehen, im Interesse der Landwirtschaft und der Konsumenten mit den Mitteln der Wirtschaftspolitik und der Agrarpolitik in den Bereich der Dienstleistungen einzuwirken, zumal es sich hier um Größenordnungen handelt, die über 30 Milliarden DM liegen. Ziel des von uns vorgelegten Antrages ist es, die Diskussion über die Vermarktungskosten landwirtschaftlicher Produkte zu versachlichen und Grundlagen für agrarpolitische und wirtschaftspolitische Maßnahmen zu gewinnen. Die im Rahmen des Grünen Planes veranschlagten Mittel für die horizontale und vertikale Verbundwirtschaft werden in diesem Jahr verstärkt zur Verfügung stehen. Bei der Wichtigkeit der Aufgabe muß bedauert werden, daß die Richtlinien besonders für die mehrstufige Verbundwirtschaft mit einer Ausnahme nach einem Jahr noch nicht bekannt sind. Wir betrachten dieses Versäumnis als einen Mangel der deutschen Agrarpolitik. Auch die Rede des Herrn Ministers Schwarz zu dieser Frage beweist, daß eine klare Konzeption nicht vorhanden ist. Wir wissen, daß Wirtschaftsinstitute auf einzelnen Gebieten an der Durchleuchtung der Agrarmärkte arbeiten und bei einzelnen Produkten auch die Preisbildung vom Erzeuger bis zum Endverbraucher untersucht haben. Mit diesem Antrag- soll die Bundesregierung veranlaßt werden, umfassende Untersuchungen über diese Probleme anzustellen und zu einem Schwerpunktprogramm zu kommen. Die Integration innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und die wachsenden Kosten, die auf die deutsche Landwirtschaft im Rahmen der Entwicklung zukommen, machen eine Lösung der Probleme noch dringlicher. Ich bitte deshalb, den Antrag Drucksache IV/1948 zur Federführung dem Ernährungsausschuß und zur Mitberatung dem Wirtschaftsausschuß zu überweisen. Anlage 4 Umdruck 392 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, zur Förderung des Einsatzes von Betriebshelfern und -helferinnen im neu zu errichtenden Teil IV des Grünen Planes 1964 erstmals 1 Mio DM bereitzustellen. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 5 Umdruck 391 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß in 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Rahmen des Teil I des Grünen Planes „Verbesserung der Agrarstruktur und der landwirtschaftlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse" einen Fonds 5292 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 zu errichten, aus dem folgende Ausgaben finanziert werden: a) Verbilligung von Darlehen zur außerlandwirtschaftlichen Existenzgründung bei Abgabe (Verkauf und/oder Verpachtung) landwirtschaftlicher Kleinbetriebe und Grundstücke zur Agrarstrukturverbesserung, b) Umschulungsbeihilfen für ausscheidende Betriebsleiter und nachgeborene Bauernsöhne, c) zusätzliches Altersgeld für ältere Landwirte, die ihre Betriebe der Agrarstrukturverbesserung zur Verfügung stellen und aus dem Erwerbsleben ausscheiden, d) Einkommensbeihilfen an Bauern, deren Anwesenheit und Arbeit in bestimmten Regionen aus landeskulturellen Gründen trotz unzureichender wirtschaftlicher Ergebnisse erforderlich ist. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 6 Umdruck 388 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, aus dem Teil I des Grünen Planes 1964 „Verbesserung der Agrarstruktur und der landwirtschaftlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse" die Maßnahmen unter Nr. 8 und 9 betr. Förderung der landwirtschaftlichen Altershilfe und Unfallversicherung herauszunehmen und sie in einen neu zu schaffenden Teil IV des Grünen Planes „Sozialmaßnahmen für die landwirtschaftliche Bevölkerung" zu übertragen. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 7 Umdruck 386 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, als Investitionshilfe für landwirtschaftliche Betriebe ein Konsolidierungs- und Zinsverbilligungsprogramm vorzulegen, das alle Betriebe mit ordnungsgemäßer Betriebsführung einschließt, die bei einer 2%igen Amortisation und 3%igen Zinsleistung aller ihrer Verbindlichkeiten noch im Rahmen der „tragbaren Belastung" bleiben, wie sie bei agrarstrukturellen Maßnahmen in den Ländern festgesetzt wird. Bonn, den 14. Februar 1964 Zoglmann und Fraktion Anlage 8 Umdruck 387 Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß n§,§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Bundeshaushalt, Einzelplan 10, Kapitel 10 02 bei den nachfolgenden Titeln den Klammerzusatz („Grüner Plan") zu streichen: 572 Förderung der Flurbereinigung 573 Aufstockung und Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe sowie besondere agrarstrukturelle Maßnahmen 574 Ausbau der Wirtschaftswege 576 Ländliche Wasserversorgung, Kanalisation, Abwässerbeseitigung und -verwertung 610 Zuschüsse zur Förderung der bäuerlichen Hauswirtschaft 965 Seßhaftmachung von verheirateten Landarbeitern, 2. alle agrarstrukturellen Maßnahmen in einem Vierjahresplan auszuweisen, der einen kontinuierlichen Ablauf dieser Vorhaben auf längere Sichtgewährleistet. Bonn, den 14. Februar 1964 Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 9 Umdruck 395 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, FDP zur Beratung des Berichtes der Bundesregierung über ,die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im 'Haushaltsplan 1964 — Einzelplan 10 — bei Darlehen zur Aussiedlung, zur Aufstockung und zur Althofsanierung die Zinsen von 3 % auf 1 % zu senken; 2. den Gesamtansatz für Zuschüsse und Darlehen für den Wirtschaftswegebau zu erhöhen und den Zinssatz für die Darlehen auf 1 '% zu senken. Bonn, den 19. Februar 1964 Struve und Fraktion Schultz und Fraktion Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 5293 Anlage 10 Umdruck 393 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestage wolle beschließen: Der Bundestag nimmt die Erklärung der Bundesregierung und den Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß den Bestimmungen des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis und stellt mit Befriedigung eine Verbesserung der Lage gegenüber dem vorhergehenden Wirtschaftsjahr fest, die sich im laufenden Wirtschaftsjahr fortsetzen dürfte. Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, daß der Einkommensabstand der Landwirtschaft zur übrigen Wirtschaft am Ende des Wirtschaftsjahres infolge der schnellen Entwicklung des Einkommens in der gewerblichen Wirtschaft und der Kostensteigerung im landwirtschaftlichen Bereich noch nicht einmal wieder den Stand der Jahre 1957/58 bis 1960/61 erreicht hat und noch 29 v. H. beträgt. Der Bundestag stimmt dem Grünen Plan 1964 im Grundsatz zu und spricht die Erwartung aus, daß — die Beibehaltung des deutschen Getreidepreisniveaus in der EWG als selbstverständlich vorausgesetzt — die Bundesregierung die Fortsetzung der erfolgreich begonnenen Maßnahmen sicherstellt, damit nicht die sich anbahnende Verbesserung der Lage in der Landwirtschaft erneut beeinträchtigt wird. