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ID0406108200

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    Deutscher Bundestag 61. Sitzung Bonn, den 15. Februar 1963 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 2775 A Fragestunde (Drucksachen IV/958, IV/967) Frage des Abg. Josten: Umgehungsstraße Altenahr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . . 2775 D, 2776 A Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 2776 A Fragen des Abg. Dr. Rutschke: Führung der B 10 bei Karlsruhe Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . . 2776 B, 2777 C, D, 2778 A, B, C Dr. Rutschke (FDP) . 2777 B, D, 2778 B, C Erler (SPD) . . . . . 2777 D, 2778 A Frage des Abg. Oetzel: Umgehungsstraße bei Witten . . . . 2778 D Fragen des Abg. Kuntscher: Selbstwählferndienst in Bremervörde Stücklen, Bundesminister 2779 A, B, C, D Kuntscher (CDU/CSU) . . 2779 A, B, C, D, 2780 A Frage des Abg. Hammersen: Vorwählnummern im Fernsprechverkehr Stücklen, Bundesminister 2780 B, 2781 A Dürr (FDP) 2780 D Frage des Abg. Dr. Mommer: Lesbarkeit der Poststempel . . . . 2781 A Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Ratifizierungsgesetz über das europäische Niederlassungsabkommen Dr. Carstens, Staatssekretär 2781 A, C, D Frau Dr. Hubert (SPD) . . . 2781 C, D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Formulare für den neuen Personalausweis Höcherl, Bundesminister . . . 2782 A, B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 2782 A Fragen des Abg. Dr. Hamm (Kaiserslautern) : Erhöhte Giftigkeit durch Abbaubarkeit der Detergentien . . . . . . . . 2782 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Februar 1963 Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Bevorratung mit Arzneimitteln bei chronischen Leiden Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . 2782 C, D Frau Dr. Hubert (SPD) 2782 C Entwurf eines Gesetzes zur weiteren Aufbesserung von Leistungen aus Renten- und Pensionsversicherungen sowie aus Kapitalzwangsversicherungen (Drucksache IV/810); Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksachen IV/922, zu IV/922) — Zweite und dritte Beratung — Burgemeister (CDU/CSU) . . . . 2783 A Soetebier (FDP) . . . . . . . . 2783 C Antrag betr. Raumordnung (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal], Bading, Margulies, Jacobi [Köln] u. Gen.) (Drucksache IV/473) 2783 D Bericht über die Ausführung des Beschlusses des Bundestages vom 14. Juni 1961 betr. § 116 des Deutschen Richtergesetzes (Drucksache IV/634) Dr. Bucher, Bundesminister . . . 2784 A Wittrock (SPD) 2784 A Dr. h. c. Güde (CDU/CSU) . . . 2785 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 2786 A Antrag betr. Nachwahlen (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/982) 2786 C Schriftlicher Bericht des Sozialpol. Ausschusses über die Entwürfe der Verordnung über die Soziale Sicherheit der Grenzgänger und der Verordnung über die Soziale Sicherheit der Saisonarbeiter (Drucksachen IV/375, IV/983) . . . . . 2786 C Schriftlicher Bericht des Sozialpol. Ausschusses über die Verordnung des Rates der EWG zur Abänderung der Verordnungen Nr. 3 und Nr. 4 des Rates der EWG über die Soziale Sicherheit der Wanderarbeitnehmer (Drucksachen IV/917, IV/984) 2786 D Mündlicher Bericht des Ausschusses für Inneres über die Verordnung über die Einzelheiten für die Feststellung der Ruhegehälter der in Artikel 83 Absatz 3 des Statuts genannten Beamten sowie für die Aufteilung der aus der Zahlung dieser Ruhegehälter entstehenden Lasten auf den Versorgungsfonds der EGKS und die Haushaltspläne der EWG und der EAG (Drucksachen IV/964, IV/985) 2787 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Änderungsgesetzes zum AVAVG (Drucksache IV/744); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (Drucksache IV/910) — Zweite und dritte Beratung — 2787 A Große Anfrage betr. Umsatzsteuer-Systemreform (SPD) (Drucksache IV/548); in Verbindung mit der Großen Anfrage betr. Reform der deutschen Umsatzsteuer (FDP) (Drucksache IV/684), dem Entwurf eines . . . Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksache IV/866) — Erste Beratung — und dem Entwurf eines . . . Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksache IV/867) — Erste Beratung — Kurlbaum (SPD) 2787 C Dr. Imle (FDP) 2789 A Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . . 2791 A Nächste Sitzung 2802 C Anlagen 2803 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Februar 1963 2775 61. Sitzung Bonn, den 15. Februar 1963 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Arndt (Berlin) 16. 2. Dr. Aschoff 15. 2. Dr. Atzenroth 15. 2. Dr. Dr. h. c. Baade 15.2. Bauer (Wasserburg) 15. 2. Bazille 15. 2. Frau Berger-Heise 15. 2. Beuster 15. 2. Fürst von Bismarck 22. 2. Blachstein 15. 2. Böhme (Hildesheim) 15. 2. Corterier 15. 2. Dr. Danz 15. 2. Deringer 15. 2. Diebäcker 15.2. Dopatka 21.2. Dr. Dörinkel 20. 2. Dr. Dr. h. c. Dresbach 31. 3. Ehren 15. 2. Frau Eilers 15. 2. Eisenmann 15. 2. Etzel 15. 2. Figgen 20.4. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 15. 2. Fritsch 15. 2. Frau Funcke (Hagen) 15. 2. Funk (Neuses am Sand) 16. 2. Dr. Furler 15. 2. Gaßmann 15. 2. Gedat 15. 2. Gehring 15.2. Freiherr zu Guttenberg 15. 2. Hahn (Bielefeld) * 15.2. Hamacher 15. 2. Hammersen 15. 2. Harnischfeger 15. 2. Hauffe 28.2. Höfler 15. 2. Kalbitzer * 15.2. Katzer 28. 2. Dr. Kempfler 15.2. Frau Dr. Kiep-Altenloh 15. 2. Frau Kipp-Kaule 15. 2. Klein (Saarbrücken) 15. 2. Kohlberger 15.2. Dr. Kohut 15. 2. Dr. Kopf 15. 2. Frau Krappe 15. 2. Kraus 15. 2. Krug 15. 2. Dr. Krümmer 15. 2. Kühn (Hildesheim) 16. 2. Leber 15.2. Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Lemmer 28. 2. Lenz (Bremerhaven) 15. 2. Leonhard 15. 2. Liehr 15. 2. Dr. Löbe 1. 3. Lücker (München) 15. 2. Dr. Mälzig 15. 2. Margulies * 15. 2. Mattick 15. 2. Maucher 15. 2. Frau Dr. Maxsein 15. 2. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 15. 2. Metzger * 15. 2. Michels 15. 2. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 15. 2. Müller (Berlin) 31. 3. Müller (Nordenham) 2. 3. Murr 15. 2. Nellen 15.2. Neubauer 17. 2. Neumann (Allensbach) 15. 2. Neumann (Berlin) 23. 2. Oetzel 28. 2. Opitz 15. 2. Frau Dr. Pannhoff 15. 2. Dr.-Ing. Philipp 15. 2. Pöhler 15. 2. Ramms 15, 2. Dr. Reinhard 15. 2. Dr. Reischl 15. 2. Dr. Rieger (Köln) 15. 2. Ritzel 15.2. Ruf 16. 2. Sander 15. 2. Schoettle 15. 2. Dr. Schwörer 15.2. Seidl (München) 15. 2. Seither 11.3. Spitzmüller 15. 2. Dr. Stammberger 28.2. Steinhoff 15. 2. Dr. Steinmetz 15. 2. Stingl 15. 2. Dr. Stoltenberg 15. 2. Strauß 18. 3. Strohmayr 15. 2. Dr. Tamblé 15. 2. Urban 15. 2. Frau Vietje 15. 2. Dr. Wahl 28. 2. Weber (Georgenau) 15.2. Wellmann 15.2. Werner 24. 2. Wittmer-Eigenbrodt 30. 4. Dr. Wuermeling 1. 3. Wullenhaupt 19.2. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments 2804 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. Februar 1963 Anlage 2 Umdruck 187 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur weiteren Aufbesserung von Leistungen aus Renten- und Pensionsversicherungen sowie aus Kapitalzwangsversicherungen (Drucksachen IV/810, IV/922, zu IV/922). 1. In § 4 Abs. 1 werden die Worte „30 vom Hundert" durch die Worte „45 vom Hundert" ersetzt. 