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ID0407117300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 71. Sitzung Bonn, den 29. März 1963 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Wahl 3251 A Erweiterung der Tagesordnung 3251 A Fragestunde (Drucksachen IV/ 1093, IV/ 1099) Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Etatmittel für die baulichen Belange von Bundestag und Bundesregierung seit 1949 und für die nächsten Jahre Niederalt, Bundesminister 3251 D, 3252 B, C Dr. Kohut (FDP) 3252 B Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 3252 C Frage des Abg. Dr. Jungmann: Ausbildungsvorschriften für Ärzte Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . 3252 D, 3253 A, B Dr. Jungmann (CDU/CSU) . . . 3253 A, B Frage des Abg. Dr. Kohut: Leprakranke in der Bundesrepublik Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . 3253 C, D Dr. Kohut (FDP) 3253 C Frage des Abg. Dr. Dittrich: Zulassung der. Apothekerpraktikanten zum Pharmaziestudium Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . 3253 D, 3254 A Dr. Dittrich (CDU/CSU) 3253 D Frage des Abg. Dr. Dittrich: Benachteiligung männlicher Praktikanten bei Zulassung zum Studium gegenüber weiblichen Anwärtern Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 3254 A Frage des Abg. Dr. Dittrich: Empfehlung an die Ständige Konferenz der Kultusminister Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . 3254 B, C, D Dr. Dittrich (CDU/CSU) 3254 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Ausfuhrverbot für Großröhren in die Ostblockstaaten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3254 D, 3255 A, B, C, D, 3256 A, C, D, 3257 A, B Dr. Mommer (SPD) 3255 A, B Dr. Kohut (FDP) 3255 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 Börner (SPD) 3255 D Junghans (SPD) . . . 3256 A, B Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 3256 C Dr. Dr. Heinemann (SPD) 3256 D, 3257 A Sänger (SPD) . . . . . . . 3257 A, B Frage des Abg. Dr. Mommer: Schadenersatz für Opfer von Verkehrsunfällen Dr Bucher, Bundesminister . . . 3257 C Dr. Mommer (SPD) 3257 C Frage des Abg. Varelmann: Ausfuhr von Zuchttieren Schwarz, Bundesminister . 3257 D, 3258 A Varelmann (CDU/CSU) 3258 A Fragen des Abg. Merten: Errichtung eines Kreiswehrersatzamtes in Aschaffenburg Hopf, Staatssekretär 3258 B, C, D, 3259 A Merten (SPD) 3258 C Vogt (CDU/CSU) . . . 3258 D, 3259 A Frage des Abg. Dürr: Sperrgüter Dr. Steinmetz, Staatssekretär 3259 B, C, D Dürr (FDP) 3259 C Frage des Abg. Dr. Gleissner: Gutachten über die Errichtung der Station in Raisting Dr. Steinmetz, Staatssekretär . 3260 A, B Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . 3260 A, B Fragen des Abg. Dr. Gleissner: Großbodenstation für Satelliten im Raum Raisting Dr. Ernst, Staatssekretär . . 3260 C, D, 3261 A Dr. Gleissner (CDU/CSU) 3260 D, 3261 A Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die von der Bundesregierung vorgelegten Vorschläge zur Verordnung des Rates der EWG (Drucksachen IV/ 1149, IV/ 1150, IV/ 1151, IV/ 1156) 3261 A Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses über das Gesetz über die Allgemeine Statistik in der Elektrizitäts- und Gaswirtschaft und die Durchführung des Europäischen Industriezensus in der Versorgungswirtschaft (Drucksache IV/ 1132); in Verbindung mit dem Mündlichen Bericht des Vermittlungsausschusses über das Zweite Gesetz zur Ergänzung des Gesetzes über die Allgemeine Statistik in der Industrie und im Bauhauptgewerbe (Drucksache IV/ 1133) Lemmer, Landesminister 3261 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr Energiepolitik (Drucksache IV/ 1029); in Verbindung mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksache IV/ 1080) — Erste Beratung — Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . . 3262 C, 3295 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 3268 A, 3293 C Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 3273 A Dr. Deist (SPD) . . . . . . . 3273 C Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . 3282 B Dr. Atzenroth (FDP) 3287 A Dr. Balke (CDU/CSU) 3290 B Mündlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über den von der Bundesregierung vorgelegten Vorschlag der Kommission für eine Verordnung des Rates über eine von Art. 7 und 8 der Verordnung Nr. 20 des Rates abweichende Regelung betr. Festsetzung der Einschleusungspreise und der Zusatzbeträge für einige Schweinefleischerzeugnisse (Drucksache IV/ 1163) Bading (SPD) . . . . . . . . 3296 B Nächste Sitzung 3296 D Anlagen 3297 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 3251 71. Sitzung Bonn, den 29. März 1963 Stenographischer Bericht Beginn: 8.32 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Aigner * 30. 3. Arendt (Wattenscheid) * 30. 3. Dr. Arndt (Berlin) 31. 3. Dr. Arnold 29. 3. Dr. Dr. h. c. Baade 31. 3. Bauer (Wasserburg) 6. 4. Berkhan 29. 3. Beuster 20. 4. Biechele 29. 3. Biegler 29. 3. Birkelbach * 30. 3. Dr. Birrenbach 29. 3. Fürst von Bismarck 29. 3. Dr. Bleiß 29. 3. Brese 29. 3. Dr. Burgbacher * 30. 3. Dr. Czaja 29. 3. Dr. Danz 29. 3. Dr. Deist * 30. 3. Deringer * 30. 3. Dr. Dichgans * 30. 3. Frau Döhring 20. 4. Dorn 29. 3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 31. 3. Eisenmann. 29. 3. Frau Dr. Elsner * 30. 3. Etzel 29. 3. Even (Köln) 29. 3. Faller * 30. 3. Figgen 20. 4. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 29. 3. Franke 29. 3. Dr. Franz 29. 3. Franzen 29. 3. Dr. Frede 20. 4. Dr. Frey (Bonn) 31. 3. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 30. 3. Funk (Neuses am Sand) 31. 3. Dr. Furler * 30. 3. Gaßmann 5. 4. Gedat 29. 3. Gehring 29. 3. Dr. Gradl 29.3. Gscheidle 29. 3. Günther 29. 3. Freiherr zu Guttenberg 31. 3. Haage (München) 7. 5. Haase (Kellinghusen) 29. 3. Hahn (Bielefeld) 20. 4. Hammersen 29. 3. Dr. von Haniel-Niethammer 29. 3. Hellenbrock 31. 3. Dr. Hellige 20. 4. Hermsdorf 29. 3. Herold 29. 3. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Holkenbrink 29. 3. Frau Dr. Hubert 29. 3. Illerhaus ' 30. 3. Jaksch 26. 4. Kalbitzer 29. 3. Katzer 31.3. Frau Kettig 29. 3. Dr. Kliesing (Honnef) 29.3. Klinker * 30. 3. Dr. Knorr 4. 4. Dr. Kopf 29. 3. Dr. Kreyssig * 30. 3. Kriedemann * 30. 3. Leber 29. 3. Lenz (Bremerhaven) 29. 3. Lenz (Brühl) * 30. 3. Dr. Löbe 29. 3. Lohmar 30. 4. Dr. Lähr * 30. 3. Lücker (München) ' 30. 3. Margulies * 30. 3. Mattick 29.3. Mauk * 30. 3. Dr. von Merkatz 7. 4. Metzger * 30. 3. Dr. Miessner 29. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 29. 3. Müller (Berlin) 31.3. Müller (Remscheid) 29. 3. Müller-Hermann * 30. 3. Nellen 29. 3. Neumann (Allensbach) 29. 3. Oetzel 31.3. 011enhauer 29. 3. Frau Dr. Pannhoff 31. 3. Dr.-Ing. Philipp * 30. 3. Porzner 29. 3. Frau Dr. Probst 22. 4. Rademacher * 30. 3. Richarts * 30. 