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, mit ihren Förderungsmaßnahmen die sich überall regende Selbsthilfe zu unterstützen, damit moderne Erfassungs- und Absatzeinrichtungen den Erfordernissen der Märkte mengen- und qualitätsmäßig gewachsen sind. Dabei wird sich eine Zusammenarbeit aller Marktbeteiligten als notwendig erweisen. Diese Einrichtungen müssen insbesondere im Gemeinsamen Markt den Einrichtungen unserer Partnerländer und außerdem denen der Drittländer ebenbürtig sein, damit die deutsche Landwirtschaft ihren Marktanteil auch in einem wachsenden Markt halten kann. In gleicher Weise muß die Bundesregierung ihre Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur im Rahmen regionaler Entwicklungsprogramme zur Hebung der Wettbewerbsfähigkeit im Gemeinsamen Markt beschleunigen und verstärken. Es ist erforderlich, die gegenwärtig geltenden Richtlinien den veränderten Bedingungen anzupassen. Entgegen diesen geltenden Richtlinien soll für diese Förderungsmaßnahmen nicht die finanzielle Lage des Eigentümers, sondern die Schaffung und Festigung lebensfähiger Betriebe entscheidend sein. Besondere Berücksichtigung haben dabei wie bisher die benachteiligten und zurückgebliebenen Gebiete zu finden. Das 1963 verstärkt angelaufene Zinsverbilligungsprogramm einschließlich der Konsolidierungsmaßnahmen ist im Hinblick auf die für die Umstellung und Anpassung notwendigen Investitionen und die dafür erforderlichen Kredite in der praktischen Anwendung zu verbessern und auszubauen, da es sich als wirksam erwiesen hat, und damit alle technischen und betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten für eine gesunde Entwicklung unserer landwirtschaftlichen Betriebe ausgeschöpft werden können. Die Beihilfen zur Qualitätsverbesserung der Milch sind in Hinsicht auf die Kostenentwicklung der Milcherzeugung und zur Erhaltung des Milchviehbestandes als Grundlage der Rindfleischversorgung aufrechtzuerhalten. Die Bundesregierung bleibt aufgefordert, ihre Maßnahmen auf dem Gebiet der Sozialpolitik zugunsten der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung fortzuentwickeln und an die anderen Lebensbereiche unter Beachtung der besonderen Verhältnisse in der Landwirtschaft anzupassen. Diese Maßnahmen sollten im Grünen Plan des kommenden Jahres in einem besonderen Kapitel ausgewiesen werden. Bonn, den 19. Februar 1964 Struve und Fraktion Schultz und Fraktion Anlage 11 Umdruck 389 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, f zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Grünen Bericht 1964 sowie die Erklärung der Bundesregierung über die von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen zur Kenntnis genommen. Infolge der besseren Ernte im Wirtschaftsjahr 1962/63 ist der Einkommensabstand zur gewerblichen Wirtschaft geringer geworden. Aber trotz der beachtlichen Steigerung der landwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität und der großen finanziellen Hilfen durch Bund und Länder ist es der gegenwärtigen Agrarpolitik nicht gelungen, dein Auftrag des Landwirtschaftsgesetzes zu entsprechen. Der Bundestag bedauert, daß die Bundesregierung angesichts des Eintritts der EWG in die zweite Hälfte der Übergangszeit und der fortschreitenden Entwicklung des Gemeinsamen Marktes eine Überprüfung ihrer Agrarpolitik immer noch nicht für erforderlich hält. Er bedauert, daß die Bundesregierung den Notwendigkeiten der Gegenwart angepaßte Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft, insbesondere in den Bereichen der Sozial-, Kredit- und Marktstrukturpolitik, wie sie in den Entschließungen des Bundestages vom 31. Januar 1962 und 9. Mai 1963 gefordert wurden, noch nicht vorgelegt hat. In Anbetracht dieser Lage ersucht der Bundestag die Bundesregierung erneut, unverzüglich eine Be- 5294 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Februar 1964 standsaufnahme der dringend erforderlichen Anpassungsmaßnahmen vorzunehmen und ihm entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 12 Umdruck 390 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/ 1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Grünen Plan 1964 Teil II Nr. 1 den Ansatz für a) Gemeinschaftsmaschinen um 3 Mio DM auf 15 Mio DM, und b) technische Anlagen, insbesondere in Futterbaubetrieben, um 2 Mio DM auf 20 Mio DM zu erhöhen. Bonn, den 18. Februar 1964 Erler und Fraktion Anlage 13 Umdruck 394 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen IV/1860, zu IV/1860). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Rahmen des Grünen Plans die Richtlinien für den 3%igen Hofkredit dahingehend zu ergänzen, daß für langfristige Investitionen, vor allem für Bauten, die Zinsverbilligung für 30 Jahre gewährt wird; 2. die Richtlinien für Konsolidierungskredite dahingehend zu ändern, daß die Hektar-Belastung durch die Zins- und Tilgungsbeträge eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe gewährleistet. Bonn, den 19. Februar 1964 Struve und Fraktion Anlage 14 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt vom 13. Februar 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Leicht (Drucksache IV/1884 Fragen XI/8 und XI/9) : Wie ist der Stand der Vorarbeiten zum neuen deutschen Weingesetz? Der Referentenentwurf des neuen deutschen Weingesetzes ist fertiggestellt. Er wird in einigen Tagen den zuständigen Ressorts in Bund und Ländern und dem Weinbeirat zugeleitet werden. Wird die Bundesregierung den Entwurf des neuen deutschen Weingesetzes so rechtzeitig dem Bundestag vorlegen, daß er noch im Laufe dieser Legislaturperiode behandelt und verabschiedet werden kann? Wenn die zu beteiligenden Stellen keine grundlegenden Änderungen vorschlagen, wird der Gesetzentwurf vor den diesjährigen Parlamentsferien den gesetzgebenden Körperschaften zugeleitet werden. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Höcherl vom 12. Februar 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Kaffka (Drucksache IV/1887 Frage I): Hat die Bundesregierung die in der Fragestunde vom 14. November 1963 von Staatssekretär Dr. Carstens zugesagte Überprüfung einer möglichen Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vorgenommen? Die Überprüfung hat folgendes ergeben: Zum Schutze der deutschen Frauen, die mit Moslems verheiratet sind und in arabischen Ländern leben, ist eine Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes nicht erforderlich. Seit dem 1. April 1953 verliert eine deutsche Frau durch Eheschließung mit einem Ausländer nicht mehr die deutsche Staatsangehörigkeit. Es ist dabei unerheblich, ob sie automatisch durch die Eheschließung zusätzlich die Staatsangehörigkeit ihres Ehemannes nach den Gesetzen seines Heimatstaates erwirbt. Nur wenn dieser Erwerb auf besonderen Antrag der im Ausland lebenden deutschen Frau erfolgt, verliert sie dadurch die deutsche Staatsangehörigkeit. Wegen dieser nachteiligen Folge raten alle dafür in Betracht kommenden deutschen Stellen den deutschen Frauen, die einen Moslem heiraten wollen, von einem solchen Antrag ab. Erweist sich aber für die Frau der Erwerb der Staatsangehörigkeit des Ehemannes unter dem Druck der besonderen Verhältnisse als unvermeidlich, so besteht die Möglichkeit, der deutschen Frau vor Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit die Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit zu genehmigen. Von den deutschen Staatsangehörigkeitsbehörden wird bei der Entscheidung über solche Beibehaltungsanträge die besondere Schutzbedürftigkeit deutscher Frauen in mohammedanischen Ländern wohlwollend berücksichtigt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Josef Ertl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach dieser Fasten- und Bußpredigt nehme ich an, daß unser Herr Bundesminister eingehende Gewissenserforschung betreibt. Wir werden bei der Beantwortung der Großen Anfragen der Koalitionsfraktionen Gelegenheit haben, den Dialog auf diesem Gebiet fortzusetzen, und wir wünschen es auch.

