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ID0410622200

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Metadaten
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    Deutscher Bundestag 106. Sitzung Bonn, den 9. Januar 1964 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . 4825 A, 4912 C Fragestunde (Drucksachen IV/1766, IV/1806, IV/1812) Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Zweites Fernsehprogramm in der Pfalz Stücklen, Bundesminister 4825 C, D, 4826 A Dr. Müller-Emmert (SPD) 4825 D Kaffka (SPD) 4826 A Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Erleichterungen bei der Rentenauszahlung Stücklen, Bundesminister . . 4826 A, B, C, D, 4827 A, B, C Dr. Müller-Emmert (SPD) . . . . 4826 B, D Cramer (SPD) 4826 C Fritsch (SPD) 4827 A Büttner (SPD) 4827 B Dürr (FDP) 4827 C Fragen des Abg. Dr. Kübler: Schadenersatzforderungen für verlorengehende Telegramme und Haftpflicht für nicht übermittelte Telegramme 4827 D Fragen des Abg. Kubitza: Zulässige Wörter bei gedruckten Glückwunschkarten Stücklen, Bundesminister . . 4828 A, C, D, 4829 A, B Kubitza (FDP) . . . . . . . 4828 C, D Schwabe (SPD) 4829 A, B Sänger (SPD) 4829 B Fragen des Abg. Strohmayr: Zahl der noch in Wohnlagern untergebrachten Familien und Einzelpersonen Krüger, Bundesminister 4829 C Frage des Abg. Fritsch: Grabmal des Unbekannten Soldaten Höcherl, Bundesminister 4830 A Frage des Abg. Fritsch: Gesetz über den Grenzaufsichtsdienst Grund, Staatssekretär 4830 B, C, D, 4831 A Fritsch (SPD) 4830 B, C Lautenschlager (SPD) 4830 D Gscheidle (SPD) . . . . . . . 4831 A II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Januar 1964 Frage des Abg. Cramer: Gemeinde Nordseebad Wangerooge Schmücker, Bundesminister . . . 4831 A, C Cramer (SPD) 4831 C Fragen des Abg. Glüsing (Dithmarschen) : Deutsche Muschelfischerei . . . . . 4831 D Fragen des Abg. Dr. Gleissner: Angebliche Erklärung des Leiters des Flughafens München-Riem betr. Starts und Landungen in östlicher Richtung Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4832 A, B Frage des Abg. Dr. Ramminger: Anschluß der Autobahn Regensburg- Passau an die geplante österreichische Autobahn Linz-Passau Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4832 C, D Dr. Ramminger (CDU/CSU) . . . . 4832 C Frage des Abg. Dr. Ramminger: Änderung der früheren Linienführung der Autobahn Linz-Passau Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4832 D, 4833 A, B Fritsch (SPD) . . . . . . . . . 4833 A Frage des Abg. Dr. Ramminger: Trasse der Autobahn Regensburg-Passau Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4833 B, C Dr. Ramminger (CDU/CSU) . . . 4833 B Fritsch (SPD) 4833 C Frage des Abg. Dr. Pohlenz: Teilstück Wesel-Hamminkeln der Holland-Autobahn Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 4833 D, 4834 A Dr. Pohlenz (SPD) 4833 D Frage des Abg. Dr. Pohlenz: Verkehr zwischen der Autobahnabfahrt Hamminkeln und der Bundesstraße 8 Dr. Seiermann, Staatssekretär . 4834 A, B, C Dr. Pohlenz (SPD) 4834 B, C Frage des Abg. Büttner: Änderung oder Ergänzung der Straßenverkehrsordnung (§ 45 StVO) Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 4834 C, D, 4835 A Büttner (SPD) . . . . . 4834 D, 4835 A Sammelübersicht 24 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache IV/1779) 4835 B Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Ersten Gesetz zur Änderung des Beteiligungsverhältnisses an der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer (Drucksache IV/1770) Dr. h. c. Eberhard, Staatsminister . . 4835 B Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 4838 B Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 4838 D Dr. Imle (FDP) 4839 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1964 (Haushaltsgesetz 1964) (Drucksache IV/1700) — Erste Beratung — in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1963 (Nachtragshaushaltsgesetz 1963) (Drucksache IV/1699) — Erste Beratung — Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler 4840 B Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 4849 B, 4908 A Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . . . 4859 C Dr. Emde (FDP) 4864 A Dr. h. c. Strauß (CDU/CSU) . . . 4871 D Erler (SPD) 4883 D Dr. Vogel (CDU/CSU) . . . . . 4892 B Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 4898 B Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 4899 D Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 4902 C Dr. Dichgans (CDU/CSU) . . . . . 4904 D Dr. Artzinger (CDU/CSU) . . . . 4906 C Seuffert (SPD) . . . . . . . . 