3. Frau Rudoll 31. 3. Schlick 29. 3. Dr. Schmidt (Offenbach) 29. 3. Dr. Schmidt (Wuppertal) 31. 3. Schneider (Hamburg) 29. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 29. 3. Schulhoff 29. 3. Seibert 29. 3. Seifriz * 30. 3. Seuffert 29. 3. Spitzmüller 29. 3. Dr. Stammberger 29. 3. Dr. Starke * 30.3. Stooß 29. 3. Storch * 30. 3. Strauß 29.3. Frau Strobel * 30. 3. Struve 29. 3. Dr. Tamblé 29. 3. Urban 29. 3. Frau Vietje 31. 3. Dr. Wahl 29. 3. 3298 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Weinkamm * 30. 3. Welslau 29. 3. Werner 29. 3. Frau Wessel 29. 3. Wischnewski* 30. 3. Wittmer-Eigenbrodt 30. 4. Anlage 2 Schriftliche Ausführungen des Abgeordneten Dr. Burgbacher zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Energiepolitik (Drucksache IV/ 1029). Mineralölpolitik in Industriestaaten Frankreich. Grundlage der französischen Mineralölpolitik ist das Gesetz vom 30. März 1928, das im Laufe der Zeit wiederholt den geänderten Verhältnissen angepaßt wurde. Es überträgt bestimmten, von einem ministeriellen Prüfungsausschuß ausgewählten Unternehmen Importmonopole auf Zeit. Einfuhren sind nur bis zu einer Jahreshöchstmenge zulässig, die bis zu 1/5 erhöht oder gesenkt werden kann. Auch der Absatz im Inland wird reguliert. Die Unternehmen sind verpflichtet, Vorratslager zu bilden. Die weitgefaßten Bestimmungen des Gesetzes geben dem Staat jede Möglichkeit, den Importeuren 3) Auflagen aller Art zu machen und dabei auch den Bezug bestimmter Rohöle und die Herstellung bestimmter Produkte vorzuschreiben. Damit werden insbesondere die Verarbeitung und der Absatz des Sahara-Öls weitgehend gesichert. Verstöße gegen diese und zahlreiche weitere Verpflichtungen der Mineralölunternehmen werden mit dem Verfall einer Kaution, der Herabsetzung des, ihnen zugestandenen Importkontingents oder sogar mit der völligen Aberkennung der Einfuhrberechtigung geahndet. Der französische Staat nimmt mit zahlreichen Beteiligungen an Unternehmen der Mineralölwirtschaft und mit eigenen Staatsgesellschaften auch als Unternehmer Einfluß auf die Erzeugung und den Markt. Erst kürzlich wurde bekannt, daß die französische Staatsgesellschaft Union Generale des Pétroles (UGP) eine Großraffinerie auf deutschem Boden, im Raume Mainz, errichten will. Bau und Betrieb von Rohölleitungen bedürfen nach dem Dekret vom 16. Mai 1959 einer Genehmigung. Der Absatz von Mineralölprodukten wird durch zahlreiche Preisvorschriften, insbesondere eine Preismeldepflicht sowie durch ein Verbot höherer als 5% iger Rabatte transparent gemacht und beaufsichtigt. Mit diesen umfassenden und bis ins einzelne gehenden Regelung befindet sich die französische Mineralölwirtschaft vollständig unter staatlicher Kontrolle. Praktisch entzieht der französische Staat seine Mineralölwirtschaft weitgehend den Vorschriften des EWG-Vertrages. Großbritannien. Die britische Regierung verfolgt seit jeher eine besonders aktive Mineralölpolitik. Sie stützt sich dabei nicht nur auf eine maßgebliche Beteiligung an der British Petrol Company (BP), einem der größten Mineralölkonzerne der Welt, sondern auch auf unmittelbare politische und militärische Einflußnahme in den Fördergebieten des Nahen und Fernen Ostens. Die Öleinfuhr ist lizenziert. Dabei wird die Devisenbewirtschaftung als Mittel der Importpolitik benutzt. Ölleitungen dürfen auf Grund des Pipe-Lines-Act 1962 nur nach vorheriger Genehmigung durch den Energieminister gebaut und betrieben werden. Belgien. Belgiens staatliche Maßnahmen auf dem Gebiet der Mineralölpolitik setzen bei der Heizöleinfuhr an, die seit 1959 mengenmäßig beschränkt wird. Daneben wird der Binnenmarkt durch strenge Bevorratungspflichten für Importeure und Verbraucher (seit 1961 18% der Jahreslieferungen) stabilisiert; Außenseiter im Mineralölhandel haben ohne großen Lagerraum auf diesem Markt keine Chance. Niederlande. Der Staat nimmt hier über die Staatsmijnen Einfluß auf den Mineralölmarkt. Über diese Gesellschaft betreibt er einerseits den weitaus größten Teil des niederländischen Steinkohlenbergbaus, auf der anderen Seite arbeiten die Staatsmijnen eng mit der Esso beim Absatz von Mineralölerzeugnissen zusammen. Italien. Italien, das fast vollständig von Importenergie abhängig ist, unternimmt große Anstrengungen, sich aus der Abhängigkeit von den internationalen Ölkonzernen zu befreien. Der staatliche Energiekonzern Ente Nazionale Idrocaburi (ENI) ist bemüht, durch Ölprospektionen in anderen Ländern eigene Energiequellen zu erschließen. Daneben. nimmt es Italien in Kauf, einen bedeutenden Teil seiner Energieversorgung durch die Einfuhr von Ostblock-Öl zu decken. Im Inland besteht ein straffe Aufsicht über die Mineralölwirtschaft. Grundlage hierfür ist das Mineralölwirtschaftsgesetz vom 2. November 1933. Ähnlich wie nach dem französischen Gesetz werden langfristige Importkonzessionen verliehen — mit Kontigenten und strengen Bevorratungspflichten. Die Errichtung und der Betrieb von Raffinerien und Pipelines sind genehmigungspflichtig. Die Preise für Mineralölprodukte müssen veröffentlicht werden und unterliegen der Überwachung durch die Regierung. Die staatliche ENI genießt in der Mineralölwirtschaft eine Vorzugsstellung. USA. Das Schwergewicht der amerikanischen Energiepolitik liegt auf dem Schutz und der Erweiterung der inländischen Energiequellen im Interesse der nationalen Sicherheit. Diesem Zweck dient insbesondere die mengenmäßige Beschränkung der Mineralöleinfuhren. Die ursprünglich freiwlligen Einfuhrbeschränkungen 'werden seit 1959 zwangsweise durchgesetzt. Auf der Grundlage des Trade Expansion Act von 1962 wurden sie am 1. Januar 1963 erneut verschärft. Die Quote der zulässigen Einfuhr ist jetzt auf 12,2 % der inländischen Erzeugung begrenzt. Von dem Bedarfszuwachs wird Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 3299 also künftig auf die inländische Ölerzeugung so viel entfallen wie auf die Importe. Im Interesse der nationalen Sicherheit und zur Erhaltung der Lagerstätten wird außerdem die inländische Rohölerzeugung mengenmäßig gesteuert. Daneben werden auf alle Energieeinfuhren Zölle erhoben. Japan. Die Mineralöleinfuhr ist lizenziert. Ein hemmungsloser Konkurrenzkampf der Mineralölgesellschaften auf dem japanischen Markt war der Grund für den Erlaß des Mineralälwirtschaftsgesetzes vom 11. Mai 1962. Das Gesetz schreibt die jährliche Aufstellung eines Mineralölversorgungsplanes für jeweils fünf Jahre vor. Investitionen bedürfen der Genehmigung. Die Produktionspläne der Unternehmer müssen auf den Mineralölversorgungsplan abgestimmt werden. Durch die Festsetzung von Standardpreisen können volkswirtschaftlich unerwünschte Preisschwankungen ausgeschlossen werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinrich Deist