    (Zurufe von der SPD: Hoffentlich!)

    Insoweit fassen wir den Beitrag des Kollegen Schmidt als einen ausgesprochen konstruktiven Beitrag auf. Ich selbst werde mich an das Thema halten: an die Aussprache über den Grünen Bericht und den Grünen Plan.



    Ertl
    Der Grüne Bericht 1964 beinhaltet eine ausgezeichnete Dokumentation. Namens meiner Fraktion möchte ich all denen danken, die an diesem großen Werk beteiligt sind in den Behörden, aber auch draußen in den 8000 Testbetrieben. Wir möchten auch dem Herrn Minister und seinem Staatssekretär für die Arbeit danken. Wir hoffen, daß in guter, loyaler Zusammenarbeit auch in der Zukunft erfolgreich und konstruktiv Agrarpolitik getrieben wird zum Wohle unserer Landwirtschaft und unseres gesamten Volkes.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die deutsche Landwirtschaft befindet sich inmitten eines Wandlungsprozesses, einer großen Wende. Diese Wende ist bedingt durch die rapide Industrialisierung in der Bundesrepublik mit all ihren Folgen auf allen Bereichen, in der Wirtschaft, im Sozialen, nicht zuletzt im Politischen. Sie ist weiterhin bedingt durch die Veränderung auf den internationalen Märkten und leider Gottes — wir beklagen es immer wieder — auch durch die besondere politische Situation und die daraus resultierenden Rücksichtnahmen, sei es gegenüber EWG-Partnern, sei es gegenüber anderen Handelspartnern.
    Aus dieser Situation ergibt sich immer wieder die Frage: Welchen Platz hat die deutsche Landwirtschaft im Rahmen unseres gesamten Volkes, im Rahmen unserer gesamten Wirtschaft? Dabei stellt sich in neuester Zeit ein sehr bemerkenswertes Ergebnis heraus. Die Bundesregierung ist verpflichtet, 60 Millionen DM zur Ermäßigung des Weltzuckerpreises auf den Inlandszuckerpreis und einen noch viel höheren Betrag als Verbrauchersubvention zur Verbilligung von importiertem Mehl zu zahlen. Daraus ergibt sich eine sehr beachtliche Tatsache auch im Hinblick auf die Versorgung unserer Verbraucher. Ich meine, daraus muß die Folgerung gezogen werden, daß wir die Produktion unserer Landwirtschaft für die Zukunft erhalten und sichern müssen. Wir können es uns aus politischen Gründen und im Hinblick auf eine laufende und gesicherte Versorgung unserer Verbraucher gar nicht leisten, eine weitgehende Einschränkung der heimischen Produktion zu betreiben.
    Lassen Sie mich noch einmal darauf hinweisen, daß wir aus den dargelegten Gründen und auch wegen der gesellschaftspolitischen Bedeutung und der sozialen Aufgabe des freien Bauerntums die deutsche Landwirtschaft nicht nur um ihrer selbst willen, sondern für unser ganzes Volk brauchen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Der Grüne Bericht 1964 steht natürlich im Schatten der Verhandlungen über den Gemeinsamen Markt. Ich habe auch für meine Fraktion dem Herrn Minister und insbesondere auch Herrn Staatssekretär Hüttebräuker für ihren Einsatz in Brüssel zu danken. Wir wissen, es ist nicht leicht, dort zu verhandeln. Vielleicht ist in der Vergangenheit manchmal zu oft ja gesagt worden. Nun gilt es eben, die deutsche Position zu verteidigen. Wir haben aber das Gefühl, daß zumindest in den letzten Jahren versucht worden ist — und auch mit Erfolg versucht worden ist —, dort das Bestmögliche herauszuhandeln. Ich freue mich, daß auch auf diesem Sektor allmählich anscheinend eine Gemeinsamkeit in den Fraktionen zutage tritt, ich möchte sagen: im Sinne der alten FDP-Agrarpolitik. Wir haben ein reines Gewissen, wenn wir an die Unterzeichnung der Verträge denken. Dort hinten sitzt mein Kollege Margulies. Ich würde so manchem Kollegen von den anderen Fraktionen raten, seine Rede zur Unterzeichnung des Vertrages einmal nachzulesen. Wir haben darauf hingewiesen, was alles mit diesem Vertrag, mit all seiner Problematik und all seinen Gefahren auf uns zukommt. Wir begrüßen deshalb die Annäherung der Auffassungen, und wir hoffen, daß wir sogar gemeinsam mit der Opposition die Regierung noch mehr in ihrem Willen stärken können, in Brüssel die deutsche Position im Sinne einer gesicherten Erhaltung unserer heimischen Landwirtschaft im Höchstmaß zu verteidigen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir haben eine gewisse Sorge. Ich zitiere, Herr Minister, die letzte Ausgabe des VWD, wo es u. a. heißt:
    Die Bundesrepublik hat bereits im Dezember erklärt, daß sie dem Mansholt-Plan sehr aufgeschlossen gegenüberstehe und an der baldigen Einführung eines gemeinsamen Getreidepreises interessiert sei. Gleichzeitig wurde aber im Sonderausschuß die Möglichkeit, für 1964/65 zu einer Preisangleichung zu kommen, in Frage gestellt.
    Ich frage Sie, ob diese Meldung zutrifft. Ich nehme an, Sie werden uns am Schluß der Debatte darüber Auskunft geben.
    Wir werden auch bei der Behandlung der Großen Anfrage auf diese Dinge zurückkommen. Wir sind in diesen Fragen ganz ehrlich. Natürlich würde das Ernährungsressort unseren Standpunkt noch viel härter vertreten; aber es fehlt eben leider Gottes immer noch etwas an der Koordinierung, an einer Gesamtlinie. Hier widersprechen sich vielleicht die Interessenlagen der einzelnen Ressorts, vielleicht auch aus der Situation der Verbände heraus — ich möchte nicht wissen, was heute im Deutschen Industrie- und Handelstag beschlossen wird — und so weiter und so fort; und da kommen einfach die verschiedenen Spekulationen.
    Für uns Freie Demokraten ist das Wesentliche einer konstruktiven Agrarpolitik die Einordnung in eine dynamische Volkswirtschaft, wobei wir voraussetzen, daß dem durchschnittlichen Betrieb auf lange Sicht das Einkommen über kostendeckende Preise ermöglicht wird. Mit der Steigerung von Erträgen und dem daraus resultierenden Einkommenszuwachs läßt sich bei den naturbedingten Produktionsgrundlagen der Landwirtschaft das Disparitätsproblem nicht lösen.
    Um so erfreulicher ist es, daß insbesondere auf dem Veredelungssektor seit einem Dreivierteljahr infolge der guten Absatzverhältnisse in Europa eine merkbare Verbesserung der Erzeugerpreise eingetreten ist. Diese Entwicklung sollten wir auf alle Fälle beibehalten und festigen. Dabei wird immer