2. § 4 Abs. 1 a erhält nachstehende neue Fassung: „(1 a) Aus den in § 5 des saarländischen Gesetzes Nr. 669 bezeichneten Versicherungsverträgen schuldet der Versicherer den Anspruchsberechtigten mit Wirkung vom 1. Januar 1963 zuzüglich zu der in § 6 des saarländischen Gesetzes Nr. 669 bestimmten zusätzlichen Versicherungssumme eine weitere zusätzliche Versicherungssumme in Höhe der sich nach § 6 Abs. 1 Satz 1 des saarländischen Gesetzes Nr. 669 ergebenden zusätzlichen Versicherungssumme. § 6 Abs. 1 Satz 2 und 3 des saarländischen Gesetzes Nr. 669 gilt entsprechend." Bonn, den 14. Februar 1963 Schmücker und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Georg Kurlbaum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als die sozialdemokratische Bundestagsfraktion im Juni vorigen Jahres ihre Große Anfrage einbrachte, ließ sie sich von dem Gedanken leiten, daß die Umsatzsteuer-Systemreform unbedingt eines neuen Impulses bedürfe. Wir waren der Meinung, daß die Frage des Systemwechsels entscheidungsreif geworden war, weil, seitdem die sozialdemokratische Bundestagsfraktion im Jahre 1956 durch ihren Antrag auf Drucksache 2234 diese Grundsatzfrage im Bundestag aufgeworfen hatte, schon sieben Jahre vergangen waren. Wir waren auch der Meinung, daß diese Frage entscheidungsreif geworden war, nachdem meine Fraktion gelegentlich der Konzentrationsdebatte im Oktober 1959 die Bundesregierung durch ihren Antrag auf Drucksache 1279 aufgefordert hatte, eine Gesetzesvorlage für eine konzentrationsneutrale Umsatzsteuer vorzulegen. Bei dieser sogenannten KonzentrationsDebatte hatte bemerkenswerterweise der Herr Bundeswirtschaftsminister zugesagt, daß die Bundesregierung nach der Jahreswende — also nach der Jahreswende 1959/60 — so rechtzeitig einen gesetzgeberischen Vorschlag für eine wettbewerbsneutrale Umsatzsteuerreform vorlegen würde, daß die gesetzgeberischen Arbeiten noch in der dritten Legislaturperiode durchgeführt werden könnten. Wir wissen alle, daß die Bundesregierung diese Zusage des Herrn Bundeswirtschaftsministers nicht gehalten hat und daß bis heute eine solche gesetzgeberische Vorlage der Bundesregierung nicht zustande gekommen ist.
    Seit Jahren sind von seiten der Wissenschaft und auch von seiten der Praxis immer wieder ernste Hinweise dafür gegeben worden, daß der Weiterbestand gerade kleinerer und mittlerer selbständiger Unternehmen auch durch das geltende Umsatzsteuerrecht in Frage gestellt ist. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hatte schon gelegentlich der Konzentrations-Debatte davor gewarnt, mit gesetzgeberischen Maßnahmen zum Schutz der kleineren und mittleren Unternehmungen zu warten, bis die Ergebnisse der sogenannten KonzentrationsEnquete vorliegen würden. Auf unsere Warnungen ist leider nicht gehört worden. Heute wissen wir, daß wir auf die Ergebnisse der KonzentrationsEnquete noch bis in das Jahr 1964 hinein werden warten müssen. Wir wissen daher heute, daß seit 1959 fünf wertvolle Jahre dann für gesetzgeberische Maßnahmen verlorengegangen sein werden.
    Schließlich hat sich seit der Währungsreform im Zusammenhang mit den Zollsenkungen im Rahmen der EWG herausgestellt, daß wichtige Wirtschaftszweige in der Bundesrepublik in eine gefährliche Lage gekommen sind. Wer gestern in den zuständigen Ausschüssen die Beratung über die Erhöhung der Umsatzausgleichsteuer miterleben konnte, dem ist klar geworden, wie problematisch und wie unbefriedigend alle die Versuche bleiben müssen, im Rahmen unseres geltenden mangelhaften Umsatzsteuerrechts diese Wettbewerbsverzerrungen auch nur zu mildern. Trotzdem sind seit der Einbringung