4909 D Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 4910 A Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes vom 22. Juni 1954 über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen vom 21. November 1947 und über die Gewährung von Vorrechten und Befreiungen an andere zwischenstaatliche Organisationen (Drucksache IV/1482); Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache IV/1776) — Zweite und Dritte Beratung — . . . . . . . . . 4911 D Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Januar 1964 III Entwurf eines Gesetzes zu dem Assoziierungsabkommen vom 12. September 1963 zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Türkei sowie zu dem mit diesem Abkommen im Zusammenhang stehenden Abkommen (Drucksache IV/1788) 4912 A Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Strafrechtsänderungsgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/ 1817) 4912 C Nächste Sitzung 4912 C Anlage 4913 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Januar 1964 4825 106. Sitzung Bonn, den 9. Januar 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Adorno 31. 1. Dr. Aigner * 9: 1. Frau Albertz 10. 1. Arendt (Wattenscheid) 10. 1. Bauer (Wasserburg) 10. 1. Frau Berger-Heise 10. 1. Bergmann * 9. 1. Frau Beyer (Frankfurt) 10. 1. Birkelbach* 9. 1. Frau Blohm 10. 1. Blumenfeld 18. 1. Frau Brauksiepe 10. 1. Dr. von Brentano 21. 3. Brück 10. 1. Brünen 10. 1. Dr. Burgbacher * 9. 1. Deringer * 9. 1. Frau Dr. Elsner * 9. 1. Faller * 9. 1. Dr. Frede 10. 1. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 10. 1. Dr. Furler* 9. 1. Dr. Gerlich 10. 1. Günther 10.1. Haage (München) 10. 1. Hahn (Bielefeld) * 9. 1. Hammersen 10.1. Dr. Harm (Hamburg) 31. 1. Hauffe 10. 1. Dr. Hellige 9. 1. Dr. Hesberg 9. 1. Holkenbrink 9. 1. Hörauf 4. 2. Hörmann (Freiburg) 9. 1. Illerhaus * 9. 1. Frau Jacobi (Marl) 10. 1. Kalbitzer * 9. 1. Kemmer 9. 1. Dr. Kempfler 10.1. Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Klein (Saarbrücken) 10. 1. Klinker * 9. 1. Dr. Kreyssig 10. 1. Kriedemann * 9. 1. Dr. Kübler 16. 1. Freiherr von Kühlmann-Stumm 9. 1. Lemmer 10. 1. Lenz (Bremerhaven) 15.2. Lenz (Brühl) * 9. 1. Lücker (München) * 9. 1. Margulies * 9. 1. Mauk * 9. 1. Mengelkamp 10. 1. Metzger * 9. 1. Michels * 9. 1. Dr. Miessner 10. 1. Dr. Müller-Hermann * 9. 1. Peiter 10.1. Dr.-Ing. Philipp * 9. i. Frau Dr. Probst * 9. 1. Rademacher * 9. 1. Richarts * 9. 1. _ Ruland 22. 2. Dr. Rutschke 17. 1. Sander 10. 1. Schmitt-Vockenhausen 9. 1. Schneider (Hamburg) 24. 1. Seidl (München) 10. 1. Seifriz * 9. 1. Dr. Seume 10. 1. Dr. Starke * 9. 1. Frau Strobel* 9. 1. Struve 10. 1. Weinkamm * 10. 1. Wendelborn 10. 1. Wilhelm 10. 1. Wolf 9. 1. Wullenhaupt 31. 1. Zoglmann 9. 1. b) Urlaubsanträge Dr. Bieringer 7. 2. *) Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Artzinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre sicher Gott und den Menschen wohlgefälliger, wenn ich auf meine Wortmeldung verzichtet hätte und dadurch die ohnehin schon lange Rednerliste verkürzt hätte. Ich kann Ihnen nur versprechen, daß ich es sehr kurz machen werde. Aber wir halten es für notwendig, zu einigen Bemerkungen, die der Herr Kollege Erler gemacht hat, zur Steuer der Wahrheit Stellung zu nehmen.
    Herr Kollege Erler hat zunächst unseren Eigentumspolitikern empfohlen, sich in ihrer Fraktion stärker in dem Sinne durchzusetzen, den außerordentlichen Haushalt auszuweiten, um die Eigentumsbildung zu ermöglichen. Nun, das geht in die Richtung der Opposition, und es ist das gute Recht des Herrn Kollegen Erler, die Politik seiner Fraktion zu stützen. Lassen Sie mich ohne jede Bosheit darauf hinweisen, daß es in der Fraktion der SPD darüber offenbar verschiedene Auffassungen gibt.
    Ich zitiere aus dem Protokoll der Sitzung vom 8. November 1962, in der der Kollege Dr. Möller folgendes ausführte:
    Die Bundesschuld ist, gemessen an internationalen Maßstäben, . . . unverhältnismäßig niedrig. Das ist eine große Leistung der deutschen Finanzpolitik, wenn man berücksichtigt, was wir . . . haben wiederaufbauen müssen . . Ich wiederhole, wenn man das berücksichtigt, dann muß jeder anerkennen, daß das eine gewaltige Leistung gewesen ist, die wir bei diesem Schuldenstand in erheblichem Umfange der nach uns kommenden Generation abgenommen haben.
    Ich hoffe, Herr Dr. Möller, daß Sie sich dieses Passus noch entsinnen.
    In der Sitzung vom 15. Mai 1963 aber sagte der Kollege Seuffert folgendes:
    Was in der Tat geschehen ist, ... ist, daß Ihre — nämlich der Koalition, insbesondere der CDU —
    Finanzminister und Ihre Regierungen bisher
    regelmäßig in allen Jahren nicht einmal die