    Ertl
    wieder der Versuch gemacht, der Landwirtschaft die Schuld für die allgemein nach oben treibende LohnPreis-Spirale zuzuschieben. Der Grüne Bericht 1964 gibt in seiner ausführlichen Darstellung über den Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel sehr klar Auskunft darüber, daß die Erzeugerpreise der Landwirtschaft in keiner Weise identisch mit den Ausgaben für Lebensmittel sind. So ist in den letzten zehn Jahren der prozentuale Anteil der Erzeugerpreise an den Lebensmittelpreisen laufend zurückgegangen. Er beträgt z. B. bei Getreide heute nur noch 30%, bei Schlachtvieh und Fleischwaren 56%. Der geringe Anteil des Erzeugerpreises bei Brotgetreideerzeugnissen widerlegt von selber den irrtümlichen Glauben, daß eine Senkung des deutschen Getreidepreises im Zuge der Harmonisierung des europäischen Agrarmarktes in irgendeiner Form den Verbrauchern zugute kommen würde.
    Im übrigen liegt gerade in dem Problem des Anteils der Erzeugerpreise an den Nahrungsmittelpreisen einer der Herde der ständigen Fehldiagnosen über die Gestaltung der Erzeugerpreise in der Landwirtschaft. So konnte das Ifo-Institut in einer Veröffentlichung vom 14. Februar 1964 feststellen, daß in den sechs Jahren vor der ersten EWG-Marktordnung die Agrarpreise recht stabil blieben, aber die Nahrungsmittelpreise laufend stiegen. Das IfoInstitut begründet diese Tendenz damit, daß im Zuge der Arbeitsteilung die Landwirtschaft ständig Handels- und Verarbeitungsstufen an andere Wirtschaftszweige abgibt, der Verbraucher immer höhere Ansprüche in Richtung auf bearbeitete Nahrungsmittel stellt und somit selber nach immer neuen Vermarktungsstufen verlangt. Es ist nicht richtig, der Landwirtschaft einen Vorwurf — dieser Versuch wird immer wieder gemacht — wegen der Erhöhung der Lebenshaltungskosten zu machen. Trotz der gestiegenen Nahrungsmittelpreise und der wesentlich gesteigerten Ansprüche hinsichtlich hochwertiger und teurer Lebensmittel — siehe Kotelett, Südfrüchte und dergleichen — ist der prozentuale Anteil für Lebensmittelausgaben, die eine Normalfamilie zu leisten hat, von 50% vor zehn Jahren auf zirka 37 % im Jahre 1964 zurückgegangen.
    Nachdem gerade in dieser Frage ständig Mißverständnisse auftauchen — ich erinnere insbesondere an die Problematik der Erhöhung des Trinkmilchpreises mit den ganzen, leider Gottes zum Teil immer wieder bewußt aufgeputschten falschen Darstellungen —, erscheint es uns dringend notwendig, alles zu tun, um die gesamte Bevölkerung über die Lage unserer Landwirtschaft und auch über die Probleme der Gestaltung der Erzeugerpreise wie der Lebensmittelpreise sachkundig aufzuklären. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung einer Deutschen Anstalt für Agrarwerbung, den meine Fraktion bereits in der letzten Legislaturperiode eingebracht hatte. Wir sind der Auffassung, daß in dieser Frage baldmöglichst konstruktive Vorschläge auch seitens der Bundesregierung vorgelegt werden sollten. Wir werden von uns aus auf den früheren Antrag zu gegebener Zeit zurückkommen.
    Eine große Besorgnis überkommt einen, wenn man die graphische Darstellung im Grünen Bericht über die Zusammensetzung der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft nach Altersgruppen sieht und sie mit der Zusammensetzung in den anderen Wirtschaftsbereichen vergleicht. Hier erkennt man ganz deutlich die Überalterung in der Landwirtschaft und insbesondere den Rückgang des Nachwuchses, auch bei den Frauen. Der Wandlungsprozeß in der Landwirtschaft ist natürlich eng mit dem Generationenproblem verbunden. Die wirtschaftliche Situation in den vergangenen Jahren hat in weiten Kreisen der Landwirtschaft das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und damit auch der Resignation hochkommen lassen. Daß daraus viele junge Menschen die Konsequenzen ziehen, ist selbstverständlich. Wir müssen uns daher gerade der Jugend auf dem Lande wie auch der Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse in den bäuerlichen Betrieben in besonderem Maße annehmen.
    Die Situation der Jugend auf dem Lande sollte einmal besonders geprüft werden. Kollegen aus meiner Fraktion werden diesbezüglich in Kürze eine Kleine Anfrage einreichen. Wir sind der Meinung, daß gerade das Bildungswesen auf dem Lande noch sehr reformbedürftig ist. Man wird mir sagen: Das ist nicht Angelegenheit des Bundes. Aber sehr viele Dinge tangieren auch die Förderungsmaßnahmen des Bundes, und der Bund kann sich bei dem Kernanliegen, nämlich dort. wo es um den Nachwuchs geht, nicht unter Berufung auf reine Verfassungsgrundsätze zurückziehen. Auf diesem Sektor ist keine Zeit mehr zu verlieren. Die geistige Aufrüstung des Dorfes ist notwendiger denn je.
    Die von mir eingangs dargestellte veränderte Situation, bedingt durch die allgemeine Entwicklung in der Wirtschaft und im Welthandel, aber auch durch die Umgestaltung der sozialen Situation in der Bundesrepublik, fordert gleichzeitig die Fortentwicklung der Agrarpolitik und der landwirtschaftlichen Förderungsmaßnahmen. Wir Freien Demokraten befürworten daher, gerade angesichts der Schwierigkeiten, die zweifelsohne auf die deutsche Landwirtschaft im Zuge der EWG, aber auch auf Grund der veränderten Weltmarktsituation auf uns zukommen, eine Fortentwicklung des Landwirtschaftsgesetzes. Wir werden auch in dieser Beziehung zu gegebener Zeit eigene Vorschläge unterbreiten, wobei wir nach wie vor den verpflichtenden Charakter des Landwirtschaftsgesetzes, die Verpflichtung zur Verbesserung der Einkommenslage und zur Beseitigung der Disparität, als wichtigstes Anliegen betrachten. In dieser Frage bedarf es keiner Diskussion darüber, in welcher Form der Einkommensausgleich durchgeführt werden soll, in welcher Form und in welchem Zusammenhang und Umfang die Förderungsmaßnahmen getroffen werden sollen. Als das Landwirtschaftsgesetz in die Diskussion kam, war man ganz klar bestrebt, eine Einkommensparität bzw. eine Preisparität zu erzielen.
    Ich möchte deshalb noch einmal das Memorandum in Erinnerung rufen, das einer Besprechung der Bundesregierung mit dem Deutschen Bauernverband im Februar 1951 zugrunde lag. Gestatten Sie mir,