    Kurlbaum
    der Großen Anfrage der SPD weitere siebeneinhalb Monate, ungenutzt von der Bundesregierung, vergangen. Wenn man die Sommerpause, die das Bundesfinanzministerium ja zur Vorbereitung der Antwort hätte benutzen können, in Abzug bringt, sind immerhin seit der Wiederaufnahme der Arbeit des Parltments viereinhalb Monate bis zum heutigen Tage vergangen, an dem es nunmehr möglich sein wird, die Ansichten der Bundesregierung zu diesem vordringlichen Problem zu hören.
    Inzwischen haben im Oktober und November des vergangenen Jahres eine Gruppe der CDU und die SPD-Fraktion im ganzen Gesetzentwürfe eingebracht, um die gesetzgeberischen Arbeiten an der Umsatzsteuerreform unabhängig von einer nicht mehr erwarteten Initiative der Bundesregierung in Gang zu bringen.
    Nun haben wir in den letzten Tagen — gestern und vorgestern — in den Zeitungen gelesen, daß nunmehr die Bundesregierung und die CDU/CSU-Fraktion im ganzen auch einen Entschluß gefaßt haben. Er kommt leider außerordentlich spät. Immerhin begrüßen wir es, daß ein solcher Entschluß zustande gekommen ist. Es wäre schön gewesen, wenn dieser Entschluß früher gefaßt worden wäre. Trotzdem stellen wir mit Genugtuung fest, daß nun immerhin ein Entschluß auf der Linie zustande gekommen ist, die wir seit Jahren vertreten haben.
    Ich glaube nicht, daß es sehr viel Zweck hat, heute im Plenum technische Einzelheiten einer zukünftigen gesetzlichen Regelung zu diskutieren. Das wird Aufgabe der Ausschüsse sein. Es kommt jetzt entscheidend darauf an, daß nunmehr, nachdem die Bundesregierung und die CDU/CSU-Fraktion eine Minute vor zwölf noch einen Entschluß gefaßt haben, die Beratungen in den Ausschüssen so schnell wie möglich in Angriff genommen werden. Die uns vorliegenden technischen Probleme — das wissen wir alle, die wir uns mit diesen Fragen beschäftigt haben — werden schwierig sein und eine lange Beratung erfordern.
    Durch den kurzfristig vor dieser Debatte gefaßten Entschluß der Bundesregierung sind nun allerdings die Hauptfragen unserer Großen Anfrage beantwortet worden. Da die Bundesregierung sich eindeutig — und wir werden das heute hoffentlich bestätigt bekommen — zu einem Mehrwertsteuersystem bekannt hat, sind die Fragen in unserer Großen Anfrage nach dem von der Bundesregierung vertretenen System und nach den Grundsatzforderungen, die durch die Systemreform verwirklicht werden sollen, im wesentlichen beantwortet.
    Es ist auch unsere Frage beantwortet, welchen Standpunkt die Bundesregierung in den vor ihr stehenden Verhandlungen im Ministerrat der EWG und in der Konferenz der EWG-Finanzminister vertreten wird. Es kann ja nach den Erklärungen der Bundesregierung nunmehr ausschließlich das System einer Mehrwertsteuer sein.
    Was aber auf Grund der jüngsten Erklärungen der Bundesregierung, wie sie uns durch die Presse bekannt geworden sind, noch nicht eindeutig geklärt ist, ist die Frage der notwendigen statistischen
    Unterlagen für die Systemreform. Wir sind auf diesem Gebiete besonders vorsichtig vorgegangen, weil in den Beratungen des Finanzausschusses gelegentlich der Behandlung des Gesetzes über die Umsatzsteuerstatistik im vergangenen Jahre von den Vertretern des Bundesfinanzministeriums ausdrücklich erklärt worden ist, daß auch auf Grund des neuen Gesetzentwurfes die statistischen Unterlagen für eine Umsatzsteuer-Systemreform noch nicht in ausreichendem Umfange vorhanden sein würden. Wir sind also sehr begierig, vom Bundesfinanzminister zu hören, inwieweit er dieses Problem lösen will und inwieweit das Bundesfinanzministerium kurzfristig die notwendigen Unterlagen herbeischaffen wird.
    Es ist selbstverständlich, daß wir unseren Vorschlag einer statistischen Steuererklärung dann fallenlassen werden, wenn man uns in den Ausschußberatungen davon überzeugen wird, daß eine solche statistische Erklärung nicht mehr notwendig ist. Selbstverständlich werden wir es begrüßen, wenn dieser zeitliche Umweg nicht notwendig ist und wir uns mit allen Kräften der Beratung der Systemreform unverzüglich werden widmen können.
    Noch auf eins möchte ich hinweisen. In unserem Steuergesetzentwurf, den wir im vierten Quartal des vergangenen Jahres eingereicht haben, haben wir uns für den Vorumsatzabzug entschieden, im Gegensatz zu der Gruppe der CDU, die dem Vorsteuerabzug den Vorzug gibt. Ich möchte hier ausdrücklich erklären, daß wir eine solche Frage für eine technische Frage halten