    Dr. Artzinger
    vom Haushaltsgesetz vorgesehenen und vom Parlament bewilligten außerordentlichen Haushalte ausgeführt haben, sondern daß Sie immer wieder diese Lücken aus den ordentlichen Steuereinnahmen gedeckt und damit gleichzeitig nicht nur das Haushaltsbild verschleiert und die künstlichen Ausgleiche vorgenommen, sondern auch den Weg zu Steuerreformen und insbesondere auch zu Steuersenkungen verbaut haben.
    Der Abgeordnete Dr. Vogel rief dazwischen: „Ist es ein Verbrechen, keine Schulden zu machen, wenn man sie nicht machen muß?" Darauf Dr. Seuffert: „Es ist ein Fehler, sie nicht zu machen."
    Wie man sieht, ist auch das Gebiet der Finanzpolitik vom kurzfristigen Wechsel der Überzeugungen nicht ausgenommen. Aber ich will das gar nicht gegen die Opposition ausspielen; man kann in guten Treuen verschiedener Meinung sein, wie man einen Aufwand, insbesondere einen Investitionsaufwand, finanzieren soll.
    Ich darf dazu als eine objektive Stimme die des Professors der Finanzwissenschaft Haller, der ja der Opposition kein Unbekannter ist, weil er auf der Wirtschaftstagung der SPD in Essen ein Referat hielt, zitieren. In dem Aufsatz: „Zur Problematik der Kreditfinanzierung öffentlicher Ausgaben" im „Finanzarchiv" 1959 sagt er:
    Bisher hat jede Generation von der vorangegangenen mehr übernommen, als diese selbst übernahm, jedoch nur, um auch ihrerseits mehr an die folgende weiterzugeben, als sie selbst erhielt. Ein Lastenausgleich zwischen den Generationen ist nur geboten, wenn es sich um tatsächlich einmalige Sonderbelastungen handelt.
    Ich glaube daher, daß unsere Finanzierungsart, wie wir sie bisher durchgeführt haben, auch vor einem objektiven Kritiker, wie es dieser Vertreter der Finanzwissenschaft ist, durchaus standhalten kann, und ich glaube, daß wir gut daran tun, uns die Schuldenfreiheit des Bundes als eine letzte Konjunkturreserve offenzuhalten.
    Ich komme zu einer weiteren Bemerkung des Kollegen Erler, in der er den amerikanischen Einkommensteuertarif zu unserem deutschen Steuertarif in Vergleich stellte und auf den Spitzensatz von 91 % in den Vereinigten Staaten hinwies. Meine Damen und Herren, es ist nachgerade ein Gemeinplatz, daß man einen Steuervergleich so nicht vornehmen kann, indem man nämlich schematisch die Sätze des Tarifs vergleicht. Denn der Tarif ist bekanntlich nur ein Teil, und sicherlich nicht der bedeutendste Teil eines Steuergesetzes. Ich darf Sie daran erinnern, daß die Capital gains in Amerika durchgängig mit nur 25 % besteuert werden.

