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    Deutscher Bundestag 71. Sitzung Bonn, den 29. März 1963 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Wahl 3251 A Erweiterung der Tagesordnung 3251 A Fragestunde (Drucksachen IV/ 1093, IV/ 1099) Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Etatmittel für die baulichen Belange von Bundestag und Bundesregierung seit 1949 und für die nächsten Jahre Niederalt, Bundesminister 3251 D, 3252 B, C Dr. Kohut (FDP) 3252 B Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 3252 C Frage des Abg. Dr. Jungmann: Ausbildungsvorschriften für Ärzte Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . 3252 D, 3253 A, B Dr. Jungmann (CDU/CSU) . . . 3253 A, B Frage des Abg. Dr. Kohut: Leprakranke in der Bundesrepublik Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . 3253 C, D Dr. Kohut (FDP) 3253 C Frage des Abg. Dr. Dittrich: Zulassung der. Apothekerpraktikanten zum Pharmaziestudium Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . 3253 D, 3254 A Dr. Dittrich (CDU/CSU) 3253 D Frage des Abg. Dr. Dittrich: Benachteiligung männlicher Praktikanten bei Zulassung zum Studium gegenüber weiblichen Anwärtern Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 3254 A Frage des Abg. Dr. Dittrich: Empfehlung an die Ständige Konferenz der Kultusminister Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . 3254 B, C, D Dr. Dittrich (CDU/CSU) 3254 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Ausfuhrverbot für Großröhren in die Ostblockstaaten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3254 D, 3255 A, B, C, D, 3256 A, C, D, 3257 A, B Dr. Mommer (SPD) 3255 A, B Dr. Kohut (FDP) 3255 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 Börner (SPD) 3255 D Junghans (SPD) . . . 3256 A, B Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 3256 C Dr. Dr. Heinemann (SPD) 3256 D, 3257 A Sänger (SPD) . . . . . . . 3257 A, B Frage des Abg. Dr. Mommer: Schadenersatz für Opfer von Verkehrsunfällen Dr Bucher, Bundesminister . . . 3257 C Dr. Mommer (SPD) 3257 C Frage des Abg. Varelmann: Ausfuhr von Zuchttieren Schwarz, Bundesminister . 3257 D, 3258 A Varelmann (CDU/CSU) 3258 A Fragen des Abg. Merten: Errichtung eines Kreiswehrersatzamtes in Aschaffenburg Hopf, Staatssekretär 3258 B, C, D, 3259 A Merten (SPD) 3258 C Vogt (CDU/CSU) . . . 3258 D, 3259 A Frage des Abg. Dürr: Sperrgüter Dr. Steinmetz, Staatssekretär 3259 B, C, D Dürr (FDP) 3259 C Frage des Abg. Dr. Gleissner: Gutachten über die Errichtung der Station in Raisting Dr. Steinmetz, Staatssekretär . 3260 A, B Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . 3260 A, B Fragen des Abg. Dr. Gleissner: Großbodenstation für Satelliten im Raum Raisting Dr. Ernst, Staatssekretär . . 3260 C, D, 3261 A Dr. Gleissner (CDU/CSU) 3260 D, 3261 A Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die von der Bundesregierung vorgelegten Vorschläge zur Verordnung des Rates der EWG (Drucksachen IV/ 1149, IV/ 1150, IV/ 1151, IV/ 1156) 3261 A Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses über das Gesetz über die Allgemeine Statistik in der Elektrizitäts- und Gaswirtschaft und die Durchführung des Europäischen Industriezensus in der Versorgungswirtschaft (Drucksache IV/ 1132); in Verbindung mit dem Mündlichen Bericht des Vermittlungsausschusses über das Zweite Gesetz zur Ergänzung des Gesetzes über die Allgemeine Statistik in der Industrie und im Bauhauptgewerbe (Drucksache IV/ 1133) Lemmer, Landesminister 3261 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr Energiepolitik (Drucksache IV/ 1029); in Verbindung mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksache IV/ 1080) — Erste Beratung — Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . . 3262 C, 3295 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 3268 A, 3293 C Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 3273 A Dr. Deist (SPD) . . . . . . . 3273 C Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . 3282 B Dr. Atzenroth (FDP) 3287 A Dr. Balke (CDU/CSU) 3290 B Mündlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über den von der Bundesregierung vorgelegten Vorschlag der Kommission für eine Verordnung des Rates über eine von Art. 7 und 8 der Verordnung Nr. 20 des Rates abweichende Regelung betr. Festsetzung der Einschleusungspreise und der Zusatzbeträge für einige Schweinefleischerzeugnisse (Drucksache IV/ 1163) Bading (SPD) . . . . . . . . 3296 B Nächste Sitzung 3296 D Anlagen 3297 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 3251 71. Sitzung Bonn, den 29. März 1963 Stenographischer Bericht Beginn: 8.32 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Aigner * 30. 3. Arendt (Wattenscheid) * 30. 3. Dr. Arndt (Berlin) 31. 3. Dr. Arnold 29. 3. Dr. Dr. h. c. Baade 31. 3. Bauer (Wasserburg) 6. 4. Berkhan 29. 3. Beuster 20. 4. Biechele 29. 3. Biegler 29. 3. Birkelbach * 30. 3. Dr. Birrenbach 29. 3. Fürst von Bismarck 29. 3. Dr. Bleiß 29. 3. Brese 29. 3. Dr. Burgbacher * 30. 3. Dr. Czaja 29. 3. Dr. Danz 29. 3. Dr. Deist * 30. 3. Deringer * 30. 3. Dr. Dichgans * 30. 3. Frau Döhring 20. 4. Dorn 29. 3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 31. 3. Eisenmann. 29. 3. Frau Dr. Elsner * 30. 3. Etzel 29. 3. Even (Köln) 29. 3. Faller * 30. 3. Figgen 20. 4. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 29. 3. Franke 29. 3. Dr. Franz 29. 3. Franzen 29. 3. Dr. Frede 20. 4. Dr. Frey (Bonn) 31. 3. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 30. 3. Funk (Neuses am Sand) 31. 3. Dr. Furler * 30. 3. Gaßmann 5. 4. Gedat 29. 3. Gehring 29. 3. Dr. Gradl 29.3. Gscheidle 29. 3. Günther 29. 3. Freiherr zu Guttenberg 31. 3. Haage (München) 7. 5. Haase (Kellinghusen) 29. 3. Hahn (Bielefeld) 20. 4. Hammersen 29. 3. Dr. von Haniel-Niethammer 29. 3. Hellenbrock 31. 3. Dr. Hellige 20. 4. Hermsdorf 29. 3. Herold 29. 3. * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Holkenbrink 29. 3. Frau Dr. Hubert 29. 3. Illerhaus ' 30. 3. Jaksch 26. 4. Kalbitzer 29. 3. Katzer 31.3. Frau Kettig 29. 3. Dr. Kliesing (Honnef) 29.3. Klinker * 30. 3. Dr. Knorr 4. 4. Dr. Kopf 29. 3. Dr. Kreyssig * 30. 3. Kriedemann * 30. 3. Leber 29. 3. Lenz (Bremerhaven) 29. 3. Lenz (Brühl) * 30. 3. Dr. Löbe 29. 3. Lohmar 30. 4. Dr. Lähr * 30. 3. Lücker (München) ' 30. 3. Margulies * 30. 3. Mattick 29.3. Mauk * 30. 3. Dr. von Merkatz 7. 4. Metzger * 30. 3. Dr. Miessner 29. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 29. 3. Müller (Berlin) 31.3. Müller (Remscheid) 29. 3. Müller-Hermann * 30. 3. Nellen 29. 3. Neumann (Allensbach) 29. 3. Oetzel 31.3. 011enhauer 29. 3. Frau Dr. Pannhoff 31. 3. Dr.-Ing. Philipp * 30. 3. Porzner 29. 3. Frau Dr. Probst 22. 4. Rademacher * 30. 3. Richarts * 30. 3. Frau Rudoll 31. 3. Schlick 29. 3. Dr. Schmidt (Offenbach) 29. 3. Dr. Schmidt (Wuppertal) 31. 3. Schneider (Hamburg) 29. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 29. 3. Schulhoff 29. 3. Seibert 29. 3. Seifriz * 30. 3. Seuffert 29. 3. Spitzmüller 29. 3. Dr. Stammberger 29. 3. Dr. Starke * 30.3. Stooß 29. 3. Storch * 30. 3. Strauß 29.3. Frau Strobel * 30. 3. Struve 29. 3. Dr. Tamblé 29. 3. Urban 29. 3. Frau Vietje 31. 3. Dr. Wahl 29. 3. 3298 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Weinkamm * 30. 3. Welslau 29. 3. Werner 29. 3. Frau Wessel 29. 3. Wischnewski* 30. 3. Wittmer-Eigenbrodt 30. 