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    und nicht zu einer Grundsatzfrage machen werden. Wir werden unsere Entscheidungen davon abhängig machen, was die Verhandlungen und Beratungen in den Ausschüssen ergeben. Allerdings möchten wir immerhin zur Begründung unseres Standpunktes darauf hinweisen, daß sowohl der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanzministerium als nunmehr auch der Neumark-Ausschuß sich unter Berücksichtigung der tatsächlichen Verhältnisse dafür entschieden haben, dem Vorumsatzabzug den Vorzug zu geben. Aber, wie gesagt, das wird für uns keine Grundsatzfrage sein. Wir begrüßen es, daß auch der Gesetzentwurf der CDU-Gruppe vorliegt; denn zweifellos hat auch dieser Gesetzentwurf mit dazu beigetragen, die Angelegenheit in der Sache weiterzubringen.
    Lassen Sie mich zum Schluß noch eine allgemeine politische Bemerkung machen. Unsere politischen Gegner haben in der Vergangenheit immer wieder versucht, den Wert unserer Arbeit als Oppositionspartei hier im Bundestag in Frage zu stellen. Ich glaube, daß die SPD auch bei dieser Gelegenheit bewiesen hat, daß es ihr um die Sache und um die Verwirklichung der Steuergerechtigkeit auch in diesem Einzelfall geht, also um ein rein sachliches Problem. Sie hat dieses Problem schon seit Jahren erkannt und schon zu einer Zeit zäh verfolgt, als es noch bei anderen Fraktionen mindestens zum Teil und vor allen Dingen bei der Bundesregierung an einem wirklichen Verständnis für diese Fragen