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Man darf uns nicht verübeln, daß wir Ursachen und Folgen des Strukturwandels auf dem Energiemarkt erkannt haben und gewillt sind, eine vielleicht nie mehr wiederkehrende Chance wahrzunehmen, um die aus der Armut Bayerns an natürlichen Schätzen und der Verschlechterung seiner Wettbewerbslage in der Nachkriegszeit entstandenen Standortnachteile der
    bayerischen Wirtschaft möglichst auszugleichen. Einen Schlüssel hierzu sehe ich in der Senkung der Energiepreise.
    Hierüber ist etwas wenig gesprochen worden. Nun, Verbraucher gibt es natürlich auch in Nordrhein-Westfalen. Sie scheinen in der Argumentation um die Rolle der Energieerzeuger in diesem Lande sogar etwas zu kurz zu kommen. Jedenfalls haben sie in der nächsten Nachbarschaft die holländische billige Energiequelle, und das wird auch zu einigen wirtschaftspolitischen Überlegungen in Nordrhein-Westfalen führen.
    Hier ist vielleicht auch ein Hinweis auf die noch weit verbreitete irrige Ansicht angebracht, daß der Energiepreis für die industrielle Produktion in unserem Lande keine ausschlaggebende kalkulatorische Rolle spiele. Dieses Argument wird oft vorgebracht, wenn es sich um die Begründung von Hilfsmaßnahmen für notleidende Primärenergieträger handelt, in unserem Falle also meist für den Steinkohlentiefbau. Dabei wird meist übersehen, daß die Kumulation der Energiekosten in einer stark arbeitsteiligen Wirtschaft sich am Endprodukt immer stärker auswirken muß. Diese Entwicklung ist zeitweilig überdeckt worden durch die technische Rationalisierung bei den Energieverbrauchern, also in Form verbesserter Geräte und Maschinen. Die moderne technische Produktion benötigt aber immer mehr Nutzenergie in veredelter Form, und damit wächst auch der Anteil der Kosten für die Energie an den Gestehpreisen. Die Energieverbraucher, vorwiegend die produzierende Wirtschaft, benötigen aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit eine Senkung der Energiepreise. Wenn Hilfsmaßnahmen für den Energieträger Kohle nötig sind, etwa um wichtige nationalwirtschaftliche Aufgaben erfüllen zu können, dann dürfen sie nicht die Form einer Preiserhöhung für die Energieverbraucher annehmen, die die Hauptträger unseres Exports sind, der ja, was hier nicht bewiesen zu werden braucht, einem immer stärkeren Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist.
    Wenn man die Wirkung solcher Energiepreissteigerungen — als solche wirken sich ja auch unterlassene Senkungen aus — auf die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens oder einer Branche beurteilen will, kann man nicht von statistischen Durchschnittswerten in Beziehung zuni Gesamterlös eines Betriebes oder Wirtschaftszweiges ausgehen, sondern nur von der Kostenrechnung des einzelnen Produkts. Ich möchte hier darauf verzichten, das an Hand von Beispielen aus der Praxis zu belegen.
    Eine manchmal schmerzliche wirtschaftliche Erfahrung hat aber gelehrt, daß der Energiepreis ein sehr ernst zu nehmender Faktor der Kalkulation ist, nicht zuletzt wegen der Kumulation der Energiekosten in komplizierten Stufenprozessen. Ohne
    lige Energiekosten können wir nicht exportieren. Das ist ,sogar wichtiger als ,die Frage der Devisenbeschaffung für Importe. Wenn die einheimischen Energieträger zu teuer werden, nützen sie uns auch nichts.
    Mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten möchte ich nur eine Schlußfolgerung aus einer Arbeit des Deut-