    (Zuruf von der SPD: Bei uns gar nicht!)

    — Bei uns gar nicht?

    (Abg. Dr. Deist: Nein!)

    — Ich darf darauf hinweisen, daß der Satz von 53% eine Augenauswischerei ist; denn dazu kommt
    die Vermögensteuer, kommt die Gewerbesteuer, kommt die Kirchensteuer, kommt der Lastenausgleich, so daß sich eine Gesamtspitzenbelastung von etwa 65 % ergibt. Ich glaube, man sollte endlich aufhören, diesen 91-Prozent-Satz des amerikanischen Steuertarifs immer wieder ins Feld zu führen; denn man wird — entschuldigen Sie — unwahr, wenn man nicht zugleich darauf hinweist, daß wenige Promille des amerikanischen Steueraufkommens aus den Sätzen des Einkommensteuertarifs stammen, die über 50 % liegen.
    Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß Herr Kollege Dr. Möller in Essen auch über die Steigerung des Spitzensatzes gesprochen hat. Er hat von einer vorsichtigen Erhöhung gesprochen. Ich will das jetzt nicht wörtlich zitieren. Im Sinne dieser Ausführungen kann man darüber streiten, ob eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes von 53 auf 58 %, wie sie die Steuervorlage der Opposition vorsah, noch in diesem Rahmen liegt oder nicht. Herr Dr. Möller hat aber auch gesagt, daß wir darauf achten müßten, uns im Rahmen der EWG von den Regelungen unserer Nachbarn nicht zu entfernen. Dazu darf ich bemerken, daß in keinem Land der EWG der Spitzensteuersatz der Einkommensteuer höher liegt als 50%.
    Meine Damen und Herren, der Redner der Opposition bei der Vorlage der Steuergesetze, Kollege Seuffert, hat damals darauf hingewiesen, daß es ja nur 70 000 Leute seien, die von diesem Spitzensteuersatz betroffen würden. Das mag richtig sein. Ich kann im Augenblick nicht prüfen,. ob diese Zahl zutrifft. Aber selbst wenn es nur 70 000 sind, bin ich der Meinung, daß wir kein Recht haben, über 'die Belange dieser 70 000 zur Tagesordnung überzugehen.

    (Abg. Seuffert: Wo wollen Sie es denn hernehmen?)

    — Ja, wo wollen Sie es hernehmen? — Ich habe nach den Darlegungen des Herrn Kollegen Erler den Eindruck gehabt, als er sich darauf berief, daß im Sinne der Gerechtigkeit sei, den vielen die Steuer zu erleichtern, aber dafür von den wenigen Hochverdienern um so mehr zu nehmen, daß das Motto dieser Steuergerechtigkeit lautet: gerecht ist die Steuer, die die anderen zahlen müssen.