    Ertl
    sehr verehrter Herr Präsident, daß ich daraus zitiere. Es hieß dort zu dem Problem der Parität:
    Schaffung eines rentablen Agrarpreisniveaus mit Hilfe eines Paritätspreissystems.
    Das Preisniveau muß in einem angemessenen Verhältnis zu demjenigen der übrigen Wirtschaft stehen. Es muß die Produktionskosten durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betriebe decken. Die Preise der landwirtschaftlichen Produkte sollen dem Landvolk einen Lebensstandard sichern, der dem der gewerblichen Wirtschaft entspricht.
    Unter den „Sofortmaßnahmen", die das Memorandum fordert, wird u. a. genannt:
    Heraufsetzung des Lohnes für die in der Landwirtschaft tätigen familieneigenen und fremden Arbeitskräfte. Voraussetzung dafür ist eine entsprechende Erhöhung der Einnahmen der Landwirtschaft; darum Schaffung eines dem Ausmaß dieser Lohnerhöhung entsprechenden Preisniveaus.
    Weiterhin möchte ich die damalige bekannte Rhöndorfer Zusage des verehrten Altbundeskanzlers Konrad Adenauer in Erinnerung rufen. Er sagte damals wörtlich:
    Das landwirtschaftliche Preisniveau, das weitgehend durch innerwirtschaftliche und handelspolitische Maßnahmen beeinflußt werden kann, muß meiner Überzeugung nach in einer Parität zu den übrigen Preisen der deutschen Wirtschaft gehalten werden, insbesondere auch zu den Löhnen und hier wiederum in erster Linie zu den landwirtschaftlichen Löhnen. Die Bundesregierung wird alle geeigneten Maßnahmen treffen, um eine Preisentwicklung zu sichern, die den tatsächlichen Erzeugungskosten entspricht.
    So wurde damals die Frage der Parität und damit auch die Ausgangsbasis des Landwirtschaftsgesetzes besprochen. Wir haben dem nichts mehr hinzuzufügen. Wir sind der Meinung, .daß naturgemäß im Vordergrund der Maßnahmen, die das Landwirtschaftsgesetzverpflichtend nach sich zieht, die Sicherung des Einkommens, und zwar des Vergleichseinkommens stehen muß.
    Der Strukturwandel auf lange Sicht zur Verbesserung der Produktivität im allgemeinen und der Rationalisierung unserer Landwirtschaft im Betrieb stellt eine der bedeutendsten Förderungsmaßnahmen des Bundes dar. Dabei ergibt sich von selbst die Frage: War der bisherige Weg in allem richtig? Das sei nicht als eine böswillige Kritik gemeint, sondern als Frage, ob es nicht notwendig ist, neue, vielleicht bessere, erfolgversprechendere, konstruktivere Wege zu suchen. Das ist das Wesen einer neuen Diskussion. Wer nicht den Mut hat, neue Wege zu beschreiten, hat auch nicht den Mut zur Besserung, hat auch nicht den Mut zum Fortschritt. Er bleibt letzten Endes hinter der Entwicklung zurück.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Sehr gut!)

    Die neue Entwicklung erfordert neue Maßnahmen, und so meinen wir, daß wir hier eine gewisse Bilanz ziehen müssen. Diese Bilanz lautet: Trotz erheblicher Aufwendungen im Rahmen der jährlichen Grünen Pläne konnte das Ziel des Landwirtschaftsgesetzes bis heute nicht erfüllt werden.
    Zweitens. Finanzielle Aufwendungen für die Grünen Pläne führen in der Öffentlichkeit häufig zu Mißverständnissen, vor allem auch deshalb, weil die Maßnahmen für die Verbesserung der Agrarstruktur immer wieder fälschlich als einkommenverbessernde Maßnahmen, oft sogar als echte Einkommenssubventionen aufgefaßt werden.
    Drittens. Das Problem der kleinbäuerlichen Betriebe ist bisher nicht gelöst. Insbesondere ist die Einbeziehung der Betriebe unter 10 ha in die allgemeine Marktstruktur bis heute nicht gelungen. Dieser Tatbestand, ergänzt durch die Notwendigkeiten infolge der rapiden Industrialisierung in der Bundesrepublik, aber auch durch die veränderten Marktsituationen — bedingt durch das Entstehen des europäischen Agrarmarktes — und darüber hinaus durch die Veränderung am Weltmarkt, erfordert stets neue Überlegungen, wie man zu besseren und erfolgversprechenderen Methoden kommen kann. Im Neuen soll dabei die Wirksamkeit besonders zur Geltung kommen. Auch in dieser Beziehung kann ich, glaube ich, aus den Referaten der Vorredner den Schluß ziehen, daß sich alle Fraktionen in dieser Frage im wesentlichen einig sind. Wenn gesagt worden ist, daß man nicht mit allem zufrieden sei, so ist nicht gesagt, daß dies nicht gut gemeint gewesen ist. Die bisherige Handhabung hat aber nun einmal Schwierigkeiten nach sich gezogen, und daher muß man versuchen, neue, bessere Wege zu finden.
    Betrachten wir die Bilanz des Grünen Berichts 1964, so können wir folgendes sagen. Bei einer nur oberflächlichen Auswertung des Vergleichseinkommens ließe sich der Schluß ziehen, wir litten unter einem Nord-Süd-Gefälle und auch unter einem Gefälle zwischen Klein- und Großbetrieben. Oder noch deutlicher gesagt: Lassen wir ruhig die Landwirtschaft in den marktfernen Gebieten langsam auslaufen! Beseitigen wir die Kleinbetriebe! Dann löst sich das Einkommensproblem von selbst.
    Weit gefehlt! Der aufmerksame Beobachter und aufmerksame Leser des Grünen Berichts wird feststellen können, daß gerade auch in den Kleinbetrieben erhebliche Reserven liegen und daß — wenn man die Flächenproduktivität betrachtet — diese Betriebe Großartiges geleistet haben, ja, daß sie sogar Spitzenleistungen erbringen.
    Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Förderung unserer kleinbäuerlichen Betriebe. Da das Problem der kleinbäuerlichen Betriebe immer wieder angesprochen wird, möchte ich hier einmal eine ganz klare Stellungnahme meiner Fraktion dazu wiedergeben. Diese Stellungnahme wurde am 22./23. Juli 1963 auf einer Tagung des Arbeitskreises V in Rottach-Egern ausgearbeitet. Meine Fraktion hat sich dabei auf folgende Formulierung festgelegt:
    5248 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 119. Februar 1964
    Ertl
    Die Agrarstruktur Westdeutschlands ist sowohl für die Entwicklung der Landwirtschaft als auch für die allgemeine volkswirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung. Die damit zusammenhängenden Probleme verlangen daher eine klare Stellungnahme. Die entscheidende Bedeutung der Agrarpreise für die Lage der Landwirtschaft wird durch vorstehende Feststellungen nicht eingeschränkt.