    Dr. -Ing. Balke
    schen Instituts für Wirtschaftsforschung zitieren, in der es heißt:
    Die Konkurrenzfähigkeit der Bundesrepublik beruht, wie ein Blick in die Außenhandelsstatistik zeigt, besonders auf der Leistungsfähigkeit der Investitionsgüterindustrien, der Stahlindustrie und der chemischen Industrie. Die Investitionsgüterindustrien sind ihrerseits die wichtigsten Käufer von Stahl und NE-Metallen. Daraus ergibt sich, daß 'die Leistungsfähigkeit der westdeutschen Wirtschaft weitgehend von einigen Industrien abhängt, die zu mehr als 70 v. H. am gesamten Energieverbrauch der verarbeitenden Industrie beteiligt sind.
    Aus diesem Grunde sind Argumente, die auf den niedrigen Anteil der Energiekosten am Umsatz etwa der Investitionsgüterindustrien Bezug nehmen und die Höhe der westdeutschen Energiekosten als relativ unwichtig für ihre Konkurrenzfähigkeit darstellen, nicht zutreffend. Zumindest gehen sie an der Tatsache der hohen indirekten Energiekostenabhängigkeit der westdeutschen Investitionsgüterproduzenten vorbei.
    So weit das Zitat. Ich glaube nicht, daß man diesem Institut eine besonders negative Haltung gegenüber der Kohle nachsagen kann.
    Es wird Sie nach 'dem bisher Gesagten nicht überraschen, wenn ich schon hier den Widerstand gegen einen Punkt des Programms der Bundesregierung anmelden muß, nämlich gegen die Bestrebungen, etwa das Raffineriegas in die Heizölbesteuerung einzubeziehen. Über die Begründung dieses Widerstandes werden wir uns ja später noch zu unterhalten haben.