    (Widerspruch bei der SPD.)

    Ich bin der Meinung, daß man so nicht verfahren kann,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Es bringt auch gar nichts!)

    ganz abgesehen davon, daß jedes Prozent über 53% hinaus uns sage und schreibe 35 Millionen DM Steueraufkommen mehr bringt. Bei einer Steigerung um 5 % sind das also 175 Millionen DM, und das ist angesichts einer Senkung um 21/2 Milliarden DM kein Objekt.
    Aber wir wollen dieses Zahlenspiel einmal beiseite lassen. Ich erinnere Sie an das, was wir soeben von Kollegen Dichgans über die austeilende Gerechtigkeit gehört haben. Da liegt sicherlich ein sehr schwieriges Problem. Aber so, wie Herr Erler hier es



    Dr. Artzinger
    akzentuiert hat: gerechte Steuer ist die, die die anderen zahlen müssen, so kommen wir nicht weiter.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Möller.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alex Möller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich muß mich gegen die Unterstellung des Herrn Kollegen Artzinger wenden, die er gegenüber dem Kollegen Erler und gegenüber seinen Ausführungen zu unseren Steuervorschlägen gemacht hat. Das Protokoll wird nachweisen, daß diese Unterstellung in keiner Weise berechtigt ist.
    Ich darf feststellen, daß wir uns in der Steuerdebatte ausreichend über diese Problematik unterhalten haben. Wir haben bei dieser Gelegenheit schon darauf aufmerksam gemacht, daß nicht nur wir so denken, sondern daß z. B. auch der Mittelstandskreis der CDU/CSU und auch die Sozialausschüsse der CDU/CSU ähnliche Vorstellungen über einige von uns im Interesse der Steuergerechtigkeit eingebrachte Anträge haben wie wir. Sie können doch nicht leugnen, daß die Frage der Abzugsfähigkeit der Vermögensteuer bei der Einkommensteuer auch für Sie ein ernstzunehmendes Problem ist und daß es da auch bei Ihnen Meinungsverschiedenheiten gibt, und Sie können nicht leugnen, daß das gleiche auch für die Körperschaftsteuer und die Änderungen gilt, die wir in dieser Richtung vorgeschlagen haben.
    In diesem Zusammenhang ein Wort zu Herrn Kollegen Strauß. Er hat ja mit seinem heutigen Auftritt das Geheimnis, das um diese Kleine Anfrage an die Bundesregierung wegen unserer drei Anträge lag, gelüftet. Herr Kollege, Sie hätten es einfacher haben können. Wären Sie zu uns gekommen, hätten wir Ihnen die Zahlen genannt.
    Meine Damen und Herren, Sie wissen — das ist Ihnen wahrscheinlich nicht unbekannt — seit den Gesprächen, die wir mit den Herren des Bundesfinanzministeriums gestern gehabt haben, daß hinsichtlich dieser Endzahl durchaus Meinungsverschiedenheiten vorhanden sind. Es ist noch nicht erwiesen, ob die in der Antwort der Bundesregierung angegebene Zahl von 950 Millionen oder die von uns in der Pressekonferenz vor einiger Zeit genannte Zahl von 500 Millionen stimmt. Wir sind von Schichtungstabellen ausgegangen, die wir vorzulegen bereit sind. Wir werden ja bei Behandlung dieser Steueranträge im Finanzausschuß die Unterlagen des Bundesfinanzministeriums erhalten und dann feststellen können, inwieweit unsere Schätzung zutrifft oder inwieweit die Schätzungen des Bundesfinanzministeriums zutreffen.
    Herr Kollege Strauß, ich habe mir notiert, daß Sie folgendes gesagt haben: Wenn Sie aber den Ländern — und damit haben Sie uns angesprochen — 680 Millionen DM und im anderen Jahr 710 Millionen DM Mindereinnahmen zumuten, dann stellt sich doch ganz offen die Frage: Wie sollen wir die Zustimmung der Länder zu bestimmten
    Steuerreformplänen bekommen, wenn ihnen hier Mindereinnahmen dieser Art von vornherein zugemutet werden?