    Kurlbaum
    gefehlt hat. Ich glaube, meine Fraktion hat bei dieser Gelegenheit auch wieder den eindeutigen Beweis erbracht, daß sie willens ist, eine konstruktive Opposition in diesem Hause zu betreiben.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Die Große Anfrage der Fraktion der FDP wird vom Abgeordneten Dr. Imle begründet. Er hat das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Imle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es scheint ein Wettlauf einzusetzen, wer sich die Federn an den Hut stecken kann, wenn wir hier zu einer Umsatzsteuerreform kommen, und da möchten wir natürlich in diesem Wettlauf nicht fehlen. Das ist klar.

    (Heiterkeit und Beifall in der Mitte. — Abg. Kurlbaum: Spät kommt ihr!)

    — Diese Ovationen nehme ich natürlich gerne entgegen.

    (Heiterkeit.)

    Ich darf darauf hinweisen, daß wir bereits in der letzten Legislaturperiode den Ihnen allen ja bekannten Entwurf Zierold-Pritsch beraten haben. Wir hatten ihn allerdings noch nicht im Parlament eingebracht, weil wir erst einmal sondieren wollten, wie die Dinge eigentlich liegen, da wir der Meinung sind, daß man sehr eingehende Prüfungen anstellen muß, wenn eine Umsatzsteuerreform vorgenommen werden soll. Wir wollten damals natürlich erst einmal die Wirtschaft dazu hören. Und siehe da, die großen Verbände der Wirtschaft usw., die befragt wurden, zeigten sich sehr zurückhaltend, d. h. man bekam kein Bild darüber, welche Stellung dazu bezogen wurde. Das war bei uns der Anlaß, diese Dinge zunächst einmal zurückzustellen.

    (Abg. Kurlbaum: Welche Wirtschaft haben Sie denn gefragt, die große oder die kleine?)

    — Also, ich weiß gar nicht, Herr Kurlbaum, welchen Konzern Sie damit meinen. D e n haben wir allerdings nicht gefragt, sondern wir haben die großen Verbände befragt, ob das der Bundesverband der Deutschen Industrie ist, ob das die Großhandelsverbände oder die Fachverbände oder die Verbände des Handwerks und des Einzelhandels sind. Sie können die Liste bei uns gern einsehen. Sie wird mindestens zwei Seiten umfassen; die werden nicht einmal ausreichen.
    Das Problem der Umsatzsteuer ist eigentlich erst aufgetaucht, seitdem sie 1951 das vierte Prozent bekommen hat. Damit traf die Erklärung von Popitz, des Schöpfers der Umsatzsteuer — der kumulativen Umsatzsteuer, wie wir sie haben —, nicht mehr zu, daß eine Umsatzsteuer des jetzigen Systems, wenn sie 2 % überschreitet, wettbewerbsverzerrend wirkt, also nicht mehr wettbewerbsneutral ist.
    Seit dieser Zeit haben schon alsbald die Bemühungen eingesetzt, die Umsatzsteuer durch eine Reform wettbewerbsneutral zu machen. Diese Bemühungen haben seitdem nicht aufgehört. Der Kollege Kurlbaum hat soeben schon auf den Vorschlag des Wissenschaftlichen Beirats aus dem Jahre 1953 hingewiesen. Ich darf noch anfügen, daß wir auch den Vorschlag von Professor Schmölders von 1953 haben. Dann hat sich 1954/55 Herr Zierold-Pritsch damit befaßt, der nachher den Entwurf fertiggestellt hat. Weiter haben Herr Ritschel, der frühere Kollege Dr. Eckhardt und ebenfalls Herr Dr. Becker und Herr Haller daran gearbeitet.