    (Vollerwerbs-betrieb ist das Leitbild der westdeutschen Agrarpolitik. Seine unterste Grenze ist entsprechend den Standortbedingungen und der Produktionsrichtung hinsichtlich der Flächen unterschiedlich. Maßgebend ist die mögliche Produktionsleistung des Betriebes. Der landwirtschaftliche Vollerwerbsbetrieb muß zwei Vollarbeitskräften ein angemessenes Einkommen gewährleisten. Unter gleichen Voraussetzungen muß die landwirtschaftliche Siedlung für Heimatvertriebene durchgeführt werden. Die vorhandenen großen und großbäuerlichen Betriebe haben eine Aufgabe für die agrartechnische Entwicklung und sollen im allgemeinen daher nicht mehr verkleinert und zahlenmäßig verringert werden. Aufgabe der agrarpolitischen Förderung der Betriebe, die dem Leitbild noch nicht entsprechen, ist deren Entwicklung zu Vollerwerbsbetrieben durch flächenmäßige oder innerbetriebliche Aufstockung. Soweit eine solche Entwicklung nicht möglich oder vom Betriebsinhaber nicht gewollt ist, ist das Ziel, durch besondere finanzielle Hilfen eine Umstellung der Betriebsinhaber auf einen anderen Erwerb unter Erhaltung des ländlichen Wohneigentums mit Garten und Acker für eine teilweise Selbstversorgung zu erreichen. Das hierbei frei werdende Land kann dann auf dem Wege der langfristigen vorfinanzierten Verpachtung, des Verkaufs oder der Verrentung zur Aufstockung anderer Betriebe und für Selbstversorgerstellen für Heimatvertriebene dienen. Die Flurbereinigung, Aussiedlung und Althofsanierung muß dieser dargelegten Zielsetzung für eine Agrarstrukturverbesserung entsprechen. Für die Erhaltung des Bauerntums in wirtschaftlich schwachen Gebieten, in denen eine Umstellung auf einen anderen Beruf nicht möglich ist, müssen regional besondere Maßnahmen durchgeführt werden. Eine besondere Rolle spielt das Arbeiter-Bauerntum in einzelnen Gebieten; seine Erhaltung und Förderung ist notwendig. Damit haben wir einen Rahmen abgesteckt, der eine konstruktive Behandlung in dem Komplex „Strukturverbesserung" ermöglicht. Ich möchte hier hinzufügen: Es wird in erster Linie darauf ankommen, den Ausbau der Verkehrswege auf dem Lande in Ergänzung der Strukturverbesserung zu forcieren. Zweitens möchte ich noch einmal die Förderung der Landabgabe, die Förderung des Baus von ländlichem Wohneigentum und die Verbesserung des ländlichen Bildungswesens, wie bereits betont, erwähnen. In diesem Zusammenhang lassen Sie mich noch einmal darauf hinweisen, daß im Rahmen der Strukturmaßnahmen die benachteiligten Gebiete, sei es in den Mittelgebirgslagen Schwarzwald, Odenwald oder im Bayerischen Wald oder in den reinen Gebirgsregionen, in den Bergbauerngebieten, einer speziellen Förderung bedürfen. Unter „spezieller Förderung" verstehe ich dabei nicht nur die Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur und zur Bekämpfung der von der Natur bedingten Nachteile, sondern vorwiegend auch Maßnahmen zur Erhaltung und Sicherung der Produktion dieser Betriebe. Das betrifft vor allen Dingen diejenigen Betriebe, die naturbedingt auf eine einseitige Produktion angewiesen sind. Es erscheint dringend notwendig, auch durch eine gewisse Marktteilung in Zukunft dafür Sorge zu tragen, daß jene Gebiete insbesondere die Veredelungswirtschaft erhalten können und andere Gebiete, seien es unsere hochintensiven Zuckerrübenbetriebe, seien es die Hackfruchtbaubetriebe, vielleicht die Mast übernehmen. Das sind Maßnahmen, die in anderen Ländern bereits in Angriff genommen worden sind. Ich denke z. B. an die gesetzliche Regelung für die Fleischmast, wie sie in Osterreich schon durch ein Gesetz über die Mastverträge eingeleitet wurde. Meine sehr verehrten Damen und Herren, gerade das Problem der Gliederung des ländlichen Raums muß besonders unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, daß wir in unserem Land künftig nicht eine Struktur einleiten wollen, die neben den Großstädten vernachlässigte ländliche Gebiete hat. — Ja, Herr Kollege Balkenhol! Ich bedanke mich. Gerade das Raumordnungsgesetz sollte den Rahmen für eine 'konstruktive Gliederung unseres Raums insgesamt schaffen. Der Arbeiter in der Industrie soll seinen Arbeitsplatz mit seinem Wohnsitz auf dem Lande in Zukunftbehalten können und nicht gezwungen werden, in die Ballungszentren abzuwandern. Politisch ist die Erhaltung einer gesunden und leistungsfähigen Landwirtschaft im Bereich der Zonengrenze von besonderer Bedeutung. Regionale Entwicklungsprogramme sind die Erfordernisse 'der Zeit, und wir hoffen, daß es der Bundesregierung gelingt, auf diesem Gebiet baldmöglichst zu einer konstruktiven Lösung in Verbindung mit den Ländern zu kommen. Der Agrarkredit ist unser Sorgenkind; meine beiden Vorredner haben schon darauf hingewiesen. Ich möchte es mir ersparen, hierzu in Einzelheiten Stellung zu nehmen. Wir Freien Demokraten sind der Auffassung — und unser Kollege Walter wird sie begründen —, daß die Maßnahmen auf dem Sektor des Agrarkredits in einem einheitlichen Investitionsprogramm zusammengefaßt werden müssen. Ertl — Das ist für uns nicht neu, aber für Sie neu, Herr Kollege Marquardt; denn wir haben einen ähnlichen Antrag bereits in der letzten Legislaturperiode in Form eines Investitionshilfegesetzes eingebracht. Wir freuen uns, wenn Sie einsichtig sind und sich der Begründung, die wir gegeben haben, anschließen. (Zuruf von der SPD: Eingebracht ja, wieso nicht verabschiedet?)


    (Abg. Balkenhol: Raumordnungsgesetz!)


    (Abg. Marquardt: Das ist neu!)





    (Lachen bei der SPD)

    — Das lag an den Mehrheiten, Herr Kollege, und ich wäre dankbar, wenn die Opposition in Zukunft den Anträgen der FDP zustimmte. Dann würden wir sehr bald zu einer konstruktiven Agrarpolitik kommen.

    (Zuruf von der SPD: Ich dachte, Sie haben eine Koalition in diesem Hause!)

    — Sie wollen wohl auch mit in die Koalition? Darüber läßt sich eines Tages mal reden.

    (Zuruf von der SPD: Ich dachte, Sie wären in der Koalition!)

    — Sie sollten aufmerksamer zuhören.
    Ich komme zum Schluß. Lassen Sie mich daher noch einmal auf das Problem der Agrarpreise eingehen, nachdem ja meine beiden Vorredner so ausführlich zu dem Problem der EWG und des Getreidepreises — einschließlich des Vorschlages, den Herr Mansholt gemacht hat — Stellung genommen haben. Herr Kollege Schmidt, die Freien Demokraten haben sich diese Frage nicht von Ihnen geholt. Ich möchte
    eher sagen, daß Sie die Frage aus unserem Agrarbrief genommen haben; denn wir hatten sie bereits im Agrarbrief und im VWG veröffentlicht, bevor Sie Ihre Anfrage einbrachten. Das Urheberrecht lassen wir uns nicht nehmen. Wir freuen uns aber, daß Sie so positiv in die Sache einsteigen. Unser Kollege Effertz wird die Gelegenheit wahrnehmen, unsere Auffassung zu begründen.
    Wir möchten aber grundsätzlich etwas dazu sagen; wir haben es auch vor Monaten bereits getan. Für uns ist der Mansholt-Plan in der jetzigen Form nicht annehmbar. Was die Frage des Getreidepreises und die Harmonisierung des Getreidepreises betrifft — ich will es kurz machen, denn es ist bereits betont worden —, so kann dies nicht isoliert betrachtet werden, sondern es muß im Zusammenhang einer Gesamtharmonisierung der europäischen Wirtschaft betrachtet werden. Was würde beispielsweise der deutsche Arbeiter sagen, wenn man auf Grund einer europäischen Wirtschaftsordnung von ihm verlangte: gleichen wir die Löhne in der Mitte an!? Wir wollen das ebensowenig. Ich glaube, genau so wenig kann man den deutschen Bauern einseitig Preiseinbußen zumuten.

    (Beifall bei der FPD.)

    Diesen Weg zu gehen wäre ungerecht; das verbietet sich von selbst.
    Wir haben immer wieder betont, daß die Kostenharmonisierung auf allen Sektoren gleich laufen muß, und ich möchte noch einmal auf die Bedeutung einer gemeinsamen Währung hinweisen. Was nützen gemeinsame Preise, wenn sie durch Währungsmanipulationen in Kürze verändert werden können! All das sind doch ungelöste Probleme. Wir meinen daher, daß diese Frage im jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht zur Diskussion steht. Ich freue mich, daß auch Kollege Struve sich so außerordentlich hart hier geäußert hat. Ich meine, an dieser Meinungsbildung des Parlaments kann die Regierung nicht vorübergehen, auch dann nicht, wenn der eine oder andere vielleicht eine andere Auffassung hat. Hier liegt eine Aufgabe des Parlaments. Ich darf noch einmal darauf hinweisen, daß wir als Parlamentarier das Recht und die Pflicht haben — ob Opposition oder Koalition —, dafür zu sorgen, daß die Bundesregierung zumindest weitgehend die Willensbildung des Parlaments berücksichtigt, und sie wird ihr Verhalten sicherlich auch danach ausrichten. Aber, Herr Kollege Schmidt, nachdem Sie vorhin manches so betont haben — und ich meine, es ist sehr konstruktiv, was Sie hier gesagt haben —, möchte ich doch darauf hinweisen, daß wir von Ihren Kollegen in Straßburg in bezug auf den Mansholt-Plan etwas anderes vernommen haben.