    (Abg. Dr. h. c. Strauß: Vor Änderung der Bundesquote an der Einkommenund Körperschaftsteuer!)

    — Vor Änderung der Bundesquote? Nein, die Änderung der Bundesquote war vorher schon beschlossen. Sie waren hoffentlich dabei. Hier handelt es sich bei Ihnen um die Feststellung, daß unsere Steueranträge diesen Steuerausfall für die Länder zur Folge haben würden.
    Bei Ihren weiteren Ausführungen handelt es sich um die Ermäßigung der Einkommen- und Körperschaftsteuer durch das Steueränderungsgesetz 1964 und den. dabei in Erscheinung tretenden Betrag von 2,5 Milliarden DM. Das ist zunächst die Vorstellung des Bundesfinanzministeriums nach allem, was man hört. Auch wenn es 2 Milliarden DM sind, bleibt es so, und das möchte ich feststellen, daß man nur das eine oder das andere machen kann: Entweder, Herr Kollege Strauß, folgt man dem von uns vorgeschlagenen Weg und nimmt diese Veränderung vor, wobei wir ja zum Ziel der höheren Steuergerechtigkeit noch einige Anträge vorgelegt haben — dann sind Vorlagen des Bundesfinanzministeriums uninteressant —, oder man lehnt unsere Anträge ab, und dann steht die Vorlage des Bundesfinanzministeriums im Steueränderungsgesetz 1964 mit Wirkung für 1965 zur Debatte. Insofern haben Sie hier Äpfel und Birnen zusammengerechnet. Das paßt also auf keinen Fall.
    Meine Damen und Herren, Herr Artzinger hat gemeint, zwischen den Äußerungen des Herrn Kollegen Erler, denen des Herrn Kollegen Seuffert und meinem Zitat einen Gegensatz konstruieren zu können. Lesen Sie sich das, was ich in dieser Bundestagsrede gesagt habe, einmal genau durch. Dann werden Sie feststellen, daß es sich dabei um eine ganz andere Problematik gehandelt hat. Es hat sich dabei allein darum gehandelt, die große Wiederaufbauleistung des deutschen Volkes festzustellen

    (Zuruf: Ohne Schulden!)

    und dabei festzuhalten, daß das um so bedeutsamer ist, als keine ins Auge fallende Verschuldung des Bundes vorliegt. Ich kann Sie nur daran erinnern, was der jetzige Bundeskanzler bei Vorlage des ersten Wirtschaftsberichtes hier im Hohen Hause sinngemäß ausgeführt hat: Daß man sich überlegen müsse, ob die bisherige Finanzierung der Aufgaben der öffentlichen Hand richtig gewesen sei.
    Dabei kommen wir zu dem Kernpunkt: ob man vermögenswirksame Ausgaben nur durch Steuern zu finanzieren hat. Dann darf man sich nicht, wie Herr Kollege Strauß es getan hat, darüber beschweren, daß der Anteil der öffentlichen Hand an der Vermögensbildung immer größer wird. Denn wenn wir vermögenswirksame Ausgaben über Steuern finanzieren, muß sich die Eigentumsbildung im deutschen Volk zugunsten der öffentlichen Hand vollziehen. An dieser Tatsache kommen Sie doch nicht vorbei.