    Ich darf noch einmal kurz darauf hinweisen, warum das jetzige System eben nicht mehr wettbewerbsgerecht ist. Der erste Grund ist die Kumulativwirkung. Diese Umsatzsteuer hat dazu geführt, daß Wirtschaftsstufen übersprungen werden und damit im Endergebnis eine vertikale Konzentration gefördert wird. Der zweite Grund liegt in den erheblichen Mängeln beim grenzüberschreitenden Verkehr. Ich nehme an, der Herr Bundesfinanzminister wird nachher dazu noch eingehend sprechen. Wir kennen alle das Problem im Import und Export, z. B. zwischen Frankreich und uns; dort werden 20 bis 25 % zurückgewährt, während bei uns eine demgegenüber nur kleine Rückerstattung in Frage kommt.
    Die Dinge sind nun so vorangetrieben worden, weil sich auch die EWG-Kommission eingehend damit befaßt hat. Diejenigen, die es angeht, kennen ja auch die Richtlinien, die dazu ergangen sind. Es würde die anderen Kollegen sicherlich zu sehr strapazieren, wenn ich darauf hier jetzt noch einginge. Ich glaube, das sollte man dem zuständigen Ausschuß überlassen. — Herr Schulhoff, mit dem „strapazieren" waren jetzt nicht Sie gemeint.
    Was ist nun der Sinn unserer Anfrage, die wir damals gestellt haben? Wir wollen feststellen, welche Möglichkeiten im einzelnen bestehen und wie das ganze Problem auch mit Rücksicht auf die Harmonisierung in der EWG gelöst werden kann. Dem Vernehmen nach stellt sich die Bundesregierung auf den Standpunkt, daß wir nun wohl ein Mehrwertsteuersystem mit Vorsteuerabzug bekommen sollen.
    In den anderen Staaten, mit denen wir innerhalb der EWG in Verbindung stehen, auch außerhalb der EWG, in der EFTA, gibt es andere Systeme, die man hier auch einmal beleuchten sollte. Ich darf sie hier kurz erwähnen. In Norwegen gibt es eine Einzelhandelssteuer von 10%. In Italien wird sich diese Steuer kaum einführen lassen. Holland und Belgien besteuern den Einzelhandel überhaupt nicht. Eine zweite Art ist die Grossistensteuer, wie wir sie in England und in der Schweiz haben. Aber dazu ist eine Registrierpflicht erforderlich. Sie läßt sich in einem Land wie der Schweiz noch durchführen, wo eben kurz telefoniert wird; aber in der Bundesrepublik wird das nicht möglich sein. Dasselbe würde bei einer Produktionssteuer der Fall sein. Wir glauben, diese kann nicht zum Zuge kommen.
    Ein ganz besonderes Problem wird sicherlich die Besteuerung der Dienstleistungen sein. Ich denke insbesondere an die Dienstleistungen im Handwerk, aber auch im Verkehrsgewerbe. Man wird sich bei der Besteuerung des Verkehrsgewerbes sicherlich Gedanken darüber machen müssen, ob ein Fortfall der Beförderungsteuer angebracht ist oder nicht, ins-