    (der von der Natur benachteiligten Energieverbraucher nicht nach traditionellen, sondern nach wirtschaftlichen und technologischen Gesichtspunkten ausrichtet, sollte nicht verwundern. Der Nutznießer dieser Entwicklung ist natürlich aus technischen Gründen das Mineralöl und das Erdgas. Natürlich hat die Mineralölwirtschaft hierbei geschickt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, im Substitutionsbereich mit der Kohle die Belastungen durch den Preiswettbewerb zu einem guten Teil auf solche Produkte zu übertragen, für die es eben keine Substitutionsmöglichkeiten gibt. Weil z. B. die Treibstoffe wegen der mangelnden Substitutionskonkurrenz auf dem spezifischen Treibstoffmarkt eine stärkere Belastung vertragen konnten, wurde das Heizöl billiger angeboten. Die Ausnützung solcher Möglichkeiten ist im Rahmen unseres Wirtschaftssystems zweifellos durchaus legitim. Dennoch wird man angesichts der gegebenen Marktstruktur manche Auswüchse des Wettbewerbs mit Sorge betrachten müssen. Wir sehen also nichts Außergewöhnliches darin, daß der Prozeß der Substitution eines Energieträgers durch andere in erster Linie wirtschaftliche Ursachen hat. Wenn es sich nur darum handelte, könnte sich die Energiepolitik auf die zweckmäßige Anwendung wirtschaftspolitischer, marktkonformer Maßnahmen beschränken. Die Wirkungen der Substitutionskonkurrenz gehen aber, und dieser Gesichtspunkt ist der Erklärung der Bundesregierung, in der Antwort auf die Anfrage wohl etwas zu kurz gekommen, über den wirtschaftlichen Bereich hinaus und erzeugen zahlreiche soziale und politische Probleme, für die bisher noch keineswegs befriedigende Lösungen gefunden wurden. Das ist nicht erstaunlich, denn wir sollten zugeben, daß wir heute noch nicht einmal das Ausmaß dieser Folgen genau zu übersehen vermögen. Aber jedenfalls ist sicher, daß die Wirkungen außerordentlich weitreichend und tiefgreifend sein werden, und das Gesicht unserer Länder, vor allem in Europa, wird sich völlig wandeln. Die Substitutionsprozesse dürfen daher nicht nur nach ökonomischen Maßstäben bewertet werden, vor allem nicht am Kriterium kurzfristiger Rentabilität. Wenn es auch nicht darum gehen kann, den vom Wettbewerb bedrängten Kohlenbergbau unter Naturschutz zu stellen, so bleibt es notwendig, daß die im Interesse einer auf die Dauer billigen und dennoch sicheren Energieversorgung erforderlichen Substitutionsprozesse bruchlos in geordneten Bahnen verlaufen, und mir scheinen die Vorschläge der Bundesregierung doch wohl in dieser Richtung zu liegen. Für unsere Betrachtung der Bedeutung einer zweckmäßigen Energiepolitik gilt jedenfalls, daß die wirtschaftliche Potenz eines Wirtschaftsraumes maßgebend durch den Energieverbrauch bestimmt wird und daß wirtschaftliche Macht das Maß politischer Macht einer Nation oder eines Wirtschaftsraumes mitbestimmt. Besonders deutlich wird dies an der Abhängigkeit der militärischen Verteidigung vom technischen Produktionsstand und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Es kommt daher nicht auf eine Auseinandersetzung mit den Vorund Nachteilen der Substitutionskonkurrenz an, sondern nur auf die Tatsache, daß allen Primärenergieträgern eine Existenzberechtigung und Entwicklungsmöglichkeit erhalten bleiben muß. Zwingend notwendig erscheint es daher, von den nationalen Gegebenheiten aus eine elastischere Energiepolitik als bisher zu treiben, um endlich zu einer umfassenden europäischen Energiepolitik zu kommen, die ein ausgewogenes Verhältnis aller Primärenergieträger zum Ziel hat. Hierbei sind Kompromisse natürlich unvermeidlich, z. B. zwischen marktund planwirtschaftlichen Vorstellungen, zwischen den Interessen heimischer und importierter Energieträger, zwischen dem Erfordernis billiger Energie und der Sicherheit der Darbietung. Zur Sicherung des technischen Fortschritts und zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit im nationalen Bereich wie im Gemeinsamen Markt oder im integrierten Europa ist es unerläßlich, daß dem Verbraucher in Zukunft eine größere Wahlund Entscheidungsfreiheit darüber eingeräumt wird, welche Energieformen umgewandelt oder ersetzt werden können oder müssen. Dr.-Ing. Balke Auch unter diesem Gesichtspunkt muß die nationale Integration und Harmonisierung aller Energiefaktoren: Kohle, Gas, Öl, Wasser, Kernenergie den europäischen Integrationsversuchen vorausgehen. Mit anderen Worten, eine europäische Integration einzelner Energiefaktoten, z. B. nur der Kohle oder des Öls, scheint zur Zeit wenigstens außerhalb jeder realen Möglichkeit zu liegen. Wenn Sie mir zum Schluß gestatten, der Erläuterung des Energieprogramms der Bundesregierung einige Thesen an die Seite zu stellen, so würde ich diese etwa wie folgt fassen, wobei ich bemerke, daß es sich um persönliche Formulierungen handelt. 1. Die Sicherheit der Energieversorgung und die Preisstabilität ergänzen die Forderung nach der Preiswürdigkeit der Energieformen. Deshalb muß eine möglichst breite Basis von Primärenergieträgern angestrebt werden; die freie Konkurrenz ist nur dann einzuschränken, wenn die drei genannten Faktoren gefährdet sind. 2. Eine Harmonisierung der Energiepolitik in Europa sollte das Ziel haben, die freie Konkurrenz aller Primärenergieträger möglichst langfristig zu erhalten und nur zu intervenieren, wo irreparable Wettbewerbsverzerrungen drohen, z. B. beim Verkauf unter langfristig gesicherten Gestehungspreisen zur Markteroberung oder Marktbeherrschung. 3. Die europäische Energiewirtschaft wird um so stabiler sein, je breiter in geographischem, politischem und technischem Sinn die Versorgungsbasis mit Primärenergieträgern gemacht werden kann. 3)