4. Anlage 2 Schriftliche Ausführungen des Abgeordneten Dr. Burgbacher zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Energiepolitik (Drucksache IV/ 1029). Mineralölpolitik in Industriestaaten Frankreich. Grundlage der französischen Mineralölpolitik ist das Gesetz vom 30. März 1928, das im Laufe der Zeit wiederholt den geänderten Verhältnissen angepaßt wurde. Es überträgt bestimmten, von einem ministeriellen Prüfungsausschuß ausgewählten Unternehmen Importmonopole auf Zeit. Einfuhren sind nur bis zu einer Jahreshöchstmenge zulässig, die bis zu 1/5 erhöht oder gesenkt werden kann. Auch der Absatz im Inland wird reguliert. Die Unternehmen sind verpflichtet, Vorratslager zu bilden. Die weitgefaßten Bestimmungen des Gesetzes geben dem Staat jede Möglichkeit, den Importeuren 3) Auflagen aller Art zu machen und dabei auch den Bezug bestimmter Rohöle und die Herstellung bestimmter Produkte vorzuschreiben. Damit werden insbesondere die Verarbeitung und der Absatz des Sahara-Öls weitgehend gesichert. Verstöße gegen diese und zahlreiche weitere Verpflichtungen der Mineralölunternehmen werden mit dem Verfall einer Kaution, der Herabsetzung des, ihnen zugestandenen Importkontingents oder sogar mit der völligen Aberkennung der Einfuhrberechtigung geahndet. Der französische Staat nimmt mit zahlreichen Beteiligungen an Unternehmen der Mineralölwirtschaft und mit eigenen Staatsgesellschaften auch als Unternehmer Einfluß auf die Erzeugung und den Markt. Erst kürzlich wurde bekannt, daß die französische Staatsgesellschaft Union Generale des Pétroles (UGP) eine Großraffinerie auf deutschem Boden, im Raume Mainz, errichten will. Bau und Betrieb von Rohölleitungen bedürfen nach dem Dekret vom 16. Mai 1959 einer Genehmigung. Der Absatz von Mineralölprodukten wird durch zahlreiche Preisvorschriften, insbesondere eine Preismeldepflicht sowie durch ein Verbot höherer als 5% iger Rabatte transparent gemacht und beaufsichtigt. Mit diesen umfassenden und bis ins einzelne gehenden Regelung befindet sich die französische Mineralölwirtschaft vollständig unter staatlicher Kontrolle. Praktisch entzieht der französische Staat seine Mineralölwirtschaft weitgehend den Vorschriften des EWG-Vertrages. Großbritannien. Die britische Regierung verfolgt seit jeher eine besonders aktive Mineralölpolitik. Sie stützt sich dabei nicht nur auf eine maßgebliche Beteiligung an der British Petrol Company (BP), einem der größten Mineralölkonzerne der Welt, sondern auch auf unmittelbare politische und militärische Einflußnahme in den Fördergebieten des Nahen und Fernen Ostens. Die Öleinfuhr ist lizenziert. Dabei wird die Devisenbewirtschaftung als Mittel der Importpolitik benutzt. Ölleitungen dürfen auf Grund des Pipe-Lines-Act 1962 nur nach vorheriger Genehmigung durch den Energieminister gebaut und betrieben werden. Belgien. Belgiens staatliche Maßnahmen auf dem Gebiet der Mineralölpolitik setzen bei der Heizöleinfuhr an, die seit 1959 mengenmäßig beschränkt wird. Daneben wird der Binnenmarkt durch strenge Bevorratungspflichten für Importeure und Verbraucher (seit 1961 18% der Jahreslieferungen) stabilisiert; Außenseiter im Mineralölhandel haben ohne großen Lagerraum auf diesem Markt keine Chance. Niederlande. Der Staat nimmt hier über die Staatsmijnen Einfluß auf den Mineralölmarkt. Über diese Gesellschaft betreibt er einerseits den weitaus größten Teil des niederländischen Steinkohlenbergbaus, auf der anderen Seite arbeiten die Staatsmijnen eng mit der Esso beim Absatz von Mineralölerzeugnissen zusammen. Italien. Italien, das fast vollständig von Importenergie abhängig ist, unternimmt große Anstrengungen, sich aus der Abhängigkeit von den internationalen Ölkonzernen zu befreien. Der staatliche Energiekonzern Ente Nazionale Idrocaburi (ENI) ist bemüht, durch Ölprospektionen in anderen Ländern eigene Energiequellen zu erschließen. Daneben. nimmt