    Dr. Imle
    besondere auch deswegen, weil es in den EWG-Staaten eine Beförderungsteuer nicht gibt.

    (Abg. Schulhoff: Sie sind zu schnell über das Handwerk hinweggegangen!)

    — Zum Handwerk wollte ich jetzt gerade etwas sagen.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Das ist fast so stark wie die Grüne Front!)

    — Die kommt auch noch, Herr Schmidt.
    Beim Handwerk also muß bei besonders wertschöpfenden Zweigen eine sorgfältige Prüfung erfolgen. Man hat da zunächst immer die Gold- und Silberschmiede angeführt. Aber die neuesten Berechnungen führen dazu, daß sie gar nicht dazugehören, weil sie alle auch Handel treiben und bei einer Wertschöpfung von etwa 40 % liegen. Bei einer Wertschöpfung von 40 % ist aber die gleiche Belastung wie heute gegeben.

    (Abg. Schulhoff: Wertschöpfung 80 %, 90 %!)

    — Beim Friseur, Herr Schulhoff! Aber Sie können das Umsatzsteuerrecht doch nicht nach dem Friseur ausrichten!

    (Abg. Schulhoff: Ich wollte Sie nur berichtigen!)

    — Das war ein Zwischenruf, aber keine Berichtigung.
    Beim Baugewerbe haben wir das gleiche Problem. Die Wertschöpfung im Baugewerbe liegt bei 60 %. In Frankreich hat man sich damit geholfen, daß man nur 60 % der Wertschöpfung zugrunde gelegt hat und so ungefähr zu der gleichen Belastung gekommen ist.
    Aber die Dienstleistungen spielen auch noch bei anderen Berufen eine Rolle. Ich erinnere an die Handelsvertreter und an die freien Berufe.
    Damit kommen wir zu dem Problem, wie es mit den Befreiungen und den Ermäßigungen steht, die unser ganzes Umsatzsteuerrecht heute so außerordentlich kompliziert gemacht haben. Die Experten sind sich wohl alle darüber einig, daß das neue System, das wir haben wollen und wohl auch bekommen werden, nur dann richtig funktioniert, wenn es, wie es so schön heißt, lupenrein oder chemisch rein ist, d. h. möglichst wenig Ausnahmen enthält. Ich glaube nicht, daß es zu 100 % rein sein wird, weil wahrscheinlich doch irgendwo Ausnahmen gemacht werden müssen; denn sonst kommen die Dinge irgendwie ins Fließen, und wir übersehen das nicht.
    Im Zusammenhang mit den Ausnahmen wird die Landwirtschaft ein besonderes Problem darstellen. Aber ich habe den Eindruck, die Landwirtschaft selber hat sich noch zuwenig mit dem Problem befaßt, um eine eigene klare Aussage hierzu machen zu können. Man hat z. B. vergessen, daß sie die bezahlte Umsatzsteuer bei den von ihr bezogenen Betriebsmitteln — z. B. Mähdrescher oder sonstige Maschinen — später wieder absetzen kann. Wir werden da genaue Überlegungen anstellen und Prüfungen vornehmen. Wir wissen, daß das ein heißes Eisen ist, aber das Problem muß geklärt werden.
    Ein besonderes Problem bildet die Höhe des Steuersatzes. Nach den letzten Erklärungen operiert man immer mit dem Satz von 10 %. Es wäre eine sehr glückliche Lösung, wenn wir dazu kämen, weil das Rechnen damit sehr einfach wäre: man streicht einfach eine Stelle ab.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Eine gefährliche Propaganda! Ich bin für 8 % — Heiterkeit bei der SPD.)

    — Aber Herr Schmidt, ich bin an sich für null, wenn wir es so sagen wollen.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Nein, ich bin für ausreichende Staatseinnahmen, aber nicht mehr!)

    — Völlig einig! Aber wir werden nach den jetzigen Berechnungen nur dann auf 8 % kommen, wenn wir keine Befreiungen zulassen.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Natürlich! Das ist der Sinn der Sache!)

    Das ist die Voraussetzung. Bei 8% gibt es aber Schwierigkeiten in den Berechnungen, und genau dasselbe tritt ein, wenn Sie über 10 % hinausgehen. Ich wollte damit nur sagen, daß insofern eine Erleichterung bei der Verwaltung und auch bei den Betrieben eintreten würde.
    Besondere Aufmerksamkeit werden wir auch den Investitionen widmen müssen. Hier ist die Frage, ob wir einen sofortigen Abzug oder nur einen Abzug pro rata zulassen sollten, da sich sonst irgendwelche Liquiditätsschwierigkeiten ergeben könnten.

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Ich wundere mich, Sie hatten soviel Zweifel in Ihrer Anfrage; jetzt sind Sie bei der Begründung und Propagierung! — Zuruf von der SPD: Das wußten sie 'damals noch nicht!)

    — Nein, das wissen wir wohl. Ich stelle das heraus, weil ich annehme, daß der Herr Bundesfinanzminister etwas dazu sagen wird, und weil wir darüber etwas hören wollen.
    Eine weitere Frage ist, wie sich die Mehrwertsteuer auf den Großhandel auswirkt. Sie wissen, daß gerade von dieser Branche erhebliche Bedenken geltend gemacht worden sind.
    Es muß aber auch verhindert werden, daß bei der Einführung der Mehrwertsteuer ein Druck auf die Preisgestaltung ausgeübt wird. Wir werden uns sehr eingehend damit befassen müssen, damit hier keine Schwierigkeiten innerhalb der Wirtschaft entstehen. Ich kann auch hierzu nur feststellen, daß sich alle Fraktionen dieses Hauses darüber einig sind, daß das Problem so schnell wie möglich geklärt werden muß. Gut Ding will eben Weile haben. Wir hoffen auch auf eine recht baldige Einbringung des Entwurfs. Ich würde es sogar begrüßen, wenn uns der Herr Bundesfinanzminister einen ganz bestimm-



    Dr. Imle
    ten Termin angeben könnte, damit die Arbeit im Finanzausschuß zusammen mit den anderen vorliegenden Entwürfen begonnen werden kann. Wir hoffen, daß uns die heutige Antwort der Bundesregierung diese Arbeit in erfreulichem Umfang erleichtern wird.

    (Beifall bei der FDP.)