    4. Der nationale Bergbau kann zur Stabilisierung des Energiemarktes erheblich beitragen. Seine Kapazität sollte unter Beachtung der Wettbewerbsfähigkeit auf einem Stand gehalten werden, der die Erfüllung dieser Aufgabe ermöglicht. Unterstützungsmaßnahmen, die durch geologische Umstände bedingt sind, sollten als Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Stabilisierung des Energiemarktes betrachtet und danach bemessen werden.
    5. Die Verstromung der Steinkohle ist nur insoweit ein Ausweg aus den Schwierigkeiten des Steinkohlenbergbaus, als dadurch nicht das Preisniveau der Elektrizitätserzeugung erhöht wird. Möglichkeiten für die Steinkohle bestehen noch in vielen Absatzbereichen, z. B. in der elektrischen Raumheizung, vorwiegend in Schwachlastzeiten, und einigen anderen technischen Maßnahmen, 'die ich hier nicht erläutern möchte.
    Die Ausführungen der Opposition lassen sich meiner Auffassung nach in zwei Forderungen zusammenfassen: Investitionskontrolle und Einfuhrkontrolle. Ohne das jetzt begründen zu können, möchte ich doch sagen, daß wir das gemeinsam mit der Bundesregierung ablehnen, genauso wie alle quantitativen Maßnahmen, die eine Energiewirtschaftspolitik hemmen.
    So können wir im ganzen die Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion begrüßen. Die Bundesregierung kann bei dem Bestreben, eine wirklichkeitsnahe Energiepolitik zu treiben, immer auf unsere Unterstützung rechnen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine Damen und Herren, es ist eine interfraktionelle Verständigung erzielt worden, daß zunächst noch Herr Professor Erhard kurz spricht und daß dann für die ,anfragende Fraktion Herr Abgeordneter Arendt das Schlußwort erhält. Es ist schmerzlich, daß jetzt so viel Weisheit im Dunkeln verbleiben muß.