es Italien in Kauf, einen bedeutenden Teil seiner Energieversorgung durch die Einfuhr von Ostblock-Öl zu decken. Im Inland besteht ein straffe Aufsicht über die Mineralölwirtschaft. Grundlage hierfür ist das Mineralölwirtschaftsgesetz vom 2. November 1933. Ähnlich wie nach dem französischen Gesetz werden langfristige Importkonzessionen verliehen — mit Kontigenten und strengen Bevorratungspflichten. Die Errichtung und der Betrieb von Raffinerien und Pipelines sind genehmigungspflichtig. Die Preise für Mineralölprodukte müssen veröffentlicht werden und unterliegen der Überwachung durch die Regierung. Die staatliche ENI genießt in der Mineralölwirtschaft eine Vorzugsstellung. USA. Das Schwergewicht der amerikanischen Energiepolitik liegt auf dem Schutz und der Erweiterung der inländischen Energiequellen im Interesse der nationalen Sicherheit. Diesem Zweck dient insbesondere die mengenmäßige Beschränkung der Mineralöleinfuhren. Die ursprünglich freiwlligen Einfuhrbeschränkungen 'werden seit 1959 zwangsweise durchgesetzt. Auf der Grundlage des Trade Expansion Act von 1962 wurden sie am 1. Januar 1963 erneut verschärft. Die Quote der zulässigen Einfuhr ist jetzt auf 12,2 % der inländischen Erzeugung begrenzt. Von dem Bedarfszuwachs wird Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Freitag, den 29. März 1963 3299 also künftig auf die inländische Ölerzeugung so viel entfallen wie auf die Importe. Im Interesse der nationalen Sicherheit und zur Erhaltung der Lagerstätten wird außerdem die inländische Rohölerzeugung mengenmäßig gesteuert. Daneben werden auf alle Energieeinfuhren Zölle erhoben. Japan. Die Mineralöleinfuhr ist lizenziert. Ein hemmungsloser Konkurrenzkampf der Mineralölgesellschaften auf dem japanischen Markt war der Grund für den Erlaß des Mineralälwirtschaftsgesetzes vom 11. Mai 1962. Das Gesetz schreibt die jährliche Aufstellung eines Mineralölversorgungsplanes für jeweils fünf Jahre vor. Investitionen bedürfen der Genehmigung. Die Produktionspläne der Unternehmer müssen auf den Mineralölversorgungsplan abgestimmt werden. Durch die Festsetzung von Standardpreisen können volkswirtschaftlich unerwünschte Preisschwankungen ausgeschlossen werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Fritz Burgbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich nehme an, daß allen, die sich in diesem Hause mit dieser Frage befassen, dieser Umstand geläufig ist. Der erhöht noch den Akzent.
    Da nun in dem Bukett der Bundesregierung auch von der Förderung der Stromgewinnung aus Kohle die Rede ist, möchte ich dazu zwei Dinge sagen. Zunächst möchte ich sagen, daß die Kohle dabei natürlich eine Preispolitik machen muß, die im Rahmen des Zumutbaren gegenüber den Preisen der Wettbewerbsträger liegt. Aber ich möchte vom Standpunkt der Nation, des Volkes der deutschen Bundesrepublik sagen: Ist es denn gleichgültig, ob im Falle — ich rede nicht vom Krieg — irgendeines kalten Krampfes im kalten Krieg die deutsche Stromversorgung allein auf heimischer Energie oder ob sie zu 50 % auf der dann nicht mehr fließenden Importenergie steht? Wir kennen doch die diffiziele Abhängigkeit unseres zivilen Lebens und des Wirtschaftslebens von der Stromversorgung, obwohl sie zur Zeit nur 15 % des Gesamtenergieverbrauchs ausmacht. Da kann man doch sagen, daß eine Politik, die der Kohle die Chance geben will, daß daraus Strom gemacht wird — mit „Kohle" meine ich hier sowohl die weiße Kohle, die Wasserkraft, braune Kohle und schwarze Kohle —, unter Umständen eine weit wirksamere „Notstandsgesetzgebung" darstellt als alle Notstandsgesetze, die erst dann, wenn die — entschuldigen Sie — Pannen da sind, wirksam werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD.)