    (Beifall in der Mitte und rechts. — Abg. Dr. Schmidt [Gelsenkirchen] : Vom Mansholt-Plan ist gar nicht die Rede, das kommt erst noch!)

    Ich habe die Protokolle der Beratungen über die Annäherung, die Harmonisierung der Getreidepreisvorschläge gelesen. Ich will das hier nicht vertiefen. Immerhin, auch diese Frage muß man einmal diskutieren. Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen. Wir freuen uns, wenn die Opposition eingesehen hat, daß der Weg von Brüssel im Prinzip nicht immer gangbar ist. So wird es vielleicht noch leichter sein, deutschen Vorschlägen zum Durchbruch zu verhelfen.
    Es besteht weithin die Illusion, bei Verwirklichung des Mansholt-Plans komme die Aurora für den Verbraucher. Aber wer ist sich darüber im klaren, daß wir dann auch die großen Handelsspannen übernehmen? Wollen Sie die im Zuge der EWG vielleicht auch übernehmen? Ich glaube, da würde es ein bitteres Erwachen geben. Ich habe schon im Ausschuß gesagt: Eine Agrarpolitik, die letzten Endes das Einkommen des Bauern verringert, die die Steuerlast infolge von Subventionen nicht nur für die einheimische Landwirtschaft, sondern sogar auch für die europäische Landwirtschaft erhöht und dem Verbraucher höhere Preise bringt, kann man doch nicht mit gutem Gewissen einfach weiterlaufen lassen. Aber wir werden uns über diese Frage ja in Kürze zu unterhalten haben.
    Ich fasse noch einmal zusammen: Es geht zunächst darum, neue Einkommensverluste zu verhindern und die Landwirtschaft in ihrer Produktivität und Rationalisierung zu stützen. Aber auch die Landwirtschaft selber muß von sich aus alles unternehmen, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen und die Arbeitsproduktivität für die Zukunft zu sichern. So hoffen wir, daß es im Zusammenklang einer konstruktiven Agrarpolitik, einer gerechten Preispolitik und einer abgestimmten Strukturpolitik möglich ist, unserer Landwirtschaft auch für die Zukunft Sicherheit und



    Ertl
    die Hoffnung auf die Erhaltung eines freiheitlichen Bauerntums zu geben.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Ehnes.

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    Rede von Georg Ehnes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Meine Ausführungen werden sich mehr auf das konzentrieren, was unsere heutige Aufgabe darstellt, nämlich Stellung zu beziehen zu dem von der Bundesregierung vorgelegten Bericht und daraus das Resümee zu ziehen, das notwendig ist, um unseren bäuerlichen Betrieben Hilfestellung zu leisten und ihren Belangen Rechnung zu tragen.
    Für manche Hinweise, die hier gegeben worden sind, bin ich dankbar. Insbesondere darf ich mich mit den Ausführungen meines Freundes Struve identifizieren, die ich namens meiner Freunde aus der CSU vollinhaltlich unterstütze und unterstreiche. Mir ist aber nicht bekannt, daß wir irgendwo bei unserem Koalitionspartner eine Schulung in der Form bekommen hätten, daß die neue Agrarpolitik, von der der verehrte Kollege Ertl gesprochen hat, mehr und mehr Platz greift. Ich darf in aller Freundschaft erwidern, lieber Freund Ertl, daß das, was wir heute hier debattieren, die Grundlage der Agrarpolitik der Bundesregierung, von den Koalitionsparteien getragen ist und auch bleiben soll.
    Der Grüne Bericht, der uns vorgelegt worden ist, zeigt eindeutig, daß der von der Bundesregierung beschrittene Weg zum Erfolg führt. Deswegen wäre es im gegenwärtigen Zeitpunkt sehr schwer und sehr riskant, auf neue Wege überzugehen, solange sich die alten Wege bewährt haben. Hier gilt unser ganz besonderer Dank unserem verehrten Herrn Minister, seinem Ministerium und all denen, die seine Politik hinausgetragen haben, sei es als Abgeordnete, sei es als Berater draußen in unseren Behörden und Ämtern.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Denn wenn wir auf diesem Gebiet nicht diese Erfolgsmannschaft hinter uns hätten, dann würden die Maßnahmen, die wir hier beschließen, nicht in dem Tempo in die Tat umgesetzt, wie es beispielsweise in den letzten 6 Wochen des Jahres 1963 notwendig geworden ist.
    Hier muß auch gesagt werden, daß unser Bundesminister durch sein Aushalten in Brüssel ein großes Werk für die deutsche Landwirtschaft getan hat. Ich glaube, das muß, wenn wir uns über den Grünen Plan unterhalten, von jedem Redner anerkannt werden.
    Wenn man sich über die Disparitäten unterhält, dann muß man erkennen, daß in erster Linie dafür gesorgt werden muß, daß diese Disparitäten nicht durch Beschlüsse, die nicht gerechtfertigt sind, noch vergrößert werden. Hier haben wir allen Grund, unserer Bundesregierung Dank zu sagen und sie — auch im Hinblick auf die bevorstehenden Verhandlungen in Brüssel — zu bitten, dafür zu sorgen,
    daß weitere Preisverschlechterungen nicht eintreten, und ganz besonders dafür zu sorgen, daß der Vorschlag der Kommission auf keinen Fall angenommen wird, weil er unter den gegebenen Verhältnissen für die Landwirtschaft untragbar ist.
    Es muß im besonderen darauf hingewiesen werden, daß die Vorschläge zur Milchmarktordnung in Europa von uns für sehr bedenklich gehalten werden, weil nämlich zu befürchten ist, daß die Ordnung, die wir in der Bundesrepublik durch das bei uns mit viel Mühe geschaffene Milch- und Fettgesetz haben, durch welches der Trink- und Werkmilchausgleich garantiert ist, in Gefahr kommt. Herr Bundesminister, wir sehen diese Gefahr und bitten Sie inbrünstig: sorgen Sie dafür, daß das, was wir an Ordnung in Deutschland geschaffen haben, nicht durch diesen Vorschlag Mansholts gefährdet wird.
    Die Situation, auf ,die im Grünen Bericht hingewiesen wird, bezog sich auch sehr deutlich auf die innerdeutsche Disparität, auf die Disparität bei allen Betriebsgrößen und in allen Bereichen unserer einzelnen Länder der Bundesrepublik. Ich muß hier darauf hinweisen: Schon allein das stellt uns die große Problematik der Landwirtschaftspolitik vor Augen. Es liegt eben daran, daß in unserem Vaterland die Voraussetzungen verschieden sind. Auch dieser Gesichtspunkt darf bei den Betrachtungen in Brüssel nicht außer acht gelassen werden. Der Zug, von dem der Kollege Schmidt gesprochen hat, darf nicht als Schnellzug nach Brüssel fahren, sondern nur als Personenzug,