(Heiterkeit.)

Bitte, Herr Professor Erhard, Sie haben das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludwig Erhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich hatte vor Beginn der Debatte gedacht, das würde heute eine erregende Diskussion werden. Denn nach alledem, was verlautbart wurde und in der Presse seinen Widerhall fand, mußte man annehmen, daß das deutsche Volk über die Energiepolitik der Bundesregierung aufs tiefste erregt ist. In der Besetzung dieses Hauses, der Vertretung 'des deutschen Volkes, wird von dieser Sorge und dieser Erregung nichts sichtbar. Mit Ausnahme einiger polemischer Töne ist in der Debatte 'sozusagen nichts Neues gesagt worden.
    Ich bin es allmählich gewöhnt, immer wieder zu hören, daß wir keine energiepolitische Konzeption hätten. Es haben sich einige Päpste zusammengetan, die von sich aus entscheiden, was energiepolitische Konzeption ist und was nicht. Wenn jemand eine andere Konzeption vertritt als diejenigen, die, wie sie glauben, die allgemeine und absolute Weisheit gefunden haben, dann erklären sie, er habe keine energiepolitische Konzeption.

    (Abg. Dr. Deist: Man kann höchstens an Gegenpäpste denken!)

    Das ist jedenfalls der politische Tatbestand, soweit er sich in Deutschland abzeichnet.

    (Abg. Jacobi [Köln]: Rechnen Sie den Herrn Bundeskanzler ,auch dazu?)

    — Ich habe den Herrn Bundeskanzler noch nie einen Vortrag über Energiepolitik halten hören.

    (Heiterkeit.)

    Nun ist es eigentlich doch merkwürdig, daß man ausgerechnet 'd e m Land eine mangelnde oder fehlende energiepolitische Konzeption vorwirft, das es in den letzten fünf Jahren verstanden hat, leine stabile Energiedarbietung — sowohl was die Mengen, als auch was den Preis .anlangt — 'sicherzustellen. Ich denke z. B. daran, daß in der Zeit von 1951 bis 1958 die Kohlepreise um 70% gestiegen sind. Wir wissen alle, warum. Aber trotz unserer 'damaligen Sorgen wegen der unzureichenden Kohlenförderung haben wir es nicht erreicht, die Leistungen pro Mann und Schicht rin nennenswertem Umfang zu erhöhen.



    Bundesminister Dr. Dr. h. c. Erhard
    Seitdem wir „keine energiepolitische Konzeption haben", d. h. also, seitdem wir auch die Kohle in den Wettbewerb gestellt haben — mit allen Hilfen, die wir der Kohle angedeihen ließen, um eine höhere Wettbewerbsgleichheit mit dem neuen Energieträger 01 herzustellen —, seit dieser Zeit ist der Kohlepreis stabil geblieben. In diesem Jahre 1963 gehen wir in das fünfte Jahr, in dem eine konstante Förderung von 140 Millionen t Kohle gewährleistet werden konnte. Das ist die Menge, von der der Kohlebergbau — sowohl Unternehmer wie Gewerkschaften — gesagt hat: Wenn wir das erreichen, sind wir ja zufrieden. In den Gesprächen wurde sogar angedeutet -- jedenfalls wurde dem nicht widersprochen —, daß auch die Menge von 140 Millionen t Kohle noch gewissen Schwankungen in Höhe von etwa 5% unterworfen sein könne.
    Hier wurden als leuchtendes Beispiel Italien und Frankreich hingestellt; diese Länder hätten eine klare energiepolitische Konzeption. Es liegt mir ganz bestimmt fern, hier in eine Polemik einzutreten. Aber das ist sicher nicht die energiepolitische Konzeption, die die Bundesregierung hat.
    Die energiepolitische Konzeption in Italien sieht so aus: Wir kaufen, wenn die Kohle im Überfluß vorhanden ist, amerikanische Kohle; wenn sie knapp ist, werden wir von Deutschland aus versorgt, und im übrigen kaufen wir noch bevorzugt und besonders gern russisches Öl. — Ob das eine klare energiepolitische Konzeption ist, die der Nachahmung wert wäre, gerade im Zeichen der engen Verbundenheit der Volkswirtschaften und im Zeichen gemeinsamer Aufgaben, wage ich zu bezweifeln.
    Die französische Haltung ist auch klar und, wenn Sie wollen, konsequent. Das ist auch eine energiepolitische Linie, aber eben nicht die unsrige; die nämlich einer autarken Energieversorgung. Eine Volkswirtschaft wie die deutsche, die auf Gedeih und Verderb im Wettbewerb mit der ganzen Welt — und nicht nur in der EWG — bestehen muß, kann sich den Luxus einer teuren Energie unter gar keinen Umständen leisten.
    Es sind in der Öffentlichkeit falsche Zahlen in Umlauf gekommen. Ich kann mich dabei auf das beziehen, was Kollege Balke sagte: Wenn Sie die kumulative Wirkung der Energiepreise bzw. ,der -kosten in Rechnung stellen, dann schwankt die Belastung zwischen etwa 5% bei der Landwirtschaft und 25% bei einer ganzen Reihe für unsere Handelsbilanz besonders wichtiger Industriezweige. Das glaube ich mit aller Deutlichkeit richtigstellen zu müssen.
    Natürlich bedeutet eine höhere Einfuhr von Rohöl eine gewisse Belastung unserer Handels- und unserer Zahlungsbilanz. Aber viel wichtiger ist — und das wurde auch gesagt — die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit unserer deutschen Industrie. Damit gewinnen wir in bezug auf die Handels- und Zahlungsbilanz sehr viel mehr als das, was wir durch Einfuhr von etwas mehr 01 verlieren würden. Wenn Sie eine Öleinfuhr in Betracht ziehen, die etwa 10 Millionen t Steinkohle ersetzen müßte, dann ergibt sich, daß das eine Belastung unserer Zahlungsbilanz um rund 500 Millionen DM ausmacht. Das ist ungefähr 1 % unserer Einfuhr. Daraus wird deutlich, daß von dieser Seite her eine Erschütterung unserer Zahlungsbilanz bestimmt nicht droht.
    Ich wäre glücklich, wenn das Gerede von dem Sterben des deutschen Bergbaus einmal zu Ende käme. Von mir kommt es nicht. Ich habe weder den Begriff des Gesundschrumpfens geprägt noch gar von einem Beerdigungsinstitut gesprochen. Ich habe vielmehr umgekehrt immer wieder betont, daß die Kohle, wenn sie mit unserer Hilfe und mit den Maßnahmen z. B. des Rationalisierungsverbandes selbst alles unternimmt, was notwendig ist, um in einem von uns doch wirklich noch gesteuerten Wettbewerb lebensfähig zu bleiben, eine Zukunft hat. Wenn Leute aus dem Bergbau abgewandert sind, wenn junge Leute nicht mehr den Mut haben, ihr Schicksal mit der Kohle zu verbinden, dann nicht wegen der Energiepolitik der Bundesregierung, sondern wegen des dauernden Geredes von seiten des Bergbaues, seitens der Unternehmer oder seitens der Gewerkschaften.