    Wir haben bei der Verabschiedung der Heizölsteuer, wo wir uns auf die vier Jahre und dann die zwei Jahre mit je 50 % geeinigt haben, großen Wert darauf gelegt, interfraktionell einen Entschließungsantrag zu verabschieden, der besagt, daß das Aufkommen aus der Heizölsteuer nicht nur für die Kohle, sondern auch für die Förderung der Energiewirtschaft in revierfernen Gebieten — wie bisher, aber in verstärktem Maße — eingesetzt werden soll. Wir sehen den Anregungen aus den revierfernen Gebieten entgegen.
    Ich möchte auch feststellen, daß sich die Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen in einer Presseerklärung ausdrücklich zu dem gleichen Grundsatz bekannt und zum Ausdruck gebracht hat, daß die — und das ist eine wichtige Feststellung — etwaige Verteuerung, die z. B. infolge der Heizölsteuer bei 01 eintritt, zu einem Teil wieder von der gesamtwirtschaftlichen Belastung an Energiekosten dadurch weggenommen wird, daß andere Energien — in diesem Falle die Kohle — mit den durch die Heizölsteuer aufkommenden Mitteln in revierfernen Gebieten verbilligt werden können.
    Es ist auf jeden Fall — ich möchte alle bitten, uns das abzunehmen — der redliche Wille vorhanden, Energiepolitik in der Bundesrepublik zu betreiben.



    Dr. Burgbacher
    Sie kann nur dann einmal regional gesehen werden, wenn das unvermeidbar ist und wenn wir uns gleichzeitig der Verpflichtung gegenüber der Gesamtheit unserer Volkswirtschaft und aller Länder bewußt bleiben. Die Bevorratungspflicht ist sicher ebenfalls ein wichtiger Beitrag zu dem Begriff der Notstandsgesetzgebung im erweiterten Sinne.
    Ich möchte mir hier eine Einblendung erlauben. Die Notstandsgesetze befassen sich mit Maßnahmen, die bei eingetretenem Notstand zu ergreifen sind. Ich wiederhole noch einmal, daß wir uns auch bei wirtschaftspolitischen Maßnahmen an diese Fragen erinnern müssen. Die Verkürzung der Frist nach dem Außenwirtschaftsgesetz ist bekanntlich am 11. März verkündet worden. Bei dieser Verkündung ist in einer Fußnote vermerkt worden, daß die Vereinbarung längerer Lieferfristen der Genehmigung bedarf. Ich möchte nur feststellen, daß rein wirtschaftswissenschaftlich und juristisch ,gesehen durch die Auswirkung der Fristverkürzung de facto für die Verträge eine Genehmigungspflicht eingeführt ist.
    Obwohl es schon gesagt worden ist, möchte ich doch noch einmal darauf hinweisen, daß die Olindustrie am 17. November 1958 der Meinung war, daß die Kapazitäten im Jahre 1965 auf 40 Millionen t steigen würden. Nach den mir vorliegenden Zahlen werden sie im Jahre 1966 72,6 Millionen t betragen, wobei die Raffinerien Speyer, Heilbronn, und was sonst .so 'im Gespräch ist, noch nicht berücksichtigt ist.