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    Deswegen haben wir immer wieder übereinstimmend erklärt, daß man im Rahmen des Möglichen und Vertretbaren den Kapitalmarkt in Anspruch zu nehmen hat. Ich habe immer wieder gesagt und muß' es jetzt noch einmal wiederholen: Die Alternative ist nicht, über Anleihen zu finanzieren oder nicht zu finanzieren, sondern das, was notwendig ist, über Anleihen oder mit Steuermitteln zu finanzieren. Da wir alle hinsichtlich der steuerlichen Inanspruchnahme der Bevölkerung eine Grenze zu respektieren haben, werden wir an einer Inanspruchnahme des Kapitalmarktes nicht vorbeikommen. Dazu hat übrigens Ihr Kollege Burgbacher, einer Ihrer Eigentumspolitiker, einen sehr interessanten Aufsatz veröffentlicht. Da Sie heute hier so viele Aufsätze von Sozialdemokraten zitiert haben, darf ich mich wohl auf Herr Burgbacher beziehen und ihn bitten, auch Ihnen diese Ausführung zur Verfügung zu stellen.
    Nun noch ein Wort zu den Vergleichen! Ich habe dazu schon heute vormittag einiges ausgeführt. Ich glaube, daß es nicht ganz zweckmäßig ist, soviel Aufwand wegen des von uns vorgelegten Antrages zu betreiben, die Spitzensätze in der Einkommen- und Körperschaftsteuer zu erhöhen. Sie haben selber ausgerechnet, es sei ein Betrag, der zwischen 150 und 200 Millionen DM liege. Sie brauchen sich gar nicht zu ereifern, denn Sie haben die Mehrheit hier im Hohen Hause.

    (Abg. Etzel: 100 000 DM sind bei den kleinen Betrieben keine Spitze!)

    Ich wehre mich vor allen Dingen gegen diese Zusammenrechnung, die ich für unvertretbar halte. Ich zahle auch Kirchensteuer. Aber diese Kirchensteuer ist nicht mit der Steuer zu vergleichen, die der Staat erhebt, gegen die ich mich nicht wehren kann. Das, was ich der Kirche als Abgabe zahle, ist meine Privatsache.

    (Zurufe von der Mitte.)

    — Ihre nicht? Das kann ich nicht ändern. Aber ich würde sehr empfehlen, diesen Punkt aus der Diskussion und aus der Addition einfach herauszuhalten.

    (Abg. Dr. Artzinger: Wie steht es mit der Gewerbesteuer, der Vermögensteuer und dem Lastenausgleich?)

    — Das haben wir Ihnen in der Steuerdebatte alles auseinandergesetzt. Sie können nicht erwarten, daß wir diese Ausführungen, die Sie im Protokoll nachlesen können, in dieser Abendstunde für Sie noch einmal wiederholen.
    Herr Kollege Strauß, was ich mit dem im Auftrag der Sozialdemokratischen Bundestagsfraktion vorgetragenen Vorschlag hinsichtlich des Verteidigungshaushaltes sagen wollte, hat Herr Kollege Erler noch einmal wiederholt und klargestellt. Ich habe Verständnis dafür, daß Sie sich als früherer Bundesverteidigungsminister besonders angesprochen fühlten. Aber es ist ja auch wohl verständlich, daß Sie nicht mehr wie früher in Verbindung zu den Spitzen der Bundeswehr stehen. Ich darf mal aus einem Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Persönlichkeit des neuen Generalinspekteurs der Bundeswehr zitieren, der, wie es hier heißt, in moderner Mann sein soll und der Nationalökonom ist. Herr Kollege Strauß, über diesen Generalinspekteur also schreibt die Frankfurter Zeitung u. a.:
    Der Nationalökonom Trettner schließlich sorgt sich um den Militärhaushalt. Er will demnächst einen Vorschlag vorlegen, mit dem zur Sparsamkeit angeregt wird.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Dabei wird nicht von kleinlicher Knauserei die Rede sein. Volkswirtschaftlich formuliert sollen aber finanzieller Einsatz und meßbarer Nutzen auch in den Streitkräften mehr aufeinander abgestimmt werden.
    Genau das wollen wir mit unserem Vorschlag auch erreichen, und Sie sollten sich nicht zu früh festlegen, sondern sich einmal der Mühe unterziehen, diesen Vorschlag sorgfältig und nach den von uns gegebenen Kommentaren zu überprüfen.
    Das, meine Damen und Herren, wollte ich zum Schluß zur Berichtigung einiger Bemerkungen insbesondere der Kollegen Artzinger und Strauß sagen.

    (Beifall bei der SPD.)