    (Hört! Hört! und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren! Dann auch die Frage: Wird uns denn das 01 zur Verfügung stehen? Na, ich will hier keine Bilanz aufmachen und sagen, wieviel Kohle in Deutschland lagert. Da lassen die schon erschlossenen und die nichterschlossenen Mengen nie eine vage Aussage zu. Gewiß, _Kohle ist in Deutschland noch vorhanden; tatsächlich ist sie ein Reservoir an Energie. Aber wenn wir die schlechten, die dauernd unwirtschaftlichen Zechen stillegen bzw. zusammenlegen wollen, dann können Sie nicht von einem Verlust sprechen, von einem Volksvermögen, das wir etwa leichtfertig preisgeben, bzw. sogar verschleudern. Im Meerwasser ist bekanntlich Gold, aber es ist nichts wert, und so ist es eben auch in der modernen Wirtschaft auch mit Kohle, Erzen und anderen Bodenschätzen. Irgendein Gut, dessen Förderung zu teuer wird, um wirtschaftlich verwertet zu werden, bedeutet eben keinen echten volkswirtschaftlichen Wert mehr. Ich glaube, wir sollten nüchtern genug sein, das zu erkennen.
    Im übrigen: es trifft zu, daß ,die großen Erdölvorkommen, soweit sie heute bekannt sind — es kommen ja täglich neue hinzu —, zu 83 % in politischen Spannungsgebieten liegen. Aber das Schicksal dieser Länder in nationaler, wirtschaftlicher und in sozialer Hinsicht ist davon unabhängig, daß sie ihr Öl verkaufen. Nach Rußland werden sie es angesichts der russischen Kohlen- und Energiestrategie nicht verkaufen können. Diese Länder sind auf uns angewiesen. Darum, glaube ich, brauchen wir nicht besorgt zu sein, daß jemals eine Zeit kommen könnte — solange wir überhaupt Verantwortung tragen —, }die uns in die Lage versetzen würde, mit dem Problem einer Energienot fertig werden zu müssen. Ich finde es eine gute Sache, daß wir, obwohl bisher eine Kapazität von 10 Millionen t stillgelegt wurde, obwohl auch die Zahl der im Bergbau Beschäftigten seit dem Jahre 1958 um 31 % zurückgegangen ist, praktisch die Förderung erhalten haben. Ich glaube, damit ist eine Linie der Energie-



    Bundesminister Dr. Dr. h. c. Erhard
    politik aufgezeigt, die nicht zuletzt auch der Kohle selbst dient. Wir treiben also keine „Ausverkaufspolitik", sondern wir tun das in unserer Energiepolitik, was für die Kohle selbst und im Interesse der Kohle notwendig ist, aber vor allen Dingen auch das, was der deutschen Volkswirtschaft im ganzen dient.
    Wenn Sie also zu der Aussage kommen, Herr Kollege Deist, daß das, was wir heute erleben, die Widerspiegelung der Versäumnisse unserer Politik und insbesondere unserer Energiepolitik wäre, dann frage ich Sie, was wir denn heute erleben. Wir sind besser über diesen Winter hinweggekommen als alle anderen europäischen Länder.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Wir haben das höchste Maß an Stabilität in der Förderung erzielt, und wir haben die stabilsten Energiepreise. Ich glaube, da kann man nicht sagen: Was wir heute erleben ! Ich bin der Meinung, wenn wir das was wir heute erleben, durch die nächsten fünf Jahre erhalten können, können wir froh sein. Wir wollen aber umgekehrt die Leistungen noch steigern und wollen da, wo es möglich ist, noch zu einer billigeren Energieversorgung kommen.
    Wir haben uns so oft über „Wirtschaftspolitik" unterhalten. Wir haben uns manchmal in den Auffassungen etwas angenähert, Herr Kollege Deist, dann haben wir uns wieder etwats entfernt. Heute haben wir uns — der Meinung bin ich — wieder etwas entfernt. Was Sie an energiepolitischer Konzeption vorbrachten — wenn es überhaupt ein Programm gewesen ist —, ist jedenfalls nicht die, die ich meine. Die Wirtschaftspolitik, die ich meine, ist die, die den Menschen, ganz gleich, an welcher Stelle sie wirken, ein Höchstmaß an Freiheit gibt und zugleich an Verantwortung aufbürdet.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)