    Ich erwähne die Zahlen nicht, um nur Negatives für 'das 01 zu folgern. Das wäre völliger Unsinn. Denn wenn der Markt das abnimmt, war es ja insoweit richtig. Es handelt sich vielmehr darum — und das ist die Gretchenfrage —, ob der Markt, der das bisher abgenommen hat, diese — wie wir meinen —Übersteigerungen auch noch abnimmt. Es geht um die Frage der Übersteigerung und des Überziehens der Entwicklung, um die ,Gefahr — wie der Herr Bundeswirtschaftsminister einmal gesagt hat — bruchartiger Entwicklung, die er ebenso wie vorzeitige Eingriffe vermeiden will. Dabei ist es sehr schwer, den richtigen Zeitpunkt abzutasten. Man geht natürlich sicher, wenn man sich rechtzeitig gesetzliche Ermächtigungen geben läßt, die man nicht zwingend sofort anwendet, die man aber im Bedarfsfall, ohne ,sechsmonatige Beratungen im Plenum und in den Ausschüssen notwendig zu haben, anwenden kann.
    Wenn nicht die Uhr, die bekanntlich das einzige ist, was mit Sicherheit weitergeht, schon mehr als 12 Uhr zeigte, würde ich jetzt einmal eine Zwischenvorlesung halten über die Mineralölpolitik in Frankreich, in Großbritannien, in Belgien, in den Niederlanden, in Italien, in den USA und in Japan. Wenn es erlaubt ist, möchte ich die Aufzeichnungen zu Protokoll geben, damit sie jeder einmal nachlesen kann unid sich, soweit .erforderlich, von der Illusion freimacht, daß ,die Länder 'der freuen Welt keine Energiepolitik im Sinne von Eingriffen trieben.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Deist: Sehr richtig!)

    Damit Sie das in Ruhe lesen können, gebe ich es zu Protokoll'). Sie können dann für die einzelnen Länder nachprüfen, ob das stimmt oder nicht.
    Die bisherigen Rationalisierungen, Herr Kollege Deist, als negativ zu bezeichnen — entschuldigen Sie vielmals —, das paßt nicht zu Ihrem Stil.

    (Abg. Horn: Sehr richtig! Abg. Dr. Deist: Ist aber richtig!)

    Es ist in ,der Tat für die Energiepolitik unid vor allem für den Bergbau, für die Unternehmer im Bergbau und für die Bergarbeiterschaft ein Ruhmesblatt ihrer Geschichte, was in den letzten Jahren an Rationaliserungen positiv geleistet worden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir wissen alle, daß Rationalisierung unter anderem auch heißt: mit weniger Menschenkraft mehr produzieren. Wer das bestreitet, der müßte behaupten, der Rhein fließe bergauf. Es ist ganz klar, daß deshalb eine Verminderung der Zahl der Bergarbeiter eintreten mußte. Gott sei Dank ist das mit Hilfe vieler Maßnahmen sozial ordentlich abgewikkelt worden. Ich glaube, daß das jetzt in der Hauptsache ausgestanden ist und daß die noch kommenden Rationalisierungsmaßnahmen den natürlichen Abgang nicht übersteigen, so daß — und hier stimme ich mit der Opposition überein — unsere Energiepolitik den Bergleuten, die noch in der Arbeit sind — von den natürlichen Abgängen abgesehen —, eine Art Sicherheitsgefühl an Stelle der Unsicherheit geben muß, die auch eine der Hauptquellen des französischen Bergarbeiterstreiks gewesen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Deist: Das mußte der Herr Bundeswirtschaftsminister sagen!)

    Ob man den Rationalisierungsverband für 5 oder 7 Jahre vorsehen sollte, darüber können wir in den Ausschüssen beraten. Ich sehe ein, daß es sehr viel für sich hat, die Rationalisierung mit der Übergangszeit des Gemeinsamen Marktes zeitlich zusammenzubinden. Ich bin auch nicht der Meinung, daß der Rationalisierungsverband — wie der harte Ausdruck heißt — ein Beerdigungsinstitut ist. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich sage: Wem es ernstlich darauf ankommt, das Sicherheitsgefühl der Bergarbeiter auf Grund unserer Energiepolitik zu fördern, der darf mit solchen Ausdrücken auch hier nicht arbeiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Man kann nicht sagen: Wir wollen das Sicherheitsgefühl der Bergarbeiter fördern, aber wir machen ein Beerdigungsinstitut. Das kann man nicht. Dann gefährdet man das Sicherheitsgefühl der Bergarbeiter. Das 'ist auch kein Beerdigungsinstitut, ebensowenig wie es ein Schrumpfungsverband sein muß.


Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Professor, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Fritz Burgbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ja, gern.
    *) Siehe Anlage 2