    (Zurufe von der SPD)

    wo jederzeit Zusteigen möglich ist. Wir dürfen für die Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, nicht von den Voraussetzungen in der Kölner Bucht und von den Gebieten mit guten Ertragslagen in der Bundesrepublik ausgehen, sondern müssen von den marktfernen Gebieten ausgehen, bei denen durch den Eisernen Vorhang die Verkaufsmöglichkeiten eingeschränkt sind und die auch den Anschluß an den europäischen Markt wünschen.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich komme aus einem Gebiet, das hier berücksichtigt werden will. Wir sind in meiner Heimat abgeschnürt durch den Eisernen Vorhang. Wir haben im europäischen Raume den weitesten Transportweg für unsere Früchte, die wir verkaufen wollen. Unser Land muß heute schon auf manchen Gebieten bis zu 50, 60% exportieren. Für uns ist es sehr entscheidend, daß das berücksichtigt wird und daß wir dem europäischen Raum angeschlossen bleiben und nicht abgehängt werden.
    Der Grüne Bericht zeigt ganz deutlich, daß hier eine sehr große Disparität gegenüber den Grünlandbetrieben besteht. Auch Grünlandbetriebe sind in meiner Heimat sehr stark vertreten. Hier haben wir unsere besonderen Vorstellungen und Wünsche. Wir haben die Vorstellung, daß nicht nur auf der Erzeugungs- und Verkaufsstufe, sondern in der Produktionsstufe angefangen werden muß auf die Weise, wie Sie, Herr Bundesminister, das bisher vertreten



    Ehnes
    haben: daß man dort erstens die Veredlungsproduktion beibehalten kann und zweitens diese Veredlungsproduktion in der Form honoriert, daß die Verkaufserlöse gehalten und die Produktionskosten gesenkt werden. Die Senkung der Produktionskosten im milchwirtschaftlichen Bereich setzt bei uns in erster Linie voraus, daß nicht gerüttelt wird an den Beihilfen für Silobau, an den Beihilfen für Unterdachtrocknungsanlagen, an den Beihilfen für Gülleanlagen und auch an Beihilfen für Trocknungsanlagen für Getreide, Tabak und Hopfen. Auch diese Betriebszweige möchte ich nennen; denn wir wollen keinen Betriebszweig aufgeben, sondern jeden Betriebszweig so, wie er bisher in unserem Vaterlande gewirtschaftet hat, in die europäische Zusammenarbeit, in die europäische Integration hineinführen.
    Es war immer unser Wunsch, daß diese benachteiligten Gebiete besonders bei der Vergabe von Krediten berücksichtigt werden. Man sollte von den jetzt geltenden Zinssätzen abgehen und für benachteiligte Gebiete Kredite mit einem Zinssatz von 2 % zur Verfügung stellen; die Verbilligung sollte also nicht 3 1/2 %, sondern 4 1/2 % betragen.
    Ich habe von der Milch gesprochen. Herr Bundesminister, ich glaube, ganz besonders Ihnen Dank sagen zu müssen, weil Sie erkannt haben, daß, obwohl bisher 12 Millionen cbm Siloraum gebaut wurden und zur Verfügung stehen, noch 40 Millionen cbm gebraucht werden. Sie haben unsere volle Unterstützung in der Forderung, daß auf diesem Gebiet weiter gebaut und bezuschußt wird, um den Grünlandbetrieben und den benachteiligten Gebieten eine möglichst billige Milchproduktion und, daraus resultierend, Fleischproduktion zu ermöglichen.
    Man unterhält sich sehr oft über die Übererzeugung von Milch. Ich möchte ganz nüchtern auf eine Tatsache hinweisen. Bei dem steigenden Arbeitskräftemangel in Deutschland und Europa und angesichts der Tatsache, daß man nicht mehr „unter die Kuh gehen", also nicht mehr melken will, werden wir in den allernächsten Jahren eine Milchschwemme nicht erleben. Wir werden vielmehr alles unternehmen müssen, um die Milchproduktion zu erhalten, wenn die Fleischproduktion nicht automatisch zurückgehen soll. Nur auf der Grundlage einer Milchproduktion ist ja die Aufzucht von Kälbern und damit die Rindfleischerzeugung gewährleistet.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Nur auf diesem Wege werden wir nicht in Schwierigkeiten kommen.
    Das Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebes steht auch heute wieder im Mittelpunkt unserer Aussprache. Nur meine ich, daß die Ausführungen über dieses Leitbild, über das wir uns hier unterhalten, kein Lippenbekenntnis sein sollte, sondern daß dieses Leitbild tatsächlich bald verwirklicht werden sollte. Hier scheiden sich unsere Wege in manchen Punkten. Die Verwirklichung des Leitbildes des Familienbetriebes kann nicht über Strukturmaßnahmen und soziale Maßnahmen erreicht werden. Sie kann nur erreicht werden erstens über das Preissystem, zweitens über vernünftige strukturpolitische Maßnahmen und drittens über ein sozia-
    les Programm. Ich bin aber nicht bereit, dabei die Preispolitik zugunsten einer Sozialpolitik aufzugeben.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Wenn wir uns vom Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebes leiten lassen, müssen wir uns doch auch in unserer näheren und weiteren Umgebung in der Welt umsehen. Dann können wir den Beweis antreten, daß die Bevölkerung in unseren bäuerlichen Betrieben erstens die höchste Produktion in der Welt hervorbringt und daß zweitens kein Land der freien Welt heute in der Lage ist, uns in der Produktion zu überbieten; denn deutsche Bauern und bäuerliche Arbeitnehmer ernähren die höchste Zahl anderer Menschen im Volke. Wir haben es in den vergangenen Jahren auch fertiggebracht, uns neben Amerika zu stellen, wo ganz andere Voraussetzungen bestehen. Wir haben unsere Partnerstaaten in unserem Leistungswillen und unserer Leistungskraft übertroffen. Vergleicht man unsere durch den bäuerlichen Familienbetrieb gekennzeichnete Agrarstruktur mit den Verhältnissen in England und Amerika, so kann man heute doch feststellen, daß der in England vorherrschende Großbetrieb und die Farm in Amerika nicht das Einkommen beeinflußt haben; denn sonst würden in Amerika und in England nicht weit höhere Subventionsbeträge gezahlt werden müssen. Deswegen meine Forderung: eine Agrarpolitik über Preispolitik, Strukturpolitik und Sozialpolitik. Dabei muß die Preispolitik der Mittelpunkt der Agrarpolitik sein und bleiben.
    Die Schaffung neuen Eigentums steht auf sämtlichen Programmen unserer Parteien, die hier vertreten sind. Wenn die Schaffung neuen Eigentums auf dem Programm steht, dann müssen wir, glaube ich, das bisher vorhandene Eigentum erhalten, indem wir auch für kleine Betriebsgrößen und diejenigen eintreten, die nur kleine Flächen zu bearbeiten haben. Soweit es um den bäuerlichen Familienbetrieb geht, darf man auch nicht auf eine Hektarbegrenzung abstellen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Für den bäuerlichen Familienbetrieb darf es keine Hektarbegrenzung geben, weil nicht die Hektar ausschlaggebend sind, sondern das Arbeitseinkommen. Das Arbeitseinkommen kann heute auch in der Veredelungswirtschaft sehr gut sein, wenn sie vernünftig betrieben wird.

    (Erneute Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    In diesem Punkte, Herr Kollege Ertl, meine volle Zustimmung zu Ihrem Referat, verbunden mit der Bitte, daß das Unbehagen, das durch die Erklärungen des Herrn Staatssekretärs in der Öffentlichkeit hervorgerufen worden ist, sehr bald beseitigt wird.

    (Zuruf.)

    — Bitte!